FELD HOMMES - SPIEL

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Deutschland 5,00 € / Österreich 5,00 € / Schweiz 7.50 sfr / www.feld-magazin.de

Gepunktet

Geschummelt

Getroffen

Spielmacher Jan Rosenthal ist eins der größten Talente der Bundesliga

Nordkorea zeigt Touristen eine tolle Show, aber nichts von der Realität

Profi-Gamer Johnathan Wendel ballert für Millionen

Geschlagen

Gewonnen

Sportklamotten, die Sie trotz Niederlage zum Sieger machen

Wir zeigen jetzt schon die besten Outfits für Olympia 3000

Jetzt wird’s ernst: ein ganzes Heft über Gewinner und Verlierer

FELD-1-2008_2_001 2

Frühjahr 08

24.01.2008 15:08:43 Uhr


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SoSo stark stark wie wie der der Wille, Wille, ihnihn zu zu bauen. bauen.

Der Der neue neue Audi Audi RSRS 6 Avant. 6 Avant.

Der Audi Der RS Audi 6 Avant RS 6 Avant ist aufregend ist aufregend anders. anders. SeineSeine einmalige einmalige Kombination Kombination aus souveräner aus souveräner Sportlichkeit Sportlichkeit und charakterund charaktervollervoller Eleganz Eleganz überzeugt überzeugt schonschon beim beim Start Start in Sekunden. in Sekunden. Der stärkste Der stärkste Audi, Audi, der jeder in Serie je in Serie gebaut gebaut wurde, wurde, verbindet verbindet besondere besondere Exklusivität Exklusivität mit außergewöhnlicher mit außergewöhnlicher Dyna-Dynamik –mik er besitzt – er besitzt ein 5,0 ein - Liter 5,0 --Liter V10 --Biturbo V10 - Biturbo - Aggregat - Aggregat mit mit

Benzindirekteinspritzung Benzindirekteinspritzung FSI®. Eine FSI®. so Eine kraftvolle so kraftvolle und komfortable und komfortable Art der ArtFortbewegung der Fortbewegung setzt setzt auf der aufStraße der Straße eineneinen neuenneuen Maßstab. Maßstab. Erleben Erleben Sie den SieAudi den RS Audi 6 Avant RS 6 Avant demnächst demnächst bei Ihrem bei Ihrem Audi Partner. Audi Partner. Kraftstoffverbrauch Kraftstoffverbrauch in l/100 in km: l/100innerorts km: innerorts 20,4; 20,4; außerorts außerorts 10,3; 10,3; kombiniert kombiniert 14,0; 14,0; CO2-Emission CO2-Emission in g/km: in g/km: kombiniert kombiniert 333. 333.


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Beim Thema „Spiel“ stößt man unwillkürlich auf das Motiv vom ewigen Jungen, vom „Kind im Manne“, auf den Vater, der Spielzeug vorgeblich für seine Kinder kauft und die Carrera-Bahn doch in Wahrheit für sich selbst haben möchte. Dass ein Mann ein Junge bleiben darf oder sogar bleiben soll, ist ein Privileg. Ein Mann darf sich selbstvergessen in den eigenartigsten Hobbys verlieren. Er darf jeden Samstag bei Wind und Wetter zum Spiel seines abgestiegenen Lieblingsclubs gehen, ohne dass sein Verstand ernsthaft in Zweifel gezogen würde. Bedeutende Forscher, Musiker und Sportler brauchen das Talent, ihr systematisches Vorgehen abzulegen und im positiven Sinne „einfach nur zu spielen“. Aber Spielen kann auch der unreflektierte Blick auf Gut und Böse sein, wie ihn gewisse Präsidenten zelebrieren. Machtspiele und Kriegspielen sind wohl die grässlichsten Wortkombinationen, die möglich sind. Und beide faszinieren Männer dennoch. Der Zauber des Spieltriebs aber liegt in der Selbstvergessenheit. Ein richtiger Junge schielt nicht auf Wirkung, er kennt keine Feigheit und keine falsche Eitelkeit. Es steckt etwas beeindruckend Männliches darin, sein Ding durchzuziehen, auch wenn andere einen für einen verspielten Taugenichts halten. Wir lieben Jungenhaftigkeit, weil sie auch Zeichen von Integrität sein kann. Auch deswegen hat uns das Thema „Spiel“ besonders viel Spaß gemacht. Besonders im Bereich Mode haben wir uns ausgetobt. Denn wie angekündigt wollen wir zwei Ausgaben im Jahr schwerpunktmäßig der Mode widmen. In der nächsten Ausgabe gibt es dann wieder mehr zu lesen. Oder wie Sepp Herberger sagen würde: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ In diesem Sinne, Ihre Mieke Haase und Sabine Manecke

EDITORIAL

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Beim Thema „Spiel“ stößt man unwillkürlich auf das Motiv vom ewigen Jungen, vom „Kind im Manne“, auf den Vater, der Spielzeug vorgeblich für seine Kinder kauft und die Carrera-Bahn doch in Wahrheit für sich selbst haben möchte. Dass ein Mann ein Junge bleiben darf oder sogar bleiben soll, ist ein Privileg. Ein Mann darf sich selbstvergessen in den eigenartigsten Hobbys verlieren. Er darf jeden Samstag bei Wind und Wetter zum Spiel seines abgestiegenen Lieblingsclubs gehen, ohne dass sein Verstand ernsthaft in Zweifel gezogen würde. Bedeutende Forscher, Musiker und Sportler brauchen das Talent, ihr systematisches Vorgehen abzulegen und im positiven Sinne „einfach nur zu spielen“. Aber Spielen kann auch der unreflektierte Blick auf Gut und Böse sein, wie ihn gewisse Präsidenten zelebrieren. Machtspiele und Kriegspielen sind wohl die grässlichsten Wortkombinationen, die möglich sind. Und beide faszinieren Männer dennoch. Der Zauber des Spieltriebs aber liegt in der Selbstvergessenheit. Ein richtiger Junge schielt nicht auf Wirkung, er kennt keine Feigheit und keine falsche Eitelkeit. Es steckt etwas beeindruckend Männliches darin, sein Ding durchzuziehen, auch wenn andere einen für einen verspielten Taugenichts halten. Wir lieben Jungenhaftigkeit, weil sie auch Zeichen von Integrität sein kann. Auch deswegen hat uns das Thema „Spiel“ besonders viel Spaß gemacht. Besonders im Bereich Mode haben wir uns ausgetobt. Denn wie angekündigt wollen wir zwei Ausgaben im Jahr schwerpunktmäßig der Mode widmen. In der nächsten Ausgabe gibt es dann wieder mehr zu lesen. Oder wie Sepp Herberger sagen würde: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ In diesem Sinne, Ihre Mieke Haase und Sabine Manecke

EDITORIAL

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Auf die Plätze, fertig, los! Spielen Sie mit, wenn Sie können: Videogames (Der Meister des virtuellen Universums) oder Snooker (Der will nur spielen), Taschenbillard (Trimm dich) oder Gummitwist (mit unserem Titelmädchen Johanna), Zirkus (Akrobat schön) oder Uwe Bohm („Scheiße: Schiller!“). Und natürlich alles über Fußball mit unserem Hero Jan Rosenthal (Der Spielmacher), den Kindern einer Berliner Grundschule (Die große Pause) und der Männersache (Ball!) Intro Lieber Lehrer, lehr mich was ............................................  Warum wir spielen müssen, um zu lernen, und warum wir mit dem Spielen irgendwann aufhören sollen – oder eben nicht. Expérience Die große Pause ...............................................................  Fünf Tage auf dem Hof einer Grundschule: die spielerischen Verhaltensauffälligkeiten von Männern, wenn sie noch sehr klein sind. Die Korea Show ...............................................................  Wer nach Nordkorea reist, erlebt kein Land, sondern eine perfekte Inszenierung, bei der die Realität verborgen bleibt. Applaus für die Shitkeeper ...............................................  Mit zwei Poloelefanten unterwegs. Ohne Schlaf, mit wenig Essen, dafür viel Regen und allem, was Elefanten sonst noch so zu bieten haben. Portrait „Scheiße: Schiller!“ ..........................................................  Schauspieler Uwe Bohm erzählt vom Spielen, vom Kampf mit der Rolle und vom Scheitern mit und ohne Erfolg. Hero Der Spielmacher ..............................................................  Jan Rosenthal, , zählt zu den größten Talenten im deutschen Fußball. Bei seinem ersten großen Shooting, exklusiv für FELD HOMMES, zeigt er sich überraschend nachdenklich und trotzdem locker. Sport Der Meister des virtuellen Universums .............................  Johnathan Wendel ist schnell, zielsicher und geschäftstüchtig. Und er ist Weltspitze in seiner Disziplin: Video Gaming. Der will nur spielen .........................................................  Ein junger Deutscher will zur Elite des britisch dominierten Billardsports aufschließen. Ein schwieriges Unternehmen, weiß Snooker-Talent Patrick Einsle. Savoir Die besten Spiel-Filme aller Zeiten ..................................  Die spannendsten und/oder erstaunlichsten Werke für Sie zusammengetragen von unserer Filmredaktion. Interview Das Spiel mit der Realität ...............................................  Fünf Jahre lang hat Joris Luyendijk im Nahen Osten Terror und Krieg erlebt und erklärt uns, warum objektive Berichterstattung nicht möglich ist.

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SOMMAIRE

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Auf die Plätze, fertig, los! Spielen Sie mit, wenn Sie können: Videogames (Der Meister des virtuellen Universums) oder Snooker (Der will nur spielen), Taschenbillard (Trimm dich) oder Gummitwist (mit unserem Titelmädchen Johanna), Zirkus (Akrobat schön) oder Uwe Bohm („Scheiße: Schiller!“). Und natürlich alles über Fußball mit unserem Hero Jan Rosenthal (Der Spielmacher), den Kindern einer Berliner Grundschule (Die große Pause) und der Männersache (Ball!) Intro Lieber Lehrer, lehr mich was ............................................  Warum wir spielen müssen, um zu lernen, und warum wir mit dem Spielen irgendwann aufhören sollen – oder eben nicht. Expérience Die große Pause ...............................................................  Fünf Tage auf dem Hof einer Grundschule: die spielerischen Verhaltensauffälligkeiten von Männern, wenn sie noch sehr klein sind. Die Korea Show ...............................................................  Wer nach Nordkorea reist, erlebt kein Land, sondern eine perfekte Inszenierung, bei der die Realität verborgen bleibt. Applaus für die Shitkeeper ...............................................  Mit zwei Poloelefanten unterwegs. Ohne Schlaf, mit wenig Essen, dafür viel Regen und allem, was Elefanten sonst noch so zu bieten haben. Portrait „Scheiße: Schiller!“ ..........................................................  Schauspieler Uwe Bohm erzählt vom Spielen, vom Kampf mit der Rolle und vom Scheitern mit und ohne Erfolg. Hero Der Spielmacher ..............................................................  Jan Rosenthal, , zählt zu den größten Talenten im deutschen Fußball. Bei seinem ersten großen Shooting, exklusiv für FELD HOMMES, zeigt er sich überraschend nachdenklich und trotzdem locker. Sport Der Meister des virtuellen Universums .............................  Johnathan Wendel ist schnell, zielsicher und geschäftstüchtig. Und er ist Weltspitze in seiner Disziplin: Video Gaming. Der will nur spielen .........................................................  Ein junger Deutscher will zur Elite des britisch dominierten Billardsports aufschließen. Ein schwieriges Unternehmen, weiß Snooker-Talent Patrick Einsle. Savoir Die besten Spiel-Filme aller Zeiten ..................................  Die spannendsten und/oder erstaunlichsten Werke für Sie zusammengetragen von unserer Filmredaktion. Interview Das Spiel mit der Realität ...............................................  Fünf Jahre lang hat Joris Luyendijk im Nahen Osten Terror und Krieg erlebt und erklärt uns, warum objektive Berichterstattung nicht möglich ist.

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Objet trouvé Das Spiel ist aus ...............................................................  Die Toten Pierre und Ève verlieben sich leidenschaftlich ineinander. Sie hätten eine zweite Chance, wenn sie nur die Konventionen der Gesellschaft besiegen könnten. Photo Essai Mit Essen spielt man nicht ...............................................  Ein paar ernsthafte Vorschläge, was man mit Nahrungsmitteln sonst noch Sinnvolles anfangen kann. Motor Spaßbremse ......................................................................  Bei diesen minimalistischen Leichtbauraketen wird’s ernst auf der Piste. Feldweg   .......................................................................  Unser rasender Reporter kennt die schönsten Spielchen, mit denen Sie andere Verkehrsteilnehmer in den Wahnsinn treiben können. Mode Spring ’ ........................................................................  Die besten Hosen, Sweater, Zipper und Moves der Saison. Daft Punk trägt Gucci .....................................................  Wir haben Spielfiguren wie Otter Odysseus und Affe King Ken Top-Outfits der kommenden Saison auf den Leib geschneidert. Die neuen Gameboys ........................................................  Die aktuellen Streetwear-Looks sind wie die Jungs auf der Straße: ein bisschen rotzig, ziemlich robust und sehr sportlich. Trimm dich ......................................................................  Mit unseren neuen Modesportarten und den aktuellen Jeans-, Shirt- und Moustache-Styles machen Sie vom Start weg eine Topfigur.  :  ..................................................................................  Man muss auch mal verlieren können. In Würde, Anstand und in Sportklamotten, die Sie zum heimlichen Sieger machen. Akrobat schön ..................................................................  Star in der Manege ist der Clown. Er darf alles und zeigt uns deshalb die gewagtesten High-Fashion-Trends des kommenden Sommers. Mann gegen Mann ..........................................................  Unser Kampfduell um aktuelle Businessthemen: Anzug oder nicht, Hemd raus, Hemd rein, Krawatte oder oben ohne. Holt mich hier raus .........................................................  Was die TV-Moderatoren bekannter Spiel- und Gameshows tun könnten, um den Modejoker richtig einzusetzen. Olympia  ..................................................................  Dank ausgefeilter Hightech-Materialien und visionärer Schnitte halten unsere Future-Sports-Outfits bis ins nächste Jahrtausend. Privé Gummitwist ....................................................................  Johanna hat sich ein bisschen verheddert. Ob ihr wohl jemand helfen kann? Toujours Editorial .........................................................................  Impressum ......................................................................  Feldarbeiter ....................................................................  Mit 100 Sachen durch den Frühling ..............................  Männersache...................................................................  Abo .................................................................................  Bezugsquellen .................................................................  18

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MEET MEET VINCENT VINCENT at at www.realpeoplesfashion.com www.realpeoplesfashion.com


Objet trouvé Das Spiel ist aus ...............................................................  Die Toten Pierre und Ève verlieben sich leidenschaftlich ineinander. Sie hätten eine zweite Chance, wenn sie nur die Konventionen der Gesellschaft besiegen könnten. Photo Essai Mit Essen spielt man nicht ...............................................  Ein paar ernsthafte Vorschläge, was man mit Nahrungsmitteln sonst noch Sinnvolles anfangen kann. Motor Spaßbremse ......................................................................  Bei diesen minimalistischen Leichtbauraketen wird’s ernst auf der Piste. Feldweg   .......................................................................  Unser rasender Reporter kennt die schönsten Spielchen, mit denen Sie andere Verkehrsteilnehmer in den Wahnsinn treiben können. Mode Spring ’ ........................................................................  Die besten Hosen, Sweater, Zipper und Moves der Saison. Daft Punk trägt Gucci .....................................................  Wir haben Spielfiguren wie Otter Odysseus und Affe King Ken Top-Outfits der kommenden Saison auf den Leib geschneidert. Die neuen Gameboys ........................................................  Die aktuellen Streetwear-Looks sind wie die Jungs auf der Straße: ein bisschen rotzig, ziemlich robust und sehr sportlich. Trimm dich ......................................................................  Mit unseren neuen Modesportarten und den aktuellen Jeans-, Shirt- und Moustache-Styles machen Sie vom Start weg eine Topfigur.  :  ..................................................................................  Man muss auch mal verlieren können. In Würde, Anstand und in Sportklamotten, die Sie zum heimlichen Sieger machen. Akrobat schön ..................................................................  Star in der Manege ist der Clown. Er darf alles und zeigt uns deshalb die gewagtesten High-Fashion-Trends des kommenden Sommers. Mann gegen Mann ..........................................................  Unser Kampfduell um aktuelle Businessthemen: Anzug oder nicht, Hemd raus, Hemd rein, Krawatte oder oben ohne. Holt mich hier raus .........................................................  Was die TV-Moderatoren bekannter Spiel- und Gameshows tun könnten, um den Modejoker richtig einzusetzen. Olympia  ..................................................................  Dank ausgefeilter Hightech-Materialien und visionärer Schnitte halten unsere Future-Sports-Outfits bis ins nächste Jahrtausend. Privé Gummitwist ....................................................................  Johanna hat sich ein bisschen verheddert. Ob ihr wohl jemand helfen kann? Toujours Editorial .........................................................................  Impressum ......................................................................  Feldarbeiter ....................................................................  Mit 100 Sachen durch den Frühling ..............................  Männersache...................................................................  Abo .................................................................................  Bezugsquellen .................................................................  18

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Titel: Johanna Kehlbeck (www.modelwerk.de), unser Model aus der Privé-Fotostrecke „Gummitwist“, trägt eine Maske von Fahnenfleck, Fransentop von Martin Margiela und Panty sowie High Heels (Vintage) Fotografie: Robert Grischek (www.waldmannsolar.com) Styling: Ulrike Schlüter (www.ballsaal.com) und Séraphine de Lima (www.ballsaal.com)

FELD HOMMES Ausgabe 01/08, Frühjar 2008 Herausgeber

Mieke Haase, Markus Lenz und Kai Maser

Redaktion Kreativdirektion und Chefredaktion Stellv. Chefredaktion Textchefin Redaktion Modeleitung Moderedaktion

Mieke Haase Sabine Manecke Martina Behrens Zhoi Hy und Sabine Manecke Isabelle Th iry Christian Stemmler

Anzeigenleitung Kai Maser Tel.: +49-40-65 68 55-0 Fax: +49-40-65 68 55-17 kai.maser@appel-grafi k.de Anzeigenvermarktung MFM Martin Fischer Medien Schulterblatt 58 20357 Hamburg Martin Fischer Tel.: +49-40-42 91 62-11 mfischer@mf-medien.com

Thomas Neef Tel.: +49-40-42 91 62-12 tneef@mf-medien.com

FELD HOMMES Redaktion Langbehnstraße 15a 22761 Hamburg

Tel.: +49-40-88 16 97-60 Fax: +49-40-88 16 97-82

Umsetzung Produktionsleitung

Appel Grafi k Hamburg GmbH & Co. KG Alter Wall 55, 20457 Hamburg www.appel-grafik.de

Gestaltung Mieke Haase Design Langbehnstraße 15a 22761 Hamburg Tel.: +49-40-88 16 97-60 Fax: +49-40-88 16 97-82 www.miekehaase.de

Layout

Artdirektion

Oliver Griep

Layout

Uwe Jens Bermeitinger, Inga Detlow, Julia-Christin Holtz, Martin Kuhlmann, Martin Müller, Axel Peemoeller, Joanna Swistowski und Katharina Zilles

Für den unermüdlichen Einsatz in den Bereichen Satz /RZ, Lithografie, Postproduction, Korrektorat und Koordination für diese FELD HOMMES Ausgabe bedanken wir uns besonders bei: Berlin

Sven Böker, Sabine Flores Sotomayor, Holger Konrad, Holger Pingel und Jenny Retzke

Frankfurt a. M.

Peter Füssel und Janina Melles

Hamburg

Yvonne Dähn, Corinna Delz, Andrea Drewes, Andrea Feldkamp, Tina Gröpper, Thomas Kaiser, Thorsten Krukow, Nicole Mahnke, Tina Schlenkermann, Berit Scholz, Magnus Sterzel, Carsten Tappe, Anja Vermehren und Jeremy Wells

Stuttgart

Anja Quecke und Jan Skrzipietz

Druck & Verarbeitung

Neef + Stumme GmbH & Co. KG Druck und Verlag Schillerstraße 2 29378 Wittingen info@neef-stumme.de www.neef-stumme.de

Mitarbeiter dieser Ausgabe Helen Achtermann, Vito Avantario, Robert Christensen, Oliver Cole, Charles Davis, Dorothea Eckert, Scot Faubel, Kai Flemming, Frank Maximilian Freytag, Robert Grischek, Maria Grossmann, Uli Holz, Bertram Job, Jürgen Kalwa, Oliver Köhler, Séraphine de Lima, Christian Litz, Andreas Merkel, Dirk Merten, Ingo Nahrwold, Markus Pritzi, Thomas Rabsch, Elke Rüss, Karim Sadli, Christian Schildmacher, Til Schlenker, Jan Schlüter, Ulrike Schlüter, Daniel Schröder, Monika Schürle, Judith Stoletzky, Gulliver Theis, Björn Thoenicke, Marcus Vogel, Alexander Weber-Grün, Lisa von Weise, Bernd Westphal, Lena Wolf, Nils Wollny, Oliver Wurm und Frank Zimmermann Wir bedanken uns besonders bei Rike Doepp, Carl Linden Haase, Anja Korkenkemper, Barbara Özturk, Katrin Schlieter, Hanne Schröder, Mirjam Schröder, Dory Stumme, Rebecca Waibel und Nina Zimmermann

Vertrieb Einzelverkauf/Handel

Verlag FELD Verlag Alter Wall 55 20457 Hamburg

Tel.: +49-40-65 68 55-0 Fax: +49-40-65 68 55-17 www.feld-magazin.de

Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt dieser Ausgabe: Kai Maser (Anschrift wie Verlag)

Markus Lenz

Partner Medienservices GmbH Julius-Hölder-Straße 47 70597 Stuttgart Tel.: +49-711-72 52-0 Fax: +49-711-72 52-320 www.partner-presse.de

Sondervertrieb

Über den Verlag

Erscheinungsweise

Vierteljährlich

Heftpreis

5 Euro.

© für alle Beiträge bei FELD Verlag. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung. Für verloren gegangene und unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und andere Arbeiten wird keine Haftung übernommen. Die Meinung, die in den Texten wiedergegeben wird, ist die der Contributeurs und nicht zwingend die des Verlags.

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IMPRESSUM

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Titel: Johanna Kehlbeck (www.modelwerk.de), unser Model aus der Privé-Fotostrecke „Gummitwist“, trägt eine Maske von Fahnenfleck, Fransentop von Martin Margiela und Panty sowie High Heels (Vintage) Fotografie: Robert Grischek (www.waldmannsolar.com) Styling: Ulrike Schlüter (www.ballsaal.com) und Séraphine de Lima (www.ballsaal.com)

FELD HOMMES Ausgabe 01/08, Frühjar 2008 Herausgeber

Mieke Haase, Markus Lenz und Kai Maser

Redaktion Kreativdirektion und Chefredaktion Stellv. Chefredaktion Textchefin Redaktion Modeleitung Moderedaktion

Mieke Haase Sabine Manecke Martina Behrens Zhoi Hy und Sabine Manecke Isabelle Th iry Christian Stemmler

Anzeigenleitung Kai Maser Tel.: +49-40-65 68 55-0 Fax: +49-40-65 68 55-17 kai.maser@appel-grafi k.de Anzeigenvermarktung MFM Martin Fischer Medien Schulterblatt 58 20357 Hamburg Martin Fischer Tel.: +49-40-42 91 62-11 mfischer@mf-medien.com

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Für den unermüdlichen Einsatz in den Bereichen Satz /RZ, Lithografie, Postproduction, Korrektorat und Koordination für diese FELD HOMMES Ausgabe bedanken wir uns besonders bei: Berlin

Sven Böker, Sabine Flores Sotomayor, Holger Konrad, Holger Pingel und Jenny Retzke

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Anja Quecke (36) Perfekte Bildbearbeitung ist für ein Heft, das gefühlt zu 99 % aus Bildern besteht, eine unverzichtbare Disziplin. Dafür haben wir Anja. Die gelernte Druckvorlagenherstellerin kommt zur Produktion von FELD HOMMES extra aus Stuttgart, freut sich aber auch darauf, schnell wieder in den Süden zu fahren, vor allem weil sie den Schnee liebt und ihr warm wird, wenn sie Schneeflocken sieht. Kein Wunder, dass ihr der Norden zu kalt ist. Bei dem ewigen Regen.

Lisa von Weise (37) Lisa ist eine New Yorker ModeStylistin, die sich, nach eigenen Angaben, von der französischen, amerikanischen und deutschen Kultur inspirieren lässt. Wie spannungsgeladen, geradezu dramatisch diese Mischung ist, können wir an ihrer Arbeit mit dem Duo Faubel-Christensen für die Modestrecke „Mann gegen Mann“ erahnen.

Joanna Swistowski (fast 26) Auch Joanna ist Artdirektorin mit einem gewissen Faible für Schwarz. Bei ihr drückt sich das im Besitz eines ebenfalls schwarzen Hundes aus, der allerdings ungefähr ein Zehntel so groß ist wie „Bones“ und auf den rassigen Namen „Filipe“ hört. Joanna ist Polin, trägt eine große schwarze Brille und mag neben Schwarz noch alle anderen Farben. Das sieht man ihren Klamotten an, aber auch der Nordkoreageschichte, die sich ebenfalls schön bunt ausnimmt.

Gefährliche Erreger lauern überall. Gefährliche Erreger lauern überall. Mit den HygieneMitpraktischen den praktischen Hygiene® ® Tüchern von VIBASEPT lassen sich sich Tüchern von VIBASEPT lassen Gegenstände im Handumdrehen Gegenstände im Handumdrehen desinfidesinfi zieren.zieren. Für perfekten SchutzSchutz – Für perfekten – und ein Gefühl. undsicheres ein sicheres Gefühl.

Andreas Merkel (37) Andreas Merkel lebt als freier Autor in Berlin und hat für diese Ausgabe das Gebaren deutscher Mittelschichtkinder in der großen Pause von seiner Wohnung aus beobachtet. Er hat die beiden Romane „Große Ferien“ und „Das perfekte Ende“ veröffentlicht und guckt, außer wie in diesem Falle zu Recherchezwecken, während der Arbeit fast nie aus dem Fenster, bemüht sich aber, so oft es geht rauszukommen, z. B. zum Fußballspielen, denn er ist aktives Mitglied der Berliner Autorenmannschaft.

Katharina Zilles (25) Haben Sie jemals darüber nachgedacht, wie unendlich viel Arbeit hinter der Lieblingsrubrik unserer Leser, „Mit hundert Sachen durch ...“, steckt? Nicht nur die Recherche und die Texte sind irrsinnig aufwändig, vor allem für unsere Grafiker ist diese Rubrik die Höchststrafe. Diesmal musste Katharina gemeinsam mit unserem Artdirektor Uwe, dran glauben. Katharina hat an der Design Factory und der Miami Ad School Europe studiert und praktiziert jetzt bei FELD HOMMES den Ernst des Lebens.

Marcus Pritzi (30) Die ersten zwei Drittel seines Lebens hat Marcus in seinem Geburtsland Italien verbracht, das dritte Drittel in Deutschland. Er hat die Fotografie von der Pieke auf gelernt und liebt, wie man es einem Italiener immer unterstellen würde, die klaren Formen und Bilder. Chaos und Kuddelmuddel kann er nicht leiden. Das macht ihn irgendwie deutsch. Für uns hat der FashionFotograf mit glänzendem, internationalem Renomee die Strecke „6 : 7“ fotografiert.

Axel Peemöller (31) Als freier Gestalter hat Axel schon so einiges hinter sich. Zum Beispiel vier Jahre in Melbourne, wo er als „Master by Research“ reüssierte. Heute lebt Axel in Hamburg, arbeitet in oder für Designstudios in Australien, USA, Holland und Deutschland und hat nun schon zum zweiten Mal das Literaturstück in FELD HOMMES gestaltet. Dass Axel Schwarz liebt, erkennt man an seinem schwarzen Hund „Bones“ und an der schwarzen Typo, mit der er „Das Spiel ist aus“ illustriert hat.

Nils Wollny (26) Der Marketingstratege überraschte uns in der letzten Ausgabe mit seiner pointierten Schreibe zum Thema „Porno“ und stürzte sich dieses Mal auf ein nicht minder erotisches Thema: Autos, die besser als Raketen tituliert werden sollten. Dass er sich damit auskennt, wundert nicht, schließlich hat Nils Internationales Management in L.A. studiert und dort am Art Center College of Design (dem Harvard für Automobildesigner) Autodesignprojekte betreut.

Oliver Wurm (37) Bei der allerersten Ballberührung in seinem ersten Pflichtspiel schoss Oliver Wurm mit 6 Jahren gleich ein Tor für die D-Jugend des SV Ottfingen. Es sollte der Karrierehöhepunkt als aktiver Spieler bleiben. Als Chefredakteur des Fußball-Lifestylemagazins Player begleitete er das WM-Sommermärchen 2006. Seit Januar 2007 ist er als Journalist und Medienberater selbstständig. Für FELD traf er Jan Rosenthal, Fußballprofi bei Hannover 96 und eines der größten Talente des deutschen Fußballs.

Jan Skrzipietz (40) Unser Reinzeichner kommt extra aus Stuttgart nach Hamburg, um – nun schon zum vierten Mal – ein Wochenende lang, mit nur einer kurzen Schlafunterbrechung, FELD HOMMES für den Druck fertig zu machen. Wenn Jan nicht reinzeichnet, zeichnet er Comics. Wenn er dann noch Zeit hat, spielt er Schlagzeug. Nun versuchen Sie mal, die folgenden von ihm hoch geschätzten Personen seinen Vorlieben zuzuzordnen: die Peanuts, Mike Mignola und Buddy Rich.

CONTRIBUTEURS

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Anja Quecke (36) Perfekte Bildbearbeitung ist für ein Heft, das gefühlt zu 99 % aus Bildern besteht, eine unverzichtbare Disziplin. Dafür haben wir Anja. Die gelernte Druckvorlagenherstellerin kommt zur Produktion von FELD HOMMES extra aus Stuttgart, freut sich aber auch darauf, schnell wieder in den Süden zu fahren, vor allem weil sie den Schnee liebt und ihr warm wird, wenn sie Schneeflocken sieht. Kein Wunder, dass ihr der Norden zu kalt ist. Bei dem ewigen Regen.

Lisa von Weise (37) Lisa ist eine New Yorker ModeStylistin, die sich, nach eigenen Angaben, von der französischen, amerikanischen und deutschen Kultur inspirieren lässt. Wie spannungsgeladen, geradezu dramatisch diese Mischung ist, können wir an ihrer Arbeit mit dem Duo Faubel-Christensen für die Modestrecke „Mann gegen Mann“ erahnen.

Joanna Swistowski (fast 26) Auch Joanna ist Artdirektorin mit einem gewissen Faible für Schwarz. Bei ihr drückt sich das im Besitz eines ebenfalls schwarzen Hundes aus, der allerdings ungefähr ein Zehntel so groß ist wie „Bones“ und auf den rassigen Namen „Filipe“ hört. Joanna ist Polin, trägt eine große schwarze Brille und mag neben Schwarz noch alle anderen Farben. Das sieht man ihren Klamotten an, aber auch der Nordkoreageschichte, die sich ebenfalls schön bunt ausnimmt.

Gefährliche Erreger lauern überall. Gefährliche Erreger lauern überall. Mit den HygieneMitpraktischen den praktischen Hygiene® ® Tüchern von VIBASEPT lassen sich sich Tüchern von VIBASEPT lassen Gegenstände im Handumdrehen Gegenstände im Handumdrehen desinfidesinfi zieren.zieren. Für perfekten SchutzSchutz – Für perfekten – und ein Gefühl. undsicheres ein sicheres Gefühl.

Andreas Merkel (37) Andreas Merkel lebt als freier Autor in Berlin und hat für diese Ausgabe das Gebaren deutscher Mittelschichtkinder in der großen Pause von seiner Wohnung aus beobachtet. Er hat die beiden Romane „Große Ferien“ und „Das perfekte Ende“ veröffentlicht und guckt, außer wie in diesem Falle zu Recherchezwecken, während der Arbeit fast nie aus dem Fenster, bemüht sich aber, so oft es geht rauszukommen, z. B. zum Fußballspielen, denn er ist aktives Mitglied der Berliner Autorenmannschaft.

Katharina Zilles (25) Haben Sie jemals darüber nachgedacht, wie unendlich viel Arbeit hinter der Lieblingsrubrik unserer Leser, „Mit hundert Sachen durch ...“, steckt? Nicht nur die Recherche und die Texte sind irrsinnig aufwändig, vor allem für unsere Grafiker ist diese Rubrik die Höchststrafe. Diesmal musste Katharina gemeinsam mit unserem Artdirektor Uwe, dran glauben. Katharina hat an der Design Factory und der Miami Ad School Europe studiert und praktiziert jetzt bei FELD HOMMES den Ernst des Lebens.

Marcus Pritzi (30) Die ersten zwei Drittel seines Lebens hat Marcus in seinem Geburtsland Italien verbracht, das dritte Drittel in Deutschland. Er hat die Fotografie von der Pieke auf gelernt und liebt, wie man es einem Italiener immer unterstellen würde, die klaren Formen und Bilder. Chaos und Kuddelmuddel kann er nicht leiden. Das macht ihn irgendwie deutsch. Für uns hat der FashionFotograf mit glänzendem, internationalem Renomee die Strecke „6 : 7“ fotografiert.

Axel Peemöller (31) Als freier Gestalter hat Axel schon so einiges hinter sich. Zum Beispiel vier Jahre in Melbourne, wo er als „Master by Research“ reüssierte. Heute lebt Axel in Hamburg, arbeitet in oder für Designstudios in Australien, USA, Holland und Deutschland und hat nun schon zum zweiten Mal das Literaturstück in FELD HOMMES gestaltet. Dass Axel Schwarz liebt, erkennt man an seinem schwarzen Hund „Bones“ und an der schwarzen Typo, mit der er „Das Spiel ist aus“ illustriert hat.

Nils Wollny (26) Der Marketingstratege überraschte uns in der letzten Ausgabe mit seiner pointierten Schreibe zum Thema „Porno“ und stürzte sich dieses Mal auf ein nicht minder erotisches Thema: Autos, die besser als Raketen tituliert werden sollten. Dass er sich damit auskennt, wundert nicht, schließlich hat Nils Internationales Management in L.A. studiert und dort am Art Center College of Design (dem Harvard für Automobildesigner) Autodesignprojekte betreut.

Oliver Wurm (37) Bei der allerersten Ballberührung in seinem ersten Pflichtspiel schoss Oliver Wurm mit 6 Jahren gleich ein Tor für die D-Jugend des SV Ottfingen. Es sollte der Karrierehöhepunkt als aktiver Spieler bleiben. Als Chefredakteur des Fußball-Lifestylemagazins Player begleitete er das WM-Sommermärchen 2006. Seit Januar 2007 ist er als Journalist und Medienberater selbstständig. Für FELD traf er Jan Rosenthal, Fußballprofi bei Hannover 96 und eines der größten Talente des deutschen Fußballs.

Jan Skrzipietz (40) Unser Reinzeichner kommt extra aus Stuttgart nach Hamburg, um – nun schon zum vierten Mal – ein Wochenende lang, mit nur einer kurzen Schlafunterbrechung, FELD HOMMES für den Druck fertig zu machen. Wenn Jan nicht reinzeichnet, zeichnet er Comics. Wenn er dann noch Zeit hat, spielt er Schlagzeug. Nun versuchen Sie mal, die folgenden von ihm hoch geschätzten Personen seinen Vorlieben zuzuzordnen: die Peanuts, Mike Mignola und Buddy Rich.

CONTRIBUTEURS

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.

.

.

.

.

.

.

.

. Gesetzt den Fall ..., ... Hitler wäre nicht geboren worden, weil ein Wissenschaftler aus der Neuzeit die Empfängnis von Klara Pölzl im Jahre  verhindert hätte, was wäre dann . Berlin-Marathon. Der perfekte Joggingschuh . Wohin mit all den Büchern? Eine FELD für alle, deren Laufstrecke „rein zufällig“ mal HOMMES Mitarbeiterin, deren Namen wir an gewesen? Wäre dann heute alles gut und wir Deutschen dürften Fahnen schwenken, ohne wieder durch Berlin-Mitte verläuft. Der RS  dieser Stelle nicht preisgeben möchten, verriet rot dabei zu werden? Wohl kaum, sonst hätte Speckle von Puma passt sich nicht nur ausuns neulich, was sie mit Büchern anfängt, die unser Lieblingsengländer Stephen Fry wohl gezeichnet Ihrem Fußbett an, sondern auch ihr nicht gefallen: „Blöde Bücher verschenke einem nicht zu übersehenden Trend in der ich an Freunde.“ Na, herzlichen Glückwunsch! nicht dieses extrem freche Buch über das Hauptstadt: Neonfarben, so weh das Auge auch Man kann Bücher, die sich als nicht lesenswert finsterste Kapitel der Menschheitsgeschichte tut. Dass er aus Nylon und ein wenig Velour erweisen, aber auch sinnvoller einsetzen und ein geschrieben. Darin kann man mal wieder gefertigt ist, darf an dieser Stelle nicht fehlen, Regal daraus bauen. Mit der Architekturinstal- lesen, wo gewisse Herren aus Hessen gerade dürfte seinen Träger allerdings herzlich wenig lation „Books, cologne“ von Werner Aisslinger. mal wieder versuchen, Geschichte zu machen, indem sie den einfachen Leuten aufs Maul interessieren. Sneaker „RS  Speckle“ über www.aisslinger.de hauen. Stephen Fry, „Geschichte machen“, www.puma.com Rowohlt, www.rowohlt.de

Sabine Manecke, Jan Schlüter, Judith Stoletzky und Alexander Weber-Grün (Text)

Von Zhoi Hy (Redaktion), Uwe Jens Bermeitinger, Bertram Job, Oliver Köhler,

. Großartig farblos. Mit dem Deutschen Fotobuchpreis  ausgezeichnet, dokumentiert dieser Band die mehrjährige Zusammenarbeit zwischen dem italienischen Fotografen Walter Niedermayr und den in Tokio ansässigen Architekten Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa, die unter dem Namen SANAA operieren. Niedermayr wurde vor allem durch seine bleichen Aufnahmen von alpinen Landschaften, SANAA durch ihre reduktiv und ephemer wirkenden Bauten international bekannt. Das New Yorker Museum aus dem Hause SANAA empfehlen wir zum Besuch. Genauso wie den Kauf dieses spektakulär blassen Fotobands. Walter Niedermayr, Kazuyo Sejima + Ryue Nishizawa/SANAA, Hatje Cantz Verlag, www.hatjecantz.de

. Beringt. Alle Zugvögel, wir meinen jene, die den Zug durch die Gemeinde machen, können mit diesem Ring an der SterlingSilber-Kette nicht mehr verloren gehen. Auf dem Ring steht nämlich, wie man heißt, und anderes tierisch interessantes Zeug. Also rufen wir: „Flieg nicht zu hoch, mein kleiner Freund!“ Pigeon Ring Necklaces über www.chinnychinchin.net

.

.

.

. In aller Form. Richtig Geld ausgeben kann man in London natürlich sowieso. Bei der außergewöhnlich gut sortierten „Form London“ haben Sie die Möglichkeit, für moderne Kunst, Design, Fotografie und Skulpturen Ihre Kreditkarte zu belasten. Aber, wie neuerdings bei Kunst so üblich: Der Veranstalter verspricht, dass alles, was Sie kaufen, eine ganz hervorragende Anlage sein wird. www.form-london.com

. Im Westen nichts Neues. Gehören Sie auch zu den Leuten gesetzten Alters, die ständig darüber lamentieren, dass es nix Neues in der Musikszene gibt, dass man alles schon mal gehört hat und die jungen Leute heute nix mehr vom Musikhören verstehen? Dann nehmen Sie diesen Klassiker der Musikliteratur zur Hand und schwelgen Sie in der Pop-Anthologie des Punk-Journalisten Jon Savage und des Pop-Literaten Hanif Kureishi. Die gesammelten Musikartikel aus allen wichtigen (also englischen) Musikmedien enden  mit Techno. Und danach kam ja nun wirklich nichts Neues mehr. Hanif Kureishi, Jon Savage „The Faber Book of Pop“, Faber & Faber, www.faberundfaber.de

. Tropfentasche. Wer kennt das nicht? Eben noch schnorcheln auf den Malediven, schon klingelt das Unterwasserhandy. Termine! Flugs den Wet Suit ausgezogen, in diese schicke, neue wasserdichte Tasche gestopft und ab in den Privatjet nach Frankfurt. So oder so ähnlich hat sich die US-Firma Flight  das wohl gedacht. Tasche für nasse Klamotten über www.flight.com

. Laut, schrill, elektronisch. Die Oberklasse von Musik, Mode und Visualität modern interpretiert. Im April  geht Levi’s mit Shitdisco, Mstrkrft und Punks Jump Up auf Tour in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Rock on. www.levisst ore.com

.

. Teufelszeug. Jawohl, Malefiz ist ein fieses Spiel, an dem beißenden Spott der mitspielenden Väter haben sich schon unzählige Kinderherzen Narben geholt. In dem Buch „Teufelsspiele“ allerdings ist weniger von Malefiz als von teuflisch schwierigen Spielen die Rede, die vor allem normal begabte Menschen um den kleinen Rest Verstand bringen, der ihnen zum Absolvieren von Tangram, Knobelkram und Zahlenirrsinn zur Verfügung steht. Komisch, dass die elf Angebote bei Amazon für diesen bereits vergriffenen Klassiker schon bei , Euro beginnen. Rüdiger Thiele, Konrad Haase, „Teufelsspiele. Fünf höllische Audienzen um Geist , Gewinn und Glück“, Urania Verlag, www.urania-verlag.de

. Zum Mitspielen. Dass Spielespielen nicht nur was für Kinder ist, hat Eric Berne in seinem Klassiker zur Spieltheorie ausführlich beschrieben. Wer die Hintergründe der sieben verschiedenen Arten von Spielen durchschaut – nämlich Lebensspiele, Ehespiele, Partyspiele, Sexspiele, Räuberspiele, Doktorspiele, „gute“ Spiele –, der wird mit vielen seiner Kollegen, Verwandten, Freunden und Kneipenbekanntschaften in Zukunft viel mehr Freude haben. Eric Berne, „Spiele der Erwachsenen. Psychologie der menschlichen Beziehungen“, Rowohlt Sachbuch, www.rowohlt.de

. Frische Luft für Mutti Mars. Sieht ein bisschen aus wie ein Blumenkasten, den ein Astronaut am Muttertag in den Weltraum verbringt. Aber bitte, Spott hat dieses wunderbare Miniaturgewächshaus von Mathieu Lehanneur wirklich nicht verdient. Spätestens im Sommer werden unsere Möbel wieder ihren ganzen chemischen Reiz in der Wohnung versprühen – und dann wirkt „Bel-Air“ Wunder, weil das Bonsai-Biotop schlimme Benzene, Formaldehyde etc. über seine Pflanzenblätter und -wurzeln sowie das kondensierte Wasser bindet. Ein unermüdlicher Entdrecker in den vier Wänden, bei dem es keine Filter zu wechseln gibt. „Bel-Air“ über www.mathieulehanneur.com


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Sabine Manecke, Jan Schlüter, Judith Stoletzky und Alexander Weber-Grün (Text)

Von Zhoi Hy (Redaktion), Uwe Jens Bermeitinger, Bertram Job, Oliver Köhler,

. Großartig farblos. Mit dem Deutschen Fotobuchpreis  ausgezeichnet, dokumentiert dieser Band die mehrjährige Zusammenarbeit zwischen dem italienischen Fotografen Walter Niedermayr und den in Tokio ansässigen Architekten Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa, die unter dem Namen SANAA operieren. Niedermayr wurde vor allem durch seine bleichen Aufnahmen von alpinen Landschaften, SANAA durch ihre reduktiv und ephemer wirkenden Bauten international bekannt. Das New Yorker Museum aus dem Hause SANAA empfehlen wir zum Besuch. Genauso wie den Kauf dieses spektakulär blassen Fotobands. Walter Niedermayr, Kazuyo Sejima + Ryue Nishizawa/SANAA, Hatje Cantz Verlag, www.hatjecantz.de

. Beringt. Alle Zugvögel, wir meinen jene, die den Zug durch die Gemeinde machen, können mit diesem Ring an der SterlingSilber-Kette nicht mehr verloren gehen. Auf dem Ring steht nämlich, wie man heißt, und anderes tierisch interessantes Zeug. Also rufen wir: „Flieg nicht zu hoch, mein kleiner Freund!“ Pigeon Ring Necklaces über www.chinnychinchin.net

.

.

.

. In aller Form. Richtig Geld ausgeben kann man in London natürlich sowieso. Bei der außergewöhnlich gut sortierten „Form London“ haben Sie die Möglichkeit, für moderne Kunst, Design, Fotografie und Skulpturen Ihre Kreditkarte zu belasten. Aber, wie neuerdings bei Kunst so üblich: Der Veranstalter verspricht, dass alles, was Sie kaufen, eine ganz hervorragende Anlage sein wird. www.form-london.com

. Im Westen nichts Neues. Gehören Sie auch zu den Leuten gesetzten Alters, die ständig darüber lamentieren, dass es nix Neues in der Musikszene gibt, dass man alles schon mal gehört hat und die jungen Leute heute nix mehr vom Musikhören verstehen? Dann nehmen Sie diesen Klassiker der Musikliteratur zur Hand und schwelgen Sie in der Pop-Anthologie des Punk-Journalisten Jon Savage und des Pop-Literaten Hanif Kureishi. Die gesammelten Musikartikel aus allen wichtigen (also englischen) Musikmedien enden  mit Techno. Und danach kam ja nun wirklich nichts Neues mehr. Hanif Kureishi, Jon Savage „The Faber Book of Pop“, Faber & Faber, www.faberundfaber.de

. Tropfentasche. Wer kennt das nicht? Eben noch schnorcheln auf den Malediven, schon klingelt das Unterwasserhandy. Termine! Flugs den Wet Suit ausgezogen, in diese schicke, neue wasserdichte Tasche gestopft und ab in den Privatjet nach Frankfurt. So oder so ähnlich hat sich die US-Firma Flight  das wohl gedacht. Tasche für nasse Klamotten über www.flight.com

. Laut, schrill, elektronisch. Die Oberklasse von Musik, Mode und Visualität modern interpretiert. Im April  geht Levi’s mit Shitdisco, Mstrkrft und Punks Jump Up auf Tour in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Rock on. www.levisst ore.com

.

. Teufelszeug. Jawohl, Malefiz ist ein fieses Spiel, an dem beißenden Spott der mitspielenden Väter haben sich schon unzählige Kinderherzen Narben geholt. In dem Buch „Teufelsspiele“ allerdings ist weniger von Malefiz als von teuflisch schwierigen Spielen die Rede, die vor allem normal begabte Menschen um den kleinen Rest Verstand bringen, der ihnen zum Absolvieren von Tangram, Knobelkram und Zahlenirrsinn zur Verfügung steht. Komisch, dass die elf Angebote bei Amazon für diesen bereits vergriffenen Klassiker schon bei , Euro beginnen. Rüdiger Thiele, Konrad Haase, „Teufelsspiele. Fünf höllische Audienzen um Geist , Gewinn und Glück“, Urania Verlag, www.urania-verlag.de

. Zum Mitspielen. Dass Spielespielen nicht nur was für Kinder ist, hat Eric Berne in seinem Klassiker zur Spieltheorie ausführlich beschrieben. Wer die Hintergründe der sieben verschiedenen Arten von Spielen durchschaut – nämlich Lebensspiele, Ehespiele, Partyspiele, Sexspiele, Räuberspiele, Doktorspiele, „gute“ Spiele –, der wird mit vielen seiner Kollegen, Verwandten, Freunden und Kneipenbekanntschaften in Zukunft viel mehr Freude haben. Eric Berne, „Spiele der Erwachsenen. Psychologie der menschlichen Beziehungen“, Rowohlt Sachbuch, www.rowohlt.de

. Frische Luft für Mutti Mars. Sieht ein bisschen aus wie ein Blumenkasten, den ein Astronaut am Muttertag in den Weltraum verbringt. Aber bitte, Spott hat dieses wunderbare Miniaturgewächshaus von Mathieu Lehanneur wirklich nicht verdient. Spätestens im Sommer werden unsere Möbel wieder ihren ganzen chemischen Reiz in der Wohnung versprühen – und dann wirkt „Bel-Air“ Wunder, weil das Bonsai-Biotop schlimme Benzene, Formaldehyde etc. über seine Pflanzenblätter und -wurzeln sowie das kondensierte Wasser bindet. Ein unermüdlicher Entdrecker in den vier Wänden, bei dem es keine Filter zu wechseln gibt. „Bel-Air“ über www.mathieulehanneur.com


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.

.

. Merci, dass es dich gibt. Mit diesen Visitenkarten können Sie einem Ihnen unbekannten Menschen „Danke“ sagen. Zum Beispiel dafür, dass er Sie in der U-Bahn hat mitlesen lassen. In einer Tageszeitung, die Sie niemals selbst kaufen würden. Die Box mit  Karten, auf denen verschiedene Komplimente vermerkt sind, gibt es über www.thankyoutoo.org

. Henkelmann. Für den Mann mit Humor: Schon an Opas Handgelenk baumelte so ein Täschchen, bei dem man nicht weiß, was man darin transportieren soll. Kontoauszüge? So etwas in der Art wahrscheinlich. Oder eine Monatskarte und ein Reclam-Heftchen, das wäre intellektuell. Etui über www.joop.com

. Einen an der Waffel. Normalerweise würden wir in diesem Testosteron-geschwängerten Magazin natürlich niemals ein Küchengerät vorstellen. Aber da sich Designkönig Konstantin Grcic nun mal dazu herabgelassen hat, ein Waffeleisen zu gestalten, das so hammermäßig gut aussieht wie ein Bohrmaschinenkoffer, machen wir mal eine Ausnahme. Waffeleisen F DK  über www.krups.de

. Straßenkompetenz. „Here come the styler, wilder than freddy“. So steht es auf der Website von Yeahboy geschrieben, die wir Ihnen dringend ans Herz legen, falls Sie noch mal so richtig den Dicken raushängen lassen wollen. Sonst: zero street credibility. Zero! Die Schmuckstücke von Yeahboy verleihen Ihnen nicht nur extreme Glaubwürdigkeit, sie sind dazu extrem rar (Auflage max. ). Zugegeben, sie sind ein wenig gewaltverherrlichend. Aber auf eine sympathische Weise. Von extralangen, verchromten Ketten baumeln verspielte Sterling-SilberAnhänger in Gestalt von beispielsweise Bandenkriegswaffen, Shaolin-Schwertern, Masken, bei Raubüberfällen zu tragen, oder auch der lebensfrohe Schriftzug „Aaaaiiigggghhht“. Sieben handgefertigte Teile umfasst die Kollektion, plus ein geheimes Stück, das wir hier unter gar keinen Umständen zeigen dürfen. Schmuck über www.yeahboy-jewelry.com

.

.

. Unterwassertränen. Stellen Sie sich mal vor, Sie treffen beim Bahnenziehen eine umwerfende Nixe und tragen auf den Augen irgendeine Hallenbadbrille, in die man reinspucken muss, damit sie nicht beschlägt. Das wäre doch zum Heulen. Viel eleganter sind diese swimming googles von Boss über www.hugoboss.com

. Eine saftige Südfrucht. Sascha Funke ist ein fleißiger Housemann. Am . Februar erscheint auf Bpitchcontrol seine neue Scheibe „Mango“. Warum das Album so heißt, können wir uns nicht zusammenreimen, denn Sascha hat sechs Monate in der Provence verbracht, als die Musik in ihm reifte, und da müsste das gute Stück doch eigentlich „Feige“ heißen. Nichtsdestotrotz: Sascha Funke, „Mango“ über www.bpitchcontrol.de

. Fließende Couchlandschaften. Ob hoch stylischer Fremdkörper oder Dorn im Auge, eines haben Sofas alle gemeinsam: Sie passen sich nur selten ihrer Umgebung an. Das Sitscape wächst – wortwörtlich – in das Wohnzimmer rein und verwandelt das bisherige Herzstück in eine schmiegsame, multifunktionale Flätsch- und Sitzzone. www.hackenbroich.com

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. Königin der Lüfte. Vergessen wir doch einfach all die Unheil bringenden Jagdbomber, . Wo ist mein Ohr? Auf dem Fernsehschirm von denen es so viele ultraleichte Modelle gibt! in der Kneipe flimmert ein Fußballspiel, auf Hier kommt die quintessenzielle Taube aus der . Schotten dicht. Eben nicht, jetzt machen dem Fußboden liegt ein Ohr. Dieter RotBritish Design Collection, die sogar blonde sie nämlich Schokolade. Nicht gerade typisch mund weiß sofort: Das kann nur seines sein. Männer mühelos zusammensetzen können. für die Kilties. Aber diese ist echt lecker. Hat jemand etwas bemerkt? Und wie findet Der kleine Vogel wirft weder Bomben Besonders die Minis in den kleinen Tüten. man durch den Alltag, wenn einem die Kör- noch Exkremente ab, sieht knuffig aus und Inhalt nur  Gramm, dafür aber very tasty. perteile abhanden kommen? Wilhelm Gena- fliegt ziemlich weit, wenn man ein bisschen Kommen in vier fruchtigen Geschmacksrichzino erzählt die Geschichte eines Mannes, Geschick hat. „Pigeon Plane“ über tungen. www.kshocolat.com der neben seinem Ohr noch weitere Verluste www.oofcollective.com erleiden muss. Und das tut er unaufgeregt, . Lampe aus dem Bauhaus. Als es dem genau und mit Lust an der Peinlichkeit. Sei- . Gregorianischer Gesang. Ewan McGregor Herrn Dell gefiel, diese Tischlampe zu ne Schilderungen sind so hervorragend, dass schätzt die „Griso V“ als schönen, charakterentwerfen, war das viel bemühte Wort vom starken Klassiker für sportliche und dennoch Büchnerpreisträger Genazino dafür schon „Klassiker“ noch längst nicht in aller Munde. bequeme Ausfahrten. Der stärkste serienwieder zwei Literaturpreise bekommen hat: In den ern reüssierte Christian Dell als den Corine-Belletristikpreis und den Kleist- mäßige luftgekühlte Zweizylinder aus Mandello Werkmeister der Bauhaus-Metallwerkstätten begeistert mit kraftvoller Leistungsentfaltung, preis. Obwohl der Mann aus Mannheim in Weimar, predigte und praktizierte die die sich im oberen Drehzahlbereich anhört kommt und mal Redakteur bei „Pardon“ Harmonie von Anmut und Funktion. Heute wie ein jugendlich elastischer Psalm und im gehören seine Leuchtenentwürfe zur ständigen war. Toll. Wilhelm Genazino, unteren Bereich mit sattem Drehmoment „Mittelmäßiges Heimweh“, Büchergilde Ausstellung im New Yorker Museum of wie eine mehrstimmige Bassliturgie in der Gutenberg, www.buechergilde.de Modern Art, um nur mal ’ne Hausnummer Sixtinischen Kapelle. Halleluja. „Griso V“ zu nennen. Und diese hier war lange vermisst : Dicke Kartoffel. Die Uhrenfirma Breil über www.motoguzzi.it und wurde jetzt in der Luxusausführung Milano präsentiert „eine neue Kollektion von (KAISERidell  R) wieder aufgelegt. Müssen Armbanduhren, bei der ‚sophistication‘ zu wir noch mehr sagen? www.kaiseridell.com einem Synonym für Stil und Eklektizismus wird. Das Modell ‚Eros‘ ist das Ergebnis . Sneakerologie. Heutzutage könnte man leidenschaftlicher Liebe zum Detail.“ So glauben, der adidas x undefeated sei  für schwarze Röhrenjeans und Palästinensertücher kann man das auch sehen, wir empfehlen den Klonken, weil man einen Bizeps wie die erfunden wurden. Welche bunte Geschichte oben genannte Erdfrucht bekommt, wenn aber wirklich hinter dem Schuh steckt, zeigt adidas mit dieser exklusiven Ausgabe – inklusive man das dicke Ding täglich stemmt. „Eros“ über www.breil.it Fotoband mit Bildern von Estevan Oriol. . www.adidas.de

. Spielen Sie ein Instrument? Eine Frage, die leider, leider auch von Angehörigen des Bildungsbürgertums bislang nicht ausnahmslos mit ja beantwortet werden konnte. Durch den Einsatz dieses neuartigen kulturpolitischen Instrumentariums wird es aber schnell gelingen, das Niveau unseres Landes um einige Oktaven anzuheben: Frequenzhistogramme vergessener und bekannter Melodien, in einen Kamm gesägt, die man schon mit Einfingertechnik zum Klingen bringen kann. „Musical Comb“ über www.oofcollective.com

. Auf der Lichtung. Wer einmal im Morgengrauen auf einem Islandpferd durch einen schwedischen Wald geritten ist und dann ein halbes Jahr später durch Zufall auf der Internetseite von Johan Carpner Design landet, wird verstehen, warum seine Objekte so aussehen, wie sie aussehen. Johan Carpner ist Schwede, schaut gerne nachts aus dem Fenster und orientiert sich bei seinen Arbeiten schlicht an den Vorbildern der Natur. Die Deckenleuchte Glänta, zu Deutsch „Lichtung“, über www.johancarpner.se


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. Merci, dass es dich gibt. Mit diesen Visitenkarten können Sie einem Ihnen unbekannten Menschen „Danke“ sagen. Zum Beispiel dafür, dass er Sie in der U-Bahn hat mitlesen lassen. In einer Tageszeitung, die Sie niemals selbst kaufen würden. Die Box mit  Karten, auf denen verschiedene Komplimente vermerkt sind, gibt es über www.thankyoutoo.org

. Henkelmann. Für den Mann mit Humor: Schon an Opas Handgelenk baumelte so ein Täschchen, bei dem man nicht weiß, was man darin transportieren soll. Kontoauszüge? So etwas in der Art wahrscheinlich. Oder eine Monatskarte und ein Reclam-Heftchen, das wäre intellektuell. Etui über www.joop.com

. Einen an der Waffel. Normalerweise würden wir in diesem Testosteron-geschwängerten Magazin natürlich niemals ein Küchengerät vorstellen. Aber da sich Designkönig Konstantin Grcic nun mal dazu herabgelassen hat, ein Waffeleisen zu gestalten, das so hammermäßig gut aussieht wie ein Bohrmaschinenkoffer, machen wir mal eine Ausnahme. Waffeleisen F DK  über www.krups.de

. Straßenkompetenz. „Here come the styler, wilder than freddy“. So steht es auf der Website von Yeahboy geschrieben, die wir Ihnen dringend ans Herz legen, falls Sie noch mal so richtig den Dicken raushängen lassen wollen. Sonst: zero street credibility. Zero! Die Schmuckstücke von Yeahboy verleihen Ihnen nicht nur extreme Glaubwürdigkeit, sie sind dazu extrem rar (Auflage max. ). Zugegeben, sie sind ein wenig gewaltverherrlichend. Aber auf eine sympathische Weise. Von extralangen, verchromten Ketten baumeln verspielte Sterling-SilberAnhänger in Gestalt von beispielsweise Bandenkriegswaffen, Shaolin-Schwertern, Masken, bei Raubüberfällen zu tragen, oder auch der lebensfrohe Schriftzug „Aaaaiiigggghhht“. Sieben handgefertigte Teile umfasst die Kollektion, plus ein geheimes Stück, das wir hier unter gar keinen Umständen zeigen dürfen. Schmuck über www.yeahboy-jewelry.com

.

.

. Unterwassertränen. Stellen Sie sich mal vor, Sie treffen beim Bahnenziehen eine umwerfende Nixe und tragen auf den Augen irgendeine Hallenbadbrille, in die man reinspucken muss, damit sie nicht beschlägt. Das wäre doch zum Heulen. Viel eleganter sind diese swimming googles von Boss über www.hugoboss.com

. Eine saftige Südfrucht. Sascha Funke ist ein fleißiger Housemann. Am . Februar erscheint auf Bpitchcontrol seine neue Scheibe „Mango“. Warum das Album so heißt, können wir uns nicht zusammenreimen, denn Sascha hat sechs Monate in der Provence verbracht, als die Musik in ihm reifte, und da müsste das gute Stück doch eigentlich „Feige“ heißen. Nichtsdestotrotz: Sascha Funke, „Mango“ über www.bpitchcontrol.de

. Fließende Couchlandschaften. Ob hoch stylischer Fremdkörper oder Dorn im Auge, eines haben Sofas alle gemeinsam: Sie passen sich nur selten ihrer Umgebung an. Das Sitscape wächst – wortwörtlich – in das Wohnzimmer rein und verwandelt das bisherige Herzstück in eine schmiegsame, multifunktionale Flätsch- und Sitzzone. www.hackenbroich.com

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. Königin der Lüfte. Vergessen wir doch einfach all die Unheil bringenden Jagdbomber, . Wo ist mein Ohr? Auf dem Fernsehschirm von denen es so viele ultraleichte Modelle gibt! in der Kneipe flimmert ein Fußballspiel, auf Hier kommt die quintessenzielle Taube aus der . Schotten dicht. Eben nicht, jetzt machen dem Fußboden liegt ein Ohr. Dieter RotBritish Design Collection, die sogar blonde sie nämlich Schokolade. Nicht gerade typisch mund weiß sofort: Das kann nur seines sein. Männer mühelos zusammensetzen können. für die Kilties. Aber diese ist echt lecker. Hat jemand etwas bemerkt? Und wie findet Der kleine Vogel wirft weder Bomben Besonders die Minis in den kleinen Tüten. man durch den Alltag, wenn einem die Kör- noch Exkremente ab, sieht knuffig aus und Inhalt nur  Gramm, dafür aber very tasty. perteile abhanden kommen? Wilhelm Gena- fliegt ziemlich weit, wenn man ein bisschen Kommen in vier fruchtigen Geschmacksrichzino erzählt die Geschichte eines Mannes, Geschick hat. „Pigeon Plane“ über tungen. www.kshocolat.com der neben seinem Ohr noch weitere Verluste www.oofcollective.com erleiden muss. Und das tut er unaufgeregt, . Lampe aus dem Bauhaus. Als es dem genau und mit Lust an der Peinlichkeit. Sei- . Gregorianischer Gesang. Ewan McGregor Herrn Dell gefiel, diese Tischlampe zu ne Schilderungen sind so hervorragend, dass schätzt die „Griso V“ als schönen, charakterentwerfen, war das viel bemühte Wort vom starken Klassiker für sportliche und dennoch Büchnerpreisträger Genazino dafür schon „Klassiker“ noch längst nicht in aller Munde. bequeme Ausfahrten. Der stärkste serienwieder zwei Literaturpreise bekommen hat: In den ern reüssierte Christian Dell als den Corine-Belletristikpreis und den Kleist- mäßige luftgekühlte Zweizylinder aus Mandello Werkmeister der Bauhaus-Metallwerkstätten begeistert mit kraftvoller Leistungsentfaltung, preis. Obwohl der Mann aus Mannheim in Weimar, predigte und praktizierte die die sich im oberen Drehzahlbereich anhört kommt und mal Redakteur bei „Pardon“ Harmonie von Anmut und Funktion. Heute wie ein jugendlich elastischer Psalm und im gehören seine Leuchtenentwürfe zur ständigen war. Toll. Wilhelm Genazino, unteren Bereich mit sattem Drehmoment „Mittelmäßiges Heimweh“, Büchergilde Ausstellung im New Yorker Museum of wie eine mehrstimmige Bassliturgie in der Gutenberg, www.buechergilde.de Modern Art, um nur mal ’ne Hausnummer Sixtinischen Kapelle. Halleluja. „Griso V“ zu nennen. Und diese hier war lange vermisst : Dicke Kartoffel. Die Uhrenfirma Breil über www.motoguzzi.it und wurde jetzt in der Luxusausführung Milano präsentiert „eine neue Kollektion von (KAISERidell  R) wieder aufgelegt. Müssen Armbanduhren, bei der ‚sophistication‘ zu wir noch mehr sagen? www.kaiseridell.com einem Synonym für Stil und Eklektizismus wird. Das Modell ‚Eros‘ ist das Ergebnis . Sneakerologie. Heutzutage könnte man leidenschaftlicher Liebe zum Detail.“ So glauben, der adidas x undefeated sei  für schwarze Röhrenjeans und Palästinensertücher kann man das auch sehen, wir empfehlen den Klonken, weil man einen Bizeps wie die erfunden wurden. Welche bunte Geschichte oben genannte Erdfrucht bekommt, wenn aber wirklich hinter dem Schuh steckt, zeigt adidas mit dieser exklusiven Ausgabe – inklusive man das dicke Ding täglich stemmt. „Eros“ über www.breil.it Fotoband mit Bildern von Estevan Oriol. . www.adidas.de

. Spielen Sie ein Instrument? Eine Frage, die leider, leider auch von Angehörigen des Bildungsbürgertums bislang nicht ausnahmslos mit ja beantwortet werden konnte. Durch den Einsatz dieses neuartigen kulturpolitischen Instrumentariums wird es aber schnell gelingen, das Niveau unseres Landes um einige Oktaven anzuheben: Frequenzhistogramme vergessener und bekannter Melodien, in einen Kamm gesägt, die man schon mit Einfingertechnik zum Klingen bringen kann. „Musical Comb“ über www.oofcollective.com

. Auf der Lichtung. Wer einmal im Morgengrauen auf einem Islandpferd durch einen schwedischen Wald geritten ist und dann ein halbes Jahr später durch Zufall auf der Internetseite von Johan Carpner Design landet, wird verstehen, warum seine Objekte so aussehen, wie sie aussehen. Johan Carpner ist Schwede, schaut gerne nachts aus dem Fenster und orientiert sich bei seinen Arbeiten schlicht an den Vorbildern der Natur. Die Deckenleuchte Glänta, zu Deutsch „Lichtung“, über www.johancarpner.se


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.

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. Salatbesteck. Egal wie sehr Apple den iPod perfektioniert, eine Krankheit kriegen sie wohl nie in den Griff: Ohrsteckerkabel, die sich die Dreifachknotenkolik zuziehen. Jack Earbud bekämpft das Symptom – zumindest so lange, bis es kabellose Kopfhörer von Apple gibt. www.whatifwidgets.com

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. Beibei, Jingjing! Um die Vorfreude auf Peking noch zu steigern, drucken wir uns „Die Freundlichen Fünf“ aus, die Maskottchen der Olympischen Spiele . Fisch, Panda, tibetanische Antilope, die Schwalbe und das olympische Feuer, also Beibei, Jingjing, Huanhuan, Yingying und Nini. Aneinandergereiht ergeben diese den Satz »Bei Jing Huan Ying Ni« was nichts anderes bedeutet als »Willkommen in Peking«. Die Maskottchen wurden aus  Designvorschlägen ausgewählt, von denen  ( ) aus China, elf aus Hongkong, Macau und Taiwan und nur  aus dem Rest der Welt kamen. Das dazu. http://en.beijing.com/ //article.shtml

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. Salatbesteck. Egal wie sehr Apple den iPod perfektioniert, eine Krankheit kriegen sie wohl nie in den Griff: Ohrsteckerkabel, die sich die Dreifachknotenkolik zuziehen. Jack Earbud bekämpft das Symptom – zumindest so lange, bis es kabellose Kopfhörer von Apple gibt. www.whatifwidgets.com

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. Ist ja hammer! Mehr noch als die grammatikalische Form dieses Einleitungssatzes faszinieren die gestalterische Form des Produktes und seine political correctness. Der junge Designer Liam Ryan beglückt die Welt mit seinem Hammerbausatz aus Sperrholz, der nachhaltigerweise überall auf der Welt aus dem vor Ort nachwachsenden Rohstoff hergestellt werden kann. Dafür hat Liam  ein Jack-Greenland-Stipendium für nachhaltiges . Wenn ich dich kriege, du dumme Fliege. . Spiel mir das Lied vom Tod. Steven Tyler, Design erhalten. „MC mallet“ (mallet = HolzDie Eintagsfliege (lat. Ephemeroptera) lebt, Frontman der Band „Aerosmith“, hat diese hammer) wird Ihnen ein treuer Freund bei wie der Name schon sagt, nur einen Tag. Wem Höllen-Harp für die schwäbische Instrumenallen Holzbastelarbeiten, beim Schnitzelplattdas reicht, der wartet am besten, bis die Fliege tenmanufaktur Hohner gestaltet. Sie zeichnet kloppen oder beim Kinderbeschäftigen sein. sich von alleine verabschiedet. Wer allerdings sich unter anderem durch Premium-StimmWas man von einem herkömmlichen MC weniger ausgeglichen auf seine Umgebung platten, einen Custom-Holzkörper sowie laser- Hammer nicht behaupten kann. MC mallet reagiert, greift seit  zur Fliegenklatsche. beschriftete schwarze Deckelplatten aus. Wie über www.vertdesign.com Ist immer noch die umweltfreundlichste und sich das für einen Metaller gehört, der zum . Kehrwoche. „Du siehst hinreißend aus, effektivste Waffe gegen diese Quälgeister und Mundharmonikaspielen ein legendär großes sieht seit der Erfindung der Byebyefly auch Mundwerk hat. Steven Tyler Signature Series, wie du da das Katzenklo saubermachst!“ So oder ähnlich könnte demnächst ein simples noch ziemlich stylisch aus. Fliegenklatsche lieferbar ab März , www.hohner.de Kompliment Ihrem Partner ein verkrampftes über www.pandoradesign.it . Jägermeister. Wenn Sie am Wochenende, Lächeln auf die Lippen zaubern. Denn diese . Für unterwegs. Menschen, die Filter- oder statt Zwölfender zu schießen und Bambis zu zwei schlichten Werkzeuge in klassischem Instantkaffee ablehnend gegenüberstehen, hetzen, lieber beim örtlichen Tierschutzverein dänischem Design helfen, das tägliche Putzen die räudigste Töle ausführen und Sie Ihrer können sich in Zukunft auch außerhalb von zu einem wahren Erlebnis zu machen. Metropolen und Südeuropa bewegen. Die ers- Wohnung trotzdem die Atmosphäre von „Dust pan and Broom“ über www.concona.de te portable Espressomaschine der Welt arbeitet Forsthaus Falkenau verpassen wollen, bestellen Sie diese Trophäenhalter. Einfach ein paar mit den von diversen Marken angebotenen Stöckchen vom Spaziergang mitbringen, an Espresso-Pads. Für Ihre nächste AnapurnaBesteigung vielleicht ein bisschen viel Gepäck, der Holzplatte befestigen, und keiner Ihrer städtischen Freunde wird den Unterschied bemeraber für Ausflüge in die Holsteinische ken. „Dear deer“ über www.walkingthings.com Schweiz sicher zu empfehlen: „Handpresso“ über www.handpresso.com . Bei Daniel. Am . Februar ist Valentinstag. . Ja, feini! Eine Unsitte dieser Zeiten ist der Laden Sie Ihre Liebste auf ein romantisches Techtelmechtel in Graz ein. Das schicke und aktuelle Trend, extrem großformatige oder minimal kleine Hunde zu shoppen und dann bestechend günstige Hotel Daniel wirbt mit dem Slogan „Endlich Daniel!“ für sein Valentine täglich mit auf die Arbeit zu nehmen. Natürlich nicht in die Produktionshalle von VW, auf Special. Wenn Ihre Angebetete Sie mit die Idee würde niemand kommen, sondern in diesen Worten auf dem Höhepunkt begrüßt, Agenturen und Redaktionen, also dorthin, wo sollten Sie allerdings hellhörig werden. Privatleben und Arbeit ohnehin ständig ver- Buchen über www.weitzer.com/daniel mischt werden. Der Hersteller MyFatboy hat jetzt schicke Sitzkissen für Hunde im Programm. Dann sehen die Ecken für die Viecher wenigstens nicht mehr ganz so nusselig aus. Fatboy Doggielounge über www.myfatboy.de . Pilz ohne Pilz. Feuchtes Klima mag das Richtige sein, solange der Pilz noch im Boden steckt. Einmal geerntet, bekommt ihm der Verbleib in der Plastiktüte unseres Supermarkts aber nicht optimal. Am besten, weil frischesten, sind Transport und Zwischenlagerung im speziellen Pilzsack aus ungebleichter Baumwolle. Diese Teile hier sind „handmade in Boston“ und lassen unsere Pilze atmen, ohne im Kühlschrank neue Pilzarten auszubilden. „Super Deluxe Mushroom Storage Bag“ über www.etsy.com

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ein vielgereister Kollege seinen Urlaub. Vielleicht hat die Leipziger Buchmesse deswegen ihren Schwerpunkt an Kroatien vergeben. Wir sind neugierig, was es aus diesem Land zu lesen gibt. Dann müssten wir eigentlich nur noch wissen, wie das Essen in Kroatien schmeckt, und schwupps fahren wir auch mal hin. Die . Leipziger Buchmesse vom . bis . März  in Leipzig, www.leipziger-buchmesse.de

. Schreiben Sie sich das hinter die Ohren. Das ist leicht gesagt – aber wer soll den Quatsch da finden? Nein, nein, wir greifen lieber zum nächsten Quantensprung in der Kulturgeschichte der Memo-Kits, den uns gerade „Andy“ von der British Design Collection beschert. Mittels seiner „Decal Tattoos“ werden wir unsere Einkaufslisten ebenso wenig wie unsere Telefon. Kleiner Falter. Wie ein friedlicher Schmetter- nummern jemals wieder vergessen können – ling lässt sich diese hübsche, rote, zusammen- denn sie haften uns sichtbar auf dem Unterarm klappbare Sonnenbrille auf Ihrem Schoß nieder. oder sonstwo an. „Temporary To-do List“-Tattoo über www.oofcollective.com Nehmen Sie sie vorsichtig in die Hand und setzen Sie sie auf die Nase. Da fühlt sie sich am . Leipziger Allerlei. „Kroatien ist wie Italien, wohlsten. „Foldable Shades“ über www.fafafa.dk nur ohne Italiener“, kommentierte kürzlich

. Der Mann mit der Maske. Brauchen wir noch einen Marvel-Superhelden im Kino? Reicht’s nicht mal langsam? Aber nicht doch. Robert Downey Jr. alias Ton Stark ist „Iron Man“. Er entrinnt dem Tod durch Explosion nur knapp und baut sich im Anschluss eine eiserne Rüstung, die ihm Superkräfte verleiht. Wir haben ab jetzt drei Monate Zeit, um uns auf diesen Knaller vorzubereiten, zum Beispiel indem wir immer wieder den Trailer ansehen. „Iron Man“, ab . Mai im Kino, Trailer unter www.ironmanmovie.de

. Junge, du verdirbst dir die Augen! Doch noch ist es nicht zu spät: Mike Unckel bringt Licht ins Dunkel – und zwar gleich mehrfach: vier weiße LED-Birnchen leuchten in zwei Helligkeitsstufen in dem zierlichen Lämpchen aus poliertem und geöltem Apfelholz. Ein UBS-Stecker befindet sich nicht weit vom Stamm. USB-Lampe über www.unckel.de

. Zum Vollkotzen. Säuglinge gehen nicht gerade respektvoll mit Designobjekten um, aber wenn man den lieben Kleinen nicht übel nimmt, dass sie ihr verspätetes Bäuerchen auf die waschbare Nestunterlage verteilen, dann werden Sie (optisch) und Ihr Nachwuchs (wippend) viel Freude an diesem Stück haben. Plexi-Lounge für Kiddies über www.bloombaby.com


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. Ist ja hammer! Mehr noch als die grammatikalische Form dieses Einleitungssatzes faszinieren die gestalterische Form des Produktes und seine political correctness. Der junge Designer Liam Ryan beglückt die Welt mit seinem Hammerbausatz aus Sperrholz, der nachhaltigerweise überall auf der Welt aus dem vor Ort nachwachsenden Rohstoff hergestellt werden kann. Dafür hat Liam  ein Jack-Greenland-Stipendium für nachhaltiges . Wenn ich dich kriege, du dumme Fliege. . Spiel mir das Lied vom Tod. Steven Tyler, Design erhalten. „MC mallet“ (mallet = HolzDie Eintagsfliege (lat. Ephemeroptera) lebt, Frontman der Band „Aerosmith“, hat diese hammer) wird Ihnen ein treuer Freund bei wie der Name schon sagt, nur einen Tag. Wem Höllen-Harp für die schwäbische Instrumenallen Holzbastelarbeiten, beim Schnitzelplattdas reicht, der wartet am besten, bis die Fliege tenmanufaktur Hohner gestaltet. Sie zeichnet kloppen oder beim Kinderbeschäftigen sein. sich von alleine verabschiedet. Wer allerdings sich unter anderem durch Premium-StimmWas man von einem herkömmlichen MC weniger ausgeglichen auf seine Umgebung platten, einen Custom-Holzkörper sowie laser- Hammer nicht behaupten kann. MC mallet reagiert, greift seit  zur Fliegenklatsche. beschriftete schwarze Deckelplatten aus. Wie über www.vertdesign.com Ist immer noch die umweltfreundlichste und sich das für einen Metaller gehört, der zum . Kehrwoche. „Du siehst hinreißend aus, effektivste Waffe gegen diese Quälgeister und Mundharmonikaspielen ein legendär großes sieht seit der Erfindung der Byebyefly auch Mundwerk hat. Steven Tyler Signature Series, wie du da das Katzenklo saubermachst!“ So oder ähnlich könnte demnächst ein simples noch ziemlich stylisch aus. Fliegenklatsche lieferbar ab März , www.hohner.de Kompliment Ihrem Partner ein verkrampftes über www.pandoradesign.it . Jägermeister. Wenn Sie am Wochenende, Lächeln auf die Lippen zaubern. Denn diese . Für unterwegs. Menschen, die Filter- oder statt Zwölfender zu schießen und Bambis zu zwei schlichten Werkzeuge in klassischem Instantkaffee ablehnend gegenüberstehen, hetzen, lieber beim örtlichen Tierschutzverein dänischem Design helfen, das tägliche Putzen die räudigste Töle ausführen und Sie Ihrer können sich in Zukunft auch außerhalb von zu einem wahren Erlebnis zu machen. Metropolen und Südeuropa bewegen. Die ers- Wohnung trotzdem die Atmosphäre von „Dust pan and Broom“ über www.concona.de te portable Espressomaschine der Welt arbeitet Forsthaus Falkenau verpassen wollen, bestellen Sie diese Trophäenhalter. Einfach ein paar mit den von diversen Marken angebotenen Stöckchen vom Spaziergang mitbringen, an Espresso-Pads. Für Ihre nächste AnapurnaBesteigung vielleicht ein bisschen viel Gepäck, der Holzplatte befestigen, und keiner Ihrer städtischen Freunde wird den Unterschied bemeraber für Ausflüge in die Holsteinische ken. „Dear deer“ über www.walkingthings.com Schweiz sicher zu empfehlen: „Handpresso“ über www.handpresso.com . Bei Daniel. Am . Februar ist Valentinstag. . Ja, feini! Eine Unsitte dieser Zeiten ist der Laden Sie Ihre Liebste auf ein romantisches Techtelmechtel in Graz ein. Das schicke und aktuelle Trend, extrem großformatige oder minimal kleine Hunde zu shoppen und dann bestechend günstige Hotel Daniel wirbt mit dem Slogan „Endlich Daniel!“ für sein Valentine täglich mit auf die Arbeit zu nehmen. Natürlich nicht in die Produktionshalle von VW, auf Special. Wenn Ihre Angebetete Sie mit die Idee würde niemand kommen, sondern in diesen Worten auf dem Höhepunkt begrüßt, Agenturen und Redaktionen, also dorthin, wo sollten Sie allerdings hellhörig werden. Privatleben und Arbeit ohnehin ständig ver- Buchen über www.weitzer.com/daniel mischt werden. Der Hersteller MyFatboy hat jetzt schicke Sitzkissen für Hunde im Programm. Dann sehen die Ecken für die Viecher wenigstens nicht mehr ganz so nusselig aus. Fatboy Doggielounge über www.myfatboy.de . Pilz ohne Pilz. Feuchtes Klima mag das Richtige sein, solange der Pilz noch im Boden steckt. Einmal geerntet, bekommt ihm der Verbleib in der Plastiktüte unseres Supermarkts aber nicht optimal. Am besten, weil frischesten, sind Transport und Zwischenlagerung im speziellen Pilzsack aus ungebleichter Baumwolle. Diese Teile hier sind „handmade in Boston“ und lassen unsere Pilze atmen, ohne im Kühlschrank neue Pilzarten auszubilden. „Super Deluxe Mushroom Storage Bag“ über www.etsy.com

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. Der Mann mit der Maske. Brauchen wir noch einen Marvel-Superhelden im Kino? Reicht’s nicht mal langsam? Aber nicht doch. Robert Downey Jr. alias Ton Stark ist „Iron Man“. Er entrinnt dem Tod durch Explosion nur knapp und baut sich im Anschluss eine eiserne Rüstung, die ihm Superkräfte verleiht. Wir haben ab jetzt drei Monate Zeit, um uns auf diesen Knaller vorzubereiten, zum Beispiel indem wir immer wieder den Trailer ansehen. „Iron Man“, ab . Mai im Kino, Trailer unter www.ironmanmovie.de

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ďœľďœł. Tschaikowskys Penis. Die Rolle des sterbenden Schwans dĂźrfte jedem ein Begriff sein. Wenn diese Figur aber zur Abwechslung mal nicht von der Primaballerina Anna Pawlowna besetzt wird, sondern von einem männlichen ďœľďœ˛. Lass dich fallen! Die Faltigen unter uns erGenital, dĂźrfte dies der Kracher auf jedem innern sich sicher noch an durchgespielte Näch- Junggesellenabschied werden. Das Buch „Dick te vor dem PC (auch Dose genannt), als die Tricks“ befasst sich mit der Thematik, was Tetris-Steine nach Erreichen der Highscore-Liste man neben Fortpflanzung und Erleichterung noch im Traum weiter nach unten purzelten. der Blase sonst noch so alles mit seinem besten Beim „Human Tetris“ des Schweizer KĂźnstlers StĂźck veran(un)stalten kann. Intellektuell ausGuillaume Reymond fallen Menschen die Reihen gedrĂźckt: The Art & Science of Genital Origami eines HĂśrsaals hinunter. Das ist Tetris fĂźr den Ăźber www.dick-tricks.com in die gutbĂźrgerliche Kunstwelt eingekehrten ďœľďœ´. Pokern ist ja so was von Neunziger! DenEx-Daddler. www.notsonoisy.com/tetris noch: Rechnen Sie mit einem Full House, wenn Sie Ihre Gäste zur Bezzerwizzer-Nacht an den Spieltisch bitten. Hier geht es nicht um egomanische Raffgier und autistischen Rausch, um GefĂźhlskälte und halblegale Machenschaften in finsteren Hinterzimmern. Hier geht es in frisch gelĂźfteten OberstĂźbchen um strategisches Denken, taktisches Geschick und um Teamfähigkeit. GlĂźck? Pah! Das ist mit den Dummen. Männer wie Sie wollen selbst erarbeitetes, wahres Wissen, echte Erkenntnis und gĂźltige ďœľďœ´. Antworten auf ewige und auf aktuelle Fragen. Sie werden es bekommen, und dazu die Sicherheit, dass die Besseren siegen werden! Spiel Ăźber www.bezzerwizzer.de

ďœľďœą. Flamenco in Dänemark. Ob sich die dänischen Designer einen gewissen sĂźdländischen Flair zulegen wollten, als sie sich namentlich an das temperamentvolle GebrĂźll eines KastagnettenkĂźnstlers anlehnten? Nun, wir kĂśnnen leider nicht fragen, nous ne parlons pas dansk, aber wir mĂśgen die Shirts. www.aiaiai.dk

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ďœľďœˇ. Ken touched this. Der „Lemur“ ist eine innovative Tiptop-ďœąa-Deluxe-Steueroberfläche fĂźr Audio- und Media-Anwendungen mit einem modularen Grafik-Schnittstellenkonzept und einer einzigartigen, todschicken MultitouchSensor-Technologie. Der kostenlose JazzEditor passt sich an jede nur denkbare Anwendung an: an Sequencers, modulare Synthesizer, virtuelle Instrumente, VJ-Software, ďœłD-Animationswerkzeuge und Lichtsteuerungen. „Lemur“ Ăźber www.jazzmutant.com, „Ken touched this“ Ăźber youtube.com

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ďœľďœľ. Das kann doch jeder! Schon wieder moderne Kunst. Und auch noch umsonst. Denn die neue „Saatchi Gallery Duke of York’s HQ“ ist derart gesponsert, dass man sich die hervorragende Sammlung moderner Kunst in der Kings Road in London ohne Eintritt ansehen kann. Und das kann doch wirklich jeder. Die neue Saatchi Gallery erĂśffnet im FrĂźhjahr ďœ˛ďœ°ďœ°ďœ¸, Infos unter www.saatchi-gallery.co.uk

ďœľďœš. Der AlleskĂśnner. Wir wissen nicht, womit Oliver Kahn sich rasiert, aber einem Kontrollfreak wie ihm wĂźrde dieser AlleskĂśnner sicher gefallen. Der Quattro Titanium mit vier TitanCarbon-beschichteten Klingen ermĂśglicht präzises Stylen der Koteletten, sicheres Rasieren unter der Nase, Stylen von Bartkonturen oder Nachbesserungen bei der Bartpflege. Mit dem An-und-aus-Schalter fĂźr den Batteriebetrieb hat Man(n) beim Trimmen alles unter Kontrolle, sogar unter der Dusche, weil der Quattro Titanium Precision wasserfest ist. Mit dem verstellbaren Kamm kĂśnnen die Haare auf die gewĂźnschte Länge getrimmt werden: ďœ°,ďœł/ďœ˛/ďœ´ oder ďœś mm. Das ist kĂźrzer als der Wembley-Rasen und genauer als eine Flanke von Ribery. Weitere Informationen zum neuen „Quattro Titanium Precision“ gibt es unter www.wilkinsonsword.com

ďœľďœ¸. Russisches Roulette. In San Francisco ist kĂźrzlich eine Tigerdame aus dem Zoo ausgebrochen und hat auf einem nächtlichen Spaziergang drei Menschen erlegt. Ob der Entwickler des Spiels „Zooloretto“, das zum „Spiel des Jahres ďœ˛ďœ°ďœ°ďœˇâ€œ gekĂźrt wurde, so was schon geahnt hat? Bei dem Gesellschaftsspiel schlĂźpfen die Spieler in die Rollen von Zoobesitzern, die alle versuchen, den schĂśnsten Zoo zu errichten. Mit Tigerkäfig und allem Pipapo. www.zooloretto.com


32 100 AFFAIRES ďœľďœ˛.

