The FIFA Weekly Ausgabe #31

NR. 31, 23. MAI 2014

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

CHAMPIONS LEAGUE KLASSENKAMPF IN MADRID BLATTER VORFREUDE AUF BRASILIEN SALOMONEN NACH DEM CHAOS DIE WM-TRÄUME

Blue Stars / FIFA Youth Cup

STARS VON MORGEN W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY

I N H A LT

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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com

Die nächste Generation Am 28. und 29. Mai 2014 trifft sich in der Schweiz die Elite des Juniorenfussballs zum prestigeträchtigen Blue Stars / FIFA Youth Cup. Das Turnier hat eine lange Geschichte.

Viele Weltstars – unter ihnen George Best, David Beckham oder zuletzt Adnan Januzaj – standen in Zürich am Anfang ihrer Karriere.

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Sepp Blatter: Brasilien, Russland, Katar Drei Weltmeisterschaften im Fokus: Der FIFA-Präsident freut sich in seiner Kolumne auf Brasilien 2014. Gleichzeitig blickt er mit Zuversicht nach Russland und sagt über Katar: “Das Turnier 2022 muss im europäischen Winter gespielt werden.”

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F IFA: 4 Vorwürfe – 4 Antworten Noch 20 Tage bis zur WM: Der Weltverband wird täglich mit vielen Vorwürfen konfrontiert.

The FIFA Weekly nimmt zu vier Behauptungen Stellung.

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“ Ich wurde zum Spielball” Der Armenier Artur Petrosjan hatte einst die Chance, bei Arsenal London einen Vertrag zu unterzeichnen. Doch dann machten ihm Funktionäre und Spielvermittler einen Strich durch die Rechnung.

Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com

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Mickaël Landreau Frankreichs Ersatztorhüter ist bereit für Brasilien und sieht sein Team als “guten Aussenseiter”.

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Zurück an der Spitze Drei Jahre nach dem Abstieg sind Ramón Díaz und River Plate wieder top.

Stars von morgen Ein Lächeln für die Schweizer Fotografen: Die Aufnahme aus dem Jahr 1968 zeigt George Best im Dress von Manchester United.

Getty Images

WM-Gruppen A – C

TO A GREATER GOAL™ 2

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Gruppe A

Gruppe B

Gruppe C

Brasilien

Spanien

Kolumbien

Kroatien

Niederlande

Griechenland

Mexiko

Chile

Elfenbeinküste

Kamerun

Australien

Japan

D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L

Europa 54 Mitglieder www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com

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WM-Träume Das finanzielle Chaos ist beseitigt. Jetzt soll der Fussball auf den Salomoninseln richtig gut werden.

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Juan Dali, Rachel Anna Skeates, Getty Images (2)

ChampionsLeague-Finale Nach dem Meistertitel will Atlético Madrid den wichtigsten Pokal des europäischen Klubfussballs.

WM-Gruppen D – H Gruppe D

Gruppe E

Gruppe F

Gruppe G

Gruppe H

Uruguay

Schweiz

Argentinien

Deutschland

Belgien

Costa Rica

Ecuador

Bosnien-Herzegowina

Por tugal

Algerien

England

Frankreich

Iran

Ghana

Russland

Italien

Honduras

Nigeria

USA

Korea

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UNCOVERED

Sie greifen nach den Sternen

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lle haben mal klein angefangen. Das vergisst man gerne, wenn man die Fussballer am Fernseher sieht. Ihre Athletik ist ausgeprägt, Geschwindigkeit und Technik am Ball sind unerhört. Erst mal auf den Stadiontribünen, fühlt sich dann der flotte Hobbysportler wie ein Drittklässler vor einem Lehrerausschuss. In Zürich, unweit vom ­FIFA-Hauptsitz, findet jährlich das beste Juniorenturnier der Welt statt. Es ist der Ort, wo potenzielle Stars ihre letzten Tore in Unbekümmertheit und Übermut schiessen. Wir widmen uns dem Thema “Blue Stars / FIFA Youth Cup” aus aktuellem Anlass.

Nebst der ruhmreichen Turniergeschichte gibt Autor ­Thomas Renggli Anekdoten aus früheren Tagen zum Besten. Beispielsweise als George Best, der das Cover dieser Ausgabe ziert, mit 18 Jahren seinen Eltern eine Postkarte nach Hause schickte. „Das Essen hier ist nicht so gut. Aber die Mädchen sind fabelhaft!“ Die Bildergalerie zur Reportage ist glamourös: Bobby Moore, David Beckham, Pep Guardiola. Sie werden staunen, wer einst in Zürich seine Karriere lancierte.

A U

uch auf den Salomoninseln findet derzeit eine fantastische Entwicklung statt. Die junge Generation – sie hat den Fussball grösstenteils auf der Strasse und in Dschungellichtungen erlernt – will sich für die U20-WM in Neuseeland qualifizieren (2015). Das ist auch deshalb so erstaunlich, weil der salomonische Verband gerade noch in einem finanziellen Chaos steckte. Wie die Chancen der kleinen Nation stehen und weshalb im Futsal der Erfolg schon eingesetzt hat, erzählt Elio Stamm auf vier Seiten. nd natürlich fokussieren wir auf die Weltmeisterschaft 2014, die in zwanzig Tagen in São Paulo angepfiffen wird.

FIFA-Präsident Blatter sagt, dass den WM-Kritikern ein bisschen mehr Objektivität gut tun würde. „Die FIFA nimmt den Brasilianern nichts weg. Im Gegenteil: Sie bezahlt zwei Milliarden Dollar für die operativen Kosten.“ Parallel, zum gleichen Thema, nehmen wir zu vier Behauptungen Stellung. Zum Beispiel, dass ein Stadionbesuch während der WM nur für reiche Brasilianer möglich ist. Das ist falsch, denn eine Eintrittskarte ist in Brasilien schon ab 15 US-Dollar erhältlich. Å

NASA

Alan Schweingruber

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Bald ein Star?

Fussballtalent Adnan Januzaj von Manchester United.

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Da war die Welt des Glamours noch weit weg David Beckham beim Zürcher Juniorenturnier Anfang der Neunziger.

foto-net / Hans-Rudolf Ottiker

Die nächste Generation In Zürich trifft sich kurz vor Beginn der WM die Elite des Juniorenfussballs. Ein Blick auf den Blue Stars / FIFA Youth Cup, bei dem der junge George Best zum Kostverächter wurde, Bobby Charlton ins Staunen kam und den kroatischen Gästen die Luft ausging.

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“F

Thomas Renggli

rüh übt sich, was ein Meister werden will“, erkannte Friedrich Schiller vor 200 Jahren.

Seine Weisheit beherzigen heute beinahe alle sich um den Nachwuchs bemühenden Fussballvereine der Welt – von A wie Arsenal London bis Z wie Zenit St. Petersburg.

Real Madrid verpflichtete vor drei Jahren den damals siebenjährigen Leonel Angel Coira. Erzrivale Barcelona folgte mit einem Vertrag für Zak Gilsenan – einem Neunjährigen aus Irland. Einzige Voraussetzung für einen Transfer: windelfrei. Denn selbst in den Topligen verfügen noch nicht alle Stadien über funktionstüchtige Wickeltische und diplomierte Kleinkindbetreuer.

Der FC Blue Stars kann damit ebenfalls nicht aufwarten. Dafür hat der Klub aus Zürich in den letzten 75 Jahren mit dem Blue Stars / FIFA Youth Cup eines der bedeutendsten Jugendturniere der Welt aufgebaut. Im letzten Jahr fegte der 19-jährige Adnan Januzaj wie ein Orkan durch das prestigeträchtige Jugendturnier in der Schweiz und gewann den Goldenen Ball, die Auszeichnung für den besten Spieler. Der junge Wunderstürmer von Manchester United setzte eine grosse Traditi-

Premiere 1939 Turniergründer Fritz Rey begrüsst die ersten Teilnehmer.

on beim englischen Rekordmeister fort. Beinahe alle Topspieler des Klubs nahmen am Blue Stars / FIFA Youth Cup teil. In den 1990er-Jahren machte ein rotbackiger Jüngling – ebenfalls bei Manchester United unter Vertrag –, auf dem Weg zu seinem Aufstieg zur internationalen Mode- und Life­style-Ikone in

Zürich Halt: David Beckham. Während Beckham zum einzigen Engländer wurde, der bei drei verschiedenen Weltmeisterschaften je einen Treffer erzielte, feiert der in Brüssel geborene Kosovo-Albaner Januzaj seine WM-­ Premiere in Brasilien als Spieler des belgischen Nationalteams.

“Where Stars are Born” – das Motto des Blue Stars / FIFA Youth Cup ist kein leeres Versprechen. Einige der grössten europäischen Stars erlebten hier ihre internationale Premiere. Vor allem aus England säumen Namen mit Weltruhm die Turniergeschichte. Aus der Weltmeister-Mannschaft Englands von 1966 sowie dem Meistercup-Team von Manchester United 1968 traten mehrere Spieler beim Youth Cup auf.

Aber auch aus Spanien, Deutschland und Portugal kamen und kommen Teilnehmer mit bekannten Namen und vielversprechenden Talenten.

Ein Blick in die Geschichte des Turniers liest sich wie ein “Who is Who” des Weltfussballs.

Die Liste der bekanntesten Tunierteilnehmer finden Sie auf: www.youthcup.ch

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BOBBY CHARLTON (ENG)

HELMUT HALLER (GER)

KLUB: Manchester United TEILNAHME: 1954–58 Einer der grossen Stars bei Manchester United. Überlebte 1958 den Flugzeugabsturz, bei dem acht Mitspieler starben und wurde acht Jahre später mit dem englischen Nationalteam Weltmeister.

KLUB: Augsburg TEILNAHME: 1956 Ein grossartiger Techniker und Dribbler.

Zauberte beim Zürcher Turnier 1956, traf zehn Jahre später für Westdeutschland im WM-Finale gegen England zum zwischenzeitlichen 1:0.

Peter Bischoff / Archiv FC Blue Stars

Vo m Ta l e n t z u m We l t s t a r

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len Seite der Veranstaltung.” Erst nachdem Rey erklärte, das Turnier auf sein eigenes Risiko durchzuführen, beschloss der Vorstand, das Turnier zu bewilligen.

Im Gründungsjahr 1939 war beim FC Blue Stars in Zürich der Weg zum klubeigenen Turnier in der höchsten Juniorenkategorie noch von Skepsis und mahnenden Stimmen geprägt.

Wie in der Klubchronik nachzulesen ist, beschloss der Vereinsvorstand erst nach einer “emotional und kontrovers” geführten Diskus-

sion am 3. Dezember 1938 auf die Idee des damaligen Junioren-Chefs Fritz Rey einzugehen und für den Nachwuchs am Auffahrtstag ein Turnier zu organisieren. Im Protokoll der damaligen Vorstandssitzung heisst es: “Der Vereinsvorsitzende wie auch der Zentralkassier äussern ihre Bedenken bezüglich der finanziel-

Engländer prägten das Turnier früh Visionär Rey blieb von einem Bankrott verschont. Und auch sportlich waren keine Verluste zu beklagen. Auf dem Zürcher Sportplatz Heiligfeld massen sich im Mai 1939 zwölf Schweizer Mannschaften und bescherten den zahlreichen Zuschauern eine in diesen schwierigen Zeiten willkommene Abwechslung. Als erster Sieger durfte sich der Grasshopper Club feiern lassen.

Das Heiligfeld fiel 1940 der “Anbauschlacht” während des Zweiten Weltkriegs zum Opfer.

Das Blue-Stars-Turnier überlebte. Es übersiedelte ins Stadion des FC Zürich und entwickelte eine Ausstrahlung, die schnell über Sprachund Landesgrenzen hinausging. 1946 gab mit dem FC Mulhouse die erste ausländische Mannschaft eine Talentprobe ab.

Anfänglich profitierte das Turnier auch vom Standortvorteil in der politisch neutralen Schweiz, schliesslich war in einem grossen Teil des von einem Weltkrieg gebeutelten Europa an einen geregelten Sportbetrieb nicht zu denken.

Seit 1991 tritt der Weltverband FIFA als offizieller Partner auf. Das Turnier profitierte aber schon vorher von einem ausgezeichneten

BOBBY MOORE (ENG)

GEORGE BEST (NIR)

PEP GUARDIOLA (ESP)

KLUB: West Ham United TEILNAHME: 1959 Kapitän, Gentleman, Weltmeister – von der Queen zum Ritter geschlagen.

