10 Freiheiten – Management School St.Gallen

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ZEHN FREIHEITEN



Zehn Freiheiten Eine praktische Anleitung zum Erfolgreichsein und Glücklichbleiben Stefan Boëthius und René Marchand


I N H A LT


FREIHEIT 1

Ich vereinfache mein Leben

FREIHEIT 2

Ich ändere die Denkrichtung

FREIHEIT 3

Ich gebe mir selbst den Vortritt

FREIHEIT 4

Ich will niemanden motivieren

FREIHEIT 5

Ich spiele nach meinen Regeln

FREIHEIT 6

Ich lasse mir keine Zeit rauben

FREIHEIT 7

Ich liebe jede gute Lösung

FREIHEIT 8

Ich sehe meine Zukunft voraus

FREIHEIT 9

Ich habe Mut zur Langsamkeit

F R E I H E I T 10

Ich kenne meine wahren Werte


VORWORT

Haben Sie die Freiheit, die Sie zum Entscheiden brauchen?


Die Management School St.Gallen nimmt sich gerne die Freiheit, auf unkonventionellen Wegen zu Ihrem Erfolg beizutragen. So auch mit diesem Ratgeber, den wir Ihnen exklusiv überreichen. Er handelt von den Beschränkungen, die sich oft schleichend in unserem Leben einnisten. Vor allem aber weist er Wege, wie Sie Ihre Freiheit zurückgewinnen können. Erleben wir es nicht täglich, dass wir am Morgen klare Vorstellungen haben, was wir erledigen wollen? Dass wir voller Elan im Büro ankommen, dann aber alles völlig anders läuft? Stellen wir am Abend nicht oft genug fest, dass wir wenig von dem verwirklicht haben, was wir uns vorgenommen hatten? Dass die To-do-Liste gewachsen statt geschrumpft ist? Die Liste solcher Fragen liesse sich beliebig ergänzen. Das Gefühl, von Zwängen getrieben zu sein, zu reagieren statt zu agieren, ist den meisten von uns bekannt. Doch wie weit ist diese Unfreiheit selbstverschuldet? Durch unseren Ehrgeiz zum Beispiel? Durch die vermeintliche Notwendigkeit, überall präsent zu sein und jederzeit alles unter Kontrolle zu behalten? Durch die Unfähigkeit, nein zu sagen? Durch blinden Aktivismus und falsche Prioritäten? Durch den Irrglauben, auf alles sofort eine Antwort haben zu müssen? Die Kunst liegt ganz offensichtlich darin, das Gleichgewicht zu finden zwischen den eigenen Wünschen und Erwartungen und denjenigen unseres Umfeldes. Hier müssen wir ansetzen. Nur wenn es uns gelingt, diese Balance herzustellen, gewinnen wir die Freiheit zurück, nach der wir uns alle sehnen – und die wir als Entscheidungskräfte für unseren Erfolg brauchen. Wir sind überzeugt, dass Sie von den Gedanken und Ratschlägen auf den folgenden Seiten profitieren werden. Auch wenn sich vielleicht nicht alle «Zehn Freiheiten» auf Anhieb verwirklichen lassen, geben sie Ihnen doch Hinweise, wo Sie ganz konkret ansetzen können. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg auf dem Weg zu mehr persönlicher Freiheit. Mac J. Rohrbach Management School St.Gallen


FREIHEIT 1

Ich vereinfache mein Leben Weil weniger Abh채ngigkeit mehr Lebensqualit채t bedeutet.


