Festspielhaus Magazin 2017/2

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MAGAZIN 2017/2 TITEL YANNICK NÉZET-SÉGUIN KONZERTE CHOPIN VOM CHAMPION MUSEUM FRIEDER BURDA RODNEY GRAHAM PFINGSTFESTSPIELE WELLE MIT WAGNER SOMMERFESTSPIELE PETERSBURGER SÄNGERHIMMEL ENTERTAINMENT POP-DANDYS JOHN NEUMEIER NIJINSKY AUF DER SPUR PROGRAMM VON DAMRAU BIS QUASTHOFF


FORM FOLLOWS PERFECTION

Die Dinge in Perfektion zu vollenden. Das zeichnet Top-Leistungen aus. In Kunst und Kultur. Im Spitzendesign. A XO R steht für Perfektion im Design, in der Technik, in jeder Innovation, in jedem Detail. Ein Beispiel: der A XO R ShowerHeaven 1200 ⁄ 300 4jet mit dem sanft umhüllenden, innovativen PowderRain. axor-design.com


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D   AMRAU UND KAUFMANN Wer macht das Rennen um die begehrtesten Konzertund Opernkarten der neuen Festspielhaus-Saison? Am 15. März lüftete Intendant Andreas MölichZebhauser das Geheimnis um die Namen und Programme ab Herbst 2017. Seitdem in den Top 10 der begehrtesten Tickets: Diana Damrau & Jonas Kaufmann („Italienisches Liederbuch“, 2. Februar 2018), „Adriana Lecouvreur“ (Oper mit Anna Netrebko am 20. / 23. Juli 2018), Valery Gergiev / Daniil Trifonov mit Rachmaninow-Klavierkonzerten (21. Juli 2018), Lang Lang (21. April 2018), Saisoneröffnung mit den Wiener Philharmonikern (6. Oktober 2017), „Das Lied von der Erde“ (Ballett von John Neumeier mit Tenor Klaus Florian Vogt und Bariton Benjamin Appl, 7. / 8. Oktober 2017), „Parsifal“ mit den Berliner Philharmonikern und Sir Simon Rattle (24./30. März und 2. April 2018) sowie David Garrett und London Philharmonic (17. Februar 2018). Wohlgemerkt gibt es auch für diese Veranstaltungen derzeit noch Tickets – aber: Die Zeit läuft! Das gesamte neue Saisonprogramm auch unter www.festspielhaus.de oder kos­ten­ los per Post. Bestellung: +49 (0) 7221 3013 -101.

F OTOS: JÜ RG EN F RAN K , J ULIA N H ARG R E AVES / SON Y CL ASSICAL

PREISE

KOMMEN AN Seit Beginn der Saison sind im Festspielhaus fast 300 Plätze günstiger. Gleichzeitig stieg die Nach­ frage für das gesamte Programm um mehr als sechs Prozent. „Die neue Preisstruktur kommt an“, sagt Geschäftsführer Michael Drautz. Tickets für Konzerte der Wiener Philharmoniker gibt es schon ab 19 Euro, Opernkarten für „La Bohème“ mit Teodor Currentzis ab 39 Euro. „Das Haus muss trotz der Prominenz im Programm zugänglich bleiben“, sagt Intendant Andreas Mölich-Zebhauser und erinnert an sein Credo: „Wir sind exklusiv, aber nicht elitär.“

Editoria l

VORN

So sehen Sieger aus! Bald auch Seite an Seite auf der Festspielhaus-Bühne.

GUTE

REISEN!

Die neuen Kulturreisen zum Festspielhaus Baden-Baden begeistern immer mehr. „Wir beobachten ein deutlich ansteigendes Interesse für die Gruppenreisen, die man individuell buchen kann“, so Vertriebsleiterin Caroline Zimmermann. Neben den ProgrammHöhepunkten bieten die Reisen Ausflüge und Kulinarisches in Gemeinschaft Gleichgesinnter. Im Sommer 2017 locken Mozarts Oper „La clemenza di Tito“ und das Gastspiel des Mariinsky Theaters. Mehr zu den Reisen auf Seite 80.


WORKSHOPS, FÜHRUNGEN UND FERIENPROGRAMME UNTER WWW.TOCCARION.DE

LASS VON DIR HÖREN! DIE UNGLAUBLICHE KINDER-MUSIK-WELT DER SIGMUND KIENER STIFTUNG IM FESTSPIELHAUS BADEN-BADEN.


INHALT 24 30 34 40 48 56

TITE LF OTO UN D F OTO AUF DI ESE R SEI TE : MON IK A HÖF LE R

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TITEL

ROSEN STATT RASEN IM TAXI MIT YANNICK NÉZET-SÉGUIN.

BADEN-BADEN

WELTENZAUBERER RODNEY GRAHAM IM MUSEUM FRIEDER BURDA.

PFINGSTFESTSPIELE 2017

WELLE IM KOPF WAGNERS „RHEINGOLD“ ODER: WIE KOMMEN DIE NIXEN IN BEETHOVENS ZEHNTE?

TANZ

DAS NIJINSKY PUZZLE JOHN NEUMEIER AUF DER SPUR EINES TANZ-GENIES.

KINDER- UND JUGENDPROGRAMM

TÜR AUF! MUSIK ERÖFFNET NEUE WEGE – BEIM HÖREN WIE BEIM SPIELEN. DER NEUROPHYSIOLOGE ECKART ALTENMÜLLER IM GESPRÄCH.

ENTERTAINMENT

KEIN KARO POP-DANDYS IM FESTSPIELHAUS: BRYAN FERRY UND DIE PET SHOP BOYS.

Es ging eigentlich nur um Farbabstimmung, als der kanadische Dirigent Yannick NézetSéguin das tat, was ein Dirigent eben auch mal tun muss: Zähne zeigen. Ansonsten ließ er das Foto­shooting ganz sanft über sich ergehen.

SOMMERFESTSPIELE 2017 ENDLICH FLÜGGE WO STIMMEN GEDEIHEN: DAS ZUKUNFTSLABOR DES MARIINSKY THEATERS.

DER CHAMPION WIE DER PIANIST SEONG-JIN CHO BADEN-BADEN EROBERN WILL.

PROGRAMM 32 HÖCHSTPERSÖNLICH    38 GROSSE ORCHESTER    46 GESANG    54 KINDER- UND JUGENDPROGRAMM    60 CHÖRE    68 TANZ    74 ENTERTAINMENT    76 KALENDER    80 REISEN    82 IMPRESSUM

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FRAU UNTER FEUER 7. April 2017, 20.12 Uhr

Es ist scheinbar nur ein Detail – und doch entscheidet es alles: Wann kommt es schon mal vor in einer Oper, dass die Hauptdarstellerin einem Beruf nachgeht? Also nicht, wie man es kennt, als zartes Seelchen auf ihren Prinzen warten muss? „Tosca“ zeugt von einem Wandel des Frauenbilds: Roms berühmteste Diva arbeitet hart, ist erfolgreich, sogar erfolgsverwöhnt, und verdient wahrscheinlich mehr als ihr malender Geliebter Cavaradossi. Floria und Mario oder: Szenen einer wilden und gar nicht so perfekten Künstlerehe. Denn der Liebste hat Geheimnisse, an denen sie fast zerbricht, bis sie dann ihr Schicksal in die Hand nimmt – genauer gesagt das Messer, mit dem sie ihren Peiniger Scarpia ersticht. Die moderne Heldin Tosca, Kristīne Opolais, spitzte die Szene perfekt zu, wuchs sich aus zur Tragödin – befeuert von der unausweichlichen Politik, die sich ins Intimste des privaten Lebens hineinfrisst. Währenddessen brodelt die Musik wie ein Vulkan, fallen die Scarpia-Akkorde wie Axthiebe und gleichen die Melodien Fieberkurven. Wie die Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle da noch den Atem für die zartesten Pianissimi fanden, bleibt ihr Geheimnis. Ein großer Abend.


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F OTO: MON IK A R IT TE RS HAUS

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PUCCINI: TOSCA Neuinszenierung von Philipp Himmelmann Musikalische Leitung: Sir Simon Rattle Berliner Philharmoniker Philharmonia Chor Wien Cantus Juvenum Karlsruhe Solisten der Aurelius Sängerknaben Calw Floria Tosca: Kristı-ne Opolais Mario Cavaradossi: Marcelo Álvarez Baron Scarpia: Evgeny Nikitin /Marco Vratogna Mesner: Peter Rose Und weitere Solisten


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OSTERFESTSPIELE 2017

„Tosca“-Premiere vor ausver­ kauftem Haus: Die Freude über eine ergatterte Karte wird mit einem Selfie festgehalten.

Die zwölf Meter hohen Kirchenwände des ersten „Tosca“-Akts verschwanden beim Umbau himmelwärts unter das Dach des riesigen Festspielhaus-Bühnenhauses.

Fünf Jahre Osterfestspiele: Bernd Bechtold, Präsident des FestspielhausUnternehmerkreises, und seine Ehefrau Gisela Bechtold (rechts) stoßen auf das erste kleine Jubiläum an – mit Erich Harsch, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung von dm-drogerie markt, und Ehefrau Sabine Harsch.

Sir Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker erfrischten und erfreuten uns mit einer opulenten, rauschhaften Puccini-Orgie.

Im Festspielhaus liegt die Natur vor der Haustür: Die Berliner Philharmoniker Álavaro Parra, Simone Bernardini und Ignacy Miecznikowski genießen die Idylle in der „Tosca“-Pause.

Die Osterfestspiele sind gut für Baden-Baden: Darin sind sich Prinz Bernhard und Prinzessin Stephanie von Baden (links), Oberbürgermeisterin Margret Mergen und ihr Ehemann Wolfgang Pöter einig.

F OTOS: MIC HAE L G RE GO NOWITS

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. April 2017


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OSTERFESTSPIELE 2017

Das Orchester als Opernstar: Das Publikum feierte die Berliner Philharmoniker und Sir Simon Rattle genauso herzlich wie die Solisten.

Große Stimme, Riesenherz: Mit seinem warmen, geschmei­digen Tenor umarmte Marcelo Álvarez als Cavaradossi das FestspielhausPublikum.

Kristı-ne Opolais lebt ihre Rolle mit beeindruckender Intensität. Marcelo Álvarez als Cavaradossi und Evgeny Nikitin als Scarpia singen und spielen hinreißend.

F OTOS: MIC HAE L G RE GO NOWITS ( 4 ) , MON I KA R I T T ER SHA US ( 1 )

Das Wetter spielte mit: Die Kamera tankt Sonne für heitere Premierenbilder.

Deutsche Presse-Agentur, 8. April 2017

Mit Autogrammen und Fotolächeln bedanken sich Kristı-ne Opolais und Sir Simon Rattle bei ihren jungen „Tosca“-Kolleginnen und -Kollegen vom Cantus Juvenum Karlsruhe.


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MITTEN INS HERZ 8. April 2017, 20.04 Uhr

BERLINER PHILHARMONIKER & KIRILL PETRENKO Solist: Georg Nigl Werke von Mozart, Adams und Tschaikowsky


F OTO: MON IK A R IT TE RS HAUS

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Die sechste Sinfonie von Tschaikowsky kennt jeder regelmäßige Konzertbesucher – und lernte sie hier noch einmal ganz neu kennen. Kirill Petrenko betonte die Verschiebungen zwischen Melodie und Bläser­ begleitung und schaffte das, was wohl am seltensten gelingt bei diesem sinfonischen Requiem des russischen Komponisten: eine gradlinige Interpretation, die die nervöse, auch rhythmische Spannung jederzeit hält und dabei nicht das Kind mit dem Bade ausschüttet, nämlich Tschaikowskys Schmerz, sein beständig überschäumendes Gefühl. Schmerz, von der Erinnerung gedämpft, komponierte auch John Adams in „The Wound-Dresser“ aus, einer Solokantate auf Worte von Walt Whitman, gesungen von Georg Nigl. Der künftige Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, dem im ausverkauften Baden-Badener Festspielhaus die Herzen des Publikums nur so zuflogen, begann sein Programm mit Mozarts „Haffner“-Sinfonie: einer instrumentalen Rokoko-Komödie, die Petrenko exakt, dramatisch zugespitzt und herrlich tänzerisch präsentierte.


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OSTERFESTSPIELE 2017 Simon, wie hast du das gemacht? Andris Nelsons, Dirigent und Ehemann von FestspielTosca Kristı-ne Opolais, schaute nach der grandiosen Sechsten von Mahler bei Sir Simon Rattle in der Garderobe vorbei.

Besser geht’s nicht. Ein Konzertwunder.

Debüt des zukünftigen PhilharmonikerChefdirigenten Kirill Petrenko im Festspielhaus: Wer Glück hatte, konnte für das ausverkaufte Konzert noch eine Stehplatzkarte an der Abendkasse erwischen.

Südwest Presse, 11. April 2017, über Mahlers Sinfonie Nr. 6 mit Sir Simon Rattle

Engagiert für die Zukunft: Horst Kleiner und Isolde Laukien-Kleiner, Stifter-Paten des ersten Konzerts von Kirill Petrenko mit den Berliner Philharmonikern im Festspielhaus. Freude am Musizieren: Darum geht es beim Musikfest der Berliner Phil­harmoniker. Die große Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter ließ sich davon genauso anstecken wie das Bun­ desjugendorchester und das begeisterte Publikum.

F OTOS: MON IK A R IT TE RSH AUS ( 3 ) , M IC HAE L G R E G ON OWI TS ( 2 )

Gleich geht die Post ab: der philharmonische Hornist Stefan de Leval Jezierski auf den letzten Metern vor Mahlers Sechster.


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Starke Frauen auch im Theater Baden-Baden: Nach der Fest­ spielhaus-„Tosca“ hatte dort „La Tragédie de Carmen“ Premiere (Titelrolle: Céline Akçagˇ). Das Regieteam aus Stipendiaten der „Akademie Musiktheater heute“ der Deutsche Bank Stiftung leitete Sofia Simitzis.

Diese musikalische Ehe wurde im Himmel geschlossen.

Wie immer bei den Osterfestspielen schwärmten die Berliner Philharmoniker aus in die Stadt. Das Programm reichte von anspruchsvollen Meisterkonzerten (unten: Philharmonia Quartett im Museum Frieder Burda) bis zum Kofferkonzert im Kindergarten (oben links).

F OTOS: MON IK A R IT TE RSH AUS ( 3 ) , JO CHE N K LE NK ( 1 )

The Sunday Times, 16. April 2017, über das Konzert der Berliner Philharmoniker mit ihrem zukünftigen Chefdirigenten Kirill Petrenko

Gelungene Premiere: Zum ersten Mal öffnete die Kirche St. Bernhard ihre Pforten für ein Meisterkonzert. Die Blechbläser der Berliner Philharmoniker füllten den riesigen Kirchenbau bis auf den letzten Platz.

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OSTERFESTSPIELE 2017


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ALTE UND NEUE ABENTEUER Familienkonzert Mitglieder der Berliner Philharmoniker Simone Bernardini, Dirigent Emese Szabo, Regie Mit Johanna Zimmer, Truike van der Poel, Guillermo Anzorena, Laszlo Tömösközi und Clemens Giebel Ein Kooperationsprojekt des Festspielhauses Baden-Baden, der Berliner Philharmoniker und der „Akademie Musiktheater heute“ der Deutsche Bank Stiftung

In Zeiten, wo Firmen Käufer mit Aufnahmen einlullen, die „Mozart für Babys“ heißen, vergisst man schnell: Kinder sind Anarchisten. Und dabei gleich­ zeitig Strukturkonservative, weil auf eigene Weise hochorganisiert. Eine perfekte Mischung, um Ligeti zu genießen, der ebenfalls Exaktes schuf, das nur auf nicht eingeweihte Erwachsene chaotisch wirkt. Bi­ zarre und alltägliche Klänge wurden von einem „Klangsammler“ gesucht, gefunden und untersucht in einem Kinder- und Familienkonzert mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker, das Ligetis wunderbare „Aventures“ in den Mittelpunkt stellte – einen großen Klassiker der Moderne. Also nicht das, was man gemeinhin in Kinderkonzerten zu hören bekommt. Hier glänzte Ligetis Werk – und die Gesichter der kleinen, aufgeregten Klangabenteurer strahlten zurück.


TICKT’S HIER RICHTIG?

F OTO: MON IK A R IT TE RS HAUS

11. April 2017, 16.23 Uhr

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KONZERTE Auf die feine Art: Elegant und atemberaubend präzise präsentierte Riccardo Muti sein Chicago Symphony Orchestra beim Konzert des Festspielhaus-Freundeskreises.

Gute Musik ist das beste Argument: In der Pause erklären Festspielhaus-Freunde und Mitarbeiter die Vorteile einer Mitgliedschaft im Freundeskreis Festspielhaus e. V.

Groß waren die Erwartungen in Baden-Baden – und sie wurden erfüllt. Die Rheinpfalz, 28. Januar 2017, nach dem Konzert des Chicago Symphony Orchestra mit Riccardo Muti

Flüchtig wie eine Sinfonie und genauso gut komponiert: Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble beglück­wünscht die Sterneköche Bernd Werner, Martin Herrmann und Harald Wohlfahrt gemeinsam mit Festspielhaus-Küchenchef Andreas Hack (v. l. n. r.) zum G 20-Menü.

F OTOS: TODD ROS EN BE RG ( 1 ) , MI CH AE L G R EG O NOWITS ( 2 ) , BUN DESMI N ISTE RI UM DE R FI N ANZ E N / THOM AS K ÖHL ER ( 2 )

Minister und Notenbankchefs aus aller Welt lauschten beim G 20Finanzgipfel der Musik, die aus allen Ecken und Winkeln kam. Die perfekte Akustik ist das größte Pfund des Festspielhaus-Saals.


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KONZERTE

Herzlichen Glückwunsch zum 40. Bühnenjubiläum! Im Juni gibt es erneut Gelegenheit, Anne-Sophie Mutter zu gratulieren – bei ihrem dritten Fest­spielhausKonzert in dieser Saison. Links: Pianist Lambert Orkis.

Noch ein Jahrestag: Gidon Kremer feiert seinen 70. Geburtstag – und 20 Jahre Kremerata Baltica. Ehrengast auf dem Podium war Martha Argerich.

Gegensätze ziehen an: Die extrovertierte Sol Gabetta und die scheue Pianistin Hélène Grimaud begeisterten schon zum zweiten Mal im Duo das Festspielhaus-Publikum.

Niemand will aus dem Zauber dieser Sternstunde in den Alltag zurückkehren. Heilbronner Stimme, 1. Februar 2017, über das Konzert von Sol Gabetta und Hélène Grimaud

F OTOS: MIC HAE L G RE GO NOWITS ( 3 ) , M ANO LO P RESS  / MI CH AEL BOD E ( 1 ) , M AN OLO P RESS / M ARCUS G E R NSB E CK ( 1 )

Elı-na Garancˇa und Dirigent Karel Mark Chichon bleiben im Rhythmus: Synchronsignieren ist für Künstlerpaare Pflicht nach der Kür auf der Bühne.

Dirigentin Speranza Scappucci (rechts) war eine Entdeckung. Beim Belcanto-Abend folgte sie behende jedem Seufzer, jeder Verzierung von Olga Peretyatko und Lawrence Brownlee.


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KUHLSCHRANKE IM

SCHWITZKASTEN 18. Februar 2017, 19.10 Uhr

BÉJART BALLET LAUSANNE Piaf · Tombées de la dernière pluie · Le Mandarin merveilleux Ballette von Maurice Béjart und Gil Roman


F OTO: STE PHA NI E SCH WEI G E RT

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Als Maurice Béjart seine Truppe einst „Ballett des 20. Jahrhunderts“ nannte, bewies er Mut zum Pathos, das in dem von ihm beschworenen Jahrhundert eher ­selten geworden war. Pathos, die große Geste für die ganz großen Stoffe der Weltgeschichte – darunter ging es nicht bei ihm und das ist das Erbe, das nun sein ehemaliger Startänzer und choreographischer Nachfolger Gil Roman erfolgreich ins neue Jahrhundert überführt. Pathos braucht Masse, deshalb lieben beide Ballettkünstler Gruppenszenen. Béjart ließ Männer springen, marschieren, begehren, Roman ­antwortet ihm mit wilden Amazonen, die die Kerle aus emotionalen Kühlschränken herauslocken – surreal erdacht, perfekt ausgeführt und psychologisch treffend.


