SWisslife 2. Jahrgang // Ausgabe 2 // Fr. 6.50
Sommer 2011 // Samstagnachmittag
In «Swiss Photo Selection» präsentiert SWISSLIFE Arbeiten von Schweizer Fotografen, die von der internationalen Jury des «Swiss Photo Award – ewz.selection» ausgezeichnet wurden. www.ewzselection.ch
Swiss Photo Selection // 3
Freizeitfreunde Was machen Menschen am Samstagnachmittag nach dem Einkaufen? Dieser Frage gehen Ursula Sprecher und Andi Cortellini mit ihren Bildinszenierungen nach und porträtieren Leute, die sich regelmässig treffen: in Clubs, Vereinen und Cliquen.
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Vorherige Seite: Tauchclub ÂŤDintefischÂť, 48 Mitglieder. Oben: Pfadiabteilung St.Brandan, 53 Mitglieder.
Swiss Photo Selection // 5
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Verein «Freunde der Tätowierung», 100 Mitglieder.
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Pudelclub beider Basel, 68 Mitglieder.
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Ruderclub Blauweiss, 230 Mitglieder.
Gemeindefeuerwehr, 64 AdF (Angehรถrige der Feuerwehr).
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Ursula Sprecher &Andi Cortellini: Bilder von Menschen, über Menschen, mit Menschen Die Fotografen Ursula Sprecher & Andi Cortellini teilen sich ein Fotostudio in Basel. Sie arbeiten in den Bereichen Werbung und Editorial und haben sich auf People-Fotografie spezialisiert, mit ImageBildstrecken und freien Kunstprojekten. Sprecher und Cortellini besuchten die Kunstgewerbeschule in Basel, absolvierten eine Fotografenlehre und assistierten im In- und Ausland, bevor sie sich Mitte der 90er-Jahre selbständig machten. In ihrer international beachteten Arbeit «Freizeitfreunde» zeigen Sprecher und Cortellini Gruppierungen von Menschen, die sich eines teilen: das freiwillige Engagement für eine gemeinsame Sache. Die Protagonisten zeichnen ein Abbild der Gesellschaft, quer durch alle Altersklassen, Geschlechter, Religionen und ethnischen Gruppen. Die Bilder erzählen – unsichtbar, aber erkennbar – vom Einsatz der Menschen für ihre Idee. Spürbar sind Engagement und Ernsthaftigkeit aller Beteiligten sowohl vor wie hinter der Kamera. Die Serie «Freizeitfreunde» mit allen 50 Aufnahmen finden Sie auf www.swisslife.ch/magazin
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Für die Bildstrecke zur Titelgeschichte «Die guten Lehrer» im GEO- Magazin 2/2011 ging das Fotografenduo Ursula Sprecher und Andi Cortellini noch einmal zur Schule. Die beiden fuhren kreuz und quer durch Deutschland und bis nach Örebro in Schweden, um «gute Lehrer» zu besuchen und sie mit ihren Schülern zu fotografieren.
Majoretten- und Showtanzgruppe ÂŤThe StarlightsÂť, 35 Mitglieder.
Editorial // 13
Grüezi Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht – aber für mich sind die Samstagnachmittage herrlich: draussen an der frischen Luft sein, den Kopf lüften, neue Energie tanken. Mit unseren Liebsten, mit der Familie etwas unternehmen. Biken etwa, die Hügel bezwingen, beim Runtersausen den Fahrtwind geniessen, zum Ende auch etwas die Beine spüren. Oder Wandern! Die vielfältige Schweiz entdecken, sympathische Menschen treffen, einen Nussgipfel in der Beiz zur Belohnung. Endlich einfach nur Zeit haben. Ohne Zwang tun und lassen, was sein darf, und nicht nur muss. Und natürlich lesen – wie etwa SWISSLIFE, wo wir dieses Mal gesellige Vereinskameraden aus der Nordwestschweiz besuchen oder die jungen Coiffeusen und Coiffeure aus dem Aargau, die eben ihre Lehrabschlussprüfung hinter sich haben. Oder die Chefredaktorin aus Lausanne, die am Samstag entscheidet, was die Romands am Sonntag lesen. Ich wünsche Ihnen viel Spass auf dieser samstagnachmittäglichen Entdeckungsreise durch die Schweiz.
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Ivo Furrer, CEO Swiss Life Schweiz: «Am Samstagnachmittag entschleunigen wir, tanken neue Energie und widmen uns Herzensangelegenheiten – mit unseren Liebsten oder Gleichgesinnten.»
01
Swiss Photo Selection:
Freizeitfreunde
Was tun Menschen am Samstagnachmittag, in ihrer Freizeit? Das Fotografenduo Ursula Sprecher und Andi Cortellini liefert die Antwort mit einer Serie inszenierter Gruppenbilder. 13 Editorial:
Ivo Furrer
16 Zwei Seiten:
20
Gamen vs. Pfadi
Schwerpunkt:
Gemeinsam stark Vom Pudelclub über die «Freunde der Tätowierung» bis zur Dorffeuerwehr: Das Fotografenduo Ursula Sprecher und Andi Cortellini porträtiert Freizeitfreunde.
Auf Spritztour
Am Samstag widmen sich die Schweizer ihren Autos. Unser Autor Max Küng nahm einen Augenschein – von der Stützliwösch bis zur teuersten Waschstrasse des Landes. 28 Zahlensalat:
Samstagnachmittagsbeschäftigungen
31 Gut abgeschnitten:
So fängt Zukunft an.
Gesamtverantwortung: Swiss Life Public Relations, Martin Läderach Redaktionskommission: Ivo Furrer, René Aebischer, Thomas Bahc, Thomas Langenegger, Christian Pfister, Hans-Jakob Stahel Redaktionsleiter UPDATE: Dajan Roman Redaktionadresse: Magazin SWISSLIFE, Public Relations, General-Guisan-Quai 40, 8022 Zürich, magazin@swisslife.ch Projektleitung: Mediaform, Christoph Grenacher, Ittenthal Konzept und Gestaltung: Festland Werbeagentur, St.Gallen/Zürich Druck und Versand: Heer Druck AG, Sulgen Erscheinungsweise: 3x jährlich; Frühling, Sommer, Herbst Auflage: 100 000 Anzeigenverkauf: Mediaform, Baumgärtli, 5083 Ittenthal, mediaform@mediaform.ch Adressänderungen/Bestellungen: Magazin SWISSLIFE, General-Guisan-Quai 40, 8022 Zürich, www.swisslife.ch/magazinabo Rechtlicher Hinweis: In dieser Publikation vermittelte Informationen über Dienstleistungen und Produkte stellen kein Angebot im rechtlichen Sinne dar. Über Wettbewerbe wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Gedruckt auf FSC-Papier.
Das Reinigungsritual Am Samstag bei schönem Wetter denken Männer an Wellness – für ihr Auto. Dann kommen Schwämme zum Einsatz, bestes Make-up, zuweilen auch Zahnbürsten.
Inhalt // 15
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A Swiss Life:
Ariane Dayer
Für die Chefredaktorin von Le Matin Dimanche geht es am Samstag um die Schlagzeilen von morgen. Dabei ist Ariane Dayer selbst eine Story wert: Die Walliserin gilt als Medienphänomen – und hält sich selbst gern bedeckt. 47 Küchenfreuden:
Die Sonne im Teller
49 Reeto von Gunten:
Die Sonntagsmacherin Feministin ohne Dünkel, Katholikin ohne Ehering, Chefredaktorin ohne Karriere: eine Annäherung an die Widersprüche im Leben von Ariane Dayer.
