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FREIGEIST-ÄSTHETIK

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WOHNEN IM WANDEL

WOHNEN IM WANDEL

LUST, DEM ALLTAG ZU ENTFLIEHEN?

Die Adler Lodge ist ein gelungenes Beispiel für die perfekte Symbiose zwischen modernem Design und persönlicher Raffinesse. Die Holz-Chalets wurden von ASTER gefertigt und stehen für echte Wohn- und Lebensqualität.

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In der Adler Lodge am Ritten rückt der Alltag in die Ferne. Die Hoteliersfamilie Sanoner hat hier ein kleines Chalet-Dorf geschaffen. Sanft fügen sich das dreistöckige Haupthaus und die 20 modernen Chalets in die Landschaft ein. Geplant wurde das innovative 5-Sterne-Haus von Hugo Demetz und G22 Projects. Ausgeführt wurden die in Holz gefertigten Meisterwerke von der ASTER GmbH in Jenesien. ASTER ist einer der führenden Südtiroler Meisterbetriebe für Holzbau und Qualitätstüren und beschäftigt über 70 Mitarbeiter. Das Unternehmen setzt auf innovative Konstruktionsmethoden – für eine optimale Wohnqualität und maximale Nachhaltigkeit in Punkto Baumaterialien und -systeme. Das beweist das Qualitätssiegel KlimaHaus Nature, mit dem das Projekt am Ritten zertifiziert wurde. Das Qualitätssiegel für nachhaltiges Wohnen zertifiziert ein Gebäude nicht nur nach seiner Energieeffizienz, sondern auch hinsichtlich der Auswirkungen auf die Umwelt, die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Bewohner.

Chalets für private Bauherren. Wünschen auch Sie sich ein lebendiges Zuhause in Harmonie mit und in der Natur? ASTER realisiert einzigartige, in Holz gefertigte Chalets aus naturbelassenem unbehandeltem Lärchen- und Tannenholz. Ausgeführt nach alter Tradition und mit modernsten Techniken.

Projekt: Holz-Chalets der Adler Lodge Ritten Bauherren: Andreas & Klaus Sanoner Architekten: Hugo Demetz und G22 Projects

ASTER GmbH

Pittertschol 13 B | I-39050 Jenesien Tel. +39 0471 354 800 | info@aster.bz www.aster.bz

Moderne Malhöhle:

Das unter irdische Gartenatelier des zeitgenössischen Künstlers Robert Bosisio in Truden. In der Tiefe der Erde, umgeben von Sichtbeton, entstehen seine Werke.

Seit jeher nimmt der Mensch Einfluss auf seine Umgebung und passt sie seinen individuellen Bedürfnissen an. Wir gestalten und verändern unser Umfeld nach unseren persönlichen Vorstellungen und Vorlieben. Je mehr wir das tun, desto wohler fühlen wir uns in den eigenen vier Wänden und desto mehr können wir unser Potenzial ausschöpfen, lautet eine weitverbreitete eorie der Architekturpsychologie. Die Räume, in denen wir uns aufhalten, können also wesentlich zu unserer persönlichen Entfaltung und Entwicklung beitragen, sowohl zuhause als auch bei der Arbeit. So unterschiedlich wie die architektonischen Kontexte sind auch die Ideen, die dort entstehen können. Besonders interessant wird es, wenn Freigeister am Werk sind. Wir haben drei Kreative in ihren Ateliers besucht. Auf den kommenden Seiten entführen wir Sie in die unterirdischen Hallen des zeitgenössischen Malers Robert Bosisio, nehmen Sie mit in das turmhohe Silo von Designer Harry aler und geben Einblicke in in die Skulpturen- und Zeichen ateliers von Peter Senoner. Im Zentrum stehen Räume, in denen Architektur, Kunst und Design einen besonderen Dialog eingehen, und Menschen, die sich täglich darauf einlassen. n

ATELIERS

Gute Architektur schenkt uns Räume zur Entfaltung. Eine Spurensuche bei drei Freigeistern und ein Blick in ihre Ateliers.

FREIGEIST-ÄSTHETIK

Text: Barbara Tilli

1. Fürs Wohlbefinden: Loungebereich mit Küche, erweiterbarem Tisch aus Eiche, Designklassikern von Vitra und einer Chaiselongue von Le Corbusier. An der Wand hängt eine Fotografie von Wim Wenders, einem Freund von Bosisio. 2. Für ideale Malverhältnisse: Natürliches Licht aus einer Öffnung am Gründach gleitet an der Malwand entlang. Ein eigens entwickeltes Stecksystem ermöglicht es, Bilder unterschiedlicher Größe immer wieder neu anzuordnen. 3. Für die Psyche: Kommunizierende Räume prägen das Atelier aus Sichtbeton und geben den Blick frei auf das Wesentliche: die Kunst. Bodenlange Filzvorhänge schlucken den Schall und ersetzen Türen.