SIE

ERMÖGLICHEN

IDEEN Stifter ZUWENDUNGEN AB 1 MILLION EURO

Frieder und Elke Burda · Ladislaus und Annemarie von Ehr · Wolfgang und Anneliese Grenke Henriette und Paul Heinze Stiftung · Klaus-Georg Hengstberger · Klaus und Hella Janson Sigmund und Walburga Maria Kiener · Horst Kleiner und Isolde Laukien-Kleiner · Karlheinz und Dagmar Kögel Ernst H. und Helga Kohlhage · Richard und Bettina Kriegbaum · Christine und Klaus-Michael Kühne Ernst-Moritz Lipp und Angelika Lipp-Krüll · Klaus und Kirsten Mangold · Hugo und Rose Mann · Reinhard und Karin Müller Wolfgang und Françoise Müller-Claessen · Dr. August Oetker KG · Hans R. Schmid und Mary Victoria Gerardi-Schmid Walter Veyhle · Alberto Vilar · Franz Bernhard und Annette Wagener Horst und Marlis Weitzmann · Beatrice und Götz W. Werner · sowie zwei ungenannte Stifter In memoriam: Theo und Gabi Kummer · Margarete Stienen

Förderkreise DIAMANT

JAHRESSPENDEN AB 250.000 EURO

Wolfgang und Anneliese Grenke · Sigmund und Walburga Maria Kiener Horst Kleiner und Isolde Laukien-Kleiner · Ernst H. und Helga Kohlhage · Horst und Marlis Weitzmann Beatrice und Götz W. Werner · T. von Zastrow Foundation JAHRESSPENDEN AB 100.000 EURO

Frieder und Elke Burda · Felicitas und Werner Egerland-Stiftung · Fontana-Stiftung Männi und Didi Herrmann · Karlheinz und Dagmar Kögel · Klaus und Kirsten Mangold · Hugo und Rose Mann Wilfried Porth · Hans R. Schmid und Mary Victoria Gerardi-Schmid · Franz Bernhard und Annette Wagener sowie ein ungenannter Förderer


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TANSANIT

JAHRESSPENDEN AB 75.000 EURO

Klaus und Hella Janson · Hanns A. Pielenz Stiftung · Alice und Hans Joachim Thormählen

SMARAGD

JAHRESSPENDEN AB 50.000 EURO

Marie-Luise und Rudolf Auerbach-Fröhling · Franz und Christa Burda · Ladislaus und Annemarie von Ehr Ursula Faupel · Péter Horváth · Ute Keppler-Gouras und Peter Gouras Thorsten und Brigitte Klapproth · Christine und Klaus-Michael Kühne · Günter Pilarsky Jürgen H. Winter · sowie ein ungenannter Förderer

RUBIN

JAHRESSPENDEN AB 25.000 EURO

Robert F. Dondelinger und Daniel Fisch · Barbara Dyckerhoff-Mack und Ingo Mack · Renate Ganter · Helga und Erivan Haub Richard und Bettina Kriegbaum · Inge und Werner Lehmann · Ernst-Moritz Lipp und Angelika Lipp-Krüll Helmut und Ingeborg Maute · Klaus Nussbaum und Gabriela Schätzle · David und Innes Ovsepyan · Horst Sandner Jörg Thome · Ulrich und Silke Weber · sowie drei ungenannte Förderer

SAPHIR

JAHRESSPENDEN AB 15.000 EURO

Eckart Diedrichs und Petra Diedrichs-Gern · Hans-Jörg und Ulrike Haferkamp · Arnold und Heiderose Höpfinger Axel Hommrich · Eva Mayr-Stihl Stiftung · Karin Siegel · sowie vier ungenannte Förderer

PLATIN

JAHRESSPENDEN AB 10.000 EURO

Clemens und Gerhild Börsig · Lore Einwächter · Arwed und Inge Fischer · Bernd-Dieter und Ingeborg Gonska Heike und John Feldmann · Antje-Katrin Kühnemann und Jörg Gühring · Lieselotte Maier Lothar und Elisabeth Melchert · Erwin und Anita Müller · Karin Rudolph · Berthold Speer und Helena Gesänger Hans B. Wyss und Brigitte Wyss-Sponagel · sowie acht ungenannte Förderer

GOLD

JAHRESSPENDEN AB 5.000 EURO

Katrin und Rick van Aerssen · Elisabeth Baumann · Walter und Christa Berthold · Mark und Dagmar Binz Herbert Brodowski und Hannelore Erichs · Horst und Monika Bülow · Ekaterina Dedyukhina Eppensteiner Stiftung · Gabriele Feller-Heppt und Werner Heppt · Peter und Ute Fietzek · Gerhard Förster Eberhard und Barbara Graf · Wolfgang und Doris Groz · Winfried Haible und Elke Haible-Pankow Ralf Kathmann · Béatrice und Heinrich Kipp · Andreas und Marietta Korsch · Nikolaus und Regina Krings · Hansjürgen Laade Janez Mercun · Hannelore Pütz-Sparberg und Lothar Sparberg · Gerlinde Rillmann · Kurt und Waltraud Rohner Ernst-Werner und Uta Ruhbaum · Marianne Schippmann · Jörg und Renate Schmekel · Maximilian von Schubert Achim Schuhen und Heinrich Holtkötter · Hans-Joachim und Sabine Selzer · Lothar und Dorle Strobel Reinhard und Dorothea Sulies · Sieglinde Vollmer · Peter und Margarete Voß · Brita Wegener und Rainer Weiske Helga Wisskirchen · Alexander und Renate Witte · sowie zehn ungenannte Förderer

SILBER

JAHRESSPENDEN AB 2.500 EURO

arteMusica-Stiftung · Kyle Baker · Gerhard Bareiss und Christiane Pergande-Bareiss · Dieter und Elisabeth Boeck Stiftung Ulrich und Reinhild Borsi · Walter Ditz und Daniela Range-Ditz · Inga und Karl-Heinz Dönges · Hans-H. und Ann Firnges Manfred Fraaß und Ulla van der Velden · Manfred Fuchs · Gabi und Wolfgang Furler · Günter und Elvira Gerich Maia und Rüdiger Gollücke · Norbert und Marie-Pierre Gross · Anne-Marie Haist · Michael und Edda Hamburger · Horst Hannich Thomas Herdegen · Markus Hoffmann und Ulrike Nostadt · Gertrude Hohmann · Edward und Marianne Jaeger-Booth Klaus und Helga Kaiser · Peter W. und Angelika Kalmbach · Jutta Köhler · Andreas und Yvonne König · Richard Orders Dorothe und Ulrich Rappen · Gisbert und Brigitte Reel · Manfred und Rosemarie Rhodius · Meinolf und Christiane Schmidt Katarzyna Starega und Charles Alexander · Maria und Peter Theile · Inge Wenz · Susanne und Jürgen Wilde Hans Ernst Zöller · sowie achtzehn ungenannte Förderer


UNTERNEHMERKREIS MITGLIEDSCHAFT 5.000 EURO

Accon Krankentransporte GmbH

Körner Premium GmbH

b.i.g. gruppe management GmbH

LA BIOSTHETIQUE

Bada AG

Peter Leibinger

BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG

Leitwerk AG

Bechtle GmbH & Co.KG

MFH Maisch Familien Holding GmbH & Co. KG

BGV-Versicherung AG

MODE WAGENER

BHF-Bank Aktiengesellschaft

peterbeton Rudolf Peter GmbH & Co. KG

Biologische Heilmittel Heel GmbH

praeveneo HEALTH SOLUTIONS

Bischoff+Scheck AG

Primus Inter Pares Personalbetreuung GmbH

BNI Südwest GmbH

PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Brunner GmbH Burkhard Müller Schmuck GmbH Caemmerer Lenz Rechtsanwälte Wirtschaftsprüfer Steuerberater

Progress-Werk Oberkirch AG PROTEKTORWERK Florenz Maisch GmbH & Co. KG PSD Bank Karlsruhe-Neustadt eG

Chenu Immobilien GmbH

R . K. Management- und Beteiligungs GmbH

CITYCAR Baden-Baden GmbH

rico fischer architects

Druckerei Dr. Willy Schmidt GmbH & Co. KG

Robert Bosch GmbH

ECG Energie Consulting GmbH

Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA

Erdrich Umformtechnik GmbH & Co. KG

SATOR EVENTS GmbH

Ernst Wohlfeil Blechnerei-Installation GmbH

Schöck Bauteile GmbH

ETTLIN Aktiengesellschaft

Schultze & Braun GmbH Rechtsanwaltsgesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Falk GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsund Steuerberatungsgesellschaft

Sikom Software GmbH

FORESTADENT Bernhard Förster GmbH

SK Vermögensverwaltung GmbH

FORMI Hallen GmbH

Societät SJD Steuerberatungsgesellschaft mbH

Friedrich Ganz Versicherungsmakler GmbH

Sparkasse Karlsruhe Ettlingen

Gerhard Geggus Vermögensverwaltung GmbH & Co. KG

Tensid-Chemie GmbH

GFT Technologies SE

Thimm Holding GmbH + Co. KG

Graf Hardenberg-Gruppe

Vollack Gruppe GmbH & Co. KG

GRENKE AG

Weber Haus GmbH & Co. KG

Grötz Bauunternehmung GmbH & Co. KG

Weisenburger Bau GmbH

Harsch Bau GmbH & Co. KG

Horst Weitzmann Badische Stahlgruppe

Hennerkes, Kirchdörfer & Lorz Rechtsanwälte

WILHELM TRUSTED ADVISORS Rechtsanwälte AG

HERLAN Wohnbau GmbH

WKG GmbH & Co. KG

Assekuranz Herrmann GmbH

WLH Projekt- und Grundstücksentwicklung GmbH

ias Aktiengesellschaft

Württembergische Lebensversicherung AG

IMCoSTAR GmbH Indubau GmbH & Co. KG

Bernd Bechtold Präsident Wolfgang Grenke Vizepräsident


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Sponsoren EXZELLENZPARTNER

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MEDIENPARTNER

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GOURMETPARTNER


Ya nnic k N é ze t-Sé g uin

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ROSEN A N N I K A

T E X T : T Ä U S C H E L

M O N I K A

F O T O S : H Ö F L E R

Mozart in Baden-Baden – vor diesem Saisonziel hat Yannick Nézet-Séguin noch ein ganzes Wegstück vor sich liegen: der Dirigent im rollenden Interview.

STATT

RASEN


T ite l

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Wo ein Wille ist, ist auch ein Podest: Als designierter Chef der New Yorker Met steht Yannick NĂŠzet-SĂŠguin mit Anfang vierzig vorm Aufstieg in den Olymp der Dirigenten.


Ya nnic k N é ze t-Sé g uin

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F OTO: HAR ALD HOF F MAN N  / D G

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Mozart leidet, wenn wir ihm zu extrem begegnen.

Ohne die Leidenschaft Rolando Villazóns (links, mit Yannick Nézet-Séguin) hätte es die Reihe konzertanter Mozart-Opern als Baden-Baden-Gala nicht gegeben. 2017 wird sie mit „La clemenza di Tito“ fortgesetzt.

Und die wäre? „In der ,Clemenza‘ spüre ich“, beschreibt Yannick Nézet-Séguin das Wesen dieser Opera seria von 1791, „noch mehr als in den früheren Mozart-Opern ein Streben nach Klarheit und Reinheit. Idealerweise entsteht für mich in dieser meisterhaften Musik ein Gefühl von Ewigkeit.“ Und das wiederum ginge perfekt mit dem Sujet der Oper zusammen, die zwar in der Antike spielt, „aber vieles aus der ,Clemenza‘ können wir – leider oder zum Glück, wie Sie es sehen wollen – in die politische Welt von heute übertragen.“ eben prominenten Sängern braucht es für eine MozartInterpretation auf höchstem Niveau versierte Instrumen­ talisten. Seit 2012 dirigiert das Energiebündel Nézet-Séguin in Baden-Baden das Chamber Orchestra of Europe: „Mozart ist ihr Kernrepertoire. Es ist extrem naheliegend, ein solches Projekt dauerhaft mit diesem Orchester umzusetzen. Niemand spielt für mich Mozart besser als das Chamber Orchestra of Europe.“ Der Frankokanadier schätzt zudem den persön­ lichen Kontakt zu den Musikern: „Als wir zum ersten Mal aufeinandertrafen, hat es sich angefühlt, als würden wir schon lange zusammen Musik machen. Wir sind Seelenverwandte.“ Seit über zehn Jahren arbeitet Nézet-Séguin jetzt regelmäßig mit dem Chamber Orchestra of Europe zusammen. Erste Berührungspunkte allerdings gab es schon, als er knapp 20-jährig bei Carlo Maria Giulini in die Lehre ging – da ist er endlich, der große Name! Unser Wagen ist längst auf der A 9, die Allianz Arena ist in Sicht und es wird höchste Zeit, über den ­Mentor zu sprechen, dessen Erwähnung ­ Yannick Nézet-Séguin sofort ein begeistertes Funkeln in die Augen zaubert: „Die Spiri­tualität und die Erhabenheit, die Giulinis Musizieren damals in

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Zeit ist kostbar, und wer berühmt ist, hat davon meist nicht viel. Yannick NézetSéguin hat 40 Minuten. So lange dauert die Fahrt vom Münchner Flughafen zum Hotel in der Innenstadt. Am Abend dirigiert er in der Philharmonie. Nézet-Séguin ist mit seinen Rotterdamer Philharmonikern in Europa auf Tournee. Es geht Schlag auf Schlag: Anreise, Einchecken, Anspielprobe, Konzert – und weiter in die nächste Stadt. Unser Interview findet deswegen – seine Idee! – im Auto statt. Was im Vorfeld einigermaßen kurios anmutet, entpuppt sich auf der Rückbank der schwarzen Limousine als hochprofessionell und äußerst unterhaltsam. Der 42-jährige Kanadier ist nicht nur unglaublich charmant, gut gelaunt und bestens vorbereitet, er ist trotz Flugreise auch hellwach und fokussiert. „Mozart ist und bleibt die schwierigste Musik überhaupt“, kommt er sofort zum Punkt. „Natürlich habe ich das nicht als Erster erkannt. Jeder sagt das, man lernt das schon als Student. Trotzdem bleibt irgendwie geheimnisvoll, warum es so ist.“ Seit 2011 dirigiert Yannick Nézet-Séguin im Festspielhaus Baden-Baden MozartOpern in erstklassiger Besetzung als Baden-Baden-Gala. Mit „Don Giovanni“ fing die imposante Serie an, die sukzessive auch auf CD erscheint. „Così“, „Figaro“ und die „Entführung“ folgten. Dieses Jahr steht „La clemenza di Tito“ auf dem Programm, 2018 wird der Zyklus mit der „Zauberflöte“ gekrönt. Ein Erfolgsprojekt mit vielen Konstanten, ein Teamwork, das seinen Blick auf Mozarts Musik geschärft und immer wieder bestätigt habe: „Es gibt viele Kompositionen, die Extreme aus­ halten. Ich glaube, Mozarts Musik leidet eher, wenn wir ihr zu extrem begegnen“, erklärt Nézet-Séguin seine Suche nach der Natürlichkeit bei Mozart. Organisch und harmonisch müsse alles zusammenfließen.

Da sei es hilfreich, dass die Vorstellungen in Baden-Baden konzertant sind: „Die Schön­heit der Oper besteht für mich auch darin, dass die Sänger all die Emotionen und Leidenschaften, das ganze Drama allein mit dem Klang ihrer Stimme ausdrücken.“ Mit Joyce DiDonato, Sonya Yoncheva und Tara Erraught stehen auch in der „Clemenza“ wieder viele prominente Solisten auf der Bühne. Entscheidender Fixpunkt im Baden-Badener Mozart-Zyklus ist für Yannick Nézet-Séguin aber der Mexikaner Rolando Villazón: „Er war der Erste, der in dieser ganzen Mozart-Angelegenheit gesagt hat: ‚Lasst uns unbedingt weiter gemeinsam daran arbeiten.‘ Dank seiner Ideen und Visionen sind das Festspielhaus und die Deutsche Grammophon von Anfang an Partner gewesen und geblieben in diesem Projekt, das ja für heu­ tige Zeiten in diesem Umfang ein sehr seltenes Unterfangen ist.“ Auf Villazóns überwundene Stimmkrise angesprochen, winkt Nézet-Séguin entspannt lächelnd ab. Der Tenor sei auf der Bühne einfach eines der größten Genies. „Rolando schafft es, mit jedem Einzelnen im Publikum in Kontakt zu treten, jeden Einzelnen anzusprechen und zu fesseln“, erklärt er Villazóns Magie. „Außerdem ist er ein ernsthafter Arbeiter und fühlt sich in jeden Charakter mit Haut und Haaren ein, sei es nun Basilio, Fer­rando oder – wie jetzt – Titus. Natürlich ist dieser Titus sehr speziell. Meine Aufgabe wird sein, Rolandos Kräfte so zu mobilisieren, dass er seine Vision dieser Partie passend zu meiner Idee der Oper umsetzen kann.“


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Ya nnic k N é ze t-Sé g uin

DIE AUTORIN

uns geweckt hat und es auf Aufnahmen lichkeit: „Ausreichend Schlaf ist für mich noch heute tut, ist unglaublich stark.“ die halbe Miete.“ en größten Teil seiner musika- Was kann diese Karriere noch krönen? lischen Ausbildung hat Nézet- 2020 die Metropolitan Opera in New Séguin daheim in Kanada ab- York. Yannick Nézet-Séguin wird Nachsolviert, einigermaßen unbe- folger von Musikdirektor James Levine. achtet und abseits der großen Musikzent- Der steht für mehr als eine Ära, ist beinah ren Europas. Umso entscheidender war eine lebende Legende: „Ich habe nicht dann die Begegnung mit dem ästhetisch das Gefühl, dass ich da eine Tradition unerbittlichen, akribisch arbeitenden Ita- künstlich unterbrechen müsste“, zeigt sich liener Giulini: „Mich hat in seinen Proben Nézet-Séguin trotz des Erbes selbstbefasziniert, dass er nie viel philosophiert hat. wusst. „Ich möchte dem Haus diesen Er hat über Bogenstriche, über Akzente ‚Levine-Spirit‘ bewahren. Aber natürlich und Punktierungen gesprochen. Alles war bin ich eine andere Person. Wir leben sehr detailliert. Über die Intensität der auch in ganz anderen Zeiten, das 21. JahrMusik musste er gar nicht sprechen, er hat hundert hat viele Neuerungen gebracht.“ sie uns vorgelebt und sie hat sich durch egenwärtig und auch in Zuihn auf alle übertragen.“ kunft habe die Met einige He­ Giulini sei damals zwar streng, aber wie rausforderungen zu bestehen. eine Art Großvater für ihn gewesen, der Dennoch, künstlerisch und als ihm neben der richtigen Probenarbeit Dirigent fühle er sich dem legendären auch Grundsätzliches mit auf den Weg Vorgänger verbunden: „Wir teilen ein gegeben habe: „Die Menschen, mit de- paar wichtige musikalische Werte, die ich nen man arbeitet, zu respektieren, ihnen vielleicht in der einfachen Erkenntnis zuzu vertrauen, sie zu lieben. Darum ging es sammenfassen kann, dass wir beide Sänihm, darum geht es überhaupt.“ Man ger lieben.“ Nézet-Séguin lächelt über die spürt das, auch auf dieser Fahrt. Yannick Zuspitzung, doch es ist ihm ernst: „Das Nézet-Séguin hat es verinnerlicht. „Ich er- sollte selbstverständlich sein, ist es aber innere mich an Proben mit dem spani- leider nicht immer. Was ich damit meine: schen Jugend-Nationalorchester“, erzählt Ich liebe es, einem Sänger oder einer Säner wie zum Beweis. „Das waren wirklich gerin Raum zum Atmen zu lassen, dajunge Musiker, Teenager. Aber Giu­ lini mit sie sich wohlfühlen und meine Unterbehandelte sie wie die Berliner Philhar- stützung spüren.“ moniker. Und das Ergebnis im Konzert war, dass sie dann auch fast spielten wie die Berliner Philharmoniker.“ Voilà! Mit Anfang vierzig ist Yannick MOZART: Nézet-Séguin auf den großen LA CLEMENZA DI TITO Bühnen längst angekommen BADEN-BADEN-GALA 2017 und künstlerisch gern auf der Überholspur unterwegs, mit KONZERTANTE AUFFÜHRUNGEN Orchestern in Rotterdam, PhiYANNICK NÉZET-SÉGUIN, DIRIGENT ladelphia und Montréal, mit MIT JOYCE DIDONATO, SONYA YONCHEVA, Gastspielen in Baden-Baden, REGULA MÜHLEMANN, TARA ERRAUGHT, München und Berlin. Smart, ROLANDO VILLAZÓN UND ADAM PLACHETKA RIAS KAMMERCHOR unkompliziert, belastbar – stets CHAMBER ORCHESTRA OF EUROPE macht er „bella figura“ und 6. UND 9. JULI 2017 wirkt dabei nie künstlich oder angestrengt. Fast etwas un/ heimlich … Er weiß das, aber WEITERE INFORMATIONEN FINDEN SIE AUF er kokettiert nicht damit. DankWWW.FESTSPIELHAUS.DE bar sei er für seine zähe Physis und sein „Energielevel“, aber er wisse durchaus um deren End-

Annika Täuschel studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Slawistik in Mainz und promovierte über das Opernschaffen Anton Rubinsteins. 1997 wurde sie zunächst freie Mitarbeiterin, 2004 dann Redakteurin und Moderatorin bei BR-Klassik. Sie schreibt unter anderem für die Bayerische Staatsoper, leitet Podiumsgespräche und moderiert Livesendungen für den BR und die ARD von den Bayreuther Festspielen und aus dem Münchner Nationaltheater.

Infolge von Levines Krankheit, erläutert der Kanadier seine Vision für Amerikas Opernhaus Nummer 1, sei das Musikalische in den letzten Jahren hinter der Szene und imposanten Inszenierungen ein wenig aus dem Blickfeld geraten. Diesen Fokus wolle er neu justieren: „Ich sehe es als meine Aufgabe als neuer Musikdirektor an, die musikalische Seite wieder stärker zu betonen. Aber ganz klar, es geht mir nicht um Konkurrenz – Regie und Musik sind in der Oper wirklich gleichberechtigt. Das ist zumindest meine Philosophie.“ Seinen Lebensmittelpunkt wird Yannick Nézet-Séguin in den kommenden Jahren ganz bewusst mehr auf Nordamerika legen. „Sich geographisch konzentrieren“, nennt er das, und verspricht, die Bande zu Europa nicht zu kappen: „Überlegen Sie: Ich werde 45 Jahre alt sein, wenn ich an die Met gehe. Zehn Jahre später bin ich 55, für einen Dirigenten immer noch jung. Man kann nicht das ganze Leben alles zur gleichen Zeit tun.“ Nicht immer alles zu tun, sondern auch mal runterzukommen, spazieren zu gehen, einen Cappuccino zu trinken, dafür schätzt er die gelassene Atmosphäre in Baden-Baden. „Ich mag die Natur und den Rosengarten, da gehe ich jedes Mal hin.“ Während der Sommer­ tage in der Festspielstadt versuche er immer, seine Lieblingsorte zu besuchen: „Ich freue mich da auf gewisse Routinen, gehe in das BrahmsHaus, komme in dieselben Cafés. Das gibt mir Ruhe und Entspannung“, sagt er und schmunzelt: „Ich habe dann fast das Gefühl, ein ganz normales Leben zu leben.“


T ite l

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In Baden-Baden habe ich fast das GefĂźhl, ein normales Leben zu leben.


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ZAUBERER

Muse um Frie de r B urda

WELTEN

RODNEY GRAHAM IM MUSEUM FRIEDER BURDA


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MUSEUM FRIEDER BURDA /

RODNEY GRAHAM 8. JULI BIS 26. NOVEMBER 2017 / WEITERE INFORMATIONEN FINDEN SIE AUF WWW.MUSEUM-FRIEDER-BURDA.DE

Rodney Graham, Newspaper Man, 2016. Leuchtkasten, 182 x 136,2 x 18 cm Museum Frieder Burda, Baden-Baden © Rodney Graham, 2017

Auch Schlüsselwerke aus der letzten Dekade sind zu sehen – Leucht­ kästen, von denen viele Grahams bekannteste Inkarnationen zeigen. Dazu gehören etwa die Rollen des Amateurmalers, des Kameraver­ käufers, des Handwerkers, des „Ram­ bling Man“ und des Cowboys. In ­allen Leuchtkästen wimmelt es von Zitaten. Stets unterminiert Graham die Grenzen zwischen Hoch- und Massenkultur und verknüpft all­täg­ liche Zusammenhänge mit Anspielungen auf die Kunst- und Geistesgeschichte. Grahams parodistische Bilder hin­t erfragen die Rolle des Künstlers und zugleich – wie der hinter einer Zeitung versteckte „News­paper Man“ – die komplexen ­Mechanismen der ­Distribution und Re­produktion von Kultur.

