The FIFA Weekly Ausgabe #26

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NR. 26, 17. APRIL 2014

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

HERZOG EIN ÖSTERREICHER IN AMERIKA BLATTER VOM SINN DER GEISTERSPIELE MARKLUND MÜTTER ALS FUSSBALLPROFIS

TITELVERTEIDIGER SPANIEN

LA FURIA ROJA W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY


I N H A LT

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Anpfiff zum Campeonato Brasileiro In Brasilien beginnt in weniger als zwei Monaten die WM. Was viele nicht wissen: Die brasilianische Meisterschaft steht ebenfalls kurz vor dem Anpfiff. Bei Fluminese ist Fred, einer der Schlüsselspieler der Seleção, bereit.

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“Italien ist stark” Fabio Cannavaro erzählt im Gespräch von der Zeit nach seiner Karriere und erinnert sich an den Gewinn des WM-Titels 2006. Er denkt, dass Italien auch diesmal den WM-Pokal nach Hause bringen könnte.

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P residential Note: Geisterspiele FIFA-Präsident Blatter spricht sich für harte Strafen nach Publikumsausschreitungen aus, sagt aber klar: “Ein Fussballspiel ohne Zuschauer ist wie ein Konzert ohne Ton.”

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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com

Spanien: Erfolgsgarant Kurzpass Spanien reist als Titelverteidiger zur WM nach Brasilien. Die “Furia Roja” hat in den letzten Jahren Massstäbe gesetzt. Mit ihrem Tiki-Taka, dem viel gelobten Kurzpassspiel, wollen sie auch diesmal wieder überzeugen. Jordi Punti über die Vergangenheit und die Gegenwart des spanischen Fussballs.

N etzer weiss es! Kann ein Aussenseiter die WM gewinnen? Unser Experte denkt, dass dies auch 2014 nicht möglich sein wird. Denn er weiss: “Ein WM-Titelgewinn setzt eine gewisse Erfahrung voraus.”

Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com

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“We Are One (Ole, Ola)” Jennifer Lopez, die Sängerin des offiziellen WMSongs 2014, im Interview.

WM-Gruppen A – C

“La Furia Roja” Der spanische Jubel war in den letzten sechs Jahren grenzenlos. Unser Cover zeigt einen Fan in Barcelona nach dem Sieg des WM-Finales 2010, der eine Fahne mit der Aufschrift “Podemos!!!” (“Wir können!!!”) schwenkt.

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Gruppe B

Gruppe C

Brasilien

Spanien

Kolumbien

Kroatien

Niederlande

Griechenland

Mexiko

Chile

Elfenbeinküste

Kamerun

Australien

Japan

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Cover: Albert Gea / Reuters

Gruppe A


D I E WO C H E I N D E R W E LT D E S F U S S B A L L S

Europa 54 Mitglieder www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com

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Fussball oder Baby Hanna Marklund beendete ihre Karriere, als sie schwanger wurde.

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Andreas Herzog Der Co-Trainer des US-Nationalteams lebt den amerikanischen Traum.

Fuleco als Botschafter Das WM-Maskottchen auf Mission für Fussball und Ökologie.

WM-Gruppen D – H

Inhalt: Getty Images (3)

Gruppe D

Gruppe E

Gruppe F

Gruppe G

Gruppe H

Uruguay

Schweiz

Argentinien

Deutschland

Belgien

Costa Rica

Ecuador

Bosnien-Herzegowina

Por tugal

Algerien

England

Frankreich

Iran

Ghana

Russland

Italien

Honduras

Nigeria

USA

Korea

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emirates.com

Tomorrow brings us all closer To new people, new ideas and new states of mind. Here’s to reaching all the places we’ve never been. Fly Emirates to 6 continents.


UNCOVERED

Kleine Schritte, grosse Erfolge

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Susana Vera / Reuters

er Grundstein zu den spanischen Triumphen an der WM 2010 und den EM 2008 und 2012 ist der Kurzpass. Die Spanier legten im Mittelfeld akribisch Passdreieck an Passdreieck und überraschten mit dem öffnenden Zuspiel in Richtung des gegnerischen Tors. Sie nannten und nennen das noch immer: Tiki-Taka. Der Kurzpass ist so etwas wie die kürzeste Note in der Partitur – die inspirierten Spanier spielten damit die grosse Symphonie. Unser Mitarbeiter Jordi Punti zeichnet die vergangenen Jahrzehnte im spanischen Fussball nach und versucht eine Standortbestimmung, wenige Wochen vor der angestrebten Titelverteidigung der “Furia Roja” an der WM 2014 in Brasilien.

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er frühere Weltklassespieler Andreas Herzog stand einst gemeinsam mit Jürgen Klinsmann beim FC Bayern München unter Vertrag. Heute stehen der Österreicher und der Deutsche für das US-Team an der Seitenlinie. Andreas Jaros traf sich mit Herzog in einem Wiener Café und sprach mit ihm über die WM-Kampagne der Amerikaner und den ­A merican Dream.

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anna Marklund stand 118-mal im schwedischen Nationalteam. Die Innenverteidigerin trat 2008 zurück. “Es trifft zu”, sagt sie im Gespräch, “dass die Unterstützung für schwangere Fussballspielerinnen nicht riesig

ist. Und es ist schwierig, als Mutter weiterhin im Profisport tätig zu sein.” Marklund hofft, dass es einst möglich sein wird, “Teil einer Mannschaft und zugleich Mutter zu sein.”

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eisterspiele sind eine Strafe gegen den Fussball, die weit übers Ziel hinausschiesst, schreibt FIFA-Präsident Blatter in seiner wöchentlichen Kolumne. Denn: “Es sind die Krawallmacher, die sanktioniert werden müssen.” Verantwortlich für Letztere seien aber die Klubs – und so bleibe nur die Strafe gegen die Klubs, so Sepp Blatter. Å Perikles Monioudis

Omnipräsentes rotes Jersey Zwei neugierige spanische Brüder spielen vor dem Haus.

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SPANIEN

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Die Architekten des Tiki-Taka T H E F I FA W E E K LY

Denis Doyle/Getty Images

Unb채ndige Freude Sergio Ramos und das spanische Team wollen auch die WM 2014 auf den Kopf stellen.


SPANIEN

Der WM-Titelverteidiger Spanien hat mit seinem Kurzpass-Spielsystem den Fussball perfektioniert und so drei grosse Titel errungen. Doch die Konkurrenz hat dazugelernt. Wo steht Coach Vicente del Bosques Team kurz vor der WM?

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Jordi Punti

panien ist heute ein geteiltes Land, und dabei geht es nicht um Politik. Die Fussballfans sind in zwei Lager gespalten: Da wären einerseits die jüngeren und optimistischen, die bisher kaum Niederlagen der spanischen Nationalmannschaft gesehen haben, und andererseits die Erwachsenen, die die ältere Vergangenheit miterlebt haben und sich jetzt angesichts dieses wunderbaren Jahrzehnts die Augen reiben. Der Dreifacherfolg von “La Roja” – ehemals als “La Furia” (die Furie) bekannt – schwebt wie ein riesiger persönlicher Schutzgeist über allem und sollte bei den Gegnern für Unruhe und bei den Einheimischen für Gelassenheit sorgen. Die Siege bei der

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EM 2008 in Österreich und der Schweiz, bei der WM 2010 in Südafrika und bei der EM 2012 in der Ukraine und Polen sowie eine lange Siegesserie haben Spanien in der Weltrangliste der FIFA auf den ersten Platz katapultiert. Ausserdem ist diese spanische Spielergeneration damit zu der erfolgreichsten aller Zeiten avanciert. Die Trikots von Akteuren wie Iniesta, Puyol, Casillas, Xavi, Ramos, Villa, Busquets, Cazorla, Silva, Piqué, Xabi Alonso und Torres finden weltweit reissenden Absatz. Noch grössere Bedeutung erfährt das Ganze – sofern dies möglich ist – dadurch, dass die riesige Fussballbegeisterung, die jahrzehntelang in den Stadien jeder Stadt in Spanien und von den Kindern in den Strassen ausgelebt wurde, angesichts des dürftigen Abschneidens der Nationalmannschaft keinen Widerhall fand. Im Grunde wussten die Spanier nicht, wofür sie eigentlich standen. Ein Psychologe äusserte einst die Vermutung, dass die existentiellen Zweifel die geopolitiT H E F I FA W E E K LY

sche Situation des Landes widerspiegelten: Es sei hin- und hergerissen zwischen der chaotischen Lebensfreude und dem schelmischen Charakter Lateinamerikas (zurückzuführen auf die koloniale Vergangenheit) und die Notwendigkeit der Ordnung im Nachkriegseuropa. Mit Blick auf die Geschichte ist es überraschend, dass die Vormachtstellung, die Real Madrid von 1956 bis 1960 im europäischen Vereinswettbewerb innehatte, sich nicht auch in einem “Goldenen Zeitalter” für die spanische Nationalmannschaft niederschlug. Schliesslich hatte der Klub in diesem Zeitraum die fünf ersten Auflagen des Europapokals der Landesmeister gewonnen. Dennoch konnte Spanien sich noch nicht einmal für die WM 1958 in Schweden qualifizieren, und das obwohl das Team Stars wie R amallets, Gento, Kubala und Di Stefano in ­ ­seinen Reihen hatte.

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Chancen aus dem Nichts Vielleicht lag das Problem darin, dass im Spanien des Diktators Franco eher physische Werte wie Ethnie, Stolz, Mut und Ehrgefühl zählten, während kreatives Talent, individuelles Können oder die Fähigkeit, Chancen aus dem Nichts zu kreieren, nicht sehr hoch angesehen waren. Dies waren im Übrigen Eigenschaften, die Di Stefano oder Kubala auf sich vereinten, ein Argentinier und ein Ungar, die die spanische Staatsbürgerschaft angenommen hatten. Wie in allen Diktaturen war der Sport auch in der Franco-Ära (von 1939 bis 1975) ein Mittel, um den patriotischen Geist zu wecken und das Volk zu einen. Im Jahr 1960 gibt es ein gutes Beispiel dafür, dass diese Manipulation im Fussball stattfand. Spanien musste in der Qualifikationsrunde für die erste EM antreten, die in Frankreich stattfinden sollte. Einer der Gegner war die Sowjetunion. Der Kommunismus, der “Rote Terror”, war das

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1 Galaktische Trophäe Real Madrid und der europäische Meisterpokal (18. Mai 1960). 2 Goldener Stern Der 1909 gegründete Verband errang 2010 den WM-Titel. 3 Auf zum Titel Die spanische Umkleide vor dem WM-Finale 2010. 4 Naturalisiert Der gebürtige Ungar Laszlo Kubala (r.) und der gebürtige Argentinier Alfredo Di Stefano.