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KUNST IM BETONBUNKER

Robert Bosisio, zeitgenössischer Maler aus Truden

Robert Bosisio ist Meister seines Fachs. Seine Bilder werden weltweit auf Auktionen hoch gehandelt und sind von malerischer Unschärfe geprägt, die den Betrachter dazu anregen, den Werken aus der Ferne ihr Geheimnis zu entlocken. In starkem Kontrast dazu steht sein neues Atelier: eine unterirdische Werkstätte aus Sichtbeton, bestehend aus zwei Ebenen, die sich linear in die Terrassierung seines Gartens bohrt. Der Entwurf stammt von Architekt Igor

Comploi. Seit Jahren verbindet die beiden eine gute Freundschaft – eine solide Vertrauensbasis für ein Architekturprojekt, das sich nicht nur als Atelier und Ausstellungsfläche eignet. Mit

Blick in die Zukunft könnte sich Bosisio sogar vorstellen, hier eines Tages zu wohnen.

Herr Bosisio, warum ein unterirdisches Atelier im Garten?

Robert Bosisio: Ursprünglich wollte ich das alte Atelier im Dachstuhlbereich meiner Wohnung vergrößern und erhöhen, weil einfach zu wenig Platz da war und ich das Gefühl hatte, darin zu ersticken. Also habe ich Igor Comploi um Rat gefragt. Er meinte, es wäre schade, das bestehende Haus durch einen Eingriff am Dach radikal zu verändern. Stattdessen schlug er vor, in meinem Garten ein unterirdisches Atelier zu bauen, und die Idee gefiel mir auf Anhieb.

Besonders viel Wert wurde auf die Länge und Tiefe der Räume gelegt. Warum?

Das hat mit meiner Arbeitsweise zu tun. Ich habe mir einen großen, langen Raum gewünscht, da ich beim Malen ständig vor- und zurückgehe, um mein Werk von Weitem zu betrachten. Hierfür arbeite ich mit einem Spiegel, der es mir ermöglicht, mein Bild aus der doppelten Entfernung zu sehen. Dadurch kann ich meine unscharf gemalten Bilder besser lesen.

Das Atelier befindet sich unter der Erde. Fehlt da nicht das natürliche Licht?

Ich bin ein Tageslicht-Maler, für mein Wohlbefinden und meine Arbeit ist natürliches Licht extrem wichtig. Also habe ich gleich zu Beginn Lichtdesigner Manfred Draxl engagiert. Das natürliche Tageslicht kommt zu 90 Prozent von oben, durch gezielt platzierte Öffnungen am Gründach. Mit Stoffrollos kann ich das Licht so steuern, wie ich es brauche. Zusätzlich ist da noch Kunstlicht, und das erste Mal in meinem Leben bin ich zufrieden damit. So habe ich ein diffuses und ein

Geometrische Klarheit: Der kubische Eingang des Ateliers ist nach Süden gerichtet und wurde in die Terrassierung des Gartens gebaut. Er spendet natürliches Licht, sowohl von vorne als auch von oben durch Öffnungen im Gründach.

direktes Licht, das die Malwand gleichmäßig von oben bis unten ausleuchtet. Das ist einfach ein Genuss!

Waren Sie zu Beginn etwas skeptisch, ob das funktionieren kann?

Natürlich, ich hatte große Angst, ob diese Art von Atelier überhaupt funktionieren würde …

Die Befürchtung von Arch. Comploi, Sie würden das neue Atelier nur als repräsentativen Ort nutzen, hat sich also nicht bewahrheitet?

Überhaupt nicht! Im alten Atelier mache ich nur noch Grundierungen, also die Drecksarbeit (lacht).

Wie viel Zeit verbringen Sie im Atelier?

Ich bin ein wahrer Workaholic. Jeder Tag ohne zu malen, ist ein verlorener Tag. Bis spätabends bin ich im Atelier, auch am Wochenende. Als Ausgleich nehme ich mir nachmittags immer drei Stunden frei, dann spaziere ich von Truden aus zu meiner Almhütte.

