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Edelstahl von Suter Inox der Stoff, aus dem Küchenträume sind
Als Werkstoff für Abdeckungen und Spülen in der Küche überzeugt Edelstahl insbesondere durch seine Langlebigkeit und seine hygienischen Eigenschaften. Suter Inox verwendet für ihre Produkte ausschliesslich Edelstahl 18/10. Das Material, eine Kombination aus Eisen, Chrom und Nickel, ist äusserst robust, rostfrei und lässt sich ohne Qualitätsverlust vollständig recyceln. Durch das energiesparende Kaltverfahren des Tiefziehens fertigt Suter Inox aus Edelstahlblech die Becken als Einzelteil und verzichtet so ressourcensparend auf den Zusammenbau mehrerer Bestandteile – ein wertvoller Beitrag auch zum Klimaschutz.
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Täglich verlassen hunderte von Spülen und Becken die Fertigung in Schinznach-Bad. Vom Blechzuschnitt bis zur Qualitätskontrolle werden in einem effizienten Fertigungsprozess modernste Robotertechnik und handwerkliches Geschick kombiniert.
Bad, Küche, Zukunft
Wie werden wir in Zukunft leben – und wie wird sich unser Zuhause verändern? Fragen wir einen, der es wissen muss: Im Interview mit «Bad. Küche. Leben.» geht der Zukunftsforscher Stephan Sigrist den Entwicklungen auf den Grund, die unseren Alltag verwandeln.
Sanitas Troesch wird 111 Jahre alt. Wie stark hat sich unser Leben seit 1911 verändert?
In einer ersten Einschätzung würde man vermuten, dass sich die Welt in 111 Jahren radikal gewandelt hat. Auf einige Bereiche trifft dies auch zu: Die Art, wie wir überall erreichbar kommunizieren, wie wir hoch spezialisiert arbeiten oder uns individuell fortbewegen, lässt sich nicht mit damals vergleichen. Auch gesellschaftlich hat sich in unserem Leben vieles geändert, man denke an die Gleichstellung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, vom Frauenstimmrecht bis zur Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Paare. In anderen Bereichen war der Wandel weniger tiefgreifend. Die Grundlagen, wie wir wohnen, das Essen am Familientisch, aber auch die noch immer dominante Kernfamilie sind ähnlich wie anno dazumal.
Aber ist nicht auch im Zuhause sehr viel passiert?
Natürlich haben wir heute einen viel höheren Lebensstandard, zentrale Heizungen, ausgeklügelte Küchen und Bäder und eine ganz andere Palette an Speisen. Auch Patchwork-Familien gab es früher kaum. Allerdings handelt es sich dabei mehr um eine Weiterentwicklung als um eine fundamentale Veränderung. Der Grundaufbau von Wohnungen war schon damals vorhanden, auch Badezimmer waren seit 1900 verfügbar, zumindest im gehobenen Lebensstandard. Der wichtigste Fortschritt dürfte im breiten Wohlstand sowie bei einer besseren Gesundheit für alle Bevölkerungsschichten liegen. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag damals bei etwa 50 Jahren, heute ist sie bei 80 Jahren. Das ist nicht allein die Folge der modernen Medizin, sondern auch einer allgemein verbesserten Hygiene und Lebensqualität. Und: Die Individualisierung wurde mit den neuen Freiheiten seit den 1960er-Jahren immer dominanter und prägt heute so gut wie alle Bereiche. Dies hat neue Gestaltungsräume für unser Leben und die beruflichen Karrieren eröffnet, bringt aber auch Herausforderungen.
Wo siehst du die wichtigsten Meilensteine der Veränderung?
Aus einer geschichtlichen Perspektive waren es die Weltkriege, der Fall der Sowjetunion, aber auch Schocks wie zum Beispiel Tschernobyl, die Finanzkrise oder aktuell die Corona-Pandemie, die einen weitreichenden Einfluss auf das Leben hatten und haben. Auch die Entdeckung von Antibiotika in den 1930er-Jahren, die Entschlüsselung des menschlichen Genoms 1953 und natürlich die Einführung des Internets Mitte der 1990er-Jahre waren «Gamechanger» für unser Leben. Ansonsten waren viele der Entwicklungen, die uns heute prägen, fortschreitende Entwicklungen. Die Globalisierung, seit diesem Jahrtausend massiv beschleunigt durch die Digitalisierung, hat Wirtschaft und Handel vernetzt und durch die industrielle Produktion von Gütern – insbesondere von Lebensmitteln – das Wachstum der Weltbevölkerung und die globale Mobilität gefördert. Damit verbunden wiederum waren die zunehmende Arbeitsteilung und der Ausbau von sozialen Sicherheiten, die zum heutigen Wohlstand und zu mehr individueller Freiheit geführt haben. Wir alle können heute ein breites Spektrum von unterschiedlichsten Bedürfnissen abdecken. Es wird uns aber bewusst, dass dieses schnelle Wachstum auch Folgen
für unsere Umwelt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt hat. Diese haben einen direkten Einfluss auf unseren Alltag, vom Wohnen über die sozialen Strukturen bis zum Essen oder zum Umgang mit Wasser.
