NR. 38, 11. JULI 2014
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
FOOTBALL FOR HOPE UNVERGESSLICHES FESTIVAL IN RIO SEPP BLATTER DANKE BRASILIEN FABIO GROSSO FINAL-ELFMETER PRÄGTE SEIN LEBEN
Fussball-Weltmeisterschaft
DAS FINALE
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
I N H A LT
6
Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com
Das Finale Eine fantastische WM geht zu Ende. Am Sonntag spielen Deutschland und Argentinien um den Titel. Die Begegnung ist eine Reprise der Endspiele von 1986 und 1990. Wir blicken vor dem Showdown im Maracanã zurück auf die geschichtsträchtigsten Finals seit 1930. Zudem zeichnet Reporter Sven Goldmann die Wege der Finalisten von 2014 auf.
10
Oranjes Geister Die niederländische Nationalmannschaft spielt seit vier Jahrzehnten immer wieder gute Turniere. Zum WM-Titel reichte es am Schluss trotzdem nie.
19
Sepp Blatter Der FIFA-Präsident blickt auf vier grossartige WM-Wochen zurück: “Ich durfte mich von einer faszinierenden Atmosphäre verzaubern lassen. Danke Brasilien.”
35
K alte Tage und viel Salat Der Peruaner Teófilo Cubillas erlebte anfangs der Siebzigerjahre harte Zeiten in der Schweiz. Heute sagt er: “Basel wird immer in meinem Herzen bleiben.”
Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com
24
Football for Hope Für 192 Jugendliche ging beim Festival in Rio ein Traum in Erfüllung.
imago
The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag neu und in fünf Sprachen – und ist auch auf Ihrem Tablet verfügbar.
2
T H E F I FA W E E K LY
14
Demütigung Die 1:7-Niederlage gegen Deutschland ist für Brasilien schwer zu verarbeiten.
Getty Images (2)
Das Finale Das Titelbild zeigt eine Szene aus dem WM-Finalspiel vom 8. Juli 1990 in Rom. Im Vordergrund duellieren sich Rudi Völler und Oscar Ruggeri, hinten rechts Jürgen Klinsmann und José Serrizuela.
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
Europa 54 Mitglieder www.uefa.com
Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com
Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com
Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com
37
Günter Netzer Unser Kolumnist über den Generationenwechsel in Spanien: “Die Mannschaft wird bald zurückkehren.”
30
imago (2) / Reuters
Fabio Grosso Vor acht Jahren entschied der Italiener das WM-Finale. “Es war das Fest meines Lebens”, sagt Grosso im Interview.
Alfredo Di Stéfano (4. Juli 1926 – 7. Juli 2014) FIFA-Präsident Blatter: “Ich bin sehr bestürzt über die Nachricht vom Tode Alfredo Di Stéfanos. Er war der kompletteste Spieler, den ich je gesehen habe. Er war auch mein Lieblingsspieler.”
T H E F I FA W E E K LY
3
EVERY GASP EVERY SCREAM EVERY ROAR EVERY DIVE EVERY BALL E V E RY PAS S EVERY CHANCE EVERY STRIKE E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L SHALL BE SEEN SHALL BE HEARD S H A L L B E FE LT
Feel the Beauty
BE MOVED
THE NEW 4K LED TV
“SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation.
UNCOVERED
Kommt alles anders D P eutschland gegen Argentinien. Was für ein Finale. Eines, das Bilder hervorruft. Diego Maradona in seiner Blütezeit 1986. Ein überragender Lothar Matthäus 1990. Auch die letzten 90 oder 120 Minuten dieser WM werden historisch werden. Und vielleicht schreibt im Jahr 2030 an dieser Stelle ein Redakteur: “Spannendstes WM-Endspiel der Geschichte!” (Zwei Tore von Müller, zwei von Messi – und das in der Verlängerung.)
D
as Schönste kommt zum Schluss. Was erwartet uns am Sonntag? Es gibt nur Tendenzen. Deutschland gilt nach dem 7:1 gegen Brasilien als Favorit. Aber war das Spanien vor dem Spiel gegen die Niederlande nicht auch? Und wer hatte Costa Rica auf dem Plan? Es kommt vieles anders an dieser WM. Reporter Sven Goldmann schreibt über die u nterschiedlichen Wege, die Deutschland und Argentinien ins Finale geführt haben. Und Thomas Renggli berichtet über Brasiliens Drama in Belo Horizonte. Er sass bei der denkwürdigen Niederlage für uns im Stadion.
arallel zur WM fand diese Woche in Rio das Festival Football for Hope statt. Das Camp mit 192 Jugendlichen aus 27 Ländern beinhaltete auch ein viertägiges Fussballturnier. Wie viel Leidenschaft die Kinder dabei an den Tag legten und was es mit dem FIFA-Projekt auf sich hat, erfahren Sie in der Reportage über vier Seiten.
