INFO 04/2014

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STURMERFAHREN Liebe Leserin, lieber Leser

Nr. 4 | 2014

Erfolgreiche Petitionen Fastenopfer hat Erfolg mit den beiden Petitionen an die SBB und «Recht ohne Grenzen». Seite 2 Südafrika: Enthüllung im Niemandsland Die Verantwortlichen würden das Minenunglück gerne vergessen. Nicht so die Familien der Opfer. Seite 7 Drei Schritte zum Geschenk Bienen, Baum, Ausbildung – Für Weihnachten hält Fastenopfer ganz spezielle Geschenke bereit. Seite 8

Im Gegensatz zu vielen anderen Fischern auf den Philippinen fuhren diejenigen aus Bugko bereits wenige Tage nach dem Taifun Haiyan im November 2013 wieder aufs Meer hinaus. Sie hatten kaum Schäden zu verzeichnen – vor allem nicht an ihren Booten. So konnten sie rasch nach der Katastrophe einen Teil ihrer Nahrung selbst besorgen. Dies war nur möglich, weil sie auf den Sturm gut vorbereitet waren. Das ist der Verdienst des Disaster Risk Reduction, kurz DRR. Mit diesem Ansatz, Vorsorge für Notsituationen zu betreiben, gelingt es Fastenopfer, dass ganze Dörfer besser auf Katastrophen vorbereitet sind. Die Idee ist bestechend: Nun sollen alle unsere Partner auf den Philippinen diesen Ansatz übernehmen. Denn wegen des Klimawandels nehmen die Taifune zu. Wie Disaster Risk Reduction funktioniert, lesen Sie in der Reportage über den sturmerfahrenen Pepito de Leon im InfoPlus. Damit Fastenopfer sinnvolle Ideen wie das DRR auf den Philippinen verbreiten kann, sind wir auf Ihre grosszügige Unterstützung angewiesen. Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre Spende. Herzlich

Patrick Renz, Direktor Fastenopfer PS in eigener Sache: Im Februar werden Sie von Fastenopfer ein neues Magazin erhalten, das wir mit Brot für alle herausgeben. Wir freuen uns, Ihnen spannende Geschichten und Informationen über unseren Einsatz für Gerechtigkeit in neuer Form zu präsentieren.


Südsicht

Nach dem Tod von Ex-Diktator Jean Claude Duvalier stellen sich nicht nur Fragen zu seiner Anwesenheit in Haiti oder zum gegen ihn hängigen Prozess. Im Raum steht auch die Frage, wie ein Land seine Vergangenheit bewältigt. Wie werden Opfer von Menschenrechtsverletzungen behandelt? Toleriert das Land weiterhin Straflosigkeit und Korruption? Und schliesslich: Welche Werte wollen wir künftigen Generationen vermitteln? Als Duvalier am 7. Februar 1987 seine Macht niederlegte, war das Scheitern des Rechtsstaates nicht beendet. Wir können nicht vergessen, weder die Brutalität des Militärregimes, die auf Duvalier folgte, noch die ersten abgebrochenen Wahlen 1987, noch die Exzesse des Regimes von Präsident Aristide oder die Weigerung der Präsidenten Préval und Martelly, die Verfassung in ihrer Gesamtheit anzuwenden. Der Kampf gegen Straflosigkeit und Korruption ist entscheidend: Die Verantwortlichen müssen für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger soll besser organisiert und gestärkt werden. Die Justiz muss unabhängig sein, nahe bei den Leuten. Sie muss als Dienstleistung empfunden werden, welche Konflikte löst und mindert. Der Kampf gegen Armut erfordert soziale Gerechtigkeit. Auch die Politik braucht starke politische Parteien, die jeder diktatorischen Neigung widerstehen. Pater Jan Hanssens, Justice et Paix, Haiti

SBB FÜR FAIRERE EINKÄUFE Erfolg für die Petition der Ökumenischen Kampagne 2014: Zwar tritt die SBB nicht der Fair Wear Foundation bei, doch sie anerkennt deren strengen Anforderungen und will beim Einkauf von Textilien noch stärker auf Arbeitsbedingungen und soziale Kriterien achten.

