The FIFA Weekly Ausgabe #13

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NR. 13, 17. JANUAR 2014

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

BLATTER “BOYKOTTE SIND FALSCH”

SEEDORF NEUE HOFFNUNG FÜR MILAN

HITZFELD VOR DEM LETZTEN HIGHLIGHT

Cristiano Ronaldo

Und jetzt?

W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY


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Ronaldo und der Ballon d’Or Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro, auf dem Fussballplatz eine Tormaschine von schier unheimlicher Zuverlässigkeit, offenbarte auf der Bühne des Zürcher Kongresshauses seine menschliche Seite. Der Ballon d’Or schaffte das, wovon seine Gegner in den letzten Monaten nur träumen konnten. Er raubte ihm die Fassung, rührte ihn zu Tränen. Und was folgt jetzt? Eine Annäherung an einen Unnahbaren.

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Beste Zehner Pelé, Maradona oder doch Baggio? In der Rubrik Top 11 präsentieren wir die besten Zehner der Fussballgeschichte.

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Sepp Blatter: “Boykotte sind falsch” Die Olympischen Spiele in Sotschi sorgen abseits des sportlichen Parketts für hitzige Debatten. Diverse Politiker drohen mit Boykott – für FIFA-Präsident Blatter ist dies ein falsches Zeichen.

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Kleinlaute Engländer Bislang fiel England an Weltmeisterschaften vor allem durch hohe Erwartungshaltungen auf. Jetzt stapeln die Briten, allen voran Nationalcoach Roy Hodgson, tief.

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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com

Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com

Paul Gascoigne Misstöne im Musikbusiness

Trainerschicksale in Mailand und London Diese Woche in Italien: Die AC Milan reagiert auf den sportlichen Absturz und engagiert Clarence Seedorf als Trainer. In England verschliesst sich ein Klub den branchenüblichen Mechanismen: Arsenal setzt seit 17 Jahren auf Arsène Wenger an der Seitenlinie.

Ottmar Hitzfeld – das Interview Er gewann zweimal die Champions League und siebenmal die deutsche Meisterschaft. Statistisch ist er der erfolgreichste Trainer der BundesligaGeschichte. Im Interview blickt Ottmar Hitzfeld zurück – und voraus.

Verbrechen auf dem Plattenteller Nicht alle Fussballer sind zum Singen geboren. Das muss auch beim englischen Ballzauberer Paul Gascoigne aufgefallen sein. Trotzdem liess man ihn aus voller Kehle brüllen.

Roy Hodgson England stapelt neuerdings tief

Schiedsrichter CONCACAF

Schiedsrichter CONMEBOL

Joel Antonio Aguilar Chicas (SLV) Mark W Geiger (USA) Marc Antonio Rodriguez Moreno (MEX)

Enrique Roberto Osses Zencovich (CHI) Nestor Fabian Pitana (ARG) Wilmar Alexander Roldan Perez (COL) Sandro Meira Ricci (BRA) Carlos Alfredo Vera Rodriguez (ECU)

Vom Verteidiger zum Finanzexperten Eine neunmonatige Verletzungspause zwang Tottenham-Star Ramon Vega zum Nachdenken. Was kommt nach dem Fussball? Wenige Jahre später startete der Schweizer eine Traumkarriere als Vermögensverwalter.

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D I E WO C H E I N D E R W E LT D E S F U S S B A L L S

Europa 53 Mitglieder www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com

Arsène Wenger Seit 17 Jahren unumstritten bei Arsenal Ramon Vega Knöchelbruch war sein Wendepunkt NR. 13, 17. JANUAR 2014

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

BLATTER “BOYKOTTE SIND FALSCH”

SEEDORF NEUE HOFFNUNG FÜR MILAN

HITZFELD VOR DEM LETZTEN HIGHLIGHT

Cristiano Ronaldo

Und jetzt?

Sepp Blatter Gegen den Boykott von Sportanlässen

Ottmar Hitzfeld Im grossen Interview

W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY

Und jetzt? Cristiano Ronaldo wurde am Montag zum Fussballer des Jahres gekürt. Kann er mit Portugal an der WM in Brasilien die Fortsetzung schreiben? Das Titelbild zeigt Ronaldo vor der Preisverleihung in Zürich.

Cover: Alexander Hassenstein Inhalt: Getty Images

Clarence Seedorf Startet Trainerkarriere bei Milan

Schiedsrichter UEFA

Schiedsrichter CAF

Schiedsrichter AFC

Schiedsrichter OFC

Felix Brych (GER) Cüneyt Cakir (TUR) Jonas Eriksson (SWE) Bjorn Kuipers (NED) Milorad Mazic (SRB) Pedro Oliveira Aleves Garcia (POR) Nicola Rizzoli (ITA) Carlos Velasco Carballo (ESP) Howard Melton Webb (ENG) Svein Oddvar Moen (NOR)

Noumandiez Desire Doue (CIV) Bakary Papa Gassama (GAM) Djamel Haimoudi (ALG)

Ravshan Irmatov (UZB) Yuichi Nishimura (JPN) Nawaf Abdulla Ghayyath Shukralla (BHR) Benjamin Jon Williams (AUS)

Peter O’Leary (NZL)

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UNCOVERED

Unbezahlbar!

Fast wie ein Kindergeburtstag Ronaldos Sohn, Cristiano jr., macht grosse Augen.

Thomas Renggli

Alexander Hassenstein

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s ist nicht alles Gold was glänzt – wird behauptet. Der FIFA Ballon d’Or besteht aus einer (vergoldeten) Kupferlegierung. Doch sein Wert ist in Gold kaum aufzuwiegen. Die Reaktion von Cristiano Ronaldo am vergangenen Montag lässt erahnen, welche emotionale Bedeutung der Preis selbst für einen Spieler hat, der bei seinem Klub pro Saison 17 Millionen Euro kassiert und allein von seinem Schuhsponsor weitere 6 Millionen garniert. Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro, auf dem Fussballplatz eine Tormaschine von schier unheimlicher Zuverlässigkeit, offenbarte auf der Bühne des Zürcher Kongresshauses seine menschliche Seite. Ein glänzender Staubfänger schaffte das, wovon seine Gegner in den letzten Monaten meistens nur träumen konnten. Er raubte ihm die Fassung, warf ihn aus dem Gleichgewicht. Die Reaktion zeigte, welchen Wert der Ballon d’Or besitzt: Er ist unbezahlbar. Die Vorgeschichte der Auszeichnung liefert einen Erklärungsansatz für die emotionale Eruption des portugiesischen Ausnahmefuss-

ballers. Vier Jahre hatte er im Schatten von Lionel Messi gestanden, dreimal war er nach Zürich gekommen, um als Zweiter den Trostpreis abzuholen. Während die unterlegenen Ribéry und Messi das Urteil der Jury am Montag mit Fassung trugen, reagierten die Medien zum Teil mit Bestürzung und Unverständnis. Auf dem deutschen Boulevard witterte man angesichts der Nichtwahl Ribérys Verschwörung, in ­K atalonien und Argentinien wurde Messi zum Märtyrer erklärt. Auch viele Fachleute meldeten sich betupft zu Wort – und ignorierten in ihrer Kritik, dass der Sieger des ­Ballon d’Or von einer unabhängigen Jury gewählt wird. Die heissen Diskussionen um die Vergabe der wichtigsten individuellen Auszeichnung im Fussball stehen für das Prestige und die wirtschaftliche Strahlkraft des Ballon d’Or. Noch nie fand die Preisvergabe grössere mediale Beachtung: 180 Länder waren am Montag live zugeschaltet. Im Umfeld der Gala wurden auf Twitter und Facebook Rekorde gebrochen. Der Ballon d’Or schafft Superlative. Seit Montag kann Real Madrid für sich in Anspruch nehmen, den besten Spieler der Welt in seinen Reihen zu haben – und nicht mehr Erzrivale T H E F I FA W E E K LY

Barcelona. Ronaldo selber darf bei den nächsten Vertragsverhandlungen darauf ­verweisen, dass er nun ganz offiziell die ­Nummer 1 ist – da liegt bestimmt die eine oder andere Million extra drin. Dass der Portugiese aber auch sportlich vorbehaltlos die Nummer 1 ist, muss er in fünf Monaten an der WM in Brasilien ­beweisen. Å

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CRISTIANO RONALDO

DER VERSTANDENE Der Beste hat gewonnen: Cristiano Ronaldo. Am FIFA Ballon d’Or wurde er von seinen Emotionen übermannt. Ist er nun weicher g ­ eworden? Ganz im Gegenteil. Eine persönliche Betrachtung von Perikles Monioudis.

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Fabrice Cottrini / AFP

CRISTIANO RONALDO

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CRISTIANO RONALDO

Explosiv Ronaldos Sprints und Antritte sind legendär.

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das nun der neue Cristiano Ronaldo? Ist der weltbeste Fussballer aus seiner Trutzburg ge­ treten und offenbart sich seinen Kritikern als geläuterter Gigant? Wird Ronaldo die Geister nicht länger scheiden und handzahm werden? Wer das erwartet, wird enttäuscht wer­ den. Ronaldo ist ein Vollblut. Sein Fighting Spirit gehört in die Lehrbücher des Sports – nicht nur des Fussballsports. Wir dürfen uns glücklich schätzen, seine famosen Künste erleben zu dürfen. Sie werden in die Nachwelt eingehen als Perfektionierung des individuel­ len Spiels, als persönliches Statement. Denn wie bei jedem Genie sind Person und Werk untrennbar verbunden: Ronaldo spielt wie Ronaldo, er spielt nicht wie Pelé, nicht wie Eusébio, er spielt wie Ronaldo. Und niemand spielt so wie er. Ein paar Tränen des frisch

gekürten Weltfussballers werden daran nichts ändern. Eine neue Fassung Und dennoch ist an jenem denkwürdigen Abend vor Wochenfrist in Zürich etwas geschehen. Ronaldo hat nicht die Fassung verloren, nein. Möglich aber, dass er eine neue gefunden hat. Dass sein Sohn, Cristiano jr., bei der Preisvergabe ins Protokoll springt und sei­ nen Vater, seinen umständehalber oft abwe­ senden und medial doch omnipräsenten Vater umarmt, ist nicht nur schön und menschlich, sondern überhaupt erst durch die Tatsache möglich geworden, dass Ronaldo den Kleinen mitgenommen hat. Er hat ihn zum Ballon d’Or mitgenommen. Er hätte ihn auch nicht mitneh­ men können, wie so oft.

“Wie bei jedem Genie sind Person und Werk untrennbar verbunden: Ronaldo spielt wie Ronaldo, er spielt nicht wie Pelé, nicht wie Eusébio, er spielt wie Ronaldo.”

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Getty Images

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onaldo hat den FIFA Ballon d’Or errungen und darf sich als bester Spieler des vergangenen Jahres verstehen. Zu Recht, denn wählen durften die Kapitäne und Trainer aller Nationalmannschaften sowie Fachjournalisten: Eine Jury, deren Entscheidung man ohne Weiteres respektieren kann, ja muss. Die Gewissheit, der Beste zu sein, hat Ronaldo bei der Preis­ verleihung am 13. Januar in Zürich vor der Weltöffentlichkeit die Tränen der Rührung und der Freude darüber abgenö­ tigt, dass alle Opfer sich gelohnt haben, die zusätzlichen Trainings im privaten Kraftraum, das Leben unter der Massgabe der totalen Fit­ ness und Perfektion – und mithin die Existenz als “Fussballmaschine”, wie einige ihn mit Hochachtung nennen. Viele im Saal und zu Hause vor den Bildschirmen rieben sich wegen Ronaldos Tränen verwundert die Augen. Er zeigte sehr viel Gefühl. Er, der messerscharf kalkulierende Offensiv­ fussballer und grandiose Torschütze, der im Spiel bestenfalls unnahbar wirkt und bei aller Geschmeidigkeit und Athletik seiner Bewe­ gungen mit seiner Mimik und Gestik oft nur Härte ausdrückt, liess die Welt an seinem Sentiment, an seiner privaten Seite teilhaben. Das haben viele nicht für möglich gehalten. Ist


CRISTIANO RONALDO

Familienalbum Cristiano Ronaldo während seiner

Keystone, Dukas

Jugendspielerzeit bei Andorinha.

