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AM BIKE DER ZEIT

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ODILLON

ODILLON

Wer bremst verliert! Getreu diesem Motto sitzen Bergbahn, TVB und die Gemeinde Oberndorf mit der Realisierung der OD-Trails fest im Sattel und begeben sich auf die Überholspur – einem unaufhaltbaren Tourismustrend folgend: dem (E-)Biken. Der Sommertourismus soll damit ordentlich angekurbelt werden.

Bericht: Tanja Hechenberger Fotos: Mirja Geh

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Ein echt „kuhles“ Bike-Revier, das am Tauwiesenlift in Wiesenschwang entstanden ist. Auf den vier entstandenen Trails mit

Jumpline und Übungsgelände können seit dem Soft-Opening Anfang August

Anfänger auf der Green-Line erste

Downhill-Erfahrungen sammeln und ihr Können sukzessive bis hin zur

Red-Line erweitern, einer extrem spaßigen Line mit vielen Möglichkeiten zum Springen. Alle Wege und Linien könnten zu einer hochkarätigen, weltcuptauglichen Cross Country

Strecke verbunden werden! Eine besondere Attraktion ist der Jump über den Container oberhalb vom

Liftradl. Dort begegnet dem Biker auch schon mal eine Kuh beim Grasen oder ein Schütze auf seiner Runde am

Bogenparcour. Mit dem notwendigen

Fairplay funktioniert das Miteinander einwandfrei!

Federführend bei Ideenfindung und Umsetzung der OD-Trails waren zwei Oberndorfer, SkiStar-GF Peter Grander und Bikeguru Kurt Exenberger.

Kurt: „Für mich hat sich ein lang ersehnter Traum erfüllt. Schon 1999 hat mir Hans Grander, der leider zu früh verstorbene Vater von Peter, den Floh ins Ohr gesetzt, einen Trail über den Bauernpenzing ins Leben zu rufen. Diese und weitere Pläne sind abgeblitzt und begraben worden. Bei einer Begehung für ein vor einiger Zeit im Raum stehenden Geländes brachte Dr. Wolfgang Österreicher, Sachverständiger für Naturschutz, ein eventuell mögliches Bike-Areal am Lift zur Sprache. So ging das eine ins andere!“

Peter: „Mit Kurt haben wir einen absoluten Profi im Team! Für mich war bei der Neuerrichtung von Valle’s Tauwiesenlift von Anfang an klar, das Projekt ganzjährig zu denken. So haben wir in einer Arbeitsgemeinschaft intensiv an einer ‚Sommerbespielung‘ getüftelt!“

Seit August können endlich Adrenalin-Junkies über die ‚Obstacles shredden, erste Table Jumps, Drops oder Doubles riden und an ihren Skills feilen‘, wie es im Fachjargon der Bikeszene heißt. Im Vorfeld sind bzw. waren ganz andere Hürden – also Obstacles – zu meistern!

Kurt: „Mountainbike-Projekte sind immer langjährige Prozesse! Einverständniserklärungen der Grundstücksbesitzer sind einzuholen, natur- und wasserschutzrechtliche Auflagen müssen erfüllt werden. Allein dem Fleckalm-Trail sind beispielsweise Verhandlungen vorausgegangen, die in Summe zehn Jahre lang dauerten.“

Das ca. 4 ha große Areal der OD-Trails führt über die Grundstücke von Stefan Lindner, Christian Schroll und Leonhard Stöckl. Bereits im Vorjahr wurde für die Neuerrichtung des Schlepplifts von den Behörden das OK gegeben. Es handelt sich dort um sogenannte ‚Fettwiesen‘. Im Unterschied zu Feucht-, Sumpf- oder Moorwiesen, auf welchen man für so ein Projekt wohl keine Genehmigung erhalten hätte – da diese gerade wegen ihrer Artenvielfalt ganz besonders schützenswert sind. „Das war für uns sehr von Vorteil und ermöglichte ein Konzept, das Rücksicht nimmt auf Land-, Forstwirtschaft, Natur und Wildtiere! Manchmal müssen Trails vor Errichtung in der Natur ganz genau ausgesteckt werden“, so Kurt, der für die komplette Planung der Streckenführung verantwortlich zeichnet. „Die natürlichen Geländewellen am Areal wurden genutzt und zum Teil ausgeglichen. Die parallel neben dem Gelände entstandene Deponie konnte in der Bauphase zur Materiallieferung optimal genutzt werden!“

Peter: „Alle notwendigen Unterlagen: natur- und wasserschutzrechtliche Einreichungen, Zustimmungserklärungen, geologische Gutachten hatten wir Anfang März beisammen. Trotz Corona konnten wir unseren

Zeitplan relativ gut einhalten, ein Dank nochmals an dieser Stelle an alle Behörden! Im Speziellen auch an Stefan Lindner und Christian Schroll, die von Anfang an sehr innovativ dabei waren und sind, was alles andere als selbstverständlich ist!“

Die reinen Kosten für die OD-Trails inklusive Marketinggrundlagen belaufen sich auf rund € 250.000,00, davon werden 40 % als LEADER-Förderung zugeschossen, der Rest wird von Gemeinde, Bergbahn und Tourismusverband zu je einem Drittel finanziert.