Moore war einer der Grössten im englischen Fussball – und das Herz der WM-Equipe von 1966.

KLUB: Manchester United TEILNAHME: 1964 Ein Fussballerleben zwischen Genie und Wahnsinn: “Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben, den Rest habe ich verprasst”, sagte der erste Popstar des Fussballs.

KLUB: Barcelona TEILNAHME: 1988 Als defensiver Mittelfeldspieler gewann er mit dem “Dream Team” des FC Barcelona die Titel im Akkord. Als Trainer führte er seine Erfolgsarbeit nahtlos weiter – Champions-League-Sieger mit Barça.

Getty Images / Keystone

Ballartist George Best wirft lange Schatten.

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Beziehungsnetz. Der langjährige OK-Präsident Hermann Gutzler unterhielt eine enge Freundschaft zum Generalsekretär des englischen Fussballverbandes (und späteren FIFA-Präsidenten) Sir Stanley Rous. So beteiligten sich die Wolverhampton Wanderers 1951 als erste englische Mannschaft am Turnier. Es war der Beginn einer grossen Tradition. Praktisch alle bedeutenden englischen Klubs nahmen zumindest einmal die Gelegenheit wahr, ihre stärksten Juniorenteams nach Zürich zu schicken.

Der alljährliche Termin Ende Mai war günstig, denn ursprünglich ging die Saison in England am ersten Mai-Samstag mit dem Finale des FA Cups zu Ende und die Klubs hatten danach in den heimischen Wettbewerben keine Verpflichtungen mehr. 23-mal ging der Zürcher Pokal an eine englische Mannschaft.

Charlton schwärmt heute noch Untrennbar mit der Geschichte des Anlasses ist vor allem Manchester United verbunden. 1954 reisten die Red Devils (mit dem Manager der ersten Mannschaft, dem legendären Sir Matt Busby) das erste Mal an – und gewannen prompt. Seither sind 17 weitere Siege dazugekommen. Klublegende Sir Bobby Charlton, Weltmeister, Meistercupsieger und Ikone des Weltfussballs, war 1954 am Turnier dabei. Er räumt dem Anlass grössten Stellenwert ein: “Der Youth Cup ist das beste Junioren-Turnier.

Wenn ich im Museum im Old Trafford die Tro-

Duell 1963 Final Arsenal gegen Mantova.

phäen betrachte, die wir in Zürich gewonnen haben, bin ich immer besonders stolz.”

Die Engländer verdienten sich diese Meriten unter erschwerten Umständen, denn mit dem Essen in Zürich konnten sie sich nie anfreunden.

Das urbritische Verlangen nach “fish and chips” und “eggs and bacon” war von den Schweizer Köchen nicht zu befriedigen. Als Manchester ­United

1954 das Turnier gewann, belohnte der Klub die Spieler mit einer Siegesprämie von 100 Franken.

Die englischen Junioren packten die Gelegenheit beim Schopf und gönnten sich beim Zürcher Hauptbahnhof ein “real english breakfast”. Zehn Jahre später schlug die lokale Küche George Best auf den Magen – allerdings fand der nordirische Frauenschwarm offenbar Begleitung, die ihn da-

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RYAN GIGGS (WAL)

DAVID BECKHAM (ENG)

NANI (POR)

KLUB Manchester United TEILNAHME: 1991 Einmal ManU immer ManU. Der Waliser ist eine der prägenden Figuren des englischen Rekordmeisters.

963 Spiele absolvierte er für seinen Stammklub.

KLUB: Manchester United TEILNAHME: 1992–95 Kunstschütze, Stilikone.

Kaum ein Fussballer der Neuzeit weckt mehr Fantasien und Begehrlichkeiten als der Engländer David Beckham.

KLUB: Manchester United TEILNAHME: 2004–05 Der Supertechniker gehört seit 2009 zu den prägenden Figuren von Manchester United.

Obwohl erst 27 Jahre alt, gewann er mit den Briten schon elf Titel.

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G. Horvath / Uschi Kurmann

Vo m Ta l e n t z u m We l t s t a r

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Lektion der defensiven Italiener Der Anlass avancierte früh zu einer der damals raren Möglichkeiten, unterschiedliche Spielkulturen zu erleben. Bobby Charlton erinnert sich: “In England traten wir gegen Teams wie Blackpool, Bolton oder Bury an. Aber in Zürich standen da plötzlich die Italiener. Sie verschanzten sich im eigenen Strafraum und verteidigten nur. Wir waren perplex – und verloren 0:1. Diese Lektion hat unseren Trainern enorm geholfen, auf andere Taktiken zu reagieren und den Stil an die Situation anzupassen.”

Der Zürcher Jakob Kuhn, in den 1960er und 70er-Jahren einer der überragenden Schweizer Fussballer und zwischen 2001 und 2008 Trainer der Schweizer Nationalmannschaft, erlebte diese Zeit als jugendlicher Zuschauer: “Als wir Spieler wie Bobby Charlton, Nobby Stiles oder Billy Whelan vor der eigenen Haustür spielen sahen, wuchs der Traum, einmal so zu werden wie sie.”

Getty Images / foto-net

Brasilianische Feierlaune in Zürich São Paulo FC feiert den zweiten Titelgewinn in Folge.

rüber hinwegtröstete: “Das Essen ist nicht so gut, aber die Mädchen sind fabelhaft”, schrieb er seinen Eltern.

Kulinarisch nichts zu beanstanden hatten die ersten italienischen Turnierteilnehmer von der AC Como 1952. Sie wurden im “Hotel Italia” untergebracht. Dort las ihnen der Koch jeden Wunsch von den Lippen ab: Pizza, Pasta, Vino.

Dafür nahmen die Italiener in Kauf, dass sie sich eine Etagendusche teilen mussten. Der heute höchstrangige Fussballer der Welt – FIFA-Präsident Sepp Blatter – übernachtete 1955 bei seiner Teilnahme mit dem FC Siders im Luftschutzraum eines Schulhauses und erinnert sich: “Das Turnier war der Start zu meiner Karriere im internationalen Fussball.”

Als Jungstar Edwards verschwand Die Organisatoren bemühten sich stets um fussballerische Vielfalt. Bis heute luden sie 230 Klubs aus 40 Ländern ein. Mit Botafogo aus Rio de Janeiro reiste 1991 erstmals eine Equipe aus Brasilien an. Es dauerte aber bis 1999, ehe die Trophäe ins Land des Rekordweltmeisters (São Paolo FC) und damit auf einen anderen Kontinent reiste. In der Siegerliste des Turniers finden sich Teams aus 14 Ländern – darunter

GERARD PIQUÉ (ESP)

XHERDAN SHAQIRI (SUI)

ADNAN JANUZAJ (BEL)

KLUB: Manchester United (heute Barcelona) TEILNAHME: 2005 Weltmeister, Europameister, dreifacher Champions-League-Sieger.

Der Innenverteidiger ist die defensive Lebensversicherung von Barcelona und von Spanien.

KLUB: Basel (heute Bayern München) TEILNAHME: 2009 Bei Bayern München Edeljoker, in der Schweizer Nationalelf der grosse Hoffnungsträger.

Shaqiri verbindet läuferische Explosivität mit technischer Brillanz.

KLUB: Manchester United TEILNAHME: 2013 Dem Supertalent liegt die Fussballwelt zu Füssen.

An der WM will Januzaj mit Belgien für Furore sorgen.

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Die RegelE x per imente Thomas Renggli

D

er Youth Cup dient der FIFA immer wieder als Versuchsfeld. Das Juniorenturnier bietet die Möglichkeit, regeltechnische Änderungen unter Wettkampfbedingungen auf hohem Niveau zu testen.

Die wichtigsten Regel-Experimente im Überblick:

Rückpassregel Sie gehört zu den wichtigsten Anpassungen der Moderne und ist aus dem Regelwerk nicht mehr wegzudenken.

Wiedersehen in Zürich Manchester-United-Legende Sir Bobby Charlton und Sepp Blatter.

Kick-in Um das Spiel schneller zu machen, wurde statt dem Einwurf ein indirekter Freistoss getestet. Der Kick-in schaffte es nicht in die Regelbücher.

76. BLUE STARS / FIFA YOUTH CUP Datum: 28. Mai (ab 15 Uhr) und 29. Mai (ab 9.15 Uhr). Mannschaften: Bayern München (Deutschland), Atético Paranaense (Brasilien), Benfica

Auf der Suche nach einer faireren Kurzentscheidung bei einem Unentschieden wurde statt dem Elfmeterschiessen ein Shoot-out ausgetragen.

Wie beim Eishockey lief der Schütze von der Mittellinie auf den Torhüter zu. Es blieb beim Experiment.

Elfmeterschiessen vor dem Spiel In der Direktausscheidung wurde vor jedem Spiel “prophylaktisch” ein ­E lfmeterschiessen ausgetragen. Auch diese Idee kam nicht über den ­Versuchsstatus hinaus.

Mehrfachball Neben der Rückpassregel eine der effizientesten Neuerungen zur Erhöhung von Intensität und Rhythmus des Spiels. Rund um das Spielfeld ­werden mehrere Bälle verteilt. So ist stets ein Ersatzball zur Verfügung und die Möglichkeit des Zeitschindens wird reduziert. Å

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Geo b emann lous” Le u b fa . n ls are r Fraue “ T he Gir Schweize t von den schwärm

rge Best

(abgesehen von Uruguay) sämtliche Weltmeister-Verbände, aber auch aufstrebende Fussballnationen wie Russland, Serbien und Portugal.

Wirtschaftliche Interessen spielten dabei zu keinem Zeitpunkt eine Hauptrolle. Den Teilnehmern wurden lediglich Kost und Logis bezahlt. Erst anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums entrichteten die Organisatoren erstmals Reisespesen – dem FC Barcelona bei dessen erster Teilnahme 10 000 Franken.

Statt finanzieller Perspektiven boten die Veranstalter den ausländischen Teams die landestypischen Sehenswürdigkeiten als Argumente für einen Abstecher in die Schweiz.

Die Spieler von West Ham United wurden 1968 zu einem Ausflug in die Bündner Alpen eingeladen – darunter die späteren Nationalspieler Trevor Brooking und Frank Lampard sen., Vater des englischen Nationalspielers.

Der frühere Turnierchef Werner Staub erinnert sich: “Die Begeisterung der Engländer über die wunderbare Aussicht war gross. Aber bei der Mittelstation verliess einige Spieler ob der ungewohnten Höhe der Mut.” Noch weniger gebirgstauglich waren die Junioren von

Lissabon (Portugal), Olympiakos Piräus (Griechenland), Asante Kotoko (Ghana), Villarreal (Spanien), Sion, Zürich, Grasshopper Club, Blue Stars (alle Schweiz).

Ort: Sportanlage Buchlern, Zürich. Eintritt: frei

Dinamo Zagreb bei einem Ausflug ins alpine Gelände. Schon in der Seilbahn gerieten sie in Atemnot und mussten sich hinlegen. Bei anderen Schweizer Schönheiten bekam der englische Jungstar Duncan Edwards 1954 weiche Knie. Nach einem Ausflug in die Zürcher Innenstadt stieg er zum Erstaunen seiner Teamkollegen überstürzt eine Station zu früh aus der Strassenbahn und fehlte später beim Zubettgehen in der Teamherberge. Schenkt man den mündlichen Überlieferungen der Klubältesten Glauben, dann erlag auch der Engländer – wie Jahre später George Best –, in der dritten Halbzeit dem weiblichen Charme in Zürich. Å

Uschi Kurmann / Museum Manchester United

Shoot-out

BLICK IN DIE LIGEN

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N Argentinien: Primera División

River ist wieder River Sven Goldmann ist Fussball­ experte beim “Tagesspiegel” in Berlin.

Unten auf dem Rasen tanzten die Millionarios und oben sang das Volk. Millionarios, so werden die Spieler des Club Atlético River Plate genannt, und zwar ganz liebevoll von denen, die da oben tanzten, auf den Plätzen des riesigen Estadio Monumental von Buenos Aires.

Es war eine besondere Nacht, selbst für die von Erfolgen verwöhnten Hinchas von River Plate. 60 000 waren dabei und feierten den 5:0-Sieg über Quilmes, er war am letzten Spieltag des Torneo Final gleichbedeutend mit der Meisterschaft. Darauf hatten sie im Stadtteil Belgrano lange gewartet – genau sechs Jahre lang.