Familienaffäre Ronaldos Mutter Dolores mit dem FIFA Ballon d’Or und den Töchtern Elma (l.) und Cátia. T H E F I FA W E E K LY

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Sprunggewaltig Ronaldo am hรถchsten, hier im Pokalspiel gegen Osasuna am 9. Januar 2014. 10

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Getty Images

Getty Images, Keystone

CRISTIANO RONALDO


CRISTIANO RONALDO

Name: Cristiano Ronaldo Geburtsdatum, Geburtsort: 5. Februar 1985, Funchal, Madeira (POR) Stationen als Spieler: Andorinha (1993 bis 1995), Nacional Funchal (1995 bis 1997), Sporting Lissabon (1997 bis 2003), Manchester United (2003 bis 2009), Real Madrid (seit 2009) Länderspiele: 109 (47 Treffer) Grösste Erfolge: Dreimal Meister in England (2007 bis 2009), einmal in Spanien (2012), Champions-­LeagueSieger (2008). Gewinner des Ballon d’Or 2008, Gewinner des FIFA Ballon d’Or 2013

Seine Mutter Maria Dolores, die den Jungen auch erzieht, und seine Schwestern Liliana Cátia, in Portugal als Sängerin Ronalda bekannt, und Elma waren ebenfalls anwesend – und zu Tränen gerührt. Sie wissen, was der Modellathlet wirklich fühlt – und was mit ihm geschehen wäre, wenn der Preis ein weiteres Mal an Lionel Messi vergeben worden wäre und wieder nicht an ihren Sohn und Bruder. Ronaldos Mutter zeigte sich nach der Gala erleichtert, auch sie nahm Glückwünsche entgegen, und sie bat um gleich fünf Exemplare der The-FIFA-Weekly-Sonderausgabe, die an Ort und Stelle gedruckt wurde und ihren emotionalisierten Sohn mit dem Ballon d’Or zeigt. Seine Schwester Cátia wünschte fünf weitere Exemplare, “für zu Hause in Portugal”. Ronaldo selbst schaute sich das Cover an und gab sein Exemplar schnell weiter. Wer sieht eigene Tränen in der Weltöffentlichkeit nicht als Peinlichkeit? Vater und Sohn Ronaldo war zwanzig, längst ein Star bei Manchester United und dort ein Ziehsohn des gestrengen Engländers Sir Alex Ferguson, als er seinen Vater 2005 verlor. Wie viel er von seinem alkoholkranken Vater auch gehabt haben mag, er musste es mit seinen drei älteren Geschwistern teilen. Ganz für sich hatte er vielleicht nur den Namen, den ihm sein Vater nach dem US-Präsidenten Ronald Reagan

verpasst haben soll, der doch in seinem früheren Leben Schauspieler war, Westerndarsteller auch. Für die Präferenzen seines Vaters mag der Name Bände sprechen. Er, der vielleicht zu schwach war, das Leben zu tragen, mag in seinem Sohn all das gesehen haben wollen, was stark, gross und mutig ist. Wie geht ein Junge damit um? Er überzeichnet Stärke, Grösse und Mut, in vorauseilendem Gehorsam agiert er vor der Zeit wie ein Mann – oder eben so, wie ein “Mann” zu sein hat. Eine gängige Macho-Theorie gründet auf der Annahme, dass etwa in latein(amerikan)ischen Gesellschaften die Stellung des Mannes es verhindert, dass sich ein Mann allzu sehr um seinen Sohn, um den Haushalt und so fort kümmert und stattdessen die Erziehung den Frauen in der Familie überlässt. Wie aber soll ein Junge verstehen, was ein Mann ist, wenn er keinem nacheifern kann? Das Breitbeinige in Ronaldos Habitus ist vielleicht eine Männlichkeitsgeste der einfachsten Art, eine Wildwest-Karikatur. Einige sehen darin etwas ganz Anderes: die ganz und gar wissenschaftlich exakte Körperhaltung beim Freistoss. Denn Ronaldo überlässt nichts dem Zufall, seine Laufwege, seine Schusstechnik und so fort lässt er mit Hochpräzisionsgeräten messen, und er lernt aus den Resultaten. Kein Spieler betreibt einen vergleichbar hohen zeitlichen und technischen Aufwand, wenn es T H E F I FA W E E K LY

darum geht, sich stetig zu verbessern. Ronaldo unterwirft praktisch alles seiner Ambition. So unterwirft er sich dem Fussball. Allein ist er damit nicht, das tun viele andere auch – ohne auch nur annähernd die Besten zu sein. Auch wenn Ronaldo am Ende breitbeinig dasteht und man nicht sagen kann, dass ihm das zuwider sei oder so gar nicht entspreche, lassen wir es ihm durchgehen, eben weil er der Beste ist. Vielleicht ist er der Beste all jener, die wir miterleben werden. Springen wir nun wie Kinder zu ihm auf die Bühne. Å

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Alexander Hassenstein / Getty Images

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The best footballer of 2035

was born today. But where?

The FIFA Ballon d’Or is the highest accolade any footballer can hope to receive, a prize to which players all over the world aspire. FIFA takes great pride in being able to offer guidance to thousands of young players around the world through its grassroots programmes. FIFA promotes football skills, equality and fair play and helps to develop the football stars of tomorrow. www.FIFA.com


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FREE KICK

Die berühmtesten Zehner der Geschichte

Maradona und die Nummer 12 Thomas Renggli

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rüher war bekanntlich alles besser – und auf den Fussballplätzen herrschte eine klare Ordnung. Das galt besonders für die Rückennummern der Spieler. Die Zahl auf dem Trikot definierte die Position im taktischen 3-2-5-System: 1 Torhüter, 2 rechter Verteidiger, 3 linker Verteidiger, 5 Vorstopper oder Libero, 4 und 6 die beiden Aussenläufer, 7 rechter Flügel, 8 Halbrechter, 9 Mittelstürmer, 10 Halblinker, 11 linker Flügel. Den Reservisten auf der Bank blieben die Nummern 12, 13 und 14. Die Nummerierung von Fussballern geht auf den englischen Ordnungssinn zurück. Erstmals sollen die Spieler im FA-Cup 1933 Zahlen auf dem Rücken getragen haben – die Mannschaft von Everton war von 1 bis 11 beschriftet, jene von Manchester City von 12 bis 22. Sechs Jahre später einigten sich die englischen Klubs auf die Nummerierung von 1 bis 11. Dann kam Johan Cruyff und stürzte die Zahlenwelt ins Chaos. Das niederländische Ausnahmetalent debütierte 1964 als 17-Jähriger in der ersten Mannschaft von Ajax Amsterdam mit der 14 des Reservisten. Diese Nummer blieb bis zum Rücktritt sein Markenzeichen – wo immer er auch die Fäden zog: bei Ajax, Barcelona, in der Nationalmannschaft oder bei seinem Gastspiel in der amerikanischen Profiliga. Ähnlich sentimental war Jürgen Klinsmann veranlagt. Er gab seine Premiere in der deutschen Nationalmannschaft mit der 18 auf dem Rücken – und wollte sich fortan nicht mehr von dieser Nummer trennen. Die FIFA toleriert solche Extravaganzen, empfiehlt jedoch die Nummern 1 bis 11 nach einem logischen Schema. Bei internationalen Turnieren sind seit 2008 fortlaufende Rückennummern vorgeschrieben: 1 bis 23 – auch für abergläubische Akteure. In dieser Beziehung

unterscheidet sich der Fussball von der Formel 1. Seit 37 Jahren wird dort die Nummer 13 nicht mehr vergeben. Einzelne Delegationen interpretieren die Zahlen gelegentlich ziemlich fantasielos. An der WM 1982 in Spanien hielt sich Argentinien an das gute alte Alphabet. Gemäss dieser Richtlinie wäre Diego Armando Maradona die Nummer 12 geblieben. Dagegen wehrte er sich vehement und erreichte bei Trainer César Luis Menotti eine Ausnahme. Osvaldo César Ardiles, der andere argentinische Spielmacher, tröstete sich dank seinem Nachnamen mit der Nummer 1. Ubaldo Matildo Fillol hütete das Tor mit der 7. Die Maradona in Spanien gewährte Sonderbehandlung hat ihre Ursprünge in Brasilien. Am Anfang des Mythos der Nummer 10 stand ein Jüngling namens Edson Arantes do Nascimento – genannt Pelé. Anfänglich verzauberte er das Publikum mit der 8 auf dem Rücken. Weil in Brasilien die 10 die höchste Schulnote ist, erhielt Pelé beim FC Santos die Nummer 10. Unabhängig vom Schulsystem hat sich dieser Mythos global weiterverbreitet. In der Schweiz gibt es für die besten Schüler eine 6, in Deutschland eine 1, in England ein A. Auf dem Fussballplatz will trotzdem jeder die 10. Å

Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion T H E F I FA W E E K LY

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Pelé. Der dreifache Weltmeister und Weltfussballer des 20. Jahrhunderts ist quasi die personifizierte Nummer 10.

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Diego Maradona. Der Argentinier hatte Gold in den Füssen und traf auch mit der “Hand Gottes”.

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Zinédine Zidane. Mit seiner grandiosen Spielweise führte er die französische Nationalmannschaft 1998 (WM) und 2000 (EM) zu Titelehren.

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Ferenc Puskás. Das Herz des ungarischen Wunderteams – gefürchtet wegen seines harten und präzisen Schusses mit dem linken Fuss.

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Michel Platini. In Frankreich eine Legende – und von Juventus Turin zum besten “Bianconero” der Geschichte gekürt.

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Roberto Rivelino. In Brasilien wird er verehrt. 1970 gewann er mit der Selção die Weltmeisterschaft in Mexiko.

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Lionel Messi. Kein Weg führt am vierfachen Weltfussballer vorbei. Die Nummer 10 von Barcelona und der argentinischen Nationalmannschaft verzaubert die Fans.

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Lothar Matthäus. “Mister WM” spielte fünf Weltmeisterschaften. Der deutsche Rekordnationalspieler gewann 1990 in Italien den Titel.

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Roberto Baggio. “Divino Codino” gilt als einer der besten Offensivspieler der 1990er-Jahre. In 452 Serie-A-Spiele erzielte er 205 Tore.

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Gheorghe Hagi. Er gilt als der grösste Spieler der rumänischen Fussballgeschichte. Ausser beim FC Barcelona trug er bei all seinen Klubs die Rückennummer 10.

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Mario Kempes. Topscorer und Herz des argentinischen Weltmeisterteams 1982. “El Toro” nahm alle auf die Hörner.

