Artikel 14: Welche Rolle spielen internationale Ölgesellschaften im Energiesektor?

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Welche Rolle spielen internationale Ölgesellschaften im Energiesektor? Über weite Strecken des 20. Jahrhunderts wurden die Erdölmärkte von einigen wenigen Erdölgesellschaften beherrscht, die eine weitgehende Oligopol-Stellung innehatten. Erst mit der Nationalisierung der Erdölindustrie und der Gründung Nationaler Ölgesellschaften in den wichtigsten Produzentenländern in den 1970er Jahren, sowie der Gründung der OPEC1 wurde die Oligopol-Stellung der Ölmultis im Erdölsektor gebrochen. Auch der wirtschaftliche Aufschwung nationaler Ölgesellschaften in einigen wichtigen Erdölkonsumentenländern, wie zum Beispiel in Frankreich (CFP wurde später privatisiert und in TOTAL SA umgewandelt) und Italien (Eni) rüttelte an der Oligopol-Stellung der Ölmultis. Trotzdem gehören sie auch heute noch zu den weltweit größten und mächtigsten Konzernen. Welche Rolle spielen sie heute im Energiesektor? Als Ende des 19. Jahrhunderts in den USA und Anfang des 20. Jahrhunderts im Mittleren Osten erstmals Erdöl in kommerziellem Maße gefördert wurde, kam es zur Gründung internationaler Erdölgesellschaften (IOCs). Firmen, wie Exxon, Mobil, Shell und BP waren bereits damals im Erdölsektor tätig, wenn auch teilweise unter anderem Namen. Da Erdöl einer der wichtigsten und meistverwendeten Rohstoffe ist - einerseits als Treibstoff im Transport und als Brennstoff in der Wärmeerzeugung und andererseits als Rohstoff in der Chemieindustrie -, gehört die Erdöl- und Gasindustrie zu den wichtigsten und vor allem auch zu den kapitalintensivsten Wirtschaftszweigen. Seit dem Beginn der kommerziellen Erdölförderung spielten einige wenige Ölgesellschaften die dominierende Rolle in der Erdölindustrie. Sie verfügten über die Reserven, waren zuständig für die Exploration, die Förderung, die Lagerhaltung und den Vertrieb; ihnen gehörten die Öltanker, welche das Erdöl in alle Welt brachten, sie verkauften die Produkte aus Erdöl (Benzin, Diesel, Heizöl etc.) und nicht zuletzt bestimmten sie den Preis. Die Länder, in denen die Erdölvorkommen waren, bekamen lediglich einen bestimmten Anteil an Steuern für das geförderte Erdöl, welcher von den IOCs einseitig bestimmt wurde. Im Jahr 1928 trafen sich die Chefs der sieben führenden Erdölkonzerne, genannt die „Seven Sisters“2 und teilten im Abkommen von Achnacarry die Einflusssphären und Produktionsgebiete untereinander auf, ohne die Regierungen oder gar die Völker der betroffenen Regionen im Mittleren Osten mit einzubeziehen.

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Die OPEC (Organisation Erdöl-exportierender Länder) wurde 1960 in Bagdad gegründet mit dem Ziel den Produzentenländern mehr Recht über ihre Ressourcen zu erlangen

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Die Gruppe inkludierte folgende sieben Erdölkonzerne: die Anglo-Persian Oil Company (jetzt BP); Gulf Oil, Standard Oil of California (SoCal), Texaco (jetzt Chevron); Royal Dutch Shell; Standard Oil of New Jersey (Esso) and Standard Oil Company of New York (Socony) (jetzt ExxonMobil).


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