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PERSÖNLICH

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GRENZGÄNGER

GRENZGÄNGER

Sepp Strobl

...kennt Oberndorf und seine Geschichte wie wohl nur wenige es tun. Josef alias Sepp Strobl ist Oberndorfer Gastronom mit Leib und Seele und lebt für Tirol und seine Traditionen. Mit seinem Dahoam, seinem Herzbetrieb, dem Dorfwirt begeistert er die Menschen. Der Familienmensch erzählt von Erlebnissen und Jahren der Veränderung in Oberndorf.

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Ein Interview von Anna-Maria-Schipflinger

OBERNDORF MAGAZIN PERSÖNLICH

Du lebst schon seit du dich erinnern kannst in Oberndorf. Wodurch fühlst du dich besonders verbunden?

Da gibt es sehr viel. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Bin hier 8 Jahre zur Schule gegangen, Hauptschule war noch nicht verpflichtend. Dann habe ich die Polytechnische Schule absolviert, das war der erste Jahrgang überhaupt in Oberndorf. Ein Jahr drauf gab es dann schon die Weitau.

Du warst von klein auf im Familienbetrieb Dorfwirt...

Ja, ich hab seit früher Kindheit hier mitgearbeitet. Mit 8 Jahren hab ich schon in der Küche angefangen. 1960 hatten wir die erste Spülmaschine, das war eine absolute Sensation! Mein Weg ging also vom Tellerwäscher zum Wirt und wieder zurück zum Abwäscher (lacht). Mein älterer Bruder hat eine Kochlehre in Westendorf gemacht, und ich war daheim. Damals stellte sich die Frage, wer später einmal übernehmen würde. Leider ist mein Bruder 1974 tödlich verunglückt. Mein Vater ist 1970 verstorben. Ich war also allein mit meiner Mutter. Ab 1980 war ich Besitzer. Wir waren auf uns gestellt, mussten alles (unter anderem vom Café Strobl) abbezahlen. Das war schon happig. Als die letzte Rate abbezahlt war, habe ich mich mit einer Zigarre und einer Flasche Wein in die Gaststube gesetzt. Die Leute dachten sich: „Wos hod a denn etz?“.

Wir brauchen nicht viel Remmidemmi.“

Blicken wir auf die Geschichte des Dorfwirts zurück, wie kam er in euren Familienbesitz?

Erstmals wurde der Dorfwirt im Jahre 1500 erwähnt. Ab 1700 kam unsere Familie ins Spiel. Ich habe da sehr genau nachgeforscht. Auch mit Pfarrer Dollmann, der daraufhin zu mir sagte: „Wenn du so weitermachst, kommst du noch zurück bis zu Adam und Eva!“

In Oberndorf gibt es die bekannte Josef-Hager Straße. Was hatte Hager mit dem Dorfwirt zu tun?

Andreas Hofer kam 1806 nach Oberndorf und hat hier bei seinem Freund Josef Hager übernachtet. Beide waren Wirte und kannten sich durch den Weinhandel. Hager, der Braumeister war, war von Breitenbach am Inn und hat den Dorfwirt gekauft. Er war 1800 und 1805 an den Kämpfen Sachrang, Windhausen, Melek, Pass Strub und Schneizlreuth beteiligt, wo sie siegreich waren. Dann 1806 wurde die Schlacht in Austerlitz verloren, es kam der Preßburger Frieden und Tirol wurde an Bayern abgegeben. Hager war daraufhin sehr bedrückt. Am Sterbebett (1808) sagte er: „Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass Tirol zu Österreich kommt.“ Josef Hager war mein 5-maliger Urgroßvater. Die Enkelin Theresia Hager war ledig und hat dieses Wirtshaus bekommen, sie überließ es ihrer Nichte Maria Maierl. Sie war meine

Theresia Hager und Georg Muhr

Großmutter. Mit ihrem Mann Johann Strobl hatte sie drei Kinder: Johann, Maria und Eduard Strobl, mein Vater. Wir sind so quasi „reinrassige“ Oberndorfer (lacht).