S
epp Blatter hat Brasilien als einen grossartigen Gastgeber erlebt. In seiner wöchentlichen Kolumne blickt der FIFA-Präsident auf die faszinierende Atmosphäre zurück und sagt: “Danke Brasilien. Was wir hier erleben durften, überstieg alle Erwartungen.” Å Alan Schweingruber
Simon Bruty / EQ Images
Legendäre Augenblicke Tausende verfolgen das Spiel Deutschland - Brasilien an der Copacabana.
T H E F I FA W E E K LY
5
DAS FINALE
DER GRÖSSTE
Das WM-Finale – jeder möchte es erreichen, die wenigsten schaffen es. Vor dem Showdown zwischen Deutschland und Argentinien ein Blick auf die Wege, die 2014 ins Finale führten. Sven Goldmann, Rio de Janeiro
6
T H E F I FA W E E K LY
DAS FINALE
TRAUM
Deutschland gegen Argentinien – zu dieser WM-Finalpaarung kam es bereits zweimal. 1986 in Mexiko stemmte ein überragender Diego Armando Maradona den WM-Pokal für sein argentinisches Team in die Höhe. Lothar Matthäus musste ihn damals über weite Strecken in Manndeckung nehmen. 1990 in Italien aber trumpfte Matthäus selbst gross auf und machte sich und das Beckenbauer-Team zum dritten Mal zum Weltmeister.
Der deutsche Weg 2014
David Cannon / Getty Images
D
er Minimalismus ist eine völlig zu Unrecht unterschätzte Fussballkunst. Was hilft alle Schönheit, wenn am Ende das Scheitern steht? Der Bundestrainer Joachim Löw hat die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika und zwei Jahre später bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine begeisternden Fussball spielen lassen. Und ist doch dafür verflucht worden, weil der Schönheit eben auch Zaghaftigkeit beiwohnte und fromme Ergebenheit, wenn es endlich ernst wurde. Diesen Vorwurf hat den Deutschen diesmal niemand gemacht. Löw hat sich in den heissen Tagen von Brasilien als unbedingt lernbereit erwiesen. Als einer, der das Bild des ewigen Schöngeistes korrigiert und durch das eines erfolgsorientierten Pragmatikers ersetzt. Er hat, als es an der Zeit war, sogar sein System umgestellt: von einem 4-3-3 auf ein 4-2-3-1. A lles im Sinne des Erfolges, und wenn die Schönheit darunter leidet – sei’s drum. Vom sensationellen 7:1 gegen Brasilien abgesehen, waren die Spiele der Deutschen anders als in Südafrika keine rauschenden Fussballfeste, sondern rational geplante Unternehmungen. Schon beim 4:0 zum Auftakt gegen Portugal beschränkten sie sich darauf, die Fehler eines zum Romantisieren neigenden Gegners gnadenlos auszunutzen. Beim 2:2 gegen die frechen Ghanaer zeigten sie, wie gut sie mittlerweile auch mit unerwarteten Rückschlägen umgehen können. Der 1:0-Sieg gegen die von Löws Vorgänger Klinsmann angeleiteten US-Amerikaner geriet zu einer langwierigen, für die Deutschen aber nie bedrohlichen Angelegenheit. Im Achtelfinale liess sich der haushohe Favorit auch von den mutigen Algeriern nicht aus der Ruhe T H E F I FA W E E K LY
7
DAS FINALE
Reif für den Titel? Deutschlands 7:1-Sieg gegen Brasilien war beeindruckend.
bringen und wartete auf die Chance, die da irgendwann kommen musste – und kam, wenn auch reichlich spät. Geradezu idealtypisch für den neuen deut schen Minimalismus stand das Viertelfinale gegen die hoch eingeschätzten Franzosen mit ihrem brillanten Individualisten und dem aus einer exzellenten Vorrunde bezogenen Selbst bewusstsein. Es war ein Triumph der Intelli genz, und niemand störte sich daran, dass dabei die hohe Fussballkunst im Maracanã von Rio de Janeiro zu kurz kam. Ein frühes Führungstor reichte, den Rest wickelte das schwarz-weisse
Ensemble mit der Präzision eines Schachcompu ters ab. Die Franzosen stürmten und kämpften und rieben sich auf, aber sie kamen bei aller Überlegenheit nie wirklich in den Verdacht, ih rem Gegner gefährlich zu werden. Die französische Dominanz zeitigte am Ende nur einen für die Deutschen überaus positiven Effekt: Sie konnten ihre neu for mierte Abwehrkette unter den schärfsten Wettkampfbedingungen für die folgenden Aufgaben einspielen. “Der Erfolg gibt dieser Mannschaft recht”, bekannte Frankreichs Trainer Didier Deschamps.