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ďœľďœł. Tschaikowskys Penis. Die Rolle des sterbenden Schwans dĂźrfte jedem ein Begriff sein. Wenn diese Figur aber zur Abwechslung mal nicht von der Primaballerina Anna Pawlowna besetzt wird, sondern von einem männlichen ďœľďœ˛. Lass dich fallen! Die Faltigen unter uns erGenital, dĂźrfte dies der Kracher auf jedem innern sich sicher noch an durchgespielte Näch- Junggesellenabschied werden. Das Buch „Dick te vor dem PC (auch Dose genannt), als die Tricks“ befasst sich mit der Thematik, was Tetris-Steine nach Erreichen der Highscore-Liste man neben Fortpflanzung und Erleichterung noch im Traum weiter nach unten purzelten. der Blase sonst noch so alles mit seinem besten Beim „Human Tetris“ des Schweizer KĂźnstlers StĂźck veran(un)stalten kann. Intellektuell ausGuillaume Reymond fallen Menschen die Reihen gedrĂźckt: The Art & Science of Genital Origami eines HĂśrsaals hinunter. Das ist Tetris fĂźr den Ăźber www.dick-tricks.com in die gutbĂźrgerliche Kunstwelt eingekehrten ďœľďœ´. Pokern ist ja so was von Neunziger! DenEx-Daddler. www.notsonoisy.com/tetris noch: Rechnen Sie mit einem Full House, wenn Sie Ihre Gäste zur Bezzerwizzer-Nacht an den Spieltisch bitten. Hier geht es nicht um egomanische Raffgier und autistischen Rausch, um GefĂźhlskälte und halblegale Machenschaften in finsteren Hinterzimmern. Hier geht es in frisch gelĂźfteten OberstĂźbchen um strategisches Denken, taktisches Geschick und um Teamfähigkeit. GlĂźck? Pah! Das ist mit den Dummen. Männer wie Sie wollen selbst erarbeitetes, wahres Wissen, echte Erkenntnis und gĂźltige ďœľďœ´. Antworten auf ewige und auf aktuelle Fragen. Sie werden es bekommen, und dazu die Sicherheit, dass die Besseren siegen werden! Spiel Ăźber www.bezzerwizzer.de

ďœľďœą. Flamenco in Dänemark. Ob sich die dänischen Designer einen gewissen sĂźdländischen Flair zulegen wollten, als sie sich namentlich an das temperamentvolle GebrĂźll eines KastagnettenkĂźnstlers anlehnten? Nun, wir kĂśnnen leider nicht fragen, nous ne parlons pas dansk, aber wir mĂśgen die Shirts. www.aiaiai.dk

JACK JACKWAS WASNEVER NEVERONE ONE TO TOFOLLOW FOLLOWOTHERS, OTHERS,

BUTBUT †HEY †HEY WĂŠRĂ­ WĂŠRĂ­ ĂĽL∑AÂĽS ĂĽL∑AÂĽS WELCøMĂŠ WELCøMĂŠ †O VISIT. †O VISIT.

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ďœľďœˇ. Ken touched this. Der „Lemur“ ist eine innovative Tiptop-ďœąa-Deluxe-Steueroberfläche fĂźr Audio- und Media-Anwendungen mit einem modularen Grafik-Schnittstellenkonzept und einer einzigartigen, todschicken MultitouchSensor-Technologie. Der kostenlose JazzEditor passt sich an jede nur denkbare Anwendung an: an Sequencers, modulare Synthesizer, virtuelle Instrumente, VJ-Software, ďœłD-Animationswerkzeuge und Lichtsteuerungen. „Lemur“ Ăźber www.jazzmutant.com, „Ken touched this“ Ăźber youtube.com

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.

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.

Design-Tischrechner. JW-TV über www.casio.de. Aufgaben zum Rechnen über www.jahr-der-mathematik.de

. Picknick in der Garage. Wenn Sie beim Schrauben der Hunger überkommt, unterlassen Sie es, ölverschmiert die Küche Ihrer Gattin heimzusuchen. Das gibt nur Ärger. Erhitzen Sie eine Dose Ravioli auf dem Vergaser Ihres Dodge Charger, an dem Sie seit  Jahren rumbasteln, und verzehren Sie den Inhalt würdevoll mit dem Chrom-Vanadium-Besteck, dass Sie im nächsten Schritt auch als Werk. Stil aus der Apotheke. Das wäre was, zeug verwenden können. Besteck „Tooltime“ wenn man sich Geschmack und Stil in der über www.walkingthings.com Pharmazie kaufen könnte, wie Hustendrops . Trau dich! Die härteste Ansage, die man oder Hühneraugenpflaster. In New York, wo um den Hals tragen kann, mal abgesehen von es irgendwie alles gibt, geht das. Die Apotheke einer Schlinge vielleicht. Beeilt euch, das heiße im Chelsea-Neighborhood Malin & Goetz Stück ist auf . Teile limitiert. Fanschal im bietet eine Pflegeserie für sensible Haut, die Aggro-Shop von www.aggroberlin.de allen modernen Anforderungen genügt und . Sammler mit Dachschaden. Autos werden einfach umwerfend gut aussieht. Am besten die ganze Range ins Bad stellen, dann machen täglich gebraucht – und dann kann es sein, dass man sie eines Tages verschlammt, zerbeult Sie stilistisch und pflegerisch alles richtig. oder gleich verbrannt wiederfindet, denn es ist www.malinandgoetz.com eine böse und gemeine Welt. Das könnte in . Wer nix im Kopf hat, ... der kann ja imetwa die Idee gewesen sein hinter einer niedmer noch einen Taschenrechner benutzen. lichen Serie von Modellautos der etwas anderen Die Firma Casio hat mittlerweile die MilliarArt, die uns jemand in Australien feilbietet. denmarke durchbrochen. Nicht auf dem Bei den „Urban Collectables“ können wir einen Display, sondern als Anzahl verkaufter Proramponierten Mini-Van, einen ausgebombten dukte. Ob das wohl daran liegt, dass in Jeep oder einen zu Schrott gerittenen Zweitü- Deutschland  das „Jahr der Mathemarer in Miniatur erstehen. Und das kann man tik“ ist und die ganzen Streber sich seit je nach Gusto zynisch oder zeitgemäß finden. Monaten darauf vorbereiten? Zum Beispiel www.chinnychinchin.net auf dem JW-TV, dem sogenannten

.

.

.

. Rennwägelchen. Die Auto-Union-Rennwagen Typ C wurden zwischen  und  gebaut und basierten auf einem -kg-Rennwagen, den Ferdinand Porsche entwickelt hatte. Jetzt gibt es die schneidige Zigarre als Tretauto, sozusagen die Knirps-Variante des Auto Union Typ C. Die Karosserie aus Aluminium, die Belederung handgearbeitet, man könnt meinen, man sitzt in einer aktuellen Audi-Limousine. Nein, viel besser: Es gibt nur  von den kleinen Tretern, und günstiger im Verbrauch ist er auch. Im Anschaff ungspreis kann er allerdings fast mit den großen mithalten. Tretauto Auto Union Typ C, über www.audi.de/audishop

. Arktische Zustände. Sony Ericsson hat eigene Taktiken, um gegen die Erderwärmung vorzugehen. Das neue Walkman-Handy i ist in eisblauer Schale mit passender Kabelage und frostigen Ohrstöpseln erhältlich. Schon beim Anblick dieses eleganten Geräts frieren die Gletscherkappen wieder an. Wi über www.sonyericsson.com

. Vorhang auf! Wie heißt es in der PresseInfo doch so treffend, ich zitiere: „Berlin: ein weltoffener und aufregender Kulturschauplatz von ungebrochener Anziehungskraft.“ Klar, da wohnen Brangelina und andere Super-VIPs aus der Filmbranche, drehen dort quasi täglich ihre Blockbuster. Spaß beseite, die . Internationalen Filmfestspiele Berlin sind einen Besuch wert. www.berlinale.de

. Aufi. Man kann sich von mehreren Überlegungen leiten lassen bei der Auswahl eines Skigebietes. Ist der Skipass günstig, ist es schneesicher, die Hasen gut im Futter, der DJ Ötzi an Bord? All so was. Oder man quartiert sich in der Nähe von Innsbruck ein, ganz allein deshalb, weil die neue Hungerburgbahn von Stararchitektin Zaha Hadid gebaut wurde und wirklich fantastisch aussieht. www.nordpark.com, www.zaha-hadid.com

.

.

.

. Total verschlumpft. Die kleinen blauen Leute, die berühmtesten Comicfiguren der Welt, die Schlümpfe (auf Englisch „Smurfs“, auf Italienisch „Puffi“, auf Französisch „Schtroumpfs“) werden ! Da schlumpfen wir natürlich mit und rufen alle Erwachsenen dieser Welt auf: „Schlumpfe alle Kinder zusammen mit UNICEF und uns zur Schule!“ Die Schlümpfe kämpfen mit UNICEF für das Recht zu überleben, für die Entwicklung, den Schutz und die Mitsprache der Kinder in der ganzen Welt. Zu diesem Zwecke werden Promi-Schlümpfe versteigert und Schlumpfstandbilder verkauft. Ein Hoch auf die Schlümpfe über www.happysmurf.day

. Maschendrahtzaun. Ein herrlicher Bau. Das Architekturbüro SANAA aus Tokio hat für das im Dezember eröffnete New Museum sieben Stockwerke aufeinandergeschachtelt und in Maschendraht gehüllt. So kann man sogar ganz oben die Fenster aufmachen, was im Rest von New York natürlich verboten ist, wegen der Gefahr, Hunderte von Metern in die Tiefe zu fallen. Die Fassade wirkt transparent und leicht und auch noch bunt, denn Ugo Rondinone hat in Regenbogenschrift „Hell, yes!“ draufgeschrieben. Ja, zur Hölle, wir wollen auch nach New York, um uns das tolle Ding anzugucken! www.newmuseum.org

. Die Erde ist rund. Weitergehende Informationen zu Gestalt und Schönheit des Weltraums können Sie Ihrem Filius mithilfe dieses Zimmerplanetariums vermitteln. Die lichtstarke Halogenbirne im Innern projiziert den Sternenhimmel an die Kinderzimmerdecke. Falls Ihnen das Wissen fehlt, die Fragen der lieben Kleinen ausführlich zu beantworten, empfehlen wir zusätzlich die Sendung „Sternzeit“ im Deutschlandradio. Zimmerplanetarium über www.biber.de, Wissen über www.dradio.de/dlf/sendungen/st ernzeit

. Häschen, hüpf. In der Hamburger BoxKaschemme „Ritze“ sollten Sie mit diesem Glamour-Seilchen nicht auftauchen. Aber im Gym macht sich die Metallstrippe sicher prima. Skipping Rope über www.nike.com

.

.

.

.

.

. Ich war noch niemals in New York. Damit Sie an Ihrem Lebensende diesen traurigen Satz von Udo Jürgens nicht deklamieren müssen, fl iegen Sie lieber schnell hin. Erstens, weil Sie sich dann das New Museum und das MoMA ansehen können. Zweitens, weil der Dollar sich im freien Fall befindet, und drittens, weil Singapore Airlines noch bis zum .. für  Euro von Frankfurt aus hinfl iegt. Hell, yes! www.singaporeair.de

. Harte Bandagen! Schon furchterregend, wie wenig manche Leute merken, welche Lärmverschmutzung sie mit ihrem verbalen Terror verursachen. Das „Shut up“-Klebeband mag da als etwas harter Durchgriff erscheinen. Aber zum Schutz der Umwelt ist heutzutage jedes Mittel recht. www.atypyk.com

. Operation Sneaker. Dirk Nowitzki steht auf der Liste „Wertvollste Spieler der NBA“ und macht seinem Namen alle Ehren – auch außerhalb des Spielfelds. Er unterstützt das Projekt „operation sneaker“, um aus Kampfgebieten Spielplätze zu machen und Kindersoldaten wieder eine Zukunft zu geben. Ein Grund mehr, sich Sneaker anzuziehen und für die Verbesserung der Welt zu kämpfen. Hightop-Basketballsneaker in der Farbe Weiß-Blau mit Schnürsenkeln über www.nike.com, Dirk Nowitzkis Projekt über www.operationsneaker.com


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. Picknick in der Garage. Wenn Sie beim Schrauben der Hunger überkommt, unterlassen Sie es, ölverschmiert die Küche Ihrer Gattin heimzusuchen. Das gibt nur Ärger. Erhitzen Sie eine Dose Ravioli auf dem Vergaser Ihres Dodge Charger, an dem Sie seit  Jahren rumbasteln, und verzehren Sie den Inhalt würdevoll mit dem Chrom-Vanadium-Besteck, dass Sie im nächsten Schritt auch als Werk. Stil aus der Apotheke. Das wäre was, zeug verwenden können. Besteck „Tooltime“ wenn man sich Geschmack und Stil in der über www.walkingthings.com Pharmazie kaufen könnte, wie Hustendrops . Trau dich! Die härteste Ansage, die man oder Hühneraugenpflaster. In New York, wo um den Hals tragen kann, mal abgesehen von es irgendwie alles gibt, geht das. Die Apotheke einer Schlinge vielleicht. Beeilt euch, das heiße im Chelsea-Neighborhood Malin & Goetz Stück ist auf . Teile limitiert. Fanschal im bietet eine Pflegeserie für sensible Haut, die Aggro-Shop von www.aggroberlin.de allen modernen Anforderungen genügt und . Sammler mit Dachschaden. Autos werden einfach umwerfend gut aussieht. Am besten die ganze Range ins Bad stellen, dann machen täglich gebraucht – und dann kann es sein, dass man sie eines Tages verschlammt, zerbeult Sie stilistisch und pflegerisch alles richtig. oder gleich verbrannt wiederfindet, denn es ist www.malinandgoetz.com eine böse und gemeine Welt. Das könnte in . Wer nix im Kopf hat, ... der kann ja imetwa die Idee gewesen sein hinter einer niedmer noch einen Taschenrechner benutzen. lichen Serie von Modellautos der etwas anderen Die Firma Casio hat mittlerweile die MilliarArt, die uns jemand in Australien feilbietet. denmarke durchbrochen. Nicht auf dem Bei den „Urban Collectables“ können wir einen Display, sondern als Anzahl verkaufter Proramponierten Mini-Van, einen ausgebombten dukte. Ob das wohl daran liegt, dass in Jeep oder einen zu Schrott gerittenen Zweitü- Deutschland  das „Jahr der Mathemarer in Miniatur erstehen. Und das kann man tik“ ist und die ganzen Streber sich seit je nach Gusto zynisch oder zeitgemäß finden. Monaten darauf vorbereiten? Zum Beispiel www.chinnychinchin.net auf dem JW-TV, dem sogenannten

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. Rennwägelchen. Die Auto-Union-Rennwagen Typ C wurden zwischen  und  gebaut und basierten auf einem -kg-Rennwagen, den Ferdinand Porsche entwickelt hatte. Jetzt gibt es die schneidige Zigarre als Tretauto, sozusagen die Knirps-Variante des Auto Union Typ C. Die Karosserie aus Aluminium, die Belederung handgearbeitet, man könnt meinen, man sitzt in einer aktuellen Audi-Limousine. Nein, viel besser: Es gibt nur  von den kleinen Tretern, und günstiger im Verbrauch ist er auch. Im Anschaff ungspreis kann er allerdings fast mit den großen mithalten. Tretauto Auto Union Typ C, über www.audi.de/audishop

. Arktische Zustände. Sony Ericsson hat eigene Taktiken, um gegen die Erderwärmung vorzugehen. Das neue Walkman-Handy i ist in eisblauer Schale mit passender Kabelage und frostigen Ohrstöpseln erhältlich. Schon beim Anblick dieses eleganten Geräts frieren die Gletscherkappen wieder an. Wi über www.sonyericsson.com

. Vorhang auf! Wie heißt es in der PresseInfo doch so treffend, ich zitiere: „Berlin: ein weltoffener und aufregender Kulturschauplatz von ungebrochener Anziehungskraft.“ Klar, da wohnen Brangelina und andere Super-VIPs aus der Filmbranche, drehen dort quasi täglich ihre Blockbuster. Spaß beseite, die . Internationalen Filmfestspiele Berlin sind einen Besuch wert. www.berlinale.de

. Aufi. Man kann sich von mehreren Überlegungen leiten lassen bei der Auswahl eines Skigebietes. Ist der Skipass günstig, ist es schneesicher, die Hasen gut im Futter, der DJ Ötzi an Bord? All so was. Oder man quartiert sich in der Nähe von Innsbruck ein, ganz allein deshalb, weil die neue Hungerburgbahn von Stararchitektin Zaha Hadid gebaut wurde und wirklich fantastisch aussieht. www.nordpark.com, www.zaha-hadid.com

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. Total verschlumpft. Die kleinen blauen Leute, die berühmtesten Comicfiguren der Welt, die Schlümpfe (auf Englisch „Smurfs“, auf Italienisch „Puffi“, auf Französisch „Schtroumpfs“) werden ! Da schlumpfen wir natürlich mit und rufen alle Erwachsenen dieser Welt auf: „Schlumpfe alle Kinder zusammen mit UNICEF und uns zur Schule!“ Die Schlümpfe kämpfen mit UNICEF für das Recht zu überleben, für die Entwicklung, den Schutz und die Mitsprache der Kinder in der ganzen Welt. Zu diesem Zwecke werden Promi-Schlümpfe versteigert und Schlumpfstandbilder verkauft. Ein Hoch auf die Schlümpfe über www.happysmurf.day

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.

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.

.

.

. Ich war noch niemals in New York. Damit Sie an Ihrem Lebensende diesen traurigen Satz von Udo Jürgens nicht deklamieren müssen, fl iegen Sie lieber schnell hin. Erstens, weil Sie sich dann das New Museum und das MoMA ansehen können. Zweitens, weil der Dollar sich im freien Fall befindet, und drittens, weil Singapore Airlines noch bis zum .. für  Euro von Frankfurt aus hinfl iegt. Hell, yes! www.singaporeair.de

. Harte Bandagen! Schon furchterregend, wie wenig manche Leute merken, welche Lärmverschmutzung sie mit ihrem verbalen Terror verursachen. Das „Shut up“-Klebeband mag da als etwas harter Durchgriff erscheinen. Aber zum Schutz der Umwelt ist heutzutage jedes Mittel recht. www.atypyk.com

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. Porzellan mit Piep. Vogel und Schale. Die Assoziation liegt nahe. Umso erstaunlicher, dass bisher niemand auf die Idee gekommen . Bass-Schlüssel. Noch mehr Interesse an ist, beides in Form von Müslibehältern miteinhandgemachter Musik können Sie mit diesem ander zu kombinieren. Glücklicherweise sind Schlüsselanhänger beweisen. Er hat nicht nur die Jungs von Coe & Waito aus Toronto nicht die Form einer Klampfe, sondern auch noch auf den Kopf gefallen und haben endlich unsere eine Aussparung zum Bierflaschenaufmachen. gefiederten Freunde als schwarzen Schattenriss . Kein Grund zur Traurigkeit? Ihnen kann . Sei lieb. Wenn Sie nach einem missglückWir hoffen doch sehr, dass Sie noch auf Konauf bzw. in weißen Porzellanschalen verewigt. geholfen werden! Diejenigen unter uns, die zu ten Dunking Ihren Mitspielern auf die Füße zerte gehen, wo das Bier nicht in Plastikbechern „Birdbowls“ über www.peekkeep.com unbegründeten Anfällen von Heiterkeit neigen, treten, richten Sie mit diesen Basketballstiefeln mit Pfand ausgeschenkt wird. Key Rings eben. Ideen-Fakir. Das kommt dabei heraus, können endlich aufatmen. Ab jetzt können keinen Schaden an. Zumindest, solange sich falls über www.maisonmartinmargiela.com wenn die britischen Designer Boex D CreSie in jeder noch so glücklichen Lage und an Ihr Gewicht in erträglichen Grenzen hält. . Abschnallen, bitte. Noch gibt es keine Holo- ative Solutions überlegen, wie man ein ganz jedem noch so beglückenden Ort plötzlich „Stroll high shoes“ über www.acnejeans.com projektion, die der Stewardess suggerierte, dass gewöhnliches Bürodingsbums in ein ganz unund wie aus dem Nichts düstere Wolken aufgewöhnliches Möbelstück verbesondern kann: . Mit Füßen treten. Was wird nur aus all ziehen lassen: Dieser graue Wolkenschwamm . Für Stubenhocker. Wer den ganzen Tag vor Sie den Tisch hochgeklappt haben und kein den feinen Klamotten, die in jeder Saison ausFremdbier trinken, aber zumindest sehen Sie eine Holzbank mit . einzeln gefederten seinem clean-weißen Apple-Laptop in seiner passt in jede Hand-, Brust- oder Gesäßtasche gemustert werden, weil der Trend es so will? mit dem Gürtel angeschnallt aus, auch wenn Bleistiften für ca. . . Alle Stifte sind herDesignerbude sitzt und reinliche Arbeiten erund macht Melancholie zu Ihrem treuesten ausnehmbar und einsatzfähig, die Radiergum- Man kann die besseren Stücke Freunden aufledigt, der wird natürlich nicht dazu kommen, Sie es gar nicht sind. Safety belt „GOL“,  Begleiter. Sich oder anderen den Rücken schwatzen oder per Altkleidersammlung Afrika Karat vergoldet, über www.usluairlines.com mikuppe sorgt für Sitzkomfort. 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Volksware-Carpet dukten einfärben kann. Und schon sieht man damit wirkt man ordentlich, aber dennoch Künstler, Manager und – manchmal – PoliArena kurvte. Sandale in Lack oder Leder über www.volksware.org aus, als hätte man auf Lanzarote Maulbeeren lässig und nicht wie ein verspießter Bittetiker Beifall? Sollte nicht jeder von uns auch und in vielen verschiedenen Farben bei gepflückt. www.etro.it Schuhe-an-der-Tür-Ausziehen-wegen-demhin und wieder eine kleine „standing ovation“ www.jilsander.de weißen-Teppich-Hansfranz. CMYK-Clothing- bekommen? Auch wenn man sich’s eben selbst . Weiche Schale, harter Kern. Beinharte Butler über www.cmyksweden.com besorgen muss – da sind die  Euro für das Rocker schleppen ihr Handy, die Packung Bravo-Flipbook, ein Daumenkino voller Zahnpflegekaugummis, die Sammelmarken . Stellungswechsel. „Bewegung und BeweApplaus, eine gute Investition. www.atypyk.com vom Videoverleih und den iPod jetzt nicht gungsmangel hängen eng mit dem Gemütsmehr in der Jackentasche rum, sondern verzustand zusammen. Wo sich körperlich nichts . Über den Wolken. The Magnetic Fields wenden diese lässige, kochfeste Canvas-Gitarregt, fehlt oft der Lebensmut“, weiß die AOK sind das Pop-Projekt des umtriebigen Stephin rentasche von Martin Margiela. Baumwollzu berichten. Aber Kopf hoch, ihr mobilen Merritt, der mit Bands wie Future Bible Heroes, tasche über www.maisonmartinmargiela.com . Laptop-Sklaven. Mit dem Hip Office ist ArbeiThe ths und The Gothic Archies immer ten in nahezu jeder Körperposition möglich. wieder neu überrascht. Sein neuestes Werk Wäre doch gelacht, wenn Sie damit nicht end- heißt „Distortion“ und ist eine Art Powerlich die -Stunden-Woche schaffen würden. Pop-Gesamtkunstwerk. Alle Instrumente Hip Office über www.hk-ergonomics.com auf „Distortion“ schweben in einer Wolke von Feedbacks, die einen herrlich verzerrten . Mattscheibe. Verrückt, diese Modedesigner. Gesamtsound verursachen. Wem all das nichts Statt Brillengläser dazu zu verwenden, sie vor sagt, der sollte trotzdem reinhören, denn sonst den Augen zu platzieren, um entweder die entgeht ihm womöglich ein großartiges PopSicht zu verbessern oder aber abzudunkeln, Album. The Magnetic Fields, Dist ortion, werden sie hier miteinander verbunden, um www.warnermusic.de . sie als Kette zu tragen. Ein modernes Monokel, oder wie dürfen wir das verstehen? Wahrscheinlich gar nicht. Lenses Bracelet von fafafa über www.agenturv.de


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.

. Porzellan mit Piep. Vogel und Schale. Die Assoziation liegt nahe. Umso erstaunlicher, dass bisher niemand auf die Idee gekommen . Bass-Schlüssel. Noch mehr Interesse an ist, beides in Form von Müslibehältern miteinhandgemachter Musik können Sie mit diesem ander zu kombinieren. Glücklicherweise sind Schlüsselanhänger beweisen. Er hat nicht nur die Jungs von Coe & Waito aus Toronto nicht die Form einer Klampfe, sondern auch noch auf den Kopf gefallen und haben endlich unsere eine Aussparung zum Bierflaschenaufmachen. gefiederten Freunde als schwarzen Schattenriss . Kein Grund zur Traurigkeit? Ihnen kann . Sei lieb. Wenn Sie nach einem missglückWir hoffen doch sehr, dass Sie noch auf Konauf bzw. in weißen Porzellanschalen verewigt. geholfen werden! Diejenigen unter uns, die zu ten Dunking Ihren Mitspielern auf die Füße zerte gehen, wo das Bier nicht in Plastikbechern „Birdbowls“ über www.peekkeep.com unbegründeten Anfällen von Heiterkeit neigen, treten, richten Sie mit diesen Basketballstiefeln mit Pfand ausgeschenkt wird. Key Rings eben. Ideen-Fakir. Das kommt dabei heraus, können endlich aufatmen. Ab jetzt können keinen Schaden an. Zumindest, solange sich falls über www.maisonmartinmargiela.com wenn die britischen Designer Boex D CreSie in jeder noch so glücklichen Lage und an Ihr Gewicht in erträglichen Grenzen hält. . Abschnallen, bitte. Noch gibt es keine Holo- ative Solutions überlegen, wie man ein ganz jedem noch so beglückenden Ort plötzlich „Stroll high shoes“ über www.acnejeans.com projektion, die der Stewardess suggerierte, dass gewöhnliches Bürodingsbums in ein ganz unund wie aus dem Nichts düstere Wolken aufgewöhnliches Möbelstück verbesondern kann: . Mit Füßen treten. Was wird nur aus all ziehen lassen: Dieser graue Wolkenschwamm . Für Stubenhocker. Wer den ganzen Tag vor Sie den Tisch hochgeklappt haben und kein den feinen Klamotten, die in jeder Saison ausFremdbier trinken, aber zumindest sehen Sie eine Holzbank mit . einzeln gefederten seinem clean-weißen Apple-Laptop in seiner passt in jede Hand-, Brust- oder Gesäßtasche gemustert werden, weil der Trend es so will? mit dem Gürtel angeschnallt aus, auch wenn Bleistiften für ca. . . Alle Stifte sind herDesignerbude sitzt und reinliche Arbeiten erund macht Melancholie zu Ihrem treuesten ausnehmbar und einsatzfähig, die Radiergum- Man kann die besseren Stücke Freunden aufledigt, der wird natürlich nicht dazu kommen, Sie es gar nicht sind. Safety belt „GOL“,  Begleiter. Sich oder anderen den Rücken schwatzen oder per Altkleidersammlung Afrika Karat vergoldet, über www.usluairlines.com mikuppe sorgt für Sitzkomfort. Für Aufsehen sich beim In-die-Büsche-Schlagen pittoresk schrubben können Sie damit natürlich auch. sorgt das Stück ebenfalls – gleich zweimal „Best mit dem Plunder überschwemmen und damit einzusudeln. Deswegen haben die Designer Wolkenschwamm über www.oofcollective.com . Butler für Demokraten. Das ist mal eine deren heimische Wirtschaft ruinieren. Vernünfof Show“ bei der Cornwall Designweek . der italienischen Nobelmarke „Etro“ ein Shirtpfiffige Idee! Ein Kleiderständer, den man mit . Sandalenrandale. Ben Hur hätte dieses tiger ist die Idee des Berliner Volksware-KollekPencil bench über www.boex.co.uk Set entwickelt, mit dem man weiße Hemden Klamotten vollstopfen kann, statt sie über den Modell auch getragen, als er mit seinem tivs. Die machen eine hübsche Auslegeware in einer mitgelieferten Wanne mit Naturproganzen Boden zu verteilen. Das sieht gut aus, . Flip, flip, hurra! Warum verdienen nur prächtigen Lipizzaner-Gespann durch die aus den abgelegten Sachen. Volksware-Carpet dukten einfärben kann. Und schon sieht man damit wirkt man ordentlich, aber dennoch Künstler, Manager und – manchmal – PoliArena kurvte. Sandale in Lack oder Leder über www.volksware.org aus, als hätte man auf Lanzarote Maulbeeren lässig und nicht wie ein verspießter Bittetiker Beifall? Sollte nicht jeder von uns auch und in vielen verschiedenen Farben bei gepflückt. www.etro.it Schuhe-an-der-Tür-Ausziehen-wegen-demhin und wieder eine kleine „standing ovation“ www.jilsander.de weißen-Teppich-Hansfranz. CMYK-Clothing- bekommen? Auch wenn man sich’s eben selbst . Weiche Schale, harter Kern. Beinharte Butler über www.cmyksweden.com besorgen muss – da sind die  Euro für das Rocker schleppen ihr Handy, die Packung Bravo-Flipbook, ein Daumenkino voller Zahnpflegekaugummis, die Sammelmarken . Stellungswechsel. „Bewegung und BeweApplaus, eine gute Investition. www.atypyk.com vom Videoverleih und den iPod jetzt nicht gungsmangel hängen eng mit dem Gemütsmehr in der Jackentasche rum, sondern verzustand zusammen. Wo sich körperlich nichts . Über den Wolken. The Magnetic Fields wenden diese lässige, kochfeste Canvas-Gitarregt, fehlt oft der Lebensmut“, weiß die AOK sind das Pop-Projekt des umtriebigen Stephin rentasche von Martin Margiela. Baumwollzu berichten. Aber Kopf hoch, ihr mobilen Merritt, der mit Bands wie Future Bible Heroes, tasche über www.maisonmartinmargiela.com . Laptop-Sklaven. Mit dem Hip Office ist ArbeiThe ths und The Gothic Archies immer ten in nahezu jeder Körperposition möglich. wieder neu überrascht. Sein neuestes Werk Wäre doch gelacht, wenn Sie damit nicht end- heißt „Distortion“ und ist eine Art Powerlich die -Stunden-Woche schaffen würden. Pop-Gesamtkunstwerk. Alle Instrumente Hip Office über www.hk-ergonomics.com auf „Distortion“ schweben in einer Wolke von Feedbacks, die einen herrlich verzerrten . Mattscheibe. Verrückt, diese Modedesigner. Gesamtsound verursachen. Wem all das nichts Statt Brillengläser dazu zu verwenden, sie vor sagt, der sollte trotzdem reinhören, denn sonst den Augen zu platzieren, um entweder die entgeht ihm womöglich ein großartiges PopSicht zu verbessern oder aber abzudunkeln, Album. The Magnetic Fields, Dist ortion, werden sie hier miteinander verbunden, um www.warnermusic.de . sie als Kette zu tragen. Ein modernes Monokel, oder wie dürfen wir das verstehen? Wahrscheinlich gar nicht. Lenses Bracelet von fafafa über www.agenturv.de


38 100 AFFAIRES COOPÉRATION 39

.

.

.

Ein Schlag, ein Treffer. In den vorangegangenen Ausgaben von FELD HOMMES haben wir uns bereits ausgiebig um eine unserer Lieblingssportarten gekümmert: das Boxen. An dieser Stelle möchten wir ein bisschen Grundlagen-Training betreiben. SynapsenBeinarbeit sozusagen. Wie dem geneigten Ab-und-zu-steh-ich-nachts-auf-und-guckmir-einen-Kampf-an-Boxfan sicher nicht entgangen ist, gibt es unterschiedliche Herangehensweisen an einen Faustkampf, nämlich das Defensiv- und das Offensiv-Boxen.

. Nimm dir Zeit. Wenn Sie mit dem New Museum durch sind, ist ein weiterer Museumsbesuch, natürlich im MoMA, geradezu verpflichtend. Die Ausstellung „Take your Time“ . Mango ist reif. Und zwar für Männer. ist die erste umfangreiche Schau des in Berlin Dieses Frühjahr bringen die Spanier ihre erste lebenden Künstlers Olafur Eliasson in den Kollektion mit dem eindeutigen Namen „He“ Vereinigten Staaten. Seine teils sehr geometauf den Markt. Hinter der Abkürzung versteckt rischen, kristallinen Konstruktionen aus Glas . Jede Woche eine neue Welt. Michalskys sich der lateinische Ausdruck „Homini Emerito“, und Spiegeln werden durch fokussierte Lichter Tchibo-Kollektion hat uns die Tränen in was so viel bedeutet wie „Mann, der für seine und den Einsatz der Elemente Wasser, Stein die Augen getrieben. Aber bei dieser gelben Dienste belohnt wird“. Das klingt nach Dround Moos zu sinnlichen Erlebnissen. Olafur Lacktasche geht die Sonne wieder auf, und wir hung. Wie männlich. www.mango.com Eliasson, „Take your Time“, Museum of Modern verzeihen unserem Mitch. Zunächst, denn das Art in New York, vom . April bis .Juni  kann nächste Woche natürlich schon ganz an- . Wenn der Postmann zweimal klingelt. in der Special Exhibitions Gallery im P.S. ders sein. „Briefcase“ über www.michalsky.com Dann steht er vielleicht in Zukunft in dieser Sandale vor ihrer Tür. Die flotten Treter sehen Contemporary Art Center. www.moma.org . Statt Heizpilz. Raucher haben seit dem aus wie die DHL-Jubiläumsedition. Sandale . Ein Kanal für alles. Das Hamburger .. eine neue Möglichkeit gefunden, über www.maisonmartinmargiela.com Jeans- und Modelabel Mono Concept hat es die Luft doch noch weiter zu verschlechtern. sich zur Aufgabe gemacht, seinen Kunden Durch den CO-Ausstoß der Heizpilze, unter . Gelb, Weiß, Blau. In den Nationalfarben gute, schnörkellose Klamotten zu fairen von Bosnien und Herzegowina hat High-Fadenen sie jetzt zu Hunderten stehen. NichtPreisen anzubieten, ohne dabei Abstriche in shion-Designer Raf Simons dieses Sweatshirt raucher, die auch rauswollen, obwohl es die puncto Qualität in Kauf zu nehmen. Integriert gehalten. Will er damit an den Fall von Jahreszeit nicht zulässt, erfreuen sich an den im Mono Concept Store ist außerdem die Mostar oder die Vertrieben von Banja Luka mobilen Pavillons von Plastique fantastique. Mono Gallery, in der wechselnde Ausstellunerinnern? Oder daran, dass es immer noch zu Die gigantischen Seifenblasen der Berliner gen junger Künstler präsentiert werden, um viele Landminen dort gibt, auf denen man Plastiker sind gefüllt mit warmer Luft, man somit eine einzigartige Verbindung zwischen kann sie mieten oder bei diversen Kunstevents sich den Tod holen kann? Wahrscheinlich mochte er einfach die Farben. Der Raf. Lustiger Mode und Kunst zu schaffen. Und mehr bestaunen. www.plastique-fantastique.de braucht der junge Mensch von heute ja nicht Name. www.rafbyrafsimons.com . Subtile Melancholie. Bei Laitinen denkt zum Leben. www.mono-concept.com man an Vierschanzentournee und einen . dünnen, traurigen Skiflieger und liegt damit gar nicht so verkehrt. Die Designer Tuomas and Anna Laitinen kombinieren nach eigenen Angaben nördliche Melancholie mit technischer Präzision. Den Outfits sieht man das . . glücklicherweise nicht immer an. Hemd über www.agenturv.de

Der „Stick and Move“-Konterboxer beispielsweise weicht vor dem angreifenden Boxer eher tänzelnd zurück, wie z. B. Muhammad Ali und Virgil Hill, oder eher flach auf dem Boden stehend, wie Henry Maske. Dieser Stil wird oft missverständlich mit dem Prädikat „Stilist“ oder „Techniker“ belegt. Auch Angriffsboxen hat stilistische Qualitäten. Wenn ein Boxer angreift, hat das unterschiedliche Gründe. Er ist kleiner und leichter als sein Gegner und muss deshalb den Kampf aktiv gestalten. Oder aber der Boxer schätzt die eigenen körperlichen Möglichkeiten im Vergleich zum Gegner als überlegen ein und will den Kampf daher zackig zu Ende bringen. Angriffsboxer müssen neben hoher Schlagkraft auch Nehmerfähigkeiten besitzen, sonst stehen ihre Chancen, regelmäßig große Kämpfe zu gewinnen, schlecht. Herausragende Beispiele für diese sogenannten „Pressure-Fighter“ sind Rocky Marciano, Joe Frazier und Mike Tyson. Eine eigene Kategorie innerhalb des offensiven Boxens ist der „One-PunchKnockouter“. Dieses Kaliber versucht einen Hammer zu landen und damit den Sack zuzumachen. Berühmtester Puncher ist wohl George Foreman, der über einen derart tödlichen Wumms verfügte, dass er sich um Alternativen zu dieser Technik üblicherweise keine Gedanken zu machen brauchte.

.

. Bitte gut abschließen. „The Shackle“ hat kein Armband, sondern eine Kette, und das Ziffernblatt ist in Form eines Vorhängeschlosses gehalten. Alles aus hammerhartem Material. Mit diesem Luxusobjekt können Sie seelenruhig durch die Slums dieser Welt stratzen, die zieht Ihnen lebend keiner vom Arm. Das Set beinhaltet natürlich auch einen Schlüssel mit Burberry-Logo und Karabinerverschluss. „The Shakle“ über www.burberry.com

. Viva Colonia! Für alle, die im Rausch nicht mitbekommen haben, dass Karneval vorbei ist: Diese Bierbrille macht einen klaren Kopf. Auch wenn man das vom Ding her gar nicht so erwarten würde. Bierbrille über den Partyfachhandel deines Vertrauens.

Punch . Wozu dieses ganze BrockhausGequatsche? Männer, die Sport machen, brauchen eine Tasche, um ihr Sportzeug mit sich zu führen. Boxen ist der härteste Männersport, also muss eine Tasche, die „Punch “ heißt, ordentlich was aushalten. In der Offensive wie Defensive, um die nebenstehenden Ausführungen zu rechtfertigen. „Punch “ von Bree ist unverwüstlich wie Mike Tyson. Das schlanke, beidseitig beschichtete Planenmaterial ist präzise verarbeitet und wartet mit technischen Raffinessen auf, die Maske wie Hill begeistern würden:  Vorfächer, innen  RV-Fächer und eine Schlüsselschlange. Die Abmessungen von  x  cm hätten Ali für ein Tänzchen gereicht und fassen alle nassen und trockenen Sportaccessoires. „Punch “ ist unter den Taschen, was Foreman unter den Boxern war. Ein Knockouter. Ein Treffer – aber der sitzt. Und das auch noch in sympathischer, designpreisüberhäufter Form. Wir aus der FELD HOMMES Redaktion fahren damit ganz offensiv übers Wochenende zum Yoga. „Punch “, in Schwarz oder Weiß, für  Euro über www.bree.com

.

.

.


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.

Ein Schlag, ein Treffer. In den vorangegangenen Ausgaben von FELD HOMMES haben wir uns bereits ausgiebig um eine unserer Lieblingssportarten gekümmert: das Boxen. An dieser Stelle möchten wir ein bisschen Grundlagen-Training betreiben. SynapsenBeinarbeit sozusagen. Wie dem geneigten Ab-und-zu-steh-ich-nachts-auf-und-guckmir-einen-Kampf-an-Boxfan sicher nicht entgangen ist, gibt es unterschiedliche Herangehensweisen an einen Faustkampf, nämlich das Defensiv- und das Offensiv-Boxen.

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Der „Stick and Move“-Konterboxer beispielsweise weicht vor dem angreifenden Boxer eher tänzelnd zurück, wie z. B. Muhammad Ali und Virgil Hill, oder eher flach auf dem Boden stehend, wie Henry Maske. Dieser Stil wird oft missverständlich mit dem Prädikat „Stilist“ oder „Techniker“ belegt. Auch Angriffsboxen hat stilistische Qualitäten. Wenn ein Boxer angreift, hat das unterschiedliche Gründe. Er ist kleiner und leichter als sein Gegner und muss deshalb den Kampf aktiv gestalten. Oder aber der Boxer schätzt die eigenen körperlichen Möglichkeiten im Vergleich zum Gegner als überlegen ein und will den Kampf daher zackig zu Ende bringen. Angriffsboxer müssen neben hoher Schlagkraft auch Nehmerfähigkeiten besitzen, sonst stehen ihre Chancen, regelmäßig große Kämpfe zu gewinnen, schlecht. Herausragende Beispiele für diese sogenannten „Pressure-Fighter“ sind Rocky Marciano, Joe Frazier und Mike Tyson. Eine eigene Kategorie innerhalb des offensiven Boxens ist der „One-PunchKnockouter“. Dieses Kaliber versucht einen Hammer zu landen und damit den Sack zuzumachen. Berühmtester Puncher ist wohl George Foreman, der über einen derart tödlichen Wumms verfügte, dass er sich um Alternativen zu dieser Technik üblicherweise keine Gedanken zu machen brauchte.

.

. Bitte gut abschließen. „The Shackle“ hat kein Armband, sondern eine Kette, und das Ziffernblatt ist in Form eines Vorhängeschlosses gehalten. Alles aus hammerhartem Material. Mit diesem Luxusobjekt können Sie seelenruhig durch die Slums dieser Welt stratzen, die zieht Ihnen lebend keiner vom Arm. Das Set beinhaltet natürlich auch einen Schlüssel mit Burberry-Logo und Karabinerverschluss. „The Shakle“ über www.burberry.com

. Viva Colonia! Für alle, die im Rausch nicht mitbekommen haben, dass Karneval vorbei ist: Diese Bierbrille macht einen klaren Kopf. Auch wenn man das vom Ding her gar nicht so erwarten würde. Bierbrille über den Partyfachhandel deines Vertrauens.

Punch . Wozu dieses ganze BrockhausGequatsche? Männer, die Sport machen, brauchen eine Tasche, um ihr Sportzeug mit sich zu führen. Boxen ist der härteste Männersport, also muss eine Tasche, die „Punch “ heißt, ordentlich was aushalten. In der Offensive wie Defensive, um die nebenstehenden Ausführungen zu rechtfertigen. „Punch “ von Bree ist unverwüstlich wie Mike Tyson. Das schlanke, beidseitig beschichtete Planenmaterial ist präzise verarbeitet und wartet mit technischen Raffinessen auf, die Maske wie Hill begeistern würden:  Vorfächer, innen  RV-Fächer und eine Schlüsselschlange. Die Abmessungen von  x  cm hätten Ali für ein Tänzchen gereicht und fassen alle nassen und trockenen Sportaccessoires. „Punch “ ist unter den Taschen, was Foreman unter den Boxern war. Ein Knockouter. Ein Treffer – aber der sitzt. Und das auch noch in sympathischer, designpreisüberhäufter Form. Wir aus der FELD HOMMES Redaktion fahren damit ganz offensiv übers Wochenende zum Yoga. „Punch “, in Schwarz oder Weiß, für  Euro über www.bree.com

.

.

.


Lieber Lehrer, lehr mich was …

Kaffee Kaffee verzögert verzögert das das Einschlafen. Einschlafen. Dieser Dieser beschleunigt beschleunigt das das Träumen. Träumen.

Von Sabine Manecke (Text) und Martin Müller (Illustration)

Der Der Kaffeevollautomat Kaffeevollautomat CM CM 210.210.

Spielen ist eine Tätigkeit, die sinnfrei, nur um ihrer selbst willen, zur Zerstreuung, Erheiterung und Beschäftigung ausgeübt wird. Wichtige kognitive, soziale und motorische Fähigkeiten werden durch das Spielen ausgebildet. Triumphe werden beim Spielen ebenso erfahren wie Frustration („niemand spielt mit mir!“). Über die Kindheit hinweg verändern sich Spiele. Simples Klötzchenstapeln, aufwendige Playmobil-Szenarien, Rollenspiele wie „Vater, Mutter, Kind“, Fangen und Verstecken werden abgelöst von Sport und Wettkampfspielen und später diese von pubertären Spielen wie Flaschendrehen oder Eimersaufen. Auch hier werden soziale Verhaltensweisen geübt. Das Erwachsenwerden impliziert scheinbar das Ablegen von spiele-

40

INTRO

rischen Verhaltensweisen und wird daher oft als Bedrohung empfunden. Männer versuchen, sich „das Kind im Manne“ zu bewahren, und legen eine besondere Betonung auf den männlichen Spieltrieb. Tatsächlich scheint das Ausüben sinnfreier Tätigkeiten zum Zwecke der Zerstreuung und Erheiterung eine besondere, männliche Kompetenz zu sein, die von Frauen oft kritisiert, aber auch beneidet wird. Frauen hingegen wird das „Spielchenspielen“ zugesprochen, was sich allerdings als geschlechterunabhängig erweist und in allen zwischenmenschlichen Beziehungen zum Tragen kommt. Zu guter Letzt birgt Spielen eine gewisse Suchtgefahr in sich, vor allem wenn es beim Spielen nicht nur ums Gewinnen, sondern auch ums Geld geht. Da hört das Spiel auf.

Robustes Robustes Aluminium Aluminium oder gebürsteter oder gebürsteter Edelstahl Edelstahl außen.außen. Feinste Feinste Technik Technik innen:innen: Die Aroma Die Aroma -Whirl-Whirl - Brühtechnik - Brühtechnik ver- verwirbeltwirbelt die frisch die frisch gemahlenen gemahlenen Kaffeebohnen, Kaffeebohnen, um wirklich um wirklich alle Aromastoffe alle Aromastoffe freizusetzen. freizusetzen. Und dank Und des dankpatentierten des patentierten SingleSingle - Portion- PortionCleaning Cleaning werden werden die Wasserleitungen die Wasserleitungen nach nach jeder Tasse jeder Tasse gespült. gespült. Alles für Alles einfür volles ein volles AromaAroma und einen und einen Kaffeegenuss, Kaffeegenuss, der Sie der träumen Sie träumen lässt. lässt. Der Unterschied Der Unterschied heißt Gaggenau. heißt Gaggenau. Informieren Informieren Sie sich Sieunter sich unter 01801.11 01801.11 22 11 22 (3,9 11Ct./Min. (3,9 Ct./Min. a. d. Festnetz a. d. Festnetz der T-Com, der T-Com, mobil mobil ggf. auch ggf. abweichend) auch abweichend) oder unter oder unter www.gaggenau.com. www.gaggenau.com.


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Der Der Kaffeevollautomat Kaffeevollautomat CM CM 210.210.

Spielen ist eine Tätigkeit, die sinnfrei, nur um ihrer selbst willen, zur Zerstreuung, Erheiterung und Beschäftigung ausgeübt wird. Wichtige kognitive, soziale und motorische Fähigkeiten werden durch das Spielen ausgebildet. Triumphe werden beim Spielen ebenso erfahren wie Frustration („niemand spielt mit mir!“). Über die Kindheit hinweg verändern sich Spiele. Simples Klötzchenstapeln, aufwendige Playmobil-Szenarien, Rollenspiele wie „Vater, Mutter, Kind“, Fangen und Verstecken werden abgelöst von Sport und Wettkampfspielen und später diese von pubertären Spielen wie Flaschendrehen oder Eimersaufen. Auch hier werden soziale Verhaltensweisen geübt. Das Erwachsenwerden impliziert scheinbar das Ablegen von spiele-

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INTRO

rischen Verhaltensweisen und wird daher oft als Bedrohung empfunden. Männer versuchen, sich „das Kind im Manne“ zu bewahren, und legen eine besondere Betonung auf den männlichen Spieltrieb. Tatsächlich scheint das Ausüben sinnfreier Tätigkeiten zum Zwecke der Zerstreuung und Erheiterung eine besondere, männliche Kompetenz zu sein, die von Frauen oft kritisiert, aber auch beneidet wird. Frauen hingegen wird das „Spielchenspielen“ zugesprochen, was sich allerdings als geschlechterunabhängig erweist und in allen zwischenmenschlichen Beziehungen zum Tragen kommt. Zu guter Letzt birgt Spielen eine gewisse Suchtgefahr in sich, vor allem wenn es beim Spielen nicht nur ums Gewinnen, sondern auch ums Geld geht. Da hört das Spiel auf.

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: Wood Wood : Acne Jeans : Louis Vuitton : Seilspringen

April, April, das Wetter ändert sich sprunghaft, Ihre Laune auch, und Sie freuen sich auf die besten Hosen, Sweater, Zipper und Moves der Saison. Von Christian Schildmacher (Fotos) und Zhoi Hy (Styling)

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: Wood Wood : Acne Jeans : Louis Vuitton : Seilspringen

April, April, das Wetter ändert sich sprunghaft, Ihre Laune auch, und Sie freuen sich auf die besten Hosen, Sweater, Zipper und Moves der Saison. Von Christian Schildmacher (Fotos) und Zhoi Hy (Styling)

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Jacke: Burberry Poloshirt: Raf by Raf Simons Hose: American Apparel Schuhe: Louis Vuitton Spiel: Hacky-Sack

Jacke: Burberry T-Shirt: American Apparel Hose: Wood Wood Schuhe: Louis Vuitton Spiel: Gummitwist

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Jacke: Burberry Poloshirt: Raf by Raf Simons Hose: American Apparel Schuhe: Louis Vuitton Spiel: Hacky-Sack

Jacke: Burberry T-Shirt: American Apparel Hose: Wood Wood Schuhe: Louis Vuitton Spiel: Gummitwist

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Jacke: Y-3 T-Shirt: c.neeon Hose: American Apparel Schuhe: Louis Vuitton Spiel: Flummis

Fotografie: Christian Schildmacher Styling: Zhoi Hy Fotoassistenz: Fabian Sommer Haare & Make-up: Thuy (www.optixagency.de) Model: Hendrik (www.modelwerk.de) Bildbearbeitung: Jenny Retzke (www.appel-grafik.de)

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Jacke: Y-3 T-Shirt: c.neeon Hose: American Apparel Schuhe: Louis Vuitton Spiel: Flummis

Fotografie: Christian Schildmacher Styling: Zhoi Hy Fotoassistenz: Fabian Sommer Haare & Make-up: Thuy (www.optixagency.de) Model: Hendrik (www.modelwerk.de) Bildbearbeitung: Jenny Retzke (www.appel-grafik.de)

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Als ein bekanntes deutsches Wochenmagazin vor einer Weile den erfolgreichsten Videospieler der Welt zu beschreiben versuchte, kam das Blatt zu einer ziemlich schlichten, aber nicht minder bizarren Analyse: Der junge Mann aus Missouri sehe mit seinen abstehenden Ohren und seinem ausladenden Kinn „wie ein amerikanischer Jungbauer“ aus, hieß es in einem Bericht über die internationale Gamer-Szene. Solche Klischees und Fehleinschätzungen sind typisch für eine noch junge Wettbewerbskultur, in der es der 26-jährige Johnathan Wendel zu Ruhm und Reichtum gebracht hat. Denn niemand schaut richtig hin, um zu begreifen, was die Faszination ausmacht, die weltweit einen riesigen Boom für eine Symbiose aus Computertechnik und Fantasiewelt hervorgebracht hat, die vor 20 Jahren kaum möglich schien. Johnathan Wendel ist schnell, durchtrainiert, zielsicher und geschäftstüchtig. Als Kind spielte der Profi-Athlet Baseball, Football und Hockey, aber der Sport, in dem er Weltspitze wurde ist: Video Gaming. Wie wenig dieses Metier mit dem Stapeln von Pizzakartons und dem Dauerbesetzen des heimischen Sofas zu tun hat, erklärt uns FELD HOMMES Autor Jürgen Kalwa.

Von Jürgen Kalwa (Text) und Uli Holz (Fotos)

48

SPORT

Sonst würde man sehen, dass der Wendel mit seinen flinken Händen und seinem siebten Sinn für die Verarbeitung virtueller Spielsituationen etwas völlig Neues ist: Der Meister eines Universums, in dem nicht pure Kraft regiert, sondern ein schnelles Auge, gute Reflexe und die Lust an einer gekünstelten Techno-Ästhetik, in der man auf Knopfdruck und mit dem Joystick zum Herrn des Geschehens wird. Doch Respekt gewinnen solche Könner meistens nur unter ihresgleichen. Das allerdings sind mittlerweile Abermillionen weltweit, die dem Segment der Computer- und Videospiele jedes Jahr zu Umsätzen von mehr als 20 Milliarden Euro verhelfen und schon längst das Volumen der Kinoindustrie in Hollywood übertreffen, die einst die unumstrittene Nummer eins im Entertainment-Geschäft war. Sport

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Als ein bekanntes deutsches Wochenmagazin vor einer Weile den erfolgreichsten Videospieler der Welt zu beschreiben versuchte, kam das Blatt zu einer ziemlich schlichten, aber nicht minder bizarren Analyse: Der junge Mann aus Missouri sehe mit seinen abstehenden Ohren und seinem ausladenden Kinn „wie ein amerikanischer Jungbauer“ aus, hieß es in einem Bericht über die internationale Gamer-Szene. Solche Klischees und Fehleinschätzungen sind typisch für eine noch junge Wettbewerbskultur, in der es der 26-jährige Johnathan Wendel zu Ruhm und Reichtum gebracht hat. Denn niemand schaut richtig hin, um zu begreifen, was die Faszination ausmacht, die weltweit einen riesigen Boom für eine Symbiose aus Computertechnik und Fantasiewelt hervorgebracht hat, die vor 20 Jahren kaum möglich schien. Johnathan Wendel ist schnell, durchtrainiert, zielsicher und geschäftstüchtig. Als Kind spielte der Profi-Athlet Baseball, Football und Hockey, aber der Sport, in dem er Weltspitze wurde ist: Video Gaming. Wie wenig dieses Metier mit dem Stapeln von Pizzakartons und dem Dauerbesetzen des heimischen Sofas zu tun hat, erklärt uns FELD HOMMES Autor Jürgen Kalwa.

Von Jürgen Kalwa (Text) und Uli Holz (Fotos)

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SPORT

Sonst würde man sehen, dass der Wendel mit seinen flinken Händen und seinem siebten Sinn für die Verarbeitung virtueller Spielsituationen etwas völlig Neues ist: Der Meister eines Universums, in dem nicht pure Kraft regiert, sondern ein schnelles Auge, gute Reflexe und die Lust an einer gekünstelten Techno-Ästhetik, in der man auf Knopfdruck und mit dem Joystick zum Herrn des Geschehens wird. Doch Respekt gewinnen solche Könner meistens nur unter ihresgleichen. Das allerdings sind mittlerweile Abermillionen weltweit, die dem Segment der Computer- und Videospiele jedes Jahr zu Umsätzen von mehr als 20 Milliarden Euro verhelfen und schon längst das Volumen der Kinoindustrie in Hollywood übertreffen, die einst die unumstrittene Nummer eins im Entertainment-Geschäft war. Sport

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Leute, die als Zuschauer Geld bezahlen, um solche Wettbewerbe zu sehen, wächst. Unsere Klischeevorstellung von dem 16-jährigen, der allein im Keller seiner Eltern sitzt, stimmt wirklich nicht mehr.“ Unmittelbare Interaktion ist für viele Gamer ein zusätzlicher Reiz. Sonst würden nicht Tausende mit ihren Laptops zu Veranstaltungen pilgern und tagelang gegeneinander spielen. Wendel war schon immer schnell. Auch mit dem Geldverdienen. Zwar gefiel seiner Mutter die Begeisterung für das Genre ganz und gar nicht, die mit „Mortal Kombat 2“ in einer Spielothek in seinem Heimatort Kansas City begann. Und so erteilte sie ihm, der mit Nintendo- und Sega-Hardware groß geworden war, zu Hause immer wieder Computerverbot. Deshalb konnte er anfänglich seine Talente nur bei Ausflügen in die Spielotheken testen. Aber schon dabei nahm er seinen Gegnern das Mehrfache seines Taschengeldes ab.

Die kennen Johnathan Wendel vor allem als Fatal1ty, jenes Alter Ego, das ihn seit seinen Anfängen vor 13 Jahren begleitet und zu einem Markennamen wurde. Sie würden ihm wahrscheinlich sogar zubilligen, dass er sich als Athlet betrachtet. Als Cyberathlet, um jenen Begriff zu nehmen, der in die Nomenklatur der Cyberathlete Professional League einging, deren Meister er des Öfteren war. Die sprachliche Anspielung wirkt gedrechselt. Denn die körperlichen Anstrengungen eines Keyboard- und Konsolenkämpfers sind vor allem mentaler Natur. Die mechanische Koordination der Extremitäten ist eher eine Frage von Geschicklichkeit und Geschwindigkeit. Und von einer Leistung des Gehirns, das die Nervenpulse von den Augen in die Fingerspitzen sendet. Wie schnell das bei Wendel vor sich geht, ahnt man, wenn man mit ihm redet. Sein Sprechtempo ist so hoch, dass man ihm oft gar nicht folgen kann und froh ist, ein Aufnahmegerät zu haben, das das Gespräch aufzeichnet. Aber er arbeitet auch an seiner körperlichen Fitness. „Das sorgt dafür, dass deine Neurotransmitter korrekt funktionieren“, sagt er. „Und dass dein Timing stimmt und du jederzeit bereit bist.“ „Ich halte ihn für einen Athleten, denn Schießen ist doch auch ein olympischer Sport. Dabei zuckt man auch nur mit dem Finger“, sagt Professor Edward Castronova von der Indiana University, der sich mit den wirtschaftlichen und den soziologischen Fragen der neuen Videospielkultur beschäftigt. „Das Durchschnittsalter liegt inzwischen bei 30. Und die Zahl der 50

Sport

Die Faszination wuchs, als er „Quake“ entdeckte, ein brutales Egoshooter-Spiel, das man online spielen kann. „Quake“ besaß eine aktive und gut organisierte Internetgemeinde mit Weltmeisterschaftsturnieren, zu denen die besten Gamer anreisten. Als Wendel irgendwann in Dallas mitmachte und Dritter wurde, brachte er einen Scheck über 4.000 Dollar nach Hause. Da war er jedoch bereits zu seinem von seiner Mutter geschiedenen Vater gezogen. Der hatte mehr Verständnis für den Trieb des Teenagers. Zwei Wochen später räumte er bei einem Einladungsturnier in Schweden ab und beschloss, die High School abzubrechen und sich ganz auf das Leben am Bildschirm zu konzentrieren. Da war Johnathan Wendel 18 und hatte plötzlich einen Beruf, den es gar nicht gab: professioneller Gamer. Mit 25 Jahren hatte er bereits 41 Turniere gewonnen, darunter Weltmeisterschaften in vier verschiedenen Spielen, und mehrere hunderttausend Dollar an Preisgeldern verdient. Zu seinem Stil gehört es, sich vor einem Spiel einen Kopfhörer aufzusetzen und sich Techno, Hip-Hop und Hard Rock ins Gehör zu ballern. Hauptsache, es hat einen schnellen Beat. Auf diese Weise isoliert er sich mental von Ablenkungen um ihn herum. „Wenn ich spiele, versinke ich im Monitor. Ich werde zu dem Spieler in dem Spiel. Ich komme an den Punkt, wo

ich über nichts mehr nachdenke“, hat er mal in einem Radio­ interview gesagt. „Es ist leicht, diese Zone zu erreichen, wo du ganz konzentriert bist. Ich weiß, was man tun muss, um zu gewinnen. Wenn man das nicht kann, verliert man.“ Niederlagen bedeuten nicht nur, dass man nicht die Prämien verdient, die bei den prestigeträchtigsten Wettbewerben zu gewinnen sind. Man verliert auch Prestige. Und das kann langfristig für eine Karriere wichtiger sein als alles andere. So hat Wendel irgendwann sehr geschickt den Schritt vom reinen Teilnehmer zum Produktentwickler vollzogen. Bei seinen Waren handelt es sich nicht um Software oder um Konsolen, sondern um Accessoires – ein Sektor, den die Branchenriesen wie Sony, Microsoft oder EA gerne den kleineren Fischen im Teich überlassen. Wendel liefert heute eine ganze Palette von Produkten – von einer speziellen Maus und einer Tastatur über sogenannte Grafikkarten, die die Bildschirmanzeige steuern, bis hin zu ganzen Computer-Hauptplatinen. FELD HOMMES Autor Jürgen Kalwa sprach mit Wendel während der World Finals der Championship Gaming Series in Los Angeles, wo die besten zwölf Teams gegeneinander antraten. Darunter auch eine Mannschaft aus Deutschland, die „Berlin Allianz“ (berlinallianz.thecgs.com), die nach ihrem Sieg bei den Europameisterschaften in L.A. den dritten Platz belegte. Wendel war als offizieller Sprecher der Gaming Series und Fernsehkommentator nach Kalifornien geflogen. „Ich versuche, die Gaming-Szene überall auf der Welt zu fördern. Mein Ziel ist es, Spieler zu promoten, die Profis werden wollen, egal, ob aus Asien, Australien, Europa oder Deutschland. Und zu zeigen, dass es ein Sport für das 21. Jahrhundert ist.“

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Leute, die als Zuschauer Geld bezahlen, um solche Wettbewerbe zu sehen, wächst. Unsere Klischeevorstellung von dem 16-jährigen, der allein im Keller seiner Eltern sitzt, stimmt wirklich nicht mehr.“ Unmittelbare Interaktion ist für viele Gamer ein zusätzlicher Reiz. Sonst würden nicht Tausende mit ihren Laptops zu Veranstaltungen pilgern und tagelang gegeneinander spielen. Wendel war schon immer schnell. Auch mit dem Geldverdienen. Zwar gefiel seiner Mutter die Begeisterung für das Genre ganz und gar nicht, die mit „Mortal Kombat 2“ in einer Spielothek in seinem Heimatort Kansas City begann. Und so erteilte sie ihm, der mit Nintendo- und Sega-Hardware groß geworden war, zu Hause immer wieder Computerverbot. Deshalb konnte er anfänglich seine Talente nur bei Ausflügen in die Spielotheken testen. Aber schon dabei nahm er seinen Gegnern das Mehrfache seines Taschengeldes ab.

Die kennen Johnathan Wendel vor allem als Fatal1ty, jenes Alter Ego, das ihn seit seinen Anfängen vor 13 Jahren begleitet und zu einem Markennamen wurde. Sie würden ihm wahrscheinlich sogar zubilligen, dass er sich als Athlet betrachtet. Als Cyberathlet, um jenen Begriff zu nehmen, der in die Nomenklatur der Cyberathlete Professional League einging, deren Meister er des Öfteren war. Die sprachliche Anspielung wirkt gedrechselt. Denn die körperlichen Anstrengungen eines Keyboard- und Konsolenkämpfers sind vor allem mentaler Natur. Die mechanische Koordination der Extremitäten ist eher eine Frage von Geschicklichkeit und Geschwindigkeit. Und von einer Leistung des Gehirns, das die Nervenpulse von den Augen in die Fingerspitzen sendet. Wie schnell das bei Wendel vor sich geht, ahnt man, wenn man mit ihm redet. Sein Sprechtempo ist so hoch, dass man ihm oft gar nicht folgen kann und froh ist, ein Aufnahmegerät zu haben, das das Gespräch aufzeichnet. Aber er arbeitet auch an seiner körperlichen Fitness. „Das sorgt dafür, dass deine Neurotransmitter korrekt funktionieren“, sagt er. „Und dass dein Timing stimmt und du jederzeit bereit bist.“ „Ich halte ihn für einen Athleten, denn Schießen ist doch auch ein olympischer Sport. Dabei zuckt man auch nur mit dem Finger“, sagt Professor Edward Castronova von der Indiana University, der sich mit den wirtschaftlichen und den soziologischen Fragen der neuen Videospielkultur beschäftigt. „Das Durchschnittsalter liegt inzwischen bei 30. Und die Zahl der 50

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Die Faszination wuchs, als er „Quake“ entdeckte, ein brutales Egoshooter-Spiel, das man online spielen kann. „Quake“ besaß eine aktive und gut organisierte Internetgemeinde mit Weltmeisterschaftsturnieren, zu denen die besten Gamer anreisten. Als Wendel irgendwann in Dallas mitmachte und Dritter wurde, brachte er einen Scheck über 4.000 Dollar nach Hause. Da war er jedoch bereits zu seinem von seiner Mutter geschiedenen Vater gezogen. Der hatte mehr Verständnis für den Trieb des Teenagers. Zwei Wochen später räumte er bei einem Einladungsturnier in Schweden ab und beschloss, die High School abzubrechen und sich ganz auf das Leben am Bildschirm zu konzentrieren. Da war Johnathan Wendel 18 und hatte plötzlich einen Beruf, den es gar nicht gab: professioneller Gamer. Mit 25 Jahren hatte er bereits 41 Turniere gewonnen, darunter Weltmeisterschaften in vier verschiedenen Spielen, und mehrere hunderttausend Dollar an Preisgeldern verdient. Zu seinem Stil gehört es, sich vor einem Spiel einen Kopfhörer aufzusetzen und sich Techno, Hip-Hop und Hard Rock ins Gehör zu ballern. Hauptsache, es hat einen schnellen Beat. Auf diese Weise isoliert er sich mental von Ablenkungen um ihn herum. „Wenn ich spiele, versinke ich im Monitor. Ich werde zu dem Spieler in dem Spiel. Ich komme an den Punkt, wo

ich über nichts mehr nachdenke“, hat er mal in einem Radio­ interview gesagt. „Es ist leicht, diese Zone zu erreichen, wo du ganz konzentriert bist. Ich weiß, was man tun muss, um zu gewinnen. Wenn man das nicht kann, verliert man.“ Niederlagen bedeuten nicht nur, dass man nicht die Prämien verdient, die bei den prestigeträchtigsten Wettbewerben zu gewinnen sind. Man verliert auch Prestige. Und das kann langfristig für eine Karriere wichtiger sein als alles andere. So hat Wendel irgendwann sehr geschickt den Schritt vom reinen Teilnehmer zum Produktentwickler vollzogen. Bei seinen Waren handelt es sich nicht um Software oder um Konsolen, sondern um Accessoires – ein Sektor, den die Branchenriesen wie Sony, Microsoft oder EA gerne den kleineren Fischen im Teich überlassen. Wendel liefert heute eine ganze Palette von Produkten – von einer speziellen Maus und einer Tastatur über sogenannte Grafikkarten, die die Bildschirmanzeige steuern, bis hin zu ganzen Computer-Hauptplatinen. FELD HOMMES Autor Jürgen Kalwa sprach mit Wendel während der World Finals der Championship Gaming Series in Los Angeles, wo die besten zwölf Teams gegeneinander antraten. Darunter auch eine Mannschaft aus Deutschland, die „Berlin Allianz“ (berlinallianz.thecgs.com), die nach ihrem Sieg bei den Europameisterschaften in L.A. den dritten Platz belegte. Wendel war als offizieller Sprecher der Gaming Series und Fernsehkommentator nach Kalifornien geflogen. „Ich versuche, die Gaming-Szene überall auf der Welt zu fördern. Mein Ziel ist es, Spieler zu promoten, die Profis werden wollen, egal, ob aus Asien, Australien, Europa oder Deutschland. Und zu zeigen, dass es ein Sport für das 21. Jahrhundert ist.“

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 : Ist Deutschland im internationalen Vergleich ein interessanter Spielplatz für Gamer?  : Deutschland ist ein riesiger Markt. Wir haben jedes Jahr die CeBIT und die Games Convention, die Messeveranstaltung der Videospieleindustrie in Leipzig. Und ich denke, ich habe wahrscheinlich in Deutschland die meisten Fans. Hat Deutschland auch einen starken Einfluss auf die Entwicklung von Spielen? Ich kann diese Frage nicht beantworten, weil ich keine Hintergrundinformationen zu diesem Aspekt habe. Die Spiele kommen aus allen möglichen Ländern. Die meisten aus den USA. Warum sind Sie im Moment als Spieler wenig aktiv? Es gibt aktuell kein Spiel, das ich spielen möchte. Ich warte darauf, dass ein gutes herauskommt. Welches hat Ihnen zuletzt am besten gefallen? „Painkiller“. Das Spiel verlangt einfach alles. Es ist schnell. Man muss rechnen können. Die Koordination von Augen und Händen ist wichtig, genauso wie Reflexe. Es ist wirklich schwer, es gut zu spielen, wenn man kein Profi ist. Es ist nicht wie „Halo“ oder wie „Counter Strike“, wo man mit einem zufälligen Kopftreffer Erfolg haben kann. Es ist wie Tennis. Da musst du auch einen Volley schlagen können und Bälle über den ganzen Platz streuen. Wie hoch ist das Preisgeld bei den World Finals der Championship Gaming Series?  Million Dollar für den ersten Platz. Die Spieler in der Serie bekommen aber auch ein regelmäßiges Gehalt. Der Wettbewerb wird live im Fernsehen übertragen, und zwar weltweit. Ist es schwierig, die Spielaktion fürs Fernsehen umzusetzen? Es ist sehr einfach. Die Spieler kämpfen gegeneinander und werden für ihre Mannschaft gewertet. Die bessere Mannschaft gewinnt. Obendrein gibt es erklärende Kommentare von mir. Ich rede darüber, was die Spieler richtig machen und was sie falsch machen. Wir vermitteln Einsichten in das Spiel, während es läuft. Geschichten über Sie besagen, dass Sie durchs Spielen zum Dollar-Millionär geworden sind. Kaum zu glauben, aber wohl war, oder? Wenn Sie in Deutschland zu „Media Markt“ gehen, können Sie meine Produkte im Regal sehen. Wir verkaufen in über hundert Ländern. Wir haben  Produkte im Wert von mehr als  Millionen Dollar umgesetzt. Das Zeug geht.