Mit der von Kirchberg übersiedelten Bike-Academy, die professionelles Fahrtechnik-Training anbietet, wird das Angebot der OD-Trails abgerundet! Tipp von Kurt: „Die Green-Line ist für alle Mountainbiker befahrbar, die sicher am Rad sitzen, ordentliche Bereifung und Bremsen vorausgesetzt, eine Federung ist nicht zwingend notwendig! Ein Fahrsicherheitstraining empfehle ich ALLEN, es gibt so viele hilfreiche Tricks, ohne die ein Ride nur den halben Spaß verspricht! Ein methodisch aufgebautes Training erspart viele Angstmomente und unsichere Situationen!“

„Mit dem ProTow-System der Firma Doppelmayr bieten wir den ersten Bike-Schlepplift in Tirol.“

„Das System hat sich bisher gut bewährt. Die Biker werden entspannt zu ihrem Downhill-Vergnügen befördert. Aus haftungstechnischen Gründen muss für Kinder unter zehn Jahren bei Lift-Nutzung eine Einverständnis erklärung unterschrieben werden,“ erklärt der Ski-Star-Geschäftsführer.

Valle’s Tauwiesenlift ist von Freitag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Die Bikepark Nutzung ohne Liftbeförderung ist theoretisch 24/7 die ganze Woche lang möglich! Außerhalb der Liftöffnungszeiten muss man sich den Downhill mit einem Uphill verdienen! Erlaubt ist dieser derzeit leider nur über die Lifttrasse oder über den Uphill-Trail für Geübte und Cross-Country-Cracks! Das Befahren der Trails erfolgt je auf eigene Gefahr.

„Die Ganzjahresgesinnung unserer Bergbahn ist zukunftsweisend und hat großes Potential für den Bike-Tourismus. Die geografische Lage der OD-Trails ist perfekt, viele MTB-Rennen finden im Westen statt. Anreisende aus dem Osten können einen Zwischenstopp zum Trainieren nutzen, wie kürzlich eine Grazer Mannschaft mit 15 Leuten“, so Kurt, der als MTB-Profi und Gründer der ersten Bikeschule Österreichs weit über die Grenzen hinaus in der Bike-Szene bekannt ist und ordentlich die Werbetrommel rührt. Trainingslager, viele kleine Camps (VAUDE BikeCamp, Kindercamps) oder der Austria Youngsters Cup wurden bereits abgehalten. Der Austria Youngsters Cup ist ein Cross Country Rennen.

Mit der Bike-Academy vor Ort, einer Waschstation und einem geplanten Bikeverleih wäre für eine ausgezeichnete Infrastruktur gesorgt!

„Die Umsetzung eines solchen Projektes ist nur im Netzwerk möglich, im Einklang von Bau-, Land-, Freizeitund Tourismuswirtschaft. Das große positive Feedback belohnt die vielen Mühen!“ sind sich Kurt und Peter einig und wünschen viel Spaß auf dem Bikeareal mit dem knackigen Namen OD-Trails und dem feinen Zusatz OBERNDORF im Logo!

Aus der Gemeinde

Nur eine Gemeinderatssitzung gab es seit dem Erscheinen des letzten Magazins, die Juli-Sitzung. Trotzdem ist das eine oder andere aus der Gemeindestube zu berichten. Wie immer auszugsweise, wie immer verweisen wir auf die Protokolle und das Gemeindeamt, falls jemand etwas ganz genau wissen möchte.

Personal Die Änderungen im Personalbereich sind wohl neben Corona das gravierende Thema im heurigen Gemeindejahr. Nach dem Wechsel von Amtsleiter Richard zu Nachfolgerin Isabel (wir berichteten) standen per 1. September schon die nächsten Änderungen an. Endgültig – nach 45 (!)Jahren in Diensten der Gemeinde – in den Ruhestand trat Christl Hochfilzer. Wir wünschen auf diesem Weg eine feine Zeit! Ihr Nachfolger und Leiter der Amtskassa ist nun Günter Huber aus Kitzbühel. Neu im Team des Gemeindeamts ist seit 1. September der Kirchdorfer Johannes Bachmann. Er verstärkt ab sofort das Bauamt. Von den Dächern pfeifen die Spatzen, dass man sich auch mit den Pensionierungen von Karl Hörl (Leiter des Bauamts) sowie Bauhofleiter Jakob Mühlbacher schön langsam auseinandersetzt, die Weichen auch hier gestellt werden.

Turnsaal Der Turnsaal wurde seit dem Frühjahr bis zum Sommer saniert und per Schulbeginn wieder seiner Bestimmung – dem Sportunterricht mit den Volksschülern sowie der Nutzung durch die Vereine – übergeben. Vereine müssen sich heuer an die Empfehlungen des Covid-Präventionskonzepts halten, beispielsweise 1 m Abstand in den Garderoben bzw. ist das Duschen nach den Trainings verboten sowie einige weitere Gebote und Verbote müssen vom Übungsleiter garantiert und durchgeführt werden. NEU im Turnsaal sind Taue, verstellbare Basketballkörbe, eine digitale Spieluhr und ein Reck. Auch Volleyball kann wieder gut gespielt werden, alle Utensilien dafür sowie eine Slackline finden sich im Geräteraum. Fußballer freuen sich über schöne, große Hallentore. Generell wurde die Halle leiser durch schallschluckende Maßnahmen. Die Beschallung mit Musik oder per Mikrofon durch Stimmen „spielt alle Stückln“.

