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Immobilien
from Fazit 175
by Fazitmagazin
Das Digitalteam der Stadt Leoben (v.l.n.r.) Dominik Kumpusch, Dunja Valenti und Cornelia Schuss sowie Bgm. Kurt Wallner
Stadt Leoben: Digitalisierung soll dem Menschen nutzen
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Für Städte und Gemeinden ist die Digitalisierung Chance und Herausforderung zugleich. Die Stadt Leoben widmet sich dem Thema schon länger intensiv. Seit kurzem ist ein eigenes Digital-Team im Einsatz. Ein Online-Portal informiert über Strategie und Services der Stadt.
Seit dem Frühjahr ist mit dem Digital.Team eine Anlaufstelle zum Thema Digitalisierung in der Stadt Leoben im Einsatz, bestehend aus Cornelia Schuss (Projektleitung, Abteilung Bürgerkommunikation & Kultur), Dominik Kumpusch (Leiter der Abteilung Recht & Immobilien) und Dunja Valenti (Leiterin der Abteilung Zentrale Dienste & IKT). Das Digital.Team ist online auf digitales.leoben.at sowie via E-Mail unter digitales@leoben.at erreichbar. „Die Stadt Leoben verfügt bereits über eine Vielzahl toller Services und Leistungen im Digital-Bereich. Damit wir auch für die zukünftigen Herausforderungen gut gerüstet sind, unterstützt dieses Team die Weiterentwicklung unserer Angebote und bildet eine wichtige Anlaufstelle“, erklärt Bgm. Kurt Wallner.
Online-Portal zu allen Services
Ob Online-Amt, Handy-Parken oder hybride Arbeitsformen mit Home-Office und Online-Meetings: Die Stadt Leoben ist als Dienstleister, aber auch als Arbeitgeber bestrebt, die Möglichkeiten der Digitalisierung sinnvoll zu nutzen. Die Vielfalt der Leistungen ist seit Anfang Juli am Online-Portal „digitales.leoben.at“ gesammelt. Dort finden sich die digitalen Services der Stadt auf einen Blick, mit Schnelleinstiegen zu allen wichtigen Plattformen. Daneben bietet das Portal Infos zu aktuellen Projekten und die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen. Damit die Bedürfnisse der NutzerInnen bestmöglich erhoben werden können, finden immer wieder Feedback-Runden und Website-Tests statt. Dazu sucht das Digital.Team Personen, die als Service-TesterInnen zur Verfügung stehen möchten.
Die Anmeldung und die genauen Infos dazu finden Sie hier:
digitales.leoben.at/mitmachen
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Fazitportrait
Von Volker Schögler mit Fotos von Heimo Binder
Wo die weißen Riesen wohnen
Direkt vor dem 156 Meter aufragenden Sender Dobl weiden seit einigen Jahren auffällig große
weiße Rinder. Die Familie Sifkovits züchtet und vermarktet hier Chianina-Rinder, die größte Rinderrasse der Welt. Exfussballer Nino Sifkovits hat den Hof übernommen und will mit ebenso
seltenen Schaf- und Schweinerassen einen
kleinstrukturierten Vorzeigebetrieb schaffen. Cheyenne Ochsenknecht hilft ihm dabei.
