The FIFA Weekly Ausgabe #23

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NR. 23/2015, 12. JUNI 2015

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

Kanada 2015

FURIOSER AUFTAKT ITALIEN BOLOGNAS ERFOLG DANK SAPUTO BLATTER DIE STARS VON MORGEN SENEGAL SPANNENDER TITELKAMPF W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY


D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L

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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com

Kanada 2015 Die siebte Weltmeisterschaft erlebt einen furiosen Auftakt. Perikles Monioudis berichtet aus Montreal und sagt, warum der Frauen­ fussball längst ein Format erreicht hat, das ihn für grosse ­Zuschauerkreise spannend macht.

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G enerationswechsel in Paraguay Iván Piris erzählt im Interview über den grossen Willen seines Teams, an der Copa América gut abzuschneiden, und sagt: “Wir sind auf der Suche nach einer neuen Identität.”

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S epp Blatter “Die FIFA macht schwierige Zeiten durch. Umso stolzer bin ich, dass unsere Organisation in der Krise reibungslos funktioniert. Der Ball rollt vorwärts. In Neuseeland läuft mit der U20-WM das Turnier der weltbesten Nachwuchsspieler.”

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Historischer Sieg Bhutan hat die zweite Qualifikationsrunde für die WM 2018 erreicht. Nationalspieler Karun Gurung sieht in diesem geschichtsträchtigen Tag den Wendepunkt für sein Team.

Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com

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UEFA-Champions-League Zahlen und Fakten zum Sieg des FC Barcelona gegen Juventus. (Im Bild: Lionel Messi)

24 Furioser Auftakt Unser Titelblatt zeigt die jubelnden Nigerianerinnen Asisat Oshoala (l.) und Francisca Ordega. Das Bild ist am 8. Juni nach dem späten 3:3-Treffer gegen Schweden entstanden.

Joey Saputo Der kanadische Geschäftsmann und Besitzer der Montreal Impact führte den FC Bologna zurück in die Serie A.

The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos verfügbar. http://de.fifa.com/mobile 2

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Beach-Soccer-Weltmeisterschaft

U17-Weltmeisterschaft

9. – 19. Juli 2015, Portugal

17. Oktober – 8. November 2015, Chile

Getty Images, imago (2), Ntokozo Magongo

Adam Pretty / Getty Images


D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L

Europa 54 Mitglieder www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com

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U20-WM Brasilien zaubert, Fidschi feiert: Das Nachwuchsturnier in 足Neuseeland macht Lust auf mehr. (Im Bild: Judivan und Choe Ju Song)

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Swasiland Die Royal Leopards gewinnen den Titel mit Routine. (Im Bild: Sizwe Khumalo)

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UNCOVERED

Geschichten fürs Herz D

Mario Wagner / 2Agenten

ie FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ ist in vollem Gang, alle 24 Teams haben ihr erstes Spiel absolviert. Die einen konnten ihre Favoriten­ rolle bestätigen. Die anderen zeigten, dass sie auch als Aussenseiter in der Lage sind, für Überraschungen zu sorgen. Sportliche Überraschungen werden den Thailänderinnen wahrscheinlich nicht viele gelingen. Gegen Norwegen verlor der WM-Neuling 0:4. Die Herzen des Publikums hingegen gewannen die Thailänderinnen mit ihrer höflichen Art im Sturm. Im Lansdowne Stadium in Ottawa verabschiedete sich jede Auswechselspielerin, bevor sie auf der Bank Platz nahm, mit dem in ihrem Heimatland üblichen Gruss – Hände falten auf Brusthöhe. Entsprechend frenetisch feierten die Fans den von der thailändischen Torhüterin gehaltenen Elfmeter. Nach der Niederlage drehte das Team eine Ehrenrunde, grüsste das Publikum, bedankte sich für die Unterstützung. WM-Geschichten fürs Herz. Viele weitere folgen. Å Sarah Steiner

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Breite Weltspitze Alle 24 Teams sind ins WM-Turnier gestartet. Das hochklassige Feld zeigt sich erfrischend kompakt, schreibt Perikles Monioudis aus Montreal.

Matthew Lewis-FIFA/FIFA via Getty Images (3), Adam Pretty-FIFA/FIFA via Getty Images (1)

Winnipeg, 8. Juni Ein junger US-amerikanischer Fan wartet auf den Anpfiff. Die Aufnahme unten zeigt die Australierinnen, die sich nach der Pause zur端ck aufs Feld begeben. Die USA gewannen das Spiel 3:1.

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Leidenschaftlich Unterst端tzung ist den US-Amerikanerinnen an der WM gewiss (o.). Mit Gruppengegner Nigeria ist allerdings zu rechnen: Hier feiern Asisat Oshoala (l.) und Francisca Ordega das 端berraschende 3:3 gegen Schweden (u.).

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Commonwealth Stadium Die leere Arena ein Tag vor dem Eröffnungsspiel Kanada gegen China (1:0). Über 53 000 Zuschauer besuchten die Partie in Edmonton.

Die Aufstockung des WM-Feldes von 16 auf 24 Teams ist nur folgerichtig.

Erweiterung um acht Teams geglückt Der ohrenbetäubende Lärm, den die Zuschauer im ausverkauften Commonwealth Stadium zu Edmonton vor ein paar Tagen verursachten, ist nicht verklungen. Im Gegenteil, er hat sich zu einer Welle verdichtet, die über das 8

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Land schwappt, über die Prärien und die Rocky Mountains hinweg zu den Küsten. Grosse Ambitionen, Hoffnungen: Nun, da alle 24 teilnehmenden Verbände ihr erstes Gruppenspiel hinter sich gebracht haben, lassen sich die Träume der Teams in einen Kontext setzen – der sich als kompetitiv und spannend erweist, trotz des 10:0 der deutschen Elf gegen den WM-Neuling Elfenbeinküste. Celia Sasic und Anja Mittag, Weltmeisterin 2007, trafen je dreimal. 2011 reichten der legendären Japanerin Homare Sawa fünf Treffer für die WM-Torjägerinnenkrone aus. Die Aufstockung des WM-Feldes von 16 auf 24 Teams, schon länger ein Thema, materialisierte sich an diesem Turnier und ist eigentlich nur folgerichtig. Der Fussball der Frauen hat längst ein Format erreicht, das ihn auch für grosse Zuschauerkreise, für ein weltweites Publikum spannend macht. Resultate wie das erwähnte 10:0 dokumentieren nicht einfach nur eine grosse Disparität in der Leistungsstärke der teilnehmenden Teams. Vielmehr lässt sich dadurch besser verstehen, dass WM-Neulinge im Ernstkampf gegen grosse Teams wie den zweifachen Weltmeister Deutschland erst sehen können, wo sie stehen und welche Fortschritte sie schon gemacht haben. Und dass es unabdingbar ist, in den Ländern eine Liga zu etablieren, aus der ein Nationalteam gespeist wird. Ohne eine qualitativ hochwertige Nationalliga – die natürlich nicht auf Anhieb eine Profiliga sein kann, doch professionell veranstaltet sein könnte – kommt ein Verband mit dem Frauenfussball nur schwer voran. “Wir können viel aus dieser Partie lernen. Vor allem, was das Spielsystem anbelangt”, sagte Thailands Trainerin Nuengruethai Sathongwien in Ottawa. Norwegen, der wiedererstarkte Weltmeister von 1995, be-

Maddie Meyer- FIFA/FIFA via Getty Images

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Captain! My Captain!”, sagte die spielstarke Kanadierin Sophie Schmidt nach dem 1:0-Auftakterfolg gegen die jungen, defensiv eingestellten Chinesinnen. Die inspirierte Mittelfeldspielerin meinte damit ihre Teamkapitänin Christine Sinclair, die kurz vor ultimo zum Sieg traf – mit einem platzierten Innenristschuss in die linke Ecke. Ein Traum-Elfmeter, dessen Kanada – das Heimteam der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2015 – bedurfte, um mit Schwung ins Turnier zu starten. Schmidt wurde nach dem Spiel im Bauch des Commonwealth Stadiums zur Spielerin der Partie ausgezeichnet. Sie wusste, wem sie zu danken hatte: der hervorragenden Offensivkraft Sinclair, die mit 32 Jahren (sie feiert am Erscheinungstag dieser The-FIFA-Weekly-Ausgabe Geburtstag) fast an ihre Hochphase vor vier Jahren anzuknüpfen vermag. “O Captain! My Captain”: Der amerikanische Dichterfürst Walt Whitman trauerte mit seinem gleichnamigen Gedicht vor 150 Jahren noch um den amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln, der die Sklaverei in den USA abschaffte. Für Schmidt hat Sinclair mit ihrem Last-minute-­Treffer zumindest die kanadischen Hoffnungen in der Gruppe A auf den Achtelfinaleinzug wesentlich gesteigert.


Getty Images (3), imago (3), AFP (2)

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Schnell, athletisch, intensiv Der Fussball der Frauen hat l채ngst ein Format erreicht, das ihn f체r ein weltweites Publikum spannend macht.

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Nach den Ernährungsplänen

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ür das WM-Eröffnungsspiel waren die beiden kanadischen Ausnahmekönnerinnen Emily Zurrer und Selenia Iacchelli nicht vorgesehen, sie kamen auch nicht als Auswechselspielerinnen zum Einsatz. Sie sassen fast die ganze Zeit über hinter dem Coach John Herdman auf der mit Plexiglas überwölbten Ersatzbank im mit 53 000 begeisterten Besuchern ausverkauften Commonwealth Stadium zu Edmonton, Meter nur vom Seitenaus entfernt. Der Sinn mochte den beiden Freundinnen nicht unbedingt nach Frozen Bio-Yogurt und Belgischen Waffeln gestanden haben, als ihre Kapitänin Christine Sinclair nach dem kanadischen Siegtreffer wie von der Tarantel gestochen auf die Bank zurannte und sich dort gleich alle umarmten; sie alle, die auf den Punkt bereiten Spielerinnen, die gerade eine Zeit der Entbehrungen durchmachen – zumindest, was das gesteigerte leibliche Wohl anbelangt, das Schlemmen und Spachteln, das Schwelgen und Zulangen auf dem Regal mit dem Süssen.

Ausnahmekönnerinnen Selenia Iacchelli und Emily Zurrer.