Es war ein bisschen wie früher, als die deut sche Nationalmannschaft irgendwie ein Tor zustande brachte, dann den Vorsprung über die Zeit brachte und dafür auf der ganzen Welt eher berüchtigt war denn berühmt. Das 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien mute te bei dem Minimalismus in den fünf Spielen zuvor fast schon ironisch an. “Trotzdem müs sen wir jetzt am Boden bleiben”, sagte Thomas Müller nach dem berauschenden Sieg in Belo Horizonte. “Wir sollten diesen Sieg nicht abfei ern. So wie wir das knappe 2:1 gegen Algerien auch nicht überbewerten durften.”
F IN ALPAR T IEN DER GE SC HIC H T E
Dominik Petermann
8
T H E F I FA W E E K LY
URUGUAY 1930 Uruguay - Argentinien 4:2 Der Gastgeber gewinnt die erste WM Die FIFA-Fussball-WM fand 1930 zum ersten Mal statt: in Uruguay. Eine WM, die von vielen Kuriositäten geprägt war. So auch das Finale zwischen dem Gastgeber und Argentinien. Beide Teams brachten ihren eigenen Ball mit zur Partie. Weder die Argentinier noch die Uruguayer wollten mit dem Ball der anderen Mannschaft spielen. So entschied der belgische Schiedsrichter John L angenus, in der ersten Hälfte den argentinischen, in der zweiten den uruguayischen Ball zu verwenden. Uruguay errang den ersten Weltmeistertitel – trotz eines 1:2-Rückstandes zur Halbzeit.
Getty Images, Marcus Brandt / Keystone
Das WM -Finale markier t das letzte Spiel einer W eltmeisterschaf t. Die letzten beiden im Turnier v erbliebenen Teams stehen sich gegenüber und spielen um die begehr teste Trophäe im Fussball. Hat man es so weit geschaf f t, zählt nur der Sieg. Für den Zweiten bleibt die Silbermedaille. WM - Finalpar tien schrieben of t Geschichte – ein Über blick über die geschichtsträchtigsten.
DAS FINALE
Auf der Zielgeraden Messi und Demichelis umarmen sich nach dem Halbfinale gegen die Niederlande.
Der argentinische Weg 2014
A
Getty Images (2), Diego Azubel / Keystone
m schönsten war es, wenn sie sangen. Über ganze Minuten und Spielzüge in den Stadien von Rio, Belo Horizonte oder Porto Alegre, fast immer dasselbe Lied, am Ende stand die Zeile: “Maradona es más grande que Pelé”, was wohl nicht übersetzt werden muss. Die argentinischen Fans waren nach den brasilianischen die lautesten bei der WM, und mit jedem Spiel wurden sie noch ein bisschen lauter. Es war nicht so sehr der grossartige Fussball, über den sie sich sehr freuten. Die Ästhetik spielt
in der Betrachtung des himmelblau-weissen Spektakels eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger war der Erfolg. Das neu gewonnene Selbstwertgefühl – die Albiceleste schaffte es erstmals seit Italia 1990 wieder unter die besten vier Mannschaften, und das ausgerechnet im Land des Lieblingsgegners Brasilien. Argentinien darf sich auch wieder als offizielle Fussball-Weltmacht feiern, nicht mehr nur als heimliche – wegen der unzähligen Topspieler, die das Land Jahr für Jahr in die europäischen Ligen importiert. Die Albiceleste trat genauso auf, wie man das von einer Fussball-Weltmacht erwartet.
BRASILIEN 1950
SCHWEIZ 1954
Brasilien - Uruguay 1:2 Ein Drama namens Maracanaço
Westdeutschland - Ungarn 3:2 Das Wunder von Bern
Brasilien spielte eine überragende Heim-WM. Nichts deutete darauf hin, dass man nicht Weltmeister werden würde. In der zweiten Runde besiegte die Seleção zuerst Schweden 7:1, danach fertigte das brasilianische Team die Spanier 6:1 ab. Das entscheidende Spiel (kein eigentliches Finale!) gegen Uruguay war nur noch Formsache. Der Uruguayer Alcides Ghiggia vernichtete aber Brasiliens WM-Träume mit seinem 2:1-Treffer elf Minuten vor Schluss. Eine Nation fiel in eine Trauer.
Haushoher Favorit an der WM 1954 in der Schweiz waren die “Magischen Magyaren”, wie man die Ungarn nannte. Eine Ausnahmemannschaft, die seit unzähligen Partien nicht mehr verloren hatte und auch an der WM glänzte. Das Team aus Deutschland, das man in der Vorrunde 8:3 abfertigte, wartete im Finale wieder auf die Ungarn. Das Spiel nahm zunächst den erwarteten Verlauf, Ungarn führte schnell 2:0. Mit dem plötzlich einsetzenden Regen – dem “Fritz-Walter-Wetter” – gelang Deutschland aber der Ausgleich, bevor Helmut Rahn in der 84. Minute Deutschland mit dem 3:2-Siegtreffer ins Glück schoss. Das Wunder von Bern war perfekt. T H E F I FA W E E K LY
9
DAS FINALE
Finalniederlage Die niederländische Mannschaft wird 1974 in Amsterdam empfangen.