Sie haben das viele Geld also nicht als Videospieler verdient, sondern durch die Vermarktung der Produkte? Ich habe über eine halbe Million Dollar bei Turnieren gewonnen. Dazu kommt der geschäftliche Teil mit meinen Kooperationen. „Fatalty“ ist meine eigene Firma. Verlief die Entwicklung kontinuierlich – vom Gamer zum Hersteller und Verkäufer von Produkten? Ich will irgendwann meine eigenen Spiele entwickeln. Dazu muss ich aber noch das passende Software-Unternehmen und die passende Vertriebsfirma finden. Das ist nur eine Frage der Zeit. Wie haben sich Spiele in den  Jahren, seit Sie angefangen haben, weiterentwickelt? Das Internet wurde besser. Es wurde einfacher, mit anderen zu kommunizieren. Sonst hat sich nicht viel geändert, außer dass die Spiele besser geworden sind. Die grafische Darstellung wird noch immer jedes Jahr besser. In Deutschland beschäftigen vor allem die gewalttätigen Spiele die Öffentlichkeit. Insbesondere weil Schüler, wie in einem Spiel, Waffen in die Hand genommen und Menschen erschossen haben. Viele Erwachsene und auch die Medien werfen da gerne einiges in einen Topf. Wie populär sind gewalttätige Spiele tatsächlich? Wir Gamer spielen viele Spiele, in denen Gewalt vorkommt. Aber wir spielen, um Spaß zu haben. Für viele von uns ist Gaming eine Form von Entspannung. Damit gewinnt man Abstand von der Realität. Wenn jemand ein Problem hat und etwas passiert, dann liegt das nicht an dem Spiel, sondern an der betreffenden Person. Und das wird in vielen Fällen von Gleichaltrigen ausgelöst, die Mitschüler tyrannisieren und drangsalieren. Das führt dann zu Reaktionen. Das erfolgreichste Spiel aller Zeiten ist „Halo“ – ein sogenanntes Egoshooter-Spiel. Sollten nicht junge Leute unterhalb einer bestimmten Altersgrenze keinen Zugang zu solchen Spiele haben? Ich denke, Altersgrenzen sind wichtig. Aber es sind die Eltern, die entscheiden müssen, was sie zulassen wollen. Sie müssen wissen, wie weit ihre Kinder entwickelt sind und ob sie den Unterschied zwischen Gut und Böse kennen, Richtig und Falsch. Ich durfte als Kind auch nur ganz bestimmte Filme anschauen. Das sollte heute genauso für bestimmte Spiele gelten. Ich spiele Egoshooter-Spiele seit meinem . Lebensjahr. Und ich habe nicht die geringste Absicht, irgendjemandem ein Haar zu krümmen. Ich bin bestimmt der fieseste Typ, dem Sie je in der virtuellen Welt über den Weg laufen werden. Aber im echten Leben brauchen Sie sich vor mir kein bisschen zu fürchten.

Fotografie: Uli Holz (www.hille-vossschulte.de)

Herr Wendel, vielen Dank für das Gespräch. 52

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 : Ist Deutschland im internationalen Vergleich ein interessanter Spielplatz für Gamer?  : Deutschland ist ein riesiger Markt. Wir haben jedes Jahr die CeBIT und die Games Convention, die Messeveranstaltung der Videospieleindustrie in Leipzig. Und ich denke, ich habe wahrscheinlich in Deutschland die meisten Fans. Hat Deutschland auch einen starken Einfluss auf die Entwicklung von Spielen? Ich kann diese Frage nicht beantworten, weil ich keine Hintergrundinformationen zu diesem Aspekt habe. Die Spiele kommen aus allen möglichen Ländern. Die meisten aus den USA. Warum sind Sie im Moment als Spieler wenig aktiv? Es gibt aktuell kein Spiel, das ich spielen möchte. Ich warte darauf, dass ein gutes herauskommt. Welches hat Ihnen zuletzt am besten gefallen? „Painkiller“. Das Spiel verlangt einfach alles. Es ist schnell. Man muss rechnen können. Die Koordination von Augen und Händen ist wichtig, genauso wie Reflexe. Es ist wirklich schwer, es gut zu spielen, wenn man kein Profi ist. Es ist nicht wie „Halo“ oder wie „Counter Strike“, wo man mit einem zufälligen Kopftreffer Erfolg haben kann. Es ist wie Tennis. Da musst du auch einen Volley schlagen können und Bälle über den ganzen Platz streuen. Wie hoch ist das Preisgeld bei den World Finals der Championship Gaming Series?  Million Dollar für den ersten Platz. Die Spieler in der Serie bekommen aber auch ein regelmäßiges Gehalt. Der Wettbewerb wird live im Fernsehen übertragen, und zwar weltweit. Ist es schwierig, die Spielaktion fürs Fernsehen umzusetzen? Es ist sehr einfach. Die Spieler kämpfen gegeneinander und werden für ihre Mannschaft gewertet. Die bessere Mannschaft gewinnt. Obendrein gibt es erklärende Kommentare von mir. Ich rede darüber, was die Spieler richtig machen und was sie falsch machen. Wir vermitteln Einsichten in das Spiel, während es läuft. Geschichten über Sie besagen, dass Sie durchs Spielen zum Dollar-Millionär geworden sind. Kaum zu glauben, aber wohl war, oder? Wenn Sie in Deutschland zu „Media Markt“ gehen, können Sie meine Produkte im Regal sehen. Wir verkaufen in über hundert Ländern. Wir haben  Produkte im Wert von mehr als  Millionen Dollar umgesetzt. Das Zeug geht.

Sie haben das viele Geld also nicht als Videospieler verdient, sondern durch die Vermarktung der Produkte? Ich habe über eine halbe Million Dollar bei Turnieren gewonnen. Dazu kommt der geschäftliche Teil mit meinen Kooperationen. „Fatalty“ ist meine eigene Firma. Verlief die Entwicklung kontinuierlich – vom Gamer zum Hersteller und Verkäufer von Produkten? Ich will irgendwann meine eigenen Spiele entwickeln. Dazu muss ich aber noch das passende Software-Unternehmen und die passende Vertriebsfirma finden. Das ist nur eine Frage der Zeit. Wie haben sich Spiele in den  Jahren, seit Sie angefangen haben, weiterentwickelt? Das Internet wurde besser. Es wurde einfacher, mit anderen zu kommunizieren. Sonst hat sich nicht viel geändert, außer dass die Spiele besser geworden sind. Die grafische Darstellung wird noch immer jedes Jahr besser. In Deutschland beschäftigen vor allem die gewalttätigen Spiele die Öffentlichkeit. Insbesondere weil Schüler, wie in einem Spiel, Waffen in die Hand genommen und Menschen erschossen haben. Viele Erwachsene und auch die Medien werfen da gerne einiges in einen Topf. Wie populär sind gewalttätige Spiele tatsächlich? Wir Gamer spielen viele Spiele, in denen Gewalt vorkommt. Aber wir spielen, um Spaß zu haben. Für viele von uns ist Gaming eine Form von Entspannung. Damit gewinnt man Abstand von der Realität. Wenn jemand ein Problem hat und etwas passiert, dann liegt das nicht an dem Spiel, sondern an der betreffenden Person. Und das wird in vielen Fällen von Gleichaltrigen ausgelöst, die Mitschüler tyrannisieren und drangsalieren. Das führt dann zu Reaktionen. Das erfolgreichste Spiel aller Zeiten ist „Halo“ – ein sogenanntes Egoshooter-Spiel. Sollten nicht junge Leute unterhalb einer bestimmten Altersgrenze keinen Zugang zu solchen Spiele haben? Ich denke, Altersgrenzen sind wichtig. Aber es sind die Eltern, die entscheiden müssen, was sie zulassen wollen. Sie müssen wissen, wie weit ihre Kinder entwickelt sind und ob sie den Unterschied zwischen Gut und Böse kennen, Richtig und Falsch. Ich durfte als Kind auch nur ganz bestimmte Filme anschauen. Das sollte heute genauso für bestimmte Spiele gelten. Ich spiele Egoshooter-Spiele seit meinem . Lebensjahr. Und ich habe nicht die geringste Absicht, irgendjemandem ein Haar zu krümmen. Ich bin bestimmt der fieseste Typ, dem Sie je in der virtuellen Welt über den Weg laufen werden. Aber im echten Leben brauchen Sie sich vor mir kein bisschen zu fürchten.

Fotografie: Uli Holz (www.hille-vossschulte.de)

Herr Wendel, vielen Dank für das Gespräch. 52

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Affe „King Ken“ und seine Kumpels treten an, „Germany‘s next male Topmodels“ zu werden. Wir haben den Spielfiguren die Outfits auf den Leib geschneidert und proklamieren: Wenn ein Otter Y- tragen kann, dann können Sie das auch! Von Bernd Westphal (Fotos) und Zhoi Hy (Styling)

Daft Punk: Outfits von Gucci und Schuhe von Adidas

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Affe „King Ken“ und seine Kumpels treten an, „Germany‘s next male Topmodels“ zu werden. Wir haben den Spielfiguren die Outfits auf den Leib geschneidert und proklamieren: Wenn ein Otter Y- tragen kann, dann können Sie das auch! Von Bernd Westphal (Fotos) und Zhoi Hy (Styling)

Daft Punk: Outfits von Gucci und Schuhe von Adidas

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Grabbit Vinyl Pearl White (Touma): Outfit von Hermès  Grabbit Wood (Touma): Sonnenbrille von YSL

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Grabbit Vinyl Pearl White (Touma): Outfit von Hermès  Grabbit Wood (Touma): Sonnenbrille von YSL

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King Ken (Vortigern’s Machine): Outfit von Marni  Rusty (Vortigern’s Machine): Outfit von Raf Simons

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King Ken (Vortigern’s Machine): Outfit von Marni  Rusty (Vortigern’s Machine): Outfit von Raf Simons

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Fotografie: Bernd Westphal (www.kstiegemeyer.com) Styling: Zhoi Hy Artdirektion: Frank Maximilian Freytag Fotoassistenz: Thomas Gering Setbau: Bernd Westphal, Frank Maximilian Freytag, Holly (www.ho-lee.org) Schneider: Helen Achtermann (Daft Punk & Grabbits), Dorothea Eckert (King Ken & Odysseus), Lena Wolf (Rusty) Models: Daft Punk (www.daftpunk.com) Grabbit Wood und Grabbit Vinyl Pearl White, beide von (www.touma.biz) King Ken, Rusty sowie Dog Dworkin und Harvey (www.amostoys.com) Ares the Baby Grizzly Bear, Ginga the Baby White Rhine, Irra und Odysseus the Otter, alle von I.W.G. (www.rocketworld.org) Bildbearbeitung: Katharina Schaper, Martin Kuhlmann und Til Schlenker (www.primate-work.de) Vielen Dank an Designer Toys (www.designertoys.nl) und Elke Rüss. Die Schnitte können in einigen Fällen von der Originalkleidung der Designer leicht abweichen.

Odysseus the Otter (I.W.G.): Outfit von Y-3

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Fotografie: Bernd Westphal (www.kstiegemeyer.com) Styling: Zhoi Hy Artdirektion: Frank Maximilian Freytag Fotoassistenz: Thomas Gering Setbau: Bernd Westphal, Frank Maximilian Freytag, Holly (www.ho-lee.org) Schneider: Helen Achtermann (Daft Punk & Grabbits), Dorothea Eckert (King Ken & Odysseus), Lena Wolf (Rusty) Models: Daft Punk (www.daftpunk.com) Grabbit Wood und Grabbit Vinyl Pearl White, beide von (www.touma.biz) King Ken, Rusty sowie Dog Dworkin und Harvey (www.amostoys.com) Ares the Baby Grizzly Bear, Ginga the Baby White Rhine, Irra und Odysseus the Otter, alle von I.W.G. (www.rocketworld.org) Bildbearbeitung: Katharina Schaper, Martin Kuhlmann und Til Schlenker (www.primate-work.de) Vielen Dank an Designer Toys (www.designertoys.nl) und Elke Rüss. Die Schnitte können in einigen Fällen von der Originalkleidung der Designer leicht abweichen.

Odysseus the Otter (I.W.G.): Outfit von Y-3

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Der Lärm war das Erste, worauf die Vermieterin mich bei der Wohnungsbegehung aufmerksam machte. Es wurde sogar in den Vertrag aufgenommen: Der Mieter nimmt zur Kenntnis, dass die Wohnung neben einem Schulhof liegt. Aber mir gefiel das helle Büroappartement sofort. Es lag zentral, aber nicht zu angesagt in Berlin-Mitte. Nach hinten raus gab es die Schule und einen Friedhof, durchs vordere Fenster blickte man auf einen Fußballplatz und den Fernsehturm. Der Bezirk Mitte ist gar kein so schlechter Ort. Es gibt jede Menge Galerien und kaum Tankstellen, etwas zu viele Medientreibende und steigende Mieten, aber noch genug absterbenden Einzelhandel und Arbeitslose, um zu wissen, was Sache ist. Die Schulen hier wurden nicht nach Schiller, Lessing oder Göring benannt, sondern nach Lennon, Hemingway oder Figuren aus einer Mozart-Oper. Die bewusste Schule hinter meiner Wohnung ist eine Grundschule und verfolgt laut Selbstbeschreibung einen musischen Bildungsansatz. Davon scheinen die Kinder, die hier bis zur sechsten Klasse unterrichtet werden, jedoch nicht viel mitbekommen zu haben. Wenn es nicht gerade regnet, stürmen die Schüler drei- bis viermal am Tag mit markerschütternd schrillem Geschrei aus dem vierstöckigen, schön sanierten Gründerzeitgebäude heraus auf den Pausenhof und den dahinter liegenden Bolzplatz. Was ich zunächst nicht schlimm fand, als ich die Wohnung mietete. Es war Sommer, die Pappeln beim Bolzplatz und die Kastanien auf dem hinteren Schulhof standen in vollem Grün. Ich beschloss, einfach Pause zu machen, wenn die Kinder Pause machten. Das klappte allerdings nicht so gut. Die Kinder kamen früh, schon vor Schulbeginn, um ab sieben Uhr gegen den Drahtzaun scheppernde Volley-Dropkicks zu üben. Von halb zehn bis zehn dann die erste Pause, großes Hallo und noch größeres Geschrei auf beiden Spielplätzen. Das ließ sich noch während eines zweiten oder späten Frühstücks tolerieren.

Schwierig wurde es dann in der sogenannten Mittagspause, die dem Lärm nach zu urteilen von Viertel vor zwölf bis irgendwann um drei Uhr nachmittags stimm- und sportgewaltig von den Kids abgefeiert wurde. Der Lärm raubte mir den Verstand. Zwischendurch versuchte ich es mit Ohrstöpseln, weil ich in einem Artikel gelesen hatte, dass Jonathan Franzen die auch dauernd trug. Aber mir bekam das Unterwassergefühl in den Ohren nicht so gut. Stattdessen begann ich irgendwann, den Kleinen einfach aus dem dritten Stock zuzuschauen, in etwa so wie Bahnanwohner auf Kissen gestützt die vorbeifahrenden Züge studieren. Eher unsoziologisch dem eigenen Puerilismus (1) frönend, beobachtete ich nun das Spielverhalten (2) und einzelne besonders abgefahrene Spielformen von vermutlich spät gezeugten Einzelkindern, die zum Teil so stylisch und nonkonformistisch rumlaufen, wie ihre Mitte-Eltern abends auf Vernissagen abhängen, und von ihren Erzeugern mit Namen wie Anatol oder Heinrich ins Rennen geschickt wurden, um eines Tages in schwer zu beschreibenden Berufen was mit Medien oder Kunst zu machen. Die beliebtesten und häufigsten Spielformen sind: Fußball in allen erdenklichen Depravationen, „Basketball“, Ballfangen und -wegwerfen. Einen Lederball-Dropkick gegen einen Drahtzaun hämmern. Oder einem Mitspieler auf den Pelz brennen. Kloppen, Rumlaufen, Weglaufen, Rumschreien. Noch lauter Schreien. Noch mehr Rumkloppen. Schwul rumtanzen, wie am Vorabend bei Popstars im Fernsehen abgeguckt. Und dann auch schon wieder Fußball. Wenn man sich die Mühe macht, das Geschehen auf dem Schulhof eine Woche lang konzentriert und mehr oder weniger systematisch zu verfolgen, dann kommt dabei Folgendes heraus:

Fünf Tage auf dem Hof einer Grundschule in Berlin-Mitte. Ein Bericht zur aktuellen Lage: Ausformung, Darbietung und Einordnung von spielerischen Verhaltensauffälligkeiten bei Männern, wenn sie noch sehr klein sind. Von Andreas Merkel (Text)

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Der Lärm war das Erste, worauf die Vermieterin mich bei der Wohnungsbegehung aufmerksam machte. Es wurde sogar in den Vertrag aufgenommen: Der Mieter nimmt zur Kenntnis, dass die Wohnung neben einem Schulhof liegt. Aber mir gefiel das helle Büroappartement sofort. Es lag zentral, aber nicht zu angesagt in Berlin-Mitte. Nach hinten raus gab es die Schule und einen Friedhof, durchs vordere Fenster blickte man auf einen Fußballplatz und den Fernsehturm. Der Bezirk Mitte ist gar kein so schlechter Ort. Es gibt jede Menge Galerien und kaum Tankstellen, etwas zu viele Medientreibende und steigende Mieten, aber noch genug absterbenden Einzelhandel und Arbeitslose, um zu wissen, was Sache ist. Die Schulen hier wurden nicht nach Schiller, Lessing oder Göring benannt, sondern nach Lennon, Hemingway oder Figuren aus einer Mozart-Oper. Die bewusste Schule hinter meiner Wohnung ist eine Grundschule und verfolgt laut Selbstbeschreibung einen musischen Bildungsansatz. Davon scheinen die Kinder, die hier bis zur sechsten Klasse unterrichtet werden, jedoch nicht viel mitbekommen zu haben. Wenn es nicht gerade regnet, stürmen die Schüler drei- bis viermal am Tag mit markerschütternd schrillem Geschrei aus dem vierstöckigen, schön sanierten Gründerzeitgebäude heraus auf den Pausenhof und den dahinter liegenden Bolzplatz. Was ich zunächst nicht schlimm fand, als ich die Wohnung mietete. Es war Sommer, die Pappeln beim Bolzplatz und die Kastanien auf dem hinteren Schulhof standen in vollem Grün. Ich beschloss, einfach Pause zu machen, wenn die Kinder Pause machten. Das klappte allerdings nicht so gut. Die Kinder kamen früh, schon vor Schulbeginn, um ab sieben Uhr gegen den Drahtzaun scheppernde Volley-Dropkicks zu üben. Von halb zehn bis zehn dann die erste Pause, großes Hallo und noch größeres Geschrei auf beiden Spielplätzen. Das ließ sich noch während eines zweiten oder späten Frühstücks tolerieren.

Schwierig wurde es dann in der sogenannten Mittagspause, die dem Lärm nach zu urteilen von Viertel vor zwölf bis irgendwann um drei Uhr nachmittags stimm- und sportgewaltig von den Kids abgefeiert wurde. Der Lärm raubte mir den Verstand. Zwischendurch versuchte ich es mit Ohrstöpseln, weil ich in einem Artikel gelesen hatte, dass Jonathan Franzen die auch dauernd trug. Aber mir bekam das Unterwassergefühl in den Ohren nicht so gut. Stattdessen begann ich irgendwann, den Kleinen einfach aus dem dritten Stock zuzuschauen, in etwa so wie Bahnanwohner auf Kissen gestützt die vorbeifahrenden Züge studieren. Eher unsoziologisch dem eigenen Puerilismus (1) frönend, beobachtete ich nun das Spielverhalten (2) und einzelne besonders abgefahrene Spielformen von vermutlich spät gezeugten Einzelkindern, die zum Teil so stylisch und nonkonformistisch rumlaufen, wie ihre Mitte-Eltern abends auf Vernissagen abhängen, und von ihren Erzeugern mit Namen wie Anatol oder Heinrich ins Rennen geschickt wurden, um eines Tages in schwer zu beschreibenden Berufen was mit Medien oder Kunst zu machen. Die beliebtesten und häufigsten Spielformen sind: Fußball in allen erdenklichen Depravationen, „Basketball“, Ballfangen und -wegwerfen. Einen Lederball-Dropkick gegen einen Drahtzaun hämmern. Oder einem Mitspieler auf den Pelz brennen. Kloppen, Rumlaufen, Weglaufen, Rumschreien. Noch lauter Schreien. Noch mehr Rumkloppen. Schwul rumtanzen, wie am Vorabend bei Popstars im Fernsehen abgeguckt. Und dann auch schon wieder Fußball. Wenn man sich die Mühe macht, das Geschehen auf dem Schulhof eine Woche lang konzentriert und mehr oder weniger systematisch zu verfolgen, dann kommt dabei Folgendes heraus:

Fünf Tage auf dem Hof einer Grundschule in Berlin-Mitte. Ein Bericht zur aktuellen Lage: Ausformung, Darbietung und Einordnung von spielerischen Verhaltensauffälligkeiten bei Männern, wenn sie noch sehr klein sind. Von Andreas Merkel (Text)

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 Uhr : Winter, die Sonne scheint. Es „hat“ nur  °C (wie sie im verhassten München sagen würden). Die Schüler stört das nicht. Unter lautem Geschrei werden erst mal Anoraks und Mützen unter dem lampenartig mit drei Körben ausgestatteten Basketballständer hingeschmissen, damit man besser rumtoben kann. Leider gibt es nur einen Ball, der immerhin ein original Basketball ist und einem Jungen gehört, der offenbar schon im Verein spielt. Er trägt eine babyblaue Kapuzenjacke, auf der NEW YORK steht, dazu Jeans und Sneakers und eine badekappenenganliegende Camouflage-Mütze im Stil von  Cent, mit einer schwarzen Spinne drauf. Zwischendurch macht er ein paar lässige Tanzschritte. Er ähnelt dann eher Justin Timberlake als dem muskulösen Skandalrapper. Gekonnt setzt die Spiderman-Mütze immer wieder zu Sprungwürfen an und erobert sich dank seiner schlaksigen Größe von ungefähr , den Ball gegen seine kleineren Altersgenossen sofort im Rebound zurück. Das stößt bei den „Mitspielern“ auf wenig Begeisterung. Es entbrennt eine wilde Runde Anarcho-Basketball. Nach einem Sprungwurf wird der Junge aus dem Basketballverein von einem kleinen Punk in schwarz-grün geringeltem Pullover einfach umgestoßen. Nicht wild, er fällt auch nicht wild, sondern ziemlich steif und wie in Zeitlupe nach hinten um, als wolle er lieber nicht mit dem schmutzigen Boden in Berührung kommen. NEW YORK macht kein begeistertes Gesicht, steht umständlich wieder auf, klopft sich die Erde ab. Für Sekunden hat er etwas Feuchtes in den Augen. Man kann ihm die Überlegung ansehen, ob das jetzt Spaß war oder ob er dem anderen lieber eine reinhauen soll. Dann lacht die Spider-Mütze schon ziemlich erwachsen und macht zum schwarz-grünen Punk diese Hip-Hop-Geste mit der zuschnappenden Hand und den abgespreizten Fingern, die, glaube ich, heißen soll: Ich knall dich ab. Die beiden sind vielleicht neun und erstaunlicherweise kommt die ganze Szene ohne Geschrei aus. Ein paar Meter weiter spielt eine kleine Mädchengruppe unterdessen Liebhaben und nimmt sich, eng im Kreis stehend, gegenseitig in die Arme. Als es klingelt, hat NEW YORK dem frechen RingelpulliPunk den Ball überlassen, der jetzt noch ein paar Korbleger probiert. Zwei kleinere Jungs stehen noch eine Weile wie Fans dabei, würden den Ball sicherlich auch gerne mal haben, werden aber vom Punk keines Blickes gewürdigt: Schulhofstyle. Dann rennen alle drei rein. Obwohl die Stunde gerade anfängt, kommt dann noch mal ein dicker Schwarzhaariger mit einem Gerry-Weber-Beutel angerannt, holt einen alten Lederfußball raus und übt ziemlich dilettantisch beidhändig Korbwürfe. Er macht alles falsch und landet keinen einzigen Treffer. Was ihn nicht stört: Er macht einfach weiter, ganz zufrieden mit sich und der Welt … – Aber irgendwas stimmt hier nicht: Der Junge hält plötzlich inne und merkt, dass er allein auf dem Schulhof ist. Hastig hoppelt er x-beinig zurück ins Schulgebäude, den Ball im Galopp in die Gerry-Weber-Tasche fummelnd. Ein ungewöhnlich friedlicher Montagmorgen.

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Es ist auch um kurz vor zwölf Uhr mittags noch neblig-nasskalt; den Fernsehturm sieht man nicht und es ist gefühlt unter  °C. Trotzdem schwärmen die Kinder zum Pausenbeginn unter begeistertem Gebrüll aus dem Schulgebäude sternförmig in den Hof und weiter auf den Bolzplatz, Mannschaften aufteilen, Claims abstecken, Spielfeld für sich reklamieren. Quer zu einem Spiel auf dem großen Platz mit den beiden richtigen Toren werden zwei weitere Spielfelder aktiviert, locker markiert mit Bauarbeiter-Hütchen. Ein vierter Ball irrt so durch die Gegend. Regeln, Taktik und Mannschaftszugehörigkeiten werden improvisiert. Spielstände lassen sich schwer feststellen. Der Trend geht zur wilden Einzelaktion mit Moonboots und wehendem offenen Anorak. Einer fummelt, die anderen laufen ihm geschlossen hinterher, bis ihm eine Übermacht, die sich durchaus auch aus der eigenen Mannschaft rekrutiert, endlich die Pille abgenommen hat, die er trotz immer lauterer „Laurids! Lauridss!!“-Rufe (wie bei Rilke!) freiwillig nicht abspielen wollte – der „Vollidiot!“, findet ein Blonder in Cordhosen, der sich die ganze Zeit mit erhobenem Arm so diszipliniert im rechten Mittelfeld angeboten hat, als würde er sonst unter Felix Magath trainieren. Zwischendurch wird natürlich der Ball der anderen Konkurrenzbegegnungen weggekickt, wo es nur geht. Wer keine Lust mehr hat, geht auch gern mal ein paar Runden mit Händen in den Taschen spazieren, den Anorak wieder zu – dann eben nicht. Was es für den neutralen Betrachter ziemlich schwer macht, dem doch recht grauenhaften Gekicke länger als zwei Minuten konzentriert zu folgen. Dafür fällt auf, dass es außer einem niedlichen Chilenen mit langen schwarzen Haaren kaum Ausländer gibt. Eine Zeit lang liefen vor und nach der Schule mal ein paar ältere Türken auf dem Bolzplatz rum und waren sofort die Stars. Sie waren vielleicht schon  und kamen von der Oberschule in der Gartenstraße, wohin die standesbewusstere Türkei aus dem Wedding oder Kreuzberg längst mit der S ihren Nachwuchs schickt, der dann auch prompt Hausverbot beim Plus um die Ecke bekommt. Die Türken, die an der Grundschule abhingen, waren technisch jedenfalls einwandfrei. Und sie hatten einfach den härteren Schuss. Wenn sie mit ihrem weißen Plastikball abzogen, schepperte der Zaun noch lauter. Danach spuckten sie unter den bewundernden Blicken der Grundschüler lässig beiseite und sahen so aus, als würden sie schon rauchen. Vermutlich hat der Hausmeister sie deswegen rausgeschmissen. Wenn er sie denn rausgeschmissen haben sollte. Sie hingen hier jedenfalls nur kurze Zeit ab. Um  Uhr nachmittags gibt es dann immer ein schönes Ritual: Ein Kind geht gemessenen Schrittes mit einem kleinen Gong über den Schulhof und schlägt je nach Veranlagung in einem nervtötenden oder auch buddhistisch spärlichen Rhythmus zur letzten Schulstunde. Ab vier werden die Kinder von ihren Eltern abgeholt: Einige spielen dann Verstecken, andere bolzen einfach weiter. Später vorm Bäcker treffe ich eine Mitte-Mutter mit ihrem Kind, das sich gerade beschwert, wie laut es in der Klasse wieder gewesen ist: „… die Lehrerin musste die ganze Zeit immer so rumschreien.“

Es ist immer noch neblig, aber ein bisschen wärmer. Gestern Abend hat es geregnet, und es war Champions League. Das heißt: schön schmutzig in die Klasse zurück, und jeder will heute Meira sein, als gäbe es keine unkomplizierteren Spielernamen beim VfB, staune ich. Auf dem Platz, der heute richtig matschig ist, wird eifrig gegrätscht, hingefallen und sich rumgewälzt. Die Raumdeckung wird in der großen Pause endgültig abgeschafft, es kommt zu massiven Rudelbildungen um den Ball. Ich lerne – „Ey, Felix!!“ – ein paar neue Mitte-Kindernamen: Achim, Rubin, Anton. Unter einem dunklen flämischen Himmel herrscht jetzt auf dem Platz ein Gewimmel wie auf einem Gemälde von Brueghel. Spieler () werden mittendrin getauscht – „Achim noch zu uns!“ –, bis schlimmstenfalls nur noch der Torwart von einer Mannschaft übrig bleibt: „Hinten mit Fliege!“ Ein paar Jungs sind richtig gut, aber viele stehen einfach nur rum, wie früher im eigenen Schulsport (), wenn Volleyball gespielt wurde. Die guten fummeln natürlich zu viel. Und dürfen dafür später im Verein und der Auswahl mit den anderen Kindern zusammenspielen, die auch alle zu viel fummeln. Insgesamt sind Laufbereitschaft und Einsatz aber ziemlich hoch. Immer wieder wird mit der guten Hose in den Pfützen gegrätscht. Aufgelockert wird das Ganze durch ein paar spontane Beiseite-Kloppereien. Mittendrin wird mit einem anderen Ball plötzlich ein zweites Spiel gestartet, eine Art Ein-Mann-Rugby: Alle rangeln um den Ball, wer ihn bekommt, darf ihn jemandem vollspann auf den Pelz ziehen oder „VOLL IN DIE EIER!!“ (wie lautstark gefordert wird). Eine Gruppe von hübschen Mädchen mit älteren Gesichtern steht lachend im Abseits, die Knie durchgedrückt, die Füße sehr parallel. Sie haben auch einen Ball dabei, den sie aber in der Plastiktüte lassen. Sie unterhalten sich lieber, die eine kickt den Ball in der Tüte die ganze Zeit mit dem Knie vor sich her. Die Jungs und die Mädchen würdigen einander keines Blicks, wie sich das in der Grundschule gehört. Das Spiel auf dem Bolzplatz endet  Uhr   :  oder umgekehrt. Am Ende gibt es noch mal Streit, wer den Ball einpacken und ihn mit hoch in die Klasse nehmen darf: „Ich hab den Ball mit runtergenommen, Arschloch-Penner!!“ Der andere hat eine bescheuerte Boris-Jelzin-Pelzmütze auf dem Kopf und tanzt davon. Er grölt: „BA-ba-bab-bab-bababBAAH“. Es klingt nicht allzu sehr nach den White Stripes (Seven Nation Army).

 Uhr : Draußen ist es noch dunkle Nacht. Das Schulgebäude ist schon auf. Zwei Jungs schießen im Schein der Turnhallen-Außenbeleuchtung ihren Ball abwechselnd gegen den Gitterzaun vom Bolzplatz. Es klingt wie eine Drumsession: Das Shuffle der Schritte auf dem Sand, der satte BassSound des zwei- oder dreimal aufprallenden Balles, bevor er – Ka-CHANG-G-g-g-g! – gegen den Zaun abgezogen wird. Nach einer furchtbar durchwachten Nacht, die der Autor im Bett im Büro durchgebracht hat, kann dir an einem dunklen Dezembermorgen auf dem Weg zum Brötchen- und Zeitungholen fast nichts Tröstlicheres passieren.

EXPÉRIENCE

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 Uhr : Winter, die Sonne scheint. Es „hat“ nur  °C (wie sie im verhassten München sagen würden). Die Schüler stört das nicht. Unter lautem Geschrei werden erst mal Anoraks und Mützen unter dem lampenartig mit drei Körben ausgestatteten Basketballständer hingeschmissen, damit man besser rumtoben kann. Leider gibt es nur einen Ball, der immerhin ein original Basketball ist und einem Jungen gehört, der offenbar schon im Verein spielt. Er trägt eine babyblaue Kapuzenjacke, auf der NEW YORK steht, dazu Jeans und Sneakers und eine badekappenenganliegende Camouflage-Mütze im Stil von  Cent, mit einer schwarzen Spinne drauf. Zwischendurch macht er ein paar lässige Tanzschritte. Er ähnelt dann eher Justin Timberlake als dem muskulösen Skandalrapper. Gekonnt setzt die Spiderman-Mütze immer wieder zu Sprungwürfen an und erobert sich dank seiner schlaksigen Größe von ungefähr , den Ball gegen seine kleineren Altersgenossen sofort im Rebound zurück. Das stößt bei den „Mitspielern“ auf wenig Begeisterung. Es entbrennt eine wilde Runde Anarcho-Basketball. Nach einem Sprungwurf wird der Junge aus dem Basketballverein von einem kleinen Punk in schwarz-grün geringeltem Pullover einfach umgestoßen. Nicht wild, er fällt auch nicht wild, sondern ziemlich steif und wie in Zeitlupe nach hinten um, als wolle er lieber nicht mit dem schmutzigen Boden in Berührung kommen. NEW YORK macht kein begeistertes Gesicht, steht umständlich wieder auf, klopft sich die Erde ab. Für Sekunden hat er etwas Feuchtes in den Augen. Man kann ihm die Überlegung ansehen, ob das jetzt Spaß war oder ob er dem anderen lieber eine reinhauen soll. Dann lacht die Spider-Mütze schon ziemlich erwachsen und macht zum schwarz-grünen Punk diese Hip-Hop-Geste mit der zuschnappenden Hand und den abgespreizten Fingern, die, glaube ich, heißen soll: Ich knall dich ab. Die beiden sind vielleicht neun und erstaunlicherweise kommt die ganze Szene ohne Geschrei aus. Ein paar Meter weiter spielt eine kleine Mädchengruppe unterdessen Liebhaben und nimmt sich, eng im Kreis stehend, gegenseitig in die Arme. Als es klingelt, hat NEW YORK dem frechen RingelpulliPunk den Ball überlassen, der jetzt noch ein paar Korbleger probiert. Zwei kleinere Jungs stehen noch eine Weile wie Fans dabei, würden den Ball sicherlich auch gerne mal haben, werden aber vom Punk keines Blickes gewürdigt: Schulhofstyle. Dann rennen alle drei rein. Obwohl die Stunde gerade anfängt, kommt dann noch mal ein dicker Schwarzhaariger mit einem Gerry-Weber-Beutel angerannt, holt einen alten Lederfußball raus und übt ziemlich dilettantisch beidhändig Korbwürfe. Er macht alles falsch und landet keinen einzigen Treffer. Was ihn nicht stört: Er macht einfach weiter, ganz zufrieden mit sich und der Welt … – Aber irgendwas stimmt hier nicht: Der Junge hält plötzlich inne und merkt, dass er allein auf dem Schulhof ist. Hastig hoppelt er x-beinig zurück ins Schulgebäude, den Ball im Galopp in die Gerry-Weber-Tasche fummelnd. Ein ungewöhnlich friedlicher Montagmorgen.

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EXPÉRIENCE

Es ist auch um kurz vor zwölf Uhr mittags noch neblig-nasskalt; den Fernsehturm sieht man nicht und es ist gefühlt unter  °C. Trotzdem schwärmen die Kinder zum Pausenbeginn unter begeistertem Gebrüll aus dem Schulgebäude sternförmig in den Hof und weiter auf den Bolzplatz, Mannschaften aufteilen, Claims abstecken, Spielfeld für sich reklamieren. Quer zu einem Spiel auf dem großen Platz mit den beiden richtigen Toren werden zwei weitere Spielfelder aktiviert, locker markiert mit Bauarbeiter-Hütchen. Ein vierter Ball irrt so durch die Gegend. Regeln, Taktik und Mannschaftszugehörigkeiten werden improvisiert. Spielstände lassen sich schwer feststellen. Der Trend geht zur wilden Einzelaktion mit Moonboots und wehendem offenen Anorak. Einer fummelt, die anderen laufen ihm geschlossen hinterher, bis ihm eine Übermacht, die sich durchaus auch aus der eigenen Mannschaft rekrutiert, endlich die Pille abgenommen hat, die er trotz immer lauterer „Laurids! Lauridss!!“-Rufe (wie bei Rilke!) freiwillig nicht abspielen wollte – der „Vollidiot!“, findet ein Blonder in Cordhosen, der sich die ganze Zeit mit erhobenem Arm so diszipliniert im rechten Mittelfeld angeboten hat, als würde er sonst unter Felix Magath trainieren. Zwischendurch wird natürlich der Ball der anderen Konkurrenzbegegnungen weggekickt, wo es nur geht. Wer keine Lust mehr hat, geht auch gern mal ein paar Runden mit Händen in den Taschen spazieren, den Anorak wieder zu – dann eben nicht. Was es für den neutralen Betrachter ziemlich schwer macht, dem doch recht grauenhaften Gekicke länger als zwei Minuten konzentriert zu folgen. Dafür fällt auf, dass es außer einem niedlichen Chilenen mit langen schwarzen Haaren kaum Ausländer gibt. Eine Zeit lang liefen vor und nach der Schule mal ein paar ältere Türken auf dem Bolzplatz rum und waren sofort die Stars. Sie waren vielleicht schon  und kamen von der Oberschule in der Gartenstraße, wohin die standesbewusstere Türkei aus dem Wedding oder Kreuzberg längst mit der S ihren Nachwuchs schickt, der dann auch prompt Hausverbot beim Plus um die Ecke bekommt. Die Türken, die an der Grundschule abhingen, waren technisch jedenfalls einwandfrei. Und sie hatten einfach den härteren Schuss. Wenn sie mit ihrem weißen Plastikball abzogen, schepperte der Zaun noch lauter. Danach spuckten sie unter den bewundernden Blicken der Grundschüler lässig beiseite und sahen so aus, als würden sie schon rauchen. Vermutlich hat der Hausmeister sie deswegen rausgeschmissen. Wenn er sie denn rausgeschmissen haben sollte. Sie hingen hier jedenfalls nur kurze Zeit ab. Um  Uhr nachmittags gibt es dann immer ein schönes Ritual: Ein Kind geht gemessenen Schrittes mit einem kleinen Gong über den Schulhof und schlägt je nach Veranlagung in einem nervtötenden oder auch buddhistisch spärlichen Rhythmus zur letzten Schulstunde. Ab vier werden die Kinder von ihren Eltern abgeholt: Einige spielen dann Verstecken, andere bolzen einfach weiter. Später vorm Bäcker treffe ich eine Mitte-Mutter mit ihrem Kind, das sich gerade beschwert, wie laut es in der Klasse wieder gewesen ist: „… die Lehrerin musste die ganze Zeit immer so rumschreien.“

Es ist immer noch neblig, aber ein bisschen wärmer. Gestern Abend hat es geregnet, und es war Champions League. Das heißt: schön schmutzig in die Klasse zurück, und jeder will heute Meira sein, als gäbe es keine unkomplizierteren Spielernamen beim VfB, staune ich. Auf dem Platz, der heute richtig matschig ist, wird eifrig gegrätscht, hingefallen und sich rumgewälzt. Die Raumdeckung wird in der großen Pause endgültig abgeschafft, es kommt zu massiven Rudelbildungen um den Ball. Ich lerne – „Ey, Felix!!“ – ein paar neue Mitte-Kindernamen: Achim, Rubin, Anton. Unter einem dunklen flämischen Himmel herrscht jetzt auf dem Platz ein Gewimmel wie auf einem Gemälde von Brueghel. Spieler () werden mittendrin getauscht – „Achim noch zu uns!“ –, bis schlimmstenfalls nur noch der Torwart von einer Mannschaft übrig bleibt: „Hinten mit Fliege!“ Ein paar Jungs sind richtig gut, aber viele stehen einfach nur rum, wie früher im eigenen Schulsport (), wenn Volleyball gespielt wurde. Die guten fummeln natürlich zu viel. Und dürfen dafür später im Verein und der Auswahl mit den anderen Kindern zusammenspielen, die auch alle zu viel fummeln. Insgesamt sind Laufbereitschaft und Einsatz aber ziemlich hoch. Immer wieder wird mit der guten Hose in den Pfützen gegrätscht. Aufgelockert wird das Ganze durch ein paar spontane Beiseite-Kloppereien. Mittendrin wird mit einem anderen Ball plötzlich ein zweites Spiel gestartet, eine Art Ein-Mann-Rugby: Alle rangeln um den Ball, wer ihn bekommt, darf ihn jemandem vollspann auf den Pelz ziehen oder „VOLL IN DIE EIER!!“ (wie lautstark gefordert wird). Eine Gruppe von hübschen Mädchen mit älteren Gesichtern steht lachend im Abseits, die Knie durchgedrückt, die Füße sehr parallel. Sie haben auch einen Ball dabei, den sie aber in der Plastiktüte lassen. Sie unterhalten sich lieber, die eine kickt den Ball in der Tüte die ganze Zeit mit dem Knie vor sich her. Die Jungs und die Mädchen würdigen einander keines Blicks, wie sich das in der Grundschule gehört. Das Spiel auf dem Bolzplatz endet  Uhr   :  oder umgekehrt. Am Ende gibt es noch mal Streit, wer den Ball einpacken und ihn mit hoch in die Klasse nehmen darf: „Ich hab den Ball mit runtergenommen, Arschloch-Penner!!“ Der andere hat eine bescheuerte Boris-Jelzin-Pelzmütze auf dem Kopf und tanzt davon. Er grölt: „BA-ba-bab-bab-bababBAAH“. Es klingt nicht allzu sehr nach den White Stripes (Seven Nation Army).

 Uhr : Draußen ist es noch dunkle Nacht. Das Schulgebäude ist schon auf. Zwei Jungs schießen im Schein der Turnhallen-Außenbeleuchtung ihren Ball abwechselnd gegen den Gitterzaun vom Bolzplatz. Es klingt wie eine Drumsession: Das Shuffle der Schritte auf dem Sand, der satte BassSound des zwei- oder dreimal aufprallenden Balles, bevor er – Ka-CHANG-G-g-g-g! – gegen den Zaun abgezogen wird. Nach einer furchtbar durchwachten Nacht, die der Autor im Bett im Büro durchgebracht hat, kann dir an einem dunklen Dezembermorgen auf dem Weg zum Brötchen- und Zeitungholen fast nichts Tröstlicheres passieren.

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Es regnet den ganzen Tag, und die Kinder müssen drinnen bleiben. Über dem leeren Pausenhof und dem benachbarten Bolzplatz liegt, wenn auch winterlich gebrochen, die wunderschöne Verlassenheit eines Schulgeländes in den Ferien. Der Autor freut sich auf ein ungestörtes langes Wochenende zum Arbeiten. Bis zum Montag, der bewölkt, aber trocken werden soll, mit neuen Spielen auf dem alten Schulhof.

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EXPÉRIENCE

Fußnoten/Glossar:

(3) Spiel – Verhaltensbereich bei Mensch und Tier, in dem die spiele-

(4) Sport – Das Wort, mittellat. Disportus = „Auseinandertragen“,

(1) Puerilismus – Knabenhaftigkeit als gewollte seelisch-geistige Haltung; Begriff der Kulturphilosophie Schelers, der damit das krampfhaft Jungbleibenwollen, die Verächtlichmachung des Geistigen, die Hinneigung zu Sport und Spiel (homo ludens), zu unbekümmerter und „sportsmäßiger“ Bewältigung der vom Leben gestellten Aufgaben weiter Kreise des europäisch-nordamerikanischen Kulturkreises charakterisieren will. Mit dem Puerilismus verbunden ist die Tendenz zur Primitivisierung aller geistigen Gegebenheiten, die sich in der Furcht vor und im Übersehen von Problemen metaphysischer und ethischer Art ausdrückt. Diese inzwischen eingetretene, konsumgeförderte Entwicklung (Haltung) wird heute keineswegs negativ bewertet, vielmehr als ein vermeintlich kultureller Gewinn angesehen, nachdem alle überflüssigen Tabus und die Überbewertung des rein Geistigen für überwunden gehalten werden. (Georgi Schischkoff (Hg.): Philosophisches Wörterbuch)

(2) Spiel – Jede Tätigkeit, die aus Freude an ihr selbst geschieht und nicht von praktischen Zielsetzungen bestimmt wird. Das Spiel unterscheidet sich sowohl von der Arbeit wie von bloßen Instinkthandlungen. Es gehört zu gewissen Entwicklungsstufen der höheren Lebewesen, der Säugetiere und der Menschen … Das Spiel des Kindes macht verschiedene typische Stufen durch, deren Erforschung der Kinderpsychologie wichtige Aufschlüsse über das kindliche Seelenleben gegeben hat. Das Spiel ist aber auch im höheren Alter eine Quelle steter Lustgefühle und trägt viel zur Erhaltung des Selbstgefühls des Menschen bei. (Georgi Schischkoff (Hg.): Philosophisches Wörterbuch)

rische Aktivität eigenen, von allem anderen Verhalten abgegrenzten Regeln folgt, sich frei von äußerer Zwecksetzung oder Zwang vollzieht und damit für den Menschen einen Bereich der Freiheit und Offenheit individuellen Handelns erschließt. (...) Das Spiel ist u. a. gekennzeichnet durch Zweckfreiheit, Selbstbestimmtheit (Freiwilligkeit), positive Affektqualitäten (wie z. B. Spaß), Ich-Beteiligung, Quasi-Realität und einen periodischen Wechsel zwischen Spannung und Entspannung. Dem Spiel wird heute übereinstimmend v. a. in der Entwicklungspsychologie und Pädagogik eine entscheidende Bedeutung für die emotionale, motorische, kognitive und soziale Entwicklung des Kindes zugeschrieben. (...) Für Kinder bis zum Alter von sechs oder sieben Jahren stellt das Spiel die wichtigste sinnstiftende Tätigkeit dar. Spiel ist ein Bereich der unspezifischen, flexiblen Vorbereitung auf die zu erwartende Wirklichkeit. Als Strukturenkomplex, in dem sich Fantasie und Kreativität ausbilden können, erscheint das Spiel als ein Modell für viele Formen des Lebens. In diesem Zusammenhang wertet man heute auch das Spiel des Erwachsenen nicht mehr durchgängig als „sinnlosen Zeitvertreib“: Einerseits erschließt sich im Spiel ein vom Erwerbsleben unterschiedener Rahmen, in dem vielfältige Motive menschlichen Handelns und Strebens Erfüllung finden können. Andererseits verbindet sich damit die Hoffnung, Defizite etwa hinsichtlich mitmenschlicher Zuwendung und einer harmonischen Entfaltung der eigenen Kräfte durch Spiel kompensieren zu können; nimmt dies pathologische Formen an, spricht man von Spielsucht. (Brockhaus Psychologie)

„Zerstreuung“, kam zu uns erst spät aus dem Englischen. Als sportliche Vorübungen trieb man Ballspiel, Schwimmen, Tanz, Jagd, Rudern, Fechten. Im eigentlichen Sport war bei den Griechen der Fünfkampf beliebt. (...) Der grausamen Art der Römer, die sich auch in ihrer Begeisterung für Gladiatorenkämpfe zeigt, entspricht es, dass bei ihnen das Boxen am beliebtesten war, und zwar das mit den Schlagriemen (caestus, zu caedere = schlagen). In diese Riemen war, um die Schläge wuchtiger zu machen, Eisen oder Blei eingelegt; die Kämpfer umwickelten damit Unterarm und Faust. (...) Der griechische Sport war aber zunächst nur Sache des Adels. (...) Erst seit dem 5./6. Jahrhundert v. Chr. wurde unter der Demokratie die Begeisterung so allgemein, wie man sie gewöhnlich für das gesamte Altertum annimmt. Aber sofort protestierten die Geistigen dagegen. Die Opposition der Gebildeten, zunächst wirkungslos, allmählich erfolgreicher, wurde, gleichfalls im 6. Jahrhundert, durch das Aufblühen des Berufsathletentums verstärkt. Man überließ also den Sport um seiner selbst willen den Berufsathleten und trieb ihn für die eigene Person nur als Leichtathletik aus hygienischen Gründen, z. B. Ballspiel, oder zur Stählung der heranwachsenden Körper. Ein ganz unerwarteter Gegner entstand dem Sport im Christentum. Diesem galt der Körper als sündig, als etwas, das man nicht durch Sport kräftigen, sondern durch Fasten und Peitschen kasteien soll. Die Aufhebung der Olympischen Spiele 394 n. Chr. war das Ende des antiken Sports und damit auch ein Sieg des Christentums. (Hans Lamer, Paul Kroh: Wörterbuch der Antike)

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Es regnet den ganzen Tag, und die Kinder müssen drinnen bleiben. Über dem leeren Pausenhof und dem benachbarten Bolzplatz liegt, wenn auch winterlich gebrochen, die wunderschöne Verlassenheit eines Schulgeländes in den Ferien. Der Autor freut sich auf ein ungestörtes langes Wochenende zum Arbeiten. Bis zum Montag, der bewölkt, aber trocken werden soll, mit neuen Spielen auf dem alten Schulhof.

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Fußnoten/Glossar:

(3) Spiel – Verhaltensbereich bei Mensch und Tier, in dem die spiele-

(4) Sport – Das Wort, mittellat. Disportus = „Auseinandertragen“,

(1) Puerilismus – Knabenhaftigkeit als gewollte seelisch-geistige Haltung; Begriff der Kulturphilosophie Schelers, der damit das krampfhaft Jungbleibenwollen, die Verächtlichmachung des Geistigen, die Hinneigung zu Sport und Spiel (homo ludens), zu unbekümmerter und „sportsmäßiger“ Bewältigung der vom Leben gestellten Aufgaben weiter Kreise des europäisch-nordamerikanischen Kulturkreises charakterisieren will. Mit dem Puerilismus verbunden ist die Tendenz zur Primitivisierung aller geistigen Gegebenheiten, die sich in der Furcht vor und im Übersehen von Problemen metaphysischer und ethischer Art ausdrückt. Diese inzwischen eingetretene, konsumgeförderte Entwicklung (Haltung) wird heute keineswegs negativ bewertet, vielmehr als ein vermeintlich kultureller Gewinn angesehen, nachdem alle überflüssigen Tabus und die Überbewertung des rein Geistigen für überwunden gehalten werden. (Georgi Schischkoff (Hg.): Philosophisches Wörterbuch)

(2) Spiel – Jede Tätigkeit, die aus Freude an ihr selbst geschieht und nicht von praktischen Zielsetzungen bestimmt wird. Das Spiel unterscheidet sich sowohl von der Arbeit wie von bloßen Instinkthandlungen. Es gehört zu gewissen Entwicklungsstufen der höheren Lebewesen, der Säugetiere und der Menschen … Das Spiel des Kindes macht verschiedene typische Stufen durch, deren Erforschung der Kinderpsychologie wichtige Aufschlüsse über das kindliche Seelenleben gegeben hat. Das Spiel ist aber auch im höheren Alter eine Quelle steter Lustgefühle und trägt viel zur Erhaltung des Selbstgefühls des Menschen bei. (Georgi Schischkoff (Hg.): Philosophisches Wörterbuch)

rische Aktivität eigenen, von allem anderen Verhalten abgegrenzten Regeln folgt, sich frei von äußerer Zwecksetzung oder Zwang vollzieht und damit für den Menschen einen Bereich der Freiheit und Offenheit individuellen Handelns erschließt. (...) Das Spiel ist u. a. gekennzeichnet durch Zweckfreiheit, Selbstbestimmtheit (Freiwilligkeit), positive Affektqualitäten (wie z. B. Spaß), Ich-Beteiligung, Quasi-Realität und einen periodischen Wechsel zwischen Spannung und Entspannung. Dem Spiel wird heute übereinstimmend v. a. in der Entwicklungspsychologie und Pädagogik eine entscheidende Bedeutung für die emotionale, motorische, kognitive und soziale Entwicklung des Kindes zugeschrieben. (...) Für Kinder bis zum Alter von sechs oder sieben Jahren stellt das Spiel die wichtigste sinnstiftende Tätigkeit dar. Spiel ist ein Bereich der unspezifischen, flexiblen Vorbereitung auf die zu erwartende Wirklichkeit. Als Strukturenkomplex, in dem sich Fantasie und Kreativität ausbilden können, erscheint das Spiel als ein Modell für viele Formen des Lebens. In diesem Zusammenhang wertet man heute auch das Spiel des Erwachsenen nicht mehr durchgängig als „sinnlosen Zeitvertreib“: Einerseits erschließt sich im Spiel ein vom Erwerbsleben unterschiedener Rahmen, in dem vielfältige Motive menschlichen Handelns und Strebens Erfüllung finden können. Andererseits verbindet sich damit die Hoffnung, Defizite etwa hinsichtlich mitmenschlicher Zuwendung und einer harmonischen Entfaltung der eigenen Kräfte durch Spiel kompensieren zu können; nimmt dies pathologische Formen an, spricht man von Spielsucht. (Brockhaus Psychologie)

„Zerstreuung“, kam zu uns erst spät aus dem Englischen. Als sportliche Vorübungen trieb man Ballspiel, Schwimmen, Tanz, Jagd, Rudern, Fechten. Im eigentlichen Sport war bei den Griechen der Fünfkampf beliebt. (...) Der grausamen Art der Römer, die sich auch in ihrer Begeisterung für Gladiatorenkämpfe zeigt, entspricht es, dass bei ihnen das Boxen am beliebtesten war, und zwar das mit den Schlagriemen (caestus, zu caedere = schlagen). In diese Riemen war, um die Schläge wuchtiger zu machen, Eisen oder Blei eingelegt; die Kämpfer umwickelten damit Unterarm und Faust. (...) Der griechische Sport war aber zunächst nur Sache des Adels. (...) Erst seit dem 5./6. Jahrhundert v. Chr. wurde unter der Demokratie die Begeisterung so allgemein, wie man sie gewöhnlich für das gesamte Altertum annimmt. Aber sofort protestierten die Geistigen dagegen. Die Opposition der Gebildeten, zunächst wirkungslos, allmählich erfolgreicher, wurde, gleichfalls im 6. Jahrhundert, durch das Aufblühen des Berufsathletentums verstärkt. Man überließ also den Sport um seiner selbst willen den Berufsathleten und trieb ihn für die eigene Person nur als Leichtathletik aus hygienischen Gründen, z. B. Ballspiel, oder zur Stählung der heranwachsenden Körper. Ein ganz unerwarteter Gegner entstand dem Sport im Christentum. Diesem galt der Körper als sündig, als etwas, das man nicht durch Sport kräftigen, sondern durch Fasten und Peitschen kasteien soll. Die Aufhebung der Olympischen Spiele 394 n. Chr. war das Ende des antiken Sports und damit auch ein Sieg des Christentums. (Hans Lamer, Paul Kroh: Wörterbuch der Antike)

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Wenn Designer nach neuen Styles suchen, gehen sie auf die Straße. Die Jungs, die dort rumhängen, haben Dirk Merten und Christian Stemmler zu den aktuellen Streetwear-Looks inspiriert. Ein bisschen sportlich, ziemlich robust und sehr rotzig.

Von Dirk Merten (Fotos) und Christian Stemmler (Styling)

: Jacke sowie Jogginghose von Nike, Pullover von Picaldi und Bauchtasche von Eastpak : Bomberjacke von Alpha, Sweater von Ecko Unlimited, Longsleeve mit Kapuze von Adidas Porsche Design Sport und Jogginghose von G-Unit

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Wenn Designer nach neuen Styles suchen, gehen sie auf die Straße. Die Jungs, die dort rumhängen, haben Dirk Merten und Christian Stemmler zu den aktuellen Streetwear-Looks inspiriert. Ein bisschen sportlich, ziemlich robust und sehr rotzig.

Von Dirk Merten (Fotos) und Christian Stemmler (Styling)

: Jacke sowie Jogginghose von Nike, Pullover von Picaldi und Bauchtasche von Eastpak : Bomberjacke von Alpha, Sweater von Ecko Unlimited, Longsleeve mit Kapuze von Adidas Porsche Design Sport und Jogginghose von G-Unit

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Links: Lenz, Pullover von Boss Orange, Jeans von Adriano Goldschmied, G端rtel von ZooYork und Rucksack von Eastpak by Raf Simons Rechts: Lenz, Bomberjacke von Alpha, Windbreaker von Umbro, Jacke von Boss Orange, Armyhose von ZooYork, Bauchtasche von Umbro by Kim Jones und Sneaker TN von Nike by Foot Locker

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Links: Lenz, Pullover von Boss Orange, Jeans von Adriano Goldschmied, G端rtel von ZooYork und Rucksack von Eastpak by Raf Simons Rechts: Lenz, Bomberjacke von Alpha, Windbreaker von Umbro, Jacke von Boss Orange, Armyhose von ZooYork, Bauchtasche von Umbro by Kim Jones und Sneaker TN von Nike by Foot Locker

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Links: Charlie, Windbreaker mit Muster von Gsus, Strickjacke mit Kapuze von Otto, T-Shirt von Diesel, Jogginghose von Franklin & Marshall, Cap von Nike und Sneaker AirMax von Nike Rechts: Charlie, Trainerjacke von Adidas, Jogginghose Vintage und Sneaker Shox NZ von Nike

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Links: Charlie, Windbreaker mit Muster von Gsus, Strickjacke mit Kapuze von Otto, T-Shirt von Diesel, Jogginghose von Franklin & Marshall, Cap von Nike und Sneaker AirMax von Nike Rechts: Charlie, Trainerjacke von Adidas, Jogginghose Vintage und Sneaker Shox NZ von Nike

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Links: Charlie, Windbreaker von Umbro, Kapuzenjacke von Diesel, Jeans von Meltin’ Pot, Bauchtasche von Umbro by Kim Jones und Sneaker von New Balance Mitte: Lenz, Sweater von Ecko Unlimited und T-Shirt von American Apparel Rechts: Charlie, Jeansjacken von Diesel, Polo von Flashlights by Otto und Jogginghose (Vintage)

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Links: Charlie, Windbreaker von Umbro, Kapuzenjacke von Diesel, Jeans von Meltin’ Pot, Bauchtasche von Umbro by Kim Jones und Sneaker von New Balance Mitte: Lenz, Sweater von Ecko Unlimited und T-Shirt von American Apparel Rechts: Charlie, Jeansjacken von Diesel, Polo von Flashlights by Otto und Jogginghose (Vintage)

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Links: Charlie, Lederjacke sowie Cap von Picaldi, T-Shirt von Postweiler Hauber, Jeans von Wester und Sneaker AirMax von Nike Rechts: Lenz, Windbreaker von WoodWood, T-Shirt von American Apparel, Hose von Rbk und Sneaker TN von Nike by Foot Locker

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Links: Charlie, Lederjacke sowie Cap von Picaldi, T-Shirt von Postweiler Hauber, Jeans von Wester und Sneaker AirMax von Nike Rechts: Lenz, Windbreaker von WoodWood, T-Shirt von American Apparel, Hose von Rbk und Sneaker TN von Nike by Foot Locker

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Links: Lenz, Jacke, Jeans sowie Gürtel von Picaldi und Streifenpullover von Levi’s Rechts: Charlie, Kapuzenpullover sowie Rucksack von Nike und Jeans von Lee

Fotografie: Dirk Merten (www.dirkmerten.com) Styling: Christian Stemmler (www.m4motion.de) Fotoassistenz: Stefan Ripperger Stylingassistenz: William Åslund (www.m4motion.de) Haare & Make-up: Hauke Krause (www.ballsaal.com) mit Produkten von MAC Models: Charlie Sewell (www.successmodels.com) und Lenz (Cento Scouting) Licht: DRS Location: Golfer’s Friend (www.golfersfriend.de) Vielen Dank an Christoff Winter

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Links: Lenz, Jacke, Jeans sowie Gürtel von Picaldi und Streifenpullover von Levi’s Rechts: Charlie, Kapuzenpullover sowie Rucksack von Nike und Jeans von Lee

Fotografie: Dirk Merten (www.dirkmerten.com) Styling: Christian Stemmler (www.m4motion.de) Fotoassistenz: Stefan Ripperger Stylingassistenz: William Åslund (www.m4motion.de) Haare & Make-up: Hauke Krause (www.ballsaal.com) mit Produkten von MAC Models: Charlie Sewell (www.successmodels.com) und Lenz (Cento Scouting) Licht: DRS Location: Golfer’s Friend (www.golfersfriend.de) Vielen Dank an Christoff Winter

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Jean-Paul Sartre

Pierre, der Arbeiter und Revolutionär, und Ève, die Gattin des Milizsekretärs, sterben zu gleicher Stunde durch Gewalt. Sie begegnen sich in der Schattenwelt der Toten und verlieben sich leidenschaftlich ineinander. „Ich gäbe meine Seele, wenn ich deinetwegen noch einmal leben dürfte.“ Der Wunsch wird Realität. Aber die Vergangenheit und die gesellschaftlichen Konventionen stellen ihre Forderungen … Von Sabine Manecke (Auswahl) und Axel Peemöller (Artwork)

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Jean-Paul Sartre

Pierre, der Arbeiter und Revolutionär, und Ève, die Gattin des Milizsekretärs, sterben zu gleicher Stunde durch Gewalt. Sie begegnen sich in der Schattenwelt der Toten und verlieben sich leidenschaftlich ineinander. „Ich gäbe meine Seele, wenn ich deinetwegen noch einmal leben dürfte.“ Der Wunsch wird Realität. Aber die Vergangenheit und die gesellschaftlichen Konventionen stellen ihre Forderungen … Von Sabine Manecke (Auswahl) und Axel Peemöller (Artwork)

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Das Hinterzimmer Nachdem Pierre die Tür hinter sich geschlossen hat, tritt er ins Zimmer. Er macht ein paar Schritte auf eine Dame zu, die hinter einem Schreibtisch sitzt. Darauf steht eine Öllampe, die dem Raum etwas zusätzliches Licht gibt. Denn das Tageslicht kann nur durch ein schmales Fenster vom Hinterhof eindringen und erleuchtet ihn nur spärlich. Die Wände sind mit Medaillons, Stichen, Gemälden bedeckt, die, soweit man erkennen kann, alle die LaguénesieGasse darstellen. Pierre geht bis zum Tisch und fragt: „Verzeihung, bin ich mit Ihnen verabredet?“ Würdevoll und korpulent, die Lorgnette in der Hand, sitzt die alte Dame vor einem riesigen, aufgeschlagenen Hauptbuch, auf dem ein dicker schwarzer Kater zusammengerollt liegt. Leutselig lächelnd sieht sie Pierre durch die Lorgnette an. „Gewiß, mein Herr.“ „Dann können Sie mir vielleicht sagen, was ich hier soll?“ fährt Pierre fort und streichelt den Kater, der sich streckt und sich an ihm reibt. „Regulus!“ weist die Dame den Kater zurecht. „Willst du den Herrn in Ruhe lassen!“ Lächelnd nimmt Pierre den Kater auf den Arm, während die alte Dame fortfährt: „Ich will Sie nicht lange aufhalten, mein Herr. Ich benötige Sie für eine kleine standesamtliche Formalität.“ Sie blättert in dem aufgeschlagenen Hauptbuch: „Sie heißen Pierre Dumaine?“ Überrascht stottert Pierre: „Ja … aber ich …“ Bedächtig dreht die alte Dame die Seiten um: „… Da, da, di, di, do, du … Dumaine, da haben wir’s schon … 1912 geboren?“ Jetzt ist Pierre sprachlos. Die Katze nutzt die Gelegenheit, um ihm auf die Schulter zu klettern. „Juni 1912, ja …“ „Sie waren Vorarbeiter in der Gießerei von Answer?“ „Ja.“ „Und Sie sind heute morgen um zehn Uhr fünfunddreißig getötet worden?“ Jetzt beugt sich Pierre vor, die Hände auf den Tisch gestützt, und starrt die alte Dame wie betäubt an. Die Katze springt von seiner Schulter auf das Hauptbuch. „Getötet?“ bringt Pierre ungläubig hervor. Liebenswürdig bestätigt es ihm die alte Dame. Ruckartig wirft Pierre den Oberkörper zurück und lacht los: „Das ist es also … Das ist es … Ich bin tot.“ Sein Lachen verstummt unvermittelt, und fast heiter erkundigt er sich: „Und wer hat mich getötet?“ „Eine Sekunde bitte …“ Mit der Lorgnette vertreibt sie den Kater vom Hauptbuch. „Weg da, Regulus! Du liegst auf dem Namen des Mörders.“ Dann entziffert sie die Eintragung im Hauptbuch. „Aha: Sie sind von Lucien Derjeu getötet worden.“ „Oh. Das Schwein!“ stellt Pierre einfach fest. „Na schön, hat er mich also getroffen.“ „So ist’s recht“, sagt die alte Dame lächelnd, „Sie nehmen die Sache gut auf. Ich wollte, ich könnte das von allen sagen, die hierherkommen.“ „Ärgern sie sich darüber, daß sie tot sind?“ „Ja, es gibt so griesgrämige Naturen …“ 82

OBJET TROUVÉ

„Wissen Sie“, erklärt Pierre, „ich lasse niemanden zurück, ich kann ganz ruhig sein.“ Er fängt an, lebhaft im Zimmer umherzugehen, und fährt fort: „Und schließlich, das entscheidende ist, daß man getan hat, was man tun mußte.“ Er wendet sich wieder der alten Dame zu, die ihn durch ihre Lorgnette skeptisch ansieht. „Oder sind Sie anderer Meinung?“ fragt er. „Ach, wissen Sie“, sagt sie, „ich bin nur eine einfache Angestellte …“ Dann dreht sie das Hauptbuch Pierre zu: „… Ich bitte Sie noch um Ihre Unterschrift …“ Eine Sekunde lang gerät Pierre aus der Fassung. Schließlich kommt er zum Tisch zurück, nimmt den Federhalter und unterschreibt. „So …“ erklärt die alte Dame. „Nun sind Sie richtig tot.“ Pierre richtet sich auf, immer noch ein bißchen verwirrt. … Das Hinterzimmer Ève sitzt mit ängstlichem Gesicht auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch. Nervös fragt sie: „Sind Sie dessen sicher? Ganz sicher?“ Die alte Dame, deren höfliche, gelangweilte Ruhe in scharfem Gegensatz zu Èves Nervosität steht, erwidert mit Würde: „Ich täusche mich nie. Das gehört zu meinem Beruf.“ Ève drängt: „Er hat mich vergiftet?“ „Gewiß, Madame.“ „Ja, aber warum? Warum denn bloß ?“ „Sie waren ihm im Wege“, erwidert die alte Dame. „Ihre Mitgift hatte er ja. Jetzt fehlt ihm noch die Ihrer Schwester.“ Ève faltet hilflos die Hände und flüstert bedrückt: „Und Lucette ist verliebt in ihn!“ Die alte Dame setzt eine den Umständen entsprechende Miene auf: „Mein herzliches Beileid … Aber würden Sie bitte unterschreiben?“ Mechanisch steht Ève auf, beugt sich über das Hauptbuch und unterschreibt. „Erledigt“, sagt die alte Dame abschließend. „Jetzt sind Sie offiziell tot.“ Ève zögert und erkundigt sich dann: „Und wo soll ich hingehen?“ „Wohin Sie wollen. Die Toten sind frei.“ Ève geht, wie Pierre, mechanisch auf die Tür zu, durch die sie hereingekommen ist, aber die alte Dame weist sie zurecht: „Nein … hier raus …“ Tief in Gedanken verläßt Ève das Zimmer. …

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Das Hinterzimmer Nachdem Pierre die Tür hinter sich geschlossen hat, tritt er ins Zimmer. Er macht ein paar Schritte auf eine Dame zu, die hinter einem Schreibtisch sitzt. Darauf steht eine Öllampe, die dem Raum etwas zusätzliches Licht gibt. Denn das Tageslicht kann nur durch ein schmales Fenster vom Hinterhof eindringen und erleuchtet ihn nur spärlich. Die Wände sind mit Medaillons, Stichen, Gemälden bedeckt, die, soweit man erkennen kann, alle die LaguénesieGasse darstellen. Pierre geht bis zum Tisch und fragt: „Verzeihung, bin ich mit Ihnen verabredet?“ Würdevoll und korpulent, die Lorgnette in der Hand, sitzt die alte Dame vor einem riesigen, aufgeschlagenen Hauptbuch, auf dem ein dicker schwarzer Kater zusammengerollt liegt. Leutselig lächelnd sieht sie Pierre durch die Lorgnette an. „Gewiß, mein Herr.“ „Dann können Sie mir vielleicht sagen, was ich hier soll?“ fährt Pierre fort und streichelt den Kater, der sich streckt und sich an ihm reibt. „Regulus!“ weist die Dame den Kater zurecht. „Willst du den Herrn in Ruhe lassen!“ Lächelnd nimmt Pierre den Kater auf den Arm, während die alte Dame fortfährt: „Ich will Sie nicht lange aufhalten, mein Herr. Ich benötige Sie für eine kleine standesamtliche Formalität.“ Sie blättert in dem aufgeschlagenen Hauptbuch: „Sie heißen Pierre Dumaine?“ Überrascht stottert Pierre: „Ja … aber ich …“ Bedächtig dreht die alte Dame die Seiten um: „… Da, da, di, di, do, du … Dumaine, da haben wir’s schon … 1912 geboren?“ Jetzt ist Pierre sprachlos. Die Katze nutzt die Gelegenheit, um ihm auf die Schulter zu klettern. „Juni 1912, ja …“ „Sie waren Vorarbeiter in der Gießerei von Answer?“ „Ja.“ „Und Sie sind heute morgen um zehn Uhr fünfunddreißig getötet worden?“ Jetzt beugt sich Pierre vor, die Hände auf den Tisch gestützt, und starrt die alte Dame wie betäubt an. Die Katze springt von seiner Schulter auf das Hauptbuch. „Getötet?“ bringt Pierre ungläubig hervor. Liebenswürdig bestätigt es ihm die alte Dame. Ruckartig wirft Pierre den Oberkörper zurück und lacht los: „Das ist es also … Das ist es … Ich bin tot.“ Sein Lachen verstummt unvermittelt, und fast heiter erkundigt er sich: „Und wer hat mich getötet?“ „Eine Sekunde bitte …“ Mit der Lorgnette vertreibt sie den Kater vom Hauptbuch. „Weg da, Regulus! Du liegst auf dem Namen des Mörders.“ Dann entziffert sie die Eintragung im Hauptbuch. „Aha: Sie sind von Lucien Derjeu getötet worden.“ „Oh. Das Schwein!“ stellt Pierre einfach fest. „Na schön, hat er mich also getroffen.“ „So ist’s recht“, sagt die alte Dame lächelnd, „Sie nehmen die Sache gut auf. Ich wollte, ich könnte das von allen sagen, die hierherkommen.“ „Ärgern sie sich darüber, daß sie tot sind?“ „Ja, es gibt so griesgrämige Naturen …“ 82

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„Wissen Sie“, erklärt Pierre, „ich lasse niemanden zurück, ich kann ganz ruhig sein.“ Er fängt an, lebhaft im Zimmer umherzugehen, und fährt fort: „Und schließlich, das entscheidende ist, daß man getan hat, was man tun mußte.“ Er wendet sich wieder der alten Dame zu, die ihn durch ihre Lorgnette skeptisch ansieht. „Oder sind Sie anderer Meinung?“ fragt er. „Ach, wissen Sie“, sagt sie, „ich bin nur eine einfache Angestellte …“ Dann dreht sie das Hauptbuch Pierre zu: „… Ich bitte Sie noch um Ihre Unterschrift …“ Eine Sekunde lang gerät Pierre aus der Fassung. Schließlich kommt er zum Tisch zurück, nimmt den Federhalter und unterschreibt. „So …“ erklärt die alte Dame. „Nun sind Sie richtig tot.“ Pierre richtet sich auf, immer noch ein bißchen verwirrt. … Das Hinterzimmer Ève sitzt mit ängstlichem Gesicht auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch. Nervös fragt sie: „Sind Sie dessen sicher? Ganz sicher?“ Die alte Dame, deren höfliche, gelangweilte Ruhe in scharfem Gegensatz zu Èves Nervosität steht, erwidert mit Würde: „Ich täusche mich nie. Das gehört zu meinem Beruf.“ Ève drängt: „Er hat mich vergiftet?“ „Gewiß, Madame.“ „Ja, aber warum? Warum denn bloß ?“ „Sie waren ihm im Wege“, erwidert die alte Dame. „Ihre Mitgift hatte er ja. Jetzt fehlt ihm noch die Ihrer Schwester.“ Ève faltet hilflos die Hände und flüstert bedrückt: „Und Lucette ist verliebt in ihn!“ Die alte Dame setzt eine den Umständen entsprechende Miene auf: „Mein herzliches Beileid … Aber würden Sie bitte unterschreiben?“ Mechanisch steht Ève auf, beugt sich über das Hauptbuch und unterschreibt. „Erledigt“, sagt die alte Dame abschließend. „Jetzt sind Sie offiziell tot.“ Ève zögert und erkundigt sich dann: „Und wo soll ich hingehen?“ „Wohin Sie wollen. Die Toten sind frei.“ Ève geht, wie Pierre, mechanisch auf die Tür zu, durch die sie hereingekommen ist, aber die alte Dame weist sie zurecht: „Nein … hier raus …“ Tief in Gedanken verläßt Ève das Zimmer. …