Ich habe zu viel an «Zuviel». Zu viele Gegenstände, zu viele Ausgaben, zu viel Arbeit, zu viele Verpflichtungen. Alle «Zuviel» sind wie Steine, die ich mitschleppe. Je mehr ich davon habe, desto schwerer der Ballast. Diese Steine schichten sich um mich herum auf wie eine Mauer, die mich vom Leben abschottet. Vieles habe ich mir zugelegt, weil ich dachte, dass es mein Leben angenehmer, schöner, freier machen würde. Doch allzu häufig ist das Gegenteil davon eingetreten: Ich habe das Gefühl, in einem goldenen Käfig zu sitzen, der mir die Freiheit und die Lebensfreude nimmt. Da ich mir viele dieser «Zuviel» selbst auferlege, mache ich mich zu meinem eigenen Gefangenen in einem Käfig aus «müssen», «haben» und «sollen». Deshalb vereinfache ich mein Leben, deshalb werfe ich Ballast ab. Ganz konkret. Zuerst fange ich bei meinen persönlichen Sachen an. Ich gehe jedes Regal, jede Schublade, jeden Karton, jede Kleiderstange durch und entsorge alles, was ich seit Monaten nicht benutzt habe und voraussichtlich auch nicht benutzen werde. Das meiste verschenke oder verkaufe ich. Dann gehe ich meine Ausgaben durch – für Wohnen, Auto, Essen, Telefon, Reisen. Vieles verursacht Kosten, ohne zu meinem Wohl beizutragen. Ich denke an das Auto, das ich jedes zweite Jahr wechsle. Oder an die vielen Zeitschriften und Zeitungen, die ich abonniert habe, aber selten lese. Oder an die Ferienwohnung, die immer leer steht. Zum Schluss überprüfe ich alle meine Verpflichtungen. Muss ich jedes Jahr eine Weihnachts- und eine Sommerkarte an alle meine Bekannten senden? Weshalb das Ehrenamt im Sportverein? Muss ich Leute einladen, nur weil sie mich eingeladen haben oder weil sie mir nützlich sein könnten? Ich bin überzeugt, dass ich auf vieles verzichten kann, ohne an Lebensqualität einzubüssen. Im Gegenteil, ich schaffe mir so Erleichterung und neue Bewegungsfreiheit. Darum notiere ich mir auf einer Liste all die Dinge, die ich entsorgen, stoppen oder einschränken will. So kann ich Schritt für Schritt etwas für die Vereinfachung meines Alltags tun. Ich hake ab, was erledigt ist, und halte Ideen fest, die mir helfen, mein Leben weiter zu vereinfachen.


FREIHEIT 2

Ich ändere die Denkrichtung Weil neue Lösungen mit neuen Perspektiven beginnen.


Manchmal stecke ich in einer Sackgasse, laufe gedanklich auf eine Blockade auf. Wie ich mich auch drehe und wende, ich kann die vielleicht nahe Lösung nicht erkennen. Da sich mein Vorrat an bekannten Ergebnissen schlichtweg erschöpft hat. Dann zeigt es sich, dass die bisherige, gradlinige Denkschiene trotz Fleiss und Schweiss nicht den erhofften Erfolg bringt. Weil die Erfahrung mich gefangen hält. Also muss ich aus dem bisherigen Lösungsweg ausbrechen. Der erste Schritt und Ausweg: Ich sehe die Chancen der Probleme und Schwierigkeiten, sehe sie als positive Möglichkeit und Aufforderung an mich selbst zur Veränderung der Lage. Der zweite Schritt: Ich kehre gedanklich einfach um – wie in einer Sackgasse – und gehe zur letzten Kreuzung zurück. Dort stehen mir wieder alle Denkrichtungen offen. Diese Kehrtwendung schafft mir die notwendige Distanz zum kritischen Punkt und bringt mich der Lösung näher. Ich gehe vom Entgegengesetzten der Ausgangslage aus. Ich betrachte scheinbar ausweglose Situationen aus einer seitenverkehrten und damit ungewohnten Perspektive. Mit dieser Methode werden laufend bessere Erfolge, Problemlösungen und dadurch grössere Umsätze geschaffen. So begann jemand vor ein paar Jahren, ein Fahrrad nicht nur für die Strasse zu bauen, sondern für das Gelände. Das Mountain-Bike war geboren, eine nach wie vor ungebrochene Erfolgsgeschichte. Aus dem Problem heraus, dass Schlittschuhe nur im Winter gebraucht werden, entstanden die Inlineskates. Die umgekehrte Überlegung führte dazu, dass sich das Surfbrett zum Snowboard entwickelte. Die Umkehrung einer Ausgangslage verspricht auch in meinem persönlichen Alltag interessante Aha-Erlebnisse. Sie ist der Startschuss für innovative Ideen und Projekte. Die neue Perspektive erweitert meinen Lösungsraum und hebt die Enge der ursprünglichen Problemstellung auf.


FREIHEIT 3

Ich gebe mir selbst den Vortritt Weil ein ausgewogenes Leben einen klaren Schwerpunkt braucht.


