NR. 14, 24. JANUAR 2014
DEUTSCHE AUSGABE
Loddar Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
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WM-Teilnahmen
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WM-Spiele Begegnung mit dem WM-Rekordmann Matthäus
JAVIER ZANETTI INTER MAILAND FÜR IMMER
SEPP BLATTER FUSSBALL NICHT ALS SÜNDENBOCK
SHAKIRA DER BESTE WM-SONG W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
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Lothar Matthäus – eine persönliche Begegnung Deutscher Rekord-Internationaler, Weltmeister 1990, fünf facher WM-Teilnehmer. Ehrenspielführer des Deutschen Fussball-Bundes. Als Fussballer eine Legende, als Privatmann oft missverstanden. Bei einer persönlichen Begegnung zeigt sich der legendäre Spielmacher von einer unerwarteten Seite und erklärt, weshalb ihn erst sein Ordnungssinn zu seiner Traumkarriere verhalf.
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Blatter: “Der Fussball kann die Welt verändern” Gleichzeitig zieht der FIFA-Präsident in seiner Kolumne klare Grenzen: Ein Sportverband kann soziale Spannungen nicht lösen – und er darf nicht als Sündenbock für politische Probleme in einem Land herhalten.
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So klingt die Fussball-WM Es begann mit chilenischem Rock’n’Roll 1962, führte über eine englische Peinlichkeit 1966 und einen italienischen Sommertraum 1990. Vor vier Jahren setzte Shakira mit “Waka Waka” den Massstab. Die Songs zur Fussball-WM lassen immer wieder aufhorchen.
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anchester United am Boden M Mit dem Abgang von Trainerlegende Sir Alex Ferguson ging beim englischen Meister auch die Erfolgsära zu Ende. In der Premier League beträgt der Rückstand schon 14 Punkte. Auch im FA Cup und im Liga-Pokal sind die Red Devils nicht mehr dabei. Vieles deutet darauf hin, dass ein radikaler Neuaufbau gefordert ist.
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C afu im Interview: Vorteil Brasilien! Dreimal stand Cafu mit Brasilien in einem WM-Finale – zweimal gewann er den Titel. Der ehemalige Kapitän sieht die Seleção auch vor der Heim-WM in der Favoritenrolle.
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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com
Günter Netzer Nein zu neuen Fussball-Regeln
Mustapha Zitouni – Zwischen den Welten Am 5. Januar 2014 verstarb eine grosse Figur der afrikanischen Sportgeschichte: Mustapha Zitouni, Fussball-Legende und Nationalheld Algeriens.
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B aseball attraktiver als Fussball? Günter Netzer erklärt in seiner Rubrik, warum der Fussball nicht verändert werden darf – und warum die Sportarten Baseball und American Football in Europa nicht funktionieren würden.
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Z anetti und Inter: Die Liebe des Lebens Vor 19 Jahren wechselte der Argentinier Javier Zanetti zu Inter Mailand. Heute – 608 Partien später – spielt er noch immer dort. Und er sagt: “Inter ist meine grosse Liebe.”
Cafu Im Interview
U-17 Frauen-Weltmeisterschaft 15. bis 4. April 2014, Costa Rica
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Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com
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Blue Stars/FIFA Youth Cup 28. bis 29. Mai 2014, Zürich
D I E WO C H E I N D E R W E LT D E S F U S S B A L L S
Europa 53 Mitglieder www.uefa.com
Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com
Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com
Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com
Lothar Matthäus WM-Rekordspieler im Fokus
NR. 14, 24. JANUAR 2014
DEUTSCHE AUSGABE
Loddar Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
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WM-Teilnahmen
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WM-Spiele Begegnung mit dem WM-Rekordmann Matthäus
JAVIER ZANETTI INTER MAILAND FÜR IMMER
SEPP BLATTER FUSSBALL NICHT ALS SÜNDENBOCK
SHAKIRA DER BESTE WM-SONG W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
Loddar An gutem Fotomaterial von Lothar Matthäus mangelt es nicht in den Archiven. Wir haben uns für eine legendäre Aufnahme aus dem Jahr 1986 entschieden. Sie zeigt den Deutschen im Zweikampf mit Argentiniens Ausnahmefussballer Diego Maradona während des WM-Finals in Mexiko-City.
Javier Zanetti In Italien heimisch geworden
Mustapha Zitouni Die Geschichte des verstorbenen Algeriers
Cover: Michael King/Getty Images
Inhalt: Getty Images
Shakira Prägte mit ihrem Song die WM 2010
Fussball-Weltmeisterschaft 12. Juni bis 13. Juli 2014, Brasilien
U-20 Frauen-Weltmeisterschaft 5. bis 24. August 2014, Kanada
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Olympische Jugendfussball turniere 15. bis 27. August 2014, Nanjing
FIFA Klub-Weltmeisterschaft 10. bis 20. Dezember 2014, Marokko
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UNCOVERED
Das Matthäus-Evangelium Thomas Renggli
Imago/Kicker/Liedel
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othar Matthäus. Ein Name als fussballerisches Qualitäts label: deutscher Rekord- Internationaler, Weltmeister, fünffacher WM-Teilnehmer. Ehrenspielführer des Deut schen Fussball-Bundes – in einer Reihe mit Uwe Seeler, Fritz Walter und Franz Beckenbauer. Lothar Matthäus: World-Cup-Legende. Doch im deutschen Sprach raum leidet er an Symptomen des “Boris-Becker-Syndroms”, wird in der öffentlichen Wahrnehmung auf seine Auftritte in Reality- Dokumentationen und lauwar men TV-Shows oder auf jene als Trainer einer Kneipenmann schaft reduziert. Die Konstanz, die ihn auf dem Fussballplatz aus zeichnete, fehlt ihm im Privatle ben: Der Mann, der in seiner 21-jährigen Profikarriere für nur vier Vereine spielte, scheint im Beziehungsleben auf das Rotati onsprinzip zu setzen. “Loddar” ist auch in der leichten Unterhaltung ein Erfolgsgarant. Davon wollte The-FIFA-WeeklyRedaktor Perikles Monioudis aller dings nichts wissen. Als er den 52-jährigen Deutschen in Zürich zum Interview traf, legte er ihm vier Bilder vor, die Schlüsselsitua tionen in dessen (Fussballer-) Leben zeigen. Matthäus reagierte erstaunt. Er hatte erwartet, dass er sich für seine (bisher) miss glückte Trainerkarriere oder seine privaten Fehltransfers rechtfertigen muss. Doch es waren ausnahmslos Fotos, die für seine einzigartige Karriere als Fussballer stehen – 1986 das Duell mit Diego Marado na an der WM-Endrunde, vier Jahre später der Solovorstoss gegen Jugoslaw ien, 1992 das Tor des Jahres mit Bayern München gegen Leverkusen – und auch der Ort, an dem alles begann: das Kinderzimmer im bayrischen Herzogen aurach, wo Klein Lothar einen Aufkleber der WM 1978 in Argen tinien an seinen Nachttisch klebte. Matthäus zeigt sich im Gespräch mit einer unerwarteten Offenheit, Selbstironie und Reflexion. Er erklärt etwa, weshalb ihn erst sein fast schon pedantischer Ordnungssinn
Offenherzig Lothar Matthäus lässt unerwartete Einblicke in sein (Fussballer-)Leben zu.
zum grossen Fussball-Regisseur gemacht hat und warum er die Nummer 10 nur gegen seinen Willen getragen hat. Er erzählt von seinen prägenden Begegnungen mit Maradona. Erleben Sie in der The-FIFA-Weekly-Reportage einen der grössten Fussballer der Moderne von einer unerwarteten Seite. Vielleicht geht es Ihnen dabei wie uns: Sie müssen sich von Vorurteilen und festgefahrenen Meinungen trennen und können sich darüber freuen, dass Lothar T H E F I FA W E E K LY
atthäus auch im Interview den exakten Steil M pass und die überraschende Direktkombination so gut beherrscht wie früher als Fussballer auf dem Rasen. Å
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25 Spiele an 5 WM-Endrunden; das hat ausser Lothar Matthäus noch keiner geschafft. Nicht nur deshalb ist der deutsche Weltmeister-Kapitän von 1990 eine Legende des Weltfussballs. Eine Begegnung.
Herr der Räume Perikles Monioudis
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WM-Finale 1986 in Mexiko-City Lothar Matthäus (r.) im Zweikampf mit Diego Maradona.
eigens für diese Begegnung zusammengestellten Fotos vor ihm auf dem Tisch ist er neugierig. Er soll sie sich ansehen und sie erklären. Schnell nimmt er das erste in die Hand. “Das ist im WM-Finale von 1986 in Mexiko, ich bin im Zweikampf mit dem damals weltbesten Spieler, Diego Maradona, dem ich am 24. März 1982 in einem Freundschaftsspiel in Buenos Aires zum ersten Mal begegnet bin – vier Jahre vor diesem Spiel. Ich musste Maradona im WM-Finale 1986 decken. Franz Beckenbauer hatte grossen Respekt vor ihm, wohl auch ein bisschen Angst, und er würfelte unsere Mannschaft durcheinander. Nach dem Spiel sprach Beckenbauer davon, dass das der grösste Fehler gewesen sei, den er als Teamchef gemacht habe. Unser Offensivspiel – vor allem in den ersten 60 Spielminuten – litt unter der Umstellung. Maradona kam zwar nicht ins Spiel, wir aber auch nicht. Die Argentinier gingen leider durch Torwartfehler von Toni Schumacher 2:0 T H E F I FA W E E K LY
Michael King/Getty Images
er Katalog berufsbedingter Eigenheiten ist lang. Lothar Matthäus zum Beispiel hat einen ausgeprägten Ordnungssinn. Alles habe seinen Ort, sagt er, alles habe eine Ordnung. Ohne Sinn dafür hätte er auf dem Platz kein Anführer sein können. Und was für ein Anführer er war! Matthäus schaut vom Beifahrersitz aus ins regnerische Zürich, wo er, mit dem Flugzeug aus München angekommen, seinen Sohn besuchen wird. Loris, bei seiner Mutter in der Westschweiz aufgewachsen, hat die Hochschulreife erlangt. Matthäus sagt später, er sei kein Kontrollfreak, aber er wisse sehr wohl stets, wo sein Sohn und seine beiden erwachsenen Töchter sich befinden. Er kümmere sich. Mit dem Finger deutet er zur Seite. “Da lang”, sagt er. Wenn es sein muss, greift er auch in den Lenker. Er erwartet keinen Dank dafür, dass er im fremden Auto die Mobiltelefone und die Hustenbonbon-Schachteln auf dem Armaturenbrett ordnet. Hinten lägen noch zwei Pfandflaschen, sagt er, der der allererste FIFA-Weltfussballer war und eine Nummer 8, wie sie die Welt noch nicht gekannt hatte. Man müsse sein Augenmerk auf alles gleichzeitig richten, sagt Matthäus. Gerade im Strassenverkehr, dort vorn auf den Radfahrer etwa, aber natürlich auch auf dem Platz. Er verhehlt nicht, dass er Parkhäuser hasst. Er merkt sich den Weg zum Ausgang. Im vornehmen Restaurant in der Nähe des Zürichsees lässt er sich gern auf ein Lokalgericht ein: Kalbsgeschnetzeltes mit Rösti. Zurück in Budapest, wo er wohnt, wird er als erstes sein Lauftraining nachholen, das steht fest. Es macht Matthäus nichts aus, das Silberbesteck seines Gegenübers, wenn nötig, neu auszurichten. Auf die
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Florian Kalotay/13 Photo
Weltmeister: 1990, als Kapitän der deut schen Nationalmannschaf t Europameister: 1980 7- mal Deutscher Meister: Mit Bayern München 2- mal DFB - Pokal - Sieger: Mit Bayern München 2- mal Uefa - Pokal - Sieger: 1991 mit Inter Mailand, 1996 mit Bayern München 2- mal Champions- League - Finalist: 1987, 1999 mit Bayern München WM - Finalist: 1982, 1986, 1990 FIFA Player of the Year: 1991 Ballon d’Or: 1990 Europas Spor tler des Jahres: 1990 Deutschlands Fussballer des Jahres: 1990, 1999 Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaf t: Seit 2001 Tor des Jahres: 1990, 1992 Deutscher Rekordnationalspieler: 150 Einsät ze WM - Rekordspieler: 25 Einsät ze an 5 Endrunden
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WM-Auftakt 1990 der Deutschen gegen Jugoslawien Matthäus erzielt das 3:1 (4:1-Endresultat).