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Ein Park Pierre und der Alte schlendern nebeneinander durch eine Allee im Park. Müde wendet sich Pierre an seinen Begleiter: „Das ist eine schöne Schweinerei, tot zu sein!“ „Ja … Aber es gibt immerhin kleine Entschädigungen …“ „Sie sind nicht sehr anspruchsvoll!“ „Keine Verantwortung. Keine materiellen Sorgen. Totale Freiheit. Erstklassige Zerstreuungen.“ Pierre lacht bitter: „Der Regent zum Beispiel …“ „Sie stellen sich immer auf den Standpunkt der Erde. Aber Sie werden sicher auch noch vernünftig werden.“ „Hoffentlich nicht! Die Weisheit der Toten macht mich ganz irre.“ In diesem Augenblick kommen sie an einer hübschen Mar­ quise vorbei. Der Alte folgt ihr lächelnd mit den Blicken und fügt hinzu: „Und außerdem gibt es hübsche Tote …“ Pierre antwortet nicht. Nach und nach dringt der näselnde Ton einer Flöte an Pierres Ohr; der Ton kommt näher. Pierre bemerkt plötzlich vor sich einen blinden alten Clochard, der an der Ecke einer Allee kauert. Er hat seine Holzschale vor sich stehen und bläst auf der Flöte. Die Lebenden werfen ihm im Vorbeigehen Geldstücke in die Schale. Pierre bleibt bei dem Blinden stehen, sieht ihn an und sagt: „Mich interessieren die Lebenden … Nehmen Sie diesen alten Clochard. Das ist ein armer Kerl. Der niedrigste unter den Menschen. Aber er lebt.“ Langsam kniet er sich neben den Blinden. Er betrachtet ihn fasziniert … Er berührt seinen Arm, dann seine Schultern und murmelt entzückt: „Das ist lebendig!“ Er blickt zu dem Greis auf und fragt: „Das ist wohl noch nie vorgekommen, daß jemand auf die Erde zurückgekehrt ist, um seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen?“ Aber der Greis hört ihn gar nicht, viel zu sehr damit beschäf­ tigt, der hübschen Marquise aus dem achtzehnten Jahrhundert zuzulächeln, die wieder nahe an ihnen vorbeikommt. Ganz aufgekratzt entschuldigt er sich bei Pierre: „Sie gestatten?“ Und Pierre antwortet teilnahmslos: „Aber bitte sehr …“ Der Alte macht ein paar Schritte auf die Marquise zu, besinnt sich dann, um anstandshalber zu erklären: „Das geht nie sehr weit, aber das vertreibt einem die Zeit.“ Dann heftet er sich munter an die Fersen der Marquise. Pierre legt den Arm um die Schulter des Clochards und presst sich an ihn, als wolle er etwas von dessen Wärme in sich aufnehmen … Er bleibt ein Weilchen in dieser Haltung, bis eine Stimme ihn fragt: „Was machen Sie denn da?“ Pierre hat Èves Stimme wiedererkannt. Er dreht sich um und steht hastig auf. Die junge Frau sieht ihn an und lächelt ihm zu. „Da gibt’s nichts zu lachen“, sagt Pierre. „Sie waren so komisch, mit diesem Kauz!“

84

OBJET TROUVÉ

„Er lebt, verstehen Sie?“ gibt Pierre zurück, als müsse er sich entschuldigen. „Armer Alter!“ murmelt sie. „Ich habe ihm immer etwas gegeben im Vorbeigehen, aber jetzt …“ Während dieser Worte hat sie sich ebenfalls neben den alten Mann gesetzt, den auch sie mit einem Ausdruck des Mitleids und Neides ansieht. Pierre setzt sich wieder hin, an die andere Seite des Blinden. So sitzen sie, Ève und er, rechts und links neben dem Bettler. „Ja“, sagt er, „jetzt könnten wir ihn brauchen. Ach, könnte ich doch in seine Haut schlüpfen und einen Augenblick auf die Erde zurückkehren, nur einen kurzen Augenblick.“ „Das käme mir auch ganz gelegen.“ „Haben Sie Sorgen drüben?“ „Nur eine, aber die ist schwer genug.“ Während sie sprechen, hat der Blinde angefangen, sich zu kratzen; zuerst behutsam, dann immer stärker. Weder Pierre noch Ève bemerken es gleich, denn seit sie von ihren Sorgen sprechen, haben sie aufgehört, den Alten anzuse­ hen, oder sehen sich gegenseitig an. … Ohne sie anzusehen, sagt Pierre: „Sie sind schön.“ „Ich war schön“, korrigiert Ève ihn lächelnd. Noch immer ohne sie anzusehen, antwortet Pierre: „Sie sind schön. Der Tod steht Ihnen gut. Und dann, Sie haben da so ein Kleid an …“ „Das ist ein Morgenrock.“ „Sie könnten ihn zum Ball anziehen.“ Nach einem kurzen Schweigen fragt Pierre: „Haben Sie hier in der Stadt gewohnt?“ „Ja.“ „So was Dummes“, murmelt er. „Wenn ich Ihnen früher begegnet wäre …“ „Was hätten Sie dann getan?“ In einem plötzlichen Impuls wendet sich Pierre der jungen Frau zu. Er will etwas sagen, aber das Wort bleibt ihm im Hals stecken. Sein Gesicht verdüstert sich, und er brummt: „Nichts.“ Ève sieht ihn fragend an. Er zuckt die Achseln. Dann bleibt er stehen und sagt plötzlich: „Da … sehen Sie die beiden da.“ Ein Luxuswagen mit einem livrierten Chauffeur am Steuer hat eben am Bürgersteig angehalten. Eine sehr hübsche, sehr elegante junge Dame mit einem Pudel an der Leine steigt aus. Sie macht ein paar Schritte. Auf demselben Bürgersteig kommt ihr ein etwa dreißig­ jähriger Arbeiter entgegen. Er trägt ein Gußrohr auf der Schulter. „Sie hat ungefähr Ihre Klasse“, stellt Pierre fest, „nur geringere Qualität. Er ist ein Typ wie ich, auch geringere Qualität …“ Während er spricht, gehen die hübsche Frau und der Arbei­ ter aneinander vorbei. „… Sie begegnen sich“, fährt Pierre fort … Die elegante Passantin und der Arbeiter entfernen sich von­ einander. Pierre wendet sich zu Ève und endet schlicht: „Da haben wir’s … Sie haben sich nicht einmal angesehen.“ Schweigend setzen sie ihren Spaziergang fort. …

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Ein Park Pierre und der Alte schlendern nebeneinander durch eine Allee im Park. Müde wendet sich Pierre an seinen Begleiter: „Das ist eine schöne Schweinerei, tot zu sein!“ „Ja … Aber es gibt immerhin kleine Entschädigungen …“ „Sie sind nicht sehr anspruchsvoll!“ „Keine Verantwortung. Keine materiellen Sorgen. Totale Freiheit. Erstklassige Zerstreuungen.“ Pierre lacht bitter: „Der Regent zum Beispiel …“ „Sie stellen sich immer auf den Standpunkt der Erde. Aber Sie werden sicher auch noch vernünftig werden.“ „Hoffentlich nicht! Die Weisheit der Toten macht mich ganz irre.“ In diesem Augenblick kommen sie an einer hübschen Mar­ quise vorbei. Der Alte folgt ihr lächelnd mit den Blicken und fügt hinzu: „Und außerdem gibt es hübsche Tote …“ Pierre antwortet nicht. Nach und nach dringt der näselnde Ton einer Flöte an Pierres Ohr; der Ton kommt näher. Pierre bemerkt plötzlich vor sich einen blinden alten Clochard, der an der Ecke einer Allee kauert. Er hat seine Holzschale vor sich stehen und bläst auf der Flöte. Die Lebenden werfen ihm im Vorbeigehen Geldstücke in die Schale. Pierre bleibt bei dem Blinden stehen, sieht ihn an und sagt: „Mich interessieren die Lebenden … Nehmen Sie diesen alten Clochard. Das ist ein armer Kerl. Der niedrigste unter den Menschen. Aber er lebt.“ Langsam kniet er sich neben den Blinden. Er betrachtet ihn fasziniert … Er berührt seinen Arm, dann seine Schultern und murmelt entzückt: „Das ist lebendig!“ Er blickt zu dem Greis auf und fragt: „Das ist wohl noch nie vorgekommen, daß jemand auf die Erde zurückgekehrt ist, um seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen?“ Aber der Greis hört ihn gar nicht, viel zu sehr damit beschäf­ tigt, der hübschen Marquise aus dem achtzehnten Jahrhundert zuzulächeln, die wieder nahe an ihnen vorbeikommt. Ganz aufgekratzt entschuldigt er sich bei Pierre: „Sie gestatten?“ Und Pierre antwortet teilnahmslos: „Aber bitte sehr …“ Der Alte macht ein paar Schritte auf die Marquise zu, besinnt sich dann, um anstandshalber zu erklären: „Das geht nie sehr weit, aber das vertreibt einem die Zeit.“ Dann heftet er sich munter an die Fersen der Marquise. Pierre legt den Arm um die Schulter des Clochards und presst sich an ihn, als wolle er etwas von dessen Wärme in sich aufnehmen … Er bleibt ein Weilchen in dieser Haltung, bis eine Stimme ihn fragt: „Was machen Sie denn da?“ Pierre hat Èves Stimme wiedererkannt. Er dreht sich um und steht hastig auf. Die junge Frau sieht ihn an und lächelt ihm zu. „Da gibt’s nichts zu lachen“, sagt Pierre. „Sie waren so komisch, mit diesem Kauz!“

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„Er lebt, verstehen Sie?“ gibt Pierre zurück, als müsse er sich entschuldigen. „Armer Alter!“ murmelt sie. „Ich habe ihm immer etwas gegeben im Vorbeigehen, aber jetzt …“ Während dieser Worte hat sie sich ebenfalls neben den alten Mann gesetzt, den auch sie mit einem Ausdruck des Mitleids und Neides ansieht. Pierre setzt sich wieder hin, an die andere Seite des Blinden. So sitzen sie, Ève und er, rechts und links neben dem Bettler. „Ja“, sagt er, „jetzt könnten wir ihn brauchen. Ach, könnte ich doch in seine Haut schlüpfen und einen Augenblick auf die Erde zurückkehren, nur einen kurzen Augenblick.“ „Das käme mir auch ganz gelegen.“ „Haben Sie Sorgen drüben?“ „Nur eine, aber die ist schwer genug.“ Während sie sprechen, hat der Blinde angefangen, sich zu kratzen; zuerst behutsam, dann immer stärker. Weder Pierre noch Ève bemerken es gleich, denn seit sie von ihren Sorgen sprechen, haben sie aufgehört, den Alten anzuse­ hen, oder sehen sich gegenseitig an. … Ohne sie anzusehen, sagt Pierre: „Sie sind schön.“ „Ich war schön“, korrigiert Ève ihn lächelnd. Noch immer ohne sie anzusehen, antwortet Pierre: „Sie sind schön. Der Tod steht Ihnen gut. Und dann, Sie haben da so ein Kleid an …“ „Das ist ein Morgenrock.“ „Sie könnten ihn zum Ball anziehen.“ Nach einem kurzen Schweigen fragt Pierre: „Haben Sie hier in der Stadt gewohnt?“ „Ja.“ „So was Dummes“, murmelt er. „Wenn ich Ihnen früher begegnet wäre …“ „Was hätten Sie dann getan?“ In einem plötzlichen Impuls wendet sich Pierre der jungen Frau zu. Er will etwas sagen, aber das Wort bleibt ihm im Hals stecken. Sein Gesicht verdüstert sich, und er brummt: „Nichts.“ Ève sieht ihn fragend an. Er zuckt die Achseln. Dann bleibt er stehen und sagt plötzlich: „Da … sehen Sie die beiden da.“ Ein Luxuswagen mit einem livrierten Chauffeur am Steuer hat eben am Bürgersteig angehalten. Eine sehr hübsche, sehr elegante junge Dame mit einem Pudel an der Leine steigt aus. Sie macht ein paar Schritte. Auf demselben Bürgersteig kommt ihr ein etwa dreißig­ jähriger Arbeiter entgegen. Er trägt ein Gußrohr auf der Schulter. „Sie hat ungefähr Ihre Klasse“, stellt Pierre fest, „nur geringere Qualität. Er ist ein Typ wie ich, auch geringere Qualität …“ Während er spricht, gehen die hübsche Frau und der Arbei­ ter aneinander vorbei. „… Sie begegnen sich“, fährt Pierre fort … Die elegante Passantin und der Arbeiter entfernen sich von­ einander. Pierre wendet sich zu Ève und endet schlicht: „Da haben wir’s … Sie haben sich nicht einmal angesehen.“ Schweigend setzen sie ihren Spaziergang fort. …

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Das Hinterzimmer Die alte Dame sitzt an ihrem Pult, die Ellbogen auf dem großen geschlossenen Hauptbuch, das Kinn auf die verschränkten Hände gestützt. Der Kater liegt wie gewöhnlich auf dem Hauptbuch. Ève und Pierre nähern sich schüchtern der alten Dame. Diese richtet sich auf: „Ach, da sind Sie ja … Sie kommen fünf Minuten zu spät.“ „Wir haben uns also nicht getäuscht?“ fragt Pierre. „Sie haben uns erwartet?“ Die alte Dame schlägt das dicke Buch an einer durch ein Lese​zeichen gekennzeichneten Stelle auf und beginnt mit kalter und eintöniger Kanzlistenstimme zu lesen: „Artikel 140: Falls auf Grund eines Irrtums, für den einseitig die Direktion verantwortlich ist, ein Mann und eine Frau, die füreinander bestimmt waren, sich zu ihren Lebzeiten nicht begegnet sind, so können sie unter bestimmten Bedingungen die Erlaubnis, auf die Erde zurückzukehren, erbitten und erhalten, um dort ihre Liebe zu verwirklichen und das gemeinsame Leben zu führen, das ihnen unrechtmäßigerweise vorenthalten worden war.“ Sie hört auf zu lesen, hebt den Kopf und blickt durch ihre Lorgnette auf das verdutzte Paar. „Sind Sie deshalb hier?“ Pierre und Ève sehen sich gegenseitig an, und unter ihrer Verblüffung regt sich große Freude. „Soll das heißen …“ stammelt Pierre. „Wünschen Sie, auf die Erde zurückzukehren?“ „Mein Gott, Madame …“ sagt Ève. Die alte Dame drängt, leicht gereizt: „Ich stellte Ihnen eine präzise Frage“, sagt sie ungeduldig, „antworten Sie.“ Pierre wirft seiner Begleiterin einen freudig fragenden Blick zu. Ève antwortet durch ein Kopfnicken: Ja … Dann wendet er sich wieder an die alte Dame und erklärt: „Wir wünschen es, Madame. Wenn es möglich ist, wünschen wir es.“ „Es ist möglich, mein Herr“, versichert die alte Dame. „Es kompliziert zwar den Dienst ungeheuer“, fügt sie hinzu, „aber es ist möglich.“ Pierre ergreift stürmisch Èves Arm. Aber unter dem strengen Blick der alten Dame läßt er ihn schleunigst wieder los, und sein Gesicht wird wieder ernst. Im Ton eines Standesbeamten befragt sie Pierre: „Sie behaupten, für Madame geschaffen zu sein?“ „Ja“, sagt er schüchtern. „Madame Charlier, Sie behaupten, für Monsieur geschaffen zu sein?“ Errötend wie eine junge Braut murmelt Ève: „Ja …“ Nun beugt sich die alte Dame über ihr Hauptbuch, blättert darin und murmelt vor sich hin: „Camus … Cera …Chalot … Charlier … Hier, Da … di, do … Dumaine … Da haben wir’s. Stimmt tatsächlich. Sie waren amtlich füreinander bestimmt. Der Abteilung Geburten ist da ein Irrtum unterlaufen.“ Ève und Pierre strahlen sich glücklich und verwirrt an und drücken sich verstohlen die Hände. Ève ist etwas erstaunt, Pierre ein bißchen eitel. Die alte Dame lehnt sich zurück und prüft die beiden aufmerksam durch ihre Lorgnette. „Schönes Paar!“ sagt sie. 86

OBJET TROUVÉ

Dann beugt sie sich wieder über das Buch, aus dem sie den berühmten Artikel 14o vorgelesen hat. Aber diesmal faßt sie zusammen: „Sie müssen folgende Bedingungen erfüllen: Sie kehren ins Leben zurück. Vergessen Sie nichts von dem, was Sie hier erfahren haben. Falls es Ihnen innerhalb von vierundzwanzig Stunden gelingt, sich in vollem Vertrauen und mit allen Kräften zu lieben, haben Sie Anrecht auf ein vollständiges menschliches Leben.“ Dann deutet sie auf einen Wecker auf ihrem Schreibtisch: „… Wenn Sie das in vierundzwanzig Stunden, das heißt morgen um zehn Uhr dreißig, nicht erreicht haben …“ Pierre und Ève starren angstvoll auf den Wecker. „Wenn zwischen Ihnen auch nur das leiseste Misstrauen bestehen bleibt … nun, dann werden Sie mich wieder aufsuchen und Ihren Platz unter uns wieder einnehmen. Alles klar?“ Bei Pierre und Ève mischt sich die Freude mit Angst, was sich in einer furchtsamen Zustimmung äußert: „Alles klar!“ Nun erhebt sich die alte Dame und verkündet feierlich: „Also, Sie sind vereint.“ Dann ändert sie den Ton und reicht ihnen lächelnd die Hand: „Herzlichen Glückwunsch.“ „Danke schön“, sagt Pierre. „Meine besten Wünsche begleiten Sie.“ Pierre und Ève verbeugen sich, fassen sich ein bißchen linkisch an den Händen und gehen auf die Tür zu. „Entschuldigen Sie, Madame … Aber wenn wir da drüben ankommen, was werden da die Lebenden denken?“ „Werden wir nicht allzu komisch wirken?“ fragt Ève sorgenvoll. Die alte Dame schüttelt den Kopf und klappt ihr Hauptbuch zu. „Keine Sorge. Wir bringen alles auf den Stand der Minute, in der Sie gestorben sind. Niemand wird Sie für Gespenster halten.“ „Vielen Dank …“ Pierre und Ève verbeugen sich noch einmal. Dann gehen sie hinaus, sich noch immer an der Hand haltend. …

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Das Hinterzimmer Die alte Dame sitzt an ihrem Pult, die Ellbogen auf dem großen geschlossenen Hauptbuch, das Kinn auf die verschränkten Hände gestützt. Der Kater liegt wie gewöhnlich auf dem Hauptbuch. Ève und Pierre nähern sich schüchtern der alten Dame. Diese richtet sich auf: „Ach, da sind Sie ja … Sie kommen fünf Minuten zu spät.“ „Wir haben uns also nicht getäuscht?“ fragt Pierre. „Sie haben uns erwartet?“ Die alte Dame schlägt das dicke Buch an einer durch ein Lese​zeichen gekennzeichneten Stelle auf und beginnt mit kalter und eintöniger Kanzlistenstimme zu lesen: „Artikel 140: Falls auf Grund eines Irrtums, für den einseitig die Direktion verantwortlich ist, ein Mann und eine Frau, die füreinander bestimmt waren, sich zu ihren Lebzeiten nicht begegnet sind, so können sie unter bestimmten Bedingungen die Erlaubnis, auf die Erde zurückzukehren, erbitten und erhalten, um dort ihre Liebe zu verwirklichen und das gemeinsame Leben zu führen, das ihnen unrechtmäßigerweise vorenthalten worden war.“ Sie hört auf zu lesen, hebt den Kopf und blickt durch ihre Lorgnette auf das verdutzte Paar. „Sind Sie deshalb hier?“ Pierre und Ève sehen sich gegenseitig an, und unter ihrer Verblüffung regt sich große Freude. „Soll das heißen …“ stammelt Pierre. „Wünschen Sie, auf die Erde zurückzukehren?“ „Mein Gott, Madame …“ sagt Ève. Die alte Dame drängt, leicht gereizt: „Ich stellte Ihnen eine präzise Frage“, sagt sie ungeduldig, „antworten Sie.“ Pierre wirft seiner Begleiterin einen freudig fragenden Blick zu. Ève antwortet durch ein Kopfnicken: Ja … Dann wendet er sich wieder an die alte Dame und erklärt: „Wir wünschen es, Madame. Wenn es möglich ist, wünschen wir es.“ „Es ist möglich, mein Herr“, versichert die alte Dame. „Es kompliziert zwar den Dienst ungeheuer“, fügt sie hinzu, „aber es ist möglich.“ Pierre ergreift stürmisch Èves Arm. Aber unter dem strengen Blick der alten Dame läßt er ihn schleunigst wieder los, und sein Gesicht wird wieder ernst. Im Ton eines Standesbeamten befragt sie Pierre: „Sie behaupten, für Madame geschaffen zu sein?“ „Ja“, sagt er schüchtern. „Madame Charlier, Sie behaupten, für Monsieur geschaffen zu sein?“ Errötend wie eine junge Braut murmelt Ève: „Ja …“ Nun beugt sich die alte Dame über ihr Hauptbuch, blättert darin und murmelt vor sich hin: „Camus … Cera …Chalot … Charlier … Hier, Da … di, do … Dumaine … Da haben wir’s. Stimmt tatsächlich. Sie waren amtlich füreinander bestimmt. Der Abteilung Geburten ist da ein Irrtum unterlaufen.“ Ève und Pierre strahlen sich glücklich und verwirrt an und drücken sich verstohlen die Hände. Ève ist etwas erstaunt, Pierre ein bißchen eitel. Die alte Dame lehnt sich zurück und prüft die beiden aufmerksam durch ihre Lorgnette. „Schönes Paar!“ sagt sie. 86

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Dann beugt sie sich wieder über das Buch, aus dem sie den berühmten Artikel 14o vorgelesen hat. Aber diesmal faßt sie zusammen: „Sie müssen folgende Bedingungen erfüllen: Sie kehren ins Leben zurück. Vergessen Sie nichts von dem, was Sie hier erfahren haben. Falls es Ihnen innerhalb von vierundzwanzig Stunden gelingt, sich in vollem Vertrauen und mit allen Kräften zu lieben, haben Sie Anrecht auf ein vollständiges menschliches Leben.“ Dann deutet sie auf einen Wecker auf ihrem Schreibtisch: „… Wenn Sie das in vierundzwanzig Stunden, das heißt morgen um zehn Uhr dreißig, nicht erreicht haben …“ Pierre und Ève starren angstvoll auf den Wecker. „Wenn zwischen Ihnen auch nur das leiseste Misstrauen bestehen bleibt … nun, dann werden Sie mich wieder aufsuchen und Ihren Platz unter uns wieder einnehmen. Alles klar?“ Bei Pierre und Ève mischt sich die Freude mit Angst, was sich in einer furchtsamen Zustimmung äußert: „Alles klar!“ Nun erhebt sich die alte Dame und verkündet feierlich: „Also, Sie sind vereint.“ Dann ändert sie den Ton und reicht ihnen lächelnd die Hand: „Herzlichen Glückwunsch.“ „Danke schön“, sagt Pierre. „Meine besten Wünsche begleiten Sie.“ Pierre und Ève verbeugen sich, fassen sich ein bißchen linkisch an den Händen und gehen auf die Tür zu. „Entschuldigen Sie, Madame … Aber wenn wir da drüben ankommen, was werden da die Lebenden denken?“ „Werden wir nicht allzu komisch wirken?“ fragt Ève sorgenvoll. Die alte Dame schüttelt den Kopf und klappt ihr Hauptbuch zu. „Keine Sorge. Wir bringen alles auf den Stand der Minute, in der Sie gestorben sind. Niemand wird Sie für Gespenster halten.“ „Vielen Dank …“ Pierre und Ève verbeugen sich noch einmal. Dann gehen sie hinaus, sich noch immer an der Hand haltend. …

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Pierres Zimmer

Ève ist damit beschäftigt, Rosen in einer Vase zu ordnen. Sie wird von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Sie geht öffnen, und Pierre tritt ein mit düsterem Gesicht. Ève lächelt ihn an. Er ringt sich ebenfalls ein Lächeln ab. Dann sieht er sich um und runzelt wieder die Stirn. Das Zimmer ist verändert. Ève hat nicht nur Blumen aufgestellt: Gardinen hängen an den Fenstern, ein neuer Schirm schmückt die alte Lampe. Auf dem Tisch liegt eine hübsche Decke. Das Licht brennt, obwohl es draußen noch nicht ganz dunkel ist. Ève folgt ihrem Freund, gespannt, was er dazu sagen wird. Verblüfft murmelt Pierre: „Was haben Sie gemacht?“ Er geht auf den Tisch zu, berührt mit der Fingerspitze eine der Rosen in der Vase, schnippt nervös dagegen. Er geht zum Fenster und betastet die Vorhänge. Sein Gesicht verdüstert sich, er dreht sich um und sagt: „Ich will nicht von Ihrem Geld profitieren.“ Vorwurfsvoll und enttäuscht sagt Ève: „Pierre! Es ist auch mein Zimmer.“ „Ich weiß … “ Verdrießlich sieht er zum Fenster hinaus und trommelt gegen die Scheibe. Ève tritt zu ihm und fragt: „Haben Sie Ihre Freunde getroffen?“ Ohne sich umzudrehen, antwortet er traurig: „Ich habe keine Freunde mehr, Ève, sie haben mich weggejagt.“ „Weshalb?“ „Morgen wollten wir marschieren und den großen Schlag gegen den Regenten führen. Ich wollte ihnen sagen, daß man uns eine Falle gestellt hat und dass wir nichts unternehmen dürften. Sie halten mich für einen Verräter.“ Ève hört schweigend zu. Mit einem kurzen, trockenen Lachen fügt Pierre hinzu: „Sie haben mich mit Ihnen gesehen, und sie kennen Ihren Mann, verstehen Sie?“ In diesem Augenblick klopft es … Pierre dreht sich ruckartig um. Sein Gesicht wird ernst, als wittere er Gefahr. Nach kurzem Zögern knipst er das Licht aus. … Ève weiß schon, dass ihn nichts mehr zurückhalten wird, trotzdem redet sie noch auf ihn ein: „Pierre. Sie haben dich beleidigt. Sie wollten dich umbringen. Du bist ihnen nichts mehr schuldig …“ Sie kniet vor ihm nieder und fleht: „Pierre … Gegen mich hast du jetzt Verpflichtungen.“ Er horcht auf die Geräusche von der Straße und antwortet zerstreut: „Ja ...“

  Dann, nach einem kurzen Schweigen, beschließt er: „Ich muss zu ihnen gehen.“ Ève sieht ihn mit machtlosem Entsetzen an: „Ihretwegen bist du zurückgekommen.“ „Nein“, versichert er und nimmt Èves Gesicht in beide Hände, „nein … deinetwegen …“ „Ja, aber dann?“ Verzweifelt, aber eigensinnig schüttelt er den Kopf: „Ich kann sie doch nicht einfach gewähren lassen.“ Gewaltsam richtet er sich auf, nimmt seinen Rock von einer Stuhllehne und läuft, ihn hastig überstreifend, zum Fenster. Das Fieber des Aufstandes hat ihn wieder gepackt. Er ist beklommen, aber gleichzeitig fast fröhlich. „Pierre“, sagt sie, „wir haben noch nicht gewonnen … Es bleibt uns noch eine knappe Stunde …“ Er dreht sich zu ihr und umfasst ihre Schultern. „Könntest du mich lieben, wenn ich sie einfach hinschlachten ließe?“ „Du hast getan, was du konntest.“ „Nein. Nicht alles … Hör zu: in einer halben Stunde ist Versammlung der Sektionschefs. Ich gehe hin. Ich will versuchen, sie abzuhalten. Was sie auch beschließen, ich bin vor halb elf wieder hier. Wir gehen weg, Ève. Wir verlassen die Stadt, ich schwöre es dir. Wenn du mich liebst, laß mich gehen. Sonst kann ich mich nie mehr im Spiegel ansehen …“ Ève drückt sich verzweifelt an ihn. „Wirst du wiederkommen?“ „Vor halb elf.“ „Schwörst du?“ „Ich schwöre.“ … Der Schuppen

Durch die Scheiben der Telefonzelle sieht man Pierre telefonieren. Auch er ist erschüttert, aber er kann nicht mehr zurück … „Versteh mich doch, Ève …“ fleht er. „Du mußt mich verstehen … Ich kann die Kameraden nicht im Stich lassen … Ja, ich weiß … Sie haben nicht die geringste Chance, aber ich kann einfach nicht …“ Über ihm in der Zelle zeigt eine elektrische Uhr zehn Uhr neunundzwanzig …

„Doch, doch, ich liebe dich, Ève“, erwidert Pierre. „Ich liebe dich. Aber ich habe nicht das Recht, die Genossen zu verlassen.“ Er sieht Lucien Derjeu nicht, der von dem kleinen Oberlicht aus mit seinem Revolver sorgfältig auf Pierre zielt. Voller Angst ruft Pierre: „Ève … Ève …“ Wie rasend drückt Lucien Derjeu seine Waffe ab.     Aus dem Apparat dröhnt das Krachen der Schüsse. Als ob sie selbst von den Kugeln getroffen wäre, gleitet Ève an der Wand entlang und stürzt zu Boden … André springt mit einem Satz auf, Lucette stößt einen furchtbaren Schrei aus. …   Das Lokal ist geschlossen. Auch hier hat das Gefecht Spuren hinterlassen. Scheiben sind zerbrochen. Die Mauern sind von Geschoßeinschlägen beschädigt, die Tanzfläche und die Alleen des Parks mit abgebrochenen Ästen übersät.

Tische und Stühle sind in Eile aufeinandergestellt worden, andere liegen umgeworfen herum. Von weitem hört man noch einzelne Feuerstöße. Pierre und Ève sitzen auf einer Bank. Er beugt sich nach vorn und hat die Ellbogen auf die Knie gestützt. Sie sitzt neben ihm – aber zwischen ihnen ist ein kleiner Abstand. Ringsum ist alles menschenleer. Nur ein paar Tote bummeln in der Ferne … Endlich sieht Ève Pierre an und sagt sanft: „Es ist noch nicht alles verloren, Pierre. Es werden andere kommen und Ihr Werk fortsetzen … “ „Ich weiß. Andere. Nicht ich.“ „Armer Pierre …“ murmelt sie mit unendlicher Zärtlichkeit. Er hebt den Kopf und fragt: „Und Lucette?“ Und da Ève nun auch wortlos die Achseln zuckt, seufzt er: „Armes Ding! …“ Doch über die junge Frau scheint zum erstenmal etwas von der Gleichgültigkeit des Todes gekommen zu sein. „In ein paar Jahrzehnten“, sagt sie friedlich, „ist sie eine Tote wie wir … Es ist ja nur ein Augenblick … “ Sie schweigen eine Weile. Plötzlich spricht eine Stimme: „Ich habe nicht damit gerechnet, Sie hier zu treffen.“ Sie blicken auf und sehen, munter wie immer, den Greis aus dem achtzehnten Jahrhundert vor sich. Er fragt: „Na, hat’s nicht geklappt?“ „Sechshundert Tote und Verwundete“, antwortet Pierre. „Zweitausend Verhaftungen.“ Er weist mit dem Kopf in die Richtung, aus der das Gewehrfeuer kommt, und fügt hinzu: „… Und das geht weiter …“ „Und Sie beide? … Haben Sie nicht … ?“ sagt der Greis. „Nein“, antwortet Ève, „nein, wir haben nicht … Das Spiel ist aus, sehen Sie. Man kann den Lauf der Kugel nicht aufhalten.“ …

Vor dem Schuppen Zwei Wagen mit Milizsoldaten kommen angerast und stoppen vor dem Schuppen. Eine Flut von Soldaten ergießt sich über das Gelände und umstellt den Schuppen. Der Salon der Charliers Ève steht immer noch am Telefon. „Nein, Pierre … Tu’s nicht … Du hast mich belogen … Du lässt mich im Stich … Du hast mich nie geliebt …“ Jean-Paul Sartre, „Das Spiel ist aus“ Deutsche Übersetzung von Alfred Dürr ©1952 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg Erhältlich als rororo-Taschenbuch: ISBN 3-499-10059-8

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Pierres Zimmer

Ève ist damit beschäftigt, Rosen in einer Vase zu ordnen. Sie wird von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Sie geht öffnen, und Pierre tritt ein mit düsterem Gesicht. Ève lächelt ihn an. Er ringt sich ebenfalls ein Lächeln ab. Dann sieht er sich um und runzelt wieder die Stirn. Das Zimmer ist verändert. Ève hat nicht nur Blumen aufgestellt: Gardinen hängen an den Fenstern, ein neuer Schirm schmückt die alte Lampe. Auf dem Tisch liegt eine hübsche Decke. Das Licht brennt, obwohl es draußen noch nicht ganz dunkel ist. Ève folgt ihrem Freund, gespannt, was er dazu sagen wird. Verblüfft murmelt Pierre: „Was haben Sie gemacht?“ Er geht auf den Tisch zu, berührt mit der Fingerspitze eine der Rosen in der Vase, schnippt nervös dagegen. Er geht zum Fenster und betastet die Vorhänge. Sein Gesicht verdüstert sich, er dreht sich um und sagt: „Ich will nicht von Ihrem Geld profitieren.“ Vorwurfsvoll und enttäuscht sagt Ève: „Pierre! Es ist auch mein Zimmer.“ „Ich weiß … “ Verdrießlich sieht er zum Fenster hinaus und trommelt gegen die Scheibe. Ève tritt zu ihm und fragt: „Haben Sie Ihre Freunde getroffen?“ Ohne sich umzudrehen, antwortet er traurig: „Ich habe keine Freunde mehr, Ève, sie haben mich weggejagt.“ „Weshalb?“ „Morgen wollten wir marschieren und den großen Schlag gegen den Regenten führen. Ich wollte ihnen sagen, daß man uns eine Falle gestellt hat und dass wir nichts unternehmen dürften. Sie halten mich für einen Verräter.“ Ève hört schweigend zu. Mit einem kurzen, trockenen Lachen fügt Pierre hinzu: „Sie haben mich mit Ihnen gesehen, und sie kennen Ihren Mann, verstehen Sie?“ In diesem Augenblick klopft es … Pierre dreht sich ruckartig um. Sein Gesicht wird ernst, als wittere er Gefahr. Nach kurzem Zögern knipst er das Licht aus. … Ève weiß schon, dass ihn nichts mehr zurückhalten wird, trotzdem redet sie noch auf ihn ein: „Pierre. Sie haben dich beleidigt. Sie wollten dich umbringen. Du bist ihnen nichts mehr schuldig …“ Sie kniet vor ihm nieder und fleht: „Pierre … Gegen mich hast du jetzt Verpflichtungen.“ Er horcht auf die Geräusche von der Straße und antwortet zerstreut: „Ja ...“

  Dann, nach einem kurzen Schweigen, beschließt er: „Ich muss zu ihnen gehen.“ Ève sieht ihn mit machtlosem Entsetzen an: „Ihretwegen bist du zurückgekommen.“ „Nein“, versichert er und nimmt Èves Gesicht in beide Hände, „nein … deinetwegen …“ „Ja, aber dann?“ Verzweifelt, aber eigensinnig schüttelt er den Kopf: „Ich kann sie doch nicht einfach gewähren lassen.“ Gewaltsam richtet er sich auf, nimmt seinen Rock von einer Stuhllehne und läuft, ihn hastig überstreifend, zum Fenster. Das Fieber des Aufstandes hat ihn wieder gepackt. Er ist beklommen, aber gleichzeitig fast fröhlich. „Pierre“, sagt sie, „wir haben noch nicht gewonnen … Es bleibt uns noch eine knappe Stunde …“ Er dreht sich zu ihr und umfasst ihre Schultern. „Könntest du mich lieben, wenn ich sie einfach hinschlachten ließe?“ „Du hast getan, was du konntest.“ „Nein. Nicht alles … Hör zu: in einer halben Stunde ist Versammlung der Sektionschefs. Ich gehe hin. Ich will versuchen, sie abzuhalten. Was sie auch beschließen, ich bin vor halb elf wieder hier. Wir gehen weg, Ève. Wir verlassen die Stadt, ich schwöre es dir. Wenn du mich liebst, laß mich gehen. Sonst kann ich mich nie mehr im Spiegel ansehen …“ Ève drückt sich verzweifelt an ihn. „Wirst du wiederkommen?“ „Vor halb elf.“ „Schwörst du?“ „Ich schwöre.“ … Der Schuppen

Durch die Scheiben der Telefonzelle sieht man Pierre telefonieren. Auch er ist erschüttert, aber er kann nicht mehr zurück … „Versteh mich doch, Ève …“ fleht er. „Du mußt mich verstehen … Ich kann die Kameraden nicht im Stich lassen … Ja, ich weiß … Sie haben nicht die geringste Chance, aber ich kann einfach nicht …“ Über ihm in der Zelle zeigt eine elektrische Uhr zehn Uhr neunundzwanzig …

„Doch, doch, ich liebe dich, Ève“, erwidert Pierre. „Ich liebe dich. Aber ich habe nicht das Recht, die Genossen zu verlassen.“ Er sieht Lucien Derjeu nicht, der von dem kleinen Oberlicht aus mit seinem Revolver sorgfältig auf Pierre zielt. Voller Angst ruft Pierre: „Ève … Ève …“ Wie rasend drückt Lucien Derjeu seine Waffe ab.     Aus dem Apparat dröhnt das Krachen der Schüsse. Als ob sie selbst von den Kugeln getroffen wäre, gleitet Ève an der Wand entlang und stürzt zu Boden … André springt mit einem Satz auf, Lucette stößt einen furchtbaren Schrei aus. …   Das Lokal ist geschlossen. Auch hier hat das Gefecht Spuren hinterlassen. Scheiben sind zerbrochen. Die Mauern sind von Geschoßeinschlägen beschädigt, die Tanzfläche und die Alleen des Parks mit abgebrochenen Ästen übersät.

Tische und Stühle sind in Eile aufeinandergestellt worden, andere liegen umgeworfen herum. Von weitem hört man noch einzelne Feuerstöße. Pierre und Ève sitzen auf einer Bank. Er beugt sich nach vorn und hat die Ellbogen auf die Knie gestützt. Sie sitzt neben ihm – aber zwischen ihnen ist ein kleiner Abstand. Ringsum ist alles menschenleer. Nur ein paar Tote bummeln in der Ferne … Endlich sieht Ève Pierre an und sagt sanft: „Es ist noch nicht alles verloren, Pierre. Es werden andere kommen und Ihr Werk fortsetzen … “ „Ich weiß. Andere. Nicht ich.“ „Armer Pierre …“ murmelt sie mit unendlicher Zärtlichkeit. Er hebt den Kopf und fragt: „Und Lucette?“ Und da Ève nun auch wortlos die Achseln zuckt, seufzt er: „Armes Ding! …“ Doch über die junge Frau scheint zum erstenmal etwas von der Gleichgültigkeit des Todes gekommen zu sein. „In ein paar Jahrzehnten“, sagt sie friedlich, „ist sie eine Tote wie wir … Es ist ja nur ein Augenblick … “ Sie schweigen eine Weile. Plötzlich spricht eine Stimme: „Ich habe nicht damit gerechnet, Sie hier zu treffen.“ Sie blicken auf und sehen, munter wie immer, den Greis aus dem achtzehnten Jahrhundert vor sich. Er fragt: „Na, hat’s nicht geklappt?“ „Sechshundert Tote und Verwundete“, antwortet Pierre. „Zweitausend Verhaftungen.“ Er weist mit dem Kopf in die Richtung, aus der das Gewehrfeuer kommt, und fügt hinzu: „… Und das geht weiter …“ „Und Sie beide? … Haben Sie nicht … ?“ sagt der Greis. „Nein“, antwortet Ève, „nein, wir haben nicht … Das Spiel ist aus, sehen Sie. Man kann den Lauf der Kugel nicht aufhalten.“ …

Vor dem Schuppen Zwei Wagen mit Milizsoldaten kommen angerast und stoppen vor dem Schuppen. Eine Flut von Soldaten ergießt sich über das Gelände und umstellt den Schuppen. Der Salon der Charliers Ève steht immer noch am Telefon. „Nein, Pierre … Tu’s nicht … Du hast mich belogen … Du lässt mich im Stich … Du hast mich nie geliebt …“ Jean-Paul Sartre, „Das Spiel ist aus“ Deutsche Übersetzung von Alfred Dürr ©1952 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg Erhältlich als rororo-Taschenbuch: ISBN 3-499-10059-8

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Die Demokratische Volksrepublik Korea, auch bekannt als Nordkorea, ist das am besten gehütete Reisegeheimnis der Welt. Zwar dürfen jährlich ca. . Touristen in Begleitung zahlreicher Aufseher ins Land. Aber der Ausflug in Kim Jong Ils Diktatorenreich ist so perfekt inszeniert, dass die Realität verborgen bleibt. Unsere mitreisenden Spione haben trotzdem so genau wie möglich hingeschaut. Von Gulliver Theis (Fotos), Björn Thoenicke und Sabine Manecke (Text)

„Es wurden die Ausbeuter als Klasse ein für alle Mal beseitigt, die verschiedenen Schichten der Bauern und die Gewerbetreibenden, die ihre Existenz auf Privateigentum gründeten, sind zu sozialistischen Werktätigen geworden. Auf diese Weise haben sich Arbeiterklasse, Genossenschaftsbauern und werktätige Intelligenz in einem kameradschaftlichen Verhältnis miteinander vereint, um für die gemeinsamen Ziele und Interessen eng zusammenzuarbeiten.“ So ansprechend beschreibt die offizielle Tourismus-Website das Staatssystem Nordkoreas. Mit der Realität Nordkoreas hat das genauso wenig zu tun wie das Bild des atombombenbastelnden koreanischen Wissenschaftlers, das westliche TV-Sender als Hauptinformation zeichnen. Wie es den Menschen in Nord-

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EXPéRIENCE

korea geht, wie sie ihren Tag verbringen, was sie denken, was sie essen, ob sie überhaupt zu essen haben, all das erfahren wir nur bruchstückhaft und nie aus erster Hand. Denn wer eine Reise nach Nordkorea bucht, nimmt an einer gigantischen Truman Show teil. Der Besucher sieht nur, was er sehen soll, nämlich nichts, bzw. alles, aber als aufgeräumte, inszenierte Kulisse. In dieser Show gibt es Autobahnen in einem Land, in dem es keinen Individualverkehr gibt. Parkplätze, auf denen kein Auto steht. Plätze, auf denen keine Menschen sind. Hallen, die von niemandem besucht werden. Museen ohne Bürger. Bürgersteige ohne Fußgänger. Sobald der Tourist seinen Bus verlassen darf, sind alle Koreaner verschwunden. Außer Soldaten, stummen Schulklassen und den Polizistinnen auf der Straße, denn es gibt keine Ampeln, und Arbeit ist in Nordkorea billiger als Elektrizität. FELD HOMMES Fotograf Gulliver Theis und Drehbuchautor Björn Thoenicke haben an einer einwöchigen Reise durch Nordkorea teilgenommen. Gemeinsam in einer Gruppe von neun Touristen aus dem westlichen Ausland, fast alle Medienvertreter, was natürlich strengstens verboten ist, da nur Privatpersonen die Einreise gestattet ist. Die Eindrücke unseres Teams aus Wort und Bild vermitteln einen präzisen Eindruck von dem Versuch, durch kleine Sabotagen den Unterhaltungswert der Reise zu erhöhen. Immerhin ein Stückchen Realität. Denn von den  Millionen „normalen“ Nordkoreanern bekommt kein Tourist etwas zu sehen. Ob es die überhaupt gibt?

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Die Demokratische Volksrepublik Korea, auch bekannt als Nordkorea, ist das am besten gehütete Reisegeheimnis der Welt. Zwar dürfen jährlich ca. . Touristen in Begleitung zahlreicher Aufseher ins Land. Aber der Ausflug in Kim Jong Ils Diktatorenreich ist so perfekt inszeniert, dass die Realität verborgen bleibt. Unsere mitreisenden Spione haben trotzdem so genau wie möglich hingeschaut. Von Gulliver Theis (Fotos), Björn Thoenicke und Sabine Manecke (Text)

„Es wurden die Ausbeuter als Klasse ein für alle Mal beseitigt, die verschiedenen Schichten der Bauern und die Gewerbetreibenden, die ihre Existenz auf Privateigentum gründeten, sind zu sozialistischen Werktätigen geworden. Auf diese Weise haben sich Arbeiterklasse, Genossenschaftsbauern und werktätige Intelligenz in einem kameradschaftlichen Verhältnis miteinander vereint, um für die gemeinsamen Ziele und Interessen eng zusammenzuarbeiten.“ So ansprechend beschreibt die offizielle Tourismus-Website das Staatssystem Nordkoreas. Mit der Realität Nordkoreas hat das genauso wenig zu tun wie das Bild des atombombenbastelnden koreanischen Wissenschaftlers, das westliche TV-Sender als Hauptinformation zeichnen. Wie es den Menschen in Nord-

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korea geht, wie sie ihren Tag verbringen, was sie denken, was sie essen, ob sie überhaupt zu essen haben, all das erfahren wir nur bruchstückhaft und nie aus erster Hand. Denn wer eine Reise nach Nordkorea bucht, nimmt an einer gigantischen Truman Show teil. Der Besucher sieht nur, was er sehen soll, nämlich nichts, bzw. alles, aber als aufgeräumte, inszenierte Kulisse. In dieser Show gibt es Autobahnen in einem Land, in dem es keinen Individualverkehr gibt. Parkplätze, auf denen kein Auto steht. Plätze, auf denen keine Menschen sind. Hallen, die von niemandem besucht werden. Museen ohne Bürger. Bürgersteige ohne Fußgänger. Sobald der Tourist seinen Bus verlassen darf, sind alle Koreaner verschwunden. Außer Soldaten, stummen Schulklassen und den Polizistinnen auf der Straße, denn es gibt keine Ampeln, und Arbeit ist in Nordkorea billiger als Elektrizität. FELD HOMMES Fotograf Gulliver Theis und Drehbuchautor Björn Thoenicke haben an einer einwöchigen Reise durch Nordkorea teilgenommen. Gemeinsam in einer Gruppe von neun Touristen aus dem westlichen Ausland, fast alle Medienvertreter, was natürlich strengstens verboten ist, da nur Privatpersonen die Einreise gestattet ist. Die Eindrücke unseres Teams aus Wort und Bild vermitteln einen präzisen Eindruck von dem Versuch, durch kleine Sabotagen den Unterhaltungswert der Reise zu erhöhen. Immerhin ein Stückchen Realität. Denn von den  Millionen „normalen“ Nordkoreanern bekommt kein Tourist etwas zu sehen. Ob es die überhaupt gibt?

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Schlusscredits Schlusscredits (www.musterwebsite.com) Schlusscredits (www.musterwebsite.com) Schlusscredits Schlusscredits (www.musterwebsite.com) SchlusscreditsSchlusscreditsSchlusscredits SchlusscreditsSchluss(www.musterwebsite.com) SchlusscreditsSchluss Schlusscredits Schlusscredits Schlusscredits (www.musterwebsite.com)

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Schlusscredits Schlusscredits (www.musterwebsite.com) Schlusscredits (www.musterwebsite.com) Schlusscredits Schlusscredits (www.musterwebsite.com) SchlusscreditsSchlusscreditsSchlusscredits SchlusscreditsSchluss(www.musterwebsite.com) SchlusscreditsSchluss Schlusscredits Schlusscredits Schlusscredits (www.musterwebsite.com)

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 Die Air-Koryo-Maschine von Peking nach Pjöngjang ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Die ersten Gäste stecken sich nach Eintritt in die Maschine ihr kleines Abzeichen mit dem Bild des großen Führers an das Revers. Ein Sitz bleibt frei. Die Ersten witzeln, dass es Tradition sei, immer einen Sitz in der Maschine freizulassen. Andenken an den lieben Führer. Die Stewardessen haben hübsche Uniformen aus Tüll an und servieren Bier und Propagandazeitschriften.

    Am nächsten Morgen bereisen wir die ersten fünf Statuen, die den großen Führer oder seinen Sohn, den lieben Führer, zeigen. Gulliver wird von unseren Führern aufgefordert, Blumen zu kaufen und an der Statue niederzulegen. Widerwillig tritt Gulliver an die Statue heran. Die Führer begleiten ihn und bleiben dicht neben ihm. Sie fordern ihn auf, sich zu verbeugen. Die anderen Mitglieder unserer Reisegruppe lachen. Doch in dieser Woche wird jeder einmal Blumen niederlegen müssen.

 Die erste Amtshandlung unserer Führer ist das Einsammeln und Versiegeln aller Handys in einem Sack, der mit einer Plombe aus Blei verschlossen wird. Als ein Handy klingelt, beginnen fünf Besucher nacheinander ihre Handys durch den Stoff hindurch abzutasten. Wer hat sein Handy nicht ausgeschaltet – und gibt es wirklich ein Handynetz in Pjöngjang?

 Unsere Reisegruppe besteht aus neun Reisenden, einem Busfahrer und drei Aufpassern. Einer davon ist ein Lehrling des Reiseleiters und der unangenehmste aller Aufpasser. Wir nennen ihn „Stasi“, was ihn nicht stört. Am nächsten Denkmal beschließen wir einen Ausbruchsversuch. In Zweiergruppen schwärmen wir aus, was die Führer verunsichert. Der Besuch der Hauptstraße in Pjöngjang wird daraufhin abgesagt, und der Lehrling möchte die Bilder auf unseren Digitalkameras sehen.

  Nach kurzer Anfahrt in einem Bus, in dem sich drei Aufpasser strategisch klug in den Ecken positioniert haben, um das Fotografierverbot durchzusetzen, erreichen wir das Luxushotel auf einer Insel mitten in Pjöngjang. Aus Angst, die Touristen könnten sich „verlaufen“, dürfen wir die Insel nicht verlassen. Aber es gibt ein sich drehendes Restaurant und einen Puff im Keller. Wir verbringen den Abend im Hotel.    Das Hotel ist für mehr als . Gäste. Wir sehen aber nur eine andere Reisegruppe beim Abendessen. Auf dem Weg zu unseren Zimmern stoppen wir den Fahrstuhl aus Neugier in einem anderen Geschoss. Nach einigen Metern kommen uns zwei Frauen, die den Stock überwachen, entgegen. Wir sind hier falsch. Im nächsten Geschoss sitzen wieder zwei Frauen auf Klappstühlen. Als wir in unserem Stockwerk ankommen, freuen sich die Damen auf dem Flur schon auf uns. Sie sind über unsere Ankunft informiert.  Zwischen unseren Betten ist ein Schränkchen mit einer Lampe und einem eingebauten Radio, das nicht funktioniert. Als wir den Schrank abrücken, sehen wir ein Bündel von mehr als  Kabeln, die in die Rückwand führen. Wir versuchen bayerisch, also für Dolmetscher unverständlich, zu reden. Vielleicht freuen sich dann auch die Bewohner des siebeneinhalbten Stockwerks über unser Geplauder. .  . Eine Karte zu dem Massenevent kostet  Dollar. Ein Amerikaner meint, Britney Spears koste genauso viel. Unser Führer erklärt uns daraufhin, dass für jede Aufführung mehr als . Athleten nötig seien. Außerdem wären die unteren Sitzreihen billiger. Unsere Führer kündigen die eindrucksvolle Show an. In das Stadion passen . Menschen, es ist das zweitgrößte der Welt. Wir sollen nach vorne schauen, links sitzen Parteikader, die sollen wir nicht anstarren und keine Bilder von ihnen machen. Umdrehen ist auch nicht erwünscht, denn hinter uns geben riesige Scheinwerfer die Signale für die Akteure. Die Steuerung sei ein geheimes Patent, deuten die Führer an. Schließlich ist Arirang einzigartig. Wir beschließen, das Patent zu stehlen und den Karneval in Rio zu revolutionieren.

 Auf den Straßen stehen unglaublich hübsche Polizistinnen, die in einer Art Technotanz den Verkehr regeln. Die Führer freuen sich über meine lautstarke Begeisterung über die schönen Uniformen und die tollen Bewegungen. Der Rest der Gruppe (Amerikaner, Franzosen, Kroaten, Schweden und Iren) meint, das sei keine echte Begeisterung, das läge bei den Deutschen in den Genen. Die Führer sind trotzdem angetan, wir dürfen eine Polizistin fotografieren und sogar die Hauptstraße entlanggehen. Wir geben unsere Fotoapparate beim Busfahrer ab und dürfen, mit dem Versprechen, in einer Gruppe zu bleiben, die Hauptstraße Pjöngjangs entlanggehen!  Wenn wir nicht vor Denkmälern und Ruhmeshallen stehen, sitzen wir im Bus und fahren durch Pjöngjang. Nach einem Tag kennen wir uns super aus, da wir in ständig neuen Kombinationen durch die gleichen Viertel fahren. Als sich der Busfahrer verfährt, landen wir in einem heruntergekommenen Hochhausviertel. Die Führer werden unruhig und fordern energisch ein absolutes Fotografierverbot.    Wir erreichen das Mausoleum des großen Führers. Nachdem wieder alle Kameras eingesammelt worden sind, geht es auf mehr als dreihundert Meter langen Rolltreppen aus Deutschland in das Allerheiligste. Vorher passieren wir aber noch einen Metalldetektor, werden durchsucht und ein riesiges Gebläse reinigt unsere verschmutzten Leiber. Eine zerzauste Gruppe nähert sich ehrfürchtig dem einbalsamierten Führer. Wir bekommen Audioguides, welche die Trauer nach dem Tod des großen Führers beschreiben. „Tears cristalized on the floor.“ Als wir vor dem Führer im Glaskasten stehen, weigern sich zwei Schwedinnen, die nötige Verbeugung vor dem Führer zu machen. Sie bekreuzigen sich und werden direkt aus dem Raum geführt. Etwas später stehen wir in der Medaillensammlung des Führers, als das Licht ausfällt. Es gibt kein Fenster und erst nach einigen Minuten ist das Licht wieder an. Einige Besucher vertreiben sich die Zeit und stöhnen lustvoll im Dunkeln. Die Schwedinnen warten draußen.

Fotografie: Gulliver Theis (www.gullivertheis.de)

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 Die Air-Koryo-Maschine von Peking nach Pjöngjang ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Die ersten Gäste stecken sich nach Eintritt in die Maschine ihr kleines Abzeichen mit dem Bild des großen Führers an das Revers. Ein Sitz bleibt frei. Die Ersten witzeln, dass es Tradition sei, immer einen Sitz in der Maschine freizulassen. Andenken an den lieben Führer. Die Stewardessen haben hübsche Uniformen aus Tüll an und servieren Bier und Propagandazeitschriften.

    Am nächsten Morgen bereisen wir die ersten fünf Statuen, die den großen Führer oder seinen Sohn, den lieben Führer, zeigen. Gulliver wird von unseren Führern aufgefordert, Blumen zu kaufen und an der Statue niederzulegen. Widerwillig tritt Gulliver an die Statue heran. Die Führer begleiten ihn und bleiben dicht neben ihm. Sie fordern ihn auf, sich zu verbeugen. Die anderen Mitglieder unserer Reisegruppe lachen. Doch in dieser Woche wird jeder einmal Blumen niederlegen müssen.

 Die erste Amtshandlung unserer Führer ist das Einsammeln und Versiegeln aller Handys in einem Sack, der mit einer Plombe aus Blei verschlossen wird. Als ein Handy klingelt, beginnen fünf Besucher nacheinander ihre Handys durch den Stoff hindurch abzutasten. Wer hat sein Handy nicht ausgeschaltet – und gibt es wirklich ein Handynetz in Pjöngjang?

 Unsere Reisegruppe besteht aus neun Reisenden, einem Busfahrer und drei Aufpassern. Einer davon ist ein Lehrling des Reiseleiters und der unangenehmste aller Aufpasser. Wir nennen ihn „Stasi“, was ihn nicht stört. Am nächsten Denkmal beschließen wir einen Ausbruchsversuch. In Zweiergruppen schwärmen wir aus, was die Führer verunsichert. Der Besuch der Hauptstraße in Pjöngjang wird daraufhin abgesagt, und der Lehrling möchte die Bilder auf unseren Digitalkameras sehen.

  Nach kurzer Anfahrt in einem Bus, in dem sich drei Aufpasser strategisch klug in den Ecken positioniert haben, um das Fotografierverbot durchzusetzen, erreichen wir das Luxushotel auf einer Insel mitten in Pjöngjang. Aus Angst, die Touristen könnten sich „verlaufen“, dürfen wir die Insel nicht verlassen. Aber es gibt ein sich drehendes Restaurant und einen Puff im Keller. Wir verbringen den Abend im Hotel.    Das Hotel ist für mehr als . Gäste. Wir sehen aber nur eine andere Reisegruppe beim Abendessen. Auf dem Weg zu unseren Zimmern stoppen wir den Fahrstuhl aus Neugier in einem anderen Geschoss. Nach einigen Metern kommen uns zwei Frauen, die den Stock überwachen, entgegen. Wir sind hier falsch. Im nächsten Geschoss sitzen wieder zwei Frauen auf Klappstühlen. Als wir in unserem Stockwerk ankommen, freuen sich die Damen auf dem Flur schon auf uns. Sie sind über unsere Ankunft informiert.  Zwischen unseren Betten ist ein Schränkchen mit einer Lampe und einem eingebauten Radio, das nicht funktioniert. Als wir den Schrank abrücken, sehen wir ein Bündel von mehr als  Kabeln, die in die Rückwand führen. Wir versuchen bayerisch, also für Dolmetscher unverständlich, zu reden. Vielleicht freuen sich dann auch die Bewohner des siebeneinhalbten Stockwerks über unser Geplauder. .  . Eine Karte zu dem Massenevent kostet  Dollar. Ein Amerikaner meint, Britney Spears koste genauso viel. Unser Führer erklärt uns daraufhin, dass für jede Aufführung mehr als . Athleten nötig seien. Außerdem wären die unteren Sitzreihen billiger. Unsere Führer kündigen die eindrucksvolle Show an. In das Stadion passen . Menschen, es ist das zweitgrößte der Welt. Wir sollen nach vorne schauen, links sitzen Parteikader, die sollen wir nicht anstarren und keine Bilder von ihnen machen. Umdrehen ist auch nicht erwünscht, denn hinter uns geben riesige Scheinwerfer die Signale für die Akteure. Die Steuerung sei ein geheimes Patent, deuten die Führer an. Schließlich ist Arirang einzigartig. Wir beschließen, das Patent zu stehlen und den Karneval in Rio zu revolutionieren.

 Auf den Straßen stehen unglaublich hübsche Polizistinnen, die in einer Art Technotanz den Verkehr regeln. Die Führer freuen sich über meine lautstarke Begeisterung über die schönen Uniformen und die tollen Bewegungen. Der Rest der Gruppe (Amerikaner, Franzosen, Kroaten, Schweden und Iren) meint, das sei keine echte Begeisterung, das läge bei den Deutschen in den Genen. Die Führer sind trotzdem angetan, wir dürfen eine Polizistin fotografieren und sogar die Hauptstraße entlanggehen. Wir geben unsere Fotoapparate beim Busfahrer ab und dürfen, mit dem Versprechen, in einer Gruppe zu bleiben, die Hauptstraße Pjöngjangs entlanggehen!  Wenn wir nicht vor Denkmälern und Ruhmeshallen stehen, sitzen wir im Bus und fahren durch Pjöngjang. Nach einem Tag kennen wir uns super aus, da wir in ständig neuen Kombinationen durch die gleichen Viertel fahren. Als sich der Busfahrer verfährt, landen wir in einem heruntergekommenen Hochhausviertel. Die Führer werden unruhig und fordern energisch ein absolutes Fotografierverbot.    Wir erreichen das Mausoleum des großen Führers. Nachdem wieder alle Kameras eingesammelt worden sind, geht es auf mehr als dreihundert Meter langen Rolltreppen aus Deutschland in das Allerheiligste. Vorher passieren wir aber noch einen Metalldetektor, werden durchsucht und ein riesiges Gebläse reinigt unsere verschmutzten Leiber. Eine zerzauste Gruppe nähert sich ehrfürchtig dem einbalsamierten Führer. Wir bekommen Audioguides, welche die Trauer nach dem Tod des großen Führers beschreiben. „Tears cristalized on the floor.“ Als wir vor dem Führer im Glaskasten stehen, weigern sich zwei Schwedinnen, die nötige Verbeugung vor dem Führer zu machen. Sie bekreuzigen sich und werden direkt aus dem Raum geführt. Etwas später stehen wir in der Medaillensammlung des Führers, als das Licht ausfällt. Es gibt kein Fenster und erst nach einigen Minuten ist das Licht wieder an. Einige Besucher vertreiben sich die Zeit und stöhnen lustvoll im Dunkeln. Die Schwedinnen warten draußen.

Fotografie: Gulliver Theis (www.gullivertheis.de)

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EXPÉRIENCE

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Fünf Jahre lang hat Joris Luyendijk im Nahen Osten mit Steinewerfern, Taxifahrern und Professoren, mit Opfern, Tätern und deren Familien gesprochen. Er hat Terror und Krieg aus nächster Nähe beobachtet und das Dilemma des politischen Auslandsjournalismus erlebt. Dass dabei objektive Berichterstattung nicht möglich ist, behauptet jeder zu wissen. Aber Luyendijk kann sogar erklären, warum. Von Vito Avantario (Interview) und David Silverman (Foto)

Er berichtete aus Ägypten, dem Libanon und Israel. Er war mit­ tendrin in dem komplizierten Geflecht aus medialen Strategien und Inszenierungen, dem Verschweigen und gezielten Streuen von Informationen von allen Seiten. Manipulationsversuche, aber auch scheinbar unüberbrückbare kulturelle Differenzen verhindern zu oft die Darstellung einer Realität, von der es bekanntermaßen ohnehin immer mehrere Versionen gibt. In seinem Buch „Wie im echten Leben. Von Bildern und Lügen in Zeiten des Krieges“ hat Luyendijk nach seiner Heimkehr aus dem Nahen Osten die Unmöglichkeit, innerhalb der Kriegs­ wirren die Wahrheit herauszufinden, aufgeschrieben. Sein Buch erschien 2006, war in den Niederlanden ein großer Erfolg und verkaufte sich binnen eines Jahres 120.000 Mal, obwohl kaum Rezensionen darüber erschienen. Immerhin aber erhielt Luyen­ dijk 2007 die Auszeichnung „Journalist des Jahres“. FELD hommes Autor Vito Avantario hat sich mit Joris Luyendijk, der zurzeit in Amsterdam lebt, via Skype unter­ halten. Wir drucken das Interview in unredigierter, unge­ kürzter Fassung.

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INTERVIEW

Interview

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Fünf Jahre lang hat Joris Luyendijk im Nahen Osten mit Steinewerfern, Taxifahrern und Professoren, mit Opfern, Tätern und deren Familien gesprochen. Er hat Terror und Krieg aus nächster Nähe beobachtet und das Dilemma des politischen Auslandsjournalismus erlebt. Dass dabei objektive Berichterstattung nicht möglich ist, behauptet jeder zu wissen. Aber Luyendijk kann sogar erklären, warum. Von Vito Avantario (Interview) und David Silverman (Foto)

Er berichtete aus Ägypten, dem Libanon und Israel. Er war mit­ tendrin in dem komplizierten Geflecht aus medialen Strategien und Inszenierungen, dem Verschweigen und gezielten Streuen von Informationen von allen Seiten. Manipulationsversuche, aber auch scheinbar unüberbrückbare kulturelle Differenzen verhindern zu oft die Darstellung einer Realität, von der es bekanntermaßen ohnehin immer mehrere Versionen gibt. In seinem Buch „Wie im echten Leben. Von Bildern und Lügen in Zeiten des Krieges“ hat Luyendijk nach seiner Heimkehr aus dem Nahen Osten die Unmöglichkeit, innerhalb der Kriegs­ wirren die Wahrheit herauszufinden, aufgeschrieben. Sein Buch erschien 2006, war in den Niederlanden ein großer Erfolg und verkaufte sich binnen eines Jahres 120.000 Mal, obwohl kaum Rezensionen darüber erschienen. Immerhin aber erhielt Luyen­ dijk 2007 die Auszeichnung „Journalist des Jahres“. FELD hommes Autor Vito Avantario hat sich mit Joris Luyendijk, der zurzeit in Amsterdam lebt, via Skype unter­ halten. Wir drucken das Interview in unredigierter, unge­ kürzter Fassung.

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INTERVIEW

Interview

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vito avantario

10:44:41

Sie meinen, die Berichterstattung aus Krisengebieten wie Israel, Palästina, Irak oder Afghanistan ist verkürzt und entstellt Realitäten, sodass es unweigerlich zu – sagen wir einmal – Wahrnehmungsverzerrungen bei Mediennutzern im Westen kommen muss?

joris luyendijk

Chat History with (zjorzj) Created on 2007-12-18/10:29:42 2007-12-18 vito avantario

10:32:17

Guten Morgen, Joris, sind Sie da?

joris luyendijk

10:32:35

Ja, hallo, ich bin hier! Lassen Sie uns loslegen! vito avantario

10:33:08

O.k. Üblicherweise nimmt der Leser eines Interviews in einer Zeitschrift wie dieser an, die Gesprächspartner würden in einem Raum sitzen und sich in die Augen schauen, während sie miteinander sprechen. Wir beide aber sitzen rund 400 Kilometer voneinander entfernt und sind via Skype miteinander verbunden. Sie haben jahrelang unter anderem für das niederländische Fernsehen aus Krisengebieten berichtet. Sie kennen also diese Frage, die ein Anchorman seinem Korrespondenten stellt, wenn er um eine Analyse der Lage bittet: „Joris, wie ist die aktuelle Situation bei Ihnen?“

joris luyendijk

10:37:39

Vito, ich befinde mich in meinem Büro am Oudezijds Voorburgwal, einem der ältesten Kanäle von Amsterdam, mitten im Herzen des Rotlichtviertels. Während ich Ihnen meine Antworten tippe, sehe ich Menschen im „Erotic Cellar“ (Kabinen, Videos, Leder, Präser und Spezialitäten) ein- und ausgehen. Ich frage mich gerade zum ersten Mal, was wohl die „Spezialitäten“ dieses Kellers sind. vito avantario

10:39:35

Vielleicht sollten Sie einige Recherchen in Amsterdam anstellen. Sie sind seit Längerem wieder zurück in der Stadt.

joris luyendijk

10:43:31

Ja, ich bin im April 2003 nach Amsterdam zurückgekehrt, nach dem Fall beziehungsweise der Befreiung – ganz wie Sie es sehen wollen – von Bagdad. Danach habe ich drei Jahre benötigt, um das Buch zu schreiben, über das wir reden wollen. Das vergangene Jahr habe ich Lesungen gehalten und an Podiumsdiskussionen teilgenommen. Dann habe ich Artikel geschrieben über das Engagement der niederländischen Armee in der afghanischen Provinz Uruzgan. Hier wurden alle Manipulationen der Öffentlichkeit wiederholt, wie damals während des Run-up der Amerikaner im Irak. Beispielsweise hat man von keinem holländischen Medium vermittelt bekommen, warum die Taliban den Westen eigentlich bekämpfen. Was sind ihre Motive? Welche Sicht der Welt haben sie? Welche Strategien verfolgen sie? Und was denken eigentlich normale Afghanen über die Krise, die militärischen Aktionen und die politische Konstellation in ihrem Land? 102

Interview

10:45:01

Ja. Die heutige Berichterstattung über Afghanistan benötigt etwas, was schon in jener nach den Anschlägen auf das WTC nötig gewesen wäre oder bei der über die Vorbereitungen der USA auf den Krieg im Irak: die Erkenntnis, dass die herkömmlichen Methoden der demokratisch verankerten Medien­berichterstattung in undemokratischen Umständen nicht greifen können. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Anders als die Presseabteilung des niederländischen Verteidigungsministeriums geben die Taliban Ihnen keine druckfähigen Kommentare für das, was sie tun. Selbst wenn sie es täten, würde das TV-Publikum viele der Verlautbarungen nicht verstehen, weil die von ihnen verwendeten Terminologien im Niederländischen oder auch Deutschen befremdliche Assoziationen auslösen, wenn nicht sogar etwas gänzlich anderes bedeuten würden. vito avantario

10:47:01

Wie also müssten Medien auf derartig schwierige Umstände der Berichterstattung reagieren?

joris luyendijk

10:47:31

Korrespondenten müssen Zuschauern, Lesern und Zuhörern andere Formen des Journalismus bieten, in denen sie ihnen erklären: „Hört zu, die Taliban haben keine PR-Maschinerie laufen, wie etwa die Verteidigungsministerien der westlichen Alliierten. Aber dennoch haben die Taliban eine eigene Sicht der Dinge, wie sie in Afghanistan geschehen ...“ Übertrage ich die Erfahrungen meiner Arbeit aus Israel und der arabischen Welt theoretisch auf Afghanistan, müsste ein Korrespondent dort Sympathisanten der Taliban in Pakistan treffen, deren Radiosender hören sowie Websites lesen und seine Berichterstattung danach ausrichten, indem man den Konflikt – auch – aus der Sicht der Taliban schildert, um sich auf diese Weise einem Gesamtbild der Angelegenheit zu nähern. Ein Problem würden Sie als Journalist dort haben, wenn Sie Privatpersonen interviewen und die Informationen verifizieren wollen, was eine der zentralen Methoden des angelsächsischen Journalismus ist: Viele der Befragten würden die Unwahrheit sagen, weil sie sich nicht in Gefahr begeben wollen. Die klassischen Methoden dessen also, was wir im Westen als Journalismus verstehen, greifen in vielen Ländern des Nahen Ostens nicht. Was westliche Korrespondenten demnach ihrem Publikum gleichzeitig sagen müssten, ist Folgendes: „Wir sind hier zwar näher dran als ihr, wir sprechen auch viele Menschen, aber in aller Konsequenz können wir euch nicht wirklich sagen, was vor Ort passiert oder was die Einheimischen wissen. Unsere Berichterstattung ist verkürzt. Wir kennen die Wahrheit nicht.“

vito avantario

10:50:53

In Ihrem Buch schildern Sie die Schwierigkeiten von Kor­ respondenten demokratischer Medien aus dem Westen, un­ demokratische Verhältnisse in Staaten des Nahen Ostens dar­ zustellen. Man kann Ihr Buch aber auch so lesen: Es beschreibt nicht nur die Schwierigkeiten. Es schildert eigentlich die totale Bankrotterklärung des westlichen Korrespondenten-Journalis­ mus im Nahen Osten. joris luyendijk

10:53:20

Sie haben absolut recht und es tut mir leid, es sagen zu müssen: Der Journalismus, wie wir ihn in westlichen Staa­ ten kennen, ist in demokratischen Kontexten gewachsen, in denen Menschen sich in Parteien und Bewegungen organi­ sieren. Korrespondenten beobachten hier die Parlamente, sie verfolgen die Meinungsführer und die nationalen Medien. Es findet ein Diskurs statt, der nachvollziehbar ist und da­ mit auch kritisierbar und wandelbar. Was bei uns passiert, ist spiegelbildlich Ausdruck einer offenen Gesellschaft und auch journalistisch darstellbar. In Ländern wie Afghanistan, Ägypten oder Saudi-Arabien dagegen werden wichtige op­ positionelle Stimmen unterdrückt. Dissidenten werden in Gefängnisse gesteckt, aussortiert oder getötet. Die gewöhn­ lichen Menschen haben Angst, offen zu reden oder werden von den staatlichen Medien manipuliert. Unsere Berichter­ stattung aber impliziert häufig, dass dort Parlamente regie­ ren, die strukturiert und aufgestellt sind wie unsere. Auf diese Weise führt sie ihre Nutzer hinters Licht. Aus diesem Grund muss ich Ihnen recht geben: Unser Journalismus stößt an sei­ ne Grenzen. Und was schlimmer ist, wir geben es nicht zu, sondern vermitteln ständig den Eindruck, als wüssten und verstünden wir, was da vor sich geht. Wir sollten dies erken­ nen, damit wir nicht weiterhin entstellte Bilder verbreiten. vito avantario

In diesem Moment hätten wir die politischen Führungen der Alliierten fragen müssen: „Wenn die Strukturen und gesell­ schaftlichen Gegebenheiten undurchsichtig sind, wie glauben Sie, werden die Iraker den Einmarsch aufnehmen? Und wenn sie gegen eine Invasion sind, wie sehen in diesem Fall Ihre Szenarien aus?“ Das wären damals kluge, angebrachte Fragen gewesen. Die Amerikaner und die politischen Leader der Al­ liierten – darunter auch die niederländische Führung – hätte Antworten müssen: „Wir haben keine Szenarien dafür, falls wir Befreiungsmächte anstelle mit Reis und Blumen mit Bomben und Granaten empfangen werden ...“ vito avantario

11:13:03

Könnte die Berichterstattung objektiver sein, wenn man Konfliktparteien gleiche Anteile an Zeit und Formaten in den Medien zur Verfügung stellen würde?

joris luyendijk

11:15:06

Nein. Wir können auch nicht objektiver sein, wenn wir beispielsweise den Israelis und den Palästinensern die gleiche Gesprächsdauer einräumen, weil die israelische PR-Arbeit un­ vergleichbar gut ist, während die der Palästinenser stümperhaft ist. Sie macht die Dinge aber nicht wahrer, die die Israelis ver­ breiten. Und jene nicht unwahrer, die Palästinenser kommuni­ zieren. Es besteht ein absolutes Ungleichgewicht zwischen den Lagern darüber, mit welchen Methoden, welcher Finanzkraft und welchen strategischen Kanälen Informationen gestreut und verzerrt werden. Um dieses massive Ungleichgewicht an Möglichkeiten journalistisch aufzufangen, kenne ich keine Lö­ sung: Den Palästinensern mehr Gesprächszeit einzuräumen, würde bedeuten, eine neue subjektive Position zu beziehen, was wieder neue PR-Strategien der Gegenseite auslösen würde, auf die man als Berichterstatter wiederum reagieren müsste. Die Sache ist verzwickt. Die Qualitätsmedien sollten sich also ihre Subjektivität eingestehen und den Zuschauern, Zuhörern und Lesern transparent machen.