Mein Leben als Führungskraft lässt sich mit einem Dreirad vergleichen, dessen Vorderrad vor Überdruck zu platzen droht, dessen linkes Hinterrad kaum mehr Luft hat und dessen rechtes Hinterrad auf den Felgen fährt und bedrohlich wackelt. Das Vorderrad entspricht der Arbeit, die einen grossen Teil meiner Zeit einnimmt und mein Leben vollkommen steuert. Das linke Hinterrad, dem die Luft fast schon ausgegangen ist, steht für meine Beziehungen zu Familie und Freunden. Das rechte Hinterrad stellt mich selbst dar. Es droht abzufallen, weil ich meine eigenen Bedürfnisse und Wünsche systematisch zurückgestellt habe. Die drei Lebensbereiche «Arbeit», «Beziehungen» und «Ich» stehen in einer wechselseitigen Abhängigkeit. Das Defizit in einem Bereich beeinflusst die anderen Bereiche negativ. Wenn ich ein Rad verliere, dann verliere ich das Gleichgewicht. Damit dies nicht passiert, muss ich vor allem darauf achten, dass ich das pflege, was ich selbst benötige. Ich lade so meine Batterien wieder auf und erhalte mir meine Vitalität und Lebensfreude. Oder erhöhe sie sogar. Je mehr ich meinen eigenen Bedürfnissen Rechnung trage, desto mehr kann ich auch für andere einen positiven Beitrag leisten – im Arbeits- wie im Privatleben. Ich konstruiere mir deshalb ein neues Dreirad, bei welchem das Rad «Arbeit» und das Rad «Ich» die Plätze tauschen, so dass ich selbst zum steuernden Vorderrad werde. Ich will mein Leben selbst lenken können und im Griff haben. Indem ich die Verantwortung für Tempo und Richtung wieder selbst übernehme, verbessere ich automatisch das Gleichgewicht zwischen meinen Beziehungen und meiner Arbeit. Es ist viel einfacher und befriedigender, mit gut abgestimmten Rädern durchs Leben zu fahren. Nur wenn ich diese Balance erzeuge, kann ich ein ausgeglichener Mitmensch sein – gegenüber Kollegen, Vorgesetzten, Freunden und Verwandten. Der erste Schritt in die richtige Richtung kann daher nur lauten: Ich muss mehr Zeit und Freiheit für mich einplanen. Zeit zum Nachdenken und Besinnen. Zeit zum Erholen und Müssiggehen. Zeit für Dinge, die mir Spass machen und die mir den nötigen Ausgleich geben.


FREIHEIT 4

Ich will niemanden motivieren Weil Leadership eine Eigenschaft ist und keine T채tigkeit.


Ich mag motivierte Mitarbeiter. Aber es ist schwierig, sie zu motivieren. Ich muss immer wieder stossen, aufbauen und loben, Anreize schaffen und ständig gute Gründe aufzählen, warum wir so und nicht anders vorgehen. Aber es kommt nie eine richtige Eigendynamik auf. Ich glaube, wenn ich nicht da wäre, würde nichts mehr laufen. Alles hängt an mir und zehrt an meinen Kräften. Ab heute höre ich auf damit, andere motivieren zu wollen. Wer motiviert, wertet ab, weil er damit zeigt, dass er kein Vertrauen in die Leistungsbereitschaft des anderen hat. Man bürdet sich höchstens eine Sisyphus-Aufgabe auf, bei der man immer mehr versprechen oder immer mehr Druck ausüben muss, um etwas zu bewegen. Weil es eigentlich gar nicht möglich ist, andere zu motivieren. Ich schaffe Rahmenbedingungen, in welchen andere ihre Eigenmotivation entfalten können. Zuerst höre ich auf, zu demotivieren: Ich akzeptiere andere Denk- und Handlungsweisen und versuche, Präferenzen und Neigungen mit den jeweiligen Aufgaben in Übereinstimmung zu bringen. Ich stelle andere nicht in Frage, nur weil sie eine andere Meinung haben. Ich muss nicht immer dominieren und brillieren, um meiner Rolle als Chef gerecht zu werden. Ich bin grosszügiger mit der Anerkennung und freue mich über die guten Leistungen anderer. Ich weiss, dass vor allem Prestigekämpfe, Kraftdemonstrationen, autoritäres Verhalten und fehlendes Vertrauen demotivieren, dass sie die Totengräber jeder Eigenmotivation sind. Die entscheidende Voraussetzung für die Motivation der anderen ist meine Eigenmotivation. Diese strahlt aus und steckt an. Und ist das beste Rezept gegen demotivierendes Verhalten. Meine Eigenmotivation entwickle ich, indem ich Dinge tue, die Sinn machen und Freude bereiten. Sie ist mein Wegweiser für meine Karriereplanung.