B a de n-B a de n

Wie kaum ein anderer Gegenwartskünstler hat sich der 1949 geborene Kanadier Rodney Graham auf die Spuren der Lebenswelten des 19. und 20. Jahrhunderts begeben. In seinem Schaffen verknüpft er seit den 1970 er-Jahren Film, Fotografie, Installation, Performance, Malerei, ­Literatur und Musik. Er ­eignet sich Stile, Moden und Debatten von der Romantik bis zur Postmoderne an, um sie mit leiser Ironie zu kommentieren, weiterzudenken, umzuschreiben. Seine Inspirationsquellen reichen von Sigmund Freud, Richard Wagner und Edgar Allan Poe bis zu Pop-Heroen wie Kurt Cobain. Das Museum Frieder Burda freut sich, in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler eine Ausstellung von Grahams Fotoleuchtkästen von 2000 bis in die Gegenwart präsentieren zu können. Dabei stehen die mannig­ faltigen Selbstinszenierungen Grahams im Zentrum. Immer wirkt er wie ein melancholischer Zeitreisender, ein moderner Buster Keaton, der sich in verschiedenen Verkleidungen durch die Irrungen und Wirrungen zeitgenössischer Kultur bewegt und dabei in die Rolle des ­P roduzenten, Zuschauers oder Vermittlers schlüpft.


32 TICKET-SERVICE: +49 (0) 7221 3013-101 SIR ANDRÁS SCHIFF DONNERSTAG, 1. JUNI 2017, 20 UHR Sir András Schiff eröffnet die Pfingstfest­ spiele 2017: In der ersten Programmhälfte konfrontiert er Werke von Bach mit Klaviermusik von Bartók, nach der Pause erklingen Janácˇeks autobiographisch-bildhafter Zyklus „Im Nebel“ und Schumanns große C-DurFantasie. Preise: 19 bis 90 Euro

ANNE-SOPHIE MUTTER , MUTTER’S VIRTUOSI & DANIIL TRIFONOV PFINGSTMONTAG, 5. JUNI 2017, 18 UHR Daniil Trifonov ist ein junger Pianist, der nicht nur Martha Argerich mächtig beein­d ruckte. Nun musiziert er zum ersten Mal mit der Gei­ gerin Anne-Sophie Mutter, als Gast in einem Konzert mit „Mutter’s Virtuosi“: Mutter und Trifonov spielen Schuberts Not­t urno für Klaviertrio und das „Forellenquintett“. Danach: Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“. Preise: 25 bis 170 Euro

RUDOLF BUCHBINDER SONNTAG, 18. JUNI 2017, 17 UHR Der Wiener Pianist Rudolf Buchbinder gilt als eine Art Hohepriester des BeethovenSpiels. Für sein Festspielhaus-Konzert hat er drei der berühmtesten Sonaten Beethovens ausgesucht: die „Appassionata“, die „Pathétique“ und die „Waldsteinsonate“. Zur Auf­ lockerung zwischendurch erklingt die humorvolle Sonate F-Dur op. 10 Nr. 2. Preise: 19 bis 90 Euro

HOCHST PERSON LICH


33 DANIEL HOPE IVOR BOLTON & SINFONIEORCHESTER BASEL

Preise: 22 bis 110 Euro

CHAMBER ORCHESTRA OF EUROPE PIOTR ANDERSZEWSKI MOZART: KLAVIERKONZERTE SAMSTAG, 8. JULI 2017, 19 UHR Piotr Anderszewskis Qualitätssinn ist berühmt – manche sagen auch berüchtigt. Der polnische Pianist versenkt sich gern in Fragen des Klanges und der Artikulation. In der Doppelfunktion als Dirigent und Solist kann er seine Vorstellungen in den Mozart-Klavierkonzerten KV 595 und KV 503 perfekt um­ setzen. Davor: Bartóks Divertimento, geleitet von Konzertmeisterin Lorenza Borrani. Preise: 19 bis 90 Euro

DANIIL TRIFONOV & VALERY GERGIEV FREITAG, 21. JULI 2017, 19 UHR Trotz (oder wegen?) seiner phänomenalen Technik versenkt sich Daniil Trifonov ganz in die Musik. Mit dem dritten, dem virtuo­ sesten Klavierkonzert von Rachmaninow, setzt er sich seit Jahren auseinander. Valery Gergiev und sein Mariinsky Orchester begleiten den Pianisten in einem reinen RachmaninowProgramm. Preise: 22 bis 110 Euro

SEONG-JIN CHO & VALERY GERGIEV SAMSTAG, 22. JULI 2017, 18 UHR Der Sieger des Warschauer ChopinWettbewerbs 2015 spielt gleich beide Klavier­ konzerte von Chopin, in einem Konzert mit dem Mariinsky Orchester unter Valery Gergiev. Nach der Pause: Bruckners Siebte. Preise: 22 bis 110 Euro

GRIGORY SOKOLOV SONNTAG, 5. NOVEMBER 2017, 19 UHR Opus 111? Eine magische Zahl für alle Pianisten. Nun nimmt sich Jahrhundertpianist Grigory Sokolov Beethovens letzte Sonate vor, zusammen mit der Sonate op. 90. Und dann wären da natürlich noch die heißgeliebten Zugaben, mit denen sich Sokolov freigiebig bei seinem Publikum bedankt. Preise: 19 bis 90 Euro

CECILIA BARTOLI & SOL GABETTA ANDRÉS GABETTA & CAPPELLA GABETTA DONNERSTAG, 23. NOVEMBER 2017, 20 UHR Zwei Diven auf einer Bühne? Dann natürlich mit Barockmusik, die den freundschaftlichen Wettstreit so liebt. Die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli trifft auf die Cellistin Sol Gabetta, Bruder Andrés Gabetta greift selbst zur Geige und leitet die Cappella Gabetta. Preise: 29 bis 210 Euro

ARABELLA STEINBACHER & NILS MÖNKEMEYER MOZARTEUMORCHESTER SALZBURG SAMSTAG, 2. DEZEMBER 2017, 18 UHR Debüt für die großartige Geigerin Arabella Steinbacher im Festspielhaus: Gemeinsam mit Bratschist Nils Mönkemeyer ist sie Solistin in Mozarts wundervoller Sinfonia con­ certante, umrahmt von den Mozart-Sinfonien KV 338 und KV 550. Mit dem Mozarteum­ orchester Salzburg, Dirigent: Constantinos Carydis. Preise: 14 bis 70 Euro

ISABELLE FAUST GIOVANNI ANTONINI & IL GIARDINO ARMONICO

F OTO: FE LI X BR ÖDE

SAMSTAG, 21. OKTOBER 2017, 19 UHR Von allen Geigerinnen gelang ihr in den letzten Jahren die spektakulärste Karriere: Isabelle Faust spielt Mozarts Violinkonzerte Nr. 1 und 5. Il Giardino Armonico begleitet und führt unter seinem Dirigenten Giovanni Antonini dazu noch zwei der schönsten frühen Haydn-Sinfonien auf: Nr. 47 und Nr. 49. Preise: 19 bis 90 Euro

Wer Musiker ohne Allüren unterschätzt, lässt sich das Schönste entgehen: Isabelle Faust, im Oktober mit Mozart im Festspielhaus.

Ve ra nsta ltunge n

SAMSTAG, 4. NOVEMBER 2017, 18 UHR Es gibt nicht allzu viele herausragende bri­t ische Komponisten der Romantik. Umso wichtiger ist es für Daniel Hope, das beseelte und sinfonisch ambitionierte Violinkonzert seines Landmanns Edward Elgar zu spielen. Dazu erklingt Beethovens dritte Sinfonie, die „Eroica“.


D a s R he ingold

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WELLE  IM

KOPF Wagner versenkte sein „Rheingold“ im Orchester. Zu den Pfingst­festspielen kommt Thomas Hengelbrock mit dem NDR Elbphil­ harmonie Orchester auf Schatzsuche.

D A R I U S Z

T E X T : S Z Y M A N S K I

I L L U S T R A T I O N : J Ö R N K A S P U H L

Das Problem mit dem Illusionstheater ist das Theater: Das Kino etwa lässt Drachen viel über­ zeugender Feuer spucken als die tollsten Bühnen­ maschinen. Die Lösung des Problems fand Wagner in der romantischen Sinfonik – dazu musste er jedoch die überlieferte Opernform sprengen.


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D a s R he ingold

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Waren es Zufälle, Ahnungen, Visionen? Den mon­ golischen Kehlkopfgesang kannte Richard Wagner sicher nicht, als er sein „Rheingold“ komponierte. Und doch erinnert dessen Beginn an die Urbässe aus dem zentralasiatischen Altaigebirge – jedenfalls eher als an alles, was das Musikvokabular der Romantik damals aufzubieten hatte. Es ist schon so: Wagners „Rheingold“ ist nicht bloß der erste Teil der riesigen „Ring des Nibelungen“-Tetralogie, sondern überzeugt auch davon losgelöst als ein Kunstwerk von höchster klanglicher Originalität. Nebenbei ist es ein wunderbarer Anlass, über Wagners geniale Lösungen nachzudenken, die zur Geburt des „Musikdramas“ führten – denn eine Oper konnte Wagner das, was er neu erdachte, kaum mehr nennen. och was ist so ein „Musikdrama“ eigentlich? Und warum wünschte sich Wagner in den Jahren nach der Uraufführung des kompletten „Rings“ eine unsichtbare, also gar keine Opernbühne? Dieser Wunsch könnte erklären, weshalb die Übernahme von der Bühne in den Konzertsaal so gut funktioniert, was nun auch Thomas Hengelbrock mit seinem NDR Elbphilharmonie Orchester beweisen dürfte – einem Sinfonie- und keinem Opernorchester übrigens, was in diesem Zusammenhang gut passt. Um Wagners Neuerungen zu begreifen, lohnt es sich, die erste „Rheingold“-Szene in Augenschein zu nehmen. Nixen schwimmen im Rhein. Doch eigentlich schwimmen sie nicht. An Seilen gezerrt und von Kränen gehoben scheitern sie ehrenvoll daran, in hilflosen Pantomimen sanft gleitenden Aquariumfischen zu gleichen. Während die Theaterwelt im 19. Jahrhundert nach und nach in Richtung Realismus drängte, träumte sich Richard Wagner einfach mal die Schwerkraft weg – ein Unterfangen, das unmöglich auf der Bühne mit Eleganz umgesetzt werden konnte. Anders in der Musik. Die hatte im 19. Jahrhundert ihre eigenen Mittel, um beim Hören innere Bilder zu erzeugen. Sonnenauf- und -untergänge, Meeresrauschen, Feu­ersbrünste, Nebeldämpfe – ein ganzes Kinoeffekte-Arsenal nahm das von den Romantikern entfesselte Orchester vorweg. Für einen Sinfoniker war es kein Problem, Nixen im Wasser darzustellen – Mendelssohn etwa hat diesbezügliche

Herausforderungen wunderbar in seiner „Schönen Melusine“ oder der „Hebriden-Ouvertüre“ gelöst – zwei Werke, die Wagner genau studierte. Wollte man nun die sinfonischen Zauberkünste auf die Oper übertragen, kam man schnell in die Bredouille, denn all die flinken Wellen mussten sich an den überkommenen Opernformen Arie und Rezitativ brechen. Deshalb ließ Richard Wagner Rezitativ und Arie in der Rheinszene einfach weg und integrierte die Singstimmen vollständig in den sinfonischen Fluss. Vom orchestralen Gewebe direkt ins Kopfkino des Hörers projiziert, schwimmen nun glitzernde Wasserfrauen und stolpert ein zwergenhafter Alberich. Das „Musikdrama“ entfaltet seine Zauberkraft – „Musikdrama“ oder auch „durchkomponierte symphonisch-dramatische Großform nach einer Dichtung des Komponisten“, wie Wagner alberichhaft ungelenk sein geniales Amalgam aus Oper und Sinfonie in Worte zu fassen suchte. Schütten wir das Kind doch mit dem Bade aus und lassen die Bühnentechnik ganz weg! Das wird auch regelmäßig gemacht, oft sogar mit Gewinn. „Das Rheingold“, wie überhaupt der gesamte „Ring“, wären dann so etwas wie die zehnte Sinfonie von Beet­ hoven. In der Neunten hat der Bonner bereits Chor und Solosänger einbezogen. Wagner, so sah er es selbst, vollführte mit seinem „Rheingold“ nun den logischen nächsten Schritt – das tiefe Rheingold-Es zu Beginn winkt dem tiefen D aus Beethovens Neunter hörbar zu. Die klassischen Themenbildungen, Varianten und Abspaltungen kehrten bei Wagner als Leitmotive wieder, meist vom Orchester angestimmt und nur selten gesungen. Doch es lohnt sich, noch etwas bei der Rheinszene zu verweilen. Das Spiel der Wellen wird unterbrochen; Sonnenstrahlen spiegeln sich im Gold. Wasserwellen und Lichtschimmer – ihnen folgen, in freier Reihenfolge, Wolkennebel, Feuerzungen, Rauchschwaden, Schauer, Blitz und Regenbogen, der Staub der Erde und das Hämmern auf Metall. Den Bühnen­requisiten seiner Zeit misstrauend übersetzte Wagner Mate­ rialien, Substanzen, Schäume, Dämpfe, blitzende wie raue Oberflächen in raffiniert erdachte Klänge, die er aufeinander bezog. Lauter Wunder der musikalischen Alchemie: Der Fluss wird zum Licht, zur Wolke, zu Freias fruchtbar sprießendem Schlingpflanzen­ biotop, zu belebenden Körpersäften, zum giftigen Rauch – alle gekeimt aus diesem zentralasiatischen Urraunen, mit dem das „Rheingold“ beginnt. Zuerst verwandelt sich das Raunen in Wellenrauschen und wird dann zum erotischen Rausch, der den armen Alberich ergreift, der von den dummen, bösen Rheintöchtern erst angestachelt und schließlich dreifach gedemütigt wird. Er schwört der Liebe ab und schneidet sich das Herz heraus – im „Rheingold“


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noch metaphorisch als Zauber und Fluch, anders als später im „Parsifal“, Wagners letztem Werk, wo sich dann Klingsor ganz real entmannen wird. Alberich und Klingsor sind traumatisierte Brüder im Geiste. Sie fügen sich Wunden zu und gewinnen dadurch so etwas wie Macht. n „Rheingold“ wie in „Parsifal“ hat Wagner christliche Mythen verwandelt; das Rheinabenteuer gestaltete er dem Paradies mit der Ursünde nach. Solche Überblendungen und Klangmetamorphosen finden ihre Entsprechung in melodischen Verwandtschaften: Das Motiv, das den verfluchten Al­berich-Ring repräsentiert, kehrt nur leicht verändert als Wotan-Thema wieder. Der Drachenwurm, der sich gefährlich windet, und der Tarnhelm, der den Wurm erscheinen lässt, teilen sich dieselbe melodische Linie. „Beziehungszauber“ nannte Thomas Mann bewundernd Wagners Spiel, in dem alles ineinander verfließt, so dass man sich vorerst fragen darf: Ist hier etwas, an dem wir uns festhalten können? Etwas Körperhaftes, Greifbares,

sogar Musikantisches vielleicht? Aber überall! Wie ein großzügiger König streut Wagner in „Das Rheingold“ bunte Effekte unters Volk. Die Leitmotive springen einen geradezu an (die Riesen!) und dann pumpt und treibt da noch der Rhythmus. Das asiatische Urraunen ist nicht bloß Klang, sondern auch Atem: Lang, kurz, lang – Dreierrhythmen geben der Rheinszene ihren Drive, verwandeln sich schließlich in Punktierungen des Rheingold-Motivs und kehren später als manisches Klopfen der versklavten Nibelungen wieder. Letzteres zeugt von Wagners jugendlich-revolutionärem Antikapitalismus und ist mit seinem Maschinen-Beat ein weiterer Ausblick auf die Zukunft. Doch auch die musikalische Vergangenheit kommt neu zu Ehren: In den Götterszenen finden sich Rezitativ und Arioso wieder, ein durchgestalteter Sprachrhythmus der Konversationskomödie, mal keifend, dann wieder kragensteif, ausgetrocknetes Göttersprech nach pulsierenden Nixengesängen. Gift spucken sie alle, Nixen wie Götter, und alle leiden sie auch sehr. In der „Götterdämmerung“, dem letzten Teil des „Rings“, wird eine ganze Welt zugrunde gehen an Tatsachen, die sich bereits in den Rhein- und Götterszenen des „Rheingolds“ enthüllen: dass man liebt und nicht wiedergeliebt wird; dass man liebt und sich dann wieder verkracht. Und weil das alles so flüchtig wie eine kleine Rheinwelle ist, hält man sich gern fest an Status und Besitz. Was eigentlich ganz urmenschlicher Realismus ist – auch weil es nach solchen Weltuntergängen ja zumeist doch irgendwie weitergeht.

WAGNER: DAS RHEINGOLD KONZERTANTE AUFFÜHRUNG THOMAS HENGELBROCK, DIRIGENT NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTER MIT MICHAEL VOLLE, DANIEL BEHLE, JOHANNES MARTIN KRÄNZLE, KATARINA KARNÉUS, GABRIELA SCHERER UND WEITEREN SOLISTINNEN UND SOLISTEN 3. JUNI 2017 / WEITERE INFORMATIONEN FINDEN SIE AUF WWW.FESTSPIELHAUS.DE

P f ing st fe stspie le 2 0 17

DER AUTOR Ein Vorteil, der Dariusz Szymanski aus seiner 15-jährigen Tätigkeit im Festspielhaus Baden-Baden erwuchs, ist der Zugewinn an Technik, denn: Selbst Musik, die man nicht leiden kann, muss man erläutern können. Im Falle von Wagner führte das zur Läuterung, so dass der Redakteur und Dozent, längst bekehrt, sich die Wartezeit auf „Parsifal“ gern mit dem kommenden „Rheingold“ verkürzt.


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TICKET-SERVICE: +49 (0) 7221 3013-101 CHAMBER ORCHESTRA OF EUROPE PIOTR ANDERSZEWSKI MOZART: KLAVIERKONZERTE SAMSTAG, 8. JULI 2017, 19 UHR Im Chamber Orchestra of Europe treffen sich Solisten, Stimmführer bedeutender Orchester und berühmte Dozenten vieler Nationen. Geleitet von dem Pianisten Piotr Anderszewski spielt diese musikalische Elitetruppe Mozarts Klavierkonzerte KV 595 und KV 503, davor Bartóks Divertimento. Konzertmeisterin: Lorenza Borrani. Preise: 19 bis 90 Euro

MARIINSKY ORCHESTER , CHOR & SOLISTEN VALERY GERGIEV & DANIIL TRIFONOV FREITAG, 21. JULI 2017, 19 UHR Die ganze Mariinsky-Pracht: ein Riesen­ orchester, Chöre, Solisten, dazu eines der virtuosesten Klavierkonzerte überhaupt. Valery Gergiev dirigiert in einem reinen Rachmaninow-Programm die Chorkantate „Die Glocken“ und das dritte Klavierkonzert mit Daniil Trifonov. Preise: 22 bis 110 Euro

MARIINSKY ORCHESTER VALERY GERGIEV & SEONG-JIN CHO SAMSTAG, 22. JULI 2017, 18 UHR Seong-Jin Cho ist Gewinner des Warschauer Chopin-Wettbewerbs 2015. Der Koreaner stellt sich mit beiden Klavierkonzerten von Chopin in Baden-Baden vor, an einem Abend mit Valery Gergiev und dem Mariinsky Orchester. Nach der Pause: Bruckners siebte Sinfonie. Preise: 22 bis 110 Euro

WIENER PHILHARMONIKER ZUBIN MEHTA FREITAG, 6. OKTOBER 2017, 19 UHR Ein Saisoneröffnungskonzert mit den Wiener Philharmonikern, bei dem vor allem die wunderbaren Wiener Bläser glänzen dürfen, in Bartóks Konzert für Orchester, Haydns Sinfonia concertante und Brahms’ „Tragischer Ouvertüre“. Am Pult: Zubin Mehta, Ehrendirigent des Orchesters. Preise: 19 bis 130 Euro

GEWANDHAUSORCHESTER LEIPZIG, HERBERT BLOMSTEDT & LEONIDAS KAVAKOS FREITAG, 27. OKTOBER 2017, 20 UHR Auf seine große Tradition ist das Gewandhausorchester zu Recht stolz. Unter seinem Ehrendirigenten Herbert Blomstedt spielt es Werke der frühen und der späten Romantik, die im Gewandhaus zur Uraufführung kamen: Bruckners Siebte und Mendelssohns Violinkonzert. Solist: Leonidas Kavakos. Preise: 19 bis 130 Euro

SINFONIEORCHESTER BASEL IVOR BOLTON & DANIEL HOPE SAMSTAG, 4. NOVEMBER 2017, 18 UHR Schon die beiden Tuttischläge zu Beginn von Beethovens „Eroica“ sind Prüfsteine, über die ein Orchester stolpern kann. Die Musi­ kerinnen und Musiker des Sinfonieorchesters Basel nehmen solche Herausforderungen mit Bravour. Zweimal waren die Basler für den International Classical Music Award nominiert, zweimal wurden sie mit dem „Diapason d’or“ ausgezeichnet. Mit ihrem neuen Chef­ dirigenten Ivor Bolton spielen sie neben Beethovens dritter Sinfonie das Violinkonzert von Elgar, Solist ist Daniel Hope. Preise: 22 bis 110 Euro

MOZARTEUMORCHESTER SALZBURG ARABELLA STEINBACHER , NILS MÖNKEMEYER & CONSTANTINOS CARYDIS SAMSTAG, 2. DEZEMBER 2017, 18 UHR Das Ur-Ensemble wurde noch von Konstanze Mozart mitgegründet: Das Mozarteumor­ chester Salzburg spielt Werke seines Namens­ gebers, die Sinfonie Nr. 34 C-Dur, die berühmte Sinfonia concertante und die noch be­ rühmtere Sin­f onie Nr. 40 g-Moll. Solisten sind die Geigerin Arabella Steinbacher und der Bratschist Nils Mönkemeyer, Constantinos Carydis dirigiert. Preise: 14 bis 70 Euro


Ve ra nsta ltunge n

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F OTO: MAN OLO PR ESS /M IC HAE L BO DE

Im Netz ihrer Klänge verfangen wir uns gern: Anneleen Lenaerts, Harfenistin der Wiener Philharmoniker, bei der Probe im Festspielhaus.

GROSSE ORCHESTER


Ha mburg B a lle t t J ohn N e ume ie r

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DAS

NIJINSKY PUZZLE In welche Form lassen sich Kunst und Leben eines Genies bringen? John Neumeiers „Nijinsky“ gibt eine Antwort im Tanz.