11:07:00

In den Niederlanden besitzen Tageszeitungen wie Volkskrant oder NRC Handelsblad großes Vertrauen bei den Lesern. In Deutschland sind es Medien wie die Tagesschau, Der Spiegel oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die vertrauenswür­ dig sind, weil sie seit Jahrzehnten glaubwürdige Berichterstat­ tung liefern. Der Glauben der Verbraucher an das Wissen, das über Medien verbreitet wird, basiert auf Vertrauen. Damit sie Vertrauen in Medien aufbauen, müssen diese sehr lange Zeit fundierte Arbeit leisten. Rechtfertigen diese vermeintlichen Qualitätsmedien das Vertrauen nicht, das in sie gesetzt wird?

joris luyendijk

11:11:48

Das Problem liegt darin, dass Medienmacher ein Verspre­ chen implizieren, das sie nicht einhalten und auch nicht ein­ halten können. Sie sind weder objektiv noch wissen sie alles. Wir können aber nicht alles wissen, weil vieles von dem, was wir in Krisengebieten in Erfahrung bringen, strukturell un­ durchsichtig ist. Zum Beispiel der Irak unter Saddam. Wir konnten nicht wissen, wie der normale Iraker über den Ein­ marsch der amerikanischen Truppen gedacht hat, weil diese Form der authentischen Berichterstattung unter Saddam nicht möglich war. Stellen Sie sich vor, wir von den Medien hätten dies von vornherein ehrlich gesagt: „Wir wissen nichts Ge­ naues, wir kennen die Stimmungen im Land nicht und haben keine Ahnung, worauf der ganze Konflikt im Irak zusteuert!“ Interview

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vito avantario

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Sie meinen, die Berichterstattung aus Krisengebieten wie Israel, Palästina, Irak oder Afghanistan ist verkürzt und entstellt Realitäten, sodass es unweigerlich zu – sagen wir einmal – Wahrnehmungsverzerrungen bei Mediennutzern im Westen kommen muss?

joris luyendijk

Chat History with (zjorzj) Created on 2007-12-18/10:29:42 2007-12-18 vito avantario

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Guten Morgen, Joris, sind Sie da?

joris luyendijk

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Ja, hallo, ich bin hier! Lassen Sie uns loslegen! vito avantario

10:33:08

O.k. Üblicherweise nimmt der Leser eines Interviews in einer Zeitschrift wie dieser an, die Gesprächspartner würden in einem Raum sitzen und sich in die Augen schauen, während sie miteinander sprechen. Wir beide aber sitzen rund 400 Kilometer voneinander entfernt und sind via Skype miteinander verbunden. Sie haben jahrelang unter anderem für das niederländische Fernsehen aus Krisengebieten berichtet. Sie kennen also diese Frage, die ein Anchorman seinem Korrespondenten stellt, wenn er um eine Analyse der Lage bittet: „Joris, wie ist die aktuelle Situation bei Ihnen?“

joris luyendijk

10:37:39

Vito, ich befinde mich in meinem Büro am Oudezijds Voorburgwal, einem der ältesten Kanäle von Amsterdam, mitten im Herzen des Rotlichtviertels. Während ich Ihnen meine Antworten tippe, sehe ich Menschen im „Erotic Cellar“ (Kabinen, Videos, Leder, Präser und Spezialitäten) ein- und ausgehen. Ich frage mich gerade zum ersten Mal, was wohl die „Spezialitäten“ dieses Kellers sind. vito avantario

10:39:35

Vielleicht sollten Sie einige Recherchen in Amsterdam anstellen. Sie sind seit Längerem wieder zurück in der Stadt.

joris luyendijk

10:43:31

Ja, ich bin im April 2003 nach Amsterdam zurückgekehrt, nach dem Fall beziehungsweise der Befreiung – ganz wie Sie es sehen wollen – von Bagdad. Danach habe ich drei Jahre benötigt, um das Buch zu schreiben, über das wir reden wollen. Das vergangene Jahr habe ich Lesungen gehalten und an Podiumsdiskussionen teilgenommen. Dann habe ich Artikel geschrieben über das Engagement der niederländischen Armee in der afghanischen Provinz Uruzgan. Hier wurden alle Manipulationen der Öffentlichkeit wiederholt, wie damals während des Run-up der Amerikaner im Irak. Beispielsweise hat man von keinem holländischen Medium vermittelt bekommen, warum die Taliban den Westen eigentlich bekämpfen. Was sind ihre Motive? Welche Sicht der Welt haben sie? Welche Strategien verfolgen sie? Und was denken eigentlich normale Afghanen über die Krise, die militärischen Aktionen und die politische Konstellation in ihrem Land? 102

Interview

10:45:01

Ja. Die heutige Berichterstattung über Afghanistan benötigt etwas, was schon in jener nach den Anschlägen auf das WTC nötig gewesen wäre oder bei der über die Vorbereitungen der USA auf den Krieg im Irak: die Erkenntnis, dass die herkömmlichen Methoden der demokratisch verankerten Medien­berichterstattung in undemokratischen Umständen nicht greifen können. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Anders als die Presseabteilung des niederländischen Verteidigungsministeriums geben die Taliban Ihnen keine druckfähigen Kommentare für das, was sie tun. Selbst wenn sie es täten, würde das TV-Publikum viele der Verlautbarungen nicht verstehen, weil die von ihnen verwendeten Terminologien im Niederländischen oder auch Deutschen befremdliche Assoziationen auslösen, wenn nicht sogar etwas gänzlich anderes bedeuten würden. vito avantario

10:47:01

Wie also müssten Medien auf derartig schwierige Umstände der Berichterstattung reagieren?

joris luyendijk

10:47:31

Korrespondenten müssen Zuschauern, Lesern und Zuhörern andere Formen des Journalismus bieten, in denen sie ihnen erklären: „Hört zu, die Taliban haben keine PR-Maschinerie laufen, wie etwa die Verteidigungsministerien der westlichen Alliierten. Aber dennoch haben die Taliban eine eigene Sicht der Dinge, wie sie in Afghanistan geschehen ...“ Übertrage ich die Erfahrungen meiner Arbeit aus Israel und der arabischen Welt theoretisch auf Afghanistan, müsste ein Korrespondent dort Sympathisanten der Taliban in Pakistan treffen, deren Radiosender hören sowie Websites lesen und seine Berichterstattung danach ausrichten, indem man den Konflikt – auch – aus der Sicht der Taliban schildert, um sich auf diese Weise einem Gesamtbild der Angelegenheit zu nähern. Ein Problem würden Sie als Journalist dort haben, wenn Sie Privatpersonen interviewen und die Informationen verifizieren wollen, was eine der zentralen Methoden des angelsächsischen Journalismus ist: Viele der Befragten würden die Unwahrheit sagen, weil sie sich nicht in Gefahr begeben wollen. Die klassischen Methoden dessen also, was wir im Westen als Journalismus verstehen, greifen in vielen Ländern des Nahen Ostens nicht. Was westliche Korrespondenten demnach ihrem Publikum gleichzeitig sagen müssten, ist Folgendes: „Wir sind hier zwar näher dran als ihr, wir sprechen auch viele Menschen, aber in aller Konsequenz können wir euch nicht wirklich sagen, was vor Ort passiert oder was die Einheimischen wissen. Unsere Berichterstattung ist verkürzt. Wir kennen die Wahrheit nicht.“

vito avantario

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In Ihrem Buch schildern Sie die Schwierigkeiten von Kor­ respondenten demokratischer Medien aus dem Westen, un­ demokratische Verhältnisse in Staaten des Nahen Ostens dar­ zustellen. Man kann Ihr Buch aber auch so lesen: Es beschreibt nicht nur die Schwierigkeiten. Es schildert eigentlich die totale Bankrotterklärung des westlichen Korrespondenten-Journalis­ mus im Nahen Osten. joris luyendijk

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Sie haben absolut recht und es tut mir leid, es sagen zu müssen: Der Journalismus, wie wir ihn in westlichen Staa­ ten kennen, ist in demokratischen Kontexten gewachsen, in denen Menschen sich in Parteien und Bewegungen organi­ sieren. Korrespondenten beobachten hier die Parlamente, sie verfolgen die Meinungsführer und die nationalen Medien. Es findet ein Diskurs statt, der nachvollziehbar ist und da­ mit auch kritisierbar und wandelbar. Was bei uns passiert, ist spiegelbildlich Ausdruck einer offenen Gesellschaft und auch journalistisch darstellbar. In Ländern wie Afghanistan, Ägypten oder Saudi-Arabien dagegen werden wichtige op­ positionelle Stimmen unterdrückt. Dissidenten werden in Gefängnisse gesteckt, aussortiert oder getötet. Die gewöhn­ lichen Menschen haben Angst, offen zu reden oder werden von den staatlichen Medien manipuliert. Unsere Berichter­ stattung aber impliziert häufig, dass dort Parlamente regie­ ren, die strukturiert und aufgestellt sind wie unsere. Auf diese Weise führt sie ihre Nutzer hinters Licht. Aus diesem Grund muss ich Ihnen recht geben: Unser Journalismus stößt an sei­ ne Grenzen. Und was schlimmer ist, wir geben es nicht zu, sondern vermitteln ständig den Eindruck, als wüssten und verstünden wir, was da vor sich geht. Wir sollten dies erken­ nen, damit wir nicht weiterhin entstellte Bilder verbreiten. vito avantario

In diesem Moment hätten wir die politischen Führungen der Alliierten fragen müssen: „Wenn die Strukturen und gesell­ schaftlichen Gegebenheiten undurchsichtig sind, wie glauben Sie, werden die Iraker den Einmarsch aufnehmen? Und wenn sie gegen eine Invasion sind, wie sehen in diesem Fall Ihre Szenarien aus?“ Das wären damals kluge, angebrachte Fragen gewesen. Die Amerikaner und die politischen Leader der Al­ liierten – darunter auch die niederländische Führung – hätte Antworten müssen: „Wir haben keine Szenarien dafür, falls wir Befreiungsmächte anstelle mit Reis und Blumen mit Bomben und Granaten empfangen werden ...“ vito avantario

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Könnte die Berichterstattung objektiver sein, wenn man Konfliktparteien gleiche Anteile an Zeit und Formaten in den Medien zur Verfügung stellen würde?

joris luyendijk

11:15:06

Nein. Wir können auch nicht objektiver sein, wenn wir beispielsweise den Israelis und den Palästinensern die gleiche Gesprächsdauer einräumen, weil die israelische PR-Arbeit un­ vergleichbar gut ist, während die der Palästinenser stümperhaft ist. Sie macht die Dinge aber nicht wahrer, die die Israelis ver­ breiten. Und jene nicht unwahrer, die Palästinenser kommuni­ zieren. Es besteht ein absolutes Ungleichgewicht zwischen den Lagern darüber, mit welchen Methoden, welcher Finanzkraft und welchen strategischen Kanälen Informationen gestreut und verzerrt werden. Um dieses massive Ungleichgewicht an Möglichkeiten journalistisch aufzufangen, kenne ich keine Lö­ sung: Den Palästinensern mehr Gesprächszeit einzuräumen, würde bedeuten, eine neue subjektive Position zu beziehen, was wieder neue PR-Strategien der Gegenseite auslösen würde, auf die man als Berichterstatter wiederum reagieren müsste. Die Sache ist verzwickt. Die Qualitätsmedien sollten sich also ihre Subjektivität eingestehen und den Zuschauern, Zuhörern und Lesern transparent machen.

11:07:00

In den Niederlanden besitzen Tageszeitungen wie Volkskrant oder NRC Handelsblad großes Vertrauen bei den Lesern. In Deutschland sind es Medien wie die Tagesschau, Der Spiegel oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die vertrauenswür­ dig sind, weil sie seit Jahrzehnten glaubwürdige Berichterstat­ tung liefern. Der Glauben der Verbraucher an das Wissen, das über Medien verbreitet wird, basiert auf Vertrauen. Damit sie Vertrauen in Medien aufbauen, müssen diese sehr lange Zeit fundierte Arbeit leisten. Rechtfertigen diese vermeintlichen Qualitätsmedien das Vertrauen nicht, das in sie gesetzt wird?

joris luyendijk

11:11:48

Das Problem liegt darin, dass Medienmacher ein Verspre­ chen implizieren, das sie nicht einhalten und auch nicht ein­ halten können. Sie sind weder objektiv noch wissen sie alles. Wir können aber nicht alles wissen, weil vieles von dem, was wir in Krisengebieten in Erfahrung bringen, strukturell un­ durchsichtig ist. Zum Beispiel der Irak unter Saddam. Wir konnten nicht wissen, wie der normale Iraker über den Ein­ marsch der amerikanischen Truppen gedacht hat, weil diese Form der authentischen Berichterstattung unter Saddam nicht möglich war. Stellen Sie sich vor, wir von den Medien hätten dies von vornherein ehrlich gesagt: „Wir wissen nichts Ge­ naues, wir kennen die Stimmungen im Land nicht und haben keine Ahnung, worauf der ganze Konflikt im Irak zusteuert!“ Interview

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vito avantario

joris luyendijk

vito avantario

11:16:50

Das Streuen von verdrehten, verzerrten oder vernebelten Informationen ist allerdings nicht nur Instrument der politisch Verantwortlichen im Nahen Osten. Nehmen Sie etwa die Vorbereitungen auf den letzten Irakkrieg: Der britische Premier Tony Blair behauptete am 24.9.03 Saddam Husseins Raketen seien in 45 Minuten einsatzbereit. Einen Tag später ließ BushBeraterin Condoleezza Rice verlautbaren, es gäbe eindeutige Kontakte zwischen dem Irak und der Al Kaida. US-Außenminister Colin Powell hatte zur gleichen Zeit vor der UNO Beweise für Saddams Waffenarsenal ins Feld geführ, die nicht glaubwürdig waren. Dennoch infiltrierten diese Lügen alle internationalen Medien. Ähnliches könnte man also auch bei westlichen Systemen diagnostizieren. 11:19:47

Ja. Leider wissen viele der Journalisten mehr über die Bedingungen, unter denen sie arbeiten, als sie durchblicken lassen. Der Nutzer bekommt eine falsche Vorstellung dessen, wie Informationen entstehen und unter welchen Bedingungen sie weitergegeben werden. Oft werden Abmachungen mit Politikern abgestimmt: Die lassen Informationen durchdringen, dafür erhalten sie im Gegenzug eine prominente Berichterstattung auf den Aufmacherplätzen. Ich konnte auch ein anderes Phäno­ men beobachten: Häufig sind Foto- und Fernsehjournalisten nicht an einem Ort, weil dort etwas passiert. Es geschieht etwas an diesem Ort, weil hier diese vielen Foto- und TV-Kameras platziert sind. Ich nenne diesen Effekt in meinem Buch „Die versteckte Kamera“. Sie versteckt sich in diesem Fall allerdings nicht vor den Menschen, die man auf dem Bildschirm sieht, um sie hinters Licht zu führen. Sie ist vor denen versteckt, die vor den Bildschirmen sitzen und nicht wissen, dass diese Ansammlung von Journalisten der Auslöser für die Ereignisse ist, die sie gerade sehen. Wären sie nicht da, hätten beispielsweise palästinensische Steinewerfer, an deren Bilder wir uns in den TV-Nachrichten gewöhnt haben, nicht das öffentliche Forum für ihre Aktionen, das sie suchen. In meiner Zeit als NahostKorrespondent war es verwirrend, feststellen zu müssen, dass unsere journalistische Arbeit, all unsere Entscheidungen also, unsere blinden Flecken, unsere absurde Macht und unsere Korruption in keinem Medium reflektiert und untersucht wird. Wenn ein Politiker lügt, machen Journalisten damit auf der Titelseite auf. Lügt CNN oder berichtet es falsch, ist es eine Meldung irgendwo auf den hinteren Seiten einer Tageszeitung. Gerät ein Berichterstatter in eine Szene, in der Demonstranten Steine werfen, und er trifft dort mehr Journalisten als Steinewerfer, sollte er unweigerlich über die eigene Präsenz an diesem Ort ins Grübeln kommen. Das geschieht aber nicht.

11:58:06

Wie könnte das praktisch umgesetzt werden?

joris luyendijk

vito avantario

11:27:05

Die Kritiker Ihres Buches halten Ihnen vor, sie seien naiv. Sie hätten ein solches Buch auch über Europa schreiben können ...

joris luyendijk

11:30:33

Mag sein. Ich habe nicht viel in Europa gearbeitet. Manipulation, Lagerdenken, ausgrenzendes Vokabular, die Art, wie einigen Stimmen Gewicht verliehen wird, während andere ausgeschlossen werden, oder wie Terminologien geprägt werden – das ist kein alleiniges Phänomen in der Berichterstattung des Westens über den Nahen Osten. Heißt es etwa „genetische Manipulation“ oder „genetische Modifikation“? Nennen wir es „europäische Einigung“ oder „europäische Zentralisierung“? Ist es das „öffentliche Fernsehen“ oder das „staatliche Fernsehen“? Und wer erklärt unseren Lesern, Hörern und Zuschauern eigentlich, was die Motive der Jiha­ dists sind? Oder die Motivationen der Neokommunisten in Osteuropa? Bewusstsein wird auch durch Sprache ständig geprägt, verschoben, manipuliert. Nicht immer sind wir uns dessen bewusst. Wir brauchen nicht nach Nahost zu schauen. Es passiert vor unserer eigenen Haustür. vito avantario

11:35:33

Medien, die lügen, werden von niemandem in westlichen Demokratien sanktioniert, obwohl sie auf eklatante Weise falsche Realitäten produzieren. Wenn man so will, erziehen sie zu falschem Denken, woraus nur falsches Bewusstsein über die Dinge folgen muss. Zielt Ihre Kritik darauf ab, Medien schärfer zu kontrollieren?

joris luyendijk

11:41:10

Nein. Wir müssen unterscheiden zwischen Lügen, die bewusst verbreitet werden, um vorsätzlich falsche Realitäten zu konstruieren, und jenen Informationen, die unvorsichtig, unsensibel, nicht durchdacht oder schlampig aufbereitet werden und so zur Diffusion von Realität führen. Im zweiten Fall wird etwas vernebelt, aber nicht vorsätzlich manipuliert. Dann gibt es noch Meldungen, die verdreht werden, unvollständig sind oder gefiltert werden – darauf richtet sich mein Augenmerk. Diese Meldungen sind besonders vorsichtig zu genießen, weil sie weder vorsätzlich gelogen sind noch gänzlich wahr. Ein neuer Journalismus müsste gewissermaßen ein Gegenserum gegen diese Verschleierungsmechaniken entwickeln und ins Thema der Berichterstattung integrieren. Eine grundsätzliche Kontrolle der Medien aber lehne ich ab. Ich habe gesehen, wohin das in Diktaturen führt. Du kannst Politikern dort nicht trauen. Es gehört zu ihrem Job, innerhalb einer Diktatur ihre Macht in den Medien zu festigen, um darüber die politische Macht auszubauen. Dennoch bin ich aber der Meinung, Medien in demokratischen Systemen sollten sich etwas auf­ erlegen, was Präsidenten von Staaten, Vorstände von Weltkonzernen, Geschäftsführer von mittelständischen Unternehmen, Betriebsräte von Gewerkschaften und selbst Kassenwarte von Fußballmannschaften auch tun müssen – sie sollten in regelmäßigen Abständen über ihre Arbeit Rechenschaft ablegen müssen.

11:59:56

Schwer zu sagen. Ich kann an dieser Stelle kein ganzheitliches Mediensystem skizzieren, das in sich kohärenter wäre, irgendwie aufrichtiger und sich den Ereignissen gegenüber, wie sie sich wirklich zutragen, angemessener verhielte. Ich denke, der erste Schritt liegt bei den Journalisten selbst. Sie müssen Teil der Geschichte werden, über die sie berichten. Sie sollten klarstellen, unter welchen Bedingungen sie arbeiten. In manchen Fällen müssen wir sogar Teil der Geschichte selbst werden, um den Zuschauern zu berichten, woher wir Informationen beziehen, wie wir an die Informationen gelangen, ob sie vollständig, parteiisch oder möglicherweise manipuliert sind. Zum anderen könnten auch die Nutzer von Medien einschreiten: Sie könnten etwa die Websites einzelner Medien studieren und die Verantwortlichen in Briefen und Mails fragen, warum diese bestimmte Terminologien verwenden oder Themen besetzen, während andere Sujets außer Acht gelassen werden. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Warum etwa widmen sich westliche Medien den Menschenrechtsverletzungen der Israelis in Palästina und denen der Russen in Tschetschenien nicht, obwohl diese schwerwiegender sind? Am Ende eines Jahres würde sich eine Liste von Anfragen ergeben, die die Chefs der Verlage, Agenturen und TV-Anstalten zu rechtfertigen hätten. vito avantario

12:10:26

Werden Sie demnächst wieder als Berichterstatter in den Nahen Osten zurückkehren?

joris luyendijk

12:16:43

Vielleicht, die Region fasziniert mich. Zurzeit aber ge­nieße ich lieber Amsterdam und den Ausblick aus meinem Büro auf dieses Rotlichtviertel. vito avantario

12:21:11

O.k., Joris, wie ist denn die aktuelle Situation bei Ihnen?

joris luyendijk

12:23:25

Hier ist alles unter Kontrolle: Der erotische Keller hier neben meinem Wohnhaus hat gerade zwei weitere Kunden angezogen, die sehr deutsch aussehen. Sie wirken auf mich, als fühlten sie sich irgendwie schuldig für das, was sie da tun. Sonst erwartet das Viertel gerade die nächste Welle von englischen Männergruppen, die hier mit Billigfliegern einfallen, eine Menge Alkohol trinken und viel Haschisch rauchen werden, um dann am Ende mit ihren Billigfliegern wieder abzureisen. Vielleicht werden wir sie auch alle vorher noch zum Ausnüchtern in die Kanäle kippen müssen, mal sehen. Sie wirken alle sehr robust, anders als die beiden Deutschen, die gerade im Erotikkeller verschwunden sind. Damit gebe ich zurück zu dir, Vito. vito avantario

12:24:27

joris luyendijk

12:24:49

Fotografie: David Silverman Fotoquelle: (www.gettyimages.com)

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Interview

Interview

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vito avantario

joris luyendijk

vito avantario

11:16:50

Das Streuen von verdrehten, verzerrten oder vernebelten Informationen ist allerdings nicht nur Instrument der politisch Verantwortlichen im Nahen Osten. Nehmen Sie etwa die Vorbereitungen auf den letzten Irakkrieg: Der britische Premier Tony Blair behauptete am 24.9.03 Saddam Husseins Raketen seien in 45 Minuten einsatzbereit. Einen Tag später ließ BushBeraterin Condoleezza Rice verlautbaren, es gäbe eindeutige Kontakte zwischen dem Irak und der Al Kaida. US-Außenminister Colin Powell hatte zur gleichen Zeit vor der UNO Beweise für Saddams Waffenarsenal ins Feld geführ, die nicht glaubwürdig waren. Dennoch infiltrierten diese Lügen alle internationalen Medien. Ähnliches könnte man also auch bei westlichen Systemen diagnostizieren. 11:19:47

Ja. Leider wissen viele der Journalisten mehr über die Bedingungen, unter denen sie arbeiten, als sie durchblicken lassen. Der Nutzer bekommt eine falsche Vorstellung dessen, wie Informationen entstehen und unter welchen Bedingungen sie weitergegeben werden. Oft werden Abmachungen mit Politikern abgestimmt: Die lassen Informationen durchdringen, dafür erhalten sie im Gegenzug eine prominente Berichterstattung auf den Aufmacherplätzen. Ich konnte auch ein anderes Phäno­ men beobachten: Häufig sind Foto- und Fernsehjournalisten nicht an einem Ort, weil dort etwas passiert. Es geschieht etwas an diesem Ort, weil hier diese vielen Foto- und TV-Kameras platziert sind. Ich nenne diesen Effekt in meinem Buch „Die versteckte Kamera“. Sie versteckt sich in diesem Fall allerdings nicht vor den Menschen, die man auf dem Bildschirm sieht, um sie hinters Licht zu führen. Sie ist vor denen versteckt, die vor den Bildschirmen sitzen und nicht wissen, dass diese Ansammlung von Journalisten der Auslöser für die Ereignisse ist, die sie gerade sehen. Wären sie nicht da, hätten beispielsweise palästinensische Steinewerfer, an deren Bilder wir uns in den TV-Nachrichten gewöhnt haben, nicht das öffentliche Forum für ihre Aktionen, das sie suchen. In meiner Zeit als NahostKorrespondent war es verwirrend, feststellen zu müssen, dass unsere journalistische Arbeit, all unsere Entscheidungen also, unsere blinden Flecken, unsere absurde Macht und unsere Korruption in keinem Medium reflektiert und untersucht wird. Wenn ein Politiker lügt, machen Journalisten damit auf der Titelseite auf. Lügt CNN oder berichtet es falsch, ist es eine Meldung irgendwo auf den hinteren Seiten einer Tageszeitung. Gerät ein Berichterstatter in eine Szene, in der Demonstranten Steine werfen, und er trifft dort mehr Journalisten als Steinewerfer, sollte er unweigerlich über die eigene Präsenz an diesem Ort ins Grübeln kommen. Das geschieht aber nicht.

11:58:06

Wie könnte das praktisch umgesetzt werden?

joris luyendijk

vito avantario

11:27:05

Die Kritiker Ihres Buches halten Ihnen vor, sie seien naiv. Sie hätten ein solches Buch auch über Europa schreiben können ...

joris luyendijk

11:30:33

Mag sein. Ich habe nicht viel in Europa gearbeitet. Manipulation, Lagerdenken, ausgrenzendes Vokabular, die Art, wie einigen Stimmen Gewicht verliehen wird, während andere ausgeschlossen werden, oder wie Terminologien geprägt werden – das ist kein alleiniges Phänomen in der Berichterstattung des Westens über den Nahen Osten. Heißt es etwa „genetische Manipulation“ oder „genetische Modifikation“? Nennen wir es „europäische Einigung“ oder „europäische Zentralisierung“? Ist es das „öffentliche Fernsehen“ oder das „staatliche Fernsehen“? Und wer erklärt unseren Lesern, Hörern und Zuschauern eigentlich, was die Motive der Jiha­ dists sind? Oder die Motivationen der Neokommunisten in Osteuropa? Bewusstsein wird auch durch Sprache ständig geprägt, verschoben, manipuliert. Nicht immer sind wir uns dessen bewusst. Wir brauchen nicht nach Nahost zu schauen. Es passiert vor unserer eigenen Haustür. vito avantario

11:35:33

Medien, die lügen, werden von niemandem in westlichen Demokratien sanktioniert, obwohl sie auf eklatante Weise falsche Realitäten produzieren. Wenn man so will, erziehen sie zu falschem Denken, woraus nur falsches Bewusstsein über die Dinge folgen muss. Zielt Ihre Kritik darauf ab, Medien schärfer zu kontrollieren?

joris luyendijk

11:41:10

Nein. Wir müssen unterscheiden zwischen Lügen, die bewusst verbreitet werden, um vorsätzlich falsche Realitäten zu konstruieren, und jenen Informationen, die unvorsichtig, unsensibel, nicht durchdacht oder schlampig aufbereitet werden und so zur Diffusion von Realität führen. Im zweiten Fall wird etwas vernebelt, aber nicht vorsätzlich manipuliert. Dann gibt es noch Meldungen, die verdreht werden, unvollständig sind oder gefiltert werden – darauf richtet sich mein Augenmerk. Diese Meldungen sind besonders vorsichtig zu genießen, weil sie weder vorsätzlich gelogen sind noch gänzlich wahr. Ein neuer Journalismus müsste gewissermaßen ein Gegenserum gegen diese Verschleierungsmechaniken entwickeln und ins Thema der Berichterstattung integrieren. Eine grundsätzliche Kontrolle der Medien aber lehne ich ab. Ich habe gesehen, wohin das in Diktaturen führt. Du kannst Politikern dort nicht trauen. Es gehört zu ihrem Job, innerhalb einer Diktatur ihre Macht in den Medien zu festigen, um darüber die politische Macht auszubauen. Dennoch bin ich aber der Meinung, Medien in demokratischen Systemen sollten sich etwas auf­ erlegen, was Präsidenten von Staaten, Vorstände von Weltkonzernen, Geschäftsführer von mittelständischen Unternehmen, Betriebsräte von Gewerkschaften und selbst Kassenwarte von Fußballmannschaften auch tun müssen – sie sollten in regelmäßigen Abständen über ihre Arbeit Rechenschaft ablegen müssen.

11:59:56

Schwer zu sagen. Ich kann an dieser Stelle kein ganzheitliches Mediensystem skizzieren, das in sich kohärenter wäre, irgendwie aufrichtiger und sich den Ereignissen gegenüber, wie sie sich wirklich zutragen, angemessener verhielte. Ich denke, der erste Schritt liegt bei den Journalisten selbst. Sie müssen Teil der Geschichte werden, über die sie berichten. Sie sollten klarstellen, unter welchen Bedingungen sie arbeiten. In manchen Fällen müssen wir sogar Teil der Geschichte selbst werden, um den Zuschauern zu berichten, woher wir Informationen beziehen, wie wir an die Informationen gelangen, ob sie vollständig, parteiisch oder möglicherweise manipuliert sind. Zum anderen könnten auch die Nutzer von Medien einschreiten: Sie könnten etwa die Websites einzelner Medien studieren und die Verantwortlichen in Briefen und Mails fragen, warum diese bestimmte Terminologien verwenden oder Themen besetzen, während andere Sujets außer Acht gelassen werden. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Warum etwa widmen sich westliche Medien den Menschenrechtsverletzungen der Israelis in Palästina und denen der Russen in Tschetschenien nicht, obwohl diese schwerwiegender sind? Am Ende eines Jahres würde sich eine Liste von Anfragen ergeben, die die Chefs der Verlage, Agenturen und TV-Anstalten zu rechtfertigen hätten. vito avantario

12:10:26

Werden Sie demnächst wieder als Berichterstatter in den Nahen Osten zurückkehren?

joris luyendijk

12:16:43

Vielleicht, die Region fasziniert mich. Zurzeit aber ge­nieße ich lieber Amsterdam und den Ausblick aus meinem Büro auf dieses Rotlichtviertel. vito avantario

12:21:11

O.k., Joris, wie ist denn die aktuelle Situation bei Ihnen?

joris luyendijk

12:23:25

Hier ist alles unter Kontrolle: Der erotische Keller hier neben meinem Wohnhaus hat gerade zwei weitere Kunden angezogen, die sehr deutsch aussehen. Sie wirken auf mich, als fühlten sie sich irgendwie schuldig für das, was sie da tun. Sonst erwartet das Viertel gerade die nächste Welle von englischen Männergruppen, die hier mit Billigfliegern einfallen, eine Menge Alkohol trinken und viel Haschisch rauchen werden, um dann am Ende mit ihren Billigfliegern wieder abzureisen. Vielleicht werden wir sie auch alle vorher noch zum Ausnüchtern in die Kanäle kippen müssen, mal sehen. Sie wirken alle sehr robust, anders als die beiden Deutschen, die gerade im Erotikkeller verschwunden sind. Damit gebe ich zurück zu dir, Vito. vito avantario

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joris luyendijk

12:24:49

Fotografie: David Silverman Fotoquelle: (www.gettyimages.com)

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Interview

Interview

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Ist es nicht herrlich nahe liegend, in dieser Ausgabe und zum ersten Mal in der Historie von FELD HOMMES, passend zum Thema ein Gewinnspiel zu veranstalten? Das würden wir natürlich niemals tun, wenn wir nicht etwas wirklich Begehrenswertes und etwas sehr weit Entferntes zu verlosen hätten. Von Sabine Manecke (Text)

FELD HOMMES Leser haben außerdem, exklusiv versteht sich, die Chance, eine original JACK DANIEL’S Juke Box zu gewinnen. Dann kann man den Jack DANIEL’S LEGENDARY MASH einfach zu Hause nachspielen. Zum Trost, weil man die Reise leider nicht gewonnen hat – oder sowieso viel lieber, weil man vom Reisen gar nichts hält. Dafür aber viel von Rock. Glück auf! Und eine Karte an FELD HOMMES, Stichwort: „Das erste Mal“, Langbehnstraße 15, 22769 Hamburg. Der Einsendeschluss ist der 31. März 2008, die Gewinner werden persönlich von der Chefredaktion benachrichtigt. Ehrensache, schließlich ist es das erste Mal.

JACK DANIEL’S pflegt ein paar bemerkenswerte Traditionen, damit der Whiskey in den berühmten Flaschen so wird, wie er eben wird. Seit sieben Generationen schon. Es wird langsam und bedächtig gearbeitet, in Lynchburg, Tennessee. Wenn man der Werbung glauben darf, tragen die Whiskeybrauer allesamt Jeanslatzhosen, Bärte wie ZZ Top und haben die Ruhe weg. Sogar dann, wenn einmal im Jahr der legendäre JACK DANIEL’S LEGENDARY MASH stattfindet. Gemäß dem Motto vom seligen Mr. Jack, „Every day we make it, we’ll make it the best we can“ (Herr Jakob würde auf Deutsch sagen: „Alles, was wir machen, machen wir gefälligst ordentlich“), ist dieses Rockfestival klein, aber fein. Nur  Rockfans aus  Ländern feiern zusammen große Rockacts, die sich freuen, mal wieder vor kleinem Publikum spielen zu dürfen. Letztes Jahr waren u. a. die Kaiser Chiefs und The Rapture dabei, das diesjährige Line-up wird erst mit Beginn des Gewinnspiels, womit wir endlich beim Thema wären, bekannt gegeben. Folgende Leckerei halten wir Ihnen hiermit vor die Nase: Vom . bis . April  erleben die Gewinner intime LivePerformances von Topacts in familiärer Atmosphäre. Inklusive komfortabler Anreise per Flugzeug, entspannter Unterbringung und gutem Tennessee Food in der „City of Music“, Nashville. Außerdem stehen eine Special-Tour über das Destilleriegelände von JACK DANIEL’S mit einem Besuch der legendären Musikstudios und des Rockmuseums in Nashville auf dem Programm. Ab dem . Februar  haben Sie die Chance, diesen Ausflug nach Tennessee unter www.jack-lives-here.de klarzumachen.

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COOPÉRATION

coopération

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Ist es nicht herrlich nahe liegend, in dieser Ausgabe und zum ersten Mal in der Historie von FELD HOMMES, passend zum Thema ein Gewinnspiel zu veranstalten? Das würden wir natürlich niemals tun, wenn wir nicht etwas wirklich Begehrenswertes und etwas sehr weit Entferntes zu verlosen hätten. Von Sabine Manecke (Text)

FELD HOMMES Leser haben außerdem, exklusiv versteht sich, die Chance, eine original JACK DANIEL’S Juke Box zu gewinnen. Dann kann man den Jack DANIEL’S LEGENDARY MASH einfach zu Hause nachspielen. Zum Trost, weil man die Reise leider nicht gewonnen hat – oder sowieso viel lieber, weil man vom Reisen gar nichts hält. Dafür aber viel von Rock. Glück auf! Und eine Karte an FELD HOMMES, Stichwort: „Das erste Mal“, Langbehnstraße 15, 22769 Hamburg. Der Einsendeschluss ist der 31. März 2008, die Gewinner werden persönlich von der Chefredaktion benachrichtigt. Ehrensache, schließlich ist es das erste Mal.

JACK DANIEL’S pflegt ein paar bemerkenswerte Traditionen, damit der Whiskey in den berühmten Flaschen so wird, wie er eben wird. Seit sieben Generationen schon. Es wird langsam und bedächtig gearbeitet, in Lynchburg, Tennessee. Wenn man der Werbung glauben darf, tragen die Whiskeybrauer allesamt Jeanslatzhosen, Bärte wie ZZ Top und haben die Ruhe weg. Sogar dann, wenn einmal im Jahr der legendäre JACK DANIEL’S LEGENDARY MASH stattfindet. Gemäß dem Motto vom seligen Mr. Jack, „Every day we make it, we’ll make it the best we can“ (Herr Jakob würde auf Deutsch sagen: „Alles, was wir machen, machen wir gefälligst ordentlich“), ist dieses Rockfestival klein, aber fein. Nur  Rockfans aus  Ländern feiern zusammen große Rockacts, die sich freuen, mal wieder vor kleinem Publikum spielen zu dürfen. Letztes Jahr waren u. a. die Kaiser Chiefs und The Rapture dabei, das diesjährige Line-up wird erst mit Beginn des Gewinnspiels, womit wir endlich beim Thema wären, bekannt gegeben. Folgende Leckerei halten wir Ihnen hiermit vor die Nase: Vom . bis . April  erleben die Gewinner intime LivePerformances von Topacts in familiärer Atmosphäre. Inklusive komfortabler Anreise per Flugzeug, entspannter Unterbringung und gutem Tennessee Food in der „City of Music“, Nashville. Außerdem stehen eine Special-Tour über das Destilleriegelände von JACK DANIEL’S mit einem Besuch der legendären Musikstudios und des Rockmuseums in Nashville auf dem Programm. Ab dem . Februar  haben Sie die Chance, diesen Ausflug nach Tennessee unter www.jack-lives-here.de klarzumachen.

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COOPÉRATION

coopération

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Hätte Johanna zum Spielen nur auf ihre beiden Freundinnen gewartet! Jetzt hat sie sich ein bisschen verheddert. Können Sie ihr vielleicht helfen?

Von Robert Grischek (Fotos), Ulrike Schlüter und Séraphine de Lima (Styling)

Zara, High Heels von Body von Martin Margiela, Gürtel von und Ohrringe (Vintage)

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PRIVÉ

Joop!

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Hätte Johanna zum Spielen nur auf ihre beiden Freundinnen gewartet! Jetzt hat sie sich ein bisschen verheddert. Können Sie ihr vielleicht helfen?

Von Robert Grischek (Fotos), Ulrike Schlüter und Séraphine de Lima (Styling)

Zara, High Heels von Body von Martin Margiela, Gürtel von und Ohrringe (Vintage)

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Joop!

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T-Shirt und Panty von H&M, High

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Heels von Paco Gil

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T-Shirt und Panty von H&M, High

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Heels von Paco Gil

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Stricktop von Patrizia Pepe und Panty

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von American Apparel

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Stricktop von Patrizia Pepe und Panty

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von American Apparel

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e, Tutu und Ohrringe (Vintage)

Bikini von Chanel, High Heels von Celin

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e, Tutu und Ohrringe (Vintage)

Bikini von Chanel, High Heels von Celin

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hek.com, www.waldmannsolar.com) Fotografie: Robert Grischek (www.grisc m)  Styling: Ulrike Schlüter (www.ballsaal.co m) aal.co .balls (www Lima de hine und Sérap Fotoassistenz: Benjamin Bock (www.ballsaal.com) Haare & Make-up: Helge Branscheidt .modelwerk.de) (www eck Kehlb na Johan l: Mode l-grafik.de) .appe (www ehren Verm Bildbearbeitung: Anja

Halstuch von Moschino (Vintage) und

Panty von Capucine Puerari (Vintage)

Brille von Joop!, Stirnband (Vintage)

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PRIVÉ

und Satinkleid von Hausach (Vintage)

PRIVÉ

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hek.com, www.waldmannsolar.com) Fotografie: Robert Grischek (www.grisc m)  Styling: Ulrike Schlüter (www.ballsaal.co m) aal.co .balls (www Lima de hine und Sérap Fotoassistenz: Benjamin Bock (www.ballsaal.com) Haare & Make-up: Helge Branscheidt .modelwerk.de) (www eck Kehlb na Johan l: Mode l-grafik.de) .appe (www ehren Verm Bildbearbeitung: Anja

Halstuch von Moschino (Vintage) und

Panty von Capucine Puerari (Vintage)

Brille von Joop!, Stirnband (Vintage)

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und Satinkleid von Hausach (Vintage)

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Den hartnäckigen Winterspeck werden Sie schnell wieder los, wenn Sie sich mit FELD HOMMES auf den Pfad der Tugend begeben. Mit unseren neuen Modesportarten und den aktuellen Jeans-, Shirt- und Moustache-Styles machen Sie vom Start weg eine Topfigur. Von Daniel Schröder (Fotos) und Isabelle Thiry (Styling)

Kung Fu im Kampfsport in Sweatshirt aus Nylon mit seitlichen Netzeinsätzen von Postweiler Hauber, Jeans von Drykorn und Visor (Vintage)

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MODE

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Den hartnäckigen Winterspeck werden Sie schnell wieder los, wenn Sie sich mit FELD HOMMES auf den Pfad der Tugend begeben. Mit unseren neuen Modesportarten und den aktuellen Jeans-, Shirt- und Moustache-Styles machen Sie vom Start weg eine Topfigur. Von Daniel Schröder (Fotos) und Isabelle Thiry (Styling)

Kung Fu im Kampfsport in Sweatshirt aus Nylon mit seitlichen Netzeinsätzen von Postweiler Hauber, Jeans von Drykorn und Visor (Vintage)

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Am naturnahen Pferd in Jeansjacke von Qoniak, Tanktop von Diesel, Jeans von Cheap Monday und Sandalen von Acne Jeans

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Am naturnahen Pferd in Jeansjacke von Qoniak, Tanktop von Diesel, Jeans von Cheap Monday und Sandalen von Acne Jeans

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Bankdr端cken im kurzen Top von Diesel und Jeans von Patrizia Pepe

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Bankdr端cken im kurzen Top von Diesel und Jeans von Patrizia Pepe

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Trinken nicht vergessen mit Oversize-Cardigan von Wonhundred, T-Shirt von ADD und Jeans von Cheap Monday

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Trinken nicht vergessen mit Oversize-Cardigan von Wonhundred, T-Shirt von ADD und Jeans von Cheap Monday

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SportschieĂ&#x;en trotz Cowboy-Hemd und Jeans von Martin Margiela

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SportschieĂ&#x;en trotz Cowboy-Hemd und Jeans von Martin Margiela

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Gewichtheben mit kariertem Hemd von Velour, T-Shirt von Patrizia Pepe, Jeans von Tiger of Sweden und Brille von 55 DSL

Strickpullover von Velour und Jeans von Cheap Monday

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Gewichtheben mit kariertem Hemd von Velour, T-Shirt von Patrizia Pepe, Jeans von Tiger of Sweden und Brille von 55 DSL

Strickpullover von Velour und Jeans von Cheap Monday

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Zungerollen in Jeanshemd von Acne Jeans und Jeans von Qoniak

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Zungerollen in Jeanshemd von Acne Jeans und Jeans von Qoniak

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Taschenbillard mit kariertem Hemd von Weekdays, T-Shirt von Nike, Jeans von Mongrels in Common, Sandalen von Acne Jeans und Basecap (Vintage)

Fotografie: Daniel Schrรถder (www.nergermao.de) Assistent: Pete Louw Styling: Isabelle Thiry (www.thiry.info) Stylingassistenz: Hans-Christian Bussert Artdirektion: Uwe Jens Bermeitinger Model: Ferdi Sibbel von Success Paris (www.successmodels.com) Vielen Dank an Zoomproduction (www.zoomprod.com)

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Taschenbillard mit kariertem Hemd von Weekdays, T-Shirt von Nike, Jeans von Mongrels in Common, Sandalen von Acne Jeans und Basecap (Vintage)

Fotografie: Daniel Schrรถder (www.nergermao.de) Assistent: Pete Louw Styling: Isabelle Thiry (www.thiry.info) Stylingassistenz: Hans-Christian Bussert Artdirektion: Uwe Jens Bermeitinger Model: Ferdi Sibbel von Success Paris (www.successmodels.com) Vielen Dank an Zoomproduction (www.zoomprod.com)

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Angeblich sind Autos dazu da, uns von A nach B zu bringen. Soll doch Kombi fahren, wer so denkt. Wir aber wollen Spaß! Und zwar mit Fahrzeugen, die kaum noch als Männerspielzeug durchgehen. Bei diesen minimalistischen Leichtbauraketen wird’s ernst auf der Piste. Von Nils Wollny (Text)

Pagani Zonda R Der Unterschied zwischen einem Jungen und einem Mann liegt primär im Preis seines Spielzeuges. Wobei man zum Kauf eines Pagani Zonda R schon ein besonders reicher Mann sein muss. 1,4 Millionen Euro soll jedes der zehn Exemplare kosten. Dieses Gefährt ist aber jeden Cent wert, denn man kauft auch ein Stück Rennsportgeschichte: Im Zonda R wird ein sechs Liter großer AMG-V12-Motor verbaut, der schon den dominierenden Mercedes CLK GTR bei zahlreichen Rennen befeuerte. Das Triebwerk leistet nach einem kleinen Eingriff der Pagani-Ingenieure sogar satte 750 PS! Trotz der etwas größeren Abmessungen als der Zonda F dürfte das Gesamtgewicht ähnlich moderat ausfallen. Dieser motorisierte Leckerbissen kostet damit etwa 1.000 Euro pro Kilo. Aber hey – verglichen mit Beluga-Kaviar ein echtes Schnäppchen! www.paganiautomobili.it

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MOTOR

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Angeblich sind Autos dazu da, uns von A nach B zu bringen. Soll doch Kombi fahren, wer so denkt. Wir aber wollen Spaß! Und zwar mit Fahrzeugen, die kaum noch als Männerspielzeug durchgehen. Bei diesen minimalistischen Leichtbauraketen wird’s ernst auf der Piste. Von Nils Wollny (Text)

Pagani Zonda R Der Unterschied zwischen einem Jungen und einem Mann liegt primär im Preis seines Spielzeuges. Wobei man zum Kauf eines Pagani Zonda R schon ein besonders reicher Mann sein muss. 1,4 Millionen Euro soll jedes der zehn Exemplare kosten. Dieses Gefährt ist aber jeden Cent wert, denn man kauft auch ein Stück Rennsportgeschichte: Im Zonda R wird ein sechs Liter großer AMG-V12-Motor verbaut, der schon den dominierenden Mercedes CLK GTR bei zahlreichen Rennen befeuerte. Das Triebwerk leistet nach einem kleinen Eingriff der Pagani-Ingenieure sogar satte 750 PS! Trotz der etwas größeren Abmessungen als der Zonda F dürfte das Gesamtgewicht ähnlich moderat ausfallen. Dieser motorisierte Leckerbissen kostet damit etwa 1.000 Euro pro Kilo. Aber hey – verglichen mit Beluga-Kaviar ein echtes Schnäppchen! www.paganiautomobili.it

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KTM X-Bow Für ca. 40.000 Euro beglückt uns der oberösterreichische Motorradhersteller KTM mit einem straßenzugelassenen Leichtgewicht in aggressivster Verpackung. Dank des niedrigen Eigengewichts von rund 700 Kilo und des 220 PS starken Audi-TFSI-Motors beschleunigt der KTM X-Bow in nur 3,9 Sekunden auf 100 km/h. Durch den Verzicht auf alles, was nur im Entferntesten nach Komfort riecht, bietet der X-Bow ein reines, unverfälschtes Fahrerlebnis. Wesentliches Element zum Schutz von Fahrer und Beifahrer ist das solide und extrem leichte Kohlefaser-Monocoque. Um Jungs unterschiedlicher Größen beste Ergonomie zu bieten, besitzt der X-Bow eine manuell verstellbare Pedalerie. Auf Frauenextras, wie einen Kofferraum, verzichtet der KTM X-Bow gänzlich. Aber die Sicherheitsfeatures dürften auch die Ladys überzeugen: In kleinen Staufächern seitlich des Beifahrerfußraums befinden sich ein Warndreieck und ein Erste-Hilfe-Set.

Gottlieb Daimler war sich einst sicher, dass „die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen eine Million nicht überschreiten wird – alleine schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren“. Um diese Schwierigkeit zu beseitigen, fuhr Mann irgendwann selbst. Und zwar mit zunehmendem Vergnügen. Seither gilt das Auto als das beliebteste Spielzeug des Mannes. An dieser Stelle möchten wir Ihnen allerdings Spielzeuge vorstellen, die eigentlich einen Waffenschein verdient hätten. Keine putzigen Flitzer aus dem Schwabenland, sondern Kokain auf Rädern, für Männer mit Speed im Blut. Warum es so viel Spaß macht, sich in Autos zu setzen, die vom TÜV behandelt werden wie der Satan persönlich, erklären uns Bernhard Schlag und Jens Schade in ihrer Veröffentlichung „Psychologie des Mobilitätsverhaltens“. „Der Verstärkungswert von riskantem Fahrverhalten: Mit dem Pkw verbunden ist psychophysische und emotionale Anregung (arousal) durch sensorische Aktivation, hohe Geschwindigkeit, Längs- und Querbeschleunigung. Dabei besteht eine physiologische Basis des Arousal in der (positiv) stressinduzierten Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin, deren evolutionäre Funktionen es waren, den Organismus für Fight and Flight vorzubereiten. Gelungene Situationsbewältigung hat in diesem Kontext in besonderem Maß verstärkende Wirkung, wird also zu wiederholen gesucht. Wesentliches Wirkelement ist dabei auch die durch eigenes Handeln (self-efficacy) herstellbare Unmittelbarkeit bzw. Kontingenz der Verstärkung.“ Na dann, viel Spaß!

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MOTOR

www.ktm-x-bow.com

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KTM X-Bow Für ca. 40.000 Euro beglückt uns der oberösterreichische Motorradhersteller KTM mit einem straßenzugelassenen Leichtgewicht in aggressivster Verpackung. Dank des niedrigen Eigengewichts von rund 700 Kilo und des 220 PS starken Audi-TFSI-Motors beschleunigt der KTM X-Bow in nur 3,9 Sekunden auf 100 km/h. Durch den Verzicht auf alles, was nur im Entferntesten nach Komfort riecht, bietet der X-Bow ein reines, unverfälschtes Fahrerlebnis. Wesentliches Element zum Schutz von Fahrer und Beifahrer ist das solide und extrem leichte Kohlefaser-Monocoque. Um Jungs unterschiedlicher Größen beste Ergonomie zu bieten, besitzt der X-Bow eine manuell verstellbare Pedalerie. Auf Frauenextras, wie einen Kofferraum, verzichtet der KTM X-Bow gänzlich. Aber die Sicherheitsfeatures dürften auch die Ladys überzeugen: In kleinen Staufächern seitlich des Beifahrerfußraums befinden sich ein Warndreieck und ein Erste-Hilfe-Set.

Gottlieb Daimler war sich einst sicher, dass „die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen eine Million nicht überschreiten wird – alleine schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren“. Um diese Schwierigkeit zu beseitigen, fuhr Mann irgendwann selbst. Und zwar mit zunehmendem Vergnügen. Seither gilt das Auto als das beliebteste Spielzeug des Mannes. An dieser Stelle möchten wir Ihnen allerdings Spielzeuge vorstellen, die eigentlich einen Waffenschein verdient hätten. Keine putzigen Flitzer aus dem Schwabenland, sondern Kokain auf Rädern, für Männer mit Speed im Blut. Warum es so viel Spaß macht, sich in Autos zu setzen, die vom TÜV behandelt werden wie der Satan persönlich, erklären uns Bernhard Schlag und Jens Schade in ihrer Veröffentlichung „Psychologie des Mobilitätsverhaltens“. „Der Verstärkungswert von riskantem Fahrverhalten: Mit dem Pkw verbunden ist psychophysische und emotionale Anregung (arousal) durch sensorische Aktivation, hohe Geschwindigkeit, Längs- und Querbeschleunigung. Dabei besteht eine physiologische Basis des Arousal in der (positiv) stressinduzierten Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin, deren evolutionäre Funktionen es waren, den Organismus für Fight and Flight vorzubereiten. Gelungene Situationsbewältigung hat in diesem Kontext in besonderem Maß verstärkende Wirkung, wird also zu wiederholen gesucht. Wesentliches Wirkelement ist dabei auch die durch eigenes Handeln (self-efficacy) herstellbare Unmittelbarkeit bzw. Kontingenz der Verstärkung.“ Na dann, viel Spaß!

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www.ktm-x-bow.com

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Lotus 2-Eleven Mit nur 2,6 Kilogramm Auto pro Pferdestärke hat der Lotus 2-Eleven ein Leistungsgewicht, das mit den Formel-1-Boliden der 60er-Jahre vergleichbar ist. Der aufgeladene 1,8-Liter-Motor leistet 255 PS. Für den Spurt von 0 auf 100 km/h braucht der 670 Kilogramm leichte 2-Eleven nur etwa 3,9 Sekunden. Vorn rollt das Leichtgewicht auf 16-Zoll-Felgen, hinten auf 17-Zöllern – bekleidet mit gripmaximierenden Yokohama A048 R LTS. Die „Track Only“-Version des Lotus 2-Eleven kommt zusätzlich mit einem furchteinflößenden Spoiler-Satz daher. Die schwarz-gelbe Kampfbemalung, die an ein giftiges Insekt erinnert, ist ebenfalls Serie M der 60.000 Euro teuren Kleinstrakete. Für die Hitzköpfe unter uns wartet der 2-Eleven serienmäßig mit einem kleinen, handlichen Feuerlöscher auf. www.grouplotus.com

Ariel Atom 3 Der Ariel Atom 3 ist seit Oktober auf den Markt. Bereits seine Vorgängermodelle haben kritische Testfahrer wie Jeremy Clarkson von Top Gear zum euphorischen Ausrasten gebracht. Viel mehr als Stahlrohr-Rahmen, Motor, vier Räder, ein Lenkrad und zwei Sitze sind am Ariel Atom zwar nicht dran, aber der 245 PS (bei Kompressoraufladung 300 PS) starke Honda-i-VTEC-Motor treibt das 469 kg leichte Gefährt in unter 3 Sekunden auf 100 km/h. Motorradkleidung und ein Helm sind zwar keine Pflicht, dennoch empfehlenswert, denn ein Fliegen-Peeling bei 200 Sachen kann auch dem Härtesten von uns schon mal die Tränen ins Auge treiben. Da es für den Ariel Atom keine plausiblen Argumente gibt, unseren Frauen seine Anschaffung zu erklären, bleibt uns immerhin der Ausweg, den Atom auf der Couch zu fahren: zum Beispiel in Project Gotham Racing 4 für die Xbox 360. www.arielmotor.co.uk/com, www.xbox.com:80/de-DE/games/p/projectgothamracing4/

Model: Pagani Zonda R (www.paganiautomobili.it), KTM X-Bow (www.ktm-x-bow.com), Lotus 2-Eleven (www.grouplotus.com), Ariel Atom 3 (www.arielmotor.co.uk)

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Lotus 2-Eleven Mit nur 2,6 Kilogramm Auto pro Pferdestärke hat der Lotus 2-Eleven ein Leistungsgewicht, das mit den Formel-1-Boliden der 60er-Jahre vergleichbar ist. Der aufgeladene 1,8-Liter-Motor leistet 255 PS. Für den Spurt von 0 auf 100 km/h braucht der 670 Kilogramm leichte 2-Eleven nur etwa 3,9 Sekunden. Vorn rollt das Leichtgewicht auf 16-Zoll-Felgen, hinten auf 17-Zöllern – bekleidet mit gripmaximierenden Yokohama A048 R LTS. Die „Track Only“-Version des Lotus 2-Eleven kommt zusätzlich mit einem furchteinflößenden Spoiler-Satz daher. Die schwarz-gelbe Kampfbemalung, die an ein giftiges Insekt erinnert, ist ebenfalls Serie M der 60.000 Euro teuren Kleinstrakete. Für die Hitzköpfe unter uns wartet der 2-Eleven serienmäßig mit einem kleinen, handlichen Feuerlöscher auf. www.grouplotus.com

Ariel Atom 3 Der Ariel Atom 3 ist seit Oktober auf den Markt. Bereits seine Vorgängermodelle haben kritische Testfahrer wie Jeremy Clarkson von Top Gear zum euphorischen Ausrasten gebracht. Viel mehr als Stahlrohr-Rahmen, Motor, vier Räder, ein Lenkrad und zwei Sitze sind am Ariel Atom zwar nicht dran, aber der 245 PS (bei Kompressoraufladung 300 PS) starke Honda-i-VTEC-Motor treibt das 469 kg leichte Gefährt in unter 3 Sekunden auf 100 km/h. Motorradkleidung und ein Helm sind zwar keine Pflicht, dennoch empfehlenswert, denn ein Fliegen-Peeling bei 200 Sachen kann auch dem Härtesten von uns schon mal die Tränen ins Auge treiben. Da es für den Ariel Atom keine plausiblen Argumente gibt, unseren Frauen seine Anschaffung zu erklären, bleibt uns immerhin der Ausweg, den Atom auf der Couch zu fahren: zum Beispiel in Project Gotham Racing 4 für die Xbox 360. www.arielmotor.co.uk/com, www.xbox.com:80/de-DE/games/p/projectgothamracing4/

Model: Pagani Zonda R (www.paganiautomobili.it), KTM X-Bow (www.ktm-x-bow.com), Lotus 2-Eleven (www.grouplotus.com), Ariel Atom 3 (www.arielmotor.co.uk)

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Von Kai Flemming (Text), Martin Kuhlmann und Til Schlenker (Illustration)

Ein süßer Triumph, der es mehr als wettmacht, dass der unterlegene Lenker im dicken Auto viel mehr Knete auf dem Konto und die schöneren Frauen hat. Aber die meisten Spiele im Straßenverkehr sind so absurd, dass sie nur von Eingeweihten als Spiel und nicht als mutwillige Körperverletzung decodiert werden können. Für unsere Leser hier die wichtigsten Spiele im Überblick: Land gewinnen. Parken Sie so, dass man zwei, im Bestfall drei Parkplätze besetzt. Sonderpunkte gibt es hier für Kleinwagen. Smarts, die in Riesenparklücken möglichst mittig parkieren, sind von der Wertung ausgenommen.

„Gang 5 und gleich 180. Schließe die Augen, zähle bis 10 und dann wieder auf. Hey, noch am Leben“ Marcus Wiebusch, Kettcar Das erste Wort nach Mama und Papa, das ein Junge spricht, ist „Auto“. Alles, was vier Räder hat, prägt unser frühkindliches Leben, von der handgefertigten Holzlokomotive aus der Behindertenwerkstatt bis hin zum ersten Matchboxauto. Das Auto beherrscht unsere Spielwelt: das erste Bobbycar, das Boliden-Quartett („Ich hab 8.000 U/min!“), das Kettcar, die Carrerabahn und schließlich Grand Theft Auto. Dann, endlich, das echte mit einem richtigen Verbrennungsmotor betriebene Kraftfahrzeug. Und trotz 20 bis 30 praktischen Fahrstunden und einer langweiligen Theorieschulung bleibt das Autofahren und das dazugehörige Verhalten im Straßenverkehr ein Spiel, das eigenen Regeln gehorcht. In unterentwickelten Verkehrszivilisationen wie beispielsweise Armenien oder Ostösterreich gilt die Quartettregel: Wer mehr U/min, PS und Hubraum hat, gewinnt. In Deutschland gilt die StVO. Darum kann man in den geschwindigkeitsbegrenzten innerstädtischen Räumen auch mit Kleinwagen ganz ordentlich punkten. Kommt ganz darauf an, welche Spiele

man spielt. Schneller Durchkommen ist sozusagen der ganz persönliche Cannonball und eine hübsche Abwechslung zur eintönigen Radioberieselung, um die Fahrt von und zur Arbeitsstelle irgendwie herumzukriegen. Dieses Rennen kann man gegen sich selbst fahren. „Ja, heute nur 27: 58“ bzw. „Knorke, in nur 58 : 27!“ bzw. „Geil, nur 89 : 12 und datt, obwohl sechs Kilometer zwischen Bottrop und Gelsenkirchen!“ Dieses Spiel wird schnell langweilig, denn so sehr man sich auch anstrengt, man wird irgendwann eine Bestmarke erreichen, die man nur mit einem Hubschrauber oder den öffentlichen Verkehrsmitteln unterbieten könnte. Das nächsteinfache Spielchen ist der bekannte Ampelstart. Da bereits jeder Kleinwagen eine Traktionskontrolle besitzt, gibt es keine reifenqualmenden Kavalierstarts mehr. Die Sprint­ wertung an der weißen Linie vollzieht sich daher unauffälliger. Und auch hier können untermotorisierte Lenker mit äußerster Konzentration und punktgenauem Gangwechsel gegen schwere, hoch motorisierte Limousinen und SUVs punkten.

Eine Runde aussetzen. Fahren Sie möglichst ganz langsam auf eine Ampel zu, die kurz vor der Rotphase steht. Leuchtet Gelb auf, schnell Gas geben und bei Spätgelb noch rüber. Das Fahrzeug, das hinter Ihnen herschleichen musste, darf an der Haltelinie nun eine Runde aussetzen. Buddha-Parking. Kann man gut an Samstagen auf überfüllten Ikea-Parkplätzen oder ebendann in Innenstädten machen. Gehen Sie einfach zu Ihrem Auto und öffnen Sie schon von Weitem per Fernbedienung Ihr Fahrzeug. Sofort wird sich ein Auto an Ihre Fersen heften und warnblinkend zusehen, wie Sie nun ganz langsam und in aller Ruhe ihre Einkäufe einpacken. Dann ins Fahrzeug steigen, Rückspiegel und Sitzhöhe überprüfen, sich vorschriftsmäßig anschnallen, um dann erst einmal die Straßenkarten hervorzuziehen, um zu schauen, wo die Reise hingeht. Mit starken Nerven und viel innerer Ruhe übersteht man auch ein minutenlanges Hupkonzert. Einen zusätzlichen Bonus erhält man, wenn man kurz vorm Losfahren noch einmal aussteigt und die Flüssigkeitsstände überprüft.

Schwabinger Roulette (auch: Bilker Roulette, Charlottenburger Roulette usw.) ist ein ganz einfaches aus der Not geborenes Spielchen. Runde : Man versucht am Abend in einer Zeit unter  Minuten einen Parkplatz in Gehweite seiner Wohnung zu finden. Runde : Da man jeden Abend den Wagen an einer anderen Stelle abstellen muss, versucht man am nächsten Morgen, den Wagen in weniger als zehn Minuten wiederzufinden. Falls man ihn nicht findet, ist er wahrscheinlich abgeschleppt worden, weil man am Vorabend nach  Minuten den Wagen in voller Verzweiflung auf einem Behindertenparkplatz abgestellt hat. Zu guter Letzt kommt das Finnische Roulette, in Seniorenkreisen auch Sekundenschlaf genannt. Ziel dieses ins deutsche Liedgut eingegangenen Spieles (Zitat siehe oben) ist es, auf Landstraßen und Autobahnen möglichst lange die Augen geschlossen zu halten, ohne die Geschwindigkeit von mindestens  km/h zu verringern. Jeder Leser, der nicht ein totaler Feigling ist, kommt auf Autobahnen locker auf fünf Sekunden. Mit ein bisschen mehr Mumm schafft man gute zehn. Echte Profis allerdings machen es nicht unter  Sekunden und eingefleischte Fans dieser Sportart messen ihre Rekorde ohnehin in Liedern. Rookies sollten mit kurzen, schnellen Songs von den Ramones beginnen, die bekanntlich alle zwei Minuten Länge haben, und immer einen Beifahrer dabei haben, der notfalls ins Lenkrad greifen kann. Im nächsten Schritt kann man es dann alleine probieren und kommt bald schon auf Songs mit drei bis vier Minuten Länge. Das ist dann allerdings erst der Anfang. Rekorde wie die angebliche Bestleistung eines Fahrers aus Turku in Finnland, der Shine On You Crazy Diamond von Pink Floyd schaffte, werden für Fahrer aus unseren Breiten in unerreichbarer Ferne bleiben.

Illustration: Martin Kuhlmann und Til Schlenker (www.primate-work.de)

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Von Kai Flemming (Text), Martin Kuhlmann und Til Schlenker (Illustration)

Ein süßer Triumph, der es mehr als wettmacht, dass der unterlegene Lenker im dicken Auto viel mehr Knete auf dem Konto und die schöneren Frauen hat. Aber die meisten Spiele im Straßenverkehr sind so absurd, dass sie nur von Eingeweihten als Spiel und nicht als mutwillige Körperverletzung decodiert werden können. Für unsere Leser hier die wichtigsten Spiele im Überblick: Land gewinnen. Parken Sie so, dass man zwei, im Bestfall drei Parkplätze besetzt. Sonderpunkte gibt es hier für Kleinwagen. Smarts, die in Riesenparklücken möglichst mittig parkieren, sind von der Wertung ausgenommen.

„Gang 5 und gleich 180. Schließe die Augen, zähle bis 10 und dann wieder auf. Hey, noch am Leben“ Marcus Wiebusch, Kettcar Das erste Wort nach Mama und Papa, das ein Junge spricht, ist „Auto“. Alles, was vier Räder hat, prägt unser frühkindliches Leben, von der handgefertigten Holzlokomotive aus der Behindertenwerkstatt bis hin zum ersten Matchboxauto. Das Auto beherrscht unsere Spielwelt: das erste Bobbycar, das Boliden-Quartett („Ich hab 8.000 U/min!“), das Kettcar, die Carrerabahn und schließlich Grand Theft Auto. Dann, endlich, das echte mit einem richtigen Verbrennungsmotor betriebene Kraftfahrzeug. Und trotz 20 bis 30 praktischen Fahrstunden und einer langweiligen Theorieschulung bleibt das Autofahren und das dazugehörige Verhalten im Straßenverkehr ein Spiel, das eigenen Regeln gehorcht. In unterentwickelten Verkehrszivilisationen wie beispielsweise Armenien oder Ostösterreich gilt die Quartettregel: Wer mehr U/min, PS und Hubraum hat, gewinnt. In Deutschland gilt die StVO. Darum kann man in den geschwindigkeitsbegrenzten innerstädtischen Räumen auch mit Kleinwagen ganz ordentlich punkten. Kommt ganz darauf an, welche Spiele

man spielt. Schneller Durchkommen ist sozusagen der ganz persönliche Cannonball und eine hübsche Abwechslung zur eintönigen Radioberieselung, um die Fahrt von und zur Arbeitsstelle irgendwie herumzukriegen. Dieses Rennen kann man gegen sich selbst fahren. „Ja, heute nur 27: 58“ bzw. „Knorke, in nur 58 : 27!“ bzw. „Geil, nur 89 : 12 und datt, obwohl sechs Kilometer zwischen Bottrop und Gelsenkirchen!“ Dieses Spiel wird schnell langweilig, denn so sehr man sich auch anstrengt, man wird irgendwann eine Bestmarke erreichen, die man nur mit einem Hubschrauber oder den öffentlichen Verkehrsmitteln unterbieten könnte. Das nächsteinfache Spielchen ist der bekannte Ampelstart. Da bereits jeder Kleinwagen eine Traktionskontrolle besitzt, gibt es keine reifenqualmenden Kavalierstarts mehr. Die Sprint­ wertung an der weißen Linie vollzieht sich daher unauffälliger. Und auch hier können untermotorisierte Lenker mit äußerster Konzentration und punktgenauem Gangwechsel gegen schwere, hoch motorisierte Limousinen und SUVs punkten.

Eine Runde aussetzen. Fahren Sie möglichst ganz langsam auf eine Ampel zu, die kurz vor der Rotphase steht. Leuchtet Gelb auf, schnell Gas geben und bei Spätgelb noch rüber. Das Fahrzeug, das hinter Ihnen herschleichen musste, darf an der Haltelinie nun eine Runde aussetzen. Buddha-Parking. Kann man gut an Samstagen auf überfüllten Ikea-Parkplätzen oder ebendann in Innenstädten machen. Gehen Sie einfach zu Ihrem Auto und öffnen Sie schon von Weitem per Fernbedienung Ihr Fahrzeug. Sofort wird sich ein Auto an Ihre Fersen heften und warnblinkend zusehen, wie Sie nun ganz langsam und in aller Ruhe ihre Einkäufe einpacken. Dann ins Fahrzeug steigen, Rückspiegel und Sitzhöhe überprüfen, sich vorschriftsmäßig anschnallen, um dann erst einmal die Straßenkarten hervorzuziehen, um zu schauen, wo die Reise hingeht. Mit starken Nerven und viel innerer Ruhe übersteht man auch ein minutenlanges Hupkonzert. Einen zusätzlichen Bonus erhält man, wenn man kurz vorm Losfahren noch einmal aussteigt und die Flüssigkeitsstände überprüft.

Schwabinger Roulette (auch: Bilker Roulette, Charlottenburger Roulette usw.) ist ein ganz einfaches aus der Not geborenes Spielchen. Runde : Man versucht am Abend in einer Zeit unter  Minuten einen Parkplatz in Gehweite seiner Wohnung zu finden. Runde : Da man jeden Abend den Wagen an einer anderen Stelle abstellen muss, versucht man am nächsten Morgen, den Wagen in weniger als zehn Minuten wiederzufinden. Falls man ihn nicht findet, ist er wahrscheinlich abgeschleppt worden, weil man am Vorabend nach  Minuten den Wagen in voller Verzweiflung auf einem Behindertenparkplatz abgestellt hat. Zu guter Letzt kommt das Finnische Roulette, in Seniorenkreisen auch Sekundenschlaf genannt. Ziel dieses ins deutsche Liedgut eingegangenen Spieles (Zitat siehe oben) ist es, auf Landstraßen und Autobahnen möglichst lange die Augen geschlossen zu halten, ohne die Geschwindigkeit von mindestens  km/h zu verringern. Jeder Leser, der nicht ein totaler Feigling ist, kommt auf Autobahnen locker auf fünf Sekunden. Mit ein bisschen mehr Mumm schafft man gute zehn. Echte Profis allerdings machen es nicht unter  Sekunden und eingefleischte Fans dieser Sportart messen ihre Rekorde ohnehin in Liedern. Rookies sollten mit kurzen, schnellen Songs von den Ramones beginnen, die bekanntlich alle zwei Minuten Länge haben, und immer einen Beifahrer dabei haben, der notfalls ins Lenkrad greifen kann. Im nächsten Schritt kann man es dann alleine probieren und kommt bald schon auf Songs mit drei bis vier Minuten Länge. Das ist dann allerdings erst der Anfang. Rekorde wie die angebliche Bestleistung eines Fahrers aus Turku in Finnland, der Shine On You Crazy Diamond von Pink Floyd schaffte, werden für Fahrer aus unseren Breiten in unerreichbarer Ferne bleiben.

Illustration: Martin Kuhlmann und Til Schlenker (www.primate-work.de)

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Jan Rosenthal, , zählt zu den größten Talenten im deutschen Fußball. Das Sommermärchen  verfolgte er noch mit Fanschal vor dem Fernseher. Die WM  aber will er in Südafrika erleben – als Nationalspieler. Jan Rosenthal ist ein Denkertyp. Für einen Fußballprofi, das sagt er selbst, überlegt er fast schon zu viel. Bei seinem ersten großen Shooting, exklusiv für FELD HOMMES, ist er dafür überraschend locker. Von Robert Grischek (Fotos), Martin Müller (Illustration) und Oliver Wurm (Interview)

Seit  steht Jan Rosenthal im Profikader von Hannover , der Überraschungsmannschaft der aktuellen Hinrunde. Am . August  kam er im Heimspiel gegen Werder Bremen zu seinem ersten Bundesligaeinsatz. In  Ligaspielen erzielte der Mittelfeldspieler bisher sieben Tore. Zehn Mal spielte Rosenthal bereits für die deutsche U-Nationalmannschaft. Parallel zu seiner Profilaufbahn absolvierte der Abiturient seinen Zivildienst im Klinikum Wahrendorff, in einer psychiatrischen Einrichtung für Behinderte, wo schon

Hemd von Boss

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Per Mertesacker seinen Dienst verrichtete. Als Jan beim Interview auf dem Laptop die Aufmacherseite seiner ersten großen Fotostrecke betrachtet, muss er grinsen. „Ein Gehirn? Na, das passt ja“, sagt der Jungprofi. „Gerade eben haben mir die Trainer wieder gesagt, ich solle nicht immer so viel denken und Fehler schneller abhaken.“ Er spricht sehr leise. Das ist seine Art. Nicht, dass er schüchtern wäre. Rosenthal nimmt sich einfach nicht so wichtig. „Muss ja nicht gleich das ganze Lokal mithören“, sagt er. HERO

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Jan Rosenthal, , zählt zu den größten Talenten im deutschen Fußball. Das Sommermärchen  verfolgte er noch mit Fanschal vor dem Fernseher. Die WM  aber will er in Südafrika erleben – als Nationalspieler. Jan Rosenthal ist ein Denkertyp. Für einen Fußballprofi, das sagt er selbst, überlegt er fast schon zu viel. Bei seinem ersten großen Shooting, exklusiv für FELD HOMMES, ist er dafür überraschend locker. Von Robert Grischek (Fotos), Martin Müller (Illustration) und Oliver Wurm (Interview)

Seit  steht Jan Rosenthal im Profikader von Hannover , der Überraschungsmannschaft der aktuellen Hinrunde. Am . August  kam er im Heimspiel gegen Werder Bremen zu seinem ersten Bundesligaeinsatz. In  Ligaspielen erzielte der Mittelfeldspieler bisher sieben Tore. Zehn Mal spielte Rosenthal bereits für die deutsche U-Nationalmannschaft. Parallel zu seiner Profilaufbahn absolvierte der Abiturient seinen Zivildienst im Klinikum Wahrendorff, in einer psychiatrischen Einrichtung für Behinderte, wo schon

Hemd von Boss

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Per Mertesacker seinen Dienst verrichtete. Als Jan beim Interview auf dem Laptop die Aufmacherseite seiner ersten großen Fotostrecke betrachtet, muss er grinsen. „Ein Gehirn? Na, das passt ja“, sagt der Jungprofi. „Gerade eben haben mir die Trainer wieder gesagt, ich solle nicht immer so viel denken und Fehler schneller abhaken.“ Er spricht sehr leise. Das ist seine Art. Nicht, dass er schüchtern wäre. Rosenthal nimmt sich einfach nicht so wichtig. „Muss ja nicht gleich das ganze Lokal mithören“, sagt er. HERO

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Kapuzenpullover von Converse by John Varvatos, T-Shirt von Adidas Porsche Design Sport, Jogginghose von Diesel und Sneaker (Vintage)

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Kapuzenpullover von Converse by John Varvatos, T-Shirt von Adidas Porsche Design Sport, Jogginghose von Diesel und Sneaker (Vintage)

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FELD HOMMES: Ist Fußball auf dem Niveau, wie Sie ihn spielen, eher Laufsport oder Denksport? Jan Rosenthal: Laufen können in der Bundesliga alle. Athletisch ist da jeder auf einem Top-Niveau. Von daher ist Fußball eher ein Denksport. Es kommt darauf an, unter höchster Belastung in kürzester Zeit richtige Entscheidungen in einem komplexen Aufgabenfeld zu treffen. Und das zugleich kraftsparend und effizient. Profifußball unterscheidet sich vom Amateurfußball in erster Linie durch das enorm hohe Tempo. Handlungsschnelligkeit ist da entscheidend. Das hört sich jetzt sehr wissenschaftlich an, oder? Nur zu. Du musst im Spiel jederzeit orientiert sein, besten­ falls intuitiv die Gedanken in Handlungen übergehen lassen – diese Fähigkeit unterscheidet einen guten von einem sehr guten Spieler. Insofern ist Fußball tatsächlich ein extremer Denksport, ja. Schachspieler denken oft fünf, sechs Züge voraus. Sie auch? Mehr als maximal zwei Pässe kann man im Fußball nicht vorausdenken, da zu viele auf eine Aktion Einfluss nehmen. Aber natürlich suche ich permanent nach Möglich­ keiten, wie ich einen Ball weiterverarbeiten kann, sollte er im nächsten Moment zu mir gespielt werden. Peripheres sehen, die Laufwege der Stürmer abschätzen – das gehört dazu, das ist ein dauerhafter Prozess. Wenn du erst anfängst zu denken, wenn der Ball vor deinen Füßen liegt, ist es zu spät. Aber das Denken darf nicht bemüht sein. Am besten, du erreichst einen Flow, also einen Zustand, in dem sich alles fast rauschhaft abspielt. Inwiefern beeinflussen Alltagssorgen das Geschehen auf dem Platz? Spielt man schlechter, wenn man Liebeskummer hat? Ich denke nicht. Natürlich belastet es, wenn zum Beispiel jemand aus der Familie krank ist. In extremen Fällen ist ein Trainer sicher gut beraten, betroffene Spieler draußen zu lassen, da sie mit dem Kopf ohnehin woanders sind. Ist ein mit 80.000 Zuschauern ausverkauftes Stadion für einen Jungprofi eher Motivation oder Drohkulisse? Ich kann da nur für mich sprechen. Besondere Spiele und die entsprechende Atmosphäre haben mich immer gepuscht. Ich erinnere mich gerne an mein erstes Spiel in der Arena auf Schalke. Volle Hütte, ich durfte auf der Position der Nummer zehn spielen, also der des Spielmachers. Das war schon klasse. Oder in Dortmund, wo alleine auf der Südtribüne 25.000 Fans wie eine Wand hinter ihrem Klub stehen. Oder wenn wir mit 96 zu Hause gegen die Bayern spielen. Für diese Spiele lebst du als Fußballprofi doch. Aber natürlich gibt es auch das umgekehrte Phänomen, dass man sich selbst so sehr unter Druck setzt, dass der Körper regelrecht blockiert.

Jacke von Boss Orange, T-Shirt von American Apparel und Jeans von Lee

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FELD HOMMES: Ist Fußball auf dem Niveau, wie Sie ihn spielen, eher Laufsport oder Denksport? Jan Rosenthal: Laufen können in der Bundesliga alle. Athletisch ist da jeder auf einem Top-Niveau. Von daher ist Fußball eher ein Denksport. Es kommt darauf an, unter höchster Belastung in kürzester Zeit richtige Entscheidungen in einem komplexen Aufgabenfeld zu treffen. Und das zugleich kraftsparend und effizient. Profifußball unterscheidet sich vom Amateurfußball in erster Linie durch das enorm hohe Tempo. Handlungsschnelligkeit ist da entscheidend. Das hört sich jetzt sehr wissenschaftlich an, oder? Nur zu. Du musst im Spiel jederzeit orientiert sein, besten­ falls intuitiv die Gedanken in Handlungen übergehen lassen – diese Fähigkeit unterscheidet einen guten von einem sehr guten Spieler. Insofern ist Fußball tatsächlich ein extremer Denksport, ja. Schachspieler denken oft fünf, sechs Züge voraus. Sie auch? Mehr als maximal zwei Pässe kann man im Fußball nicht vorausdenken, da zu viele auf eine Aktion Einfluss nehmen. Aber natürlich suche ich permanent nach Möglich­ keiten, wie ich einen Ball weiterverarbeiten kann, sollte er im nächsten Moment zu mir gespielt werden. Peripheres sehen, die Laufwege der Stürmer abschätzen – das gehört dazu, das ist ein dauerhafter Prozess. Wenn du erst anfängst zu denken, wenn der Ball vor deinen Füßen liegt, ist es zu spät. Aber das Denken darf nicht bemüht sein. Am besten, du erreichst einen Flow, also einen Zustand, in dem sich alles fast rauschhaft abspielt. Inwiefern beeinflussen Alltagssorgen das Geschehen auf dem Platz? Spielt man schlechter, wenn man Liebeskummer hat? Ich denke nicht. Natürlich belastet es, wenn zum Beispiel jemand aus der Familie krank ist. In extremen Fällen ist ein Trainer sicher gut beraten, betroffene Spieler draußen zu lassen, da sie mit dem Kopf ohnehin woanders sind. Ist ein mit 80.000 Zuschauern ausverkauftes Stadion für einen Jungprofi eher Motivation oder Drohkulisse? Ich kann da nur für mich sprechen. Besondere Spiele und die entsprechende Atmosphäre haben mich immer gepuscht. Ich erinnere mich gerne an mein erstes Spiel in der Arena auf Schalke. Volle Hütte, ich durfte auf der Position der Nummer zehn spielen, also der des Spielmachers. Das war schon klasse. Oder in Dortmund, wo alleine auf der Südtribüne 25.000 Fans wie eine Wand hinter ihrem Klub stehen. Oder wenn wir mit 96 zu Hause gegen die Bayern spielen. Für diese Spiele lebst du als Fußballprofi doch. Aber natürlich gibt es auch das umgekehrte Phänomen, dass man sich selbst so sehr unter Druck setzt, dass der Körper regelrecht blockiert.