50 Wettbewerb: 52 Zugabe:
Beilage:
Stöbern, finden, horten
Ein Grillfest für 20 Freunde
Zeit zum Jodeln mit Oesch’s die Dritten
UPDATE
Lesen Sie, wie sich Swiss Life den Wendepunkten in Ihrem Leben anpasst, warum ein hoher Lohn nicht unbedingt einen komfortablen Ruhestand bedeutet und wie Ihnen Swiss Life das Leben vereinfacht.
Punktgenaue Beratung Versicherungs- und Vorsorgelösungen sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Im UPDATE lesen Sie, warum Swiss Life viel Wert auf individuelle Beratung legt.
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Text: Simone Ott, Bild: Noë Flum
Wild oder virtuell? Benjamin Stauffacher, 20, Leiter bei den Pfadfindern «Schwyzerstärn», Kehrsatz BE «Meine Freundin
motzt manchmal, dass ich mehr Freizeit mit den Pfadfindern als mit ihr verbringe. Doch ich geniesse es, samstagnachmittags mit den Pfadis nach draussen zu gehen und ‹Dampf abzulassen›. Als Informatiker bin ich unter der
Woche ein Stubenhocker, die Pfadi ist für mich ein wichtiger Ausgleich. Wir treffen uns am Samstag um 14 Uhr und machen Übungen zu einem bestimmten Thema. Kürzlich ging es um ‹Geldbeschaffung› – mit Agentenspielen und Schatzsuche. In der Pfadi erfahre ich aussergewöhnliche Kameradschaft, wie man sie sonst kaum kennt. Gemeinsam erleben wir Abenteuer. Man lernt auch, als Gemeinschaft miteinander auszukommen. Das schweisst zusammen. Man hilft und unterstützt sich in schwierigen Momenten, muntert einander auf. Es ist schön zu wissen, dass man sich auf seine Kameraden verlassen kann. Ich will den Pfadis auch Werte vermitteln wie die Sorge zur Umwelt und zu den Mitmenschen. Oder ihnen zeigen, dass es sich lohnt, sich durchzubeissen; davon haben manche Kinder keine Ahnung. Leider denken viele Junge, die Pfadi sei uncool, und spielen lieber Fussball oder hängen herum. Ich aber möchte nichts anderes machen.»
Zwei Seiten // 17
Stephanie Burri, 25, Gamerin, Zollikofen BE
«Ein paar Kollegen haben im Übungsraum ihrer Band Playstation 2 und 3 und eine Leinwand installiert. Am Samstagnachmittag gehe ich jeweils mit meinem Freund dorthin. Meistens sind wir sieben oder acht Leute, die gamen. Am liebsten spiele ich
Autorennen, wo man schön in andere Autos ‹reintutschen› kann, oder Olympia Games wie Eiskunstlauf. Beim Gamen kann ich gut abschalten. Mein Job in einer Anwaltskanzlei ist sehr anstrengend. In meiner Freizeit will ich mich entspannen und es mit meinen Freunden gemütlich haben. Neben unserem Playstation-Reich gibt es noch andere Räume mit Gamern. Man kennt sich und besucht sich gegenseitig. Im Laufe der Zeit haben wir uns angefreundet und gehen auch gemeinsam aus. Zu Hause game ich mit einem Atari von 1993, den ich von meinen Brüdern geerbt habe. Richtig ‹old school› ist das: ein Vintage-Gerät mit mikromässigem Bildschirm, Joystick und einer etwas überdimensionierten Tastatur. Das Ding funktioniert noch mit Disketten! Damit spiele ich ‹Monkey Island›, ein Spiel, bei dem ein Mann eine Frau rettet. Gamen hat einfach einen grossen Spassfaktor. Und ich bin ehrgeizig: Ich liebe es, zu gewinnen.»
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Die Such-
maschine der Schweizer Familie
Im Spannungsfeld zwischen gestern und morgen hat die Schweizer Familie eine gute Nase f端r interessante Themen und 端berraschende Geschichten. Bei der Lekt端re stossen Sie auch immer wieder
auf Tipps, die Sie bei vielen Dingen auf die richtige Spur bringen. FĂźr Abos: Gratistelefon 0800 000 993 oder www.schweizerfamilie.ch
Ăœberraschend anders.
Intensive Pflegesp端lung: fotografiert auf Lamborghinigelb.
Schwerpunkt // 21
Text: Max Küng, Bild: Lucas Peters
Schwamm drüber!
Einseifen, wachsen, polieren: Am Samstag gibt’s Wellness fürs Auto. Unser Autor hat die Hochburgen männlicher Reinigungsrituale besucht – von der Stützliwösch bis zur teuersten Waschstrasse der Schweiz.
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I
mmer am Samstag nach dem Mittagessen, wenn das Wetter schön war, ging mein grosser Bruder mit einem Plastikeimer aus dem Haus, wo er seinen Wagen so parkiert hatte, dass er genau vor der Eingangstür stand. Es war ein Simca 1300, türkis metallic, er funkelte in der Sonne, und ich kniff die Augen zusammen, auf der Treppe sitzend, die ins Haus führte. Es war sein erstes Auto, Occasion gekauft mit seinem zusammengesparten Lehrlingslohn. Er liebte seinen Simca. So sehr, dass ich nie mithelfen durfte samstags. Denn es war eine Arbeit, die Ernsthaftigkeit erforderte, Verantwortungsbewusstsein und Hingabe, all die Dinge, die einem Kind abgingen. Mein Bruder holte eine Kabelrolle aus dem Schuppen, schleppte den Staubsauger aus dem Haus, dazu Handfeger und ein Schäufelchen. Dann verschwand er in seinem Simca. Ich sah nur noch seine Beine herausschauen, während er Jagd machte auf den letzten Krümel, das letzte Staubkorn. Wenn er wieder herausgekrochen kam, schloss er den Gartenschlauch an. Er holte Putzmittel, einen Schwamm, ein Stück Leder, das trocken und auf ekelhafte Art steif und schrumpelig war. Das Wasser floss. Der Schaum spritzte. Ohne Hast ging er zu Werke. Lange widmete er sich den Felgen. Und dann wurde abgeledert. Das Waschen des Autos war ein samstägliches Ritual, nicht unähnlich einem Kirchengang, aber doch recht viel interessanter in den Augen eines Kindes und wohl auch in jenen meines Bruders. Als der Wagen dann poliert in der Sonne stand, betrachteten wir die Schönheit. Der Samstagabend konnte nun kommen für meinen grossen Bru-
der und sein kleines Auto: Der Ausgang, die Mädchen, denn dafür hatte man schliesslich ein glänzendes Auto. Um die Mädchen zu beeindrucken. Sie und alle anderen, die sich beeindrucken lassen wollten – oder auch nicht. Heute gibt es die Automarke Simca nicht mehr und mein Bruder hat aufgehört, sein Auto vor dem Haus zu waschen, vernünftigerweise: dem Grundwasser zuliebe. Nun fährt er dorthin, wo die meisten Autofahrer hinfahren: in eine Autowaschstrasse. Die Sensation der Sechziger Die erste Waschstrasse der Schweiz wurde 1967 eingeweiht, in Zürich, am Sihlquai, wo sie übrigens noch immer steht, am selben Ort, im selben Haus, Nummer 41. Damals war das eine grosse Sache, ja
Der Profi teilt die Autowaschanlagen grob in drei Typen ein. Neben den Waschstrassen mit Schleppkette kennt man noch die sogenannten Portalmaschinen (das Auto bleibt stationär, dafür bewegt sich die Anlage hin und her) sowie die äusserst beliebten und weit verbreiteten Waschboxen, in denen man gegen den Einwurf von Münzen mit einer sogenannten Lanze sein Auto mit Hochdruck selbst reinigt. Der schwarze Porsche Cayenne von Janine Meyerstein ist bestimmt das sauberste Auto der Schweiz, denn es wird jeden Tag gewaschen. Das hat seine Gründe. Janine Meyerstein und ihre Schwester Marlene führen ein Schweizer Autowaschimperium, das Anfang der 80er-Jahre von ihrem Vater gegründet wurde. Besucht
Man sagt immer, Autos verschmutzen die Umwelt. In der Waschbox ist die Sicht umgekehrt: Die Umwelt verschmutzt das Auto. eine Sensation, und auch im Fernsehen wurde darüber berichtet. «Wie in Amerika», kommentierte der Nachrichtensprecher die Schwarz-Weiss-Bilder mit bebender Ernsthaftigkeit in der Stimme. Sieben Franken kostete ein Waschgang. Das Prinzip war dasselbe wie heute: Das Auto kommt an eine sogenannte Schleppkette, welche das Vehikel bis an deren Ende zieht. Gleichzeitig wird der Wagen gewaschen – am Anfang in Ermangelung geeigneter Maschinen noch von fleissigen Menschenhänden.