Ta nz

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T E X T : A N G E L A R E I N H A R D T

F OTOS: KI RAN WEST

Im Oktober zeigt das Hamburg Ballett John Neumeiers „Nijinsky“ im Festspielhaus. Die Liebe zu dem rätselhaften Tänzer, Choreographen und Menschen ist für den Hamburger Ballettintendanten eine Lebensaufgabe. ine Rosenblüte, die auf einem Windhauch durch ein offenes Fenster fliegt …“ Das waren die allerersten Worte, die John Neumeier über Vaslaw Nijinsky las. Der kleine John war elf Jahre alt und hatte sich einen stattlichen rosafarbenen Leinenband aus dem Regal gezogen. Die frühe Biographie des berühmten Stars der Ballets Russes, in deren ersten Zeilen er diese Worten fand, war eines der drei oder vier Tanzbücher, die in der Bibliothek von Milwaukee ausgeliehen werden konnten. „The Tragedy of Nijinsky“ von Anatole Bourman ist kein besonders gutes Werk, wie der wissbegierige Junge später aus anderen, klügeren Büchern erfahren sollte – der Verfasser spielt sich mit reißerischen Worten als enger Freund des Tänzers auf, der er nicht war. Sogar während der Pausen auf dem Schulhof las das neugierige Kind, wo ihn dann ein Lehrer, wahrscheinlich in Sorge wegen des unheilvollen Titels, anherrschte: „Das solltest du nicht lesen!“ Andere kleine Amerikaner verschlangen zu dieser Zeit „Unsere kleine Farm“ von Laura Ingalls Wilder oder den üblichen „Zauberer von Oz“. Etwas verunsichert, aber umso neugieriger tat der Sohn von Schiffskapitän Neumeier natürlich genau das Gegenteil. Das war 1950 – in jenem Jahr, als der Mann, der leicht wie eine Rosenblüte


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tanzen konnte und über den Dichter in Verzückung gerieten, nach 30-jährigem Leidensweg durch psychiatrische Sanatorien in London starb: ein kleiner, stämmiger, kahlköpfiger Mensch, ganz in s­ einer eigenen Welt gefangen und scheinbar ohne jede Erinnerung an die legendären Höhenflüge seiner Jugend. s wäre eine allzu schöne Legende, im Jahr 1950 eine Art Seelenwanderung wie beim Dalai Lama anzunehmen. Aber der ernste Junge aus der Schulhofecke sammelte im Lauf seines weiteren Lebens alles, wirklich alles, was er zu Vaslaw Nijinsky finden konnte: Fotografien, Gemälde, Statuen, Plakate, Briefe und Berichte – vor allem die dunklen, geheimnisvoll-symmetrischen Zeichnungen des psychisch Kranken, auf denen manchmal ein Windstoß durch die perfekten Kreisformen zu wehen scheint. Heute lebt John Neumeier inmitten all dieser Erinnerungen, sein Wohnhaus enthält die weltweit größte Sammlung an NijinskyMemorabilia. Viel wichtiger aber: Durch diese frühe Faszination wurde Neumeier zum Choreographen. Ballett sah er wenig in seiner Jugend, in Milwaukee machten nur ab und zu große Tourneekompanien Station. Wie fast alle amerikanischen Tänzer seiner Generation liebte der Junge die Musicalfilme im Fernsehen und bewunderte vor allem Gene Kelly: „Das ging so weit, dass ich Filme total langweilig fand, in denen nur gesprochen wurde.“ Die Liebe Im steifen Kragen hat die Zukunft ein Gesicht wie jedes andere: Vaslaw Nijinsky (Zweiter von links) als Absolvent der Kaiserlichen Ballettakademie in St. Petersburg, 1907.

zum Tanz war schon immer in ihm, das Ballett aber entdeckte er im Grunde durch Bücher: „Dass ich forschen musste, dass ich selbst Gegenstände und Beweismaterial suchte über das, was Tanz überhaupt ist, mag etwas mit meiner Entwicklung zu tun haben“, so der nachdenkliche Choreograph im Rückblick. ­Natürlich war der tragikumwölkte, umschwärmte Nijinsky eine absolut faszinierende Figur, auf dessen revolutionäre Choreo­ graphien aber machte ihn erst die Modern-Dance-Ikone Sybil Shearer aufmerksam, eine von Neumeiers wichtigsten Lehrerinnen. Und er las noch mehr Bücher über die riesigen Skandale um Nijinskys Ballette, über die angedeutete Masturbationsszene in „L’Après-midi d’un faune“ und das stampfende, mordende Urvolk in „Le Sacre du printemps“, über die unglaublichen Sprünge Nijinskys, der in der Luft zu stehen schien. Mit jedem Bericht aus der Zeit der Ballets Russes wurde das Rätsel nur noch größer: Wer war Nijinsky wirklich? Ob als Student, als junger Tänzer in Stuttgart oder dann in Frankfurt als jüngster Ballettdirektor Deutschlands, John Neumeier studierte über die Jahre hinweg immer wieder die Fotografien aus der damaligen Zeit, sah die vielen unterschiedlichen Gesichter des russischen Tänzers: den zarten, fast femininen Lyriker inmitten weißer Geisterwesen, den siamesischen Tänzer, der ­katzenhaft auf dem Boden lauert, den Goldenen Sklaven, der ­lachend in seiner Sinnlichkeit triumphiert, und den traurigen Clown Petruschka, aus dessen uralten Augen der Schmerz der Welt spricht. Kein einziges Fitzelchen Film gibt es von Nijinskys Tanz, aber unendlich viele Fotos dokumentieren die Faszination seiner Zeitgenossen: „Sie sehen alle völlig anders aus, er ist immer eine andere Persönlichkeit. Es ist diese Gabe, sich zu verwandeln. Das allererste Buch, das schon 1913 über Nijinsky ge­ schrieben wurde, spricht nicht so sehr von seinen technischen Fähigkeiten, sondern vor allem von seiner Ausstrahlung“, so John Neumeier. War Vaslaw Nijinsky der erste echte Tanzschauspieler, kann man an seiner Gabe der vollkommenen Verwandlung den Beginn des dramatischen Balletts festmachen, das zu John Neumeiers ur­ eigenstem Gebiet wurde? Schon Michail Fokine, Nijinskys Vorgänger als führender Choreograph der Ballets Russes, proklamierte eine neue dramaturgische Einheit für Handlungsballette, aber „es war Nijinsky, der eine Form der Erzählung ge­­ funden hat ohne isolierte Gestik, das heißt, der Tanz musste nicht zwangsläufig aufhören, wenn man etwas erzählen wollte“, schreibt John Neumeier in seinem großen Erinnerungsbuch „In Bewegung“. Wenn er choreographierte, wurde der russische Tänzer, dessen Virtuosität das klassischakademische System zu einem neuen Höhepunkt geführt hatte, geradezu zum Anarchisten, zum Revolutionär. „In einer Zeit, als es noch keine Martha Graham gab und keine Mary Wigman, verlangte er von seinen Tänzern etwas völlig Ungewöhnliches“, erklärt der Hamburger Ballettintendant: „Er choreogra-


43 DIE AUTORIN

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phierte nicht, um seinen Ruhm zu demonstrieren, sondern das kam wirklich aus seiner Überzeugung, er war auf der Suche nach seiner Vision. Konsequent verlangte er, dass die Bewegungen genauso ausgeführt werden, wie er sie vormachte. Dafür bin ich voller Bewunderung, denn für mich gehört es immer noch zum Schwierigsten, vor einer Gruppe zu stehen und etwas zu verlangen, was ihnen völlig fremd ist.“ Ohne irgendeine Theorie zu entwickeln wie etwa Fokine, sprang Nijinsky in seinen wenigen Stücken aus dem Nichts heraus in eine fremdartige, für seine Zeitgenossen schockierende Tanz­ moderne. Er brach dabei mit vielen Konventionen, die man bis dahin für unumstößlich gehalten hatte, vor allem mit dem klassischen Stil. Seine andersartige Musikalität stieß sogar beim Polyrhythmiker Igor Strawinsky auf Unverständnis. Nijinsky erfand völlig neue Schritte, eine andere Ästhetik. „Woher das kam? Da müssen Sie Gott fragen“, sagt John Neumeier. elche Rolle spielte dabei Sergej Diaghilew, der den Tanzstar förderte, liebte und ihn nach seiner Heirat mit Romola de Pulszky verstieß? Hat Nijinsky den großen Impresario wirklich gehasst, wie er später in seinem Tagebuch schrieb? Neumeier ist sich nicht ­sicher: „Wir wissen von unseren eigenen Gefühlen, wie sie sich verändern können, selbst zu Menschen, die für uns ganz wichtig sind. Diaghilew war die wichtigste Beziehung seines Lebens, neben seiner Schwester Bronislawa. Ich denke,

Konsequent verlangte er, dass die Bewegungen genauso ausgeführt werden, wie er sie vormachte. Dafür bin ich voller Bewunderung.

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Die Stuttgarter Tanzjournalistin Angela Reinhardt schreibt regelmäßig für das Magazin „tanz“, sie veröffentlicht in Fachmagazinen wie „Tanzjournal“ und im „Stuttgarter Ballett Annual“. Zu einer Monographie über den Choreographen Marco Goecke verfasste sie das Vorwort, Besucher des Festspielhauses Baden-Baden kennen sie als Autorin zahl­ reicher Ballett-Programmhefte.

Als könnte er in der Luft die Zeit anhalten: Nijinskys Sprünge waren legendär. Gefilmt wurden sie nie.

dass Diaghilew Nijinskys Genie erkannt hat. Und ich glaube, dass er Nijinsky wirklich geliebt hat. Er war kein perfekter Mensch, aber ich bewundere ihn zutiefst, wie er ohne jegliche Subvention eine Ballettkompanie über 20 Jahre lang am Leben gehalten hat, zu dieser Zeit, durch einen Weltkrieg hindurch! Das ist heute undenkbar. Ob es dann wirklich Hass war oder einfach Ablehnung, Eifersucht oder Enttäuschung … Es gibt verschiedene Schattierungen für dieses große Wort ‚Hass‘. Wir haben bei der Betrachtung von Nijinskys ­L eben ja immer zwei Parteien – diejenigen, die zu Diaghilew halten und finden, dass Romola das Leben Nijinskys ruiniert hat, und diejenigen, die Romola ganz toll finden und denken, Diaghilew wäre ein schrecklicher Verführer gewesen. Ich glaube, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Romola war sicher nicht die richtige Partnerin für Nijinsky: Sie hat seine Tiefe unterschätzt. Aber ich glaube, dass auch sie ihn wirklich geliebt hat. Während des Zweiten Weltkrieges hat sie ihn beschützt, und dafür bekommt


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sie in meinem Ballett einen großen Dank in einem langen Pas de deux, der diese Beziehung und diese Treue zeigt.“ Romola Nijinsky lernte Neumeier 1976 in Wien noch selbst kennen, drei Jahre später schuf er mit „Vaslaw“ das erste seiner Ballette, die aus der lebenslangen Faszination für den Tänzer entstanden sind. Vielfach arbeitete er im Werkumkreis der ­Ballets Russes, choreographierte eigene Versionen von „Le Sacre du printemps“, „Pétrouchka“, „Le Spectre de la rose“, „L’Après-­ midi d’un faune“ und „Scheherazade“. Bis er 1999 mit seinem Opus magnum begann, dem Ballett „Nijinsky“. Man mag „Die Kameliendame“ für wichtiger halten innerhalb seines Lebenswerkes oder auch die „Matthäuspassion“, aber „Nijinsky“ ist sicher das Ballett, das Neumeiers Herz am nächsten ist, für das er auch nicht mehr groß zu forschen brauchte, wusste er doch fast alles, was zu wissen war. Wie gut kennt er Vaslaw Nijinsky? „Ich glaube nicht, dass man jemanden überhaupt kennen kann. Ob ich ihn kenne? Ich kann viele Fragen über ihn beantworten, ich denke über ihn nach, ich kann über sein Leben weinen. Aber es wäre überheblich zu sagen, dass ich ihn kenne. Ich versuche, immer mehr Details zu finden, dieses Puzzle irgendwie zusammenzusetzen, um die Dinge zu begreifen. Und dann kommt man immer an eine Grenze und sagt: Ist er das wirklich?“ ereits als Student kaufte Neumeier Bücher. Als junger Tänzer dann, von den kargen 700 Mark, die er als Anfänger beim Stuttgarter Ballett verdiente, erwarb er die ersten kleinen Lithographien dazu. In Hamburg ist das Sammeln „zu einer Obsession geworden“, so schlimm, dass das Konto des Ballettdirektors öfters überzogen war. Sein Interesse galt nie nur Nijinsky, sondern der ganzen Tanzgeschichte, dem gesamten Bild: „Wenn man in den Büchern oder Briefen liest, dann merkt man, dass diese Menschen, die den Weg bereitet haben, ähnliche Freuden und ähnliches Leid erlebt haben wie man selbst.“ Ungefähr 13.000 Bücher und insgesamt 40.000 Objekte umfasst seine Sammlung heute: Skulpturen, Öl-

gemälde, Aquarelle, Lithographien, Fotografien, Porzellanfiguren, Tausende von Zeitungsausschnitten und Briefen, die frühen Spitzenschühchen von Marie Taglioni und Fanny Elßler, die Menükarte von Nijinskys Hochzeit, sein Testament. Und Rosenblätter vom Originalkostüm zu „Le Spectre de la rose“. Um diese umfangreiche Sammlung für die Zukunft zu sichern und sie für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, gründete er 2006 die Stiftung John Neumeier. Dabei geht es Neumeier nur um den ideellen Wert der erworbenen Dinge, nie um eine Geldanlage: „Ich werde das nie vergessen, ich war in meiner Zeit als Bellettschüler in London beim Freund einer Tänzerin eingeladen, und der besaß eine Originalzeichnung von Léon Bakst, dem Ausstatter der Ballets Russes. Ich war ­total aufgeregt, sie in meinen Händen zu halten. Und er sagte, so typisch britisch: ‚John – it’s an investment!‘ So sehe ich kein einziges Stück meiner Sammlung, und es sind einige sehr wertvolle Dinge dabei. Für mich waren sie immer Information, Beweisma­terial, eine Hilfe, um die Dinge besser zu verstehen, Inspiration für meine Arbeit. Das Wichtigste ist nicht der Name des Künstlers, sondern welche Aus­sage dieses Objekt in meiner Sammlung hat.“

F OTOS: AKG -I MAG ES , DPA / PIC TURE AL LIAN CE

Léon Baksts berühmte Entwurfszeichnung zu „L’Après-midi d’un faune“ (rechts) ist Teil der weltweit größten Nijinsky-Sammlung, die John Neumeier in seiner Hamburger Wohnung hütet.


John Neumeier lebt in einem Museum von ballett­ historischem Rang, alle Wände hängen voller Bilder: „Wenn ich in mein Haus komme, ist es meistens spät. Dann bleibe ich sehr oft stehen oder setze mich hin und schaue gewisse Dinge an. Es ist für mich wichtig, mit diesen Werken zu leben. Ich könnte mir nicht vorstellen, sie während meiner Lebenszeit wegzu­ geben, etwa in ein Museum – sie sind ein Teil von mir. Ich versuche, diese Objekte zu schützen, dass sie uns in ihrem Zusammensein etwas erzählen, was sie einzeln vielleicht nicht könnten.“ Zwei Räume füllt die größte Sammlung von Nijinskys Zeichnungen inzwischen. Die meisten entstanden im Sanatorium, einige wirken düster, manche bedrohlich. Neumeier aber findet nicht, dass es die Bilder eines Wahnsinnigen sind: „Ich sehe ein sehr großes System darin. Es gibt eine ganze Serie, wo er mit einer roten Form arbeitet, die immer größer wird: Es ist die Auseinandersetzung eines Künstlers mit einer Form. Einige Bilder sind düster, die Maskenbilder zum Beispiel, Romola hat sie so genannt. Aber ich habe mich schon sehr an sie gewöhnt.“ e mehr er über Vaslaw Nijinsky erfährt, desto mehr Facetten eröffnen sich ihm – es geht nicht auf ein Ziel zu, sondern das Rätsel wird größer, das Wissen fächert sich auf: „Das war das Problem, als ich mein Ballett über ihn machte: Man hat diese Tausende von Mosaiksteinen und muss sich entscheiden, eine Linie durch dieses Leben

HAMBURG BALLETT JOHN NEUMEIER DAS LIED VON DER ERDE BALLETT VON JOHN NEUMEIER ZUM SINFONISCHEN LIEDERZYKLUS VON GUSTAV MAHLER 7. UND 8. OKTOBER 2017 /

BALLETT-WERKSTATT MODERATION: JOHN NEUMEIER 8. OKTOBER 2017 /

NIJINSKY F OTO: KL A US MO CHA

BALLETT VON JOHN NEUMEIER 13., 14. UND 15. OKTOBER 2017 / WEITERE INFORMATIONEN FINDEN SIE AUF WWW.FESTSPIELHAUS.DE

finden.“ John Neumeiers Liebe gilt dem Künstler, dessen ureigenste Ausdrucksform der Tanz ist, sie gilt dem revolutionären Schritte-Erfinder, vor allem aber gilt sie der gequälten Seele Nijinskys, dem selbst die Menschen, die ihm am nächsten waren, fremd wurden, der seine Heimat von einer blutigen Revolution verwüstet sah – und Europa von einem verheerenden Weltkrieg. „Ich spüre das Ersticken der Erde. Die Erde ist am Ersticken“, schrieb er 1919 in sein Tagebuch und: „Ich weine tiefinnerlich.“ Das Ballett „Nijinsky“ zeigt die künstlerische Explosion der Ballets Russes, die den Tanz in eine neue Dimension katapultierten, es zeichnet das Bild einer verlorenen Generation von jungen Männern, und es betrachtet den zerbrechenden Künstler, den verzweifelten Menschen: mit den Augen des Humanisten und mit der Empathie, die nur aufbringen kann, wer den Tanz zutiefst liebt. Nirgends ist er ihm näher als in der Kunst: John Neumeier schlüpfte als junger Tänzer in Stuttgart in Nijinskys Haut.

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TICKET-SERVICE: +49 (0) 7221 3013-101 DIANA DAMRAU & NICOLAS TESTÉ

TSCHAIKOWSKY: EUGEN ONEGIN

FREITAG, 2. JUNI 2017, 19 UHR

DONNERSTAG, 20. JULI 2017, 18 UHR SONNTAG, 23. JULI 2017, 17 UHR

Die Sopranistin Diana Damrau und der Bariton Nicolas Testé in leidenschaftlichen Arien und Duetten von Verdi, Meyerbeer und Massenet, mit Prague Philharmonia unter Emmanuel Villaume. Preise: 22 bis 110 Euro

WAGNER: DAS RHEINGOLD SAMSTAG, 3. JUNI 2017, 18 UHR Wie unerhört Wagner in „Das Rheingold“ Oper und Sinfonie mischte, lässt sich am besten in einer konzertanten Aufführung nachvollziehen. Zumal wenn ein Musik­ durchdringer wie Thomas Hengelbrock am Pult steht. Mit Michael Volle als Wotan, Daniel Behle als Loge, Johannes Martin Kränzle als Alberich, Katarina Karnéus als Fricka und weiteren Solistinnen und Solisten. Es spielt das NDR Elbphilhar­m onie Orchester. Preise: 19 bis 130 Euro

MOZART: LA CLEMENZA DI TITO BADEN-BADEN-GALA 2017 DONNERSTAG, 6. JULI 2017, 19 UHR SONNTAG, 9. JULI 2017, 17 UHR Die Gala setzt die Reihe glänzend besetzter Mozart-Opern fort, die das Festspielhaus konzertant auf die Bühne bringt. Rolando Villazón, Joyce DiDonato, Sonya Yoncheva, Regula Mühlemann, Tara Erraught und Adam Plachetka singen Mozarts letzte Oper. Yannick Nézet-Séguin dirigiert das Chamber Orchestra of Europe. Preise: 33 bis 230 Euro

In Tschaikowskys „Pique Dame“ bei den Sommerfestspielen 2015 hat Valery Gergiev einmal mehr gezeigt, welche großartigen Stimmen ihm im Ensemble des Mariinsky Thea­ ters zur Verfügung stehen. Umso gespannter wird sein „Onegin“ erwartet: die vielleicht schönste Oper Tschaikowskys in einer Inszenierung des Mariinsky Theaters. Preise: 25 bis 170 Euro

DAS LIED VON DER ERDE KLAUS FLORIAN VOGT & BENJAMIN APPL HAMBURG BALLETT JOHN NEUMEIER SAMSTAG, 7. OKTOBER 2017, 19 UHR SONNTAG, 8. OKTOBER 2017, 18 UHR Wenn das keine Luxusbesetzung ist: Der berühmte Wagner-Tenor Klaus Florian Vogt singt „Das Lied von der Erde“ an der Seite des letzten Fischer-Dieskau-Schülers, Benjamin Appl. Mahlers persönlichstes Werk, im Tanz interpretiert vom Hamburg Ballett John Neumeier. Preise: 22 bis 110 Euro

BEETHOVEN: LEONORE FREITAG, 3. NOVEMBER 2017, 19 UHR „Leonore“ ist die Urfassung von „Fidelio“, der einzigen Oper Ludwig van Beethovens. Der schont seine Sänger bekanntlich nicht – und die „Leonore“ ist noch weitaus schwieriger zu singen als die spätere Fassung. Besonders die Titelpartie ist knifflig: Die an der Wiener Staatsoper und der New Yorker Met als Lulu berühmt gewordene Sopranistin Marlis Petersen ist für den Dirigenten René Jacobs erste Wahl. Mit dem Freiburger Barock­ orchester in einer konzertanten Aufführung. Preise: 22 bis 150 Euro

GESANG


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PUCCINI: LA BOHÈME

Ausnahme-Dirigent Teodor Currentzis hat bezüglich seines „Bohème“-Ensembles konkrete Vorstellungen: Er wollte junge Sängerinnen und Sänger, um die mittellosen, aber romantischen Bewohner einer KünstlerWG glaubwürdig darzustellen. Zu dem Ensemble der talentiertesten Sänger ihrer Generation zählen Simona Mihai, die in Covent Garden reüssierte, und Edwin CrossleyMercer, der im Festspielhaus bereits unter Sir Simon Rattle aufgetreten ist. Preise: 39 bis 260 Euro

PHILIPPE JAROUSSKY SAMSTAG, 11. NOVEMBER 2017, 18 UHR Der Top-Star unter den Countertenören, der alte Meister genauso überzeugend interpretiert wie eine Verlaine-Vertonung aus dem Fin de Siècle: Philippe Jaroussky singt Händel-Arien – ein Fest. Begleitet wird er vom Ensemble Artaserse. Preise: 19 bis 90 Euro

CECILIA BARTOLI & SOL GABETTA DONNERSTAG, 23. NOVEMBER 2017, 20 UHR Die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli und die Cellistin Sol Gabetta stacheln sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. In Werken des Barock werden sie begleitet von der Cappella Gabetta unter der Leitung von Andrés Gabetta, der auch den Solo-Violinpart übernehmen wird. Preise: 29 bis 210 Euro

ROLANDO VILLAZÓN & ILDAR ABDRAZAKOV SONNTAG, 26. NOVEMBER 2017, 18 UHR Ohne Zigarren und dennoch: Das wird ein Herrenabend der besonderen Art. Der Tenor Rolando Villazón und der Bassist Ildar Abdrazakov singen Arien und Duette aus dem französischen und italienischen Opern­ repertoire. Ein Wiedersehen mit Mefistofele und dem braven Nemorino aus „L’elisir d’amore“, begleitet vom Janácˇek Philharmonic Orchestra unter Guerassim Voronkov.