Wer ist Ihre beste Nummer 10? Ihre Meinung an: feedback-TheWeekly@fifa.org

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DEBAT T E

Boykotte bauen keine Brücken

Verletzung von Menschenrechten, Diskriminierung von Minderheiten. Die Olympischen Spiele in ­Sotschi stehen in der Kritik. Ein Boykott wirkt ­jedoch im seltensten Fall positiv. Alan Schweingruber Charles Cunningham Boycott war kein netter Mann. Bekannt als einflussreicher, skrupello­ ser Grundstücksverwalter hatte er in Irland den Ruf, die Menschen auszunutzen. Das ging den Bauern eines Tages zu weit. Sie lehnten sich gemeinsam gegen Boycott auf und zahlten ­keinen Pachtzins mehr. Dieser Aufstand stiess im Land auf Bewunderung, so dass immer mehr Menschen die Zusammenarbeit mit dem verbitterten Geschäftsmann verweigerten. Selbst die Eisenbahn transportierte kein Vieh von Boycott mehr. Der Mann wurde so lange “boykottiert” (die “London Times” benutzte das Wort zum ersten Mal) bis er das Land verlassen musste. Das war 1880. Ein Boykott entsteht noch heute oft aus der Verzweiflung heraus – in der Not oder dann, wenn jemand keinen anderen Weg sieht, sich 16

Gehör zu verschaffen. Grosse Sportanlässe ­bieten sich dafür geradezu an. Die Welt freut sich auf ein spannendes Kräftemessen, auf Wett­ bewerbe mit Fotofinishs – was wirkt in einem solchen Moment mehr, als wenn ein Ideologe “im Guten“ auf die Bühne tritt und auf Missstände hinweist. Es fragt sich nur: Bringen Boykotte und Boykottdrohungen den Erfolg? Ist es nicht die Aufgabe des Sports, Brücken zu bauen statt Mau­ ern zu errichten? Oder dreht sich am Ende sogar alles nur um den aufständischen Protagonisten? “Boykott 1980 hat nichts gebracht” Den Sport als Druckmittel zu nutzen hat etwas Hilfloses an sich. Diese Art von Kommunikation heisst im Grunde genommen nichts anderes, als dass ein Initiant oder eine Partei etwas ­erreichen will, was Länder und ihre Regierun­ gen mit grosser Anstrengung nicht fertig gebracht haben. Selbst Menschenrechts­ ­ T H E F I FA W E E K LY

organisationen wie Amnesty International oder ­Human Rights Watch distanzieren sich oft von Boykotten. Der Dalai Lama, geistiges Oberhaupt von Tibet, sprach sich zum Beispiel 2008 für die Spiele im chinesischen Peking aus. Interessant ist auch, wie ehemalige Politiker über Boykotte denken, in die sie unmittelbar involviert waren. Helmut Schmidt, wahrschein­ lich Deutschlands grösste lebende Persönlich­ keit, wurde als Bundeskanzler w ­ ährend des Kalten Krieges von den USA unter Druck ge­ setzt. 1980 war es, als der Hamburger einen An­ ruf von Präsident Jimmy Carter b ­ ekam. Wenig später entschied Deutschland, nicht an den Olympischen Spielen in Moskau teilzunehmen. “Wir konnten uns einen Konflikt mit Amerika nicht leisten”, sagte Schmidt ­später in einem Interview mit der “Zeit”. “Aber der Boykott hat nichts gebracht. Ich würde es begrüssen, wenn der internationale Sport von politischen ­Einflüssen so frei wie möglich b ­ liebe.” Å

Die Weekly-Debatte. Was brennt Ihnen unter den Nägeln? Über welche Themen wollen Sie diskutieren? Ihre Vorschläge an: feedback-TheWeekly@fifa.org.

Ekaterina Chesnokova / Ria Novosti / Keystone

Schlussspurt Im russischen Sotschi laufen derzeit die letzten Vorbereitungen für die Olympischen Spiele, die am 7. Februar beginnen.


DEBAT T E

Wer jetzt nach Sotschi reist und tut, als wäre alles in Ordnung, schiesst ein Eigentor. Die Olympischen Spiele werden bestimmt perfekt organisiert sein und Russland im besten Licht präsentieren. Doch an den grundsätzlichen Problemen ändert das nichts: In Russland werden die Menschenrechte mit Füssen getreten. Brecht Vifhuisen, Utrecht (Niederlande)

So funktioniert das nicht. Boykotts bringen nie den gewünschten Erfolg. Statt einer Veranstaltung fernzubleiben, wäre es vorteilhafter, vor Ort seine Meinung zu äussern. Meistens wird von der Abwesenheit einer Person oder einer Mannschaft ohnehin nie Notiz genommen. Spätestens wenn die Spiele anlaufen, sind die politischen Diskussionen im Vorfeld vergessen. Das zeigt, wie sinnlos solche Aktionen sind. Farid Fathallah, Gizeh (Ägypten)

Boykotte sind ein Mittel aus dem Kalten Krieg. Dennoch halte ich sie auch heute noch für ein taugliches Mittel. Manche Staaten ändern ihre Haltung nur unter Druck. Ana Letschow, Sofia (Bulgarien)

Es scheint offensichtlich, dass in verschiedenen künftigen Austragungsländern von sportlichen Grossereignissen Menschenrechte gemäss west-europäischem Standard nicht eingehalten werden. Viele dieser Veranstaltungsnationen sind Entwicklungsund Schwellenländer, sowohl wirtschaftlich wie auch gesellschaftlich. Rechte der Bürger müssen über Jahrzehnte erkämpft und entwickelt werden - genau gleich wie das über Jahrhunderte in Europa geschehen ist. Trotzdem ist es wichtig und richtig, mit dem Finger auf die Situation zu zeigen. Schliesslich soll der beschriebene Prozess beschleunigt werden. Deshalb kann ein Boykott von hochrangigen Politikern ein kleiner Schritt, zur Verbesserung der Menschenrechtssituation in den betroffenen Ländern sein.

PRESIDENTIAL NOTE

wie zu Zeiten der Sowjetunion. Wendet sich der Westen ab – und verschliessen die Politiker die Augen – , wird sich nie etwas ändern. Olga Zuewa, Kiew (Ukraine)

Der amerikanische Boykott der Sommerspiele 1980 in Moskau war ein Sturm im Wasserglas – und der sowjetische vier Jahre später in Los Angeles ebenso. Die Sowjetunion erledigte sich neun Jahre später selber. Nils Olofsson, Göteborg (Schweden)

“Ein Sturm D im Wasserglas.” Machtlosigkeit ist nie ein schönes Gefühl. Wenn zudem keiner zuhört, erst recht nicht. Es gibt meiner Meinung nach brisante Themen, bei denen es keinen anderen Weg gibt, als sich mit Boykott Gehör zu verschaffen. Ich denke da beispielsweise an die Situation von Tibet, das seit Jahrzehnten gegen die Unterdrückung von China kämpft. Dass sich das Land bei der Vergabe und Ausrichtung von den Olympischen Spielen in Peking 2008 auflehnte, ist nichts als verständlich. Die Tibeter wollen und müssen regelmässig ein Zeichen setzen. Léna Müller, Frankfurt (Deutschland)

Fabio Lenzlinger, St. Gallen (Schweiz)

Sportliche Grossereignisse zu boykottieren, macht für mich keinen Sinn. Nur Dialog und Kommunikation können etwas verändern. Die momentane Situation in der Ukraine ist ein gutes Beispiel dafür. Hier wird (von beiden Seiten) Propagandapolitik betrieben

Für mich ist ein Boykott eine politische Bankrotterklärung. Wer sich verweigert, trägt nichts zur Problemlösung bei. Gerade im Fall von Russland wäre es wichtig, dass der Westen mit einer aktiven Politik dazu beiträgt, dass sich die Situation in diesem Land ändert. Horst Mayer, Berlin (Deutschland)

“Ein Boykott kann ein Schritt sein.” T H E F I FA W E E K LY

Boykott ist ein falsches Signal

as Jahr 2014 ist ein Festjahr des Sports – im Sommer die Fussball-WM in Brasilien, schon im Februar die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Die Veranstaltungen verbindet eine Gemeinsamkeit: Sie werden als Plattform für politische Auseinandersetzungen missbraucht. Im Fall der Winterspiele gipfelt dies in Boykottdrohungen. Dabei lässt sich mit einem Boykott nichts ändern. Im Gegenteil: Er kann als Verweigerung der Gesprächsbereitschaft verstanden werden – wie beispielsweise an den Olympischen Spielen 1980 in Moskau oder 1984 in Los Angeles. Als Mitglied des IOC werde ich nach Sotschi reisen und mir die Spiele vor Ort anschauen. Persönlich freue ich mich auf die Auftritte der Schweizer Sportler – auf unsere Skifahrer, den Skispringer Simon Ammann und die Eishockey-Nationalmannschaft. Gleichzeitig bin ich auch auf die Organisation und den Ablauf gespannt. Denn jenes Stadion, in dem am 7. Februar die Winterspiele eröffnet werden, ist auch eine der Austragungsstätte der Fussball-WM 2018. Das Grossereignis ist für mich ein idealer Anlass, Gespräche zu führen und Kontakte zu pflegen. Dabei werden wohl auch einige unangenehme Punkte angesprochen. Denn für die FIFA hört der Kampf gegen Diskriminierung nicht mit der Anti-Rassismus-Kampagne auf. Jegliche Form von Ausgrenzung muss ­b ekämpft werden. Wer die Winterspiele in Sotschi boykottiert, kapituliert in dieser wichtigen Angelegenheit. Und wer vor einem ­P roblem davonläuft, trägt nichts zur Lösung bei. Allein deshalb ist es wichtig, dass ich nach Russland reise.

Ihr Sepp Blatter 17


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England erwartet wenig Das englische Nationalteam, Weltmeister 1966, reiste stets mit grossen Erwartungen an die WM-Endrunde. Nun ist der Realismus eingekehrt. David Winner

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Michael Regan - The FA/The FA via Getty Images

ach dem kläglichen 0:0 Englands gegen Algerien bei der WM 2010 machte unter den Fans ein Witz die Runde: “Ich kann nicht glauben, dass wir nur ein Unentschieden gegen dieses schlechte Team geschafft haben. Wir hätten mit Leichtigkeit gewinnen müssen. Ich schäme mich, Algerier zu sein!” Dieser Witz vereinte Selbstironie mit der instinktiven Geringschätzung für kleinere Fussballnationen und sagte viel über das Statusdilemma der Engländer aus. Denn da sie den Fussball erfunden haben und einst über das grösste Imperium der Welt herrschten, denken die Engländer gern, dass ihre Mannschaft weltweit zu den Spitzenteams gehören müsse. Doch die Diskrepanz zwischen diesem Wunschdenken und den sportlichen Realitäten hat immer wieder extreme Stimmungsschwankungen verursacht. Die Engländer fuhren zur WM, getragen von einer Welle des Hurra-Patriotismus, den Titelgewinn fest im Blick. Wenn sie dann in der zweiten oder dritten Runde ausschieden – meist gegen Deutschland oder Argentinien – reagierten Medien und Anhänger gleichermassen verärgert wie verwirrt. Das Scheitern wurde als Zeichen des nationalen “Niedergangs” empfunden und es musste ein Schuldiger für die “Leistungsschwäche” gefunden werden. Oft wurde der Schiedsrichter oder ein “unsportlicher” Gegner verantwortlich gemacht. Ebenso oft jedoch wandten sich die Presse und die Allgemeinheit gegen den Trainer oder einen Schlüsselspieler. “Du hast die WM verloren” Derartige Schuldzuweisungen konnten ziemlich hässlich werden. David Beckham wurde für Englands Scheitern 1998 verantwortlich gemacht, sein Abbild symbolisch von den Fans gehängt. Reservetorhüter Peter “The Cat” Bonetti, dem man die Viertelfinal-Niederlage gegen Deutschland bei der WM 1970 anlastete, musste den Rest seiner Karriere Schmähgesänge (“Du hast die WM verloren!”) ertragen. Seit der ersten WM-Teilnahme 1950 hat England den Titel ein Mal gewonnen (1966) und nur ein weiteres Mal das Halbfinale erreicht. Dagegen hat man sechs Mal das Viertelfinale verloren, ist zwei Mal bereits in der Gruppenphase gescheitert und hat sich drei Mal gar nicht erst für die Endrunde qualifizieren können.