“Sweet Monkey” ist der süsse Bestseller der beiden Nationalspielerinnen. Beste Zutaten, viel Liebe Frozen Yogurt und Belgische Waffeln sind, was Zurrer und Iacchelli in und um Vancouver in ihrem umgebauten hellblauen Lieferwagen mit der weissen Aufschrift “Sweet Ride” – mit viel Liebe zum Detail und mit lokalen und besten Zutaten – zubereiten und feilbieten, wenn sie nicht gerade in der Vorbereitung für eine Fussball-WM oder bereits in einer solchen stecken. Die beiden langjährigen Freundinnen betreiben das süsse Geschäft mit – rein dem Fussball geschuldeten – Unterbrechungen seit 2012. Man findet sie unter anderem an Freiluftkonzerten oder an Kinderveranstaltungen. Den Besuch befreundeter Gäste dokumentieren die beiden dann und wann auf den sozialen Netzwerken – ihre Kreationen zwischen heiss und kalt natürlich auch. Die 27-jährige Vancouverin Zurrer hat bis jetzt 82 Länderspiele für Kanada bestritten. Die umsichtige Verteidigerin war auch im Ausland aktiv, in Deutschland etwa oder in Schweden, spielte als Kapitänin in der vergangenen Saison für Jitex BK. An den Olympischen Sommerspielen von London 2012 errang sie Bronze. Selena Iacchelli hatte sehr viel Pech in ihrer Karriere. Die 29-jährige Aufbauspielerin brach sich im Alter von 12 Jahren das Bein, zwei Fussbrüche folgten, und im vergangenen Jahr brach sie sich während eines Hallenmatches in Edmonton den Arm. Im Nationalteam debütierte sie Ende 2013 mit 27 Jahren – es war ein langer, beschwerlicher Weg für sie. Doch die Verletzungen warfen Iacchelli nur zurück, nicht aus der Bahn. “Ich bin noch da”, sagte sie im Vorfeld der Heim-WM.

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Sweet Ride Iacchelli (l.) und Zurrer betreiben ein Geschäft mit Süssigkeiten.

Abstinenz angesagt Während Iacchellis Schwester, eine Mitbesitzerin des Food Trucks, auf diesen aufpasst, bereiten sich die beiden Nationalspielerinnen auf das kommende Gruppenspiel vor. Würde man sie fragen, was den Kunden von “Sweet Ride FroYo n’ Waffles” am besten mundet, würde Zurrer antworten: “Sweet Monkey”, bestehend aus einer an Ort und Stelle zubereiteten Lütticher Waffel mit Haselnussaufstrich, Erdnussbutter, Banane sowie gehörig viel Frozen Yogurt. Sie bieten auch etwa “West Coast Bowl” (mit Waldbeeren und Kokosnuss) oder “Lemon Ride” an. Cesar Meylan, der Sportwissenschaftler im kanadischen Team – kein Belgier, ein Schweizer –, dürfte den beiden Nationalspielerinnen vom Verzehr dringend abgeraten haben. So klug sind die beiden topfitten Freundinnen natürlich selbst. Perikles Monioudis, Montreal


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Treffsichere Stars USA’s zweifache Torschützin Megan Rapinoe (o.), Brasiliens Marta (u.l.) und Norwegens Abwehrspielerin Trine Ronning (u.r.).

Getty Images (2), imago

zwang in seinem ersten Gruppenspiel den konterstarken WM-Neuling Thailand 4:0 – nicht ganz so hoch wie vielleicht da und dort erwartet. Alles fürs Nationalteam Der WM-Gastgeber Kanada verzeichnet auf seinem Matchblatt 7 von 23 Spielerinnen, die für keinen Fussballklub spielen, sondern allein für das Nationalteam – darunter Sophie Schmidt. Der Verband bietet diesen Spielerinnen die Möglichkeit, für Kanada zu trainieren und Wettkämpfe zu bestreiten. Damit ist er unabhängig etwa von den Länderspieltagen, die die FIFA ansetzt: Die Spielerinnen müssen nicht eigens von den Klubs freigegeben werden. Eine professionelle Frauenliga fürs eigene Land lässt sich so eher schwer denken. Die überwiegende Mehrheit der restlichen Spielerinnen ist aber ohnehin für US-Klubs aktiv. Sie sind dort Profis, werden allerdings vom kanadischen Verband unterstützt. Ohne ein zusätzliches Einkommen können die Spielerinnen trotzdem kein ausreichendes Jahresgehalt erzielen. In der National Women’s Soccer League (NWSL) beläuft sich das Mindestein-

kommen der Spielerinnen auf 6842 US-Dollar im Jahr, das höchste auf 37 800 US-Dollar. Das kanadische Aushängeschild Christine Sinclair verdient nach Angaben einer kanadischen Zeitung 30 000 US-Dollar. Die NWSL kennt eine Gehaltsobergrenze von 265 000 Dollar für jeden Klub. Unterstützt werden von ihrem Verband ausser den – maximal – 16 Kanadierinnen auch 23 US-Amerikanerinnen und 16 Mexikanerinnen. Sie wurden, möglichst paritätisch, in einer “Player Distribution” auf die Klubs der NWSL verteilt. Mexiko konnte von diesem kompetitiven Umfeld profitieren: Der Verband ist zum dritten Mal an einer Frauen-WM vertreten. Gegen “Las cafeteras” aus Kolumbien schaute zum Auftakt ein 1:1 heraus. In derselben Gruppe (F) bezwangen die ambitionierten Französinnen, vor vier Jahren auf WM-Platz 4, die Engländerinnen in einer intensiven Partie 1:0. Kanterniederlagen und Kantersiege – sie verblassen vor hochklassigen, dramatischen Spielen wie Schweden – Nigeria, das in Winnipeg 3:3 ausging. Der neunfache und aktuelle Afrikameister ist angereist, um den WM-Titel zu gewinnen – den ersten für Nigeria, den ersten für Afrika. 2014 unterlag die U20 im WM-Finale Deutschland nach Verlängerung. T H E F I FA W E E K LY

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Geglückte WM-Premieren Der WM-Titelhalter Japan und Homare Sawa – in ihrem 200. Länderspiel an der 6. WM-Endrunde – wurden ihrer Favoritenrolle gegen den WM-Neuling Schweiz gerecht, wenn auch ohne zu glänzen. Japan gewann in Gruppe C 1:0, dank einem Elfmeter von Kapitänin Aya Miyama. Die Schweizerinnen mit ihrem selbst gegen diesen Gegner offensiv ausgerichteten Passspiel, die hervorragende Ramona Bachmann als Antreiberin, boten den Weltmeisterinnen Paroli. Nach dem ersten Spieltag können die Schweiz und genauso der spielstarke Neuling Niederlande (1:0 gegen Neuseeland) als Beleg dafür angesehen werden, dass die Erweiterung auf 24 WM-Teams der richtige Weg ist. Diese Einschätzung wird untermauert durch die Spielerinnen Costa Ricas, die mit ihrer taktischen Disziplin und Aufsässigkeit – im Duell der spanischsprachigen WM-Neulinge in der Gruppe E – der Fussballnation Spanien im überdachten Stadion Montreals ein 1:1 abrangen. Einzig Ecuador und der Elfenbeinküste missriet die WM-Premiere gründlich. Brasilien mit der unvergleichlichen Marta, fünffache Weltfussballerin des Jahres und Kapitänin des Teams, sowie der 37-jährigen Formiga im Mittelfeld, mass sich in der Gruppe E auf der Suche nach dem ersten WM-Titel für die Frauen-Seleção mit der Republik Korea, die erstmals nach zwölf wechselvollen Jahren wieder an einer WM-End-

Gruppe A

P.

Gruppe B

P.

Gruppe C

P.

1.

Kanada 3

1.

Deutschland

3

1.

Kamerun

3

2.

Niederlande 3

2.

Norwegen 3

2.

Japan

3

3.

VR China

0

3.

Thailand 0

3.

Schweiz 0

4.

Neuseeland

0

4.

Elfenbeinküste 0

4.

Ecuador 0

P.

Gruppe E

Gruppe D

P.

Gruppe F

P.

1.

USA 3

1.

Brasilien 3

1.

Frankreich 3

2.

Nigeria 1

2.

Costa Rica

1

2.

Kolumbien 1

3.

Schweden 1

3.

Spanien 1

3.

Mexiko 1

4.

Australien 0

4.

Republik Korea 0

4.

England 0 11. Juni 2015

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Lange unentdeckt

Rachel Rinast Die Schweizer Verteidigerin sang 2014 für Rapper Danga.

M

an kann nicht sagen, dass das Leben von Rachel Rinast eine ­besonnene Phase durchläuft. Eher dürfte man von einer aufwühlenden Zeit sprechen. Angenehm aufwühlend allerdings. Rinast, die 24-jährige Verteidigerin des Schweizer Nationalteams, spielt beim 1. FC Köln Fussball. Das macht sie in der Abwehr sehr gut. G ­ erade ist die Doppelbürgerin mit dem Klub am Rhein in die Bundesliga auf­ gestiegen. Das gab mächtig zu feiern in der Stadt, die ohnehin schon gefühlte 200 Tage im Jahr Karneval und sonstige Feste feiert. Rinast hatte dann aber noch etwas Persönliches zu begiessen in diesem Frühjahr. Sie wurde von der Schweizer Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg in den Kader berufen. Beim Algarve-Cup streifte sie sich zum ersten Mal das rote Nationaltrikot über. Rinast gehör t schon zum Stamm Sonderlich mutet im ersten Augenblick vor allem eine Sache an: Warum erst mit fast 24 Jahren, wo sich doch die Schweiz vor Kanada 2015 noch nie für eine WM qualifizieren konnte und auf versierte Abwehrspielerinnen angewiesen ist? In der Schweiz hatte die Fussballerin niemand auf dem Plan. Keiner wusste, dass Rinast, die in Norddeutschland geboren und ­aufgewachsen ist, auch den Schweizer Pass besitzt. Erst vor wenigen Monaten erwähnte sie während eines Gesprächs mit ihrem Berater beiläufig, dass ihre Mutter aus St. Gallen stammt. Und dass sie, Rachel, auch Schweizerin ist. Ihr Berater setzte sich darauf gleich mit Trainerin Voss-Tecklenburg in Verbindung. Jetzt gehört Rinast zum Stamm. In der ersten WM-Partie (0:1 gegen Japan) spielte die Germanistikstudentin in der Abwehr durch. Talentier te Sängerin Rinast ist Linksfüsserin und bekannt für ihre weiten Einwürfe. Voss-­ Tecklenburg sagt: “Wir haben in der Schweiz nicht die Dichte wie Deutschland oder die USA. Rachel ist extrem athletisch. Ihre Leistungsdaten sind Spitze. Es ist schön, dass sie Schweizerin ist.” Rinast hat noch eine andere grosse Leidenschaft: die Musik. Im Videoclip des Kölner Rappers Danga war sie letztes Jahr als Sängerin zu sehen. ­Rinast spielt auch Geige. sca

Screenshot

Im WM-2015-Auftaktspiel der Gruppe D musste Nigeria gegen das kompakt stehende Team Schwedens um Lotta Schelin (die selber nicht scorte) zunächst einfach nur Treffer hinnehmen: Nach einer halben Stunde lagen die Skandinavierinnen 2:0 vorn. Dann aber folgte ein Doppelschlag der “Super-Falken”. Ngozi Okobi (50.) bzw. Asisat Oshoala (53.) sorgten für den Gleichstand – dank schnellem vertikalen Spiel, schnörkellosem Umschalten bei Ballbesitz, Selbstbewusstsein im Abschluss. Die Liverpool-Stürmerin Oshoala stellte ihre grosse Ballsicherheit und Laufschnelligkeit unter Beweis – eine komplette Spielerin, und das mit 20 Jahren. Kurz vor Schluss gelang Nigeria das 3:3 durch die 21-jährige Francisca Ordega. Sie spielt in der NWSL, bei Washington Spirit. Einen Doppelschlag legten auch die Kamerunerinnen – in ihrem allerersten WM-Spiel – gegen Ecuador hin, dank Madeleine Ngono Mani (34.) und Gaëlle Enganamouit (36.). Zur Halbzeit führten sie, nach dem Elfmetertor von Christine Manie, 3:0. Nachdem die Ecuador-Kapitänin Ligia Moreira vom Platz gestellt worden war (Notbremse; 66.), trafen die “Unzähmbaren Löwinnen” weitere dreimal, zum etwas zu hoch ausgefallenen 6:0. Die 22-jährige Ajara Nchout vom NWSL-Klub Western New York Flash kam für die Torschützin Mani ins Spiel, traf selber aber nicht.


