The FIFA Weekly Ausgabe #34

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NR. 34, 13. JUNI 2014

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

Fussballfieber

PHÄNOMEN WM ENGLAND STARK DANK MENTALTRAINER

SEPP BLATTER KRAFT DES FUSSBALLS IST SPÜRBAR

GHANA KONKURRENZ MIT RESPEKT

W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY


I N H A LT

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Frankreich Die französische Nationalmannschaft ist zwar ohne Franck Ribéry und Samir Nasri nach Brasilien gereist, dafür hat sie ihren berühmtesten Fan mit an Bord: Clément d’Antibes und sein Hahn Balthazar. Sein Krähen gilt als Omen für Sieg oder Niederlage.

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Sepp Blatter Der FIFA-Präsident sagt in seiner Kolumne, dass der Geist des Weltverbandes nicht nur darin liegt, führende Nationen zu stärken: “Die FIFA ist da gefordert, wo Aufbauarbeit notwendig ist.”

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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com

Streifzug durch São Paulo Endlich. Die WM in Brasilien läuft. Aber was bedeutet Fussball den Brasilianern? Und wie wäre ein vorzeitiges Aus der Seleção zu verkraften? Perikles Monioudis hat sich in São Paulo, am Ort des Eröffnungsspiels, mit einem einheimischen Fotografen auf den Weg gemacht. Entstanden ist eine atmosphärische Reportage.

Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com

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England Mit einem Mentaltrainer will Coach Roy Hodgson seinem Team die Angst vor dem Elfmeterschiessen nehmen.

E in Serbe in Brasilien Dejan Petkovic hat im Land der Seleção für sieben Klubs gespielt, wurde zum serbischen Honorarkonsul und schaffte es in die brasilianische Hall of Fame. Dabei wollte er ursprünglich nur neun Monate bleiben.

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Honduras Leidenschaft und kompromissloser Einsatz soll die Zentralamerikaner zum WM-Erfolg führen.

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

Fussballfieber

PHÄNOMEN WM ENGLAND STARK DANK MENTALTRAINER

SEPP BLATTER KRAFT DES FUSSBALLS IST SPÜRBAR

GHANA KONKURRENZ MIT RESPEKT

W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY

Phänomen WM Das Titelbild zeigt den 22-jährigen Neymar nach seinem ersten Treffer gegen Kroatien am 12. Juni. Brasilien gewann das WM-Eröffnungsspiel in São Paulo 3:1. AFP Photo /Fabrice Coffrini

WM-Gruppen A–C Gruppe A

The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag neu und in fünf Sprachen – und ist auch auf Ihrem Tablet verfügbar.

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Gruppe B

Gruppe C

Brasilien

Spanien

Kolumbien

Kroatien

Niederlande

Griechenland

Mexiko

Chile

Elfenbeinküste

Kamerun

Australien

Japan

Getty Images / REUTERS

NR. 34, 13. JUNI 2014


D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L

Europa 54 Mitglieder www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com

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Netzer weiss es! Kolumnist Günter Netzer über das Phänomen Lagerkoller während eines grossen Turniers.

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Ghana Deutschland, Portugal und die USA sind gewarnt: Das ghana­ische Team um Kevin-Prince Boateng hat sich für die WM warm geschossen.

WM-Gruppen D–H

imago / AFP

Gruppe D

Gruppe E

Gruppe F

Gruppe G

Gruppe H

Uruguay

Schweiz

Argentinien

Deutschland

Belgien

Costa Rica

Ecuador

Bosnien-Herzegowina

Por tugal

Algerien

England

Frankreich

Iran

Ghana

Russland

Italien

Honduras

Nigeria

USA

Korea

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UNCOVERED

So brasilianisch

Neymar-Mania Die zwei Tore von Brasiliens Superstar liess die Menschen in Natal feiern. Am Schluss siegte Brasilien gegen Kroatien 3:1.

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Gabriel Rossi/Getty Images

uf Reportage zu sein, ist ein Erlebnis und hat mit Authentizität zu tun. Dann nämlich lebt der Journalist seine wahre Berufung aus. Als auf der Weekly-­Redaktion Anfang der Woche das Telefon klingelte und Perikles ­Monioudis seine Eindrücke aus Brasilien schilderte, bekam die Heftplanung neuen Schwung. Sofort war klar: Das ist unsere Titelgeschichte zum WM-Auftakt. Monioudis hatte sich in São Paulo mit einem einheimischen Fotografen ­getroffen. Gemeinsam haben sie Orte aufgesucht, wo Brasilianerinnen und Brasilianer ­i hren A ­ lltag verbringen. In Cafés, in der Metro, auf den Bolzplätzen. Die Kernfrage lautete dabei: Was bedeutet diesen Menschen Fussball? Wir ­haben die Atmosphäre in einer Reportage über s­ ieben Seiten dokumentiert.

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twas weniger euphorisch geben sich derzeit die Engländer. Sie stapeln beim Thema WM-Titel tief, weil die Goldene Generation abgedankt hat. Setzt gerade diese ungewohnte Aussenseiterrolle Kräfte frei? Teamcoach Roy Hodgson hat für den Fall eines Elfmeterschiessens vorgesorgt und einen Mentaltrainer

eingestellt. “Er kann dir nicht helfen, einen Pass zu schlagen”, sagt Kapitän Steven Gerrard. “Aber er kann dir erklären, was sich in deinem Kopf abspielt.” Alles über die britische Sehnsucht nach dem zweiten ­Triumph erfahren Sie ab Seite 24.

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n seiner wöchentlichen Kolumne erinnert der FIFA-Präsident an die Wichtigkeit des Kongresses und freut sich, dass die WM begonnen hat. “Endlich können wir uns auf diesen Vergleich der 32 besten Mannschaften konzentrieren”, sagt Sepp Blatter. “Mit der ganzen technischen und taktischen Vielfalt und ­Extraklasse. Ich wünsche allen eine spannende WM. Hoch lebe das Joga bonito!”

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udem haben wir uns in den WM-Camps von Ghana, Frankreich und Honduras umgehört. Mittelfeldspieler Kevin-Prince Boateng sagt, dass es in der schwierigen Gruppe G nur einen Favoriten gebe: Portugal. Nun will der Ghanaer und gebürtige Berliner Deutschland aus dem Rennen werfen. Å Alan Schweingruber T H E F I FA W E E K LY

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DIE GROSSE NOVEL A Der 3:1-Sieg der Seleção im Eröffnungsspiel gegen Kroatien hat den Menschen in Brasilien die Furcht vor dem Versagen fürs Erste g ­ enommen. Ein Streifzug durch São Paulo.

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Trickreich und verspielt Mindestens ein Fallrückzieher muss es schon sein.

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Perikles Monioudis (Text) und Pio Figueiroa (Bilder), São Paulo

uca kickt den Ball gegen die Betonwand. Er fängt ihn mit den Händen auf und wirft ihn ins Spielfeld aus. “Ja, die WM ist eine grosse Sache”, sagt der Junge im Tor und verfolgt, wie seine Mitspieler auf dem betonierten kurzen Platz allerhand Tricks zeigen, bevor sie sich zum Torschuss überwinden. Sie lachen und machen sich sofort wieder d aran, den Ball zu erobern. ­ ­K abinett­stückchen sind hier angesagt. Wer zählt auf einem brasilianischen Bolzplatz schon die Treffer? Die 12-Millionen-Metropole São Paulo am späten Nachmittag, die Temperatur fällt zum Abend hin, noch sind es knapp 20 Grad. Neben dem Spielfeld donnern in der Strasse des 9. Juli 8

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die Lastwagen vorbei. Luca schlägt zu Oscar ab, der den Ball sofort passt – an den, der ihn am lautesten fordert. Hinter den Jungen rauscht der Verkehrsmoloch. “Brasilien kommt ins ­Finale”, sagt Luca, “aber auch die Deutschen sind stark, die Argentinier.” Nur ins Finale? Was ist mit dem Titel, dem sechsten, der Hexa? “Ins Finale”, wiederholt Luca unbeirrt. Sein Freund Guillermo denkt ähnlich. “Wäre schön, wenn wir die Copa gewinnen würden. Aber wir werden sehen.” Arroganz klingt anders. Die jungen Kicker wahren eine erfrischende Distanz zur Seleção. Dies eignet so manchem Fussballfan in Brasilien – und wer wäre das hier nicht? Fussballfan und Brasilianer ist durchaus synonym zu ­verstehen. Spielt das Nationalteam, sind im ganzen Land die Strassen menschenleer, man versammelt sich vor den Fernsehern, lebt die Partie mit, ganz so, als hinge davon weit mehr ab als ein Endresultat in einem Spiel; als würde

auf dem Platz etwas verhandelt, das einen höchstpersönlich anginge. Denn der Triumph wird zwar kollektiv gefeiert – fünf WM-Titel gaben in der Vergangenheit Anlass dazu. Die Niederlage aber wird in Brasilien individuell empfunden, als persönliches Versagen nicht etwa der Akteure auf dem Platz, sondern als eigenes Ungenügen – als ob man als Unbeteiligter für ein verlorenes Spiel etwas könnte. Die Identifikation ist total. Und die Angst vor der Niederlage ist grösser als die Hoffnung auf den Titel – ein typischer Fall von Selbstschutz? Novela im Café Als vor 64 Jahren die Brasilianer im eigenen Land sich schon einmal anschickten, nach dem Zepter im Weltfussball zu greifen, verloren sie im Maracanã-Stadion zu Rio im letzten ­Moment gegen das uruguayische Team. Das als Maracanaço in die Geschichte des Landes eingegangene Trauma, das monatelang die


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Traum und Trauma Erlebnisort brasilianisches Fussballmuseum.

­ enschen in Brasilien mit einem Trauerflor im M Herzen ihr Dasein fristen liess, soll nun ein für allemal getilgt werden. Pelé gibt das Stichwort dazu. Der Fussballer aller Fussballer erscheint, dunkel gekleidet, wie verabredet in der Bar in der Brigadeiro-­ Luís-AntÔnio. Pelé ist, bei aller Anstrengung der vergangenen Monate, aufgeräumt, sein Lächeln wirkt ansteckend. Wie immer widmet er sich ganz dem, mit dem er spricht, hört genau zu und sagt auf die Frage, ob Brasilien den Titel erringen werde: “Wir respektieren alle Teams, die sich qualifiziert haben.” Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: “Ich denke, wir werden ins Finale kommen.” Und dann ­gegen Argentinien im Maracanã gewinnen? “Nein, Uruguay soll unser Gegner im Finale sein. Wir haben da noch etwas wettzumachen.” Ein Drama, das schrieb schon vor über 2000 Jahren der griechische Philosoph Aristoteles, beinhaltet zwei Dinge: die Nachahmung

Der Triumph wird kollektiv gefeiert. Die Niederlage aber wird in Brasilien individuell empfunden, als eigenes Ungenügen. der Wirklichkeit und die Läuterung oder ­Befriedigung, die man dadurch erfährt, dass eben andere für einen lieben, lachen, streiten, sterben. Der Fussball bietet beides im Überfluss. Er bezieht daraus seine umfassende ­Bedeutung. Warum aber so sehr in Brasilien?