Wie hat sich die Bedeutung des Wohnens für die Menschen geändert?
Mit dem Wohlstand und der Individualisierung ist das Wohnen wichtiger geworden. Es geht nicht mehr nur darum, vor Wind und Wetter geschützt zu sein, wir wollen uns in unseren Wohnräumen auch selbst verwirklichen oder aus der Dynamik des Alltags fliehen. Das betrifft nicht nur die Einrichtung, sondern zum Beispiel auch neue Möglichkeiten beim Kochen, man denke etwa an die unzähligen kulinarischen Trends, aus denen jede und jeder von uns heute die eigene Cuisine komponieren kann. Neben dieser Explosion der Optionen hat der soziale Wandel zu einer Zunahme von Einzelwohnungen geführt und damit zu mehr Einsamkeit von jungen und älteren Menschen. Zwar haben wir heute soziale Netzwerke mit grossen digitalen Freundeskreisen, aber solche Beziehungen können den echten Austausch zwischen Menschen nicht ersetzen. Die Art, wie wir unsere Wohnungen planen, sollte das Zwischenmenschliche daher in Zukunft noch mehr in den Mittelpunkt stellen.
Hat die Pandemie daran etwas geändert?
Die Corona-Krise hat den Trend zum Homeoffice massiv beschleunigt. Dies führt dazu, dass nochmals ganz neue Anforderungen an die Wohnung gestellt werden. Sie ist nicht mehr nur der private Rückzugsraum für Einzelne oder Familien, sondern auch Arbeitsort, erweitertes Schulzimmer und in manchen Fällen sogar Spitalzimmer. Dies stellt neue Anforderungen an die Aufteilung von Räumen und die Möglichkeiten, sich zuhause zu versorgen oder zu regenerieren, sei dies körperlich oder auch mental, indem wir durch «Digital Detox», also einen bewussten Entzug der digitalen Kommunikation, der zunehmenden Reizüberflutung entgegenwirken.
Hier eröffnen sich übrigens neue Optionen für Küchen und Badezimmer, die über die traditionellen Funktionen hinausgehen. Es ist aber auch eine Herausforderung, weil der Raum infolge hoher Preise oder des immer dichteren Bauens knapper wird. Es braucht innovative Lösungen, die dazu beitragen, die bestehenden Wohnungen auf künftige Anforderungen auszurichten, es braucht aber auch ein grundlegend neues Denken, wie wir das Wohnen im urbanen und ländlichen Raum neu gestalten. Zum Beispiel gibt es Experten, die eine fundamentale Flexibilisierung fordern, die durch «Microhomes» ermöglicht werden soll – also durch Architekturkonzepte, die auf äusserst kleinem Raum alles bieten, was man von einem Haus erwartet. Auch die Gesundheit entwickelt sich zu einer zentralen Dimension des Bauens und Wohnens. Das Konzept einer «Healthy Architecture», die das körperliche und geistige Wohlbefinden der Menschen aktiv fördert, wird aktuell intensiv erforscht und dürfte unser Wohnen in den nächsten Jahren weitreichend prägen. Das ist nicht nur eine Frage der technischen Konzepte. Es setzt auch eine neue Kultur des Wohnens und Zusammenlebens voraus, die auf die Rahmenbedingungen des 21. Jahrhunderts ausgerichtet ist.
Was bedeutet das ganz konkret für Bad und Küche?
Durch die Vielfalt der Bedürfnisse und Wertvorstellungen wird es zu einem grösseren Spektrum an Lösungen kommen. Deshalb sind es nicht einzelne Megatrends, die Bad und Küche prägen, sondern eine Vielzahl von Entwicklungen, die sich gegenseitig beeinflussen und oft als Trends und Gegentrends funktionieren (siehe Rubrik «Wandel vs. Wirklichkeit» auf Seite 37). Einerseits eröffnen sich mehr Wahlmöglichkeiten bei der individuellen Gestaltung, andererseits führt das digitale Planen und Bauen zu einer höheren Normierung, zum Beispiel bei Fenstergrössen und Flächenaufteilung. Digitale Lösungen ermöglichen darüber hinaus, das Wohnerlebnis zu personalisieren, indem Sensoren das Verhalten der Bewohner erkennen und Licht oder Temperatur auf die Präferenzen anpassen. Dazu gehören auch die Steuerung von Küchengeräten durch Smartphones oder Sprachsteuerung oder gar das Übertragen der persönlichen Lieblingsrezepte an ein multifunktionales Kochgerät. Allerdings gibt es dabei klare Grenzen, was den effektiven Mehrwert anbelangt.