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Momente für die Ewigkeit Australiens Alanna Kennedy (o.) bei einem Selfie mit US-amerikanischen Fans. Unten posieren Anhänger von Nigeria (l.), Japan und der Schweiz (r.) für die Kameras.

Getty Images (2), imago

runde dabei ist. Brasilien siegte gegen kämpferische “Asian Tigers” 2:0 – dank Formigas schnellem Antritt und Abstauber (33.) und Martas Elfmeter (53.). Marta hat Zeit “Ein Feld mit 24 Teams ist eine gute Sache”, sagt Marta nach dem Spiel. Ihr blaues Sweatshirt ist mit der gelben Zehn bestickt, ihre Haare sind noch feucht von der Dusche. Den Rucksack mit ihren Utensilien trägt sie selbst. “Die Unterschiede im Niveau sind kleiner geworden”, fährt sie fort, “kein Vergleich mit den Spielen vor zehn Jahren.” Marta hat es nicht eilig. In den weitverzweigten Katakomben des Olympiastadions von Montreal lächelt sie, froh darüber, dass ihrem Team der Auftakt geglückt ist. Dass sie müde ist vom Spiel, merkt man jetzt höchstens an ihrem Blick. “Die Teams erregen bei sich zu Hause Aufmerksamkeit für den Frauenfussball. Das ist gut.” Bald wird sie dort vorn in den Mannschaftsbus einsteigen. Es eilt nicht. “Marta, von wem lesen Sie am liebsten Gedichte?” Marta lacht einneh-

mend. “Poesie?” Sie überlegt. “Mich inspiriert vor allem die Musik. Djavan, der Liedermacher, oder Victor e Leo mit seiner Gitarre.” Sie nimmt den Stift und den gefalteten Matchbogen entgegen, schreibt die Namen auf. “Und wenn es mal krachen soll: Ivete Sangalo.” Marta ballt die Fäuste andeutungsweise, schlägt ein paar Mal rhythmisch in die Luft, lächelt. Vor vier Jahren erreichten die Brasilianerinnen das Viertelfinale ohne Punktverlust und Gegentor, scheiterten dann aber – an den USA. Die US-Girls wollen nun, nach 1991 und 1999, ihren dritten WM-Titel erringen. In ihrer ersten WM-Partie 2015 liessen sie zu, dass die Australierinnen in der Gruppe D das Spiel eine Stunde lang offen hielten (1:1), bis Christen Press zum 2:1 traf (61.). Die beeindruckende Aufbauspielerin Megan Rapinoe scorte zweimal (12., 78.). Walt Whitmans Hauptwerk “Leaves of Grass” von 1855 umfasst Hunderte von Gedichten. Es beginnt mit der Zeile: “I celebrate myself.” Das würde Sophie Schmidt, die extrovertierte Kanadierin, ohne weiteres unterschreiben. Das würde hier an diesem wundervollen Turnier jede und jeder unterschreiben. Å T H E F I FA W E E K LY

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BLICK IN DIE LIGEN

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Swasiland: MTN Premier League

M it C h a r i s m a z u m T ite l Emanuele Giulianelli ist freier Fussballautor und lebt in Mailand.

Die Royal Leopards feiern in ihrer 40. Spielzeit in der ­Swazi MTN Premier League, der höchsten Spielklasse Swasilands, ihren fünften Meistertitel. Die Polizeimannschaft holte all ihre Meistertitel ab der Saison 2005/06 und war zuletzt zweimal in Folge erfolgreich. Dies ist ein Beleg für den Umsturz der traditionellen Hierarchien der Premier League, in der zuvor vor allem Mannschaften aus der Hauptstadt Mbabane sowie aus Manzini das Geschehen dominiert hatten.

S

I

Die Spieler der Royal Leopards sind allesamt Polizisten und werden vom 29-jährigen Sifiso Ntibane trainiert, der die Mannschaft mit dem Charisma eines Routiniers auch zu einem bemerkenswerten Ergebnis auf kontinentaler Ebene führte. Im CAF-Konfödera­ tionen-Pokal hätte man sich beinahe für die prestigeträchtige Playoff-Runde qualifiziert, nachdem man Bidvest Wits aus Südafrika in der Vorrunde (nach Elfmeterschiessen) und Petro Atlético de Luanda aus Angola in der ersten Runde ausgeschaltet hatte. Die Polizisten hatten auch das Hinspiel der 16 Teams umfassenden zweiten Runde gegen AS Vita Club 1:0 gewonnen, verloren jedoch das Rückspiel in Kinshasa 1:4 – im Stadion des historischen Boxkampfes Rumble in the Jungle zwischen Muhammad Ali und George Foreman. Ein beeindruckendes Ergebnis für die Polizeibeamten, die den Finalisten der CAF-Champions-League des Vorjahres an

D

den Rand einer Niederlage gebracht hatten. Den Landesmeistertitel machten die Jungs von Sifiso Ntibane am 22. April perfekt, als sie den nächsten V ­ erfolger, die Mbabane Swallows, 4:0 vom Platz fegten. Am Ende hatten sie elf Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Auch das Nationalteam des kleinen Königreichs zwischen Südafrika und Mosambik erlebt zurzeit einen Höhenflug. Nach einer 1:3-Niederlage gegen den historischen ­R ivalen aus Südafrika, die Bafana Bafana, erreichte die Nationalelf drei beachtliche Ergebnisse in Folge: Auswärtssiege gegen Tansania und Lesotho sowie ein Unent­ schieden in Madagaskar. Zurzeit rangiert die Sihlangu Semnikati (Schild des Königs) in der Weltrangliste auf Platz 162. Die bis dato beste Platzierung gab es im Jahr 1999 mit Rang 99, der Tiefststand war im Jahr 2013 mit dem 186. Platz zu verzeichnen. Å

CAF-Konföderationen-Pokal Sizwe Khumalo der Royal Leopards (l.) im Zweikampf mit Deo Kanda vom AS Vita Club (DR Kongo). 14

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Ntokozo Magongo

I


Amadou-Barry-Stadion Yahya Fall (r.) von AS Pikine versucht, sich durch die Abwehr des FC Guédiawaye zu dribbeln.

Senegal: Championnat National

E n ge s G e r a n ge l g a r a nt i e r t

des Spitznamens Les Galactiques noch nie den Titel in der Ligue 1 geholt, hat aber in einer Saison, in der alle Favoriten schwankende Leistungen zeigten und längere Erfolgs­ serien verpassten, immerhin 35 Punkte auf dem Konto.

Mark Gleeson ist Journalist und Fussball-Kommentator und lebt in Kapstadt.

SENESPORT.INFO

Vier Spieltage vor dem Ende der Ligue-1-Saison in Senegal ist ein enges Gerangel um die Meisterschaft garantiert, denn mehr als die Hälfte der ­Vereine liegt noch im Rennen. Dies gilt indes nicht für den Titelverteidiger AS Pikine, der akut abstiegsgefährdet ist und seit den Heldentaten der letzten ­Spielzeit eine k ­ ata­strophale Saison mit bislang erst drei Siegen erlebt. Mehr als die Hälfte seiner Spiele hat Pikine verloren. Den jüngsten Rückschlag musste der amtierende Meister vor eigenem ­P ublikum gegen Niarry Tally hinnehmen, der zu den aussichtsreichsten Kandidaten auf die Nachfolge zählt. Niarry Tally hat zwar trotz

Damit hat der Klub aus Dakar, dessen bestes Abschneiden ein 2. Platz im Jahr 2010 war, nur einen Punkt Rückstand auf das punktgleiche Spitzentrio – bestehend aus dem fünfmaligen Meister AS Douanes, dem Meister von 2013, Diambars de Saly, sowie Stade Mbour, einem Provinzverein, der nach einem ersten Titel strebt. Drei Punkte hinter den Führenden rangiert US Ouakam, der senegalesische Meister von vor vier Jahren, sowie ASC Suneor, ebenfalls Ex-Meister, der früher unter dem Namen Sonacos spielte. Nur fünf Punkte hinter den Spitzenplätzen liegt Casa Sports, der Meister von 2012. Sechs Punkte Rückstand schliesslich weist La Linguère aus der Küstenstadt Saint-Louis auf.

den Schlussspurt ziehen. Das Team kann drei der verbleibenden Partien zu Hause bestreiten. In Mbour herrscht eine riesige Vorfreude. Die Küstenstadt liegt etwa 80 Kilometer südlich der Hauptstadt Dakar und kann noch keinen nennenswerten Erfolg im Fussball vorweisen. Trainer Ousseynou Sene zieht es daher vor, der ganzen Aufregung mit stoischer Ruhe zu begegnen und weigert sich schlicht, über die Aussicht auf einen ersten Meistertitel zu sprechen. Zwei Spieler von Diambars, nämlich Elimane Cissé und Alhassane Sylla, sind bei der ­FIFA-U20-Weltmeisterschaft in Neuseeland im Einsatz, wo sich Senegal für die K.-o.-Phase qualifizieren konnte. Ursprünglich ist ­Diambars eine Akademie, die vor 15 Jahren von den ehemaligen französischen Nationalspielern Patrick Vieira und Bernard Lama gegründet worden war. In der Folge stieg das Team in die 1. Liga auf und gewann ein Mal den Titel. Gleichzeitig bringt die Institution regelmässig interessante Talente hervor. Å

Während Douanes und Diambars noch im direkten Duell aufeinandertreffen, kann Stade Mbour mit einem leichten Vorteil in T H E F I FA W E E K LY

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UEFA - CHAMPIONS - LE AGUE

Das Beste zum Schluss Mit einem 3:1-Sieg im UEFA-Champions-League-Finale über Juventus Turin krönt der FC Barcelona eine perfekte Saison. Zahlen und Fakten rund um das Endspiel.

Quelle: uefa.com | Emilio Morenatti / AP Photo

1.

Team mit zwei Triples

361

Treffer

4

gewonnene Endspiele

Der FC Barcelona ist die erste Mannschaft, die bereits zum zweiten Mal das Triple ­(UEFA-Champions-League, nationale Meisterschaft und nationaler Pokal) gewinnen konnte (2009, 2015). Einmal ist dies jeweils Manchester United (1999), Inter Mailand (2010) und dem FC Bayern München (2013) gelungen.

