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HYBRIDES HOFGESPANN

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VERKEHRTE WELT

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BAUKULTUR

Seit Jahrzehnten engagiert sich Bauphysiker Peter Erlacher für einen Paradigmenwechsel in der Bauwirtschaft. Er meint: Die grüne Wende ist keine Option, sondern eine Pflicht – und bisher wurde sie versäumt.

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„WIR SIND OPFER SCHLECHTER VISIONEN“

Interview: Barbara Tilli | Foto: Alexander Alber

Herr Erlacher, das Bauwesen ist bekanntlich für einen Gutteil der klimaschädlichen Emissionen und des globalen Ressourcenverbrauchs verantwortlich. Wie schaut es in Südtirol aus?

Peter Erlacher: Der Bausektor produziert weltweit 38 Prozent der CO2-Emissionen. National und regional haben wir zwar keine genauen Daten, aber wir können annehmen, dass bei uns dieser Wert eher höher als niedriger ist.

Warum?

Weil in armen Regionen der Welt viel weniger und vor allem weniger luxuriös gebaut wird als bei uns.

Wo müssen wir ansetzen?

Wir müssen Ressourcen einsparen, von Anfang an. Wir brauchen naturverträgliche Stoffkreisläufe, mehr Wiederverwertung und Müllvermeidung, aber vor allem müssen wir den Energieverbrauch nachhaltig reduzieren. 45 Prozent der gesamten Energie wird im Bausektor verbraucht. Da gibt es noch großes Einsparpotenzial, und zwar im ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes: angefangen bei der Produktion der Baustoffe, der Erstellung des Gebäudes, bis hin zum Energieverbrauch für Heizung, Kühlung und Strom, aber letztendlich auch beim Rückbau bzw. der Entsorgung des Gebäudes. Am meisten Potenzial liegt aber im Bestand. Wir müssen den Bestand verbessern, kein Weg führt daran vorbei.

Was bedeutet das konkret?

Drei Viertel der Wohnungen in Südtirol sind älter als 25 Jahre und verbrauchen für die Heizung rund 6-mal mehr Energie als ein Neubau. Das sind wahre Energiefresser und die gehören saniert. In der EU produziert der Gebäudebestand 36 Prozent der CO2-Emissionen. Wenn das europaweit so ist, dann kann man annehmen, dass das so in etwa auch auf Südtirol zutrifft. Das wäre ein starkes Argument, endlich mehr in Altbausanierungen zu investieren. Bei den Neubauten hingegen sind wir dank Klimahaus schon sehr gut unterwegs.

Nachhaltig bauen oder energetisch sanieren kann sich aber nicht jeder leisten.

Nachhaltig bauen kostet kaum mehr. Allerdings muss man bei den Kosten den gesamten Lebenszyklus des Hauses berücksichtigen. Herstellung, Instandhaltung und Entsorgung des Gebäudes. Das tun zurzeit die Allerwenigsten.

Es fehlt also auch an Weitsicht?

Absolut, aber es stimmt: Bauen in Südtirol ist prinzipiell sehr teuer, unter anderem auch wegen der hohen Grundstückspreise. Wenn es keine Unterstützung von den Eltern gibt, dann reichen zwei lohnabhängige Einkommen meistens nicht aus – Förderungen miteingerechnet. Deshalb versuchen Bauherren zu sparen und wählen z. B. Dämmstoffe, die im Einkauf zwar günstiger, aber nicht ökologisch sind, wie etwa Styropor. Das ist das Dilemma.

Was wären die Alternativen?

Ökologische Alternativen sind zum Beispiel Holzfaser, Zelluloseflocken, Hanf oder Flachs. Sie sind im Einkauf zwar teurer, aber wenn wir die Belastung der Umwelt bei der Herstellung und Entsorgung berücksichtigen, sieht es wieder anders aus. In Südtirol verwenden wir 30 bis 40 Prozent ökologische Dämmstoffe. Da sind wir recht gut unterwegs. Trotzdem gibt es Potenzial nach oben, auch beim Klimahaus.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Nehmen wir das Beispiel Klimahaus Nature her. Der Name ist ziemlich irreführend. Man kann nicht eine Zertifizierung vergeben, die Natur suggeriert, die es dann aber ermöglicht, eine ganze Außendämmung aus Styropor zu machen. In der technischen Regelung steht, man muss schadstoffarme Baustoffe verwenden oder eine Lüftungsanlage einbauen. Was wird gemacht? Bauherren nutzen diese Lücke und verbauen günstigere, aber weniger ökologische Baustoffe, vorausgesetzt es wird eine Lüftungsanlage eingebaut, die bei Neubauten ja sowieso eingebaut werden muss. Nur bei Schulen und Kinder-