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durfte nach vorn spielen. Nach einem meiner Läufe durchs Mittelfeld kam es dann auch zum entscheidenden Elfmeter für uns, den Andreas Brehme verwertete.” Matthäus, der deutsche Rekordnationalspieler und Ehrenspielführer, liebt Räume. Seine erste Berufswahl ist nicht zufällig. Er schloss die Lehre zum Raumausstatter ab, bevor er Fussballprofi wurde. Auch der Fussballplatz ist ein Raum, ein reglementierter Raum. Mit all den Akteuren auf, am und neben dem Platz ist er nicht zuletzt ein sozialer Raum. Der französische Soziologe Pierre Bourdieu, auf den dieser Begriff zurückgeht, hätte seine Freude an Matthäus gehabt. Verteilte doch Matthäus, der gar kein Spielmacher sein wollte, die Bälle im sozialen Raum so wie andere angeblich das Kapital: flüssig und schnell. Er blickt auf das zweite Foto. “Das ist das 3:1 gegen Jugoslawien im ersten Vorrundenspiel der WM 1990. Ein Weitschuss tor. Ich hatte bereits zum 1:0 getroffen. Das hatte mir Selbstbewusstsein gegeben. Alles fing hier mit meinem Ballgewinn in der eigenen Platzhälfte an. Ich spitzelte den Ball zu Klaus Augenthaler, der zu mir zurückspielte. Mit dem Ball am Fuss überschritt ich die Mittellinie. Das war, wenn man so will, der erste entscheidende Punkt. Ich ging nach vorn und sah, dass der jugoslawische Verteidiger sich aus der Viererkette lösen wollte. Mit einer leichten Körpertäuschung nahm ich ihn aus dem Spiel, noch bevor er in Ballnähe hätte kommen können, und zog weiter. Das könnte man als zweiten entscheidenden Punkt sehen, den Moment, da ich mich entschloss, ganz nach vorn zu gelangen. Ich hätte vielleicht nach rechts in den Flügel T H E F I FA W E E K LY
Imago
in Führung. Daraufhin stellte Beckenbauer um. Er nahm mich weg von Maradona. Unser Spiel wurde offensiver, wir konnten nach zwei Eckstössen ausgleichen. Dafür hatte Maradona jetzt mehr Platz, mit einem genialen Pass leitete er zehn Minuten vor Schluss den Konter zum dritten Tor ein. An das Spiel und die 115 000 Zuschauer in Mexiko-City habe ich trotz allem gute Erinnerungen. Wir waren mit dem Ergebnis hochzufrieden. Die deutsche Mannschaft hatte nicht die Qualität, in ein Endspiel zu kommen. An der WM 1982 sass ich noch auf der Bank, an der WM 1986 absolvierte ich als Stammspieler mein erstes internationales Turnier, und an der WM 1990 konnte ich mich zum ersten Mal richtig zeigen. Bereits 1982 kamen Angebote aus Italien, etwa von der AC Milan oder von Napoli. Dort hatte Maradona seine Hände im Spiel. Wir hätten also gemeinsam in Napoli gespielt. Was wäre dann passiert? Ich weiss nicht, ob ich mich an seiner Seite hätte entwickeln können. Zwei Jahre nach der WM 1986, nach der die Mannschaft umgebaut und ich zum Kapitän ernannt wurde, wechselte ich zu Inter Mailand. Trainer Giovanni Trapattoni drückte mir dort die Nummer 10 auf. Ich wollte sie nicht, ich habe mich nie als Spielmacher wie Maradona oder Michel Platini gesehen. Ich war stets eine Nummer 8, ein defensiver Mittelfeldspieler. Auch als ich 1990 mit der Nummer 10 auf dem Rücken und der Kapitänsbinde Weltmeister wurde, war ich in Wahrheit eine Nummer 8. Unsere ersten fünf WM-Spiele 1990 waren im San Siro, also sozusagen in meinem Wohnzimmer in Mailand. Im Endspiel hiess es dann nicht mehr Maradona gegen Matthäus. Beckenbauer hatte aus seinen Fehlern gelernt. Guido Buchwald kümmerte sich um Maradona, ich
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Tor des Jahres 1992 in Deutschland Lothar Matthäus trifft volley gegen Bayer Leverkusen.
geflankt, hätte ich bei meinem ersten Tor nicht so viel Selbstbewusstsein gewonnen und aus vergangenen Spielen nicht schon gewusst, dass es klappen konnte, wenn ich so nach vorn presche, ganz allein. Der Schuss aufs Tor, sozusagen der dritte entscheidende Punkt, war nur folgerichtig. Nach dem langen Sololauf mobilisierte ich meine letzten Kräfte und hielt aufs Tor. Wohin der Ball fliegen würde, wusste ich nicht – nur, dass er aufs Tor kommen sollte. Zu mehr reichte die Kraft nicht. Er schlug unten rechts ein. Mein Selbstbewusstsein wuchs weiter.” Nach diesem Treffer ahnten viele, dass mit den Deutschen im Turnier zu rechnen war. Ihre Entschlossenheit, zuallererst jene des entfesselten Matthäus, sollte nicht täuschen. Woher rührt diese Entschlossenheit? Matthäus erkennt die Dinge auf dem dritten Bild.
Achim Scheidemann/Keystone/DPA, Vox
Home Sweet Home Das Jugendzimmer von Lothar Matthäus in Herzogenaurach.
“Zwischen meinem 11. und 18. Lebensjahr habe ich in diesem Bett geschlafen. Das Zimmer sah damals noch anders aus, die Wände waren weiss, eine weisse Raufasertapete, die Bettdecke war braun und beige liniert. Den Aufkleber zur WM 1978 in Argentinien habe ich damals am Nachttisch angebracht. Das Haus wurde 1970, 1971 gebaut. Ich musste auch beitragen, schleppte Zementsäcke, trug Steine. Meine Mutter fasste mit an, mein Vater war Handwerker, mein Bruder auch. Beide spielten Fussball, ich tat es ihnen gleich. Mein Vater war bei meinen Partien nur ab und zu am Spielfeldrand. Er war mit den Entscheidungen des Schiedsrichters nicht immer einverstanden – wie ich ja auch. Er wollte meinen Werdegang nicht behindern und kam nicht mehr zu den Spielen. Ich war ohnehin froh, dass ich allein war. T H E F I FA W E E K LY
An der Wand hing ein Poster von Borussia Mönchengladbach, in meinem Zimmer waren überall Fussballbilder. Im kurzen Regal waren Bücher von der WM 1966 in England zu finden und eins über Uwe Seeler. Natürlich habe ich davon geträumt, einmal in einer solchen Mannschaft zu spielen. Dass ich es packen könnte, habe ich erst viel später gefühlt. Selbst als ich in Mönchengladbach als Profi anfing, sagte ich mir, dass das eine Chance ist, mehr nicht. Ich war damals 18 Jahre alt. Falls es nicht geklappt hätte, hätte ich in meinem Beruf weitergemacht. Deshalb hatte ich die Ausbildung zum Raumausstatter noch abgeschlossen. Aus diesem Bett bin ich praktisch nach Mönchengladbach gegangen. Dort angekommen, mietete ich mich in einem Hotel am Bahnhof ein, für 18 D-Mark am Tag. Ich musste mich um alles selbst kümmern. Jeden Morgen klopften die Betrunkenen gegen die Fensterläden. Ich war auf das Scheitern gefasst. Ich war ja auch immer der Kleinste, da lernt man, sich durchzusetzen. Das habe ich dem Trainer Jupp Heynckes gezeigt. Er hat mich mehr und mehr eingesetzt. Ich wollte nach oben, hatte den Drang, noch mehr zu erreichen.” Matthäus hat alles erreicht. Fünfmal nahm er an einer WM-Endrunde teil. Er stemmte den WM-Pokal eigenhändig in die Höhe. Er ist eine WM-Legende. Wie äussert sich das? Vielleicht so: Wenn er verletzt war, kämpfte er sich zurück. Das vierte Foto erinnert ihn daran. “Warum schoss Mehmet Scholl den Ball zu mir? Wir haben das im Training zwar ab und zu geübt. Jetzt kann man nicht sagen, ich hätte gezielt. Ich nahm den Eckball volley und schoss ihn mit Wucht auf dieses Rechteck da 9
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“Alles hat eine Ordnung.”
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Das Comeback Berti Vogts (r.) wechselt im zweiten Vorrundenspiel der Deutschen an der WM 1998 Lothar Matthäus ein.