Nach den vier Toren im Endspiel fielen in der Saison 2014/15 insgesamt 361 Treffer – ein Tor weniger als in der Spielzeit davor. Der Schnitt von 2,89 Toren pro Partie ist der dritthöchste in der 23-jährigen Geschichte des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs nach 2,94 (2012/13) und 2,90 (2013/14).

Für Barça war es das vierte gewonnene Finale in Serie: 2006 (2:1 gegen Arsenal), 2009 (2:0 gegen ManU), 2011 (3:1 gegen ManU) und 2015 – für Juventus hingegen die vierte Endspiel­Niederlage nacheinander: 1997 (1:3 gegen Borussia Dortmund), 1998 (0:1 gegen Real Madrid), 2003 (2:3 i.E. gegen Milan) und 2015.

151

3

95000

Einsätze

Xavi, Mittelfeldregisseur des FC Barcelona, spielte gegen Juventus seine 151. ChampionsLeague-Partie und ist nun alleiniger Rekordspieler des Wettbewerbes. Er überholt damit Iker Casillas (150 Einsätze für Real Madrid). Auf Platz 3 steht Raúl (130 Einsätze für Real Madrid, 12 für Schalke).

Minuten, 22 Sekunden

Der Führungstreffer von Ivan Rakitic für Barcelona war das drittschnellste Tor in der Geschichte der Champions-League-Finalspiele. Nur Paolo Maldini (1.) 2005 für Milan gegen Liverpool sowie Gaizka Mendieta mit einem verwandelten Elfmeter (3.) für Valencia im Jahr 2001 gegen Bayern waren schneller.

Fans

Erst feierten die Stars mit 2000 Gästen in der alten Abflughalle des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof, dann zogen sie weiter in den Club Avenue. Am Tag danach flog das Team zurück nach Barcelona. Dort stand am Abend ein Korso durch die Stadt bis zum Camp Nou an, wo 95 000 Fans sie begrüssten. T H E F I FA W E E K LY

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Name Iván Rodrigo Piris Leguizamón Geburtsdatum, Geburtsort 10. März 1989, Itauguá, Paraguay Position Verteidiger 2008–2011 Cerro Porteño 2011–2014 Deportivo Maldonado 2011–2012 São Paulo (Leihe) 2012–2013 AS Roma (Leihe) 2013–2014 Sporting Clube (Leihe) seit 2014 Udinese Calcio Nationalteam Paraguay 17 Einsätze

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Fabrizio Giraldi / LUZ / fotogloria

Stationen als Spieler


DAS INTERVIEW

“Fussball lässt Probleme vergessen” Vom 11. Juni bis 4. Juli wird in Chile die Copa América ausgetragen. Das prestigeträchtige Turnier könnte sich für die Nationalmannschaft aus Paraguay als Wendepunkt erweisen. Der Verteidiger Iván Piris sagt, was es mit der neuen Identität des Teams auf sich hat. Und welchem Spieler die Zukunft gehört.

Iván Piris, kann Paraguay an der Copa América wirklich etwas reissen?

Wie sind Sie damals in Asunción empfangen worden?

Iván Piris: So kann ich dass nicht beantworten. Wir vollziehen derzeit einen Generationswechsel mit vielen neuen Spielern und einem Trainer, der bisher erst zwei Freundschaftsspiele mit uns absolviert hat. Natürlich mangelt es nicht am Willen, gut abzuschneiden. Wir hoffen, dass es reicht, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Wir wurden wie Helden empfangen. Das hat uns klargemacht, dass wir das ganze Land stolz gemacht haben, das den Fussball in schwierigen Zeiten als eine Form der gesellschaftlichen Erlösung und als eine Möglichkeit sieht, die Probleme zu vergessen. Auch in meiner Heimatstadt Itauguá in der Nähe von Asunción wurde mir ein unvergesslicher ­Empfang bereitet.

In meinen bisherigen vier Jahren als Nationalspieler hat Paraguay ebenso viele Trainer gehabt und man kann von jedem etwas lernen. Ich bin Tata Martino, Gerardo Pelusso und Víctor Genes zu Dank verpflichtet und hoffe nun auch auf ein gutes Verhältnis zu Díaz. Ich kenne den Verlauf seiner Spieler- und Trainerkarriere und habe bei den zwei Freundschaftsspielen, die Paraguay 2015 bestritten hat, einen guten Eindruck von ihm bekommen.

Wie schwer wird es dieses Mal in Chile, sich in einer Gruppe mit Argentinien, Uruguay und Jamaika durchzusetzen?

Wer wird den Titel gewinnen und welchen südamerikanischen Spieler wird die Welt entdecken?

Wir wissen, dass wir selbst als Gruppendritter noch weiterkommen können, aber wir unterschätzen trotzdem niemanden. Wir kennen natürlich die Stärke Argentiniens und Uruguays, doch glücklicherweise fehlt Luis Suárez bei der “Celeste” wegen einer Sperre. Vor vier Jahren hat er im Finale gegen uns getroffen.

Neben Argentinien und Brasilien würde ich die Chilenen nicht unterschätzen, immerhin haben sie den Heimvorteil. Wir werden versuchen, das Überraschungsteam zu werden, und vielleicht noch etwas mehr, wie bei der letzten Copa América. Was die Spieler angeht, sollte man sich meinen Teamkameraden Derlis González rot anstreichen, der in dieser Saison beim FC Basel in der Schweiz und in der Champions League gute Leistungen gezeigt hat. Å

Seit 20 Jahren pendelt Paraguay zwischen guten Ergebnissen, wie zwei Achtelfinal- und einer Viertelfinalteilnahme bei der Weltmeisterschaft, und grossen Enttäuschungen, wie in den letzten drei Jahren. Wie lässt sich diese Achterbahnfahrt erklären? Als ich bei der Copa América 2011 mein Debüt feierte, ging für die Spielertruppe, die Paraguay gross gemacht hatte, der siegreiche Zyklus zu Ende. Seitdem hat es keinen adäquaten Ersatz gegeben. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass wir ein Land mit kaum sieben Millionen Einwohnern und nur wenigen Mannschaften auf professionellem Niveau sind.

Welche Erinnerungen haben Sie an die Copa América 2011 und Paraguays 2. Platz? Ich persönlich war hin- und hergerissen zwischen der Freude, für die Nationalmannschaft zu spielen und dem Frust darüber, dass ich nach einem chirurgischen Eingriff körperlich noch nicht wieder ganz auf der Höhe war. Wenn du in ein Finale einziehst, willst du unbedingt gewinnen und natürlich überkommt dich zuerst Enttäuschung, wenn es nicht klappt. Doch wenn du dann in deine Heimat zurückkehrst, überwiegt schon bald die Zufriedenheit darüber, was du ­erreicht hast.

Was für eine Mannschaft ist Paraguay 2015? Wir sind auf der Suche nach einer neuen Identität, mit einem neuen Trainer (der Argentinier Ramón Díaz, Red.) und jungen Spielern. Im Angriff sind wir sehr stark besetzt, mit Akteuren wie Roque Santa Cruz und Lucas Barrios. Hinzu kommen vielversprechende Spieler wie Raúl Bobadilla, Derlis González und Haedo Valdez. Vor allen Dingen müssen wir einfach alles geben. Das sind wir unserem besonderen Kampfgeist, der sprichwörtlichen “Raza Guaraní” schuldig. Wir agieren immer mit grosser Entschlossenheit.

Mit Iván Piris sprach Franco Nicolussi

Ramón Díaz kann als unbekannter Faktor gelten, schliesslich ist es sein erstes Engagement als Nationaltrainer ... T H E F I FA W E E K LY

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First Love Ort: Sanaa, Jemen Datum: 21. November 2012 U h r z e it : 17. 0 9 U h r Fotog ra f: Mu ha m med Mu heisen

AP / Keystone 20

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FOOTBALL FOR HOPE

Football for Hope ist unser weltweites Bekenntnis, mithilfe des Fussballs eine bessere Zukunft zu gestalten. Bislang haben wir über 550 lokale Projekte unterstützt, die sich mit dem Fussball verantwortungsvoll für soziale Anliegen einsetzen und so Jugendlichen und ihrem Umfeld ein besseres Leben und neue Perspektiven eröffnen.

Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Nachhaltigkeit auf FIFA.com.


DIGI TAL

PRESIDENTIAL NOTE

Nehmen Sie Platz im Globalen Stadion Über die digitalen Angebote der FIFA können Fussballfans auf der ganzen Welt Kanada 2015 hautnah miterleben.

Die Zukunft des Fussballs

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Auf allen Kanälen Die Spiele der Frauen-WM gibt’s auch via Smartphone.

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ie FIFA hat für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ die Tore ihres Globalen Stadions geöffnet und die Fans weltweit einge­laden, ihre Fussballbegeisterung mit Freunden, Spielern, Fans und der FIFA zu teilen und die Spiele hautnah mitzuverfolgen. Die FIFA.com-Redakteure berichten in fünf Sprachen über alle Spiele an den sechs Spielorten in ganz Kanada. Die Fans können ihr WM-Dream-Team wählen und bei einigen Partien einen echten Spielball gewinnen. Ab dem Achtelfinale wartet eine weitere Premiere: Die “Live Your Goals”-Spielerin wird bei der Medienkonferenz nach dem Spiel die Frage eines Fans aus den sozialen Medien beantworten. Für das Finale am 5. Juli lockt zudem eine einmalige, unbezahlbare Gelegenheit, über die bald mehr verraten wird. Ob auf FIFA.com, der FIFA-App, Facebook , Instagram oder ­Twitter: Die Fans können mitverfolgen, wie sich neue Talente ins Rampenlicht spielen und bekannte Stars ihre Karriere krönen. Eine neue Microsite auf FIFA.com wird allen interessierten ­Mädchen und Frauen zeigen, wie sie selbst mit Fussball anfangen können, und wird so die FIFA-Kampagne “Live Your Goals” unterstützen. Ein sozialer Hub wird Kommentare aus den sozialen Medien von Fans, Spielerinnen und Coaches sammeln. Während des Turniers wird die FIFA die folgenden Hashtags verwenden: #FIFAWWC und #LiveYourGoals. Wir laden die Fans ein, uns über den Hashtag #myFIFAWWC zu erzählen, wie sie das Turnier verfolgen und geniessen. Å tfw