Spielplatz Die heiß ersehnte Eröffnung des Spielplatzes fand Ende Juni statt. In der Juli-Sitzung wurde vom Gemeinderat noch eine Spielplatzordnung beschlossen, die unter anderem die Öffnungszeiten von 8 bis 21 Uhr oder ein Hunde-, Rauch- und Alkoholverbot regelt.

Vereine Der Knappenverein hat eine Broschüre veröffentlicht, 300 Stück werden produziert. Diese sind im Gemeindeamt und TVB-Büro erhältlich. Die Kosten betragen € 1.188. Der TVB beteiligt sich mit € 400, den Rest übernimmt die Gemeinde. Der Norikerverein suchte um Unterstützung für eine Standarte an. Die Kosten belaufen sich auf € 4.600. Im Sportausschuss hat man sich auf eine Unterstützung in Höhe von € 2.000 geeinigt, dieser Empfehlung folgte der Gemeinderat im Juli, beide Vereinsgesuche wurden einstimmig angenommen. Förderungen Alle möglichen Fördertöpfe wurden von der Gemeinde mit Bgm. Hans Schweigkofler an der Spitze „angezapft“ und es gibt auch einige Erfolge zu vermelden. Für den Spielplatz werden 40 für den Dorfplatz 45 und für den Urnenfriedhofs 70 genehmigt, alle Angaben in Tausend Euro. 150 werden für die Sanierung des Haslachbzw. Hornweges in Aussicht gestellt. Für die Sanierung von Volksschule und Kindergarten (Böden, Sonnenschutz) gibt’s vom Land Unterstützung in der Höhe von 75, die Volkshilfe erhält für Anschaffungen 50 von der Abteilung Kindergarten.

Rerobichlstraße Aufgrund der Sanierung Rerobichl straße beansprucht die Gemeinde dauerhaft Grund der Dorfnachbarschaft, weshalb ein Grundtausch vereinbart wurde. Die Dorfnachbarschaft möchte den Lindnerwald mit ca. 20.000 m² und gibt dafür der Gemeinde mehrere Teilflächen im Ausmaß von 4.000 m². Der fehlende Abschnitt soll nun heuer noch ausgeschrieben und die Sanierung 2021 endgültig ausgeführt werden.

Friedhof Beschlossen wurde im Juli die Vergabe der Friedhofsarbeiten um ca. € 320.000 netto an die Firma HV-Bau, Mitte August wurde gestartet. Die Schlosserarbeiten übernimmt die Firma Unterrainer GmbH um ca. € 10.000.

Mei Wetterbleami

Die Ringelblume gilt als eine alte, sogenannte Wetterblume. Eine Bauernregel besagt, dass wenn sich die Blüte erst nach sieben Uhr morgens öffnet, mit Sicherheit noch Regen kommen wird.

Heuer kann ich diese Bauernregel bestätigen, denn was der Wetterdienst zur Coronazeit nicht wusste, das konnte die Ringelblume vorhersagen.

Sie ist eine meiner Lieblinge, egal ob im Garten oder beim Menschen, sie hilft überall, wo sie kann. Die Ringelblumensalbe ist allgemein bekannt, sie wirkt beispielsweise unterstützend bei Wundheilung und hemmt Entzündungen. Weniger bekannt dürfte sein, dass der Milchsaft des Stängels bei Warzen und Schwielen hilft. Als Tee getrunken vor dem Essen wirkt sie unterstützend bei Bauchkrämpfen, aber auch bei Darm-, Magen- und Leberbeschwerden. Ihr Schleimstoffe schützen die Magenhäute. Umschläge mit Ringelblumentee helfen bei Verstauchungen, Blutergüssen oder auch bei Schürfwunden. Die Heilkraft der Ringelblume ist immens, dies alles zu erwähnen würde die Länge des Beitrags sprengen.

Das kraftvolle Blümlein sollte in keinem Garten fehlen, denn sie hilft als „Beikraut“ dem Gemüse und schützt vor Nematoden und Drahtwürmern. Als Unterpflanzung bei Marillenbäumen hat sie eine schützende Wirkung. Ringelblumen helfen bei der Regeneration des Bodens nach dem Gemüseanbau. Eine Anwendung, die ich sehr liebe, ist die als Räucherkraut. Wenn ich die Ringelblume anschaue, so sehe ich eine kleine Sonne. Der leicht zitronige Duft wirkt beruhigend, besänftigt, tröstet und bringt innere Balance.

Also, liebe Oberndorferinnen und Oberndorfer, sät viele Ringelblumen in euren Gärten und rundum Oberndorf, ein Sonnenkraut für uns alle in diesen besonderen Zeiten.

Liebe Grüße, eure Kräuterfrau Petra! PS: Beinahe hätte ich vergessen zu erwähnen: Ein Schüsserl mit Ringelblumen unter dem Bett beschützt und sorgt für gute Träume.

Ringelblumenbutter für graue Herbsttage:

• 1 Packung zimmerwarme Butter • 1 Knoblauchzehe • Kräutersalz nach Belieben

Dazu ein paar Ringelblumen-Blütenblätter, alles gut vermischen und zu einer Rolle formen, in den KühlSo hat man ein Stück Sommer in der kalten Jahreszeit! Energiekugeln unserer Kräuterfrau

• ca. 15–20 getrocknete entsteinte Datteln • Saft einer halben Orange oder ein bisserl Apfelsaft • ca. 5 dag grob geriebene Nüsse (ich bevorzuge Walnüsse) • 1 EL Brennesselsamen (optional) schrank geben oder auch für den Winter einfrieren.