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Fernando Cavenaghi (2), Gabriel Mercado, Teófilo Gutiérrez und der alle überragende Cristian Ledesma schossen die Tore zur 35. Meisterschaft für River. Nach 19 Spiel­ tagen weist die Tabelle fünf Punkte Vor­ sprung auf den ewigen Rivalen Boca Juniors auf. Und es geht noch weiter, vielleicht mit der 36. Meisterschaft. Am Samstag treffen die Millionarios im Superfinal auf den Meis­ ter des vorangegangenen Torneo Iniciál, den Stadtrivalen San Lorenzo. Gespielt wird im Estadio Provincial von La Punta in der ­P rovinz San Luis.

Erst einmal aber wurde gefeiert. Im Estadio Monumental und auf den Strassen von Belgrano und überall dort im traditionell zweigeteilten Buenos Aires, wo die Herzen für River schlagen und nicht für Boca.

“RiverVueleveASerRiver”, hiess es auf der Homepage des Vereins, alle Worte aneinander geschrieben: River ist wieder River!

River war nicht immer River in den vergange­ nen Jahren, in denen wenig daran erinnerte,

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dass der Klub mit dem roten Diagonalstreifen auf dem weissen Trikot der erfolgreichste von Argentinien ist. 2011 stieg River erstmals nach 80 Jahren aus der Primera División ab, die Hinchas randalierten und der argentini­ sche Verband AFA sperrte das Estadio Monu­ mental für fünf Spiele. Der Klub war am Boden. Aber schon nach einem Jahr feierte River ein Comeback. Und, noch viel wichtiger: Nach dem Aufstieg kehrte Trainer Ramón DÍaz zurück zu dem Verein, für den er schon als Jugendlicher gespielt hatte. Zehn Jahre nach seinem Abschied, als er dem früheren Präsidenten José María Aguilar ewige Feind­ schaft geschworen hatte. Aguilar hatte DÍaz’ Vertrag damals nicht verlängert und lieber den Chilenen Manuel Pellegrini verpflichtet.

Ramón DÍaz ist ein Heiliger in Belgrano.

Seine erste Meisterschaft mit River gewann er 1979, als gerade mal 20 Jahre alter Stürmer.

Später, nach seiner aktiven Karriere und einer Wanderschaft durch die halbe Welt, stieg DÍaz zum erfolgreichsten Trainer der 113 Jahre währenden Klubgeschichte auf. Unter ihm gewannen die Millionarios dreimal das Torneo Apertura und zweimal das Torneo Clausura, dazu 1996 die Copa Libertadores und ein Jahr darauf auch die Supercopa Sudamericana. Viel mehr geht nicht.

Gabriel Rossi / STF

In der rauschenden Nacht vom Sonntag taumelte Ramón DÍaz freudetrunken über den Rasen des Monumental, mit offenem Hemdkragen und einer Siegermedaille, wo sonst eine Krawatte baumelt. “Dieser T ­ riumph ist das Resultat unserer harten Arbeit der letzten 18 Monate”, sagte der 54 Jahre alte Trainer. Für ihn wird das Superfinal am Samstag zu einem ganz besonderen Spiel, denn auch beim Gegner San Lorenzo erfreut er sich grosser Beliebtheit. 2007 führte Ramón DÍaz den Klub aus dem Stadtteil Almagro zum Sieg im Torneo Clausura. Es war San Lorenzos letzter grosser Triumph vor dem Sieg im Torneo Iniciál Ende des vergangenen Jahres. Å

Ramón Díaz (links) und Fernando Cavenaghi feiern den Triumph von River Plate über Quilmes.

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Norwegen: Tippeligaen

Molde von der Trennung beflügelt Nicola Berger schreibt über den norwegischen Fussball.

Als die norwegische Tippe­ ligaen am letzten März-­ Wochenende die neue Saison begann, war sie im Vergleich zur abgelaufe­ nen Spielzeit um zwei Attraktionen ärmer. Da wäre einmal der Traditionsverein Tromsö IL, der relegiert wurde und sich nun in der Anonymität der Zweitklassigkeit wiederfin­ det. Tromsö ist der am nördlichsten gelegene Profiklub der Welt, bis zum Polarkreis sind es bloss 344 Kilometer. Bei der Konkurrenz dürfte der Abstieg indes wenig Wehmut hervorgerufen haben. Die Auswärtsfahrten nach Tromsö waren gefürchtet, mit 1150 Kilometern hatte Rosenborg Trondheim noch die kürzeste Anreise.

Und dann verlor die Liga mit Ole Gunnar Solskjaer (41) auch ihr Aushängeschild. Der Bayern-Schreck und vermutlich prominen­ teste norwegische Fussballexport aller Zeiten legte im Januar seine Arbeit als Coach von FK Molde nieder, um sich Cardiff City anzu­ nehmen.

Carina Johansen / NTB Scanpix

Molde scheint die Trennung eher beflügelt zu haben. Nach neun Runden liegt der Cham­ pions-League-Teilnehmer von 2000 an der Tabellenspitze. Unter dem neuen Trainer Tor Ole Skullerud überzeugt das Team mit Effi­ zienz und einer kompakten Defensive. Skulle­ rud hatte im letzten Sommer die nor­wegische U21-Nationalmannschaft an der EM bis in das Halbfinale geführt. Brillant bisher: Der von Sarpsborg verpflichtete Regisseur Mohamed Elyounoussi. In neun Partien kommt der 19-Jährige auf fünf Tore und zwei Assists. Die bestechende Frühform des Vorjahressechsten überrascht, es waren andere Teams als Favo­ riten in die Saison gestiegen.

Molde-Trainer Tor Ole Skullerud vor dem Liga-Spiel zwischen Sandnes Ulf und Molde FK.

Ligaprimus Rosenborg beispielsweise. Noch 2013 hatte der Rekordmeister den Titel am letzten Spieltag dem Konkurrenten Ströms­ godset überlassen müssen – und rüstete danach auf. Nun soll der zuletzt in der Türkei nicht glücklich gewordene Morten Gamst Pedersen (32, Ex-Blackburn) im linken Couloir für Schwung sorgen. Trotzdem läuft es noch nicht rund bei Rosenborg. Dem Team fehlt es an Konstanz. Am letzten Wochenende setzte es gegen Aufsteiger Stabaek eine empfindliche 1:3-Heimniederlage ab.

gehe mit seinem Team lieber in Schönheit unter, als unästhetischen Ergebnisfussball zu spielen. Deila orientiert sich an der Philoso­ phie von Trainer Arsène Wenger bei Arsenal.

Er hat seinem Team das Kurzpassspiel und den Offensivgeist eingeimpft, das Durch­ schnittsalter ist mit 25,1 Jahren tief.

Bislang geht Deilas Plan auch in dieser Saison auf: Strömsgodset liegt in Lauerstellung auf Platz 2. Å

Wer soll Molde Paroli bieten, wenn Rosenborg den Rank nicht findet? Der Titel dürfte erneut über Strömsgodset führen. Im Kader des amtierenden Meisters fehlen zwar die ganz grossen Namen, wenn man vom ghanaischen WM-Keeper Adam Larsen Kwarasey einmal absieht. Dafür steht der “Star”, wenn man so will, an der Seitenlinie. Es ist Ronny Deila (38), ein früherer Verteidiger, der von sich sagt, er

Strömsgodsets “Star” ist Trainer Deila. Er geht lieber in Schönheit unter, als Ergebnisfussball zu spielen.

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CHAMPIONS LEAGUE

Madrids Thronkampf: Wer geht in die Offensive?

Jordi Punti, Barcelona

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eptun oder Kybele? Der Gott des Meeres oder die Göttin der Erde, die Kraft der Ozeane oder die irdische Fruchtbarkeit.

Am Samstag, wenn das Finale der Champions League zwischen Real Madrid und Atlético Madrid im Estádio da Luz in Lissabon zu Ende geht, wird sich eine der beiden Fangemeinden an ihrer Kultstätte versammeln, um ihren Triumph zu feiern. Sollte Real sich den Titel zum zehnten Mal holen, dann wird die Plaza 16

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de Cibeles mit dem Kybele-Brunnen das Zentrum sein. Sollte es Atlético gelingen, sich zum ersten Mal die Trophäe zu sichern, dann teilen sich die Wasser, um die Anhänger der “Rojiblancos” am Neptunbrunnen in Empfang zu nehmen. Nur 500 Meter trennen die beiden Statuen. Sprechen wir vom madrider Fussball, dann liegt jedoch eine ganze Welt zwischen den Vereinen.

Das Madrider Derby spiegelt eine historische Rivalität wieder, die seit mehr als einem Jahrhundert besteht. In den ersten Jahren war Real der etablierte Klub mit der grössten An-

hängerschaft in den gut situierten und mächtigen Gesellschaftsschichten. Atlético, das von einer Gruppe baskischer Studenten nach dem Vorbild des Athletic Club de Bilbao gegründet worden war, fand seine Anhänger zunehmend in den volkstümlicheren Vierteln und bei der Arbeiterklasse. Mittlerweile haben aber beide Klubs eine weltumspannende Fangemeinde.

Atlético mag zwar nach wie vor ein etwas sozialeres, weniger aristokratisches Profil haben, doch mit Prinz Felipe von Spanien zählt ein illustrer Prominenter zu den Fans des Klubs.

José Manuel Ribeiro / AFP

Real oder Atlético? Diese Frage beschäftigt die Fussballwelt.

Denn im Champions-League-Finale 2014 wird sich eines der beiden Teams die Krone des europäischen Klubfussballs aufsetzen.

CHAMPIONS LEAGUE

Auch an der Musik lassen sich die Unterschiede zwischen beiden Vereinen ablesen: Die offizielle Version der Hymne des 100-jährigen Bestehens von Real Madrid, die vor allen Partien gespielt wird, geht auf das Konto des Tenors Plácido Domingo. Die Hymne zur Hundertjahrfeier von Atlético hat hingegen der volkstümliche Sänger und Liedermacher Joaquín Sabina komponiert und interpretiert.

Der Weg zu den Sternen Das Madrider Derby fand bisher nur ein einziges Mal im Rahmen des Europapokals statt: im Halbfinale der Saison 1958/59. Es war ein drittes Entscheidungsspiel erforderlich, an dessen Ende Real Madrid schliesslich ins Finale einzog. Aufgrund seiner grossen Bedeutung ist das anstehende Finale der Champions League nun das Derby der Derbys. Der Augenblick, in dem ein Sieg gegen den anderen weit über die Bedeutung eines normalen Derbysieges

Jamie McDonald / Getty Images

Das Madrider Derby spiegelt eine historische Rivalität wieder. hinausgeht. In einer einzigen Partie, die vor Millionen von Zuschauern auf neutralem Boden ausgetragen wird, wird das Derby von der lokalen Ebene auf eine universale Ebene gehoben, auf der darüber entschieden wird, wer sich in Europa die Krone aufsetzt.

Real und Atlético sind beide mit einer tadellosen Bilanz und unbändigem Siegeswillen in dieses Finale eingezogen. Dennoch gibt es vielleicht eine Nuance, die die Kontrahenten unterscheidet: Atlético will, Real muss gewinnen. Florentino Pérez, der Präsident der Königlichen, hat bei mehreren Gelegenheiten erklärt, die wichtigste Mission seines Sportprojekts und der millionenschweren Verpflichtungen von Stars wie Ronaldo, Benzema, Modric oder Bale sei der zehnte Titelgewinn im Europapokal der Landesmeister bzw. der UEFA Champions League. Nach den Enttäuschungen der letzten Jahre ist der Titel zu einer Obsession geworden. Denn Real hat den “Pott mit den ­grossen Ohren” zum letzten Mal vor zwölf Jahren geholt, in der Saison 2001/02. Und zwölf Jahre sind für Real eine Ewigkeit. Bei diesem letzten Finalsieg, einem 2:1 gegen Bayer Leverkusen, setzte sich die Generation der Galaktischen die Krone auf. Die Entscheidung brachte

ein wunderschönes Volleytor von Zidane. Damals hiess der Trainer Vicente del Bosque. Jetzt hat Ancelotti es mit seiner geduldigen Art geschafft, Ruhe ins Team zu bringen und die Nervosität einzudämmen, die angesichts dieser historischen Notwendigkeit im Team herrscht.