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Ich musste mich dann lange selber fit halten, durfte nicht mit Bayern München trainieren, sonst wäre ich für Inter wieder interessant geworden. Nach fünf Monaten und zwei Wochen lief ich für München auf. In den ersten vier Spielen zeigte ich eine durchschnittliche Leistung. In den Medien wurde man ungeduldig. Dann kam es zu dem Spiel in Leverkusen. Ich tankte durch diesen Treffer weiter Selbstbewusstsein. In den folgenden beiden Spielen erzielte ich zwei typische Treffer: erneut mit einem Volleyschuss und dann mit einem Sololauf wie gegen Jugoslawien.” Da ist diese Theorie, wonach nicht unbedingt ein Einzelner für eine Errungenschaft verantwortlich ist, etwa Edison für die Glühbirne. Vielmehr würden sich Errungenschaften selbst hervorbringen, sobald die Zeit reif ist. Hätte also nicht Edison die Glühbirne erfunden, dann eben zeitnah jemand anderes. Man mag von dieser Theorie halten, was man will. Was aber wäre aus dem deutschen Nationalteam ohne die 150 Länderspiele des Lothar Matthäus geworden? “Schwer zu sagen. Ich habe meinen Teil zum Erfolg beigetragen. Mehr oder weniger zehn der zwanzig Jahre, in denen ich für Deutschland spielte, war ich die spielbestimmende Person im Nationalteam. Berti Vogts stellte mich nach 1994 zunächst nicht mehr auf, dazu kamen ein Achillessehnenriss im Januar 1995 und einer im folgenden Sommer, im Training unter Otto Rehhagel. Ich war damals bereits 34 Jahre alt. Vor Weihnachten 1995 hörte ich, dass an einem runden Tisch in Südafrika, wo sich die Nationalmannschaft auf Länderspielreise befand, beschlossen wurde, dass es mich nicht T H E F I FA W E E K LY
mehr braucht. Die Europameisterschaft 1996 mit dem Titelgewinn gab den Beteiligten recht. Vor der WM 1998 in Frankreich dann verletzten sich einige Spieler, etwa Matthias Sammer, und die Medien forderten meine Berufung, zumal ich eine sehr gute Saison spielte. Da ich nicht wusste, wie ich darauf reagieren sollte, rief ich Vogts an. Er sollte mir sagen, was wir den Medien entgegnen sollten. Ob ich denn wieder in der Mannschaft spielen wollte, fragte Vogts. Ich bejahte, ich hatte unter der Distanz zur Mannschaft gelitten. Vogts rief am nächsten Tag wieder an und sagte: Welcome back! Das erste Vorrundenspiel in Frankreich sah ich dann von der Tribüne aus, im zweiten wurde ich eingewechselt, nach dreieinhalbjähriger Pause – ausgerechnet gegen Jugoslawien.” Danach war bald Schluss. Matthäus kam auf 25 Spiele an WM-Endrunden, das stellt einen Rekord dar. Er wollte fortan Trainer sein. “ Ich bin Trainer geworden, weil ich immer schon wie ein Trainer gedacht habe, auch auf dem Platz. Ich war nicht nur der verlängerte Arm des Trainers – ich war Franz Beckenbauer auch. Deshalb war ich ja auch der Leader, der Kapitän, weil ich auf dem Feld nicht nur an mich gedacht habe, sondern auch ans Team. Beckenbauer und ich sassen vor jedem Spiel zusammen und sprachen über die Aufstellung. Ich war ja auch näher an der Mannschaft als der Trainer. Spieler verschweigen manchmal eine Verletzung oder sonst etwas. Ich war dabei fair, mir ging es um den Erfolg. Ich habe niemals einen Mitspieler einem anderen vorgezogen, nur weil ich ihn besser mochte. Ich habe alles dem Erfolg untergeordnet. Ich bin ein Gerechtigkeitsfanatiker, erwarte zunächst einmal etwas von mir, bevor ich
Bongarts/Getty Images
mit dem Netz hintendran. Ich weiss gar nicht, woher ich dieses Selbstbewusstsein hatte – nach der monatelangen Verletzungszeit. Das war, glaube ich, das fünfte Spiel nach meinem Comeback bei Bayern München, im November 1992. Sechs Monate vor diesem Tor hatte ich einen Kreuzbandriss erlitten, beim Heimspiel mit Inter Mailand gegen Parma. Ich habe mich in Colorado operieren lassen und dann in Absprache mit den Ärzten, darunter Dr. Müller-Wohlfahrt aus München, mein privates Aufbautraining gestartet. Bei Inter war man nicht sicher, ob ich wieder auf Niveau spielen würde. Der Klub verpflichtete während meiner Rekonvaleszenz vier neue ausländische Mittelfeldspieler und einen neuen Trainer. Ich habe mir einen Fitnessraum einrichten lassen, in der Garage – zwei Autos raus, Fitnessgeräte rein. Und ich zog mein Programm durch, drei Einheiten am Tag. Ich merkte, dass der Körper nicht schlecht reagierte und das Knie stabil war. Dennoch kümmerte sich bei Inter keiner um mich. Ein Jahr zuvor noch Weltfussballer, schien man mich nun in Mailand nicht mehr zu brauchen. Real Madrid war vor meiner Verletzung an mir interessiert. Diesen einen Schritt hätte ich gern noch gemacht: Real Madrid. Das Angebot war da, ich war mit Real einig. Aber Inter liess mich nicht ziehen. Ein Freund Franz Beckenbauers besuchte mich und sah, wie hart ich arbeitete. Ich mache das sonst nicht, aber ich habe in dieser Situation Inter Mailand angeschwindelt und gesagt, dass ich mit dem Knie nach wie vor Probleme hätte. Viereinhalb Monate nach meiner Verletzung reisten vom FC Bayern Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge nach Mailand und verhandelten mit Inter.
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Name: Lothar Herbert Matthäus Geburtsdatum, Geburtsort 21. März 1961, Erlangen (Deutschland) Stationen als Spieler: 1978–1979 1. FC Herzogenaurach 1979–1984 Borussia Mönchengladbach 1984–1988 FC Bayern München 1988–1992 Inter Mailand 1992–2000 FC Bayern München 2000 NY/NJ Metro Stars Stationen als Trainer: 2001–2002 SK Rapid Wien 2002–2003 FK Partizan Belgrad 2004–2005 Ungarn 2006 CA Paranaense 2006–2007 FC Red Bull Salzburg (Co-Trainer) 2008–2009 Maccabi Netanya 2010–2011 Bulgarien
Florian Kalotay/13 Photo
twas von anderen erwarte. Ich muss mit mir e im Reinen sein. Das Wichtigste ist, dass die Spieler mir vertrauen, dass ich also über sie informiert bin. Ich muss wissen: Wo kommt der her, welche Schulausbildung hat er, wie ist sein Privatleben? Dann kann ich ihm helfen. Jeder Spieler ist etwas Besonderes. Natürlich ist es dann auch schwierig, einem Spieler zu sagen, dass er nicht gut genug ist. Borussia Mönchengladbach hatte einst kein Geld und setzte auf die Jungen, die man dann Fohlen nannte. Bei Rapid Wien und Partizan Belgrad wollte ich diese Idee zu neuem Leben erwecken. Die Fachleute mögen sich fragen, warum ich diese Vereine trainierte. Mir ging es darum, diese Klubs, die keine finanziellen Möglichkeiten haben, stark zu machen.” Matthäus spricht viel von Vertrauen, Gerechtigkeit, von Treue. Er sagt, dass man viel von sich verlangen, sich selbst treu bleiben muss. Er sagt auch: “Ich gebe den Leuten eine erste Chance, eine zweite Chance, eine dritte Chance, eine vierte Chance, eine fünfte Chance … ” Wenn man sehr viel von sich selbst verlangt, sind dann Treue und Gerechtigkeit vielleicht so verknüpft, dass man anderen zu viel Vorschuss gibt? “Ja. Auch wenn das nach aussen hin nicht so scheint: Ich habe für jede meiner Ehen gekämpft”, sagt Matthäus, ohne dass er darauf angesprochen worden wäre. “Ich bin manchmal ungerecht, weil ich erwarte, dass etwas zurückkommt, wenn ich gebe. Dabei sollte man nur geben, weil man geben will. Das musste ich lernen.” Matthäus blickt von seinem Espresso auf. “Ich bin ein treuer Mensch.” Å
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emirates.com
Tomorrow brings us all closer To new people, new ideas and new states of mind. Here’s to reaching all the places we’ve never been. Fly Emirates to 6 continents.
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Die grössten Schiedsrichter-Flops
Goethe und das Wembley-Tor Thomas Renggli
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eister, Phantome und Gespenster wer den den paranormalen Phänomenen und der Grenzwissenschaft zugeordnet. Die Frage, ob es sie gibt, spaltet die Menschheit. Fest steht: Wer sie ruft, wird sie oft nicht mehr los – wie schon Goethes Zauberlehrling feststellen musste. Im Fussball will man die übersinnlichen Phäno mene mit Hilfe der Torlinientechnologie aus den Stadien vertreiben. Phantomtore, wie das im April 1994 zum Siegestreffer für Bayern München veredelte Luftloch von Thomas Helmer gegen den 1. FC Nürnberg oder der im vergangenen Oktober durch Stefan Kiessling als Torerfolg verbuchte Leverkusener Netz durchschlag gegen Hoffenheim, sollen künftig nicht mehr vorkommen. Obwohl es noch immer unverbesserliche Romantiker gibt, die behaupten, dass sich im Fussball Glück und Pech ausgleichen, dürfte erst der technische Fortschritt die Willkür reduzieren. Die FIFA setzte am Konföderatio nen-Pokal 2013 mit der GoalControl-4D erst mals auf die Überwachung der Torlinie, die englische Premiere League zog nach – mit dem im Tennis und Cricket erprobten Konkurrenz produkt “Hawk-Eye”. Falken-, Sperber- oder Adleraugen fördern die Gerechtigkeit. Der Legendenbildung können sie aber abträglich sein. Hätte Tofiq Bahramov 1966 über eine intakte Sehhilfe verfügt, wäre die Fussballgeschichte um eines der denkwürdigsten Kapitel ärmer. Der aser baidschanische Linienrichter veredelte im WM-Finale von London den berühmtesten Lattentreffer zum Wembley-Goal, machte Geoff Hurst zum erfolgreichsten Fehlschützen der Historie und bescherte England den ersten und einzigen WM-Titel.
Dass es sich bei Bahramovs Handbewegung in Richtung des Schweizer Schiedsrichters Gottfried Dienst um ein Fehlurteil handelte, hat sich mittlerweile bis in den düstersten Pub des Londoner East End herumgesprochen – und im Gegensatz zur Existenz des Ungeheuers von Loch Ness ist diese Tatsache wissenschaft lich belegt. Eine Studie der Universität Oxford kam 1996 zum Resultat, dass Hursts Schuss sechs Zentimeter zum Torerfolg fehlten. In seinen Memoiren lieferte auch Baharamov ein umfas sendes Geständnis: Er habe gedacht, der Ball sei vom Tornetz (und nicht von der Querlatte) zurückgesprungen. Deshalb sei für ihn die wei tere Flugbahn nicht mehr relevant gewesen. Die deutschen Verlierer konnten sich von dieser Einsicht nichts mehr kaufen. Dies war aber gar nicht nötig. Das Schicksal schlug sich nachhaltig auf ihre Seite: 1974 in München und 1990 in Rom holten sie den Gewinn des verpass ten WM-Titels doppelt nach. Die Engländer dagegen scheinen ihre Rechnung bei den Fuss ball-Göttern noch immer nicht beglichen zu haben. Seit 1990 scheiterten sie an WM- und EM-Endrunden sechsmal im Elfmeterschiessen. Ihnen geht es wie dem Zauberlehrling: Sie werden die Geister nicht mehr los. Å
Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion T H E F I FA W E E K LY
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England – Deutschland, 1966. Die Mut ter aller umstrittenen Entscheidungen. Klar ist: Das Wembley-Tor machte Eng land zum Weltmeister.
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England – Deutschland, 2010. Die Revan che mit 44-jähriger Verzögerung. Lampard trifft via Lattenunterkante zum Ausgleich. Der Schiedsrichter übersieht das Tor.
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England – Argentinien, 1986. Diego Maradona und die “Hand Gottes” schrei ben Fussballgeschichte.
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Bayern – Nürnberg, 1994. Das erste Phantomtor der Bundesliga-Geschichte. Der Referee erfindet einen Treffer, den Thomas Helmer nicht erzielt hat.
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Südkorea – Italien, 2002. Erst verwei gert der Schiedsrichter den Italienern einen regulären Treffer, dann stellte er Francesco Totti wegen einer angeblichen Schwalbe vom Platz.
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Anderlecht – La Louviére, 2004. Bei einem 20-Meter-Schuss explodiert der Ball in der Luft und landet im Tor. Auch ein monatelanger Rechtsstreit änderte nichts an der Wertung der Partie.
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Hoffenheim – Leverkusen, 2013. Durch ein Loch im Aussennetz dringt der Kopfball von Stefan Kiessling ins Tor ein.
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Manchester United – Lille, 2007. Ob wohl Lille-Torhüter Sylva noch die Mauer stellt, gibt der Schiedsrichter den Ball frei. Ryan Giggs trifft eiskalt.
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Suwon Bluewings – Al Sadd, 2011. Ein Spieler liegt verletzt am Boden, trotz dem lässt der Unparteiische weiterspie len. Al Sadd trifft zum 2:0.
10
Schalke – Basel, 2013. Vier Königsblaue stehen im Offside. Dennoch zählt der Treffer, der Basel aus der Balance (und dem Wettbewerb) wirft.
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Frankreich – Irland, 2009. Thierry Henry spielt den Ball mit der Hand, Gallas trifft zum 1:1. Irland fährt nicht zur WM. Gab es noch umstrittenere Entscheidungen? feedback-TheWeekly@fifa.org 15
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Bürgerkrieg-Ende dank Drogba
Elfenbeinküste, einen Tag nach dem TV-Appell Didier Drogba wird in seiner Heimat gefeiert – es war der Anstoss, um den fünfjährigen Bürgerkrieg zu beenden.