Und über diese Standardlösungen hinaus?
Da eröffnet sich eine neue Bandbreite von Möglichkeiten, einerseits durch Kleinstwohnungen, deren Küchen zumindest im urbanen Plan auf neue Weise designt und eingerichtet werden, weil man das Essen einfach über einen Lieferservice bestellen kann, andererseits durch eine Aufwertung von Küchen als Mittelpunkt des sozialen Austauschs. Zukünftige Küchen werden auch innovative Geräte zur Produktion von Lebensmitteln bieten, etwa für das Backen von eigenem Brot oder das Herstellen von eigenem Wein mit einem Fermentationsgerät. Die Suche nach Selbständigkeit und Selbstverwirklichung beim Essen und Kochen ist deutlich spürbar, gerade auch als Gegentrend zu einer Arbeitswelt, in der oft wenig Spielraum besteht, sich selbst einzubringen.
Die Nachhaltigkeit spielt hier ebenfalls eine Schlüsselrolle, genauso wie die Gesundheit, weil die Sensibilisierung für Allergien oder Unverträglichkeiten und persönliche Präferenzen die Küche immer stärker individualisieren. Ein veränderter Umgang mit der Gesundheit verleiht auch unserem Badezimmer eine neue Bedeutung. Einerseits gibt es Konzepte, die das Bad mit diagnostischen Funktionen ausrüsten. Beispiele sind Toiletten oder Spiegel, die mit Sensoren ausgestattet sind, um wichtige Vitalfunktionen täglich zu überwachen und im Fall von chronischen Krankheiten auch direkt mit medizinischen Zentren auszutauschen. Andererseits werden Badezimmer zu Orten der Entspannung, zu einer Art privatem Wellness-Refugium. Für die Gesundheit relevant sind auch vermeintlich banale Aspekte wie Licht und Klang – zwei Dimensionen des Wohlbefindens, die bisher nur wenig Beachtung fanden. Ähnliches gilt für den Trend zu natürlichen Materialien oder antibakteriellen Oberflächen.
Gibt es Beispiele, wo diese Zukunft schon heute stattfindet?
Ja, es gibt heute etliche Ideen und Konzepte, sowohl bei Küchen als auch bei Bädern, die mögliche Richtungen aufzeigen, wie wir künftig wohnen, kochen und uns pflegen werden. Wenig überraschend ist, dass die letzten Jahre durch Visionen von «smarten» Küchen und Bädern
geprägt waren, die komplett digital eingebunden sind. Das Paradebeispiel solcher Visionen sind Kühlschränke, die Lebensmittel erkennen, den Frischegrad prüfen oder sogar Nachbestellungen tätigen. Aber solche Ideen setzen sich oft nicht durch, weil sie entweder zu teuer oder zu kompliziert sind. Echte Innovation stellt nicht das Machbare in den Mittelpunkt, sondern das, was wirklich nützlich ist.
Ein weiteres Suchfeld für die Zukunft umfasst Lösungen, die eine flexible Raumgestaltung ermöglichen. Dabei wird die Küche zum Beispiel per Knopfdruck zu einem Arbeitsplatz oder durch Umklappen des Esstischs zu einer Schlafnische. Es wird auch mit flexiblen Badezimmern experimentiert, etwa mit einer automatisch aufblasbaren Badewanne, die selbst auf kleinstem Wohnraum das Entspannen im Schaumbad ermöglicht. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit wird vermehrt mit regenerierbaren oder rezyklierbaren Materialien gebaut. Eine weitere relevante Innovation sind 3D-Drucker, die es ermöglichen, ganze Häuser oder Komponenten flexibel zu produzieren. Die meisten dieser aktuellen Neuerungen sind allerdings keine revolutionären Umbrüche, sondern sprechen eher dafür, dass auch in den nächsten 100 Jahren – oder 111 Jahren, um die Zahl eures Jubiläums aufzugreifen – die Grundelemente des Wohnens, Kochens und Badens erhalten bleiben werden. Wir werden aber den Komfort, die Personalisierung und vor allem auch die Nachhaltigkeit immer weiter optimieren.
