Artikel 2: Weltweite fossile Energieressourcen

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Weltweite fossile Energieressourcen Der derzeitige weltweite Primär-Energiekonsum basiert zu über 80% auf fossilen Energieträgern und auch in den kommenden Jahrzehnten werden Erdöl, Erdgas und Kohle über 75% der weltweiten Energieversorgung ausmachen. Angesichts der überaus großen Wichtigkeit von fossilen Brennstoffen für die moderne Wirtschaft einerseits und ihrer begrenzten Lebensdauer andererseits ist die Frage der zukünftigen Verfügbarkeit von immenser Bedeutung. Fossile Energievorräte werden in Reserven und Ressourcen unterteilt. Sowohl bei den Reserven, als auch den Ressourcen handelt es sich um Schätzungen. Veröffentliche Daten bezüglich Reserven und Ressourcen von verschiedenen Institutionen/Organisationen sind deshalb nicht immer identisch und werden aufgrund ständig verbesserter Schätzmethoden sowie neuer Fördertechnologien häufig revidiert. Energieressourcen sind die Mengen an Erdöl/Erdgas, die geologisch nachgewiesen sind, deren Förderung aber derzeit nicht wirtschaftlich ist oder auch technisch nicht möglich ist und jene Mengen, die noch nicht nachgewiesen sind, aber aus geologischer Sicht in dem betreffenden Gebiet erwartet werden können. Energiereserven beschreiben jene Mengen des Erdöls/Erdgases, welche bereits genau erfasst und bewertet wurden und mit den derzeitigen technischen Möglichkeiten wirtschaftlich gewonnen werden können. Es handelt sich um Lagerstätten, für die es meist bereits ein Projekt zur zukünftigen Förderung der Vorräte gibt. Ob Energievorräte von Ressourcen in Reserven übergehen, hängt einerseits vom technischen Fortschritt und andererseits von den Energiepreisen ab. Ein Beispiel dafür ist das Schiefergas, dessen Vorkommen schon lange bekannt war, dessen Förderung jedoch erst durch den Einsatz neuer Technologien möglich wurde und dessen Gewinnung als Folge hoher Energiepreise profitabel wurde. Darüber hinaus kann in bekannten Erdöl- und Erdgasfeldern durch verbesserte Fördertechniken sowie durch verbesserte Kenntnisse des geologischen Aufbaus ein Reservenzuwachs erzielt werden. Abhängig davon, ob die Gewinnung mit den klassischen Explorations-, Förder- und Transporttechniken möglich ist, oder ob dafür alternative, aufwendigere und kostspieligere Technologien angewandt werden, wird zwischen konventionellem und nicht-konventionellem

Erdöl/Erdgas

unterschieden.

Die

Abgrenzung

von

unkonventionellem zum konventionellen Erdöl ist nicht immer eindeutig, bzw. ist der


Übergang fließend, da alternative, aufwendigere Technologien längerfristig gesehen zur Norm werden.

Erdöl Die weltweiten nachgewiesenen Erdölreserven beliefen sich Ende 2012 auf annähernd 1700 Milliarden Barrel (einschließlich extra-schwerem Erdöl in Venezuela und Ölsand in Kanada). Zehn Länder, von denen fünf im Mittleren Osten liegen, machen 85% der weltweiten Erdölreserven aus. Vergleicht man den gegenwärtigen Erdölbedarf mit den vorhandenen Reserven, so ergibt sich ein starkes regionales Ungleichgewicht. Während fast die Hälfte (48%) der Reserven im Mittleren Osten liegen, werden 33% des Erdöls im Asiatischen Raum verbraucht, gefolgt von Nordamerika mit einem Verbrauch von 26% und Europa & den GUS Staaten mit 21%.