Vom Fußballrasen auf die Weide – so könnte die Kurzbeschreibung des Lebenslaufs von Nino Sifkovits lauten. Wem das zu billig oder boulevardesk erscheint, der hat wirklich keine Ahnung – vom dem, was man lesen muss, wenn man über Ninos Lebenspartnerin Cheyenne Ochsenknecht im Internet recherchiert. Voll krass, ey, man muss aufpassen, dass da nichts auf den eigenen Stil abfärbt, Smiley. Doch macht die Instagramisierung der Welt vor der echten Welt zum Glück doch irgendwann halt. Zumal auf einem steirischen Bauernhof, wo Viehzucht betrieben wird. Insofern stehen Nino (25) und Cheyenne (20) jeweils mit beiden Beinen fest am Boden und sind das, was man geerdet nennt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie im März Eltern der kleinen Mavie geworden sind. Doch ganz ohne Superlativ kommt diese Geschichte nicht aus: Auf diesem Bauernhof mitten in Dobl wird die größte Rinderrasse der Welt gezüchtet, das Chianinarind. Diese weißen Riesen bringen es auf ein Stockmaß von bis zu 2,05 Metern und werden bis zu 1.800 Kilogramm schwer, was der mit ihrer mehr als zweitausendjährigen Geschichte ältesten Rinderrasse Italiens auch einen Eintrag in das Guinessbuch der Rekorde sicherte. Insgesamt gibt es nur mehr rund 44.000 Exemplare dieser alten Rasse, die ursprünglich aus dem toskanischen Chianatal stammt.
Unkonventionelle Landwirte
Vor 13 Jahren hat es Ninos Vater Gerald Sifkovits (66) nach mehreren Anläufen und unter schwierigsten Umständen geschafft, drei Exemplare – zwei Kühe und einen Stier – nach Dobl zu holen. Mitterweile sind es 50 Stück, 25 davon sind Muttertiere. Vater Sifkovits sieht sich allerdings eher als Ideenumsetzer und Weg-
Ich bin am glücklichsten, wenn ich im Mist stehe.
Nino Sifkovits
bereiter, der sich als ausgesprochener Tierliebhaber mit den Chianinarindern nur einen Nebenerwerb aufgebaut hat. Denn sein Hauptberuf ist nach wie vor der des Viehhändlers und als solcher ist er froh, dass Nino bereits vor drei Jahren den Hof samt dem »Projekt Chianina« übernommen hat. Der wiederum war bis vor einigen Jahren noch Fußballer und weil sein bester Freund Valentino Lazaro heißt, der vor seinem Engagement bei Inter Mailand beim Berliner Verein Herta BSC kickte, verschlug es ihn für einige Jahre nach Berlin. Sohin ist einmal klar, dass es sich bei den Sifkovits‘ nicht um eine typische Landwirtefamilie handelt. Fotos aus den Neunzehnsiebzigerjahren zeigen Vater Gerald als Musiker der Gruppe »Samsun« mit wallend langem Haar, zu dieser Zeit ein klares Statement zu Unkonventionalität. Gut ausgebildet an der Handelsakademie, startete er mit Betriebswirtschaft auch noch eine Universitätslaufbahn, wurde jedoch alsbald von Ernst eingeholt – vom Ernst des Lebens nämlich: »Ich musste bereits mit 21 Jahren die Familie erhalten, und wir waren immerhin sechs Geschwister.« Für die nächsten zehn Jahre hieß das: »Tag und Nacht arbeiten.« Aus einer Gleisdorfer Viehhändlerdynastie zu stammen, war dabei kein Nachteil, zumindest damals waren die Zeiten in diesem Metier »golden« und man konnte gutes Geld machen. Was macht man als musischer Mensch, wenn die Zeit gekommen ist, eine eigene Familie zu gründen? Man jagt seinen Träumen hinterher und sucht sie auch zu verwirklichen. Gerald Sifkovits: »Mein Kindheitstraum hat immer mit Tieren zu tun gehabt, und der Vorstellung, dass ich mit dem Auto direkt in den Hof einfahren kann.