England ist eine reiche Nation mit reichlich fussballerischer Erfahrung, und so befindet sich das Team konstant in den Top Ten der Weltrangliste. Die Mannschaft gewinnt die meisten ihrer Spiele; gegen die Spitzenteams allerdings setzt es meistens Niederlagen. Ein Grund dafür ist, dass sich die englischen Fussballer in erster Linie aus der stetig schrumpfenden Arbeiterklasse rekrutieren. Die Olympischen Spiele von London haben gezeigt, dass Grossbritannien im Sport insgesamt weiter zu den Spitzennationen zählt, doch viele der talentiertesten Athleten wählen andere Sportarten. Somit spielen heutzutage nur relativ wenige junge Engländer überhaupt noch Fussball. Der neue englische Realismus Im vergangenen Jahr setzte Greg Dyke, der Vorsitzende des englischen Fussballverbandes, eine Kommission ein, die Wege finden sollte, die Anzahl und Klasse der Spieler zu steigern. Bei der WM-Gruppenauslosung allerdings, bei der England in der kniffligen Gruppe D landete, machte er scherzhaft die bekannte “Kopf-ab”-Geste. Während sich England nun auf die Duelle mit Italien, Uruguay und Costa Rica vorbereitet, gibt es zahlreiche Anzeichen für einen neuen, gesunden Realismus. Fans und Journalisten stellen zwar wieder die übliche Frage: “Wird England die WM gewinnen?” Doch die Antworten fallen jetzt eher pragmatisch und pessimistisch aus. So sagt beispielsweise der ehemalige Mittelfeldstar Paul Scholes, England habe “kei-

ne Chance”. Die Journalisten verweisen auf die geringe Anzahl von Weltklassespielern im englischen Kader und schliessen daraus, dass es schon gut wäre, wenn das Team überhaupt die zweite Runde erreichte. Unterdessen organisiert Englands Trainer Roy Hodgson Vorbereitungsspiele gegen südamerikanische Gegner wie Peru, Ecuador und Honduras und wird mit seinem Team nach Miami fahren, um sich auf die ungewohnte Hitze in Manaus vorzubereiten. Er achtet darauf, die Chancen seines Teams herunterzuspielen. Während sich seine Vorgänger verpflichtet fühlten, Erfolge vorherzusagen, dämpft Hodgson die Erwartungen. “Das ist eine schwere Gruppe, daran gibt es keinen Zweifel”, sagte er nach der Auslosung. “Angesichts der Qualität unserer Gegner wird es ziemlich schwer werden, zu positiven Ergebnissen zu kommen.” Entgegen der Intuition könnte sich diese Bescheidenheit als Segen erweisen. Denn die Spieler trugen in der Vergangenheit oftmals schwer an der Last der überhöhten Erwartungen. Sven-Göran Eriksson, Trainer bei der WM 2002 und 2006, sprach vom Phänomen des “gewichtigen Trikots.” 2010 schien Torhüter Robert Green vor dem Auftaktspiel der Engländer gegen die USA regelrecht erstarrt vor Furcht und liess prompt einen mehr als haltbaren Ball passieren. Damals stand auch Jamie Carragher auf dem Platz. Er sagt, England solle sich damit abfinden, “auf der Weltbühne ein Aussenseiter zu sein. Wir sollten es geniessen, als tapferer Aussenseiter zu gelten, der versucht, den Grossen ein Bein zu stellen.” Erstmals in der Fussballgeschichte sind die Erwartungen in England also … bemerkenswert klein. Å

Auf Erkundungstour für die WM 2014 Englands Nationalcoach Roy Hodgson besucht Rio. T H E F I FA W E E K LY

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ZEITSPIEGEL

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Portsmouth, England

Lederware. Bill Wright, Materialwart des Portsmouth FC, zerbricht sich 1952 den Kopf über die richtige Schuhwahl. In den 1950erJahren wurden die ersten austauschbaren Schraubstollen entwickelt – und von der deutschen Nationalmannschaft im WM-Finale 1954 erfolgreich eingesetzt. Auf dem vom Regen durchtränkten Rasen des Berner Wankdorfstadions verhalf das neue Material der Mannschaft von Sepp Herberger zu weltmeisterlicher Standfestigkeit. Das ungarische Wunderteam dagegen verlor den Boden unter den Füssen – und das erste Mal nach 51 Spielen.

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Popperfoto / Getty Images

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ZEITSPIEGEL

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Santa Fe, Argentinien

Eitan Abramovich / AFP

2011 Plastikschuh. Der moderne Fussballschuh leuchtet in allen Farben und besteht aus synthetischen Materialien. Ihre Hersteller versprechen wahre Wunderdinge – spezielle Zonen für Ballannahmen und Torabschluss und verschiedene Modelle für jeden Spielertyp. Ob sich der uruguayische Betreuer vor dem Viertelfinal der Copa America 2011 gegen Argentinien seiner Verantwortung bewusst war, ist nicht überliefert. Fest steht: Die Schuhe verfehlten das Ziel nicht. Uruguay gewann im Penaltyschiessen 6:5.

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BLICK IN DIE LIGEN

N Primera División

Barça gegen Atlético – Duell zweier Spielweisen Jordí Punti ist Romanautor und Verfasser zahlreicher FussballFeatures in den spanischen Medien.

Der Winter ist in Spanien eine triste Jahreszeit. Der Himmel ist grau, die Kälte moderat, und alle scheinen übertrieben darunter zu leiden. Vielleicht liegt es daran, dass niemand dem Wintermeister der Liga grosse Bedeutung beimisst. Einmal abgesehen vom Wintermeister selbst natürlich. In dieser Saison wird diese Ehre zweiter Klasse dem FC Barcelona zuteil, wobei der Klub den Titel sicherlich mit Atlético Madrid teilen sollte. Beide Teams haben die Hinserie nämlich mit derselben Punktzahl (50) und dem festen Glauben an ihre Spielweise abgeschlossen, und Barça rangiert nur auf­ grund der besseren Tordifferenz auf dem ersten Platz. Dass die beiden Teams derzeit wirklich gleich­auf liegen, wurde auch in der Partie am vergangenen Samstag wieder deutlich. Atlético Madrid und der FC Barcelona standen sich in Manzanares gegenüber und die Begegnung endete mit einem torlosen Remis. Die beiden Teams trafen in dieser Saison bereits zum dritten Mal aufeinander (die ersten beiden Begegnungen gab es in der Supercopa) – und

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alle drei Partien endeten mit einem Unent­ schieden. Trotz des mageren Ergebnisses sahen die Zuschauer eine hitzige, spannende und abwechslungsreiche Partie, in der Abwehr und Ballkontrolle die Oberhand über die kreativen Angreifer behielten. Die beiden argentinischen Trainer – Diego Simeone und Tata Martino – verwandelten den Fussball­ abend in ein Duell verschiedener Spielweisen. Atlético spielte wie üblich mit dem Haupt­ augenmerk auf der Defensive, während Barcelona seine Vorliebe für Ballkontrolle und Kombinationen untermauerte. Auf jeden Versuch der Rot-Weissen, das Tempo anzuzie­ hen und dem Gegner das Heft aus der Hand zu nehmen, reagierten die Katalanen mit ihrem organisierten Zauberfussball – mit dieser Geduld, die erforderlich ist, damit der Ball mehr läuft als die Spieler. Obwohl sie ein hervorragendes Spiel machten, konnten die Kreativspieler Atléticos, wie Diego Costa, Koke oder Arda Turan, Barças Schluss­ mann Victor Valdés nur selten in Bedrängnis bringen. Bei Barcelona kamen hingegen Zweifel daran auf, ob sich Trainer Martino für die richtige Aufstellung entschieden hatte. Er hatte sich überraschend entschlossen, seine beiden Stars Messi und Neymar auf der Bank zu lassen und setzte stattdessen auf drei Stürmer, die sich in den letzten Wochen in besserer Form präsentiert hatten: Cesc Fàbre­ gas, Alexis Sanchez und Pedro. Zuverlässigkeit vor Genie. Wir werden nie erfahren, ob Messi und Neymar in der Lage gewesen wären, das Netz zu zerreissen, das Atlético in der ersten Halbzeit gesponnen hatte. Nach der Pause kam Messi für den verletzten Iniesta und Barça

Der Rückkehrer Lionel Messi (Mitte) spielt wieder – hier gegen Miranda (r) und Mendes von Atlético Madrid. 22

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verlor damit einen Strippenzieher, gewann jedoch durch den Argentinier ein unberechen­ bares Element hinzu. Tatsächlich hatte Messi auch die beste Torchance, die Courtois aller­ dings hervorragend vereitelte. Das Fussballjahr 2014 begann mit der Rück­ kehr Messis. Eine tolle Nachricht für Barça und alle Fussballliebhaber. Nach zweimonati­ ger Verletzungspause war der Argentinier einige Tage zuvor im Pokalspiel gegen Getafe aufs Spielfeld zurückgekehrt. In 20 Minuten erzielte er zwei Treffer. Den zweiten davon markierte er nach einem schnellen Vorstoss, bei dem er gleich mehrere Verteidiger um­ kurvte. Bei diesem Spielzug wurde deutlich, dass er sich wirklich wieder fit fühlt. In der Pressekonferenz nach der Ligapartie zwischen dem FC Barcelona und Atlético Madrid fragte ein Journalist Diego Simeone, was die beiden Mannschaften unterscheide. “Der Unterschied sind 400 Millionen im Haushalt”, erwiderte der Trainer. Diese Antwort ist zwar korrekt, entbehrt aber nicht einer gewissen Demagogie, denn schliesslich hat Atlético auch schon gegen Klubs mit geringe­ ren finanziellen Mitteln gewonnen. In der Rückrunde wird sich herausstellen. wo der wahre Unterschied zwischen den beiden Teams liegt und wer am Ende die Nase vorn hat. Die Rückkehr Messis und eine Leistungs­ steigerung bei Neymar könnten einen Wende­ punkt darstellen. Während Barça in jedem Spiel mit einer anderen Aufstellung aufwartet, vertraut man bei Atlético fast immer auf dieselben 14 Spieler – mit wenigen Variationen. Simeone geht es vor allem um eine geschlossene Einheit. Davon ist er so überzeugt, dass er jüngst sogar den jungen Baptistao an Betis Sevilla abgegeben hat. Allerdings bleibt abzu­ warten, ob die Stammspieler der physischen Belastung standhalten werden, wenn die entscheidenden Spiele in der Champions League und im Pokal anstehen. Sollten beide Teams am Ende der Saison immer noch gleichauf liegen, dann zeichnet sich am Horizont die letzte Ligapartie im Camp Nou ab, in der Barcelona und Atlético Madrid um den Titel spielen würden. Natür­ lich gesetzt den Fall, dass Real Madrid nicht noch ins Geschehen eingreift. Real lieferte am Sonntag gegen Espanyol Barcelona zwar eine mässige Partie ab, sicherte sich mit dem 1:0-Sieg allerdings drei Punkte, die so wertvoll sind wie vier. Schliesslich konnte man damit die Distanz zur Spitze auf drei Zähler verrin­ gern. Die zweite Hälfte der Saison steht noch aus und es bleibt spannend. Å

Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Image

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gegen Hellas Verona erstmals auf der Trainerbank Platz nehmen und ab Juni von zwei weiteren Ex-Milanisti unterstützt werden wird: Jaap Stam und Hernan Crespo. Angesichts des Debüts von Keisuke Honda sollte die Reise in die Emilia-Romagna eigentlich ein Freudentag werden. Dutzende japanische Journalisten waren zu diesem Spiel angereist, doch am Ende staunten alle über den 19-jährigen Domenico Berardi, der alle vier Treffer für Sassuolo erzielte. Die Mailänder hatten in ihrer gesamten Vereinsgeschichte noch nie vier Treffer ein und desselben Spielers hinnehmen müssen. Nur Silvio Piola (Weltmeister von 1938 und mit 274 Serie-A-­ Treffern bester Torschütze der Geschichte) konnte in jungen Jahren einmal vier Tore in einem Spiel gegen Milan erzielen.