Vielleicht aus demselben Grund, weshalb die Brasilianer auf Novelas, eine Art Fernsehserie, versessen sind. In der leicht aufsteigenden AspicueltaStras­se läuft im Café der Fernseher; nein, kein Fussball, die Novela-Episode vom Abend zuvor T H E F I FA W E E K LY

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Mehr Fussball geht nicht

Fünf WM-Titel auf einem Bild Cafú (2 Titel) und Pelé (3) am The-FIFA-Weekly-Event in São Paulo.

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s gab etwas zum Feiern im Vorfeld der WM: The FIFA Weekly hatte zum Stell­ dichein mit den Champions Pelé und Cafú in São Paulo eingeladen, und vor der ver­ sammelten Weltpresse stellte FIFA-Kom­ munikationsdirektor Walter de Gregorio das Fussballmagazin The FIFA Weekly vor, das jüngs­ te Medienprodukt der FIFA. “In Zeiten, da die Medienhäuser ihre Printstrategie überdenken, setzt die FIFA ein Zeichen und publiziert gegen den Trend The FIFA Weekly”, sagte De Gregorio auf Portugiesisch. Er hob die journalistische und fotografische Qualität des

­ agazins hervor und wies darauf hin, dass es M w öchentlich und in vier Sprachen erscheint. ­ ­Während der WM ist The FIFA Weekly auch auf Por­ tugiesisch erhältlich – als Tablet-App. Das ­Magazin ist zusätzlich als E-Paper im Internet zu lesen. Alle Varianten können kostenlos b ­ ezogen werden. Pelé und Cafú gaben bereits grössere Inter­ views für das Magazin, das einem Reportagejour­ nalismus verpflichtet ist und in jedem Heft ein längeres Gespräch sowie einen “Turning Point” bringt: Menschen aus dem Weltfussball schildern darin jenen Moment in ihrem Leben, da dieses sich plötzlich und entscheidend veränderte.

The FIFA Weekly lädt jede Woche zum Debat­ tieren ein. Ausgehend von der wöchentlichen ­Kolumne des FIFA-Präsidenten Blatter beteiligen sich die Leserinnen und Leser des FIFA-Magazins an der Diskussion aktueller Themen des Weltfuss­ balls – von der Torlinien-Technologie bis zum Kampf gegen den Rassismus. Die unendlich wirkende Skyline São Paulos eröffnete sich den Gästen des Abends. Ein ­Funkeln und Leuchten: die würdige Kulisse für die anwesende Prominenz – und der richtige Ort für ein Magazin, das den Fussball im Herzen trägt.

Die Woche im Weltfussball Ein Fussballmagazin der FIFA? Und was für eines! 40 Seiten dick, wöchentlich, auf Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch. Auf Papier, als Android- und Apple-App fürs Tablet sowie als E-Paper im Internet. Lesen Sie ­Reportagen, Interviews, Berichte aus den Fussballligen der Welt, die besten Geschichten rund um den Fussball, zuletzt aus Malawi, Senegal, Samoa, der Elfenbeinküste, England, Deutschland, Spanien, den USA, Australien ...  und machen Sie mit beim Rätsel-Cup, der für den Sieger einen interessanten Preis bereithält. www.fifa.com/theweekly

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wird wiederholt, für die wenigen, die sich dafür keine Zeit nehmen konnten. Die Mattscheibe flimmert, doch das scheint niemanden zu ­stören. Clara blickt ihrem Verlobten Cadu in die verpixelten Augen; sie lächelt das Lächeln d ­ ­erer, die nichts zu verlieren haben. Cadu fragt: “Nun, da du gehst, sag mir: Bist du aus Liebe oder aus Mitleid bei mir geblieben?” “Du brauchst meine Liebe, nicht mein Mitleid”, antwortet Clara, “ich bemitleide jene, die nicht von vorn anfangen können.” Von vorn anfangen, das birgt in Brasilien ein grosses Verheissungspotenzial – der nächste Lebensabschnitt und das nächste Fussball­spiel kommen bestimmt. Die Novela “Em Familia” (In der Familie) hat den Status des Strassenfegers erlangt, ganz so wie fast jede Novela, zumal jene des Senders GloboTV. ­E inschaltquoten von bis zu 70 Prozent s prechen eine deutliche Sprache. Da sich ­ Cadu einer Herzoperation – was sonst? – hat unterziehen müssen, konnte sich Clara noch nicht zu dem entscheidenden Schritt überwinden. Die ­Nation, gespalten über die Frage nach dem richtigen und falschen Tun, harrt der Dinge. Gewiss ist nur: Am Ende wird­ ­­a lles gut. Stocken und stauen Das gilt nur bedingt für die Verkehrssituation in São Paulo. Denn gut wird es hier so schnell nicht werden. Die grösste Stadt Brasiliens kennt ein Zentrum, das fünf oder vielleicht sechs sehr weite Quartiere umfasst und in dem auch deutlich die Mehrzahl der Geschäfte abgewickelt werden; umhin die teilweise stark heruntergekommenen bzw. ad hoc entstandenen Stadtteile, in denen eben auch deutlich die Mehrzahl der Paulistas wohnen, wie sich die Menschen hier nennen. Radiär vom Zentrum weg verlaufen die Verkehrsachsen und die ­Metrolinien, von denen es nur gerade fünf gibt – darunter eine privat betriebene, die gelbe ­Linie. Sie sind alle gereinigt und in­stand gehalten, aber chronisch überlastet. Ohnehin legen Streiks die Metro öfter lahm. Da vorn leuchtet eine grüne Laufschrift: “Bem-vindo do Metrô de São Paulo.” Die jüngere Frau im Businessoutfit sitzt im hell ausgeleuchteten Abteil, gleich bei der ­automatischen Schiebetür. Sie gibt z ­ ur Auskunft, dass sie täglich drei Stunden zur Arbeit fahren muss – und später drei Stunden zurück nach Hause. Sie ist nicht die Einzige. Auch die ­ b eiden Handwerker weiter vorn ­brauchen ähnlich lange. Der Unmut über die schlechte V ­ erkehrssituation entlädt sich in lokalen Demonstrationen und Aufrufen. Die Stadt reagierte mit einem Aufgebot an Metrohelfern, das den Fahrgaststrom etwas len-

Strassenhändler Armando Positive Bilanz dank WM-Euphorie.

Das Gesetz verbietet es, Werbung an der Strasse permanent zu platzieren. So haben nun die Sitzenden Konjunktur. ken sollte. Die sogenannte CET aber machte ­neulich von dem Umstand Gebrauch, dass jeder, der Blut spenden geht, einen Tag ­ ­f reinehmen darf. Das Resultat: Die Metro­ helfer nahmen sich aus Protest gegen ihre A rbeitsbedingungen den freien Tag und ­ ­überliessen die Fahrgäste sich selbst. Dafür waren die Blutspendezentren an diesem Tag überlaufen.

Die “Copa” und das Geschäft Mehr Metrolinien – und doch läge für viele buchstäblich die Lösung nahe. Falls um das Zentrum der Stadt weitere, kleinere Zentren entstünden, nähme auch der Verkehr ins und aus dem Zentrum massiv ab. Der wuchernden Stadt aber mit einer nachträglichen Raumplanung beizukommen, ist kein leichtes Unterfangen. Die Alternative heisst Kollaps. T H E F I FA W E E K LY

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Fussball geht durch den Magen Speiselokal im Stadtteil Vila Madalena.

Eingetreten ist er schon einmal in der ­ trasse des 25. März, in der sich die P S ­ aulistas all das beschaffen, was es für das Volksfest mit der Seleção braucht: Tröten, ohren­ betäubend laute Vuvuzelas mit Blasebalg, Flaggen in allen Grössen, Mützen, Hüte, Ü berzieher für die Rückspiegel am Auto, ­ Shirts, Perücken, Girlanden. Kein Durchkom­ men ­z wischen den ­Strassenständen; Armando sitzt hinter seinem Stand und ist mit so etwas wie der Buchhaltung beschäftigt. “Die Copa hat unser Geschäft beflügelt”, sagt er. Seine Frau nickt. Sein Sohn steht mit einem ausla­ denden gelb-grünen Hut herum. Die Menschen decken sich mit Fanartikeln ein. Sie kaufen schnell, als ob es sich um einen Schlussverkauf handelt, aber sie kaufen über­ legt. Jeder scheint sich Gedanken gemacht zu haben zu seiner persönlichen Einkaufsliste. Auch Armando trägt einen der ausladenden Hüte; als hätte er sich damit sein persönliches 12

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Exemplar gesichert. Nicht auszudenken, wie gross der Jubel in Brasilien sein wird, sollte das gastgebende Team siegreich aus dem Turnier hervorgehen. Nicht auszudenken, wenn nicht. Engel und Künstler In der breiten Rua Dona Maria Pera sitzen vereinzelt Menschen am Strassenrand, hal­ ten Papp-Pfeile – so gross wie die Spannweite ihrer Arme – vor sich her. Sie werben für du­ biose Pensionen und heruntergekommene Cafés. Das Gesetz verbietet es, Werbung an der Strasse permanent zu platzieren, so ha­ ben nun die S ­ itzenden Konjunktur. Aufste­ hen und ihrem Elend entschweben, das wer­ den die ärmlichen Pfeilträger allerdings kaum, auch wenn ihr A ­ rbeitsgerät sich von weitem wie ein Flügelpaar ausnimmt. “Barocke Engel” nennen sie im weitläufi­ gen brasilianischen Fussballmuseum im Bauch des Estádio Municipal im noblen

São Paulo Einwohner: Cirka 12 Millionen Geschichte: São Paulo ist die Gebur tsstätte des brasilianischen Fussballs. Hier war die Heimat von Charles Miller – der Sohn britischer Einwanderer, der den Fussballspor t im Jahr 1894 in diese Stadt brachte. Stadionname: Arena de São Paulo WM-Spiele: Brasilien - Kroatien (12.6.), Uru­g uay - England (19.6.), Niederlande - Chile (23.6.), Korea Republik - Belgien (26.6.), Achtelfinale (1.7.), Halbfinale (9.7.)


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Fuleco in Gold Die WM in Brasilien ist auch ein Mode-Event.