F OTO: SIM ON PAULY

Preise: 39 bis 150 Euro

„Hosenrolle“: Das klingt wenig verführerisch. Dabei ist gut verhüllt schon halb gewonnen, in der Liebe wie auf der Bühne. Die Mezzosopranistin Joyce DiDonato kommt als leidenschaftlich verwirrter Sesto in Mozarts „La clemenza di Tito“ ins Festspielhaus.

Ve ra nsta ltunge n

FREITAG, 10. NOVEMBER 2017, 19 UHR SONNTAG, 12. NOVEMBER 2017, 17 UHR


Musik und Entw ic klung

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Hornisten nennen ihr Instrument gern „Glücksspirale“, weil Töne leicht danebengehen. Diese Jungen wissen, dass man den Namen auch anders verstehen kann.


Wenn Kinder Musik machen, vernetzen sich Gehirnregionen auf einzigartige Weise. Auch deshalb sollten Erwachsene lieber genau hinhören, meint der Musik­ mediziner und Neurophysiologe Eckart Altenmüller.

F OTO: MAN OLO PR ESS /M IC HAE L BO DE

R Ü D I G E R

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TUR  AUF!

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Ein sonniger Nachmittag am Schiffsgraben in Hannover. In Sichtweite der Hochschule für Musik, Theater und Medien liegt das alte Bürgerhaus mit der Nummer 48. Unten radeln Musikstudenten mit Geigenkoffern auf dem Rücken vorbei. Auf dem Treppenabsatz der ersten Etage steht ein Klappnotenständer Marke „Musikschule“. Auf ihm prangen keine Noten, sondern ein Praxisschild: Prof. Dr. med. Eckart Altenmüller. Der Neurophysiologe zählt weltweit zu den führenden Forschern auf dem Gebiet der Musikmedizin. Auch dank seiner Studien ist mittlerweile unumstritten, dass Musizieren die geistige Ent­ wicklung von Kindern stark unterstützen kann.

Wer hört und übt, trainiert am besten

20 Jahre

20 Tage

20 Minuten

0 Übezeit

Ohr

Hand

Die Grafik vergleicht die Gehirnaktivität beim Hören (links) und beim Üben auf einer stummen Klaviertastatur (rechts). Mit der Zeit sind immer weitere Teile des Gehirns beteiligt (rot), die Gehirnaktivitäten bei Hören und Üben werden immer ähnlicher.

Herr Prof. Altenmüller, in den Musik-Festen geben wir immer wieder Kindern Gelegenheit, auf der großen FestspielhausBühne vor Publikum zu musizieren – auch wenn sie nie vorher ein Musikinstrument in der Hand hatten. Lohnt sich für die Jüngsten diese Berührung mit der Musik überhaupt? Eckart Altenmüller: Ihre Arbeit ist sehr wichtig. Das Musizieren und das Musikhören stoßen immer die Hirnplastizität an, das Kind wird emotional geschult. Mittlerweile wurden aber auch viele weitere Nebeneffekte festgestellt, zum Beispiel dass die Kinder, die miteinander Musik machen, prosozialer sind. Ein­ facher gesagt: Sie sind hilfsbereiter. Sie konnten solche Effekte dank neuester Technik nachweisen. Ihre Studien zur neurophysiologischen Wirkung des Mu­ sizierens auf Kindergehirne sind berühmt. Wozu ist die Musik in der Lage? Das Musikhören und vor allem das Musikmachen lösen di­ rekte Effekte aus. Hirnregionen werden vernetzt, die Wahrnehmung der eigenen Emotionen wird verfeinert, aber auch die Wahrnehmung Anderer. Das hilft dann zum Beispiel auch beim Lernen von Fremdsprachen. Viele Angebote unseres Kinder- und Jugendprogramms richten sich an Grundschulkinder zwischen sechs und zehn Jahren. Wie lange sollten Kinder musikalisch neugierig gehalten werden? Dieser Zeitraum endet nie. Aber es ist günstig, wenn sich Kinder schon relativ früh viel mit Musik auseinandergesetzt haben – am besten vor dem siebten Lebensjahr. Damit öffnen wir quasi ein Tor zum lebenslangen Musikhören. Wer früh die Anpassungsfähigkeit an neue Klänge lernt, ist im Prinzip offen für alles, was in den nächsten Jahrzehnten zu hören sein wird – und mögen es die wildesten Ideen sein, auf die unsere Komponisten kommen. Ist es bei der Hirnentwicklung wie bei der Muskelentwicklung? Lernen wir ab 55 Jahren nichts Entscheidendes mehr dazu? Nein, zum Glück verliert das Gehirn seine Plastizität nicht. Die natürlichen Einschränkungen, die wir durch das Altern haben, können wir ausgleichen. Aber Kinder, die früh zwei oder drei Sprachen erlernen, haben später im Leben weniger Mühe, auch eine vierte, fünfte oder sechste zu erlernen. Also ist es wichtig, früh mit dem bewussten Hören und Musizieren zu beginnen. Wie schätzen Sie die gesellschaftliche Bereitschaft dazu aktuell ein? Leider ist das Singen in der Familie mit der 70 er-Jahre-Generation fast ganz verschwunden. Meine Mutter hat noch viel mit uns im Spiel gesungen. Die Generation, die in den 70 erJahren das Erwachsenenalter erreicht hat, ist anders geprägt. Das ist historisch sehr interessant in Deutschland und hat auch mit der Angst zu tun, beim gemeinsamen Singen emotional verführbar zu sein. Vereinfacht ausgedrückt: Wer singt, der ist anfällig für faschistische Ideen. Sie sehen das anders? Absolut. Die Musik und die Musikwahrnehmung sind genetisch beim Menschen angelegt. Ich gehe also davon aus, dass in der Entwicklungsgeschichte des Menschen – und dann sind wir wieder bei unseren Kindern – das gemeinsame Musizieren ein wichtiger Faktor war, um das Überleben in der Gruppe zu ver-

G RA FI K: IN STITUT F Ü R MUSI K PSYCHO LOG I E HAN N OVE R ( 20 03 ) , M ARC BA NG E RT ; FOTOS: E C K ART ALT E N M Ü L L E R

Musik und Entw ic klung

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bessern und zu sichern. Das war quasi ein Mehrwert der Gruppenbindung. Wie weit reicht unsere musikalische Prägung zurück? Bei der Erforschung von steinzeitlichen Funden im oberen Donautal stießen Wissenschaftler auf Flöten, mit denen diatonische Tonleitern gespielt werden konnten – mit wunderbar reinen Halbtönen! Nicholas Conard, der die Ausgrabungen geleitet hat, sagte mir: Diese Menschen hatten eine emotionale Wahrnehmung wie wir heute, sie kannten Neid, Hass, Angst und Liebe. Und er meinte, dass sie Musik im Grundsatz schon genauso wahrnahmen wie wir. Unser kulturelles Gedächtnis für Klänge ist also sehr tief in uns verwurzelt und wird übrigens auch schon pränatal geprägt.

Kinder wollen lernen und Aufgaben bekommen, die sie lösen können. Ein Musik­ instrument ist da in jeder Hinsicht ein unglaublich offenes Gegenüber.

ist Direktor des Instituts für Musikphysiologie und Musikermedizin der Musikhochschule Hannover. Seine weltweit beachteten Forschungen zur Bewegungssteuerung von Instrumentalisten und über die Auswirkungen musikalischen Lernens auf die Großhirntätigkeit reichert er mit praktischer Erfahrung an: Außer Medizin studierte er auch Querflöte, mit der er noch immer in Konzerten aktiv ist.

RÜDIGER BEERMANN ist Direktor Medien und Kommunikation im Festspielhaus Baden-Baden. Er entwickelte mit Künstlern und Wissenschaftlern die interaktiven Kinder-Musik-Feste und beriet die Sigmund Kiener Stiftung beim Aufbau der Kinder-MusikWelt „Toccarion“. Als Mitglied der Geschäftsleitung leitet er das Kinder- und Jugendprogramm.

Also sollten Mütter schon während der Schwangerschaft mit der musikalischen Bildung ihres Kindes beginnen? Vermutlich legt das Gehirn schon im Mutterleib eine Art Häufigkeitsstatistik für Klänge an durch das, was die Mutter hört oder musiziert. Wichtig ist aber: Wenn das auditive Gedächtnis nicht nach der Geburt weiter gepflegt wird, dann hält es nur ein paar Wochen. Schließlich sind zu diesem Zeitpunkt unsere Gedächtnisstrukturen noch nicht ausgebildet, unser Gedächtnis braucht Reifung, und das ist auch gut so, deshalb erinnern wir uns zum Beispiel auch nicht an unsere Geburt. Einen Beleg für das Thema „Häufigkeitsstatistik“ lieferte Kathleen Wermke, die zeigte, dass französische Säuglinge anders schreien als deutsche Babys.

Links: Ich flöte, also denk ich: Professor Altenmüller im Selbstversuch. Rechts: Unter der Haube für die Wissenschaft: Die junge Probandin will wissen, was beim Üben in ihrem Gehirn los ist.

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PROFESSOR DR . MED. ECKART ALTENMÜLLER


Was unterscheidet ein Musikinstrument von anderem Spielzeug? Kinder wollen lernen und Aufgaben bekommen, die sie lösen können. Ein Musikinstrument ist da in jeder Hinsicht ein unglaublich offenes Gegenüber. Ein Kind ist sehr stolz, wenn es sagen kann: Hört mal her, ich kann einen Klang produzieren, einen Ton rausbekommen. Wenn diese Freude mit dem Interesse und der Unterstützung einer Bezugsperson zusammenkommt, haben wir die wichtigsten Zutaten für einen „Lern-Selbstläufer“ beisammen. Ist denn für jedes Kind die Musik eine richtige und wichtige Sache oder funktioniert das auch mit Fußball? Nicht jedes Kind ist ein auditives Kind. Wie solche Präferenzen gebildet werden, kann man noch nicht genau sagen – also warum ein Kind Gitarre lernen und das andere Fußball spielen will. Was wir bei den höchstbegabten Kindern in der musikalischen Frühförderung sehen, ist, dass sie große auditive Fähig­ keiten und Interesse an Klängen und deren Produktion haben. Übrigens sind es dann auch die Kinder, die herausfinden, wo sie am besten Fortschritte machen können. In aller Regel sind sie es, die Erwachsene dazu bringen, sie zum Beispiel früh an der Musikhochschule anzumelden. Der Impuls kommt interessanter­ weise von den Kindern, gar nicht so sehr von den Eltern. Nehmen wir an, ein Kind hat „sein“ Instrument entdeckt. Wie können wir es ermuntern, zu üben? Dazu gibt es relativ viele Untersuchungen. Der entscheidende Punkt ist: Das Lernen verläuft nicht linear, auch die Lust zum Üben ist keine Konstante. Dabei ist die entsprechende „Peergroup“ nicht zu unterschätzen, also etwa die Schulklasse: Wie reagieren Gleichaltrige darauf, wenn ein Kind Musik macht? Eltern können zunächst einmal versuchen, dass ihr Kind mit anderen Kindern zusammenkommt, die auch Musik mögen und gern musizieren. Da spielt dann auch das gemeinsame Musi­ zieren eine wichtige Rolle. Wenn wir Kinder-Musik-Feste veranstalten, führen wir im großen Finale immer für Eltern und Freunde etwas auf … Da sind wir beim zweiten Punkt, dem emotionalen Interesse an den Aktivitäten des Kindes. Ich empfehle immer: einfach beim Vorspiel mal in der ersten Reihe sitzen. Es ist wichtiger für die

Es ist experimentell bestätigt, dass musizierende Kinder eine größere Hilfs­ bereitschaft an den Tag legen. Kinder, dass die Eltern das Musikmachen emotional befürworten, als dass sie direkt mit dem Kind üben oder seine Leistungen benoten. Also: lieber die Tür aufmachen, wenn das Kind übt, als ihm ein Studio einzurichten mit einem Steinway-Flügel. Ich erinnere mich noch genau: Als Jugendlicher habe ich gern am Klavier improvisiert. Mein Vater war Schullehrer, er hat mittags im Nebenzimmer gesessen und die Tür aufgemacht, wenn ich losgelegt habe. Das war für mich so toll! Kann man messen, wie glücklich oder unglücklich Kinder beim Musikmachen sind? Nein, das kann man noch nicht messen. Was aber von Sebastian Kirschner experimentell bestätigt wurde, ist die prosoziale Wirkung der Musik. Er hat Kinder in Zweiergruppen singen lassen, dann stellte er ihnen Aufgaben. Es kam dabei klar heraus, dass die musizierenden Kinder eine größere Hilfsbereitschaft an den Tag legten. Für wie wichtig halten Sie es, Lehrerinnen und Lehrer zu ermutigen, mit den Kindern zu singen und Musik zu machen? Das ist total wichtig. Meine drei Kinder hatten eine sehr engagierte Klassenlehrerin. Sie kam mit der Gitarre und hat das selbst in die Hand genommen, im Lehrplan war es so nicht vorgesehen. Überhaupt: Es gibt kein Fach „Singen“ mehr. Das ist sehr schade. Können Sie Ihre Meinung zusammen mit den Forschungsergebnissen auch politisch klar machen? Das Problem ist da ein bisschen, dass oft Angst vor der sogenannten Hochkultur herrscht. Aber es ist keine sogenannte Hochkultur. Es ist schlicht Hochkultur, die eine Faszination ausübt, viele Menschen bereichert und noch mehr Menschen bereichern könnte. Wie oft bleibt Ihnen noch Zeit für Ihr eigenes Flötenspiel? Jeden Tag. Ich gebe Konzerte und freue mich gerade über ein Engagement in Australien. Als Profi muss ich auch in diesem Bereich jeden Tag üben.

Interesse und Zuspruch von der Familie sind wichtig für musizierende Kinder. Zum „Großen Finale“ der Kinder-Musik-Feste im Festspielhaus ist deshalb der Eintritt frei: Jeder ist zum Staunen willkommen.

F OTOS: MAN OLO PR ESS / MI CH AE L BOD E , F ESTSP IE LH AUS

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Aller Anfang ist das Singen, und auch in der Schule ist es wichtig, graue Theorie in farbige Klänge zu verwandeln. Zur Unterstßtzung der vielen idealistischen Lehrerinnen und Lehrer schickt das Festspielhaus immer wieder Musiker in die Klassen der Region.

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Entdeckung im Festspielhaus: Dieses Spielzeug kann lachen, weinen und die schönsten Geschichten erzählen.

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TICKET-SERVICE: +49 (0) 7221 3013-101

Cello „spielen“ ist hier wörtlich gemeint: Acht Cellisten verwandeln Celli in Berge und Boote, erzählen Geschichten oder treiben fantas­t ischen Schabernack mit ihren Instrumenten. Preise: Kinder 10 Euro, Erwachsene 25 Euro

TEUFELS KÜCHE SZENISCHES KONZERT FÜR KINDER VON FÜNF BIS ZEHN JAHREN DIENSTAG, 20. JUNI 2017, 10 UND 16 UHR Dass Topfdeckel ein prima Beckenersatz sind, weiß jedes Kind. Doch nun präsentieren eine Klarinettistin, eine Cellistin und ein Schlagzeuger ein ganzes Küchen-Musiktheaterspiel – auf Instrumenten und allem, was sie sonst noch finden. Preise: Kinder 10 Euro, Erwachsene 25 Euro

DIE ODYSSEE MUSIK-FEST FÜR KINDER AB ACHT JAHREN SAMSTAG, 23. SEPTEMBER 2017, 10 UHR SONNTAG, 24. SEPTEMBER 2017, 11 UHR ZWEITÄGIGER WORKSHOP SONNTAG, 24. SEPTEMBER 2017, 17 UHR ÖFFENTLICHES FINALE Die Odyssee geht weiter! Im zweiten Teil des Musiktheaters von und für Kinder müssen die Gefährten des Odysseus unter anderem den singenden Sirenen widerstehen. Ob es gelingt? Kinder erfinden dazu ihre eigene Musik und führen sie am Sonntag auf der Festspielhaus-Bühne auf. Preis: 25 Euro Finale: Eintritt frei

MUSA – BABYKONZERT KLEINE KINDER, GROSSE OHREN FÜR KINDER BIS ZWEI JAHRE MIT ELTERN SAMSTAG, 28. OKTOBER 2017, 11 UND 14 UHR Längst ist nachgewiesen, dass sich Kinder möglichst früh mit Musik beschäftigen sollten. Ihre auditive Prägung beginnt bereits im Mutterleib und schon kurz nach der Geburt lernen sie, die Kraft der Musik dauerhaft zu nutzen. Andrea Apostoli und sein Team sind erfahrene und erfolgreiche Pioniere auf diesem Gebiet der Frühförderung. Preis: 10 Euro

DIE KATZE IVANKA

F OTO: MAN OLO PR ESS /M IC HAE L BO DE

OPER FÜR KINDER AB SECHS JAHREN SAMSTAG, 18. NOVEMBER 2017, 16 UHR SONNTAG, 19. NOVEMBER 2017, 11 UND 16 UHR MONTAG, 20. NOVEMBER 2017, 10 UHR Die Katze Ivanka lebt in einem Opernhaus. Sie will aber nicht nur hinter den Kulissen singen. Es zieht sie auf die große Bühne. Als Ivanka die berühmte Primadonna bei deren Auftritt stört, kommt es zum Skandal. Die rasante Oper von Massimiliano Matesic und Vera Nemirova ist ein großer Spaß für die ganze Familie. Preis: 15 Euro

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CELLOSTORM SZENISCHES KONZERT FÜR KINDER AB SECHS JAHREN FREITAG, 26. MAI 2017, 10 UND 16 UHR


B rya n Fe rry & Pe t Shop B oys

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Stil hält jung: Bryan Ferry und die Pet Shop Boys im Festspielhaus T E X T : W I L L I W I N K L E R


F OTOS: JOSE PH SI NC L AIR

„Blue, blue, electric blue, that’s the colour of my room, where I will live“: David Bowie definierte in den Siebzigern das natürliche Habitat der Pop-Dandys. Die Pet Shop Boys überleben dort seit 30 Jahren.

Ente r ta inme nt

KARO

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b es im 19. Jahrhundert wirklich zum guten Ton der eleganten Welt gehörte, beim Flanieren durch die Pariser Passagen eine Schildkröte am Gängelband zu führen? Walter Benjamin, der so geheimnisvoll einer verlorenen Zeit nachtrauern konnte, die es vielleicht nie gab, hat das Bild erfunden: Der Flaneur bremst mit seinem Stilbewusstsein das rasende Tempo der modernen Welt, weil er keine Lust hat, ihrem Fortschrittsdiktat zu gehorchen. Aber hier soll es um Musik gehen, und nicht um geziertes Gehabe. Pop, erst recht in seiner gröberen Spielart als Rock, ist seit jeher unverschämt. Der Begriff Rock ’n’ Roll war nie etwas an­deres als eine Umschreibung für Geschlechtsverkehr, der reine, infernalische Lärm, der auf die Nerven um den Bauchnabel zielt und doch alles darunter meint, gehört von Anbeginn dazu. Aber das Haus Pop hat viele Wohnungen und entsprechend viele Stile. Der schwitzende Rock-Arbeiter Bruce Springsteen in seinem un­ weigerlich karierten Hemd kann nur die authentische Stimme des einfachen Mannes sein. Aber das war und ist nicht alles. Die Engländer, schon immer mit einem größeren Stilbewusstsein gesegnet als die Amerikaner, hatten im Windschatten der Pop-Revolte bereits vor 1960 ihre eigene begonnen. Die Teddy


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Boys entschieden sich gegen die Rocker-Kleidung und für bewusst alt­modische Jacken, die sogenannten „Drapes“, mit pas­ senden Röhrenhosen – ein Snob-Zitat, das mehr als 50 Jahre zurückwies, in die Regierungszeit von Edward VII. ur ein Jahr vor dessen Regierungsantritt war Oscar Wilde gestorben, nicht nur ein genialer Schriftsteller, sondern auch ein homo­sexueller Poseur, den seine Neigung ins G ­ efängnis brachte. Den Prozess gegen ihn spielte in einem ­V ideo der musterhafte Dandy der Sechziger und Siebziger nach: Mick Jagger. Denn im polymorphen London wurde Dekadenz selbst bei einer harten Rockband wie den ­Rolling Stones möglich, und sei es als Überlebensmittel. Pop äußerte sich immer mehr durch Kleidung, durch Haare, Makeup, den immer schöneren Schein. Die bewusste Künstlichkeit von David Bowie – wieder ein Engländer zwar, aber wie ein Geschöpf aus der Warhol-Retorte – erweiterte die Möglichkeiten der Popmusik schier ins Unendliche. Innerhalb weniger Jahre schritt Bowie durch mehr Formen als Buddha und Benn zusammen, war Astronaut, Dandy, Callboy, Marlene Dietrichs Lover und Mick Jaggers Duett-Partner bei „Dancing in the Street“, konnte sich aber genauso überzeugend neben Iggy Pop als Ber­ liner Held der Nacht zelebrieren. Nicht einmal Bryan Ferry reichte an diese chamäleonhafte Unzuverlässigkeit heran. Oscar Wilde, um den großen Dandy noch einmal zu beschwören, hätte seine Augen nicht von ihm wen-

BRYAN FERRY TOUR 2017 24. MAI 2017 /

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den können – ein neuer Dorian Gray (und wirklich, er scheint nicht zu altern), aber einer, der singen kann. Mit seiner Band Roxy Music hat Ferry die Popmusik seit 1972 sowohl von schweißtreibender Arbeit wie vom Zwang zu einer menschenfreundlichen Botschaft befreit. Wer nicht bloß Wagner und Schubert, sondern auch Bob Dylan und Mackie Messer zum rauschhaften Tingeltangel zusammenrührt, kann kein ganz schlechter Mensch sein. Für seine Inszenierung braucht der Pop-Dandy keine SchildkröDER AUTOR te mehr, statt eines Gehstocks Willi Winkler ist, auch wenn mit Silberknauf benutzt er dankman ihm das nicht ansieht, genauso alt wie „Sweet Little bar die populäre Musik als Ins­ Sixteen“. Er hat Bücher über trument. So war es möglich, dass Bob Dylan, die Rolling Stones zwei offensiv schwule Enthusiasund Martin Luther geschrieten Anfang der Achtziger die poben und ist auf eine Wallfahrt puläre Musik kaperten und als gegangen („Deutschland – eine Pet Shop Boys die ganze Welt Winterreise“). In seiner Freizeit arbeitet er für die „Süddeutbeschallten. Neil Tennant mag sche Zeitung“. noch so oft erklären, dass er mit der gewöhnlichen Popmusik so gar nichts anfangen kann, er ist Teil von ihr geworden, und sie hat dankbar von dem Synthesizer-Pomp profitiert, den er mit seinem Duopartner Chris Lowe aufkocht. as Eindringen des Dandys in die bierernste Maloche des Rock ’n’ Roll konnte die Popmusik unendlich bereichern und ihr sogar das Fortleben sichern. Keine Stadionband kommt heute ohne das theatralische Gepose aus, das auf das dekadente Treiben in Diskotheken und Nachtclubs zurückgeht. Selbst Keith Richards trägt inzwischen zum Totenkopfring Kajal. Dass Mick Jagger sich fürs Plattencover von Andy Warhol mit Lippenstift bestreichen ließ, hat weder ihm noch der Band geschadet – „The Last Time“ spielen die Rolling Stones noch wie in den besten Zeiten. So ist, das wäre die Frohe Botschaft, noch längst nicht aller Tage Abend für die Popmusik. Am Ende, wenn die Musik vorbei ist und auch die Lichter wieder angehen, bleibt immer noch die Erinnerung an den schönen Lärm. Als im April Chuck Berry aufgebahrt wurde, legte man dem verehrungswürdigen Großvater dieser Lärmexplosion selbstverständlich seine brandrote Gibson ES in den Sarg, zu der er das synkretistische Credo vorgetragen hatte: „Just let me hear some of that rock ’n’ roll music / any old way you choose it.“ Egal welche Musik, Haupt­ sache, sie höret niemals auf.