sie einen ihrer Betriebe, prüft sie selbstverständlich die Qualität der Reinigung gleich an ihrem eigenen Wagen. Vor rund dreissig Jahren nahm die Erfolgsgeschichte der Familie Meyerstein ihren Anfang mit einer Einrichtung, deren Name zu einem Synonym wurde für die schnelle und günstige Wäsche: Stützliwösch. Es ist kein Zufall, dass der Firmenname an die berühmt-berüchtigten Stützlisex-Etablissements erinnert, die dem männlichen Auge ein kurzes und billiges Vergnügen boten. Meyerstein
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wählte diesen prägnanten Namen ganz bewusst – was damals prompt die Behörden auf den Plan rief. Beim Bewilligungsverfahren für die Waschanlage wollte man genau wissen, ob nicht irgendwo noch etwas Anrüchiges an der Sache sei. Dabei ging es ja nur, um was es noch immer geht: Sauberkeit. Hingebungsvolles Ritual Samstags sind die zehn Boxen der Stützliwösch beim Zürcher Letzigrund alle besetzt, die Wagen stehen Schlange. Hingebungsvoll bearbeiten die Autofahrer ihre Lieblinge. Hier findet der direkte Kontakt zum Gefährt statt. Hier herrscht keine Distanz wie in der Waschstrasse. Man hat die Sache selbst im Griff respektive eine Lanze in der Hand, aus der heisses Wasser schiesst, auf Wunsch auch das nötige Waschmittel, Schaum oder Wachs. Das Programm stellt man sich selbst zusammen. Akribisch nimmt man sich die Blechhaut vor, die neuralgischen Stellen, die Problemzonen. Man sagt ja immer, die Autos verschmutzen die Umwelt. In der Waschbox ist die Sicht umgekehrt: Die Umwelt verschmutzt das Auto. Eine Unzahl toter Insekten klebt an den Scheinwerfern, den Kühlergrills, den Frontpartien, Dreck, Staub, Pollen, klebriger Saft, der von Bäumen tropft, und – Vogelkot. Der Vogelkot ist das Schlimmste überhaupt für die Haut der Gefährte: Unter praller Sonne brennt er sich richtiggehend ins Blech. Also muss er weg. Am besten schnellstmöglich. Und nochmals werfen die Autowäscher einen Jeton in die Maschine, nochmals zischt das Wasser aus der Lanze, gurgelt die Schaumbürste, saugt der Staubsauger
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Der Trick liegt beim Trocknen Das Konsumentenmagazin «Ktipp» hat diesen Frühling zwölf Autowaschanlagen in allen Schweizer Landesteilen getestet. Das Resultat überrascht: Nur eine einzige dieser zwölf Anlagen hat mit dem Ergebnis «gut» abgeschnitten. Sieben wurden als «genügend» eingestuft, vier als «ungenügend». Immerhin: Alle getesteten Betriebe arbeiten schonend. Kratzer oder anderweitige Schäden wurden nach keinem Waschgang festgestellt. Generell lässt sich sagen: Eine Waschstrasse ist in ihrer Gründlichkeit einer Handwaschanlage stets überlegen.
Die einzig gute unter den getesteten zwölf Waschstrassen ist die luxuriöse Autop-Anlage im Zürcher Seefeld. Ausschlaggebend für den Testsieg war jedoch nicht die Sauberkeit – auch halb so teure Anlagen waschen so gründlich wie dieses Vorzeigeobjekt. Der entscheidende Unterschied liegt in der Trocknung.
Der Tipp vom Fachmann: günstig waschen und selbst nachtrocknen. Auch selbst waschen in der Stützliwösch oder ähnlichen Anlagen wird empfohlen. Und es ist ganz einfach: Zuerst mit dem Hochdruckreiniger den groben Schmutz entfernen. Dann mit Waschmittel und Schwamm waschen. Den Schaum abspülen und am Ende mit einem Tuch oder Leder trocknen.
Make-up f端r den Liebling: fotografiert auf Ferrarirot.