Sieglos Die Gold ene Gen enttäusc eration u hte an d m Ru u d er W M 1 Gullit 990 in It alien.
Vermisst Cruyff hatte seine Nationalteam-Karriere 1978 bereits beendet.
1998 Bergkamp spielte stark und scheiterte mit dem Team im Halbfinale.
I
n den vergangenen 40 Jahren haben die Niederländer immer wieder wunderschön gespielt – und wunderschön verloren. Ihre Tragödie geht zurück auf das Jahr 1974, als das beste Team der Oranje – geleitet von ihrem besten Trainer Rinus Michels und geführt von ihrem besten Spieler Johan Cruyff – mit seinem betörenden, flüssigen “Voetbal totaal” alle Gegner beiseite fegte. Im Finale von München hatten die Niederländer Anstoss, brachten den Ball nach vorn, bekamen einen Elfmeter und verwandelten ihn, bevor auch nur ein einziger westdeutscher Spieler den Ball berührt hatte. In den folgenden 20 Minuten liessen sie ihn in schönen Mustern durch die eigenen Reihen laufen und versuchten, die Gastgeber zu demütigen. Das war ein strategischer Fehler, der die niederländische Fussballgeschichte entscheidend p rägen sollte: Die Deutschen kämpften sich zurück ins Spiel und gewannen mit 2:1. Die Niederlage war somit eher Selbstmord als Mord. In den Niederlanden wurde sie jedenfalls als nationale Tragödie empfunden. In erster Linie dank des Einflusses von Cruyff haben die Niederlande seitdem eine Generation herausragender Fussballer nach der anderen hervorgebracht, das Trauma von München jedoch nie ganz überwinden können. Grosse Turniere endeten für die Niederlande geradezu unweigerlich mit Pech, Selbstzerstörung oder Elfmeterschiessen. 1978 trafen die Niederländer (ohne Cruyff) unglücklicherweise im Finale erneut auf den WM-Gastgeber, dieses Mal war es Argentinien. Gegen die gerissenen Argentinier verloren sie aber in einer unglaublich einschüchternden Atmosphäre mit 1:3. 1990 wiederum sah man die wohl talentierteste niederländische Mannschaft aller Zeiten, mit Spielern wie Gullit, Van Basten, Rijkaard, Koeman usw., doch nach Rivalitäten und Zank im Team fuhren sie ohne einen einzigen Sieg in der Tasche wieder nach Hause. 1998 wiederum spielte eine erneut brillante Oranje-Mannschaft mit Bergkamp, Davids und den DeBoer-Brüdern Brasilien im Halbfinale an die Wand – und verlor im Elfme-
10
T H E F I FA W E E K LY
terschiessen. 2010 erfuhren die Niederländer erneut, wie bitter Niederlagen sein können. Geradezu besessen von dem Vorsatz, die Enttäuschungen von ’74, ’78, ’90 und ’98 endlich zu überwinden, wollten sie um jeden Preis siegen und kämpften sich erneut bis ins Finale. Kurioserweise beherrschte Spanien, der Finalgegner, nach drei Niederländer-Generationen bei Barcelona die holländische Spielweise besser als die Niederländer selbst. Nach dem Finale in Johannesburg verurteilte Cruyff die zum Teil brutale Spielweise der Schützlinge von Bert van Marwijk als “Anti-Fussball”. Für viele Fans in den Niederlanden war diese Geringschätzung ebenso schmerzhaft wie die 0:1-Niederlage. Unter Louis van Gaal präsentierte sich Oranje 2014 konzentriert, geeint und überragend flexibel. Sie schienen auf einem Kreuzzug, um alle früheren Enttäuschungen zu rächen – und zwar in umgekehrter Reihenfolge. Bei einer Finalteilnahme hätte das niederländische Motto bei diesem Turnier von Michael Corleone im Film “Der Pate” stammen können: “Heute regeln wir alle Familienangelegenheiten.” Im ersten Spiel vernichteten sie Spanien mit 5:1. Thierry Henry, als Experte für die BBC vor Ort, sprach von totalem Fussball gegen Spanien und sagte: “Heute haben die Niederländer ihren Stil wiedergefunden. Sie haben ihn den Spaniern abgenommen.” Im Viertelfinale gegen Costa Rica überwanden sie ihr Elfmetertrauma dank vier perfekten Schüssen und Van Gaals Torhüter-Poker. Auf das Halbfinale gegen Argentinien blickten die Niederländer wie durch ein Prisma von 1978, doch eigentlich hatten sie schon das nächste Ziel anvisiert, nämlich das Finale gegen Deutschland, das ihnen die Chance hätte geben sollen, auch den letzten Geist auszutreiben, der sie seit vier Jahrzehnten verfolgt. Es kam letzten Mittwoch anders. Die Niederlande scheiterten nach 120 Minuten im Elfmeterschiessen. David Winner
Getty Images (3), Afp
Oranjes Geister
DAS FINALE
Triumph 1986 Diego Armando Maradona nach dem Finalsieg gegen Deutschland.