Hoffnungsträger Seedorf Der Niederländer soll die AC Milan auf die Erfolgsspur zurückbringen.

Serie A

Seedorf, Stam und Crespo Luigi Garlando ist Redakteur der “Gazzetta dello Sport” und Autor zahlreicher Kinderbücher.

Ricardo Moraes/REUTERS

Die Hinrunde der Serie A ist mit einer Machtdemonstration der drei Topklubs, die zusammen nicht weniger als elf Treffer erzielt haben, zu Ende gegangen. Spitzenreiter Juventus Turin schenkte Cagliari vier Treffer ein, die AS Roma erzielte gegen Genoa ebenfalls vier Treffer und bleibt mit acht Punkten Rückstand Tabellenzweite. Währenddessen traf die SC Napoli drei Mal gegen die Übrerraschungsmannschaft Hellas Verona. Die Viertplazierte Fiorentina hat fünf Punkte Rückstand auf Platz drei. Dies bedeutet, dass Juventus, die AS Roma und Napoli die Meisterschaft wohl unter sich ausmachen werden, während die zweite Garnitur der Serie A um die restlichen Plätze kämpfen wird. Doch während die Spitzenteams einen Sieg nach dem anderen feiern, musste die AC Milan beim krassen Aussenseiter Sassuolo eine bittere 3:4-Pleite hinnehmen. Die siebte

Niederlage in der laufenden Saison kostete Massimiliano Allegri, den Meistertrainer der Saison 2010/11, den Job. Wenige Minuten nach dem Schlusspfiff kündigte Adriano Galliano, der langjährige Geschäftsführer der Mailänder, für den folgenden Tag eine Trainerdebatte an. Unterdessen sagte Barbara Berlusconi, die Tochter des Vereinspräsidenten Silvio, die ebenfalls als Geschäftsführerin fungiert: “Diese Situation ist nicht mehr hinnehmbar. Es muss sich etwas ändern.” Die mangelnde Abstimmung ist nur der letzte Akt eines kalten Krieges, den Silvio Berlusconi zu beenden versuchte, indem er die Kompetenzen aufteilte: die Vereinspolitik an Barbara, die sportliche Leitung an Galliani. Der Waffenstillstand hielt nur kurze Zeit. Die Kämpfe wurden fortgesetzt – diesmal ging es um den neuen Trainer. Galliani setzte sich für Pippo Inzaghi ein, den legendären Mittelstürmer einer goldenen Ära der AC Milan, der heute als Nachwuchstrainer der Rossoneri arbeitet. Barbara hingegen bevorzugte eine weitere Vereinslegende, nämlich Clarence Seedorf, der 2012 nach Brasilien zu Botafogo gegangen war. Der niederländische Mittelfeldstratege wird schon seit Längerem von Silvio Berlusconi bevorzugt, der niemals grosse Sympathien für Allegri hegte. Und so fiel die Wahl denn auch auf Seedorf, der am kommenden Sonntag T H E F I FA W E E K LY

Berardi, der in seiner ersten Saison in der höchsten Spielklasse bereits elf Treffer zu Buche stehen hat, gehört Rekordmeister Juventus. Er könnte die grosse Entdeckung der Italiener bei der kommenden WM werden – wie Paolo Rossi bei der WM 1978 in Argentinien. Nach der erneuten schweren Verletzung von Giuseppe Rossi ist Berardi ein aussichtsreicher Kandidat auf den zweiten Platz im Angriff neben Mario Balotelli. Allegri hat nach seinem Rauswurf bei den Mailändern gute Karten als Nachfolger von Cesare Prandelli, der seinen Rücktritt für nach der Weltmeisterschaft angekündigt hat, und könnte dann ausgerechnet Berardi nominieren, der ihn gerade erst seinen Job als Milan-Trainer gekostet hat. Å

“Diese Situation ist nicht mehr hinnehmbar.” 23


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Premier League

Eine neue Ära des Erfolgs David Winner ist Autor und Journalist in London. Zu seinen Büchern über Fussball gehören “Brilliant Orange” und “Dennis Bergkamp: Stillness and Speed”.

Strategisches Denken hat seine Vorteile. Im vergangenen August verlor der FC Arsenal sein erstes Meisterschaftsspiel zu Hause 1:3 gegen Aston Villa und Trainer Arsène Wenger, der seit 17 Jahren am Ruder steht, geriet durch die eigenen Fans gewaltig unter Druck. Die Anhänger des Klubs waren frustriert wegen der langen Durststrecke von acht Jahren ohne Titel, verärgert über das Fehlen namhafter Neuverpflichtungen und gereizt bis an den Rand des Wahnsinns wegen zweier unglücklicher Elfmeter und einer fragwürdigen Roten Karte. Und so begannen sie, den langjährigen Trainer zu beschimpfen.

Laurence Griffiths/Getty Image

Eigentlich ist Wenger Arsenals wohl bester Trainer der Geschichte, noch vor Herbert Chapman, der den Klub in den 1930er-Jahren zu einer Macht formte. Trotzdem tauchten Anti-­WengerAufkleber an den Wänden der Londoner U-Bahn-Stationen auf, und eine Fangruppierung mit dem Namen “The Black Scarf Movement” veranstaltete Protestmärsche und verunglimpfte Wengers Kader, der “schwach” und “mit Kindern aufgefüllt” wäre.

“Arsenal und Wenger haben langfristig geplant.” Selbst einige ehemalige Spieler kritisierten ihren Cheftrainer, weil der offenbar lediglich die Qualifikation für die Champions League anstrebte, Akteure wie Samir Nasri und Robin van Persie nicht halten konnte und statt gestandener Stars lieber vielversprechende Youngster holte. Doch der Vorstand des Klubs hielt an Wenger fest – und mit der Verpflichtung von Mesut Özil von Real Madrid entschärfte er die Proteste.

Aaron Ramsey spielen derzeit glänzend. (Spieler steigern sich unter Wengers Führung fast immer).

Was dann folgte, war allerdings noch bemerkenswerter. Denn Arsenal begann, den elegantesten und druckvollsten Fussball seit den Tagen von Dennis Bergkamp und Thierry Henry zu spielen. In dieser Woche traf das Team erneut auf Aston Villa (diesmal in Birmingham), errang einen 2:1-Sieg und kehrte damit an die Tabellenspitze zurück, die Arsenal schon über weite Strecken der Saison bekleidet hatte.

Arsenal und Wenger haben ganz anders und langfristig agiert, das ist jetzt klar. Der Bau des teuren Emirates Stadium und der Umzug aus dem angestammten Highbury war ein enorm riskanter Schachzug, der den Klub zwar finanziell sehr mächtig gemacht hat, nachdem er allerdings ein Jahrzehnt lang so verwundbar war wie ein Einsiedlerkrebs, der in ein neues Schneckenhaus umzieht. Hätte sich Arsenal drei Jahre in Folge nicht für die Champions League qualifiziert, wäre der finanzielle Zusammenbruch möglich gewesen.

Können die Gunners so weitermachen und ihren ersten Meistertitel seit zehn Jahren gewinnen? Vielleicht nicht. Die meisten Experten sehen Manchester City oder Chelsea als Favoriten, denn die haben breiter aufgestellte und teurere Kader zur Verfügung. Trotzdem fährt Arsenal weiterhin unvermindert Punkte ein. Auch wenn Özil zuletzt nicht mehr ganz so brillant spielte, hat Arsenal doch ein herausragend besetztes Mittelfeld und die solideste Abwehr in Grossbritannien. Früher verhöhnte Spieler wie Stürmer Olivier Giroud, Verteidiger Per Mertesacker und Mittelfeldmann

Andere Klubs denken meist nur kurzfristig. Wenn es nicht gut läuft, wird oft der Trainer gefeuert und man kauft namhafte Stars, ohne einen genauen Plan, wie man sie denn einsetzen will. (Dafür ist Arsenals Lokalrivale Tottenham Hotspur ein gutes Beispiel.)

Wengers Leistung, Arsenal trotz der knappen Ressourcen seit 2004 beständig unter den vier besten Teams zu halten, ist ebenso beeindruckend wie der Aufbau seiner jeweils in zwei Wettbewerben erfolgreichen Teams von 1998 und 2003 und der ‘Invincibles’ der Saison 2003/04 (der besten Mannschaft, die es in England je gab). Noch cleverer war allerdings, wie er trotz seines schwachen Blattes bluffte wie ein Poker-Champion. Dadurch, dass er vorgab, aus persönlichen und idealistischen Motiven an seiner Transferpolitik festzuhalten, lenkte er erfolgreich von der potenziell katastrophalen wirtschaftlichen Situation des Klubs ab. Jetzt steht seine Strategie kurz davor, Früchte zu tragen. Nachdem das Emirates Stadium zum Grossteil bezahlt ist, kann Arsenal es auch finanziell mit allen Konkurrenten aufnehmen und steht offenbar vor einer neuen Erfolgsära. Im vergangenen Jahr erzählte mir Wenger, wie er Arsenal in den Jahren vor und nach der Jahrtausendwende fast im Verborgenen vom alten englischen Fussball in eine Bastion der niederländisch geprägten Spielweise verwandelte: “Natürlich hatte ich dabei einen Plan. Aber ich habe nicht von allen Dächern gerufen, dass ich einen Plan hatte!”

Der “ewige” Arsenal-Trainer Arsène Wenger steht seit 17 Jahren bei den Londonern an der Seitenlinie. T H E F I FA W E E K LY

Jetzt ist ihm ein noch besserer Trick gelungen. Und auch wenn er mit Arsenal in dieser Saison nicht den Meistertitel gewinnt, könnte er es im kommenden Jahr schaffen oder im Jahr darauf. Arsenal ist zurück unter den Schwergewichten. Å 25


Name Ottmar Hitzfeld Geburtsdatum, Geburtsort 12. Januar 1949, Lörrach Stationen als Spieler Lörrach, Basel, VfB Stuttgart, Lugano, Luzern Stationen als Trainer SC Zug, Aarau, Grasshoppers Club, Borussia Dortmund, Bayern München, Schweizer Nationalmannschaft Grösste Erfolge als Trainer

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Christian Grund / 13 Photo

2-mal Champions-League-Sieger, Weltpokal-Sieger, 7-mal deutscher Meister, 2-mal Schweizer Meister, 2-malige WM-Qualifikation

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OT TMAR HITZFELD

“Sechs Jahre Bayern sind wie zwanzig Jahre in einem anderen Klub” Ottmar Hitzfeld gehört zu den erfolgreichsten Trainern der Geschichte. Im Interview sagt er, ­weshalb er den Videobeweis befürwortet, und er bezeichnet den Jugoslawien-Konflikt als ­wichtigste Zäsur im internationalen Fussball.

Mit Ottmar Hitzfeld sprach Thomas Renggli

Herr Hitzfeld, herzliche Gratulation! Die Schweiz liegt im aktuellen FIFA-Ranking an achter Stelle, zwei Plätze vor Brasilien. Entspricht dies der sportlichen Realität? Nein. Das ist nicht die sportliche Realität, sondern eine Folge des Punktesystems. Als WM-Gastgeber bestritt Brasilien keine Qualifikationskampagne – sondern bloss Freundschaftsspiele sowie den Konföderationen-Pokal. Brasilien ist stärker als die Schweiz. Aber es macht mich stolz, dass wir in den Top 10 klassiert sind. Die Mannschaft hat sich dies hart erarbeitet. Wir blieben über eine Phase von 14 Spielen ungeschlagen. Auch davor spielten wir sehr konstant – verloren 2011 nur ein Spiel und 2012 zwei Spiele. Wir haben uns international viel Respekt erarbeitet. Man realisierte es an der Gruppenauslosung im vergangenen Dezember. Die Schweiz in Topf 1 – das ist ein fantastisches Gefühl und ein Imagegewinn für den Schweizer Fussball. Zuvor interessierte es die anderen Nationen nicht so sehr, in welchem Topf die Schweiz ist. Diesmal war das ganz anders. Es war eine Änderung der Wahrnehmung festzustellen.