FREIHEIT 5

Ich spiele nach meinen Regeln Weil Gewinnen viel mehr als nur ein Etappenziel ist.


Ich erinnere mich an berühmte Personen, die an ihrem grossen Ziel – Ruhm und Reichtum – angekommen sind, nun aber vor einer persönlichen Leere stehen. Unzufrieden sind. Ihr Fehler ist vielleicht, dass sie ihre ganze Energie nur auf dieses Ziel ausgerichtet und sich in das zu Erreichende verbissen haben. Sie liessen sich damit auf ein Spiel ein, welches immer ein Ziel hat: unter allen Umständen als Gewinner am Ziel zu stehen, Anerkennung zu erhalten. Doch was dann? Viele bleiben am Ziel stehen, weil ihnen die Kraft und der Ansporn fehlen, zu nächsten Ufern aufzubrechen. Weil sie primär ein Ziel im Auge haben und nicht die Zeit nach ihrem Sieg. Damit merken sie nicht, dass sie das Spiel unter Umständen gar nicht spielen wollten. Und auch keine echte Freude daran hatten, trotz des Sieges. Aus der Vogelperspektive erscheint ein einzelnes Ziel kleiner und unwesentlicher als bisher angenommen, weil plötzlich von oben die nächsten und übernächsten Ziele am Horizont sichtbar werden. Dann sieht man, dass das Spielen eigentlich weitergehen muss, weil kein Ende erreichbar ist. Das Spiel wird damit zu einem unendlichen Ereignis. Nicht das Erreichen eines einzelnen Zwischenziels oder einer Ziellinie ist wichtig, sondern das stetige Vorwärtsgehen, die Bewegung. Die grössere Distanz zum eigenen Tun zeigt mir die wirkliche Bedeutung auf: Welches Spiel ist mir wichtig, welches spiele ich aus welchem Grund? Niemand, der spielt, ist nur erfolgreich. Also beginne ich, mit meinen Misserfolgen umzugehen, indem ich sie nicht als Niederlagen, sondern als Lernchancen betrachte. Ich wachse so mit jeder Niederlage. Meine Verbissenheit und Verkrampfung lösen sich, meine Freude kehrt zurück. So spiele ich mein eigenes, unendliches Spiel. Ich spiele, um spielen zu können, weil es mir Freude bereitet – und nicht, um auf einer Ziellinie stehen zu bleiben. Darum ist es mir immer wichtig, welches meine übernächsten und darauf folgenden Ziele sind, um in verbissenen Momenten Distanz und Höhe, vor allem aber meine Freude am Tun behalten zu können. So werde ich vom Sprinter zum Marathonläufer.


FREIHEIT 6

Ich lasse mir keine Zeit rauben Weil ich mein kostbarstes Gut selbst채ndig verwalten will.


Auf meinem Schreibtisch liegen früh morgens zwei gelbe Zettel: zwei Rückrufe. Kaum setze ich mich, klingelt das Telefon. Währenddessen starte ich den Computer auf. In der Mailbox dreizehn Nachrichten – fünf davon mit hoher, drei mit höchster Priorität. Ich sichte die Post. Fünfzig Prozent Werbung. Zwei zu lesende Fachzeitschriften. Drei zu beantwortende Briefe. Ein Mitarbeiter bringt einen Fax. Der Organizer warnt: noch fünf Minuten bis zum Meeting. Wie soll ich da Oberhand gewinnen? Wenn ich ständig nur reagiere statt agiere, bleibt meine Kreativität auf der Strecke, erreiche ich nicht die Resultate, die ich mir wünsche. Obwohl ich weiss, dass ich meine Arbeit anders anpacken muss, bin ich vom Büroalltag gefangen. Ich sitze fest in einem Netz aus Menschen, Informationen und Interaktionen. Meine Umwelt kann ich nicht ändern, aber mich selbst. Dazu muss ich mein Verhalten hinterfragen. Es sind bestimmte Gewohnheiten, die mich in meiner Arbeit behindern. Ich gehe oft ans Telefon, nur weil es klingelt. Ich akzeptiere oft eine Aufgabe, nur weil kein anderer sie macht. Ich lese oft Unwichtiges, nur weil es an mich adressiert ist. Ich nehme oft an Sitzungen teil, nur weil man mich eingeladen hat. Ich muss alle Situationen erkennen, in denen ich mich selbst daran hindere, meine Arbeit zu tun. Um mich selbst dazu anzuhalten, mein Verhalten zu ändern, werde ich die Dinge, die ich an mir ändern will, schriftlich festhalten. Das Schreiben hilft mir, meine Zeiträuber genau zu erkennen und ihre Ursachen zu erforschen. Sie werden mir bewusster. Dadurch befreie ich mich leichter von ihnen. Ausserdem richte ich für mich täglich eine «stille Stunde» ein. Ich trage diese wie einen Termin in meiner Tages- oder Wochenplanung ein. Ich schirme mich ab. Ich schliesse meine Türe und leite das Telefon um. Oder nehme es nicht ab. Ich bin einfach nicht da. Ich stelle mir jetzt schon vor, was ich in diesen gewonnenen Stunden alles hinterfragen, erledigen und erreichen kann.