Atlético – Spanischer Meister Im Falle von Atlético Madrid ist der Siegeswille das Produkt einer Hochphase, eines Freudentaumels, der sich in jeder Saison aufs Neue einzustellen scheint. Als Diego Simeone im Dezember 2011 das Traineramt übernahm, fand er den Klub am Rande des Abgrunds vor, wo das Abstiegsgespenst lauerte. Mit seiner Philosophie eines direkten, auf Einsatz und Pressing basierenden Fussballs, gelang ihm dann der Titelgewinn in der Europa League. Im Jahr darauf gewann er mit dem Team die Copa del Rey – in einem weiteren hochklassigen Derby gegen Real – und qualifizierte sich für die Champions League. Im Vorfeld des anstehenden Champions-League-Finales errang er mit Atlético am letzten Samstag den Titel in der spanischen Liga, und zwar mit einem 1:1 in der alles entscheidenden Partie gegen den FC Barcelona im Camp Nou. Bei der Siegesfeier am Neptunbrunnen wandte Simeone sich an die Fans und erklärte im Hinblick auf das anstehende Finale in Lissabon: “Meine Damen und Herren, es geht nicht nur um die Liga. Wenn man daran glaubt, wenn man hart arbeitet, dann kann man alles schaffen. Also, auf geht’s! Packen wir es gemeinsam an!” Dieser Glaube, der auf unermüdlichem Einsatz und unverbrüchlichem Mut – gepaart mit emotionaler Intelligenz – beruht, hat Atlético zu einem der formstärksten Klubs in Europa gemacht.

Vor diesem Hintergrund gestaltet es sich schwierig, Voraussagen für das Finale zu treffen.

Die beiden Klubs weisen viele Gemeinsamkeiten auf. Atlético setzte sich im Rennen um die

s­ panische Meisterschaft gegen den FC Barcelona durch, während Real die Katalanen im Finale der Copa del Rey mit 2:1 besiegte. In dieser Partie stellten die Königlichen ihre Konterstärke unter Beweis und darauf gründet sich auch das Vertrauen, das Ancelotti geniesst. Und auch die Auftritte vor fremdem Publikum, mit denen beide Teams sich den Finaleinzug sicherten, sprechen für sich. Real Madrid feierte einen 4:1-Kantersieg bei Bayern München, Atlético gab im Hexenkessel von Chelsea das Tempo vor und setzte sich ebenfalls deutlich mit 3:0 durch.

Angesichts der Intensität, die beide Klubs auf dem Rasen an den Tag legen, ist es also nicht verwunderlich, dass einige Kollateralschäden zu verzeichnen sind. Real muss auf den gesperrten Mittelfeldregisseur Xabi Alonso verzichten, der Einsatz von Innenverteidiger Pepe und Stürmer Karim Benzema ist aufgrund körperlicher Probleme fraglich. Dafür ist Superstar Cristiano Ronaldo nach eigenen Angaben wieder einsatzbereit. Bei Atlético fällt mit Diego Costa der torgefährlichste Stürmer verletzungsbedingt aus, Spielmacher Arda Turan wird wohl einsatzbereit sein, ist aber nach einer Beckenprellung angeschlagen.

Neptun oder Kybele?

All diese Aspekte lassen ein hart umkämpftes Champions-League-Finale erwarten, bei dem wir alle gespannt sein dürfen, wer von Anfang an die Initiative ergreifen wird. Für beide Teams ist dies zweifellos ein unnatürlicher Akt. Denn sowohl Real als auch Atlético kommen am besten zum Zuge, wenn sie auf gegnerische Angriffe reagieren und schnelle Konter fahren können. Real hat ein Faible für heldenhafte Partien; Atlético hat gelernt, am Limit zu leben.

In Madrid warten derweil Kybele und Neptun an der Prachtstrasse “Paseo del Prado” hoffnungsvoll auf das Erscheinen ihrer getreuen Anhängerschaft. Å

Das Finale 24. Mai 2014 · 20.45 Uhr (MEZ) · Estádio da Luz · Lissabon Schiedsrichter: Björn Kuipers (NL)

Weg ins Finale Atlético AC Milan (Achtelfinale: 1:0, 4:1) Barcelona (Viertelfinale: 1:1, 1:0) Chelsea (Halbfinale: 0:0, 3:1) Real Madrid Schalke 04 (Achtelfinale: 6:1, 3:1) Dortmund (Viertelfinale: 3:0, 0:2) Bayern München (Halbfinale: 1:0, 4:0) T H E F I FA W E E K LY

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Name Mickaël Landreau Geburtsdatum, Geburtsort 14. Mai 1979, Machecoul ­(Frankreich) Stationen FC Nantes, Paris Saint-Germain, Lille, Bastia Nationalteam 11 Einsätze Weltmeisterschaft 2014

Agnès Dherbeys

Gruppenspiele: Honduras (15. Juni), Schweiz (20. Juni), Ecuador (25. Juni)

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DAS INTERVIEW

“Ich bin da, um meinem Land zu dienen” Mickaël Landreau hat seine Karriere nach 618 Einsätzen in der Ligue 1 am vergangenen ­Wochenende b ­ eendet. Ein letztes grosses Abenteuer mit der französischen Nationalmannschaft bleibt dem Ersatztorhüer der Équipe Tricolore aber noch: die WM in Brasilien.

Von all den Titeln, die Sie gewonnen haben: Welcher war für Sie der schönste?

Mickaël Landreau: Es ist schwierig, einen

einzelnen herauszuheben, da sie alle eine besondere Bedeutung haben. Natürlich hat der erste eine wichtige Rolle gespielt, da er eine Art Auslöser war. Vor allem weil ich ihn mit dem FC Nantes, meinem Ausbildungsverein, gewonnen habe. Aber das Double mit Lille war ebenfalls aussergewöhnlich.

Sie sind Rekordspieler der französischen ­­­­­­­­­­­­­­­­­­­ Ligue 1. Welche Qualitäten benötigt man, ­ um eine solche Leistung zu vollbringen?

Viel Arbeit und die Fähigkeit, sich selbst zu hinterfragen. Bescheidenheit ist ebenfalls sehr wichtig. Und natürlich gehört auch Talent dazu, um auf diesem Niveau zu bestehen. Es ist also eine Mischung aus all dem. Wenn wir von Arbeit sprechen, sprechen wir auch von einer gesunden Lebensweise und einer guten Trainings- und Wettkampfvorbereitung.

Erinnern Sie sich, wann Sie zum ersten Mal den Rekord von Jean-Luc Ettori (602 Einsätze in der Ligue 1, Red.) ins Auge gefasst haben?

Man hat mich relativ früh darauf angesprochen. Und ich habe immer geantwortet, dass es in der Tat denkbar sei, diesen Rekord im Alter einmal zu knacken. Aber ich habe auch gewusst, wie schwierig es ist, über die Zeit zu bestehen. Erst in den letzten drei Jahren wurde mir bewusst, dass ich das erreichen kann, wenn ich alles daran setze und täglich an mir arbeite. Der Torhüter hat eine solch entscheidende Rolle inne, dass er sich nie gehenlassen darf.

Realisieren Sie, dass das Spiel Bastia – Nantes vom letzten Wochenende das letzte Ihrer Karriere war?

Vollkommen! Ich habe mich darauf wirklich gut vorbereitet. Ja klar, es waren die letzten Minuten in der Ligue 1, aber alles hat ein Ende. Diese Partie hatte für mich Symbolcharakter und der Kreis hat sich nun geschlossen. Es ging übrigens 0:0 aus wie auch mein erstes Spiel. 18 Jahre später sollte es also genauso enden.

Sprechen wir über die französische Nationalelf. Wie schätzen Sie deren Chancen ein?

Frankreich ist ein guter Aussenseiter.

Das erste Spiel wird sehr wichtig sein, denn es herrscht immer ein hoher Druck. Es entstehen so grosse Erwartungen rund um eine Weltmeisterschaft, dass man richtig an das Ereignis herangehen und gut mit seinen Kräften haushalten muss. Erst recht gegen Mannschaften, die körperlich stark sind. Das erste Spiel kann dir entweder Schwung geben oder noch mehr Druck aufladen. Alle neigen dazu, Honduras zu unterschätzen, doch ich weiss aus Erfahrung, dass ein erstes Spiel niemals leicht ist. Aus diesem Grund besteht Didier Deschamps so sehr darauf.

Nach seinem Debüt im August 2012 hat sie der Nationaltrainer schnell als dritten Torhüter eingesetzt. Welche Qualitäten benötigt man, um diese Rolle zu besetzen?

Es kommt immer auf die Nummer 1 und die Nummer 2 an. Auf alle Fälle muss man aber konkurrenzfähig und leidenschaftlich sein und man muss gerne trainieren. Ich habe sicherlich auch andere Qualitäten, mit denen ich der Mannschaft dienlich sein kann und die den beiden anderen und Torhütertrainer Franck Raviot entsprechen.

Wie stellen Sie sich Ihr Turnier in Brasilien vor?

Wenn ich irgendwo hingehe, stelle ich mir immer vor, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. In jedem Fall aber, mein Bestes dafür zu geben. So war dies auch 2006. Ich bin mit derselben Lust zur WM gefahren, meine Rolle auf die bestmögliche Weise auszufüllen. Vor einem Hintergrund, der zwischen Fabien Barthez und Grégory Coupet sehr schwierig war. Ich passe mich der Situation an.

Welcher Torhüter wird Ihrer Meinung nach eine grosse WM spielen?

Ich glaube, Vincent Enyeama kann mit Nigeria etwas Ausserordentliches schaffen. Er hat bereits gezeigt, dass er ein unglaublicher Torhüter sein kann. Für mich sind zudem, mit der Abwesenheit von Petr Cech, zwei der drei besten Torhüter der Welt in Brasilien: Manuel Neuer et Thibaut Courtois. Å Mit Mickaël Landreau sprach Pascal de Miramon

Sie selbst können elf Einsätze als Nummer 1 verbuchen. Hätten Sie sich eine erfolgreichere internationale Karriere gewünscht?

Ich war zu bestimmten Zeiten die Nummer 1, insbesondere in der Qualifikation zur Euro 2008. Ich bedauere diesbezüglich nichts. Das Leben in der Nationalmannschaft ist vollkommen anders als im Verein.

Selbst wenn man zeitweise frustriert ist, steht man seinem Land zur Verfügung, muss sein Bestes für das Team geben und ein Vorbild sein. Man ist da, um seinem Land zu dienen und man muss versuchen, mit den Entscheidungen zu leben, die gefällt worden sind. Auch wenn man denkt, dass man mehr verdient hätte. Im Verein hat man natürlich umso mehr Lust zu spielen. Aber man ist auch frei, seine Wahl zu treffen und zu gehen, wenn man nicht zufrieden ist.

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First Love

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Ort: Shaqlawa, Irak Datum: 22. April 2005 Zeit: 16.00 Uhr

Ed Kashi

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DEBAT T E

Fussball global Asien, Europa, Afrika, Südamerika. Seit 2002 reist die WM-Endrunde um die ganze Welt.

Der letzte weisse Fleck bleibt Down Under.

Thomas Renggli

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Seit 1998 mit 32 Nationen Von solchen Nebensächlichkeiten liess man sich auf der Insel aber nicht irritieren: Nach dem 3:2Sieg gegen den aktuellen Weltmeister Italien im November 1934 beförderten sich die Engländer selber zum “inoffiziellen Weltmeister”. Offiziell galt dann allerdings ein anderes Verdikt: Die 0:1-Niederlage gegen die USA anlässlich der englischen WM-Premiere 1950 in Brasilien.

War das WM-Feld bis 1950 noch vom Interesse der potenziellen Teilnehmer abhängig (die Inder weigerten sich nach Brasilien zu reisen, weil sie nicht barfuss spielen durften), fand das Turnier ab 1954 im 16er-Format statt. 1982 22

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WM-Vorfreude Brasilianische Kinder am Strand von Porto Alegre beim “Wasserball”.

wurde das Teilnehmerfeld auf 24 Teams aufgestockt. Seit 1998 spielen 32 Mannschaften. Im Jahr 2000 beschloss die FIFA ein Rotationsverfahren einzuführen: Die Endrunde sollte ab 2010 im regelmässigen Wechsel von Nationen der sechs Kontinentalverbände veranstaltet werden. Das Exekutivkomitee kam 2007 auf den Entscheid zurück und “liberalisierte” das Verfahren wieder. Doch der regelmässige Wechsel zwischen den Kontinenten blieb oberstes Gebot.

Australien muss lange warten Ausgeschlossen von einer Kandidatur sind jeweils die beiden Kontinentalverbände, die das Turnier zuletzt veranstaltet haben. Im Hinblick auf die Vergabe der Endrunde von 2026 bedeutet dies: Kandidieren können Verbände aus Südamerika, Mittel- und Nordamerika, Afrika sowie Ozeanien.

