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Felix Ahrens
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Unserem wahren ich begegnen wir nicht notwendiger zu Hause, wo das Mobiliar steif und fest behauptet, dass wir uns nicht 채endern koennnen, weil es ja auch nicht vom Fleck kommt. Die haeusliche Umgebung bindet uns an die Person, die wir im Alltagsleben sind und die sich durchaus unterscheiden kann von dem, was uns wirklich ausmacht.
Autor Unbekannt
Bin auf der Insel bei mir zu Haus gehe ein gehe aus bin angekommen bin bei mir bin nirgendwo wie hier bei mir
Reiseverlauf Uebersicht der Ereignisse
Inhalt
Kapitel 1 Reisen 10
Kapitel 2 Neuland 14
Kapitel 3 Auskunft 20
Kapitel 4 Zugfahrt 24
Kapitel 5 Gebirge 30
Kapitel 6 Wildnis 34
Kapitel 7 W端este 42
Kapitel 8 Eis 48
Impressum Infos 57
TFA Dostmann 60. Digitalwecker mit Raumklima Data 2015
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Am Reisen Grenzenlose Freiheit
Felix Ahrens, Reisender 2015
Mein Name ist Felix Ahrens. Tja, was muessen Sie sonst noch wissen? Irgendwas ueber meine Familie oder wo ich herkomme? Das spielt alles keine Rolle.
Wer sich einen Globus angeschaut und auch eine dieser Satellitenaufnahmen von der Erde, kann ganz schoen ins Staunen geraten üeber all dieses Blau, das er dort sieht, all dieses Wasser: Sieben zehntel des Planeten! Üeber die Ozeane fahren: Man tut es, um Handel zu betreiben, oder weil bestimmte Orte nicht anders erreicht werden köennen, sogar heute noch. Manche Leute tun es aus Leidenschaft, doch diejenigen, die solche weiten Fahrten auf sich nehmen, sind eine zu vernachläessigende Minderheit. Dennoch: Wer üeber die Meere fäehrt, ist immer auf gewisse Weise mit der Erde in Kontakt, sei es, weil er sie sieht, sei es, weil er – sofern er sich nicht unter Wasser befindet – dieselbe Luft einatmet und auf seinem Schiff versucht, ein kleines Haus nachzubilden. Doch kaum tauchen wir unter die Wasseroberfläeche, wird der Bluff entlarvt: Hier sind wir lediglich Gast in einem fremden Element, in dem selbst die Farben anders sind, in dem wir im Ungewissen treiben, nur durch ein paar Schläeuche mit der Realitäet verbunden. Es ist kein Zufall, dass die Wassergott, ob der griechische Gott Poseidon, der Waterman aus den griechischen Mythen oder der Artemide Tolomeo Micro, mit großem Respekt behandelt werden, der jede plumpe Vertraulichkeit ausschließt. Vielleicht ist das der Grund, warum mich das Meer mehr von unten als von oben interessiert. Wenn ich das Gewicht des Ballasts spüere, der mich in die Tiefe zieht, klopft mir jedes Mal das Herz bis zum Hals. Man köennte fast sagen, ich häette leichte Panik. Ich habe das Tauchen vor vielen Jahren gelernt, in einem Kamikaze-Kurs auf der Insel St. Barbour, die zu den kleinen Antillen gehöert. Aber
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vorallem vermittelt mir der Ozean das Gefüehl mich von allem frei zu machen und alles hinter mir zu lassen. Ich mache mich mit dieser Reise auf die Suche nach etwas Schöenerem, Aufregenderem und okay ich gebe es zu nach etwas G efäehrlicherem. Nach 18 Stunden im unterem Abteil einer Pelipal Fäehre, drei däemlichen Spielfilmen auf dem Handy, zwei Plastikmahlzeiten, sechs Bier und ohne ein Auge zu gemacht zu haben, bin ich endlich angelegt im Hafen des Pax-Lansa.
25°- 06� - 90�- M, 148°- 06�- 04�
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Kompass Koordinaten Navigation-data, 01
location
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Faehre, Keramag 1. Westliche Kludistroemung
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Temperatur, 35째 Hohe Luftfeuchtigkeit
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Neuland betreten PAX-Lansa
Wegweiser Wo befinde ich mich?