Triumph 1990 Lothar Matthäus und das Team nach dem Sieg gegen A rgentinien.
Immer die Kontrolle wahren und nie mehr zeigen, als unbedingt nötig ist. Wen wollte es da stören, dass sich das taktische und strategische Konzept des Trainers Alejandro Sabella darauf reduzierte, die Fähigkeiten eines einzigen Spielers zum Vortrag zu bringen? Die Hauptrolle in der Mannschaft spielte, natürlich, der überragende Individualist dieser WM. Der Mann, der die grösste Bühne der Welt ganz für seine Zwecke instrumentalisierte. Lionel Messi war anders als vor vier Jahren in Südafrika die über alle Zweifel gebietende Figur. Das begann schon im ersten Spiel gegen
Bosnien-Herzegowina, als er nach zögerlichem Anfang mit einem grandiosen Tor den nie gefährdeten Sieg sicherstellte. Beim zweiten
Spiel, einer zähen Angelegenheit gegen die unbequemen Iraner, genügte ein Geniestreich Messis kurz vor Schluss zum glanzlosen Sieg.
Ein neu gewonnenes Selbstwertgefühl – die Albiceleste schaffte es erstmals seit Italia 1990 wieder unter die besten vier Mannschaften.
Getty Images (2), imago, Ullstein
F IN ALPAR T IEN DER GE SC HIC H T E SCHWEDEN 1958
ENGLAND 1966
Brasilien - Schweden 5:2 Das brasilianische Wunderkind
England - Westdeutschland 4:2 n.V. Das Wembley-Tor
In Schweden wollten 1958 endlich die Brasilianer ihren lang ersehnten Titel erringen. Die Gastgeber hatten aber die gleichen Ansprüche. Angefangen beim Trikot: Da Schweden in den gleichen Farben wie Brasilien spielte und Heimrecht hatte, mussten die Brasilianer, die ohne Ersatztrikots angereist waren, vor dem Spiel noch blaue Hemden besorgen. Trotz Trikotstress behielten die Kicker vom Zuckerhut das bessere Ende für sich. Auch wegen einem aufstrebenden Fussballtalent in ihren Reihen: Der erst 17-jährige Pelé trug zwei fulminante Tore zum 5:2 Sieg bei. Unter Tränen feierte die Seleção ihren ersten WM-Titel.
In der Final-Partie zwischen England und Deutschland stand es nach 90 Minuten 2:2. In der 101. Minute der Verlängerung ereignete sich die wohl umstrittenste Szene der WM-Geschichte: Nach einem Schuss von Geoff Hurst prallte der Ball von der Latte hinter dem deutschen Torwart Tilkowski zurück auf den Boden. War der Ball nun hinter der Torlinie oder nicht? Nach kurzer Besprechung mit seinem Assistenten Tofik Bakhramov entschied der Schweizer Gottfried Dienst auf Tor. Es sollte als Wembley-Tor in die Geschichte eingehen. Die Engländer gewannen 4:2.
T H E F I FA W E E K LY
11
Š 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
get ready for the battle
#allin or nothing
Make a choice at adidas.com/allin
DAS FINALE
Gegen Nigeria traf er gleich zweimal, das Siegtor im Achtelfinale gegen die Schweizer entsprang seiner Einfädelung wie auch dasjenige im Viertelfinale gegen den Geheimfavoriten Belgien. Der Rest der Mannschaft wusste, dass er sich zu fügen hatte. Und er fügte sich. Beginnend bei Ángel di María, er hatte beim Champions-League-Sieger Real Madrid eine überragende Saison gespielt und erkannte Messis Führungsanspruch trotzdem demütig an. Gonzalo Higuaín, aus Madrid nach Neapel geflüchtet, nahm die genialen Eingebungen des Kapitäns genauso dankbar an wie Ezequiel Lavezzi oder Rodrigo Palacio und Sergio Agüero. Es war Messis Autorität, die über allem stand und erst gar keine Jammerdebatte aufkommen liess nach den zwischenzeitlichen Verletzungen von Di María und Agüero. Natürlich legte Messi die von ihm gewohnten Pausen ein, aber ansonsten dribbelte und flankte und schoss er mit einer Freude und Leidenschaft, wie man es bei einer WM vorher noch nie von ihm gesehen hat. “Wenn Lionel mit dem Ball in der Nähe des gegnerischen Strafraums ist, kann er grossen Schaden anrichten”, sagte der Trainer Alejandro Sabella. Niemand, der da widersprechen wollte, weder auf der gegnerischen Seite und erst recht nicht auf der Argentiniens. Im unspektakulären Halbfinale gegen die Niederlande konnte Messi zwar nicht die entscheidenden Akzente setzen. Doch es war der 27-Jährige, der nach 120 Minuten zum ersten Elfmeter antrat und die Führung einleitete. Sie brachte am Schluss den Sieg. Å
D a s E l f m e t e r - Tr a u m a
Alles wieder gut Roberto Baggio hat das Trauma von Pasadena (1994) längst überwunden.