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eine Minute. Betrachtet man die Besitzer der blauen Subaru Imprezas, der roten Mitsubishi Lancers, viele mit Spoilern, vorne, hinten, seitlichen Schwellern, nicht serienmässigen Felgen, Auspuffen mit Mortadelladurchmessern, dann hat man den Eindruck: Hier geht es um nichts weniger als Liebe. Eine tiefe Liebe. Mensch und Maschine, nie sind sie sich so nahe wie an einem Samstag in der Autowaschbox. Und tatsächlich ist die Zahnbürste ein beliebtes Utensil, um den Felgen den letzten Schliff zu geben. Denn eine Felge, so simpel sie sein mag: Sie richtig rein zu bekommen, ist eine wahre Kunst. «Es gab in Deutschland eine Umfrage», sagt Janine Meyerstein, «dabei kam heraus, dass die meisten Menschen die Autowäsche als notwendiges Übel empfinden. Frauen haben dabei sogar ähnliche Empfindungen wie bei einem Zahnarztbesuch.» Das wollten die Meyersteins ändern. Und das haben sie getan. Janine Meyerstein sitzt im
ersten Stock ihrer neusten Filiale am Ende des Zürcher Seefeldquartiers, dort, wo die Goldküste beginnt, deren Bewohner einen eher guten Monatslohn für sich beanspruchen. Entsprechend hoch ist die Dichte an teuren Autos und damit das Bedürfnis nach einer standesgemässen Pflege dieser Wagen. Darum kamen die Meyersteins hierher und errichteten etwas, das aussieht wie ein futuristisches Schlachtschiff: schräge Winkel, Kanten, Ecken, entworfen vom Architekturbüro Atelier WW. Es ist nichts weniger als die modernste und exklusivste Autowaschanlage, die man sich vorstellen kann. An eine Waschstrasse erinnert hier im ersten Stock wenig: Eine goldene Treppe führt hinauf, edle Spirituosen stehen in verspiegelten Vitrinen hinter einer Bartheke, die Hocker sind nietenbeschlagen und aus dickem Leder, man könnte sich in einem exklusiven Klub wähnen, was man auf eine Art auch ist. Im Hintergrund stacksen dünne Men-
schen herum, grelle Blitze zucken: Es ist gerade ein Modeshooting für die Luxusbeilage einer Tageszeitung im Gange. Der Ort hier ist vieles. «Wir wollten eigentlich bloss eine Lobby für unsere Kunden, damit sie entspannen können, während wir uns unten um ihr Auto kümmern.» Nun ist der Ort eine Bar mit Konzertflügel, ein Klub, ein Treffpunkt, wo man auch einen für diesen Standort anständigen Champagner trinken kann (Krug, 410 Franken die Flasche). Haarentfernung für 70 Franken Im Erdgeschoss befindet sich die eigentliche Waschanlage sowie eine Spezialabteilung für die Intensivreinigung der Autos, innen wie aussen. Ein Bent ley steht dort. Ein Ferrari. Ein Porsche wird gerade mit einer Poliermaschine massiert. Hundehaarentfernung kostet 70 Franken. Eine Vollpolitur einer Limousine gute tausend Franken. Und wie in der Kosmetik auch, werden teu-
Auf Wunsch des Sultans: abgestaubt durch die Wüste Wir haben es gut, denn wir dürfen auch mit ungewaschenen Autos durch die Gegend fahren. Das ist nicht überall so. Im Sultanat Oman etwa gilt ein Dekret aus dem Jahr 1973, das vom heute noch herrschenden Sultan Qabus Ibn Said erlassen wurde. Dieses Dekret verbietet allen Automobilisten ausdrücklich, mit staubigen Autos durch das kleine Land (2,5 Millionen Einwohner, Hauptstadt Maskat) zu fahren. Denn der Sultan mag es sauber. Autowaschen ist in Oman Zwang, obwohl das Land seit jeher unter Wassermangel leidet. Bei Zuwiderhandlung drohen Geldstrafen in Höhe von 5 bis 10 Rial, was 12 bis 24 Franken entspricht. Im Wiederholungsfall wird das Auto konfisziert.
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erste Pflegeprodukte aufgetragen. Hier lässt man die Vorstellung weit hinter sich, dass Autowaschen ein notwendiges Übel sei. Hier ist es purer Lifestyle. «Bitte Motor laufen lassen, danke, durch die Türe, dort ist die Kasse, offeriert ist ein Getränk.» Das sagt der Mann, der einen nett begrüsst, wenn man an der Waschstrasse vorfährt. Und dann steigt man aus dem Wagen, überlässt ihn den Profis, wählt an der Kasse sein Pro-
bei günstigeren Anlagen üblich. Das finden höchstens Kinder lustig, aber auch nicht alle. «Wir haben den Kundengang ganz bewusst gestaltet.» Bei Autop, so heissen Meyersteins Waschstrassen, kann man den ganzen Reinigungsvorgang seines Wagens verfolgen, denn der geschieht hinter grossen Glasscheiben. Es ist wie Kino: Man sieht, wie der Wagen eingeseift, von Lappen gepeitscht,
Für die Hunde gibts gratis Frolic, für die Kinder Haribo. Schneller kriegt man kleine Zwei- und Vierbeiner nicht aus dem Auto. gramm. 42 Franken und 50 Rappen kostet die absolute Wäsche, inklusive «Felgen-Spezial» und Schaumwachs, Glanzpolitur sowie Unterboden-Vollpflege. Das Basisprogramm gibt es für 22 Franken und 50 Rappen. Die meisten Kunden aber gönnen sich das volle Programm – wenn man schon mal hier ist. Was sind schon 42 Franken in einer Welt, in der ein Auto schnell einmal Hunderttausend kostet. Neben Technik viel Psychologie Es geht hier um Gefühle, um das Entwickeln von guten Gefühlen – und es geht vor allem anderen darum, schlechte Gefühle zu vermeiden, Angst etwa. Die Kunden müssen nicht selbst im Wagen sitzen bleiben, während sie von einer unsichtbaren Kraft durch die dunkle Waschstrasse geschleift werden wie durch ein finsteres Gewitter, so wie
von Bürsten gestreichelt wird. Ja, man wird Zeuge einer wundersamen Verwandlung: von der schmutzigen Karre zum glänzenden Schmuckstück. Um Zufriedenheit und Wohlbefinden der anspruchsvollen Kundschaft noch zu steigern, gibt es gratis Kaffee und Gipfeli und – wer möchte – kann mit der Schuhputzmaschine in der Ecke auch gleich noch sein Schuhwerk polieren. Die Meyersteins haben verstanden, dass das AutowaschstrassenGeschäft nicht nur aus Technik besteht, sondern auch aus Psychologie. So werden Kinder und Hunde am Anfang des Waschprozesses so schnell wie möglich aus den Wagen gelockt, damit es keinesfalls zu Stockungen kommt, denn Stockungen führen zu zeitlichen Verzögerungen und zeitliche Verzögerungen kosten Nerven und vor allem auch Geld. «Für die Hunde gibt’s
gratis Frolic, für die Kinder Haribo.» Schneller kriegt man kleine Zwei- und Vierbeiner nicht aus den Autos. Das Wichtigste ist und bleibt jedoch die makellose Reinigung der Autos. Dabei gibt es drei zentrale Punkte, die erfüllt sein müssen, damit der Kunde die tiefe Befriedung des Glanzes erfährt, die ihm zusteht. Es sind die drei universellen Schlüsselproblematiken einer jeden Autowaschanlage. Erstens müssen die Felgen wirklich, wirklich sauber sein. Zweitens darf es bei der Wäsche auf keinen Fall Kratzer geben. Und drittens: die perfekte und absolute Trocknung. Denn ein Auto zu waschen, ist die eine Sache. Die andere ist, den Wagen auf ideale Weise innert kürzester Zeit ganz und gar trocken zu bekommen. Zu diesem Zweck wird er mit Osmosewasser besprüht, mit entmineralisiertem Wasser, damit ja keine weissen Flecken oder auch nur Spuren davon auf dem Lack zurückbleiben, wenn die Hochleistungsföhns am Ende der Waschstrasse zum Einsatz kommen und in Sekunden die letzte Feuchtigkeit verschwinden lassen. Allein die Meyersteins waschen gut 5000 Autos pro Tag. Vorausgesetzt, es regnet nicht. Denn schlechtes Wetter ist schlecht fürs Geschäft. Am meisten Wagen stehen an den Samstagen vor den Waschstrassen. Das war schon immer so – und wird immer so bleiben. Denn Samstag und Autowäsche, das gehört einfach zusammen. Max Küng lebt mit seiner Familie und seinem Audi Kombi in Zürich und arbeitet als Reporter für «Das Magazin». Seinen Wagen wäscht er unregelmässig. Denn er glaubt: ein dreckiges Auto erzählt von einem aufregenden Leben.
Funkelndes Gl端ck: fotografiert auf British Racing Green.
Was machen Sie am Samstagnachmittag?