Jacke von Boss Orange, T-Shirt von American Apparel und Jeans von Lee

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Wie wichtig ist an solchen Tagen die erste Aktion eines Spiels? Sie sollte eigentlich keinen Einfluss haben. Denn genau das ist ja der Fehler, dass man sich von so etwas abhängig macht. Ich versuche mich davon zu befreien. Es gelingt nicht immer. Nimmt man die Zuschauer als Individuen wahr oder eher als amorphe Masse? Eher letzteres. Du hörst ja unten auf dem Rasen keine einzelnen Zwischenrufe wie etwa im Tennis. Eher mal ein kollektives Aufstöhnen, wenn du den Ball verlierst – oder ein anerkennendes Raunen, wenn dir etwas Besonderes gelungen ist. Haben die Fans schon mal Ihren Namen gesungen? Ja, schon. Erinnern Sie sich an das erste Mal? Das war bei einem Spiel in Leverkusen. Ich hatte schon das Tor zum 1:0 erzielt. Kurz vor Schluss renne ich 30 Meter zurück, grätsche meinem Gegenspieler den Ball ab und leite sofort wieder den Gegenangriff ein. Da bin ich sicher noch mal 70 Meter marschiert und bekomme vorne erneut den Ball. Mit einem schnellen Doppelpass leite ich eine große Chance ein, die wir leider vergeben. Also drehe ich mich um und renne zurück. Und dann hörte ich es plötzlich aus unserer Fankurve: Ro-sen-thal. Ro-sen-thal. Das war schon ein besonderer Moment, den ich sehr genossen habe. Aber jede gute Aktion ist auch ein Versprechen auf mehr und weckt für die nächsten Spiele wieder neue Erwartungen. Haben Sie auf dem Platz das Spiel lieber vor sich? Sprich: Gestalten Sie gerne? Ich spiele am liebsten dort, wo ich viele Ballkontakte habe und mich einbringen kann. Ich weiß, dass ich gute Ideen habe. Vor der zentralen Rolle des Regisseurs hätte ich keine Angst. Waren Sie in den Jugendmannschaften immer herausragend? Als Jugendlicher beim SV Staffhorst war ich schon im ganzen Kreis bekannt. Da haben wir mal 26 : 0 gewonnen, und ich habe 13 Tore gemacht. In der Niedersachsenauswahl waren die anderen später körperlich weiter, da musste ich athletisch einiges aufholen. In der A-Jugend gab es dann wieder Phasen, wo ich total dominant war und Spiele fast alleine entschieden habe. Wie schätzen Sie sich aktuell ein? In unserem Kader gibt es Spieler mit großer Erfahrung. Einem Michael Tarnat beispielsweise kann ich nichts vormachen. Aber ich bin auch selbstbewusst genug zu sagen, dass ich in meinem Jahrgang sicher zu den besten Fünf in Deutschland zähle. Ich hoffe, dass wieder eine Zeit kommt, in der ich ein dominierender Spieler sein kann.

links: Regenjacke von Y-3, T-Shirt von Lee und Shorts von Wood Wood rechts: Jacke sowie Shorts von COS und Sneaker von Boss Orange

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Wie wichtig ist an solchen Tagen die erste Aktion eines Spiels? Sie sollte eigentlich keinen Einfluss haben. Denn genau das ist ja der Fehler, dass man sich von so etwas abhängig macht. Ich versuche mich davon zu befreien. Es gelingt nicht immer. Nimmt man die Zuschauer als Individuen wahr oder eher als amorphe Masse? Eher letzteres. Du hörst ja unten auf dem Rasen keine einzelnen Zwischenrufe wie etwa im Tennis. Eher mal ein kollektives Aufstöhnen, wenn du den Ball verlierst – oder ein anerkennendes Raunen, wenn dir etwas Besonderes gelungen ist. Haben die Fans schon mal Ihren Namen gesungen? Ja, schon. Erinnern Sie sich an das erste Mal? Das war bei einem Spiel in Leverkusen. Ich hatte schon das Tor zum 1:0 erzielt. Kurz vor Schluss renne ich 30 Meter zurück, grätsche meinem Gegenspieler den Ball ab und leite sofort wieder den Gegenangriff ein. Da bin ich sicher noch mal 70 Meter marschiert und bekomme vorne erneut den Ball. Mit einem schnellen Doppelpass leite ich eine große Chance ein, die wir leider vergeben. Also drehe ich mich um und renne zurück. Und dann hörte ich es plötzlich aus unserer Fankurve: Ro-sen-thal. Ro-sen-thal. Das war schon ein besonderer Moment, den ich sehr genossen habe. Aber jede gute Aktion ist auch ein Versprechen auf mehr und weckt für die nächsten Spiele wieder neue Erwartungen. Haben Sie auf dem Platz das Spiel lieber vor sich? Sprich: Gestalten Sie gerne? Ich spiele am liebsten dort, wo ich viele Ballkontakte habe und mich einbringen kann. Ich weiß, dass ich gute Ideen habe. Vor der zentralen Rolle des Regisseurs hätte ich keine Angst. Waren Sie in den Jugendmannschaften immer herausragend? Als Jugendlicher beim SV Staffhorst war ich schon im ganzen Kreis bekannt. Da haben wir mal 26 : 0 gewonnen, und ich habe 13 Tore gemacht. In der Niedersachsenauswahl waren die anderen später körperlich weiter, da musste ich athletisch einiges aufholen. In der A-Jugend gab es dann wieder Phasen, wo ich total dominant war und Spiele fast alleine entschieden habe. Wie schätzen Sie sich aktuell ein? In unserem Kader gibt es Spieler mit großer Erfahrung. Einem Michael Tarnat beispielsweise kann ich nichts vormachen. Aber ich bin auch selbstbewusst genug zu sagen, dass ich in meinem Jahrgang sicher zu den besten Fünf in Deutschland zähle. Ich hoffe, dass wieder eine Zeit kommt, in der ich ein dominierender Spieler sein kann.

links: Regenjacke von Y-3, T-Shirt von Lee und Shorts von Wood Wood rechts: Jacke sowie Shorts von COS und Sneaker von Boss Orange

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Wo haben Sie die Spiele der WM 2006 verfolgt? Auf der „Blue Couch“. Muss man die kennen? (lacht) Nein. Mein Kumpel hat sich zu Hause ein richtiges Gaststättenzimmer eingerichtet. Mit Theke, Barhockern, großem Fernseher – und eben dieser blauen Couch, nach der wir den Ort benannt haben. Dort sitzen die Jungs jeden Samstag und gucken Bundesliga. Drei Werderfans, ein Bayernfan und ein HSVer. Alle im Trikot, Bierchen in der Hand – und, ganz wichtig: möglichst viel Unsinn redend. Die Jungs haben echt ’nen Pfeil im Kopf, eine Riesenclique. Während der WM habe ich dort die Spiele der deutschen Mannschaft gesehen. Wir haben uns meistens schon früh getroffen, ein bisschen gekickt und gemütlich gegrillt, bevor es dann in voller Fanmontur auf die blaue Couch ging. Alle im Trikot und mit so albernen Deutschlandhüten. Sie waren damals selbst schon Profi. Ja, aber ich hatte noch keinen richtigen Einsatz. Nach der WM bin ich dann super in die Vorbereitung gestartet. Und plötzlich stand ich mit den Nationalspielern gemeinsam auf dem Platz. Das war schon witzig. Sind Sie eigentlich ein Spieler? Absolut. Ich spiele selbst im Alltag bei jeder Gelegenheit. Und ich möchte immer gewinnen. Auch wenn ich mit meiner Freundin spiele. Worum geht es da? Wer entscheidet, wo wir essen gehen. Welches Fernsehprogramm wir schauen. Eigentlich um alles. Im Urlaub haben wir das zuletzt immer an der Tischtennisplatte ausgespielt. Wir sind über ein Jahr zusammen, aber ich weiß erst jetzt, dass sie auch Tischtennis spielen kann ... Verloren? (lacht) Ich sag es mal so: Wenn sie in einem Satz bis elf fünfmal die Kante trifft, kannst du in Flipflops nicht mehr allzu viel holen. Daddeln Sie, wie eigentlich jeder Fußballprofi, im Trainingslager auch permanent an der Spielekonsole? Die meisten spielen ja Fußball an der Playstation. Das mache ich selten. Aber ich habe einen Nintendo DS und seit ein paar Wochen dieses Dr. Kawashimas Gehirntraining. In der Mannschaft ist Mario Kart der absolute Favorit. Da fahren vier Spieler gleichzeitig ein Kartrennen. So richtig mit gegenseitig von der Piste schießen. Da fliegen richtig die Fetzen, das ist überragend. Können Sie beim Spielen gut verlieren? Eher schlecht. In der F-Jugend haben wir damals ein einziges Saisonspiel verloren. Ich habe trotzdem geheult, war total angefressen. Bei uns in der Familie hat auch nie jemand den anderen absichtlich gewinnen lassen. Mein Vater hat immer gesagt: Wenn wir spielen, dann richtig.

Ihr größter Triumph? Gegen meine Mutter habe ich einmal von 13 Spielen Rommé zwölf gewonnen. Das hat sie richtig gefuchst, denn sie spielt eigentlich besser als ich. Und in meinem Heimatdorf habe ich mich mal beim Preisdoppelkopf angemeldet. Da saß ich dann als einziger Spieler unter 30 zwischen den ganzen Rentnern. Immerhin bin ich bei 80 Teilnehmern Zweiter geworden. Und? Geheult? (lacht) Ne. Diesmal hatte ich ja wenig­s­ tens einen Truthahn gewonnen. Spielen Sie auch Lotto oder am Glücksspielautomaten? Nein. Ich möchte Einfluss auf ein Spiel haben können, sonst fehlt mir der Anreiz. Es geht ja darum, mit einer guten Strategie und kluger Taktik erfolgreich zu sein. Zocken Sie auch um Geld? Um kleinere Beträge beim Doppelkopf oder Poker. Aber eher aus dem Grund, dass dann alle ernsthafter spielen. Als Fußballprofi setzt sich Ihr Gehalt aus Grund- und Punktprämien zusammen. Denkt man während des Spiels an Geld? Anfangs gar nicht. Da mussten mich die Mitspieler fast darauf aufmerksam machen, dass ich zum Beispiel durch eine späte Einwechslung noch eine schöne Punktprämie geschnappt habe. Wenn man das Prämiensystem besser durchschaut und verinnerlicht, achtet man schon etwas mehr darauf. Ein Trainer kann dein Gehalt mit kleinen Gesten ja auch durchaus beeinflussen. Inwiefern? Wenn du in der Startelf stehst, gibt es im Erfolgsfall die volle Punktprämie. Aber es kann auf dem Konto schon einen Unterschied machen, ob dich der Trainer zum Beispiel in der 59. Minute oder erst nach der 60. einwechselt. Das ist alles genau gestaffelt. Manchmal belohnt ein Trainer auch eine gute Trainingswoche und wechselt, wenn man klar führt, noch mal den einen oder anderen für ein paar Minuten ein, damit er noch einen Teil der Siegprämie bekommt. Schaut man da beim Aufwärmen auf die Stadionuhr und beginnt heimlich zu rechnen? Nein, wirklich nicht. Aber bei einem Heimspiel gegen Borussia Dortmund schoss mir kurz vor Schluss tatsächlich einmal so ein Gedanke durch den Kopf. Wir führten 2:1 und der BVB rannte noch einmal an. Ich stand relativ weit vorne, weil wir dort gerade den Ball verloren hatten. Ich war fix und alle. Trotzdem begann ich plötzlich zu rechnen, wie viel Geld es weniger gäbe, wenn die noch den Ausgleich schießen. Und ich dachte mir: Mein Gott, für das Geld kannst du jetzt echt noch mal beißen und einen langen Sprint nach hinten machen.

Kapuzenpullover von Converse by John Varvatos und T-Shirt von Adidas Porsche Design Sport

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Wo haben Sie die Spiele der WM 2006 verfolgt? Auf der „Blue Couch“. Muss man die kennen? (lacht) Nein. Mein Kumpel hat sich zu Hause ein richtiges Gaststättenzimmer eingerichtet. Mit Theke, Barhockern, großem Fernseher – und eben dieser blauen Couch, nach der wir den Ort benannt haben. Dort sitzen die Jungs jeden Samstag und gucken Bundesliga. Drei Werderfans, ein Bayernfan und ein HSVer. Alle im Trikot, Bierchen in der Hand – und, ganz wichtig: möglichst viel Unsinn redend. Die Jungs haben echt ’nen Pfeil im Kopf, eine Riesenclique. Während der WM habe ich dort die Spiele der deutschen Mannschaft gesehen. Wir haben uns meistens schon früh getroffen, ein bisschen gekickt und gemütlich gegrillt, bevor es dann in voller Fanmontur auf die blaue Couch ging. Alle im Trikot und mit so albernen Deutschlandhüten. Sie waren damals selbst schon Profi. Ja, aber ich hatte noch keinen richtigen Einsatz. Nach der WM bin ich dann super in die Vorbereitung gestartet. Und plötzlich stand ich mit den Nationalspielern gemeinsam auf dem Platz. Das war schon witzig. Sind Sie eigentlich ein Spieler? Absolut. Ich spiele selbst im Alltag bei jeder Gelegenheit. Und ich möchte immer gewinnen. Auch wenn ich mit meiner Freundin spiele. Worum geht es da? Wer entscheidet, wo wir essen gehen. Welches Fernsehprogramm wir schauen. Eigentlich um alles. Im Urlaub haben wir das zuletzt immer an der Tischtennisplatte ausgespielt. Wir sind über ein Jahr zusammen, aber ich weiß erst jetzt, dass sie auch Tischtennis spielen kann ... Verloren? (lacht) Ich sag es mal so: Wenn sie in einem Satz bis elf fünfmal die Kante trifft, kannst du in Flipflops nicht mehr allzu viel holen. Daddeln Sie, wie eigentlich jeder Fußballprofi, im Trainingslager auch permanent an der Spielekonsole? Die meisten spielen ja Fußball an der Playstation. Das mache ich selten. Aber ich habe einen Nintendo DS und seit ein paar Wochen dieses Dr. Kawashimas Gehirntraining. In der Mannschaft ist Mario Kart der absolute Favorit. Da fahren vier Spieler gleichzeitig ein Kartrennen. So richtig mit gegenseitig von der Piste schießen. Da fliegen richtig die Fetzen, das ist überragend. Können Sie beim Spielen gut verlieren? Eher schlecht. In der F-Jugend haben wir damals ein einziges Saisonspiel verloren. Ich habe trotzdem geheult, war total angefressen. Bei uns in der Familie hat auch nie jemand den anderen absichtlich gewinnen lassen. Mein Vater hat immer gesagt: Wenn wir spielen, dann richtig.

Ihr größter Triumph? Gegen meine Mutter habe ich einmal von 13 Spielen Rommé zwölf gewonnen. Das hat sie richtig gefuchst, denn sie spielt eigentlich besser als ich. Und in meinem Heimatdorf habe ich mich mal beim Preisdoppelkopf angemeldet. Da saß ich dann als einziger Spieler unter 30 zwischen den ganzen Rentnern. Immerhin bin ich bei 80 Teilnehmern Zweiter geworden. Und? Geheult? (lacht) Ne. Diesmal hatte ich ja wenig­s­ tens einen Truthahn gewonnen. Spielen Sie auch Lotto oder am Glücksspielautomaten? Nein. Ich möchte Einfluss auf ein Spiel haben können, sonst fehlt mir der Anreiz. Es geht ja darum, mit einer guten Strategie und kluger Taktik erfolgreich zu sein. Zocken Sie auch um Geld? Um kleinere Beträge beim Doppelkopf oder Poker. Aber eher aus dem Grund, dass dann alle ernsthafter spielen. Als Fußballprofi setzt sich Ihr Gehalt aus Grund- und Punktprämien zusammen. Denkt man während des Spiels an Geld? Anfangs gar nicht. Da mussten mich die Mitspieler fast darauf aufmerksam machen, dass ich zum Beispiel durch eine späte Einwechslung noch eine schöne Punktprämie geschnappt habe. Wenn man das Prämiensystem besser durchschaut und verinnerlicht, achtet man schon etwas mehr darauf. Ein Trainer kann dein Gehalt mit kleinen Gesten ja auch durchaus beeinflussen. Inwiefern? Wenn du in der Startelf stehst, gibt es im Erfolgsfall die volle Punktprämie. Aber es kann auf dem Konto schon einen Unterschied machen, ob dich der Trainer zum Beispiel in der 59. Minute oder erst nach der 60. einwechselt. Das ist alles genau gestaffelt. Manchmal belohnt ein Trainer auch eine gute Trainingswoche und wechselt, wenn man klar führt, noch mal den einen oder anderen für ein paar Minuten ein, damit er noch einen Teil der Siegprämie bekommt. Schaut man da beim Aufwärmen auf die Stadionuhr und beginnt heimlich zu rechnen? Nein, wirklich nicht. Aber bei einem Heimspiel gegen Borussia Dortmund schoss mir kurz vor Schluss tatsächlich einmal so ein Gedanke durch den Kopf. Wir führten 2:1 und der BVB rannte noch einmal an. Ich stand relativ weit vorne, weil wir dort gerade den Ball verloren hatten. Ich war fix und alle. Trotzdem begann ich plötzlich zu rechnen, wie viel Geld es weniger gäbe, wenn die noch den Ausgleich schießen. Und ich dachte mir: Mein Gott, für das Geld kannst du jetzt echt noch mal beißen und einen langen Sprint nach hinten machen.

Kapuzenpullover von Converse by John Varvatos und T-Shirt von Adidas Porsche Design Sport

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 Jogginghose von Y-3

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 Jogginghose von Y-3

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Rechnen unter Höchstbelastung. Hatten Sie Mathematik im Abitur? (grinst) Als viertes Fach. 14 Punkte! Ich wollte eigentlich ein Sportabi machen, hatte mir aber kurz zuvor, im März 2005, das Kreuzband gerissen. Ausgerechnet in meinem ersten Testspiel als A-Jugendlicher in der Profimannschaft. Durch die viele Lernerei war ich damals völlig müde und unkonzentriert ins Spiel gegangen und blieb schon nach wenigen Minuten unglücklich mit den Stollen im Rasen hängen. Wie reagiert man als junger Spieler, wenn eine Karriere mit einem solchen Rückschlag startet? Damals war ich natürlich frustriert. Im Nachhinein sage ich: Vielleicht war das sogar ganz gut. Ich habe in der Reha mit den Physios meinen Körper von Grund auf athletisch aufbauen können. Ich habe gelernt, eine Verletzung richtig einzuschätzen und in mich reinzuhorchen. Und, auch wenn das immer so geschwollen klingt: Man lernt in so einer Phase auch Demut. Bis dahin lief ja immer alles nach Plan. Bundestagspräsident Norbert Lammert hat kürzlich kritisiert, dass Fußballprofis generell überbezahlt seien. Ich habe meine gesamte Jugend über und auch jetzt alle Zeit und Kraft in den Fußball investiert, auf vieles verzichtet, während andere Party gemacht haben und später an die Uni gegangen sind oder eine Ausbildung gemacht haben. Das Risiko war und ist sehr hoch. Nur ganz wenige schaffen es in den Profifußball. Und wenn man da ist, kann es jederzeit vorbei sein. Eine schwere Verletzung und du bist invalide. Insofern wird man in den wenigen aktiven Jahren, die einem bleiben, auch ein Stück weit für die Zeit danach bezahlt. Natürlich sind die Spitzengehälter in den TopLigen wie in England oder Spanien zum Teil aberwitzig hoch. Aber diese Pauschalkritik ist populistisch. „Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst.“ – George Best, Manchester United. Ein legendäres Zitat. Fußballtypisch? Das ist sicher typbedingt. Ich verdiene für mein Alter vergleichsweise viel. Aber deshalb shoppe ich dennoch bei H&M. Und auch beim Autokauf bin ich eher konservativ. Natürlich hätte ich mir einen Audi S8 holen können, aber ich bin mit meinem S3 absolut zufrieden. Der bringt mich auch schnell und sicher zu meiner Freundin nach Hamburg. Unterhält man sich mit den Kollegen über Gehaltszahlen, um die eigene Verhandlungsposition gegenüber dem Verein auszuloten? Nein, das ist mehr oder weniger ein Tabu­thema. Von denen, die richtig viel verdienen, gibt es eh keiner preis. Und die mit den schlechten Verträgen auch nicht, weil sie befürchten, in der Hierarchie abzurutschen. Mit engen Freunden steckt man aber schon mal einen Rahmen ab, innerhalb dessen sich das eigene Gehalt bewegt.

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Rechnen unter Höchstbelastung. Hatten Sie Mathematik im Abitur? (grinst) Als viertes Fach. 14 Punkte! Ich wollte eigentlich ein Sportabi machen, hatte mir aber kurz zuvor, im März 2005, das Kreuzband gerissen. Ausgerechnet in meinem ersten Testspiel als A-Jugendlicher in der Profimannschaft. Durch die viele Lernerei war ich damals völlig müde und unkonzentriert ins Spiel gegangen und blieb schon nach wenigen Minuten unglücklich mit den Stollen im Rasen hängen. Wie reagiert man als junger Spieler, wenn eine Karriere mit einem solchen Rückschlag startet? Damals war ich natürlich frustriert. Im Nachhinein sage ich: Vielleicht war das sogar ganz gut. Ich habe in der Reha mit den Physios meinen Körper von Grund auf athletisch aufbauen können. Ich habe gelernt, eine Verletzung richtig einzuschätzen und in mich reinzuhorchen. Und, auch wenn das immer so geschwollen klingt: Man lernt in so einer Phase auch Demut. Bis dahin lief ja immer alles nach Plan. Bundestagspräsident Norbert Lammert hat kürzlich kritisiert, dass Fußballprofis generell überbezahlt seien. Ich habe meine gesamte Jugend über und auch jetzt alle Zeit und Kraft in den Fußball investiert, auf vieles verzichtet, während andere Party gemacht haben und später an die Uni gegangen sind oder eine Ausbildung gemacht haben. Das Risiko war und ist sehr hoch. Nur ganz wenige schaffen es in den Profifußball. Und wenn man da ist, kann es jederzeit vorbei sein. Eine schwere Verletzung und du bist invalide. Insofern wird man in den wenigen aktiven Jahren, die einem bleiben, auch ein Stück weit für die Zeit danach bezahlt. Natürlich sind die Spitzengehälter in den TopLigen wie in England oder Spanien zum Teil aberwitzig hoch. Aber diese Pauschalkritik ist populistisch. „Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst.“ – George Best, Manchester United. Ein legendäres Zitat. Fußballtypisch? Das ist sicher typbedingt. Ich verdiene für mein Alter vergleichsweise viel. Aber deshalb shoppe ich dennoch bei H&M. Und auch beim Autokauf bin ich eher konservativ. Natürlich hätte ich mir einen Audi S8 holen können, aber ich bin mit meinem S3 absolut zufrieden. Der bringt mich auch schnell und sicher zu meiner Freundin nach Hamburg. Unterhält man sich mit den Kollegen über Gehaltszahlen, um die eigene Verhandlungsposition gegenüber dem Verein auszuloten? Nein, das ist mehr oder weniger ein Tabu­thema. Von denen, die richtig viel verdienen, gibt es eh keiner preis. Und die mit den schlechten Verträgen auch nicht, weil sie befürchten, in der Hierarchie abzurutschen. Mit engen Freunden steckt man aber schon mal einen Rahmen ab, innerhalb dessen sich das eigene Gehalt bewegt.

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Gestern standen die angeblichen Gehaltszahlen eines 96-Profis in der Bild-Zeitung, inklusive aller Prämien. Wird so etwas im Training thematisiert? Klar, da kommt dann schon der ein oder andere Spruch. So nach dem Motto: Junge, für dein Gehalt würde ich so eine anstrengende Übung echt nicht mitmachen. Aber das ist dann eher spaßig gemeint. Auf welche Art von Humor stehen Sie eigentlich? Kurt Krömer ist für mich unübertroffen. Harald Schmidts Latenight war über Jahre Pflichtprogramm. Auch Oliver Pocher hat eine ganz eigene Art von Humor. Den Olli kenne ich auch persönlich, er ist 96-Fan und oft bei der Mannschaft. Zuletzt ist er auf unserer Weihnachtsfeier aufgetreten und hat Podolski und Kahn imitiert – ganz großes Kino. Die gemeinsame Show von Schmidt und Pocher ist aber noch steigerungsfähig. Einzeln sind sie besser. Fahren Sie eigentlich gerne Karussel? Bin gespannt, wo­ rauf das jetzt hinauslaufen soll. Okay, ein bemühter Wortwitz. Aber es gibt ja im Profifußball diese Floskel, dass sich das Spielerkarussell dreht. Das Fachmagazin Kicker spekuliert, dass Sie durch den Wechsel von Nationalspieler Tim Borowski zum FC Bayern ein Kandidat für Werder Bremen sind. Es ist legitim, dass die Medien in verschiedene Richtungen spekulieren. Das gehört zum Geschäft. Steht Ihr Elternhaus eigentlich näher am Weserstadion oder an der AWD-Arena in Hannover? (grinst) Es sind 77 km nach Hannover und rund 60 bis Bremen. Die WM 2006 haben Sie auf der Blue Couch verfolgt. Wo sehen Sie die WM 2010 in Südafrika? Ganz sicher nicht vor dem Fernseher. Ich habe im Leistungskurs Geschichte meine Facharbeit über die Missionsgeschichte Südafrikas geschrieben. Das Land fasziniert mich. Da will ich auf jeden Fall hin. Sie hätten sicher nichts dagegen, wenn der DFB die Reise­ kosten übernähme, oder? 2010 bin ich 24, also im besten Fußballeralter.

Fotografie: Robert Grischek (www.grischek.com)   Artdirektion: Mieke Haase (www.miekehaase.de)   Illustrationen: Martin Müller (www.ilikeyourbadbreathdaddy.de)   Fotoassistenz: Benni Bock & Georg Schmid  Styling: Christian Stemmler (www.m4motion.de)   Haare & Make-up: Sascha Hughes (www.m4motion.de)  Bildbearbeitung: Magnus Sterzel (www.appel-grafik.de)   Jacke von Y-3, T-Shirt von American Apparel,    Shorts von Raf by Raf Simons und Sneaker von Boss Orange

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Danke an Jans Manager Christoph Leutrum von der   Hamburger Beratungsagentur extratime.   Danke auch an Jans Freundin für ihre Geduld.

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Gestern standen die angeblichen Gehaltszahlen eines 96-Profis in der Bild-Zeitung, inklusive aller Prämien. Wird so etwas im Training thematisiert? Klar, da kommt dann schon der ein oder andere Spruch. So nach dem Motto: Junge, für dein Gehalt würde ich so eine anstrengende Übung echt nicht mitmachen. Aber das ist dann eher spaßig gemeint. Auf welche Art von Humor stehen Sie eigentlich? Kurt Krömer ist für mich unübertroffen. Harald Schmidts Latenight war über Jahre Pflichtprogramm. Auch Oliver Pocher hat eine ganz eigene Art von Humor. Den Olli kenne ich auch persönlich, er ist 96-Fan und oft bei der Mannschaft. Zuletzt ist er auf unserer Weihnachtsfeier aufgetreten und hat Podolski und Kahn imitiert – ganz großes Kino. Die gemeinsame Show von Schmidt und Pocher ist aber noch steigerungsfähig. Einzeln sind sie besser. Fahren Sie eigentlich gerne Karussel? Bin gespannt, wo­ rauf das jetzt hinauslaufen soll. Okay, ein bemühter Wortwitz. Aber es gibt ja im Profifußball diese Floskel, dass sich das Spielerkarussell dreht. Das Fachmagazin Kicker spekuliert, dass Sie durch den Wechsel von Nationalspieler Tim Borowski zum FC Bayern ein Kandidat für Werder Bremen sind. Es ist legitim, dass die Medien in verschiedene Richtungen spekulieren. Das gehört zum Geschäft. Steht Ihr Elternhaus eigentlich näher am Weserstadion oder an der AWD-Arena in Hannover? (grinst) Es sind 77 km nach Hannover und rund 60 bis Bremen. Die WM 2006 haben Sie auf der Blue Couch verfolgt. Wo sehen Sie die WM 2010 in Südafrika? Ganz sicher nicht vor dem Fernseher. Ich habe im Leistungskurs Geschichte meine Facharbeit über die Missionsgeschichte Südafrikas geschrieben. Das Land fasziniert mich. Da will ich auf jeden Fall hin. Sie hätten sicher nichts dagegen, wenn der DFB die Reise­ kosten übernähme, oder? 2010 bin ich 24, also im besten Fußballeralter.

Fotografie: Robert Grischek (www.grischek.com)   Artdirektion: Mieke Haase (www.miekehaase.de)   Illustrationen: Martin Müller (www.ilikeyourbadbreathdaddy.de)   Fotoassistenz: Benni Bock & Georg Schmid  Styling: Christian Stemmler (www.m4motion.de)   Haare & Make-up: Sascha Hughes (www.m4motion.de)  Bildbearbeitung: Magnus Sterzel (www.appel-grafik.de)   Jacke von Y-3, T-Shirt von American Apparel,    Shorts von Raf by Raf Simons und Sneaker von Boss Orange

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Danke an Jans Manager Christoph Leutrum von der   Hamburger Beratungsagentur extratime.   Danke auch an Jans Freundin für ihre Geduld.

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Es ist schon reichlich verwegen, wenn ein junger Deutscher zur Elite des britisch dominierten Billardsports aufschließen will. Aber aussichtslose Lagen sind Patrick Einsles Spezialgebiet – wer Snooker spielt, muss schließlich auf jede Konstellation eine Antwort haben.

Von Bertram Job (Text) und Thomas Rabsch (Fotos)

Es ist immer die gleiche umständliche Tour hier rauf, aber einen anderen Weg zum Ruhm gibt es nicht. Nicht in diesem Sport. Patrick Einsle ist in Bochum wieder sehr früh aufgebrochen, um beizeiten am Flughafen Köln-Bonn zu sein. Er hat den günstigeren Regionalzug genommen statt den ICE und dann die frühe Maschine nach Liverpool, einen Billigflieger. Vom John-Lennon-Airport geht’s mit dem Bus zur Lime Street Station, von dort mit der Wirral Line, einer Regionalbahn, in gut  Minuten runter nach Chester. Dort noch mal umsteigen in den Zug Richtung walisische Küste, dann endlich aussteigen in Prestatyn. „Stellt euch bloß nichts Tolles darunter vor“, hat er vorher schon gewarnt, „Prestatyn ist wahrscheinlich der langweiligste Ort der Welt.“ Die Weisheit eines Zwanzigjährigen. So steht er also wieder auf diesem walisischen Bahnsteig, der inzwischen so etwas wie sein Schicksal geworden ist: an der linken Hand den Rollkoffer mit den Klamotten, an der rechten das schmale Futteral mit dem Queue. Ein Starspieler würde hier wohl mit Betreuer und Limousine vorfahren, er hingegen geht die letzte Meile zum Hotel zu Fuß. Der Himmel ist bleigrau und schickt feinen Nieselregen. „So ist das eigentlich immer“, sagt er unbewegt, „auch im Sommer ist es hier ziemlich kalt.“ Vielleicht fängt so eine größere Karriere im Snooker-Billard an, auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt. Noch ist Patrick 158

SPORT

Einsle in der Warteschleife. Er möchte auf den Terminen der Main Tour, jener berühmten Turnierserie der  weltbesten Profis, Punkte für die Rangliste und Erfahrungen sammeln. Aber um überhaupt dahin zu gelangen, muss er jeweils durch ein Qualifikationsturnier. Das ist knüppelhart, um im Bild zu bleiben, und diese Turniere steigen ausschließlich in Prestatyn, einer walisischen Kleinstadt an der Irischen See. Hier, im zweiten Stock des Amusement Centre eines riesigen Ferienparks, ist die Pforte zum Snooker-Himmel, an die Einsle immer wieder klopft, – genau wie die anderen Halbstars im Wartestand. Junge bis nicht mehr ganz junge Briten und Iren sowie einige Malteser, Thailänder und Chinesen, die sich abends in den amorphen Appartementbauten verlieren. Jeder von ihnen hat die Hoffnung, dass er die nächste K.-o.-Runde übersteht. Doch jeder Zweite wird dabei ausgesiebt, und dann wieder jeder Zweite usw. Drei solcher Runden müsste Einsle diesmal überstehen, um sich beim nächsten Großturnier und damit europaweit im Fernsehen zeigen zu können. So weit ist er bislang jedoch noch nie gekommen. Und diesmal stehen die Chancen besonders schlecht. Wegen einer hartnäckigen Grippe hat er in den letzten Wochen nicht eine Kugel bewegt. Das macht sich am Nachmittag im Trainingsraum bemerkbar: Genau  Minuten an einem der Tische, die mit für ihn ungewohnten, deutlich schnelleren Tüchern bespannt sind, hat er fürs Training. SPORT

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Es ist schon reichlich verwegen, wenn ein junger Deutscher zur Elite des britisch dominierten Billardsports aufschließen will. Aber aussichtslose Lagen sind Patrick Einsles Spezialgebiet – wer Snooker spielt, muss schließlich auf jede Konstellation eine Antwort haben.

Von Bertram Job (Text) und Thomas Rabsch (Fotos)

Es ist immer die gleiche umständliche Tour hier rauf, aber einen anderen Weg zum Ruhm gibt es nicht. Nicht in diesem Sport. Patrick Einsle ist in Bochum wieder sehr früh aufgebrochen, um beizeiten am Flughafen Köln-Bonn zu sein. Er hat den günstigeren Regionalzug genommen statt den ICE und dann die frühe Maschine nach Liverpool, einen Billigflieger. Vom John-Lennon-Airport geht’s mit dem Bus zur Lime Street Station, von dort mit der Wirral Line, einer Regionalbahn, in gut  Minuten runter nach Chester. Dort noch mal umsteigen in den Zug Richtung walisische Küste, dann endlich aussteigen in Prestatyn. „Stellt euch bloß nichts Tolles darunter vor“, hat er vorher schon gewarnt, „Prestatyn ist wahrscheinlich der langweiligste Ort der Welt.“ Die Weisheit eines Zwanzigjährigen. So steht er also wieder auf diesem walisischen Bahnsteig, der inzwischen so etwas wie sein Schicksal geworden ist: an der linken Hand den Rollkoffer mit den Klamotten, an der rechten das schmale Futteral mit dem Queue. Ein Starspieler würde hier wohl mit Betreuer und Limousine vorfahren, er hingegen geht die letzte Meile zum Hotel zu Fuß. Der Himmel ist bleigrau und schickt feinen Nieselregen. „So ist das eigentlich immer“, sagt er unbewegt, „auch im Sommer ist es hier ziemlich kalt.“ Vielleicht fängt so eine größere Karriere im Snooker-Billard an, auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt. Noch ist Patrick 158

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Einsle in der Warteschleife. Er möchte auf den Terminen der Main Tour, jener berühmten Turnierserie der  weltbesten Profis, Punkte für die Rangliste und Erfahrungen sammeln. Aber um überhaupt dahin zu gelangen, muss er jeweils durch ein Qualifikationsturnier. Das ist knüppelhart, um im Bild zu bleiben, und diese Turniere steigen ausschließlich in Prestatyn, einer walisischen Kleinstadt an der Irischen See. Hier, im zweiten Stock des Amusement Centre eines riesigen Ferienparks, ist die Pforte zum Snooker-Himmel, an die Einsle immer wieder klopft, – genau wie die anderen Halbstars im Wartestand. Junge bis nicht mehr ganz junge Briten und Iren sowie einige Malteser, Thailänder und Chinesen, die sich abends in den amorphen Appartementbauten verlieren. Jeder von ihnen hat die Hoffnung, dass er die nächste K.-o.-Runde übersteht. Doch jeder Zweite wird dabei ausgesiebt, und dann wieder jeder Zweite usw. Drei solcher Runden müsste Einsle diesmal überstehen, um sich beim nächsten Großturnier und damit europaweit im Fernsehen zeigen zu können. So weit ist er bislang jedoch noch nie gekommen. Und diesmal stehen die Chancen besonders schlecht. Wegen einer hartnäckigen Grippe hat er in den letzten Wochen nicht eine Kugel bewegt. Das macht sich am Nachmittag im Trainingsraum bemerkbar: Genau  Minuten an einem der Tische, die mit für ihn ungewohnten, deutlich schnelleren Tüchern bespannt sind, hat er fürs Training. SPORT

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„Es fließt nicht richtig“, sagt Einsle beim Abgang verdrossen. Durch die Decke dringt vom Meer her der schrille Spott der Möwen. Am nächsten Morgen um Punkt zehn betritt der blasse Deutsche zusammen mit Gegner und Schiedsrichter den Matchroom Nr. 2 im Amusement Centre. Acht erste Begegnungen im Best-of-Nine-Modus in acht durch Stellwände abgegrenzten Räumen. Acht Mal die gleichen, unumstößlichen Etiketten: die glänzenden Westen und Fliegen der Spieler, die weißen Handschuhe der Schiedsrichter. Auf den drei Tribünenreihen an der Stirnseite haben geräuschlos zwei Augenzeugen Platz genommen. Patrick Einsle hustet noch, als sein Körper schon wie von selbst die schulmäßige Haltung zum ersten Stoß annimmt: Oberkörper waagerecht abgeknickt und das Kinn direkt über dem Queue, der mit dem rechten Bein auf einer Linie ist. Dann folgt der vertraute Klang der ersten Kollision, die immer wieder ein ganzes Universum eröffnet. 15 rote und sechs andersfarbige Kugeln, die mit der weißen, dem Cue Ball, abwechselnd in die sechs Taschen zu treiben sind. Tack! Vielleicht ist es dieser Klang, der ihn früh fasziniert hat. Vielleicht ist es aber auch das wohlige Gefühl, das sich einstellt, wenn es richtig fließt. Ein hoher Break, also möglichst viele Punkte in einer einzigen Aufnahme, davon träumen sie ja alle an diesen riesigen grünen Tischen. Ein Century Break mit 100 und mehr Punkten, und irgendwann das Optimum: die 147. Alle gottverdammten Kugeln in einem gigantischen Lauf abräumen. „Wenn es gut läuft, denkst du nicht“, sagt Einsle. „Du weißt intuitiv, was du als Nächstes machen musst. Nur wenn es hakt, beginnst du zu denken.“ Patrick Einsle hatte sich noch nichts gedacht, als er mit elf Jahren seinen Vater in Füssen mal beim Kauf eines Teppichs nach Landsberg am Lech begleitete. Aus dem Teppichhaus, das sie anpeilten, war allerdings ein Billardzentrum geworden. So kommt das Scheidungskind durch Zufall an sein erstes Snooker-Match, dem bald weitere folgen. Der ehrgeizige Junge zieht das Schwierige dem Leichten vor und liegt damit beim Snooker genau richtig: Alles ist hier zwei Nummern größer, fordernder als beim Pool. „Im Snooker gibt es immer wieder was zu lernen“, ist er bis heute überzeugt. „Den einen Tag probierst du etwas aus, was du dir abgeguckt hast, und es funktioniert. Am nächsten Tag geht das gleiche Ding daneben.“ Unbekümmertheit und echte Begabung lassen den Schüler schnell zu einem Ausnahmetalent avancieren. Mit 13 belegt Patrick den 2. Platz bei den deutschen U19-Meisterschaften und nimmt in Budapest an der Junioren-EM teil. Mit 14 gelingt ihm sein erster Century Break. Später, gerade 16, wird er als erster Deutscher überhaupt die 147 packen. Es ist ein Leben in zwei Welten: In der Füssener Anton-Sturm-Hauptschule gerade Durchschnitt, sammelt Einsle am grünen Tisch Rekorde und Auszeichnungen.

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Tack, tack! Drüben in Großbritannien würde ein solcher Aufstieg von einer mächtigen Infrastruktur unterstützt. Jeder größere Ort zwischen Brighton und Belfast hat mehrere Snooker-Clubs, jeder herausragende Youngster wird von einflussreichen Managern hofiert. Gleich nach Fußball ist das rund 140 Jahre alte Spiel zweitpopulärster TV-Sport. Über 7 Millionen Fernsehzuschauer verfolgen das alljährliche WM-Finale im Crucible Theatre in Sheffield. Top Guns wie Stephen Hendry und Ronnie O’Sullivan, die im Laufe ihrer Karriere Millionen bewegen, sind Medienstars im Beckham-Format. In und um Füssen aber bleibt der Wunderknabe zunächst ein gut gehütetes Geheimnis. Manchmal setzt die Allgäuer Zeitung einen kurzen Bericht auf, manchmal gewinnt er 200 Euro bei einem Turnier – viel mehr wird in Deutschland bis heute nicht gezahlt. Das schützt Patrick Einsle und bremst ihn gleichzeitig. Bis er im Herbst 2004 beinahe alles auf eine Karte setzt: Er verlässt die Schule mit dem Hauptschulabschluss, um für ein Jahr an die berühmte Snooker Academy in Wellingborough bei Northampton zu gehen. Das Geld dazu kommt von einem privaten Sponsor, „teilweise geschenkt, teilweise geliehen. Alleine hätte ich das nie aufgebracht.“ An diesem Punkt nehmen die Gespräche mit Journalisten bis heute fast immer den gleichen Verlauf. „Eine Radioreporterin hat mir mal gesagt, dass sie mir das nicht erlaubt hätte, wenn sie meine Mutter wäre“, erzählt Einsle halb amüsiert und halb empört. Er will ja nicht belehrt werden über berufliche Chancen, die er eventuell verpasst. Er will nur spielen, jeden Tag fünf bis sechs Stunden lang, und dabei im Zentrum der Kollisionen stehen. Tack, tack! „In drei, vier Jahren oder so kann ich mir immer noch überlegen, wie’s weitergeht.“ Also mit Schulden nach England, auf die Billardakademie. Was den begabten Jungs bisher eher zugefallen ist, wird ihnen hier methodisch vermittelt. Breakbuilding mit Rot und Schwarz, Doubles, Sets und Plants. Oder wie man den anderen snookert und selbst aus einem Snooker herauskommt. Wenn die Dreiband-Artisten die Magier des Billards sind, so sind die Snooker-Spieler seine mit Stützen und Verlängerungen operierenden Chirurgen. Alle Stöße sollen so direkt wie exakt zum Ziel führen. Darum gilt es weniger den anderen als die eigenen Nerven zu besiegen. „Wir hatten eine gute Übung dafür in Wellingborough“, erzählt Einsle. „Einer muss lauter Long Pots (lange Stöße, d. Red.) üben, und alle anderen bauen sich um den Tisch herum auf und sehen ihm zu. Dabei zeigt sich, wie gut du auch unter Druck noch triffst.“ Aber was ist der Druck einer Trainingsstunde verglichen mit einem Qualifyer in Prestatyn? Im Matchroom Nr. 2 stehen die Dinge an diesem Vormittag zunächst nicht zum Besten. Nach 35 Minuten hat Patrick Einsle gerade 13 Punkte gemacht und liegt in Frames (Sätzen) mit 0 : 3 hinten. Das ist im Best-of-Nine-Modus, wo fünf gewonnene Spiele reichen, ein prekärer Zwischenstand. Während sein englischer Gegner sein Ego über mehrere große Breaks aufbauen konnte, wirkt Einsle unsicher und kraftlos. Sport

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„Es fließt nicht richtig“, sagt Einsle beim Abgang verdrossen. Durch die Decke dringt vom Meer her der schrille Spott der Möwen. Am nächsten Morgen um Punkt zehn betritt der blasse Deutsche zusammen mit Gegner und Schiedsrichter den Matchroom Nr. 2 im Amusement Centre. Acht erste Begegnungen im Best-of-Nine-Modus in acht durch Stellwände abgegrenzten Räumen. Acht Mal die gleichen, unumstößlichen Etiketten: die glänzenden Westen und Fliegen der Spieler, die weißen Handschuhe der Schiedsrichter. Auf den drei Tribünenreihen an der Stirnseite haben geräuschlos zwei Augenzeugen Platz genommen. Patrick Einsle hustet noch, als sein Körper schon wie von selbst die schulmäßige Haltung zum ersten Stoß annimmt: Oberkörper waagerecht abgeknickt und das Kinn direkt über dem Queue, der mit dem rechten Bein auf einer Linie ist. Dann folgt der vertraute Klang der ersten Kollision, die immer wieder ein ganzes Universum eröffnet. 15 rote und sechs andersfarbige Kugeln, die mit der weißen, dem Cue Ball, abwechselnd in die sechs Taschen zu treiben sind. Tack! Vielleicht ist es dieser Klang, der ihn früh fasziniert hat. Vielleicht ist es aber auch das wohlige Gefühl, das sich einstellt, wenn es richtig fließt. Ein hoher Break, also möglichst viele Punkte in einer einzigen Aufnahme, davon träumen sie ja alle an diesen riesigen grünen Tischen. Ein Century Break mit 100 und mehr Punkten, und irgendwann das Optimum: die 147. Alle gottverdammten Kugeln in einem gigantischen Lauf abräumen. „Wenn es gut läuft, denkst du nicht“, sagt Einsle. „Du weißt intuitiv, was du als Nächstes machen musst. Nur wenn es hakt, beginnst du zu denken.“ Patrick Einsle hatte sich noch nichts gedacht, als er mit elf Jahren seinen Vater in Füssen mal beim Kauf eines Teppichs nach Landsberg am Lech begleitete. Aus dem Teppichhaus, das sie anpeilten, war allerdings ein Billardzentrum geworden. So kommt das Scheidungskind durch Zufall an sein erstes Snooker-Match, dem bald weitere folgen. Der ehrgeizige Junge zieht das Schwierige dem Leichten vor und liegt damit beim Snooker genau richtig: Alles ist hier zwei Nummern größer, fordernder als beim Pool. „Im Snooker gibt es immer wieder was zu lernen“, ist er bis heute überzeugt. „Den einen Tag probierst du etwas aus, was du dir abgeguckt hast, und es funktioniert. Am nächsten Tag geht das gleiche Ding daneben.“ Unbekümmertheit und echte Begabung lassen den Schüler schnell zu einem Ausnahmetalent avancieren. Mit 13 belegt Patrick den 2. Platz bei den deutschen U19-Meisterschaften und nimmt in Budapest an der Junioren-EM teil. Mit 14 gelingt ihm sein erster Century Break. Später, gerade 16, wird er als erster Deutscher überhaupt die 147 packen. Es ist ein Leben in zwei Welten: In der Füssener Anton-Sturm-Hauptschule gerade Durchschnitt, sammelt Einsle am grünen Tisch Rekorde und Auszeichnungen.

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Tack, tack! Drüben in Großbritannien würde ein solcher Aufstieg von einer mächtigen Infrastruktur unterstützt. Jeder größere Ort zwischen Brighton und Belfast hat mehrere Snooker-Clubs, jeder herausragende Youngster wird von einflussreichen Managern hofiert. Gleich nach Fußball ist das rund 140 Jahre alte Spiel zweitpopulärster TV-Sport. Über 7 Millionen Fernsehzuschauer verfolgen das alljährliche WM-Finale im Crucible Theatre in Sheffield. Top Guns wie Stephen Hendry und Ronnie O’Sullivan, die im Laufe ihrer Karriere Millionen bewegen, sind Medienstars im Beckham-Format. In und um Füssen aber bleibt der Wunderknabe zunächst ein gut gehütetes Geheimnis. Manchmal setzt die Allgäuer Zeitung einen kurzen Bericht auf, manchmal gewinnt er 200 Euro bei einem Turnier – viel mehr wird in Deutschland bis heute nicht gezahlt. Das schützt Patrick Einsle und bremst ihn gleichzeitig. Bis er im Herbst 2004 beinahe alles auf eine Karte setzt: Er verlässt die Schule mit dem Hauptschulabschluss, um für ein Jahr an die berühmte Snooker Academy in Wellingborough bei Northampton zu gehen. Das Geld dazu kommt von einem privaten Sponsor, „teilweise geschenkt, teilweise geliehen. Alleine hätte ich das nie aufgebracht.“ An diesem Punkt nehmen die Gespräche mit Journalisten bis heute fast immer den gleichen Verlauf. „Eine Radioreporterin hat mir mal gesagt, dass sie mir das nicht erlaubt hätte, wenn sie meine Mutter wäre“, erzählt Einsle halb amüsiert und halb empört. Er will ja nicht belehrt werden über berufliche Chancen, die er eventuell verpasst. Er will nur spielen, jeden Tag fünf bis sechs Stunden lang, und dabei im Zentrum der Kollisionen stehen. Tack, tack! „In drei, vier Jahren oder so kann ich mir immer noch überlegen, wie’s weitergeht.“ Also mit Schulden nach England, auf die Billardakademie. Was den begabten Jungs bisher eher zugefallen ist, wird ihnen hier methodisch vermittelt. Breakbuilding mit Rot und Schwarz, Doubles, Sets und Plants. Oder wie man den anderen snookert und selbst aus einem Snooker herauskommt. Wenn die Dreiband-Artisten die Magier des Billards sind, so sind die Snooker-Spieler seine mit Stützen und Verlängerungen operierenden Chirurgen. Alle Stöße sollen so direkt wie exakt zum Ziel führen. Darum gilt es weniger den anderen als die eigenen Nerven zu besiegen. „Wir hatten eine gute Übung dafür in Wellingborough“, erzählt Einsle. „Einer muss lauter Long Pots (lange Stöße, d. Red.) üben, und alle anderen bauen sich um den Tisch herum auf und sehen ihm zu. Dabei zeigt sich, wie gut du auch unter Druck noch triffst.“ Aber was ist der Druck einer Trainingsstunde verglichen mit einem Qualifyer in Prestatyn? Im Matchroom Nr. 2 stehen die Dinge an diesem Vormittag zunächst nicht zum Besten. Nach 35 Minuten hat Patrick Einsle gerade 13 Punkte gemacht und liegt in Frames (Sätzen) mit 0 : 3 hinten. Das ist im Best-of-Nine-Modus, wo fünf gewonnene Spiele reichen, ein prekärer Zwischenstand. Während sein englischer Gegner sein Ego über mehrere große Breaks aufbauen konnte, wirkt Einsle unsicher und kraftlos. Sport

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Tack, tack, tack! Erst im vierten Frame, den er nach längerem Kampf gewinnt, flackert sein Potenzial kurzfristig auf. Plötzlich gewinnt er an Ausstrahlung und Sicherheit, es kommt Leben in das blasse Jünglingsgesicht. So und noch besser hat Einsle gespielt, als er 2006 bei den German Open in Fürth nacheinander Feargal O’Brian und Steven Lee, damals die Nr. 8 der Welt, aus dem Turnier werfen konnte. 300 Menschen auf den Rängen, die ihn antrieben und feierten – für ihn bis heute „das unglaublichste Erlebnis überhaupt“. Es sind solche Resultate, die den Namen des Außenseiters international in Umlauf gebracht haben. Aber wie lange halten sie vor, und wie viel Zeit bleibt Einsle noch? Vorletzten Herbst ist er in Prestatyn von einem 16-jährigen englischen Youngster mit 5 : 0 vom Tisch gefegt worden, und auf eine Art ist Thomas Hein, dem deutschen Nationaltrainer im Snooker, so was nur recht. Nicht immer dringt er mit seinen Ermahnungen, alles andere dem Billardsport unterzuordnen, zu seinem eigenwilligen Hoffnungsträger vor. „Patrick ist unser goldener Engel“, sagt Hein, „der kann manchmal wirklich fliegen. Aber wenn er nach England fährt, kriegt er regelmäßig die Flügel gestutzt.“ Dann und wann ist es auch denkbar knapp. Einmal hat ihn ein zweifelhafter Foulentscheid des Ringrichters um die Qualifikation sowie ein paar tausend Pfund Prämie gebracht. Und heute schlägt Einsle sich im fünften Frame selbst. Bald in Führung liegend, bringt er seinen Gegner durch vermeidbare Fouls wieder heran und verliert im Finish um „die schwarze 7“ durch einen leichten Fehler. Beim sechsten Frame kann er dann nur noch zusehen, wie Lee Spick einen Long Pot nach dem anderen versenkt. 162

Sport

So hat sich der Zweck dieser Reise nach knapp zwei Stunden schon wieder erledigt. Gleich nach dem Handshake mit seinem Gegner eilt Einsle ins Büro der Players Lounge, um dort seinen Rückflug online umzubuchen. „In den letzten zwei Frames haben mir manchmal sogar die Beine gezittert“, sagt er später und gibt sich ansonsten betont ungerührt: „Ich werde schlafen. Danach mach ich mir ’n Spiegelei und guck ’ne DVD.“ Bis zum Rückflug bleiben noch anderthalb Tage in dem Appartement, das Einsle sich mit einem jungen Angestellten des Verbandes teilt. Und bis zum Ende der Saison im Frühsommer gibt es nur noch wenig Chancen, um sich zu qualifizieren. Mitte Februar wird Einsle erneut nach Prestatyn reisen, um an dem ersten von drei verbleibenden Turnieren der sogenannten Open Tour teilzunehmen. Wer dabei in der Gesamtwertung einen der ersten acht Plätze belegt, rückt zur nächsten Saison in die Main Tour auf. Das ist für einen wie ihn Horizont und Himmel. Wie es da ist, im Snooker-Himmel, hat er bereits erlebt. Als der an Krebs erkrankte englische Star Paul Hunter im Sommer 2006 verstarb, rückte Einsle mit einer Wildcard plötzlich in die Main Tour auf. Es war ein ebenso lehrreiches wie schmerzhaftes Vergnügen, weil er anschließend kein einziges Mal das Hauptfeld eines größeren Turniers erreichte. Also nicht Belfast, Sheffield oder Schanghai, sondern immer nur Prestatyn – und dazu die Bundesligaeinsätze für die Barmer Billard-Freunde aus Wuppertal. Die fünf bis acht Jahre, die die Kids in Großbritannien früher mit diesem Sport beginnen, sind eben selbst für den Talentiertesten nur schwer aufzuholen. So wäre wohl eine neue Wildcard nötig, damit Einsle mit seiner Story den kleinen Boom in Deutschland weiter

befeuern kann. Immerhin hat sich die Zahl der ernsthaften Spieler in den letzten Jahren von  auf . und die der Spieltische von  auf . vervielfacht. Und die plüschigen TV-Übertragungen von den großen Turnieren erzielen auch hier erstaunliche Einschaltquoten. Bis zu . Zaungäste sind oft schon am späten Nachmittag zugeschaltet, wenn Eurosport die lautlosen Duelle der besten Profis überträgt – mit Einsle als gelegentlichem Co-Kommentator. „Es hat sich schon jetzt gelohnt, ein, zwei Jahre lang Erfahrungen auf diesem Level zu sammeln“, resümiert er in Prestatyn. „Aber finanziell ist es ein Zusatzgeschäft. Ich hatte bislang mehr Ausgaben als Einnahmen.“ Am Montagmorgen gegen fünf steht er dann wieder reisefertig in der walisischen Landschaft, die noch im Dunkeln liegt: links der Koffer, rechts das Futteral. Irgendwo in seiner Jacke sind der Reisepass und ein paar Butterkekse. Der JohnLennon-Airport ist noch etwa  Kilometer entfernt; nicht zu reden von der Wohnung an der Herner Straße in BochumGrumme, die er sich mit einem anderen Snooker-Halbprofi teilt – dort, wo die Baumärkte neben den Tankstellen liegen. Man müsste tatsächlich einfach abheben können, gleich hier, über den Horizont hinaus.

Info: Snooker 15 rote und sechs andersfarbige Kugeln, die abwechselnd in sechs Taschen zu potten sind – darum geht es bei der englischen Variante des Poolbillards, dem Snooker. Als ihr Initiator gilt Field Marshal Sir Neville Bowles Chamberlain, der das Regelwerk 1875 aus mehreren anderen Spielarten entwickelte, um sich und seinen in Südindien stationierten Soldaten Abwechslung in öden Kolonialzeiten zu verschaffen. Zehn Jahre darauf gelangte die Idee nach Großbritannien, wo später erste Meisterschaften für Amateure (1916) und Profis (1927) stattfanden. Erst in den 1970ern stieg Snooker auf der Insel zu einem überaus populären TV-Sport auf, der seine herausragenden Akteure dank gestiegener Preisgelder in Pfund-Millionäre verwandeln kann. Deutschland gehört inzwischen zu den wichtigsten Wachstumsmärkten des TV-Booms um die großen Snooker-Events, die im April traditionell mit den Weltmeisterschaften in Sheffield ihren Höhepunkt erleben (dieses Jahr: 19. April bis 5. Mai). In Bochum ist 2007 eine Snooker-Akademie für junge Talente gegründet worden, und in Gelsenkirchen wird im Mai ein Einladungsturnier mit britischen Stars und deutschen Youngstern wie Patrick Einsle, Lasse Münstermann u. a. steigen. Großer internationaler TV-Sport wird in diesem Frühjahr noch bei den Welsh Open (11. bis 17. Februar) und den China Open (24. bis 30. März) geboten.       www.worldsnooker.com, zur deutschen Szene unter www.gosr.de, zu Patrick Einsle unter www.patrickeinsle.de Fotografie: Thomas Rabsch (www.thomasrabsch.de)

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Tack, tack, tack! Erst im vierten Frame, den er nach längerem Kampf gewinnt, flackert sein Potenzial kurzfristig auf. Plötzlich gewinnt er an Ausstrahlung und Sicherheit, es kommt Leben in das blasse Jünglingsgesicht. So und noch besser hat Einsle gespielt, als er 2006 bei den German Open in Fürth nacheinander Feargal O’Brian und Steven Lee, damals die Nr. 8 der Welt, aus dem Turnier werfen konnte. 300 Menschen auf den Rängen, die ihn antrieben und feierten – für ihn bis heute „das unglaublichste Erlebnis überhaupt“. Es sind solche Resultate, die den Namen des Außenseiters international in Umlauf gebracht haben. Aber wie lange halten sie vor, und wie viel Zeit bleibt Einsle noch? Vorletzten Herbst ist er in Prestatyn von einem 16-jährigen englischen Youngster mit 5 : 0 vom Tisch gefegt worden, und auf eine Art ist Thomas Hein, dem deutschen Nationaltrainer im Snooker, so was nur recht. Nicht immer dringt er mit seinen Ermahnungen, alles andere dem Billardsport unterzuordnen, zu seinem eigenwilligen Hoffnungsträger vor. „Patrick ist unser goldener Engel“, sagt Hein, „der kann manchmal wirklich fliegen. Aber wenn er nach England fährt, kriegt er regelmäßig die Flügel gestutzt.“ Dann und wann ist es auch denkbar knapp. Einmal hat ihn ein zweifelhafter Foulentscheid des Ringrichters um die Qualifikation sowie ein paar tausend Pfund Prämie gebracht. Und heute schlägt Einsle sich im fünften Frame selbst. Bald in Führung liegend, bringt er seinen Gegner durch vermeidbare Fouls wieder heran und verliert im Finish um „die schwarze 7“ durch einen leichten Fehler. Beim sechsten Frame kann er dann nur noch zusehen, wie Lee Spick einen Long Pot nach dem anderen versenkt. 162

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So hat sich der Zweck dieser Reise nach knapp zwei Stunden schon wieder erledigt. Gleich nach dem Handshake mit seinem Gegner eilt Einsle ins Büro der Players Lounge, um dort seinen Rückflug online umzubuchen. „In den letzten zwei Frames haben mir manchmal sogar die Beine gezittert“, sagt er später und gibt sich ansonsten betont ungerührt: „Ich werde schlafen. Danach mach ich mir ’n Spiegelei und guck ’ne DVD.“ Bis zum Rückflug bleiben noch anderthalb Tage in dem Appartement, das Einsle sich mit einem jungen Angestellten des Verbandes teilt. Und bis zum Ende der Saison im Frühsommer gibt es nur noch wenig Chancen, um sich zu qualifizieren. Mitte Februar wird Einsle erneut nach Prestatyn reisen, um an dem ersten von drei verbleibenden Turnieren der sogenannten Open Tour teilzunehmen. Wer dabei in der Gesamtwertung einen der ersten acht Plätze belegt, rückt zur nächsten Saison in die Main Tour auf. Das ist für einen wie ihn Horizont und Himmel. Wie es da ist, im Snooker-Himmel, hat er bereits erlebt. Als der an Krebs erkrankte englische Star Paul Hunter im Sommer 2006 verstarb, rückte Einsle mit einer Wildcard plötzlich in die Main Tour auf. Es war ein ebenso lehrreiches wie schmerzhaftes Vergnügen, weil er anschließend kein einziges Mal das Hauptfeld eines größeren Turniers erreichte. Also nicht Belfast, Sheffield oder Schanghai, sondern immer nur Prestatyn – und dazu die Bundesligaeinsätze für die Barmer Billard-Freunde aus Wuppertal. Die fünf bis acht Jahre, die die Kids in Großbritannien früher mit diesem Sport beginnen, sind eben selbst für den Talentiertesten nur schwer aufzuholen. So wäre wohl eine neue Wildcard nötig, damit Einsle mit seiner Story den kleinen Boom in Deutschland weiter

befeuern kann. Immerhin hat sich die Zahl der ernsthaften Spieler in den letzten Jahren von  auf . und die der Spieltische von  auf . vervielfacht. Und die plüschigen TV-Übertragungen von den großen Turnieren erzielen auch hier erstaunliche Einschaltquoten. Bis zu . Zaungäste sind oft schon am späten Nachmittag zugeschaltet, wenn Eurosport die lautlosen Duelle der besten Profis überträgt – mit Einsle als gelegentlichem Co-Kommentator. „Es hat sich schon jetzt gelohnt, ein, zwei Jahre lang Erfahrungen auf diesem Level zu sammeln“, resümiert er in Prestatyn. „Aber finanziell ist es ein Zusatzgeschäft. Ich hatte bislang mehr Ausgaben als Einnahmen.“ Am Montagmorgen gegen fünf steht er dann wieder reisefertig in der walisischen Landschaft, die noch im Dunkeln liegt: links der Koffer, rechts das Futteral. Irgendwo in seiner Jacke sind der Reisepass und ein paar Butterkekse. Der JohnLennon-Airport ist noch etwa  Kilometer entfernt; nicht zu reden von der Wohnung an der Herner Straße in BochumGrumme, die er sich mit einem anderen Snooker-Halbprofi teilt – dort, wo die Baumärkte neben den Tankstellen liegen. Man müsste tatsächlich einfach abheben können, gleich hier, über den Horizont hinaus.

Info: Snooker 15 rote und sechs andersfarbige Kugeln, die abwechselnd in sechs Taschen zu potten sind – darum geht es bei der englischen Variante des Poolbillards, dem Snooker. Als ihr Initiator gilt Field Marshal Sir Neville Bowles Chamberlain, der das Regelwerk 1875 aus mehreren anderen Spielarten entwickelte, um sich und seinen in Südindien stationierten Soldaten Abwechslung in öden Kolonialzeiten zu verschaffen. Zehn Jahre darauf gelangte die Idee nach Großbritannien, wo später erste Meisterschaften für Amateure (1916) und Profis (1927) stattfanden. Erst in den 1970ern stieg Snooker auf der Insel zu einem überaus populären TV-Sport auf, der seine herausragenden Akteure dank gestiegener Preisgelder in Pfund-Millionäre verwandeln kann. Deutschland gehört inzwischen zu den wichtigsten Wachstumsmärkten des TV-Booms um die großen Snooker-Events, die im April traditionell mit den Weltmeisterschaften in Sheffield ihren Höhepunkt erleben (dieses Jahr: 19. April bis 5. Mai). In Bochum ist 2007 eine Snooker-Akademie für junge Talente gegründet worden, und in Gelsenkirchen wird im Mai ein Einladungsturnier mit britischen Stars und deutschen Youngstern wie Patrick Einsle, Lasse Münstermann u. a. steigen. Großer internationaler TV-Sport wird in diesem Frühjahr noch bei den Welsh Open (11. bis 17. Februar) und den China Open (24. bis 30. März) geboten.       www.worldsnooker.com, zur deutschen Szene unter www.gosr.de, zu Patrick Einsle unter www.patrickeinsle.de Fotografie: Thomas Rabsch (www.thomasrabsch.de)

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Man muss auch mal verlieren können. In Würde, Anstand und in Sportklamotten, die Sie zum heimlichen Sieger machen. Zum Sieger der Herzen, wie man in Deutschland so schön sagt. Von Markus Pritzi (Fotos) und Ingo Nahrwold (Styling)

: weiße Jacke von Jil Sander und weiße Shorts von Bruno Pieters

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Man muss auch mal verlieren können. In Würde, Anstand und in Sportklamotten, die Sie zum heimlichen Sieger machen. Zum Sieger der Herzen, wie man in Deutschland so schön sagt. Von Markus Pritzi (Fotos) und Ingo Nahrwold (Styling)

: weiße Jacke von Jil Sander und weiße Shorts von Bruno Pieters

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Moritz: Tanktop von Joop!

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Moritz: Tanktop von Joop!

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Moritz: Shirt von YSL und Hose von Louis Vuitton

Felix: Sweater von Burberry Prorsum

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Moritz: Shirt von YSL und Hose von Louis Vuitton

Felix: Sweater von Burberry Prorsum

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Felix: Shirt, Hose und Schuhe, alles von Prada

Odo conulputat, velis nonullam, Moritz: Cardiganvel vonestrud Miu Miu, Shorts von Joop! und Schuhe von Boss Orange volore eniamcore co estrud magniatem.

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Felix: Shirt, Hose und Schuhe, alles von Prada

Odo conulputat, velis nonullam, Moritz: Cardiganvel vonestrud Miu Miu, Shorts von Joop! und Schuhe von Boss Orange volore eniamcore co estrud magniatem.