Alan Schweingruber Man kann nicht behaupten, dass Didier D rogba ein Frühstarter war. Fussball gespielt hat er schon als Dreijähriger, sein Durchbruch als Profi gelang ihm aber erst mit 26 Jahren bei Chelsea. Andere bauen in dem Alter schon w ieder ab. Gerade weil auf einmal alles so schnell ging, so schien es, war Drogba überfordert in der Öffentlichkeit. Alle wollten etwas von ihm. Er grenzte sich ab, die Engländer empfanden ihn als arrogant. Ausgerechnet Drogba, dieser herzensgute Mensch. Es ist ein unbezahlbares Geschenk für die Elfenbeinküste, dass Drogba, ihr wichtigster Repräsentant in der Welt, realisierte, wie er als 16
Fussballstar die Dinge positiv beeinflussen kann. Am 8. Oktober 2005 geschah etwas, was niemand für möglich gehalten hätte: Didier Drogba, der eher wortkarge Mensch, wandte sich nach der erfolgreichen WM-Qualifikation im Sudan mit einer bewegenden Rede an sein Land, das mitten im Bürgerkrieg steckte. Verschwitzt stand er da, die Teamkollegen um sich geschart, mit Feuer in den Augen, und sagte in die Fernsehkamera: “Liebe Ivorerinnen, liebe Ivorer, ihr habt es alle gesehen. Die Elfenbeinküste kann zusammen leben und spielen – für ein gemeinsames Ziel: die WM-Qualifikation. Ihr habt es uns versprochen, dass dieses Fussballfest das Volk zusammenbringen würde. Wir flehen euch auf Knien an”, (in diesem Moment gehen alle Spieler auf die Knie), “vergebt einander! Die Elfenbeinküste darf nicht im Krieg versinken. Legt die Waffen nieder!” Drogba vom “Time”-Magazin geehrt Die Worte aus den Kabinengängen im Sudan wirkten. Die Menschen in Drogbas Heimatland forderten den Frieden, die Regierung und die Rebellen gingen aufeinander zu. Und eineinhalb Jahre später nahm der Bürgerkrieg ein Ende. Kann ein Ball die Welt verändern? Manchmal können es sogar zusammengeflickte T H E F I FA W E E K LY
Stoffknäuel oder leere Getränkedosen, wenn sie am Anfang einer Lebensgeschichte stehen. Didier Drogba verbrachte seine ersten Lebensjahre in ärmlichen ivorischen Verhältnissen, wo er zwischen Häusern auf sandigen Strassen Fussball spielte. Erst im Schulalter zog er nach Frankreich zu seinem Onkel. Heute blickt der 35-Jährige auf Auszeichnungen zurück, die seine schönsten Tore nicht ersetzen können. Im Jahr 2010 wurde der Stürmer vom “Time”- Magazin in die renommierte Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt aufgenommen. Å
Die Weekly-Debatte. Was brennt Ihnen unter den Nägeln? Über welche Themen wollen Sie diskutieren? Ihre Vorschläge an: feedback-TheWeekly@fifa.org.
AFP
Charisma, Initiative, Mut: Wenn sich Fussballer engagieren, können sie die Welt verändern. Ein Appell von Didier Drogba stoppte den ivorischen Bürgerkrieg.
DEBAT T E
Der Fussball hat eine Kraft, die weit über die Seitenlinie reicht: Beispielsweise war der Brasilianer Sócrates der Motor einer demokratischen Bewegung bei Corinthians São Paulo. Oder der frühere jugoslawische Nationalspieler Predrag Pasic: Im besetzten, zerbombten Sarajewo gründete er eine multiethnische Kinderfussballschule. Igor Bogdanov, Rostov
PRESIDENTIAL NOTE
Sport verändert die Welt nicht, er macht sie nur schöner. Ulf Ringdahl, Helsingborg
Sportvereine sind immer an Orte gebunden. Deswegen unterliegen sie eher den lokalen als den globalen politischen Einflüssen. Im Umkehrschluss kann man mit dem Sport die grosse Politik nicht ändern. Giorgios Cassanis, Athen
Ja, der Fussball kann die Welt verändern – vor allem in ärmlichen Gegenden. Dort gibt er den Menschen Halt und Hoffnung. Im Fussball können die Menschen ihre Alltagssorgen zumindest kurzfristig vergessen. Die Kinder holt der Sport von der Strasse weg. Als Prävention gibt es kaum ein besseres Instrument. Gleichzeitig liefert er aber auch widersprüchliche Zeichen. Die horrenden Transfersummen, die für Spieler wie Bale, Neymar oder Ronaldo bezahlt werden, müssen für die Menschen, die unter dem Existenzminimum leben, wie ein Schlag ins Gesicht sein Susanne Klein, Kiel
Nelson Mandela sagte: “Der Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern.” Dem schliesse ich mich an. Wer schon einmal Fussball gespielt hat, weiss, dass auf dem Platz alle die gleiche Sprache sprechen – egal, aus welchem Land oder Kulturraum sie stammen. Fussball verbindet.
Kann ein Ball die Welt verändern?
“Sport verändert D die Welt nicht, er macht sie nur schöner.”
Martin Fallk, Innsbruck
Ich glaube nicht, dass der Sport die Welt verändern kann. Aber er kann unseren Alltag verschönern und zur Unterhaltung beitragen. Wenn ich daran denke, wie viele Menschen an jedem Wochenende in die Fussballstadien pilgern und ihre ganze Freizeit für ihren Lieblingsklub opfern, ist das ein wichtiger Faktor in unserem Leben.
Ich glaube an die völkerverbindende und integrative Kraft des Fussballs. Dort, wo Fussball gespielt wird, existiert Hoffnung und Zuversicht. Deshalb kann der Sport das Leben jedes Einzelnen positiv beeinflussen.
Hans Rutz, Bern
Über die Weihnachtstage 1914 schwiegen im 1. Weltkrieg an der Front die Waffen für einige Stunden und die Feinde spielten miteinander Fussball. Der Sport hat die Kraft, sich sogar über politische und kulturelle Sachzwänge hinwegzusetzen.
Tim Cork, Manchester
Der Sport bietet den Menschen aus allen sozialen Schichten und Ländern eine gemeinsame Basis. Er ist politisch, weil er Menschen und Nationen verbindet. Deshalb kann er auch politische Probleme lösen und zur Konfliktbewältigung beitragen.
Markus Dietrich, Bonn
Ion Petrescu, Bukarest
“Der Fussball gibt den Menschen Halt und Hoffnung.”
iese Frage wurde diskutiert, als ich vor einigen Jahren am World Economic Forum in Davos teilnahm. Zusammen mit Grössen des Sports – Pelé, IOC-Präsident Jacques Rogge und NBA-Kommissionär David Stern – führte ich eine interessante Debatte. Ein Ball kann die Welt verändern – vielleicht nicht auf einen Schlag und allumfassend, aber im Kleinen und Alltäglichen. Oft ist es der Sport, der Brücken schlägt und Rivalen einander näherbringt. Dank des Fussballs findet ein Dialog z wischen Palästina und Israel statt, in Zypern wird erneut über eine Wiedervereinigung d iskutiert, die Lancierung einer gemeinsamen Liga steht dort bevor. Und im Iran könnte der Fussball dazu beitragen, dass den Frauen endlich mehr Rechte eingeräumt werden. Mit den Entwicklungsprogrammen “Football for Hope” und “Football for Health” engagiert sich die FIFA auch in anderen relevanten Gesellschaftsproblemen wie Gesundheit, Hygiene, soziale Gleichberechtigung, Integration von Behinderten, schulische Ausbildung. Die Grundlage aller Bemühungen ist die Glaubwürdigkeit – und die können wir nur garantieren, wenn wir uns auch den Problemen stellen: Akut sind Gewalt, Rassismus, Diskriminierung und Spielabsprachen. Den Wirtschafts- und Politik-Leadern liefert das WEF eine ideale Kommunikationsplattform – und auch die FIFA bietet eine solche. Wie viele andere Staatsoberhäupter in den Jahren davor nutzte die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff ihre Reise nach Davos am Donnerstag für einen Besuch am FIFA-Hauptsitz. Das ist gut so. Denn es gibt noch einiges zu besprechen: Ein Sportverband wie die FIFA kann soziale Spannungen nicht lösen – und er darf nicht als Sündenbock für politische Probleme in einem Land herhalten. Aber er kann vermitteln. Vielleicht wäre das ein Thema für das WEF 2015.
Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY
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→ http://www.fifa.com/worldcup
Zum Einmarsch der Gladiatoren
Waka Waka Shakira zelebriert an der WM in Südafrika das musikalische Pressing.
Hanspeter Kuenzler
Stuart Franklin/Getty Images
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edes Fest braucht seine Musik – auch ein Fussballfest. Ein hymnisches Stück Musik, das die Mannschaften beim Einmarsch so richtig in Stimmung versetzt – eines, das von jedem Publikum aus voller Kraft mitgegrölt werden kann, und dies immer wieder: zum Frühstück, Lunch, Nachtessen und in der Morgendämmerung nach einer rauschenden Party. Erstmals umgesetzt wurde die schöne Idee bei der WM 1962 in Chile. “El Rock del Mundial” sangen Los Ramblers. Dazu zauberten sie mittels emsigen Händeklatschens und Trillerns einer Schiedsrichterpfeife einen wahren Tor reigen auf den Plattenteller. In Südamerika mauserte sich “El Rock del Mundial” zum Hit – zwei Millionen Exemplare
der Single wurden abgesetzt. Schon die nächste offizielle Weltmeisterschafts-Hymne zeigte dann allerdings die Schwierigkeiten, die mit der Aufgabe verbunden sind, ein Lied zu finden, das sowohl den musikalischen als auch den fussbal lerischen Zeitgeist auf den Punkt bringt und sich dabei erst noch über regionale Vorlieben, Abneigungen und Moden hinwegsetzen kann. Ausgerechnet die Engländer, bei denen die Beatles gerade das epochale Album “Rubber Soul” veröffentlicht hatten, setzten mit “World Cup Willie (Where in This World Are We Going)” einen Meilenstein der Peinlichkeit. Armer Lonnie Donegan, der diese Ungeheuerlichkeit auch noch singen musste! Der 2002 verstorbene Musiker ist ein grosser Mann in der britischen Pop-Geschichte: 1956 hatte er mit Skiffle eine uralte amerikanische Volksmusik samt Wasch brett, Banjo und Teekisten-Bass wieder ausge T H E F I FA W E E K LY
graben. Der Stil lag dermassen weit abseits von allen Rock’n’Roll-Moden, dass die Briten tat sächlich das Gefühl haben durften, sie hätten damit die erste wahrhaft britische Art von Pop-Musik geschaffen. Auch die Beatles hatten als Skiffle-Gruppe angefangen. 1966 lagen aber die grossen Tage des Lonnie Donegan weit zurück. Mit einer klappriger Banjonummer mit New-Orleans-Jazz-Tupfern, läppischem Text und quäkigem Gesang konnte niemand hinter dem Ofen hervorgelockt werden. Das Lied schaffte nicht einmal im Herkunftsland den Sprung in die Charts. Auf anderer Ebene erfüllte es das Ziel voll kommen: So verstört waren die restlichen Nationen, als sie “World Cup Willie” zu Gehör bekamen, dass sie vor Schrecken die Segel strichen und den Weltmeistertitel praktisch kampflos den Platzherren überliessen. Ob sich die Dinge über die nächste Dekade hinweg besserten, sei dahingestellt. Das hyper- dramatische “Futbol”, das die Polin Maryla Rodowicz zur WM in Deutschland auftischte, war ein weiterer Fehltritt, den niemand so recht verstand. Danach setzte man einige Zeit auf klassische Orchester und trendige Tenöre, ehe Edoardo Bennato und Gianna Nannini die sowieso schon denkwürdige WM von 1990 in Italien mit einem in der Tat packenden Refrain unterlegten. Im kontinentalen Westeuropa war “Un’ Estata Italiana” ein Riesenhit. Aber für die restliche Welt waren Melodik und Stimmen wohl zu ungewohnt, um allgemeinen Anklang zu finden. Bei den letzten WM-Auflagen hat man sich darum zum Kompromiss durchgerungen, zwei oder gar drei grundverschiedene offizielle Hymnen zu küren. Mit “Waka Waka”, gesungen von Shakira und Freshlygrond, gelang zur letzten WM in Südafrika ein grosser Wurf. Die Kolumbianerin reicherte ihren Latin-Sound schon immer mit Stilelementen aus aller Welt an. Die südafrikanische Band Freshlyground setzte von Anfang an auf eine panafrikanische Stil-Fusion. Und siehe da, es resultierte der bisher grösste globale WM-Hit. Å
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Sunderland, England
Dampfbad. Len Shackleton sieht aus, als hätte man ihn in einen Kleiderschrank gesteckt. Doch der Schein trügt: Der fünf fache englische Nationalspieler erholt sich in einem improvisierten Dampfbad von den Strapazen des Fussballerlebens. Der Offensivspieler traf in 348 Spielen für Sunderland 101-mal. Neben dem Platz galt er als herausragender Entertainer und wurde als “Clown-Prinz des Fussballs” bekannt. 20
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Getty Images
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W Kircha, Ukraine
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Reuters
Hochdruck. Franck Ribéry bringt sich vor der Euro 2012 in einem ukrainischen Saunakessel auf Betriebstemperatur. Die Übung endet ohne Material – und Menschenschäden. Ihr sportlicher Erfolg kann allerdings infrage gestellt werden: Frankreich scheitert in den Viertelfinals am späteren Europameister Spanien. Ribéry bleibt ohne Torerfolg und produziert nur warme Luft.