13,8 %
Waschen und bügeln
24,7 %
Mit den Kindern etwas unternehmen
23,3 % Relaxen und Wellness
30,9 %
41,7 %
Freunde besuchen
Zu Hause putzen oder aufräumen
6,2 % Musizieren
42,5 %
Individuell oder im Verein Sport treiben
4,9 %
Ehrenamtlich arbeiten
28,2 % Gärtnern
8,4 % Quelle: Swiss Life-Umfrage
Baumarkt besuchen
25,2 %
Individuell oder im Verein einem Hobby nachgehen
Zahlensalat // 29
10 %
Rasen mähen
37,7 %
Ausflüge machen
6,8 %
Auto waschen
13,8 % Verwandte besuchen
52,3 % Einkaufen
10 %
Weiterbildung
6,2 %
Coiffeur besuchen
29,5 %
Abendeinladung vorbereiten
8,7 %
Fürs Geschäft arbeiten
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12,5 % Liebe und Zärtlichkeit
1,4 %
Auto tanken
SWISSLIFE gibt es auch als App f端r iPad sowie als E-Magazin auf www.swisslife.ch/magazin
Lehrabschluss // 31
So fängt Zukunft an. Jetzt kommt die Jugend: Tausende von jungen Frauen und Männern bewiesen in den vergangenen Wochen bei Lehrabschlussprüfungen in der ganzen Schweiz ihr Können. SWISSLIFE befragte frischgebackene Coiffeusen und Coiffeure der Berufsfachschule Baden (AG), was sie sich von ihrer Zukunft erhoffen.
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Helen Wanner (18), Windisch «Endlich mehr Lohn! Und neue Erfahrungen.»
Céline Burkart (18), Oberrohrdorf «Jetzt kann ich mir mehr leisten.»
Elisa Widmer (19), Nussbaumen «Mein Lehrabschluss ist der Anfang zur Weiterbildung: als Maskenbildnerin.»
Sultan Yeliz Sünbül (20), Wettingen «Das Leben ist Lernen. Ich bin noch jung, will nochmals in die Schule. Kleinkinderzieherin wär auch noch was.»
Sabrina Bumann (20), Windisch «Take Care Of Your Hair!»
Samanta Schmassmann (19), Mellingen «Fahrlehrerin werden, damit ich eines Tages das Geschäft meines Stiefvaters und meiner Mutter übernehmen kann.»
Tina Lüscher (20), Wohlen «Selbständig werden und meine Zukunft selber planen.»
Melanie Della Torre Bryan (19), Spreitenbach «Ich möchte eine Polizistinnen-Ausbildung machen und später am Zoll arbeiten.»
Malsore Krasnici (21), Spreitenbach «Bevor ich 30 bin, habe ich mein eigenes Geschäft!»
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Roman Eller (21), Wittnau «Mein Traum ist ein Salon, der gut läuft. Falls nicht, sehe ich meine Zukunft als Landschaftsgärtner oder Chauffeur.»
Stefania Rasetta (22), Wettingen «Mein Job ist mein Leben – mit all seinen Erfahrungen.»
Arlinda Mazrekaj (18), Hausen «Nach der Arbeit nach Hause gehen und meinen Kopf abstellen!»
Anne Riewoldt (26), Zürich «The world is a mess, but your hair is perfect!»
Laila Keller (18), Riniken «Ich möchte so viel wie möglich in meinem Leben lernen. Darum besuche ich nach der Lehre die Minerva.»
Jessica Nigg (22), Wettingen «Als Coiffeuse arbeiten. Und die Welt entdecken.»
Fabienne Fux (18), Münchwilen «Ich mache ein Praktikum als Kleinkinderzieherin, danach werde ich Kindergärtnerin. Mein Traum war es schon immer, Kindergärtnerin und Coiffeuse zu sein.»
Fabienne Dobler (18), Oberlunkhofen «Ich will weiter Erfahrungen sammeln in meinem Job. Drum wechsle ich die Stelle.»
Manuela Hunkeler (18), Neuenhof «Zuerst eine Weiterbildung als Visagistin. Und dann mit Sandro einen Coiffeursalon eröffnen.»
Fabienne Steinmann (19), Büelisacker «Jetzt will ich Geld für eine Ausbildung auf die Seite legen. Maskenbildnerin oder Fotografin: Das wär was!»
Corinne Sauser (18), Leuggern «Nach meiner erfolgreichen Lehrabschlussprüfung habe ich mir die Ferien echt verdient.»
Dragoljub Mihajlovic (19), Baden «Schluss mit Salon – meine Zukunft liegt auf der Strasse: Ich werde Lastwagenchauffeur.»
Dalia Abdulahad (20), Nussbaumen «Vielleicht werde ich selbständig.»
Petra Hasler (18), Obermumpf «Nach den Sommerferien geht’s in die Berge – zur Arbeit als Coiffeuse in Arosa.»
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Sandra Saxer (19), Untersiggenthal «In ein paar Jahren möchte ich mein eigenes Geschäft eröffnen. Darum sammle ich jetzt noch Erfahrungen.»
Deborah Fritschi (20), Neuenhof «Weg mit der Schere – vorerst: Jetzt wartet ein Praktikum als Kaufmännische Angestellte und die Handelsschule.»
Stefanie Strebel (19), Mägenwil «Jetzt beginnt das Abenteuer Reisen. Und danach mache ich eine Zweitausbildung als Pflegefachfrau.»
Chantal Humbel (18), Niederwil «Dank meiner Freude am Beruf und meiner Kreativität arbeite ich in ein paar Jahren in einem Top-Team.»
Angela Peterhans (20), Fislisbach «Zielstrebig weiterarbeiten, mich weiterbilden – und später meine eigene Chefin sein.»
SWISSLIFE gibt es auch als App für iPad sowie als E-Magazin auf www.swisslife.ch/magazin Sandro Egli (20), Winkel ZH «Ich darf ins Militär – und was danach passiert, ist offen.»
Stefanie Bertschi (20), Veltheim «Jetzt erst mal richtig fett Ferien machen – und klar werden, was kommt.»
Mehr passen? Mehr schiessen? Mehr anfeuern?
Das Leben steckt voller Entscheidungen. Genauso wie der Nati-Spieler Gökhan Inler müssen auch Sie sich im Leben immer wieder neu entscheiden. Eine Weiterbildung, sich selbstständig machen oder doch eine Familie gründen? Unsere flexiblen Vorsorgelösungen mit wählbaren Garantien unterstützen Sie in allen Lebenslagen und passen sich jeder wichtigen Entscheidung an. Dabei profitieren Sie bei der führenden Vorsorgespezialistin stets von ausgezeichneten Renditechancen und hohen Sicherheiten. Unsere Experten beraten Sie gerne. www.swisslife.ch Ins_SL-Magazin_Inler_Satzsp_180x238.indd 1
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Text: Margrit Sprecher, Bild: Tom Haller
Samstagsschicht
Feministin, aber ohne Vorbehalte gegen Seite-3-Girls. Weder verheiratet noch Mutter, aber überzeugte Katholikin. Und trotz fehlender Berufserfahrung schon mit 33 Chefredaktorin. Ein Versuch, die Widersprüche im Leben von Ariane Dayer zu deuten, der Chefin von Le Matin Dimanche.