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SPANIEN

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5 Erster Titel Spanien gewinnt am 21. Juni 1964 in Madrid das EMFinale gegen die Sowjetunion. 6 Mirós Plakat Die WM 1982 in Spanien mit künstlerischer Note 7 Kurzpass Spanien bezwang am 23. Juni 2012 im EM-Finale von Donetsk Frankreich. 8 Xavi Der Barça-Star ist der Dreh- und Angelpunkt im spanischen Spiel. 8

ala oder Maradona. Heute sind das in unserer Vorstellung Pioniere, die nach Spanien k ­ amen, um einen ganz neuen Fussball zu entdecken. Die Geburtsstunde des Tiki-Taka Vor einer Woche schrieb David Winner an dieser Stelle in seinem Artikel über die gegenwärtige Situation der niederländischen Auswahl, der “Fussball total” – zelebriert vom so genannten “Uhrwerk Orange” – sei in den Niederlanden erfunden worden und der FC Barcelona sowie Bayern München hätten es viele Jahre später verstanden, ihn erfolgreich zu modernisieren. Wenn wir diesen Faden weiterspinnen, ist es sicher keine allzu gewagte These, dass Spanien bei seinen drei Titelgewinnen dank einer verbesserten Version dieser niederländischen Fussballvariante triumphierte – oder besser gesagt: dank des Vermächtnisses, das Rinus Michels und Johan Cruyff bei Barcelona hinterliessen. Das Aufkommen des Kreativ-Fussballs der spanischen Nationalmannschaft im Jahr 2008 fiel zeitlich mit einer der brillantesten Etappen Barças zusammen, das zunächst vom Niederländer Frank Rijkaard und später dann von Pep Guardiola trainiert wurde. Beide setzten auf ein und denselben Spieler, um die von ihnen propagierte Spielweise auf dem Platz optimal umzusetzen. Gemeint ist natürlich Xavi Hernández, der sein Debüt im Übrigen unter einem weiteren Niederländer feierte,

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Die grössten Optimisten werden in der WM 1982 einen Wendepunkt sehen, die in Spanien stattfand. Zu diesem Zeitpunkt war das Land bereits eine junge Demokratie, ein zartes Pflänzchen, das noch gehegt werden wollte. Die grossen Spiele dieses Turniers lieferten allerdings andere Mannschaften, beispielsweise Brasilien mit Zico und Sócrates, Polen mit Lato sowie der Turniersieger Italien, bei dem Tardelli und Rossi zu beeindrucken wussten. Aber wenn diese Weltmeisterschaft etwas Positives bewirkte, dann war es sicher die Schaffung eines ganz neuen Panoramas: Neue Stadien, neue Infrastruktur und Investitionen schufen die Atmosphäre eines Massenspektakels. Wenn das Nationalteam auch weiterhin von existenziellen Zweifeln geplagt war und nicht wusste, wofür es stand, so hatte der spanische Fussball zumindest seine Fangemeinde erweitert. Ausserdem verpflichteten die reicheren Klubs bereits seit einigen Jahren prestigeträchtige Spieler wie Netzer, Breitner, Cruyff, Ay-

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unter Louis van Gaal, dem aktuellen niederländischen Nationalcoach. Mit seiner Art zu spielen und die anderen ins Spiel zu bringen, hatte Xavi bei seinem Klub bereits hervorragende Ergebnisse erzielt. So war es ein gelungener Schachzug von Luis Aragonés und später auch von Vicente del Bosque, ihn mit Spielern zu umgeben, die von seinen Eigenschaften profitieren konnten. Fast unbewusst und mit der ihm eigenen schlichten Ungezwungenheit brachte Aragonés den Wandel, den es in der spanischen Nationalmannschaft gegeben hatte, eines Tages auch sprachlich zum Ausdruck. Anlässlich einer Pressekonferenz bezeichnete er die Nationalmannschaft als “La Roja” anstelle des üblichen Spitznamens “La Furia” oder “La Furia Roja” (“Die rote Furie”) . Traditionell kamen die Nationalspieler der “Furia” nämlich vor allem aus den Reihen von Real Madrid. Die Madrilenen stellten die grösste Anzahl von Spielern, hinzu kamen die besten Akteure anT H E F I FA W E E K LY

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grosse politische Feindbild Francos, und da man verpflichtet gewesen wäre, nach Moskau zu reisen und später die Sowjets in Spanien zu empfangen, zog er es vor, erst gar nicht anzutreten. Er ordnete das freiwillige Ausscheiden Spaniens an. Eine hervorragende Auswahl mit Stars wie Luis Suárez, Segarra, Gento, Kubala und Di Stefano konnte wegen der Allüren des Diktators nicht spielen. Die Angst, gegen den Kommunismus zu verlieren, war grösser als die Hoffnung auf einen glorreichen Sieg. Die UEFA belegte den spanischen Fussballverband mit einer Strafe und beschloss die automatische Qualifikation der Sowjetunion, die das Turnier in der Folge für sich entscheiden sollte. Später betraute die UEFA Spanien mit der Ausrichtung der zweiten EM, 1964, vielleicht auch, um die Wogen zu glätten. Der Spielplan war den Spaniern gewogen, und sie trafen erst im Finale in Madrid auf die Auswahl der UdSSR, die sie dank eines Treffers von Marcelino 2:1 besiegten. Das Bild des Spielers, der den Ball ins Tor jagte, wurde zu einem Symbol des Franco-Regimes, zu einem Triumph, der als Geschenk des Schicksals zum 25. Jahrestag ­seines Sieges im Bürgerkrieg herhalten musste. Abgesehen von diesem Erfolg jedoch hinterliess der spanische Fussball zur damaligen Zeit nicht viele Spuren. Die Träume und Ambitionen vor einer Weltmeisterschaft oder einem olympischen Fussballturnier lösten sich jedes Mal nach der ersten oder zweiten Partie in Wohlgefallen auf.


SPANIEN

derer Teams, vor allem des Erzrivalen FC Barcelona. Ende der 1980er- und in den 1990er-Jahren war es den Stars der letzten grossen Spielergeneration ­Reals gelungen, eine höhere Stufe auf der Leiter zu erklimmen. Es handelte sich dabei um die so genannte “Quinta del Buitre” (die Klasse des Geiers), benannt nach dem Spitznamen des charismatischen Emile Butragueño. Ihr gehörten Butragueño, Míchel, Sanchis, Pardeza und Martín Vázquez an, die mit der Nationalmannschaft bei der EM 84 in Frankreich den zweiten Platz belegten. Unter Luis Aragonés vollzog sich dann ein schrittweiser Wandel, als es ihm gelang, Spieler und Fans nach und nach vom neuen Modell zu überzeugen. Den ersten grossen Erfolg gab es bei der EM 2008. Leistungsträger von Real Madrid wie Sergio Ramos, Iker Casillas oder Xabi Alonso gesellten sich zur Barça-Fraktion um Puyol, Xavi, Iniesta und Cesc Fábregas sowie später Pedro, Piqué und den unberechenbaren Busquets. Sie zogen einen auf Spielkontrolle ausgerichteten Offensivfussball auf, der vor allem auf Ballbesitz gründet. Damit war der Tiki-Taka geboren. “Tiki-Taka, Tiki-Taka, Tiki-Taka …” Tatsächlich gibt es, wie so oft bei schönen Erfindungen, mehrere Theorien zum Ursprung des Begriffs Tiki-Taka. Diverse Fans schreiben die Herkunft ihrem Verein zu, gemeinhin geht man jedoch davon aus, dass der Begriff ursprünglich abwertend ge-

Reuters (1), Getty Images (2), PD (1)

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meint war. Als erstes benutzte ihn wohl in den 1980er-Jahren José M. Maguregui, seines Zeichens Trainer von RCD Espanyol, um die eher gemächliche Spielweise des FC Barcelona von Bernd Schuster zu kritisieren, der dem kontrollierten Querspielen und Zirkulieren des Balls in den eigenen Reihen den Vorzug vor steilen Spielzügen in die Spitze gab. In Umlauf brachte den Begriff allerdings der Journalist Andrés Montes, der Fussballspiele im Fernsehen kommentierte. In seiner lustigen und unbekümmerten Art begleitete Montes bereits bei der WM 2006 die einzelnen Stationen der Pass-Stafetten von Aragonés’ Auswahl mit einem rhythmischen “Tiki-Taka, Tiki-Taka, Tiki-Taka …”, das fast schon musikalisch anmutete. Diese Lautmalerei war einfach wunderbar, denn sie klang wie ein schneller werdender Herzschlag, wie das Tick-Tack des niederländischen “Uhrwerk Orange” und der sanfte Sambarhythmus des besten brasilianischen Fussballs. T H E F I FA W E E K LY

Im Juli 2010, als Spanien die WM in Südafrika gewann, erntete das Team Lob von allen Seiten. Der ehemalige italienische Nationalspieler Franco Baresi hob den Charakter der Mannschaft hervor, der Trainer Roberto Martínez definierte die Spielweise als “reif”. Franz Beckenbauer, noch immer überrascht von der Niederlage Deutschlands im Halbfinale, sagte, die WM stehe eher im Zeichen der Kollektive als im Zeichen der Einzelspieler. Andere gaben an, Tiki-Taka sei ein schnelles Reissbrettspiel, ein architektonischer Plan, die Linienführung wurde gar mit dem berühmten Mosaik von Antoni Gaudí verglichen: Die Schönheit, die Farbgebung und die Klarheit, die nur der hervorbringen kann, der weiss, dass eine gerade Linie nicht immer die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist. Oder zumindest nicht die schönste. Der ausgewogene Kader aus talentierten, ehrgeizigen und bescheidenen Spielern ist grösstenteils der Arbeit der beiden letzten spanischen Nationaltrainer zu verdanken. Vielleicht wurden die Rollen, die Luis Aragonés beim ersten EM-Titel und Vicente del Bosque bei der WM 2010 und der EM 2012 spielten, zu wenig gewürdigt. Obwohl sie sich in ihrem Stil unterscheiden, haben sie doch auch vieles gemein, beispielsweise die Nähe zu den Spielern. Schliesslich waren beide zuvor selbst hochklassige Spieler und konnten aus eigener Erfahrung Verständnis für die Probleme ihrer Schützlinge aufbringen. Aragonés, der im Februar im Alter von

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75 Jahren verstarb, verhalf den meisten der besagten Spieler zu ihrem Debüt, behandelte sie mit Respekt und Autorität und verstand es hervorragend, aus jedem das Beste herauszuholen. “Der Weise von Hortaleza” (mit Bezug auf seinen Geburtsort) hatte zuvor bereits zahlreiche spanische Klubs trainiert und mit der Zeit ein Gespür für den Fussball entwickelt, das es ihm ermöglichte, die besten Eigenschaften jedes Spielers zum Vorschein zu bringen. Vicente del Bosque, der aktuelle Nationaltrainer, war früher ein ballgewandter Spieler mit viel Spielübersicht und taktischem Kalkül, der ein perfektes Verständnis von der Rolle hat, die ein schöpferischer Gestalter im Mittelfeld spielen sollte. Als Spieler blieb er in seiner Karriere Real Madrid treu, und als Trainer gewann er mit dem Team der ­“Galaktischen” zweimal die Champions League. 2008 übernahm er das Ruder in der Nationalmannschaft, wo er sich seither einen Namen als umgänglicher Trainer gemacht hat, der seinen gesunden

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9 Pure Freude Spanischen Fans feiern in Madrid den WM-Titel 2010. 10 Bayernspieler Thiago (r.) und Javi Martínez. 11 Dreimal Hoch Coach Luis Aragones nach dem EM-Finalsieg 2008. 12 Andrés Montes “Tiki-Taka, Tiki-Taka, Tiki-Taka …”

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SPANIEN

Wen aufstellen? Es gibt zwei Momente, die sich positiv oder negativ für Spanien auswirken können. Zunächst einmal wird Del Bosque auf den zentralen Kern von Spielern setzten, die ihm die bisherigen Erfolge gebracht haben und vorwiegend aus den Reihen des FC Barcelona stammen. Allerdings wird damit auch eine reifere Mannschaft auf dem Feld stehen, in der Stützpfeiler wie Xavi und Puyol an spielerischem Gewicht verloren haben. Nun gilt es, die

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13 Verteidiger ganz vorn Carles Puyol (l.) kommt im WM-Finale 2010 zum Abschluss. 14 Star-Trainer Vicente del Bosque (l.) und Pep Guardiola. 15 Hinter Neymar Am Konföderationen-Pokal-Finale 2013 unterlagen die Spanier den Brasilianern. 16 In guter Gesellschaft Vor einem WMQualifikationsspiel der Spanier.