• 1 EL Honig • 1 kl Tasse Haferflocken

Alles gut in der Küchenmaschine zerkleinern und kleine Kugerl formen, in Sesam oder Kokosflocken wälzen und ein paar Stunden trocknen lassen – FERTIG!

Vo nix kimb nix!"

Josef Aufschnaiter

Sepp erlebte eine Kindheit zu Kriegszeiten, erbaute mit viel Kraft, Köpfchen und Fleiß zig Gebäude und Häuser und war viele Jahre leidenschaftlich bei der Feuerwehr in Oberndorf tätig. Sepp ist ein liebevoller Familienmensch, Vater von vier Kindern und fünffacher Opa. Er erzählt von schönen Zeiten, die das Leben zu bieten hat, aber auch von Schicksalsschlägen, die er verkraften musste.

Interview: Anna-Maria Schipflinger · Fotos: Privat

Wie hast du deine Kindheit erlebt?

Ich bin 1938 in Going geboren und bin während der Kriegszeit noch ein Jahr in die Schule gegangen. Dort war immer wieder Fliegeralarm. In der Prama war das Militär aufgepackt, in der Ellmauer Halt war eine Flak-Stelle zum Flieger Abschießen. Richtung München hat man es rollen gehört, in Going sind auch ein paar Bomben gefallen. Die leeren Treibstofftanks haben sie manchmal abgeschmissen, das hab ich einmal gesehen mit fünf Jahren, die Bauern haben dort den Restbenzin herausgeholt. Mein Vater musste auch in den Krieg einrücken, deshalb konnte meine Mutter nicht arbeiten gehen mit 3 Kindern. Als dann der Krieg aus war, haben die Leute gesagt „Etz kommen die Amerikaner!“. Ich hab mich beim Schulnachhauseweg auf einen großen Bühel gesetzt und zugeschaut, wie sie mit den mächtigen Gefährten gekommen sind und der Gegenwehr der SS ausgesetzt waren. Als ich zwölf war, also 1950 zogen wir nach Oberndorf. Da wohnten wir bei meinem Onkel am Sonnenhof.

Wie viele Geschwister wart ihr?

Vier Buben und drei Dirndln.

Was passierte mit deinem Vater?

Mein Vater war 35 Jahre lang vermisst, er kam nicht mehr vom Krieg zurück. Erst nach dieser langen Zeit kam die Bestätigung, dass er gefallen war. Sein Todestag war der 27.3.1945.

Welche Erinnerungen hast du an deinen Vater?

Ich hab meinen Tat sehr gern gehabt. Er war das letzte Mal '44 auf Urlaub bei uns. Da war ich sechs Jahre alt. Damals hat er mich und meine Schwester Nanei mitgenommen, weil er bei den Stauden gearbeitet hat. Wir haben da mit ihm zusammen gejausnet, das hab ich noch gut in Erinnerung. Im damaligen Jugoslawien hat er öfter trotz seiner wenigen Mittel Sachen gekauft und für uns Kinder heimgeschickt.

Was hat sich im Leben zu früher verändert?

Wir haben in der ganzen Kriegszeit kein Fleisch gekannt. Es standen bei uns daheim überall Obstbäume. Der Hausherr, wo wir damals lebten, hat immer sehr auf seine Obstbäume geachtet, da durften wir nie etwas nehmen. Eines Tages haben wir ausgemacht, dass einer Schmiere steht und der andere die Äpfel holt. Das haben wir wirklich geschafft und wir haben dann die Äpfel „gnuaslt“ (lacht). Die Hauptkost waren Erdäpfel. Meine Mutter hat immer schwer gearbeitet, um die Erdäpfel aus dem Garten zu holen, denn da ging‘s steil hinunter und herauf. Ich verstehe bis heute nicht, wie sie da wieder heraufgekommen ist mit der Schubkarre. Meine Mutter war eine starke Frau, sie ging zu Bauern arbeiten um ein bisschen Geld zu verdienen und durfte dabei immer zwei Kinder mitnehmen, damit diese etwas zu Essen bekamen. Unsere Aufgaben als Kinder waren Kühe hüten, „stoan“ (Steine aus der Wiese holen), Erdäpfel aufklauben, Garn tragen – das hat immer auf der Haut gestochen! Im Sommer suchten wir Schwammerl und Moosbeeren, die meine Mutter dann in St. Johann am Markt verkauft hat.

Warst du beim Bundesheer?

Ich habe bis 1958 gelernt und ein Jahr später abgerüstet, dann bin ich gleich zur Feuerwehr gegangen.

Wieso zur Feuerwehr?