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D
er See ist fröhlich mit Segelschiffen gepunktet, am Ufer halten heiter gestimmte Menschen ihr Gesicht in die Sonne. Überall Magnolien, explodiert in frischer Pracht, und vor den roten Ampeln Autos, deren Motoren mit übermütiger Ungeduld aufjaulen. Samstagnachmittag in Lausanne. Nur das Bürohaus an der Rue de la Gare 33 macht ganz auf strengen Alltag. Abweisend die dunkel getönten Fenster, zurückhaltend der Treppenaufgang, ausgestorben das Foyer. Erfreut über die unerwartete Gesellschaft greift die junge Frau hinter dem Empfangsschalter gleich zum Telefonhörer: «Ariane – für dich!» Keine Minute später tritt Ariane Dayer aus der Lifttür, das Handy am Ohr, entschuldigende Handbewegungen. Klar doch. In diesen Stunden entscheidet sich alles. Jetzt nimmt das Blatt Form an. Jetzt wird bestimmt, was morgen
In Lausanne kaufte sie am Buffet-Kiosk den charakterlosen Salat, den sie eigentlich nie mehr kaufen wollte. Doch am Samstag ist die hauseigene Kantine geschlossen. 523 000 Westschweizer beim Sonntagsfrühstück lesen werden – also jeder Zweite. Und was, so hofft die Chefredaktorin, während der ganzen nächsten Woche noch für Gesprächsstoff sorgen wird. Im Grossraum-Redaktionsbüro von Le Matin Dimanche ist keine Hektik zu spüren. Man spricht gedämpft, um den Kollegen nicht zu stören, der, seine Hände im Nacken verschränkt, auf seinen Computer starrt und nach dem richtigen Ausdruck sucht. Und auch die Kollegin nicht, die, auf der Jagd nach einer wichtigen Zahl, in Papierstössen wühlt. Vor den Fenstern liegt die schneebedeckte Bergkette Savoyens, tief unten der Genfer See. Die Aussicht der Chefredak-
torin ist weit weniger grandios. Ihr schalldichter Glaskasten blickt auf einen Hinterhof, auf eine öde Fassade mit geschlossenen Fensterlamellen. Für Ariane Dayer beginnt der Countdown für die nächste Sonntagszeitung bereits am Montag – ihrem freien Tag. Sie notiert erste Ideen in ihr schwarzes Notizbüchlein – ein neues für jede Ausgabe – und allerlei Fundsachen. Das kann der pointierte Spruch eines Prominenten sein, aber auch eine exklusive Nachricht, welche die Konkurrenz übersehen hat. Hier zum Beispiel: Kofi Annan hat überraschend das Cully Jazz Festival besucht. «C’est genial», sagt sie und lässt die karierten Seiten durch ihre Finger laufen. Ihre Schrift ist rundlich, klein und überaus sorgfältig. Nichts von fahriger, charakterloser Journalistenkritzelei. Hier will jemand entziffert und verstanden werden. Sogar von sich selbst. Am Freitagabend leert sich das Edipresse-Medienhaus zügig und unter fröhlichen «Bon Weekend!»-Rufen. Am Samstagmorgen um acht betritt Ariane Dayer das verwaiste Gebäude. Wie üblich nahm sie in Genf den 6-Uhr-30-Bus zum Bahnhof. Im Zug nach Lausanne blätterte sie durch die wichtigsten Tageszeitungen. In Lausanne kaufte sie am Buffet-Kiosk den charakterlosen Salat, den sie eigentlich nie mehr kaufen wollte. Doch auswärts essen kostet zu viel Zeit, und die hauseigene Kantine ist samstags geschlossen. Sie wird die Redaktion erst um 23 Uhr 15 wieder verlassen. Keine Journalistin im schweizerischen Zeitungswesen hat eine rasantere Karriere hingelegt als Ariane Dayer. Mit 28 Jahren schrieb sie ihre ersten Zeilen als Bundeshaus-Korrespondentin für La Suisse. Mit 33 war sie Chefredaktorin von L’Hébdo, dem Westschweizer News-Magazin. Das gefiel nicht allen. Besonders männliche Kollegen fragten bald süffisant: «L’Hébdo oder L’Hébda?» und meinten damit: Ariane Dayer macht aus dem Intellektuellenblatt eine feministische, linke Kampfpostille. Tatsächlich kennt sie kein Pardon, wenn es um gleichen Lohn für gleiche Arbeit und gleiche Chancen in Beruf und Politik geht. Doch ihr Feminismus, gewissermassen eine mildere Walliser Variante, lässt durchaus Bewunderung für ihren Vater und andere Männer zu, und dieser Feminismus hat auch nichts gegen halbnackte Girls auf Seite 3. Nach fünf Jahren an der Spitze von L’Hébdo stürzte sich Ariane Dayer ins nächste berufliche Abenteuer. Sie gründete die 54. Zeitung in der Romandie, einem Gebiet mit 1,5 Millionen Französisch sprechenden Westschweizern und damit
Führt mit leisen Tönen, aber beharrlich eine der wichtigsten Redaktionen der Schweiz: Ariane Dayer.
Für jede Zeitungsausgabe füllt sich ein neues Notitzbüchlein mit Ideen. SWISSLIFE Sommer 2011
Eine Frau mit Weitblick – und feinem Gespür für Satire.
Boulevard hin oder her: Bei Ariane Dayer werden keine Menschen in den Dreck gezogen.
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vermutlich der medienmässig am besten abgedeckte Markt der Welt. Nach drei Jahren ging ihr das Geld aus. «Totgelacht» betitelte sie die letzte Ausgabe ihrer Satirezeitung Saturne. 2008 wurde sie Chefredaktorin von Le Matin, 2010 Chefredaktorin von Le Matin Dimanche. «Zuerst der Deutschschweizer Peter Rothenbühler und jetzt eine Frau!», stöhnten die Redaktoren auf der Website von Edipresse.