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“Aragonés behandelte seine Spieler mit Respekt und Autori tät.” wichtigen neuen Leistungsträgern in Del Bosques Team zählen. Thiago könnte in einigen Phasen des Turniers wie Xavi agieren, und Martínez ist ein Allround-Spieler. Und damit sind wir bei einem weiteren Faktor angelangt, den es zu berücksichtigen gilt: Es bleibt abzuwarten, inwieweit Del Bosque auf Spanier setzen wird, die in ausländischen Ligen aktiv sind – und deren Anzahl im Team beständig steigt. Zu nennen wären beispielsweise Akteure wie Mata, Silva, Negredo, Cazorla und Azpilicueta. In einigen Wochen, am 11. Mai, wird Del Bosque die vorläufige Kaderliste für Brasilien herausgeben. Natürlich ist auch noch allen das Finale des Konföderationen-Pokals 2013 in Erinnerung, in dem Spanien Brasilien 0:3 unterlag. Das war eine traurige Angelegenheit, die die Spanier lieber vergessen und die in der WM-Vorbereitung keine Rolle spielen soll. Glück geht über Traurigkeit, egal, was Tom Jobim sagt. Spanien ist heute ein Land, das dringend Streicheleinheiten und Lebensfreude braucht. Es

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richtige Mischung zu finden. Dieser Spielerkreis – zu dem auch Villa, Xabi Alonso und Torhüter Casillas gehören, der bei Real Madrid in der Liga nur noch Reservist ist – muss mit jüngeren Akteuren wie Juanfran oder Isco bereichert werden, damit am Ende eine gelungene Komposition aus Neu und Alt auf dem Platz steht, wie immer natürlich dirigiert von Mittelfeldgenie Iniesta. Ausserdem darf man nicht vergessen, dass die spanischen Turniersiege der Jahre 2010 und 2012 auch auf der Grundlage von Tiki-Taka-Automatismen zustande kamen, die Guardiola mit dem Mittelfeld Barças einstudiert hatte und die Del Bosque mit Anpassungen auf das Nationalteam übertragen konnte. Allerdings wäre es möglich, dass jetzt Deutschland durch den Bayern-Block im Nationalteam über Teile dieser Automatismen verfügt. Andererseits werden Thiago und Javi Martínez, die ja bekanntermassen ebenfalls bei Bayern München unter Vertrag stehen, zweifellos zu den

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ist gebeutelt von den Problemen, die die Krise mit sich bringt; die hohe Jugendarbeitslosigkeit, die Regierung, die einen strengen Sparkurs fährt. Diese allgemeine Unzufriedenheit wird während der WM in Brasilien hintergründig im Raum stehen. Sie kann sich für die Spieler als Belastung erweisen, aber auch als Motivation. Ein WM-Sieg Spaniens hätte keinen Einfluss auf die wirtschaftliche Lage des Landes, aber er würde die Stimmung heben und vielleicht einen Beitrag dazu leisten, die Zukunft in einem anderen Licht zu sehen. Vicente del Bosque sagte kürzlich in einem Interview: “Wir sind sehr gut, unsere Spielweise findet viel Anerkennung, wir haben eine Vorstellung davon, was wir tun müssen. Um weiterzukommen, müssen wir jetzt mit Engagement, Bescheidenheit und Vernunft an die Sache herangehen. Wir dürfen keine Aufschneider sein und denken, dass wir die Grössten sind. Wir müssen ganz normal sein, denn nichts anderes sind wir.” Å T H E F I FA W E E K LY

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Menschenverstand einsetzt, das Rampenlicht meidet und seinen Spielern mit Respekt gegenübertritt. Sein grösstes Verdienst ist vielleicht, dass er das Siegen zu etwas ganz Normalem gemacht hat. “Die Traurigkeit hat kein Ende, das Glück schon”, sang einst der Brasilianer Tom Jobim. Die Spanier wollen in Brasilien beweisen, dass er sich geirrt hat und dass ihnen das Glück hold ist. 2010, am Vorabend des Finales zwischen Spanien und den Niederlanden, schrieb der Schriftsteller Javier Marías in einem Artikel: “Spanien geht mit dem Vertrauen der Unschuldigen in dieses Finale, die nicht nur ’frei von Schuld’ sind, sondern ausserdem ’gewisse Dinge gar nicht kennen’.” Heute, vier Jahre später, hat die spanische Nationalmannschaft sich in der ganzen Welt Respekt verschafft. Sie kennt Siege und ist nicht mehr unschuldig, aber genau deshalb ist sie auch der Gegner, den es zu schlagen gilt.


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Feiern mit dem FIFA-Pr채sidenten Das spanische Team bei der WM-Pokal체bergabe am 11. Juli 2010 in Johannesburg. T H E F I FA W E E K LY

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Sechs unvergessliche Jahre

Vor Beginn der Europameisterschaft galten die üblichen Verdächtigen als Favoriten, nämlich Deutschland, die Niederlande, Italien und Frankreich … Dann zeigte sich jedoch sehr schnell, dass sich Spanien dieses Mal von den anderen abhob. Die Spanier spielten eine perfekte Vorrunde und setzten sich im Viertelfinale nach Elfmeterschiessen gegen Italien durch. Sie gewannen auf sehr italienische Art, und das verlieh dem Team Flügel. Das Finale gegen Deutschland entschied “La Roja” mit einem einzigen Tor von Torres für sich. Das Team von Luis Aragonés bestach mit starkem Fussball. Villa wurde bester Torschütze des Turniers. Xavi, der einen königlichen Auftritt hinlegte, wurde zum besten Spieler der EM gewählt. “Wir haben dem Fussball einen Gefallen getan”, erklärte er am nächsten Tag in Interviews. In Bezug auf seinen Trainer fügte er hinzu: “Luis ist der Inbegriff des Fussballs und er versteht es auch noch, diesen Inbegriff weiterzugeben. Wir haben auf eine ganz bestimmte Spielweise gesetzt und damit gewonnen.” Å

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Südafrika war die Weltmeisterschaft der Vuvuzelas, des Waka-Waka und des Kraken Paul; für Spanien war es jedoch vor allem der euphorische Aufschrei, den “La Roja” auslöste. Das Team startete mit einer Niederlage gegen die Schweiz und einer eher zögerlichen Spielweise ins Turnier, fand jedoch nach und nach zu seiner Philosophie und zum Glauben daran zurück. Der Treffer von Puyol im Halbfinale gegen Deutschland, den er per Kopf erzielte, war eine Demonstration von Siegeswillen und Strategie. Für den FC Barcelona hatte er bereits einen ähnlichen Treffer erzielt. In der K.o.-Runde gewann Spanien all seine Spiele 1:0 und im Finale gegen die Niederlande wollte das Tor erst in der Verlängerung fallen. Es war eine taktisch geprägte Partie: Angesichts des Kurzpass-Spiels der Spanier warfen die Niederländer ihre Ideale über Bord und verteidigten bis zum Schluss. Ein wunderschöner Treffer von Iniesta in der Verlängerung brachte die gerechte Entscheidung. “Newton hat mir geholfen”, so Iniesta später, “Ich habe den Ball unter Kontrolle gebracht und dann gewartet, bis er herunterkam. Ich wusste, dass es ein Tor werden würde. Es war eine Sache des Gravitationsgesetzes.” Å

Obwohl er keinen einzigen Treffer erzielte, wurde Iniesta zum besten Spieler der EM gewählt. Fernando Torres war bester Torschütze eines Wettbewerbs, bei dem Spanien mit grosser ­Autorität und Frische auftrat. Damit bewies man, dass die Erneuerung nach der WM gelungen und die Mannschaft intakt war. Das Finale in Kiew, das mit einem 4:0-Sieg gegen Italien endete, stand sinnbildlich für den Weg eines aufstrebenden Teams, das auch schwierige Situationen mit Einsatz gemeistert hatte, beispielsweise das Halbfinale gegen ­Portugal, in dem die Spanier sich erst im Elfmeterschiessen durchsetzen konnten. Nach dem hervorragenden Auftritt im Finale titelte die französische Zeitung “L’Équipe” mit einem einzigen Wort: “Gracias!” (Spanisch für “Danke!”). Die lobenden Adjektive waren den begeisterten Journalisten bereits ausgegangen. Å

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BLICK IN DIE LIGEN

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Brasilien: Campeonato Série A

Das Spektakel vor dem Spektakel Sven Goldmann ist Fussball­ experte beim “Tagesspiegel” in Berlin.

Es gibt auch ein Spektakel vor dem Spektakel. Es be­ ginnt schon jetzt im April und findet doch weitgehend verborgen vor denen statt, die im Sommer gar nichts anderes mehr kennen als Brasilien. Jeder begeistert sich für die Welt­ meisterschaft, sie beginnt am 12. Juni. Aber wer weiss schon, dass jetzt, zwei Monate vor der WM das Campeonato Brasileiro beginnt, die Meisterschaft in dem Land, das jeder kennt und dessen Liga doch für viele ein Mysterium ist? Da ist zum Beispiel Fluminense, die Mann­ schaft aus Rio de Janeiro, die hauptsächlich von den Fans aus dem Umland geliebt wird (vor allem im Gegensatz zu Flamengo und ein

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bisschen auch zu Vasco da Gama und Bota­ fogo). Am Samstag empfängt Fluminense zum ersten Saisonspiel die Konkurrenz von Figuei­ rense. Das ist ein Klub von eher regionaler Bedeutung, er spielt in Florianopolis, eine der südlichsten Städte Brasiliens. Florianopolis wäre auch ganz gern dabei gewesen bei der WM, aber die Bewerbung fiel durch, denn das Stadion entsprach nicht den Ansprüchen. Diese Probleme hatte Fluminense nicht. Die Heimat der grün-weiss-roten Tricolor ist das Maracaña, und eine WM ohne das berühm­ teste Stadion der Welt ist schwer vorstellbar. So in etwa trifft das auch auf Fluminense und das Campeonato Brasileiro zu. Fluminen­ se zählt zu den prominentesten Mannschaf­ ten in Brasilien, war 2012 Meister – bis dann gleich im nächsten Jahr dieser Betriebsunfall folgte, der rechnerisch vollzogene Abstieg aus der obersten Klasse. Wie auf Bestellung setzte dann am zum Finale der Liga die eigentlich schon gerettete Konkurrenz Portuguesa aus São Paulo einen gesperrten Spieler ein, was ihm in der Arithmetik der Liga einen Abstiegsplatz bescherte und Fluminense in der Liga beliess.

Ein Stürmer im Maracaña Der Fluminense-Kapitän und brasilianische Nationalspieler Fred zeigt, wo’s lang geht. 14

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Das war eine schöne Nachricht, jedenfalls für die vielen Fans rund um Rio und vor allem für den Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari. Sein Stürmer Fred, einer der Schlüsselspieler der Seleçao, darf sich nun doch unter besten Bedingungen für den Mundial im Sommer vorbereiten. Fred wäre nach einem Abstieg schon ganz gern gewechselt, aber Fluminense hätte auf keinen Fall eine Freigabe erteilt. Am Ende blieb Fluminense im Campeonato und Fred in Rio – aber die heisse WM-Phase begann für beide nicht ganz so gut, nämlich mit einer 1:3-Niederlage im Pokal beim Hori­ zonte Ceará. Die Fans waren ziemlich ausser sich, worauf ihnen Fred entgegnete, sie hätten nicht das Recht dazu. Das gab dann wiederum einigen Ärger in der Öffentlichkeit, aber im Rückspiel fand alles ein gutes Ende. Fluminense siegte 5:0 gegen Ceará im Maracaña. Und ebendort erwarten die Torcedores nichts anderes, wenn am Wochenende die Gegnerschaft von Figueirense zum ersten Akt des Spektakels vor dem Spektakel vorbeischaut. Å

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Malawi: TNM Super League

Hoffnungen zum Start der Liga Peter Kanjere ist Sportjournalist in Malawi.

Malawis Eliteliga, die TNM Super League, startet am 19. April 2014 in die neue Saison. Das südostafrikanische Land verfügt über enorm talentierte Spieler und die Fussball-Leidenschaft ist gross. Der von der Zentralbank gesponserte Klub FC Silver Strikers will den Titel in der 15 Teams umfassenden Liga zum vierten Mal in Folge erringen – das wäre Rekord. Das ist sicherlich ein sehr ehrgeiziges Ziel, aber laut Silvers Mannschaftskapitän Lucky Malata ist in der Liga alles möglich. “Wir haben die erforderliche Tiefe im Kader, um in der nächsten Saison weitere Trophäen zu gewinnen. Als Kapitän werde ich alles daran setzen, damit es uns gelingt”, so Malata. Bei Silver will man dieses Ziel erreichen, ohne grosse Namen zu verpflichten. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen dieses Mal dafür entschieden, auf einige Juwele aus der eigenen Jugend zu setzen.