R
oberto Baggio versuchte 16 Jahre lang zu verstehen, wie er in Pasadena im Endspiel der WM 1994 in den USA den entscheidenden Elfmeter verschiessen konnte. Schliesslich ist ihm dies gelungen. Im Jahr 2010 sagte er in einem brasilianischen TV-Interview: “Es war Ayrton Senna, der meinen Schuss vom Himmel aus nach oben lenkte.” Die Seleção widmete den W M-Triumph später dem legendären For mel-1-Fahrer, der nur wenige Wochen vor der WM-Endrunde tödlich verunglückt war. Baggio gelangte zu dieser übernatürlichen Erkenntnis, zumal ihm dieser über die Latte geschossene Elfmeter unerklärlich vorkam, wie er nach dem verlorenen Finale mit Tränen in den Augen betonte: “Normalerweise schiesse ich platziert, nicht mit Gewalt. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen hohen Elfmeter geschossen. Doch zu diesem Zeitpunkt war ich bereits erschöpft und ausgepowert, mein Kopf hatte die Kontrolle über die Beine verloren.” Baggio, einem der grössten italienischen Spieler
aller Zeiten, fehlten am Ende nur elf Meter zum grossen Ziel. Mit fünf Treffern in drei Spielen hatte er Italien fast im Alleingang ins Finale geschossen, wo er jedoch mitgenommen, kraftlos und nervös wirkte. Erst bei der WM 1998 in Frankreich konnte er das Trauma von Pasadena endgültig ablegen. Paris, 4. Juli, Viertelfinale gegen Frankreich. Nach torlosen 120 Minuten musste die Entscheidung ein weiteres Mal im Elfmeterschiessen fallen. Diesmal tritt Baggio als Erster an und verlädt Barthez. Im Herzen von Il Codino (das Zöpfchen) ist nun Ruhe eingekehrt, auch wenn der “Schandfleck” nach wie vor präsent ist und manchmal wieder thematisiert wird, wie etwa in einem schaden frohen Bierwerbespot, der vor der WM in Brasilien ausgestrahlt wurde, um den Fehlschuss von vor 20 Jahren wieder in Erinnerung zu rufen. Å Luigi Garlando
F IN ALPAR T IEN DER GE SC HIC H T E USA 1994
Getty Images (2), corbis
Brasilien - Italien 0:0 n.V., 3:2 i.E. Baggios Fehlschuss Im berühmten Rose-Bowl-Stadion in Pasadena zu Los Angeles zeichnete sich eines der längsten WM-Finals ab. Ein müdes Spiel, das die Zuschauer 120 Minuten lang vergebens auf ein Tor hoffen liess. Im Elfmeterkrimi vergaben gleich zwei renommierte italienische Fussballer ihren Versuch – als erstes der sonst so sichere Abwehrmann Franco Baresi und dann der Star der Squadra Azzura, Roberto Baggio –, die den Ball in den Himmel über Los Angeles droschen.
REPUBLIK KOREA/JAPAN 2002 Deutschland - Brasilien 0:2 Ronaldo bezwingt den “Titan” Deutschland und Brasilien trafen zum ersten Mal an einer WM aufeinander, und zwar gleich im Finale der 2002er-Edition. Das bessere Ende verbuchte dabei Brasilien: Ausgerechnet der bis dato brillant aufspielende Torhüter Oliver Kahn beging den folgenschweren Fehler, indem er den Schuss von Rivaldo nicht halten konnte und somit Ronaldo das 0:1 ermöglichte. Mit einem weiteren Treffer Ronaldos sicherte sich die Seleção ihren fünften WM-Titel. Kahn wurde zum besten Spieler des Turniers gekürt – das erste Mal, dass einem Torhüter diese Ehre zuteil wurde.
T H E F I FA W E E K LY
13
WM-CAMP
Alles vorbei Zwei brasilianische Fans während der Halbfinal- Niederlage gegen Deutschland.