Graph 1

Laut Internationaler Energieagentur (IEA) inkludiert nicht-konventionelles Erdöl folgende Kategorien: extra-schweres Öl und Bitumen (auch Öl-Sand oder Teer-Sand genannt), Schieferöl (Light Tight Oil/LTO) und Kerogen (Ölschiefer). Nach Schätzungen der IEA belaufen sich die weltweiten Ressourcen von konventionellem und nicht-konventionellem Erdöl auf fast 6000 Milliarden Barrel. Inkludiert man synthetisches Erdöl, das aus Gas und Kohle gewonnen werden kann, so würde die Zahl auf fast 8000 Milliarden Barrel ansteigen.


Graph 2

Quelle: IEA World Energy Outlook 2013

Graph 2 zeigt auf, in welchem Kostenbereich sich die Erdölförderkosten je nach Region, nach Erdölkategorie (konventionell, nicht-konventionell) oder nach Fördertechnik bewegen. Bei der Erdölförderung im Mittleren Osten und in Nordafrika fallen die niedrigsten Förderkosten an, während die Kosten für konventionelles Erdöl in der restlichen Welt bereits deutlich höher liegen. Die Verwendung aufwendiger Technologien zur Erreichung einer höheren Ausbeute der Lagerstätten (EOR-enhanced oil recovery) oder die Erdölförderung in schwer zugänglichen Regionen, wie in Ultra-Tiefwasser Lagerstätten (z.B. in Brasilien) und die Erdölförderung in Arktischen Regionen führen zu noch höheren Kosten. Sehr hohe Kosten fallen auch bei der Förderung von Schieferöl, von extraschwerem Erdöl und bei der Erdölgewinnung aus Ölsanden an. Auch die Gewinnung von Erdöl aus Ölschiefer sowie die Verflüssigung von Kohle (CTL) und Erdgas (GTL) zur Herstellung von synthetischem Erdöl erfordern aufwendige Technologien und sind daher sehr teuer. Beim derzeitigen Stand des Erdölpreises von ungefähr 100 Dollar pro Barrel könnte ein beachtlicher Teil der in der Graphik angeführten Alternativen aus wirtschaftlicher Sicht gefördert werden. Der Erdölpreis wird auch in Zukunft Schwankungen unterworfen sein, man kann jedoch davon auszugehen, dass das Preisniveau nicht mehr auf einen niedrigen Stand, wie es der zu Beginn des Millenniums war, fallen wird, da die Ressourcen mit niedrigen Produktionskosten immer geringer werden.


Erdgas Die Schätzungen der weltweit ausgewiesenen Erdgasreserven beliefen sich Ende 2012 auf 187 Billionen Kubikmeter. Ähnlich wie bei Erdöl sind die Erdgasreserven regional sehr ungleich verteilt. Iran gefolgt von Russland und Katar machen mit 48.9% fast die Hälfte der weltweiten Erdgasreserven aus. Regional betrachtet, liegen 43% der Erdgasreserven im Mittleren Osten, an zweiter Stelle rangiert Europa und die GUS Staaten mit 31%, wobei Russland den größten Teil ausmacht. Europa und die GUS Staaten sind mit 33% die Region mit dem höchsten Gasverbrauch, gefolgt von Nordamerika mit 27% und Asien mit 19%.

Graph 3

Zum nicht-konventionellen Gas zählen laut IEA Schiefergas, Tight Gas und Kohleflözgas (Coalbed Methan/CBM). Methanhydrate, welche weltweit in sehr großen Mengen vorkommen, zählen auch zum unkonventionellen Gas. Sie werden jedoch meist in den Schätzungen der nicht-konventionellen Gas Ressourcen nicht inkludiert, da ihre Förderung sowohl aus technologischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird. Laut IEA belaufen sich die weltweiten Ressourcen von konventionellem und nicht-konventionellem Gas auf ungefähr 800 Billionen Kubikmeter.