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BLICK IN DIE LIGEN
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Shaun Botterill/Getty Images
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Premier League
Drei Gründe David Winner ist Autor und Journalist in London. Zu seinen Büchern über Fussball gehören “Brilliant Orange” und “Dennis Bergkamp: Stillness and Speed”.
Nach der klaren Niederlage in der Premier League gegen Jose Mourinhos Chelsea am Wochenende schied United am Mittwoch auch noch sensationell zu Hause gegen Sunderland aus dem Carling Cup aus. Die Fans wundern sich, dass sie nunmehr Anhänger eines Teams im Tabellenmittelfeld sind, mit schlecht organisierter Abwehr, uninspiriertem Mittelfeld und wenig Torgefahr. Zu viele Spieler von United haben ihren Zenit offenbar überschritten oder waren eigentlich nie gut genug, wie einige Kritiker unterstellen. Die Fans der anderen Klubs können ihre (Schaden-)Freude darüber kaum im Zaum halten. Dabei hätte es eigentlich ganz anders kommen sollen. Eigentlich hätte es unter dem neuen Boss genau so weiter gehen sollen wie unter dem alten, wie es schon in dem bekannten Song der Gruppe “The Who” heisst: “Meet the new boss / Same as the old boss.” Doch am Sonntag wurde Sir Alex auf der Tribüne fotografiert, als er angesichts all des Grauens fassungslos die Hände vors Gesicht schlug. Niemand lässt sich von der Behauptung des neuen Mannes David Moyes ins Bockshorn jagen, United könnte den Titel in der Premier League verteidigen. Einige Zahlen: Der amtierende Meister belegt derzeit Platz sieben, liegt 14 Punkte hinter Tabellenführer Arsenal und hat 18 Punkte weniger auf dem Konto als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. United hat erst 36 Tore in der Liga erzielt (Manchester City 63, der Tabellenvierte Liverpool 49).
Huldigung einer Legende Die Statue des Sir Alex Ferguson am Old-Trafford-Stadion in Manchester
Das Old Trafford ist keine uneinnehmbare Festung mehr: Die Hausherren verloren hier ihre Ligaspiele gegen West Bromwich Albion, Everton, Newcastle und Tottenham und das FA-Cup-Spiel gegen Swansea. Wenn es so weitergeht, wird Manchester United sich nicht für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren. Neuverpflichtungen könnten das Bild verändern, doch im Moment hat die Konkurrenz die stärkeren Kader und die bessere Moral. Paul Hayward, der Ghostwriter von Fergusons Autobiographie, schrieb vor einigen Tagen: “Das sind keine Turbulenzen. Es geht darum, nochmal ganz von vorn zu T H E F I FA W E E K LY
beginnen. Die Vorstellung, United würde wie ein gut gepflegter Rolls-Royce von Ferguson auf Moyes übergehen, steht überhaupt nicht mehr zur Debatte.” Diese Krise wird als epochal empfunden, da United im englischen Fussball eine ähnlich beherrschende Stellung hatte, wie die USA weltweit nach dem Zusammenbruch des Kommunismus. Und kurioserweise begann auch Manchesters Ära als alleinige Supermacht Anfang der 90er Jahre. Seit damals bis vor acht Monaten hatten andere Klubs nur einige wenige Titel geholt. Fergusons Hegemonie war ungefährdet. Hätte der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama über Fussball geschrieben, hätte er sein bekanntes Buch “The End of History” (“Das Ende der Geschichte”) vielleicht “The Stretford End of History” genannt. Jeder Experte hat seine eigene Theorie über die Gründe für die Implosion von United. Zu den verbreitetsten Theorien gehören: 1) Moyes ist schuld. Der frühere Trainer von Everton ist schlicht überfordert. 2) Die Familie Glazer ist schuld. United kann nicht mehr die besten Spieler kaufen, weil die Eigentümer den Klub überschuldet haben. 3) Fergie ist schuld. Ein Genie während seiner 27-jährigen Herrschaft, übergab er Moyes jedoch eine überalterte, nicht konkurrenzfähige Mannschaft – und ohnehin hätte er besser Mourinho zu seinem Nachfolger auserkoren. Natürlich ist nicht alles schlecht. Der 18-jährige Adnan Januzaj ist eine überaus vielversprechende Entdeckung dieser Saison. Juan Mata steht offenbar unmittelbar vor dem Wechsel von Chelsea zu United. Und Robin van Persie und Wayne Rooney, die Weltklassespieler von United, werden nach ihren Verletzungen bald wieder spielen können. Moyes seinerseits gibt zwar zu, dass sein Team besser sein könnte, wackelt jedoch nicht – und auch United wird zu ihm stehen. Das ist wohl der cleverste Weg. So schlimm wie beim letzten Mal, als sich ein ebenfalls legendärer und ebenfalls geadelter United-Trainer (Sir Matt Busby) zurückzog, kann es bestimmt nicht werden. Das war 1969. Busbys Nachfolger, ein netter Mann namens Wilf McGuinness, fielen wegen Stress die Haare aus und er wurde nach 18 Monaten entlassen. Drei Jahre später stieg der Klub ab. Å
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Primera División
Tore, Tradition und Geldnot Jordí Punti ist Romanautor und Verfasser zahlreicher Fussball- Features in den spanischen Medien.
Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images
Es war der Regen. Oder die Namen. Oder der Regen und die Namen. Als Kind kam es mir immer so vor, als wären die Fussballmannschaften aus dem Norden Spaniens, an der Küste des Atlantiks und des Kantabrischen Meers, im Exil spielende Teams aus der englischen Liga. Sporting Gijón, Racing Santander, Athletic Club Bilbao, Real Oviedo, Celta Vigo... An jenen Sonntagnachmittagen schien das direkte, körperbetonte Spiel auf einem von Regen aufgeweichten Platz eine Hommage an den britischen Fussball zu sein, als wären alle soeben mit einer Fähre direkt aus Portsmouth eingetroffen. Später, in den 90er Jahren, kamen dann die ausländischen Spieler, die Millionenverträge, die romantische Vorstellung ging langsam verloren und einige dieser Traditionsmannschaften schlitterten in eine Identitätskrise. Von all diesen Klubs ist Racing Santander vielleicht das Team, das derzeit die bittersüssesten Momente erlebt – auf einer Berg- und Talfahrt von Emotionen, Fussballgeschichten und Geldnot. Grosse Freude gab es vor einigen Tagen, als sich Racing nach dem Sieg gegen den Erstligisten Almería für das Viertelfinale der Copa del Rey qualifizierte. Dort wird das Team auf Real Sociedad San Sebastián treffen. In der vorherigen Runde hatte man bereits für eine Überraschung gesorgt, als man den FC Sevilla aus dem Rennen warf. Diese guten Ergebnisse sind noch beachtlicher, wenn man die derzeitige Situation der Spieler berücksichtigt, die bereits seit einigen Monaten kein Gehalt mehr bekommen haben. Es ist nicht auszuschliessen, dass der Klub am Saisonende von der Bildfläche verschwindet. Die sportliche, wirtschaftliche und soziale Situation hat sich in letzter Zeit zugespitzt. Nach mehr als 100-jährigem Vereinsbestehen und mehreren Jahrzehnten, in denen der Klub fast immer in der ersten Liga aktiv war, stieg das Team 2011 in die zweite und ein Jahr später gar in die dritte Liga, die Segunda B, ab. Dort ist Racing noch immer aktiv und führt derzeit die Tabelle an.
Mit Haken und Ösen Joseba Zaldua (Real Sociedad) gegen Inaki Saenz (Racing Santander) im Pokalfight (3:1 am 22. Januar 2014)
Im Januar 2011 war der indische Unternehmer Ahsan Ali Syed in den Besitz des Klubs gekommen, indem er die Mehrheit der Aktien erwarb und die Schulden übernahm. (Einige Monate zuvor hatte er dasselbe mit dem englischen Klub Blackburn Rovers versucht, das Vorhaben war jedoch fehlgeschlagen.) Seine Investition in einen neuen Trainer und einige Spieler brachte nicht den gewünschten Erfolg, und wie wir es bereits von anderen Klubs und anderen Investoren kennen, verlor der Retter schon nach kurzer Zeit das Interesse an seinem Klub/Unternehmen/Hobby. Ali Syed ist noch immer Eigentümer von Racing, sein Geld scheint jedoch nicht mehr in die Kassen des Klubs zu fliessen. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, wurden jüngst dem aktuellen Vereinspräsidenten Ángel Lavín und seinem Vorgänger Francisco Pernía auch noch mutmassliche Wirtschaftsdelikte im Rahmen ihrer Tätigkeit für den Verein vorgeworfen. Vor diesem Hintergrund verdient der sportliche Erfolg Racings in der Copa del Rey hohen Respekt. Die Spieler sind ein Paradebeispiel für Professionalität. In letzter Zeit hat das Team aus der Not eine Tugend gemacht. Da kein Geld für Neuverpflichtungen da ist, hat man sich auf die alten Zeiten des kantabrischen Fussballs mit Spielern aus der Region zurückbesonnen. Unter ihnen weiss vor allem der Stürmer Mamadou Koné zu überzeugen. T H E F I FA W E E K LY
Der 22-Jährige stammt ursprünglich aus der Elfenbeinküste und wurde in der Nachwuchs abteilung des Klubs ausgebildet. Im Hinspiel gegen Almería gab es nicht nur guten Fussball zu sehen, sondern auch Racing- Fans, die erbost die Vereinsführung angingen. Ausserdem protestierten die Spieler gegen diejenigen, die den Klub in den Ruin führen und ihre Gehälter nicht bezahlen. Wie mit dem Gegner im Vorfeld abgesprochen, blieben die Racing-Spieler bei Spielbeginn eine Minute lang stocksteif stehen, bis der Ball schliesslich ins Aus geschossen wurde. Das war eine beeindruckende, notwendige und traurige Szene. Racing gehört zu den traditionsreichsten Klubs der spanischen Liga und es wäre wirklich schade, wenn dort eines Tages für immer die Lichter ausgingen. Die Wirtschaftskrise und die Exzesse der grossen Klubs haben bereits andere Traditionsvereine wie den FC Palencia, UD Salamanca, Mérida oder UE Lleida mit sich gerissen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Erfolge in der Copa del Rey den Klub über Wasser halten. Å
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DAS INTERVIEW
“Titel erringt man als Team” Cafu zog mit dem brasilianischen Nationalteam drei Mal in ein WM-Finale ein und ging zwei Mal siegreich daraus hervor, 2002 als Kapitän. Die Seleçao sieht der einstige Verteidiger auch 2014 weit vorn – falls sie ihr Potenzial abrufen könne.