Eigentlich wollte ich schon vor dem Bundesheer zur Feuerwehr. Ich musste

Sepp (3. v.l.) mit seinen Geschwistern und einem Nachbarkind nach dem Krieg – 1946

Mit seiner „Uschei“ auf der Granderalm ... und bei der Feuerwehr

aber zuerst zum Militär, da war ich dann bei den Pionieren. Sinnesberg Anderl war unser Ausbildner und den hatten wir in Brückenbau, Mienenlegen, Sprengen, ... er war der beste Mann. Ich habe danach den Grundlehrgang bei der Feuerwehr gemacht, war sechs Jahre Kassier, dann Kommandant. Ich war 50 Jahre lang dabei und bin jetzt Ehrenmitglied. Meine Frau war auch dabei, wie eine „Feuerwehrmutter“, jeder hatte sie gern. Unser Abschnitt war Oberndorf, Kitzbühel, Aurach, Jochberg, Kirchberg und Aschau. Wir hatten alle ein sehr gutes Verhältnis. Damals als junge Kommandanten haben wir ausgemacht, dass jeder einmal alle einladen muss. Das habe ich gemacht, auf der Kircherer Hochetz, und weil wir ein neues Fahrzeug bestellt hatten, aber keinen Zuschuss bekamen, habe ich den Landesinspektor eingeladen. Nach einer Feier, wo es richtig auf'gonga is, haben wir den Zuschuss dann doch bekommen (lacht).

Warum warst du so lange bei der Feuerwehr?

Wir hatten alle so ein gutes Verhältnis. Ich war auch gerne auf dem Bau, aber die Kameradschaft war bei der Feuerwehr am besten! Einmalig. Da wurde zusammengeholfen, und man konnte sich auf den anderen verlassen.

Was waren deine Aufgaben als Feuerwehrkommandant?

Alles. Schauen, dass es mit den Gruppenführern passt. Dienstgrade habe ich festgelegt. Als ich Kommandant war, herrschte noch eine Freunderlwirtschaft, und Sterne die manchen nicht zugestanden sind. Ich sagte gleich: „Alles herunter was euch nicht zusteht!“ Freunderlwirtschaft hab ich nicht gemocht.

Welche Lehre hast du absolviert?

Ich habe '55 beim Schwarzenbacher zu lernen angefangen, dann bin ich die ganze Lehrzeit lang in Westendorf gewesen. Da habe ich nichts gelernt, nur händisch gegraben, Mischmaschinen geschöpft und Beton geradelt. Die Lehre war sehr lustig, wir haben richtig buggln müssen. Alles junge Burschen (10 Zwanzigjährige), zwischendrin haben wir mal a G'satzei „grangglt“, a bissl Kraftmessen (lacht), das waren schöne Sachen. Dann als wir nach St. Johann kamen, haben wir den ersten Harschbichllift gebaut, alles händisch! Da war der Chef einmal nicht da und ich war schon eine Zeit lang „Capo“, das hat mir irgendwie getaugt. Ich habe 35 Jahre lang große Sachen gemacht.

Du warst wirklich eine lange Zeit am Bau.

Ja, der Bau war mein Brotgeber und dort hatte ich als Polier meist 8-10 Leute dabei, das meiste waren 20 Leute. Der Bau war mein Leben. 50 Jahre lang bin ich keinen Tag ungern in die Arbeit gegangen. Ich habe viele Meister und Architekten gekannt und mit allen ein gutes Verhältnis gehabt.

Du hast in Oberndorf und Umgebung viele Großprojekte geleitet. Welche waren das?

Ich habe das Oberndorfer Feuerwehrhaus gebaut und ausgefertigt haben wir viel selbst. 1989 das St. Johanner Feuerwehrhaus, das war ein riesiger Bau! Ich habe 6-7 große Hotels gemacht: Das erste Hotel war der Penzinghof, dann 2 Trakte vom Hotel Kitzbüheler Horn, Eichenhof Hotel, Dorfschmied St. Johann, in Going ein Wohn-Geschäftshaus, in Scheffau ein Hotel... Meine Spezialität waren Bögen, Erker und Stiegen, da habe ich mindestens 300 gemacht! Ich habe in Oberndorf fast 50 Häuser gebaut.

Was hat sich am Bau mittlerweile geändert?

Da hat sich gewaltig viel geändert. Wir haben Bretter, Kantholz und Draht gedreht. Das war der Anfang, bei der Firma war eine Tischlerwerkstatt dabei, da haben wir dann Schaltafeln gemacht und Bretter drauf genagelt, alles händisch. Auch das Eisen wurde alles selbst gebogen. Wir haben auf der Baustelle alles ausheben lassen und dann haben wir Fundamente geschalt, betoniert, Eisen geflechtet, andere mussten Eisen biegen. Heute macht diese Arbeiten jede Firma separat (Estrichleger, Putzer, Schaler usw.) Das war so interessant, man hatte jeden Tag eine andere Arbeit und sah ständig Fortschritte, das war super.

Wie viele Kinder hast du?

Eine ledige Tochter und dann noch drei Kinder. 1961 ist der Bichlhof abgebrannt und 1962 ist das Mädchen auf die Welt gekommen. Ich hab drüben viel gearbeitet. Meine spätere Frau Uschei habe ich schon früher gekannt, aber wir kamen durch einen Blödsinn auseinander. Beim Tanzen ist es uns aber gut zusammengegangen. Uschei war wirklich die beste Frau. Was wir beide alles zusammen geschafft haben. Wir haben geheiratet und sind bei meiner Mam oben eingezogen. Jedoch wurde uns immer präsentiert, wie schlecht es ihr im Krieg gegangen ist. Uschei wurde viel herumgeschickt und ich war zu gutmütig. Dann hat Uschei gesagt, entweder wir schauen dass wir bauen können, oder wir nehmen eine Wohnung. Wir haben dann mit viel harter Arbeit ein Haus gebaut. 11 Stunden im Akkord geputzt, wir waren sehr flott. „Vo nix kimb nix!“ Da war Sepp noch im Kinderwagen, und Mich hatte sie im Bauch drin (lacht).