Sympathisches Bahnpersonal in fair hergestellter Betriebskleidung: Das Ziel der von 18 000 Personen unterstützten Petition von Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein rückt einen Schritt näher. «Künftig können sich auch die Mitglieder der Fair Wear Foundation FWF bei Ausschreibungen der SBB für den Einkauf von Betriebskleidungen beteiligen – ohne dass sie der Zertifizierungsstelle und Überprüfungsinitiative BSCI beitreten oder von dieser geprüft werden müssen», erläutert Erica van Doorn, Direktorin der FWF: «Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.» BSCI (Business Social Compliance Initiative) wird von Modemarken und Grosseinkäufern von Textilien getragen. Auch die SBB ist Mitglied. Sie verpflichten sich, bei ihren Lieferanten Mindeststandards bei den Arbeitsbedingungen und Löhnen einzufordern. Es erfolgt aber keine unabhängige Kontrolle. Die FWF setzt strengere Anforderungen. In die Kontrollverfahren bezieht sie Unternehmen, Belegschaft und Gewerkschaften gleichermassen ein. Für die drei Werke gewährleistet dieser Ansatz viel besser, dass bei den Lieferanten und ihren Fabriken soziale Standards in der Produktion wirklich eingehalten werden.

SBB lassen Petitionäre nicht im Regen stehen: Patrick Renz von Fastenopfer (r.) und Miges Baumann von Brot für alle bei der Übergabe.

Mehr Gewicht für soziale und ökologische Standards Seitens der SBB sicherte Jacqueline Klaiss Brons, Bereichsleiterin Beschaffungswesen, zudem zu, dass die Bahn bei den Beschaffungsverfahren weiterhin anstrebe, Best Practice zu berücksichtigen, also bei den Anbietern mit den besten Standards einzukaufen. Die SBB wolle innerhalb von BSCI dafür sorgen, dass die Kontrollen und die Qualität der Überprüfungen besser würden. Fastenopfer setzt sich dafür ein, dass in der öffentlichen Beschaffung neben den wirtschaftlichen auch soziale und ökologische Standards berücksichtigt und diese unabhängig kontrolliert werden.

ROG: BERNER DOPPEL In der Wintersession werden in Bern als Nachgang zur Petition Recht ohne Grenzen (RoG) zwei Geschäfte behandelt werden.

Im September hat die Aussenpolitische Kommission des Nationalrats eine Motion überwiesen, die eine Sorgfaltsprüfung für Unternehmen bezüglich Menschenrechten und Umwelt verlangt. Zweifellos der bisher grösste Erfolg für die Petition «Recht ohne Grenzen», die 2012 mit Unterstützung von Fastenopfer eingereicht wurde. Bis eine Sorg-

faltsprüfungspflicht im Gesetz steht, fehlen aber noch einige Schritte. Zudem entscheidet der Ständerat über ein Postulat, welches einen Bericht über die Wiedergutmachungs-Mechanismen für Betroffene von Menschenrechtsverletzungen von Unternehmen fordert. Mit diesem Entscheid ist es gelungen, auch den zweiten Teil der Petition Recht ohne Grenzen zum Thema zu machen. Daniel Hostettler, Entwicklungspolitik

fastenopfer info 4|2014


PHILIPPINEN Am 8. November 2013 hinterliess der stärkste Wirbelsturm in der Geschichte der Philippinen 6000 Tote und 4 Millionen Obdachlose. In Mondragon, im Norden der Insel Samar, aber waren die Menschen auf diesen Tag vorbereitet. Cerd, eine Partnerorganisation von Fastenopfer, hatte ihnen gezeigt, wie sie sich vor solchen Stürmen schützen können. Als Folge des Klimawandels werden diese weiter zunehmen.