Sie sind zweifacher Weltmeister. Wie kommt man so weit? Dadurch, dass man sich fast gänzlich dem Fussball widmet. Man muss Opfer bringen, und der Wille zum Erfolg muss da sein. Denn einfach ist es natürlich nicht, drei Mal ins WM-Finale zu kommen. Unabdingbar ist auch, dass das Team funktioniert, in dem man spielt. Man muss viel dafür arbeiten. Es braucht als Team den absoluten Willen zum Sieg, nicht nur persönlich.
Hat das brasilianische Team alles, was für den WM-Finaleinzug 2014 nötig ist? Meiner Meinung nach ja. Voraussetzung aber ist, dass die Mannschaft den Fussball spielt, zu dem sie imstande ist. Wenn das gelingt, kann Brasilien in das Finale einziehen und den Titel erringen. Die Weltmeisterschaft findet auch noch im eigenen Land statt.
Auch wenn 2006 und 2010 der Erfolg ausblieb? Man schied im Viertelfinale aus. Das kann schon vorkommen. Wir sind auch schon mit einer Mannschaft ins Turnier gestartet, die keiner so stark erwartet hatte, und wurden Weltmeister. Umgekehrt waren wir an einer Endrunde auch schon haushoch favorisiert und wurden dann doch bezwungen. Wichtig ist es, den Gegner nicht zu unterschätzen, ihn zu respektieren, und dabei alles aus dem eigenen Team herauszuholen.
Sie wurden 1994 und acht Jahre später als Kapitän Weltmeister. Welcher Titel war schöner? Gewinnen ist immer schön. Der erste und auch der zweite Titel waren wunderschön. Ja, 2002 war ich Kapitän und durfte den Pokal als Erster entgegennehmen. Insofern war der Titel schöner. Ich hatte sozusagen ein doppelt so starkes Gefühl.
Man sagt, eine Partie gewinne man mit den Stürmern, ein Turnier aber mit der Abwehr. Was denken Sie? Dass man Titel als Team erringt. Ein solches besteht nicht nur aus Stürmern oder aus Verteidigern, es muss kompakt sein, damit man in einem Turnier weit kommen und gewinnen kann.
Dennoch sind nicht gerade viele Defensiv spieler zu Weltfussballern des Jahres gekürt worden. Zuletzt wurde 2006 dem italienischen Weltmeister-Kapitän Fabio Cannavaro die Ehre zuteil. Das ist so, weil die Verteidiger nicht so viele Treffer erzielen. Im Fussball erinnern sich die Leute eher an Spieler, die für Treffer sorgten, als an Spieler, die welche verhinderten. Wir Verteidiger sind deswegen ein wenig im Nachteil, wenn es um Auszeichnungen geht.
Wer ist denn der beste Verteidiger heute? Den Gegner nicht unterschätzen: Wer kann 2014 ins Finale einziehen? Da kommen ganz viele infrage. Noch bereiten sich alle auf die Weltmeisterschaft vor. Schwer zu sagen, welche Mannschaft im Sommer in Form und wirklich bereit sein wird.
Denken Sie da auch eine Überraschung? Etwa an Belgien? Aber Belgien wäre keine Überraschung. Das Nationalteam Belgiens wird darauf vorbereitet sein, Spiele an der Endrunde zu gewinnen. Das hat es auch in der Qualifika tion zur WM gezeigt. Jedes Team, das diese Hürde genommen hat, besitzt eine Perspek tive im Turnier. 26
Meiner Meinung nach Thiago Silva vom PSG. Er ist der weltweit stärkste Verteidiger zurzeit.
Warum? Er ist technisch gut, sein Positionsspiel ist hervorragend. Er kann nicht nur verteidigen, er stürmt auch mit. Ein kompletter Spieler.
Das waren Sie auch. Sie suchten immer auch ihre Chance im Abschluss. So ein Spieler ist auch der deutsche Kapitän Philipp Lahm. Wie Sie ist auch er Kapitän. Er ist ein sehr guter Spieler. Er kann leicht auf jeder Position spielen, rechts, links, innen, auch im Mittelfeld. Auch er ein kompletter Spieler, der jederzeit verteidigt und angreift. T H E F I FA W E E K LY
Für mich könnte er, mit dem, was er im Nationalteam und mit dem FC Bayern erreicht hat, auch einmal für den Ballon d’Or nominiert werden.
Sie haben 2009 bei der AC Milan Ihren Rücktritt vom aktiven Fussball erklärt. Was tun Sie heute? Ich habe eine Stiftung für Strassenkinder gegründet, für die ich mich einsetze. Und ich repräsentiere mehrere Weltfirmen aus dem Sport auf dem brasilianischen Markt.
Vermissen Sie die grossen Emotionen? 2002 kletterten Sie mit dem WM-Pokal bei der Vergabe auf den kleinen Tisch. Nun, 2002 war das Highlight meiner Karriere. Den WM-Pokal zu gewinnen, ist das Grösste. Å Mit Cafu sprach Perikles Monioudis
Name Cafu (Marcos Evangelista de Moraes) Geburtsdatum, Geburtsort 7. Juni 1970, São Paulo (Brasilien) Position Rechter Verteidiger Stationen 1989–1994 FC São Paulo 1995 EC Juventude 1995 Real Saragossa 1995–1997 SE Palmeiras 1997–2003 AS Roma 2003–2008 AC Milan Seleçao 142 Einsätze Titel (Auswahl)
Alex Livesey / Getty Images
Weltmeister: 1994, 2002 Copa América: 1997, 1999 Brasilianischer Meister: 1991, FC São Paulo Copa Libertadores: 1992, 1993, FC São Paulo Italienischer Meister: 2001, 2004, AC Milan UEFA-Champions-League: 2007, AC Milan Südamerikas Fussballer des Jahres: 1994 UEFA Team of the Year: 2004, 2005
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Feel the Beauty
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HISTORY
In einer Umkleidekabine des Pariser Prinzenparks Mustapha Zitouni (Mitte) 1958.
Presse Sports/freshfocus
Mustapha Zitouni – Zwischen den Welten Die Nachricht vom Tod Eusébios am 5. Januar schockierte die Fussballwelt. Am selben Tag starb mit Mustapha Zitouni ein in Algerien legendärer Fussballer und Nationalheld. In den Olymp des Weltfussballs schaffte er es nicht. Das hat seine Gründe. T H E F I FA W E E K LY
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HISTORY
“Sie alle hatten Frankreich über Nacht verlassen, um ihr Talent in den Dienst der Unabhängigkeit ihres Geburtslandes Algerien zu stellen.”
AS Monaco Von 1954 bis 1958 spielte der Algerier im Fürstentum.
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itouni, der in Algerien zu einer Zeit geboren wurde, da sein Heimatland noch eine französische Kolonie war, begann seine Profikarriere in Frankreich bei AS Cannes (1953-1954) und stand anschliessend bei der AS Monaco (1954-1958) unter Vertrag. Nachdem er sich zu einem der besten Innenverteidiger der französischen Liga entwickelt hatte, wurde er ab 1957 regelmässig für Frankreichs Nationalmannschaft nominiert. Bis heute in besonderer Erinnerung geblieben ist ein Länder-spiel gegen Spanien im März 1958 im Pariser Prinzenpark. Denn an jenem Abend bot Zitouni alias “der Dominator” eine hervorragende Vorstellung. Als Manndecker von keinem Geringeren als Alfredo Di Stéfano gelang es ihm, seinen Kontrahenten über die ganzen 90 Minuten zu neutralisieren. Diese Leistung bestärkte wiederum die Klubverantwortlichen von Real Madrid in ihrem Wunsch, den franko-algerischen Verteidiger für die Saison 1958/59 zu verpflichten. Vor allem aber führte Zitounis Glanzvorstellung dazu, dass er das Vertrauen von Paul Nicolas gewann, dem damaligen französischen Nationaltrainer. Am 9. April 1958 gab Nicolas die Namensliste der Spieler bekannt, die eine Woche später für ein Länderspiel gegen die Schweiz nominiert und zudem in den Kader für die Weltmeisterschaft in Schweden berufen wurden. Dabei wurde Zitouni anstelle von 30
Robert Jonquet, Kapitän von Stade Reims, dem Klub, der seinerzeit wegen seines Champagner- Fussballs zu den besten Europas zählte, als Stammspieler berücksichtigt. Die damit verbundene Aufwertung sagt einiges über die Qualitäten Zitounis, für den sich eine glänzende Zukunft abzeichnete. Mit Ho Chi Minh zur Unabhängigkeit Doch nur vier Tage danach, am 13. April 1958, kam alles anders. Nach einem Ligaspiel für die AS Monaco ging Zitouni zusammen mit vier Landsleuten, die bis dahin ebenfalls als Profis für französische Klubs aktiv waren, ausser Landes. Statt sich mit der französischen Nationalmannschaft auf das Länderspiel gegen die Schweiz vorzubereiten, reiste er über Rom nach Tunis, um künftig für die Auswahl der algerischen Nationalen Befreiungsfront (FLN), die gegen die französische Kolonialmacht für die Unabhängigkeit seines Landes kämpfte, zu spielen. Ziel dieser inoffiziellen algerischen Nationalmannschaft war es, den Fussball als diplomatisches Mittel zu nutzen und den Befreiungskampf des algerischen Volkes weltweit bekannt zu machen. Nach seiner Ankunft in Tunis am 15. April 1958 schlossen sich dieser Initiative weitere Profifussballer mit algerischen Wurzeln von französischen Erst- und Zweitligisten an. Sie alle hatten Frankreich über Nacht verlassen, um ihr Talent in den Dienst der Unabhängigkeit ihres Geburtslandes zu stellen. T H E F I FA W E E K LY
Herzensangelegenheit Zitouni trainiert in Tunis mit der algerischen Nationalmannschaft.
Presse Sports/freshfocus
Xavier Breuil
HISTORY
Fussball-News am Radio Zatouni (rechts) mit seinen algerischen Kollegen in Tunis.
Presse Sports/freshfocus
Tunis 1958 Zitouni liest über Mittag “France Football”.
In der französischen Öffentlichkeit löste dieser Schritt eine heftige Debatte aus. Das ging so weit, dass die Zeitung “L’Equipe” mehrere Tage lang auf ihrer Titelseite darüber berichtete, wobei vor allem der immer wahrscheinlicher werdende Ausfall von Zitouni für die bevorstehende WM thematisiert wurde. Für den Innenverteidiger indes begann eine Zeit des Reisens um die Welt. In vier Jahren bestritt er mit dem FLN-Team über 80 Spiele gegen Auswahlteams in Osteuropa und von blockfreien Staaten im Mittleren Osten und in Asien, in Ländern also, deren Regierungen für die Unabhängigkeit Algeriens eintraten. Die erste Länderspielserie der FLN-Auswahl startete im Mai 1958 in Nordafrika. Die ersten Gegner waren Tunesien, Marokko und Libyen. Im Jahr darauf war die FLN-Elf im Mittleren Osten (Jordanien und Irak) unterwegs. Danach folgte Asien, wo man gegen die VR China und gegen Vietnam spielte. Vor allem auf der letzten Station ihrer Asienreise erlebten Zitouni und seine Mannschaftskollegen dank eines denkwürdigen Treffens mit dem Führer der vietnamesischen Kommunisten, Ho Chi Minh, und General Giap, die wenige Jahre zuvor die Unabhängigkeit von Frankreich erkämpft hatten, einen emotionalen Höhepunkt. 1959 und 1961 folgten zwei Tourneen durch Osteuropa, bei denen die FLN-Auswahl teils vor über 80 000 Zuschauern gegen Rumänien, Polen, die UdSSR, Jugoslawien und Ungarn antrat.