1971 eröffnete das legendäre Café Strobl. Wie hast du das erlebt?

Da waren viele tolle Musikkapellen, es gab jeden Tag live Musik, das war ein unwahrscheinlich großer Aufschwung in Oberndorf. Da sind die Menschen noch gern ausgegangen! Wir hatten viele Angestellte. Jeden Sonntag gab es Dämmerschoppen, oft bis spät in die Nacht. Von ganz Österreich her kamen die besten Kapellen, für sie war das ein Einstieg in die Laufbahn und es bescherte ein gutes Image, weil hier immer viele Menschen waren. Es gab jeden Tag Programm mit Gästespielen, Tanzkabaretts, Karaokesingen. Das ging schon mal bis allerfrüh, so wie es der Brauch war. Einmal hab ich mitgesungen beim Karaoke, da war‘s plötzlich so still, da hätte man eine Stecknadel fallen lassen können (lacht). Am 1. Mai war der Maitanz mit dem Berglandecho, da wurden an einem Tag 35 Fässer Bier verbraucht, unglaublich, wie beim Oktoberfest. Tagesgeschäft gab es auch, mit selbstgebackenem Kuchen und Kaffee. Im Café Strobl haben sich viele Leute kennen und lieben gelernt. Bis 1980 hab ich es betrieben, dann zwei mal verpachtet.

PERSÖNLICH

OBERNDORF MAGAZIN

Schützen-Nachwuchs Franz-Josef und Jakob Strobl.

Auch das Nightlife war legendär, eine gewaltige Nobeldisko. Anschließend gab es ein Lebensmittelgeschäft und das Reisebüro Sonnenschein, und jetzt ist es das Reisebüro Ruefa. Da ist viel umgebaut und getan worden in meinem Leben.

Du bist Schützenhauptmann. Was ist die Funktion der Schützen?

Ich war Oberleutnant, dann 2004 Hauptmann. Schützen halten die Traditionen hoch, präsentieren das Land Tirol, sind zur Stelle wenn Hilfe gebraucht wird. Die Schützen sind immer da. Im Schützenheim verdient man Geld durch Vereinsschießen, Ostereierschießen und Luftgewehrschießen für Gäste.

Wann hast du deine Liebe zum Schützentum entdeckt?

Die Schützen wurden 1978 mit einem großen Gründungfest gegründet. Bei unserer ersten Ausrückung in Sachrang dabei waren Paul Landmann sen., Klaus Quickner, Josef Hauser, Franz Höck und ich. Die Josef Hager Schützen, wie der Name schon sagt, wurden aufgrund unseres Vorbildes Josef Hager benannt.

Wie siehst du die Veränderung von Oberndorf im Laufe der letzten

Jahrzehnte? Anfang der 80er fuhren an einem Augustwochenende noch ca. 60.000 Autos durch Oberndorf... Die Umfahrung hatte eine für uns einschneidende Wirkung. Wir haben dadurch Grund verloren und es war nicht ideal, kein Verkehr, kein Geschäft. In den 70er Jahren gab es einen großen Reise-Boom, alle sind gereist, zum Beispiel über Felbertauern. Es war die kürzeste Strecke von Norden nach Süden. Meine Mutter schlief im ersten Stock und konnte plötzlich nicht mehr schlafen, weil es draußen so ruhig war. Es hat sich dann aber zum Positiven gewendet, heute wäre es unmöglich und unvorstellbar. Es war eine gute Entscheidung.

Es gab auch eine Landwirtschaft

im Dorfwirt.Ja, die hatten wir bis 1959. In der Gaststube war ein Stall, ich war als Bub Viehfahrer. Darüber befand sich der Tanzsaal. Die Leute hatten nicht viel Geld und sind während der Tanzpausen rüber zum Dorfbrunnen um etwas zu trinken. Oben wurde im Kreis getanzt, Frauen und Männer gemeinsam. Durch einen Druck auf die Schulter signalisierte man, dass ein anderer Mann mit der Frau tanzen wolle. Oft gab es Raufereien, wenn eine Frau nicht abgetauscht werden wollte.