Ein Sonderfall stellt Australien dar. Weil der australische Nationalverband 2006 zur asia­tischen Konföderation wechselte, muss er sich auch sportpolitisch der Konkurrenz aus Asien stellen. Die grosse Sportnation aus Down Under bleibt deshalb zumindest mittelfristig ein weisser Fleck auf der WM-Karte. Å

Die Weekly-Debatte.

Was brennt Ihnen unter den Nägeln? Über welche Themen wollen Sie diskutieren? Ihre Vorschläge an: feedback-theweekly@fifa.org

Victor R. Caivano / AP / Keystone

er Ball ist rund – und die Erde ist keine Scheibe. Spätestens mit der erstmaligen Durchführung der WM-Endrunde in Asien (2002) hat das wichtigste Turnier im Fussball eine noch globalere Ausstrahlung erhalten. Die WM von 2010 in Südafrika und die “Erschliessung” des Schwarzen Kontinents bedeutete ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Fussballs.

Die Entwicklung der WM-Endrunde spiegelt die wirtschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Fortschritte der Moderne. Anfänglich stiess das Format an logistische und ideologische Grenzen: Zur Premiere in Uruguay brachten nur vier europäische Mannschaften (Belgien, Frankreich, Jugoslawien und Rumänien) Willen und Mittel für die dreiwöchige Schiffsreise auf.

Als Retourkutsche für die europäische Ignoranz boykottierten die Uruguayer 1934 die zweite Auflage des Turniers in Italien. Auch England glänzte durch Abwesenheit, da man das Fussball-Mutterland als Austragungsort erneut übergangen hatte und die FA 1928 ohnehin aus der FIFA ausgetreten war.

DEBAT T E

PRESIDENTIAL NOTE

The FIFA Weekly fragte auf fifa.com: Warum wird die Weltmeisterschaft in Brasilien spektakulär?

Die Stimmung wird unglaublich werden, denn Brasilien ist offensichtlich ein fussball-verrücktes Land! Und wir werden hoffentlich die beiden besten Spieler aller Zeiten zu sehen bekommen: Ronaldo und Messi.

Ronaldo-Kake, Finnland

Weil es Brasilien ist!!! Neue Spieler, neuer Fussball, neues Leben und das Wichtigste: Brasilien als Gastland, welches die WM hoffentlich gewinnen wird.

Ich glaube, es gibt keinen besseren Austragungsort für eine WM als Brasilien. Es ist die Heimat des Fussballs. Dieses Turnier wird 32 tolle Teams haben. Klar, nicht alle werden die Chance haben, den Pokal zu gewinnen, aber alle können den Ausgang der WM beeinflussen.

Als ich erfahren habe, dass sie in Brasilien stattfindet, war mir sofort klar, dass es die beste WM werden wird. Ich bin überglücklich, dass auch Mexiko mit von der Partie ist.

0Edgarmex4, USA

jklnhji, Vereinigten Arabischen Emirate

Weil es unzählige Favoriten gibt. Denn Teams wie Deutschland, Brasilien, Spanien und Argentinien sind auf dem Höhepunkt ihrer Form.

Ebenfalls sind es die Spieler dieser Mannschaften. Dazu kommen all diejenigen, welche für eine Überraschung sorgen können: Uruguay, Frankreich, Italien, Belgien oder Portugal.

Gabichou12, Frankreich

Ich erwarte Spiele voller Feuer! Voller Spannung! Und voller unglaublicher Wendungen! Ich hoffe, auf die grossen Teams, aber auch auf einige tolle Überraschungen.

Ich habe Lust, eine WM zu erleben, die die Geschichte prägen wird, weil sie begeistert wie nie zuvor. Und zu guter Letzt: Ich hoffe, dass Portugal Geschichte schreiben wird.

“Brasilien ist ein fussball­verrücktes Land.”

Tosama, Portugal

Brasilien 2014 wird die beste WM aller Zeiten werden. Die Künstler des Fussballs werden diese WM mit ihren individuellen Fähigkeiten hoch spannend machen. Und die verrücktesten und farbenfrohsten Zuschauer der Welt werden Leben in die Stadien bringen. Milliarden von Fans werden die WM vor den Fernsehschirmen verfolgen. Ein Hoch auf den Fussball und Brasilien!

Ich glaube, es ist ein Fakt, dass all die Länder zusammenkommen, um gemeinsam diese Vielfalt und Spannung zu leben. Von Nord bis Süd unterstreichen wir die globale Verbundenheit durch den Sport, den wir alle lieben. Unsere Leidenschaft für Fussball hat sich durch die grossen Turniere entwickelt, vom erstaunlichsten Elfmeterschiessen, bis hin zu den Reaktionen der Auswechselspieler. Alles zählt.

puskal, Nepal

Afia1234, Kanada

“Die Künstler des Fussballs werden diese WM hoch s­ pannend machen.”

Der WM-Pokal in Rotation

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it der in 20 Tagen beginnenden WM in Brasilien öffnet sich eines der spannendsten Kapitel der Fussball-Geschichte. Der WM-Pokal kehrt ins Land der hohen Spielkunst und grossen Leidenschaft zurück. Brasilien ist Fussball, der Fussball ist Brasilien. Angesichts der allgemeinen Kritik geriet dies beinahe in Vergessenheit. Dabei würde etwas Objektivität unseren Kritikern gut tun. Die FIFA nimmt den Brasilianern nichts weg. Im Gegenteil: Sie bezahlt zwei Milliarden Dollar für die operativen Kosten. Das ist Geld, das letztlich auch zur Nachhaltigkeit beitragen kann. Ich bin überzeugt, dass wir – allen Unkenrufen zum Trotz – ab dem 12. Juni ein grossartiges Fussballfest erleben werden.

Anlässlich der in Rio de Janeiro stattfindenden Schlussfeier wird der russische Präsident Wladimir Putin im Maracanã von den Brasilianern formell die Verantwortung über die WM-Organisation 2018 übernehmen. Er darf es mit grosser Zuversicht tun. Ich werde mich im kommenden September in Moskau bei einem Besuch persönlich vom Stand der Dinge überzeugen.

Bleibt Katar 2022. Obwohl uns noch acht Jahre von diesem Turnier trennen, ist das Thema allgegenwärtig. Der erste Spatenstich für die WM-Stadien wurde im Januar vollzogen.

Ich verspreche Ihnen: Die FIFA wird alles in ihrer Macht stehende unternehmen, damit sich die Arbeitssituation auf den dortigen Baustellen verbessert. Als ich im Zusammenhang mit der WM 2022 von einem Irrtum sprach, meinte ich nicht die Vergabe nach Katar. Ich meinte die Nichtberücksichtigung der klimatischen Tatsachen. Es ist klar: Die WM 2022 muss im europäischen Winter gespielt werden.

Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY

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A FIFA World Cup in Brazil is just like Visa: everyone is welcome.

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Wussten Sie, dass ...?

Felipe Dana /AP / Keystone

Kurz vor der WM erreichen jeden Tag Hunderte von Briefen und E-Mails die FIFA. Dabei werden oft kritische Stimmen laut.

Wir nehmen zu den Hauptvorwürfen Stellung.

Vorwurf 1: “Die WM hat Brasilien bis heute 15 Milliarden US-Dollar gekostet. Bluten müssen die Steuerzahler und die FIFA trägt nichts bei.”

Die FIFA bezahlt zwei Milliarden US-Dollar für die operationellen Kosten der Weltmeisterschaft.

Sie nimmt dafür keine öffentlichen Gelder, sondern bezieht diese aus dem Erlös aus TV- und Marketingrechten. Die Investitionen des Gastgeberlandes (u.a. Strassen, Flughäfen, Telekommunikationssysteme) werden nach dem Turnier noch Bestand haben. Gemäss der “Brazil’s Economic Research Foundation” erwartet das Land zudem Einnahmen von rund 27,7 Milliarden US-Dollar.

Vorwurf 2: “Die sozialen Probleme im Land sind immens. Das Geld sollte besser in Bildung und Gesundheit investiert werden.”

Das staatliche Budget für Bildung und Erziehung wird durch die Darlehen der Entwicklungsbank für die Stadien nicht beeinträchtigt. Mit dem Ziel, in Brasilien ein nachhaltiges Vermächtnis zu hinterlassen, hat die FIFA den “World Cup Legacy Trust” geschaffen. Zur Lancierung der ersten Projekte wurden 20 Millionen US-Dollar bewilligt. Ziel ist es, Fussballinfrastrukturen zu errichten, Frauen- und Jugendfussball zu fördern und fussballbasierte Gesundheitserziehungsprogramme für Kinder zu lancieren. Insgesamt hat die Regierung seit der WM-Vergabe an Brasilien im Jahr 2007 mehr als 340 Milliarden US-Dollar ins Bildungs- und Gesundheitswesen investiert.

Vorwurf 3: “Die FIFA wollte zwölf Stadien und hat toleriert, dass beim Bau Sicherheitsvorschriften ignoriert wurden.”

Die FIFA hatte als Auflage für die Vergabe der Weltmeisterschaft ein Minimum von acht Stadien und ein Maximum von zwölf festgelegt. Es war Brasilien, das sich für zwölf Gaststädte entschied, um alle Regionen vom Grossanlass profitieren zu lassen. Der Fussballverband betonte immer wieder, dass die Sicherheit auf den Baustellen oberste Priorität haben muss.

Vorwurf 4: “Die Ticketpreise sind viel zu hoch. Aus diesem Grund herrscht lokal keine Vorfreude. In den Stadien werden kaum Brasilianer sein.”

Für die Gruppenspiele sind Tickets für 15 US-Dollar erhältlich. Zudem wurden 100 000 Freikarten an die Bauarbeiter der WM-Arenen und sozial Bedürftige vergeben. Bei der World Cup Trophy Tour durch die 27 brasilianischen Bundesstaaten sind bisher etwa 300 000 Menschen Schlange gestanden, um einen Blick auf die begehrteste Trophäe des Weltfussballs zu werfen. Insgesamt gingen weltweit 11 Millionen Anfragen für 2,9 Millionen verfügbare Tickets ein (über 70% von Brasilianern). Bislang wurden mehr als 2,7 Millionen Tickets verkauft, davon gingen 58% an Brasilianer.

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SALOMONEN

Die Salomoninseln sind die fussballbegeistertste Nation im Südpazifik. Statt den Nachwuchs auszubilden, glitt der Verband zwischenzeitlich ins finanzielle Chaos ab. Heute träumt das Land von einer WM-Qualifikation.

Elio Stamm (Text) und Rachel Skeates (Bilder) in Honiara

D

ie Salomoninseln waren noch nie an einer Fussball-Weltmeisterschaft. 2015 aber will der südpazifische Inselstaat das Versäumte nachholen und an der U20-Weltmeisterschaft in Neuseeland teilnehmen. Die jungen Männer, die

­ erade dem Kindesalter entwachsen sind und g an diesem Frühlingsabend auf dem einzigen Trainingsplatz des nationalen Verbandes in der Hauptstadt Honiara im Kreis stehen und ihre Einheit mit einem Gebet beginnen, sind die Auserwählten.

Ihre Chancen stehen gut. Theoretisch zumindest. Australien, die stärkste Regionalmacht, gehört zur asiatischen Konföderation.

Kaum organisierter Fussball Die Unzulänglichkeiten sind erklärbar: Die Mannschaft trainiert erst seit Anfang März zusammen. Von den ursprünglich 56 Spielern, die in das Trainingsprogramm der U19 eingerückt sind, haben zwar 17 Erfahrung in der

Brachte Struktur in den Verband Ian Shaw, bis vor zwei Wochen Leiter des Komitees.

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Rachel Anna Skeates

Silberstreif am Inselhorizont

Gastgeber Neuseeland ist direkt qualifiziert.

Und da Ozeanien erstmals an einem globalen Kräftemessen zwei Teams stellen darf, steht auch dem Sieger des regionalen Qualifikationsturniers von Ende Mai in Fidschi ein Platz zu.

Lediglich fünf andere Inselverbände müssen die Salomonen hinter sich lassen.

Wer dem Training folgt, hegt allerdings auch seine Zweifel. Trainer Commins Menapi, 37 Jahre alt und einst Profi in Australien und Neuseeland sowie Rekordtorschütze der salomonischen Nationalmannschaft, muss taktische Grundlagen wie Laufwege mehrfach wiederholen. Bei den Spielern wechselt sich technisches Genie mit taktischem Wahnsinn ab. Nicht nur die flinken Aussenstürmer spielen nach einem Übersteiger des Öfteren einen Fehlpass gegen die Laufrichtung des Mitspielers.