Was lässt sich zum Tempo des Wandels sagen?
Die gefühlte Dynamik bleibt hoch und dürfte sich sogar akzentuieren. Bei der realen Geschwindigkeit der Veränderung sieht es etwas anders aus. Entscheidend ist nicht, was technisch machbar ist, sondern der Nutzen, den eine neue Lösung den Menschen bringt – und ob sie kulturell kompatibel ist. Gerade bei der Ernährung ist unsere Anpassungsfähigkeit respektive unser Anpassungswille beschränkt. Wir sehen aktuell zwar eine Veränderung der Essensgewohnheiten in Richtung eines nachhaltigen und gesünderen, möglichst fleischlosen Konsums. Dennoch bleiben wir biologisch darauf angewiesen, mehrfach pro Tag zu essen. Grenzen gibt es auch bei der Toleranz gegenüber neuen Ernährungsformen wie beispielsweise Insekten als Proteinquelle.
Dies zeigt sich interessanterweise auch, wenn wir Science-Fiction in Literatur und Film analysieren. Während es bei Waffen und Fortbewegungsmitteln radikale Ideen gibt, von Atomisierungspistolen über Lichtgeschwindigkeitsantriebe bis zum Beamen von Menschen, ernähren sich die Protagonisten meist weiterhin von Hamburgern oder trinken Kaffee. Der hauptsächliche Wandel wird – neben der beschriebenen Fokussierung auf Gesundheit und Selbstverwirklichung – bei der Umstellung auf mehr Nachhaltigkeit in Bezug auf Energie, Materialien und Recycling erfolgen. Dies wird nicht allein baulich, sondern auch durch Verhaltensänderungen gesteuert sein. In den Risiken des Klimawandels steckt insofern auch eine Chance, gewisse Aspekte des Bauens und Wohnens neu zu denken. Küche und Bad können dabei aufgrund ihrer besonderen Funktion eine Vorreiterrolle einnehmen. Es sind Räume, in denen es sich ganz speziell lohnt, Prototypen zu entwickeln und zu testen.
Sehnen wir uns nicht auch nach dem Gewohnten – trotz all dem Wandel?
Klar, Gewohnheiten sind für uns Menschen elementar und prägen die Kultur des Wohnens, gerade auch in der Nutzung von Küchen und Bädern. Ein wesentlicher Teil der Innovationen wird darum der Fortführung der gewohnten Muster dienen. So haben viele neue Technolo-
gien das Ziel, unsere Ökobilanz zu verbessern, ohne dass wir unser Verhalten ändern müssen. Elektrofahrzeuge sollen sicherstellen, dass wir auch in Zukunft genauso viel unterwegs sein können, ohne aber das Klima zu belasten. Diese Vorstellung greift natürlich zu kurz, wir werden nicht um neue Gewohnheiten herumkommen. Dafür müssen wir jedoch erst einmal verstehen, welche heutigen Routinen bezüglich Gesundheit, Nachhaltigkeit oder Solidarität nicht zukunftsfähig sind. Wir müssen das grössere Bild verstehen, um die wesentlichen Veränderungen zu erkennen, die nötig sind. Zum andern müssen wir mit der Innovation dort ansetzen, wo sie einen echten Mehrwert stiftet. Wenn das Neue unsere Lebensqualität wirklich verbessert, sind wir auch bereit, uns daran zu gewöhnen. Das gilt bei der Arbeit ebenso wie beim Bauen und Einrichten unseres Zuhauses.
Eine persönliche Frage zum Schluss. Bad oder Küche: Welcher Raum ist für dich persönlich wichtiger und warum?
Für mich sind beide Räume ausgesprochen wichtig und ich möchte unter keinen Umständen auf einen davon verzichten. Gutes Essen ist für mich ein zentraler Teil von Lebensqualität. Dazu gehört für mich auch, dieses selbst und zusammen mit meiner Familie zuzubereiten. Ich koche nur selten nach fixen Rezepten, so ist die Küche für mich als ehemaligen Biochemiker auch immer ein Ort für Experimente. Schon als Kind habe ich meine Eltern mit Eigenkreationen auf Trab gehalten – nicht alle waren geniessbar. Das Bad ist vor allem als Rückzugsort unabdingbar. Insbesondere eine Badewanne ist ein zentraler Bestandteil, um sich vom hektischen Alltag zu entkoppeln, zum Beispiel um ungestört über die Zukunft von Bad und Küche zu sinnieren.