FREIHEIT 7

Ich liebe jede gute LĂśsung Weil Eitelkeit und faule Kompromisse nie zum Ziel fĂźhren.


Die einmal gefasste Meinung und die eigenen Ansichten durchboxen, koste es, was es wolle. Recht haben und Recht behalten. Beides kann nicht der Leitspruch für das Leben und die Arbeit sein – Führungskraft hin oder her. Damit verschliesse ich mich dem besseren Argument und gehe grundsätzlich auf Konfrontation. Aber auch die Flucht vor Konflikten ist keine befriedigende Lösung. Denn damit sind diese zwar verschoben, aber nicht aufgehoben. In Sitzungen will ich weder ein Löwe sein, der ständig herumbrüllt und mit seiner Stärke dominieren will, noch eine Fliege, die wortlos von anderen an die Wand gequetscht wird. Oder davonfliegt. Die Sache, also der Streit- und Diskussionspunkt, muss im Zentrum stehen. Und nicht Personen und Gefühle. Denn dadurch können Diskussionsfallen und Rechtfertigungssümpfe entstehen, in die man hineintappt und aus denen man nicht mehr hinausfindet. Jedes Gespräch wird dadurch unnötig verlängert. Die persönliche Bestätigung muss in der Lösung liegen, und nicht in der Verteidigung des eigenen Standpunktes. Dies bewährt sich in schwierigen Projektsitzungen ebenso wie beispielsweise bei einer Autokollision. Oder bei der Erziehung. Oder im Kontakt zu Nachbarn. Es geht um die eigentliche, sachliche Lösung. Hier gibt es nur eine Frage: Welches ist die eleganteste, die schönste Lösung, die der Sache dient? Das eleganteste Resultat ist dasjenige, auf das alle stolz und mit dem alle zufrieden sein können. Im Gegensatz zu faulen Kompromissen, bei denen alle gleichmässig unglücklich bleiben. Dazu muss ich bereit sein, unterschiedliche Strategien zu verfolgen und Rollen einzunehmen. Je nach Situation gilt es, mich durchzusetzen oder nachzugeben. Das ist die Freiheit, die ich mir gebe. Das ist die Flexibilität, die ich von mir und anderen fordere. Es ist wichtig, dass ich die Konsequenzen verschiedener Lösungen vorbereite und plane, sei es in einer Liste oder als Mindmap. Dass ich Gegensätzliches miteinander verbinde und Alternativen erfasse. Diese Vorbereitung gibt mir einen Vorsprung, den ich für die Lösungsfindung mitnehme.


FREIHEIT 8

Ich sehe meine Zukunft voraus Weil auch im Gesch채ftsleben alles ein Ende hat.