SALOMONEN

Photothek

­ ationalen Liga der Salomonen – zuvor Nachn wuchsakademien durchlaufen haben sie aber nicht. Auf den Salomoninseln mit ihren 500 000 Einwohnenden gibt es bis auf die ­semiprofessionelle, nationale Liga, die grosszügig von der nationalen Telekom unterstützt wird und fast ausschliesslich in der Hauptstadt spielt, kaum organisierten Fussball.

Die meisten der zwanzig auf dem Trainingsplatz versammelten Jungs haben den Fussball auf der Strasse oder einer Dschungellichtung erlernt. Sie haben höchstens in Amateurteams gespielt und wurden in einem ­öffentlichen Probetraining für die U19 ausgewählt – ähnlich den Emporkömmlingen in einer der TV-Talentshows, die aus dem Nichts auftauchen. Sie alle stammen aus Honiara, das auf der Insel Guadalcanal liegt. Ein Scouting-System, um Talente auf den anderen 300 bewohnten Inseln des Landes zu finden, fehlt.

Hauptschuld an diesem Missstand tragen die ehemaligen Verantwortlichen des nationalen Fussballverbandes, der Solomon Islands Football Federation (SIFF). Der Verband erhält von der FIFA jährlich 250 000 US-Dollar. Das

ist viel Geld in einem der ärmsten Länder Ozeaniens, in dem 80 Prozent der Bevölkerung noch immer als Selbstversorger weitab staatlicher Leistungen leben. Und doch gelang es in den vergangenen Jahren nicht, den Fussball im ­Inselstaat weiterzuentwickeln.

Ein Australier räumte auf Die Ausgangslage war eigentlich günstig. Mit Hilfe eines FIFA-Goal-Projektes wurde um die Jahrtausendwende das Lawson Tama Stadion in Honiara modernisiert, das von der ehemaligen Kolonialmacht Grossbritannien einst für die Unabhängigkeitsfeier 1978 erbaut worden war.

Es folgte 2004 in einem weiteren Goal-Projekt der Bau einer Jugendakademie mit Trainingsplatz sowie einem Hauptquartier für die SIFF. Dann aber glitt der Verband immer mehr ins Chaos ab. Jugendligen gab es noch nie, aber

bald fanden auch keine Jugendturniere mehr statt. Anstatt dass die neue Jugendakademie genutzt wird, vergammeln deren Zimmer ­heute. Auch Lichtblicke wie die erfolgreiche Organisation der Ozeanienmeisterschaft 2012 in Honiara konnten nicht länger über die ­P robleme hinwegtäuschen.

Im August 2013 handelte die FIFA. Auf Geheiss des Weltverbandes flog OFC-Präsident David Chung nach Honiara und entmachtete die Führungsriege des Salomonischen Fussballverbandes “wegen Missmanagements von FIFA-Geldern”. Die FIFA setzte ein Normalisierungskomitee ein. Bis Ende dieses Jahres soll es die Administration des Verbandes auf Vordermann bringen. Dann finden Neuwahlen statt.

Die letzten zehn Monate leitete der australische Trainerinstruktor Ian Shaw das Komitee,

“Wir müssen endlich das riesige Potenzial hier freisetzen.” Ian Shaw, ehemaliger Trainerinstruktor

Nationalstolz Das Team der Salomoninseln bei der Ozeanien­ meisterschaft im Jahr 2012.

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SALOMONEN

Gute Resultate im Futsal Es ist tatsächlich erstaunlich, welches Niveau die Spieler auch ohne funktionierende ­Nachwuchsausbildung erreichen. Die Nationalmannschaft hat in der vergangenen WM-­ Qualifikation zwar viele Niederlagen erlebt, 2012 bei der Ozeanienmeisterschaft im Heimatland aber dem seit der Weltmeisterschaft in Südafrika ungeschlagenen Neuseeland ein Unentschieden abgetrotzt und das Halbfinale erreicht.

In der Gruppenphase der ozeanischen Champions League, die Anfang April in Fidschi stattfand, verpassten die Solomon Warriors,

der salomonische Meister, die Halbfinalqualifikation nur wegen schlechter Chancenauswertung. Klubteams aus den Nachbarstaaten ­verstärkten ihre Mannschaften mit Spielern von den Salomoninseln. Waitakere United aus Neuseeland etwa setzt auf die Läufe von Benjamin Totori, der an der Ozeanienmeisterschaft brillierte und auch schon in der australischen und US-amerikanischen Profiliga spielte.

Noch erstaunlicher sind die Resultate der Insulaner im Futsal und Beachsoccer. Es gibt

eine einzige Futsal-taugliche Halle im ganzen Land und keine reguläre Liga. Dennoch gewann die Futsalnationalmannschaft zwischen 2008 und 2011 viermal in Folge die Ozeanienmeisterschaft und spielte 2012 in Thailand mit einem 4:3 über Guatemala den ersten WM-Sieg ein. Das Beachsoccer-Nationalteam qualifizierte sich bereits fünfmal für eine Weltmeisterschaft. Im nahen Tahiti gab es im September 2013 einen 2:0-Sieg gegen Holland und zwei knappe Niederlagen.

Paradies mit Problemen Die Salomonen zählen zu den ärmsten Staaten Ozeaniens. Besonders die bei den ethnischen Konflikten Ende der 90er-Jahre zerstörte Infrastruktur hindert den Inselstaat am wirtschaftlichen Aufschwung, der durch den Fremdenverkehr kommen könnte, gelten die Salomonen doch als Tauchund Angelparadies. Die Inseln wurden in den letzten Jahren mehrmals von Tsunamis heimgesucht, die dem fragilen Gleichgewicht weitere Rückschläge versetzten.

Mehr als 90 Prozent der indigenen Bevölkerung sind Melanesier, der Rest Polynesier oder Mikronesier. Dazu kommen chinesische, indische, australische und europäische Zuwanderer. Fussball und Futsal zählen zu den beliebtesten Sportarten im Inselstaat. Eine der grössten Sensationen der Fussballgeschichte schafften die Salomonen, als sie 2006 in der WM-Qualifikation das sechsmal so grosse Neuseeland besiegten. Dafür verlor die salomonische Fussballnationalmannschaft 1994 gegen Nicht-FIFA-Mitglied Nauru.

Nach der Flut Gekickt wird in Honiara inmitten von zerstörten Landschaften.

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Rachel Anna Skeates (4)

ehe vor zwei Wochen der einheimische Barnabas Anga seine Stelle übernahm. Der 54-jährige Shaw, der lieber Trainingsanzug statt Anzug trägt, mochte sich nie auf die Spekulation einlassen, ob Geld im Casino verprasst wurde, wie es gerüchteweise heisst, oder Inkompetenz den Schaden angerichtet hat. Dass vieles schief gelaufen ist, sei klar. “Jetzt aber müssen wir endlich das riesige Potenzial freisetzen”, brachte e ­r seine Mission auf den Punkt.

SALOMONEN

Proben für die WM Spieler in Honiara üben den Aufstieg in den Spitzenfussball.

Früher Star, heute Trainer Commins Menapi trainiert unter schwierigen Bedingungen.

Fussball auf der Insel Technisches Genie und taktischer Wahnsinn liegen nah beieinander.

Spieler aus den Salomonen werden im ­ azifik denn auch als die “Brasilianer OzeaniP ens” bezeichnet. Nicht einmal eine Naturkatastrophe wie die Flut, die Anfang April Tausende Menschen in Honiara obdachlos gemacht hat, kann die Strassenfussballer stoppen: Nun spielen sie eben zwischen umgeknickten ­ ­Bäumen und angeschwemmten Trümmern.

Ex-Interimspräsident Shaw gerät jeweils ins Schwärmen, wenn er an die Fussballbegeisterung und die Talente denkt, die hier schlummern. Studien zeigten, das es 10 000 Stunden brauche, um auf das technische Niveau zu ­kommen, das Profis heute hätten. “Die meisten Kinder auf den Salomonen haben mit zwölf Jahren bereits 4000 Stunden gespielt, das ist weit mehr als in meiner Heimat üblich”, dozierte der Australier.

FIFA-Gelder f liessen wieder Ehe die Talente landesweit gezielt gefördert werden können, muss das Komitee aber noch einige Brände löschen. Oberste Priorität hat für Shaw-Nachfolger Anga und Interims-Generalsekretär Neil Poloso, die Schulden in den Griff zu kriegen und bei den Institutionen, Fluggesellschaften und Hotels, die dem verschuldeten ­Verband Leistungen erbracht haben, ohne Geld zu sehen, wieder Vertrauen zu schaffen. Vergangene Woche hat der Verband die salomonische Regierung angefragt, beim Schuldenabbau behilflich zu sein.

Administrativ hat die SIFF bereits Licht ins finanzielle Dunkel gebracht und für die Zukunft vorgesorgt. Eine Treuhandagentur überprüft inzwischen sämtliche Zahlungsanweisungen, ehe sie ausgeführt werden. Dank der Erfüllung dieser Vorgaben hat die FIFA ihre finanzielle Unterstützung, die sie letztes Jahr blockiert hatte, wieder freigegeben.

Langsam geht es aufw ärts auf den Salomonen. Dies hat es dem Verband auch ermöglicht, mit der U19 die erste Jugendmannschaft seit der Krise aufzustellen und sich für deren Teilnahme am Qualifikationsturnier in Fidschi Ende Mai auszusprechen. Ende April dieses Jahres war diese plötzlich in Frage gestellt worden: Von den 25 000 US-Dollar, die der U19 an einem Spenden-Abend zugesagt worden waren, kamen nur 60 Prozent an. Der Verband springt nun ein und bezahlt mehr als geplant. “Das Team hat gut trainiert, es hat die Chance verdient, die U19-WM-Qualifikation zu spielen”, sagt Generalsekretär Poloso.

Tatsächlich lernt die U19 schnell dazu: Ihr erstes Testspiel verloren die jungen Talente gegen eine Auswahl der ersten Liga mit 0:7. Eine Woche später schlugen sie dasselbe Team mit 4:1. Å

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Š 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.

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FREE KICK

Denkwürdige Endspiele in der Meisterklasse

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2005: AC Milan – Liverpool, 5:6 n.P. Die AC Milan führte nach der ersten Halbzeit 3:0, die Sache schien entschieden, da drehte Liverpool das Spiel.

2

1999: ManU – Bayern München, 2:1 Erst in der 90. Minute gelang Manchester der Ausgleich, nur zwei Minuten später dann gar das entscheidende Tor.

Wenn das Unfaire 3 dazugehört 4

1994: AC Milan – Barcelona, 4:0 Die Italiener liessen Barça keine Chance.

Savicevic, Desailly und zweimal Massaro schossen die Culés ab.

5

2001: Bayern München – FC Valencia, 5:4 n.P. Der erste Titel der Bayern seit der Einführung der CL war geprägt von zwei Elfmetertoren in der regulären Spielzeit und einem Elfmeterschiessen.

6

1973: Ajax Amsterdam – Juventus, 1:0 Zum dritten Mal in Folge holten sich die Holländer den Pokal und durften ihn somit für immer behalten.

7

1997: Borussia Dortmund – Juventus, 3:1 Die Titelverteidigung gelang der alten Dame nicht, Dortmund machte ihr einen Strich durch die Rechnung.

8

1956: Real Madrid – Stade Reims, 4:3 Den ersten Final im Wettbewerb überhaupt gewann Real Madrid im Prinzenpark in Paris.

9

2006: Barcelona – Arsenal, 1:2 Mann des Spiels Henrik Larsson wurde erst in der 60. Minute eingewechselt und gab in vier Minuten zwei Torvorlagen.

10

2011: Barcelona – ManU, 3:1 Barça zementierte seine Stellung im Weltfussball und fegte ManU vom Platz. Lionel Messi verzauberte alle.

11

1968: Benfica Lissabon – ManU, 1:4 Zehn Jahre nach dem Flugzeugabsturz, bei dem acht der elf Stammspieler ums Leben gekommen waren, gewann United als erstes englisches Team die Trophäe.