Alterssitz Nizza Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Evian (1962), der das Ende des Unabhängigkeitskriegs und die nationale Selbständigkeit Algeriens besiegelte, wurde die FLN-Auswahl offiziell zur algerischen Nationalmannschaft erklärt. Mustapha Zitouni behielt seinen Stammplatz und trug in der Folge zu den ersten fussballerischen Erfolgen seines Landes bei, unter anderem zu einem 2:0-Sieg gegen die Bundes republik Deutschland am Neujahrstag 1964. Im selben Jahr beendete er seine Karriere als Nationalspieler. Danach blieb er dem algerischen Fussball ein paar Jahre als Spielertrainer des einheimischen Klubs Raed Chabab Kouba erhalten, mit dem er 1967 Vize-Meister wurde. Anschliessend kehrte Zitouni nach Frankreich zurück, um sich an der Côte d’Azur niederzulassen. Damit stellte er seine Fähigkeit, zwischen zwei unterschiedlichen Welten zu wandern, unter Beweis. Davon zeugt auch der Verzicht auf jegliche Tätigkeit im Fussball und die Umstellung auf ein völlig neues Berufsleben. Fortan arbeitete Zitouni als Vertreter im Büro der Fluggesellschaft Air Algérie in Nizza und damit nur wenige Kilometer von Cannes und Monaco entfernt – von jenen Orten, an denen er sich vor rund 60 Jahren seine ersten Meriten als Profifussballer erworben hatte. In Nizza starb Zitouni am 5. Januar im Alter von 85 Jahren. Å
T H E F I FA W E E K LY
Name: Mustapha Zitouni Geburtsdatum, Geburtsort: 19. Oktober 1928, Algier Sterbedatum, Sterbeort: 5. Januar 2014, Nizza Klubs: AS Cannes, AS Monaco, RC Kouba Landesauswahlen: FLN, Frankreich, Algerien
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A FIFA World Cup in Brazil is just like Visa: everyone is welcome.
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DAS FIFA-R ANKING Rang Team
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 56 58 59 60 61 62 63 63 65 66 67 68 69 69 71 72 73 74 74 76 77
Rangveränderung Punkte
Spanien Deutschland Argentinien Kolumbien Portugal Uruguay Italien Schweiz Niederlande Brasilien
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1507 1318 1251 1200 1172 1132 1120 1113 1106 1102
Belgien Griechenland England USA Chile Kroatien Elfenbeinküste Ukraine Bosnien und Herzegowina Frankreich Mexiko Russland Ecuador Ghana Dänemark Schweden Algerien Tschechische Republik Slowenien Serbien Ägypten Costa Rica Rumänien Iran Kap Verde Panama Schottland Armenien Venezuela Mali Nigeria Peru Honduras Tunesien Türkei Ungarn Österreich Japan Island Kamerun Paraguay Montenegro Republik Korea Südafrika Wales Albanien Australien Burkina Faso Norwegen Slowakei Guinea Libyen Israel Vereinigte Arabische Emirate Usbekistan Finnland Republik Irland Senegal Bolivien Sambia Togo Jordanien Saudiarabien Marokko Bulgarien Sierra Leone Polen
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 -1 0 0 0 10 -1 -1 -1 4 2 -3 -3 -3 5 -4 -3 -1 4 -2 -2 -1 -1 0 0 0 0 1 8 1 1 2 -5 -5 0 0 -3 0 8 3 -2 0 -3 1 0 1 -7 14 -1 0 -1 -1
1098 1055 1041 1019 1005 971 912 907 899 893 892 870 852 851 831 793 792 766 762 752 748 743 734 727 726 722 717 716 715 703 701 698 692 689 677 668 648 641 624 616 607 594 581 576 574 571 571 566 558 557 555 552 548 548 546 539 528 526 519 519 509 504 487 486 486 464 461
Rang
Aug. 2013
Sept. 2013
Okt. 2013
→ http://de.fifa.com/worldranking/index.html
Nov. 2013
Dez. 2013
Jan. 2014
1 -41 -83 -125 -167 -209
78 79 79 81 81 83 84 85 85 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 97 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 125 127 128 129 130 130 132 133 134 135 135 137 138 138 138 141 142 143 144
Platz 1
Aufsteiger des Monats
Trinidad und Tobago Oman Haiti DR Kongo Jamaika Belarus EJR Mazedonien Kongo Gabun Uganda El Salvador Angola Nordirland Neuseeland VR China Estland Aserbaidschan Äthiopien Moldawien Botsuana Liberia Benin Kuba Katar Georgien Litauen Niger Simbabwe Kuwait Zentralafrikanische Republik Äquatorial-Guinea Kenia Bahrain Kanada Guatemala Tadschikistan Dominikanische Republik Irak Lettland Malawi Tansania Sudan Mosambik Neukaledonien Luxemburg Libanon Burundi Zypern Namibia Philippinen Kasachstan Myanmar Malta Ruanda Suriname Turkmenistan Grenada Syrien DVR Korea Hongkong Lesotho Gambia Afghanistan Tahiti Palästina Vietnam Antigua und Barbuda
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0 6 0 1 -1 -2 -1 -1 -8 -1 2 -1 -1 -1 0 1 0 -2 0 0 1 0 0 2 -1 -1 0 2 -1 -1 0 0 0 1 1 1 1 -5 0 -1 2 0 -2 0 1 -2 0 1 0 0 0 1 2 3 1 2 2 -6 3 3 0 -7 2 2 -5 1 1
Absteiger des Monats
441 440 440 439 439 431 425 421 421 413 395 384 381 378 376 366 363 361 359 354 354 335 334 333 330 326 318 312 311 310 309 304 299 291 286 285 282 280 272 265 261 258 256 249 243 236 230 229 229 219 216 204 198 198 197 195 194 188 188 185 184 184 184 179 174 166 164
145 146 146 148 149 150 151 152 153 154 155 156 156 156 159 160 161 162 163 164 164 166 167 167 169 170 170 172 172 172 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 187 189 190 190 190 193 194 194 196 196 198 198 200 201 201 203 204 205 206 207 207 207
Mauretanien St. Lucia Kirgisistan Thailand Singapur St. Kitts und Nevis Guyana Belize Laos Malaysia St. Vincent und die Grenadinen Liechtenstein Indien Puerto Rico Nicaragua São Tomé und Príncipe Indonesien Guam Malediven Tschad Bangladesch Barbados Chinese Taipei Dominica Sri Lanka Aruba Färöer Salomon-Inseln Nepal Pakistan Bermuda Seychellen Mauritius Curaçao Vanuatu Jemen Mongolei Fidschi Samoa Guinea-Bissau Bahamas Swasiland Madagaskar Montserrat Kambodscha Brunei Darussalam Osttimor Tonga Amerikanische Jungferninseln Cayman-Inseln Papua-Neuguinea Britische Jungferninseln Amerikanisch-Samoa Komoren Andorra Eritrea Südsudan Macau Somalia Dschibuti Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino Turks- und Caicos-Inseln
-3 1 1 -2 1 -1 -1 7 -1 0 -2 -2 -2 -2 1 -2 0 -1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 -1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
161 155 155 153 152 150 149 146 144 143 142 141 141 141 137 126 124 123 120 116 116 101 95 95 90 87 87 86 86 86 83 67 66 65 53 50 49 47 45 42 40 37 33 33 28 26 26 26 23 21 21 18 18 17 17 11 10 10 8 6 5 3 0 0 0
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First Love
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Or t: Ipanema Beach, R io de Janeiro, Brasilien Dat u m : 9. Ja nu a r 2 0 1 4 Z e it : 19. 4 0 U h r
Yasuyoshi Chiba/AFP Photo
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NET ZER WEISS ES!
DAS OBJEK T
Welche Regeln braucht es, damit der Fussball so attraktiv wird wie Baseball? Frage von Cathleen Brooks, Austin (USA) Perikles Monioudis
D
a spricht eine waschechte Amerikanerin, wie ich sehe. Attraktive Spiele sind Baseball und American Football allemal, auch wenn sie mich persönlich nie mitgerissen haben. Die beiden Sportarten sind auf die Menschen in den USA zugeschnitten. Infrastruktur, Spieldauer, Darbietung, Trikots, elektronische Hilfsmittel, Härte – diese Elemente sind auch immer Angelegenheiten der Mentalität. Das erklärt die grossen Shows vor und während eines Anlasses in den USA, es erklärt aber auch, weshalb viele Amerikaner unseren Fussball als zu langweilig empfinden. Wir Europäer schätzen die Einfachheit eines Spiels: 22 Spieler, 2 Tore, 1 Ball und 90 Minuten, in denen das Spielgerät so oft wie möglich ins Netz muss. Hört sich im ersten Moment vielleicht sehr öde an, aber ich kann Ihnen versichern, Frau Brooks, das ist es nicht. Im Fussball mag es zwischendurch langweilige Partien geben, oft können aber individuelle Fehler, Exploits, Geniestreiche ein Spiel im letzten Moment entscheiden. Die Spannung ist vorhanden. Fussball bietet Athletik, Technik, Taktik, Emotionen und darf im Wesentlichen 36
nicht verändert werden, weil er dann seinen Charakter verlieren würde. Es ist wichtig, dass nicht nur die Fanatiker und die Freaks mitreden können, sondern auch die Leute, die abends oder am Wochenende den lockeren Austausch am Stammtisch mögen. Ich bin trotzdem der Meinung, dass der Fussball optimiert werden darf. Die TorlinienTechnologie macht Sinn und wird sich wahrscheinlich weltweit durchsetzen. Wesentliche Veränderungen sollten aber gut überlegt sein, so wie das eingeführte Rückpassverbot aus dem Jahr 1992. Diese Anpassung war genial und hat viel zur offensiven Spielweise von heute beigetragen. Å
Was wollten Sie schon immer über Fussball wissen? Fragen Sie Günter Netzer: feedback-TheWeekly@fifa.org T H E F I FA W E E K LY
imago
Alles im Griff Unser Experte Günter Netzer beim Tischfussball 1972.
Auch Fussballer haben einen Schuhtick. Sie gieren nach den neusten Modellen ihrer Leibmarke und bestellen die Hightech-Fussballschuhe in unterschiedlichen Farben, bedruckt etwa mit ihren Initialen oder ihrem Übernamen. Den Schuhen eignet kein Gewicht, sie sind federleicht, passen wie angegossen und lassen sich im Handumdrehen reinigen. Selbstredend bieten sie die Grundlage für richtig schnelle Sprints und einen angemessenen Antritt. Ja, sie sind durchaus mehr als Schuhe. Zumindest mehr als jene Fussballschuhe, mit denen sich die Akteure vor hundert Jahren abmühen mussten und deren Leder überall drückte – im Bild englische Schuhe der Marke “Cup Final” aus dem Jahr 1910 (im Besitz der FIFA). Mittel zum Zweck, befriedigten sie praktisch nur das Bedürfnis nach einem geeigneten Schuhwerk für das Treten gegen den Ball und das Laufen auf tiefem Boden; wobei “geeignet” hier “halbwegs tauglich” lauten muss, Fussball-“Stiefel”, wie sie damals noch genannt wurden – bis Sepp Herberger auf den Plan trat. Der erste deutsche Nationaltrainer nach dem 2. Weltkrieg suchte nicht nur eine kompetitive Mannschaft zusammen, er erkannte mit als Erster, dass das Schuhwerk im Fussball über Sieg und Niederlage entscheiden kann und deshalb mit grosser Sorgfalt bedacht und gefertigt werden muss. Herberger war seiner Zeit voraus und schon 1954 gedanklich längst im deutschen Wirtschaftswunder der 60er-Jahre angekommen. Er entwickelte zusammen mit Adi Dassler und dem Hersteller Adidas den ersten Stollenschuh, einen Fussballschuh, der an die Beschaffenheit und den Zustand des Rasens angepasst werden konnte. Deutschland schlug im “Wunder von Bern” das hoch favorisierte, aber auf dem morastigen Schweizer Platz herumrutschende ungarische Team 3:2 und wurde zum ersten Mal Weltmeister – sicher nicht nur wegen dem besseren Material, aber auch deswegen. Diese Tatsache wirkt bis heute nach. Auch Fussballer haben einen Schuhtick. Å
TURNING POINT
“Ich bin ein bisschen Italiener geworden” Vor 19 Jahren packte Javier Zanetti in Buenos Aires seine Sachen – für ein Abenteuer in Italien. Heute spielt der Argentinier noch immer bei Inter Mailand und sagt: “Es ist eine ewige Liebe.”