Die Zukunft ist ungewiss. Alles ist möglich. Sicher ist einzig: Meine Zukunft ist nicht unendlich. Verdränge ich diese Tatsache, bedeutet dies, meine Augen vor der Zukunft zu verschliessen, und damit meine Möglichkeiten und Potenziale nicht zu erkennen. Die Einsicht in meine Endlichkeit hilft mir, mein Leben in einem grösseren Zusammenhang zu sehen. Ohne diese Endlichkeit hätte ich unendlich viel Zeit zur Verfügung. Unendlich viel wertlose Zeit. Denn nur dank ihrer Endlichkeit wird meine Zeit kostbar. Kann ich diese Erkenntnis als wichtigen Bestandteil in meine Zukunft einbeziehen, so lebe ich bewusster und erkenne einen tieferen Sinn im Leben. Alles, was ich tue, hat dann seinen Wert, ist ein sinnvoller Schritt auf meinem Weg durchs Leben. Ich stelle mir einen persönlichen Plan für die nächsten zehn Jahre auf. Das ist nicht einfach. Die Frage ist: Was soll dieser Plan alles beinhalten, damit ich mein Leben so lebe, wie ich es mir wünsche? Dabei stelle ich mir vor, ich sei hundert Jahre alt. Ich bereite mich auf die Fragen der zukünftigen Generation vor. Worauf ich stolz sei. Was ich im Rückblick bereue. Ich will eines Tages stolz sein können auf alle Entscheidungen und Erfahrungen, bei denen ich den Mut hatte, sie zu treffen und wahrzunehmen. Ich werde alle Gelegenheiten und Möglichkeiten bereuen, die sich anboten, die ich aber vorbeigehen liess. Die Antwort, die ich auf dieser virtuellen Reise in die Zukunft finde, wird mir helfen, meine nächsten zehn Jahre so zu gestalten, dass ich meine Möglichkeiten wahrnehme und danach weniger bereuen werde. Denn verpasstes Leben ist eine Belastung – für mich und für meine Umwelt.


FREIHEIT 9

Ich habe Mut zur Langsamkeit Weil gezielte Entschleunigung schneller zum Erfolg f端hrt.


Der Sekundenzeiger macht deutlich, wie schnell die Zeit verrinnt. Schnelligkeit sei heute der wichtigste Erfolgsfaktor, wird oft und gerne behauptet. Zeit sei Geld und sofortiges Entscheiden und Handeln daher eine Tugend. Hinterfragt wird diese Behauptung kaum, denn die Erfahrung scheint den Eilenden Recht zu geben. Und doch: Wer in seinen Entscheidungen bewusst Langsamkeit einbezieht, kommt oft schneller, sicherer und weniger erschöpft ans Ziel als der Hastige. Ein Beispiel. Man befindet sich in einer verfahrenen Lage. Ungeduldige schlagen sofort Lösungen vor, die aus irgendeinem schnellen Manöver bestehen. Der Langsame lehnt dies ab, weil er weiss, dass die Situation nur noch verschlimmert wird, wenn der nächste Schritt nicht durchdacht ist. Langsam sein heisst hier: Ruhe bewahren, das Problem genau studieren, Lösungen zu Ende denken. Was langsam, aber gut vorbereitet wird, zahlt sich letztlich in gewonnener Zeit aus. Wenn ich mich das nächste Mal in einer bedrängten Lage befinde und sich keine Lösung sofort anbietet, werde ich zuerst überlegen, wieviel Zeit mir bleibt, um eine Lösung herbeizuführen. Nicht selten ist man überrascht, wie viel Zeit wirklich zur Verfügung steht. Je mehr Zeit ich mir geben kann, desto ruhiger kann ich überlegen. Über ein Problem nachzudenken, heisst im Volksmund auch treffend «darüber schlafen». Mit dem Verstreichen der Zeit erhalte ich mehr Distanz und Übersicht und kann mein Unterbewusstes an der Problemlösung mitwirken lassen. Dieses schaltet nie ab. Es beschäftigt sich laufend mit Ungelöstem. Seine Leistung erkenne ich dann, wenn ich plötzlich den erlösenden Einfall habe. Durch die Langsamkeit nutze ich meine kreative Seite und erziele durchdachtere Lösungen, die mir bei der Umsetzung helfen, Zeit zu sparen. Bei der Pflege der Langsamkeit ist es von Vorteil, ein schriftliches Selbstgespräch zu führen. Das Formulieren und Niederschreiben zwingt mich automatisch zur Bewusstmachung und Auseinandersetzung. Es befreit ausserdem meinen Kopf. Denn das, was ich auf Papier gespeichert habe, kann ich getrost in meinem Gedächtnis löschen. Das gibt meiner Kreativität und meiner Gelassenheit mehr Raum.


F R E I H E I T 10

Ich kenne meine wahren Werte Weil nur gef端hlte Ziele wirklich wichtige Ziele sind.