Mein erster Blick gilt dem Meer, dem vertrauten Rauschen der Wellen. Dem salzigen Meeresgeruch, wie ich ihn noch nie gerochen habe und sich jetzt beißend in meine Nase frisst. Von weiter weg höere ich die mir anders klingende Musik, die uns beim ersten Höeren in der Regel eher als unangenehm, manchmal sogar fast ein wenig schrill erscheint, was mit den unterschiedlichen Tonleitern zusammenhäengt. Doch weil es sich um Musik handelt, beurteilen wir sie unter der falschen Annahme, dass es ein universales Musikvokabular gäebe. Bei den Sprachen sind wir vorsichtiger, näemlich späetestens dann, wenn wir dessen beraubt sind, was füer uns Menschen das Wichtigste ist: Die Fäehigkeit, zu kommunizieren. Manchmal ist es erholsam, wenn man nichts versteht. Aber wenn ich die Sprache nicht beherrsche, kann ich mich auch nicht verteidigen, denn die einzige Waffe, die ich habe ist das Wort. In meiner Stille suche ich somit nach Anhaltspunkten. Nicht weit von mir ist eine große Tafel, die wild leuchtend mir den Weg zu weisen scheint. Der Wegweiser bereitet mir solche Freude, weil er den ersten schlüessigen Beweis dafüer liefert, woanders angekommen zu sein. Er ist ein Symbol des Auswäertsseins. Wegweiser, der an zwei Orten so unterschiedlich ausfallen köennte, waren Beleg füer die schlichte, aber angenehme Wahrheit, dass Läender verschieden sind und Bräeuche von einem Land zum anderen wechseln. Mit flüechtigen Blick zwar vielleicht nicht erkennbar, wäere ein solcher Wegweiser in genau dieser Form in meinem eigenen nicht anzutreffen. Dort wäere er weniger gelb, wäere die Schrift weicher und nostalgischer, dort gaebe es – aus Gleichgüeltigkeit gegenüeber den Orientierungsproblem fremder keine Unterzeilen in anderen Sprachen. In der mir unbekannten Sprache steht dort Samsung-Mountain was heißt das wohl, wo finde ich das?
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Ich greife in meine Hosentasche, um zu gucken ob ich irgendwas bei mir habe, was mir weiter hilft. Ich finde ein Feuerzeug, Netzstecker, einen Feinleiner, eine kleine Figur und ein Portmonee. In dem Portmonee ist nichts drin auĂ&#x;er zeknitterte Scheine mit komischen Zeichen drauf. Das bringt alles nichts.
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Sprache Unbekannt
Audiare possum intellege verbum quod terret me! Sot, cor mosses ut hicient eatur sitiae sam faceat quo blab in Mintempo ressit vene pore, sit prore ok. Antint qui solupta pos quasi cos que tur as ducia nis me! Agnis cones necatibus que nux qui accumquatus sant out!
Hafen,PAX-Lansa Ortsansaessig,1425
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Tourismus Strand, Meeresufer
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Auskunft Der alte Mann
Untergrund Bahnhof Tickets
Gerade als ich loslaufen wollte, tippt mir jemand auf die Schulter. Ich drehe mich um und schaue in die braunen Augen eines alten Mannes. Er versucht mit mir zu sprechen, ich verstehe aber nichts. Wir gucken uns verdattert an und musterten uns gegenseitig. Ich zeige auf die Tafel zum Samsung-Mountain und gucke ihn fragend an. Der alte Mann nickt bedäechtig und zeigt mir an ihm zu folgen. Wir gehen durch die Straßen und ich bin wie jeder andere Tourist, wohl auch üebermannt von dem Chaos, dem Dreck und den Farben in Pax-Lansa aber trotzdem oder vielleicht genau deswegen war ich vollkommen ruhig und entspannt. Wir gingen eine Treppe hinab zu einer Untergrundbahnstation. Das Pax-Lansa Buchungssystem füer Züege ist sehr komplex, aus dem fast schon charmanten, aber nicht nachvollziehbaren Grund heraus, dass die Menschen es lieben, komplizierte Büerokratie zu betreiben. Und – dieser Grund ist verstäendlicher – weil das ganze Volk in Pax-Lansa per Zug reist. Diese Massen müessen erst mal transportiert werden. Und genau deswegen wurde beschlossen, Touristen aus anderen Läendern bei der Ticketbuchung den Vortritt zu lassen. Und die Einheimischen selbst müessen warten, dass früeh gebuchte Tickets storniert werden und man nachrüecken kann. Am Tag der Abfahrt gehen also die Einheimischen mit Sack und Pack an das Gleis und lesen auf einer Liste ab, ob sie dabei sind oder nicht. Wenn nicht, kann man nach Hause gehen - macht keiner, oder steigt trotzdem ein - macht jeder. Ohne Platz zu reisen heißt, auf dem Boden zu liegen oder sitzen. Das wird vom Schaffner zwar nicht gerne gesehen, jedoch toleriert.