Das Atelier besteht aus kommunikativen Räumen. War das von Beginn an so gewollt?

In meinem Atelier will ich mich frei bewegen können, Türen sind da ein Hindernis. Ich will immer sehen, woran ich arbeite. Wenn man ein Bild nicht bewusst, sondern zufällig sieht, dann erkennt man meistens ziemlich genau,

„NATÜRLICH HÄTTE MAN IM TOILETTENRAUM GERNE EINE TÜR, ABER ES GEHT AUCH SO.“

ROBERT BOSISIO

was noch fehlt oder unstimmig ist. Zum Abtrennen des Malraums gibt es aber auch Vorhänge ...

Selbst das Badezimmer hat keine Tür, sondern nur einen Vorhang. Warum?

Ich bin ein großer Fan von Sichtbeton, so auch von den Arbeiten des japanischen Architekten Tadao Ando, der wunder bare Häuser damit entwirft. Und es wäre so schade, hier Türen reinzubauen, man würde die Räume zerstören. Natürlich hätte man im Toilettenraum gerne eine Tür, aber es geht auch so. Die Toilette ist übrigens ein japanisches Modell mit beheizter Brille, und ich bin sehr glücklich damit (lacht).

Was fasziniert Sie an Sichtbeton?

Auf einer grauen, neutralen Wand kann man die Farben viel besser spüren, also ich zumindest. Da ist gebrannter Sichtbeton ideal. Er hat eine unglaubliche Tiefe, meine Bilder springen damit sehr schön ins Auge. Auf einem grauen Hintergrund üben Farben eben eine besondere Macht aus.

Sie haben ein Atelier im Dachgeschoss Ihrer Privat wohnung, eines in Berlin und nun ein weiteres in Ihrem Garten. Wie wichtig ist Raum zur Entfaltung?

Manchmal kann man unter schlechten Bedingungen extrem gut arbeiten, auch wenn die Lichtverhältnisse nicht stimmen oder der Raum sehr klein ist. Es kann also unter widrigen Umständen funktionieren, aber man leidet und kämpft. Im neuen Atelier fühle ich mich einfach wohl, und das ist sehr wichtig. Ich bin auch viel effizienter. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich der Raum auf die Psyche und damit auch auf meine kreative Arbeit auswirkt. n

IHR LICHT IST WICHTIG.

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Auf allen ausgestellten Leuchten wird die MwSt. in Form eines Rabattes abgezogen.

Showroom: In einem stillgelegten Silo hat Designer Harry Thaler sein Studio eingerichtet. Im Inneren erweist sich der graue Betonklotz als kreativer Freiraum auf vier Ebenen.

Foto: Franziska Unterholzner

DER MANN IM TURM

Harry Thaler, Produktdesigner aus Meran

Mitten in der Industriezone von Lana ragt ein 22 Meter hoher Turm in den Himmel. Bis Ende der Neunzigerjahre diente er der benachbarten Tischlerei als Speicher für Holzspäne. Heute befindet sich im Inneren des massiven Betongebäudes das kreative

Reich von Harry aler, einem der wohl bekanntesten Designer Südtirols. Er entwirft Stühle, Lampen, Fahrräder und sogar Häuser. Dabei kombiniert er traditionelle Handwerkskunst mit cleveren Designs, innovativen Formen und Materialien. Als er das stillgelegte Silo in Lana entdeckte, reifte in ihm die Idee, es als Studio auszubauen. Die Besitzer wollten das alte Betongebäude abtragen lassen. alers Mission kostete ihn viel Überzeugungsarbeit, auch bei den Behörden, doch am Ende bekam er die Erlaubnis. „Mir war es wichtig, das Gebäude zu erhalten und nachhaltig zu nutzen, also habe ich es umfunktioniert und ihm einen neuen Wert gegeben“, erklärt aler.

Ursprünglich war das Silo ein Speicher für Holzspäne, jetzt ist es ein Speicher für neue Ideen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Im Inneren entpuppt sich der graue Betonklotz als kreativer Freiraum auf vier Ebenen. Als Verbindungselement dient eine imposante Treppe aus schwarzem Stahl, die sich elegant den

Luftschacht nach oben windet. Wer die erste Ebene betritt und die luftig-leichte Konstruktion erblickt, neigt intuitiv den Kopf nach hinten, um neugierig ihrem Verlauf zu folgen.