Die wichtigste Quintessenz zum Thema Erfolg lautet: Ein gutes Rezept macht noch lange keinen guten Koch. Zu wissen, wie ich vorgehen soll, um Erfolg zu haben, reicht keineswegs aus, den Erfolg tatsächlich zu erreichen. Zu wissen, dass ich weniger essen muss, hilft mir noch nicht, überschüssige Pfunde loszuwerden. Es gibt unzählige Diäten, und richtig befolgt helfen sie gewiss, abzunehmen. Aber wer hält auf Dauer durch? Kaum weicht die Disziplin, sind auch die ungeliebten Pfunde wieder da. Will ich dauerhaft Erfolg haben, muss ich zuerst das fehlende Bindeglied zwischen dem Wissen, wie man es macht, und der tatsächlichen Umsetzung finden. Dieses fehlende Bindeglied sind meine Werte. Eine Erfolgsmethode kann nie funktionieren, wenn sie nicht in meinem Wertesystem verankert ist. Deshalb können Erfolgsmethoden nicht kopiert werden. Um beständigen Erfolg zu haben, muss ich von meinen eigenen Werten ausgehen und daraus meine persönliche Erfolgsmethode entwickeln. Es braucht eine Harmonie zwischen Methode und Persönlichkeit. Bevor ich damit anfange, muss ich zuerst mich selbst analysieren und hinterfragen. Lasse ich mich wirklich von Werten leiten, hinter denen ich mit Leib und Seele stehe? Habe ich mir überlegt, was sie auch in letzter Konsequenz bedeuten? Lippenbekenntnisse, Vorurteile und Undurchdachtes behindern meine Orientierung. Verfüge ich über ein differenziertes und fest verankertes Wertesystem, so kann ich mich im Leben leichter zurechtfinden, einfacher einen klaren Standpunkt einnehmen und meinem Tun eine ganz bewusste Zielrichtung geben. Ich kann den Sinn meines Lebens erst dann erkennen, wenn ich meine Werte kenne. Dadurch ist die Entwicklung meines Wertesystems der Weg von Person zu Persönlichkeit, von Beruf zu Berufung. Als meine persönliche Erfolgsmethode muss ich Werte definieren, die mir besonders wichtig sind. Dieser Ratgeber handelt von einem der wichtigsten Werte. Von der Fähigkeit, selbstverantwortlich über mein Leben zu entscheiden. Von der Chance, meine Zukunft nicht nur abzusitzen, sondern aktiv zu gestalten. Von der Freiheit.


E X E C U T I V E E D U C AT I O N

Management School St.Gallen Weil freies Denken und Handeln auf freiem Wissen und Kรถnnen beruht.


Der Führungsalltag ist heute geprägt von Unfreiheiten. Informationsflut, Regulierung, Konkurrenz, Kostendruck, Technologiewandel: Entwicklungen wie diese drohen unser Denken und Handeln immer mehr einzuengen. Immer schwieriger wird es, die eigene Entscheidungsfreiheit zu bewahren. Umso wertvoller ist ein Ansprechpartner, der Führungskräften mit zuverlässigem Wissen und Können hilft, diese Freiheit zu bewahren. Die Management School St.Gallen ist dieser Partner. In einer Wirtschaft, die sich durch laufende ökonomische und gesellschaftliche Veränderungen auszeichnet, sind exzellente Management- und Leadership-Fähigkeiten unerlässlich. Denn nur mit profiliertem Führungswissen lassen sich komplexe Problemstellungen erfolgreich lösen. Die Management School St.Gallen vermittelt dieses Wissen an führende Unternehmungen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Auf Basis der renommierten St.Galler Managementlehre bieten wir eine ebenso umfassende wie hochwertige Executive Education an. Ob in öffentlichen Seminaren, Inhouse-Programmen oder mit anderen Formen der Wissens- und Könnensvermittlung: Im Vordergrund unserer Arbeit steht der nutzenorientierte Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis. Katalysatoren dieses Dialogs sind die Referenten der Management School St.Gallen – inhaltlich wie methodisch herausragende Persönlichkeiten aus allen Disziplinen, die ihr Spezialwissen mit einem klaren Blick fürs Ganze verbinden. Und die nur ein Ziel verfolgen: Führungskräfte zu befähigen, ihre Ziele schnell, effizient und in bester Qualität zu verwirklichen. Für weniger Schranken und mehr Freiheit auf dem Weg zu Ihrem persönlichen und beruflichen Erfolg.


Welche Freiheit d端rfen wir mit Ihnen erreichen?



Herausgegeben von der Management School St.Gallen © Stefan Boëthius und René Marchand


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