« Es war 1992, als er in unmittelbarer Nähe des bekannten Senders Dobl, unmittelbar neben der Kirche des Dorfs, das Objekt seiner Wünsche gefunden hat: das mehr als 200 Jahre alte Haus des Landarztes, genauer ein Patrizierhaus, das das Herz jedes Romantikers höher schlagen läßt. Die dazupassenden Nebengebäude aus der Zeit waren da, die direkte Zufahrt mit dem Auto ebenfalls. Es kam, wie es – zumal bei alten Häusern – kommen musste: »Die nächsten zehn Jahre haben wir renoviert.« Noch 1992 kam der erste Sohn, Gerald, zur Welt. Der ist in der Modebranche tätig und lebt in Wien. Nino hingegen, der im Übrigen ebenfalls die Handelsakademie absolviert hat, ist schon als Kind am liebsten im Stall gesessen: »Ich bin am glücklichsten, wenn ich im Mist stehe.«
Gegen den Strom
Vielleicht rührt das Ungewöhnliche der Landwirtefamilie Sifkovits von ihren Wurzeln her. Ursprünglich stammt sie nämlich aus Stinatz, jener kleinen Marktgemeinde im Burgenland, die nicht nur aus dem STS-Hit »Fürstenfeld« bekannt ist, sondern auch als Ort der kulturellen Vielfalt, dem einige berühmte Töchter und Söhne entstammen, wie etwa die Resetarits-Brüder oder Terezija Stoisits. Und Kabarettist und Autor Thomas Stipsits taufte den Helden seiner Stinatzer-Krimis »Inspektor Sifkovits« – es gilt die Unschuldsvermutung. Der Nino aus Dobl teilt die Passion seines Vaters, zusätzlich hat er eine Ausbildung zum Fleischsommelier absolviert und er will die Landwirtschaft hauptberuflich betreiben. Ihm ist klar, dass er mit seinen Plänen als Kleinbauer gegen den Strom schwimmt, insbesondere als »Hörndlbauer«. Nicht nur, weil landwirtschaftliche Flächen lieber an »Körndlbauern« verpachtet werden, weil das den doppelten Ertrag bringt, sondern auch, weil sich die Strukturen verändern. Mit Streichung der Mutterkuhprämie wird nur noch eine flächenbezogene Förderung vergeben, die Großen erhalten daher mehr als die Kleinen. Für die 50 Chianinarinder sind die hofeigenen 1,5 Hektar natürlich viel zu wenig, sodass rund 10 Hektar dazugepachtet werden mussten, was aber vergleichsweise auch nur eine kleine Fläche ist.
Bistecca alla Fiorentina
Die weißen Riesen sind auf fünf verschiedenen Weiden aufgeteilt, die drei Stiere werden sehr gezielt eingesetzt, schließlich muss auf die Blutlinie geachtet werden, denn am Chianinahof wird nicht künstlich, sondern natürlich befruchtet. Für Nino Sifkovits steht das Tierwohl ausdrücklich im Vordergrund. Es gibt selbstverständlich keine Anbindehaltung, die Rinder sind die meiste Zeit auf der Weide und sie haben sich hervorragend akklimatisiert. »Die Leute haben schon gefragt, ob wir nicht auf die Tiere schauen, weil sie soviel in der Sonne liegen. Dabei könnten sie jederzeit in den Schatten gehen«, erzählt der Jungbauer amüsiert. Als »Urviecher« verfügen die Chianinas über ein ziemliches Temperament und sind lange nicht so domestiziert wie ihre hier heimischen Artgenossen. Ihre Milch reicht gerade zum Säugen der Kälber. Es ist
Nino Sifkovits