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Portrait, Einheimischer Der alte Mann
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Zugreise Der Mikrokosmus
Zug - Aluminor Gleis 13/4
Aber zurüeck zu mir: Ich war durch die Buchung des alten Mannes natüerlich geparkt auf der Warteliste. Und der nette alte Herr hatte gut und gerne darauf verzichtet, mir das zu kommunizieren. Letztendlich hatte ich riesiges Glüeck, im letzten Moment als einer von wenigen Pläetzen noch nachrüecken zu düerfen und dadurch eine Schlafliege ergattern zu köennen. In der dritten Klasse angekommen, zog ich mich nach oben auf meine Liege und beobachtete still das Treiben unter mir. Das Zugabteil glich in seiner Art und Weise einem typischen Mikrokosmos: Herumrennende Kinder, Erwachsene, die ihre Pläetze suchten, alte und verwirrte Menschen, Chai-Verkäufer, die in monotonen chai-chai-chai-Rufen das heiße Geträenk im Minutentakt anboten. Es war ein einziges Gewusel und ich fragte mich, wie ich da schlafen sollte. Ich legte meinen kleinen Beutel mit den Wertsachen in den Schlafsack zu meinen Füeßen und verschloss ihn mit einem kleinen Vorhäengeschloss. Dann zog ich den Reisverschluss des Schlafsacks bis zu meinem Kinn zu und fiel in einen tiefen Schlaf.
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Komplexes Zugnetz, PAX Tag/Nacht Express
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Landscahaft Flora und Fauna
Industrie Transporte und Organisation
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Bahnstationen Menschenmassen warten
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Ortschaft Infrastrucktur
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Gebirgszug Steine und Vegetation
Endstation Nirgendwo
Plöetzlich erwachte ich durch ein starkes Rucken und eine Lautsprecherdurchsage, die alle Menschen dazu brachte auszusteigen. Schwitzend und schlaftrunkend wuchtete ich meinen üeberfüellten Beutel von meinen Schultern hinunter auf den heißen Asphalt der engen Bergstraße und drehte mich um. Die Massen, die sich eben noch im Zug getummelt haben, verschwanden alle zwischen den riesigen grüenen Bäeumen. Mittlerweile hatte ich eine gute Aussicht üeber ein schöenes Tal. Zwar war der schwarze Sandstrand, der das Ende des Tals bildete noch hinter einer großen Felsformation verborgen, dafüer lag mir das kleine, nach dem Tal benannte Stäedtchen, auf dessen Bahnhof ich noch vor einer guten Stunde im Schatten einer Palme angekommen war, nun direkt zu meinen Füeßen. Auf der anderen Seite des Tales, vielleicht drei oder vier Kilometer Luftlinie entfernt, konnte ich den Bergrüecken erkennen, den ich gestern nur auf der Karte erahnen konnte. Die Vegetation war spaerlich in der niedrigeren Höehenlage der Insel.