Ausgeträumt Thomas Renggli ist Autor bei The FIFA Weekly.
Der Himmel über Belo Horizonte sei wie der Ozean. Er wechsle seine Schattierungen und Farben fast im Rhythmus des Wellenschlags. An diesem Spätnachmittag liegen die Wolken wie eine weissgraue Watteschicht über dem Estádio Mineirão, aber sie lassen den Blick zum Himmel an gewissen Stellen offen – als sei es ein Zeichen der Fussballgötter: ein Lichtschimmer über der Seleçaõ! Es sollte ein Trugbild sein. Als der Stadionsprecher die Mannschaftsaufstellung herunterliest, wird jeder brasilianische Name frenetisch gefeiert – doch am höchsten steigt der Lärmpegel beim grossen Abwesenden: “Neeeymaaar, Neeeymaar, Neeeymaaar”. Die Aufforderung der 60 000 14
T H E F I FA W E E K LY
Zuschauer an die eigene Mannschaft lässt kein Missverständnis zu: Spielt für Neymar, kämpft für Neymar, siegt für Neymar! Fussballer und Publikum schmettern die Nationalhymne mit ohrenbetäubender Wucht in die Dämmerung. Torhüter Júlio César und Kapitän David Luiz halten mit trotzigem Blick das Shirt von Neymar in die Höhe. Die Nummer 10 lebt! Der Funken der Euphorie ist gezündet. In den ersten Minuten stürmen die Brasilianer mit dem Feuer der Leidenschaft. Es ist ein blinder Sturmlauf – direkt ins Verderben. Denn auf der anderen Seite wartet Deutschland mit dem schweren Löschgerät. Thomas Müller kühlt in der elften Minute mit dem 1:0 die Stimmung merklich ab. Zwischen der 23. und der 29. Minute brechen alle Dämme. Die Tore fallen fast im Minutentakt. Brasilien Deutschland 0:5. Am Schluss steht es 1:7 – selbst im Tennis sind solch hohe Siege nicht möglich. Es geschieht so plötzlich und überraschend, dass die Fans nicht einmal zum Weinen kommen. Denn so schnell fliessen
keine Tränen. Ungläubige Blicke, ratloses Kopfschütteln. Und auf der anderen Seite: “Super Deutschland”, “Oh wie ist das schön” und “Finale, Finale, Finale”. Es ist, als hätte jemand den Karneval nach fünf Minuten abgebrochen – und stattdessen das Oktoberfest ausgerufen. Nichts anderes als die “Hexa” – der sechste Titel der Geschichte – sollte es für Brasilien werden. Nun bleiben die grosse Konsternation und die Aussicht auf den Trostpreis. Es ist für die stolze Fussballnation eine Strafaufgabe – das Finale der Verlierer. Bronze gehört im Land der Ballzauberer und Dribbelkünstler auf die Altmetallsammlung. “Brasilien ist Fussball, Fussball ist Brasilien.” Wer in den vergangenen Wochen die WM vor Ort mitverfolgte, zweifelt an dieser Aussage von FIFA-Präsident Blatter nicht. Wenn die Seleção den Rasen betritt, hält das ganze Land den Atem an. Das öffentliche Leben kommt zum Erliegen. Brasilien schwebt irgendwo zwischen totaler Ekstase und
Marcos Brindicci / Reuters
Brasilien
WM-CAMP
Nervenzusammenbruch – es ist, als lege sich ein gelb-grüner Schleier über die Nation. Alle tragen die Trikots ihrer Idole: Männer, Frauen, Kinder – sogar die Hunde werden in den Stoff der Träume gehüllt. “Wenn unsere Nationalmannschaft spielt, fiebert ganz Brasilien mit”, sagt Maria Liva de Sousa. Im Alltag ist der Fussball für sie kein grosses Thema, doch wenn die Nationalmannschaft spielt, wird der Alltag ausgeblendet. Mit ihren Landsleuten stand Maria während des Elf meterschiessens im Achtelfinale gegen Chile ein erstes Mal kurz vor dem Kollaps: “In diesem Moment fühlten 200 Millionen Brasilianer dasselbe – man muss sich vor stellen, was da für eine Energie frei wird.” Energie brauchten alle. Der Weg durchs Turnier war für Brasilien kein Spaziergang, sondern eine Fahrt auf der Achterbahn der Emotionen – mit dem Elfmeterdrama gegen Chile und einem schicksalhaften Ereignis
Ausgeschieden Der gesperrte Thiago Silva (r.) tröstet Teamkollege David Luiz nach dem 1:7-Desaster.