Grundsätzlich wird die Leistungsdichte in den Top 30 immer grösser. “Kleinere” Nationen wie Belgien, Bosnien oder eben die Schweiz haben einen Leistungsschub hinter sich … Der Fussball ist global geworden. Der internationale Transfermarkt fördert diese Entwicklung. Die meisten Nationalspieler der

angesprochenen Länder sind in ausländischen Ligen engagiert. Von unserem Kader spielen nur noch zehn Prozent in der Schweiz. Die internationale Erfahrung bei den kleineren Nationen nimmt stetig zu. Das fördert die Leistungskultur.

Welchen Einfluss hat die Ausbildung? Einen grossen. Die Schweiz ist bekannt für ihre Trainer- und Jugendförderung. Die Spieler sind taktisch und technisch gut ausgebildet. Ausserdem stimmt das Preis­Leistungs-Verhältnis. Deshalb sind auch rund 30 Schweizer Spieler in den europäischen Top-Ligen engagiert.

Teams wie die Schweiz und Belgien stehen auch für eine “ethnologische” Kräfteverschiebung. Kann man sagen, dass die Jugoslawien-Konflikte die grösste Auswirkung auf die sportlichen Kräfteverhältnisse in Europa hatten? Eindeutig. Das frühere Jugoslawien war bekannt für seine grossen Talente in verschiedenen Ballsportarten. Das sieht man auch im Basketball und Handball. Im Fussball bereichern diese Spieler jetzt die Nationalmannschaften in ganz Europa. Davon profitierten alle – auch die Schweizer.

Sind Spieler aus dem Balkan besser als die Schweizer? Besser würde ich nicht unbedingt sagen – wir haben bei uns auch Leistungsträger mit anderem Hintergrund, zum Beispiel Stephan Lichsteiner, Diego Benaglio oder Tranquillo Barnetta. Fest steht: Ohne T H E F I FA W E E K LY

Migranten könnte sich die Schweiz kaum für eine Endrunde qualifizieren.

Worauf ist dieser Qualitätsunterschied zurückzuführen? Die Mischung aus Talent, Wille und Herkunft macht es aus. Dazu gehört die Mentalität. Während Schweizer Eltern ihren Kindern tendenziell zu einer klassischen Ausbildung raten, setzen die Migranten eher auf den Fussball als Möglichkeit für den sozialen Aufstieg. Das spürt man – wenn auch in einem reduzierten Mass – in Deutschland, Frankreich und England ebenfalls.

Wie geht man als Trainer mit den verschiedenen Kulturen in der Kabine um? Unabhängig von den Wurzeln muss man auf die einzelnen Spieler eingehen. Die Schweiz hat sich geöffnet. Von einem Kulturunterschied zwischen West- und Deutschschweizern spüre ich nicht mehr viel. Die Spieler mit Migrationshintergrund bringen charakterlich und kulturell eher eine andere Qualität ins Team. Deshalb machte ich auch Gökhan Inler zum Captain. Man muss den Migranten Respekt entgegenbringen, sie leisten einen grossen Beitrag für den Schweizer Fussball.

Als Spieler waren Sie ein gefürchteter Stürmer und Torschützenkönig mit dem FC Basel. Für den VfB Stuttgart schossen sie einmal in einem Spiel sechs Treffer und stellten einen immer noch gültigen Rekord auf. Haben Sie einen Tipp für alle Stürmer mit Ladehemmung? 27


A FIFA World Cup in Brazil is just like Visa: everyone is welcome.

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OT TMAR HITZFELD

“Vieles hat sich im Fussball verändert. Heute sind die jungen Spieler in Sachen ­Mentalität und Selbstbewusstsein viel ­weiter als wir es waren.”

Würde der Trainer Hitzfeld den Spieler Hitzfeld aufbieten? (lacht) Ja – da bin ich sicher. Er hätte einen Stammplatz. Goalgetter Hitzfeld (hier 1974 mit Basel) traf am laufenden Band.

Imago

Sie sind seit dreissig Jahren Trainer im ­Profieschäft. Was hat sich in dieser Zeit am stärksten verändert?

Da gibt es kein Patentrezept. Tore zu schiessen, ist das Schwierigste im Fussball überhaupt. Entsprechend rar sind Torjäger. Dies spüren auch grosse Nationen wie Deutschland oder Frankreich. Uns in der Schweiz betrifft dieses Problem aufgrund des kleineren Personalreservoirs noch stärker. Man ist immer auf der Suche nach guten Stürmern. Aber wir haben Goalgetter-Qualität in unserer Mannschaft – mit Leuten wie Seferovic, Derdiyok oder Gavranovic. Über allen steht aber Alex Frei. Er war ein Phänomen – und ein Glücksfall für unsere Nationalmannschaft. Da muss man zwanzig, dreissig Jahre warten – bis wieder ein Spieler wie er als Schweizer geboren wird. Frei traf in fünfzig Prozent seiner Einsätze.

Als Trainer wird Ihnen eher der Hang zu resultatorientiertem Fussball nachgesagt. Ist das nicht ein Widerspruch zu Ihren Auftritten als Aktiver? Nein, überhaupt nicht. Als Stürmer trägt man mit den Toren schliesslich auch zum positiven Resultat bei. Kein Trainer kann nur mit Schönspielerei bestehen. Da wird er ganz schnell entlassen. Er muss die richtige ­Mischung finden. Mit Dortmund und Bayern haben wir die Bundesliga nicht nur mit Resultaten, sondern auch mit der Spielweise aufgemischt – mit Pressing und der Abseitsfalle. Ein Trainer muss das System immer den Spielern anpassen. In der Schweiz haben wir derzeit eine Generation von begnadeten Fussballern. Deshalb spielen wir einen attraktiven Fussball. T H E F I FA W E E K LY

Vieles hat sich verändert – wie sich die Welt verändert hat. Früher spielten wir mit Manndeckung. Ich führte die Zonendeckung und Viererkette schon 1983 mit dem SC Zug ein – dann auch mit Aarau. Damals sprach man von sportlichem Selbstmord. In Deutschland wurde lange mit Libero gespielt. Früher operierte man mit weiten Bällen. Der rechte Mittelfeldspieler spielte rechts, der zentrale im Zentrum. Heute sind die Räume viel enger – das Kurzpassspiel steht im Vordergrund. Ich habe schon früher immer zu Kompaktheit aufgefordert. Heute ist diese um dreissig Prozent grösser als vor zwanzig Jahren. Ausserdem sind die jungen Spieler in Sachen Mentalität und Selbstbewusstsein weiter als wir es früher waren – auch dank der Computer, der medialen und der digitalen Welt. Meine Generation wurde autoritär erzogen. Früher wurdest du mit 22 zum Mann, heute mit 16. 29


OT TMAR HITZFELD

“Meine Frau erschrak, als Ueli Hoeness anrief. Ich beschwichtigte sie und sagte, ich helfe nur für den Rest der Saison.” Champions Hitzfeld 1997 mit Jürgen Kohler auf dem europäischen Gipfel.

Erkennen Sie sich wieder in den jungen Spielern? Ja – klar. Es ist für mich ein grosses Privileg mit den Jungen zusammenzuarbeiten, Einzelgespräche zu führen, ihre Sprüche zu hören, zu verstehen, wie sie ticken. Das hält auch mich jung.

Gibt es keinen Generationenkonflikt? Nein . Ich kann mich anpassen und mich in andere einfühlen. Es ist wichtig für einen Trainer, dass er sich immer der Situation und den Spielern anpasst, dass er auch zuhört. Ich setze auf Intuition und Instinkt. So wie es verschiedene Mentalitäten gibt, gibt es auch verschiedene Massstäbe. Einige Spieler brauchen eine härtere Hand, andere eine weichere. Die einen muss man bremsen, die anderen pushen.

zurückzugeben, dass wir es wieder schaffen können. Zwei Jahre später gewannen wir den Titel. Deshalb kann ich heute auch mit einem lachenden Auge auf die Niederlage von 1999 zurückblicken.

Wie sehr hadert man als Trainer in solchen Momenten mit dem Schicksal? Schliesslich verliert man an der Seitenlinie die a ­ bsolute Kontrolle. Man hängt als Trainer immer von äusseren Einflüssen ab – aber auch vom Schiedsrichter. Das bekam zuletzt unter anderem der

FC Basel im entscheidenden Spiel der Champions-­League-Gruppenphase gegen Schalke zu spüren – als er das weg­weisende Tor aus einer klaren Abseitsposition kassierte. Es war eine klare Fehlentscheidung, aber drei Tage später steht nur noch das Resultat.

In diesem Moment kommt die Diskussion über den Videobeweis auf. Wie stehen Sie dazu? Irgendwann kommt der Videobeweis. Das Wichtigste ist jetzt die Einführung der Torlinientechnologie. Sie muss in allen grossen Ligen etabliert werden. Aber auch bei

Als einer von wenigen Trainer gewannen Sie zweimal die Champions League – 1997 mit Dortmund, 2001 mit Bayern. Wie werten Sie die beiden Triumphe im Vergleich? Mit Dortmund war es eine grössere Sensation. Bei Bayern waren die Erwartungen viel höher. Da muss man international etwas gewinnen. Da bestehen andere Ansprüche. Bayern ist das Mass aller Dinge – heute auch international. Deshalb ging Pep Guardiola zu Bayern und nicht zu Manchester.

… es gehört zum Trainer-Dasein, mit Schock-Niederlagen umzugehen. Nach 90 Minuten waren wir Champions-League-Sieger, 3 Minuten später hatten wir alles verloren. Nach dieser Niederlage habe ich die längste Ansprache meiner Trainerkarriere gehalten. Da brauchte es auch von mir viel Energie, um die Mannschaft wieder aufzurichten – die Fehler zu analysieren, aber auch den Glauben 30

Stratege Als Trainer der Schweizer Nationalmannschaft qualifziert sich Ottmar Hitzfeld zweimal für die WM-Endrunde. T H E F I FA W E E K LY

Imago, Denis Balibouse / Reuters

Und dann war da noch die Last-Minute-­ Niederlage 1999 mit Bayern gegen ­Manchester United  ...


OT TMAR HITZFELD

Abseitsentscheiden oder vielleicht sogar strittigen Fällen im Strafraum muss die Technologie beigezogen werden – wenn die Voraussetzung geschaffen ist. Ich befürworte diese Entwicklung.

Auffällig ist der Kulturwandel im deutschen Fussball. Wo früher Kampf und Krampf vorherrschten, dominieren jetzt spielerische Klasse und Kreativität. Was war der Auslöser für diese Entwicklung?

Münchner Bierregen Hitzfeld wird 2008 von Luca Toni geduscht.

Das ist auch auf die optimierte Trainerund Jugend-Ausbildung sowie die Etablierung von Fussballinternaten zurückzuführen. Dieser Prozess wurde nach dem enttäuschenden Abschneiden an der EM 2004 in Portugal eingeleitet. Zudem änderte man im Jugend­bereich von Raum- auf Mann-Deckung. Die Talente waren in Deutschland immer vorhanden, aber sie wurden weniger stark gefördert als heute.