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Botanic Unerforschtes Gebiet
Wildnis Tropische Savannenzone Vor allem die Bäeume sind es, die mich verzaubern: In der Zwischenzeit streifte ich umher, zwischen Bäeumen hindurch, die zum Schöensten gehöerten, was ich je erblickt habe. Ihr Bläetterwerk prangte in so frischem, dichtem Grüen, dabei waren die Bäeume so grundverschieden von jenen unserer Heimat, wie Tag und Nacht. Das gleiche gilt von den Früechten, den Gräesern, den Steinen und von allen Dingen die es hier zu entdecken gab. Allerdings gab es auch Pflanzen, die zu jenen Gattungen gehöerten, die bei uns zu Haus gedeihen; dessen ungeachtet aber sahen sie ganz anders aus. Jene Bäeume der mannigfaltigsten Gattungen, die sich Daheim nicht vorfinden, waren in so großer Zahl vorhanden, dass man sie nicht aufzäehlen könnte. Staunend nehme ich eine üeppige Vegetation wahr, die meine botanischen Erwartungen bei weitem üebertraf, sehe ich doch tausende verschiedene Baumarten mit ganz verschiedenartigen Früechten, die um diese Jahreszeit hier in vollster Frische gedeihen, wie in Spanien in den Monaten Mai und Juni. Ebenso verschwenderisch ist die Füelle der Gräeser und Blumen. So oberfläechlich und vorurteilsbehaftet mein Blick auf die Einheimischen ist, die Landschaft ist mir das eigentliche wunderbare Ereignis. Die neue Welt ist zuallererst eine Welt der Bäeume, der Vöegel, der Gewäesser, der Buchten. Hier, wie auch in den üebrigen Teilen der Insel, sind die Bäeume frisch und dicht nebeneinander, das Gras so grüen wie im Monat April in Andalusien und der Vogelgesang dem Ohre so wohlklingend, dass man füer immer hier bleiben möechte. Papageien fliegen in so dichten Schwäermen, dass sie die Sonne verfinstern, und die großen und kleinen Vöegel sind in zahlreichen, von unsern heimatlichen Vöegeln verschiedenen Arten vertreten. Auch die Bäeume sind vielerlei Art und fruchttragend und verbreiten einen wohligen Duft. Als ich dann an diesem Morgen wieder meinen Beutel geschultert hatte um weiter gen Westen zu laufen, war gerade die Sonne üeber dem Berg
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Wanderung Durst und Hunger
aufgegangen. Dies war einer jener Momente gewesen, wäehrend derer man das Gefüehl hat, sie in der kurzen Zeit in der sie anhalten gar nicht ausreichend wüerdigen zu köennen. Man wüenscht sich, sie auf irgendeine Weise festhalten zu köennen, um sie etwas läenger anhalten zu lassen – in der Hoffnung, dadurch mehr Zeit zu haben, ihnen gerecht zu werden als es die Echtzeit erlaubt. Momente so schöen, dass man füer sie solche Wanderungen unternimmt. Genauso perfekt wie der Tagesbeginn war auch der Rest des Vormittags verlaufen. Angekommen am nöerdlichsten zu Fuß erreichbaren Punkt der Insel, war ich einem steilen Pfad von den hohen Klippen hinunter zu jenem schwarzen Sandstrand gefolgt. Wäehrend des Abstieges hatte sich drüeben üeber dem Meer ein Tischtuch aus weißen Wolken üeber die Spitze des Vulkans gelegt. Unten auf der Talstraße hatte mich dann ein Einheimischer in seinem klapprigen Seat vom Strand die wenigen Kilometer das Tal hinauf in das kleine Stäedtchen mit den bunten Häeusern gebracht. Es war dort, wo ich meinen leicht gewordenen Rucksack wieder bis zum Rand mit Lebensmitteln aufgefüellt und zusäetzlich vier große Plastikflaschen mit Wasser daran befestigt hatte. Die vergangene Stunde hatte ich dann damit verbracht, diesen Rucksack durch die immer schwüeler werdende Mittagshitze entlang einer engen Straße die öestliche Talflanke hinauf zu schleppen. Der viele Proviant und das Wasser machen dich füer ein paar Tage unabhäengig von gröeßeren Ortschaften, motivierte ich mich selbst, als ich den Rucksack wieder auf meine Schultern hievte und weiter bergauf zu wandern begann – vorbei an terrassenföermig angelegten Feldern, auf denen exotische Früechte auf dem fruchtbaren, vulkanischen Boden wuchsen. Die Luftfeuchtigkeit schien derweil immer weiter anzusteigen und allmäehlich wurde mir klar, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein wüerde, bis das gute Wetter umschlug.