Sarah Steiner

dass nach dem ersten Schützen von Team A zweimal ein Schütze aus den Reihen von Team B am Zug wäre. Daraus ergäbe sich die Reihenor 13 Jahren holte der FC Bayern München im Mailänder Giuseppe-­Meazzafolge A-B-B-A, für die nächsten vier Schüsse Stadion seinen ersten Champions-­ würde dann B-A-A-B gelten. Danach würde das League-Titel seit der Einführung des ganze erneut gekehrt. Genauso wird übrigens neuen Spielmodus. 74 500 Zuschauer im Tennis im Tiebreak aufgeschlagen. hatten das Vergnügen von 120 Minuten Doch wollen wir das? Macht nicht auch Fussball und einem Elfmeterschiessen. Erst ein gewisses Quäntchen Glück das Spiel erst dann stand der deutsche Rekordmeister gegen richtig aus? Elfmeterschiessen sind Emotioden FC Valencia als Gewinner fest. Schon die nen, Dramen und Adrenalin. Oder wie es der reguläre Spielzeit war von drei Strafstössen ehemalige französische Nationalspieler Chrisgeprägt gewesen. tian Karembeu etwas forsch ausgedrückt hat: Insbesondere nach 120 Minuten ist auch “Es ist, wie wenn man die Kammer einer Wafimmer Glück im Spiel, weil die Kräfte längst fe mit einer Kugel lädt. Dann wird jeder gebenachgelassen haben. Per Münzwurf wird ten, abzudrücken. Einer wird die Kugel abbeausgemacht, welcher Teamkapitän wählen kommen, das weiss man. Und es wird ihn darf, wer den ersten Strafstoss ausführt. Daausmerzen.” Å raufhin treten die Mannschaften abwechselnd mit einem Spieler an, wenn nötig je fünfmal, manchmal sogar mehr. Aber ist diese Regel fair?

Wissenschaftler weltweit haben sich dem Thema angenommen. So zum Beispiel auch die Ökonomen Ignacio Palacios-Huerta und Jose Apesteguia von der London School of Economics. Das man sich gerade in der englischen Hauptstadt mit diesem Thema wissenschaftlich auseinandersetzt, verwundert angesichts der negativen Elfmeterbilanz der “Three Lions” nicht. Die beiden Forscher haben 2820 Elfmeterschiessen und mehr als 9000 Schüsse analysiert und berechnet, dass in 60 Prozent der Fälle diejenige Mannschaft gewinnt, welche den ersten Strafstoss geschossen hat. 60 Prozent! Da ist es beruhigend, wenn der Teamkapitän als Sieger vom Münzwurf zurückkehrt.

Für mehr Gerechtigkeit müsste man laut Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion Wissenschaftler den Rhythmus ändern, so

V

1960: Real Madrid – Eintracht Frankfurt, 7:3 Vor der Rekordkulisse von 134 000 Zuschauern gewann Real, noch heute zeigt BBC den Match jährlich.

Welches war Ihr Lieblingsfinal? feedback-theweekly@fifa.org T H E F I FA W E E K LY

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ZEITSPIEGEL

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Tottenham-Hotspur-Trainingsgelände,

1962 Tea Time in Tottenham. Die Spurs genehmigen sich eine Trainingspause.

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Frank Herrmann / Offside Sports Photography

London, England

ZEITSPIEGEL

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Bayer-Trainingsgelände, Leverkusen, Deutschland

Christof Koepsel / Getty Images

2014 Wasser und Elektrolytgetränk: Die Profis von Bayer Leverkusen stärken sich nach dem Training.

T H E F I FA W E E K LY

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EVERY GASP EVERY SCREAM EVERY ROAR EVERY DIVE EVERY BALL E V E RY PAS S EVERY CHANCE EVERY STRIKE E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L SHALL BE SEEN SHALL BE HEARD S H A L L B E FE LT

Feel the Beauty

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“SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation.

DAS FIFA-R ANKING Rang Team

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 25 25 28 29 30 30 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 42 44 45 46 47 47 49 50 51 52 53 54 55 55 55 58 59 59 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77

Spanien Deutschland Portugal Brasilien Kolumbien Uruguay Argentinien Schweiz Italien Griechenland England Belgien Chile USA Niederlande Frankreich Ukraine Russland Mexiko Kroatien Elfenbeinküste Schottland Dänemark Ägypten Bosnien und Herzegowina Schweden Algerien Ecuador Slowenien Serbien Honduras Rumänien Armenien Costa Rica Panama Tschechische Republik Iran Ghana Türkei Österreich Venezuela Peru Kap Verde Nigeria Ungarn Slowakei Japan Wales Tunesien Kamerun Guinea Finnland Usbekistan Montenegro Republik Korea Norwegen Paraguay Island Mali Australien Burkina Faso Libyen Senegal Jordanien Südafrika Republik Irland Vereinigte Arabische Emirate Bolivien El Salvador Albanien Sierra Leone Polen Bulgarien Trinidad und Tobago Saudiarabien Marokko Haiti

Rang­veränderung Punkte

0 0 0 2 -1 -1 -1 0 0 0

1460 1340 1245 1210 1186 1181 1178 1161 1115 1082

0 0 1 -1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 -1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 -1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 -1 0 0 0 0 0 0 0 1 -1 0 0 0 0 0 0 0 2 0 0 2

1043 1039 1037 1015 967 935 913 903 877 871 830 825 819 798 795 795 795 794 787 759 759 756 750 748 739 731 715 713 711 673 666 665 665 631 623 616 613 613 597 583 580 578 577 555 551 551 551 546 545 545 528 522 511 510 507 504 499 497 488 486 484 479 460 457 455 454 452

Rang

12 / 2013

01 / 2014

02 / 2014

→ http://de.fifa.com/worldranking/index.html

03 / 2014

04 / 2014

05 / 2014

1 -41 -83 -125 -167 -209

78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 106 108 109 110 111 112 113 114 114 116 117 118 119 120 121 122 122 124 125 126 126 128 128 130 131 131 133 134 134 136 137 138 139 140 141 142 143 144

Platz 1

Aufsteiger des Monats

Israel Sambia EJR Mazedonien Jamaika Oman Belarus Nordirland Aserbaidschan Uganda Gabun DR Kongo Togo Kuba Botsuana Kongo Estland Angola Katar VR China Benin Simbabwe Moldawien Irak Äthiopien Niger Georgien Litauen Bahrain Kenia Zentralafrikanische Republik Kuwait Lettland Kanada Neuseeland Luxemburg Äquatorial-Guinea Mosambik Libanon Vietnam Sudan Kasachstan Liberia Namibia Tadschikistan Malawi Tansania Guatemala Burundi Dominikanische Republik St. Vincent und die Grenadinen Malta Afghanistan Zypern Suriname Ruanda St. Lucia Gambia Syrien Grenada DVR Korea Neukaledonien Mauretanien Philippinen Lesotho Antigua und Barbuda Thailand Belize

T H E F I FA W E E K LY

0 -5 0 1 -1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 12 -1 0 0 0 0 9 -1 -6 -2 -2 -2 8 -3 -3 -2 0 -2 13 3 -3 -3 -3 -1

Absteiger des Monats

450 448 443 420 418 404 400 398 395 386 380 374 371 369 367 366 347 338 333 332 327 325 321 319 315 303 293 289 284 284 283 273 272 271 266 261 251 251 242 241 235 234 233 229 227 227 223 215 212 212 204 204 201 197 197 191 190 190 188 175 174 165 161 159 158 156 152

145 146 147 147 149 150 151 152 153 153 155 156 157 158 159 159 161 162 163 164 165 165 167 168 169 170 171 172 173 173 173 176 177 178 179 180 180 182 183 184 184 186 187 188 189 190 191 191 191 194 195 195 197 197 199 200 201 202 202 204 205 206 207 207 207

Malaysia Kirgisistan Singapur Indien Puerto Rico Liechtenstein Guyana Indonesien Malediven St. Kitts und Nevis Aruba Turkmenistan Tahiti Hongkong Pakistan Nepal Barbados Bangladesch Dominica Färöer Tschad Palästina São Tomé und Príncipe Nicaragua Bermuda Chinese Taipei Guam Salomon-Inseln Sri Lanka Laos Myanmar Seychellen Curaçao Swasiland Jemen Mauritius Vanuatu Fidschi Samoa Komoren Guinea-Bissau Bahamas Mongolei Montserrat Madagaskar Kambodscha Brunei Darussalam Osttimor Tonga Amerikanische Jungferninseln Cayman-Inseln Papua-Neuguinea Britische Jungferninseln Amerikanisch-Samoa Andorra Eritrea Südsudan Somalia Macau Dschibuti Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino Turks- und Caicos-Inseln

-3 1 -2 -2 -2 -1 -1 -1 0 0 0 0 0 0 2 0 1 1 -3 0 4 -1 -1 -1 -1 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 -4 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

149 148 144 144 143 139 137 135 124 124 122 119 116 111 102 102 101 98 93 91 88 88 86 84 83 78 77 75 73 73 73 66 65 64 63 55 55 47 45 43 43 40 35 33 32 28 26 26 26 23 21 21 18 18 16 11 10 8 8 6 5 3 0 0 0

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TURNING POINT

“Ich wurde zum Spielball externer Interessen” Sein Bruder war ein BoxChampion. Er wurde zum nationalen Fussball-Idol. Doch möglicherweise hat der Armenier Artur Petrosjan (42) eine noch grössere Karriere verpasst.

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T H E F I FA W E E K LY

Name Artur Petrosjan Geburtsdatum, Geburtsort 17. Dezember 1971, Gjumri (Armenien) Vereine 1989–1998 Shirak Gjumri 1998–1999 Maccabi Petach Tikwa 1999 Lokomotive Nischni Nowgorod 1999–2000 Shirak Gjumri 2000–2003 Young Boys 2003–2006 FC Zürich seit 2006 Nachwuchstrainer beim FC Zürich Nationalmannschaft Armenien 69 Einsätze, 11 Tore

der WBA. Ich spielte als 16-Jähriger in der dritthöchsten Liga der Sowjetunion und erhielt die Gelegenheit, weite Reisen zu machen – nach Zentralrussland, in die baltischen Staaten oder in die Ukraine.

Mit der armenischen Unabhängigkeit eröffnete sich mir die Chance auf einen Ausland­ transfer. Meine erste Station war Maccabi ­Petach Tikwa in Israel. Dies war eine merkwürdige Erfahrung. Ich verstehe heute noch nicht, was der Trainer von mir wollte. Er drängte mich in eine defensive, kämpferische Rolle. Ich war aber immer der Mann fürs Kreative und Spielerische gewesen. Trotzdem: Das war eine Riesen­ erfahrung, denn ich realisierte, dass man im Ausland noch härter arbeiten muss.

Mit 29 Jahren kam die nächste Chance – das Angebot der Young Boys aus Bern, damals noch ein Klub in der zweithöchsten Schweizer Liga.

Als armenischer Rekordinternationaler und ­Rekordtorschütze musste ich mir das gut überlegen – denn ich hätte auch verlieren können.

Aber es hat sich gelohnt. Die Young Boys stiegen auf – ich avancierte zum Leader. 2003 wechselte ich zum FC Zürich – bis 2006 als Spieler. Seither habe ich als Trainer im Nachwuchsbereich alle

Stufen durchlaufen. Im nächsten Jahr möchte ich die UEFA-Pro-Lizenz erlangen. Mittelfristiges Ziel ist es, eine Profimannschaft zu trainieren. Ausserdem bin ich seit Neuestem Assistenztrainer bei der armenischen Nationalmannschaft.

Wir haben ein Team mit grossem Potenzial.

Aber die Ausgangslage vor der EM-Qualifikation mit Portugal, Serbien, Albanien und Dänemark als Gruppengegnern ist schwierig.

Seit vergangenem November besitze ich auch den Schweizer Pass. Vor der Einbürgerung musste ich eine Prüfung machen – in Geschichte, Politik, Gesundheitswesen. Ich schloss sie mit 90,5 von 100 Punkten ab. Die Frage, wer Fussball-Weltmeister wurde, musste ich nicht beantworten. Ich tippe aber auf Brasilien, ­Spanien oder Belgien. Å Aufgezeichnet von Thomas Renggli

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben.

Simon Habegger / Photo 13

W

enn ich nach meinem Wendepunkt gefragt werde, muss ich nicht lange nachdenken. 1996 wurde ich von Arsenal zum Probetraining eingeladen – zunächst für eine Woche. Es war die erste Saison von Arsène Wenger als Trainer. Ich durfte 17 Tage mittrainieren und hatte ein sehr gutes Gefühl. Dann unterbreiteten mir die Engländer eine Offerte. Es war wie die Erfüllung eines Traums. Begeistert rief ich zu Hause an. Alle hatten eine Riesenfreude.