F OTO: MAT THE W B EC K ER

B rya n Fe rry & Pe t Shop B oys

Musikalisch ist Bryan Ferry für vieles offen, aber bei der Kleidung gelten die Regeln des guten Geschmacks. Im Holzfällerhemd wird man ihn nicht erwischen.


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CHORE Wenn Natur zur Kunst wird, weil sich der eigene Ton im Akkord wiederfindet: Transzendenz erleben Chorsänger als eine ganz alltägliche Erfahrung.


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TICKET-SERVICE: +49 (0) 7221 3013-101

FREITAG, 21. JULI 2017, 19 UHR Die ganze Mariinsky-Pracht: Der Chor singt mit Riesenorchester und Solisten Rachmaninows Kantate „Die Glocken“ nach Edgar Allan Poe. Davor erklingt das dritte Klavierkonzert mit Daniil Trifonov. Preise: 22 bis 110 Euro

BACH: WEIHNACHTSORATORIUM GAECHINGER CANTOREY FREITAG, 1. DEZEMBER 2017, 19 UHR Bachs Weihnachtsoratorium hat sich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fest im Repertoire etabliert. Helmuth Rilling, Gründer des Ensembles, hat dazu Wesentliches beigetragen. Sein Nachfolger Hans-Christoph Rademann entwickelt diese Tradition fort. Er dirigiert die Teile I -  I II und VI, mit den Solisten Joowon Chung, Anke Vondung, Paul Schweinester und Andrè Schuen. Preise: 14 bis 70 Euro

OPERN- UND WEIHNACHTSCHÖRE CHOR DER SEMPEROPER DRESDEN SONNTAG, 3. DEZEMBER 2017, 17 UHR Die schönsten Opernchöre, dazu Weih­ nachtslieder aus dem Erzgebirge: genau das Richtige für einen musikalischen ersten Advent. Begleitet von Harfe und Orgel singt der Sächsische Staatsopernchor Dresden unter der Leitung von Jörn Hinnerk Andresen Chöre aus Opern von Wagner, Beethoven, Nicolai, Leoncavallo – und natürlich den berühmten Gefangenenchor aus Verdis „Nabucco“. Preise: 11 bis 55 Euro

HÄNDEL: DER MESSIAS THE KING’S CONSORT & CHOIR

F OTO: ISTOC K PH OTO

SONNTAG, 17. DEZEMBER 2017, 17 UHR Ein rein britisches Solistenensemble mit Julia Doyle, Hilary Summers, Joshua Ellicott und David Wilson-Johnson singt Händels „Messias“ in englischer Originalsprache. Für die Briten ist das Werk ein Nationalheiligtum. Ihre Chöre sind von der Tradition der Knabenstimmen geprägt und so pflegt auch The King’s Choir unter Robert King einen hellen, obertonreichen Klang. Preise: 19 bis 90 Euro

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MARIINSKY CHOR & SOLISTEN MARIINSKY ORCHESTER VALERY GERGIEV & DANIIL TRIFONOV


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ENDLICH

FLUGGE


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F OTO: VAL EN TI N BAR AN OVS KY

Auf der Bühne sieht alles ganz leicht aus. Aber wer es am Mariinsky Theater bis zur Tatjana in Tschaikowskys „Onegin“ geschafft hat, ist einen steilen und müh­ samen Weg gegangen.

Auch 2017 kommt das Mariinsky Theater mit einem Operngastspiel ins Festspielhaus. Wieder schwebt dann über den Vorstellungen die Frage: Woher nimmt Mariinsky-Chef Valery Gergiev all die fantastischen jungen Sänge­ rinnen und Sänger? Ein Besuch im Zukunfts­ labor des Petersburger Opernhauses.

ittag in St. Petersburg: Hinter den grün schimmernden Fassaden des alten Mariinsky Theaters wird an der Zukunft gearbeitet. Hier, im obersten Stockwerk des historischen Gebäudes am Theaterplatz, schwärmt Rustam Sagdijew vom „musikalischen Himmel“ in der Newa-Metropole. Direkt unter dem Dach des Theaters liegen die Probensäle und die Unterrichtsräume mit den Instrumenten. In diesen Räumen feilen junge Musiker an ihrem Talent. Opernstars einer neuen Zeit werden hier geboren: Sie arbeiten an ihren Stimmen, studieren Partien ein und befassen sich intensiv mit Leben und Gedanken großer Komponisten. Und immer atmen sie dabei die Geschichte des Theaters. Rustam stammt aus Nowosibirsk, der größten Stadt Sibiriens, rund 4.000 Straßenkilometer entfernt. Er kam nach St. Peters-

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T E X T : K O N S T A N T I N B O R O S C H N E W U N D A L E X A N D E R C H A W A N O W


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burg, um ein guter Musiker zu werden – am Konservatorium, Abteilung Chor und Dirigieren. Inzwischen aber ist sein Leben mit dem Mariinsky verbunden, seit sechs Jahren schon. „Hier zu sein, das ist nicht einfach ein Studium, ein Praktikum oder Arbeit“, sagt der Mittzwanziger. „Es ist ein schöpferischer Prozess – allumfänglich, hart, aber immer auch interessant.“ Inzwischen hat der Tenor schon erfolgreich an einigen Inszenierungen mitgewirkt, in Opern von Mozart, aber auch von sowje­ tischen Klassikern wie Sergej Banewitsch oder Tichon Chrennikow. Er will noch viel mehr aus sich herausholen, hat auch schon seine erste Oper geschrieben und komponiert: „Repka“ heißt sie: „Das Rübchen“. Das Musiktheaterstück ist inspiriert von der melodienreichen russischen Folklore und vor allem von dem Volksmärchen um eine Rübe, die groß und immer größer wird. Bis sie schließlich die zerstrittene Bauersfamilie zusammenführt, einschließlich Hund, Katze und Maus: Denn nur mit vereinten Kräften lässt sich die Riesenrübe aus der Erde ziehen. So lehrt sie alle eine Lektion. Die Idee für die Kinderoper hatte Larissa Gergieva. Sie führt die Akademie für Junge Sänger seit deren Gründung vor fast 20 Jahren. „Man muss den Sänger lieben!“, sagt die 65-Jährige immer wieder bei einem Treffen. Sie ist eine in ganz Russland geachtete Pianistin und Pädagogin, durch deren Schule auch Weltstar Anna Netrebko gegangen ist – und viele, viele mehr. Von ihrer Position hinter den Kulissen beobachtet sie ihre Schützlinge, die einmal

große Solistinnen oder Solisten werden wollen. Gerade wird Gioacchino Rossinis „Die diebische Elster“ konzertant gegeben. Dass hier auf Dekoration und Kos­ tüme verzichtet wird, ist keine Sparmaßnahme. Es ist Absicht und keine leichte Herausforderung für die jungen Sängerinnen und Sänger. Denn das Publikum konzentriert sich so ganz auf das musikalische Können, auf die Nuancen der Interpretation und auf die Ausdruckskraft, die allein aus der Stimme kommt – ohne Unterstützung der Szene. Larissa Gergieva hält bei allen Aufführungen ihrer Akademie-Sänger im Hintergrund die Stellung. In den Pausen gibt sie Anweisungen, wo die Stimme noch besser geführt, wo das Künstlerische noch überzeugender geraten muss. „Ich sehe sie nicht nur als meine Studenten an. Sie sind alle meine Kinder. Und Kinder müssen er-

zogen werden: Wir müssen sie lehren, ermahnen – und dürfen keine Angst haben, die nicht immer schmeichelhafte Wahrheit zu sagen“, sagt sie. Die Akademie leistet heute bei jeder Opernvorstellung im Mariinsky Theater ihren Beitrag. Aus dem musikalischen Leben der Millionenstadt St. Petersburg ist sie nicht mehr wegzudenken. Immer wieder organisiert sie Konzerte auch in anderen Teilen des Landes und im Ausland: in Deutschland, in den USA, in Japan, bei internationalen Festspielen und Wettbewerben. ergieva selbst gehört zu den renommiertesten Künstlerpersönlichkeiten Russlands, ausgezeichnet mit vielen Preisen. Sie bringt Erfahrung als Opernregisseurin mit, sitzt in zahllosen Jurys und hat Opernstars wie Jelena Obraszowa und Dmitri Hvo­rostovsky begleitet. Die Idee, eine spezi­elle Einrichtung für besonders begabte junge Sängerinnen und Sänger einzurichten, entwickelte sie gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Valery Gergiev. Der weltberühmte und in Baden-Baden bestens bekannte Maestro, seit vielen Jahren Künstlerischer Leiter des Mariinsky Theaters, stellt Jahr für Jahr bei Gast­ spielen im Festspielhaus den Ertrag der gemeinsamen Arbeit vor. Auch bei den

Wie wirke ich auf der Bühne, vor der Kamera, am Mikrofon? Die Akademie für Junge Sänger hat neben dem Traditionsbewusstsein ein feines Gespür für die technischen Trends des Operngeschäfts.


Wir müssen sie lehren, ermahnen – und dürfen keine Angst haben, die nicht immer schmeichelhafte Wahrheit zu sagen. Bei Aufführungen der Akademie wird fast ganz auf Requisite und Maske verzichtet. Die jungen Sängerinnen und Sänger sollen lernen, sich nur mit ihrer Stimme und ihrem Körper auszudrücken.

F OTOS: ANA STA SSI JA RYZI NA

Von Mozart bis zu sowjetischen Klassikern und Zeitgenossen: Das Repertoire des Mariinsky Theaters hat sich unter Valery Gergievs Führung immens erweitert. Wer auf der Bühne etwas werden will, muss offen sein.

Vom sibirischen Eis in den „musikalischen Himmel“: Der Tenor Rustam Sagdijew kam aus Nowosibirsk nach St. Petersburg und wollte eigentlich Dirigent werden.

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Sommerfestspielen 2017 werden wieder Studenten und Absolventen der Mariinsky-Akademie für Junge Sänger auf der Bühne stehen, wenn sich der Vorhang für Tschaikowskys „Eugen Onegin“ hebt. 2001 hatte Anna Netrebko bei einem solchen Gastspiel ihren ersten Auftritt in Baden-Baden. Jahre bevor sie zur Primadonna assoluta unserer Zeit avancierte, besetzte Valery Gergiev sie als Teresa in Berlioz’ „Benvenuto Cellini“ im Festspielhaus. „Das hier ist wie eine Brücke zwischen einer Musikhochschule und dem Eintritt in ein Ensemble.“, erklärt Larissa Ger­ gieva. „Zu uns kommen junge Leute, die ihr Diplom in der Tasche haben und Praxis auf einer echten Bühne suchen.“ Schon jetzt blickt sie mit einigem Stolz auf ein kleines Jubiläum im kommenden Jahr: Die Akademiearbeit begann 1998 mit 15 jungen Künstlern. Heute sind es fast 200 Sängerinnen und Sänger – aus

Seit 20 Jahren an der Spitze der Akademie für Junge Sänger des Mariinsky Theaters: Larissa Gergieva, die ältere Schwester von Mariinsky-Chef Valery Gergiev.

allen Ecken Russlands, den Staaten der früheren Sowjetunion, aber auch aus der Europäischen Union und den USA. Nur die Besten schaffen die Aufnahme und erhalten die Chance, in einem der weltweit renommiertesten Theater aufzutreten und mit ihm auf Tournee zu gehen. Das Mariinsky Theater verfügt über drei Spielstätten: das mondäne histo­ rische Gebäude mit der Akademie im obersten Stock, gegenüber das supermoderne „Mariinka 2“, wie das neue Haus mit der besten Akustik und der modernsten Bühnentechnik der Stadt genannt wird, und ganz in der Nähe den ebenfalls recht neuen Mariinsky-Konzertsaal, den Valery Gergiev für Sinfoniekonzerte des Mariinsky Orchesters bauen ließ. Mit anderen Worten: Raum für Neues gibt es hier im Überfluss. Mit jedem Jahr wächst das Repertoire des Theaters. Neue Werke, neue Inszenierungen kommen hinzu – immer wieder auch allein aus den Kräften der Akademie. „Der Schatz des Zauberbrunnens“ heißt die

jüngste Premiere der aktuellen Saison – auch dies eine märchenhafte Kinderoper. war mag es Akademiechefin Gergieva nicht, wenn Besucher bei den Proben Zeuge werden, wie Opernkunst entsteht. Aber diesmal macht sie eine Ausnahme. Die Schöpferin des „Zauberbrunnens“ ist eine noch ganz junge Komponistin aus Jekaterinburg. Swetlana Nesterowas Märchenoper erklang schon in Saratow, in Toljatti und in Nischni Nowgorod. Aber ihre St. Petersburger Inszenierung verspricht die zauberhafteste von allen zu werden – mit Multimediaprojektionen und einem fantastischen Bühnenbild aus Licht. So­ listen und Chor stammen ausschließlich aus der Akademie. Die jungen Künstlerinnen und Künstler sammeln nicht einfach nur Erfahrung. Sie leisten eine Arbeit, die, wie hier betont wird, ebenso bezahlt wird wie die des fest engagierten Opern­ ensembles. „Wir haben eine äußerst praxisbezogene Ausbildung“, sagt Larissa Gergieva. „Der Unterricht mit den Pädagogen und die Meisterklassen drehen sich stets um eine konkrete Aufführung. Alles, was sie mit dem Konzertmeister am Flügel einstu­ dieren, können sie danach auch auf der Bühne zeigen. Das ist unser wichtigstes Prinzip!“, betont die Akademiechefin.

TSCHAIKOWSKY: EUGEN ONEGIN EINE INSZENIERUNG DES MARIINSKY THEATERS VON ALEXEI STEPANYUK VALERY GERGIEV, MUSIKALISCHE LEITUNG SOLISTEN, CHOR UND ORCHESTER DES MARIINSKY THEATERS 20. UND 23. JULI 2017 / WEITERE INFORMATIONEN FINDEN SIE AUF WWW.FESTSPIELHAUS.DE

F OTO: MAR IIN SK Y TH E ATER

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F OTOS: NATASH A RA ZIN A , M ARI I NSK Y TH E ATE R

Doch in der Ausbildung geht es nicht nur um Musik. Besonders viel Aufmerksamkeit schenken die Pädagogen etwa den Fremdsprachen, die für Sängerinnen und Sänger italienischer, französischer, deutscher und englischer Opern so wichtig sind, um auf der Bühne überzeugen zu können. Überhaupt, die Erscheinung im Rampenlicht: Wie an einer Theaterhochschule lernen die Sänger unter anderem auch Fechten, Tanz und Etikette. In einem Tonstudio erklären Experten den jungen Menschen, wie sie richtig atmen und ein Mikrofon halten. „Solches Rüstzeug ist für jeden Künstler wichtig. Aber es gibt wenige Einrichtungen, die einem das geben. In diesem Sinne haben wir großes Glück“, sagt die Mezzosopranistin Julia Matotschkina. Die Mittdreißigerin Matotschkina gewann 2015 beim renommierten TschaikowskyWettbewerb, dessen Schirmherr Valery Gergiev ist, den ersten Platz als „beste Sängerin“. 2008 war sie in die Akademie eingetreten. Eigentlich zufällig: Die hoch im Norden Russlands, bei Archangelsk, geborene Sängerin studierte am Konservatorium der Industriestadt Petrosawodsk. Nach St. Petersburg kam Julia damals nur zu Besuch. Als sie aber während dieses Ferienaufenthalts eine Freundin zum Vorsingen ins Mariinsky begleitete, veränderte das ihr Leben. Die Freundin fiel durch bei der Jury. Aber auf die junge Sängerin an ihrer Seite hatte Gergieva sofort ein Auge geworfen. „Larissa hat ein fantastisches Gespür, ein einmaliges Gehör“, sagt Julia Matotsch­ kina. „Sie kann das musikalische Schicksal jedes Sängers vorhersagen und irrt sich nie.“ Gergieva brachte Julia dazu, hart an sich selbst und an ihrem Repertoire zu arbeiten. Am Mariinsky ist sie in 25 Rollen gelistet – ohne ihre zusätzlichen Engagements, etwa am Bolschoi Theater in Moskau oder anderen großen Opernhäusern Europas. Formal aber gehört die Sängerin nicht zum Mariinsky-Ensemble, sondern weiter zum festen Stamm der Akademie für Junge Sänger. „Aber das scheint eigentlich nur meine engsten und ältesten Fans zu beunruhigen“, sagt Julia mit einem Lachen. Wenn sie dann gefragt wird, wann denn nun das offizielle, dauerhafte Ma­ riinsky-Engagement käme, antwortet sie:

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Der Sprung von der Probebühne der Akademie ins Ensemble des tra­ ditionsreichen Mariinsky Theaters kann zum Langstreckenflug werden. Es kommt vor, dass Akademisten zehn Jahre und länger auf die erfolgreiche Landung warten.

DIE AUTOREN Konstantin Boroschnew schreibt als Journalist in Russland für zahlreiche Magazine. Der Absolvent der St. Petersburger Universität für Kino und Fernsehen verfasst daneben auch Drehbücher für Dokumentarund Fernsehfilme. Anastassija Ryzina ist Fotografin und Produzentin von Dokumentar­filmen und InfotainmentProgrammen. Auch sie studierte an der St. Petersburger Universität für Kino und Fernsehen. Alexander Chawanow absolvierte ein Ingenieurstudium und erhielt zusätzlich eine juristische Ausbildung in St. Petersburg. Er ist Autor und Übersetzer für Russisch und Deutsch.

„Ich habe so schon sehr viel Arbeit, ohne einen freien Tag. Und um Formalien kümmere ich mich nicht.“ An der Akademie gilt ihr Schicksal als „makelloses Beispiel“ für andere Mitglieder. Als ein Vorbild dafür, wie Begabung und harte Arbeit an sich selbst zum verdienten Erfolg führen. ulia wiegelt etwas ab – und sagt fast in einem Ton, als müsste sie sich rechtfertigen, dass sie noch immer nicht am Ziel sei. Sie formuliert es so: „Weiter lernen, lernen – vor allem, um die russischen Klassiker zu verstehen: Rimsky-Korsakow, Mussorg­ sky und Tschaikowsky – in ihrer erstaunlichen Breite und ihrer fast nicht zu er­ reichenden Tiefgründigkeit.“ Vielleicht markiert schon bald ein Gastspiel in Baden-Baden den nächsten wichtigen Schritt auf diesem Weg. Die Rolle der Olga in „Eugen Onegin“ steht jedenfalls auch auf ihrer Liste gesungener Partien am Mariinsky Theater.


68 TICKET-SERVICE: +49 (0) 7221 3013-101 MARÍA PAGÉS COMPANY SAMSTAG, 15. JULI 2017, 18 UHR Wer in Spanien tanzt, kommt an Carmen nicht vorbei. In besonderem Maße gilt dies für María Pagés, die modernen Tanz mit traditionellem Flamenco verbindet. „Yo, Carmen“ – „Ich, Carmen“ heißt das Programm, mit dem sie der komplexen Figur ein neues, eigenwilliges Leben auf der Bühne gibt. Preise: 11 bis 90 Euro

HAMBURG BALLETT JOHN NEUMEIER NIJINSKY FREITAG, 13. OKTOBER 2017, 19 UHR SAMSTAG, 14. OKTOBER 2017, 18 UHR SONNTAG, 15. OKTOBER 2017, 17 UHR Die Erkundung einer Tänzerseele: Seit seiner Kindheit beschäftigt sich John Neumeier mit Vaslaw Nijinsky, dem legendären Tänzer und Choreographen der Ballets Russes. Das Ballett „Nijinsky“ ist der Höhepunkt dieser Auseinandersetzung, es zählt zu Neumeiers bedeutendsten Arbeiten. Preise: 22 bis 110 Euro

HAMBURG BALLETT JOHN NEUMEIER DAS LIED VON DER ERDE

MARIINSKY BALLETT ROMEO UND JULIA

SAMSTAG, 7. OKTOBER 2017, 19 UHR SONNTAG, 8. OKTOBER 2017, 18 UHR

DONNERSTAG, 21. DEZEMBER 2017, 19 UHR FREITAG, 22. DEZEMBER 2017, 18 UHR

„Das Lied von der Erde“ ist für John Neumeier das ergreifendste sinfonische Werk Gustav Mahlers, dem er sich in seiner Choreographie mit größtem Respekt nähert. Es singen der Tenor Klaus Florian Vogt und der Bariton Benjamin Appl, Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserlautern, Dirigent: Simon Hewett.

Das Mariinsky Ballett hat Prokofjews „Romeo und Julia“ 1940 uraufgeführt und zeigt auch heute noch die berühmte sow­ jetische Originalchoreographie von Leonid Lawrowsky. Das Ballett zählt zu den schönsten des 20. Jahrhunderts, Prokofjews Musik erzählt die Liebesgeschichte mit ungeheurer emotionaler Kraft.