Immer wieder klopft es an ihre Glastür. Meist bedeutet das nichts Gutes: Die wichtige Auskunftsperson ist nicht erreichbar oder der vermeintliche Primeur erweist sich als Flop. Tatsächlich prägte ihr Stil bald die Zeitung. Bei ihr werden, Boulevard hin oder her, keine Leute verletzt oder gar in den Dreck gezogen. Stets sucht sie den weiblichen Zugang zum Thema, nähert sich ihm über die menschliche und psychologische Seite. Und wichtiger als das Urteil eines Bundesrats oder Verbandspräsidenten ist ihr die Meinung ihrer weiblichen Leserschaft. «Hat eure Mutter das Thema interessiert?», pflegt sie bei der Redaktionskonferenz jeweils zu fragen. «Und hat ihr der Artikel gefallen?» Ablenkungsmanöver, wenn’s zu persönlich wird Obwohl Chefredaktorin eines Massenblattes, das von Bekenntnissen und Schicksalen lebt, hält sich Ariane Dayer persönlich bedeckt. Man merkt es nicht gleich. Denn mal liefert sie zur Ablenkung geschickt ein überraschendes Hobby: Sie bastelt Modell-Segelschiffe. Mal präsentiert sie ein aussergewöhnliches Accessoire: Die Uhr an ihrem Handgelenk ist so mächtig, dass sie den Arm der doch zierlich angelegten Person ungebührlich zu beschweren scheint. Kein Wunder, es ist die Uhr der italienischen Unterseeboot-Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Aber auch das scheinbar Persön-
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liche, das sie preisgibt, ist bei näherer Betrachtung so per sönlich nicht. Immer wieder kommt in Interviews ihr bewunderter Vater vor, ehemals Chefredaktor des Walliser Nouvelliste. Es kommt ihre Heimat vor, das Wallis, weil es für sie «wichtig ist, zu wissen, wo man seine Wurzeln hat». Und es kommt ihr Glaube vor. «Ich bin katholisch», sagt sie, ein Bekenntnis, zu dem es heute in Intellektuellenkreisen mehr Mut braucht als zum Geständnis abwegiger sexueller Orientierungen. Ihre klaren, haselnussbraunen Augen bleiben fest auf das Gegenüber geheftet, und schliesslich kapituliert auch der hartnäckigste Interviewer: Bei Ariane Dayer gibt es keine Doppeldeutigkeiten und Stilbrüche zu entdecken. Diese Frau gibt sich nicht nur ungeschminkt, sie ist es auch, eine Pfadfinderführerin, die die Welt ein bisschen besser machen möchte. Dabei sorgt sie sich weder um das eigene richtige Profil, noch bastelt sie an eitlen Selbstinszenierungen. Nicht mal in Sachen Lieblingsautor. «Colette», antwortet sie, ein Name, der bei männlichen Karrieristen, die mit Voltaire oder Houellebecq zu punkten hoffen, ein mitleidiges Lächeln hervorruft. 18 Uhr, Ariane Dayer sucht auf dem Bildschirm nach neusten Meldungen und hört gleichzeitig mit geübtem Ohr das halblaut eingestellte Radio ab. Immer wieder klopft es an ihre Glastür. Meist bedeutet das nichts Gutes. Die wichtige Auskunftsperson ist nicht erreichbar. Der vermeintliche Primeur erweist sich als Flop. Der Artikel über die Abstimmungsergebnisse ist immer noch nicht eingetroffen. Hier ein Abstrich, dort ein Kompromiss: Wie jeden Samstag blättert von Stunde zu Stunde etwas vom Glanz der absoluten Glanznummer ab, die Ariane Dayer im Kopf hatte. Doch ihre Stimme bleibt leise und geduldig, und was sie sagt, klingt eher nach milder Einladung denn nach strikter Order. Um 23 Uhr 15 ist Redaktionsschluss. Einer macht ein lahmes Victory-Zeichen, eine andere streckt und reckt ihre Glieder. Die Wasserflaschen auf den Schreibtischinseln sind geleert, die Augen rot. Nur Ariane Dayer wirkt, als hätte sie den ganzen Tag an der frischen Walliser Luft verbracht. «Und morgen regnet es bestimmt … », seufzt sie mit gespielter Bitterkeit. Kaum wahrscheinlich, dass das Wetter ihre Gemütslage zu beeinflussen mag. Viel eher lieferte sie den Satz aus Kollegialität als Schlusspointe. Die Journalistin und Autorin Margrit Sprecher lebt in Zürich, arbeitet für die «Die Zeit», «NZZ», in- und ausländische Magazine und ist Mitherausgeberin des Branchenblatts «Schweizer Journalist».
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Küchenfreuden // 47
Leichte Beute: pikante Tomaten-Peperoni-Törtchen in Wildspargelsonne Tomaten-Peperoni-Törtchen. Gemüse putzen und waschen. // Zwiebeln fein hacken. // Peperoni mit dem Sparschäler schälen und die weissen Teile im Innern entfernen. // Tomaten 20 Sekunden in kochendes Wasser tauchen, schälen und entkernen. // Alle Zutaten (ausser Gelatine) 3 Minuten mixen. // Aufgelöste Gelatine beigeben und alles vermengen. // Salzen, pfeffern und durch ein feines Sieb streichen. // In 4 kleine Muffinförmchen giessen und 4 Stunden im Kühlschrank kaltstellen. // Wildspargelsonne. Spargeln putzen, waschen, faserige Enden abbrechen. Anschliessend 2 Minuten in kochendem, gesalzenem Wasser blanchieren, mit kaltem Wasser abschrecken und in 4 bis 5 cm lange Stäbe schneiden. // Zitronensaft, Salz, Zucker, Pfeffer, gehackten Schnittlauch und Olivenöl mischen. // Die Spargelstäbe auf 4 Tellern strahlenförmig auslegen, mit dem Zitronensaft-Schnittlauch-Coulis beträufeln. Die Törtchen aus der Form stürzen und in die Tellermitte legen. // Leicht pfeffern und salzen, mit Schnittlauch oder frischen Kräutern garnieren, mit Olivenöl beträufeln und mit Fleur de Sel bestreuen. // Guten Appetit!
Frédérik Kondratowicz über die Inspiration beim Kochen
Illustration: Sylvia Geel
Die Leute fragen mich immer wieder: Wo hast du bloss deine Ideen her? Dabei ist die Inspiration allgegenwärtig, man muss nur die Augen offen halten. Ich finde sie in der Lebensfreude, in der Atmosphäre der Küche, in meinem Team, in den Reaktionen meiner Gäste und noch an vielen Orten mehr.
Zutaten für 4 Personen Für das Törtchen: 50 g saftige Zwiebeln, 200 g rote, reife Peperoni, 200 g reife Fleischtomaten, ½ Knoblauchzehe, zerdrückt, 1 KL Tabasco, 1 KL WorchestershireSauce, 3 EL weisser Balsamico-Essig, 1 EL Tomatenpurée, 3 Blätter Basilikum, ½ Chilischote, mild, 3 EL Olivenöl, extra vergine, 4 Blätter Gelatine, 15 Minuten vor Kochbeginn in kaltes Wasser legen. Für die Sonne: 1 Bund grüner Wildspargel, 4 EL Olivenöl extra vergine, Saft einer Zitrone, 1 Bund Schnittlauch oder frische Kräuter, 1 KL Zucker, Fleur de Sel, Pfeffer.
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Meine grösste Inspiration jedoch ist der Markt, der zwei Mal pro Woche in der Gasse vor meinem Restaurant stattfindet. Wenn ich erntefrisches Gemüse, ein saftiges Stück Fleisch oder frischen Fisch in der Hand halte und das natürliche Produkt fühle, es schmecke und rieche, dann ist das für mich Inspiration pur. Dann habe ich sofort glasklare Ideen und weiss, was am Abend auf der Karte stehen wird. Frédérik Kondratowicz wurde von GaultMillau zum Aufsteiger des Jahres 2010 in der Romandie gekürt. Seine «Cuisine du marché» serviert er im Restaurant de l’Hôtel de Ville in Fribourg (FR).
DANKE FÜR 125 JAHRE VERTRAUEN: DIE NEUE NATURA KOLLEKTION.