«Wir begegnen der Katastrophe gemeinsam»; Pepito de Leon (mit roter Kappe) hilft mit, eines der Boote in Sicherheit zu bringen.

WIE PEPITO DE LEON LERNTE, MIT WIRBELSTÜRMEN ZU LEBEN Für Pepito de Leon ist das Meer das Leben. «Ich war vielleicht zehn, also ich begann, meinen Vater beim Fischfang zu begleiten.» Heute ist de Leon 52. Mit seiner Frau Clarita und den drei Kindern lebt er in Bugko, einem Dorf in der Gemeinde Mondragon. Sein ältester Sohn Bernardo (29) ist ebenfalls Fischer und wohnt mit seiner Familie in der Nähe der Eltern. Pepito de Leon hat Glück: Der pazifische Ozean ist berühmt für seine reichen Fischgründe. Wenn man mutig genug ist, sich den hohen Wellen zu stellen. Doch leider treten hier auch regelmässig tropische Wirbelstürme auf. Weil jedes Jahr sechs bis neun Taifune über die Philippinen fegen, hat

er schon viele erlebt. Er erinnert sich, wie der Taifun Nida 2009 mit 175 Stundenkilometern und viel Regen das Haus seiner Familie zerstörte. Wie die meisten Bewohner der Region hatte sich Pepito de Leon daran gewöhnt: «Wir waren jeweils nicht wirklich vorbereitet. Wir hofften einfach immer das Beste. Das Risiko war immer da. Und die Verluste auch.» Willkommene Ausbildung 2002 wurde Cerd in Mondragon aktiv. Mit Unterstützung von Fastenopfer hilft Cerd Fischergemeinden, sich zu organisieren, damit sie ihre Fischgründe nachhaltig nutzen und langfristig


«Das Risiko war immer da. Und die Verluste auch»; Die Evakuation einer Verletzten wird geübt.

Leben mit den Folgen des Klimawandels; Pepito und Clarita de Leon in ihrem Haus in der Nähe des Meers.

davon leben können. Die Bugko Fish Folks Association (BFFA) und die Bugko Women’s Association (BWA) wurden gegründet. De Leon wurde Präsident der BFFA, Clarita trat der BWA bei – und damit veränderte sich ihr Leben grundlegend. Cerd gründet seine Arbeit auf Ausbildung. In mehreren Kursen lernten die Menschen, sich auf die häufig auftretenden Stürme vorzubereiten. Das ganze Dorf lernte, wie man sich besser schützen kann. «Früher haben wir uns bloss um unsere Familie gekümmert, wenn sich ein Taifun ankündigte», erinnert sich de Leon. «Heute sind wir als Gemeinde gut organisiert. Wir helfen einander und begegnen der Katastrophe gemeinsam.» Sich auf das Schlimmste vorbereiten Während der Taifunzeit beachten heute alle die Nachrichten von Radio und Fernsehen. Auch der kleine Schwarz-Weiss-Fernseher der Familie de Leon, der nur einen Sender empfängt, erweist einen wichtigen Dienst. Wenn eine Sturmwarnung für ihre Region ausgesprochen wird, rufen die Vereinsmitglieder die ganze Bevölkerung dazu

auf, sich ins Evakuationszentrum zu begeben. «Einzelne Personen müssen wir richtig zwingen, ihr Haus zu verlassen», sagt de Leon. Clarita bereitet dann jeweils in verschliessbaren Plastikeimern Kleider für die ganze Familie vor, zusammen mit den Geburts- und Taufurkunden. Sie legt auch einen Nahrungsmittelvorrat an: Reis, Salz, Kaffee, Zucker, getrockneten Fisch oder Sardinen sowie Pfannen und Besteck. «Es braucht nicht viel», sagt sie: «Erfahrungsgemäss dauert ein Taifun nicht lange.» Pepito de Leon holt inzwischen mit seinen Fischerkollegen die Boote aus dem Wasser. Gemeinsam binden sie diese in sicherem Abstand vom Meer an soliden Häusern fest. Auch die Blechdächer werden mit Seilen befestigt. Elektrische Geräte packt er in Plastiksäcke und versteckt diese sicher im Haus. Denn vor Taifunen treiben immer auch Plünderer ihr Unwesen. Gute Vorbereitung ist entscheidend Die Mitglieder des Vereins haben eine Gefahrenkarte angelegt, welche die Probleme ihrer Region