Stufe für Stufe ließ aler die Konstruktion vor Ort zusammenschweißen. Über Plattformen gelangt man zu den einzelnen

Raummodulen. Auffällig dabei: Auf jeder Etage gibt es nur einen Raum. Den Anfang macht die Werkstatt. Zwischen Prototypen, Schraubenziehern und Sägen tüftelt und experimentiert aler. Im Zentrum des Raums steht eine selbst entworfene

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Fotos: Atelier Harry Thaler

1. Funktionale Werkstatt: Zwischen Werkzeugen, Materialien und Proto typen wird auf der 1. Ebene des Silos getüftelt und ausprobiert. Die Werkbank auf Rädern kann verschoben und mit einer Holzklappe verschlossen werden. 2. Vom Silo zum Studio: Große Fenster durchbrechen den 22 Meter hohen Betonklotz in der Industriezone von Lana. Im Inneren entpuppt sich der massive Turm mit nur 90 Quadratmeter Nutz fläche als Speicher für kreative Ideen und Produktinnovationen. 3. Imposanter Aufstieg: Eine Wendeltreppe aus Schwarzstahl windet sich durch den Luftschacht. Auf jeder Ebene befindet sich nur ein einziger Raum. Passend zur Treppe: die Stuhlikone „Pressed Chair“ von Harry Thaler für Nils Holger Moormann.

„DIE RÄUME IM TURM ENTWICKELN SICH MIT MIR WEITER.“

HARRY THALER

Werkbank auf Rädern, die sich mit einer Holzklappe kurzerhand verschließen lässt. Und auch sonst gibt es hier jede Menge zu entdecken. An der unverputzten Betonwand, zwischen dem Arbeitstisch und einem Regal aus gestapelten Holzkisten, hängen zwei Fahrradrahmen aus Aluminium. Sie sind das Herzstück eines ultraleichten Elektrofahrrads. Das Design lehnt sich an einen Stuhl an, der für aler den Durchbruch als Designer bedeutete. Die Rede ist vom sogenannten „Pressed Chair“ – ein leichter, völlig fugenloser und zu hundert Prozent recycelbarer Stuhl aus Aluminiumblech, der Ästhetik und Funktionalität vereint.

ERSTAUNLICH BUNT präsentiert sich der Ausstellungsraum eine Ebene höher. Unzählige Materialmuster und Prototypen, sorgfältig sortiert, erzählen Geschichten von Form und Haptik. Dabei hebt sich das Farbspektrum gekonnt vom Grau der unverputzten Betonwände ab. Natürliche Vollkommenheit erreicht der Raum durch eine Wand aus beweglichen Holzlamellen, die das Licht von außen wie ein Schattenspiel an die gegenüberliegende Innenfassade projiziert. Dabei handelt es sich um ein Experiment, erklärt aler: „Ich mag es, Dinge auszuprobieren. Die Räume im Turm entwickeln sich mit mir weiter, sie sind ständig im Umbau. Wichtig ist nur, die eigene Umgebung so zu gestalten, dass man sich wohlfühlt.“ Wie, das sei jedem selbst überlassen. aler weiß Räume optimal zu nutzen. Als er noch in London lebte, arbeitete und wohnte er in seinem Studio. Tagsüber tüftelte er an neuen Designs, abends dimmte er das Licht und machte es sich in einer selbst entworfenen Schlafbox gemütlich. Im Turm in Lana verbringt er keine Nächte, den Industrie-Flair der Großstadt an der emse hat er aber mit nach Südtirol genommen.

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Fotos: Atelier Harry Thaler

Coole Küche: Auf der obersten Ebene des Turmes hat Harry Thaler eine Küche eingerichtet, sie dient auch als Meeting- und Aufenthaltsraum. Die rosa Wand, die Arbeitsplatte und die Lampe aus Messing setzen warme Akzente. Das Fenster wurde bewusst bündig nach unten versetzt. Das Ergebnis: Im Sitzen fällt der Blick auf das gesamte Etschtal.