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Fotografie: Markus Pritzi (www.jgkinc.net)  Styling: Ingo Nahrwold (www.bigoudi.de)  Fotoassistenz: Frank Müller  Stylingassistenz: Sabrina Transiskus und Christian Kölling  Haare: David Glover (www.bigoudi.de)  Make-up: Sarah Kemnitz (www.m4motion.de)  Bildbearbeitung: Julia Ackermann (www.recom.de)  Digitalassistenz: www.d-i-services.com  Models: Felix Schoepgens (www.fordmodels.com und Cento Scouting)   und Moritz Meyer (www.placemodels.com)

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Fotografie: Markus Pritzi (www.jgkinc.net)  Styling: Ingo Nahrwold (www.bigoudi.de)  Fotoassistenz: Frank Müller  Stylingassistenz: Sabrina Transiskus und Christian Kölling  Haare: David Glover (www.bigoudi.de)  Make-up: Sarah Kemnitz (www.m4motion.de)  Bildbearbeitung: Julia Ackermann (www.recom.de)  Digitalassistenz: www.d-i-services.com  Models: Felix Schoepgens (www.fordmodels.com und Cento Scouting)   und Moritz Meyer (www.placemodels.com)

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Beim Elefantenpolo treten zwei Mannschaften – bestehend aus je vier Elefanten und ihren Reitern – gegeneinander an. Das hört sich witzig an. FELD HOMMES Autor Christian Litz war aufgerufen, das Theater, das zum Amüsement reicher Menschen aufgeführt wird, wohlwollend zu beobachten. Und stellte nach dem Abpfiff fest, dass das wahre Leben, wie so oft, erst nach dem Spiel beginnt. Auf einem kleinen Laster begleiteten er und Fotograf Marcus Vogel zwei Poloelefanten eine Nacht und einen Tag nach Hause: ohne Schlaf, mit wenig Essen, dafür viel Regen und allem, was Elefanten sonst noch so zu bieten haben. Von Marcus Vogel (Fotos) und Christian Litz (Text)

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EXPÉRIENCE

Nach der Siegerehrung reißt Prasop Tipprasert die Hände hoch, lacht anders, als er sonst lacht. Er hat ja oft gelacht in dieser Woche. Nun ruft er: „I am free. I am free.“ Ein fragender Blick, es bricht aus ihm raus: „Das hier ist Luxusleben, nur Spiel. Das wahre Leben ist woanders.“ Wo? „Willst du es kennenlernen?“ Ja. „Ist gefährlich. Heute Nacht werden die Elefanten abgeholt. Nach Surin. 20 Stunden Fahrt im Truck. Der ist offen. Ihr müsst mit den Elefanten hinten rauf, im Regen. Sonst gibt es keinen Platz.“ O.k. „Seid um Mitternacht hier.“ Er schaut zweifelnd. Für Prasop bin ich einer von denen, die nur gespielt haben, Elefantenpolo. Dekadenter Luxus. Das Turnier in Hua Hin am Golf von Siam, der Sommer­ residenz des Königs von Thailand, war vom Monsun weit­ gehend verschont geblieben. Während der Spiele hat es kaum geregnet. Aber ab jetzt ständig und viel. Wir, der Fotograf Marcus und ich, der dekadente Journalist, sind um Mitternacht am Treffpunkt. Es ist niemand da, mit dem wir in unseren Sprachen reden könnten. Mr. Mu, Mr. Lee, einige andere, lächeln, nicken, sonst keine Kommunikation. Eine seltsame Nacht. Die Sonne geht gerade auf, als wir endlich Elefanten­ manager Prasop Tipprasert ans Mobiltelefon bekommen. Er ist auf dem Weg nach Lampang, die ganz andere Richtung, mit zwei Babyelefanten. Er sagt: „Ihr wolltet das wahre Leben kennenlernen. Nicht ich. Ich kenn es schon. Ich fahr heim.“ Und wir? „Wartet, die Trucks werden kommen.“ Wann? „Kei­ ne Ahnung, morgen, übermorgen. Geduld.“ Prasop kündigt an, Kollege Prakorb Chamnankit werde vorbeischauen. Wir warten drei Tage. So fing sie an, unsere Begegnung mit den Elefanten: beim Elefantenpoloturnier in Hua Hin spielten eine Wo­ che lang reiche Menschen Elefantenpolo. Engländer vor allem, Australier, Deutsche, Franzosen, ein paar Amis, einige Thailänder. Söhne oft, die ein exklusives Hobby brauchen, was ganz Skurriles, um zu zeigen, dass sie reich sind. Und besonders. Es ist lustig. Die Einnahmen sind für das Elefantencamp in Lampang, eine Stiftung im Norden. Jedes der 16 Dreimannteams spendet 10.000 Dollar. Das Hotel gibt 40 Prozent seiner Einnahmen dem Elefanten­ fond, die Nacht kostet 300 Dollar. Die Tiere kommen aber aus Surin, ebenfalls im Norden Thailands und gehören Farmern wie Mr. Lee. Einmal landet der Armeehelikopter 100 Meter weit weg vom Spielfeld. Prasop Tipprasert, rund, lustig, quirlig, sorgt schnell dafür, dass das Spiel kurz unterbrochen wird. Die Elefanten nutzen die Gelegenheit, sammeln sich in

der Mitte des Spielfelds, stehen im Kreis, berühren sich gegenseitig mit den Rüsseln. Fürchten sich wohl, trösten sich, warten. Erst als der Hubschrauber wieder weg ist, sind sie bereit weiterzuspielen. Das war der schönste Moment beim Elefantenpolo, das Elefantengemeinschaftsgefühl wirkt auch bei den Menschen. Der Moment ist herzer­ greifend, zum Weinen sentimental. Gesponsort wird das Turnier von einer Whiskymarke. „This is the Chivas life“ ist oft zu hören. Prasop Tipprasert ist der Obermahut. Auf seiner Visitenkarte steht: Mahout and Thai Elephant Development Education College, Lam­ pang. Er trägt die Verantwortung für die Elefanten, heuert diese und ihre Mahuts an, erklärt denen die Spielregeln, begutachtet die Elefanten. Er macht das im fünften Jahr, gehört dazu, bekommt die Whiskys in die Hand gedrückt, schläft im Resort, nicht in den Zelten. Im Gegensatz zu den Mahuts, die mit den weißen Männern und Frauen nichts, gar nichts zu tun haben. Außer dass sie die Elefanten len­ken, mit einem Polospieler hintendrauf. Und die Frauen sind die Shitkeeper. Sie rennen während des Spiels zu zweit mit einem großen Bastkorb aufs Spielfeld und sammeln den Elefantendung, groß und rund wie ein Fußball, der ständig irgendwo landet, auf. Sie bekommen umgerechnet knapp zwei Euro dafür, am Tag. Und ab und zu ein Dankeschön. John Claytor, ein Ami, der mitspielt, aber auch gerne am Mikro kom­ mentiert, ruft einmal laut: „Applaus für die Shitkeeper. Die Ladies machen einen Klassejob.“ Alle klatschen. Die Frau­­en, die gerade den schweren Bastkorb vom Feld schleppen, freuen sich. Sind sich der Würdelosigkeit des Ganzen nicht bewusst. Nur Prasop Tipprasert verzieht das Gesicht. Ich auch – und stehe da gerade in seinem Blick. Von dem Mo­ ment an, vom Nachmittag des zweiten Tages an, war er an­ ders zu mir, er, der mich nun das wahre Leben erleben lässt. EXPÉRIENCE

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Beim Elefantenpolo treten zwei Mannschaften – bestehend aus je vier Elefanten und ihren Reitern – gegeneinander an. Das hört sich witzig an. FELD HOMMES Autor Christian Litz war aufgerufen, das Theater, das zum Amüsement reicher Menschen aufgeführt wird, wohlwollend zu beobachten. Und stellte nach dem Abpfiff fest, dass das wahre Leben, wie so oft, erst nach dem Spiel beginnt. Auf einem kleinen Laster begleiteten er und Fotograf Marcus Vogel zwei Poloelefanten eine Nacht und einen Tag nach Hause: ohne Schlaf, mit wenig Essen, dafür viel Regen und allem, was Elefanten sonst noch so zu bieten haben. Von Marcus Vogel (Fotos) und Christian Litz (Text)

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EXPÉRIENCE

Nach der Siegerehrung reißt Prasop Tipprasert die Hände hoch, lacht anders, als er sonst lacht. Er hat ja oft gelacht in dieser Woche. Nun ruft er: „I am free. I am free.“ Ein fragender Blick, es bricht aus ihm raus: „Das hier ist Luxusleben, nur Spiel. Das wahre Leben ist woanders.“ Wo? „Willst du es kennenlernen?“ Ja. „Ist gefährlich. Heute Nacht werden die Elefanten abgeholt. Nach Surin. 20 Stunden Fahrt im Truck. Der ist offen. Ihr müsst mit den Elefanten hinten rauf, im Regen. Sonst gibt es keinen Platz.“ O.k. „Seid um Mitternacht hier.“ Er schaut zweifelnd. Für Prasop bin ich einer von denen, die nur gespielt haben, Elefantenpolo. Dekadenter Luxus. Das Turnier in Hua Hin am Golf von Siam, der Sommer­ residenz des Königs von Thailand, war vom Monsun weit­ gehend verschont geblieben. Während der Spiele hat es kaum geregnet. Aber ab jetzt ständig und viel. Wir, der Fotograf Marcus und ich, der dekadente Journalist, sind um Mitternacht am Treffpunkt. Es ist niemand da, mit dem wir in unseren Sprachen reden könnten. Mr. Mu, Mr. Lee, einige andere, lächeln, nicken, sonst keine Kommunikation. Eine seltsame Nacht. Die Sonne geht gerade auf, als wir endlich Elefanten­ manager Prasop Tipprasert ans Mobiltelefon bekommen. Er ist auf dem Weg nach Lampang, die ganz andere Richtung, mit zwei Babyelefanten. Er sagt: „Ihr wolltet das wahre Leben kennenlernen. Nicht ich. Ich kenn es schon. Ich fahr heim.“ Und wir? „Wartet, die Trucks werden kommen.“ Wann? „Kei­ ne Ahnung, morgen, übermorgen. Geduld.“ Prasop kündigt an, Kollege Prakorb Chamnankit werde vorbeischauen. Wir warten drei Tage. So fing sie an, unsere Begegnung mit den Elefanten: beim Elefantenpoloturnier in Hua Hin spielten eine Wo­ che lang reiche Menschen Elefantenpolo. Engländer vor allem, Australier, Deutsche, Franzosen, ein paar Amis, einige Thailänder. Söhne oft, die ein exklusives Hobby brauchen, was ganz Skurriles, um zu zeigen, dass sie reich sind. Und besonders. Es ist lustig. Die Einnahmen sind für das Elefantencamp in Lampang, eine Stiftung im Norden. Jedes der 16 Dreimannteams spendet 10.000 Dollar. Das Hotel gibt 40 Prozent seiner Einnahmen dem Elefanten­ fond, die Nacht kostet 300 Dollar. Die Tiere kommen aber aus Surin, ebenfalls im Norden Thailands und gehören Farmern wie Mr. Lee. Einmal landet der Armeehelikopter 100 Meter weit weg vom Spielfeld. Prasop Tipprasert, rund, lustig, quirlig, sorgt schnell dafür, dass das Spiel kurz unterbrochen wird. Die Elefanten nutzen die Gelegenheit, sammeln sich in

der Mitte des Spielfelds, stehen im Kreis, berühren sich gegenseitig mit den Rüsseln. Fürchten sich wohl, trösten sich, warten. Erst als der Hubschrauber wieder weg ist, sind sie bereit weiterzuspielen. Das war der schönste Moment beim Elefantenpolo, das Elefantengemeinschaftsgefühl wirkt auch bei den Menschen. Der Moment ist herzer­ greifend, zum Weinen sentimental. Gesponsort wird das Turnier von einer Whiskymarke. „This is the Chivas life“ ist oft zu hören. Prasop Tipprasert ist der Obermahut. Auf seiner Visitenkarte steht: Mahout and Thai Elephant Development Education College, Lam­ pang. Er trägt die Verantwortung für die Elefanten, heuert diese und ihre Mahuts an, erklärt denen die Spielregeln, begutachtet die Elefanten. Er macht das im fünften Jahr, gehört dazu, bekommt die Whiskys in die Hand gedrückt, schläft im Resort, nicht in den Zelten. Im Gegensatz zu den Mahuts, die mit den weißen Männern und Frauen nichts, gar nichts zu tun haben. Außer dass sie die Elefanten len­ken, mit einem Polospieler hintendrauf. Und die Frauen sind die Shitkeeper. Sie rennen während des Spiels zu zweit mit einem großen Bastkorb aufs Spielfeld und sammeln den Elefantendung, groß und rund wie ein Fußball, der ständig irgendwo landet, auf. Sie bekommen umgerechnet knapp zwei Euro dafür, am Tag. Und ab und zu ein Dankeschön. John Claytor, ein Ami, der mitspielt, aber auch gerne am Mikro kom­ mentiert, ruft einmal laut: „Applaus für die Shitkeeper. Die Ladies machen einen Klassejob.“ Alle klatschen. Die Frau­­en, die gerade den schweren Bastkorb vom Feld schleppen, freuen sich. Sind sich der Würdelosigkeit des Ganzen nicht bewusst. Nur Prasop Tipprasert verzieht das Gesicht. Ich auch – und stehe da gerade in seinem Blick. Von dem Mo­ ment an, vom Nachmittag des zweiten Tages an, war er an­ ders zu mir, er, der mich nun das wahre Leben erleben lässt. EXPÉRIENCE

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Dann: weit nach Mitternacht. Tiefer Schlaf. Plötzlich Schreie. Jemand rüttelt heftig an meiner Schulter. Bis hierher nur Langeweile, ab jetzt geht alles schnell. Mr. Lee im Feldbett nebenan hat das Moskitonetz zur Seite gezogen, fuchtelt mit der Taschenlampe herum. Seine eigentlich schmalen Augen wirken groß, Schweiß steht auf seiner Stirn, dem Faltenmeer. Das weiße, ärmellose T-Shirt klebt an seinem Leib. Seit zwei Tagen und Nächten prasselt der Tropenregen durch die Decke des großen Zeltes. Alle hier sind nass, nassgeschwitzt und nassgeregnet. Es ist Sommer in Thailand. Regenzeit. Mr. Lee, aufgeregt, ruft: „Truck! Truck!“ Die Elefanten werden endlich abgeholt. Es wird Zeit. Die Elefanten müssen heim. Nicht, dass sie leiden, eigentlich geht es ihnen gut auf dem riesengroßen Militärgelände. Sie sind im dschungeligen Teil, haben zu fressen. Manchmal sind sie zu hören, wenn sie trompeten. Immer wieder auch mal gibt es Patschpatsch-Geräusche. Wenn ihre Ohren an ihre Schädel klatschen. Die Nacht zuvor kamen zwei zum Zelt, einfach nur neugierig. Das war das einzige Mal, dass die Kröten und Frösche ruhig waren. Gestern Mittag, es regnete kurz mal nicht, war feuchtheiß, der Boden dampfte, zeigte Mr. Mu mir die einzelnen Elefanten, nur Weibchen. Alle 34 Elefanten hier sind weiblich. Bullen wären zu aggressiv für Elefantenpolo. Heute ganz früh am Morgen war Prakorb Chamnankit vom Elefant Village, einer Stiftung, für zehn Minuten da. Endlich. Zum Glück. Er kann Englisch. Hat wenig Zeit, denn er verteilt die Schecks. 10.000 Baht gibt es für jeden Elefanten, der die eine Woche Turnier mitgespielt hat. Etwa 200 Euro. Die Transportkosten übernimmt auch die

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Turnierleitung. Prakorb erzählt, die Elefanten wollen heim. Man spüre das doch. Ihr Verhalten ändere sich. „Home sick, home sick“, sagt er. Wir sollen uns an Mr. Lee halten, dem gehören drei der Elefanten. Er, Prakorb, bleibe hier. „Wird kein Kinderspiel.“ Nun lacht er. Sagt, er habe wegen der Trucks telefoniert. Die kommen. „Haltet Augenkontakt mit Mr. Lee! Sagt ,coffee‘, wenn ihr auf die Toilette wollt.“ Mr. Lee und Mr. Mu haben die Elefanten oft zu den Wasserschläuchen gebracht, die Hähne aufgedreht, Eimer und Wannen gefüllt. Nach dem Elefantenpoloturnier war das hier so etwas Ähnliches wie Elefantenholidaycamp. Nichts zu tun. Gutes Futter. Die Tiere im Gestrüpp. Sie schlafen stehend, nur die Kleinen liegen. Sie wälzen sich im Schlamm, haben immer Dreck auf dem Schädel und dem Rücken. Hilft gegen die Sonne, denn wenn es nicht regnet, knallt die. Einige Elefanten hab ich gar nicht mehr gesehen in den letzten drei Tagen beim Warten auf den Transport. So lange reden wir schon nicht. Überall Hunde, Fliegenschwärme. Jetzt aber. „Truck! Truck!“ Aufregung, Hektik. Mr. Lee und Mr. Mu packen eilig ihre Säcke voll, Frauen rollen Matten zusammen. Nur kurze Eindrücke gibt es bei dem wenigen Licht, dem hohen Tempo. Aber klar ist, einige Mahuts schlafen noch auf den von der Armee gestellten Feldbetten. Ich greife Mr. Lee an die Schulter, deute mit dem Blick auf die Schlafenden. Er sagt: „One truck, one truck.“ Hält ein Handy hoch. Da! Der Motor ist zu hören. Die Scheinwerfer zu sehen. Tatsächlich. Wir werden die Elefanten heimbringen. Es regnet brutal. Durch die Zeltplane tropft überall das Wasser. Die Mahuts sind meist die Besitzer der Elefanten, manchmal aber nur die Führer, dann heißen sie offiziell Salalis, Diener. Aber jeder nennt sie Mahuts. Klingt ehrenvoller. Einen Elefanten zu führen ist schwer, man braucht sein Vertrauen, muss quasi mit ihm alt

werden, von klein auf dabei sein. Elefant und Mahut, das sei so ähnlich wie eine Ehe, ist der Spruch, den Prakorb und Prasop gemacht haben und den später Mr. Lee radebricht. Die sechs Männer und fünf Frauen in unserem Zelt, die 20 anderen in den beiden weiter hinten, alle aus der Provinz Surin im Nordosten des Landes, an der kambodschanischen Grenze. Mit den Elefanten klappt die Kommunikation besser als mit den Menschen. Die tiefen dunklen Augen. Die Blicke. Düster, traurig, wissend, passend zur Stimmung. Als würden sie alles verstehen. Weise. Vor allem enttäuscht. Als Mensch liest man viel hinein in die Blicke, ahnt Ironie, Neugier, Tiefsinn, wo nur große Augen sind. Der Truck, eine alte, klapprige Karre, Marke Hino, Viertonner, ist da. Mr. Mu sucht Suwanlau, die größte der Elefantinnen, knapp drei Tonnen schwer. Auf ihr saß der Schiedsrichter. Er findet sie schnell, hakt ihr den Takor, die gefährlich aussehende Eisenharke ans Ohr, mit der die Tiere angetrieben und gelenkt werden. Er zieht daran. Redet mit Suwanlau. Alles problemlos, alles schnell. Suwanlau ahnt vielleicht, es geht heim. Sie zögert kurz, geht aber allein auf den Wagen, der vom Damm der Piste nach unten gefahren wurde, damit sein Heck fast auf Höhe des Weges ist. Mit Suwanlau kommt noch Mulrat, etwas kleiner, auf den Truck, dann das blaue Honda-Wave-Moped von Mr. Lee. Dazu ein paar Taschen, ein Pappkarton mit Kleidern, der am Ende der Reise wegen der Feuchtigkeit zerfällt. Der junge Sunga. Der alte Wahid. Der, extrem hager, sieht aus wie frisch aus einem Gangsterfilm, gefährlich. Aber er ist nett. Dazu Nurenta, die junge Frau von Sunga. Mr. Lee, die dicke, namenlose Frau von Wahid und Marcus sitzen vorne beim Fahrer. Wahid ist relativ alt, seine Frau auch, es ist ein Zeichen der Ehrerbietung, sie vorne sitzen zu lassen. Das Elefantenladen im Dunkeln dauert keine zehn Minuten. Abfahrt. Zuerst nach Norden, nach Bangkok, auf der Schnellstraße, vorbei an Neon, Neon, Neon, im Regen, alle Farben, schrille Spiegelungen auf der nassen Fahrbahn, schnelle gelbe, rote, schrillblaue Eindrücke, Reflexionen, Huschen, Surreales, Schillern, ein Rausch. Wir fahren schätzungsweise 40 bis 60 Stundenkilometer, überholen viele. Durch die Lattenroste der Seitenverkleidung

sind Dörfer zu sehen, Städte, wenige Autos, viele Mofas. Tempo. Prasop hat gesagt, es komme auf die Geschwindigkeit an. Elefanten mögen es nicht wirklich auf dem Truck. Nachts muss gefahren werden, weil die Sonne sie über Tag zum Saufen zwingen würde. Gut, dass es regnet. „Schlecht für dich, gut für die Elefanten.“ Suwanlau, die links steht, hat Durchfall. Mulrat dagegen lässt nur alle zwei, drei Stunden, drei, vier fußballgroße Dungknödel plumpsen. Suwanlau aber ständig. Ihre sind giftig grün und matschig. Mulrats braun. Suwanlau ist unruhig, trippelt viel mehr, Mulrat steht oft ganz still. Ich sitze einen Meter hinter Suwanlaus faltigem Hintern. Wenn sie mit dem langen Schwanz wackelt, trifft sie mich manchmal mit den harten Borsten. Stört sie nicht. Immer wieder mal reiben sie sich den halbtrockenen Schlamm von den Schädeln und den vorderen Rücken mit den Rüsseln ab. Der Fahrtwind schleudert die Brocken nach hinten. Sie stechen im Gesicht. Der Laster rattert, quietscht, hat schlechte Federungen, selbst die Schnellstraßen sind uneben, ab und zu tut es richtig weh. Stehen kann man nicht immer. Jeder fällt zwei-, dreimal hin. Es riecht anfangs nach Diesel, später nach Urin und Scheiße. Die Elefanten stehen mit dem Kopf zum Fahrerhaus. Wir Menschen sind hinter ihnen, hinter uns das blaue Moped. Je länger die Fahrt dauert, desto häufiger trippelt Suwanlau. Manchmal reiben sich die beiden Elefanten aneinander, der Truck schwankt dann leicht. Stark, wenn sie sich an den Seitenwänden reiben, was sie am zweiten Tag oft machen, aber immer nur, wenn der Truck steht. Jedesmal, wenn Suwanlau den Schwanz anhebt, rufen Wahid oder Sunga. Besser gesagt, sie schreien. Alle werfen sich nach hinten. Die Waden tun weh vom Dauer kauern in der Hocke. Zweimal hab ich Krämpfe. Weil überall Dung ist, kann man nirgends sitzen. Hunger. Essen ist seit Tagen schon ein Problem. Am ersten Tag im Camp, es wird dunkel, kommt einer der Mahuts. Bun Mi, der Jüngste hier, der Einzige ohne Frau, lächelt und deutet mit der rechten Hand auf seinen Mund, immer wieder, Daumen und zwei Finger fast drin im Mund. Los! An den Zelten vorbei, an den Sandsäcken der Schießstände, an Zielscheibengestellen in angedeuteter Menschenform, an drehbaren Metallgestellen für Nahkampfübungen. Sandsäcke, die da eingespannt werden, liegen auf dem Boden. Dafür hängt die Wäsche der Mahuts im Regen. Alles, was Metall ist, ist rostig. Frauen kommen dazu. Wir stehen nun an einem der Wege im Militärgelände. Warten. Nach 30 Minuten gehen wir zurück. Man weiß hier nie, warum was wann passiert. Alle lächeln. Bun Mi deutet auf seinen Mund, wackelt verneinend mit einer Hand. Hunger. Später kommt er wieder, rennt. Ich folge ihm, die Frauen auch. Stehen wieder an der Straße, 15 Minuten. Im Regen. Ich sehe ein Auto kommen. Aus dem Gebäude auf der anderen Seite kommen Hunderte von Soldaten herausgerannt. Alle in Tarnkleidung, viele mit freiem Oberkörper, einige mit Pistolen an der Seite. Sie haben Vortritt, drängen sich um den Pick-up, dessen Ladefläche voll ist: Hähnchenfleisch, Reis, Fleischbällchen an Spießen, in Bananenblätter eingewickeltes Süßzeug, kleine, durchsichtige Plastikbeutel mit Gemüse, Kraut mit Zucker, Sprossen, Suppe. Ein alter Mann kassiert, eine Frau händigt das Essen in kleinen Beuteln aus. EXPÉRIENCE

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Dann: weit nach Mitternacht. Tiefer Schlaf. Plötzlich Schreie. Jemand rüttelt heftig an meiner Schulter. Bis hierher nur Langeweile, ab jetzt geht alles schnell. Mr. Lee im Feldbett nebenan hat das Moskitonetz zur Seite gezogen, fuchtelt mit der Taschenlampe herum. Seine eigentlich schmalen Augen wirken groß, Schweiß steht auf seiner Stirn, dem Faltenmeer. Das weiße, ärmellose T-Shirt klebt an seinem Leib. Seit zwei Tagen und Nächten prasselt der Tropenregen durch die Decke des großen Zeltes. Alle hier sind nass, nassgeschwitzt und nassgeregnet. Es ist Sommer in Thailand. Regenzeit. Mr. Lee, aufgeregt, ruft: „Truck! Truck!“ Die Elefanten werden endlich abgeholt. Es wird Zeit. Die Elefanten müssen heim. Nicht, dass sie leiden, eigentlich geht es ihnen gut auf dem riesengroßen Militärgelände. Sie sind im dschungeligen Teil, haben zu fressen. Manchmal sind sie zu hören, wenn sie trompeten. Immer wieder auch mal gibt es Patschpatsch-Geräusche. Wenn ihre Ohren an ihre Schädel klatschen. Die Nacht zuvor kamen zwei zum Zelt, einfach nur neugierig. Das war das einzige Mal, dass die Kröten und Frösche ruhig waren. Gestern Mittag, es regnete kurz mal nicht, war feuchtheiß, der Boden dampfte, zeigte Mr. Mu mir die einzelnen Elefanten, nur Weibchen. Alle 34 Elefanten hier sind weiblich. Bullen wären zu aggressiv für Elefantenpolo. Heute ganz früh am Morgen war Prakorb Chamnankit vom Elefant Village, einer Stiftung, für zehn Minuten da. Endlich. Zum Glück. Er kann Englisch. Hat wenig Zeit, denn er verteilt die Schecks. 10.000 Baht gibt es für jeden Elefanten, der die eine Woche Turnier mitgespielt hat. Etwa 200 Euro. Die Transportkosten übernimmt auch die

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Turnierleitung. Prakorb erzählt, die Elefanten wollen heim. Man spüre das doch. Ihr Verhalten ändere sich. „Home sick, home sick“, sagt er. Wir sollen uns an Mr. Lee halten, dem gehören drei der Elefanten. Er, Prakorb, bleibe hier. „Wird kein Kinderspiel.“ Nun lacht er. Sagt, er habe wegen der Trucks telefoniert. Die kommen. „Haltet Augenkontakt mit Mr. Lee! Sagt ,coffee‘, wenn ihr auf die Toilette wollt.“ Mr. Lee und Mr. Mu haben die Elefanten oft zu den Wasserschläuchen gebracht, die Hähne aufgedreht, Eimer und Wannen gefüllt. Nach dem Elefantenpoloturnier war das hier so etwas Ähnliches wie Elefantenholidaycamp. Nichts zu tun. Gutes Futter. Die Tiere im Gestrüpp. Sie schlafen stehend, nur die Kleinen liegen. Sie wälzen sich im Schlamm, haben immer Dreck auf dem Schädel und dem Rücken. Hilft gegen die Sonne, denn wenn es nicht regnet, knallt die. Einige Elefanten hab ich gar nicht mehr gesehen in den letzten drei Tagen beim Warten auf den Transport. So lange reden wir schon nicht. Überall Hunde, Fliegenschwärme. Jetzt aber. „Truck! Truck!“ Aufregung, Hektik. Mr. Lee und Mr. Mu packen eilig ihre Säcke voll, Frauen rollen Matten zusammen. Nur kurze Eindrücke gibt es bei dem wenigen Licht, dem hohen Tempo. Aber klar ist, einige Mahuts schlafen noch auf den von der Armee gestellten Feldbetten. Ich greife Mr. Lee an die Schulter, deute mit dem Blick auf die Schlafenden. Er sagt: „One truck, one truck.“ Hält ein Handy hoch. Da! Der Motor ist zu hören. Die Scheinwerfer zu sehen. Tatsächlich. Wir werden die Elefanten heimbringen. Es regnet brutal. Durch die Zeltplane tropft überall das Wasser. Die Mahuts sind meist die Besitzer der Elefanten, manchmal aber nur die Führer, dann heißen sie offiziell Salalis, Diener. Aber jeder nennt sie Mahuts. Klingt ehrenvoller. Einen Elefanten zu führen ist schwer, man braucht sein Vertrauen, muss quasi mit ihm alt

werden, von klein auf dabei sein. Elefant und Mahut, das sei so ähnlich wie eine Ehe, ist der Spruch, den Prakorb und Prasop gemacht haben und den später Mr. Lee radebricht. Die sechs Männer und fünf Frauen in unserem Zelt, die 20 anderen in den beiden weiter hinten, alle aus der Provinz Surin im Nordosten des Landes, an der kambodschanischen Grenze. Mit den Elefanten klappt die Kommunikation besser als mit den Menschen. Die tiefen dunklen Augen. Die Blicke. Düster, traurig, wissend, passend zur Stimmung. Als würden sie alles verstehen. Weise. Vor allem enttäuscht. Als Mensch liest man viel hinein in die Blicke, ahnt Ironie, Neugier, Tiefsinn, wo nur große Augen sind. Der Truck, eine alte, klapprige Karre, Marke Hino, Viertonner, ist da. Mr. Mu sucht Suwanlau, die größte der Elefantinnen, knapp drei Tonnen schwer. Auf ihr saß der Schiedsrichter. Er findet sie schnell, hakt ihr den Takor, die gefährlich aussehende Eisenharke ans Ohr, mit der die Tiere angetrieben und gelenkt werden. Er zieht daran. Redet mit Suwanlau. Alles problemlos, alles schnell. Suwanlau ahnt vielleicht, es geht heim. Sie zögert kurz, geht aber allein auf den Wagen, der vom Damm der Piste nach unten gefahren wurde, damit sein Heck fast auf Höhe des Weges ist. Mit Suwanlau kommt noch Mulrat, etwas kleiner, auf den Truck, dann das blaue Honda-Wave-Moped von Mr. Lee. Dazu ein paar Taschen, ein Pappkarton mit Kleidern, der am Ende der Reise wegen der Feuchtigkeit zerfällt. Der junge Sunga. Der alte Wahid. Der, extrem hager, sieht aus wie frisch aus einem Gangsterfilm, gefährlich. Aber er ist nett. Dazu Nurenta, die junge Frau von Sunga. Mr. Lee, die dicke, namenlose Frau von Wahid und Marcus sitzen vorne beim Fahrer. Wahid ist relativ alt, seine Frau auch, es ist ein Zeichen der Ehrerbietung, sie vorne sitzen zu lassen. Das Elefantenladen im Dunkeln dauert keine zehn Minuten. Abfahrt. Zuerst nach Norden, nach Bangkok, auf der Schnellstraße, vorbei an Neon, Neon, Neon, im Regen, alle Farben, schrille Spiegelungen auf der nassen Fahrbahn, schnelle gelbe, rote, schrillblaue Eindrücke, Reflexionen, Huschen, Surreales, Schillern, ein Rausch. Wir fahren schätzungsweise 40 bis 60 Stundenkilometer, überholen viele. Durch die Lattenroste der Seitenverkleidung

sind Dörfer zu sehen, Städte, wenige Autos, viele Mofas. Tempo. Prasop hat gesagt, es komme auf die Geschwindigkeit an. Elefanten mögen es nicht wirklich auf dem Truck. Nachts muss gefahren werden, weil die Sonne sie über Tag zum Saufen zwingen würde. Gut, dass es regnet. „Schlecht für dich, gut für die Elefanten.“ Suwanlau, die links steht, hat Durchfall. Mulrat dagegen lässt nur alle zwei, drei Stunden, drei, vier fußballgroße Dungknödel plumpsen. Suwanlau aber ständig. Ihre sind giftig grün und matschig. Mulrats braun. Suwanlau ist unruhig, trippelt viel mehr, Mulrat steht oft ganz still. Ich sitze einen Meter hinter Suwanlaus faltigem Hintern. Wenn sie mit dem langen Schwanz wackelt, trifft sie mich manchmal mit den harten Borsten. Stört sie nicht. Immer wieder mal reiben sie sich den halbtrockenen Schlamm von den Schädeln und den vorderen Rücken mit den Rüsseln ab. Der Fahrtwind schleudert die Brocken nach hinten. Sie stechen im Gesicht. Der Laster rattert, quietscht, hat schlechte Federungen, selbst die Schnellstraßen sind uneben, ab und zu tut es richtig weh. Stehen kann man nicht immer. Jeder fällt zwei-, dreimal hin. Es riecht anfangs nach Diesel, später nach Urin und Scheiße. Die Elefanten stehen mit dem Kopf zum Fahrerhaus. Wir Menschen sind hinter ihnen, hinter uns das blaue Moped. Je länger die Fahrt dauert, desto häufiger trippelt Suwanlau. Manchmal reiben sich die beiden Elefanten aneinander, der Truck schwankt dann leicht. Stark, wenn sie sich an den Seitenwänden reiben, was sie am zweiten Tag oft machen, aber immer nur, wenn der Truck steht. Jedesmal, wenn Suwanlau den Schwanz anhebt, rufen Wahid oder Sunga. Besser gesagt, sie schreien. Alle werfen sich nach hinten. Die Waden tun weh vom Dauer kauern in der Hocke. Zweimal hab ich Krämpfe. Weil überall Dung ist, kann man nirgends sitzen. Hunger. Essen ist seit Tagen schon ein Problem. Am ersten Tag im Camp, es wird dunkel, kommt einer der Mahuts. Bun Mi, der Jüngste hier, der Einzige ohne Frau, lächelt und deutet mit der rechten Hand auf seinen Mund, immer wieder, Daumen und zwei Finger fast drin im Mund. Los! An den Zelten vorbei, an den Sandsäcken der Schießstände, an Zielscheibengestellen in angedeuteter Menschenform, an drehbaren Metallgestellen für Nahkampfübungen. Sandsäcke, die da eingespannt werden, liegen auf dem Boden. Dafür hängt die Wäsche der Mahuts im Regen. Alles, was Metall ist, ist rostig. Frauen kommen dazu. Wir stehen nun an einem der Wege im Militärgelände. Warten. Nach 30 Minuten gehen wir zurück. Man weiß hier nie, warum was wann passiert. Alle lächeln. Bun Mi deutet auf seinen Mund, wackelt verneinend mit einer Hand. Hunger. Später kommt er wieder, rennt. Ich folge ihm, die Frauen auch. Stehen wieder an der Straße, 15 Minuten. Im Regen. Ich sehe ein Auto kommen. Aus dem Gebäude auf der anderen Seite kommen Hunderte von Soldaten herausgerannt. Alle in Tarnkleidung, viele mit freiem Oberkörper, einige mit Pistolen an der Seite. Sie haben Vortritt, drängen sich um den Pick-up, dessen Ladefläche voll ist: Hähnchenfleisch, Reis, Fleischbällchen an Spießen, in Bananenblätter eingewickeltes Süßzeug, kleine, durchsichtige Plastikbeutel mit Gemüse, Kraut mit Zucker, Sprossen, Suppe. Ein alter Mann kassiert, eine Frau händigt das Essen in kleinen Beuteln aus. EXPÉRIENCE

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Für 80 Baht, 1 Euro 60, gibt es viel scharfes Essen, genug für vier oder fünf scharfe Essen. Die Frauen lachen über die Ladung, die ich kaufe. Sie lachen, als ich das Gesicht verzi­ ehe auf dem Rückweg mit Fleischbällchen im Mund. Mit tödlich scharfer Soße. „Hot, hot“, rufen sie. Jedes englische Wort, das Thais sprechen, sagen sie zweimal, nie einfach „Truck“ sondern „Truck, truck“ oder „Hot, hot“. Mehrmals im Chor, lachend. Es gibt nichts zu trinken. Mr. Lee deutet auf den Wasserhahn. Nein. Mr. Mu ahnt irgendwann das Problem. Wir, also er, Marcus mit den Kameras, Taschen, dem Rucksack, Mr. Mus dreijähriger Sohn, ich, fahren mit Mr. Lees Mofa zu einem Kiosk. Drei, vier Kilometer, kei­ ne Straße, ständig setzen die Stoßdämpfer auf. Am Kiosk gibt es Plastikflaschen mit Tee und Wasser. Mr. Mu kauft für umgerechnet 90 Cent eine Flasche Schnaps und trinkt die. Schneidet mit seiner Machete eine kleine Plastikwas­ serflasche zu einem Becher. Dann will er reden, redet auch, gestikuliert, lacht, redet, redet, redet. Am Ende wissen wir, er heißt Mr. Mu, hat Frau und Sohn, einen Elefanten, wir sind german, groß. „Studied? Studied?“ Ich versteh nicht. „University? University?“ Ich nicke. „Computer? Compu­ ter?“ Seine Frau erklärt etwas der Frau, die dazukommt. Das Wort, das ich höre: „Computer, computer“. Wenn es fällt, schauen sie mich an. Mr. Lee hält sich raus. Kein Schnaps. Im Gegensatz zu den anderen raucht er auch kein Kraut aus dem Plastik­ beutel. Die anderen holen sein Essen. Er ist älter. Er hat drei Elefanten. Klar, dass er in den ersten Truck steigt. Zeigt Dokumente, thailändische Schrift, dreimal zwei Blatt, mit seinen Passfotos. Elefantenbesitzerpapiere. Er ist stolz auf die. Geht davon aus, dass ich sie lesen kann. Klar, Com­ puter. Ich schaue sie lange an, tue so. Er freut sich. Das ist bei ihm besonders auffällig, weil er sonst teilnahmslos wirkt. Seine Fingernägel sind kurz geschnitten, nur am linken kleinen Finger hat er einen langen Nagel. Im Truck sitzt er vorne, beim Fahrer. Ich im wahren Leben. Mr. Mu fährt nicht mit, er darf mit Kula Lin, seiner Dicken, in den nächsten Truck, zusammen mit Mr. Lees dritter Elefanten­ kuh. Ich sehe Mr. Mu im Dorf wieder. Die Fahrt: Die Elefanten produzieren Dung. Wahid macht daraus eine Barriere, damit der Elefantenurin nicht zu uns fließt. Es regnet stark, und nach neun Stunden steht das Urinwasser so hoch im Truck, dass es über die

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wadenhohe Barriere spült. Wahid flucht nicht. Ich schon. Wir spannen eine Plastikplane über den hinteren Teil der Ladefläche. Sunga repariert derweil den Damm. An den Rändern der Plane läuft Wasser herab. In ihrer Mitte sam­ melt sich Wasser, beult sie aus. Eine Stunde später ist es zu schwer, läuft vorne, nahe der Elefanten, runter. Die Schnur der Plane kann die Wassermasse nicht mehr halten. Sunga rammt mit dem Takor ein Loch in die Plane. Wir haben einen Wasserfall im Truck, in der Mitte des Menschenteils. Einmal schlafe ich kurz, auf der Vespa sitzend, Sunga hinter mir, Rücken an Rücken. Wir halten. Durch die Lat­ tenroste der linken Seite schimmert ein Tankstellenschild. Ich will runter, da fährt der Laster wieder an. Hänge drau­ ßen. Kann zurückschwingen über die Klappe. Stopp an der Grenze der Provinz Surin. Mr. Lee geht mit Papieren zur Bude des Veterinäramts an der Straße, holt die Stempel. Fünf Minuten Pause, die erste. Kurz hört es auf zu regnen. Die Elefanten reiben sich an den Seitenwänden, bei jeder roten Ampel, der Wagen wackelt. Einmal, an einer Ampel in einem Ort namens Kamoohindact, schießen die Rüssel hoch und schnappen sich Äste von Bäumen am Straßen­ rand. Holz knackt, der Baum wackelt, ein Ast fällt auf die Plane, mehr Wasser. Gegen Mittag halten wir, essen an der Straße, Schweine­ fleisch, eigentlich Schweinefett, nur zu ertragen, weil es stark gewürzt ist. Ich wringe mein Hemd aus, krame die Geldscheine aus der Tasche, sie sind völlig durchnässt, nur noch Papiermatsch. Kein Zahlungsmittel mehr. Das Geld in meinem kleinen Rucksack ist feucht, aber noch als Geld zu erkennen. Die Salalis und die Frauen kommen nicht zum Essen. Mr. Lee schüttelt den Kopf. Der Lastwagenfahrer sagt: No, no. Weiter. Hinten auf dem Laster will niemand die in Bananenblätter eingewickelten süßen Teigstückchen, die ich mitbringe, essen. Peinliche Situation. Wahres Leben. Am späten Morgen sind wir in Surim, fahren über mehrere Brücken, einmal dreht Mr. Lee vorne das Autoradio so laut auf, dass hinten der chinesische Song zu hören ist und Mr. Lees Klatschen. Er freut sich auf sein Dorf. Krapo Tatum hat vielleicht 200 Einwohner. Die sind stolz auf die Schu­ le. Sie ist groß, auch Kinder aus Nachbardörfern kommen hierher. Die Elefanten springen fast vom Truck, trotten zu den Bäumen. Sie sind happy, machen Krach wie Diesella­ ster, lassen Äste knacken. Zu Hause bei Mr. Lee, seiner Frau, dem Teenager-Sohn, der nicht ein Wort sagt, dem kleinen Sohn, der nicht lacht. Essen auf dem Boden, schlafen auf dem Boden. Mr. Lee genießt es. Alle Leute des Dorfes kommen vorbei, schau­ en uns an wie was Besonderes, fragen „back of truck, back of truck?“ Wir sind Helden. Am frühen Abend sammeln

sich viele im Matsch auf den flachen Holzgerüsten, reden, trinken Bier. Selbst Mr. Lee nimmt ein paar Schluck. Wir sind Hollywood, Entertainment. Geduscht wird mit einer Schöpfkelle hinterm Haus. Abends ziehen Frauen mit Wasserbüffeln und Kühen durch die Matschwege des Dorfes. Wenn es dunkel wird, ist Schluss, dann geht man schlafen in Krapo Tatum, oder aber man versammelt sich vor Mr. Lees Haus im Dunkeln. Mr. Lee muss einer der Reichen hier sein, er hat einen Pick-up, den einzigen. Er setzt, sobald er daheim ist, seine schicke Sonnenbrille auf. Führt mich zum Markt, wo ich für zwei Euro eine Hose, ein TShirt und ein Paar Flip-Flops kaufe. Hose, Schuhe, T-Shirt aus dem Truck werfe ich weg. Ich hatte einfach keine Ausrüstung für diese Geschichte, für das wirkliche Leben. Mr. Lee zeigt seine Grasflächen. Fährt uns mit Mr. Chen und Mr. Jam herum zu jedem Tempel, zu allen Schulen und Brücken. Wir sind fast immer dabei, wenn ein Truck zwei Elefanten bringt. Die hauen sofort ab in die Wälder. Haben sich schon in Hua Hin kaum für Menschen interessiert, hier, in der Heimat, gar nicht mehr. Wir werden Mr. Lees Vater vorgestellt in Ban Sala, einem Nachbarort. Besuchen orange gekleidete Mönche in Ban Kha Po. Mr. Lee führt uns ins Restaurant am Fluss. Fisch, scharf, Bier, Karaoke. Mr. Chen singt mit viel Gefühl, in der richtigen Stimmlage, im Takt. Mr. Jam eher nicht so. Mr. Lee, würdevoll, gar nicht. Mr. Jam kann ein bisschen Englisch, erklärt, dass ich dran bin. Im Katalog ist ein Lied mit englischem Titel, „Money, Money“. Das wird es. Ist aber leider nicht von ABBA. Immerhin wird der Text auf Englisch und Thailändisch über den Fernsehschirm gejagt. Ich rappe den Song. Danach ist sofort Schluss mit Karaoke. Keiner sagt ein Wort. Von Mr. Chen lerne ich, dass man für einen alten Elefanten etwa 2.000 Euro zahlen muss, für ein Baby das Doppelte, es wird ja länger leben. Der Besitzer eines männlichen Elefanten bekommt 200 Euro für einmal „Pam, pam“, sagt Mr. Chen. Er klatscht mehrmals in die Hände.

200 Euro aber nur, wenn ein Baby geboren wird. Elefanten werden bis zu 80 Jahre alt, wenn ich die Finger und Hände richtig gezählt habe, ab 15 Jahren „Pam, pam“. Mr. Chen will, dass Marcus Elefantenpampam fotografiert. Zwei Nächte muss er in den Wald. Vergeblich. Am letzten Abend suche ich Suwanlau und Mulrat. Suwanlau erkenne ich, sie mich aber nicht. Oder aber ich langweile sie. Mulrat ent­ decke ich nicht, sie ist so groß wie einige andere, für mich nicht mehr definierbar. Ein paar kleine Elefanten schauen mich neugierig an. Ab und zu sehe ich auch älteren in die Augen. Wieder dieser wissende, traurige Blick. Nach einer Woche bringen uns Lee, Mu, Chen, Jam im Pick-up dreißig Kilometer nach Surin zum Bus nach Bangkok. Zu zwölf Stunden Fahrt, mit Klimaanlage, ohne Elefanten. Das Abschiedsessen auf dem Markt: gehackte Hühnerleber, roh. Als wir in den Bus steigen, umarmt uns Mr. Lee. Sieht traurig aus. Sagt: „Come back, come back.“ In Bangkok: Telefonat nach Lampang. Prasop sagt, er komme am Wochenende, wir sollen uns unbedingt treffen. Am Sonntag in einer Bar: Er lacht viel, freut sich und fragt viel. Ich höre raus: Er kennt Surin kaum, aber stamme selbst vom Land, das Leben dort ahnt er. Fragt nach Details wie Dusche, Essen, dem Markt, will wissen, ob wir während der Fahrt geschlafen haben. Einmal, ich hab ihm vom Dammbruch auf dem Truck erzählt, lächelt er, sagt „Shitkeeper“. Sagt, nein, er habe das nicht als Schocktherapie gedacht, nichts bewirken wollen. Sagt aber mehrmals: „Das ist wahres Leben. Kein Spiel. Wahrheit.“

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Für 80 Baht, 1 Euro 60, gibt es viel scharfes Essen, genug für vier oder fünf scharfe Essen. Die Frauen lachen über die Ladung, die ich kaufe. Sie lachen, als ich das Gesicht verzi­ ehe auf dem Rückweg mit Fleischbällchen im Mund. Mit tödlich scharfer Soße. „Hot, hot“, rufen sie. Jedes englische Wort, das Thais sprechen, sagen sie zweimal, nie einfach „Truck“ sondern „Truck, truck“ oder „Hot, hot“. Mehrmals im Chor, lachend. Es gibt nichts zu trinken. Mr. Lee deutet auf den Wasserhahn. Nein. Mr. Mu ahnt irgendwann das Problem. Wir, also er, Marcus mit den Kameras, Taschen, dem Rucksack, Mr. Mus dreijähriger Sohn, ich, fahren mit Mr. Lees Mofa zu einem Kiosk. Drei, vier Kilometer, kei­ ne Straße, ständig setzen die Stoßdämpfer auf. Am Kiosk gibt es Plastikflaschen mit Tee und Wasser. Mr. Mu kauft für umgerechnet 90 Cent eine Flasche Schnaps und trinkt die. Schneidet mit seiner Machete eine kleine Plastikwas­ serflasche zu einem Becher. Dann will er reden, redet auch, gestikuliert, lacht, redet, redet, redet. Am Ende wissen wir, er heißt Mr. Mu, hat Frau und Sohn, einen Elefanten, wir sind german, groß. „Studied? Studied?“ Ich versteh nicht. „University? University?“ Ich nicke. „Computer? Compu­ ter?“ Seine Frau erklärt etwas der Frau, die dazukommt. Das Wort, das ich höre: „Computer, computer“. Wenn es fällt, schauen sie mich an. Mr. Lee hält sich raus. Kein Schnaps. Im Gegensatz zu den anderen raucht er auch kein Kraut aus dem Plastik­ beutel. Die anderen holen sein Essen. Er ist älter. Er hat drei Elefanten. Klar, dass er in den ersten Truck steigt. Zeigt Dokumente, thailändische Schrift, dreimal zwei Blatt, mit seinen Passfotos. Elefantenbesitzerpapiere. Er ist stolz auf die. Geht davon aus, dass ich sie lesen kann. Klar, Com­ puter. Ich schaue sie lange an, tue so. Er freut sich. Das ist bei ihm besonders auffällig, weil er sonst teilnahmslos wirkt. Seine Fingernägel sind kurz geschnitten, nur am linken kleinen Finger hat er einen langen Nagel. Im Truck sitzt er vorne, beim Fahrer. Ich im wahren Leben. Mr. Mu fährt nicht mit, er darf mit Kula Lin, seiner Dicken, in den nächsten Truck, zusammen mit Mr. Lees dritter Elefanten­ kuh. Ich sehe Mr. Mu im Dorf wieder. Die Fahrt: Die Elefanten produzieren Dung. Wahid macht daraus eine Barriere, damit der Elefantenurin nicht zu uns fließt. Es regnet stark, und nach neun Stunden steht das Urinwasser so hoch im Truck, dass es über die

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wadenhohe Barriere spült. Wahid flucht nicht. Ich schon. Wir spannen eine Plastikplane über den hinteren Teil der Ladefläche. Sunga repariert derweil den Damm. An den Rändern der Plane läuft Wasser herab. In ihrer Mitte sam­ melt sich Wasser, beult sie aus. Eine Stunde später ist es zu schwer, läuft vorne, nahe der Elefanten, runter. Die Schnur der Plane kann die Wassermasse nicht mehr halten. Sunga rammt mit dem Takor ein Loch in die Plane. Wir haben einen Wasserfall im Truck, in der Mitte des Menschenteils. Einmal schlafe ich kurz, auf der Vespa sitzend, Sunga hinter mir, Rücken an Rücken. Wir halten. Durch die Lat­ tenroste der linken Seite schimmert ein Tankstellenschild. Ich will runter, da fährt der Laster wieder an. Hänge drau­ ßen. Kann zurückschwingen über die Klappe. Stopp an der Grenze der Provinz Surin. Mr. Lee geht mit Papieren zur Bude des Veterinäramts an der Straße, holt die Stempel. Fünf Minuten Pause, die erste. Kurz hört es auf zu regnen. Die Elefanten reiben sich an den Seitenwänden, bei jeder roten Ampel, der Wagen wackelt. Einmal, an einer Ampel in einem Ort namens Kamoohindact, schießen die Rüssel hoch und schnappen sich Äste von Bäumen am Straßen­ rand. Holz knackt, der Baum wackelt, ein Ast fällt auf die Plane, mehr Wasser. Gegen Mittag halten wir, essen an der Straße, Schweine­ fleisch, eigentlich Schweinefett, nur zu ertragen, weil es stark gewürzt ist. Ich wringe mein Hemd aus, krame die Geldscheine aus der Tasche, sie sind völlig durchnässt, nur noch Papiermatsch. Kein Zahlungsmittel mehr. Das Geld in meinem kleinen Rucksack ist feucht, aber noch als Geld zu erkennen. Die Salalis und die Frauen kommen nicht zum Essen. Mr. Lee schüttelt den Kopf. Der Lastwagenfahrer sagt: No, no. Weiter. Hinten auf dem Laster will niemand die in Bananenblätter eingewickelten süßen Teigstückchen, die ich mitbringe, essen. Peinliche Situation. Wahres Leben. Am späten Morgen sind wir in Surim, fahren über mehrere Brücken, einmal dreht Mr. Lee vorne das Autoradio so laut auf, dass hinten der chinesische Song zu hören ist und Mr. Lees Klatschen. Er freut sich auf sein Dorf. Krapo Tatum hat vielleicht 200 Einwohner. Die sind stolz auf die Schu­ le. Sie ist groß, auch Kinder aus Nachbardörfern kommen hierher. Die Elefanten springen fast vom Truck, trotten zu den Bäumen. Sie sind happy, machen Krach wie Diesella­ ster, lassen Äste knacken. Zu Hause bei Mr. Lee, seiner Frau, dem Teenager-Sohn, der nicht ein Wort sagt, dem kleinen Sohn, der nicht lacht. Essen auf dem Boden, schlafen auf dem Boden. Mr. Lee genießt es. Alle Leute des Dorfes kommen vorbei, schau­ en uns an wie was Besonderes, fragen „back of truck, back of truck?“ Wir sind Helden. Am frühen Abend sammeln

sich viele im Matsch auf den flachen Holzgerüsten, reden, trinken Bier. Selbst Mr. Lee nimmt ein paar Schluck. Wir sind Hollywood, Entertainment. Geduscht wird mit einer Schöpfkelle hinterm Haus. Abends ziehen Frauen mit Wasserbüffeln und Kühen durch die Matschwege des Dorfes. Wenn es dunkel wird, ist Schluss, dann geht man schlafen in Krapo Tatum, oder aber man versammelt sich vor Mr. Lees Haus im Dunkeln. Mr. Lee muss einer der Reichen hier sein, er hat einen Pick-up, den einzigen. Er setzt, sobald er daheim ist, seine schicke Sonnenbrille auf. Führt mich zum Markt, wo ich für zwei Euro eine Hose, ein TShirt und ein Paar Flip-Flops kaufe. Hose, Schuhe, T-Shirt aus dem Truck werfe ich weg. Ich hatte einfach keine Ausrüstung für diese Geschichte, für das wirkliche Leben. Mr. Lee zeigt seine Grasflächen. Fährt uns mit Mr. Chen und Mr. Jam herum zu jedem Tempel, zu allen Schulen und Brücken. Wir sind fast immer dabei, wenn ein Truck zwei Elefanten bringt. Die hauen sofort ab in die Wälder. Haben sich schon in Hua Hin kaum für Menschen interessiert, hier, in der Heimat, gar nicht mehr. Wir werden Mr. Lees Vater vorgestellt in Ban Sala, einem Nachbarort. Besuchen orange gekleidete Mönche in Ban Kha Po. Mr. Lee führt uns ins Restaurant am Fluss. Fisch, scharf, Bier, Karaoke. Mr. Chen singt mit viel Gefühl, in der richtigen Stimmlage, im Takt. Mr. Jam eher nicht so. Mr. Lee, würdevoll, gar nicht. Mr. Jam kann ein bisschen Englisch, erklärt, dass ich dran bin. Im Katalog ist ein Lied mit englischem Titel, „Money, Money“. Das wird es. Ist aber leider nicht von ABBA. Immerhin wird der Text auf Englisch und Thailändisch über den Fernsehschirm gejagt. Ich rappe den Song. Danach ist sofort Schluss mit Karaoke. Keiner sagt ein Wort. Von Mr. Chen lerne ich, dass man für einen alten Elefanten etwa 2.000 Euro zahlen muss, für ein Baby das Doppelte, es wird ja länger leben. Der Besitzer eines männlichen Elefanten bekommt 200 Euro für einmal „Pam, pam“, sagt Mr. Chen. Er klatscht mehrmals in die Hände.

200 Euro aber nur, wenn ein Baby geboren wird. Elefanten werden bis zu 80 Jahre alt, wenn ich die Finger und Hände richtig gezählt habe, ab 15 Jahren „Pam, pam“. Mr. Chen will, dass Marcus Elefantenpampam fotografiert. Zwei Nächte muss er in den Wald. Vergeblich. Am letzten Abend suche ich Suwanlau und Mulrat. Suwanlau erkenne ich, sie mich aber nicht. Oder aber ich langweile sie. Mulrat ent­ decke ich nicht, sie ist so groß wie einige andere, für mich nicht mehr definierbar. Ein paar kleine Elefanten schauen mich neugierig an. Ab und zu sehe ich auch älteren in die Augen. Wieder dieser wissende, traurige Blick. Nach einer Woche bringen uns Lee, Mu, Chen, Jam im Pick-up dreißig Kilometer nach Surin zum Bus nach Bangkok. Zu zwölf Stunden Fahrt, mit Klimaanlage, ohne Elefanten. Das Abschiedsessen auf dem Markt: gehackte Hühnerleber, roh. Als wir in den Bus steigen, umarmt uns Mr. Lee. Sieht traurig aus. Sagt: „Come back, come back.“ In Bangkok: Telefonat nach Lampang. Prasop sagt, er komme am Wochenende, wir sollen uns unbedingt treffen. Am Sonntag in einer Bar: Er lacht viel, freut sich und fragt viel. Ich höre raus: Er kennt Surin kaum, aber stamme selbst vom Land, das Leben dort ahnt er. Fragt nach Details wie Dusche, Essen, dem Markt, will wissen, ob wir während der Fahrt geschlafen haben. Einmal, ich hab ihm vom Dammbruch auf dem Truck erzählt, lächelt er, sagt „Shitkeeper“. Sagt, nein, er habe das nicht als Schocktherapie gedacht, nichts bewirken wollen. Sagt aber mehrmals: „Das ist wahres Leben. Kein Spiel. Wahrheit.“

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Der Star in der Manege ist und bleibt der Clown. Ein Clown ist Anarchie, ein Clown darf alles, traut sich alles und zeigt uns die gewagtesten High-Fashion-Trends des kommenden Sommers. Vorhang auf! Von Karim Sadli (Fotos) und Charles Davis (Styling)

Hemd von Miu Miu

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Der Star in der Manege ist und bleibt der Clown. Ein Clown ist Anarchie, ein Clown darf alles, traut sich alles und zeigt uns die gewagtesten High-Fashion-Trends des kommenden Sommers. Vorhang auf! Von Karim Sadli (Fotos) und Charles Davis (Styling)

Hemd von Miu Miu

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Jacke von Burberry Prorsum, Hose mit Hosentr채gern von Y-3 und Maske (Vintage)

Schwarzes Tanktop von Calvin Klein, grauer Schal von Angels of London, schwarze Hose von Burberry Prorsum, schwarze Lederhandschuhe von K Karl Lagerfeld und cremefarbener Kummerbund von Kiminori Morishita

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Jacke von Burberry Prorsum, Hose mit Hosentr채gern von Y-3 und Maske (Vintage)

Schwarzes Tanktop von Calvin Klein, grauer Schal von Angels of London, schwarze Hose von Burberry Prorsum, schwarze Lederhandschuhe von K Karl Lagerfeld und cremefarbener Kummerbund von Kiminori Morishita

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Cardigan und Tanktop von Dries Van Noten, Shorts von Juun J  und braune Sandalen von Miu Miu 

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Cardigan und Tanktop von Dries Van Noten, Shorts von Juun J  und braune Sandalen von Miu Miu 

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links: Bunte Shorts von Bernhard Wilhelm, schwarze Lederhandschuhe von K Karl Lagerfeld und schwarze Blumenkette von Gardem rechts: Jeanshemd von Lacoste, Shorts von Armand Basi und Schuhe von Paul Smith

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links: Bunte Shorts von Bernhard Wilhelm, schwarze Lederhandschuhe von K Karl Lagerfeld und schwarze Blumenkette von Gardem rechts: Jeanshemd von Lacoste, Shorts von Armand Basi und Schuhe von Paul Smith

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links: Jacke mit grafischen Prints von Viktor & Rolf  rechts: Blumenkette von Gardem, silbernes Hemd von Jean-Paul Gaultier for Gaultier2, Gßrtel von Armand Basi und gestreifte Hose von Paul Smith

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links: Jacke mit grafischen Prints von Viktor & Rolf  rechts: Blumenkette von Gardem, silbernes Hemd von Jean-Paul Gaultier for Gaultier2, Gßrtel von Armand Basi und gestreifte Hose von Paul Smith

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links: T-Shirt von Burberry Prorsum, Pullover von Lagerfeld, Gürtel von Juicy Couture For Men, Lackhose von Raf Simons und Sandalen von Armand Basi rechts: Bodysuit von Alenaakhmadullina

Fotografie: Karim Sadli (www.karimsadli.com)  Styling: Charles Davis (www.eastphotographic.com)  Fotoassistenz: Audrey Sirach and Julia Champeau  Stylingassistenz: Nina Sahlin  Haare: Jean-Luc Amarin (www.airportagency.com)  Make-up: Steven Canavan (www.artlistparis.com)  Model: Lucien (www.sucessmodels.com)  Vielen Dank an „une journee au cirque“ in Paris (www.journeeaucirque.com)

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links: T-Shirt von Burberry Prorsum, Pullover von Lagerfeld, Gürtel von Juicy Couture For Men, Lackhose von Raf Simons und Sandalen von Armand Basi rechts: Bodysuit von Alenaakhmadullina

Fotografie: Karim Sadli (www.karimsadli.com)  Styling: Charles Davis (www.eastphotographic.com)  Fotoassistenz: Audrey Sirach and Julia Champeau  Stylingassistenz: Nina Sahlin  Haare: Jean-Luc Amarin (www.airportagency.com)  Make-up: Steven Canavan (www.artlistparis.com)  Model: Lucien (www.sucessmodels.com)  Vielen Dank an „une journee au cirque“ in Paris (www.journeeaucirque.com)

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12. Jerry Maguire (1996) Regisseur: Cameron Crowe Genre: Komödie/Drama/Romanze/Sport Hauptdarsteller: Tom Cruise als Jerry Maguire

. Bube, Dame, König, Gras () Regisseur: Guy Ritchie Genre: Komödie/Krimi/Thriller Hauptdarsteller: Jason Flemyng als Tom

Spiel und Sport liefern seit Erfindung des laufenden Meters immer wieder aufs Neue hervorragende Stoffe für die Leinwand. Unsere Filmredaktion hat die spannendsten, besten und/oder erstaunlichsten Werke für Sie zusammengetragen. Von Zhoi Hy (Auswahl) und Sabine Manecke (Text)

. Slap Shot () Regisseur: George Roy Hill Genre: Komödie/Drama/Sport Hauptdarsteller: Paul Newman als Reggie „Reg“ Dunlop Inhalt: Chronisch erfolgloses Eishockeyteam erreicht unter neuem Trainer mit wüsten Prügeleien das Finale um die Meisterschaft, die Mannschaft beschließt in einem Anfall von Pathos, dieses einzige Mal sauber zu spielen, droht zu verlieren und legt unter dem Jubel der Fans doch noch einen mitreißend unfairen und brutalen Schlagabtausch aufs Eis. . Running Man () Regisseur: Paul Michael Glaser Genre: Action/Sci-Fi/Thriller Hauptdarsteller: Arnold Schwarzenegger als Ben Richards Inhalt:  heißt die beliebteste TV-Show „Running Man“, in der Kriminelle um ihr Leben rennen. Pilot Richards weigert sich, aus der Luft die Delinquenten zu erschießen, wird zur Strafe selbst zum „Running Man“, legt alle Gegner um, schließt sich einer revolutionären Gruppe an und entledigt sich des Vorwurfs, er hätte ein Massaker begangen, indem er alle Gegner umlegt. . The Game () Regisseur: David Fincher Genre: Action/Adventure/Mystery/Thriller Hauptdarsteller: Michael Douglas als Nicholas van Orton und Sean Penn als Conrad van Orton Inhalt: Zu seinem . Geburtstag wird das arrogante Arschloch van Orten in ein Spiel verwickelt, das er für Realität hält; der Zuschauer auch, zum Schluss war es doch ein Spiel, dann wieder Realität und van Orten ist ein besserer Mensch, obwohl er nichts verstanden hat.

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SAVOIR

Inhalt: Dusselige Gauner verlieren beim Pokerspiel gegen abgebrühte Gauner und wollen, um ihre Finger vor dem Abgehacktwerden zu retten, großen Drogendeal abwickeln, scheitern auf ganzer Linie, werden versehentlich Besitzer sehr wertvoller Gewehre, wissen das aber nicht, versenken die Dinger in der Themse und erfahren kurz darauf davon, dass dies ein weiterer Fehler war. . Asterix bei den Olympischen Spielen () Regisseur: Frédéric Forestier und Thomas Langmann Genre: Adventure/Komödie/Fantasy Hauptdarsteller: Clovis Cornillac als Asterix und Gérard Depardieu als Obelix

8. Die Bären sind los (1976) Regisseur: Michael Ritchie Genre: Komödie/Sport Hauptdarsteller: Walter Matthau als Coach Buttermaker Inhalt: Suffnase Buttermaker übernimmt als Baseballtrainer eine Mannschaft mit Kindern aus schwierigen Verhältnissen, hebt das Niveau der unbegabten Truppe mit unkonventi­ onellen Methoden und wechselt im alles entscheidenden Finale seine schwächsten Spieler ein, um seinem ekelhaft ar­ roganten Gegner zu zeigen, dass Moral und Kinderglück vor Sieg und Ohrfeigen geht.  9. Spiel der Götter (1999) Regisseur: Khyentse Norbu Genre: Komödie/Sport Hauptdarsteller: Orgyen Tobgyal als Geko

Inhalt: Asterix und sein Freund Obelix helfen dem gallischen Athleten Alafolix die Olympischen Spiele und gleichzeitig das Herz der griechischen Prinzessin Irina zu gewinnen, aber Brutus, Sohn des Kaisers Julius Caesar, will zur selben Zeit die Spiele manipulieren, um seinen Vater zu entthronen, was zu schweren Auseinandersetzungen zwischen der Armee und den beiden Galliern führt, bei denen es zum Einsatz von Doping kommt.

Inhalt: Junge Mönche dürfen im Sommer 1998 in einem buddhistischen Kloster in Nordindien das Fußballweltmeis­ terschaftsfinale zwischen Frankreich und Brasilien sehen, nachdem sie den alten Abt mit der Erklärung, Fußball sei ein Kampf zweier Länder um eine heilige Schale, restlos von der Wichtigkeit des Unterfangens überzeugt haben.

. The Player ()

10. Tomb Raider (2001)

Regisseur: Robert Altman Genre: Komödie/Drama/Thriller Hauptdarsteller: Tim Robbins als Griffin Mill

Regisseur: Simon West Genre: Action/Adventure/Fantasy Hauptdarsteller: Angelina Jolie als Lara Croft

Inhalt: Griffin Mill entscheidet über Top oder Flop von Drehbüchern, benimmt sich dabei ausnehmend arrogant, erhält deswegen Drohbriefe und versucht den Absender ausfindig zu machen, bringt versehentlich den Falschen um und erhält nach unendlichen Irrungen und Wirrungen einen erneuten Drohbrief, verbunden mit einem Drehbuch, das eben diese Geschichte zum Inhalt hat.

Inhalt: Lara Croft, Tochter eines berühmten Archäologen, tritt in die Fußstapfen ihres Vaters und begibt sich auf eine atemberaubende Suche nach dem Uhrwerk der Zeiten, das grenzenlose Macht über die Menschen des Lichts verleiht, und gerät dabei in die eine oder andere gewalttätige Ausein­ andersetzung.

. Dodgeball. Voll auf die Nüsse () Regisseur: Rawson Marshall Thurber Genre: Komödie/Sport Hauptdarsteller: Vince Vaughn als Peter LaFleur, Christine Taylor als Kate Veatch und Ben Stiller als White Goodman Inhalt: Um das Fitnessstudio „Globogym“ vor dem sicheren Bankrott zu retten, meldet sich der Besitzer Peter mit seiner Mannschaft für ein Völkerballspiel an, bei dem es . Dollar zu gewinnen gibt – und in dessen Finale er gegen den potenziellen Käufer seiner Muckibude, den kleinwüchsigen Muskelprotz „White“, und dessen Profiteam antreten muss.

11. Die Farbe des Geldes (1986)

Inhalt: Sportmanager Jerry Maguire wird von seiner Firma entlassen, macht sich mit zwei Sportlern selbstständig, ver­ liert jedoch das Megatalent Frank, nachdem dieser ihn laut­ stark dazu auffordert, ihn zum Schotter zu führen, an einen Konkurrenten und kämpft für den verbliebenen, angeschla­ genen Rod, der bei seinem letzten Spiel zwar einen sensa­ tionellen Punkt macht, aber nach einem Tackle regungslos am Boden liegen bleibt, was Jerry die Tränen in die Augen treibt und Frank zu der Erkenntnis bringt, dass Jerry der bessere Manager war.  13. Der Clou (1973)

Regisseur: George Roy Hill Genre: Komödie/Krimi Hauptdarsteller: Paul Newman als Henry Gondorff und Robert Redford als Johnny Hooker Inhalt: Die zwei Trickbetrüger Gondorff und Hooker ent­ wickeln einen sensationell raffinierten Plan, um sich für den Mord eines Freundes zu rächen, indem sie dem schuldigen Mafia-Boss mittels eines falschen Wettbüros beim Zocken um einen sehr, sehr großen Betrag erleichtern.  14. Die Glücksritter (1983) Regisseur: John Landis Genre: Komödie Hauptdarsteller: Dan Aykroyd als Louis Winthorpe III. und Eddie Murphy als Billy Ray Valentine Inhalt: Zwei steinreiche Aktienhändler schließen eine Wette über einen Dollar ab, um herauszufinden, wie sich der Bettler Billy Ray Valentine in dem Leben ihres ersten Geschäftsfüh­ rers Louis Winthorpe zurechtfinden würde, aber als der nun reiche Billy Ray davon zufällig erfährt, schließt er sich mit dem mittlerweile total heruntergekommenen Louis zusam­ men und sie wetten, ob sie es schaffen, an der Börse inner­ halb eines Tages steinreich zu werden und gleichzeitig die Dukes in den Ruin zu treiben.  15. Ben Hur (1959)

Regisseur: Martin Scorsese Genre: Drama/Sport Hauptdarsteller: Paul Newman als Fast Eddie Felson und Tom Cruise als Vincent Lauria

Regisseur: William Wyler Genre: Action/Adventure/Drama Hauptdarsteller: Charles Heston als Judah Ben Hur

Inhalt: In der Fortsetzung des ebenfalls fantastischen Films „Haie der Großstadt“ entdeckt der gealterte Poolbillardprofi Eddie Felson, der sein Geld inzwischen als Alkoholhändler verdient, zufällig das Billardtalent Vincent Lauria und über­ redet ihn, an der Billardmeisterschaft in Atlantic City teilzu­ nehmen, in deren Verlauf es zu allerlei Konflikten zwischen Jung und Alt kommt.

Inhalt: In dem mit den meisten Oscars aller Zeiten (elf ) aus­ gezeichneten Epos passiert im Leben des jüdischen Prinzen Judah Ben Hur so viel, dass man sich beim besten Willen nur an das prachtvolle Pferderennen mit den vier Lipizzanern vor dem Wagen Ben Hurs erinnern kann und an die Szene, als Ben Hur dem am Boden liegenden Jesus zu trinken geben will und von den bösen Römern weggestoßen wird.

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12. Jerry Maguire (1996) Regisseur: Cameron Crowe Genre: Komödie/Drama/Romanze/Sport Hauptdarsteller: Tom Cruise als Jerry Maguire

. Bube, Dame, König, Gras () Regisseur: Guy Ritchie Genre: Komödie/Krimi/Thriller Hauptdarsteller: Jason Flemyng als Tom

Spiel und Sport liefern seit Erfindung des laufenden Meters immer wieder aufs Neue hervorragende Stoffe für die Leinwand. Unsere Filmredaktion hat die spannendsten, besten und/oder erstaunlichsten Werke für Sie zusammengetragen. Von Zhoi Hy (Auswahl) und Sabine Manecke (Text)

. Slap Shot () Regisseur: George Roy Hill Genre: Komödie/Drama/Sport Hauptdarsteller: Paul Newman als Reggie „Reg“ Dunlop Inhalt: Chronisch erfolgloses Eishockeyteam erreicht unter neuem Trainer mit wüsten Prügeleien das Finale um die Meisterschaft, die Mannschaft beschließt in einem Anfall von Pathos, dieses einzige Mal sauber zu spielen, droht zu verlieren und legt unter dem Jubel der Fans doch noch einen mitreißend unfairen und brutalen Schlagabtausch aufs Eis. . Running Man () Regisseur: Paul Michael Glaser Genre: Action/Sci-Fi/Thriller Hauptdarsteller: Arnold Schwarzenegger als Ben Richards Inhalt:  heißt die beliebteste TV-Show „Running Man“, in der Kriminelle um ihr Leben rennen. Pilot Richards weigert sich, aus der Luft die Delinquenten zu erschießen, wird zur Strafe selbst zum „Running Man“, legt alle Gegner um, schließt sich einer revolutionären Gruppe an und entledigt sich des Vorwurfs, er hätte ein Massaker begangen, indem er alle Gegner umlegt. . The Game () Regisseur: David Fincher Genre: Action/Adventure/Mystery/Thriller Hauptdarsteller: Michael Douglas als Nicholas van Orton und Sean Penn als Conrad van Orton Inhalt: Zu seinem . Geburtstag wird das arrogante Arschloch van Orten in ein Spiel verwickelt, das er für Realität hält; der Zuschauer auch, zum Schluss war es doch ein Spiel, dann wieder Realität und van Orten ist ein besserer Mensch, obwohl er nichts verstanden hat.

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Inhalt: Dusselige Gauner verlieren beim Pokerspiel gegen abgebrühte Gauner und wollen, um ihre Finger vor dem Abgehacktwerden zu retten, großen Drogendeal abwickeln, scheitern auf ganzer Linie, werden versehentlich Besitzer sehr wertvoller Gewehre, wissen das aber nicht, versenken die Dinger in der Themse und erfahren kurz darauf davon, dass dies ein weiterer Fehler war. . Asterix bei den Olympischen Spielen () Regisseur: Frédéric Forestier und Thomas Langmann Genre: Adventure/Komödie/Fantasy Hauptdarsteller: Clovis Cornillac als Asterix und Gérard Depardieu als Obelix

8. Die Bären sind los (1976) Regisseur: Michael Ritchie Genre: Komödie/Sport Hauptdarsteller: Walter Matthau als Coach Buttermaker Inhalt: Suffnase Buttermaker übernimmt als Baseballtrainer eine Mannschaft mit Kindern aus schwierigen Verhältnissen, hebt das Niveau der unbegabten Truppe mit unkonventi­ onellen Methoden und wechselt im alles entscheidenden Finale seine schwächsten Spieler ein, um seinem ekelhaft ar­ roganten Gegner zu zeigen, dass Moral und Kinderglück vor Sieg und Ohrfeigen geht.  9. Spiel der Götter (1999) Regisseur: Khyentse Norbu Genre: Komödie/Sport Hauptdarsteller: Orgyen Tobgyal als Geko

Inhalt: Asterix und sein Freund Obelix helfen dem gallischen Athleten Alafolix die Olympischen Spiele und gleichzeitig das Herz der griechischen Prinzessin Irina zu gewinnen, aber Brutus, Sohn des Kaisers Julius Caesar, will zur selben Zeit die Spiele manipulieren, um seinen Vater zu entthronen, was zu schweren Auseinandersetzungen zwischen der Armee und den beiden Galliern führt, bei denen es zum Einsatz von Doping kommt.

Inhalt: Junge Mönche dürfen im Sommer 1998 in einem buddhistischen Kloster in Nordindien das Fußballweltmeis­ terschaftsfinale zwischen Frankreich und Brasilien sehen, nachdem sie den alten Abt mit der Erklärung, Fußball sei ein Kampf zweier Länder um eine heilige Schale, restlos von der Wichtigkeit des Unterfangens überzeugt haben.

. The Player ()

10. Tomb Raider (2001)

Regisseur: Robert Altman Genre: Komödie/Drama/Thriller Hauptdarsteller: Tim Robbins als Griffin Mill

Regisseur: Simon West Genre: Action/Adventure/Fantasy Hauptdarsteller: Angelina Jolie als Lara Croft

Inhalt: Griffin Mill entscheidet über Top oder Flop von Drehbüchern, benimmt sich dabei ausnehmend arrogant, erhält deswegen Drohbriefe und versucht den Absender ausfindig zu machen, bringt versehentlich den Falschen um und erhält nach unendlichen Irrungen und Wirrungen einen erneuten Drohbrief, verbunden mit einem Drehbuch, das eben diese Geschichte zum Inhalt hat.

Inhalt: Lara Croft, Tochter eines berühmten Archäologen, tritt in die Fußstapfen ihres Vaters und begibt sich auf eine atemberaubende Suche nach dem Uhrwerk der Zeiten, das grenzenlose Macht über die Menschen des Lichts verleiht, und gerät dabei in die eine oder andere gewalttätige Ausein­ andersetzung.

. Dodgeball. Voll auf die Nüsse () Regisseur: Rawson Marshall Thurber Genre: Komödie/Sport Hauptdarsteller: Vince Vaughn als Peter LaFleur, Christine Taylor als Kate Veatch und Ben Stiller als White Goodman Inhalt: Um das Fitnessstudio „Globogym“ vor dem sicheren Bankrott zu retten, meldet sich der Besitzer Peter mit seiner Mannschaft für ein Völkerballspiel an, bei dem es . Dollar zu gewinnen gibt – und in dessen Finale er gegen den potenziellen Käufer seiner Muckibude, den kleinwüchsigen Muskelprotz „White“, und dessen Profiteam antreten muss.

11. Die Farbe des Geldes (1986)

Inhalt: Sportmanager Jerry Maguire wird von seiner Firma entlassen, macht sich mit zwei Sportlern selbstständig, ver­ liert jedoch das Megatalent Frank, nachdem dieser ihn laut­ stark dazu auffordert, ihn zum Schotter zu führen, an einen Konkurrenten und kämpft für den verbliebenen, angeschla­ genen Rod, der bei seinem letzten Spiel zwar einen sensa­ tionellen Punkt macht, aber nach einem Tackle regungslos am Boden liegen bleibt, was Jerry die Tränen in die Augen treibt und Frank zu der Erkenntnis bringt, dass Jerry der bessere Manager war.  13. Der Clou (1973)

Regisseur: George Roy Hill Genre: Komödie/Krimi Hauptdarsteller: Paul Newman als Henry Gondorff und Robert Redford als Johnny Hooker Inhalt: Die zwei Trickbetrüger Gondorff und Hooker ent­ wickeln einen sensationell raffinierten Plan, um sich für den Mord eines Freundes zu rächen, indem sie dem schuldigen Mafia-Boss mittels eines falschen Wettbüros beim Zocken um einen sehr, sehr großen Betrag erleichtern.  14. Die Glücksritter (1983) Regisseur: John Landis Genre: Komödie Hauptdarsteller: Dan Aykroyd als Louis Winthorpe III. und Eddie Murphy als Billy Ray Valentine Inhalt: Zwei steinreiche Aktienhändler schließen eine Wette über einen Dollar ab, um herauszufinden, wie sich der Bettler Billy Ray Valentine in dem Leben ihres ersten Geschäftsfüh­ rers Louis Winthorpe zurechtfinden würde, aber als der nun reiche Billy Ray davon zufällig erfährt, schließt er sich mit dem mittlerweile total heruntergekommenen Louis zusam­ men und sie wetten, ob sie es schaffen, an der Börse inner­ halb eines Tages steinreich zu werden und gleichzeitig die Dukes in den Ruin zu treiben.  15. Ben Hur (1959)

Regisseur: Martin Scorsese Genre: Drama/Sport Hauptdarsteller: Paul Newman als Fast Eddie Felson und Tom Cruise als Vincent Lauria

Regisseur: William Wyler Genre: Action/Adventure/Drama Hauptdarsteller: Charles Heston als Judah Ben Hur

Inhalt: In der Fortsetzung des ebenfalls fantastischen Films „Haie der Großstadt“ entdeckt der gealterte Poolbillardprofi Eddie Felson, der sein Geld inzwischen als Alkoholhändler verdient, zufällig das Billardtalent Vincent Lauria und über­ redet ihn, an der Billardmeisterschaft in Atlantic City teilzu­ nehmen, in deren Verlauf es zu allerlei Konflikten zwischen Jung und Alt kommt.

Inhalt: In dem mit den meisten Oscars aller Zeiten (elf ) aus­ gezeichneten Epos passiert im Leben des jüdischen Prinzen Judah Ben Hur so viel, dass man sich beim besten Willen nur an das prachtvolle Pferderennen mit den vier Lipizzanern vor dem Wagen Ben Hurs erinnern kann und an die Szene, als Ben Hur dem am Boden liegenden Jesus zu trinken geben will und von den bösen Römern weggestoßen wird.

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Uwe Bohm ist Schauspieler. Und das, seit er zwölf Jahre alt ist. Aber trotz unzähliger Film-, Fernseh- und Theaterproduktionen kann Uwe Bohm, der 1962 in Hamburg als Uwe Enkelmann geboren wurde, die Schauspielerei nicht recht genießen. Für FELD hommes erzählt Uwe Bohm vom Spielen, vom Kampf mit der Rolle, von Angst und Durchhaltevermögen und vom Scheitern mit und ohne Erfolg.

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PORTRAIT

Uwe Enkelmann (später Uwe Bohm) in ,,Nordsee ist Mordsee“ von Hark Bohm, BRD 1975

Von Vito Avantario und Kai Flemming (Text und Interview)

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Uwe Bohm ist Schauspieler. Und das, seit er zwölf Jahre alt ist. Aber trotz unzähliger Film-, Fernseh- und Theaterproduktionen kann Uwe Bohm, der 1962 in Hamburg als Uwe Enkelmann geboren wurde, die Schauspielerei nicht recht genießen. Für FELD hommes erzählt Uwe Bohm vom Spielen, vom Kampf mit der Rolle, von Angst und Durchhaltevermögen und vom Scheitern mit und ohne Erfolg.

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Uwe Enkelmann (später Uwe Bohm) in ,,Nordsee ist Mordsee“ von Hark Bohm, BRD 1975

Von Vito Avantario und Kai Flemming (Text und Interview)

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FELD HOMMES: Guten Abend, Herr Bohm, Sie kommen gerade von der ersten Leseprobe. Wie ist sie gelaufen? Uwe Bohm: Es ist mein erster „Schiller“, den ich aufführen soll. Ich kenne meine Kollegen noch nicht. Mit Regisseur Elmar Goerden habe ich noch nie gearbeitet. Außerdem bin ich sehr ungeduldig mit mir selbst. Da setzt ab dem ersten Tag der Leseproben dieses Gefühl von Minderwertigkeit und Versagensangst in mir ein. Die Kollegen, die mich nicht kennen, wundern sich etwas über meine Aufregung. Es hat 21 Telefonate gedauert, bis wir Uwe Bohm endlich treffen. Der Schauspieler besitzt keinen Computer, auch eine E-Mail-Adresse hat er nicht. Meist erwischen wir ihn am Telefon, wenn er gerade an irgendeinem Bahnhof vor der Abreise nach irgendwohin oder nach der Ankunft von irgendwoher kommt. Einen festen Termin zum Interview sagt er kurzfristig ab, die anderen Versuche, ihn zu treffen, scheitern am engen Terminkalender des Schauspielers. Dann fliegt ihm dieses Engagement ins Haus, das Bohm den Schweiß auf die Stirn treibt, als wir ihn endlich auf einen Termin festnageln wollen. „Ja, ich würde Sie gern treffen, aber ich habe gerade zu viel Text im Kopf und kann mich nicht erinnern, was in der kommenden Woche anliegt. Ich soll Schillers „Maria Stuart“ in Bochum spielen, die Rolle macht mich verrückt“, sagt er. Uwe Bohm beginnt, uns am Telefon Einblicke in sein Gefühlsleben zu geben, obwohl er uns nicht kennt und wir uns noch nie gesehen haben. „Hören Sie“, unterbrechen wir seinen Redefluss, „halten Sie Ihre Gedanken fest. Wir kommen nach Bochum, und dann drücken wir auf den Startknopf.“ Wir verabreden uns im Foyer des Art Hotel Tucholsky. Für sechs Wochen hat Bohm während der Theaterprobe am Schauspielhaus Bochum hier im vierten Stock eine Wohnung gemietet. Draußen regnet es in Strömen. Die Schwingtür des Lokals öffnet sich und ein mittelgroßer Mann im dunklen Wollmantel tritt herein. Seine Begrüßung ist herzlich. Dabei schüttelt er die Hand seines Gegenübers mit beiden Händen.

Sie spielen seit Jahrzehnten auf deutschen Bühnen und haben in vielen Spielfilmen Hauptrollen besetzt. Was treibt einem wie Ihnen noch den kalten Schweiß auf die Stirn? Ich bereite mich stets gut auf meine Arbeit vor. Aber wenn ich dann auf der Bühne stehe und weiß, gleich kommt mein Einsatz, dann beginnt diese Unruhe in mir aufzusteigen. Ich höre mich dann reden und erkenne mich nicht wieder, wie eben in dieser Leseprobe: Ich klang völlig bescheuert; mein Einsatz, meine Intonation, meine Sprache stimmten vorne und hinten nicht. Wissen Sie, ich bin kein Techniker, keiner, der einfach in sein darstellerisches Instrumentarium greift, um eine Figur zum Leben zu erwecken. Es gibt Kollegen, die machen das ganz handwerklich. Ich habe nie eine Schauspielschule besucht. Ich schöpfe eher aus meiner Fantasie und versuche, die Figuren vor allem emotional zu treffen. Vorhin aber habe ich nur Scheiße abgeliefert. Was genau löst in Ihnen dieses Unbehagen während der Arbeit aus: die Rolle, die Sie sich hart erarbeiten müssen? Die neuen Kollegen, die Sie nicht kennen? Oder die Erwartungen des Publikums? Ich denke fast täglich daran, zu Intendant Elmar Goerden zu gehen und zu sagen: „Elmar, tut mir leid, aber ich höre auf, ich will das hier nicht. Die Arbeit geht mir zu sehr an die Nieren.“ Dann aber durchdringt man Schritt für Schritt die Rolle, und ich spüre irgendwann, sie wird langsam ein Teil von mir. Bis es aber so weit ist, muss ich diesen Kampf mit mir ausfechten. Er ist es, der mir Unbehagen bereitet. Junge Kollegen betrachten Sie als gestandenen Schauspieler und Vorbild. Ihr Seelenleben aber sieht anders aus. Am Schauspielhaus in Bochum arbeite ich gerade mit einem jungen Kollegen, der schaut mich manchmal an, wie ich damals den großen Schauspieler Gerd Voss, eines meiner Vorbilder. Er war für mich ein gestandener Mann, zu dem ich aufgeschaut habe, weil mir seine Reife imponiert hat. Mein junger Kollege sieht womöglich nun den alten Bohm mit seinen 45 Jahren an und erkennt in ihm einen erfahrenen Schauspieler. Er weiß aber nicht, wie es in mir aussieht und welche Ängste ich durchmache, während er mich bewundert. (Uwe Bohm lacht.)