Stadtteil Pacaembu die einheimischen Superstars. Ronaldinho, Rivellino, Roberto Carlos, Rivaldo, Ronaldo und wie sie alle heissen, allen voran Pelé und Garrincha – eine Tafel beschreibt im abgedunkelten Ausstellungssaal im 1. Stockwerk das zeitenübergreifende Wesen der Idole: Sie überleben jede Gegenwart, weil sie für die Ewigkeit bestimmt sind, ganz so wie barocke Engel. Von meterlangen, durchscheinenden, zum Teil von der Decke hängenden Leinwänden leuchten die Stars engelshaft auf, flüchtig weiss und flüchtig kurz. Sie haben die Gabe, die Menschen über Generationen hinweg zu beglücken. Wo sonst ist das so? Auf Monitoren kommen in der zweiten ­Abteilung Künstler, Intellektuelle und Sportkommentatoren zu Wort; sie schildern je die zehn ihrer Ansicht nach schönsten brasilianischen Treffer. Aus ihnen spricht die Zunei-

gung aller Brasilianer zu ihren Fussballgenies, mithin die Ehrfurcht einer Nation vor dem wahren Talent, ganz egal, woher es kommt und welcher Misere es entkommen ist. Wahres Talent, das auch in seiner Fallhöhe keinen Vergleich zu scheuen braucht: In einer dritten Abteilung werden die besten brasilianischen Spieler mit den grössten Poeten, Architekten und Musikern ihrer Zeit auf Augenhöhe genannt und in die gesellschaftlichen Kontexte der Jahrzehnte tief eingewirkt. Wo sonst in der Welt ist das so? Anders gefragt: Was, wenn die Seleção an der Heim-WM den Titelgewinn verpassen ­sollte? Die Wände im Restaurant São CristÓvão im Stadtteil Vila Madalena sind mit Fussballerfotos, Zeichnungen und Fanschals aus dem ganzen Land übersät. Der Kellner klopft im Vorübergehen einen Sambarhythmus auf das Tablett mit den leeren Gläsern. Neben dem Tresen hängt ein kleines Foto an der

Wand. Es zeigt einen Fan im Stadion, der ein grosses Schild hochhält. Er gibt seinem Team mit: “Auch wenn ich deinetwegen den Herztod sterbe: Ich liebe dich.” Fussball in Brasilien: Die grosse Novela. Å

Brasiliens Gruppenspiele Kroatien (12.6), Mexiko (17.6), Kamerun (23.6.) T H E F I FA W E E K LY

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WM-CAMP

Ghana

Starker Auftritt gibt zu denken Sven Goldmann ist Fussball­ experte beim “Tagesspiegel” in Berlin.

Das war schon eine deutliche Ansage. Jürgen Klinsmann sass auf der Tribüne und war beeindruckt von dem, was er da gerade gesehen hatte. Der Trainer der USA hatte seine Mannschaft erst einmal allein nach São Paulo reisen lassen, weil er vorher noch den ersten WM-Gegner live und persönlich studieren wollte. Es geriet dieser finale Test der Mannschaft Ghanas zu einer Machtdemonstration. 4:0 siegten die Afrikaner über die Korea Republik. Das hatte in dieser Höhe niemand erwartet, zumal die Ghanaer zuletzt beim 0:1 gegen die Niederlande doch weit unter ihren Möglichkeiten geblieben waren.

Jahren in Südafrika war er einer der Garanten dafür, dass Ghana bis ins Viertelfinale kam und dort denkbar unglücklich an Uruguay scheiterte. Weil die Belastung zu gross war, hat er sich zwischenzeitlich aus der Nationalmannschaft zurückgezogen, aber jetzt ist er wieder da. In Brasilien könnte er mit Sulley Muntari das zentrale Mittelfeld organisieren. Beide haben sie schon bei der AC Milan zusammen gespielt, und beide überstanden die beiden Vorbereitungscamps in den Niederlanden und in Florida ohne Probleme. Dafür erwischte es zwei andere. Erst verletzte sich Innenverteidiger Jerry Akaminko vom türkischen Erstligisten Eskisehirspor beim 0:1 im Testspiel gegen die Niederlande so schwer am Knöchel, dass ihn Trainer James

Kwesi Appiah aus dem WM-Kader streichen musste. Ohne Akaminko ging es zum finalen Camp an die Florida International University, und dort gab es das nächste Malheur. Torhüter Adam Larsen Kwarasey verletzte sich am Oberschenkel und musste erst einmal mit dem Training aussetzen. Im letzten Test gegen die Korea Republik aber überliess er seinen Platz vorsichtshalber seinem Ersatzmann Fatau Dauda, der einen ausgesprochen angenehmen Abend verlebte. Å

Ghanas Gruppenspiele USA (16.6.), Deutschland (21.6.), Por tugal (26.6.)

Gegen die Korea Republik aber passte alles, “aber gegen die Amerikaner wird es ein ganz anderes Spiel”, sagte Trainer James Kwesi Appiah. “Ich glaube, da werden bei uns ganz andere Spieler auf dem Platz stehen als heute.” Es war ein stolzer Abend für den früheren Weltstar Abédi Pelé, dessen Söhne Jordan und André Ayew das Spiel prägten. Jordan Ayew, zuletzt vom Olympique Marseille an den FC Sochaux ausgeliehen, schoss gleich drei Tore, eines davon auf Vorlage seines Bruders André, der immer noch in Marseille spielt. Das war schon ein bisschen kurios, weil Jordan Ayew das Spiel auf der Ersatzbank begonnen hatte, aber schon nach fünf Minuten für den früh angeschlagenen Abdul Majeed Waris eingewechselt wurde. Das vierte Tor gelang Asamoah Gyan.

Mladen Antonov / AFP

Auch dem deutschen Trainer Joachim Löw dürfte der starke Auftritt zu denken gegeben haben. Die Deutschen sind der zweite Gegner Ghanas, und wenn es nach Kevin-Prince Boateng geht, streiten die beiden in der Vorrundengruppe G um Platz 2. Der ghanaische Mittelfeldspieler hält die Portugiesen für die stärkste Mannschaft: “Wenn Cristiano Ronaldo fit ist, werden sie schwer zu schlagen sein.” Danach kämen Deutschland und Ghana, was zur Folge hätte, “dass nur ein Boateng weiterkommt”. Er selbst oder sein Bruder Jérôme, der für Bayern München und die deutsche Mannschaft spielt. Boateng spielt für Schalke 04 und ist in Berlin geboren. Beim deutschen Bundestrainer Joachim Löw aber fand er keine Berücksichtigung und erhörte deshalb gern den Ruf Ghanas, der Heimat seines Vaters. Vor vier

Behält den Überblick Ghanas Kevin-Prince Boateng beim eindrücklichen 4:0 gegen die Korea Republik.

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WM-CAMP

Warm-up für ersten WM-Sieg? Nicola Berger ist Sportjournalist und lebt in Zürich.

0:0 trennten sich Honduras und England letzten Samstag in Miami, für beide Teams war es der letzte Test vor der Abreise nach Brasilien. Was nach ödem und unansehnlichem Rasenschach klingt, war in Wirklichkeit eine intensive und spannende Partie. ­Honduras verteidigte mit Mann und Maus. Und mit grenzwertigen Fouls. Steven Gerrard, der Techniker aus Liverpool, schimpfte danach: “Wir können froh sein, hat sich niemand verletzt. Das waren teilweise brutale Tacklings – und das so kurz vor der WM.” Gerrards Irritation war verständlich, aber der Auftritt der Honduraner war es auch. Nach Niederlagen gegen die Türkei (0:2) und Israel (1:4) stand das Team unter Druck, zu Hause war bereits Kritik laut geworden. Dazu kommt:

Nicht zu bremsen Wilson Palacios, hier im Test gegen England (rechts Gerrard), will mit Honduras ins Achtelfinale ziehen.

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Honduras agiert mit Leidenschaft und kompromisslosem Einsatz.

Es gibt weltweit nicht viele Nationen, in denen eine Pause vom Alltag willkommener ist. Honduras ist das zweitärmste Land Zentralamerikas, nur Haiti geht es noch schlechter. Drogenkartelle terrorisieren die Bevölkerung, das Land hat mit grossem Abstand die höchste Mordrate der Welt. Palacios hat das am eigenen Leib erfahren. 2009 wurde sein damals 16 Jahre alter Bruder Edwin, selbst ein Juniorennationalspieler, von Kidnappern umgebracht.

Taktisch und spielerisch wird Honduras in Brasilien kaum einer Auswahl das Wasser reichen können. Also versucht es das Team des kolumbianischen Fussballlehrers Luis Fernando Suárez mit Leidenschaft und kompromisslosem Einsatz. Die Frage ist: Wie weit kann der die “Catrachos” tragen? Die Gruppe mit Frankreich, Ecuador und der Schweiz ist nicht einfach.

Palacios dachte damals an Rücktritt, heute redet er davon, sein Land zu inspirieren. Dem “Guardian” sagte er jüngst: “Nach unserem 2:1-Sieg gegen Mexiko im September versank das Land im Freudentaumel. Wir wollen den Menschen wieder einen Grund zum Feiern liefern.”

Geht es nach Wilson Palacios, 29, dann sehr weit. Der Abräumer von Stoke City ist der bekannteste und begabteste Mann im Kader, Tottenham zahlte 2009 rund 15 Millionen Euro Ablöse für ihn. Er sagt: “In Honduras essen, leben und träumen die Menschen Fussball. Wenn die Nationalmannschaft spielt, stoppt das öffentliche Leben im Land.”

In zwei WM-Teilnahmen, 1982 und 2010, ist Honduras bislang ohne Sieg geblieben, in Südafrika gelang zudem nicht einmal ein Tor. In Brasilien soll sich das ändern. Für die leidende Bevölkerung. Und für Edwin, Wilson Palacios’ toten Bruder. Å

Honduras’ Gruppenspiele Frankreich (15.6.), Ecuador (20.6.), Schweiz (25.6.)

David Klein / imago/Sportimage

Honduras


WM-CAMP

Gallisches Wappentier Der Hahn schmückt nicht nur das Trikot der Franzosen, sondern ist in Form von Balthazar auch an jedem Spiel dabei.