DAS ZUSAMMENSPIEL von Ästhetik und Funktion spielt in alers Alltag als Designer eine große Rolle. Derzeit arbeitet er mit einigen Mitarbeitern an einer innovativen Audioanlage für Museen. Das Gerät, von den Sensoren bis hin zum Gehäuse, soll vollständig in seinem Tower-Atelier produziert werden. Für die Besprechung begibt sich aler in die Küche. Sie ist ganz oben im Turm angesiedelt. Den Eintritt verschafft man sich über eine unscheinbare Tür mit einer aus Metall gegossenen Klinke, die sich nicht wie üblich runterdrücken lässt. Sie gewährt nur jenen Einlass, die die Welt auch mal verkehrt sehen und die Klinke mit einer leichten Handbewegung sanft nach oben schieben – Design kann eben auch Humor beweisen. Hinter der Tür befindet sich eine Küchenzeile mit einer Arbeitsplatte aus Messing, die wunderbar mit einer rosaroten Wand harmoniert. Mehr als gekocht, wird hier Kaffee getrunken, betont aler. Buntgemischte Stühle, gereiht an einem runden Tisch, laden dazu ein, Platz zu nehmen. Dann erst offenbart der Raum seinen wahren Wert. Im Sitzen schweift der Blick über das gesamte Etschtal. Das große Fenster hat aler bewusst bündig nach unten versetzt, auf die Höhe des Fußbodens: „Wenn man hier hinausschaut, blendet man alles andere aus, der Blick kann einfach wandern, obwohl man in einem Turm sitzt.“ n

WIR GEBEN RAUM

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Abgeschottetes Arbeitsnest: Im Bildhaueratelier von Peter Senoner entstehen überdimensionale, futuristische Skulpturen. Nur durch eine Öffnung am Dach fließt natürliches Licht vom Holzgebälk in den neun Meter hohen Raum.

WENN DER GEIST DURCH RÄUME FLIEGT

Peter Senoner, Bildhauer und Zeichner aus Klausen

Starr blickt der fremdartige Akrobat auf das Eisacktal hinunter. Als könnte ihm nichts und niemand etwas anhaben. Völlig reglos steht er da, und doch scheint sein polierter Bronzekörper angespannt, jederzeit bereit, von seinem Podest hinunterzuspringen. Er ist der stumme Wächter eines unscheinbaren Gebäudeensembles mit verwitterter Lärchenfassade. Das Warten und Verweilen sind ihm vorbestimmt. Sein Schöpfer hat es so gewollt. Dabei liegt die Geburtsstätte dieser zehn Meter großen, futuristisch anmutenden Skulptur nur wenige Meter entfernt von ihrem Standort. Es ist das Atelier von Peter Senoner, an einem sonnenexponierten Hang bei Klausen. Als Bildhauer und Zeichner hat er sich in der internationalen Kunstszene einen Namen gemacht. Bevor er in Südtirol wieder Fuß fasste, ließ er sich in München, New York, Tokio, Wien und Berlin nieder – eben dort, wo Künstler ihr Publikum und ihre Auftraggeber haben. Mit der Zeit sehnte er sich aber nach einem Ort abseits des urbanen Dschungels. Zunächst sollte der Standort im ländlichen Raum nur als kreative Sommerresidenz dienen, doch am Ende wurde daraus ein „Zuhause für die Kunst“, wo er in zwei ebenerdigen Ateliers, umgeben von Holzgebälk und Landhausflair, seinen kreativen Kosmos erweitert.

Foto: Alexander Alber

Zeichenatelier im Landhausstil: Eine große Fensterfront beleuchtet die Zeichenwand. Genauso wie der Boden ist sie mit Holzdielen verkleidet. Ateliers im ländlichen Raum, so Senoner, sind wieder attraktiv, solange man digital vernetzt bleibt.

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Herr Senoner, wie passt dieses traditionelle Setting zu Ihren futuristischen Skulpturen?

Peter Senoner: Das eine schließt das andere nicht aus. Dieser Ort ist mit mir gewachsen. Ursprünglich stand hier ein uralter Hof, vermutlich aus dem Jahre 1280. Jahrzehntelang wurde er nicht bewohnt. Dann hat sich die Möglichkeit ergeben, diesen Ort gestalten zu dürfen.

Wie haben Sie sich diesen Ort zu eigen gemacht?

Die alte Hofstelle war verfallen, es gab nichts, worauf man hätte bauen können. Also habe ich mich mit meinem Jugendfreund, Architekt Jürgen Winkler, zusammengesetzt. Später hat mein Bruder Paul übernommen, ebenfalls Architekt. Die gesamte Infrastruktur musste errichtet werden. Es war eine Herkulesaufgabe, die 15 Jahre gedauert hat.

Warum so lange?

Ich habe gleich damit begonnen, an meinen Skulpturen zu arbeiten, noch im Rohbau. Dort habe ich dann in den Sommermonaten gearbeitet und gelebt. Der Bau wurde laufend an meine künstlerische Arbeit adaptiert. Mit der Zeit sind auch die Anforderungen an das Atelier gestiegen, schließlich gab es immer mehr Ausstellungen und größere Skulpturen.