Uwe Enkelmann und Dschingis Bowakow in ,,Nordsee ist Mordsee“, Bowakow und Enkelmann sind Pflegesöhne des Regisseurs

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FELD HOMMES: Guten Abend, Herr Bohm, Sie kommen gerade von der ersten Leseprobe. Wie ist sie gelaufen? Uwe Bohm: Es ist mein erster „Schiller“, den ich aufführen soll. Ich kenne meine Kollegen noch nicht. Mit Regisseur Elmar Goerden habe ich noch nie gearbeitet. Außerdem bin ich sehr ungeduldig mit mir selbst. Da setzt ab dem ersten Tag der Leseproben dieses Gefühl von Minderwertigkeit und Versagensangst in mir ein. Die Kollegen, die mich nicht kennen, wundern sich etwas über meine Aufregung. Es hat 21 Telefonate gedauert, bis wir Uwe Bohm endlich treffen. Der Schauspieler besitzt keinen Computer, auch eine E-Mail-Adresse hat er nicht. Meist erwischen wir ihn am Telefon, wenn er gerade an irgendeinem Bahnhof vor der Abreise nach irgendwohin oder nach der Ankunft von irgendwoher kommt. Einen festen Termin zum Interview sagt er kurzfristig ab, die anderen Versuche, ihn zu treffen, scheitern am engen Terminkalender des Schauspielers. Dann fliegt ihm dieses Engagement ins Haus, das Bohm den Schweiß auf die Stirn treibt, als wir ihn endlich auf einen Termin festnageln wollen. „Ja, ich würde Sie gern treffen, aber ich habe gerade zu viel Text im Kopf und kann mich nicht erinnern, was in der kommenden Woche anliegt. Ich soll Schillers „Maria Stuart“ in Bochum spielen, die Rolle macht mich verrückt“, sagt er. Uwe Bohm beginnt, uns am Telefon Einblicke in sein Gefühlsleben zu geben, obwohl er uns nicht kennt und wir uns noch nie gesehen haben. „Hören Sie“, unterbrechen wir seinen Redefluss, „halten Sie Ihre Gedanken fest. Wir kommen nach Bochum, und dann drücken wir auf den Startknopf.“ Wir verabreden uns im Foyer des Art Hotel Tucholsky. Für sechs Wochen hat Bohm während der Theaterprobe am Schauspielhaus Bochum hier im vierten Stock eine Wohnung gemietet. Draußen regnet es in Strömen. Die Schwingtür des Lokals öffnet sich und ein mittelgroßer Mann im dunklen Wollmantel tritt herein. Seine Begrüßung ist herzlich. Dabei schüttelt er die Hand seines Gegenübers mit beiden Händen.

Sie spielen seit Jahrzehnten auf deutschen Bühnen und haben in vielen Spielfilmen Hauptrollen besetzt. Was treibt einem wie Ihnen noch den kalten Schweiß auf die Stirn? Ich bereite mich stets gut auf meine Arbeit vor. Aber wenn ich dann auf der Bühne stehe und weiß, gleich kommt mein Einsatz, dann beginnt diese Unruhe in mir aufzusteigen. Ich höre mich dann reden und erkenne mich nicht wieder, wie eben in dieser Leseprobe: Ich klang völlig bescheuert; mein Einsatz, meine Intonation, meine Sprache stimmten vorne und hinten nicht. Wissen Sie, ich bin kein Techniker, keiner, der einfach in sein darstellerisches Instrumentarium greift, um eine Figur zum Leben zu erwecken. Es gibt Kollegen, die machen das ganz handwerklich. Ich habe nie eine Schauspielschule besucht. Ich schöpfe eher aus meiner Fantasie und versuche, die Figuren vor allem emotional zu treffen. Vorhin aber habe ich nur Scheiße abgeliefert. Was genau löst in Ihnen dieses Unbehagen während der Arbeit aus: die Rolle, die Sie sich hart erarbeiten müssen? Die neuen Kollegen, die Sie nicht kennen? Oder die Erwartungen des Publikums? Ich denke fast täglich daran, zu Intendant Elmar Goerden zu gehen und zu sagen: „Elmar, tut mir leid, aber ich höre auf, ich will das hier nicht. Die Arbeit geht mir zu sehr an die Nieren.“ Dann aber durchdringt man Schritt für Schritt die Rolle, und ich spüre irgendwann, sie wird langsam ein Teil von mir. Bis es aber so weit ist, muss ich diesen Kampf mit mir ausfechten. Er ist es, der mir Unbehagen bereitet. Junge Kollegen betrachten Sie als gestandenen Schauspieler und Vorbild. Ihr Seelenleben aber sieht anders aus. Am Schauspielhaus in Bochum arbeite ich gerade mit einem jungen Kollegen, der schaut mich manchmal an, wie ich damals den großen Schauspieler Gerd Voss, eines meiner Vorbilder. Er war für mich ein gestandener Mann, zu dem ich aufgeschaut habe, weil mir seine Reife imponiert hat. Mein junger Kollege sieht womöglich nun den alten Bohm mit seinen 45 Jahren an und erkennt in ihm einen erfahrenen Schauspieler. Er weiß aber nicht, wie es in mir aussieht und welche Ängste ich durchmache, während er mich bewundert. (Uwe Bohm lacht.)

Uwe Enkelmann und Dschingis Bowakow in ,,Nordsee ist Mordsee“, Bowakow und Enkelmann sind Pflegesöhne des Regisseurs

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Die Kellnerin kommt an unseren Tisch und reicht die Speisekarten. Uwe Bohm fragt nach Grünkohl und Kassler. Die Kellnerin tritt ab und will sich in der Küche danach erkundigen. In der Zwischenzeit hat sich Uwe Bohm in einen Rausch geredet, und wir kommen schwer dazu, mit Fragen in seine Rede hineinzustoßen. Seine Gedanken formuliert er in um die Sache kreisenden Sätzen, so als würde er immer wieder neue Anläufe nehmen, den immer selben Gedanken zu beschreiben. Gewissermaßen nähert er sich auf diese Weise spiralenförmig dem Kern seines Anliegens. Die Kellnerin kommt aus der Küche und Bohm bestellt Grünkohl ohne Kassler, aber mit Kochwürsten, dazu eine Cola mit Eis und ohne Zitrone. Bohm hat eine jugendliche Stimme, er redet mit einem leichten Hamburger Akzent. Er ist in dem Hamburger Arbeiterviertel Wilhelmsburg aufgewachsen. Herr Bohm, Sie selbst sind im Alter von elf Jahren von Hark Bohm als Akteur für den Film „Nordsee ist Mordsee“ entdeckt worden. Der Regisseur hat Sie später auch adoptiert. Zu Ihrem leiblichen Vater hatten Sie ein schwieriges Verhältnis. Ja, Hark hat mich adoptiert, dennoch habe ich mit der einen und der anderen Vaterfigur in meinem Leben zu tun gehabt. Hark hat sich sehr darum bemüht, herauszufinden, was ich lernen will, und hat, als der Erfolg kam, dafür gesorgt, dass ich nicht abhebe. Sie sind berühmt geworden, als Sie 1975 in seinem Film „Nordsee ist Mordsee“ diesen jungen Rocker gespielt haben Das war kein Rocker. Die Figuren, die ich in meinen ersten Filmen gespielt habe, waren keine Rocker ... Aber Sie haben damals in dem Film diese Jeanskutte getragen ... Was habe ich getragen, eine Kutte? Ja, diese Jeansweste, die auch Rocker trugen ... Die mit den Nieten, meinen Sie? Ja. In den 70ern war sie ein beliebtes Kleidungsstück unter Jugendlichen, um anderen vorzuspielen, man sei ein harter Junge. Wichtig für uns Jungs aber waren damals nicht die Westen, sondern der Durchmesser unserer „Veddelhosen“. Je weiter der Hosenschlag war, desto härter erschienst du als Typ. Mit 80 oder 100 cm Durchmesser warst du der König der Straße. Die Hose hat ihren Namen wegen des Hamburger Viertels „Veddel“. Wegen seiner Hafennähe war es damals ein Arbeiterquartier. Dort gab es einen Laden, der hieß „Paulsen“. Der hat diese „Veddelhosen“ geschneidert. Ich glaube, das Geschäft gibt es heute noch. Sie sind in Wilhelmsburg aufgewachsen, einem benachbarten Arbeiterviertel der Veddel. Ihr Vater war Hafenarbeiter, Ihre Mutter arbeitete in einem Kaufladen. Ja. Ich bin im Januar 1962 zur Welt gekommen. Meine Eltern müssen gedacht haben, ich sei ein Katastrophenkind (bohm lächelt): Ich war rothaarig, hatte Sommersprossen, schrie viel – und einen Monat später kam die große Flut über Hamburg. Wir mussten dann von dort wegziehen, weil unsere Straße vom Wasser überspült worden war.

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Sie waren später in einem Jugendheim. Warum? Ich hatte viele Schwierigkeiten in meinem Leben. Meine Mutter ist während meiner Dreharbeiten zu „Moritz, lieber Moritz“ gestorben. Wann mein Vater gestorben ist, kann ich nicht sagen, ich weiß nicht mal, wie alt er geworden ist. Ich hatte allerdings noch Kontakt zu ihm, als ich schon bei Hark gewohnt habe. Er hat mich dazu gebracht, den Kontakt zu meinem Vater aufrechtzuerhalten. Ich war damals jung und ich dachte häufig: „Wenn ich ihm das nächste Mal begegne, bringe ich ihn um.“ Hark hat dann gesagt: „Der Mann hat seine Geschichte, er kann nicht anders, als er ist. Du musst zu dir selbst stehen und Verantwortung für dich und dein Leben tragen.“ Da war ich zehn Jahre alt. Als Jugendlicher habe ich oft meinen Vater besucht und Fragen gestellt, aber mein Vater war sehr verschlossen. Mein Vater war Kommunist und hat in den 50er-Jahren als Hafenarbeiter für die DDR Spionage betrieben. Ich kann mich erinnern, dass wir eines Tages gemeinsam zum russischen Konsulat in Hamburg gegangen sind, er an die Tür geklopft und immer gerufen hat: „Ivan, ich muss hier weg, ich muss hier raus, mit meinem Sohn.“ Dann kam die Polizei und er wurde abgeführt. Später wurde er krank und ich habe ihn gepflegt. Darüber war er glücklich. Bohm hat mittlerweile Appetit und isst in großen Bissen. Die Kochwürste haben es ihm angetan. Er verzehrt sie mit reichlich Senf. Mittlerweile hat er sich das erste Bier bestellt. Es ist 17 Uhr. Draußen regnet es noch immer aus Kübeln. Die Rushhour in Bochum hat eingesetzt. Bohms gesamte Körperhaltung hat sich derweil nach dem Essen entspannt. Er duzt uns mittlerweile und lehnt sich weit in seinen Sessel zurück, legt seinen Ellbogen auf die Rückenlehne; dabei fällt ihm das Manuskript zu „Maria Stuart“ aus der Tasche seines Mantels, der über dem Sessel hängt. Hätten Sie Hark Bohm nicht kennengelernt, was wäre dann aus Ihnen geworden? Hätte meine Tante Eier, wäre sie mein Onkel (bohm lacht laut und macht eine pause). Was weiß ich denn? Ich kann mich allerdings erinnern, wie ich mit Hark und der Familie zum ersten Mal in meinem Leben nach Sylt gefahren bin. Wir waren bei Leuten, denen angeblich der „Spiegel“-Verlag

Uwe Bohm in ,,Im Herzen des Hurrican“, auch ,,Nicht mit uns“, von Hark Bohm, BRD 1979

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Die Kellnerin kommt an unseren Tisch und reicht die Speisekarten. Uwe Bohm fragt nach Grünkohl und Kassler. Die Kellnerin tritt ab und will sich in der Küche danach erkundigen. In der Zwischenzeit hat sich Uwe Bohm in einen Rausch geredet, und wir kommen schwer dazu, mit Fragen in seine Rede hineinzustoßen. Seine Gedanken formuliert er in um die Sache kreisenden Sätzen, so als würde er immer wieder neue Anläufe nehmen, den immer selben Gedanken zu beschreiben. Gewissermaßen nähert er sich auf diese Weise spiralenförmig dem Kern seines Anliegens. Die Kellnerin kommt aus der Küche und Bohm bestellt Grünkohl ohne Kassler, aber mit Kochwürsten, dazu eine Cola mit Eis und ohne Zitrone. Bohm hat eine jugendliche Stimme, er redet mit einem leichten Hamburger Akzent. Er ist in dem Hamburger Arbeiterviertel Wilhelmsburg aufgewachsen. Herr Bohm, Sie selbst sind im Alter von elf Jahren von Hark Bohm als Akteur für den Film „Nordsee ist Mordsee“ entdeckt worden. Der Regisseur hat Sie später auch adoptiert. Zu Ihrem leiblichen Vater hatten Sie ein schwieriges Verhältnis. Ja, Hark hat mich adoptiert, dennoch habe ich mit der einen und der anderen Vaterfigur in meinem Leben zu tun gehabt. Hark hat sich sehr darum bemüht, herauszufinden, was ich lernen will, und hat, als der Erfolg kam, dafür gesorgt, dass ich nicht abhebe. Sie sind berühmt geworden, als Sie 1975 in seinem Film „Nordsee ist Mordsee“ diesen jungen Rocker gespielt haben Das war kein Rocker. Die Figuren, die ich in meinen ersten Filmen gespielt habe, waren keine Rocker ... Aber Sie haben damals in dem Film diese Jeanskutte getragen ... Was habe ich getragen, eine Kutte? Ja, diese Jeansweste, die auch Rocker trugen ... Die mit den Nieten, meinen Sie? Ja. In den 70ern war sie ein beliebtes Kleidungsstück unter Jugendlichen, um anderen vorzuspielen, man sei ein harter Junge. Wichtig für uns Jungs aber waren damals nicht die Westen, sondern der Durchmesser unserer „Veddelhosen“. Je weiter der Hosenschlag war, desto härter erschienst du als Typ. Mit 80 oder 100 cm Durchmesser warst du der König der Straße. Die Hose hat ihren Namen wegen des Hamburger Viertels „Veddel“. Wegen seiner Hafennähe war es damals ein Arbeiterquartier. Dort gab es einen Laden, der hieß „Paulsen“. Der hat diese „Veddelhosen“ geschneidert. Ich glaube, das Geschäft gibt es heute noch. Sie sind in Wilhelmsburg aufgewachsen, einem benachbarten Arbeiterviertel der Veddel. Ihr Vater war Hafenarbeiter, Ihre Mutter arbeitete in einem Kaufladen. Ja. Ich bin im Januar 1962 zur Welt gekommen. Meine Eltern müssen gedacht haben, ich sei ein Katastrophenkind (bohm lächelt): Ich war rothaarig, hatte Sommersprossen, schrie viel – und einen Monat später kam die große Flut über Hamburg. Wir mussten dann von dort wegziehen, weil unsere Straße vom Wasser überspült worden war.

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Sie waren später in einem Jugendheim. Warum? Ich hatte viele Schwierigkeiten in meinem Leben. Meine Mutter ist während meiner Dreharbeiten zu „Moritz, lieber Moritz“ gestorben. Wann mein Vater gestorben ist, kann ich nicht sagen, ich weiß nicht mal, wie alt er geworden ist. Ich hatte allerdings noch Kontakt zu ihm, als ich schon bei Hark gewohnt habe. Er hat mich dazu gebracht, den Kontakt zu meinem Vater aufrechtzuerhalten. Ich war damals jung und ich dachte häufig: „Wenn ich ihm das nächste Mal begegne, bringe ich ihn um.“ Hark hat dann gesagt: „Der Mann hat seine Geschichte, er kann nicht anders, als er ist. Du musst zu dir selbst stehen und Verantwortung für dich und dein Leben tragen.“ Da war ich zehn Jahre alt. Als Jugendlicher habe ich oft meinen Vater besucht und Fragen gestellt, aber mein Vater war sehr verschlossen. Mein Vater war Kommunist und hat in den 50er-Jahren als Hafenarbeiter für die DDR Spionage betrieben. Ich kann mich erinnern, dass wir eines Tages gemeinsam zum russischen Konsulat in Hamburg gegangen sind, er an die Tür geklopft und immer gerufen hat: „Ivan, ich muss hier weg, ich muss hier raus, mit meinem Sohn.“ Dann kam die Polizei und er wurde abgeführt. Später wurde er krank und ich habe ihn gepflegt. Darüber war er glücklich. Bohm hat mittlerweile Appetit und isst in großen Bissen. Die Kochwürste haben es ihm angetan. Er verzehrt sie mit reichlich Senf. Mittlerweile hat er sich das erste Bier bestellt. Es ist 17 Uhr. Draußen regnet es noch immer aus Kübeln. Die Rushhour in Bochum hat eingesetzt. Bohms gesamte Körperhaltung hat sich derweil nach dem Essen entspannt. Er duzt uns mittlerweile und lehnt sich weit in seinen Sessel zurück, legt seinen Ellbogen auf die Rückenlehne; dabei fällt ihm das Manuskript zu „Maria Stuart“ aus der Tasche seines Mantels, der über dem Sessel hängt. Hätten Sie Hark Bohm nicht kennengelernt, was wäre dann aus Ihnen geworden? Hätte meine Tante Eier, wäre sie mein Onkel (bohm lacht laut und macht eine pause). Was weiß ich denn? Ich kann mich allerdings erinnern, wie ich mit Hark und der Familie zum ersten Mal in meinem Leben nach Sylt gefahren bin. Wir waren bei Leuten, denen angeblich der „Spiegel“-Verlag

Uwe Bohm in ,,Im Herzen des Hurrican“, auch ,,Nicht mit uns“, von Hark Bohm, BRD 1979

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gehörte, sagte man mir, aber diese Tatsache war für einen Jungen aus meinen Verhältnissen bedeutungslos. Der Hammer für mich war: Die Gastgeber hatten eigene Pferde! Das muss man sich vorstellen: Die hatten auch einen Swimmingpool und ich dachte, was läuft denn hier ab? Das Leben dieser Leute war für mich völlig absurd. Ich war  Kilometer von Hamburg-Horn entfernt, wo wir später wohnten, und ich dachte, ich bin auf dem Mond. Diese Welt war mir derartig fremd, dass sie mich erschrak wie dieses Manuskript für „Maria Stuart“. Gewähren Sie uns einen Blick in Ihr Manuskript? Bitte sehr (    ). Als ich es zum ersten Mal in der Hand gehalten habe, dachte ich: „Scheiße: Schiller!“ Dann liest man den Text und denkt, Schiller ist nicht so schwer, wie man annimmt. Die rosa markierten Passagen sind die, die ich zu sprechen habe. Sie verfolgen mich Tag und Nacht. Schauspielerei ist trickreich: Da gilt es, viele Faktoren zu berücksichtigen, wenn man eine Figur darstellen will. Diesen Berg zu erklimmen bedeutet, ständig auch mit dem Scheitern beschäftigt zu sein.

Uwe Bohm und Ayşe Romey in ,,Yasemin“ von Hark Bohm, BRD 1987

Sind Sie als Schauspieler schon mal gescheitert? Ja, natürlich, ich scheitere ständig, aber meist mit Erfolg. Die Angst vor dem Scheitern treibt mich zu Hochleistungen. Manchmal ist Scheitern aber auch lustig: Ich sollte einmal einen von zwei jungen Nazis spielen, die in ein Wirtshaus kommen. Die Gäste sollten uns angucken und ich sollte sagen: „Heil Hitler, wir kommen, um Untersuchungen durchzuführen.“ Das war mein Satz. Ich bekam den aber nicht hin. Die Regisseurin war schon verzweifelt. Also übernahm mein Kollege diesen Satz. Wir drehten die Szene noch mal und kamen also wieder ins Wirthaus hinein. Die Gäste rufen „Heil Hitler“ und wir sagen auch „Heil Hitler“ und mein Kollege sagt den Satz. Super, denken wir, alles im Kasten. Zwei Tage später bekomme ich einen Anruf, und mir sagt jemand, dass die Szene noch mal gedreht werden müsste, weil alle alles gut gemacht hatten, außer mir: Nur ich stand da und hatte den linken Arm oben.

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Uwe Bohm und Johannes Brandrup in ,,36 Stunden Angst“ von Jörg Grünler, Deutschland 1998

Herr Bohm, danke für dieses Gespräch.

Die Bildrechte liegen bei der Bildagentur Jauch und Scheikowski.

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gehörte, sagte man mir, aber diese Tatsache war für einen Jungen aus meinen Verhältnissen bedeutungslos. Der Hammer für mich war: Die Gastgeber hatten eigene Pferde! Das muss man sich vorstellen: Die hatten auch einen Swimmingpool und ich dachte, was läuft denn hier ab? Das Leben dieser Leute war für mich völlig absurd. Ich war  Kilometer von Hamburg-Horn entfernt, wo wir später wohnten, und ich dachte, ich bin auf dem Mond. Diese Welt war mir derartig fremd, dass sie mich erschrak wie dieses Manuskript für „Maria Stuart“. Gewähren Sie uns einen Blick in Ihr Manuskript? Bitte sehr (    ). Als ich es zum ersten Mal in der Hand gehalten habe, dachte ich: „Scheiße: Schiller!“ Dann liest man den Text und denkt, Schiller ist nicht so schwer, wie man annimmt. Die rosa markierten Passagen sind die, die ich zu sprechen habe. Sie verfolgen mich Tag und Nacht. Schauspielerei ist trickreich: Da gilt es, viele Faktoren zu berücksichtigen, wenn man eine Figur darstellen will. Diesen Berg zu erklimmen bedeutet, ständig auch mit dem Scheitern beschäftigt zu sein.

Uwe Bohm und Ayşe Romey in ,,Yasemin“ von Hark Bohm, BRD 1987

Sind Sie als Schauspieler schon mal gescheitert? Ja, natürlich, ich scheitere ständig, aber meist mit Erfolg. Die Angst vor dem Scheitern treibt mich zu Hochleistungen. Manchmal ist Scheitern aber auch lustig: Ich sollte einmal einen von zwei jungen Nazis spielen, die in ein Wirtshaus kommen. Die Gäste sollten uns angucken und ich sollte sagen: „Heil Hitler, wir kommen, um Untersuchungen durchzuführen.“ Das war mein Satz. Ich bekam den aber nicht hin. Die Regisseurin war schon verzweifelt. Also übernahm mein Kollege diesen Satz. Wir drehten die Szene noch mal und kamen also wieder ins Wirthaus hinein. Die Gäste rufen „Heil Hitler“ und wir sagen auch „Heil Hitler“ und mein Kollege sagt den Satz. Super, denken wir, alles im Kasten. Zwei Tage später bekomme ich einen Anruf, und mir sagt jemand, dass die Szene noch mal gedreht werden müsste, weil alle alles gut gemacht hatten, außer mir: Nur ich stand da und hatte den linken Arm oben.

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Uwe Bohm und Johannes Brandrup in ,,36 Stunden Angst“ von Jörg Grünler, Deutschland 1998

Herr Bohm, danke für dieses Gespräch.

Die Bildrechte liegen bei der Bildagentur Jauch und Scheikowski.

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Es gibt immer mal einen Grund, sich auf die Glocke zu hauen, aber es ist unverzeihlich, dabei schlecht auszusehen. Unsere beiden Delinquenten haben sich für einen Kampf um aktuelle Businessthemen entschieden: Anzug oder nicht, Hemd raus, Hemd rein, Krawatte oder oben ohne. Von Faubel Christensen (Fotos) und Lisa von Weise (Styling)

.  : Ihr verliert kein Wort über den Fight Club. .  : Ihr verliert KEIN WORT über den Fight Club. Brandon, Sweatshirt mit Kapuze von Y-3

Blaine, Schal von Oliver Spencer

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Es gibt immer mal einen Grund, sich auf die Glocke zu hauen, aber es ist unverzeihlich, dabei schlecht auszusehen. Unsere beiden Delinquenten haben sich für einen Kampf um aktuelle Businessthemen entschieden: Anzug oder nicht, Hemd raus, Hemd rein, Krawatte oder oben ohne. Von Faubel Christensen (Fotos) und Lisa von Weise (Styling)

.  : Ihr verliert kein Wort über den Fight Club. .  : Ihr verliert KEIN WORT über den Fight Club. Brandon, Sweatshirt mit Kapuze von Y-3

Blaine, Schal von Oliver Spencer

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.  : Wenn jemand „Stopp!“ ruft, schlapp macht, abklopft, ist der Kampf vorbei.

Links: Blaine, Jacke mit Kapuze von Helmut Lang Rechts: Brandon, Anzug und Krawatte von John Varvatos

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.  : Wenn jemand „Stopp!“ ruft, schlapp macht, abklopft, ist der Kampf vorbei.

Links: Blaine, Jacke mit Kapuze von Helmut Lang Rechts: Brandon, Anzug und Krawatte von John Varvatos

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.  : Es kämpfen jeweils nur zwei.

Brandon: Hemd, Hose, Hosenträger und Schuhe, alles von John Varvatos Blaine: Longsleeve von Oliver Spencer, Jeans von Rare und Schuhe von John Varvatos

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.  : Es kämpfen jeweils nur zwei.

Brandon: Hemd, Hose, Hosenträger und Schuhe, alles von John Varvatos Blaine: Longsleeve von Oliver Spencer, Jeans von Rare und Schuhe von John Varvatos

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.  : Nur ein Kampf auf einmal.

Links: Brandon, Jacke von JOOP! und Hose von Y-3, Blaine, T-Shirt von Fremont, Jeans von Nobody Rechts: Brandon, Kapuzenpullover, Shorts und Hightop-Sneaker, alles von Y-3

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.  : Nur ein Kampf auf einmal.

Links: Brandon, Jacke von JOOP! und Hose von Y-3, Blaine, T-Shirt von Fremont, Jeans von Nobody Rechts: Brandon, Kapuzenpullover, Shorts und Hightop-Sneaker, alles von Y-3

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.  : Keine Hemden, keine Schuhe.

Brandon: Jeans von Rogan

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.  : Keine Hemden, keine Schuhe.

Brandon: Jeans von Rogan

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.  : Die Kämpfe dauern genau so lange, wie sie dauern müssen. .    : Wer neu ist im Fight Club, muss kämpfen. Links: Brandon, Lederjacke von Oliver Spencer, Jogginghose von Obakki und Stiefel von Dr. Martens Blaine, T-Shirt und Jeans von Helmut Lang, Schal von Opening Ceremony und Sneaker von Nike Rechts: Brandon, Anzug von John Varvatos und goldene Hightop-Sneaker von Y-3 Blaine, Tanktop von Fremont und Hose von Nobody

Fotografie: Faubel Christensen (www.faubelchristensen.com) Styling: Lisa von Weise (lisa.vonweise@mac.com), Stylingassistenz: Krisana Palma Fotoassistenz: Derek Davis (www.dfdavis.com) und August Popkin Haare und Make-up: Lisa Raquel (www.seemanagement.com) Kamera: Vision On (www.visionon.com), Digital: Jennifer Link Models: Blaine Cook und Brandon Mills (www.majormodelmanagement.com) Grundaufbau: Thomas Kaiser (www.appel-grafik.de) Bildbearbeitung: Statik Digital (www.statikdigital.com) Vielen Dank an RGH

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.  : Die Kämpfe dauern genau so lange, wie sie dauern müssen. .    : Wer neu ist im Fight Club, muss kämpfen. Links: Brandon, Lederjacke von Oliver Spencer, Jogginghose von Obakki und Stiefel von Dr. Martens Blaine, T-Shirt und Jeans von Helmut Lang, Schal von Opening Ceremony und Sneaker von Nike Rechts: Brandon, Anzug von John Varvatos und goldene Hightop-Sneaker von Y-3 Blaine, Tanktop von Fremont und Hose von Nobody

Fotografie: Faubel Christensen (www.faubelchristensen.com) Styling: Lisa von Weise (lisa.vonweise@mac.com), Stylingassistenz: Krisana Palma Fotoassistenz: Derek Davis (www.dfdavis.com) und August Popkin Haare und Make-up: Lisa Raquel (www.seemanagement.com) Kamera: Vision On (www.visionon.com), Digital: Jennifer Link Models: Blaine Cook und Brandon Mills (www.majormodelmanagement.com) Grundaufbau: Thomas Kaiser (www.appel-grafik.de) Bildbearbeitung: Statik Digital (www.statikdigital.com) Vielen Dank an RGH

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Der Begriff „Moderator“ ist irreführend. Obwohl das Wort „Mode“ ganz offensichtlich integriert ist, sind Spiel-, Game- und Quizshow-Moderatoren modisch immer ein bisschen hinterher. FELD HOMMES ModeFeldwebel Zhoi Hy drückt den Buzzer und empfiehlt Alternativen. Von Zhoi Hy (Text) und Joanna Swistowski (Illustration)

Wäre die Fernbedienung eine Art handlicher Mode-no-goElektroschocker, würde ich beim Zappen ständig einen Schlag bekommen. Vor allem die Modesünden der TV-Moderatoren lassen den an gutem Stil interessierten Zuschauer verzweifeln. Dabei gibt es keinen Unterschied zwischen Privatsendern und staatlich finanzierten Sendeanstalten. Würde die werbetreibende Industrie ein modisch korrektes Umfeld für ihre Luxusprodukte suchen, müsste sie besonders an Spiel- und Gameshows verzweifeln. : – RTL „Wer wird Millionär?“ mit Günther Jauch. Ein seriös wirkender Bankkaufmann mit Schlaubergerbrille, dem ich sofort mein Haus, meinen Porsche und meinen Privatflieger leihen würde. Jauch ist der perfekte Schwiegersohn: Wohlerzogen, beredt und gebildet. Die Show gibt es seit fast neun Jahren, die Outfits von Herrn Jauch gefühlt noch länger. Immer ein grauer Anzug mit dezent angenähtem Schulterpolster, nur das Krawattenmuster wechselt – dieser Eindruck kann aber auch durch einen Pixelfehler meines Fernsehers entstanden sein. Die Abwesenheit modischer Highlights ist schade, denn das Publikum und vor allem die Kandidaten könnten ein Vorbild brauchen. Für Herrn Jauch ziehe ich also den Modejoker und empfehle das spanische Label Costume National. Anstatt eines dunklen Mausgraus würde sich ein hellgrauer, fast silberfarbener Anzug mit glänzendem Revers, einem wollweißen Hemd und einer schmalen, schwarzen Krawatte eignen. Seriosität trifft auf High Fashion. Für die Promi-Variante dürfte sich Jauch noch extrovertierter kleiden, hier sind die Gäste selbstbewusster und nicht so schnell durch modische Extravaganzen zu erschrecken. Wie würde Ihnen Jauch so gefallen: mit einem weißen hohen Kragen, einer dunkelblau gestreiften Krawatte, einer dunkelbraunen Biker-Lederjacke, mit einer kurzen pistazienfarbenen Umschlaghose und karamellfarbenen hohen Römersandalen mit Strümpfen von Balanciaga? In einem Stern-Interview verriet Jauch, in der achten Klasse habe in seinem Zeugnis gestanden: „Günther neigt noch immer zu starken Gefühlsausbrüchen, ist aber stärker als früher um Kontrolle seiner Gefühle bemüht.“ Der Rebell Jauch würde mit dem genannten Outfit seiner temperamentvollen Persönlichkeit viel authentischer Rechnung tragen. Und die jüngeren Zuschauer könnten sich künftig auch besser für dieses Format begeistern.

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: – ZDF „Wetten Dass..?“ mit Thomas „Grapscher“ Gottschalk, Jauchs Moderationspartner – in der B-Radioshow. Ist Tommys Outfit, wie oft behauptet, geschmacklos? Nein, nur gewöhnungsbedürftig. Geschmacklos ist eher sein versehentlicher Körperkontakt, wenn er weibliche Gäste nach ihrem Wetteinsatz befragt und voller Verständnis in JopiHeester-Manier die Hand streichelt. Aber Tommy, unser Lustgreis seit , darf geschmacklos sein. Wenn ich für ihn ein modisches Äquivalent suche, so kann er John Galliano durchaus das Wasser reichen. Beide Persönlichkeiten verbindet eines: Kreativität und der Hang zu lauten und schrillen Auftritten. Im Militär spricht man übrigens von der „Shock and awe“-Strategie. Versuche in kürzester Zeit viel Schrecken und Ehrfurcht zu verbreiten, damit dich die Leute in Erinnerung behalten. Bei seiner . „Wetten, dass..?“-Sendung begrüßte der jährige Entertainer seine Gäste in Freiburg in einem wild gemusterten Anzug. Tommys Kommentar: „Dafür musste ein Sonnenschirm sterben.“ Eine Wettschuld wurde auch gleich beglichen, und er beendete die Sendung in einem roten, recht auffälligen Kleidchen. Tommy, mach weiter so, auch wenn ich es persönlich nicht anziehen würde. Aber du kannst es tragen. Ehrlich. : – RTL Der Dschungel ruft. Wir begeben uns jetzt auf ein völlig anderes modisches Terrain. Zu einer Ekelsendung, in der die Kandidaten an Känguru-Hoden knabbern, gehören scheinbar auch Moderatoren mit geschmackslosen Outfits. Dirk Bach hat eine für Designer unbestreitbar schwierige Figur: klein, sehr rundlich und mit viel zu kurzen Armen. Aber eine derart schlechte Behandlung hat auch er nicht verdient. Wegen seines lichten Haars wird ihm stets eine Kopfbedeckung verpasst. Weiter geht’s mit den Hemden in grellen Blumenmustern, die seinen Bauch eher betonen als kaschieren. Der Dirk ist halt ein moppeliger Paradiesvogel und muss so was tragen, denkt RTL. Im Moderationsteam ist noch Sonja Zietlow, bekannt durch die toughe Moderation aus der Quizsendung: der Schwächste fliegt. Ihre Art hat sie beibehalten, das Sendeformat, bei dem Kandidaten fliegen müssen auch Sonja übernimmt in der Beziehung zwischen den beiden die Rolle

des Mannes. Das erkennen wir an folgenden Merkmal: Enges T-Shirt in grüner Camouflage-Optik mit durchtrainierten Oberarmen. Genau die richtige Beschützerin vor Schlangen und jähzornigen Kandidaten für den zarten Bach. „Ich bin der Moderator, gebt mir ein neues Outfit“, sollte das Duo im Dschungel schreien. Um mehr Niveau in die Sendung zu bringen, könnte Blumenfreund Bach sich bei Prada inspirieren lassen: Ein T-Shirt aus feinster Seide würde sein Kugelbäuchlein regelrecht umschmeicheln. Für den Blumennarr sind teils handgestickte Applikationen und Prints aufgebracht und in der linken Brusttasche könnte er seine Moderations-Spickzettel unterbringen. Dazu eine etwas breiter geschnittene Hose, um seine Problemzonen zu kaschieren. Frau Zietlow empfehle ich ein Outfit von Donna Karan: „Kulturelle Einflüsse von Europa bis Kuba mischen sich hier mit der Seele der amerikanischen Sportswear“, sagt die Designerin. Ein sandfarbenes Kleid in Anlehnung an die Fifties mit einem Hut, der ihre schlecht gefärbten Haare verbirgt, und einem breiten Gürtel als Stilakzent. Dazu einen halbtiefen Ausschnitt, damit die Zuschauerquote auch stabil bleibt. Damit Sonja immer noch tough aussieht, darf sie die Ärmel hochkrempeln. Fertig wäre der stilvolle Safari-Look für das Moderatorenduo. : – DSF DSF Quizshow – wechselnde Moderatorinnen. Hier versucht der Zuschauer Fragen wie „Nennen Sie uns fünf italienische Automarken!“ oder „Was ist der Fehler in diesem Bild?“ zu beantworten. Dabei irritiert ihn der Anblick einer übersexualisierten Moderatorin in Latex. Latex? Warum gerade billiges Latex?! Vielleicht sollten diese Damen bei der Auswahl folgenden Satz von Miuccia Prada von Miu Miu im Kopf behalten: „Es geht darum, das Leben als Bühne zu sehen – das sind meine Looks für Ihren Auftritt.“ Wie wäre es, wenn Transparenz für raffinierte Erotik sorgte? Im Layer-Look mit hauchdünnen Stoffen, die nur teilweise Einblick ermöglichen. Würde das die Phantasie eines jeden männlichen Zuschauers nicht gewaltig ankurbeln? Der Antwerpener Designer Haider Ackermann könnte den Damen mit schwarz-grauen Negligés und Pumps helfen. Oder ein weiß-graues Modell mit Bolerojäckchen von Allesandro del’Acqua. Da würde nicht nur ich vor dem TV-Gerät auf den Hot Button hämmern. : – Werbepause – Zeit zum Nachdenken Als Wächter des guten Geschmacks würde ich eine Spielshow einführen, die als Hauptgewinn ein komplett neues Styling bereithält. Was wäre, wenn Jauch, Gottschalk, Bach und Zietlow sowie die namenlosen DSF-Moderatorinnen in einer Spielshow um das geschmackvollste Outfit kämpften? Würde Jauch mit seiner Intelligenz kläglich gegen die Shopping-affinen DSF-Frauen verlieren? Würde Tommy für den Nude-Look plädieren? Wer hätte am meisten Mut? Wer den sichereren Geschmack? Es ist Zeit für meine eigene Spielshow im Fashion-Zirkus. Habt ihr gehört, ZDF und RTL?

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Der Begriff „Moderator“ ist irreführend. Obwohl das Wort „Mode“ ganz offensichtlich integriert ist, sind Spiel-, Game- und Quizshow-Moderatoren modisch immer ein bisschen hinterher. FELD HOMMES ModeFeldwebel Zhoi Hy drückt den Buzzer und empfiehlt Alternativen. Von Zhoi Hy (Text) und Joanna Swistowski (Illustration)

Wäre die Fernbedienung eine Art handlicher Mode-no-goElektroschocker, würde ich beim Zappen ständig einen Schlag bekommen. Vor allem die Modesünden der TV-Moderatoren lassen den an gutem Stil interessierten Zuschauer verzweifeln. Dabei gibt es keinen Unterschied zwischen Privatsendern und staatlich finanzierten Sendeanstalten. Würde die werbetreibende Industrie ein modisch korrektes Umfeld für ihre Luxusprodukte suchen, müsste sie besonders an Spiel- und Gameshows verzweifeln. : – RTL „Wer wird Millionär?“ mit Günther Jauch. Ein seriös wirkender Bankkaufmann mit Schlaubergerbrille, dem ich sofort mein Haus, meinen Porsche und meinen Privatflieger leihen würde. Jauch ist der perfekte Schwiegersohn: Wohlerzogen, beredt und gebildet. Die Show gibt es seit fast neun Jahren, die Outfits von Herrn Jauch gefühlt noch länger. Immer ein grauer Anzug mit dezent angenähtem Schulterpolster, nur das Krawattenmuster wechselt – dieser Eindruck kann aber auch durch einen Pixelfehler meines Fernsehers entstanden sein. Die Abwesenheit modischer Highlights ist schade, denn das Publikum und vor allem die Kandidaten könnten ein Vorbild brauchen. Für Herrn Jauch ziehe ich also den Modejoker und empfehle das spanische Label Costume National. Anstatt eines dunklen Mausgraus würde sich ein hellgrauer, fast silberfarbener Anzug mit glänzendem Revers, einem wollweißen Hemd und einer schmalen, schwarzen Krawatte eignen. Seriosität trifft auf High Fashion. Für die Promi-Variante dürfte sich Jauch noch extrovertierter kleiden, hier sind die Gäste selbstbewusster und nicht so schnell durch modische Extravaganzen zu erschrecken. Wie würde Ihnen Jauch so gefallen: mit einem weißen hohen Kragen, einer dunkelblau gestreiften Krawatte, einer dunkelbraunen Biker-Lederjacke, mit einer kurzen pistazienfarbenen Umschlaghose und karamellfarbenen hohen Römersandalen mit Strümpfen von Balanciaga? In einem Stern-Interview verriet Jauch, in der achten Klasse habe in seinem Zeugnis gestanden: „Günther neigt noch immer zu starken Gefühlsausbrüchen, ist aber stärker als früher um Kontrolle seiner Gefühle bemüht.“ Der Rebell Jauch würde mit dem genannten Outfit seiner temperamentvollen Persönlichkeit viel authentischer Rechnung tragen. Und die jüngeren Zuschauer könnten sich künftig auch besser für dieses Format begeistern.

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: – ZDF „Wetten Dass..?“ mit Thomas „Grapscher“ Gottschalk, Jauchs Moderationspartner – in der B-Radioshow. Ist Tommys Outfit, wie oft behauptet, geschmacklos? Nein, nur gewöhnungsbedürftig. Geschmacklos ist eher sein versehentlicher Körperkontakt, wenn er weibliche Gäste nach ihrem Wetteinsatz befragt und voller Verständnis in JopiHeester-Manier die Hand streichelt. Aber Tommy, unser Lustgreis seit , darf geschmacklos sein. Wenn ich für ihn ein modisches Äquivalent suche, so kann er John Galliano durchaus das Wasser reichen. Beide Persönlichkeiten verbindet eines: Kreativität und der Hang zu lauten und schrillen Auftritten. Im Militär spricht man übrigens von der „Shock and awe“-Strategie. Versuche in kürzester Zeit viel Schrecken und Ehrfurcht zu verbreiten, damit dich die Leute in Erinnerung behalten. Bei seiner . „Wetten, dass..?“-Sendung begrüßte der jährige Entertainer seine Gäste in Freiburg in einem wild gemusterten Anzug. Tommys Kommentar: „Dafür musste ein Sonnenschirm sterben.“ Eine Wettschuld wurde auch gleich beglichen, und er beendete die Sendung in einem roten, recht auffälligen Kleidchen. Tommy, mach weiter so, auch wenn ich es persönlich nicht anziehen würde. Aber du kannst es tragen. Ehrlich. : – RTL Der Dschungel ruft. Wir begeben uns jetzt auf ein völlig anderes modisches Terrain. Zu einer Ekelsendung, in der die Kandidaten an Känguru-Hoden knabbern, gehören scheinbar auch Moderatoren mit geschmackslosen Outfits. Dirk Bach hat eine für Designer unbestreitbar schwierige Figur: klein, sehr rundlich und mit viel zu kurzen Armen. Aber eine derart schlechte Behandlung hat auch er nicht verdient. Wegen seines lichten Haars wird ihm stets eine Kopfbedeckung verpasst. Weiter geht’s mit den Hemden in grellen Blumenmustern, die seinen Bauch eher betonen als kaschieren. Der Dirk ist halt ein moppeliger Paradiesvogel und muss so was tragen, denkt RTL. Im Moderationsteam ist noch Sonja Zietlow, bekannt durch die toughe Moderation aus der Quizsendung: der Schwächste fliegt. Ihre Art hat sie beibehalten, das Sendeformat, bei dem Kandidaten fliegen müssen auch Sonja übernimmt in der Beziehung zwischen den beiden die Rolle

des Mannes. Das erkennen wir an folgenden Merkmal: Enges T-Shirt in grüner Camouflage-Optik mit durchtrainierten Oberarmen. Genau die richtige Beschützerin vor Schlangen und jähzornigen Kandidaten für den zarten Bach. „Ich bin der Moderator, gebt mir ein neues Outfit“, sollte das Duo im Dschungel schreien. Um mehr Niveau in die Sendung zu bringen, könnte Blumenfreund Bach sich bei Prada inspirieren lassen: Ein T-Shirt aus feinster Seide würde sein Kugelbäuchlein regelrecht umschmeicheln. Für den Blumennarr sind teils handgestickte Applikationen und Prints aufgebracht und in der linken Brusttasche könnte er seine Moderations-Spickzettel unterbringen. Dazu eine etwas breiter geschnittene Hose, um seine Problemzonen zu kaschieren. Frau Zietlow empfehle ich ein Outfit von Donna Karan: „Kulturelle Einflüsse von Europa bis Kuba mischen sich hier mit der Seele der amerikanischen Sportswear“, sagt die Designerin. Ein sandfarbenes Kleid in Anlehnung an die Fifties mit einem Hut, der ihre schlecht gefärbten Haare verbirgt, und einem breiten Gürtel als Stilakzent. Dazu einen halbtiefen Ausschnitt, damit die Zuschauerquote auch stabil bleibt. Damit Sonja immer noch tough aussieht, darf sie die Ärmel hochkrempeln. Fertig wäre der stilvolle Safari-Look für das Moderatorenduo. : – DSF DSF Quizshow – wechselnde Moderatorinnen. Hier versucht der Zuschauer Fragen wie „Nennen Sie uns fünf italienische Automarken!“ oder „Was ist der Fehler in diesem Bild?“ zu beantworten. Dabei irritiert ihn der Anblick einer übersexualisierten Moderatorin in Latex. Latex? Warum gerade billiges Latex?! Vielleicht sollten diese Damen bei der Auswahl folgenden Satz von Miuccia Prada von Miu Miu im Kopf behalten: „Es geht darum, das Leben als Bühne zu sehen – das sind meine Looks für Ihren Auftritt.“ Wie wäre es, wenn Transparenz für raffinierte Erotik sorgte? Im Layer-Look mit hauchdünnen Stoffen, die nur teilweise Einblick ermöglichen. Würde das die Phantasie eines jeden männlichen Zuschauers nicht gewaltig ankurbeln? Der Antwerpener Designer Haider Ackermann könnte den Damen mit schwarz-grauen Negligés und Pumps helfen. Oder ein weiß-graues Modell mit Bolerojäckchen von Allesandro del’Acqua. Da würde nicht nur ich vor dem TV-Gerät auf den Hot Button hämmern. : – Werbepause – Zeit zum Nachdenken Als Wächter des guten Geschmacks würde ich eine Spielshow einführen, die als Hauptgewinn ein komplett neues Styling bereithält. Was wäre, wenn Jauch, Gottschalk, Bach und Zietlow sowie die namenlosen DSF-Moderatorinnen in einer Spielshow um das geschmackvollste Outfit kämpften? Würde Jauch mit seiner Intelligenz kläglich gegen die Shopping-affinen DSF-Frauen verlieren? Würde Tommy für den Nude-Look plädieren? Wer hätte am meisten Mut? Wer den sichereren Geschmack? Es ist Zeit für meine eigene Spielshow im Fashion-Zirkus. Habt ihr gehört, ZDF und RTL?

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Keine Ahnung, ob es in  Jahren noch Olympische Spiele gibt. Aber dank ausgefeilter Hightech-Materialien und visionärer Schnitte halten zumindest unsere Future-Sports-Outfits bis ins nächste Jahrtausend durch. Von Daniel Schröder (Fotos) und Isabelle Thiry (Styling)

Weißes Hemd von Wonhundred, weißes Tanktop mit Knopfleiste von Acne Jeans, schwarze Bundfaltenhose von Tiger of Sweden, schwarzweiße Surfschuhe von Burberry Prorsum und lilafarbene Sonnenbrille von Superretrofuture

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Keine Ahnung, ob es in  Jahren noch Olympische Spiele gibt. Aber dank ausgefeilter Hightech-Materialien und visionärer Schnitte halten zumindest unsere Future-Sports-Outfits bis ins nächste Jahrtausend durch. Von Daniel Schröder (Fotos) und Isabelle Thiry (Styling)

Weißes Hemd von Wonhundred, weißes Tanktop mit Knopfleiste von Acne Jeans, schwarze Bundfaltenhose von Tiger of Sweden, schwarzweiße Surfschuhe von Burberry Prorsum und lilafarbene Sonnenbrille von Superretrofuture

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Schwarze Neoprenweste von Kostas Murkudis und schwarze Seidenshorts von Acne Jeans

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Schwarze Neoprenweste von Kostas Murkudis und schwarze Seidenshorts von Acne Jeans

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Schwarzweißes Sweatshirt von Tom Tailor, weiße Bundfaltenhose von Velour und schwarze Sneaker von Martin Margiela

Weißer Nylonmantel von H&M

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Schwarzweißes Sweatshirt von Tom Tailor, weiße Bundfaltenhose von Velour und schwarze Sneaker von Martin Margiela

Weißer Nylonmantel von H&M

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Grüner Nylonblouson von Joop! Jeans, schwarze Nylonleggings von Postweiler Hauber und weiße Sneaker von Alexander McQueen für Puma

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Grüner Nylonblouson von Joop! Jeans, schwarze Nylonleggings von Postweiler Hauber und weiße Sneaker von Alexander McQueen für Puma

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Schwarzer Nylon-Windbreaker von Whyred

Silbernes Hemd von H&M, schwarze Nylonshorts von Fifth Avenue Shoe Repair und lilafarbene Sonnenbrille von Superretrofuture

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Schwarzer Nylon-Windbreaker von Whyred

Silbernes Hemd von H&M, schwarze Nylonshorts von Fifth Avenue Shoe Repair und lilafarbene Sonnenbrille von Superretrofuture

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Beiges Cape mit Kapuze von Aigner und Rucksack von Thomas Burberry

Grauer Pullover mit Zip von Thomas Burberry

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Fotografie: Daniel Schrรถder (www.nergermao.de) Fotoassistenz: Pete Louw Styling: Isabelle Thiry (www.thiry.info) Stylingassistenz: Hans-Christian Bussert Model: Sean van Schoor (www.alfamodelmanagement.com) Bildkonzept: Til Schlenker (www.primate-work.com) Bildbearbeitung: Katharina Schaper (www.primate-work.com) Vielen Dank an Zoomproduction (www.zoomprod.com)

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Beiges Cape mit Kapuze von Aigner und Rucksack von Thomas Burberry

Grauer Pullover mit Zip von Thomas Burberry

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Fotografie: Daniel Schrรถder (www.nergermao.de) Fotoassistenz: Pete Louw Styling: Isabelle Thiry (www.thiry.info) Stylingassistenz: Hans-Christian Bussert Model: Sean van Schoor (www.alfamodelmanagement.com) Bildkonzept: Til Schlenker (www.primate-work.com) Bildbearbeitung: Katharina Schaper (www.primate-work.com) Vielen Dank an Zoomproduction (www.zoomprod.com)

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Mit Kartoffelbrei kann man kleine Schönheitsreparaturen auf Putz fast unsichtbar ausführen. Ein bisschen kräftiger gerührt, erhält der Stärkebrei praktischerweise einen leimigen Charakter.

Deswegen möchten wir Ihnen an dieser Stelle ein paar ernsthafte Vorschläge machen, was man mit Nahrungsmitteln noch Vernünftiges anfangen kann, wenn man sie nicht verzehren möchte. Von Maria Grossmann und Monika Schürle (Fotos) und Sabine Manecke (Text)

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Mit Kartoffelbrei kann man kleine Schönheitsreparaturen auf Putz fast unsichtbar ausführen. Ein bisschen kräftiger gerührt, erhält der Stärkebrei praktischerweise einen leimigen Charakter.

Deswegen möchten wir Ihnen an dieser Stelle ein paar ernsthafte Vorschläge machen, was man mit Nahrungsmitteln noch Vernünftiges anfangen kann, wenn man sie nicht verzehren möchte. Von Maria Grossmann und Monika Schürle (Fotos) und Sabine Manecke (Text)

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Ein Stuhlbein fehlt und Gäste kommen? Pas de problème! Das Baguette vom Vortag ersetzt den zeitlich sehr viel aufwendigeren Gang zum Tischler. Schadhafte Kannen- oder Topfdeckel lassen sich durch passend geschnittene Obststrunke, wie z.B. von einer kleinen Flugwassermelone, ersetzen. Ausrangierte Zungenwurst wird zum pfiffigen Platzdeckchen.

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Ein Stuhlbein fehlt und Gäste kommen? Pas de problème! Das Baguette vom Vortag ersetzt den zeitlich sehr viel aufwendigeren Gang zum Tischler. Schadhafte Kannen- oder Topfdeckel lassen sich durch passend geschnittene Obststrunke, wie z.B. von einer kleinen Flugwassermelone, ersetzen. Ausrangierte Zungenwurst wird zum pfiffigen Platzdeckchen.

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Wer keinen grünen Daumen hat, erfreut sich an diesen pflegeleichten Kakteen aus Ingwer mit Radieschenblüte, Zucchini mit sauren Gürkchen und litschiblühender Netzmelone.

Ein gerissenes Schuhband lässt sich hervorragend durch al dente gekochte Spaghettini ersetzen. Für Turnschuhe verwenden Sie bitte schmale Bandnudeln.

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Wer keinen grünen Daumen hat, erfreut sich an diesen pflegeleichten Kakteen aus Ingwer mit Radieschenblüte, Zucchini mit sauren Gürkchen und litschiblühender Netzmelone.

Ein gerissenes Schuhband lässt sich hervorragend durch al dente gekochte Spaghettini ersetzen. Für Turnschuhe verwenden Sie bitte schmale Bandnudeln.

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Vélosolex-Fahrer, die sich einen besonders mediterranen Touch geben wollen, greifen zum Muskatkürbis. Der offene Helm ist stabil und kommt gänzlich ohne Visier aus.

Verleihen Sie sich die kauzige Aura eines weitgereisten, naturwissenschaftlich interessierten Bourgeois. Perfekte Imitationen von exotischen Insekten lassen sich aus Birne und Karotte herstellen.

Fotografie: Maria Grossmann und Monika Schürle Alle Fotos entstanden im Atelier der Künstlergruppe Punkt.Punkt.Punkt im Valentinskamp 39, 20355 Hamburg. Danke für die freundliche Unterstützung!

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Vélosolex-Fahrer, die sich einen besonders mediterranen Touch geben wollen, greifen zum Muskatkürbis. Der offene Helm ist stabil und kommt gänzlich ohne Visier aus.

Verleihen Sie sich die kauzige Aura eines weitgereisten, naturwissenschaftlich interessierten Bourgeois. Perfekte Imitationen von exotischen Insekten lassen sich aus Birne und Karotte herstellen.

Fotografie: Maria Grossmann und Monika Schürle Alle Fotos entstanden im Atelier der Künstlergruppe Punkt.Punkt.Punkt im Valentinskamp 39, 20355 Hamburg. Danke für die freundliche Unterstützung!

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Wie schon in den „ Sachen“ erwähnt, befinden wir uns im Wissenschaftsjahr , dem Jahr der Mathematik. Das hat natürlich Konsequenzen, denn weil Mathe ja ein männerdominiertes Fach ist, wollen wir gemeinsam beweisen, wie firm wir auch noch  Jahre (oder mehr) nach dem Abitur in den pythagoreischen Disziplinen wie Dreisatz und Wurzelziehen sind. Unser Abo-Angebot möchten wir an dieser Stelle als Textaufgabe formulieren. Nehmen Sie schon mal einen Taschenrechner zur Hand, damit Sie das Ergebnis in das dafür vorgesehene Ergebniskästchen eintragen können. Was diese

dröge Aufgabe mit unserem Thema „Spiel“ zu tun hat? Nichts. Irgendwann muss ja auch mal Schluss mit lustig sein. Die Aufgabe lautet: Ein Jahr hat  Tage, die in zwölf relativ gleich große Monate aufgeteilt sind. Je drei zusammengefasste Monate ergeben ein Quartal. Wie viel Geld müssen Sie auf unser Konto einzahlen, wenn FELD HOMMES pro Tag nur lächerliche , Cent kostet und vier Ausgaben pro Jahr durch das Entgelt beglichen werden sollen? Ergebnis: Wenn Sie die Lösung errechnet haben, füllen Sie bitte unten stehenden Coupon dementsprechend aus. Wenn eine korrekte Menge Geld auf unserem Konto eingeht, erhalten Sie vier Ausgaben FELD HOMMES dafür und eine Belobigung im Klassenbuch.

£ Ja, ich möchte ein Jahresabo FELD HOMMES zum Subskriptionspreis von 20 Euro (zzgl. Versand). Ball.

£ Ja, ich möchte ein Jahresabo FELD HOMMES verschenken. Den Subskriptionspreis von 20 Euro (zzgl. Versand) zahle ich.

Eine Mutter zu ihrem Sohn: „Was willst du denn mit noch einem Ball, du hast doch schon einen!“ Daraufhin der Sohn: „Na und, du hast doch auch mehr als ein Buch“ Treffer. Ein Junge braucht mindestens einen Fußball, Basketball, Volleyball, Pingpongball, Baseball, Golfball, Softball, Flummi, Tennisball, Wasserball. Ein Junge sagt „Ball“ noch vor „Auto“, „Mama“, „Papa“ und meint damit: alles, was rund ist, hüpft, Spaß macht, gut schmeckt, draußen ist. Für Kleinkinder ist „Ball“ ein Passepartout-Begriff, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn’s lustig wird. „Mama“ ist Wärme und Nahrung, „Papa“ ist auch „Ball“. Auch Mädchen lieben Bälle, aber nur bis sie die Alternativen kennen. Puppe, Tier, beste Freundin. Die männliche Liebe zum Ball bleibt oft ein Leben lang. Jungs wollen Fußballer werden, noch mehr Bälle besitzen, in ihren Trikots schlafen. Auch wenn Papa nie die Sportschau guckt oder womöglich sogar nie anwesend ist. Jungs gehen zum Training, auch andere Ballsportarten kommen natürlich infrage, treten den Ball, schlagen oder werfen ihn. Überhaupt werfen. Die männliche Anatomie scheint darauf ausgelegt, ein rundes Ding zu schleudern. Selbst Frauen, die Mathe können, eine tierisch große Klappe haben und Klettern als Hobby angeben, scheitern, wenn sie bei einem Spaziergang mit Hund den Apportierball mehr als 236

AFFAIRE D’HOMMES

 Meter weit schleudern sollen. Keine Ahnung warum. Es ist ja nun nicht so, dass Männer von Kindesbeinen an mit Werfen beschäftigt sind. Aber ein Mann, der nicht mit einem Ball umgehen kann, ist ein seltsamer Mann. Wenn im Urlaub eine zufällige Gruppe entsteht, die sich mit Kicken die Zeit vertreiben will, dann sollte ein Mann sich nicht mit den Worten Ballspielen liegt mir nicht so ins gesellschaftliche Abseits stellen. Man muss kein Nationalmannschaftstrikot besitzen, es ist durchaus anerkannt, sich nicht für die Bundesliga zu interessieren, aber wer beim Spaziergang im Park einen ins Aus geschlagenen Ball nicht sauber zurückspielen kann, der muss schon mit beeindruckenden Alternativen brillieren, die diese Scharte auszuwetzen vermögen. Selbst Intellektuelle, früher die einzige Ausrede, sich vor dem Kicken zu drücken, sind heute kompetent am Ball. Autoren formieren sich in Mannschaften und spielen sogar eine Weltmeisterschaft aus. Der Ball ist allmächtig. Je abstrakter die postmoderne Gesellschaft wird, desto wichtiger wird der Ball. Die perfekte geometrische Figur begeistert den Mann in seiner Suche nach Reduktion und Einfachheit. Ist es das? Oder liegt es an der Erde? Wäre sie doch eine Scheibe, würden wir vielleicht alle Frisbee spielen.

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Wie schon in den „ Sachen“ erwähnt, befinden wir uns im Wissenschaftsjahr , dem Jahr der Mathematik. Das hat natürlich Konsequenzen, denn weil Mathe ja ein männerdominiertes Fach ist, wollen wir gemeinsam beweisen, wie firm wir auch noch  Jahre (oder mehr) nach dem Abitur in den pythagoreischen Disziplinen wie Dreisatz und Wurzelziehen sind. Unser Abo-Angebot möchten wir an dieser Stelle als Textaufgabe formulieren. Nehmen Sie schon mal einen Taschenrechner zur Hand, damit Sie das Ergebnis in das dafür vorgesehene Ergebniskästchen eintragen können. Was diese

dröge Aufgabe mit unserem Thema „Spiel“ zu tun hat? Nichts. Irgendwann muss ja auch mal Schluss mit lustig sein. Die Aufgabe lautet: Ein Jahr hat  Tage, die in zwölf relativ gleich große Monate aufgeteilt sind. Je drei zusammengefasste Monate ergeben ein Quartal. Wie viel Geld müssen Sie auf unser Konto einzahlen, wenn FELD HOMMES pro Tag nur lächerliche , Cent kostet und vier Ausgaben pro Jahr durch das Entgelt beglichen werden sollen? Ergebnis: Wenn Sie die Lösung errechnet haben, füllen Sie bitte unten stehenden Coupon dementsprechend aus. Wenn eine korrekte Menge Geld auf unserem Konto eingeht, erhalten Sie vier Ausgaben FELD HOMMES dafür und eine Belobigung im Klassenbuch.

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Eine Mutter zu ihrem Sohn: „Was willst du denn mit noch einem Ball, du hast doch schon einen!“ Daraufhin der Sohn: „Na und, du hast doch auch mehr als ein Buch“ Treffer. Ein Junge braucht mindestens einen Fußball, Basketball, Volleyball, Pingpongball, Baseball, Golfball, Softball, Flummi, Tennisball, Wasserball. Ein Junge sagt „Ball“ noch vor „Auto“, „Mama“, „Papa“ und meint damit: alles, was rund ist, hüpft, Spaß macht, gut schmeckt, draußen ist. Für Kleinkinder ist „Ball“ ein Passepartout-Begriff, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn’s lustig wird. „Mama“ ist Wärme und Nahrung, „Papa“ ist auch „Ball“. Auch Mädchen lieben Bälle, aber nur bis sie die Alternativen kennen. Puppe, Tier, beste Freundin. Die männliche Liebe zum Ball bleibt oft ein Leben lang. Jungs wollen Fußballer werden, noch mehr Bälle besitzen, in ihren Trikots schlafen. Auch wenn Papa nie die Sportschau guckt oder womöglich sogar nie anwesend ist. Jungs gehen zum Training, auch andere Ballsportarten kommen natürlich infrage, treten den Ball, schlagen oder werfen ihn. Überhaupt werfen. Die männliche Anatomie scheint darauf ausgelegt, ein rundes Ding zu schleudern. Selbst Frauen, die Mathe können, eine tierisch große Klappe haben und Klettern als Hobby angeben, scheitern, wenn sie bei einem Spaziergang mit Hund den Apportierball mehr als 236

AFFAIRE D’HOMMES

 Meter weit schleudern sollen. Keine Ahnung warum. Es ist ja nun nicht so, dass Männer von Kindesbeinen an mit Werfen beschäftigt sind. Aber ein Mann, der nicht mit einem Ball umgehen kann, ist ein seltsamer Mann. Wenn im Urlaub eine zufällige Gruppe entsteht, die sich mit Kicken die Zeit vertreiben will, dann sollte ein Mann sich nicht mit den Worten Ballspielen liegt mir nicht so ins gesellschaftliche Abseits stellen. Man muss kein Nationalmannschaftstrikot besitzen, es ist durchaus anerkannt, sich nicht für die Bundesliga zu interessieren, aber wer beim Spaziergang im Park einen ins Aus geschlagenen Ball nicht sauber zurückspielen kann, der muss schon mit beeindruckenden Alternativen brillieren, die diese Scharte auszuwetzen vermögen. Selbst Intellektuelle, früher die einzige Ausrede, sich vor dem Kicken zu drücken, sind heute kompetent am Ball. Autoren formieren sich in Mannschaften und spielen sogar eine Weltmeisterschaft aus. Der Ball ist allmächtig. Je abstrakter die postmoderne Gesellschaft wird, desto wichtiger wird der Ball. Die perfekte geometrische Figur begeistert den Mann in seiner Suche nach Reduktion und Einfachheit. Ist es das? Oder liegt es an der Erde? Wäre sie doch eine Scheibe, würden wir vielleicht alle Frisbee spielen.

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Du Du

Du bist Du bist Deutschland Deutschland

denkst denkstimmer immer nur nuran andich. dich.

Du Du hörst hörst deine deine Musik, Musik, so laut so laut du willst. du willst. Du verbringst Du verbringst lieber lieber zehn zehn Stunden Stunden mit mit deinen deinen Freunden Freunden als nur als nur eineeine Sekunde Sekunde mit mit uns.uns. Du denkst, Du denkst, du bist du bist der der Größte, Größte, der der Schnellste, Schnellste, der der Schlauste, Schlauste, der der Beste. Beste.

Wir Wir auch! auch!

Mit Unterstützung Mit Unterstützung von Tchibo von Tchibo und FelD und FelD HoMMeS. HoMMeS. www.du-bist-deutschland.de www.du-bist-deutschland.de


Du Du

Du bist Du bist Deutschland Deutschland

denkst denkstimmer immer nur nuran andich. dich.

Du Du hörst hörst deine deine Musik, Musik, so laut so laut du willst. du willst. Du verbringst Du verbringst lieber lieber zehn zehn Stunden Stunden mit mit deinen deinen Freunden Freunden als nur als nur eineeine Sekunde Sekunde mit mit uns.uns. Du denkst, Du denkst, du bist du bist der der Größte, Größte, der der Schnellste, Schnellste, der der Schlauste, Schlauste, der der Beste. Beste.

Wir Wir auch! auch!

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+33-1-44 77 93 60 brunopieters.com Calvin Klein Collection Loews PR +49-89-219 37 91-0 calvinklein.com

Boss Orange Network PR +49-89-20 00 11 80 hugoboss.com

Celine Antje Campe-Thieling Pr +49-40-48 09 64 06 celine.com

Cinque

Converse

+49-216-19 65 49 03 cinque.de

+49-2131-74 96 30 converse.de

Daniel Herman Systeme D +33-1-40 26 34 81 danielherman.com

c.neeon Agentur V +49-30-28 09 90 39 cneeon.de

+49-93-21 300-30 drykorn.com Fifth Avenue Shoe Repair Global Bohemians +49-211-157 67 70 shoerepair.se

Nike Air Silk Relations GmbH +49-30-847 10 83-0 nikeair.com

+49-40-800 91 02 chanel.com

cheapmonday.com

paulsmith.co.uk

obakki.com

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COS Loews PR +49-89-219 37 91 20 cosstores.com

Opening Ceremony

Patrizia Pepe Nicole Weber +49-40-41 49 48-41 patriziapepe.com

openingceremony.us

Dior Homme

Picaldi

dior.com

picaldi.de

Dries Van Noten

Postweiler Hauber Systeme D +33-1-40 26 47 81 postweilerhauber.com

Prada Loews PR +49-89-21 93 79 10 prada.com

+33-1-42 74 44 07 driesvannoten.be Ecko Unlimited Styleheads PR +49-30-695 97 20 ecko-unlimited.de

Petar Petrov Systeme D +33-1-40 26 47 81 petarpetrov.com Powley Froschkönig PR +49-40-18 88 43 73 powleyclothing.com

Puma - Alex. McQueen Nicole Weber PR +49-40-41 49 48 42 puma.com

Qoniak qoniak.com

Raf Simons

Raf by Raf Simons Agentur V +49-30-28 09 90 39 rafbyrafsimons.com

totemfashion.com

Franklin & Marshall

Reebok

Rock & Republic

Rogan

Romain Kremer

otto.de

franklinandmarshall.com

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+1-212-277-38 86 rockandrepublic.com

rogannyc.com

romainkremer.free.fr

G-Unit Styleheads PR +49-30-695 97 20 styleheads.de

Gardem Laurent Suchel +33-1-42 21 34 89 gardem.net

Giorgio Armani

Gsus

+49-89-550 52 80 giorgioarmani.com

+49-89-33 03 52 80 g-sus.com

+49-40-30 39 37 23 hm.com

helmutlang.com

Hugo by Hugo Boss Hugo Boss AG +49-7123-94-0 hugoboss.com

Retrosuperfuture

Tiger of Sweden

Tom Tailor

retrosuperfuture.com

+49-211-336 71 29 tigerofsweden.com

tom-tailor.com

Triple 5 Soul Poplicity PR +49-30-44 03 60 88 triple5soul.com Henrik Vibskov Agentur V +49-30-28 09 90 39 henrikvibskov.com

Hvana

Umbro by Kim Jones

Uslu Airlines

+44-161-492 20 66 umbrobykimjones.com

+49-30-23 45 98 78 usluairlines.com

Wester Agentur V +49-30-28 09 90 39 carinwester.com

hvana.it

Jil Sander Loews PR +49-89-219 37 91 28 jilsander.com

jeanpaulgaultier.com

MODE

Paco Gil Nicole Weber PR +49-40-41 49 48 30 pacogil.com

Flashlights by Otto

Jean-Paul Gaultier

Joop! Nicole Weber PR +49-40-448 03 80 joop.com

Mongrels in Common Press Factory +49-30-28 87 90 07 mongrelsincommon.com

+49-30-206 20 88-51 michalsky.com

Oliver Spencer

Helmut Lang

+49-89-55 21 53 - 28 hermes.com

marni-international.com

Michalsky

Obakki

H&M

Hermès

Meltin’ Pot Poplicity PR +49-30-44 03 60 88 meltinpot.com

Paul Smith

Eastpak by Raf Simons Krauts PR +49-89-34 69 66 eastpak.com

Filippa K Pr Deluxe +49-89-189 478 0 filippa-k.com

Gucci Network PR +49-40-450 30 60 gucci.com

Levi’s Häberlein & Mauerer +49-89-381 08-107 eu.levi.com

Cheap Monday

Diesel Henri+Frank PR +49-40-320 27 71-0 diesel.com

Eastpak Krauts PR +49-89-34 69 66 eastpak.com

Lee ab.solution PR +49-89-548 89 60 lee.com

Maison Martin Margiela Henri+Frank PR +49-40-32 02 77 11 maisonmartinmargiela.com

Marni Karla Otto

Miu Miu Loews PR +49-89-21 93 79 10 miumiu.com

Kostas Murkudis Häberlein & Mauerer +49-30-726 208-202 kostasmurkudis.net

Chanel

Dr. Martens bondi Marketing +49-2309-911 88-0 drmartens.com Drykorn

totemfashion.com Lala Berlin Press Factory +49-30-28 87 90 07 lalaberlin.com

Alpha by Otto

Bernhard Willhelm Selftitled +46-733 99 95 56 selftld.com

Kiminori Morishita

karllagerfeld.com

Aigner

Adidas Porsche Design Häberlein & Mauerer +49-30-72 62 08-0 haebmau.de

Armand Basi

240

Karl Lagerfeld Karla Otto

Adriano Goldschmied Network PR +49-89-20 00 11 80 agjeans.com

John Varvatos

Wonhunderd brandcentral +49-30-46 60 69 18 wonhundred.com

johnvarvatos.com

Juicy Couture For Men

Juun.J

juicycouture.com

totemfashion.com

Y-3 Adidas Häberlein & Mauerer +49-30-726 20 82 63 adidas.com

Umbro umbro.com

Velour Patriksson Com. PR +46-8-52 80 05 90 velour.se

Versace Loews PR +49-89-21 93 79 10 versace.com

Whyred Global Bohemians +49-211-20 43 23 whyred.com Wood Wood Agentur V +49-30-28 09 90 39 woodwood.dk

Wooyoungmi Systeme D +33-1-40 26 34 81 wooyoungmi.com

Yves Saint Laurent

ZooYork Styleheads PR +49-30-695 97 20 zooyork.com

+33-1-56 62 64 ysl.com

MODE

241


55DSL Safilo PR +43-1-402 94 40 55dsl.com

Acne Jeans +46-8-55-57 99 0-0 acnejeans.com

Adidas Häberlein & Mauerer +49-30-726 20 80 adidas.com

Alenaakhmadullina Laurent Suchel +33-1-42 21 34 89 alenaakhmadullina.com

+49-89-769 93-224 aignermunich.com

Lacoste Coplan PR +49-211-530 92 35 lacoste.com

American Apparel

Louis Vuitton

otto.de

+49-211-38 54 09 66 americanapparel.net

+49-89-255 44 75-0 louisvuitton.com

+34-93-484 64 01 armandbasi.com Bruno Pieters

Burberry Prorsum Loews PR +49-89-219 37 91-0 burberry.com

+33-1-44 77 93 60 brunopieters.com Calvin Klein Collection Loews PR +49-89-219 37 91-0 calvinklein.com

Boss Orange Network PR +49-89-20 00 11 80 hugoboss.com

Celine Antje Campe-Thieling Pr +49-40-48 09 64 06 celine.com

Cinque

Converse

+49-216-19 65 49 03 cinque.de

+49-2131-74 96 30 converse.de

Daniel Herman Systeme D +33-1-40 26 34 81 danielherman.com

c.neeon Agentur V +49-30-28 09 90 39 cneeon.de

+49-93-21 300-30 drykorn.com Fifth Avenue Shoe Repair Global Bohemians +49-211-157 67 70 shoerepair.se

Nike Air Silk Relations GmbH +49-30-847 10 83-0 nikeair.com

+49-40-800 91 02 chanel.com

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COS Loews PR +49-89-219 37 91 20 cosstores.com

Opening Ceremony

Patrizia Pepe Nicole Weber +49-40-41 49 48-41 patriziapepe.com

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Dior Homme

Picaldi

dior.com

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Dries Van Noten

Postweiler Hauber Systeme D +33-1-40 26 47 81 postweilerhauber.com

Prada Loews PR +49-89-21 93 79 10 prada.com

+33-1-42 74 44 07 driesvannoten.be Ecko Unlimited Styleheads PR +49-30-695 97 20 ecko-unlimited.de

Petar Petrov Systeme D +33-1-40 26 47 81 petarpetrov.com Powley Froschkönig PR +49-40-18 88 43 73 powleyclothing.com

Puma - Alex. McQueen Nicole Weber PR +49-40-41 49 48 42 puma.com

Qoniak qoniak.com

Raf Simons

Raf by Raf Simons Agentur V +49-30-28 09 90 39 rafbyrafsimons.com

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Franklin & Marshall

Reebok

Rock & Republic

Rogan

Romain Kremer

otto.de

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G-Unit Styleheads PR +49-30-695 97 20 styleheads.de

Gardem Laurent Suchel +33-1-42 21 34 89 gardem.net

Giorgio Armani

Gsus

+49-89-550 52 80 giorgioarmani.com

+49-89-33 03 52 80 g-sus.com

+49-40-30 39 37 23 hm.com

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Hugo by Hugo Boss Hugo Boss AG +49-7123-94-0 hugoboss.com

Retrosuperfuture

Tiger of Sweden

Tom Tailor

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+49-211-336 71 29 tigerofsweden.com

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Triple 5 Soul Poplicity PR +49-30-44 03 60 88 triple5soul.com Henrik Vibskov Agentur V +49-30-28 09 90 39 henrikvibskov.com

Hvana

Umbro by Kim Jones

Uslu Airlines

+44-161-492 20 66 umbrobykimjones.com

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Wester Agentur V +49-30-28 09 90 39 carinwester.com

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MODE

Paco Gil Nicole Weber PR +49-40-41 49 48 30 pacogil.com

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Jean-Paul Gaultier

Joop! Nicole Weber PR +49-40-448 03 80 joop.com

Mongrels in Common Press Factory +49-30-28 87 90 07 mongrelsincommon.com

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Oliver Spencer

Helmut Lang

+49-89-55 21 53 - 28 hermes.com

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Michalsky

Obakki

H&M

Hermès

Meltin’ Pot Poplicity PR +49-30-44 03 60 88 meltinpot.com

Paul Smith

Eastpak by Raf Simons Krauts PR +49-89-34 69 66 eastpak.com

Filippa K Pr Deluxe +49-89-189 478 0 filippa-k.com

Gucci Network PR +49-40-450 30 60 gucci.com

Levi’s Häberlein & Mauerer +49-89-381 08-107 eu.levi.com

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Eastpak Krauts PR +49-89-34 69 66 eastpak.com

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Maison Martin Margiela Henri+Frank PR +49-40-32 02 77 11 maisonmartinmargiela.com

Marni Karla Otto

Miu Miu Loews PR +49-89-21 93 79 10 miumiu.com

Kostas Murkudis Häberlein & Mauerer +49-30-726 208-202 kostasmurkudis.net

Chanel

Dr. Martens bondi Marketing +49-2309-911 88-0 drmartens.com Drykorn

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Alpha by Otto

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Kiminori Morishita

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Aigner

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Armand Basi

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Karl Lagerfeld Karla Otto

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John Varvatos

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Juicy Couture For Men

Juun.J

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Umbro umbro.com

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Whyred Global Bohemians +49-211-20 43 23 whyred.com Wood Wood Agentur V +49-30-28 09 90 39 woodwood.dk

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Yves Saint Laurent

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MODE

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Das neue BMW 1er Coupé

www.bmw.de/ 1erCoupe

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ARCHIVE

Freude am Fahre


080123:080123

18.01.2008

8:13 Uhr

Seite 1

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24.01.2008 15:06:54 Uhr


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Der Audi R8. Gebaut aus unseren stärksten Ideen. Der Audi R8 verkörpert alles, wofür Audi steht – alles, was wir unter Vorsprung durch Technik verstehen. So bildet der Audi Space Frame ASF® den hochfesten Rahmen für all jene Ideen, mit denen wir Rennsportgeschichte geschrieben haben. In Handarbeit fügen unsere Ingenieure diese Innovationen zusammen. Man kann ein Auto sicher auch schneller bauen – aber nicht, wenn am Ende ein Sportwagen entstehen soll, der sich fährt und anfühlt wie ein Audi R8. Kraftstoffverbrauch in l/100 km: innerorts 22,1; außerorts 10,2; kombiniert 14,6; CO2-Emission in g/km: kombiniert 349.

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22.01.2008 12:04:36 Uhr 24.01.2008 15:07:51 Uhr


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