Preise: 22 bis 110 Euro

Preise: 19 bis 130 Euro

MARIINSKY BALLETT PAQUITA SAMSTAG, 23. DEZEMBER 2017, 19 UHR MITTWOCH, 27. DEZEMBER 2017, 19 UHR Adliger liebt Zigeunerin: „Paquita“ war ein Ballett so richtig nach dem Geschmack der Romantiker. Das Ballett-Genie Marius Petipa peppte es für den Zarenhof in St. Petersburg auf, Yuri Smekalov belebte das Werk 2017 neu für das Mariinsky Ballett. Preise: 15 bis 110 Euro


MARIINSKY BALLETT DER NUSSKNACKER MONTAG, 25. DEZEMBER 2017, 18 UHR DIENSTAG, 26. DEZEMBER 2017, 14 UND 19 UHR Sie möchten Ihre Kinder und Enkel fürs klassische Ballett begeistern? Für diesen Zweck eignet sich am besten Tschaikowskys „Nussknacker“. Das Werk bietet viel Augenfutter und verlegt die Geschichte nach einer Erzählung von E . T. A . Hoffmann ins zaristische Russland. Preise: 19 bis 130 Euro

SILVESTER-BALLETT-GALA SONNTAG, 31. DEZEMBER 2017, 17 UHR Glanzstücke des modernen und des klas­ sischen Balletts. Es tanzen Gastsolisten aus internationalen Spitzenkompanien und das Ensemble des Staatsballetts Karlsruhe.

F OTO: DARIA N VOL KOVA /MA RII N SK Y THE ATE R

Preise: 22 bis 150 Euro

Wie aus dem Bilderbuch, nur viel lebendiger: In den Weihnachtstagen präsentiert das Mariinsky Ballett wieder seine fantastischen Welten.

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TANZ

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Zum Interview erschien Seong-Jin Cho allein, ohne Agenten oder PR-Entourage – schon das ein Hinweis, dass man den Pianisten trotz seiner Jugend nicht unterschätzen sollte.


E L I S A

M I C H A E L

T E X T : R E Z N I C E K

F O T O S : G R E G O N O W I T S

DER

CHAM PION Vor zwei Jahren holte Seong-Jin Cho den ersten Preis beim Chopin-Wettbewerb in Warschau. Für sein Debüt in Baden-Baden hat er sich gleich beide Chopin-Konzerte vorgenommen.

n der Musik ist es wie im Leben: Manchmal reicht ein einziger Satz, um zu verblüffen und alle Erwartungen auf den Kopf zu stellen. Etwas, das auch ein sichtlich erstaunter Rolando Villazón in seiner arte-Sendung „Stars von morgen“ erkennen musste. Als er Seong-Jin Cho auf seine künstlerischen Verdienste wie den ersten Platz beim renommierten Chopin-Wettbewerb 2015 in Warschau anspricht, antwortet dieser überraschend ehrlich: „Eigentlich hasse ich Wettbewerbe.“ Das Pub­ likum lacht, der Moderator schaut verdutzt. Und der junge Koreaner, dessen Persönlichkeit sonst vor allem durch Feingeistigkeit und elegante Zurückhaltung besticht, steht plötzlich mitten im Rampenlicht. Doch will er dort eigentlich hin? „Mir geht es nicht darum, berühmt zu werden, ich möchte einfach nur spielen“, betont der 1994 in Seoul geborene Pianist im Gespräch. „Daher sind mir meine Fans, die klassische Musik so lieben wie ich, wichtiger als die breite Masse.“ Und warum dann nun das musikalische Kräftemessen? „Eigentlich waren das gar nicht so viele Wettbewerbe im Vergleich zu anderen Musikern. Bei den fünf internationalen Veranstaltun-

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Se ong -J in Cho

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Mit ihnen will er sich einen Namen machen: Seong-Jin Cho zeigt seine Hände, als wären sie ein wertvolles Geschenk.

gen, bei denen ich mitgemacht habe, war ich nur immer erfolgreich. Ich habe zweimal den dritten Platz belegt und dreimal den ersten. Der Grund für meine Teilnahme war, dass ich mir einen Namen machen und meine Karriere aufbauen wollte.“ Nicht nur in seiner Heimat, wo er direkt nach dem Sieg in Warschau die „meistgegoogelte“ Person war, ist der Plan aufgegangen. Trotzdem: „Für mich war die unmittelbare Zeit nach dem Sieg des Chopin-Wettbewerbs ehrlich gesagt die schwierigste Phase meines Lebens: Ich musste plötzlich viele wichtige Entscheidungen treffen, zum Beispiel für ein Management und eine Plattenfirma. Was sollte ich machen? Was lieber nicht? Interviews ­geben, Konzerte spielen …“ Er hält kurz inne, dann lächelt er: „Ich denke, ich habe das ganz gut hin­gekriegt.“ und 80 Konzerte im Jahr gibt der koreanische Pianist nach eigener Schätzung inzwischen. Beim Gespräch steckt er mitten in einer Solo-Tournee in Ludwigshafen, wo er in der Reihe „Junge Pianisten“ im BASF-Gesellschaftshaus auftritt. Anfang des Jahres gab er ein ausverkauftes Debüt in der Carnegie Hall in New York. „Seit ich ein kleines Kind war, wollte ich dort spielen. Und jetzt wurde mein Traum wahr, und das auch noch im großen Saal! Ich bin zufrieden mit meinem Auftritt. Es war eine tolle Erfahrung.“ Ende Juli folgt bereits die nächste bedeutsame Premiere – und das in doppelter Hinsicht. Bei den Sommerfestspielen tritt S ­ eong-Jin Cho erstmals im Festspielhaus Baden-­Baden auf. Unter der Leitung von Valery Gergiev ­stehen neben Bruckners 7. Sinfonie gleich beide ­Chopin-Klavierkonzerte an einem Abend auf dem Programm. Ist der mittler­weile

in Paris lebende Pianist womöglich so etwas wie ein musikalischer Langstreckenläufer? „Ja, in gewisser Weise. Ich habe die Konzerte tatsächlich noch nie gemeinsam aufgeführt. Für mich ist das absolutes Neuland. Das erste Mal habe ich von der Idee von meinem Manager gehört. Dirigent Valery Gergiev hat sie ins Spiel gebracht. Mir ist natürlich klar, dass es ziemlich anstrengend wird, aber ich denke auch, dass es ein sehr interessanter und spannender Ansatz ist. Dazu kommt, dass es für mich eine große Freude ist, in Baden-Baden mit diesem Programm auftreten zu können.“ Es ist nicht erste Zusammenarbeit zwischen dem jungen Koreaner und dem erfahrenen russischen Maestro: Beide DIE AUTORIN haben unter anderem in Gergievs HeiDer Erkenntnis „Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen mat mit dem Orchester des Mariinsky Tag in deinem Leben mehr zu arbeiTheaters und mit dem Orchestra ten“ folgend, machte sich die Musikdell’Accademia Nazionale di Santa Cewissenschaftlerin Elisa Reznicek cilia in Italien gemeinsam musiziert. selbstständig. Als Musikjournalistin „Bisher habe ich vor allem russisches und Pressefotografin ist sie deutschRepertoire mit ihm gespielt, zum Beilandweit für mehrere Zeitungen und Magazine tätig. In ihrem Blog spiel Rachmaninows 3. Klavierkonzert lebe­lieberlauter.de präsentiert sie in Rom und Wladiwostok. Er hat so viel neben Auszügen ihres Schaffens auch Feuer und Leidenschaft“, schwärmt persönliche Eindrücke aus ihren BeSeong-Jin Cho. „Außerdem ist Gergiev gegnungen mit Musik und Musikern. in seinem Interpretationsstil sehr frei und behält immer den Überblick, weil er jede kleinste Nuance hört. Er versteht sofort, warum ich etwas auf eine bestimmte Art und Weise spiele, und nimmt den Faden auf. Sein musikalisches Können bewundere ich wirklich sehr.“ Doch auch der Altmeister ist seit vielen Jahren mehr als angetan. 2011 hörte er Seong-Jin Cho in Tokio spielen.


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Danach, so heißt es, habe er ihn zur Teilnahme am Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau regelrecht über­redet. Cho war damals erst 17 Jahre alt – das offizielle Mindestalter liegt bei 18, und die Bewerbungsfrist war ohnehin bereits verstrichen. Gergiev soll mit den Worten „Die Musik zählt, nicht das Alter“ alle Hebel in Bewegung gesetzt haben. Seong-Jin Cho stieg in den Wettbewerb ein und wurde Dritter. ozu der gerade 23-Jährige trotz seiner jungen Jahre musikalisch in der Lage ist, wird er in Baden-Baden bei den Sommerfestspielen unter Beweis stellen. Die Stadt an der Oos hat der Pianist bisher noch nicht besucht, „aber ich habe schon so viel Gutes gehört und mir Videos und Konzertmitschnitte aus dem Festspielhaus angeschaut. Mir ist bewusst, dass Baden-Baden ein wichtiges Zentrum für klassische Musik ist. Alle großen Orchester und Inter­ preten treten dort auf. Daher habe ich mich riesig gefreut, als ich zu den Sommerfestspielen eingeladen wurde. Außerdem wurde mir gesagt, dass Baden-­ Baden toll für Urlaube und zum Entspannen sein soll. Ich hoffe, ich kann ein paar Tage länger bleiben.“ Eine gute Idee, denn Cho, der mit sechs angefangen hat Klavier zu spielen, liebt neben der Klassik lange Spaziergänge, Museumsbesuche und gutes Essen, wie er im Gespräch preisgibt. „Ich führe jenseits der ­Bühne ein ganz normales Leben.“ Und wie steht’s um die Liebe in der Stadt der Liebe, die seit 2012 seine Wahlheimat ist? Der Gentleman genießt und schweigt. Statt auf sein eigenes Leben in Paris kommt die Sprache auf Chopin, der seine Gefühle für die Sängerin Konstancja Gladkowska in Töne gegossen hat. „Für mich wirkt das zweite ­Klavierkonzert noch leidenschaftlicher als das erste. Vor allem das Larghetto ist unglaublich romantisch und anmutig. Das erste Klavierkonzert ist dafür intimer und unmittelbarer.“ Das Wissen um die buchstäblich persönliche Note innerhalb der Entstehungsgeschichte macht zudem einen Unterschied bei der musikalischen Auslegung: „Ich denke beim Spielen schon daran, dass es bei den Klavierkonzerten auch um Liebe geht, aber um eine sehr unschuldige, junge Liebe. Chopin war erst 20 Jahre alt, als er die Werke geschrieben hat. Daher versuche ich das entsprechend rein und ungekünstelt zu interpretieren. Es ist romantisch, aber nicht auf eine kitschige oder billige Art und Weise. Der Klang bleibt immer transparent, ­Manierismus nur um des Effekts willen versuche ich zu vermeiden.“ Ein Ansatz, den auch Fachleute bei Cho schon beobachtet haben. Alles sei poetisch, intro­ spektiv, anmutig, heißt es in den zahlreichen lobenden Kritiken. Auf den Chopin des jungen Koreaners darf man also gespannt sein.

CHOPIN: KLAVIERKONZERTE NR . 1 & 2 BRUCKNER , SINFONIE NR . 7 MARIINSKY ORCHESTER 22. JULI 2017 / WEITERE INFORMATIONEN FINDEN SIE AUF WWW.FESTSPIELHAUS.DE

An Valery Gergiev schätzt er die Fähigkeit, zuhören und reagieren zu können. Im Gespräch zeigte sich Seong-Jin Cho selbst als Virtuose auf diesem Gebiet.

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SEONG-JIN CHO & VALERY GERGIEV


74 TICKET-SERVICE: +49 (0) 7221 3013-101 BRYAN FERRY MITTWOCH, 24. MAI 2017, 20 UHR Mit der Band Roxy Music hat er sich unsterblich gemacht: Bryan Ferry, der RockDandy, der den Jazz liebt und früh elek­t ronische Experimente wagte, in einem karriereumspannenden Programm. Preise: 30,75 bis 137,70 Euro

CHRIS DE BURGH MITTWOCH, 31. MAI 2017, 20 UHR „A Better World“ heißt die neue CD von Chris de Burgh. Mit seinen Songs hat er viele schöne Welten gebaut in den Köpfen seiner Fans, die sie durchs Leben tragen und nun wieder live hören können. Preise: 44,75 bis 96,50 Euro

LEVELELEVEN SAMSTAG, 17. JUNI 2017, 18 UHR Leveleleven brauchen keine Instrumente, um Jazzstandards und Popsongs so mitreißend zu interpretieren, dass es warm wird ums Herz. Die schwedisch-finnische A-cappella-Supergroup gibt ihr Debüt im Festspielhaus. Preise: 11 bis 55 Euro

PET SHOP BOYS MONTAG, 26. JUNI 2017, 20 UHR Neil Tennant und Chris Lowe beweisen: Die 80er-Jahre sind keine Epoche, sondern eine eigenständige Kunstform. Als Pet Shop Boys liefern sie den Soundtrack dazu, in einer spektakulären Show mit Hits wie „It’s A Sin“, „West End Girls“ und Songs aus ihrem neuen Album „Super“. Preise: 52,05 bis 98,05 Euro


ENTER TAINMENT CATS DIENSTAG, 29. AUGUST, BIS FREITAG, 1. SEPTEMBER 2017, 20 UHR SAMSTAG, 2. SEPTEMBER 2017, 15 UND 20 UHR SONNTAG, 3. SEPTEMBER 2017, 14 UHR 30 Jahre nach der Premiere kommt der MusicalKlassiker zurück nach Deutschland, in einer Produktion aus dem Londoner West End. Preise: 24,50 bis 105 Euro

Nachts sind alle Katzen grau, dafür singen sie umso schöner: ein heißer Sommer mit „Cats“ im Festspielhaus.

AN EVENING WITH PAT METHENY SONNTAG, 29. OKTOBER 2017, 19 UHR Pat Metheny, zigfach Grammy-prämiert und als Jazzgitarrist seit den 70er-Jahren an der Spitze, hat drei ausgezeichnete Musiker um sich versammelt, mit denen alles geht: Älteres, Neueres, „live“ Komponiertes. Drummer Antonio Sanchez ist dabei, der mit der Filmmusik zu „Birdman“ über Jazzkreise hinaus bekannt wurde, Bassistin Linda May Han Oh und Pianist Gwilym Symcock. Preise: 14 bis 70 Euro

MAX RAABE & PALAST ORCHESTER SAMSTAG, 25. NOVEMBER 2017, 19 UHR Das Schönste von Max Raabe – wer könnte das entscheiden? Die Fans! Der Entertainer hat für sein aktuelles Programm „Das hat mir noch gefehlt“ zur Onlineabstimmung eingeladen. Das Ergebnis verspricht eine Wiederbegegnung mit Songs, die man gar nicht oft genug hören kann. Preise: 19 bis 130 Euro

MAX MUTZKE MEETS THOMAS QUASTHOFF

F OTO: ALESS AN DRO P IN NA

SAMSTAG, 9. DEZEMBER 2017, 18 UHR T V-Talentshow, Eurovision Song Contest – beste Voraussetzungen für ein Leben als künstlerische Eintagsfliege. Nicht so bei Max Mutzke: Der hat so ungeheures Talent, dass er diese Prüfungen überstand und immer nur besser wurde. Thomas Quasthoff, in Klassik wie Jazz eine Institution, hat das erkannt. Ein Abend mit Soul, Jazz, zwei fantastischen Sängern und einer exzellenten Combo. Preise: 14 bis 70 Euro

Ve ra nsta ltunge n

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PROGRAMM

UBERBLICK 2017

MAI 2017 MI, 24. MAI 2017, 20 Uhr BRYAN FERRY Mit der Band Roxy Music hat er sich unsterblich gemacht: Rock-Dandy Bryan Ferry in einem karriereumspannenden Programm. Preise: 30,75 bis 137,70 Euro FR , 26. MAI 2017, 10 und 16 Uhr CELLOSTORM Konzert für Kinder ab sechs Jahren. Preise: Kinder 10 Euro, Erwachsene 25 Euro MI, 31. MAI 2017, 20 Uhr CHRIS DE BURGH „A Better World“: Der irische Songwriter mit seinen größten Hits und neuen Songs, die poetisch Stellung zum Welt­g eschehen nehmen. Preise: 44,75 bis 96,50 Euro JUNI 2017 DO, 1. JUNI 2017, 20 Uhr SIR ANDRÁS SCHIFF Schumanns C-Dur-Fantasie und Werke von Bach, Bartók und Janácˇek. Preise: 19 bis 90 Euro FR , 2. JUNI 2017, 19 Uhr DIANA DAMRAU & NICOLAS TESTÉ Arien und Duette von Verdi, Meyerbeer und anderen. Prague Philharmonia, Dirigent: Emmanuel Villaume. Preise: 22 bis 110 Euro SA, 3. JUNI 2017, 18 Uhr WAGNER: DAS RHEINGOLD Thomas Hengelbrock leitet die konzertante Aufführung mit Michael Volle, Katarina Karnéus, Johannes Martin Kränzle, Daniel Behle und weiteren Solisten. NDR Elbphilharmonie Orchester. Preise: 19 bis 130 Euro SO, 4. JUNI 2017, 17 Uhr HÄNDEL: WASSER & FEUER „Feuerwerksmusik“, „Wassermusik“ und Auszüge aus den Concerti grossi op. 3. Hervé Niquet, Le Concert Spirituel. Preise: 19 bis 90 Euro

SO, 4. JUNI 2017, 14 Uhr DANIEL BEHLE: MEIN HAMBURG Lieder über den Norden, mit dem Schnyder Trio im Runden Saal des Kurhauses. Preis: 25 Euro MO, 5. JUNI 2017, 9 Uhr MUSIKALISCHES MORGENERWACHEN Armida Quartett im Museum Frieder Burda. Preis: 40 Euro MO, 5. JUNI 2017, 14 Uhr SIMONE RUBINO Solo-Percussion mit dem Gewinner des ARD-Musikwettbewerbs 2014 im Theater Baden-Baden. Preis: 25 Euro MO 5. JUNI 2017, 18 Uhr ANNE-SOPHIE MUTTER & DANIIL TRIFONOV MUTTER’S VIRTUOSI Die Geigerin und der Pianist im ersten gemeinsamen Konzert: Schuberts „Forellenquintett“ und sein „Notturno“, Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Preise: 25 bis 170 Euro SA, 10. JUNI 2017, 18 Uhr STACEY KENT & QUATUOR EBÈNE „Brazil“: Die amerikanische Jazzsängerin singt Songs von Antônio Carlos Jobim, Astor Piazzolla und anderen. Preise: 11 bis 55 Euro SA, 17. JUNI 2017, 18 Uhr LEVELELEVEN Die nordische A-cappella-Supergroup. Preise: 11 bis 55 Euro SO, 18. JUNI 2017, 11 Uhr KLAVIERQUARTETT: LAUMA & BAIBA SKRIDE .  BERTHAUD .  KRIJGH Brahms’ g-Moll-Quartett und das g-Moll-Quartett KV 478 von Mozart. Preise: 9 bis 40 Euro

SO, 18. JUNI 2017, 17 Uhr RUDOLF BUCHBINDER Der profilierte Beethoven-Interpret mit der „Appassionata“, der „Pathétique“, der „Waldstein-Sonate“ und der Klaviersonate op. 10/2. Preise: 19 bis 90 Euro DI, 20. JUNI 2017, 10 und 16 Uhr TEUFELS KÜCHE Was sind die Zutaten für Musik? Szenisches Konzert für Kinder von fünf bis zehn Jahren. Kinder 10 Euro, Erwachsene 25 Euro MO, 26. JUNI 2017, 20 Uhr PET SHOP BOYS Die 80er sind Kult, die Pet Shop Boys haben sie zum Musik-Show-Kunstwerk erhoben. Preise: 52,05 bis 98,05 Euro JULI 2017 DO, 6. JULI 2017, 19 Uhr SO, 9. JULI 2017, 17 Uhr BADEN-BADEN-GALA 2017 MOZART: LA CLEMENZA DI TITO Oper konzertant mit Sonya Yoncheva, Joyce DiDonato, Rolando Villazón und weiteren Solisten. Yannick Nézet-Séguin, Chamber Orchestra of Europe, RIAS Kammerchor. Preise: 33 bis 230 Euro

Sa, 8. Juli 2017, 19 Uhr MOZART: KLAVIERKONZERTE Piotr Anderszewski als Solist und Dirigent in Mozarts Klavierkonzerten KV 595 und KV 503. Davor: Bartóks Divertimento. Chamber Orchestra of Europe. Preise: 19 bis 90 Euro MO, 10. JULI 2017, 19 Uhr MUSIK IM MUSEUM Kunst, Musik und Literatur im Museum Frieder Burda, Azahar Bläserensemble. Preis: 40 Euro


77 SA, 15. JULI 2017, 18 Uhr MARÍA PAGÉS COMPANY: YO, CARMEN María Pagés tanzt Carmen: modern, aber tief verwurzelt im Flamenco. Preise: 11 bis 90 Euro SO, 16. JULI 2017, 11 Uhr VARVARA Eine Entdeckung: die russische Pianistin Varvara Nepomnyashchaya. Im Florentinersaal des Kurhaus Casinos spielt sie die LisztSonate und Werke von Bach und Mozart. Preis: 25 Euro DO, 20. JULI 2017, 18 Uhr SO, 23. JULI 2017, 17 Uhr TSCHAIKOWSKY: EUGEN ONEGIN Valery Gergiev dirigiert eine Inszenierung des Mariinsky Theaters. Preise: 25 bis 170 Euro FR , 21. JULI 2017, 19 Uhr VALERY GERGIEV & DANIIL TRIFONOV Rachmaninows drittes Klavierkonzert und seine Kantate „Die Glocken“ mit Solisten, Chor und Orchester des Mariinsky Theaters. Preise: 22 bis 110 Euro SA, 22. JULI 2017, 18 Uhr VALERY GERGIEV & SEONG-JIN CHO Beide Chopin-Klavierkonzerte mit dem Gewinner des Chopin-Wettbewerbs 2015, nach der Pause: Bruckners Siebte. Mariinsky Orchester, Valery Gergiev. Preise: 22 bis 110 Euro AUGUST/SEPTEMBER 2017 DI, 29. AUGUST 2017, BIS FR , 1. SEPTEMBER 2017, 20 Uhr SA, 2. SEPTEMBER 2017, 15 und 20 Uhr SO, 3. SEPTEMBER 2017, 14 Uhr CATS Nach „Cats“ war nichts mehr wie vorher in der Welt des Musicals. 30 Jahre nach der Deutschlandpremiere kommt der MusicalKlassiker zurück, in einer Produktion aus dem Londoner West End. Preise: 24,50 bis 105 Euro SA, 23. SEPTEMBER 2017, 10 Uhr SO, 24. SEPTEMBER 2017, 11 Uhr Zweitägiger Workshop SO, 24. NOVEMBER 2017, 17 Uhr Öffentliche Abschlussvorstellung DIE ODYSSEE – KINDER-MUSIK-FEST Die zweite Runde des Abenteuers: Kinder ab acht Jahren komponieren und spielen ihre eigene Oper. Preis: 25 Euro Finale: Eintritt frei DO, 28. SEPTEMBER 2017, 20 Uhr SASCHA GRAMMEL Der Bauchredner mit seinem Tour-Programm „Ich find’s lustig!“. Preise: 34 bis 44 Euro