Feuerwehr Oberndorf – Mannschaft 1986

Wie habt ihr eure gemeinsame Zeit verbracht?

Als die Buben größer waren, sind wir immer zum Rainer Tanzen gegangen, dann später im Penzinghof. Sie hat auch gerne mit der Live-Band gesungen. Früher haben wir uns auch einen Bus ausgeliehen und sind mit den Kindern durch Österreich, Südtirol, Schweiz gefahren. Wenn es uns wo gefallen hat, haben wir geschaut, dass wir dort ein Zimmer bekommen haben. Das war eine schöne Zeit, einmalig. Das geht einem schon ab, wenn sie dann auf einmal weg ist. Uschei ist vor 12 Jahren an Krebs gestorben.

Was sind noch einschneidende Erlebnisse aus deinem Leben?

Ich hatte drei Erlebnisse, wo ich hätte sterben können. Ich wurde mit dem Puch-Auto von einem Zug in Oberndorf erfasst und wurde ca. 20m hinausgeschleudert, schwere Gehirnerschütterung. Nach ca. vier Wochen hab ich wieder gearbeitet. Vor 12 Jahren ist ein Baum abgebrochen und der obere Teil fiel mir genau ins Genick, ich trug Wirbelbrüche davon und bin erst nach sechs Tagen im Krankenhaus in Innsbruck aufgewacht. Vor 2,5 Jahren hatte ich eine Hirnhautentzündung und war sechs Tage lang im Tiefschlaf. Ich bin so dankbar, dass ich alles gut überstanden habe.

Was liebst du an Oberndorf?

Oberndorf hat mir immer gut gefallen, weil es einfach schön ist. Was mir jetzt nicht gefällt, sind die großen „Hittn“ im Ortskern, die vermietet werden.

Du warst mal politisch aktiv?

Ich war sechs Jahre lang Vizebürgermeister in Oberndorf, in Erpfendorf beim Abwasserverbandsausschuss und Kanalobmann.

Welche Ideen hättest du für Oberndorf?

Der Platz hinter dem Friedhof hätte für den Friedhof und für den Parkplatz gesichert werden müssen. Der neue Dorfplatz wäre mit einer Grünanlage noch schöner, ebenfalls mehr Sitzgelegenheiten und Blumen würden mir gefallen. Die Blumen vor der Kirche sind ja wunderschön. Die Alten haben einfach eine andere Ansicht als die Jungen, das muss schon klar sein! Das ist ja gut, wenn sich die Jungen äußern und sagen was ihnen gefällt und was sie wollen. Das ist ja die Zukunft der jungen Leute!

Wie verbringst du deinen Tag am liebsten?

Ich koche jeden Tag selbst, und mir bleibt das ganze Jahr nie ein Löffel über. Meine Portion ist immer genau abgewogen. Gulasch, Braten, Mehlspeisen, da ist alles dabei. Ich habe sehr viele Blumen, die pflege ich gern, auch viele Zwetschkenbäume. Nach Uschei ihrem Sterben habe ich zehn Jahre lang acht verschiedene Marmeladen gemacht. Anna und Christina sind meine „Enkei“, die ich so gern hab.

Vielen Dank für das Interview, lieber Sepp. Das Oberndorf Magazin wünscht dir alles Gute! Herzerkrankung, Burn Out oder Depression - es gibt viele Widrigkeiten, die einen Menschen im Laufe eines langen Berufslebens aus der Spur werfen können. Von staatlicher Seite wird für solche Schicksalschläge mit einer Invaliditäts-, Erwerbs- oder Berufsunfähigkeitspension vorgesorgt. Andreas Bierent Die aber in den meisten Fällen eher gering ausfällt. Je jünUNFALLVERSICHERUNG ger der versicherte, desto ge Wer spricht schon gerne ringer fällt sie aus, da sie nach darüber, dass … den bisherigen Beiträgen berechnet wird. Wer eine FamiDauerinvalidität nach einem Unfall schnell zur Realität werden kann. lie oder Kinder zu erhalten hat, bezieht außerdem noch FaUnbeschwert in den Tag hinein leben, wer möchte das nicht? Es denkt kaum jemand milienbeihilfe, aber allzu weit daran, dass dabei Unfälle passieren können, kommt man damit nicht. deren Auswirkungen oft ein ganzes Leben Auch wenn es nicht angenehm lang zu spüren sind. Egal, ob diese beim Sport oder im Haushalt passieren – eine ist, sollte man sich daher - spegute, auf die Bedürfnisse zugeschnittene ziell, wenn man Familie hat - Unfallversicherung zu haben, beruhigt. überlegen, wie man in einer Haben Sie schon mal überlegt, dass nach solchen Situation finanziell einem Unfall Dauerinvalidität ein Thema zurande käme. Welche Mittel sein kann? Es entstehen finanzielle Belastungen, die einen oft nicht ruhig schlafen sind vorhanden, welche Ko lassen. Mit unserer Unfallversicherung sten müssen monatlich gedeckt können Sie einige Kosten abdecken. • werden, welche Kosten würden Bergung, Nottransport inkl. Hubschrauber • wegfallen, welche Kosten kom Heilkosten inkl. Kosten für Privatärzte • • men neu auf mich zu? Pflegekosten Alternative Behandlungsmethoden, Zu einer optimalen Versiche wie TCM-Therapie • rung zählt auch, dass einige Begleitkosten für Kinder bis 14 Jahren Details auf jeden Fall im VerVorsicht gilt bei Sonderrisken die oft nur mit trag enthalten sein sollten. Zuschlag versichert werden können – z.B.: • Zum Beispiel der Verzicht auf Klettern ab Schwierigkeitsgrad V • • abstrakte Verweisung: Trailfahren (Downhill-Mountainbike) Motocross • Damit ist sichergestellt, dass Fußball 3. oder 4. Spielklasse • der Versicherer nicht die Rente Tauchen • verweigern kann, indem er auf Skifahren (Teilnahme Landescup) einen anderen Beruf verweist. Bis 31.12.2020 abschließen