Bilanz der Nothilfe Vom Taifun Haiyan waren auf den Philippinen drei Partnerorganisationen des Fastenopfers betroffen: Pina, Cerd und die Franziskanerinnen (FSPIF). Fastenopfer reagierte schnell. Das Ziel der Nothilfe: Möglichst rasch die Menschen in den Projektgebieten mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Bereits vier Tage nach der Katastrophe verteilten die Partnerorganisationen erste Nahrungsmittel. Weil ganze Felder zerstört waren, mussten diese Lieferungen in den Folgewochen mancherorts bis zu zweimal wiederholt werden. Pina war zudem früh schon in der Lage, Saatgut und Setzlinge an die Bauernfamilien zu verteilen. Zudem erhielten viele Familien Baumaterial, um die Häuser zu reparieren oder wieder aufzubauen. Und die Franziskanerinnen haben die

Opfer zusätzlich fachkundig psychologisch und seelsorgerisch betreut. Insgesamt hat Fastenopfer mit seiner Hilfe 2227 Familien erreicht. Kosten: 140 000 Franken. Im Januar war das Nothilfeprogramm beendet – zwei Monate nach dem Taifun. «Unsere Projektpartner haben all ihre Ziele erreicht. Sie haben gut geplant und sich nicht übernommen», sagt Helena Jeppesen, bei Fastenopfer verantwortlich für das PhilippinenProgramm. Dennoch fällt ihre Bilanz zwiespältig aus: «Haiyan hat die Entwicklungszusammenarbeit in den Philippinen verändert! Die Nothilfe und die Nacharbeiten haben viele Fachkräfte aus laufenden Projekten der Entwicklungszusammenarbeit abgezogen.» Betroffen sind auch Partnerorganisationen des Fastenopfers.


aufzeigt. Erstellt haben sie diese auf Basis einer Liste möglicher Schadenfälle. Die sicheren Bereiche sind in der Karte blau eingefärbt, die gefährlichen Bereiche rot. Danach legten sie zusammen mit den Gemeindebehörden ein Evakuationszentrum fest. Es ist ein grosses Betongebäude mit Blechdach, das normalerweise dazu dient, den Reis zu trocknen, bevor er gemahlen wird. Bis zu 500 Personen können darin unterkommen. Es gibt bei der Halle eine Wasserpumpe und zwei Toiletten. «Das ist nicht viel, aber immerhin etwas», sagt Pepito de Leon. Bevor sie als Evakuationsort definiert wurde, wussten die Dorfbewohner nie genau, wohin sie sich im Katastrophenfall am besten zurückziehen sollten. Jetzt kennen alle ihren Rückzugort. Am Tag vor dem Auftreffen des Taifuns Haiyan auf Mondragon schickte Pepito de Leon seine Frau und die Schwiegertochter mit ihren vier Kindern ins Evakuationszentrum. Er und sein Sohn blieben so lange wie möglich in ihren Häusern, um sie vor Plünderern zu schützen. Der Sturm dauerte mehrere Stunden. Dass die Fischerfamilien nun gut vorbereitet sind, hat sich bereits ausgezahlt: Das Wichtigste war,

ken: ende bewir p S r re Ih it Was Sie m nachhaltige n helfen eine e k n ra F 0 5 Beispiel – Schon bauen – zum u fz u a ft a ch rten. Landwirts ter Gemüseso en st si re u a b Kurse mit dem An öglichen Sie m er n e k n Fra nftige Ge– Mit 100 damit auch kü – tz u ch ss re können. für Mee hfang leben sc Fi m vo en die Menneration fördern Sie n e k n ra F l das – Mit 150 n Sie sowoh fe el h ei b a D schenrechte. igen als auch ng zu verteid ru h a N f u a t halten. Rech zu Land zu er g n a g u Z t h das Rec