Seit 2008 stehen Sie bei der Schweizer Nationalmannschaft an der Seitenlinie. Ist der Stress weniger gross als im Klub­fussball? Das lässt sich kaum vergleichen. Als Klubtrainer hat man über 60 Spiele pro Saison, als Nationaltrainer vielleicht 10. Dafür ist der Druck für einen Nationaltrainer in einem einzelnen Spiel grösser, weil man das Resultat nur schwer korrigieren kann. Aber der Alltagsstress ist bedeutend kleiner. Man hat mehr Zeit, um sich zu erholen. Dies war der Grund, weshalb ich mich aus dem Klubfussball zurückzog. Mit 55 Jahren legte ich schon einmal eine Pause ein. Sechs Jahre Bayern sind wie zwanzig Jahre in einem anderen Klub. Ich brauchte zwei Jahre, um zu regenerieren.

Was sagte Ihre Frau?

Wer wird Weltmeister?

Sie erschrak, als Ueli Hoeness anrief. Ich beschwichtigte sie und sagte, ich helfe nur für den Rest der Saison. Dann wurden doch anderthalb Jahre daraus.

Brasilien, Argentinien, Deutschland oder Spanien. Einer aus diesem Quartett wird es machen. Ich bin gespannt, ob zum ersten Mal ein Europäer in Südamerika gewinnen kann. Å

Als Abschluss steht Ihnen nun die WM in Brasilien bevor. Was erwarten Sie von diesem Turnier? Ich freue mich enorm. Diese WM wird ein Turnier der Superlative. Wie alle vier Jahre – Stellenwert, mediales Echo, TV-Präsenz steigern sich von Mal zu Mal. Für mich persönlich ist es ein riesiges Highlight, die Karriere mit einer WM in Brasilien abzuschliessen.

Was liegt für die Schweiz drin? Keystone

Und sie kehrten zurück … Ausschlaggebend war, dass ich erholt war – dass die Motivation und die Lust auf den Trainerjob zurück waren.

Unser primäres Ziel ist es, die Gruppenphase zu überstehen, dann gibt es keine Grenzen. Aber jetzt schon von den Viertel­ finals zu sprechen, wäre vermessen. T H E F I FA W E E K LY

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DAS FIFA-R ANKING Rang Team

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 56 58 59 60 61 62 63 63 65 66 67 68 69 69 71 72 73 74 74 76 77

Rang­veränderung Punkte

Spanien Deutschland Argentinien Kolumbien Portugal Uruguay Italien Schweiz Niederlande Brasilien

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

1507 1318 1251 1200 1172 1132 1120 1113 1106 1102

Belgien Griechenland England USA Chile Kroatien Elfenbeinküste Ukraine Bosnien und Herzegowina Frankreich Mexiko Russland Ecuador Ghana Dänemark Schweden Algerien Tschechische Republik Slowenien Serbien Ägypten Costa Rica Rumänien Iran Kap Verde Panama Schottland Armenien Venezuela Mali Nigeria Peru Honduras Tunesien Türkei Ungarn Österreich Japan Island Kamerun Paraguay Montenegro Republik Korea Südafrika Wales Albanien Australien Burkina Faso Norwegen Slowakei Guinea Libyen Israel Vereinigte Arabische Emirate Usbekistan Finnland Republik Irland Senegal Bolivien Sambia Togo Jordanien Saudiarabien Marokko Bulgarien Sierra Leone Polen

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 -1 0 0 0 10 -1 -1 -1 4 2 -3 -3 -3 5 -4 -3 -1 4 -2 -2 -1 -1 0 0 0 0 1 8 1 1 2 -5 -5 0 0 -3 0 8 3 -2 0 -3 1 0 1 -7 14 -1 0 -1 -1

1098 1055 1041 1019 1005 971 912 907 899 893 892 870 852 851 831 793 792 766 762 752 748 743 734 727 726 722 717 716 715 703 701 698 692 689 677 668 648 641 624 616 607 594 581 576 574 571 571 566 558 557 555 552 548 548 546 539 528 526 519 519 509 504 487 486 486 464 461

Rang

Aug. 2013

Sept. 2013

Okt. 2013

Nov. 2013

Dez. 2013

Jan. 2014

1 -41 -83 -125 -167 -209

78 79 79 81 81 83 84 85 85 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 97 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 125 127 128 129 130 130 132 133 134 135 135 137 138 138 138 141 142 143 144

Platz 1

Aufsteiger des Monats

Trinidad und Tobago Oman Haiti DR Kongo Jamaika Belarus EJR Mazedonien Kongo Gabun Uganda El Salvador Angola Nordirland Neuseeland VR China Estland Aserbaidschan Äthiopien Moldawien Botsuana Liberia Benin Kuba Katar Georgien Litauen Niger Simbabwe Kuwait Zentralafrikanische Republik Äquatorial-Guinea Kenia Bahrain Kanada Guatemala Tadschikistan Dominikanische Republik Irak Lettland Malawi Tansania Sudan Mosambik Neukaledonien Luxemburg Libanon Burundi Zypern Namibia Philippinen Kasachstan Myanmar Malta Ruanda Suriname Turkmenistan Grenada Syrien DVR Korea Hongkong Lesotho Gambia Afghanistan Tahiti Palästina Vietnam Antigua und Barbuda

T H E F I FA W E E K LY

0 6 0 1 -1 -2 -1 -1 -8 -1 2 -1 -1 -1 0 1 0 -2 0 0 1 0 0 2 -1 -1 0 2 -1 -1 0 0 0 1 1 1 1 -5 0 -1 2 0 -2 0 1 -2 0 1 0 0 0 1 2 3 1 2 2 -6 3 3 0 -7 2 2 -5 1 1

Absteiger des Monats

441 440 440 439 439 431 425 421 421 413 395 384 381 378 376 366 363 361 359 354 354 335 334 333 330 326 318 312 311 310 309 304 299 291 286 285 282 280 272 265 261 258 256 249 243 236 230 229 229 219 216 204 198 198 197 195 194 188 188 185 184 184 184 179 174 166 164

145 146 146 148 149 150 151 152 153 154 155 156 156 156 159 160 161 162 163 164 164 166 167 167 169 170 170 172 172 172 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 187 189 190 190 190 193 194 194 196 196 198 198 200 201 201 203 204 205 206 207 207 207

Mauretanien St. Lucia Kirgisistan Thailand Singapur St. Kitts und Nevis Guyana Belize Laos Malaysia St. Vincent und die Grenadinen Liechtenstein Indien Puerto Rico Nicaragua São Tomé und Príncipe Indonesien Guam Malediven Tschad Bangladesch Barbados Chinese Taipei Dominica Sri Lanka Aruba Färöer Salomon-Inseln Nepal Pakistan Bermuda Seychellen Mauritius Curaçao Vanuatu Jemen Mongolei Fidschi Samoa Guinea-Bissau Bahamas Swasiland Madagaskar Montserrat Kambodscha Brunei Darussalam Osttimor Tonga Amerikanische Jungferninseln Cayman-Inseln Papua-Neuguinea Britische Jungferninseln Amerikanisch-Samoa Komoren Andorra Eritrea Südsudan Macau Somalia Dschibuti Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino Turks- und Caicos-Inseln

-3 1 1 -2 1 -1 -1 7 -1 0 -2 -2 -2 -2 1 -2 0 -1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 -1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

161 155 155 153 152 150 149 146 144 143 142 141 141 141 137 126 124 123 120 116 116 101 95 95 90 87 87 86 86 86 83 67 66 65 53 50 49 47 45 42 40 37 33 33 28 26 26 26 23 21 21 18 18 17 17 11 10 10 8 6 5 3 0 0 0

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First Love


Ort: Oslo, Norwegen Datum: 12 . Januar 2013 Zeit: 10.35 Uhr

Photograph by Levon Biss with support from Umbro/RPM

T H E F I FA W E E K LY

35 35


THE SOUND OF FOOTBALL

DAS OBJEK T

Perikles Monioudis

Hanspeter Kuenzler

Nicht alle Fussballer sind zum Singen geboren. Das merkten selbst die Produzenten, die für das Album des nordenglischen Ballzauberers Paul Gascoigne verantwortlich zeichneten. Natürlich liessen sie sich von einem so blöden Detail 1990 nicht abschrecken. Fast eine Stunde Musik enthält das Album “Let’s Have a Party”. Weniger als zehn Minuten davon werden von Gascoigne selber beschallt. Den Rest besorgen Gäste wie Elvis Presley, der vom Grab aus ein Hit-Medley beisteuert. Nach seiner Lehrzeit bei New­ castle hatte sich der 23-Jährige “Gazza” bei Tottenham Hotspurs zur vollen Blüte entfaltet. Dank seinen emotionsgeladenen Auftritten an der WM in Italien und seiner schalkhaften Schnauze war er nun vollends zum Volksheld avanciert. “Let’s Have a Party” ist ein klassisches Exempel für die Gefahren, die auf einen naiven Fussballer lauern, 36

wenn seine Berater von allen guten Geistern verlassen sind. Offenbar hatte “Gazza” jemand eingeredet, dass er Ambitionen zum Popstar haben müsste. So liess er sich allen Ernstes von Musikzeitschriften wie Melody Maker, Q und Smash Hits interviewen. Dabei schaffte er es, als musikalische Vorbilder lauter Grössen aufzulisten, die von den besagten Organen als komplett “uncool” erachtet wurden. Entsprechend bös fielen die Artikel aus. Dann stellte sich heraus, dass sich seine Beteiligung an der LP darauf beschränkte, ein paar Lieblingssongs auszusuchen, die andere Stimmen zur Begleitung eines Studio-Computers neu interpretieren sollten. Nebst dem erwähnten Elvis-Aufguss gehörte dazu ein Medley von Evergreens von Mozart und Tchaikovsky im Disco-Stil. Der Seventies-Songschreiber Gilbert O’Sullivan sang zehn Minuten lang seine grössten Hits, dazu hatte der gnädige Hörer ebenso

lange Soul- und MotownMedleys zu erleiden. “Gazzas” Beiträge beschränkten sich aufs Mitgrölen von “All You Need is Love” und zwei “Raps”. Einer davon zierte “Fog on the Tyne (Revisited)”, eine feine Hymne an die zweifelhaften Freuden von Newcastle von der Folkrock-Band Lindisfarne. Damit schaffte er es in der Hitparade sogar auf Rang zwei. Der zweite Streich “Geordie Boys” kam noch auf Rang 31, das Album nicht mehr in die Top 100. Smash Hits bezeichnete “Let’s Have a Party” als “die tragischste LP, die je gemacht worden ist.” Es war das erste Mal, dass Volksheld “Gazza” solcher Häme begegnete. Eine ganze neue Welt, von deren Existenz er bis dahin nichts geahnt hatte, machte sich lustig über ihn. Warum nur hatte ihn keiner gewarnt? Æ

Gazza and Friends, “Let’s Have a Par ty” (BMG Records) T H E F I FA W E E K LY

Sion Ap Tomos

Der singende Geordie-Boy

“Für reinen Genuss ohne Kratzen im Hals möchte ich eine Cravan A”, wurde der englischen Stürmerlegende Stanley Matthews in einer Zeitungsanzeige vom 13. Dezember 1952 in den Mund gelegt. Matthews, mit dem Trikot der Nationalmannschaft abgebildet, hielt zufrieden eine Cravan A zwischen den Fingern, obwohl er gar kein Raucher war. Der Everton-Star Dixie Dean warb 1930 für die preisgünstige Marke Carreras Clubs. In jener Zeit festigte sich das Wissen über den ­Zusammenhang zwischen dem Rauchen und einer Krebserkrankung. Bereits 1927 bestand der Arsenal-Trainer Herbert Chapman auf ­einer Beteuerung des Verteidigers und späteren Kapitäns Eddie Hapgood, dass er weder trinke noch rauche. Dann erst verpflichtete er ihn. In der Trainingslehre hat die Zigarette längst keinen Platz mehr – im Grunde nicht einmal mehr der Gedanke ans Rauchen. Und doch käme das oben abgebildete Zigarettenetui – aus den 1880er-Jahren, englische Fertigung – einigen Profis auch heute noch zupass. Der englische Star Wayne Rooney wurde bei verschiedenen Gelegenheiten rauchend fotografiert, ebenso der italienische Weltmeister-Torhüter Gianluigi Buffon und der französische Weltmeister Zinédine Zidane. Bei Manchester City soll der Italiener Mario Balotelli am Tag “fünf bis sechs Zigaretten genossen” haben, sagt sein damaliger Trainer Roberto Mancini verärgert. Dennoch wird allen, die ihn erlebt haben, der argentinische Weltmeistertrainer von 1978 als Raucher aller Raucher in Erinnerung bleiben: César Luis Menottis Antlitz war hinter der Rauchwolke auf der Trainerbank zuweilen nicht mehr zu sehen. Ein Zigarettenetui mit Fussballermotiv wäre für Menotti ein schönes Geburtstagsgeschenk gewesen. Heute wirkt es für sehr viele Fussballer – und nicht nur für sie – bestenfalls deplaziert. Å


TURNING POINT

“Meine Grätsche im Wembley änderte alles” Ein Knöchelbruch stoppte seine Karriere bei Tottenham. Doch Ramon Vega nutzte die Auszeit und machte sich Gedanken über seine Zukunft. Heute leitet er als Vermögensverwalter eine erfolgreiche Firma in London.