Bobby Kabango

Allerdings ist man sich auch der wachsenden Dominanz der fünf malawischen Armeeklubs Red Lions, MAFCO, Kamuzu Barracks sowie der Neulinge Support Battalion und Moyale Barracks bewusst, von denen Letzterer in der Vorsaison den zweiten Platz belegte. In der abgelaufenen Spielzeit schlug MAFCO das Team von Silver im Presidential Cup 10:9 nach Elfmeterschiessen und errang die Trophäe. Kamuzu Barracks sicherte sich derweil mit einem 1:0-Sieg gegen Moyale den Titelgewinn im Carlsberg Cup. Vier der fünf Armeeklubs wollen ihre Vorherrschaft nun von den Pokalwettbewerben auf die Liga ausweiten. Kapitän Gilbert Mittawa, der Pressesprecher von Kamuzu Barracks, dazu: “Nach einer Analyse unserer Stärken und Schwächen sind wir der Ansicht, dass wir die Erwartungen übertreffen konnten. Vor der neuen Saison wollen wir nun verstärkt auf Disziplin- und Logistikprobleme eingehen.” Auch die Big Bullets und die Mighty Wanderers, zwei rivalisierende Klubs aus der Stadt Blantyre, könnten durchaus noch ins Rennen um den Meistertitel eingreifen, wenn es ihnen auch an Sponsoren mangelt. In der vergangenen Saison landeten die Bullets auf dem achten und die Wanderers auf dem

sechsten Platz. Blantyre ist das wirtschaftliche Zentrum Malawis, während Lilongwe die Verwaltungshauptstadt ist. Die beiden von EPAC neu verpflichteten Hochkaräter Pilirani Zonda und Mussa Manyenje lassen bei den Bullets die Hoffnungen auf eine Trophäe in der nächsten Saison steigen. In der vergangenen Spielzeit gingen die Bullets leer aus, und der Abgang von Chimango Kaira, einem Leistungsträger im Mittelfeld, zum mosambikanischen Klub Costa Del Sol schien die Stimmung im Team gedämpft zu haben. Die Wanderers ihrerseits gewannen in der letzten Saison zum zweiten Mal in Folge die Standard Bank Knock-out Trophy, ein Erfolg, auf dem sich aufbauen lässt. Es handelt sich dabei um ein von der Standard Bank Malawi gesponsertes Turnier. Die malawische Liga heisst mit Support Battalion, Chikhwawa United und Karonga United drei Neulinge willkommen, die den Aufstieg aus den Zweitligen Zentral, Süd und Nord geschafft haben. Sie ersetzen die abgestiegenen Klubs Mponela United, Evirom und Mzuzu United. Bisher hat ausser den Teams aus der Zentral-Region kein Neuling länger als eine Saison in der Super League bestehen können. Daher werden die neuen Teams vermutlich erst einmal ums blosse Überleben kämpfen. Diese Ansicht vertritt auch Owen Chomanika, der Vorsitzende von Chikhwawa,

der mittlerweile den ehemaligen Bullets-Trainer Gerald Phiri als Fussball-Direktor an Land gezogen hat. “Unser Ziel ist es, nicht abzusteigen. Ausserdem haben wir die Absicht, unseren Kader zu verstärken. Mit Phiri als Kopf des gesamten Trainerstabes glauben wir, in der Liga bestehen zu können”, so Chomanika. In Malawi werden neben der gesponserten Liga drei nationale Pokalwettbewerbe ausgetragen: der Carlsberg Cup, der Presidential Cup und die Standard Knock-Out Trophy. Abgesehen von Silver, Civo United, den vier Armeeteams und dem Polizeiklub Blue Eagles arbeiten die Klubs ohne Sponsoren. Das betrifft die verbleibenden acht Vereine der Liga, die folglich eine Abwanderung von Spielern zu mosambikanischen Klubs zu beklagen haben. In der letzten Saison kostete eine Massenpanik den Wanderers-Fan Lemiyasi Josita bei einer Partie gegen Silver am 28. Dezember 2013 im Balaka-Stadion das Leben. “Die Super League of Malawi (Sulom) darf nicht zulassen, dass ein Spiel stattfindet, wenn die Sicherheit nicht gewährleistet werden kann”, so Suzgo Nyirenda, Generalsekretär des malawischen Fussballverbands. Die Fussball-Leidenschaft ist trotz allem ungebrochen, und die meisten Ligaspiele locken mindestens 20 000 Fans in die Stadien. Möge die Saison beginnen! Å

Hohe Ziele Der FC Silver Strikers will den Titel zum vierten Mal in Folge erringen. T H E F I FA W E E K LY

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Only eight countries have ever lifted the FIFA World Cup Trophy.

Yet over 200 have been winners with FIFA. As an organisation with 209 member associations, our responsibilities do not end with the FIFA World Cup™, but extend to safeguarding the Laws of the Game, developing football around the world and bringing hope to those less privileged. Our Football for Hope Centres are one example of how we use the global power of football to build a better future. www.FIFA.com/aboutfifa


C O U N T D O W N B R A S I L I E N 2 0 14 : N O C H 5 5 T A G E

→ http://www.fifa.com/worldcup

“Ich freue mich auf Brasilien” Jennifer Lopez singt gemeinsam mit Pitbull und der brasilianischen Sängerin Claudia Leitte den offiziellen WM-Song 2014 “We Are One (Ole, Ola)”. Lopez ist ein grosser Fan von Cristiano Ronaldo und Hope Solo. Hier spricht sie über den Song, ihr Sportprogramm und die Schönheit Brasiliens. Jennifer Lopez, mögen Sie lieber American Football oder Fussball?

Freuen Sie sich auf die Rückkehr nach ­Brasilien?

Jennifer Lopez: Ich liebe beides! Natürlich freue ich mich ganz besonders auf die Fussball-WM im Sommer. Eine grossartige Gelegenheit für Menschen aus aller Welt, im Geiste des Sports zusammenzukommen. Fussball ist ein Sport, der alle nationalen Grenzen überwindet.

Auf jeden Fall! Brasilien ist ein wunderschönes Land mit einer reichen Kultur und beeindruckendem Temperament. Bei meiner letzten Tournee hatten wir hier eine tolle Zeit. Ich freue mich sehr darauf, bei diesem bedeutenden Event wieder in Brasilien aufzutreten.

mit Pitbull und Claudia Leitte hat riesigen Spass gemacht. Das Musikvideo haben wir in Miami gedreht. Ich glaube, dass es den Leuten sehr gut gefallen wird.

Und wer wird Weltmeister? Es wird ein spannendes Turnier – sehr ­ iele sehr starke Mannschaften nehmen teil. v Wir werden sehen. Å

Was sagen Sie zum WM-Song? Haben Sie eine Lieblingsmannschaft im Fussball?

Es ist ein Song voller Energie, mit unverwechselbar brasilianischem Sound. Die Arbeit

Mit Jennifer Lopez sprach Thomas Renggli

Es gibt gerade jetzt sehr viele Teams mit tollen Talenten. Es ist schwierig, sich für ein Team zu entscheiden! Natürlich unterstütze ich die USA, mein Heimatland. Aber ich freue mich auch sehr darauf, Brasilien und den amtierenden Weltmeister Spanien zu sehen.

Welche Spieler bewundern Sie am meisten? Cristiano Ronaldo ist einer der besten Spieler der Welt. Ich hatte das Vergnügen, ihn ein paar Mal zu treffen. Er ist ein wirklich netter Kerl. Ich bin auch ein grosser Fan von Hope Solo und bewundere, was sie mit dem US-Team vor einigen Jahren bei “ihrer” WM geschafft hat.

Sie haben puerto-ricanische Wurzeln, also wahrscheinlich auch ein bisschen Fussball im Blut. Haben Sie selbst je Fussball gespielt? Eigentlich bin ich heute nur noch Zuschauerin. Als Kind habe ich mal ein bisschen gespielt und meine Kinder spielen auch.

Wie halten Sie sich fit?

Dukas / Action Press

Ich versuche, fünfmal die Woche Sport zu treiben. Ich tanze sehr gern. Es ist harte Arbeit, für eine Show zu proben oder auf Tournee zu gehen, aber es macht auch grossen Spass. Ich habe das Glück, mit einer tollen Tänzer- und Choreografentruppe arbeiten zu dürfen.

WM-Vorbereitung Jennifer Lopez beim Videodreh für den Song “We Are One (Ole, Ola)” in Fort Lauderdale. T H E F I FA W E E K LY

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DAS INTERVIEW

“Italien ist stark” Am Abend des 9. Juli 2006 stemmte Fabio Cannavaro den WM-Pokal in die Höhe. “Wir Spieler hatten alle viel Glück in unserem Leben”, sagte der ehemalige Kapitän des italienischen Nationalteams. “Jetzt ist es an der Zeit, etwas weiterzugeben.”

Herr Cannavaro, wie geht es Ihnen? Fabio Cannavaro: Sehr gut. Es ist schon eine Zeit lang her, seit ich nicht mehr aktiv Fussball spiele. Ich habe in den letzten Jahren alle nötigen Trainer- und Sportdirektoren-­ Diplome gemacht und bin derzeit Coach in Dubai. Wer weiss, was die Zukunft bringt? Auf jeden Fall bin sehr glücklich mit meiner jetzigen Situation.

So ganz aufgehört mit dem Fussballspielen haben Sie aber nicht … Ich spiele immer wieder mit ehemaligen Fussballgrössen Benefizspiele oder sogenannte Exhibition-Games. Gerade die Partien für einen guten Zweck machen mir sehr viel Spass. Wir haben alle Glück gehabt in unserem Leben. Wir durften in grossen Klubs Fussball spielen. Nach unserer Profikarriere ist es nun an der Zeit, den Leuten zu helfen und etwas von unserem Glück weiterzugeben. Meine Hoffnung ist auch, dass die Fans an die Benefiz­spiele kommen, um Geld für einen guten Zweck zu spenden.

Was gab 2011 den Ausschlag, Ihre Karriere zu beenden? Zwei Dinge. Erstens hatten die vielen Jahre als Profispieler körperlich Spuren hinterlassen. In einem gewissen Alter spürt man immer irgendwo einen Schmerz. In meinem Fall machte sich eine alte Kniever­ letzung vehement bemerkbar. Andererseits hatte mein Entscheid auch mit fehlender Motivation zu tun. Ein Sportler ohne Moti­ vation riskiert, sich zu blamieren. Das wäre nach einer erfolgreichen Karriere schade.

Was geschah am Tag eins nach Ihrem Rücktritt? Wie ging es Ihnen? Am ersten Tag vermisste ich den Fussball überhaupt nicht. Ich fing dann bald an zu reisen. Zwei Jahre amtete ich als Botschafter für Al Ahli in Dubai. Ich war viel in Asien unterwegs und habe zwischendurch meine Diplome gemacht. Die Rolle des Trainers und des Managers liegt mir nun sehr. Ich verspürte den Tatendrang, meine Ideen umzusetzen. 18

Sie arbeiten bei Al Ahli als Assistenztrainer. Darf man davon ausgehen, dass Italien früher oder später Ihr Ziel ist als Coach?

Sie waren im Dezember 2013 Draw Assistent bei der Gruppenauslosung. Was für einen Eindruck haben Sie von Brasilien bekommen?

Ganz klar. Ich bin Italiener und in meinem Heimatland arbeiten zu dürfen, würde mich mit Stolz erfüllen. Aber die Möglichkeit, in verschiedenen Ländern zu arbeiten und dabei neue Kulturen und Fussball-Men­ talitäten kennenzulernen, ist auch sehr wertvoll.

Wenn man von Brasilien spricht, dann spricht man immer von Fussball. Klar sind nun die Nachrichten, die aus dem WM-Gastgeberland kommen, nicht immer positiv. Man hört immer wieder von Verspätungen, beispielsweise beim Bau der Stadien. Am Ende wird es aber eine tolle WM werden. Wir werden alle viel Freude haben.

Sie haben 2006 als Kapitän den WM-Pokal in die Höhe stemmen dürfen. Kann man ein solches Gefühl in Worte fassen? Nein. Unmöglich! Vielleicht empfinde ich heute sogar mehr als damals im Berliner Olympiastadion. Jetzt, acht Jahre danach, bin ich mir richtig bewusst, was dieser WM-Titel aus uns gewöhnlichen Spielern gemacht hat – nämlich Legenden. Genau deshalb werden wir heute weltweit zu Bene­ fizspielen eingeladen.