OKTOBER 2017 FR , 6. OKTOBER 2017, 19 Uhr ZUBIN MEHTA & WIENER PHILHARMONIKER Brahms’ „Tragische Ouvertüre“, Haydns „Sinfonia concertante“ und Bartóks „Konzert für Orchester“. Preise: 19 bis 130 Euro SA, 7. OKTOBER 2017, 19 Uhr SO, 8. OKTOBER 2017, 18 Uhr HAMBURG BALLETT JOHN NEUMEIER: DAS LIED VON DER ERDE John Neumeiers Ballett zu Mahlers sinfo­ nischem Liedzyklus. Mit Tenor Klaus Florian Vogt und Bariton Benjamin Appl. Dirigent: Simon Hewett. Preise: 22 bis 110 Euro SO, 8. OKTOBER 2017, 11 Uhr HAMBURG BALLETT JOHN NEUMEIER: BALLETT-WERKSTATT John Neumeier stellt mit seinen Tänzerinnen und Tänzern Werke des Gastspiels vor. Preise: 9 bis 40 Euro FR , 13. OKTOBER 2017, 19 Uhr SA, 14. OKTOBER 2017, 18 Uhr SO, 15. OKTOBER 2017, 17 Uhr HAMBURG BALLETT JOHN NEUMEIER: NIJINSKY Der Höhepunkt der künstlerischen Aus­ einandersetzung John Neumeiers mit dem genialen Tänzer und Choreographen Vaslaw Nijinsky. Preise: 22 bis 110 Euro SA, 21. OKTOBER 2017, 19 Uhr ISABELLE FAUST & IL GIARDINO ARMONICO Mozart verlangt Fingerspitzengefühl – und davon hat die Geigerin Isabelle Faust reichlich: Zwei Violinkonzerte von Mozart, zwei Sinfonien von Haydn. Dirigent: Giovanni Antonini. Preise: 19 bis 90 Euro SO, 22. OKTOBER 2017, 11 Uhr GRINGOLTS QUARTETT Streichquartette von Schumann und Brahms, im Rahmen der Brahmstage Baden-Baden. Preise: 9 bis 40 Euro SO, 22. OKTOBER 2017, 17 Uhr AVITAL MEETS AVITAL Mediterrane Folklore trifft Jazz, im Quartett mit Star-Mandolinist Avi Avital, Bassist Omer Avital, Percussionist Itamar Doari und Pianist Jonathan Avishai. Preise: 11 bis 55 Euro FR , 27. OKTOBER 2017, 20 Uhr HERBERT BLOMSTEDT & LEONIDAS KAVAKOS Das Gewandhausorchester spielt Werke der Romantik, die es uraufgeführt hat: Mendelssohns Violinkonzert, Bruckners Siebte. Preise: 19 bis 130 Euro

SA, 28. OKTOBER 2017, 11 Uhr und 14 Uhr MUSA! KLEINE KINDER, GROSSE OHREN Nach dem Erfolg der Premiere 2016: zweimal „Krabbelkonzert“ für Kinder bis zwei Jahre. Preis: 10 Euro SO, 29. OKTOBER 2017, 19 Uhr AN EVENING WITH PAT METHENY Der amerikanische Jazz-Gitarrist in seinem exzellenten Quartett. Preise: 14 bis 70 Euro NOVEMBER 2017 FR , 3. NOVEMBER 2017, 19 Uhr BEETHOVEN: LEONORE Was als „Fidelio“ berühmt wurde, erklang zuerst als „Leonore“: René Jacobs dirigiert konzertant die Urfassung der BeethovenOper. Titelrolle: Marlis Petersen. Preise: 22 bis 150 Euro SA, 4. NOVEMBER 2017, 18 Uhr DANIEL HOPE & IVOR BOLTON SINFONIEORCHESTER BASEL Beethovens dritte Sinfonie, die „Eroica“, und das Violinkonzert von Elgar. Preise: 22 bis 110 Euro SO, 5. NOVEMBER 2017, 14 Uhr Tamás Pálfalvi & András Gábor Virágh Musik für Orgel und Trompete von Albinoni bis Eötvös in der Stiftskirche Baden-Baden. Preis: 25 Euro SO, 5. NOVEMBER 2017, 19 Uhr GRIGORY SOKOLOV Ein Kultstück mit dem Kultpianisten: Beethovens letzte Sonate op. 111, dazu die Sonate op. 90 und weitere Werke. Preise: 19 bis 90 Euro MO, 6. NOVEMBER 2017, 19 Uhr MUSIK IM MUSEUM Kunst, Musik und Literatur mit dem Schlagzeuger Christoph Sietzen im Museum Frieder Burda. Preis: 40 Euro FR , 10. NOVEMBER 2017, 19 Uhr SO, 12. NOVEMBER 2017, 17 Uhr PUCCINI: LA BOHÈME Teodor Currentzis dirigiert eine Neu­ inszenierung von Philipp Himmelmann. MusicAeterna Perm, mit Simona Mihai, Leonardo Capalbo und weiteren Solisten. Preise: 39 bis 260 Euro SA, 11. NOVEMBER 2017, 11 Uhr ELLEN NISBETH & BENGT FORSBERG „To a Nordic Princess“: Die junge Bratscherin aus Norwegen spielt im Florentinersaal des Kurhaus Casinos Werke von Bach, Grainger, Ellington und anderen. Preis: 25 Euro


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SA, 11. NOVEMBER 2017, 18 Uhr PHILIPPE JAROUSSKY Der phänomenale Countertenor singt Arien von Händel. Es begleitet das Ensemble Artaserse. Preise: 19 bis 90 Euro

FR , 1. DEZEMBER 2017, 19 Uhr BACH: WEIHNACHTSORATORIUM Teile I – III, VI. Gaechinger Cantorey, Hans-Christoph Rademann. Solisten: Joowon Chung, Anke Vondung, Paul Schweinester, Andrè Schuen. Preise: 14 bis 70 Euro

SO, 12. NOVEMBER 2017, 14 Uhr DOROTHEE OBERLINGER TRIO „Viaggio Barocco“: Werken für Blöckflöte, Laute und Gambe in der Evangelischen Stadtkirche Baden-Baden. Preis: 25 Euro

SA, 2. DEZEMBER 2017, 18 Uhr MOZARTEUMORCHESTER SALZBURG Sinfonia concertante, g-Moll-Sinfonie KV 550 und weitere Werke von Mozart. Solisten: Arabella Steinbacher, Nils Mönkemeyer. Dirigent: Constantinos Carydis. Preise: 14 bis 70 Euro

SA, 18. NOVEMBER 2017, 16 Uhr SO, 19. NOVEMBER 2017, 11 und 16 Uhr MO, 20. NOVEMBER 2017, 10 Uhr DIE KATZE IVANKA Katze Ivanka ist der heimliche Star des Opernhauses – wer möchte Mäuschen spielen? Oper für Kinder und Jugendliche ab 6 Jahren. Preis: 15 Euro

SO, 3. DEZEMBER 2017, 17 Uhr OPERN- UND WEIHNACHTSCHÖRE Chöre von Wagner, Verdi, Beethoven, Weihnachtslieder aus dem Erzgebirge. Sächsischer Staatsopernchor Dresden, Leitung: Jörn Hinnerk Andresen. Preise: 11 bis 55 Euro

DO, 23. NOVEMBER 2017, 20 Uhr CECILIA & SOL Barockes für Cello und Gesang mit den Weltstars Cecilia Bartoli und Sol Gabetta. Cappella Gabetta, Leitung: Andrés Gabetta. Preise: 29 bis 210 Euro

FR , 8. DEZEMBER 2017, 19 Uhr BACH: BRANDENBURGISCHE KONZERTE Werner Ehrhardt dirigiert das Ensemble l’arte del mondo. Preise: 19 bis 90 Euro

SA, 25. NOVEMBER 2017, 19 Uhr MAX RAABE & PALAST ORCHESTER Das Publikum hat gewählt: Max Raabes beliebteste Lieder im Programm „Das hat mir noch gefehlt“. Preise: 19 bis 130 Euro

SA, 9. DEZEMBER 2017, 18 Uhr MAX MUTZKE MEETS THOMAS QUASTHOFF Soul, Jazz & Groove: der deutsche Popstar und der weltberühmte Bassbariton im Konzert mit einer erstklassigen Jazzcombo. Preise: 14 bis 70 Euro

SO, 26. NOVEMBER 2017, 18 Uhr ROLANDO VILLAZÓN & ILDAR ABDRAZAKOV Französische und italienische Arien und Duette. Janácˇek Philharmonic Orchestra, Dirigent: Guerassim Voronkov. Preise: 39 bis 150 Euro

SO, 10. DEZEMBER 2017, 11 Uhr FAURÉ QUARTETT Schumanns Klavierquartett op. 47, Mahlers Klavierquartettsatz a-Moll und ein zeitgenössisches Quartett von Toshio Hosokawa. Preise: 9 bis 40 Euro

WEITERE INFORMATIONEN FINDEN SIE AUF WWW.FESTSPIELHAUS.DE / TICKET-SERVICE +49 (0) 7221 3013-101 WWW.FESTSPIELHAUS.DE

SO, 10. DEZEMBER 2017, 17 Uhr WEIHNACHTLICHE BLÄSERMUSIK Virtuosität und Spielwitz: ein Weihnachtskonzert mit „Blechschaden“, den Blechbläsern der Münchner Philharmoniker. Preise: 11 bis 55 Euro MI, 13. DEZEMBER 2017, 20 Uhr STATUS QUO Nach zwei „Aquostic“-Alben, auf denen Status Quo ihre E-Gitarren mit akustischen Instrumenten vertauschten und sich so neu erfanden, ist die Band um Francis Rossi wieder auf Tournee. Preise: 30,90 bis 138,50 Euro SO, 17. DEZEMBER 2017, 17 Uhr HÄNDEL: DER MESSIAS In englischer Originalsprache. The King’s Consort & Choir, Leitung: Robert King. Mit Julia Doyle, Hilary Summers, Joshua Ellicott und David Wilson-Johnson. Preise: 19 bis 90 Euro DO, 21. DEZEMBER 2017, 19 Uhr FR , 22. DEZEMBER 2017, 18 Uhr MARIINSKY BALLETT: ROMEO UND JULIA Eines der schönsten Ballette in einer tra­ ditionellen Choreographie. Prokofjews Musik erzählt die große Liebesgeschichte dramatisch und in plastischen Farben. Preise: 19 bis 130 Euro SA, 23. DEZEMBER 2017, 19 Uhr MI, 27. DEZEMBER 2017, 19 Uhr MARIINSKY BALLETT: PAQUITA Marius Petipa, Schöpfer von „Dornröschen“ und „Der Nussknacker“, holte „Paquita“ im 19. Jahrhundert von Frankreich nach St. Petersburg. Choreograph Yuri Smekalov hat das Werk neu eingerichtet. Preise: 15 bis 110 Euro MO, 25. DEZEMBER 2017, 18 Uhr DI, 26. DEZEMBER 2017, 14 und 19 Uhr MARIINSKY BALLETT: DER NUSSKNACKER Das schönste Weihnachtsballett für die ganze Familie, in einer traditionellen Choreographie nach Marius Petipa. Preise: 19 bis 130 Euro SO, 31. DEZEMBER 2017, 17 Uhr SILVESTER-BALLETT-GALA Glanzstücke des modernen und des klassischen Balletts. Staatsballett Karlsruhe und internationale Gastsolisten, Philharmonie Baden-Baden, Dirigent: Markus Lehtinen. Preise: 22 bis 150 Euro


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UNSER

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Die Kasse im Festspielhaus ist montags bis freitags von 9.30 bis 18 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 14 Uhr sowie zwei Stunden vor Veranstaltungsbeginn geöffnet. Unter +49 ( 0 )  7221 3013-101 steht Ihnen unser Service-Team montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 14 Uhr zur Verfügung.

Sie können Ihre Eintrittskarten per Kreditkarte, Überweisung oder Lastschrift bezahlen.

Vor den im Festspielhaus-Jahresprogramm angegebenen Veranstaltungen laden wir Sie gern zum Einfüh­r ungsvortrag auf der dritten Ebene des Foyers ein. Sowohl 80 als auch 50 Minuten vor Veranstaltungsbeginn haben Sie Gelegenheit, den Vortrag zu besuchen. Vor Sonntags-Matineen beginnt der Vortrag um 10 Uhr und wird nicht wiederholt. Der Besuch des Vortrags ist kostenfrei. Wir bieten Ihnen die Möglichkeit einer Sitzplatz­ reservierung zum Preis von 5 Euro unter +49 ( 0 )  7221 3013-101.

BANKVERBINDUNG: Sparkasse Baden-Baden Gaggenau BIC /Swift-Code: SOLADES 1BAD IBAN: DE37 6625 0030 0000 0645 84 GUTSCHEINE

Kartenwünsche per Fax unter +49 ( 0 )  7221 3013-211 oder per Post an das Festspielhaus Baden-Baden, Beim Alten Bahnhof 2, 76530 Baden-Baden. Buchung online unter www.festspielhaus.de. Bei Versand der Eintrittskarten werden pro Bestellung 5 Euro Servicepauschale inklusive Versand- und Versicherungskosten erhoben. Ein Umtausch ist ausgeschlossen. Besetzungsund Programmänderungen sind vor­b ehalten und berechtigen nicht zur Rückgabe bereits gekaufter Eintrittskarten. ERMÄSSIGUNGEN

Schüler und Studenten sowie Rentner, Inhaber des Familienpasses Baden-Baden, Erwerbslose und Schwerbehinderte (ab 70 Prozent) haben Anspruch auf die ausgewiesenen ermäßigten Eintrittspreise. Ausweise für Ermäßigungen sind beim Einlass vorzuzeigen. Für Jugendliche unter 26 Jahren gibt es eine limitierte Anzahl an Eintrittskarten zum Preis von 10 Euro für alle Klassikveranstaltungen im Rahmen des Projekts „Kolumbus – Klassik entdecken“. Diese Eintrittskarten sind bei nicht ausverkauften Veranstaltungen an der Abendkasse erhältlich. Eine Reser­ vierung ist nicht möglich.

Geschenkgutscheine für Eintrittskarten, Festspielhaus-Gastronomie oder Reise­ arrangements ab 10 Euro können an der Tageskasse, online oder telefonisch unter +49 ( 0 )  7221 3013-101 erworben werden. Lösen Sie Ihren Gutschein an der Tageskasse oder telefonisch ein – eine Online-Verrechnung ist leider nicht möglich. FESTSPIELHAUS-EXPRESS

Zu allen Klassik-Veranstaltungen bieten wir aus neun Städten im Umkreis von BadenBaden Bustransfers an. Information und Reservierung unter +49 ( 0 )  7221 3013-101. FREIE FAHRT IM KARLSRUHER VERKEHRSVERBUND

Die Eintrittskarte für das Festspielhaus ist am Veranstaltungstag als Fahrkarte gültig – von Betriebsbeginn bis Betriebsende auf allen Strecken des Karls­r uher Verkehrsverbunds (KVV). AIDA-GASTRONOMIE

Unser Restaurant öffnet zwei Stunden vor Veranstaltungsbeginn. In den Pausen ser­v ieren wir an reservierten Tischen im AIDA-Restaurant und in den Foyerbars feine Imbisse. Alle Speisen werden von unseren Köchen im Festspielhaus frisch zubereitet. In den Foyerbars erhalten Sie Getränke, Canapés, Brezeln und Süßigkeiten. Menüs und Pausenimbisse können telefonisch vorbestellt werden unter +49 ( 0 )  7221 3013-101.

FÜHRUNGEN

Montags bis freitags um 11 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen um 14 Uhr gewähren unsere Mitarbeiter Ihnen in einem ca. 75-minütigen Rundgang einen Blick hinter die Kulissen des Fest­s pielhauses. Indi­ viduelle sowie fremdsprachige Führungen auf Anfrage. Preis: 8 Euro (6 Euro für Schüler und Kurkartenbesitzer). Wir empfehlen eine Reservierung unter +49 ( 0 )  7221 3013-101. KULTURREISEN

Um Ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, bieten wir verschiedene Arrangements mit Übernachtung und Kulturprogramm an. Lassen Sie sich beraten unter +49 ( 0 )  7221 3013-446. FÖRDERPROGRAMM

Als erste Kulturinstitution in Europa ohne öffentliche Subventionen im Betrieb ist das Festspielhaus auf Förderer angewiesen – Menschen, denen das Kulturengagement eine Herzenssache ist. Machen Sie mit und tun Sie sich und Ihrem Festspielhaus etwas Gutes. Nähere Informationen gibt es an dem während aller Veranstaltungen geöffneten Informationsstand im Eingangsfoyer sowie unter +49 ( 0 )  7221 3013-277.


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IN BESTER

GESELLSCHAFT Die Festspielhaus-Kulturreisen


Lassen Sie es sich gut gehen, bei großartiger Musik, exzellenten Menüs und mit Menschen, die Ihre Vorlieben teilen. Baden-Baden und seine Umgebung bieten viele Sehenswürdigkeiten. Auf unseren geführten Kulturreisen erleben Sie Themenführungen, Ausflüge, Atelierbesuche und selbstverständlich unvergessliche Festspielhaus-Abende. Wir sind für Sie da: +49 (0) 7221 3013 -446 kulturreisen@festspielhaus.de STARS FÜR MOZART 8. BIS 10. JULI 2017 „La clemenza di Tito“ war im 19. Jahrhundert Mozarts beliebteste Oper. Wir prä­s entieren das Meisterwerk konzertant in einer Starbesetzung mit Joyce DiDonato, Sonya Yoncheva und Rolando Villazón. Wir zeigen Ihnen die unbekannten Winkel der Stadt, führen Sie durch das Museum Frieder Burda und servieren Ihnen ein exqui­ sites Abendessen mit Blick auf die Lichtentaler Allee.

EMPFINDUNGEN EINER JUNGEN SEELE

14. BIS 16. OKTOBER 2017 Das Ballett „Nijinsky“ von John Neumeier ist ein moderner Klassiker, es gilt als eine der besten Arbeiten des bedeutenden Choreographen. Um den Abend mit dem Hamburg Ballett John Neumeier herum haben wir ein Rahmenprogramm mit festlichen Menüs und einer Fahrt ins benachbarte Elsass zusammengestellt.

WELTKULTURERBE

21. BIS 24. JULI 2017

10. BIS 13. NOVEMBER 2017

Hören Sie Chopin-Klavierkonzerte mit Seong-Jin Cho, dem Gewinner des War­s chauer Chopin-Wettbewerbs. Einen Tag später erwartet Sie Tschaikowskys Oper „Eugen Onegin“. Eine Führung im Schloss Favorite, die Besichtigung des Klosters Lichtenthal sowie festliche Menüs runden Ihr romantisches Wochenende ab.

Puccinis Oper „La Bohème“ und HändelArien mit dem berühmten Countertenor Philippe Jaroussky bilden die beiden musikalischen Zentren dieser Kulturreise, die neben einem Besuch des zum Weltkulturerbe zählenden Klosters Maulbronn viele weitere Höhe­p unkte bietet.

EIN PROST AUF DIE NEUE SPIELZEIT! 5. BIS 7. OKTOBER 2017

F OTO: THOMA S STRA UB

BEWEGT & BEWEGEND

Das Eröffnungskonzert ist immer etwas ganz Besonderes. Selbst die Natur präsentiert sich in besonderem Glanz: Für viele Besucher ist der Oktober die schönste Zeit des Jahres. Wir nehmen die vollen Reben zum Anlass, das Konzert der Wiener Phil­ harmoniker mit einer Weinprobe zu verbinden und – weil wir schon im Schwarzwald sind – mit dem Besuch einer Brennerei.

BAROCKE HERBSTFREUDEN 22. BIS 24. NOVEMBER 2017 Beide sind Stars auf ihrem Gebiet: die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli und die Cellistin Sol Gabetta. Im Festspielhaus treffen sie in einem Barockprogramm aufeinander. Ein schöner Anlass für einen Kurz­urlaub in Baden-Baden! Mit Ausflügen ins nahe Umland und festlichen Menüs.

Reisepreise pro Person im Doppelzimmer ab 840 Euro

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WAS MACHEN SIE DA,

FRAU HULLEN?

Foyerteamleiterin Jennifer Hüllen beim Briefing vor dem Konzert. Damit jeder im Team auf Fragen der Besucher ein­ gehen kann, informiert sie über das Wichtigste: von der Pausenzeit bis zu Wissenswertem über Künstler und Programm.

Ich besiege mein Lampenfieber! Heute sage ich das im Spaß, aber vor drei Jahren, als ich die Leitung des Foyerteams übernommen habe, war ich vor jeder Veranstaltung beinah so aufgeregt wie die Künstler. Denn wir wollen auch im Foyer jedem Gast das Bestmögliche bieten. Und beim Briefing vor 60 oder 70 Kolleginnen und Kollegen frei zu sprechen – auch daran musste ich mich erst einmal gewöhnen. Jetzt freue ich mich darauf, wenn es abends losgeht und ich mein Team begrüße. Danach bin ich im Foyer unterwegs – vom Einlass bis der letzte Besucher das Haus verlässt. Mittlerweile habe ich ein ganz gutes Gespür, wann ich wo gebraucht werde: wenn ein Gast sich im Datum geirrt hat, wenn wir im Nacheinlass angemessene Plätze finden müssen, ohne die anderen Gäste zu stören … Dann werde ich mit meinem Team kreativ. Ein Lächeln, wenn wir helfen konnten – das ist für uns so schön wie der Applaus auf der Bühne.

Zu unseren Veranstaltungen erhalten Sie Informationen unter +49 (0) 7221 3013-101. Über unsere Reiseangebote informieren wir Sie gerne unter +49 (0) 7221 3013-446. IMPRESSUM: Festspielhaus-Magazin Baden-Baden  HERAUSGEBER: Festspielhaus Baden-Baden gGmbH, Rüdiger Beermann (verantwortlich)   REDAKTION: Rüdiger Beermann, Michael Drautz, Dr. Wolfgang Müller, Dariusz Szymanski  KOORDINATION: Dr. Wolfgang Müller   TEXTE: Rüdiger Beermann, Konstantin Boroschnew und Alexander Chawanow, Dr. Wolfgang Müller, Angela Reinhardt, Elisa Reznicek, Dariusz Szymanski, Dr. Annika Täuschel, Willi Winkler  KORREKTORAT: die Korrektoren, Bielefeld   FOTOS: sämtliche Bildnachweise beim Herausgeber  ART DIRECTION: Anzinger und Rasp, München  GESTALTUNG: Stefanie Kuttig   LITHOGRAFIE: MXM, München  DRUCK: Körner Premium GmbH, Sindelfingen (Änderungen und Druckfehler vorbehalten)

F OTOS: MAN OLO PR ESS / MI CH AE L BOD E

Aktuelles, Programm und Festspielhaus-Karten: www.festspielhaus.de Folgen Sie uns auf:


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Besuchen Sie die Rolf Benz Welt in 72202 Nagold.


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