Wichtige Vorarbeit für rasche Nothilfe; Vereinsmitglieder trainieren, wie sie nach dem Sturm von Haus zu Haus gehen, um Schäden aufzunehmen.

dass die Menschen in Mondragon keine Toten zu beklagen hatten. Nach dem Sturm ist vor dem Sturm Der materielle Schaden hingegen war auch in Mondragon hoch. Pepito de Leon und die andern Vereinsmitglieder verbrachten die nächsten Tage damit, von Haus zu Haus zu gehen und die Schäden und die Bedürfnisse der Bevölkerung nach dem Sturm aufzunehmen. Das ist eine gute Vorbereitung auf die Nothilfe, die jeweils erst nach einigen Tagen in den betroffenen Dörfern eintrifft: Dann steht schon fest, wie viele Häuser repariert und wieder aufgebaut werden müssen. Nach einem Sturm wird das Leben für die Fischer hart. Die Preise für Fisch sinken bis auf die Hälfte und weniger, da sie nicht transportiert werden können. Dafür steigen die Preise für das Benzin der Schiffsmotoren. Zum Glück kam die Hilfe diesmal rasch: Nach einer Woche brachte Cerd die ersten Nothilfepakete von Fastenopfer in die Dörfer. Weitere Pakete mit Lebensmitteln und Baumaterialien kamen in der ersten Dezemberwoche und am Weihnachtstag. «Die Nothilfe kam gerade rechtzeitig, so dass wir keinen Hunger leiden mussten», sagt de Leon. Der Verein hatte die Verteilung von Paketen und Baumaterial organisiert. Die Leute halfen einander bei den Reparaturen. Das Leben geht weiter. Das Dorf ist im Wiederaufbau begriffen. Weil sich die Bevölkerung auf das Schlimmste vorbereitet hatte, verlor niemand sein Leben. «Wir sind dabei, die Arbeitsmethode von Cerd mit der Desaster Risk Reduction nun auch in andern Projektregionen zu verbreiten», sagt Helena Jeppesen, verantwortlich für das Programm Philippinen bei Fastenopfer. «Wichtig ist aber auch die Zusammenarbeit unserer Partnerorganisationen mit den Behörden. Haiyan hat gezeigt: Die Bevölkerung braucht immer auch die Unterstützung ihrer Behörde, um sich wirksam vor solchen Katastrophen schützen zu können. Dabei unterstützen wir sie konkret.» Bob Timonera

Stichwort: Philippinen Zwar bleiben Korruption und Menschenrechtsverletzungen ein grosses Problem auf den Philippinen, immerhin werden sie nun etwas konsequenter geahndet als in den vergangenen Jahren. Die Lebensbedingungen der ärmsten Bevölkerung bleiben prekär. So gefährden die Auswirkungen des Klimawandels, Bergbaufirmen, illegales Abholzen und Landgrabbing die Lebensgrundlagen der ländlichen Bevölkerung. Einsatz für Menschenrechte Das Ziel der Programmarbeit von Fastenopfer auf den Philippinen ist, die Ernährungssituation zu verbessern. Die Partnerorganisationen setzen auf eine nachhaltige Landwirtschaft, den diversifizierten Anbau von Reis, Gemüse und Früchten sowie die sorgfältige Nutzung der Küsten. Sie unterstützen einkommensfördernde Tätigkeiten. Die Menschen werden über den Klimawandel informiert und ergreifen Massnahmen gegen die Auswirkungen. Unter anderem entwickeln sie angepasstes Saatgut. Ein zunehmendes Problem sind Unternehmen, die sich grosse Gebiete für industrielle Landwirtschaft, Freihandelszonen oder den Abbau von Rohstoffen sichern. Regierung und Behörden handeln in ihrem eigenen Interesse. Die lokale Bevölkerung wird nicht gefragt und weiss nicht, wie sie sich gegen den Verlust ihrer Häuser und Felder wehren kann. Daher unterstützt Fastenopfer von Vertreibung bedrohte Menschen mit Lobbyarbeit. Unterstützen Sie die Menschen auf den Philippinen und spenden Sie auf PC 60-19191-7, Vermerk Philippinen