Wie sehr hat sich Ihr Leben mit dem WM-Titel verändert? Es hat sich nur aus dem Grund verändert, dass wir in den Augen der Leute zu Helden wurden. Wir haben Fussballgeschichte geschrieben. Auf persönlicher Ebene bin ich derselbe geblieben, ich führe genau das gleiche Leben wie vorhin. Wer mich gut kennt, kann dies bestätigen.

Wie ist es, am grössten Fussballturnier der Welt mitzuspielen? Man vertritt eine ganze Nation und spielt gegen die stärksten Spieler der Welt. Es ist so ein bisschen wie im japanischen Zeichentrickfilm “Holly und Benji”. Es sind die Besten der Besten. Es braucht viel Vorbereitung. Ein Spieler darf nicht das Gefühl haben, es läuft an der WM von alleine. Er muss viel opfern, nicht nur physisch, sondern auch mental. Die Weltmeisterschaft geht an die Substanz. Der Druck ist gross. Viele haben in ihrem Leben nur eine Chance, eine WM zu spielen. Ich hatte das Glück, vier Weltmeisterschaften zu bestreiten. T H E F I FA W E E K LY

Was trauen Sie Italien zu? Italien ist ein starkes Team und verfügt mit Cesare Prandelli über einen sehr guten Coach. Ich hoffe, dass die Jungs den Pokal nach Hause bringen werden.

Sie haben immer ein Lächeln im Gesicht. So bin ich. Es ist mein Charakter. Ich versuche, immer alles zu relativieren. Es gibt viele andere Leute, die grosse, echte Probleme haben. Man muss versuchen, stets die Kraft zu haben, auch in schwierigen Zeiten einen Ausweg zu finden. Solange ich diese Kraft habe, werde ich immer lachen.

Letzten Herbst haben Sie Ihren 40. Geburtstag gefeiert. Ist nun die Zeit gekommen, erwachsen zu werden? (lacht) Meine Mutter sagt, dass ich schon sehr früh erwachsen war. Ich setze mir jetzt neue Ziele, möchte beispielsweise einen Cheftrainer-Job annehmen. Ich konnte von den besten Trainern der Welt profitieren. Ich will mein Know-how weitergeben. Dazu fühle ich mich bereit. Å Mit Fabio Cannaravo sprach Giovanni Marti


Name Fabio Cannavaro Geburtstag, Geburtsort 13. September 1973, Neapel Klubs Napoli, Parma, Inter, Juventus, Real Madrid, Al Ahli Italienisches Nationalteam 136 Spiele, 2 Tore Remo Neuhaus

Grรถsste Erfolge WM-Titel 2006 Uefa-Pokal-Sieger 1998/99 (Parma) Meister 2006/07 und 2007/08 (Real Madrid)

T H E F I FA W E E K LY

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First Love

Jonathan Kingston / National Geographic Stock


Or t: For t Sa n Jeron i mo, Pa na ma Datum: 10. April 2014 Z e it : 17. 1 8 U h r

T H E F I FA W E E K LY

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DEBAT T E

Goethe und der Fussball

Gähnende Leere. Stadion­sperren haben sich im Fussball als Strafmass etabliert. Über ihren Sinn scheiden sich die Geister. Thomas Renggli

D

er Fussball lässt sich mit den Füssen ­k icken und mit den Händen greifen. Gelegentlich driftet er aber ins Unfassbare, Paranormale und Übersinnliche ab, wenn beispielsweise ein Phantomtor geschossen wird, die Hand Gottes ins Spiel kommt, die Trainer Gespenster sehen – oder ­Partien unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Im letztgenannten Fall spricht der Volksmund von “Geisterspielen”. Angstzustände lösen solche vor allem bei den Finanzchefs der Klubs und Verbände aus. Dies kann beispielsweise der Schweizer Meister Basel bestätigen: Nach den Ausschreitungen seiner Fans im Europa-League-Achtel­finale bei 22

Red Bull Salzburg musste er sein Viertelfinal-Hinspiel gegen Valencia am 3. April vor leeren Rängen austragen. Dem Klub entgingen Einnahmen in der Grössenordnung von zwei Millionen Schweizer Franken. Anstatt in einer ausverkauften Arena empfingen die Basler die spanischen Gäste vor handverlesenem Publikum – 75 UEFA-Offizielle, 200 Gäste der Sponsoren, 209 akkreditierte Journalisten, je 75 Mitglieder der Klubs (inklusive Spieler und Trainer) sowie 65 Klubangestellte. 699 Zuschauer statt 36 500. Vor allem auf nationalem und kontinentalem Parkett haben sich Stadionsperren als Strafmassnahme in den vergangenen Jahren etabliert. In Deutschland wurde am 26. Januar 2004 zum ersten Mal vor leeren Rängen gespielt – in der Zweitligapartie zwischen Alemannia Aachen und dem 1. FC Nürnberg. Die Begegnung war abgebrochen worden, weil der Nürnberg-Trainer Wolfgang Wolf von einem Wurfgeschoss getroffen worden war. Auf Nationalmannschaftsebene geht der gravierendste Fall in Europa auf die Barrage-Partie Türkei – Schweiz in der Qualifika­ tion für die WM 2006 zurück. Nach schweren Ausschreitungen musste die türkische ­ T H E F I FA W E E K LY

National­mannschaft damals sechs Heimspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit und auf neutralem Boden austragen. Zuletzt wurde der ukrainische Verband mit einer Stadionsperre belegt – nachdem Zuschauer im WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino in Lwiw fremdenfeindliche Parolen gerufen und Nazi-Symbole gezeigt hatten. Die Ukrainer müssen das erste Heimspiel für die WM 2018 unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestreiten und dürfen während der gesamten Kampagne nicht in Lwiw spielen. Geht es nach FIFA-Präsident Blatter, soll dieses Verdikt aber die Ausnahme bleiben und stattdessen mit sportlichen Sanktionen gegen die fehlbaren Verbände vorgegangen werden (siehe Kolumne). Schliesslich machte schon ­Goethes Zauberlehrling die Erfahrung, dass man mit Geistern vorsichtig umgehen sollte. Wer sie ruft, wird sie so schnell nicht wieder los. Å

Die Weekly-Debatte. Was brennt Ihnen unter den Nägeln? Über welche Themen wollen Sie diskutieren? Ihre Vorschläge an: feedback-theweekly@fifa.org

Alessandro Della Bella / Keystone

Geisterbeschwörung Die Spieler des FC Zürich bedanken sich am 23. Juli 2008 bei der “Kulisse”. Das Spiel gegen Luzern (1:0) fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.


DEBAT T E

Härtere Strafen wie Stadionsperren, Spiele auf neutralem Boden oder Stadionverbote für Fans würden die Fans zweifellos disziplinieren. Fussball ist ein Sport für anständige Menschen und nicht für Ganoven und Krawallmacher. Wenn du Niederlagen deiner Mannschaften nicht akzeptieren kannst, darfst du nicht ins Stadion. Fussball ist ein schönes Spiel – und eine Reflexion des richtigen Lebens. Ozoechi, Nigeria

PRESIDENTIAL NOTE

Ich bin ein flammender Fan der AS Roma. Die Curva Sud wurde zuletzt oft gesperrt. Gegenüber dem fairen Tifoso ist das eine Beleidigung. Wir wollen unsere Mannschaft in jedem Spiel mit Leidenschaft und Stimmgewalt unterstützen. Der Klub ist unser Leben – und wir können es nicht abwarten, bis wir endlich im neuen Stadion – ohne Leichtathletikbahn – spielen. Erst dort können wir die Mannschaft richtig spüren. Massimo Marchetti, Rom

“Geister­ spiele ­isolieren die Fans.”

Mit Geisterspielen schlägt man den Sack und meint den Esel, sprich man will eigentlich den Klub und die 100 Chaoten bestrafen, in Wirklichkeit bestraft man aber die anderen 39 900 Zuschauer, die ein Spiel friedlich verfolgen wollen. Eine saftige Busse für den Klub (weil er sich nicht von diesen Chaoten abgrenzt) sowie die konsequente strafrechtliche Verfolgung und lebenslange Stadionverbote für die Chaoten wären aus meiner Sicht die richtige Konsequenz.

Bezüglich des Sinns von Geisterspielen stelle ich mir die Frage, warum nicht mehr und härter gegen Randalierer vorgegangen wird. Möglicherweise ist es eine Kostenfrage. Vielleicht müssen die Vereine auf diesem Sektor mehr investieren. Sie verdienen an den Eintrittsgeldern am meisten, warum sollten sie nicht dafür bestraft werden, wenn sie nicht genügend für die Sicherheit tun?

Nein! Sie isolieren bloss die Fans. Wenn, dann sollte der Klub gezwungen werden, die Einnahmen der Ticketverkäufe an eine Wohltätigkeitsorganisation zu spenden. Dies wäre eine Win-win-Situation für die Fans und die Gesellschaft und der Klub würde keinen Gewinn machen.

Die Sanktion sollte meiner Meinung nach die eigentlichen Verursacher treffen, die Fans aus dem entsprechenden Block. Nicht die Familienväter mit ihren Söhnen, die so um ein tolles Spiel gebracht werden. Schliesst man aber einfach die Fankurve oder einen bestimmten Sektor, wie das unlängst in München der Fall war, können die Fans sich ganz einfach ein Ticket für einen anderen Sektor kaufen. Somit ist auch diese Sanktion eine reine Alibiübung. Um die Verursacher wirklich zu treffen, braucht es in Zukunft wohl überall umfassende Registrierung und detaillierte Video-Kontrolle. Siehe England. Wenn man die Tat genau zuordnen kann, ist auch eine direkte Sanktion mit jahrelangen persönlichen Stadionsperren möglich. Jemanden direkt und hart abzustrafen würde ich befürworten.

el_alan09, Mexico

Christian Bürge, Schweiz

H.D., Deutschland

Thomas Maag, Schweiz

Ich halte nichts von Kollektivstrafen. Viel lieber sollen die Stadionbetreiber endlich ihren Job machen und die fehlbaren Fans konsequent aus dem Stadion verweisen und mit Stadionsperren belegen. Ralph Hennecke, Schweiz

“Ich halte diese Sanktion für sinnvoll.”

Sportliche Sanktionen statt Geisterspiele

F

ussballspiele sind auch gesellschaftliche ­A nlässe. Sie bringen Menschen zusammen, verbinden soziale Schichten und Generationen, wecken Emotionen. Das Publikum ist d abei mehr als nur Hintergrundkulisse. Es ­ ­liefert einen entscheidenden Beitrag zur positiven Atmosphäre. Ein Fussballspiel ohne Zuschauer ist wie ein Musikkonzert ohne Ton, ein Karneval ohne Kostüme oder eine Stadtrundfahrt mit der U-Bahn. Etwas Wichtiges fehlt. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Für die FIFA ist es von höchster Priorität, dass bei Publikumsausschreitungen mit Konsequenz durchgegriffen wird und harte Strafen verhängt werden. Im vergangenen Jahr hat der Kongress auf Mauritius die Resolution gegen Rassismus und Diskriminierung einstimmig angenommen und einen klaren Strafenkatalog festgelegt: Beim ersten Verstoss kann eine ­Verwarnung oder eine Busse gegen die Teams der fehlbaren Anhänger ausgesprochen werden. Im Wiederholungsfall oder bei schweren Vergehen sind Punktabzüge oder der Ausschluss aus dem Wettbewerb vorgesehen. Geisterspiele sind in diesem Katalog zwar auch vorgesehen, aber ich erachte sie als ein höchst fragwürdiges Instrument. Sie stellen eine unverhältnismässige Kollektivbestrafung dar. Schliesslich werden auch die Fans jener Mannschaften ausgesperrt, die unschuldig sind. Letztlich sind Geisterspiele eine Strafe gegen den Fussball, die weit übers Ziel hinausschiesst. Es sind die Krawallmacher, die sanktioniert werden müssen. Für mich ist aber klar: Verantwortlich für die Chaoten sind die Klubs. Und so bleibt in meinen Augen nur ein ­Lösungsansatz: Sportliche Sanktionen sind die effektivste Strafe. Es muss den Klubs richtig wehtun, sonst ändert sich nichts.

Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY

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A FIFA World Cup in Brazil is just like Visa: everyone is welcome.