ie FIFA macht derzeit schwierige Zeiten durch. Umso stolzer bin ich, dass unsere Organisation auch in dieser Krisensituation so reibungslos funktioniert und dem Fussball eine optimale Grundlage bietet. Der Ball rollt permanent – und er rollt vorwärts. In Neuseeland läuft mit der Weltmeisterschaft der U20-Junioren das Turnier der weltbesten Nachwuchsspieler. Dabei machen 24 Teams aus allen Kontinenten deutlich, wie breit die Basis unseres Sports geworden ist und welch starke Wirkung unsere Entwicklungsprogramme erzielen. Das sportliche Niveau lässt sich an den Namen der Protagonisten der vergangenen Turniere ablesen: Ausnahmekönner wie Lionel ­Messi, Ronaldinho, Michael Owen, Adriano, Sergio Agüero, James Rodríguez oder Paul Pogba hinterliessen tiefe Spuren. Wer es von der aktuellen Generation dereinst bis ganz nach oben schaffen wird, ist schwer zu sagen. Viele Spieler haben aber schon grosse Versprechen abgelegt. Etwa der Ghanaer Yaw Yeboah, der an der Afrika-Meisterschaft der U20-Junioren zum wertvollsten Spieler gewählt wurde und einen Vertrag mit Manchester City besitzt, der Österreicher Martin Rasner, der schon vor zwei Jahren in der Ersten Liga Österreichs debütierte, der Kolumbianer Jeison Lucumí, der zu den grössten Talenten Südamerikas zählt oder der Ukrainer Viktor ­Kovalenko, der mit fünf Treffern der erfolgreichste Torschütze der WM-Gruppenphase war. Die Liste der grossen Hoffnungsträger liesse sich fast beliebig verlängern. Für Aufsehen sorgen in Neuseeland vor allem die afrikanischen Nationen, die im Achtelfinaltableau mit allen vier Mannschaften (Nigeria, Ghana, Mali, Senegal) vertreten waren. Das deutsche Team ist mit sechs Bundesligaprofis nach Down Under gereist. Der Mittelfeldspieler ­Levin Öztunali von Werder Bremen verkörpert indirekt auch die gloriose Vergangenheit im Land des vierfachen Weltmeisters: Er ist der Enkel der deutschen Fussballlegende Uwe Seeler. Neben den grossen Namen setzen neue Kräfte positive Zeichen. Die Auswahl von Myanmar bewies trotz Vorrunden-Out, dass im südostasiatischen Vielvölkerstaat ein grosses Potenzial vorhanden ist, Katar sorgte schon mit dem Triumph am asiatischen U19-Turnier 2014 für Furore, und Panama bestätigte seine Rolle als Aufsteiger im mittelamerikanischen Raum. An der U20-WM gilt: Hier spielt die Zukunft des Fussballs, hier sieht man die Stars von morgen. Werte Leserinnen und Leser, ein Blick nach Neuseeland lohnt sich in diesen Tagen ganz bestimmt.

Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY

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JOEY SAPUTO

Das Bologna-Projekt Joey Saputo ist in Kanada geboren – nun zog es ihn nach Italien, von wo sein Grossvater einst nach Montreal emigrierte.

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NIE OHNE HERZBLUT Joey Saputo ist Besitzer der Klubs Montreal ­Impact und seit Kurzem auch des FC Bologna. Im Land seiner Eltern anzukommen, löste beim ­Geschäftsmann ungeahnte Emotionen aus, schreibt Franco Nicolussi.

Piero Martinello / fotogloria

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oey Saputo, der bereits Montreal Impact gegründet hatte, wird wohl an seinen ­Vater gedacht haben, der unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg aus Italien nach Kanada emigriert war, als er im ­vergangenen Dezember Eigentümer des FC Bologna wurde. Für die Familie ­Saputo war es eine Reise in die Vergangenheit, ins­ besondere für Vater Emanuele, genannt Lino, dessen Leben seit 1952 der Handlung eines Hollywood-Films entnommen worden sein ­ könnte. Damals folgte er im Alter von 15 Jahren seinem Vater, der nach dem verloren gegan­ genen Krieg das verarmte Italien in Richtung Quebec verlassen hatte. In einem Exklusivinterview mit The FIFA Weekly erzählt Enkel Joey, der im vergangenen September seinen 50. Geburtstag feierte, im Sportzentrum des FC Bologna in Castel­debole von den emotionsreichen Erinnerungen: “Der Milchverarbeitungsbetrieb meines Grossvaters wurde im Zuge der Kriegshandlungen zerstört. Er wollte ursprünglich nach New York emigrie­ ren, doch die USA machten die Grenzen dicht, sodass er schliesslich in Montreal landete, um


JOEY SAPUTO

für immer dort zu bleiben. Auch meine Mutter ist eine italienische Emigrantin. Sie stammt aus Treviso und wanderte Ende der 1950er­Jahre mit ihrer Familie nach Nordamerika aus. Meine Eltern lernten sich über eine gemein­ same Englischlehrerin kennen. Unter den ­Italienern war es damals üblich, sich regel­ mässig Sonntags zu treffen, zumal sich meine Grossmütter bereits kannten.” Joey Saputo ist der Erstgeborene. Er hat noch einen Bruder und eine Schwester. Erfolg mit italienischem Käse Die Anfänge in Kanada waren für die Familie Saputo alles andere als einfach. Vor dem Krieg auf Sizilien war das Käsereigeschäft äusserst lukrativ gewesen, doch in Montreal musste sich der Grossvater als Maurer verdingen, um seine acht Kinder ernähren zu können. Unter diesen war auch Joeys Vater Lino, der seinen Vater im Jahr 1954 überredete, die in Italien verrichtete Tätigkeit in Kanada wieder aufzunehmen. Der Erfolg stellte sich innerhalb kürzester Zeit ein – nicht nur zahlreiche Italiener in Montreal kauften seine Produkte. Molkereierzeugnisse, wie Käse und verschiedene weitere Milch­ produkte, wurden in die USA und nach Argentinien exportiert. Lino avancierte zu einem der reichsten Unternehmer Kanadas.

HO, Mario Carlini / Iguana Press / Getty Images

Innerhalb kürzester Zeit formte man ein Team, das nun den Wiederaufstieg in die Serie A geschafft hat. In einem Punkt unterschied sich die Familie Saputo von vielen anderen italienischen Emigranten: Der Fussball war niemals ein wichtiger Teil von ihnen. Wie alle Kanadier liebte Joey Eis­hockey und ist seit jeher ein Fan der Canadiens de Montreal – von Fussball verstand er hin­gegen nichts. Dies sollte sich zu Beginn der 1980er-Jahre ändern, als Saputo Inc. den Verein Montreal Manic sponserte, der dazumal in der neu gegründeten nordamerikanischen Fussballliga NASL spielte. Der damals 18-jährige Joey war für die Kontakte zwischen Unternehmen und Mannschaft verantwortlich und entwickelte schnell ein Gespür und viel Leidenschaft für diesen Sport, der in Nordamerika kaum bekannt war. Etwa zehn Jahre später wurde Montreal Manic allerdings aufgelöst. Und Joey Saputo wurde von der Liga ersucht, den Fussball in

Weit gereist Die Familie Saputo über drei Generationen.

Stade Saputo Die Spiele von Montreal Impact sind gut besucht.

Nahe am Geschehen Bolognas Manager Claudio Fenucci und Klubbesitzer Joey Saputo. T H E F I FA W E E K LY

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JOEY SAPUTO

Quebec zu unterstützen. “Bei einem schwierigen Familientreffen konnte ich meinen Vater von der Richtigkeit überzeugen, nach der grossartigen Erfahrung als Sponsor nun einen Schritt weiterzugehen. Ich gründete ­ Montreal Impact 1993. Der Name Impact ­w urde deshalb gewählt, weil er im Englischen und im Französischen gleich geschrieben wird und dieselbe Bedeutung hat. Auf diese Weise konnte man beide grossen Bevölke­ rungs­gruppen der Stadt ansprechen.” In den ersten 15 Jahren, in denen die Familie Saputo den Klub führte, gab es viele Höhen und Tiefen. 1998 ging Saputo Inc. an die Börse von Toronto (Toronto Stock Exchange), womit der gleichzeitige Besitz von Impact unmöglich wurde. Erst einige Jahre später übernahm Joey als Privatmann wieder die Geschicke des Vereins und schuf als letzter v ­ ­erbliebener Spon­sor einen Non-Profit-Klub. Der Wendepunkt e ­rfolgte im Jahr 2008, als Joey das Familien­u nternehmen nach über 20 Jahren verliess, um sich ganz dem Fussballverein zu widmen. Quebec identifiziert sich Der erste Schritt war die Errichtung eines ­neuen Stadions im Olympiapark von Montreal, das am 19. Mai 2008 unter dem Namen Stade ­Saputo mit einem torlosen Remis gegen die Vancouver Whitecaps eröffnet wurde und Platz für 20 801 Zuschauer bietet. Gleichzeitig konnte Impact mit dem Gewinn der Canadian Championship einen ersten grossen Erfolg ­feiern. Der nächste Schritt folgte vier Jahre später, als Joey eine Lizenz für die Major League Soccer (MLS) erhielt, die aktuelle ­ höchste Spielklasse des kanadischen und US-amerikanischen Profifussballs.

Spielzeiten in der Eastern Conference der MLS stellten sich j­edoch noch nicht die Erfolge der Canadian Championship ein, die in den Jahren 2013 und 2014 erneut gewonnen werden konnte. Vergangene Saison konnte man das Endspiel der ­CONCACAF-Champions-League erreichen, was bis dahin noch keinem kanadischen Verein gelungen war. Impact verlor allerdings Ende April gegen Club América aus Mexiko. “Natürlich sind sportliche Erfolge wichtig, aber ich möchte betonen, dass wir seit dem Jahr 2010 über eine Akademie mit einer Nachwuchs­ abteilung für 8- bis 21-Jährige verfügen und dass unser Stadion immer voll ist, was mich besonders stolz macht, denn dies zeugt davon, dass sich die Bewohner von Quebec mit der Mannschaft identifizieren. Wir sind auch bestrebt, zukünftige ­kanadische National­spieler zu formen und zu ­fördern. Die letzten 22 Jahre waren eine unglaubliche Erfahrung. Impact ist mein Ein und Alles”, sagt Saputo. Der Plan mit Bologna Joey Saputo hat mit seiner Frau Carmie vier Söhne im Alter zwischen 9 und 19 Jahren (Luca, Simone, Joey jr. und Jesse), die gemeinsam mit ihren Cousins die Aufgabe haben, die ruhm­ reiche Geschichte der Familie Saputo fortzuführen. Und es war ausgerechnet sein Vater Lino, der Joey am Ende des vergangenen Jahres überredete, in jenes Land zurückzukehren, in dem alles begonnen hatte. Joey Saputo hatte bereits früher Kontakte zu italienischen Klubs geknüpft, um Partnerschaften aufzubauen und

somit den einen oder anderen jungen kanadischen Spieler nach Italien zu transferieren, damit diese dort Erfahrungen sammeln können. Als ihn der Eigentümer der Tampa Bay Rowdies, Andrew Nestor, im August 2014 nach New York einlud, um ihm ein Geschäft vorzuschlagen, staunte Joey nicht schlecht. “Ich hatte eigentlich nicht die Absicht, einen italieni­ schen Verein zu übernehmen, doch als mir ­Nestor vom FC Bologna erzählte, war ich sofort Feuer und Flamme. Die Geschichte des Klubs mit sieben Meistertiteln, wobei der letzte ausgerechnet in meinem Geburtsjahr geholt worden war, die strategisch günstige Lage sowie die Meinung von Di Vaio, der vier Jahre dort gespielt hatte, haben mich davon überzeugt, mit einer Minderheitsbeteiligung von 20 Prozent einzusteigen. Ich weiss, dass sich der italienische Fussball zurzeit in einer Krise befindet, doch ich bin ­davon überzeugt, dass er sich rasch erholen wird, und ich möchte dabei sein, wenn er auf europäischer und globaler Ebene wieder ganz oben steht. Mit einer besseren Nutzung des Stadions, Vermarktung und Sponsoring kann man hier ebenso grosse Erfolge einfahren wie bei Impact.” “Geschäft ist Geschäft” Es war Oktober und in Bologna war man bereits glücklich, dass eine Persönlichkeit wie Saputo am Verein beteiligt war. Die Freude war umso grösser, als Joey nach dem plötzlichen Rückzug mancher Investoren entschied, den Klub ganz zu übernehmen. Innerhalb kürzester

“Mein Grossvater wollte ursprünglich nach New York emigrieren, doch die USA machten die Grenzen dicht.” Schliesslich wurden aus der italienischen Serie A Alessandro Nesta von der AC Milan und Marco Di Vaio vom FC Bologna verpflichtet, mit denen Joey eine gute Beziehung aufbaute, die auch nach dem Karriereende des Stürmers noch Bestand hatte. In den drei bis dato absolvierten 26

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FC Bolognas Führung Joey Saputo und Präsident Joe Tacopina.