Peter Erlacher, 70, ist Bauphysiker und Baubiologe. Er war Gastdozent an den Universitäten Bozen, Trient, Rom und Guimaraes in Portugal. Heute ist er in der Beratung und Fortbildung tätig. Erlacher ist Mitglied im Arbeitskreis Südtiroler Holzhaus, Vertreter für Südtirol im Europäischen Dachverband der Zimmerer, Klimahaus-Referent und Buchautor.

gärten gelten striktere Regeln. Warum nur dort? Das müsste meiner Meinung nach für alle Bauten gelten.

In Sachen nachhaltiges Bauen wird immer wieder der Baustoff Holz angepriesen. Ist Holzbau im großen Stil die Antwort oder opfern wir hier unseren wichtigsten Helfer in der Klimakrise?

Ich bin ein Verfechter des Holzbaus, aber es ist nicht die Antwort auf alles. Holz ist ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff und insofern ausgesprochen klimafreundlich. Das gilt aber nur, wenn das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und im Idealfall aus Südtirol stammt. Das heißt aber auch, dass dem Wald nicht mehr Holz entnommen werden darf als nachwächst.

Trotzdem: Wir können nicht alle mit Südtiroler Holz bauen.

Der jährliche Holzzuwachs in Südtirols Wäldern beträgt rund 2 Millionen Festmeter. Oder anders ausgedrückt: In Südtirols Wäldern wächst jede Stunde ein Holzhaus. Damit könnten jährlich rund 1.000 Holzhäuser gebaut werden. Allein damit könnte ein bedeutender Anteil vom Neubau in Holz gebaut werden, während zurzeit der Neubau in Holz nur rund 12 % ausmacht. Entnommen wird aus Südtirols Wäldern jährlich nur rund die Hälfte des Holzzuwachses. Damit haben wir in unseren Wäldern sozusagen eine Überproduktion an Holz, die zurzeit nicht genutzt wird.

Stichwort ressourcenschonende Heizungs- bzw. Kühlsysteme: Worauf sollte man setzen?

Altbau und Neubau müssen sich mehr an der Sonne orientieren, sprich Fotovoltaik für Stromverbrauch und Heizung mit Wärmepumpe. In Zukunft werden wir mit unseren Häusern nicht nur den eigenen Energiebedarf decken müssen, sondern auch den der Mobilität, sprich den Bedarf für unsere E-Autos. Davon bin ich überzeugt.

Fest steht: In der Bauindustrie braucht es eine Wende. Braucht es hierfür auch mehr politische Reglementierung oder gar Verbote?

Reglementierung ja, Verbote nein.

Bisher hat die Freiwilligkeit aber nicht funktioniert.

Sie funktioniert, wenn die Politik dafür etwas hergibt, in Form von nachhaltigen Förderungen, aber vor allem wenn

„WIR MÜSSEN DEN BESTAND VERBESSERN, DARAN FÜHRT KEIN WEG VORBEI.“

PETER ERLACHER

sie es selbst mit öffentlichen Bauten vorlebt – was zurzeit nicht der Fall ist. Ich bin auch überzeugt, dass im Bereich Innovation vieles leichter wäre, wenn man die Bürger beteiligen würde.

Im neuen Gesetz für Raum und Landschaft ist die Bürgerbeteiligung bereits verankert.

Ja, aber die Bürgerbeteiligung ist oft nur ein Feigenblatt. Die Arbeitsgruppen, die für den Bürgerbeteiligungsprozess gebildet werden, setzen sich noch zu wenig durch, weil über die Bürger hinweg entschieden wird.

Klimaneutralität lautet das Ziel der EU für das Jahr 2050. Südtirol will das schon innerhalb 2040 schaffen. So viel zu den guten Vorsätzen. Schaffen wir die grüne Wende im Bausektor?

Das kann ich mir kaum vorstellen. Da ist schon zu viel falsch gelaufen. Wir haben großen Nachholbedarf. Die Zeit ist reif für einen Paradigmenwechsel, die Technologien sind vorhanden. Wir werden mehr Geld in die Hand nehmen müssen, weil wir bisher zu wenig getan haben. Derzeit sind wir noch Opfer schlechter Visionen. Es ist Zeit, zu handeln. Dafür braucht es mehr Mut von allen Beteiligten im Bausektor. Wir leben in einem wohlhabenden Land. Es ist unsere Pflicht, unseren Beitrag zu leisten. Zurzeit tun wir das noch nicht. n

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EINE EMPFEHLUNG VON HERZEN

Alp House: Umgeben von Wald und Blumenwiesen, mit unverstelltem Blick auf den gewaltigen Dolomitengipfel Schlern stand einmal ein kleines, gemütliches Sommerfrische-Häuschen.