Kohle Kohle ist der Energierohstoff mit der größten geologischen Verfügbarkeit. Die USA verfügen mit einem Anteil von 27.6% über die weltweit größten Kohlereserven. An zweiter Stelle liegt Russland mit 18.2% gefolgt von China mit 13.3%, Australien mit 8.9 % und Indien mit 7%. Diese fünf Länder verfügen zusammen über 75% der weltweiten Kohle Reserven. Kohlereserven sind nicht wie konventionelle Erdöl- und Erdgasreserven auf


begrenzte Regionen konzentriert (Mittlerer Osten), sondern es gibt sie auf allen Kontinenten. Regional gesehen ist Asien mit 70% bei weitem der größte Kohlekonsument, wobei China allein über 50% der weltweiten Kohle verbraucht.

Graph 4

Den höchsten Verbrauch bei den fossilen Energieträgern verzeichnet derzeit Erdöl mit 38%, gefolgt von Kohle mit 34% und Gas mit 28%. Vergleicht man die Reserven und Ressourcen, so ergibt sich ein ganz anderes Bild. Kohle hat verglichen mit Erdöl und Erdgas nicht nur die meisten Reserven sondern übertrifft auch bei den Ressourcen Erdöl und Erdgas bei weitem. Der Kohleanteil an den weltweiten fossilen Reserven beträgt 58%, während Erdöl und Erdgas einen Anteil von 23% bzw. 19% aufweisen. Bei den Ressourcen beträgt der Anteil der Kohle sogar 91%, gefolgt von Gas mit 6% und Erdöl mit 3%. Bemerkenswert ist, dass Erdöl einerseits den größten Anteil am Verbrauch hat und andererseits den geringsten Anteil an den Ressourcen. (Graph 5).

Graph 5

Fossile Brennstoffe: Verbrauch, Reserven und Ressourcen im Vergleich (% Anteil)

Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe, Hannover (BGR)


Die IEA schätzt die Lebensdauer der Reserven, gemessen an der gegenwärtigen Produktion für Erdöl auf 54 Jahre, für Erdgas auf 61 Jahre und für Kohle auf 142 Jahre. Bei den Ressourcen beläuft sich die geschätzte Lebensdauer für Erdöl auf 178 Jahre, für Erdgas auf 233 Jahre und für Kohle auf über 3000 Jahre. Während die Schätzungen für die Reserven und damit auch die mögliche zukünftige Nutzung als sehr wahrscheinlich angesehen werden können, sind die Zahlen für die Ressourcen mit großer Unsicherheit behaftet, da es nicht absehbar ist, wie viel von den geschätzten Ressourcen in Zukunft als Reserven ausgewiesen und auch tatsächlich gefördert werden können.

Graph 6

Fossile Energie Reserven und Ressourcen (geschätzte Lebensdauer in Jahren) Erdöl

54

Erdgas

61

Kohle (Jahre) 0

178

Ressourcen

Reserven

233 3050

142 500

1000

1500

2000

2500

3000

3500

Quelle: IEA World Energy Outlook 2013

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es nach derzeitigem Kenntnisstand aus geologischer Sicht weltweit noch sehr große fossile Energievorräte gibt, wobei Kohle bei weitem das größte Potenzial aufweist. Welcher Teil der Ressourcen in Zukunft auch tatsächlich genutzt werden kann, hängt unter anderem vom technischen Fortschritt und vom Energiepreis-Niveau ab. Die Umweltverträglichkeit und die öffentliche Akzeptanz wird im Zusammenhang mit bestimmten Fördertechnologien für die zukünftige Gewinnung fossiler Brennstoffe auch eine wichtige Rolle spielen. Erdöl ist der fossile Energierohstoff, dessen Vorräte am weitesten erschöpft sind. Die Zeit des billigen Erdöls scheint vorbei zu sein, da die Vorräte mit niedrigen Produktionskosten nur mehr in begrenztem Umfang vorhanden sind und bei ständig steigendem Erdölverbrauch in absehbarer Zeit erschöpft sein werden. Anmerkung: Milliarden (109) entsprechen den im angelsächsischen Raum verwendeten Billionen und Billionen (1012) entsprechen den im angelsächsischen Raum verwendeten Trillionen.


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