Wo hast du deine Frau Johanna

kennengelernt?Wir sind miteinander in die Schule gegangen.

Lieblingsplatzl in Oberndorf?

Außer dem Dorfwirt, gehe ich gern in den Wald. Viele gehen extra auf den Berg und schauen runter, weil's so schön ist. Da kann ich ja gleich herunten bleiben (lacht). Gerne fahr ich mit dem E-Bike und bin einfach in der Natur.

Was bedeutet Heimat für dich?

Oberndorf, Bezirk Kitzbühel, ich bin einfach ein stolzer Tiroler. Tradition ist mir wichtig, ich trage auch gerne Tracht. Ich hab mir sogar eine nachmachen lassen mit einem originalen Hut, hohen Haferlschuhen und blauen Stutzen und einen Gehrock.

Was verabscheust du? Die Neider, die falschen Menschen. Jeder soll es so sagen, wie es ist.

Wichtig schätzt du am Leben?

Wir haben einen guten Zusammenhalt in unserer Familie, verstehen uns alle gut. Wir essen gemeinschaftlich. Im Gastgewerbe ist das auch nicht alltäglich.

Wenn du eine berühmte Persönlichkeit treffen könntest, wer wäre das

und warum? Ich bin allgemein ein

OBERNDORF MAGAZIN PERSÖNLICH

Enthüllung des Josef Hager Denkmals vor dem Dorfwirt im Jahr 1905

geselliger Mensch, die Stammgäste sind bärige Leute, da muss ich nicht unbedingt eine berühmte Person treffen. Bei uns werden alle gleich behandelt. 2003 waren Adelige in Oberndorf, unter anderem Habsburger, da bin ich mit dem heiligen Sebastian-Orden verbunden worden und wurde zum Ritter geschlagen.

Welche Länder hast du schon

bereist? Gran Canaria, Rhodos, Ibiza – das haben wir uns vor unserem ersten Kind angeschaut. In Brasilien haben wir Verwandte, die wir schon besucht haben. Eine Reise dauerte damals 36 Stunden!

Was möchtest du unbedingt noch

erleben? Mit meiner Frau nochmal in den Urlaub fliegen.

Worauf möchtest du mal zurück

blic ken? Auf die schönen Erlebnisse, die wir sowohl in der Küche, im Service und mit den Gästen, der Familie und Freunden geteilt haben. Der Dämmer sc hoppen, die tollen Jahre im Gastgewerbe. Wir pflegen ein gutes Verhältnis zu den ehemaligen Bedienungen und treffen uns auch heute noch gerne. Das ist mir viel wert.

Wir brauchen nicht viel Remmidemmi um uns herum, im kleinen Kreis hat man oft die schönste Zeit.

Danke für das interessante Interview, Sepp! Das OD-MAG wünscht dir alles Gute.

Die Brüder Edi und Sepp im legendären Café Strobl

SKISTAR NEWS

OBERNDORF MAGAZIN

OD TRAILS

Sommerbespielung bei Valle’s Tauwiesenlift

Ressourcen nutzen und mit einfachen Mitteln ein einzigartiges Angebot schaffen – so lautet die Devise der Bergbahn, des Tourismusverbandes und der Gemeinde Oberndorf in Bezug auf das neue Projekt der OD Trails.