ihr Fleisch, das Begehrlichkeiten weckt. Es soll 50 Prozent mehr Proteine und zugleich 30 Prozent weniger Kalorien als herkömmliches Rindfleisch enthalten. Leichter nachzuprüfen ist, dass es als feinfasriger, zarter und saftiger gilt. Das Bistecca alla Fiorentina ist beste Stück und wohl auch das bekannteste: ein Porterhousesteak mit T-Bone und größerem Filetanteil. Es gibt sicher Zeitgenossen, die die 750 Kilometer von Graz ins Chianatal zwischen Arezzo und Chiusi auf sich nehmen, um – gegen Voranmeldung im Ristorante – so ein Stück zu ergattern. Nach Dobl sind es 25 Kilometer. Nino Sifkovits betreibt ausschließlich Ab-Hof-Vermarktung, es gibt vier Abholtermine im Jahr, bislang immer freitags im März, Juni, September und vor Weihnachten. In Zukunft sind mehr Tremine geplant. Angeboten wird ein Paket mit zehn Kilogramm Rindfleisch, natürlich inklusive Bistecca Fiorentina, um 180 Euro. Den Rufen der Gastronomie steht Nino sehr distanziert gegenüber: »Beinahe jede Topgastronomie bis Berlin hat schon angefragt. Die wollen immer nur das Filet und den Rücken – da passt mir die Wertschätzung nicht.« Denkbar wäre für ihn eventuell ein Kooperationsprojekt mit der Gastronomie für ein oder zwei Wochen im Jahr, »in dem ein halbes Rind verarbeitet wird, das es dann exklusiv in diesem Restaurant gibt. Ich möchte jedenfalls involviert sein.«
Tierwohl und Nähkästchen
Zur Zeit stehen am Hof die Zeichen auf Umbau. Um 150.000 bis 200.000 Euro wird ein neuer Stall gebaut, der noch mehr in Sinne von »mehr Tierwohl« gestaltet sein wird. Das sind im wesentlichen die vier Zonen Auslauf, Liegebereich, Aktivitätsbereich und Fütterungsbereich. Sifkovits: »Es soll ein Vorzeigebetrieb werden.« Zugleich wird ab Herbst das gesamte Branding von der Webseite bis zu Facebook neu gemacht, auf Instagram gibt es ohnehin jetzt schon mehr als 20.000 Follower. Ganz neu am Hof sind 30 Schafe – eine spezielle französische Fleischschafrasse, die aufgrund einer Einkreuzung Merinowolle liefert, was von Nino künftig als eigene Vermarktungsschiene angedacht ist. Ein weiteres Standbein wird die Schweinezucht sein, deren Vermarktung mit Jahresbeginn 2022 starten wird. Selbstverständlich handelt es sich auch hier um eine spezielle Sorte, genauer, eine Kreuzung aus drei Rassen. Vater ist ein Iberico aus Spanien, Mutter eine Mischung aus Schwäbisch-Hällisch und Duroc. Das Besondere sei die Marmorierung und Fettabdeckung des Fleisches, erklärt der Fleischsommelier Nino Sifkovits. Mit italienischen Rindern, spanischen Schweinen und französischen Schafen ist sein Hof quasi »international« geworden. Noch wichtiger ist für ihn aber, »dass wir als kleiner Betrieb eine höhere Wertschöpfungskette haben, weil alles in unserer Hand liegt – das Züchten ohne Zukauf, Mast, Schlachtung, Zerlegung, Vertrieb ohne Händler und Preisbindung.« Mit dem »wir« schließt der ehemalige Fußballer auch Cheyenne mit ein, die sich als Bäuerin offensichtlich recht wohl fühlt. Tatsächlich sind sie bereits seit drei Jahren ein Paar, haben in Berlin mit Mutter Natascha in einer WG gewohnt, die nunmehr wiederum oft in Dobl weilt und hier ihren offiziellen Zweitwohnsitz hat. Und weil das Nähkästchen gerade offen ist, sei der p.t. Leserschaft eines der schönsten Komplimente auf Österreichisch nicht vorenthalten. Auch der auf Mallorca beheimatete Vater Uwe Ochsenknecht (»Das Boot«, »Männer« und sehr viele andere Filme) war schon hier, half am Hof etwa beim Ohrenetikettieren der Chianinas mit. Er darf sich über eine spezielle Wertschätzung freuen, wenn Nino sagt: »Er ist wie mein Vater – er scheißt si nix.« n
Chianina Austria
8143 Dobl, Oberberg 6 Telefon +43 664 5930222 chianina-austria.com