Alpenquai 4, Postfach 2856, 6002 Luzern Telefon 041 227 59 59, Fax 041 227 59 10 mail@fastenopfer.ch www.fastenopfer.ch Postkonto 60-19191-7

November 2014

«Es braucht nicht viel, um gut vorbereit zu sein»; Clarita de Leon verpackt Urkunden und ein paar Kleider für den Notfall.


ENTHÜLLUNG IM NIEMANDSLAND Fastenopfer gibt denjenigen eine Stimme, die auf der Strecke bleiben – auch in Südafrika. Wie den Familien der Opfer eines Grubenunglücks, das die Verantwortlichen am liebsten längst vergessen hätten.

Lebensfeindlich ist sie, die Gegend von Kleinsee in der Provinz Nordkap. Hier überleben nur die widerstandfähigsten Pflanzen und Tiere. Die Wüste wird nur von den Resten einer verlassenen Mine unterbrochen. Hier steht ein Gedenkstein, von einem lila Tuch bedeckt. Auf dem Gelände der verlassenen Diamantmine Bontekoe, wo 2012 bei einem Unglück zehn Männer starben, gibt es nichts ausser Sand. Das Unternehmen hat den Unglücksort zugeschüttet, bevor eine Untersuchung eingeleitet werden konnte. Jetzt verhindert Nebel, dass die Sonne ihr Licht auf den Ort wirft. Die verunglückten Männer waren auf der Suche nach Diamanten, nach der Schliessung der Mine. Es war ein verzweifelter Versuch, für ihre Familien zu sorgen. Es bleibt unklar, ob die Regierung eine Untersuchung durchgeführt hat, wie dies das Gesetz vorschreibt. Ein Ergebnis wurde jedenfalls nie veröffentlicht. Vielmehr wurden die Männer beschuldigt: Sie hätten nichts in der verlassenen Mine zu suchen gehabt. Es gibt keinen Protest gegen das Unternehmen, welches den Boden eines Dorfes zerstört hat und mit

Die Zahl

11‘000 Nach dem Taifun Haiyan, der vor einem Jahr über die Philippinen zog, haben die Partnerorganisationen von Fastenopfer mit ihrer Nothilfe 2227 Familien oder rund 11 000 Menschen erreicht. Sie hatten zuerst Nothilfepakete mit Lebensmitteln, Geschirr und anderen überlebenswichtigen Gegenständen erhalten. Später kamen Baumaterial für Hausreperaraturen und Saatgut für das Bestellen der Felder hinzu. fastenopfer.ch/philippinen

seinem Gewinn nichts zur Entwicklung der Gemeinde beitrug. Während einer bewegenden Zeremonie zur Enthüllung des Gedenksteins zeigen die Rednerinnen und Redner auf, wie der Verlust der Männer die Gemeinde bedrückt, aber auch weshalb dieser Unfall nicht umsonst war. Nach dem Unglück entstand eine Solidaritätskampagne für Gerechtigkeit im Bergbau. Ein Netzwerk von fünf Partnerorganisationen des Fastenopfers unterstützt die Angehörigen der Opfer. Seit März 2013 verlangt die Kampagne mit einer

Eingabe von der Regierung eine korrekte Untersuchung des Unfalls und dass der Staat «seine Verantwortung zur Sanierung von aufgelösten Minen ernst nimmt». Ziel ist, dass am Ende Familien das Land wieder bewirtschaften können. Der Zeremonie wohnen nur Angehörige der Opfer, Mitarbeitende der Fastenopfer-Partner und ein Vertreter der Gemeinde bei. Einige der Anwesenden sagen mir später, wie sehr sie meine Anwesenheit geschätzt hätten – als Zeichen der Solidarität. Ich bin gerührt und fühle mich geehrt, eine Organisation zu vertreten, die in einer Welt des Profits den Unterdrückten beisteht. Daniela Gennrich, Programmkoordination Südafrika

Staat muss Sanierungen ernst nehmen: einstiges Tor zur Unglücksmine.