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40 Gipfel in 4 Tagen!

„Das hat hundertprozentig noch keiner gemacht!“,

erzählt mir Leo Hofer – passionierter Ausdauersportler mit Hang zum Extremen – als wir uns zum Gespräch treffen. Als eher gering leidensfähiger Zeitgenosse ist mir schnell klar, warum. Die nackten Zahlen: An vier aufeinanderfolgenden Tagen 110 Kilometer quer durch das Kaisergebirge, 12.000 Höhenmeter rauf und runter, 12 bis 15 Stunden pro Tag. Sogar Oberndorfs Duracell-Hase Leo meint abschließend: „Ein mal und nie wieder!“

Bericht: Stefan Feiner Fotos: Willi Staffler, Leo Hofer

4. Juli 2020, 4:00 Uhr: Der Oberndorfer Leo Hofer und sein Cousin Willi Staffler brechen in Gasteig zum Unternehmen „Kaiser 40/4“ auf. Das Ursulakreuz wird die erste Station ihrer Extremtour durch alle drei Kaiser: Niederkaiser, Wilder Kaiser, Zahmer Kaiser. Als Abschluss wartet der Feldberg im Kaiserbachtal auf die Sportler.

Die Idee dazu kommt dem Gasteiger Koasa-Experten und passionierten Kletterer Willi Staffler, als er von Leos Besteigung des „Vater der Eisriesen“, dem Muztagh Ata (China), erfährt. Drei Jahre tüftelt er an möglichen Routen, um alle Kaisergipfel auf einer Tour zu erklimmen. Die ersten drei Tagestouren meistert er bereits 2017 zusammen mit Michael Millinger, Heeressportführer aus Nuarach.

Doch zurück zu „40/4“: Im Alpinstil transportieren Willi und Leo die komplette (notwendigste) Ausrüstung. Sie klettern oft ohne Sicherung und seilen sich beispielsweise am Totenkirchl Süd-Ost-Grad ab – eine Stelle, die normal nur aufwärts bewältigt wird. Es geht über Schneefelder, Routen im 3. und 4. Schwierigkeitsgrad. Schuhblasen, Erschöpfung, das komplette Programm. Doch da geht noch was: Am 3. Tag werden die beiden von einem Wetterumschwung überrascht. Nebel und Regen machen das Einhalten des Zeitplanes nahezu unmöglich – und gefährlich. Das Unternehmen steht auf der Kippe. Leo schlägt vor, abzusteigen und mit dem Taxi über das Kaisertal zur nächsten Station zu fahren. Doch das kommt für Willi nicht in Frage. Drei Gipfel schaffen sie aufgrund der Wettersituation oder zu knapper Zeit nicht – Predigtstuhl, Hackenköpfe, Scheffauer. Schlussendlich werden es 40 bestiegene Kaisergipfel!

Wichtig war den beiden noch, sich bei den Hüttenwirten Christian Fankhauser (Stripsenjoch) sowie Dagmar und Alexander Egger (Hinterbärnbad) für's Aufkochen trotz später Ankunft zu bedanken.

Ein Filmvortrag über „Kaiser 40/4“ ist in Arbeit ...

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19:15 5. Juli 2020 2.190 m 8:50 2.186 m 10:50 2.170 m 11:15 2.281 m 12:05 2.260 m 12:27 2.344 m 16:10 2.291 m 16:40 2.116 m 18:00

19:30 6. Juli 2020 1.975 m 8:40 2.040 m 9:00 2.260 m 9:31 2.178 m 9:56 2.304 m 12:28 2.226 m 12:54 1.452 m

18:30 7. Juli 2020 1.633 m 9:25 1.745 m 10:00 1.924 m 10:22 1.916 m 11:00 1.997 m 11:20 2.001 m 11:40 1.995 m 12:15 1.970 m 13:20 1.923 m 13:42 1.807 m 16:25 1.813 m 17:30 19:30

12.000 Höhenmeter 110 km Wegstrecke 12–15 h Bergsteigen pro Tag

Bergbauproteste 1970

Wirtschaft vs. Fremdenverkehr – Demonstration in Oberndorf jährte sich zum 50. Mal.