Abbie Trayler-Smith/Panos

E

igentlich lief alles nach Plan. Ich war 28 Jahre alt, im besten Fussballalter also, hatte einen guten Vertrag bei Tottenham und das Liga-Cup-Finale vor Augen. Ich fühlte mich in London als Schweizer Nationalspieler wohl und wer weiss, wie sich mein Leben entwickelt hätte, wenn dieser Final-Nachmittag gegen Leicester City 1999 anders verlaufen wäre. Irgendwann im Spiel zog Emile Heskey, Stürmer von Leicester, alleine aufs Tor. Er hatte vorher schon meinen Kollegen Sol Campell ausgespielt und ich wusste, wenn wir dieses Spiel nicht verlieren wollen, muss ich den Engländer stoppen – wie auch immer. Ich spurtete los, näherte mich Heskey, versuchte den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, diesen bestimmten Sekundenbruchteil zu erwischen, und grätschte ihm den Ball vom Fuss. Der Jubel in Tottenhams Fan-Ecke war immens. Am Schluss siegten wir 1:0. Meine erfolgreiche Grätsche im Wembley hatte eine Kehrseite. Ich brach mir den Knöchel bei der Aktion, wie sich bei späteren Untersuchungen in der Schweiz herausstellte. Die erschütternde Prognose des Arztes: neun Monate Pause. Es ist nicht so, dass für mich eine Welt zusammengebrochen wäre. Aber ein Dreiviertel­ jahr kein Fussball, stattdessen Wochen, Monate beim Physiotherapeuten und im Fitnessstudio – es gibt wirklich schönere Vorstellungen für einen Leistungssportler. Ein strenges Aufbauprogramm forderte mich, das war gut so. Aber abends sass ich allein in meiner Londoner Wohnung und begann, mir Gedanken zu machen. Was, wenn meine Karriere bald zu Ende geht? Wie geht’s weiter? Im Fussballbusiness bleiben? Manager

Name: Ramon Vega Geburtstag, Geburtsort: 14. Juni 1971, Olten (Schweiz) Position: Verteidiger Karriere: Grasshopper Club Zürich, Cagliari, Tottenham Hotspur, Celtic Glasgow, Watford, Créteil Nationalmannschaft: 23 Spiele mit der Schweiz

werden? Eine Trainerlaufbahn ins Auge fassen? Neun Monate sind eine lange Zeit, um sich Gedanken zu machen. Manche mögen daran verzweifeln und sich im Kreis drehen. Ich habe versucht, mir geistig eine Basis für die Zukunft zu schaffen. Zwei Jahre später, ich spielte bei Watford, begann ich, meinen Plan zu verwirklichen und startete eine Ausbildung zum Finanzexperten. Morgens Schule, nachmittags Training. Die Branche war mir bekannt, weil ich bei einer Schweizer Bank eine kaufmännische Lehre absolviert hatte. Es machte Spass. So sehr, dass ich mich mit 32 Jahren entschloss, mit dem Fussball aufzuhören. Erst hatte ich die Gelegenheit bei einer Investmentfirma einzusteigen. Später gründete ich als Vermögensverwalter eine eigene Firma. Heute habe ich zehn Angestellte. T H E F I FA W E E K LY

Es gab eine Zeit, da ich genug vom Fussball hatte. Ich schaute mir nicht einmal mehr Spiele im Fernsehen an, weil ich mich lieber um meine Firma kümmerte. Heute gehe ich wieder ins Stadion. Und wenn sich die Gelegenheit ergibt, ein Spiel im Wembley zu besuchen, dann erinnere ich mich gern an das Jahr 1999. An das Liga-Cup-Finale, an den Triumph mit Tottenham – und an die Grätsche, die mein Leben veränderte. Å Aufgezeichnet von Alan Schweingruber

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. 37


emirates.com

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FIFA - R ÄT SEL - CUP

The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

Endspiele im Winter und ein Debakel gegen Luxemburg – gewinnen Sie Tickets für das WM-Finale 2014 in Rio!

Internet: www.FIFA.com/TheWeekly Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Tel. : +41-(0)43-222 7777 Fax : +41-(0)43-222 7878

Unser Bild zeigt das WM-Qualifikationsspiel USA – Costa Rica. Wie viele WM-Endspiele fanden bisher im kalendarischen Winter statt?

1

Präsident: Joseph S. Blatter

R 1 B 3

Generalsekretär: Jérôme Valcke

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Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio Chefredakteur: Thomas Renggli

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Art Director: Markus Nowak

Seit 1934 immer dabei und fast nie gewonnen: Gegen wen gewann Luxemburg in einem WM-Qualifikationsspiel? O

Redaktion: Perikles Monioudis (Stv. Chefred.), Alan Schweingruber, Sarah Steiner Ständige Mitarbeiter: Jordi Punti, Barcelona; David Winner, London; Hanspeter Kuenzler, London; Roland Zorn, Frankfurt/M.; Sven Goldmann, Berlin; Sérgio Xavier Filho, São Paulo; Luigi Garlando, Mailand; Andreas Wilhelm Bildredaktion: Peggy Knotz

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Produktion: Hans-Peter Frei (Leitung), Richie Krönert, Marianne Bolliger-Crittin, Mirijam Ziegler, Susanne Egli, Peter Utz

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Gündogan beim Strafstoss gegen Neuer – im Finale der Champions League. Wie weit war der Elfmeterpunkt von der Torlinie entfernt? A  10 U  13

O 12 Y 14

Korrektorat: Nena Morf Redaktionelle Mitarbeit in dieser Nummer: Honey Thaljieh, Graziella Waldvogel Redaktionssekretariat: Loraine Mcdouall

4

Welche Mannschaft hat während der WM – mit Ausnahme des Endspiels – kein einziges Tor durch einen Gegenspieler kassiert? M  Brasilien 1994

S  Ungarn 1954

T  Holland 1974

K  Italien 1934

Übersetzung: Sportstranslations.com Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch Kontakt: feedback-TheWeekly@fifa.org Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus dem The FIFA Weekly – auch auszugsweise – ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (© The FIFA Weekly, 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Das FIFA-Logo ist ein eingetragenes Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.

Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautete: COPA (ausführliche Erklärungen auf FIFA.com/theweekly). Inspiration und Umsetzung: cus

Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 22. Januar 2014 an feedback-TheWeekly@fifa.org. Die richtigen Einsendungen aller Rätsel bis am 11. Juni 2014 nehmen an der Verlosung von zwei Eintrittskarten für das WM-Finale am 13. Juli 2014 teil. Vor der Einsendung ihrer Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zur Ansicht bereit stehen: de.fifa.com/aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf T H E F I FA W E E K LY

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FR AGEN SIE DIE FIFA!

Die glücklichen Sieger des FIFA-Rätsel-Cups

Welches war das spektakulärste Spiel der WM-Geschichte? Luziana Alvares, Bilbao (Spanien)

KO S T E N E F F I Z I E N T

Aus Mérida, Venezuela, in 25 Stunden nach Zürich: Néreida del Carmen Cordoba Burbano und ihr Begleiter José Beluardi Sanchez Gil im Büro von Sepp Blatter. Neben dem Besuch des FIFA Hauptsitzes und der Reise in die Schweiz gehörte eine Einladung an die Ballon-d’Or-Gala zum exklusiven Sieger-Package. “Das Treffen mit Sepp Blatter ist das Highlight meines Lebens als Fussball-Fan”, sagte Néreida.

Soll das Simulieren mit einer “Zeitstrafe” sanktioniert werden?

288 135 Euro kostete Real Madrid jedes der 59 Tore von Weltfussballer Cristiano Ronaldo 2013 – bei einem geschätzten Jahreslohn von 17 Millionen Euro. Damit ist der Portugiese aus dem Kreis der drei Ballon-d’Or­Finalisten der Spieler mit dem besten Preisleistungsver­ hältnis – vor Lionel Messi

82+18

ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE:

NEIN

JA

18%

82%

4

ABSERVIERT

Tore innerhalb von 32 Minuten erzielte Domenico Berardi am vergangenen Sonntag beim 4:3 von Sassuolo Calcio gegen die AC Milan – nach 0:2 Rückstand nach 19 Minuten notabene. Der 19-jährige Süditaliener ist der erste Spieler, der in der Serie A in einem Spiel gegen die AC Milan viermal trifft. Das hatte Konsequenzen:

DAS NEUE FUSSBALL-MAGA ZIN The FIFA Weekly erscheint jede Woche freitags – als Printausgabe sowie als E-Magazin (www.Fifa.com/TheWeekly). Neben Berichterstattungen über Stars und Tore steht der Doppelpass mit den Lesern im Zentrum. Nehmen Sie an der Diskussion teil. Reaktionen an: feedback-TheWeekly@fifa.org

DOPPEL SCHL AG

59

Milan-­Trainer Massimiliano

Sekunden brauchte Arsenal am

Allegri, der frühere

Montagabend, um die beiden Tore

Aufstiegscoach von

gegen Aston Villa zu erzielen. Jack Wilshere (Bild)

Sassuolo, erhielt umgehend den Laufpass.

und Olivier Giroud trafen in Birmingham in der 34. und 35. Minute und hievten die Gunners wieder an

(410 256 Euro) und Franck

die Tabellenspitze – einen Punkt vor Manchester

Ribéry (718 750 Euro).

City und zwei Zähler vor Chelsea.

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T H E F I FA W E E K LY

Kurt Schorrer / foto-net, Getty Images

Antwort von Thomas Renggli, Chefredakteur: Geht man von der Anzahl Toren und den äusseren Umständen aus, war es wohl das WM-Viertelfinale 1954 zwischen der Schweiz und Österreich (5:7). Das Spiel ging als “Hitzeschlacht von Lausanne” in die Geschichte ein. Bei rund 40 Grad gingen die Schweizer 3:0 in Führung, die Österreicher antworteten mit fünf Treffern innerhalb von acht Minuten. Der österreichische Tormann Kurt Schmied erlitt einen Sonnenstich, durfte aufgrund des Reglements aber nicht ausgewechselt werden. In der Schlussphase brach der Schweizer Roger Bocquet zusammen; später wurde festgestellt, dass er an einem Gehirn­ tumor litt. Die zwölf Tore sind bis heute der Rekord in einem WM-Endrunden-Spiel.


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