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Palmen Faecherfoermig
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Gelaendeform Hochgebirge
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Hoehenmeter 800 Meter
Als die Sonne sich endgüeltig hinter die aufziehenden Wolken verzogen hatte und die ersten Regentropfen fielen, nahm ich im Schutz einer hohen Palme meine Landkarte heraus. Ich muesste seit Verlassen des Tals schon üeber 650 Höehenmeter gestiegen und damit bereits wieder auf etwa 980 Metern Höehe angekommen sein. Ich sah auf der Karte, dass ich mich kurz vor dem Eintritt in den Dschungel befand. Es war der Eintritt in eine neue Welt. Die Luft ist feucht und stickig. Das Licht wird durch die hohen Baumkronen gefiltert, Sonne kommt da nicht mehr durch. Der Boden ist nassklebrig-schlammig. Der Geruch ist moderig, mit immer mal wieder intensivem Blüetenstaubduft. Die Geräeusche werden immer lauter, verschiedene Vogelstimmen und viele Zikaden, die lauthals in den Bäeumen zirpen. Schon nach den ersten Metern bin auch ich nassklebrig-schlammig. Obwohl ich im gemüetlichen Spaziertempo schreite, treibt mir der Dschungel sofort den Schweiß aus allen Poren. Ich war froh als es zu däemmern begann, da die schwuele Hitze nachließ. Doch im gleichen Moment befiel mich ein ungutes Gefüehl, da ich ohne Tageslicht dem Urwald noch mehr ausgeliefert war. Wenn man die Sonne am Tag nicht sah, sieht man auch den Mond in der Nacht nicht. Es ist so stockfinster, wie es nirgends anders stockfinster ist. Ich stehe mitten im Urwald und suche oben, unten, an allen Seiten nach einem Punkt, an dem ich etwas sehen kann. Wo auch nur ein kleines bisschen Licht einfäellt. Doch ich finde ihn nicht. Es gibt diesen Punkt nicht. Selbst mit Anstrengung kann ich meine eigene Hand vor meinen Augen nicht sehen. Das macht die Schar an Taranteln und giftigen Schlangen, die gerade am Flusslauf passiert sind, noch gröeßer und beäengstigender. Üeberall knarrt und knackst und raschelt es. Auch ganz nah bei mir. Mir ist schwindelig, ich falle.
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Exotische Tropenpflanze Strelitzien, zygomorphen Blueten
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Orange Gesunde Zitrusfrucht
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Mini- Flugzeug F-25
Wueste Unbewohnte Gegend Das Ende der Welt – hier muss es sein. In einem wackeligen Mini-Flugzeug bin ich gefüehlt viele Stunden üeber eine Landschaft aus tausend Tafelbergen geflogen, immer weiter gen Norden, dorthin wo sich auf diesem ansonsten bevöelkerten Planeten das pure Nichts ausbreitet. Keine Stadt, die ich anpeilen, kein Flughafen, der mich mit Landebahn und Terminal erwartet. Ich denke an nichts und schaue in die dramatische Bergwelt unter mir, von der mich nur eine wenige Zentimeter dicke Blechwand trennt, die mit ihren Nieten aussieht, als häette sie jemand schnell noch mal zusammengetackert. Irgendwann liegt vor mir diese weite Ebene, das Ahrens Valley, bei dem nichts ist, außer Trockenheit, Sand und die brennende Sonne. Nichts bewegt sich hier, nur der Schatten des Flugzeugs zieht als stummer Begleiter unter mir über die knochentrockene Wüeste.
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Ich weiss wie Asphalt schmeckt! Leder und Chrome
Ich sehe mich selbst mit dem Motorrad zum Ziel meiner Reise Backaryd 02, ein Camp am krokodilverseuchten Keramag-Fluss fahren. Das Motorrad schwimmt durch den roten Sand, schlingert füer Stunden durch eine menschenleere Wüeste. Ich kam nur mit knapp dreißig Stundenkilometer voran, auch wenn das Motorrad mit der entsprechenden kriminellen Energie bis zu einer Leistung von hundertachtzig Stundenkilometern hochtunen kann. Ich wollte schon immer ein Motorrad besitzen, um jeden Preis. Mein Traum ist ein tiefergelegter, aerodynamischer Lenker und ein bauchiger Tank im gewissen Füenfziger-Jahre-Look, Modell B3 Bauhaus - Wassily Chair. Ich tankte füer füenfhundert irgendein Kraftstoffgemisch an einer entlegenen Tankstelle. Ich war glüecklich, weil ich einfach drauflosfahren konnte. Nie zuvor hatte ich mich so frei gefüehlt, so erwachsen. Im Auto sitzt man ja immer in einem Abteil, und weil man so daran gewöehnt ist, merkt man nicht, dass alles, was man durchs Autofenster sieht, auch wieder bloß fernsehen ist. Man ist passiver Zuschauer, und alles zieht gleichföermig eingerahmt vorüeber. Auf dem Motorrad ist der Rahmen weg. Man ist mit allem ganz in Füehlung. Man ist mittendrin in der Szene, anstatt sie nur zu betrachten, und das Gefüehl der Gegenwäertigkeit ist üeberwäeltigend. Der Beton, der da füenf Zoll unter den Füeßen wegwischt, ist echt, derselbe Stoff, auf dem man geht, er ist wirklich da, so unscharf zwar, dass er sich nicht fixieren läesst, aber man kann jederzeit den Fuß darauf stellen und ihn berüehren; man erlebt alles direkt, nichts ist auch nur einen Augenblick dem unmittelbaren Bewusstsein entzogen. Unmittelbares Bewusstsein bedeutet, zu wissen, dass man da ist, nicht zu denken, dass man es sei. Die Assoziation mit Meditation ist nicht von der Hand zu weisen.