Chico De Luigi
A
ls ich 1995 mein Heimatland Argentinien in Richtung Mailand verliess, war ich noch nicht ganz 22 Jahre alt. Ich fühlte mich sofort zu Hause und dies auch dank der Unterstützung des Vereins. Ich bleibe immer Argentinier, aber ich bin nach so langer Zeit auch etwas Italiener geworden. Mein Wechsel von Atlético Banfield zu Inter Mailand war damals eine grosse Herausforderung – eine wichtige, wie sich herausgestellt hat. In all diesen Jahren konnte ich viele positive Erfahrungen sammeln, die mir nicht nur für meine Profikarriere, sondern auch in meinem Privatleben geholfen haben. Ich bin stolz, noch immer Teil dieses Klubs zu sein und würde sogar sagen, dass zwischen mir und Inter Mailand eine ewige Liebe entstanden ist. Die Zuneigung des Vereins und vor allem der Fans in all diesen Jahren hat mich geprägt. Ich habe versucht, mit meinen Leistungen diesen Leuten, der Familie Moratti und meinen Fans, etwas zurückzugeben. Javier Zanetti und Inter Mailand – es war von Anfang an eine ehrliche und wunderbare Beziehung. Meine Frau war nie eifersüchtig, sie wurde selber in all diesen Jahren zur grossen Inter-Anhängerin und ist sich bewusst, dass der Klub ein wichtiger Teil unseres gemeinsamen Lebens ist – und für immer sein wird! Es ist ein unglaubliches Gefühl bei einer Auswechslung in einem fremden Stadion die gegnerischen Fans zu sehen – wie sie aufstehen und applaudieren. Meine Leistung und mein Einsatz werden anerkannt, selbst wenn ich nicht ihre Farben trage – gibt es für einen Fussballer neben den Titeln etwas Schöneres? Ich bin stolz; auf das, was ich
Name: Javier Zanetti Geburtsdatum/Geburtsort: 10. August 1973, Buenos Aires Position: Abwehr / Mittelfeld Nationalteam Argentinien: 145 Einsätze, 5 Tore Inter Mailand: Seit 1995 im Verein, 608 Spiele, Champions-League-Sieger, UEFA-Pokal-Sieger, fünffacher Meister, vierfacher Pokalsieger.
erreicht habe und auf den Respekt, den mir auch andere Fans in ganz Italien entgegenbringen. Ohne meinen Ehrgeiz und meinen Willen, wäre ich nie das geworden, was ich heute bin. Selbst wenige Stunden nach meiner Hochzeit mit Paula stand ich bereits wieder auf dem Trainingsplatz. So bin ich. Seit ich entschieden habe, Profifussballer zu werden, lebe ich mit dieser Einstellung. Titel habe ich mit Inter einige gewonnen in den letzten Jahren. In Erinnerung bleibt mir vor allem mein Comeback am 9. November 2013: In der 82. Minute durfte ich im Heimspiel gegen Livorno – nach einem Achillessehnenriss und einer sechsmonatiger Zwangspause – endlich wieder einen Ernstkampf bestreiten. Schon beim Aufwärmen feuerten mich die Fans frenetisch an. Als ich dann eingewechselt wurde, brach ein Jubel aus. Es lief mir kalt den Rücken hinunter – ein unbeschreibliches Gefühl! Eine Standing Ovation, die ich nie vergessen werde. Diese Liebesgeschichte zwischen mir und Inter Mailand wird nach meiner Aktivkarriere weitergehen. Inter ist meine Familie und ich will auch in Zukunft ein Teil dieser Familie bleiben. T H E F I FA W E E K LY
Ich will diesem Verein weiterdienen und ihm nützlich bleiben. Mit 40 Jahren fühle ich mich – vor allem im Herzen – noch sehr jung. Mailand ist neben Buenos Aires meine Heimat geworden. Hier fühle ich mich wohl, hier führe ich auch zwei Restaurants. Meine Freunde und meine Familie in Argentinien haben meine Rückkehr nie forciert, weil sie wissen, dass es mir und meiner Familie in Mailand gut geht. In den fast 20 Jahren habe ich viele gute Menschen kennengelernt und Freunde gefunden, nicht nur Argentinier. Den Chilenen Ivan Zamorano beispielsweise, er ist der Pate meiner Tochter, oder Ivan Ramiro Cordoba aus Kolumbien, er ist der Pate meines zweiten Sohnes. Heute kann ich behaupten, dass es der richtige Entscheid war, 1995 nach Mailand zu gehen. Å
Aufgezeichnet von Giovanni Marti
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. 37
FIFA - R ÄT SEL - CUP
The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) Internet: www.FIFA.com/TheWeekly
1
Wer wurde am häufigsten “World Player of the Year”?
Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Tel. : +41-(0)43-222 7777 Fax : +41-(0)43-222 7878
N
S
Präsident: Joseph S. Blatter D
Generalsekretär: Jérôme Valcke
R
Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio Chefredakteur: Thomas Renggli
2
Diese beiden Sonnen stehen für zwei Länder. Die beiden spielten während einer WM gegeneinander. Wie ging das Spiel aus?
Art Director: Markus Nowak
Ständige Mitarbeiter: Jordi Punti, Barcelona; David Winner, London; Hanspeter Kuenzler, London; Roland Zorn, Frankfurt/M.; Sven Goldmann, Berlin; Sérgio Xavier Filho, São Paulo; Luigi Garlando, Mailand; Andreas Wilhelm
3
Bildredaktion: Peggy Knotz Produktion: Hans-Peter Frei (Leitung), Richie Krönert, Marianne Bolliger-Crittin, Mirijam Ziegler, Susanne Egli, Peter Utz Korrektorat: Nena Morf
A 4:2 I 2:3
:
Redaktion: Perikles Monioudis (Stv. Chefred.), Alan Schweingruber, Sarah Steiner
E 3:3 O 4:1
Bei der WM 1950 in Brasilien war nur ein Neuling dabei – England. Bei welcher WM gab es gar keinen Neuling – also alle Länder hatten selbst oder als Teil eines grösseren Landes bereits an einer WM teilgenommen? L 1938
N 1970
M 1990
V 2010
Zwei Herren im gleichen Team. Wie ging das Spiel aus?
4
Redaktionelle Mitarbeit in dieser Nummer: Giovanni Marti, Xavier Breuil
Y 3:3
E 4:4
T 5:5
O 6:6
Redaktionssekretariat: Loraine Mcdouall Übersetzung: Sportstranslations.com Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch Kontakt: feedback-TheWeekly@fifa.org Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus dem The FIFA Weekly – auch auszugsweise – ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.
Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautete: BOOT (ausführliche Erklärungen auf FIFA.com/theweekly). Inspiration und Umsetzung: cus
Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 29. Januar 2014 an feedback-TheWeekly@fifa.org. Die richtigen Einsendungen aller Rätsel bis am 11. Juni 2014 nehmen an der Verlosung von zwei Eintrittskarten für das WM-Finale am 13. Juli 2014 teil. Vor der Einsendung ihrer Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zur Ansicht bereit stehen: de.fifa.com/aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf T H E F I FA W E E K LY
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FR AGEN SIE DIE FIFA!
UMFR AGE DER WOCHE
Welches ist der beste WM-Song aller Zeiten?
Weshalb muss Venezuela im Rennen um die
Jennifer Lopez und Pitbull (im Bild) geben an der WM 2014 zusammen mit Brasil-Star Claudia Leitte den Ton an. Stürmen sie die Charts?
WM-Qualifikation gegen die südamerikanischen Teams antreten – und nicht gegen die Mitglieder der CONCACAF? José Beluardi Sanches Gil, Mérida (Mexiko) Antwort von Thomas Renggli Chefredakteur: Geografisch ist die Sache klar – und Venezuela ein Teil von Südamerika. Sportpolitisch gesehen gäbe es Interpretationsspielraum: Die Auswahlen von Französisch Guayana, Surinam
Meinungen auf: feedback-TheWeekly@fifa.org 1962 Chile
“El Rock del Mundial”
1966 England
“World Cup Willie (Where in this World are We Going)” Lonnie Donegan
1970 Mexiko
“Fútbol México 70”
Los Ramblers
Roberto do Nascimento
und Guyana – allesamt Länder, die südlich von
1974 BR Deutschland “Futbol”
Maryla Rodowicz
Venezuela liegen – zählen zur nord- und
1978 Argentinien
“Anthem”
Buenos Aires Municipal Symphony (Ennio Morricone)
historische Gründe: Als die spanischen und
1982 Spanien
“Mundial ’82”
Plácido Domingo
portugiesischen Kolonien in Südamerika im 19.
1986 Mexiko
“A Special Kind of Hero”
Stephanie Lawrence
1990 Italien
“Un’estate italiana (To Be Number One)”
Edoardo Bennato und Gianna Nannini
1994 USA
“Gloryland”
Daryl Hall and Sounds of Blackness
1998 Frankreich
“La Copa de la Vida (The Cup of Life)”
Ricky Martin
2002 Korea / Japan
“Boom”
Anastacia
2006 Deutschland
“The Time of Our Lives”
Il Divo feat. Toni Braxton
2010 Südafrika
“Waka Waka”
Shakira feat. Freshlyground
mittelamerikanischen Konföderation. Dies hat
Jahrhundert unabhängig wurden, blieben diese Gebiete zunächst Kolonien von Grossbritannien (Guyana), Frankreich (Guayana) und der Niederlande (Surinam). Sie orientierten sich kulturell und gesellschaftspolitisch weiterhin an den karibischen Nachbarn. So verläuft auch die sportliche Grenze ohne geografische Logik. Die drei Länder verbinden mit Venezuela eine Gemeinsamkeit: Sie schafften noch nie den Sprung an eine WM-Endrunde – Venezuela als einzige südamerikanische Nationalmannschaft.
40
Spielsperren wegen unerlaubten Wetten kassierte Michael Moffat, ein Stürmer des schottischen Klubs Ayr United. Der 29-Jährige hatte sieben Wetten auf
15
DER K ARTENSPIELER
Karten zeigte der Schiedsrichter Howard Webb im WM-Finale 2010
sechs Spiele seiner
zwischen Spanien und Holland. Der
eigenen Mannschaft
Polizeioffizier steht auch vier Jahre
sowie 150 Wetten auf
später wieder im Aufgebot. In der
andere Partien platziert.
englischen Presse wird er bereits als
Im schottischen Fussball
Kandidat für die Leitung des Eröffnungsspiels zwischen
läuft derzeit die Anti-Kor-
Brasilien und Kroatien am 12. Juni in São Paolo gehan-
14
DIE SCHIESSBUDENFIGUR
Gegentore kassierte der deutsche Torhüter Heinrich Kwiatkowski in zwei WM-Spielen – 1954 in der Vorrunde beim 3:8 gegen Ungarn und vier Jahre später im Spiel um Platz 3 beim 3:6 gegen Frankreich. Nach diesem Spiel bat Kwiatkowski darum, nicht mehr für die Nationalmannschaft aufgeboten zu
ruptions-Kampagne “Keep
delt. Von den 25 für die Endrunde nominierten Referees
werden. Sein
it Clean”. Auf einer Telefon-
stammen neun aus Europa, fünf aus Südamerika, vier
Wunsch war den
hotline können Verdachts-
aus Asien, je drei aus Afrika und der CONCACAF-Zone
fälle gemeldet werden.
und einer aus Ozeanien.
DFB-Verantwortlichen Befehl.
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Getty Images, Keystone
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DER WET TER