Was steckt dahinter? Im Herbst 2019 wurde der Tellerlift "Valle’s Tauwiesenlift" in Oberndorf neu errichtet, der sich im Winter besonders bei Skianfängern großer Beliebtheit erfreut. Peter Grander, Geschäftsführer von SkiStar St. Johann in Tirol und gebürtiger Oberndorfer, war es von Anfang an wichtig, „das Liftprojekt ganzjährig zu denken“ – und so wurde innerhalb einer Arbeitsgemeinschaft intensiv an einem Konzept zur Sommerbespielung getüftelt. „Ein Ganzjahresbetrieb des neuen Liftes war mir persönlich im Sinne der Nachhaltigkeit und Angebotserweiterung am Berg ein großes Anliegen.“ So konnten TVB, Gemeinde und Bergbahn gemeinsam mit Bike-Guru und Local Hero Kurt Exenberger und den betroffenen Grundstückseigentümern das Projekt der OD Trails auf die Beine stellen – ein Bikepark, in dem Familien und Trail-Anfänger ihre ersten Versuche im Up- und Downhill-Biken machen und Fortgeschrittene ihr Können intensivieren können. 3 Downhill „Lines“ in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und ein Uphill-Trail sowie ein Skill Park und ein Jump Park sollen auf der Tauwiese entstehen – viele Fremdwörter, die zusammenfassend ein stimmiges Ganzes ergeben.

Hans Schweigkofler zeigt sich zufrieden: „Als Bürgermeister von Oberndorf bin ich glücklich über die Angebotserweiterung im Dorf, sowohl für die Gäste, vor allem aber natürlich auch unsere Einheimischen.“

Foto: Philipp Gatterer

Auch der Obmann des Tourismusverbandes Kitzbüheler Alpen/St. Johann in Tirol Josef Grander freut sich über das Projekt: „Investitionen in die In fr astruktur unserer Region sind gerade jetzt von großer Bedeutung, das Angebot der Region und vor allem von Oberndorf als Ausflugs- und Urlaubsziel wird mit den OD Trails bereichert.“ Der Baustart ist erfolgt und eröffnet werden sollen die OD Trails noch im August – man kann gespannt sein!

VIEW BIKE ACTION REPEAT

Hornweg 21 / 6380 St. Johann in Tirol / skistar.com / +43 5352 62293

AUF ERKUNDUNGSTOUR IN DER HEIMAT

Das Gute liegt oft ganz nah

In St. Johann in Tirol gibt es den wunderbaren Eifersbacher Wasserfall und in Kirchdorf findet man in der Idylle des Naturschutzgebiet Kaiserbachtal eine Flora und Fauna, die ihresgleichen sucht. In Erpfendorf gibt es bei heißem Wetter in der Kneippanlage eine willkommene Abkühlung, während man selbige in Oberndorf in Tirol bei den Wiesenschwanger Wasserspielen bekommt.

Hätten Sie das gewusst? Wenn Sie diese Frage mit NEIN beantworten müssen, dann laden wir Sie hiermit herzlich ein: Planen Sie Ihren Urlaub in der Heimat und erkunden Sie die vielen wunderbaren Plätze der Region St. Johann in Tirol.

Genießen Sie ein herrliches Frühstück in einem unserer Betriebe, bevor Sie auf Erkundungstour gehen. Erobern Sie die mystische Teufelsgasse oder genießen Sie die Ruhe bei der idyllischen Einsiedelei. Bezwingen Sie die Klettersteige am Kitzbüheler Horn, bevor Sie sich in den Wilden Kaiser trauen. Oder Sie gönnen sich einfach gleich ein Wellnesswochenende mit Ihren Liebsten in einem unserer erstklassigen Hotels. GEFÜHRTE TOUREN & SOMMERPROGRAMM

Gerne können Sie die vielen versteckten Plätze auch im Rahmen des Wochenprogramms des Tourismusverbandes Kitzbüheler Alpen St. Johann in Tirol unter fachkundiger Leitung eines Berg- und Wanderführers erkunden. Denn eines ist sicher: Das Gute liegt oft ganz nah.

Weitere Informationen zu den Ausflugszielen und zum Wochenprogramm in der Region St. Johann in Tirol finden Sie unter www.kitzalps.cc!

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