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ANDREAS HERZOG

Ein Österreicher in Amerika

Einst bei Bayern Andreas Herzog (l.) und Jürgen Klinsmann gingen schon bei Bayern München gemeinsam durch dick und dünn.

Andreas Jaros

G

o West! Vor genau zehn Jahren war Andreas Herzog schon einmal dem Ruf von Jürgen Klinsmann gefolgt. Als Berater von L. A. Galaxy hatte sein ehemaliger Teamkollege beim FC Bayern München dem österreichischen Rekordinternationalen den Ausklang seiner aktiven Karriere in Kalifornien schmackhaft gemacht. Somit fühlte sich der Wiener ab Frühjahr 2004 eine Saison lang wie in einem Roadmovie – mit ihm selbst in der Hauptrolle: Am Steuer

e­ ines Jeeps durfte der frühere Spielmacher von Format auf einer Palmen-Allee zum Training cruisen, von Newport nach Carson: So technicolor-bunt kann der graue Alltag eines Profis im Indian Summer seiner Karriere schillern. Beeindruckende Organisation Im Sommer freilich, als Klinsmanns Co-Trainer bei der amerikanischen Nationalmannschaft, werden Urlaubsgefühle keinen allzu grossen Platz haben. Die Reise führt nach Brasilien zur Fussball-WM. Eine Mission ­ ­impossible? Die Vorrundengegner im Juni lauT H E F I FA W E E K LY

ten: Titelanwärter Deutschland, Ronaldos Portugal, Ghana, Africas Finest, – eine starke ­M ischung, ganz so wie die Melange und der Tee im Altwiener Café, in dem Andreas Herzog über die WM spricht. Der 45-Jährige hat die amerikanisch-deutsche Siegermentalität verinnerlicht, macht sich keinen Kopf angesichts der Gruppengegner. Gelassen nimmt er einen Schluck von seinem Tee: “Klar ist das eine schwere Gruppe. Deutschland ist der Favorit. Aber wir haben die wichtigen Qualifikationsspiele 2013 fast alle gewonnen. Wir sind Gold-Cup-Sieger, 25

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“Horrorgruppe”? Die weiteste Anreise in Brasilien? Das ist Andreas Herzog egal. Österreichs einziger WM-Beitrag träumt als Co-Trainer der amerikanischen Nationalmannschaft den American Dream. Eine Begegnung in Wien.


ANDREAS HERZOG

Heute für die USA Rot-Blau spielt auch in der Gegenwart eine entscheidende Rolle bei Trainer Klinsmann (l.) und Assistent Herzog.

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Die richtigen Schlüsse ziehen Herzog, der weiterhin seinen Hauptwohnsitz in Wien hat und nur zu Trainingslagern und Länderspielen über den grossen Teich jettet, ist quasi der Europa-Beauftragte im US-­ Betreuerstab. Er hält durch zahlreiche Match­ besuche und moderne Kommunikationsmittel Kontakt zu den in Europa tätigen Legionären und ihren Klubtrainern. Als Scout wird er tat­ kräftig von Matthias Hamann unterstützt, dem Bruder des deutschen Ex-Internationalen Didi Hamann. Als Co-Trainer sieht sich Herzog nicht als jemand, “der nur die Hütchen aufstellt. Ich kann schnell ein Spiel lesen und die richtigen Schlüsse daraus für das Training ziehen.” Das macht Herzog neuerdings mit Tab Ra­ mos, gegen den der Österreicher bei der WM 1990 beim 2:1 gegen die USA in Florenz noch T H E F I FA W E E K LY

spielte. Ramos, bis vor kurzem erfolgreicher Coach des U20-Teams, wurde von Klinsmann vor dem Testmatch gegen Mexiko Anfang April überraschend anstelle des bisherigen Assisten­ ten Martin Vasquez in den Trainerstab gehievt. Überstrahlt wurde diese Personalie freilich vom neuen “Sonderberater” des US-Teams B ­ erti Vogts. Der letzte deutsche Teamchef, der – mit der Europameisterschaft 1996 in England – ei­ nen grossen Titel gewann, soll Trainingspläne entwickeln, die WM-Gegner beobachten und auch das Scouting unterstützen. US-Fussball-Boom Der Stil von Jürgen Klinsmann imponiert ­Herzog: “Diese Planungs- und Detailarbeit, die ständige Bereitschaft, immer offen für Neues zu sein.” Dazu die Gewinner-Mentalität, die Klinsmann als Welt- und Europameister aus

pixathlon

s­ iegten in zwölf Partien am Stück, was neuer ­Rekord war. Hinter uns liegen die zwei besten Jahre in der Geschichte des amerikanischen Fussballs.” Herzog sieht die weiten Wege zu den Spiel­ orten Natal, Manaus und Recife sowie die ­k limatischen Bedingungen als die grösseren ­Herausforderungen an. Infrastrukturell aber wurden die Hausaufgaben bereits erledigt. “Jürgen [Klinsmann] hat schon alles gecheckt, Hotels und Trainingsplätze.” Als erste auslän­ dische Truppe hielten die Amerikaner im Ja­ nuar ein Camp an Ort und Stelle ab. Das Trai­ ningszentrum des FC Sao Pãulo in Barra Funda wird auch in den WM-Tagen ihre Homebase sein. “WM-Fieber hat noch keines geherrscht, aber die Organisation war beeindruckend”, bi­ lanziert der 103-fache Ex-Internationale die knapp zwei Schnupperwochen.


ANDREAS HERZOG

Name Andreas Herzog Geburtsdatum, Geburtsort 10. September 1968, Wien (Österreich) Stationen als Spieler SK Rapid Wien, FC Vienna, Werder Bremen, FC Bayern München, L.A. Galaxy Stationen als Trainer Assistent Nationalmannschaft Österreich, U-21-Headcoach Österreich, Assistent Nationalmannschaft USA Familienstand Verheiratet mit Kathi, zwei Söhne (Luca, 6, Louis, 3)

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Am Ball Andreas Herzog 1997 im Dress der österreichischen Nationalmannschaft.

seiner goldenen Stürmer-Ära importiert. “Er geht immer von einem Sieg aus, auch auswärts”, sagt Herzog. Klinsmann kann eine Siegquote von 69,3 Prozent ausweisen, mit der er ins WMJahr einstieg – ein Alltime High für einen US-Teamchef. Auch die heimische Meisterschaft, Major League Soccer, verleitet zunehmend zu Optimismus. David Beckham wird in den nächsten Jahren eine Mannschaft in Miami hochziehen. Herzog: “Dazu sind zwei unserer wichtigsten Spieler von europäischen Topligen heimgekehrt. Michael Bradley wechselte von der­ AS Roma zu Toronto, Clint Dempsey von Totten­ ham zu den Seattle Sounders. Alles Zeichen dafür, dass die Liga boomt.” Auch der Unterbau scheint zu stimmen. “Weil es mehr Akademien gibt, wird das taktische Niveau auch immer besser. Früher ist der

“Hinter uns liegen die zwei besten Jahre in der Geschichte des amerikanischen Fussballs.” Andreas Herzog

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Nachwuchs übers College gekommen, in dem nur ein paar Monate im Jahr Fussball gespielt wird – ein klarer Nachteil gegenüber Europa.” Sprungbrett WM Auch im Basketball sind die Soccer Boys eine Wucht, verrät Andreas Herzog: “Wir haben drei, vier Nationalspieler, die unglaublich sprungstark und treffsicher sind. In diese Höhe wäre ich in meiner aktiven Zeit nicht einmal mit dem Trampolin gesprungen.” Ein Sprungbrett soll für ihn die WM ­werden, auch wenn er sich genauso gut “eine Vertragsverlängerung vorstellen” kann. “Ich würde mir gerne in Brasilien einen Namen machen und danach erstmals als Cheftrainer arbeiten, entweder in der amerikanischen Liga oder in Europa.” Das Zeug dazu hätte der Wiener bestimmt. Å 27


game onor game over

all in or nothing

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FREE KICK

Legendäre Kommentatoren

Stimmen aus dem Äther Sarah Steiner

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ber 500 Medienunternehmen werden während der Weltmeisterschaft in Brasilien über die Siege und Niederlagen berichten. Die WM wird so in Echtzeit in die Wohnzimmer, Bars und Public-Viewing-Zonen dieser Welt übertragen werden. Neymar schiesst Brasilien in das Finale, Ribéry vermasselt eine Riesenchance, Messi macht Argentinien zum Weltmeister – und wir sind mittendrin statt nur dabei. Dank der modernen Technik ist dies heute problemlos möglich. Ton- und /oder Bildaufnahmen werden an eine Sendezentrale weitergeleitet, diese wiederum leitet das Signal an die Fernsehtürme und zu den Sendestationen für die Satelliten. Und von ebendiesen gelangen die Fussballspiele dann in die Radio- und Fernsehgeräte weltweit – mit einer Zeitverzögerung von wenigen Sekunden. Gleich nach dem Spiel folgen Interviews mit den Topstars, Spielanalysen mit Experten und Hintergrundberichte zu Trainer und Betreuern. Das Rundumpaket – Fussballherz was willst du mehr? Was uns heute als selbstverständlich ­erscheint, steckte vor nicht einmal hundert Jahren noch in den Kinderschuhen. Die erste ­Radioübertragung eines Fussball-Länderspiels fand vor genau 88 Jahren statt, am 18. April 1926. Im Düsseldorfer Rheinstadion standen sich Deutschland und die Niederlande gegenüber. Sportkommentator Bernhard Ernst hatte sich mit seinem Mikrofon hinter einem der Tore postiert und war bereit. Das Stadion war mit 60 000 Zuschauern gefüllt, und als über 10 000 Fans ohne Eintrittskarte die Anlage stürmten und sich rund um den Spielfeldrand niederliessen, machte sich der Reporter auf den Weg auf die Tribüne, wo für ihn ein zweiter Kommentatorenplatz eingerichtet war. Erst 30

­ inuten nach Anpfiff erreichte er den neuen M Platz – und stellte verdutzt fest, dass ein Post­ inspektor seinen Job übernommen hatte. Der Laie hatte das verwaiste Mikrofon ergriffen und kommentierte fachkompetent das Spiel. Damit die Zuhörer auch wirklich auf ihre Rechnung kamen, wurden im Vorfeld der Übertragungen Orientierungspläne in den Rundfunkzeitschriften veröffentlicht. Diese Grafiken teilten das Spielfeld in Planquadrate ein, auf die der Kommentator während der Übertragung verweisen konnte. “Der Ball fliegt von A5 nach D8, wird nach A7 geflankt. Gefahr in B8!”, klang es da durch den Äther. Die Nutzung dieser Pläne setzte sich in der Praxis jedoch nicht durch und wurde schon bald nicht mehr vorangetrieben. Es stellte sich heraus, dass Sportreportagen von der journalistischen und sprachlichen Kunst der Reporter leben. Zumindest daran hat sich nichts geändert. Å

Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion T H E F I FA W E E K LY

1

T iziano Crudeli, Italien. Bei Spielen seines Lieblingsklubs AC Milan ist der Kult-Kommentator völlig aus dem Häusschen: Er singt, weint, schreit und jubelt.

2

Marcel Reif, Deutschland. Seit 1972 ist er mit Sätzen wie “Je länger das Spiel ­dauert, desto weniger Zeit bleibt”, von den Bildschirmen kaum mehr wegzudenken.

3

Kwabena Yeboah, Ghana. Einer der beliebtesten Kommentatoren Afrikas. Treffer feiert er mit einem lauten “Oluwaaaa” meist gefolgt von einem “Wunderbar!”

4

Galvão Bueno, Brasilien. In Brasilien ist er ein Star. Sein Herz schlägt für sein Land und er lebt für den Sport wie kein Zweiter.

5

John Motson, England. Im Mutterland des Fussballs ist Motty eine Legende. Durch 1500 Spiele hat er die Zuhörerschaft in seiner Kar­r iere begleitet.

6

Andres Cantor, USA. Der Reporter eines spanischsprachigen TV-Senders ist durch sein lautes und langanhaltendes “Gooooool” weltberühmt.

7

Zama Masondo, Südafrika. Statt “Goal” schreit er “Laduma” (“Es donnert”, in Zulu) und gibt den besten Spielern auf dem Platz gerne Spitznamen.