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Reeto von Gunten // 49
Gäbe es die Samstagnachmittage nicht, wir würden deutlich weniger Krempel in unseren Wohnungen herumstehen haben. Das wäre jammerschade, findet unser Kolumnist. Samstagnachmittags wird Sport getrieben, den Hobbys gefrönt und Vereinstätigkeiten nachgegangen. Beschäftigungen, die unaufhörlich nach neuem Zubehör verlangen und entsprechend regelmässig Ausgedientes in unsere Stauräume schwemmen. So entstehen unsere Hochburgen des Chaos, die Abgründe unserer Geschäftigkeit. Kellerabteile und Garagen, Bastelräume, Abstellkammern und Dachböden allesamt unüberschaubar, hilf- und konzeptlos überfüllt mit Faltbooten, Hochzeitskleidern, Fischereiausrüstungen, Langlaufstöcken, Campingutensilien, kompletten Dunkelkammern und lückenhaften Postkartensammlungen. Plunder, den man sich, womöglich an einem Samstagnachmittag, angeschafft hat. Und von da an ein Leben lang mit sich rumschleppt. Ich liebe ihn, diesen Krempel. Er lässt mich immer wieder erkennen, dass nichts wirklich perfekt sein kann, nichts aufgeräumt, tatsächlich ordentlich. Irgendetwas liegt immer noch ungenutzt irgendwo herum und wartet darauf, dass es irgendwann gebraucht wird. Verkauft, verhökert wenigstens, oder verschenkt. Und doch ist es gerade jener Karsumpel, an dem unser Herz am meisten hängt. Weil er jene nicht ganz perfekten Geschichten erzählt, die unser Leben lebenswert machen. Klar: Das meiste, was wir so anhäufen, ist gänzlich sinn- und wertlos. Aber vielleicht braucht es dieses Zeug, damit sich dazwischen die wahren Schätze verstecken können. Genau dies hat mein Lieblingströdler verstanden und in jahrelanger sorgfältiger Arbeit perfektioniert.
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Seine Verkaufshalle ist ein einziger überdimensionierter Stauraum voll mit Kunst und Krempel, Schmonzes und Schönheit. Eine nahezu perfekte Symbiose aus Verkaufsraum, Jagdgebiet und Kunsthandwerksmuseum. Unaufgeregt unaufgeräumt und traumhaft unüberschaubar. In unregelmässigen Abständen schlängle ich mich durch das Dickicht der angehäuften Kostbarkeiten und habe mir dabei längst abgewöhnt, nach etwas Bestimmtem zu suchen. Denn, erst wenn man ganz frei von allem Begehren ist, entdeckt man beim Altwarenhändler die wahren Kostbarkeiten – fast genauso wie im richtigen Leben auch. Hier werde ich zum entspannten Zufallstreffer, weiss erst, was ich suche, wenn ich darüberstolpere, jage aus dem Bauch und treffe intuitiv. Hier bietet sich Gelegenheit zum Rückzug, Stöbern, Entdecken und Staunen. Eine Kunstausstellung, ein Bubentraum und ab und zu eine wahre Offenbarung. Ich würde meine Samstagnachmittage regelmässiger auf Fussballplätzen verbringen und deutlich weniger Kleinzeug bei mir herumstehen haben, ohne meinen Lieblings-Kunstsammler und sein Auge fürs Schöne in den Dingen. Es gäbe aber auch sehr viel weniger Geschenke, die ich mir und anderen mit solchen Sachen zu machen pflege. Und es gäbe diese Kolumne nicht. Ein paar meiner Fundstücke werde ich an dieser Stelle, mitsamt ihren Geschichten, in nächster Zeit präsentieren. Reeto von Gunten ist Radiomoderator (DRS3), Buchautor und Geschichtenerzähler – und fasziniert von den kleinen Grossartigkeiten des Lebens. In SWISSLIFE schreibt er über unscheinbare Dinge mit einer besonderen Geschichte.
e i S n e n Gewin r 端 f t s e f l l i r G ein e d n u e r 20 F
Wettbewerb // 51
Wo befindet sich das Filetstück? Gewinnen Sie das perfekte Grillfest für sich und Ihre 20 besten Freunde: Die Traditionsunternehmen Bell und Feldschlösschen liefern Ihnen saftiges Fleisch und durstlöschendes Bier im Wert von über 1000 Franken – für eine Party, die Ihnen in bester Erinnerung bleiben wird.
Nehmen Sie im Internet (www.swisslife.ch/magazin) an diesem Wettbewerb teil oder kreuzen Sie auf der Antwortkarte (Lasche der hinteren Umschlagseite) die richtige Lösung an. Teilnahmeschluss ist der 30. Juli 2011. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird im nächsten SWISSLIFE bekannt gegeben. Wir gratulieren Herrn Felix Wiggenhaus aus Benken (ZH) zum Gewinn des letzten Wettbewerbs, einem Kaufrausch-Gutschein von Globus im Wert von 2000 Franken. Die richtige Antwort lautete: Hase.
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52 // Zugabe
Oesch’s die Dritten
«Da ist von jedem Oesch was drin» Mon amour c’est la Suisse, meine Leidenschaft das Jodeln, und ich sage euch warum, pourquoi, warum, pourquoi cet amour. Das isch e chli ne spezielli Gschicht, wie dieser Titel entstand. Bei unseren Proben kommt es vor, dass wir einfach «e chli musige»: Dann legt einer los, und die andern setzen ein. So ging es auch mit «Jodel-Time»: Kevin mit der Gitarre und Vater mit dem Örgeli haben Melodieabläufe gespielt, dann habe ich versucht, mit der Stimme etwas Passendes dazu zu machen. Wir kamen richtig in Fahrt, die verschiedenen «Cherli» gefielen uns und wir beschlossen, das Ganze mit unserem Mini-Disc-Gerät aufzunehmen. Zur gleichen Zeit lief auch die Geschichte mit dem Eurovision Song Contest. Unsere Fans ermunterten uns mitzumachen. Als wir später die Aufnahmen abhörten, fanden wir, dass es sehr gute Elemente drin hat und wir versuchten, die verschiedenen Teile miteinander zu verknüpfen. Meistens sind es Vater und ich, welche die musikalischen Fäden halten und sich auch um die Texte kümmern. Wir haben ja das Glück, dass wir alle über drei Stöcke verteilt im gleichen Haus wohnen, und so
geht man halt einfach rasch runter «ga chlopfe» und fragt: «hesch schnäu Zyt?». Vater und ich sitzen immer wieder zusammen, gehen die einzelnen Lieder und Texte durch und diskutieren, ob es wohl auch nach genügend Oesch klingt. Es ist uns sehr wichtig, dass unsere Musik echt und authentisch bleibt. Die Geschichte mit dem Eurovision Song Contest ging ja zum Schluss nicht ganz auf. Dafür bekamen wir so viele positive Rückmeldungen aus aller Welt, dass sich die Sache für uns doch gelohnt hat. Es meldeten sich vor allem auch Leute, die sich vorher nicht wirklich mit unserer Musik beschäftigt hatten. Das hat uns sehr gefreut und sicher auch ein wenig stolz gemacht. Es ist extrem, was abgeht, wenn wir den Song live spielen. Die Leute stehen auf, klatschen, hören nicht mehr auf zu applaudieren. «Jodel-Time» ist für sie offenbar etwas Spezielles – und es ist auch etwas Besonderes für uns. Dieser Titel geht sehr tief! Schwer zu sagen, was die Menschen dabei besonders berührt. Vielleicht, dass es ein Gesamtwerk von uns allen ist. Wir waren alle an der Entstehung beteiligt, und von jedem Oesch ist ein Stück Herzblut dabei. Das ist vielleicht das, was die Leute berührt. «Jodel-Time» ist das Titelstück der neusten CD von Oesch’s die Dritten. Melanie (24), Mike (22) und Kevin (21) stehen mit ihren Eltern Annemarie und Hansueli sowie dem Akkordeonisten Heinz Haldi auf der Bühne und machen Volksmusik, als wäre es das Natürlichste der Welt: unter anderem am 31. Juli am grossen Volkstümlichen Schlager Open Air Flumserberg und ab August im Tourneetheater Das Zelt. Infos: www.oesches.ch.