Gianfilippo Oggioni / AP Photo

Joey Saputo


JOEY SAPUTO

Name Joseph “Joey” Saputo Geburtsdatum, Geburtsort 25. September 1964, Montreal, Kanada Klubs in seinem Besitz Montreal Impact, Kanada FC Bologna, Italien

Piero Martinello / fotogloria

Erfolgreich Saputo führte den FC Bologna nach einem Jahr in der Serie B in die oberste Spielklasse zurück.

Zeit formte man in einem vom Bankrott ­bedrohten Klub eine gute Mannschaft. Eine, die nun am 9. Juni über die Playoffs den ­Wiederaufstieg in die Serie A schaffte. Joey Saputo schmunzelt: “Derartiges hätte ich nur in Italien machen können. Ich musste sofort daran denken, dass mein Vater Sizilien verlassen und nach Kanada emigrieren musste. Geschäft ist Geschäft, doch in diesem Fall stecke ich auch mein Herzblut in dieses ­ grossartige italienische Abenteuer. Der wun­ derbare Empfang, den uns die Bologneser be­ reitet hatten, gab mir zu verstehen, dass die Entscheidung richtig gewesen war und dass wir die g ­ rossen Erwartungen keinesfalls enttäu­ schen dürfen. Nach dem Wiederaufstieg in die Serie A gilt es nun, eine schlagkräftige Mann­ schaft aufzubauen, mit der Bologna wieder an die ruhmreichen Erfolge vergangener Tage ­a nknüpfen kann.” Saputo ist nun einer der sehr wenigen ­Menschen, die zwei Fussballvereine auf unter­ schiedlichen Kontinenten besitzen. Er pendelt oft zwischen den zwei Städten, um das ­G eschehen vor Ort zu verfolgen. In den letzten

Monaten hat er grosse Namen wie jenen des G eschäftsführers Claudio Fenucci (früher ­ AS Roma) und des Technischen Direktors ­Pantaleo Corvino (jahrelang bei der AC Flo­ renz) in das Management des FC Bologna b erufen und Marco Di Vaio zum Vereins­ ­ manager bestellt. Stolze Eltern kehren zurück In der Familie Saputo sorgte diese Nachricht aus Italien für Begeisterung. “Ich freue mich über die Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls meiner Familie zu Italien. Meine Eltern waren stolz auf den Empfang im Stadion, als sie im Februar mitgekommen sind. Meine Kinder sind glücklich und fordern bereits Neuverpflich­ tungen ...” Joey Saputo lacht und fügt an: “Doch zum Glück wünschen sie sich nicht Lionel Messi oder ­Cristiano Ronaldo.” Å

Fath-Brüder mit Ambitionen In der Stadt des Frauen-WM-Eröffnungsspiels, Edmonton, sind es die Brüder Tom und Dave Fath, die wie Saputo mit einem kanadischen ­Profiklub viel vorhaben. Der FC Edmonton spielt in der North American Soccer League (NASL) gegen Teams wie New York Cosmos oder die Fort Lauder­ dale Strikers und liefert sich Derbys mit dem ­O ttawa Fury FC aus der kanadischen Hauptstadt. Anfang 2010 verpflichteten die Faths gute Coaches, wodurch Spieler aus dem ganzen Land, aus Südamerika und auch aus Europa angezogen werden konnten. Im April 2011 war es dann so weit: Der FC Edmonton startete in die NASL – mit einem 2:1-Sieg gegen die Strikers. Die Playoffs wurden erreicht. Doch in der folgenden Saison wurde man Letzter. Colin Miller, der 61-fache kanadische Internationale, übernahm als Coach. In der laufenden Saison ist er mit den Eddies in der NASL-Tabelle im (unteren) Mittelfeld klassiert. mpe

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ALLGEMEINE INFORMATIONEN Land: VR China FIFA-Kürzel: CHN Kontinent: Asien Hauptstadt: Peking

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Mario Wagner / 2Agenten

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s ist längst Usus geworden, dass sich der Trainer oder die Trainerin eines Teams im Vorfeld eines wichtigen Spiels, am Tag z uvor, um genau zu sein, den Fragen der ­ ­Medienleute stellt. Nach der Medienkonferenz dann beginnt üblicher Weise das Abschluss­ training, das den Medienleuten eine Viertel­ stunde lang mitzuverfolgen erlaubt ist. Vor dem WM-Finale 2014 gegen Argenti­ nien erklärten sich der deutsche Coach Jogi Löw und Bastian Schweinsteiger der interna­ t ionalen Presse im Bauch des M aracanã, anschliessend ging es zum ­ ­Abschlusstraining ins altehrwürdige, schmu­ cke Vasco-Da-Gama-Sta­d ion, wo die Medien­ leute eine Viertelstunde lang mitverfolgen konnten, wie Löw – wie zur Zerstreuung – höchstpersönlich ein paar ­Direktabnahmen aus gehöriger Distanz aufs leere Tor brachte. An der Frauen-WM in Kanada, die in ­d iesen Wochen ausgespielt wird, unterzieht sich auch der chinesische Coach Wei Hao, ganz so wie seine Kolleginnen und Kollegen vom T ­ rainerfach, dem Prozedere von Medien­ konferenz und Abschlusstraining. Er tut das mit der nötigen Kürze; sie hat nichts mit Wortkargheit zu tun. Hao gibt ­Auskunft. Aber er tut das mit ganz wenigen Sätzen, wartet dann auf die nächste Frage – die er wiederum überaus konzise beantwortet. Ob er beabsichtige, mit seinem jungen Team auf Konter zu setzen, wird der freundlich dreinblickende Hao, 38 Jahre alt, gefragt.

Er antwortet, und die Übersetzerin übersetzt: “Ein Team von heute muss mehr als einen Stil beherrschen.” Sie hat schon schwierigere Aufgaben gemeistert. Vor vollen Arenen zu spielen, beeindruckt Sie das? “Alle wollen gewinnen. Vor grossem Publikum können sich die Spielerinnen besser präsentieren.” Sie haben starke Gruppengegner, werden Sie die K.-o.-Runde erreichen? “Wir haben die Zuversicht, und wir haben die Qualität dazu.” Zwei bestimmte Spieler des Gegners sind wieder fit. “Ich interessiere mich nicht dafür, wer für den Gegner aufläuft. Weil wir bereit sind.” Der höfliche Hao steht auf und begibt sich im Stadion nebenan auf den Kunstrasen. Sein Team – wann sieht man schon mal ein ganzes Kader von 23 Akteuren beim Aufwärmen und Einspielen – übt dann in zwei Gruppen auf ­k leinem Raum das Überzahlspiel. Hao hält die Arme verschränkt. Viel ist auch jetzt nicht zu sagen. Å

Landesfläche: 9 571 302 km² Höchster Punkt: Mount Everest 8848 m ü. M. Nachbarmeere und -ozeane: Pazifischer Ozean

FUSSBALL MÄNNER FIFA-Ranking: 79. Rang Weltmeisterschaften: 1 Teilnahme 2002 Bestes Ergebnis: Vorrunde

FUSSBALL FR AUEN FIFA-Ranking: 16. Rang Weltmeisterschaften: 6 Teilnahmen 1991, 1995, 1999, 2003, 2007, 2015 Bestes Ergebnis: Vize-Weltmeister 1999

LET Z TE RESULTATE Männer: VR China - Tunesien 1:1 31. März 2015 Frauen: VR China - Kanada 0:1 6. Juni 2015

FIFA-INVES TITIONEN Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion

Seit 2002: USD 3 777 500 T H E F I FA W E E K LY

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U20 -WM

Euphorie, Eleganz und Tränen

Heimspiel Die Neuseeländer vor dem Sieg gegen Myanmar (5:1).

Duell Deutschlands Marc Stendera (l.) gegen Kevin López von Honduras.

Brasilien glänzt an der U20-WM mit Leichtigkeit. Ausgeschieden ist dafür das junge Fidschi-Team. Gefeiert wurde im kleinen Inselstaat trotzdem.

Fidschi mit allererstem Sieg Überhaupt haben die Brasilianer grossen Spass bei ihrem Aufenthalt in Neuseeland. Die Spielfreude ist ihnen anzumerken. Die Einwechs30

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U20-Weltmeisterschaft 30. Mai–20. Juni 2015 FINALRUNDE Viertelfinals · 14. Juni Brasilien Spiel 45 Spiel 46 Mali Spiel 47 USA Spiel 48 Usbekistan

Portugal Deutschland Serbien Senegal

Halbfinals · 17. Juni Spiel 49 Sieger Spiel 45 Spiel 50 Sieger Spiel 47

Sieger Spiel 48 Sieger Spiel 46

Spiel um Platz 3 · 20. Juni Spiel 51 Verlierer Spiel 49

Verlierer Spiel 50

Finale · 20. Juni Spiel 52 Sieger Spiel 49

Sieger Spiel 50

Tom Dulat / FIFA via Getty Images

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s war das Spiel gegen DVR Korea am 7. Juni. Brasilien, M ­ it­favorit auf den Titel der FIFA U20-Weltmeisterschaft in Neuseeland, tat sich lange Zeit sehr schwer. Dann kam der wendige Jean Carlos und schoss das erlösende 2:0. “Mein Auftrag war es, zu schiessen”, sagte Carlos hinterher. Er war voller Tatendrang ­gewesen, weil er, das brasilianische Sturmjuwel, von der Bank aus mitansehen musste, wie seine Teamkameraden in den ersten 45 Minuten an der tief und eng gestaffelten Defensive von DVR Korea schier verzweifelten. Jean Carlos ist 19 Jahre alt und steht bei Real Madrid unter ­Vertrag, wo er bisher erst im U19-Team zum Einsatz kam. Seit s­ einer Kindheit spielt Jean Carlos auch Futsal. Deshalb wusste sein Trainer Rogério ­M icale, wie er seinen Einwechselspieler am ­besten motivieren kann. “Er sagte mir, wir sollen es wie beim Futsal machen”, erzählte der Stürmer den Reportern nach dem 3:0-Sieg. “Wenn die Räume da sind, soll ich schiessen. Das habe ich getan. Wissen Sie, ich liebe Futsal.” Er strahlte.