8

Eugène Saccomano, Frankreich. Seine Stimme steht für Fussball. Eine Ballberührung des eigenen Spielers 40 Meter vor dem Tor kann ihn bereits aus der Fassung bringen.

9

Peter Wong, Hongkong. Sprüche wie “Es gibt nur zwei Möglichkeiten bei Penaltys: Entweder gehen sie rein oder nicht”, sind in ihrem Witz typisch für den Reporter.

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G eorgios Helakis, Griechenland. Regelmässig flippt er aus. Er hat dem griechischen Nationalteam den Spitz­namen Piratenschiff verpasst.

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Jack van Gelder, Niederlande. Beim Feiern des Siegtores im WM-Viertelfinale 1998 schrie er sich heiser. “Dennis Bergkamp, Dennis Bergkamp, Dennis Bergkamp ...!!!” in der Endlosschlaufe. Welches sind Ihre Lieblinge im TV? Ihre Meinung an: feedback-TheWeekly@fifa.org 29



FULECO

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Das Vorbild-Maskottchen

Sarah Steiner

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er oder was repräsentiert Brasilien am besten? Der Charakter, der das offizielle Maskottchen für die WM werden sollte, musste eine harte Prüfung ­bestehen. Neben seinem brasilianischen Ursprung sollte er einzigartig sein und vor allem ein breites Publikum a nsprechen. Die Wahl fiel auf das Dreibin­ den-Gürteltier. Aufgrund seiner Eigenschaft, sich bei Gefahr zu einer Kugel zusammenzurollen und so die Form eines Fussballs anzunehmen, hat es sich gegen seine Konkurrenz durchgesetzt. Mehr Ökologie Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs hatten 6 brasilianische Agenturen 47 verschiedene Vorschläge für das Maskottchen eingereicht. Bei der Auswahl berücksichtigten die FIFA und das lokale Organisationskomitee insbesondere auch die Ergebnisse breitangelegter Befragun-

gen der wichtigsten Zielgruppe: brasilianische Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren. “Eine grosse Rolle spielte aber auch, dass es sich beim Dreibinden-Gürteltier um eine gefährdete ­Tierart handelt”, betont FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke. “Eines unserer Hauptanliegen im Umfeld der WM ist es, die Veranstaltung als Plattform zu nutzen, um für mehr Ökologie und Umweltschutz zu werben.” Und so steht auch der Name ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. 17 Millionen Teilnehmer Fuleco ist eine Verschmelzung von “Futebol” (Fussball) und “Ecologia” (Umweltschutz). In einer Onlineabstimmung mit über 1,7 Millionen Teilnehmenden entschieden sich 48 Prozent dafür. Das Maskottchen wird an der WM in allen zwölf Stadien präsent sein und als Umweltschutz-Botschafter auftreten. Die ­ ­Zuschauer sollen insbesondere für das Thema Abfallentsorgung sensibilisiert werden. Denn die WM soll die Menschen weltweit animieren, sorgsam mit der Umwelt umzugehen. T H E F I FA W E E K LY

Erfolg auf allen Kanälen Das Gürteltier setzt eine lange Tradition der offiziellen WM-Maskottchen fort, die 1966 in England mit World Cup Willie begann und seither viele legendäre Charaktere hervorgebracht hat (siehe The FIFA Weekly, Nr. 23). Es wird das visuelle Erscheinungsbild der WM wesentlich prägen und hat schon heute, knapp 60 Tage vor der WM, unglaublichen Erfolg. Über 520 000 Facebook-Likes, ein eigener Twitter-Account und eine Website. Sogar ein eigener Song, der im offiziellen WM-­A lbum vertreten sein wird, wurde Fuleco gewidmet. In Brasilien ist er bereits ein Star, und auch weltweit ist Fuleco auf dem besten Weg dazu, das beliebteste Maskottchen in der Geschichte der Weltmeisterschaft zu werden. Å

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Stuart Franklin / FIFA via Getty Images

Fuleco ist auf bestem Weg das beliebteste Maskottchen in der Geschichte der Weltmeisterschaft zu werden. Als Botschafter für Brasilien stehen Fussball und Ökologie im Mittelpunkt seiner Mission.


ZEITSPIEGEL

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München, Deutschland

1974

imago

Es sollte reichen: Deutsche Fans mit ­Fussbällen auf den Hüten am Tag vor dem WM-Finale in der Münchner Innenstadt. Ihr Team gewann am 7. Juli 1974 gegen die Niederlande 2:1.

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T H E F I FA W E E K LY


ZEITSPIEGEL

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Rio de Janeiro, Brasilien

2014

Silvia Izquierdo / AP

Bälle als Hut: Nach dem Münchner Beispiel ein gutes Omen für die WM-Kampagne des brasilianischen Teams?

T H E F I FA W E E K LY

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EVERY GASP EVERY SCREAM EVERY ROAR EVERY DIVE EVERY BALL E V E RY PAS S EVERY CHANCE EVERY STRIKE E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L SHALL BE SEEN SHALL BE HEARD S H A L L B E FE LT

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DAS FIFA-R ANKING Rang Team

1 2 3 4 5 6 6 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 25 25 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 47 49 50 51 52 53 54 54 56 56 58 59 59 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 76

Rang­veränderung Punkte

Spanien Deutschland Portugal Kolumbien Uruguay Argentinien Brasilien Schweiz Italien Griechenland

0 0 1 1 1 -3 3 -1 -1 3

1460 1340 1245 1186 1181 1174 1174 1161 1115 1082

England Belgien USA Chile Niederlande Frankreich Ukraine Russland Mexiko Kroatien Elfenbeinküste Schottland Dänemark Ägypten Bosnien und Herzegowina Schweden Algerien Ecuador Slowenien Serbien Rumänien Honduras Armenien Costa Rica Panama Tschechische Republik Iran Ghana Türkei Österreich Venezuela Kap Verde Peru Ungarn Nigeria Slowakei Japan Wales Tunesien Kamerun Guinea Finnland Usbekistan Paraguay Montenegro Republik Korea Norwegen Island Mali Australien Burkina Faso Libyen Senegal Jordanien Republik Irland Südafrika Vereinigte Arabische Emirate Bolivien El Salvador Albanien Sierra Leone Polen Bulgarien Sambia Saudiarabien Trinidad und Tobago Marokko

1 -2 1 1 -4 1 1 1 1 -4 3 15 -1 2 -4 2 0 -5 2 -2 1 4 8 0 -6 -6 5 -3 -1 4 -2 -9 -3 -1 2 4 1 2 -5 0 2 6 2 5 -8 4 1 -6 -3 4 1 9 6 2 3 -2 -6 2 9 -16 1 1 -6 0 0 0 1

1043 1039 1015 1011 967 935 913 903 876 871 830 825 819 798 795 795 795 790 787 759 756 754 750 744 739 731 715 713 711 673 670 665 653 623 620 616 613 613 597 583 580 578 577 555 555 551 551 546 545 545 528 522 511 510 504 500 499 497 488 486 484 479 460 456 455 454 454

Rang

Nov 2013

Dez 2013

Jan 2014

→ http://de.fifa.com/worldranking/index.html

Feb 2014

Mrz 2014

Apr 2014

1 -41 -83 -125 -167 -209

78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 106 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 122 124 125 126 127 128 129 129 131 131 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 143

Platz 1

Aufsteiger des Monats

Israel Haiti EJR Mazedonien Oman Jamaika Belarus Nordirland Aserbaidschan Uganda Gabun DR Kongo Togo Kuba Botsuana Kongo Estland Angola Katar VR China Benin Simbabwe Moldawien Irak Äthiopien Niger Georgien Litauen Bahrain Kenia Zentralafrikanische Republik Kuwait Lettland Kanada Neuseeland Luxemburg Äquatorial-Guinea Mosambik Libanon Vietnam Sudan Kasachstan Liberia Namibia Malawi Tansania Afghanistan Guatemala Burundi Dominikanische Republik Malta Zypern Suriname Ruanda Gambia Syrien Tadschikistan Grenada St. Vincent und die Grenadinen Neukaledonien DVR Korea Lesotho Antigua und Barbuda Thailand St. Lucia Malaysia Belize Philippinen

T H E F I FA W E E K LY

-13 0 2 0 -2 0 2 6 -1 1 -4 0 3 4 -5 -1 2 6 2 -3 4 9 3 -1 2 -4 1 1 3 1 2 4 2 -21 8 6 1 1 9 5 9 -22 4 -7 -5 5 2 4 -15 7 -6 2 5 5 6 -12 -2 4 -18 -4 5 5 8 5 -1 -3 -13

Absteiger des Monats

450 446 443 418 414 404 400 398 395 386 380 374 371 369 367 366 347 336 333 332 329 325 324 319 315 303 293 289 284 284 283 273 272 271 266 261 252 251 242 241 235 234 233 227 226 226 224 215 212 204 201 197 197 190 190 188 184 181 174 172 159 158 156 155 153 152 152

145 145 147 147 149 150 151 152 153 153 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 164 166 167 168 169 170 171 172 173 174 174 176 177 178 179 180 181 182 183 184 184 186 187 188 189 190 191 191 191 194 195 195 197 197 199 200 201 202 202 204 205 206 207 207 207

Singapur Indien Kirgisistan Puerto Rico Liechtenstein Guyana Indonesien Mauretanien Malediven St. Kitts und Nevis Aruba Turkmenistan Tahiti Hongkong Nepal Dominica Pakistan Barbados Bangladesch Palästina Färöer São Tomé und Príncipe Nicaragua Bermuda Tschad Chinese Taipei Guam Salomon-Inseln Sri Lanka Laos Myanmar Mauritius Seychellen Curaçao Swasiland Jemen Vanuatu Fidschi Samoa Komoren Guinea-Bissau Bahamas Mongolei Montserrat Madagaskar Kambodscha Brunei Darussalam Osttimor Tonga Amerikanische Jungferninseln Cayman-Inseln Papua-Neuguinea Britische Jungferninseln Amerikanisch-Samoa Andorra Eritrea Südsudan Somalia Macau Dschibuti Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino Turks- und Caicos-Inseln

4 7 -1 3 2 3 3 3 4 3 7 -14 -19 -13 1 -1 -3 -1 -1 3 -2 -1 1 1 1 1 2 -7 0 -2 -1 0 -1 0 0 5 -1 -1 -1 -1 -1 -1 0 0 1 -2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0

144 144 143 143 139 137 135 127 124 124 122 119 116 111 107 103 102 101 98 91 91 86 84 83 80 78 77 75 74 73 73 67 66 65 64 60 55 47 45 43 43 40 35 33 32 28 26 26 26 23 21 21 18 18 16 11 10 8 8 6 5 3 0 0 0

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NET ZER WEISS ES!

DAS OBJEK T

Weshalb können nur “grosse” Teams die WM gewinnen? Frage von Bill Pollock, Dundonald (Schottland) Perikles Monioudis

E

s wäre vielleicht ganz nett, würde auch mal ein “kleines” Fussballland die WM gewinnen. Wenn Sie darauf anspielen wollen, Herr Pollock, gebe ich Ihnen recht. Aber so einfach ist das nicht. Die acht bisherigen Weltmeister-Nationen haben eine lange Entwicklungsgeschichte hinter sich. Das macht es für die anderen Länder in ihren Aussenseiterrollen schwierig. Einen jungen Fussballer gut auszubilden kostet Geld. Sein Talent muss gefördert werden. Da fängt das Problem aber schon an: Wer erkennt die Fähigkeiten eines unbekannten Jugendspielers? Und wer begleitet den jungen Fussballer danach auf seinem Weg? In wirtschaftlich schwachen Ländern sind hochbegabte Jugendliche auf sich alleine gestellt. Kommen sie vom Weg ab, hört man nie wieder was von ihnen. Natürlich fehlt es diesen Nationen auch an der nötigen Infrastruktur, die für den Aufbau so unverzichtbar ist. Die guten Spieler verlassen das Land und kehren erst wieder in ihre Heimat zurück, wenn ihr Karriereende ansteht. Und die grossen Coachs des internationalen 36

Fussballgeschäfts lassen sich nicht auf Experimente oder Entwicklungsarbeiten in fremden Ländern ein. Wichtig scheint mir auch, dass an einem vierwöchigen Turnier viele, scheinbar kleine Faktoren zusammenkommen, die eine gewisse Erfahrung voraussetzen. Ich denke an die Planung, an die Ernährung oder an die Konstanz über sechs Spiele bis zum Finale. Der ­a frikanische Fussball zum Beispiel gefällt mir richtig gut. Aber für einen grossen Titel wird es den potenziellen Favoriten aus der Elfenbeinküste oder Ghana auch dieses Mal nicht ganz reichen. Å

Was wollten Sie schon immer über Fussball wissen? Fragen Sie Günter Netzer: feedback-theweekly@fifa.org T H E F I FA W E E K LY

imago

Je kleiner die Fans, desto grösser die Autogrammkarte Die Kleinen dürfen noch nicht in Netzers Pop-Diskothek “Lovers Lane”.