Doch am nächsten Tag kam die grosse Ernüchterung. Mir wurde mitgeteilt, dass die Engländer plötzlich einen defensiven statt einen offensiven Mittelfeldspieler suchten und ich nicht mehr gefragt war. Es fühlte sich an, als zöge mir im Moment des grössten Glücks jemand den ­Boden unter den Füssen weg.

Nachträglich erfuhr ich, dass die beteiligten Personen – Verbandsfunktionäre und ein Spielvermittler – den Preis von einer Million auf 3,5 Millionen Franken in die Höhe getrieben hatten.

Ich sprach damals nur armenisch und russisch – konnte mich also nicht selber verständigen oder verteidigen und musste tatenlos zusehen, wie ich zum Spielball externer Interessen wurde.

Dieses Erlebnis warf mich aus der Balance. Ich ging zurück zu meinem Stammverein Shirak Gjumri und war ein Jahr lang mental total fertig.

Anstatt einen lukrativen Profivertrag zu unterschreiben, blieb ich auf meinen paar 100 Franken Monatslohn sitzen.

Vier Jahre zuvor hatte ich schon einmal eine Wende erlebt – die politische. Das war ein Kulturschock für mich und meine Familie. ­ Denn wir hatten es in der Sowjetunion eigentlich gut. Meine Mutter hatte einen Job, mein Vater hatte einen Job. Meine Brüder waren ­Boxer, ich spielte Fussball. Mein jüngerer B ­ ruder, Hamlet Petrosjan, brachte es im Ring weit und gewann die Interkontinental-Titel der IBF und

THE SOUND OF FOOTBALL

DAS OBJEK T

Perikles Monioudis

Franz (fast) wie Freddy Hanspeter Kuenzler

Sion Ap Tomos

Mit der WM 1966 wurde Franz Beckenbauer zum grossen Star. Als er sich in dieser Zeit auch noch vor das Mikrofon traute, schaffte es die Single “Du allein” unglaublicherweise in die Top 10.

Es ist ein Naturgesetz, dass Leithammel von Fussballteams sanft wie Lämmer werden, ­sobald sie sich allein vor einem Mikrofon be finden. Beispiel Franz Beckenbauer. In einer Zeit, in der jeder junge Europäer mit Zugang zu Radio Luxembourg auf die Stones, Beatles oder Kinks stand, outete sich der damalige Jungstar als Bewunderer von Freddy Quinn.

Freddy hiess eigentlich Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl und spezialisierte sich darauf, mit dröhnender Brummbärbassstimme “Seemannslieder” zu singen, in denen es um Heimweh, verlorene Herzen und die Freuden eines Männervereines ging.

Einer seiner grössten Hits war seine Fassung vom alten

Träumerlied “La Paloma”. Sie erschien 1961, als der zukünf­tige Kaiser sechzehn Jahre alt war, drei Jahre vor seinem ­Debüt in der ersten Mannschaft des FC Bayern München. Bald gehörte Beckenbauer zu den Stars im Team, das 1965 den Aufstieg in die neue Bundesliga schaffte und 1966 den DFB-Pokal holte.

Die Weltmeisterschaft 1966 stempelte ihn vollends zum Star, am Ende der Saison wurde er zum deutschen Fussballer des Jahres gewählt.

Was hätte in dieser musikverrückten Zeit nähergelegen, als diesen Starruhm auch vor dem Mikrofon auszuspielen?

Zusammen mit seinem Manager Robert Schwan (“Ich kenne nur zwei vernünftige Menschen: Robert Schwan am Vormittag und Robert Schwan am Nachmittag.”) handelte er sich beim Plattenlabel Polydor, wo auch Bert Kämpfert, James Last und – Freddy Quinn u ­nter Vertrag standen, ein ­garantiertes Honorar von 100 000 Mark aus. Seinen ersten Schlager nahm er

nach dem Bundesligaspiel gegen den 1. FC Köln in einem Kölner Studio auf. Und siehe da, “Du allein” spülte den wohlfrisierten ­jungen Mann geradewegs in die Top 10.

Dabei war er in jeder Beziehung – auch was seinen Lebensstil anbelangte – ein richtiggehender Anti-Fred­dy-Quinn.

Sein Stimmchen hauchte derart sanft in den Himmel, dass man sich ernstlich fragen musste, ob der B ­ esitzer imstande wäre, in ­ einem Fussball­ match mit Watte­bausch statt Lederball bestehen zu können.

“Einen zweiten Versuch als Sänger mochte ich der Öffentlichkeit nicht mehr zumuten”, sagte er ein paar Jahre später.

Offensichtlich hat selbst er die ­gefloppte Nach­folge-Single vergessen: “Du bist das Glück” hatte diese geheis­sen, samt fussballrelevanter B-Seite “1:0 für die Liebe”. Æ

Ein Sieg ist ein Sieg. Doch Siege können schal schmecken, sie können bitter sein und mit Verlusten bezahlt – nach einem Krieg etwa. “Send her victorious/Happy and glorious”, heisst es in der englischen Nationalhymne über die britische Monarchin, die Queen. “Glorious” also reicht nicht, auch “happy” muss man nach einem Sieg sein. Das gelingt nicht immer. Im Fussball aber doch sehr oft.

Im Fussball also lassen sich Siege noch weitgehend ohne Gewissensbisse und Trauer feiern, die allermeisten zumindest. Und im Fussball kann es vorkommen, dass man siegreich aus einer Partie hervorgeht, obwohl man im Grunde dem Gegner ausgeliefert gewesen ist. Wettkampfglück oder aber das mutwillige Zerstören des Spiels durch grosse Härte, vereint mit einem Glückstreffer, haben sich für manches inferiore Team schon bezahlt gemacht – immer dann, wenn der stärkere Gegner im Abschluss nicht reüssierte. Mutatis mutandis gilt da etwa für den Auftakt des spanischen Nationalteams an der WM 2010 in Südafrika, als der spätere Weltmeister gegen die Schweiz 0:1 verlor.

Wie aber fühlt sich ein Sieg gegen ein (viel) besseres Team an? Sind solche Siege nicht auch verunsichernd – ganz so wie Niederlagen –, weil man darob die Relationen verliert und nicht mehr darauf zählen kann, dass sich Leistung lohnt? Wenn sich Leistung nicht lohnt, was heisst das dann für die eigenen Anstrengungen im kommenden Spiel?

Der “unverdiente” Sieger, dem die heranschwebende Siegesgöttin Nike wiewohl einen Lorbeerkranz, aber eben einen zerzausten, aufs Haupt legt, nimmt den Erfolg demütig an, wenn er klug ist. Hybris ist in solchen Momenten nicht angesagt. Gänzlich frei davon ist auch die oben abgebildete Statuette (FIFA-Sammlung) aus dem England der Roaring Twenties des vergangenen Jahrhunderts. Der verlegene “Victor” trägt einen Kopfverband. Schwein gehabt! Å T H E F I FA W E E K LY

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The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

FIFA - R ÄT SEL - CUP

Ein Sieg am Donnerstag, ein Siegeslied vom Himmel und ein Sieger ohne Stadt – raten Sie mit!

Internet: www.fifa.com/theweekly Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Tel. +41-(0)43-222 7777 Fax +41-(0)43-222 7878

1

Präsident: Joseph S. Blatter

F Real und Barcelona L Juventus und Milan

Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio

Das Finale der Champions League der Männer steigt seit 2010 am Samstag, vorher war es mittwochs. Welche Teams gewannen das Champions-League-Finale an einem Donnerstag?

2

Chefredakteur: Perikles Monioudis

G Liverpool und ManU N Bayern und Borussia

Hier stehe ich in der Schweiz. Von mir stammt das wohl meistgesungene Lied in den Stadien der Welt. Welcher Planet heisst wie ich?

A

Redaktion: Thomas Renggli (Autor), Alan Schweingruber, Sarah Steiner

I

L

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Art Direction: Catharina Clajus Bildredaktion: Peggy Knotz Produktion: Hans-Peter Frei Layout: Richie Krönert (Leitung), Marianne Bolliger-Crittin, Susanne Egli, Mirijam Ziegler

3

Korrektorat: Nena Morf, Kristina Rotach Ständige Mitarbeiter: Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn Mitarbeit an dieser Ausgabe: Nicola Berger, Pascal de Miramon, Doris Ladstaetter, Markus Nowak, Dominik Petermann, Elio Stamm, Andreas Wilhelm (Bild) Redaktionssekretariat: Honey Thaljieh Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Übersetzung: Sportstranslations Limited www.sportstranslations.com

Im Pokal sind die Namen der Sieger seit 1956 eingraviert, z.B. Ajax AFC (Amsterdamsche Football Club). Nur bei einem Sieger steht keinerlei Hinweis zu der Stadt, aus der das Team kommt.

Bei welchem Team?

R 1956 Real L 1986 Steaua

4

T 1962 Benfica M 1996 Juventus

Wer feiert seine grossen Siege bei diesen beiden Brunnen mit antiken Göttern?

A AC und Inter E Real und Atletico M Boca und River Plate P Flamengo und Fluminense

Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch Kontakt: feedback-theweekly@fifa.org

Getty Images

Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.

Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.

Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautete: DIVE (ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly).

Inspiration und Umsetzung: cus

Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 28. Mai 2014 an die E-Mail-Adresse feedback-theweekly@fifa.org. Die korrekten Lösungen für alle seit dem Ballon d’Or 2013 erschienenen Rätsel nehmen am 11. Juni 2014 an der ­Verlosung von zwei Eintrittskarten für das WM-Finale am 13. Juli 2014 teil. Vor der Einsendung ihrer Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind: http://de.fifa.com/aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf T H E F I FA W E E K LY

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F R A G E N S I E T H E W E E K LY

UMFR AGE DER WOCHE

Wie schneidet der Titelverteidiger Spanien an der WM ab?

Im Champions-League-Finale kommt es zum Madrider Derby.

Ist Spanien das erfolgreichste europäische Land in diesem Wettbewerb?

Ron Gravesen, Kopenhagen Ja und nein. Dreizehnmal ging die Champions-League- oder Meistercup-Trophäe nach Spanien – so oft wie in kein anderes Land.

Neunmal an Real Madrid, viermal an den FC Barcelona. Auch in der Individual-Statistik führt ein Spanier – Francisco Gento, der mit Real in den 50er- und 60er-Jahren die Trophäe sechsmal in die Höhe stemmen durfte.

Die meisten Klubs, die diesen prestigeträchtigen Titel gewannen, stellt jedoch England mit Liverpool, Manchester United, Aston Villa, Nottingham Forest und Chelsea. (thr)

Spanien gehört in Brasilien zum Favoritenkreis. Aber: Seit 1962 (Brasilien) konnte keine Nation den Weltmeistertitel verteidigen. Antworten bitte an: feedback-theweekly@fifa.org

ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE Wer gewinnt das Champions-LeagueFinale der Frauen?

32%

68%

Wolfsburg Deutschland

Tyresö Schweden

Z AHLEN DER WOCHE

Meistertitel und zwei Erfolge in der UEFA Champions League – so lautet die Kurzfassung der herausragenden Bilanz, mit der Ryan Giggs am Montag seine Karriere als Spieler beendete.

Insbesondere seine 13 Meistertitel sind beeindruckend, denn er hat öfter die Meisterschaft gewonnen als alle

15 3 Jahre und 150 Tage

nationale Trophäen und damit mehr als je ein portugiesischer Klub zuvor hat Benfica Lissabon in dieser Saison gewonnen,

war Martin Odegaard

nachdem am Sonntag

erst alt, als er am

auch der portugiesi-

Freitag in der

sche Pokal den Weg

norwegischen

in die Vitrine des

Tippeligaen einen

Hauptstadtklubs

Treffer erzielte und

fand. Der Lissaboner

damit zum jüngsten

Klub hatte in den

Torschützen in der

vergangenen 27

Geschichte dieser Liga

Jahren kein einziges

wurde. Der Mittelfeld-

Mal das Double

spieler von Stromsgodset

gewonnen, doch dieses

erzielte den letzten

Mal reichte es sogar

englischen Klubs mit

Treffer für sein Team beim

zum Triple, erstmals

Ausnahme des FC

4:1-Sieg gegen Sarpsborg und

seit Einführung des

Liverpool und

untermauerte damit seinen Ruf

portugiesischen

Manchester United

als einer der vielversprechends-

Ligapokals in der

selbst.

ten Youngster des Landes.

Saison 2007/08.

Imago (3), Getty Images

963

Einsätze, 13 englische