U20 -WM

“Ein Traum ist wahr geworden. Wir sind unglaublich stolz.” Fidschis Torhüter Misiwane Nairube

Brasilianisch Die Seleção gewinnt gegen DVR Korea 3:0.

lung von Jean Carlos hat eine gewisse Symbolbedeutung, weil er mit seiner unbekümmerten Spielweise für Erfolg, aber auch Unterhaltung sorgt. “Meine Idee von Fussball ist eine offensive Ausrichtung”, sagt Coach Rogério Micale. “Ich liebe technisch anspruchsvolle und viele kurze ­Pässe spielende Angriffe. Das versuche ich meinen Spielern immer ­w ieder zu vermitteln, seit ich auf der Trainerbank sitze.” Der Coach übernahm erst wenige Wochen vor Turnierbeginn die Mannschaft. Fidschi, die kleine Inselnation aus dem Südpazifik, ist zwar aus dem Turnier ausgeschieden, hat aber während den Gruppenspielen für Furore gesorgt. Mit 3:0 besiegte die Mannschaft von Trainer Frank Farina die H ­ onduraner und feierte den ersten Sieg ihres Heimatlandes bei einem FIFA-Turnier. Zwischenzeitlich träumte das Fidschi-Team sogar vom Achtelfinale. Wer hätte das vor dem Auftakt der Gruppe F in Neuseeland gedacht? Der Blick in die Umkleidekabine nach dem 3:0-Sieg liess keine Fragen offen. Das Team um Kapitän Jale Dreloa lag sich in den Armen. Freudentränen wurden vergossen, es wurde getanzt, gejubelt und gefeiert. So wirklich glauben konnten sie es selbst nicht, die jungen Turnier-Debütanten. Ihnen war vielleicht noch gar nicht bewusst, dass sie sich endgültig in die Herzen der Fussballfans gespielt hatten. Verdientermassen, denn sie traten voller Mut und mit breiter Brust auf. Argentinien ausgeschieden Schon der Ehrentreffer von Fidschi beim 1:8 zum Auftakt gegen Deutschland war ein tolles Erlebnis für die Mannschaft. Nun schaffte man noch einmal eine unerwartete Steigerung. “Wir sind so unglaublich stolz. Das ist ein absoluter Traum, der heute wahr geworden ist”, liess Torhüter ­M isiwane Nairube seinen Emotionen freien Lauf. “Damit haben wir

Selfie Deutschlands Mittelfeldspieler Julian Brandt mit jungen Fans.

O z e aniens Jungendf us sb all Währ e n d d e r U20 - W M b e s c h ä f t i g t m an s i c h au c h mi t d e r ­n äc hs t e n Spie le r ge ne r a t ion O ze anie ns . In Au c k land f and das s o g e n a n n t e F IFA - S e m i n a r f ü r N a c hw u c h s t r a i n e r s t a t t . D i e T e i l n e h m e r : A m e r i ka n i s c h - S a m o a , d i e C o o k - In s e l n , F i d s c h i , ­ N e u ka l e d o ni e n , N e u s e e l a n d , Pa p u a - N e u gu in e a , S a m o a , d i e ­ S a l o m o n - In s e l n , Ta h i t i , To n g a u n d Va nu a t u . D e r e l f t ä g i g e ­ ­L ehr gang, der mit der Te c hnisc hen A bteilung de s OF C dur c hge f ühr t w ur de, f okus sier te das Ver mäc htnis der U20 - W M und die Ent wick lung de s Jugendf us sballs. Patr ick Jac quemet, technischer Dir ek tor de s ozeanisc hen Ver b ands: “Auc h wenn w ir nic ht an der Spit ze der Fus sb all - P y r amide s tehen, wäc hs t das Spiel in Oze a nien. W ir haben nun in allen Mitglieds ver bänden spe zif isc he und nac hhaltige Fus sb allpr o gr amme eingef ühr t, und die Er gebnis se F idsc his und Neuseelands b ei die sem Tur nier u ­ nter s tr eic hen die For t sc hr it te, die w ir mac hen.” t f w

selbst nicht wirklich gerechnet. Wir sind tatsächlich als Sieger vom Platz gegangen und haben unsere Landsleute zu Hause glücklich gemacht.” Ein prominentes Team, das schon nach den Gruppenspielen die Heimreise antreten musste, ist Argentinien. Die Albiceleste war als Rekord-Weltmeister mit sechs U20-Titeln ins Turnier gegangen und hatte zu den Titelfavoriten gezählt. Å tfw T H E F I FA W E E K LY

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ZEITSPIEGEL

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London, England

1979

Evening Standard / Getty Images

Arsenals Mittelstürmer Frank Stapleton wird von seinem Physiotherapeuten geduscht.

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ZEITSPIEGEL

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Widnes, England

2014

Anna Gowthorpe / The FA / Getty Images

Gemma Davison, Flügelspielerin der Liverpool Ladies, macht bei der “Ice Bucket Challenge” mit.

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Jeder Moment zählt

Rückfahrkamera - Display System Gekühltes Handschuhfach

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Hat Beachsoccer Zukunft?

“Es ist unmöglich, mit ihnen mitzu­ halten. Angesichts des Konkurrenz­ kampfes zwischen den beiden und der Tatsache, dass einer immer versucht, den anderen zu über­ trumpfen, kann ich mir nicht vorstellen, dass in nächster Zeit jemand anderer das Heft in die Hand nehmen wird.” Diego Forlán über Lionel Messi und Cristiano Ronaldo

“Das Gefühl war nicht zu beschreiben. Ein Kindheitstraum ging in Erfüllung. Ich habe das Spiel als kleiner Junge immer gespielt und die Stars ­b ewundert, die vorne auf dem Cover waren. Als ich nun selber dort abgebildet war, empfand ich das als etwas B­ esonderes.” David Alaba zu der Tatsache, dreimal auf dem Noch kurz eine Kippe Netzer und Komiker Marty Feldman vor einem Showspiel 1972.

imago

W

enn man sich die Zahlen der letzten Weltmeisterschaften anschaut, kommt man schnell zu einem Schluss: Beachsoccer erlebt einen Boom, der offenbar nicht abreisst. Zu Recht, wie ich meine. Strandfussball auf hohem Niveau ist eine grossartige Sache. Häufig werde ich gefragt, ob man diesen Sport mit Rasenfussball vergleichen kann. Das kann man selbstverständlich, immerhin spielen die Teams mit einem Ball auf zwei Tore. Nur erfordert Beachsoccer anderes Geschick. Auf Sand muss man einen Angriff schnell abschliessen. Der Ball rollt nicht. Die Zeit, um Spielzüge vorauszusehen, ist knapp. Es ist das präzise, direkte Spiel, das guten Beachsoccer ausmacht. Wir haben uns die freie Zeit vor Länderspielen oder Europapokalspielen gelegentlich am Strand vertrieben. Obwohl wir alle fit waren, spürten wir, wie ermüdend Fussball auf Sand sein kann. Es war interessant, zu beobachten, dass sich sonst herausragende Fussballer auf der ungewohnten Unterlage schwer­taten. Andere dafür profilierten sich.

Beachsoccer hat Zukunft. Ich freue mich auf die anstehende WM im Juli. Und ich bin gespannt, ob Russland seinen Titel gegen Brasilien erneut verteidigen kann. Å

Was wollten Sie schon immer über Fussball w­ issen? Fragen Sie Günter Netzer: feedback-theweekly@fifa.org

Cover der EA SPORTS FIFA Spiele gewesen zu sein

“Neymar wird bald der beste Spieler der Welt sein. Ich glaube, er kann Brasilien dabei helfen, wieder die WM zu gewinnen.” Roberto Carlos über Neymar

“Ich wollte den Mädels helfen. Ich habe ihnen gesagt, dass es in meinem ganzen Körper kribbelt und mein Magen etwas komisch ist. Dann haben einige gesagt: ‘Ich bin so froh, dass du das sagst, mir geht es auch so’ und plötzlich fingen alle zu lachen an.” Videos, Fotos, News: Alles zur Beachsoccer-WM.

Trine Ronning, Kapitänin Norwegen, nach dem 4:0-Sieg gegen Thailand an der Frauen-WM T H E F I FA W E E K LY

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FIFA PARTNER


TURNING POINT

“Wir haben die Fussballwelt auf den Kopf gestellt” Karun Gurung hat mit Bhutan die zweite Qualifikationsrunde für die WM 2018 erreicht. Hauptberuflich betreibt er in Thimphu ein Restaurant.

Namzay Kumutha

D

as Beste erhoffen, aber auf das Schlimmste gefasst sein” – so lautet das Motto, an das wir uns während der Vorbereitung auf die beiden Spiele gegen Sri Lanka in der Qualifi­ kation für die Fussball-Weltmeister­ schaft in Russland 2018 immer wieder erin­ nert haben. Und wir haben uns sehr gut vorbereitet und daher sowohl das Hinspiel auswärts als auch das Rückspiel gewonnen. Ausgerechnet wir, Bhutan, als Letzter der FIFA­-Weltrangliste, als vermeintlich schlech­ testes Team der Welt. Dieser Triumph war mehr als nur ein Sieg. Mir ist bewusst, dass meine Mitspieler und ich in diesem Augenblick die Fussballwelt auf den Kopf gestellt haben. Das Rückspiel war un­ glaublich: Das war der glücklichste Moment meiner bisherigen Karriere als Fussballer. Als wir begannen, für die beiden Duelle zu trai­ nieren, war mir sofort klar, dass diese Mann­ schaft Geschichte schreiben kann. Und nun stehe ich hier, auf dem Gipfel des Berges, mit zwei Siegen in der Tasche. Als wir vor dem Rückspiel im Stadion ein­ trafen, waren die Zugänge bereits eine Stunde vor der Partie geschlossen worden, da kein einziger Platz mehr frei war. Man hörte Sprechchöre aus jeder Ecke, und abgesehen von den 25 000 Zuschauern im Stadion stan­ den noch einmal so viele davor, um das Spiel zu verfolgen. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass unser Land endlich bereit für den Profifussball ist und dass wir diesen Erfolg zum Anlass nehmen können, um unseren Sport in einem Land zu verbreiten, das uns aus ganzem Herzen unterstützt und dies in jeder Hinsicht unter Beweis stellt. Die Strassen von Thimphu verwandelten sich in ein gelb-oranges Fahnenmeer. Nach dem Sieg gingen wir Spieler zu Fuss vom ­Stadion zu unserem Hotel und unterhielten

uns mit den Fans, die wir auf der Strasse ­t rafen. Überall gab es nur glückliche Gesich­ ter, wohin wir auch blickten. Die Medien sind aus allen Teilen des Lan­ des angereist, um über unsere Geschichte zu berichten, die Geschichte eines Unternehmens. Die Geschichte des Weltranglistenletzten, der zwei Spiele gewinnt und in der WM-Qualifika­ tion eine Runde weiter ist. Ich empfinde es als grosse Ehre, Teil dieser Mannschaft zu sein, in der ich mit meinen 29 Jahren bereits zu den Routiniers zähle. Ich bestreite nicht meinen Lebensunterhalt mit dem Fussball, sondern habe ein kleines Restau­ rant in Thimphu. Ich davon überzeugt, dass unser Weiterkommen der Startschuss für die Professionalisierung des Fussballs in Bhutan war. Und ich bin stolz darauf, eine der Haupt­ figuren bei dieser Entwicklung zu sein. Å Aufgezeichnet von Emanuele Giulianelli