RATING MIT GROSSEM ECHO Blutige Smartphones und Computer: Das Interesse am HightechRating war enorm.

Fastenopfer und Brot für alle haben die zehn grössten Hightech-Hersteller im Bezug auf Arbeitsrechte, Umwelt und Konfliktrohstoffe untersucht. Und die Botschaft dieses Ratings kam an. An grossen Bahnhöfen wurde das Ergebnis des Ratings 22 000-mal in Kreditkartenformat verteilt. 200 weitere Ratingkarten gingen während der Herbstsession in Bern an die Politikerinnen und Politiker.

Online wurde die SmartphoneBeichte 8200 Mal angehört. Auch das Medienecho war enorm: 10vor10, Radio SRF und die grossen Zeitungen nahmen das Thema auf. Die Hälfte der Hersteller zeigte in ihren Rückmeldungen Verständnis für unser Anliegen – ohne allerdings Zugeständnisse zu machen. Zahlreiche Konsumentinnen und Konsumenten zeigten sich via Telefon, Mail oder Social Media betroffen, aber auch engagiert und wollten mehr über das Fairphone wissen. Daniela Renaud, HTNR-Kampagne

fastenopfer info 4|2014

3 Fragen

Anne Seydoux-Christe, Stiftungsrätin, Ständerätin Wie werden Sie bei der EcopopInitiative abstimmen? Ich werde Nein stimmen. Sie verlangt den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen, die Begrenzung der Einwanderung und 10 % der Entwicklungsgelder für die freiwillige Familienplanung. Diese Initiative bedroht unsere Beziehungen mit der EU. Zudem ist es sinnvoller in die Ausbildung, Gesundheit, Beschäftigung und soziale Sicherheit zu investieren statt in die Familienplanung, um einen Rückgang der Geburtenraten in den Entwicklungsländern zu erreichen. Seit Kurzem sind Sie Stiftungsrätin des Fastenopfers. Warum? Ich habe auf mehreren Informationsreisen Projekte besucht, die der Bund oder Nichtregierungsorganisationen durchführen. Ich bin absolut überzeugt von der Notwendigkeit und dem Nutzen dieser Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen der betroffenen Menschen. Mich hat auch das Engagement der Menschen vor Ort beeindruckt. Wie engagieren Sie sich für eine gerechtere Welt? Ich setze mich in verschiedenen Verbänden im sozialen und kulturellen Bereich ein. Als Parlamentarierin engagiere ich mich für die Achtung der Menschenrechte, für die Kampagne «Recht ohne Grenzen» und für die Erhöhung des Budgets für die Entwicklungszusammenarbeit.


Blickfang

Gold aus fairem Handel

Agenda

Die Schweiz ist Drehscheibe des globalen Goldmarkts. Rund 70 % der Gold-Raffinierung finden hier statt. Gleichzeitig sind weltweit über 100 Millionen Menschen vom kleingewerblichen Bergbau abhängig. Sie arbeiten unter Tag und leben oft unter prekären Bedingungen. Deshalb hat die Max Havelaar-Stiftung das Fairtrade-Gold auf dem Schweizer Markt lanciert: für den Schutz von Mensch und Umwelt – und für Gold, das doppelt glänzt. fastenopfer.ch/fairesgold

19. November 2014, Bern: Ökumenische Impulsveranstaltungmit Referaten und Workshops zur Kampagnenthematik (14.15 Uhr bis 17.15 Uhr, Kirchgemeindehaus Johannes). Danach folgen ähnliche Veranstaltungen in St.Gallen, Zürich etc. sehen-und-handeln.ch/ veranstaltungen

Schlusspunkt Nach 32 Ausgaben von Info ist Schluss. Sie halten jetzt die letzte Nummer unseres Magazins in Händen. Ab Februar informiert Sie Fastenopfer mit einer neuen Publikation über unsere Arbeit – gemeinsam mit Brot für alle.