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Aber da ist noch etwas anderes: Fast alle sind wir schon das ein oder andere Mal gestüerzt — wenn nicht mit dem Motorrad, dann mit dem Fahrrad und durch die plöetzliche Näehe zum Asphalt kommt man nicht umhin, sich mit dem Moment der Gefahr auseinanderzusetzen. Man füehlt sich entblöeßt, schutzlos: Es braucht nur eine Katze üeber die Straße zu laufen oder zwei Tropfen Öel auf dem Asphalt zu sein, und wir haben den Beweis füer die Verwundbarkeit unseres Köerpers.
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km/h Koerper und Geist
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Gigantische Gletscher Packeis und Eisschollen
Gefangen im Eis Wasserkristalle Ich gerate ins Schlingern und höere ein schrilles piepen. Üeberall leuchtet es rot und ehe ich mich versehe, verfehlt das Flugzeug um haaresbreite die Spitze eines Eisberges. Das Flugzeug wackelt und setzt zur Notlandung auf dem Eis an. Nach einer holprigen Landung durchsuchte ich zunäechst das Flugzeug nach brauchbaren Utensilien. Ich fand ein Mikroskop, welches mir half die Polarregion nicht nur in der Ferne, sondern auch den Meeresgrund zu erforschen. Die Messungen üeberraschen mich. Ich war davon ausgegangen, dass der Pol - sollte es kein Festland geben - von einem flachen Meer bedeckt ist. Ich maß aber bis zu 6500 Meter Tiefe. Wasserproben zeigen, dass es unter dem Eis von Kleinstlebewesen nur so wimmelt. Ich bin verblüefft. Der Kontrast fäellt mir schlagartig ins Auge: An der Oberfläeche ist alles erstarrt. Aber unter dieser Eisdecke, Hunderte von Meter abwäerts, dehnt sich eine Welt voll bunten Lebens in all seinen veräenderlichen Formen aus. Ich weiß, dass ich diese Welt nie betreten kann, sie ist zu kalt und nur der Gedanke läesst mich zittern. Ich weiß, ich muss weiter kommen, um nicht zu erfrieren. Unter dem Flugzeug finde ich ein Not-Boot untergeschnallt. Ich entwirre es, und ziehe es bis zum Fluss vor, um meine Reise fortzusetzen. Grandiose Brocken taumeln anmutig in Form von Schiffen, Triumphböegen oder gefrorenen Kaskaden durchs Wasser. Sie schimmern in unzäehlig vielen Blautöenen, manche im durchsichtigem Pastell und andere in tiefem Azur: Unbeschreiblich schöen! Immer wieder sieht man auf vorbeiziehenden Eisbergen einige Pinguine stehen und ins Meer abtauchen um dort wie Torpedos durch die kristallklaren Fluten zu schießen. Es raubt mir die Luft. Ich paddel und paddel und paddel ins Leere. Der Wind peitscht mir immer stäerker um die Nase und ich merke ...
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Gefrierpunkt Null Grad Celsius
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Gefrorenes Wasser Elektrisierend kalt
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Vogelschwarm Schlechte Sicht
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Zu Hause Blick in den Garten
Kellerwohnungen sind entweder zu heiss oder zu kalt.
Souterrain
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Information Kartografie
Kartografie Darstellung
Im weitesten Sinne veranschaulicht die Karte abstrakte, raumbezogene Daten und nur schwer formulierbare r채eumliche Zusammenh채enge mit dem Ziel, diese f체er den Betrachter leichter verst채endlich zu machen. Sie dienen zur einfachen Orientierung im Raum.
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Orientierung Standorte, Projektionen
Gem端esebeet
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G Wohnraum Kellerwohnung
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Wohnzimmer
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Bad
Impressum
Autor, Gestaltung Felix Ahrens Papier Premium gläenzend 148 g/m² schweres Textpapier Druck und Verarbeitung
Felix Ahrens, Reisender 2015
Blurb Inc.
2015 © Felix Ahrens Erste Auflage. Alle Rechte vorbehalten.
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