Sie haben im Rohbau gelebt?

Ja, den ganzen Sommer über habe ich in meinem heutigen Skulpturenatelier verbracht, nur mit einem Herd und einem Bett daneben. Am Ende sind es dann zwei Ateliers geworden: ein großes, raues Skulpturenatelier und ein feineres für die Zeichnungen. Zusätzlich gibt es Lager- und Archivräume sowie einen Maschinenraum für den Holzzuschnitt, die Verleimung, den Bildträgerbau und die Transportkisten. Dadurch kann ich alles vor Ort abdecken. Das gibt mir Flexibilität und Schnelligkeit.

Sie haben in vielen Ländern dieser Welt gelebt. Inwiefern wirken sich Ort und Raum auf die Kreativität aus?

Überall auf der Welt gibt es Künstler, die nach Ähnlichem streben, aber es macht einen großen Unterschied, wo man versucht, sein Ziel zu verfolgen und in welchen Räumen man arbeitet. Mit der Atelierhistorie, die ich mittlerweile gesammelt habe, glaube ich gut zu wissen, was ich für meine Arbeit brauche.

Was sind Ihre persönlichen Kriterien?

Ein wichtiges Argument ist die Raumhöhe. Wenn der Geist fliegen soll, dann braucht er auch Raum dazu. Mein Skulpturen atelier ist neun Meter hoch, es hat keine Fenster, stattdessen gibt es ein riesengroßes Oberlicht. Die Lichtsituation dort ist wahnsinnig schön! Das Atelier ist relativ abgeschottet, aber so kann ich mich bei der Arbeit gut konzentrieren. Wenn ich will, mache ich einen Schritt vors große Eingangstor, und schon bin ich in der Natur.

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Fotos: Alexander Alber

Von Südtirol in die Welt: Je monumentaler die Kunst, desto wichtiger ist ein bodennahes, barrierefreies Atelier. Von ihrem Entstehungsort machen sich die Skulpturen von Peter Senoner auf die Reise nach Japan, Deutschland oder in die USA.

Arbeiten Sie am liebsten allein?

Ich verbringe viel Zeit in meinen Ateliers, teilweise auch mit Assistenten, aber speziell abends bin ich gerne allein. Ich kann

FENSTER & TÜREN AUS EINER HAND

Rubner Fenster. Rubner Türen. Rundum in guten Händen. Dafür garantiert der gemeinsame Geschäftsführer Dr. Markus Nöckler. nämlich etwas unruhig sein, wenn ich arbeite. Es kommt vor, dass ich zwischen meinen Ateliers hin- und herpendle. Sie sind zwar räumlich getrennt, stehen sich aber gegenüber. Gerade jetzt, wo aufgrund der Corona-Krise kaum Ausstellungen stattfinden, kommt der Antrieb, etwas weiterzubringen, ausschließlich von innen heraus. Ein eigenes Atelier muss man auch aushalten und mit Arbeiten füllen können.

Und Sie haben gleich zwei Ateliers …

Es braucht geschützte Räume für kreatives Arbeiten. Ich kann in einem Hotelzimmer, in einem Zugabteil oder am Flughafen arbeiten, aber ich brauche immer wieder diese Räume, sie sind mein Kosmos. Effektiv ist das aber ein Luxus (Denkpause). Nein, es ist kein Luxus, es ist eine Notwendigkeit, wenn ich als Künstler professionell bestehen will.

Die Räume sind sehr nüchtern und funktionell eingerichtet. Muss ein Atelier wie eine leere Leinwand sein, um nicht abzulenken?

Jedes Atelier ist anders, aber bei meinen trifft das wohl zu. Ich will keine Störelemente und schon gar nicht Dinge, die mit der aktuellen Arbeit nichts zu tun haben. Ich würde mir auch nie Poster von vergangenen Ausstellungen an die Wand hängen. Das ist abgehakt und kommt weg.

Kunst hingegen ist ein Stück weit Identität. Warum tut es gut, sich damit zu umgeben?

Mit Kunst können wir innerlich wachsen. Die Energie und die Überlegungen, die in einem Kunstwerk stecken, kommen zum Betrachter zurück. Es macht einen großen Unterschied, ob ich ein Bild an die Wand hänge oder ein Poster davon. Wenn ich ein Poster mit den Seerosen von Monet betrachte und hinterher vor dem Originalwerk stehe, ist das, wie Bilder vom Mars zu sehen und dann irgendwann auf dem Mars zu stehen. n

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