IN DREI SCHRITTEN ZUM GESCHENK Bienen, ein Baum oder eine Ausbildung – Für Weihnachten hält Fastenopfer ganz spezielle Geschenke für Sie bereit.

Sie möchten gerne etwas Sinnvolles schenken? Etwas, das Ihr Patenkind, Ihre Partnerin oder Ihr Partner, Ihr Vater, Ihre Grossmutter, Ihr Mitarbeiter noch nicht hat?

Mit einer Geschenkkarte an die gewünschte Person unterstützen Sie benachteiligte und hungernde Menschen ganz konkret: zum Beispiel mit Bienen, einem Baum oder einer Ausbildung. So gehört Honig zu einer ausgewogenen und gehaltvollen Ernährung. Aus dem Verkauf von Honig bezah-

Honig fürs Schulgeld: Bienen bereiten als Geschenk doppelte Freude.

len die Menschen in der Provinz Oudomxay in Laos Lebensmittel, Medikamente oder Schulgelder für ihre Kinder. Auch ein Baum oder eine Ausbildung sind Geschenke, die doppelte Freude bereiten: Bäume verhindern die Erosion der Felder – beispielsweise auf Haiti. Und auf den Philippinen lernen junge Bäuerinnen und Bauern nachhaltige Landwirtschaft und geben dieses Wissen in ihrem Dorf weiter. So trägt Ihr Geschenk dazu bei, dass Familien ihre Lebenssituation nachhaltig verbessern. In drei Schritten haben Sie Ihr Geschenk: 1. Bestellen Sie die Geschenkkarte per Telefon 041 227 59 59 oder im Internet auf fastenopfer.ch/geschenke 2. Wir schicken Ihnen die Rechnung und eine Geschenkkarte, die das Geschenk beschreibt. 3. Sie schreiben einige Grussworte dazu und übergeben das Geschenk der gewünschten Person.

fastenopfer info 4|2014

19. November 2014, Bern: Forum: Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte in Guatemala (15.00 Uhr, Villa Stucki, Seftigenstrasse 11; 19.00 Uhr, Uni Hauptgebäude, Raum 114) guatemalanetz.ch, 031 340 26 06 18. Februar 2015, ganze Schweiz: Auftakt zur Ökumenischen Kampagne «Weniger für uns. Genug für alle.» sehen-und-handeln.ch 14. März, ganze Schweiz: Rosenaktion: Verkauf von 160 000 Rosen für Gerechtigkeit. sehen-und-handeln.ch/rosen Impressum

Alpenquai 4, Postfach 2856 6002 Luzern Telefon +41 41 227 59 59 Telefax +41 41 227 59 10 info@fastenopfer.ch www.fastenopfer.ch PK 60-19191-7 Herausgeber Fastenopfer Das INFO erscheint vier Mal jährlich. Die Post gewährt uns den günstigen Zeitungstarif. Einmal pro Jahr werden dafür Fr. 3.– vom Spendenertrag als Abonnementsbetrag abgezogen. Redaktion Johanna Monney, Patricio Frei-Gisi Fotos Bob Timonera (S. 1, 3–6), Jean-Pierre Grüter (S. 1 Portrait), Greet Schaumans/Broederlijk Delen (S. 2 Portrait), Monika Flückiger (S. 2), Claudia Fuhrer (S. 7), Shaiith/Shutterstock (S. 8). Cartoon Daria Lepori Konzept grafikcontainer Luzern Layout/Druck Cavelti AG medien. digital und gedruckt.


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