Name Karun Gurung Geburtsdatum, Geburtsort 9. Juni 1986, Dagapela, Bhutan Position Mittelfeld Stationen als Spieler 2004–2011 Druk Star 2012–2013 Thimphu City 2014 Druk United seit 2015 FC Tertons Nationalteam Bhutan 41 Einsätze

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY

37


W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R

Deutschland (unverändert) Frankreich (9, plus 2) Schweiz (11, minus 2) 44 Madagaskar, Namibia (je 6 Spiele) Madagaskar (+ 122 Punkte) Madagaskar (+ 37 Ränge) Ruanda (– 128 Punkte) Malediven (– 38Ränge)

Spitzenreiter Aufsteiger in die Top 10 Absteiger aus den Top 10 Spiele insgesamt Teams mit den meisten Spielen Grösster Aufsteiger nach Punkten Grösster Aufsteiger nach Rängen Grösster Verlierer nach Punkten Grösster Verlierer nach Rängen Rang Team

+/- Punkte

Rang Team

+/- Punkte

Letzte Aktualisierung: 4. Juni 2015 Rang Team

1 Deutschland

0 1775

55 Ägypten

-4

596

109 Kanada

2 Belgien

1 1509

56 DR Kongo

-2

591

110 Benin

3 Argentinien

-1 1496

57 Türkei

-5

590

4 Kolumbien

0 1435

58 Republik Korea

-1

587

5 Brasilien

0 1392

59 Gabun

-4

6 Niederlande

0 1378

60 Republik Irland

2

7 Portugal

0 1229

61 Peru

8 Uruguay

0 1183

9 Frankreich

+/- Punkte

Rang Team

+/- Punkte

6

290

162 Malaysia

4

121

-16

289

164 Hongkong

5

118

111 Botsuana

-7

285

165 Jemen

3

117

112 St. Vincent und die Grenadinen

-2

279

166 Bangladesch

3

116

583

113 Madagaskar

37

278

167 Puerto Rico

0

114

581

114 St. Kitts und Nevis

-2

275

168 Dominica

-3

112

2

546

115 Aserbaidschan

1

272

169 Neukaledonien

6

111

62 Bulgarien

5

537

116 Dominikanische Republik

2

257

170 Pakistan

3

106

2 1164

63 Australien

1

532

117 Niger

2

251

171 Amerikanische Jungferninseln

3

104

10 Spanien

0 1147

64 Norwegen

6

528

118 Palästina

23

242

172 Tschad

-20

100

11 Schweiz

-2 1146

65 Jamaika

9

524

119 Simbabwe

4

238

173 Turkmenistan

-14

99

12 Rumänien

0 1115

66 Burkina Faso

0

520

119 Libyen

-7

238

174 Guam

2

97

13 Italien

0 1101

67 Trinidad und Tobago

-2

519

121 Syrien

4

234

175 Laos

3

94

14 Costa Rica

1 1056

68 Sambia

9

90

15 England

-1 1051

69 Südafrika

16 Tschechische Republik

2 1036

70 Montenegro

17 Slowakei

2 1012

18 Kroatien

-1

-8

517

122 Lesotho

-1

226

176 Mauritius

-10

515

123 Kenia

-6

220

177 Kirgisistan

-24

89

5

513

124 Moldawien

-4

219

178 Malediven

-38

86

71 Uganda

0

504

125 Kuwait

1

218

178 Kambodscha

1

86

992

72 Venezuela

-3

497

126 Bermuda

2

217

178 Chinese Taipei

1

86

19 Chile

-3

989

73 Vereinigte Arabische Emirate

-5

496

127 Vietnam

-3

215

181 Montserrat

-9

74

20 Österreich

5

946

74 Usbekistan

-2

479

127 Tansania

-20

215

182 Tahiti

3

71 70

21 Algerien

-1

941

75 Honduras

1

462

129 Thailand

13

207

183 Nepal

-2

22 Wales

-1

929

76 Haiti

3

442

129 Liechtenstein

-2

207

184 Brunei Darussalam

-2

69

23 Mexiko

-1

926

77 Togo

3

438

131 Luxemburg

6

201

185 Macau

-2

66

24 Elfenbeinküste

-1

916

78 Finnland

0

410

132 Barbados

-2

196

186 Sri Lanka

2

64

25 Griechenland

-1

899

79 VR China

3

409

133 Kasachstan

1

195

187 Seychellen

2

60

26 Russland

1

833

80 Belarus

3

400

134 Burundi

-12

194

188 São Tomé und Príncipe

2

58

27 USA

1

823

81 Mosambik

5

391

135 Libanon

9

188

189 Cayman-Inseln

2

48

28 Schottland

2

818

82 Lettland

3

390

136 St. Lucia

-5

186

190 Komoren

-5

44

29 Tunesien

2

808

83 Sierra Leone

5

387

137 Philippinen

0

183

190 Salomon-Inseln

2

44

29 Dänemark

0

808

84 Armenien

-7

383

138 Neuseeland

6

180

192 San Marino

2

40

31 Ecuador

3

806

85 Paraguay

-4

382

139 Georgien

0

173

193 Turks- und Caicos-Inseln

-10

33

32 Bosnien und Herzegowina

0

802

86 Irak

0

381

139 Tadschikistan

4

173

194 Britische Jungferninseln

4

29

32 Polen

3

802

87 Zypern

9

377

141 Zentralafrikanische Republik

3

161

195 Fidschi

1

28

34 Ghana

-8

800

88 Angola

1

374

141 Indien

6

161

196 Bahamas

2

26

35 Ukraine

-2

784

89 Bolivien

3

371

143 Myanmar

15

160

197 Südsudan

-4

24

36 Senegal

0

782

89 El Salvador

-5

371

144 Curaçao

4

159

198 Samoa

-2

21

37 Island

1

769

91 Estland

2

370

145 Malta

4

154

199 Mongolei

1

19

38 Kap Verde

-1

746

92 Marokko

-2

369

146 Osttimor

5

151

200 Vanuatu

-5

17

39 Schweden

0

737

93 Guatemala

40 Israel

6

725

94 Ruanda

-3

348

146 DVR Korea

10

151

200 Tonga

1

17

-21

346

148 Liberia

-16

149

202 Papua-Neuguinea

0

13

-20

146

203 Amerikanisch-Samoa

0

12

5

141

204 Andorra

0

8

41 Iran

-1

717

95 Malawi

2

345

149 Mauretanien

42 Ungarn

1

685

96 Litauen

4

341

150 Suriname

43 Nigeria

2

681

97 Katar

2

334

151 Aruba

-15

138

204 Eritrea

0

8

44 Nordirland

-2

676

98 Saudiarabien

-3

329

151 Afghanistan

-16

138

206 Somalia

0

6

45 Guinea

-4

673

99 Äthiopien

2

324

151 Nicaragua

3

138

207 Dschibuti

0

4

45 Serbien

-1

673

100 EJR Mazedonien

5

321

154 Singapur

8

136

207 Cook-Inseln

0

4

47 Kongo

2

666

101 Oman

-4

319

155 Guinea-Bissau

-23

131

209 Anguilla

0

2

48 Slowenien

-1

653

102 Färöer

0

318

155 Indonesien

4

131

49 Kamerun

-1

641

103 Jordanien

0

316

155 Belize

4

131

50 Äquatorial-Guinea

11

635

104 Antigua und Barbuda

2

313

158 Guyana

5

129

51 Albanien

6

624

105 Namibia

9

303

159 Bhutan

4

128

52 Japan

-2

623

106 Bahrain

2

299

160 Gambia

-3

124

52 Mali

4

623

107 Kuba

2

295

160 Grenada

11

124

54 Panama

-1

597

108 Sudan

3

292

162 Swasiland

14

121

38

T H E F I FA W E E K LY

http://de.fifa.com/worldranking/index.html


PUZZLE

Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht.

Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

Herausgeberin FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878 Präsident Joseph S. Blatter

1

2

3

3

9 7

Generalsekretär Jérôme Valcke

9

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Chefredakteur Perikles Monioudis

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5

Art Direction Catharina Clajus

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MIT TEL

1

Korrektorat Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach

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Ständige Mitarbeitende Ronald Düker, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Andreas Jaros, Jordi Punti, Thomas Renggli, David Winner, Roland Zorn

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1

Redaktionsassistenz Alissa Rosskopf

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Produktion Hans-Peter Frei

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Projektmanagement Bernd Fisa, Christian Schaub

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Mitarbeit an dieser Ausgabe Emanuele Giulianelli, Mark Gleeson, Franco Nicolussi

Übersetzung www.sportstranslations.com

4

1

Redaktion Alan Schweingruber (Stv. Chefred.), Sarah Steiner

Layout Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli

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4

Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Nicolas Maingot (a. i.)

Bildredaktion Peggy Knotz, Andreas Wilhelm (Stv.)

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LEICHT

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SCHWER

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Druck Zofinger Tagblatt AG Kontakt feedback-theweekly@fifa.org

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Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.

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Puzzles courtesy: opensky.ca/sudoku

Internet www.fifa.com/theweekly

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Den Fussball überall und für alle entwickeln

Mitreissende Turniere organisieren

Der Gesellschaft und der Umwelt Sorge tragen

Für das Spiel. Für die Welt. Die FIFA will den Fussball zum Wohl aller entwickeln. Unsere Mission lautet: Das Spiel entwickeln Oberstes Ziel der FIFA ist, den Fussball für ihre 209 Mitgliedsverbände zu entwickeln. Dank den Einnahmen aus der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ können wir täglich USD 550 000 in die weltweite Fussballförderung investieren. Die Welt berühren Die FIFA will die Menschen weltweit mit ihren internationalen Fussballturnieren und -veranstaltungen bewegen, zusammenführen und begeistern.

FIFA.com

Eine bessere Zukunft gestalten Der Fussball ist viel mehr als ein Spiel. Mit seiner weltweiten Ausstrahlung und Reichweite besitzt er eine einzigartige Kraft, die sorgsam einzusetzen ist. Die FIFA fühlt sich der Gesellschaft weit über den Fussball hinaus verpflichtet.


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