Frankreich

Das Orakel von Antibes Sarah Steiner ist redaktionelle Mitarbeiterin bei The FIFA Weekly.

imago

Die Hoffnung der französischen Nationalmannschaft lag auch auf den Schultern von Franck Ribéry. Seit letzter Woche ist klar: Er wird sein Team in Brasilien nicht unterstützen können. Die Bleus sind ohne ihren Starstürmer angereist. Und das, nachdem Nationaltrainer Didier Deschamps auch Samir Nasri, Torgarant von Manchester City, zu Hause gelassen hatte. Die Frage steht im Raum: Wer soll denn nun die Tore schiessen für die “Grande Nation”? Im letzten Testspiel vor der WM gegen Jamaika waren die Franzosen um eine Antwort nicht verlegen. Gleich 8:0 demütigten sie ihren Gegner. Die Einheit der Guppe wird gepredigt oder wie ihr Kapitän Hugo Lloris sagt: “Der Star ist die Nationalmannschaft. Niemand steht über ihr.” Die Erwartungen der Franzosen sind hoch – wie immer. Von Paris nach Marseille träumt man von nichts weniger als vom Titel. 17 000 franzö-

sische Fans haben sich für die WM Tickets gekauft. Unter ihnen auch Clément Tomaszewski, besser bekannt unter dem Namen Clément d’Antibes. Er ist der bekannteste Fan der Bleus. Über 200 Spiele seiner Nationalmannschaft hat er schon live erlebt – das erste am 16. Juni 1982 an der WM in Spanien. Seit 1998 und dem Titelgewinn der Franzosen ist Clément d’Antibes auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Denn seit dem Heimturnier bringt er jeweils sein Haustier, den Hahn Balthazar, mit ins Stadion. Benannt nach seinem Freund Balthazar Comandato, mit dem er Jahre zuvor sein erstes Länderspiel erlebt hatte und der kurz darauf verstarb, gilt der Hahn als Maskottchen der Nationalmannschaft. Und als deren Orakel: Kräht der Hahn am Morgen des Spiels, so stehen die Chancen für einen Sieg gut, bleibt er stumm, sieht es düster aus.

Kräht der Hahn, stehen die Chancen für einen Sieg gut.

Im Auto, Zug oder Flugzeug: Balthazar ist immer mit dabei. Einzig die WM 2002 in Korea und Japan musste Clément ohne seinen Hahn bestreiten. Das Tier hätte zwar einreisen, wegen der damals grassierenden Vogelgrippe aber nicht wieder nach Frankreich zurückkehren dürfen. Der kurzerhand organisierte Ersatz vom Markt in Seoul konnte dem Original nicht das Wasser reichen, seine durchtrennten Stimmbänder machten Clément einen Strich durch die Rechnung. Prompt reiste der amtierende Weltmeister ohne ein geschossenes Tor nach der Vorrunde wieder ab. In Brasilien wird der Hahn die Spiele live im Stadion verfolgen. Sein Herrchen ist davon überzeugt, dass es die Franzosen bis ganz nach vorne schaffen – seine Rückreise ist nach dem Finale geplant. Und natürlich wünscht er sich, dass Balthazar am Morgen des 13. Juli, einen Tag vor dem französischen Nationalfeiertag, laut kräht. Å

Frankreichs Gruppenspiele Honduras (15.6.), Schweiz (20.6.), Ecuador (25.6.) T H E F I FA W E E K LY

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DEBAT T E

“Pioniere für Hoffnung”

Appell FIFA-Präsident Blatter rief in seiner Ansprache am Kongress den Delegierten ihre soziale Verantwortung in Erinnerung.

Perikles Monioudis, São Paulo

D

ie Stadt des WM-Eröffnungsspiels war am Tag des 64. FIFA-Kongresses zwar be­ wölkt, Regenschauer drohten auf São Paulo herunterzuprasseln. Die brasilia­ nische Sonne aber schien im Transame­ rica Expo Center, in dem sich Delegierte aus allen 209 Mitgliedsverbänden der FIFA ein­ gefunden hatten: Der Kongress stand in diesem Jahr im Zeichen des goldenen WM-Pokals. In seiner Ansprache vor den Delegierten unterstrich FIFA-Präsident Blatter die Bedeu­ tung des Fussballs als Motor für soziale Ver­ änderung: “Wir müssen einer der Pioniere für Hoffnung werden.” Sepp Blatter nannte den Fussball wichtig im Kampf gegen Rassismus und jede Form von Diskriminierung sowie nicht zuletzt auch für das Wohlbefinden. 18

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­ udem rief er dazu auf, sich auf und neben Z dem Fussballplatz fair, solidarisch und integer zu verhalten. Keine Amtszeitbeschränkung Michael J. Garcia, Vorsitzender der Unter­ suchungskammer der Ethikkommission, in­ formierte über die Arbeit seiner Kommission, einschliesslich der Untersuchung über das ­B ewerbungsverfahren für die Fussball-WM 2018 und 2022. Das Exekutivkomiteemitglied Dr. Theo Zwanziger gab einen Überblick über die wichtigsten Errungenschaften des FIFA­Governance-Reformprozesses. Bei den ver­ bliebenen Punkten lehnte der Kongress die Einführung sowohl einer Altersbeschränkung für Offizielle – weil diskriminierend – als auch einer Amtszeitbeschränkung ab. Investitionen in die Entwicklung Hinsichtlich der FIFA-Finanzen genehmigte der Kongress das Budget 2015 – 2018 (mit ­einem veranschlagten Ertrag von 5 Milliarden US-Dollar und Investitionen von 4,9 Milliarden US-Dollar), das für die Fussballentwicklung ­Investitionen von 900 Millionen, d. h. 100 Mil­ lionen US-Dollar mehr als im laufenden Zyklus, vorsieht. Heute investiert die FIFA jeden Tag

über 500 000 US-Dollar in die Fussballent­ wicklung in i­ hren 209 Mitgliedsverbänden. Kampf gegen Spielmanipulationen Der Kongress wurde eingehend über die Inte­ gritätsinitiative informiert, die verschiedene Massnahmen in den Bereichen Prävention, ­R isikomanagement, Informationsbeschaf­ fung, Ermittlung und Sanktionen lanciert hat und die FIFA bei ihren Bemühungen zum Schutz der Integrität des Fussballs unter­ stützt. Der Radar der Early Warning System GmbH wurde ausgedehnt. Er überwacht nun ausser den F ­ IFA-Wettbewerben auch Topspiele ausserhalb Europas. Zur Förderung des Frauenfussballs verab­ schiedete der Kongress zehn Entwicklungs­ grundsätze. Für den nächsten Zyklus wurde zudem eine Verdoppelung der Entwicklungs­ gelder für den Frauenfussball beschlossen. Å

Die Weekly-Debatte. Was brennt Ihnen unter den Nägeln? Über welche Themen wollen Sie diskutieren? Ihre Vorschläge an: feedback-theweekly@fifa.org

Stuart Franklin /FIFA via Getty Images

Kein Fussball ohne Ethik und Integrität. Das ist eines der Hauptanliegen des 64. FIFA-Kongresses.


DEBAT T E

PRESIDENTIAL NOTE

The FIFA Weekly fragte auf FIFA.com: Was ist Ihre Meinung zu den Kadern der Nationalmannschaften? Nasri ist zurzeit der beste Mittelfeldspieler der Welt. Es ist ein Mangel an Erfahrung seitens Herrn Deschamps, dass er ihn nicht mit nach Brasilien nimmt. Er wird dies während der WM noch zu spüren bekommen. jeanrhony, USA

Ich war geschockt, dass Tévez nicht für die argentinische Mannschaft nominiert wurde. Betreffend Elfenbeinküste denke ich, dass Eboué es verdient hätte, mit an die WM zu fahren. Wäre ich Spanier, hätte ich Arbeloa mitgenommen. Auch wenn er keine super Saison gespielt hat – dieser Spieler, der alles mit Spanien gewonnen hat, hätte zumindest eine letzte Weltmeisterschaft verdient! Ioscbarca, Frankreich

Ich bin glücklich mit dem algerischen Kader! Ich hoffe, dass Mahrez sich schnell ins Team integrieren kann. Was Belfodil betrifft, finde ich es nur logisch, dass er nicht ausgewählt wurde: Er hat seine Effizienz verloren! Für diejenigen Spieler, die wenig Spielpraxis haben, weiss ich, dass Vahid ihnen ein Spezialprogramm zusammengestellt hat, um sie in Form zu bringen. Ich hoffe, dass unsere “Fennecs” in Brasilien weit kommen! Viva Algerien! raf_dz21, Algerien

Portugal hat ein Wahnsinnskader. Ich bin glücklich, dass wir an Rafa festgehalten haben. Ich liebe mein Team! Tosama, Portugal

Ich weiss nicht, warum Maxwell besser sein soll als Filipe Luíz oder Correia Adriano. Und einen Spieler mit dem Rang von Kaka hätte der Mannschaft sicherlich auch gut getan. Ebenfalls bedaure ich sehr, dass Lucas Moura nicht dabei ist. Zumindest bleiben uns Neymar, Hulk und die anderen. Elvinho7, Brasilien

Schönes Kader, Korea Republik! Mit Guus Hiddink habt ihr zudem einen tollen Trainer! RVP_97, Neuseeland

Auf geht’s Deutschland! Dieses Mal ist der Sieg eurer. Persönlich mache ich mir keine Illusionen, was die Elfenbeinküste betrifft. Auch wenn ich natürlich ein grosser Fan der Elefanten bin, habe ich das Gefühl, dass wir die Mittelmässigkeit lieben. Alle anderen Länder gehen mit einem Team an den Start: 23 Spieler und der Staff; bis auf die Elfenbeinküste: Wenn man bloss die 23 Spieler losschickt, ohne richtige Betreuung und von ihnen dann ein Wunder verlangt, kann das nur schief gehen. willykiller, Elfenbeinküste

“Auf geht’s Deutschland ! Dieses Mal ist der Sieg eurer.” Ich hoffe auf eine wunderbare WM, die neue Geschichte schreiben wird. Ich bin überzeugt, dass alle 32 Mannschaften Grosses leisten können und am Ende die beste gewinnt. Wir alle sollten aus Liebe zum Sport mit dem Siegerteam feiern, denn diese Spieler werden in nur einem Monat unglaubliches geleistet haben. BamBoul’a, Kanada

“Zumindest bleiben uns Neymar, Hulk und die anderen.”

Die Demokratie des Fussballs

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ndlich hat die WM begonnen. Endlich ­können wir uns auf diesen Vergleich der 32 besten Mannschaften konzentrieren – mit der ganzen technischen und taktischen Vielfalt und Extraklasse. Die weltumspannende Kraft des Fussballs war schon am Kongress in São Paulo deutlich zu spüren. Das jährliche Treffen der Nationalverbände ist der politisch wichtigste Anlass im Kalender; weil er die ­demokratische Basis des Fussballs bildet und jedem der 209 FIFA-Mitgliedern das gleiche Recht gewährt – egal, ob Burundi oder Deutschland, Vanuatu oder Brasilien. Mit 209 Mitgliedern ist die FIFA grösser als die Uno – allein diese Tatsache spiegelt unsere Verantwortung. Der Geist der FIFA liegt nicht “nur” darin, die Position der führenden Nationen zu stärken und so auch die sportliche H ierarchie zu zementieren. Wir sind dort ­ ­ge­fordert, wo Aufbauarbeit notwendig ist – technisch, infrastrukturell, logistisch. Die FIFA besitzt die Möglichkeit, ihre ­Vorbilds- und Führungsfunktion im Sinne der sportlichen Entwicklungsarbeit zu nutzen. Dass die Fussballwelt südlich von Italien, westlich von England oder östlich von Russland nicht endet, werden wir in den nächsten ­Wochen auf den brasilianischen Fussball-Plätzen erleben. Am Kongress bekamen wir einen politischen Vorgeschmack auf die globale Kraft unseres Sports. Sehr geehrte Leser – ich wünsche Ihnen eine spannende, hochstehende, unvergessliche WM in jenem Land, das den Fussball der ­Vollkommenheit nahe gebracht hat – das für die unbegrenzten spielerischen Möglichkeiten steht. Hoch lebe das “Joga bonito”!

Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY

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First Love

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Ort: Dhaka, Bangladesch Dat u m : 2 9. M a i 2 0 1 4 Zeit: 16.58 Uhr

Andrew Biraj / REUTERS

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F I F A ’ S 11

FREE KICK

Die höchsten WM-Siege

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Die Bus-WM Thomas Renggli

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enn José Mourinho den Mannschaftsbus parkt, droht den Zuschauern eine Mischung aus Catenaccio und Riegeltaktik. Parkt der Chelsea-Trainer ­sogar zwei Busse, ist bereits ein 1:0 als Torschwemme zu werten. An der WM in Brasilien rollen die Busse (zumindest die von Sicherheitskräften eskortierten Modelle der 32 Mannschaften) in einem flotten Tempo. Dabei verbreiten sie eine Kampfansage an die Konkurrenz: Jede Nation fährt einen offiziellen Slogan in den brasilianischen Strassen spazieren. Gewisse Marketingstrategen wählten allerdings eine etwas abenteuerliche Route. So bewegt sich das ivorische Team unter dem Motto “Elephants charging towards Brazil!” (Elefanten stürmen in Richtung Brasilien!) durch den WM-Verkehr. Drogba und Co. können von Glück reden, dass sie den brasilianischen Zoll überhaupt passieren konnten. Wildtiere unterstehen in Brasilien einem restriktiven Importgesetz. Auch das kamerunische Team – “A Lion remains a Lion” (Ein Löwe bleibt ein Löwe) – hätte bei der Einreise auf Probleme stossen können. In der brasilianischen Zollverordnung ist zu lesen: “Tiere, die ohne ordnungsgemäss ausgefüllte inter­ nationale Bescheinigung nach Brasilien transportiert werden, werden unter Quarantäne gestellt. Anfallende Kosten hierfür sind vom Tierbesitzer zu tragen!” Die Hobby-Literaten aus Costa Rica freuten sich offenbar über die grosse Fläche der brasilianischen Reisecars: “My Passion is Football, my Strength is my People, my Pride is Costa Rica” (Meine Leidenschaft ist Fussball, mein Stärke ist mein Volk, mein Stolz ist Costa Rica). Dieser ­Slogan klingt eher nach dem Auftakt zu einer Predigt als nach einer eingängigen Parole.

Platzangst droht der kolumbianischen Delegation: “Here travels a Nation, not just a Team!” (Hier reist eine Nation, nicht nur eine Mannschaft). Kolumbien zählt gemäss jüngsten Erhebungen 46 413 791 Einwohner. Auf nationales Gemeinschaftsgefühl setzt auch Nigeria: “Only together we can win” (Nur zusammen können wir gewinnen). Die Olympiasieger von 1996 kommen für den Originalitätspreis nicht in Frage. Immerhin haben sie aber das Regelwerk exakt studiert: Fussball ist tatsächlich ein Mannschaftssport. Selbstbewusst gibt sich die Schweiz: “­ Final Stop: 07-13-14 Maracanã” (Letzter Halt: 13.07.14 Maracanã). Diese Information kann als Geheimtipp bei Kapazitätsproblemen im öffentlichen Verkehr von Rio de Janeiro dienen. Es ist gut möglich, dass der Schweizer Bus am Finaltag ohne Passagiere unterwegs ist. Australien verrät auf dem Mannschaftscar freizügig schon sein Erfolgsgeheimnis: “Socceroos: Hopping our way into History!” (Socceroos: Hüpfend auf unserem Weg in die Geschichte). Nichts gegen alternative Fortbewegungsarten, aber allein die Distanz zwischen Australiens erstem Spielort Cuiaba und dem Final-Schauplatz Rio de Janeiro (1577,16 Kilometer) könnte bei hüpfenden Fussballern zu akuten Muskelbeschwerden führen. Å

Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion

Ungarn – Korea Republik 9:0 Partie: Gruppenspiel Datum: 17. Juni 1954 Jugoslawien – Zaire 9:0 Spiel: Gruppenspiel Datum: 18. Juni 1974

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Ungarn – El Salvador 10:1 Spiel: Gruppenspiel Datum: 15. Juni 1982

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Schweden – Kuba 8:0 Spiel: Viertelfinale Datum: 12. Juni 1938

Uruguay – Bolivien 8:0 Spiel: Gruppenspiel Datum: 2. Juli 1950

Deutschland – Saudi Arabien 8:0 Spiel: Gruppenspiel Datum: 1. Juni 2002

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Uruguay – Schottland 7:0 Spiel: Gruppenspiel Datum: 19. Juni 1954

Türkei – Korea Republik 7:0 Spiel: Gruppenspiel Datum: 20. Juni 1954

Haiti – Polen 0:7 Spiel: Gruppenspiel Datum: 19. Juni 1974

Portugal – Nordkorea 7:0 Spiel: Gruppenspiel Datum: 21. Juni 2010

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Brasilien – Schweden 7:1 Spiel: Finalrunde Datum: 9. Juli 1950

Quelle: FIFA (FIFA World Cup, Milestones & Superlatives, Statistical Kit, 12.05.2014) T H E F I FA W E E K LY

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ENGLAND

Kleines Paradies Das englische Nationalteam bereitet sich in Rio, in der Nähe der Copacabana, auf die Gruppenspiele vor. Danach sollen Finalspiele folgen.

Die englische Sehnsucht Jung, unverbraucht, inspiriert. Das englische Team kämpft mit neuem Schwung gegen alte Missstände. Und ein Wissenschaftler erklärt, wie man Penaltys versenkt.

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Thomas Renggli, Rio de Janeiro

U

ntertreibung und vornehme Zurückhaltung gehören in England zum guten Ton: Von “kleiner Verspätung” ist auch nach einem mehrtägigen U-Bahn-Streik die Rede, und wenn der Weltuntergang kurz bevorsteht, heisst es “das ist jetzt ziemlich unglücklich”, “Lovely Weather” kann die Definition für permanenten Nieselregen sein. Spätestens beim Fussball hören Höflichkeit und Demut allerdings auf. Seit die englische Nationalmannschaft zum ersten Mal gegen einen Ball getreten hat (am 31. Juli 1872 beim 0:0 in Schottland), beanspruchten die Three Lions die Weltherrschaft in diesem Sport – nicht mehr und nicht weniger. Dass der Gewinn des einzigen WM-Titels (1966) von der Sehschwäche eines Schweizer Schiedsrichters begünstigt war, schränkt diese Haltung nicht ein. Stand in den vergangenen 44 Jahren ein WM-Turnier bevor, erklärten sich die Engländer jedes Mal ungefragt zum Favoriten. Das war so sicher wie die tägliche Wachablösung vor dem Buckingham Palast um 11.30 Uhr (GMT). Normalerweise. Vor der Endrunde in Brasilien ist plötzlich alles anders. Statt Besitzan-


ENGLAND

Wong Maye-E/Ap/Keystone, Richard Heathcote/Getty Images

Was liegt in Brasilien drin? Die Teamstützen Wayne Rooney und Steven Gerrard bei einer Trainingspause Ende Mai.

sprüchen und Kampfansagen dominieren Defätismus und Bescheidenheit die Tonalität und Erwartungshaltung in England. “Sicher ist nur, dass wir in Brasilien drei Spiele haben werden – wir möchten natürlich siebenmal Spielen, aber vorderhand sind es nur drei Spiele”, sagt Manager Roy Hodgson. Die englischen Buchmacher fügen sich widerstandslos in die Unterwürfigkeit. Die Wettquoten für den Gewinn des WM-Titels durch die Engländer sind auf ein historisches Hoch (was bezüglich des Vertrauens in die eigene Mannschaft einem Tief entspricht) geklettert – zwischen 28:1 und 66:1. Vor vier Jahren standen sie bei 6:1, 2006 bei 8:1. Mentaltrainer soll helfen Der Hauptgrund für die englische Tiefstapelei liegt im personellen Umbruch. Die Goldene Generation hat abgedankt oder ihren Zenit überschritten. Allerdings war nie alles Gold, was glänzte. 2010 scheiterte England im Achtelfinale an Deutschland, 2006 im Viertelfinale an Portugal – nach Elfmeterschiessen. Womit der Kern allen englischen Übels angesprochen wäre: die Kurzentscheidung nach 120 Minuten. Siebenmal mussten die Engländer seit 1990 an WM- oder EM-Endrunden zum Penalty-

schiessen antreten, sechsmal scheiterten sie grandios. Und als das britische Team an den Olympischen Spielen 2012 gegen Korea Republik ebenfalls über das Vollzugsdefizit vom Elfmeterpunkt stolperte, sagte der BBC-Kommentator in einer Mischung aus Konsternation, Fatalismus und Selbstironie: “Gewisse Dinge ändern sich nie.” Nun hat aber Manager Roy Hodgson das Schicksal in die Hand genommen und den Mentaltrainer Steve Peters in den Betreuerstab befohlen. Peters, der unter anderem die britischen Rad-Helden Chris Foy und Victoria Pendleton zu olympischem Gold verholfen und Snooker-Legende Ronnie O’Sullivan in dunklen Stunden betreut hatte, soll den Engländern die Versagensangst nehmen. Kapitän Steven Gerrard, der den Psychologen aus gemeinsam Liverpooler Zeiten kennt, relativiert die Massnahme allerdings: “Peters kann dir nicht dabei helfen, einen 40-Meter-Pass genauer zu schlagen oder plötzlich schneller zu laufen – aber er kann dir erklären, was sich in deinem Kopf abspielt.” Blonde Schützen treffen häufiger Sven-Göran Eriksson, einer von Hodgsons glücklosen Vorgängern, sagte nach den Penaltyniederlagen an der Euro 2004 und der

So schnitt England seit der WM 1966 ab 1966: Titelgewinn (Finalsieg gegen Deutschland) 1970: Aus im Viertelfinale (gegen Deutschland) 1974: Nicht qualifiziert 1978: Nicht qualifiziert 1982: Aus in der zweiten Gruppenphase 1986: Aus im Viertelfinale (gegen Argentinien) 1990: Aus im Halbfinale (gegen Deutschland) 1994: Nicht qualifiziert 1998: Aus im Achtelfinale (gegen Argentinien) 2002: A us im Viertelfinale (gegen Brasilien) 2006: A us im Viertelfinale (gegen Portugal) 2010: Aus im Achtelfinale (gegen Deutschland) 2014: G ruppe mit Italien (14.6.), Uruguay (19.6.), Costa Rica (24.6.)