Wie erzählt man ein Fussballspiel nach? Im Wesentlichen stehen dem Autor zwei Möglichkeiten offen: die chronologische und die synoptische. Erstere ist unter Sportjournalisten verpönt. Denn wer will schon einen Bericht lesen, der mit dem Kick-off beginnt und mit dem Schlusspfiff endet? Wichtiger ist es doch wohl, nicht erst ganz am Schluss des Berichts zu ­erfahren, wie das Spiel ausgegangen ist. Die andere Möglichkeit besteht darin, synoptisch vorzugehen: ganz so wie die attischen Vasenmaler, die lang währende Kriege oder noch so komplizierte Verstrickungen einiger weniger Leute– Götter, Halbgötter usf. – auf ihre Tonvasen bannten. Dabei ging ihre künstlerische Freiheit so weit, dass sie Personen oder Figuren nebeneinander darstellten, die sich in Wirklichkeit niemals begegnet sind. Ihr Bestreben war, in einem einzigen Bild zu zeigen, was wichtig für den Sachverhalt ist – unabhängig von den Zufälligkeiten des Faktischen. Kommen wir zurück zum Fussball und ­u nserem Autor, der sich entscheiden muss. Er wählt den synoptischen Ansatz und beginnt mit dem Mittelfeld des siegreichen Teams. Er beschreibt es als innovativ, zielführend, inspiriert, und er kommt anschliessend auf die ­beiden Stürmer zu sprechen, die gemeinsam die drei Treffer zum 3:1-Sieg erzielten. Könnte er nicht nur schreiben, sondern auch noch zeichnen, hätte unser Autor eine Bildergeschichte herstellen können, die diese beiden Disziplinen und ausserdem das chronologische und das synoptische Moment vereint: “The Final for The Association Cup at Kennington Oval”. 1891 entstanden und seit längerem in der FIFA-Sammlung vertreten, handelt es sich bei der Bildgeschichte des englischen Cup-Finals um einen Holzschnitt von S.T. Dadd. Der Engländer fertigte eine Vielzahl solcher Fussball-Holzschnitte an. Wir sind ihm heute dankbar. Å


TURNING POINT

“Eine Mutter muss Fussballerin sein können.” Die ehemalige schwedische Nationalspielerin Hanna Marklund beendete ihre Karriere, als sie schwanger wurde. Sie fordert im Fussball bessere Unterstützung für Mütter.

Carl Sandin / Bildbryan / freshfocus

I

ch hatte das grosse Glück, Vollzeit-Profispielerin zu sein. Als ich schwanger wurde, war für mich aber klar, dass ich meine Karriere beenden werde. Das war okay. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Jahre für das Nationalteam gespielt, war zurück bei meinem Jugendklub Sunnana SK. Ich wollte nicht mehr so viel reisen, und spürte, dass die Zeit gekommen war, die Fussballschuhe an den Nagel zu hängen. Doch es trifft zu, dass die Unterstützung für schwangere Fussballspielerinnen nicht riesig ist. Und es ist schwierig, als Mutter weiterhin im Profisport tätig zu sein. Es wäre wichtig und zeitgemäss, Möglichkeiten zu schaffen, damit Spielerinnen mit ihrer Familie reisen und am täglichen Trainingsbetrieb teilnehmen können. Die Leute müssen akzeptieren, dass Fussball­ spielerin ein Fulltime-Job ist. Eine Mutter muss Teil der Mannschaft sein können. Ich hoffe, das wird irgendwann Realität. Denn der Frauenfussball entwickelt sich kontinuierlich. Die Trainingsmöglichkeiten werden besser und damit auch die Voraussetzungen für die Mädchen, gute Spielerinnen werden zu können. Heute sind die Machtverhältnisse im Frauenfussball auf mehrere Nationen verteilt, und es kommen immer mehr Nationen dazu. Fussball bleibt Fussball, egal, wer ihn spielt. Taktik und Technik verändern sich nicht. Die oberste Prämisse, um Erfolg zu haben, ist der Teamgeist – bei Mann und Frau. Damit dieser funktioniert, muss man arbeiten. An sich, an seinen Fehlern, aber auch am Umgang mit den Menschen. Ich habe das schon früh gelernt. Ich bin zusammen mit meinen beiden Schwestern in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Dort spielten alle Fussball, also taten wir es auch. Wir sind alle drei dem Fussballvirus erlegen. Meine Schwestern sind meine besten Freundinnen und die wichtigsten Menschen in meinem Leben.

Name Hanna Marklund Geburtsdatum, Geburtsort 26. November 1977, Skelleftea Position Verteidigerin Vereine 1990–1999 Sunnana SK 2000–2004 Umea IK 2005–2008 Sunnana SK Nationalteam Schweden 118 Spiele, 6 Tore

Wir motivierten uns enorm, waren gegenseitig unsere Trainerinnen, unsere Gegnerinnen, unser Ansporn: Wir waren und sind das perfekte Team. In Schweden ist der Mädchen- und Frauenfussball gut entwickelt. Das hat mir geholfen, eine Profikarriere zu lancieren. Die Perspektiven waren gut, es war nicht ein Schuss ins Blaue. Trotzdem habe ich auf Lehramt studiert, denn ich dachte immer, es würde sich lohnen, neben dem Sport noch etwas in der Hinterhand zu haben. Der Fokus lag aber ganz klar auf dem Fussball. Ich war vernarrt in ihn. In Umea haben sich mir immense Möglichkeiten eröffnet. Das Training war hart aber professionell, und ich hatte die Gelegenheit, mit den besten Spielerinnen der Welt zu trainieren. Es hat mir die Tür zur schwedischen Nationalmannschaft geöffnet, die Tür zu wunderschönen Momenten. Natürlich gab es auch T H E F I FA W E E K LY

die weniger schönen. Das WM-Finale 2003 zum Beispiel. Wir hatten unseren Weg gemacht, waren bis ins Endspiel gekommen und verloren dann gegen Deutschland. Wir waren eigentlich gut vorbereitet. Aber es war wie so oft gegen die Deutschen: Am Ende hatten sie in den entscheidenden Situationen das kleine Etwas mehr als wir. Man kann nicht von Glück sprechen, das ist es nicht. Es ist eine Art Kultur, die sich im Team entwickeln muss. Deutschland hatte sie: diesen unbedingten Willen zu gewinnen. Å Aufgezeichnet von Sarah Steiner

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. 37



The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

FIFA - R ÄT SEL - CUP

Internet: www.fifa.com/theweekly

Zwei Bälle, drei Hymnen, vier Topstürmer – und Vereinigte Staaten als Weltmeister? Raten Sie mit!

Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Tel. +41-(0)43-222 7777 Fax +41-(0)43-222 7878 Präsident: Joseph S. Blatter Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio

1

Chefredakteur: Perikles Monioudis

Zwei der wertvollsten Bälle der WM-Geschichte – wenn sie wirklich echt sind. Wie viele Jahre trennen die beiden Weltmeisterschaften mit diesen Bällen? F 24

B 36

H 48

C 60

Redaktion: Thomas Renggli (Autor), Alan Schweingruber, Sarah Steiner I

Art Direction: Catharina Clajus

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Bildredaktion: Peggy Knotz Produktion: Hans-Peter Frei Layout: Richie Krönert (Leitung), Marianne Bolliger-Crittin, Susanne Egli, Mirijam Ziegler

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Wer wurde in drei verschiedenen Ländern Torschützenkönig der höchsten Liga?

Korrektorat: Nena Morf, Kristina Rotach Ständige Mitarbeiter: Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn

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I Star Spangled Banner R Du gamla, Du fria

Mitarbeit an dieser Ausgabe: Andreas Jaros, Peter Kanjere, Giovanni Marti, Markus Nowak, Andreas Wilhelm (Bild) Redaktionssekretariat: Honey Thaljieh

Bei einer WM wurden vor den Spielen insgesamt nur drei verschiedene Nationalhymnen gespielt: Eine war die Hymne von Uruguay, eine die von Deutschland. Welches war die dritte? L God Save The Queen Y Marseillaise

Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub

Die Vereinigten Staaten haben noch nie die WM der Männer gewonnen? Doch, ein Land namens “Vereinigte Staaten” hat den WM-Pokal geholt. Wann?

Übersetzung: Sportstranslations Limited www.sportstranslations.com

E 1950

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L 1962

K 1994

D 2002

Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch Kontakt: feedback-theweekly@fifa.org Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.

Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautete: PACE (ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly). Inspiration und Umsetzung: cus

Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 23. April 2014 an die E-Mail feedback-theweekly@fifa.org. Die richtigen Einsendungen aller Rätsel bis zum 11. Juni 2014 nehmen an der Verlosung von zwei Eintrittskarten für das WM-Finale am 13. Juli 2014 teil. Vor der Einsendung ihrer Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zur Ansicht bereit stehen: http://de.fifa.com/aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf T H E F I FA W E E K LY

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FR AGEN SIE DIE FIFA!

UMFR AGE DER WOCHE

Wird Liverpool nach 24 Jahren wieder Meister?

Wann und weshalb wurde die Dreipunkte-Regel eingeführt? Diana Morf, Winterthur (Schweiz) Die Antwort von Thomas Renggli: Die FIFA beschloss 1994, für einen Sieg drei statt zwei Punkte zu vergeben. Im gleichen Jahr kam diese Regel zum ersten Mal an einer WM-Endrunde zur Anwendung. Ziel der Neuerung war die Erhöhung der Risiko­ bereitschaft und eine offensivere Ausrichtung. Mannschaften mit vielen Unentschieden in der Wertung werden bei der Dreipunkteregel eher benachteiligt, weil drei Remis nötig sind, um einen Sieg aufzuwiegen. Die erhoffte Wirkung blieb aber aus. Die Zahl der Tore pro Spiel an WM-Endrunden stieg nur kurz­ fristig an. Seither ist sie von 2,71 (1994) auf 2,27 (2010) gesunken.

“This is Anfield”. Die Liverpool-Fans intonieren beim 3:2-Sieg gegen Manchester City “You’ll Never Walk Alone” mit meisterlicher Leidenschaft. Nach dem 10. Sieg in Serie haben die Reds den Titel in Griffnähe. Kommen sie ins Ziel? Meinungen an feedback-theweekly@fifa.org

ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE Wer gewinnt die Champions League 2013/14?

35% Bayern München

26% Real Madrid

24% Chelsea FC

15% Atlético Madrid

Z AHLEN DER WOCHE

3 12 42 der letzten 13 Tore von

von dem derzeit in brillanter

Jahre nachdem Granada letztmals

feierte Crystal Palace (im Bild

Form aufspielenden Marco

einen Liga-Sieg gegen Barcelona

Jason Puncheon) am Samstag

Reus (im Bild) erzielt oder

feiern konnte, gelang den Andalu-

erstmals wieder seit November 1994.

vorbereitet. Der 24-Jährige

siern am vergangenen Samstag endlich

Damals hatte das Team mit Stars wie

legte Henrikh Mkhitaryan

wieder ein Erfolg gegen die Katalanen. Der

Nigel Martyn, Gareth Southgate, John

am Samstag bei Bayern

Treffer von Yacine Brahimi (im Bild) in der

Salako und Chris Armstrong sogar vier

München clever den

16. Minute reichte den Gastgebern zum

Mal in Folge gewonnen.

Führungstreffer auf.

knappen 1:0-Sieg. T H E F I FA W E E K LY

Getty Images (3), imago (2)

Borussia Dortmund wurden

Premier-League-Siege in Folge


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