Hier, mitten im Grünen, lebten die ehemalige Skirennläuferin Denise Karbon und MTB-Profi Franz Hofer glücklich und zufrieden. Als jedoch das Sportlerpaar zur Familie wuchs und ihre Tochter Pia 2015 auf die Welt kam, wurde der Platz zu eng und ein neuer Wohn(t)raum musste geschaffen werden. Sie folgten der Empfehlung einer Freundin und fanden sich schon bald beim Erstgespräch mit der Firma Alp House wieder.

Was für ein schöner Ort! Die Lage des Hauses bei Völs am Schlern ist sehr besonders. Ein Kraftort zwischen Seen und Bergen, zwischen MTB-Trails im Sommer und Skipisten im Winter. Die komplette Freiheit, sich hier in dieser Idylle beim Hausbau austoben zu können, war für Denise und Franz eher eine Belastung als ein Vorteil.

Beide hatten keine Vorkenntnisse in Sachen Hausbau, das Bau-Zeitfenster war begrenzt und sie suchten nach einem Partner, der ihre Vorstellung vom Traumhaus berücksichtigt und dem sie zu 100 Prozent vertrauen können.

Und dann ging alles ganz schnell … Es ging dann direkt in die Planung. Projektleiter Alexander stand beratend zur Seite und es wurde alles versucht, um den Wünschen und Vorstellungen der Familie gerecht zu werden. Das haben Denise und Franz auch gespürt. Eine Situation ist Denise ganz besonders in Erinnerung geblieben: Ein nicht unwesentliches Detail des Erstentwurfs hatte sie nicht wirklich überzeugt. Da die Planung an dieser Stelle des Hauses jedoch schwierig war, nahm sie schweigend den Kompromiss an: „Offensichtlich haben sie aber gespürt, dass ich nicht ganz glücklich mit der Lösung war. Nach ein paar Tagen kam ein Anruf von Alp House mit einem Alternativvorschlag und dann war es perfekt – genau so, wie ich es mir gewünscht hatte! Dass sie das von sich aus bemerkt und noch einmal die Pläne überarbeitet haben, das hat uns wirklich imponiert. Das hätten sie ja nicht tun müssen. So entsteht Vertrauen!“

Anfang Februar 2017 wurde das Fundament gegossen und nach knapp vier Monaten Bauzeit haben Denise, Franz und Pia das erste Mal im neuen Haus geschlafen. Kurz nach Fertigstellung kam Sohn Samuel zur Welt. Selbst darauf wurde Rücksicht genommen und alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass der Umzug noch vor Geburt des zweiten Kindes stattfinden konnte.

Lieblingsplätze Fünf Jahre wohnt Familie Karbon-Hofer nun schon im neuen Haus und inzwischen hat jeder seine ganz persönliche Lieblingsecke gefunden. „Die Küche hat bei uns eigentlich den schönsten Platz. Man sieht die Kinder von Weitem, wenn sie nach der Schule mit gepflückten Blumensträußen in der Hand über die Wiesen hochgelaufen kommen, und natürlich auch den Schlern!“, berichtet Denise. Franz genießt am liebsten die wunderbare Aussicht vom Sofa aus oder verbringt seine Zeit in der Werkstatt und im Garten.

Die Kinder Samuel und Pia lieben ihr Spielzimmer auf der Empore. Auf dieser zusätzlichen Ebene sind die Kinder mitten drin im Familienleben und haben trotzdem ihren Platz zum Spielen und ihren Rückzugsort.

Nach Hause kommen „Einfach ein feines Gefühl“, findet Franz. „Hier geht’s uns gut, zu Hause ist der Ort, wo wir als Familie immer wieder alle zusammenkommen, wo wir spüren, was im Leben wirklich wichtig ist. Unser Garten und der Wald strahlen Ruhe aus und helfen uns immer wieder in die Energie zu kommen.“ ❧

Zu Besuch bei Familie Karbon-Hofer. „Die Zusammenarbeit mit Alp House ist wirklich besonders und da fällt es leicht, die Begeisterung und das gute Gefühl zu teilen, das wir mit dem Bau unseres Hauses verbinden“.

Alp GmbH

Karl-von-Etzel-Straße 6 | I-39049 Sterzing (BZ) T. +39 0472 767 111 | info@alphouse.it www.alphouse.it

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