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ENGLAND

Glorreiche Heim-WM Englands Kapitän Bobby Moore wird von seinen Kollegen über den Wembley-Rasen getragen – das war 1966 nach dem 4:2-Finalsieg gegen Deutschland.

WM 2006: “Elfmeterschiessen ist eine mentale Herausforderung – keine technische. Auf dem Weg von der Mittellinie zum ­E lfmeterpunkt gehen dir so viele Gedanken durch den Kopf.” Eine echte Gedankenstütze erhalten die Engländer vom Physiker Stephen Hawking. Im Auftrag eines Wettbüros analysierte der 72-jährige Wissenschaftler alle WM-Turniere seit 1966 und konnte Hodgsons designierten Elfmeterschützen ein paar nützliche Tipps geben: Mehr als drei Schritte Anlauf, nach oben links oder oben rechts schiessen – und einen hellhaarigen Schützen wählen. Blonde Spieler trafen in 84 Prozent der Fälle, glatzköpfige in 71 Prozent – und dunkelhaarige in 69 Prozent. Ob es sich um gefärbte Haare handelt oder nicht, ist offenbar nicht von Relevanz. Die Statistik förderte drei weitere interessante Fakten ans Licht: Das englische Team ist dann erfolgreich, wenn es in roten Trikots spielt, im 4-3-3-System aufgestellt ist und nach der Pfeife eines europäischen Schiedsrichters tanzt. Bezüglich des notorischen Torhüterproblems hatte aber selbst ­Hawking keine Lösung auf Lager. Routine und Wucht im Sturm So oder so: Roy Hodgson wird sich von derartigen Ratschlägen kaum in seiner taktischen 26

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Ausrichtung beeinflussen lassen. Viel mehr setzt er darauf, dass eine unverbrauchte Spielergeneration frei von Altlasten und düsteren Gedanken dem englischen WM-Traum neues Leben einhaucht. Der erstarkte Liverpool FC stellt das Korsett der Mannschaft – darunter Kapitän Gerrard, der 19-jährige Wunderknabe Raheem Sterling sowie Daniel Sturridge, der zusammen mit Suárez das torgefährlichste Duo der Liga bildete und mit 22 Toren und 9 Assists grosse Begehrlichkeiten weckte. Der Stadtrivale Everton delegiert mit dem 20-jährigen Ross Barkley jugendliche Unbekümmertheit und technische Extraklasse nach Brasilien, und aus Southampton kommen mit Adam Lallana und Youngster Luke Shaw zwei weitere hochdotierte Hoffnungsträger. In der Torproduktion war zuletzt aber vor allem auf die Routiniers Verlass: Beim 2:2 gegen Ecuador in Miami trafen Wayne Rooney (28) und Rickie Lambert (32). Vor allem Rooney ist noch immer ein Leistungsträger, der mit seiner spielerischen und physischen Präsenz die Mannschaft auf ein höheres Niveau heben kann. Vor dem Dschungel-Abenteuer gegen Italien in Manaus schöpfen die Engländer ihre Hoffnung ausserdem aus der gegnerischen Schwäche: Italien kam bei der Hauptprobe gegen Luxemburg nicht über ein 1:1 hinaus.

Magische Ähnlichkeiten zu 1966 Doch so ganz scheinen die Engländer den sportlichen Tatsachen nicht zu trauen. So stützen sie ihre Ansprüche für die Gegenwart auch auf Parallelen zum gelobten Jahr 1966. Damalige Ereignisse scheinen sich 2014 auf magische Weise zu wiederholen. Real Madrid gewann den Europapokal der Landesmeister, Stadtrivale Atlético die spanische Meisterschaft. Fulham stieg aus der höchsten englischen Liga ab. Im FA-Cup machte der Sieger (damals Everton 2014 Arsenal) einen 0:2-Rückstand wett – und Österreich sang beim Eurovision Song Contest die Konkurrenz in Grund und Boden. Das Parkett für den englischen Coup scheint also geebnet. Zwei Dinge sprechen im historischen Vergleich aber dagegen – Conchita Wurst hin oder her. Erstmals kommt an einem WM-Turnier die Torlinientechnologie zum Einsatz – und anders als 1966 steht kein Schweizer Schiedsrichter im WM-Aufgebot. Å

Englands Gruppenspiele Italien (14.6.), Uruguay (19.6.), Costa Rica (24.6.)


Torgef채hrlich Daniel Sturridge (19)

Begehrt Luke Shaw (18)

Shootingstar Raheem Sterling (19)

ENGLAND

Shaun Botterill/FIFA via Getty Images (4), Popperfoto (1)

Techniker Ross Barkley (20)

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TURNING POINT

“Aus neun Monaten sind 17 Jahre geworden” In Serbien wird er “Rambo” ­genannt, in Brasilien “Pet”. Er gilt als einer der besten Ausländer, die je im Land der Seleção gespielt haben. Dejan Petkovic gehört zum brasilianischen Kulturgut. Name Dejan Petkovic Geburtsdatum, Geburtsort

Joka Madruga

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s war im Sommer 1997 – und meine Karriere verlief nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte. Zwar besass ich einen Vertrag mit Real Madrid, aber der Klub setzte nicht auf mich. In einem Saisonvorbereitungsturnier auf Mallorca kam ich mit der zweiten Garnitur gegen den brasilianischen Klub Vitória aus Salvador zum Einsatz. Es war für mich eine Pflichtaufgabe, doch rückblickend wurde es zum Ereignis, das meiner Laufbahn als Fussballer – ja meinem ganzen Leben – eine neue R ­ ichtung geben sollte. Ich schoss zwei Tore und bereitete einen ­weiteren Treffer vor – und hinterliess bei den Verantwortlichen von Vitória einen nachhaltigen Eindruck. Die Brasilianer machten mir ein Angebot. Ich gebe zu, dass ich damals fast nichts über diesen Verein wusste. Jemand ­erzählte mir, dass Vitória Meister war. Ich dachte: “Wow – brasilianischer Meister!” Erst später erfuhr ich, dass es sich um die Campeonato Baiano handelte – die Staatsmeisterschaft von Bahia. Ich besprach das Angebot mit einem Freund. Er sagte mir: “Schau – die besten Brasilianer spielen alle in Europa. Wenn du dich also in der brasilianischen Liga durchsetzt, wirst du früher oder später wieder bei einem europäischen Topklub landen.” Die Argumentation leuchtete mir ein. Ich wollte zwar nicht unbedingt nach Brasilien, aber ich sagte Vitória zu und dachte: In neun Monaten bin ich wieder in Europa.

10. September 1972, Majdanpek (Jugoslawien) Stationen als Spieler Radnicki Nis, Roter Stern Belgrad, Real Madrid, Sevilla (Leihe), Racing Santander (Leihe), Vitória, Venezia, Flamengo, Vasco da Gama, Shanghai Shenhua, Al-Ittihad, Fluminense, Goiás, Santos, Atlético Mineiro Stationen als Trainer Atlético Paranaense U23 (seit 2014) Jugoslawisches Nationalteam 7 Einsätze, 1 Tor

Der Zufall wollte es, dass zum Zeitpunkt der Vertragsverhandlungen mit den Brasilianern eine Delegation von Borussia Dortmund in Madrid weilte. Und plötzlich lag auch eine Offerte aus der Bundesliga auf dem Tisch. Doch ich winkte ab – weil ich bei Vitória im Wort stand. Dieses Bekenntnis beeindruckte das Vitória-Management fast noch mehr als meine Leistung auf dem Platz – und es sollte sich auszahlen. Aus den ursprünglich geplanten 9 Monaten sind mittlerweile 17 Jahre geworden. Ich spielte für sieben Klubs in Brasilien – darunter die Traditionsvereine aus Rio de Janeiro, Fluminense, Flamengo und Vasco da Gama, – wurde zum serbischen Honorarkonsul und erhielt eine ganz besondere Auszeichnung: Als fünfter Nicht-Brasilianer und dritter Europäer

nach Eusébio und Franz Beckenbauer schaffte ich es in die Hall of Fame des brasilianischen Fussballs. Ausserdem bin ich Ehrenbürger von Rio de Janeiro und Petropolis. Für meine ­E rfolge mit Flamengo wurde mir sogar ein Popsong gewidmet: “É o Pet”. Das alles zeigt, was der Fussball in Brasilien bedeutet. Und ich bin überaus stolz, Teil dieser Landeskultur sein zu dürfen. Å Aufgezeichnet von Thomas Renggli

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY

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ZEITSPIEGEL

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Maracanã-Stadion, Rio de Janeiro, Brasilien

1950

fotogloria/Global Photo

Die WM 1950 erlebte ihren Höhepunkt im alten Maracanã. Gastgeber Brasilien verspielte im letzten Moment den WM-Titel gegen Uruguay. Das Land erstarrte im Schock.

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ZEITSPIEGEL

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Maracanã-Stadion, Rio de Janeiro, Brasilien

2014

AFP

In neuem Glanz harrt das Maracanã seiner Bestimmung. Die Seleção will 64 Jahre nach dem Trauma versuchen, das Endspiel der WM 2014 zu erreichen – und den sechsten brasilianischen WM-Titel zu erringen.

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Name Sunday Oliseh Geburtsdatum, Geburtsort Stationen als Spieler RSC Lüttich, AC Reggiana, 1. FC Köln, Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Borussia Dortmund, VfL Bochum (Leihe), KRC Genk Nigerianisches Nationalteam 62 Einsätze, 4 Tore

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Thomas Schweigert / 13 Photo

14. September 1974, Abavo (Nigeria)


DAS INTERVIEW

“Afrikaner sind talentierter” An der WM 1998 schrieb der Nigerianer Sunday Oliseh mit einem Traumtor ­Fussballgeschichte. Im Interview erklärt er, weshalb es für die Afrikaner an der WM schwierig wird und wen er in der Favoritenrolle sieht.

Mister Oliseh, was erwarten Sie von den afrikanischen Teams an der WM – Nigeria, Ghana, Kamerun, Algerien und der Elfenbeinküste? Sunday Oliseh: Ich erwarte grundsätzlich

ein besseres Abschneiden als im Jahr 2010, als Südafrika, Nigeria, Algerien und Kamerun in der Vorrunde scheiterten und es Ghana in die Viertelfinals schaffte. Nigeria, die Elfenbeinküste und Ghana stufe ich eher stärker ein als Kamerun und Algerien.