VERSUCHTE WIEDERBELEBUNG DES BERGBAUS 1970

„Wer nicht mitmacht, verleugnet seine Heimat, und den Beruf als Ski

lehrer!“, so der Aufruf der Kitzbüheler Skischule „Rote Teufel“ zur Teilnahme an der „Anti-Bergbau“ Demonstration in Oberndorf. Fremdenverkehr sowie Land- und Forstwirtschaft sahen ihr Aus durch die Wiederbelebung des Bergbaus am Rerobichl. Durch die „Verunstaltung der Landschaft, die Rauch-, Staub-, und Geruchsentwicklung “ sei der Tourismus gefährdet und Urlauber würden vertrieben. Die Region habe zukünftig einen „Kahlschlag, eine Steinwüste und schließlich eine breite tiefe Rinne durch das Bichlach“ zu erwarten.

DEMONSTRATION GEGEN „KAHLSCHLAG“ Die Bürgerinitiativen reagierten mit einer beispielhaften Demonstration gegen das Vorhaben. Am 19. September 1970 versammelten sich rund 4.000 Menschen in Oberndorf um gegen die geplante Wiederaufnahme des Bergwesens am Rerobichl zu protestieren. Mit Erfolg. Die südafrikanische Union Corporation Limited, die die Wiederaufnahme initiierte, musste abziehen.

Text aus der Dorfchronik von Volksschuldirektor Franz Burger:

Im Jahre 1969 erwarb die Südafrikanische Bergbau- und Schiffahrtsgesesellschaft „Union Corporation“ vom Österr. Staat das Recht, fünf Jahre lang Prospektierungsarbeiten durchzuführen, um den Bergbau am Rerobichl zu reaktivieren. Auch mit Einsatz eines Hubschraubers wurden Messungen vorgenommen. Es waren 12 Tiefbohrungen vorgesehen, von denen zwei zur Durchführung kamen, eine auf der Hornseite bei Rohrstall und eine am Astberg in Reith. So sehr im Jahre 1952 die Wiedereröffnung begrüßt worden war, so begannen sich nun verschiedene Interessengruppen, insbesondere Vertreter der Kitzbüheler Fremdenver

"Das Bergwerk droht!", “Wir wollen nicht im Dreck verrecken". 4.000 Teilnehmer aus dem Bezirk und ganz Tirol kamen zur Demonstration nach Oberndorf.

kehrswirtschaft, gegen die Wiederaufnahme des Bergbaues zu wehren, da sie eine Verunstaltung der Landschaft und wohl auch eine Abwanderung der damals sehr knappen Arbeitskräfte aus der Fremdenverkehrswirtschaft zum Bergbau befürchteten.

Es wurden zahlreiche Versammlungen abgehalten und Verhandlungen geführt, die alle das gleiche Ziel hatten, ein Wiederaufleben des Bergbaues, der sich vom Segen zum Fluch gewandelt zu haben schien, mit allen Mitteln zu verhindern und schließlich fand am 19. September 1970 eine Demonstration von mehreren tausend Menschen statt, bei der der Handelsminister Dr. Josef Staribacher anwesend war. In der Folge war das Aufflackern des Berg(bau)geistes zum Erlöschen gekommen. Bei der Protestbewegung in Oberndorf gab es eine recht lebhafte, aber faire Diskussion. Als Diskutanten meldeten sich mehrere Politiker und Touristiker aus der Region sowie ein Gast aus Deutschland. Antwort des Handelsministers: „Für die Bundesregierung

und für mich steht eindeutig fest, der Fremdenverkehr hat Vorrang!“

Wir bedanken uns bei Ortschronist Joachim Burger für die Informationen und Fotos.

Der ehemalige Bergbau am Rerobichl gehört einer Vererzungszone an, die vom Mitterberg über Leogang bis Schwaz reicht. Die Gesamtausbeute am Rerobichl wird auf 20.000 Tonnen Kupfer und 100 Tonnen Silber geschätzt. Nach der Schließung setzten einige Bergknappen den Abbau auf ihr eigenes Risiko fort, mussten diesen 1843 jedoch wegen des geringen Ertrages endgültig einstellen. Es folgten Wiederbelebungsversuche in den Jahren 1851-1867, 1908- 1916, 1952-1955 und zuletzt 1969/70. Die Erzvorkommen befinden sich in sehr tiefen Zonen, ein neuerlicher Abbau wäre mit zu großem Aufwand verbunden.

Der Wortführer der Demonstration am 19. September 1970 war Dr. Erhard Pfitzner, Zahnarzt in Kitzbühel.

Wie eine 13-jährige Schülerin aus Waidring die Protestaktion erlebte und sie in einem Brief ihrer Cousine u.a. schilderte:

Gestern Abend ist es wild zugegangen. In Oberndorf kam der Handelsminister wegen dem Bergwerk. Tage davor fuhren Lautsprecher durch Waidring und die anderen Ortschaften, um die Leute aufzufordern, zum Protestieren. Ich und Silvia durften mit Papa gestern um halb sieben mitfahren. Schon vor Oberndorf mußten wir aussteigen und bekamen Fakeln in die Hand gedrückt. Jede Ortschaft bekam ein Schild mit ihrem Namen. Es waren viele Waidringer da. Dann wurde geübt. Im Lautsprecher wurden uns die Worte vorgesagt und wir mußten nachschreien: Bergwerk nie! Hilfe! Wir wollen nicht im Dreck verrecken! u.s.weiter. Es war ein schrecklicher Lärm. Dicht vor mir krachte so eine Platzpatrone wie Silvester. Ca. halb zehn war ich zu Hause. Ich kam mir wie ein demonstrierender Student vor.

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