Wandel vs. Wirklichkeit: Drei Trends und Gegentrends mit Relevanz für Bad, Küche und Leben
Spannungsfeld 1 Individuelle Entfaltung vs. Suche nach Gemeinschaft
Auf der einen Seite ist unser Alltag immer stärker durch individuelle Bedürfnisse geprägt. Wir suchen nach Produkten, Dienstleistungen und Umgebungen, die unsere eigene Wertvorstellung widerspiegeln. Dies betrifft nicht nur die Einrichtung der Wohnung, sondern etwa auch personalisierte Ernährung und Medizin. Küche und Bad werden wichtiger, um das eigene Wohlbefinden zu stärken, sich gesund zu ernähren, den Körper zu pflegen und sich von den Strapazen des Alltags zu erholen. Die Digitalisierung verstärkt diese Tendenz, indem noch mehr Alltagsbereiche datenbasiert auf uns zugeschnitten werden. Mit der Ausrichtung auf die eigenen Bedürfnisse gerät aber gleichzeitig das Miteinander unter Druck. Alleine wohnen und essen führt zu Einsamkeit. Soziale Netzwerke können dies nur bedingt kompensieren. Als Gegentrend wird darum die Gemeinschaft wichtiger, und damit das gemeinsame Kochen und Essen, aber auch die Sorge um das Wohlbefinden der Nächsten. Das fördert Wohnkonzepte, in denen der Austausch verstärkt in den Mittelpunkt rückt. Auch und gerade in einer individualisierten Welt wandelt sich die Wohnung wieder zum wichtigsten Ort der Gemeinschaft, wo Familie gelebt und Freundschaft gepflegt wird.
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Spannungsfeld 2 Öffnung und Austausch vs. Privatsphäre und Abgrenzung
Unser Leben ist mit der Virtualisierung und digitalen Vernetzung immer mehr von Austausch geprägt. Privates wird nach aussen getragen und mit anderen geteilt. Der Begriff der Privatheit wird neu definiert. Gleichzeitig lösen sich traditionelle Grenzen zwischen Arbeiten, Wohnen und Reisen auf, wir können von überall her alles tun, Arbeit und Familie verbinden. Unser privater Wohnraum wird dabei zu einem zentralen Ort der Vernetzung. Mit dieser «Überfrachtung» der Wohnungen kommt es zum Wunsch nach Entkopplung. Als Gegentrend zu Offenheit und Austausch teilt sich die Gesellschaft in unterschiedliche Wertvorstellungen oder Lebensmodelle auf, mit weniger Gemeinsamkeiten als in der Vergangenheit. Mit dem Wunsch, der hohen Dynamik zu entkommen, findet ein Rückzug ins Private statt, wo die eigenen vier Wände als Ort der Sicherheit und Entspannung fungieren. Das Spannungsfeld zwischen Öffnung und Abgrenzung lässt sich exemplarisch an Bad und Küche aufzeigen: hier die Oase des Rückzugs und der persönlichen Achtsamkeit, dort der Ort des gemeinsamen Austauschs und Geniessens sowie der Offenheit für neue Speisen und Esserlebnisse.
Spannungsfeld 3 Auslagerung und Automatisierung vs. Eigenverantwortung und Selfmade-Kultur
Die Digitalisierung verspricht mehr Einfachheit und Convenience, indem immer mehr Aufgaben im Alltag an Algorithmen oder Maschinen ausgelagert werden. Das Finden von Musik, Restaurants oder Möbeln übernehmen Assistenzsysteme mit künstlicher Intelligenz. Roboter mähen den Rasen, reinigen die Wohnung oder ermöglichen es uns, für Gäste anspruchsvolle Gerichte zuzubereiten. Das Auslagern von Aufgaben bringt Effizienz, es führt aber auch zu einem Verlust von Kompetenzen: Wir können weniger selbst entscheiden oder machen. Als Gegentrend wachsen darum der Wunsch und die Sehnsucht, nicht daten-, sondern gefühlsbasiert zu entscheiden, selbst zu kochen und selbst Gemüse anzubauen. Dabei wird die Wohnung zum Werkplatz, in dem sich die Selfmade-Kultur entfalten kann und man sich durch «Digital Detox» von der virtuellen Welt entkoppelt.
Dr. Stephan Sigrist ist Gründer und Leiter des Think Tanks W.I.R.E. Der interdisziplinäre Stratege zählt zu den führenden Zukunftsforschern im deutschsprachigen Raum. Mit seinem Team analysiert er Entwicklungen im Spannungsfeld von Wirtschaft und Gesellschaft, mit besonderem Fokus auf Leben und Arbeit. Er ist gefragter Keynote Speaker sowie Herausgeber und Autor zahlreicher Bücher. www.thewire.ch | www.futuresociety.org