Ist es für die ghanaische Mannschaft ein Vorteil, dass sie die Erfahrung der Viertelfinalqualifikation nach Brasilien mitbringt? Nein, das glaube ich nicht. Es könnte eher das Gegenteil der Fall sein. Druck und Ansprüche sind durch dieses Erfolgserlebnis gestiegen. Die Ghanaer können nicht mehr vom Aussenseiterbonus profitieren. Ausserdem ist ihr Durchschnittsalter höher als noch vor vier Jahren. Das könnte im brasilianischen Klima ein Nachteil sein.

Mit drei Triumphen am Afrika Cup und dem Olympiasieg von 1996 ist Nigeria eine der erfolgreichsten afrikanischen Mannschaften. Was macht den Erfolg aus? Es ist ein bisschen von allem. Einerseits ist es sicher die Grösse des Landes – Nigeria hat 170 Millionen Einwohner. Dazu kommt die Bedeutung des Fussballs. Dieser Sport ist bei uns eine nationale Herzensangelegenheit – beinahe wie eine Religion. Ausserdem bringen unsere Spieler grosse technische und athletische Fähigkeiten mit. Nigerianer sind schnell – vor allem auf kurzen Distanzen. Wir sind ein Volk von 100-Meter-Sprintern – aber nicht von Marathonläufern.

An einer Weltmeisterschaft reichte es aber noch nie über die Achtelfinals hinaus …. Die Gründe dafür liegen neben dem Platz. Dem nigerianischen Fussball fehlt die Struktur. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Sind die Erwartungen zu gross? Ein europäisches Team konnte noch nie an einer WM auf südamerikanischem Boden gewinnen. Könnten die Afrikaner dagegen von den speziellen Verhältnissen in Brasilien gar profitieren? Theoretisch schon. Die Afrikaner sind sich tropische Verhältnisse eher gewohnt. Aber mittlerweile spielen die meisten Spieler sowieso in Europa – das ändert alles. Ich kann mich aus meiner Aktivzeit daran ­erinnern, dass auch für die in Europa engagierten Nationalspieler Heimspiele eine grosse ­Umstellung bedeuteten – sozusagen wie bei einem Auswärtsspiel. Sie wissen ja: Der europäische Winter ist lang und hart … (lacht).

Nicht mehr. Früher war das anders. Die Fans erwarteten damals von uns den Gewinn des Titels – nicht mehr und nicht weniger.

In Ihrem Fall ist vor allem das phänomenale Tor gegen Spanien an der WM 1998 in Erinnerung geblieben – ein Weitschuss aus über 20 Metern. (Lacht) Momentan ist dieser Treffer wieder omnipräsent. Er wird am TV gezeigt und im Internet gepostet. Die Fans debattieren auf Twitter und Facebook darüber. Manchmal schalte ich mich in die Diskussionen ein.

Wechseln afrikanische Fussballer tendenziell zu früh ins Ausland? Nein. Es ist ihre einzige Chance. Je früher sie nach Europa können, desto besser. Ich sage immer: Ein Eisen lässt sich dann am besten schmieden, wenn es heiss ist.

Sie leben noch immer in Belgien. Als Spieler waren sich auch in Italien, Holland und Deutschland engagiert. Was unterscheidet den afrikanischen am stärksten vom europäischen Fussball? Viele afrikanische Spieler haben mehr Talent und Erfolgshunger als ihre europäischen Gegner. Aber es fehlt ihnen am taktischen Verständnis und der Disziplin. Eine afrikanische Mannschaft besteht aus elf Einzelkünstlern – eine europäische aus elf Spielern, die sich dem Kollektiv unterordnen und bereit sind, eine Rolle einzunehmen.

Wer stemmt am 13. Juli den WM-Pokal in die Höhe? (Lacht) Ich wage nicht, diese Frage verbindlich zu beantworten. Schliesslich will ich mit niemandem Streit. Nur so viel: Eine Mannschaft aus dem Quintett Spanien, Brasilien, Argentinien, Deutschland – und Nigeria wird es machen. Aber ich gebe zu: Dieser Tipp ist nicht sehr gewagt. Å

Mit Sunday Oliseh sprach Thomas Renggli

Es mangelt an der Trainerausbildung? Wird das Klima in Brasilien die Spielweise generell beeinflussen? Ja – definitiv. Ich gehe davon aus, dass die mannschaftliche Kompaktheit grossgeschrieben werden muss. Wer kompakt steht, bietet viel weniger Angriffsfläche und spart wertvolle Energie. Die Teams werden sich darum bemühen, so viele Spieler wie möglich hinter den Ball zu bringen. In der Vorwärtsbewegung kommt dem schnellen Umschalten von Abwehr auf Angriff bei dieser Taktik eine noch grössere Bedeutung zu.

Wir brauchen bessere Strukturen.

Sie wechselten bereits mit 15 Jahren nach Belgien. Hatten Sie in Nigeria keine Perspektiven? Der Wechsel nach Europa war meine grosse Chance. Ein Scout aus Belgien entdeckte mich. Ich konnte beim RFC Lüttich ein zehntägiges Probetraining absolvieren – und erhielt einen Vertrag. Die erste Zeit in Europa war sehr hart. Ich wohnte bei einer Gastfamilie und musste mich an ein völlig neues Leben gewöhnen. Alles war anders als in Nigeria. Aber ich wollte es unbedingt schaffen. T H E F I FA W E E K LY

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Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ ist, wo jeder von uns sein will.


DAS FIFA-R ANKING

→ http://de.fifa.com/worldranking/index.html

Rang Team

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 23 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 52 54 55 56 57 57 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77

Rang­veränderung Punkte

Spanien Deutschland Brasilien Portugal Argentinien Schweiz Uruguay Kolumbien Italien England

0 0 1 -1 2 2 -1 -3 0 1

1485 1300 1242 1189 1175 1149 1147 1137 1104 1090

Belgien Griechenland USA Chile Niederlande Ukraine Frankreich Kroatien Russland Mexiko Bosnien und Herzegowina Algerien Dänemark Elfenbeinküste Slowenien Ecuador Schottland Costa Rica Rumänien Serbien Panama Schweden Honduras Tschechische Republik Türkei Ägypten Ghana Armenien Kap Verde Venezuela Wales Österreich Iran Nigeria Peru Japan Ungarn Tunesien Slowakei Paraguay Montenegro Island Guinea Sierra Leona Norwegen Kamerun Mali Republik Korea Usbekistan Burkina Faso Finnland Australien Jordanien Libyen Südafrika Albanien Bolivien El Salvador Polen Republik Irland Trinidad und Tobago Vereinigte Arabische Emirate Haiti Senegal Israel Sambia Marokko

1 -2 1 -1 0 1 -1 2 -1 -1 4 3 0 -2 4 2 -5 6 3 0 4 -7 -3 2 4 -12 1 -5 3 1 6 -2 -6 0 -3 1 -2 1 -3 5 3 6 -1 17 0 -6 2 -2 -6 1 -9 -3 1 -2 0 4 1 1 3 -4 3 -5 4 -11 3 3 -1

1074 1064 1035 1026 981 915 913 903 893 882 873 858 809 809 800 791 786 762 761 745 743 741 731 724 722 715 704 682 674 672 644 643 641 640 627 626 624 612 591 575 574 566 566 565 562 558 547 547 539 538 532 526 510 498 496 495 483 481 474 473 470 460 452 451 444 441 439

Rang

01 / 2014

02 / 2014

03 / 2014

04 / 2014

05 / 2014

06 / 2014

1 -41 -83 -125 -167 -209

78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 90 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 110 112 113 114 115 116 116 118 119 120 120 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 134 136 137 137 139 140 140 142 143 144

Platz 1

Aufsteiger des Monats

Bulgarien Oman EJR Mazedonien Jamaika Belarus Aserbaidschan DR Kongo Kongo Uganda Benin Togo Gabun Nordirland Saudiarabien Botsuana Angola Palästina Kuba Georgien Neuseeland Estland Simbabwe Katar Moldawien Äquatorial-Guinea VR China Irak Zentralafrikanische Republik Litauen Äthiopien Kenia Lettland Bahrain Kanada Niger Tansania Namibia Kuwait Liberia Ruanda Mosambik Luxemburg Sudan Aruba Malawi Vietnam Kasachstan Libanon Tadschikistan Guatemala Burundi Philippinen Afghanistan Dominikanische Republik Malta St. Vincent und die Grenadinen Guinea-Bissau Tschad Suriname Mauretanien St. Lucia Lesotho Neukaledonien Syrien Zypern Turkmenistan Grenada

-5 3 0 0 1 2 4 7 0 10 1 -2 -6 -15 -1 1 71 -5 7 14 -5 -1 -5 -2 11 -7 -4 1 -2 -6 -2 0 -5 0 -10 9 6 -7 3 15 -4 -7 -3 35 0 -7 -6 -11 -5 -3 -3 11 -2 -5 -4 -7 50 31 -5 2 -4 2 -2 -6 -12 13 -8

Absteiger des Monats

425 420 419 411 397 396 395 393 390 386 383 382 381 381 375 364 358 354 349 347 343 340 339 334 333 331 329 321 319 317 296 293 289 289 284 283 277 276 271 271 269 267 254 254 247 242 241 233 229 226 221 217 215 212 204 203 201 201 197 196 196 194 190 190 189 183 182

144 146 147 148 149 149 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 164 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 176 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 190 192 192 192 195 196 196 198 198 200 201 202 202 204 205 206 207 207 207

Madagaskar DVR Korea Malediven Gambia Kirgisistan Thailand Antigua und Barbuda Belize Malaysia Indien Singapur Guyana Indonesien Puerto Rico Myanmar St. Kitts und Nevis Tahiti Liechtenstein Hongkong Pakistan Nepal Montserrat Bangladesch Laos Dominica Barbados Färöer São Tomé und Príncipe Swasiland Komoren Bermudas Nicaragua Chinese Taipei Guam Sri Lanka Salomon-Inseln Seychellen Curaçao Jemen Mauritius Südsudan Bahamas Mongolei Fidschi Samoa Kambodscha Vanuatu Brunei Darussalam Osttimor Tonga Amerikanische Jungferninseln Cayman-Inseln Papua-Neuguinea Britische Jungferninseln Amerikanisch-Samoa Andorra Eritrea Somalia Macau Dschibuti Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino Turks- und Caicos-Inseln

45 -9 6 -14 -3 -6 -9 -8 -8 -7 -8 -5 -5 -9 14 -7 -4 -12 -5 -5 -5 22 -5 5 -6 -9 -7 -5 5 10 -6 -8 -6 -7 -6 -8 -5 -5 -4 -4 16 0 0 -6 -6 0 -10 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 0 0 0 0 0 0 0 0

T H E F I FA W E E K LY

182 175 171 166 163 163 158 152 149 144 141 137 135 134 133 124 122 118 112 102 102 99 98 97 93 92 89 86 85 84 83 78 78 77 73 70 66 65 61 57 47 40 35 34 32 28 28 26 26 26 23 21 21 18 18 16 11 8 8 6 5 3 0 0 0

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Only eight countries have ever lifted the FIFA World Cup Trophy.

Yet over 200 have been winners with FIFA. As an organisation with 209 member associations, our responsibilities do not end with the FIFA World Cup™, but extend to safeguarding the Laws of the Game, developing football around the world and bringing hope to those less privileged. Our Football for Hope Centres are one example of how we use the global power of football to build a better future. www.FIFA.com/aboutfifa


NET ZER WEISS ES!

DAS OBJEK T

Gibt es den berühmten WM-Lagerkoller noch? Frage von Steve Lennon, Perth (Australien)

Perikles Monioudis

B

Maske muss sein Der 28-jährige Günter Netzer vor einem Show-Auftritt 1972.

imago

J

a, den gibt es bei langen Turnieren ­immer noch. Aber ich stufe die Gefahr eines ernsthaften Lagerkollers heutzutage als eher klein ein. Sicherlich kann es auf e ­ inen Spieler einengend wirken, wenn er über mehrere Wochen mit den gleichen Teamkollegen unter einem Dach lebt. Aber dass die Stimmung deswegen kippt, ist unwahrscheinlich. Den Fussballern stehen heute viele Möglichkeiten zur Verfügung. Sie können sich in den grossen Hotels ablenken und sich problemlos mal zurückziehen, wenn es nötig ist. Wir waren während der WM 1974 in deutschen Sportschulen untergebracht. Viel Luxus gab es da nicht. Ich erinnere mich an einen Pingpong-Tisch, an viele Bücher. Natürlich spielten wir oft Karten. Die Äusserlichkeiten erscheinen mir aber als zweitrangig. Damit alles funktioniert und das Innenleben einer Mannschaft harmonisch bleibt, müssen die Spieler mit der richtigen

Einstellung einrücken. Persönliche Bedürfnisse dürfen keine Hauptrolle ein­nehmen. Die Stars sollen sich zurücknehmen und versuchen, sich unterzuordnen. Drängen sich Egos in den Vordergrund, kann sich schnell eine negative Dynamik entwickeln und die Mannschaft wird nicht als verschworene Einheit auftreten. Das Gleiche gilt im Übrigen im Umgang mit den Marotten der einzelnen ­ ­Spieler. Wenn ein abergläubisches Ritual auf die Mannschaft störend wirkt, ist es in keiner Weise gerechtfertigt. Å

leistifte, Buntstifte – lackierte Holzstifte, die eine Mine einfassen. Bewahrt man die Stifte in einer hölzernen Schachtel auf, gehen sie auch dann nicht in die Brüche, wenn sie vom Tisch auf den Boden fallen. Und wann rollen sie uns einmal nicht davon? – In einem Moment der Unachtsamkeit, sie drehen ganz schnell und leise dahin. Ein Behältnis tut Not. Die längliche Holzschachtel passt zu den Stiften ideal. Schachtel und Stifte scheinen einander fast schon zu bedingen. Eine patente Arbeitsteilung in der Art, wie sie der Stift selbst schon kennt: Die eine Hälfte ist rot, die andere blau gefüllt. Dreht man den Bleistift um, wechselt man damit die Schriftfarbe; im vorliegenden Fall vom alerten und alarmierenden Rot zum genügsamen und permissiven Blau – und wieder zurück, je nach Bedarf. Dieser duale Charakter eignet auch dem Fussball, der auf der Schachtel immerhin ­prominent vertreten ist. Umdrehen heisst hier: Das eigene Spiel von Angriff auf Verteidigung und dann von Verteidigung auf Angriff ­u mschalten – je nach Ballbesitz. Die oben abgebildete Buntstifteschachtel (FIFA-Sammlung) hat allerdings einen weiteren Vorzug. Mit Hilfe ihrer Stifte lässt sich das ­geliebte Klublogo zeichnen und ausmalen; für alle kindlichen Fans des FC Barcelona, des FC Basel, des FC Bayern München usf. Ein schwarz-weisser Stift bediente etwa die Freunde von Newcastle United – und auch jene Real Madrids, der Klub, der ganz in Weiss auftritt. Streng genommen ist Weiss keine Farbe. Aber in der Heraldik steht Weiss für Silber. Man muss sich Real Madrid stets in Silber ­denken, wenn man das Team spielen sieht; ein leuchtendes, helles Silber. Zu überbieten ist das nur mit Gold. Die Spielkleidung wäre dann gelb – gelbes Shirt, gelbe Hosen, gelbe Stutzen. Und unser Buntstift: gelb. Å

Was wollten Sie schon immer über Fussball wissen? Fragen Sie Günter Netzer: feedback-theweekly@fifa.org T H E F I FA W E E K LY

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WELCOME TO

©2014 THE COCA-COLA COMPANY. COCA-COLA® AND THE CONTOUR BOTTLE ARE REGISTERED TRADEMARKS OF THE COCA-COLA COMPANY.

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The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) Internet: www.fifa.com/theweekly Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Tel. +41-(0)43-222 7777 Fax +41-(0)43-222 7878

FIFA - R ÄT SEL - CUP

Fünf Sterne, drei Trikots und ein Texaner – raten Sie mit! 1

Welche beiden Gentlemen tragen den gleichen “Namen”? Übrigens: Der “Name” steht auch auf dem Trikot – und wir suchen nicht den Nachnamen.

Präsident: Joseph S. Blatter Generalsekretär: Jérôme Valcke

L Linksaussen und Halbrechts P Linksaussen und Rechtsaussen M Halblinks und Rechtsaussen T Halblinks und Halbrechts

Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio Chefredakteur: Perikles Monioudis Redaktion: Thomas Renggli (Autor), Alan Schweingruber, Sarah Steiner

2

Was machen die beiden eigentlich?

Art Direction: Catharina Clajus

A E O R

Bildredaktion: Peggy Knotz Produktion: Hans-Peter Frei Layout: Richie Krönert (Leitung), Marianne Bolliger-Crittin, Susanne Egli, Mirijam Ziegler

3

Singen den offiziellen FIFA-WM-Song. Kreierten das FIFA-WM-Logo 2014. Wurden beide FIFA-Weltmeister. Präsentierten den FIFA World Cup Draw 2014.

Passt dieses bekannte Sternbild nicht perfekt zur WM? Frage: Welche WM-Teilnehmer führen dieses Sternbild in ihrer Flagge?

Korrektorat: Nena Morf, Kristina Rotach

S Y L D

Ständige Mitarbeitende: Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn Mitarbeit an dieser Ausgabe: Nicola Berger, Alissa Rosskopf, Andreas Wilhelm (Bild) Redaktionssekretariat: Honey Thaljieh

4

Australien und Brasilien Chile und Kamerun Nigeria und Chile Nur Australien

Die meisten Teams nehmen zwei verschiedene Trikots plus Torwarttrikot zur WM nach Brasilien. Wer aber bringt gleich drei Trikots für die ganze Mannschaft mit – in den drei Nationalfarben?

Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Übersetzung: Sportstranslations Limited www.sportstranslations.com Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch

E

O

S

T

Kontakt: feedback-theweekly@fifa.org Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.

Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: WOOD Ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly Inspiration und Umsetzung: cus

Bitte senden Sie das Lösungswort bis Mittwoch, 18. Juni 2014, an die E-Mail-Adresse feedback-theweekly@fifa.org Die korrekten Lösungen für alle seit dem 13. Juni 2014 erschienenen Rätsel nehmen im Januar 2015 an der Verlosung von zwei Eintrittskarten für den FIFA Ballon d’Or am 12. Januar 2015 teil. Vor Einsendung der Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind: http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140613_german_german.pdf T H E F I FA W E E K LY

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F R A G E N S I E T H E W E E K LY

UMFR AGE DER WOCHE

Welche zwei Teams aus der Gruppe D qualifizieren sich für die Achtelfinals?

Welche Rückennummer tragen die erfolgreichsten Torschützen? Sara Dennler, Düsseldorf Drei Weltmeister, ein Aussenseiter: Die Gruppe D mit Italien, England, Uruguay und Costa Rica gilt als die schwierigste an dieser WM. Welche zwei Nationen setzen sich durch? Ihre Antwort bitte an: feedback-theweekly@fifa.org

ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE Wie endet das WM-Eröffnungsspiel Brasilien - Kroatien?

4

78% 14%

Sieg Brasilien Unentschieden

8%

Sieg Kroatien

Z AHLEN DER WOCHE

307

Gelbe Karten (4,8 pro Spiel) vergaben die Schiedsrichter an der

17

Kilogramm wiegt die 30 cm

WM 2006 in Deutsch-

hohe Trophäe “Victoire aux

land. Das stellt einen

Ailes d’Or”. Die aus Gold

Rekord dar. 28 Mal

gefertigte Statue war der

musste ausserdem ein

erste WM-Pokal überhaupt

Spieler vorzeitig unter

und wurde José Nazassi,

die Dusche geschickt

dem Spielführer der

werden. An der WM

Uruguayer, anlässlich des

2010 in Südafrika fiel

Titelgewinns von FIFA-­

der Schnitt der Verwar-

gewann 5:2 gegen das Heimteam und sicherte sich

Präsident Jules Rimet an

nungen wieder deutlich

ihren ersten Titel. Pelé schoss zwei Tore und

der WM 1930 überreicht.

(3,8 pro Spiel).

wurde zum Weltstar.

K

Jahre und 249 Tage alt war Pelé im Endspiel 1958 in Schweden. Er ist damit der jüngste Spieler, der je an einem WM-Finale teilnahm. Die Seleção

imago (2), AFP, Getty, FIFA

Wertet man alle WM-Tore seit 1954 aus, schossen Spieler mit den Rückennummern 9, 10 und 11 am meisten Tore. WM-Rekord­ torschütze Ronaldo (15 Tore) trug die Nummer 9, sein potenzieller Nachfolger Miroslav Klose läuft in Brasilien mit der 11 auf. Eine eigentliche Glückszahl gibt es allerdings nicht. Roberto Baggio erzielte seine neun WM-Tore mit drei verschiedenen Rückennummern (10, 15, 18). Als Sonderfall ging der Argentinier Osvaldo Ardiles in die Geschichte ein. Der Mittelfeldspieler traf 1982 mit der Nummer 1. (thr)


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