“Als hätte jemand den Karneval abgebrochen – und stattdessen das Oktoberfest ausgerufen.” im Viertelfinale gegen Kolumbien. Der Jubel über den Sieg blieb ganz Brasilien in der Kehle stecken. Denn mit dem Lendenwirbel von Neymar brach das Herz der Nation. Der grosse Pelé hatte schon vor der WM gesagt: “Der gesamte Druck lastet auf Neymar. Er ist der Mann, der die Seleção zum Titel führen muss.” Hätte Neymar das Debakel gegen Deutschland verhindern
können? Die Frage bleibt ebenso offen wie diejenige nach der Tragweite dieses 1:7. Ist die Abfuhr noch schlimmer als die Final niederlage von 1950 gegen Uruguay? Fand das Maracanaço diesmal in Belo Horizonte statt? Fest steht: Brasilien erlebte an diesem Abend den fussballerischen Totalabsturz – 200-millionenfach. Å
Spiel um Platz 3 Brasilien - Niederlande (12. Juli, BrasÍlia)
Niederlande
Vom Aussenseiter zum Favoriten Andrew Warshaw ist Redakteur von “Inside World Football”.
Adrian Dennis / A fp
Als Louis van Gaal mit seiner niederländischen Nationalmannschaft nach Brasilien flog, gingen viele von einem kurzen Aufenthalt aus, weil sie Spanien und Chile in der Vorrundengruppe B stärker einschätzten. Sicher, jeder wusste, dass Arjen Robben und Robin van Persie Spiele allein entscheiden können, und dass Daley Blind es in der Eredivisie geschafft hatte, aus dem Schatten seines legendären Vaters Danny zu treten. Doch würde die Stärke des Kaders insgesamt reichen? Es sollte nicht lange dauern, bis die Welt wusste: Ja, es reichte – und wie! Nach der 5:1-Demontage von Titelhalter Spanien T H E F I FA W E E K LY
15
© 2014 Visa. All rights reserved. Shrek © 2014 DreamWorks Animation L.L.C. All rights reserved.
Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ ist, wo jeder von uns sein will.
WM-CAMP
gleich im ersten Gruppenspiel (in dem Van Persie nebenbei auch noch mit seinem wunderschönen Volley früh Ansprüche auf das Tor des Turniers anmeldete), waren selbst eingefleischte Verfechter des traditionellen niederländischen 4-3-3 voll des Lobes. Quasi über Nacht mutierten die Niederländer so vom Aussenseiter zum ernst zu nehmenden Titelanwärter. Die grosse Frage war allerdings, ob sie vielleicht zu früh zu viele Körner gelassen hatten, wie etwa Dänemark 1986, als erst Uruguay mit
der vielleicht besten Mannschaftsleistung 6:1 vom Platz gefegt wurde, dann aber bereits im Achtelfinale sang- und klanglos Schluss war. Bondscoach Louis van Gaal indes achtete sehr genau darauf, dass seine Elftal nicht in die Verlegenheit geriet, in Schönheit zu sterben. Die Niederlande spielten manchmal schön, meist aber ergebnisorientiert und pragmatisch – und hatten in den entscheidenden Situationen auch das nötige Quäntchen Glück. Beziehungsweise einen mit allen Wassern gewaschenen Trainer.
Xinhua
“Bondscoach Louis van Gaal a chtete darauf, dass seine Elftal nicht in die Verlegenheit geriet, in Schönheit zu sterben.”
So zum Beispiel gegen das Team aus Mexiko, dem zwei Minuten fehlten, um die Nieder lande aus dem Turnier zu werfen, und in jenem kräftezehrenden Viertelfinale gegen die nimmermüden Costa Ricaner, die in der Verlängerung einen Elfmeter nicht bekamen, der alles hätte ändern können. Den alles verändernden Elfmeter gab es bekanntlich nicht, dafür aber eine alles verändernde Auswechslung: Unmittelbar vor dem Ende der Verlängerung brachte Van Gaal Ersatztor hüter Tim Krul, eigens für das anstehende Elfmeterschiessen. Der Torwart von New castle flog bei allen fünf costa-ricanischen Elfmetern in die richtige Ecke und – wichtiger noch – hielt den dritten und den fünften Schuss. Damit ging er in die Annalen der grössten WM-Momente ein und Louis van Gaals cleverer Schachzug ging auf. Beim unspektakulären Halbfinale gegen Argenti nien allerdings liess der Coach seinen Stammtorhüter Jasper Cillessen bis zum Schluss im Spiel. Es avancierte nach 120 Minuten Sergio Romero zum Helden. Er wehrte für Argentinien zwei Elfmeter ab und liess Oranjes Traum vom Finale gegen Deutschland platzen. Å
Gelungener Wechsel Tim Krul (l.) ersetzt kurz vor Ende der Verlängerung Jasper Cillessen – und hält die Elftal im Turnier. T H E F I FA W E E K LY
17
DEBAT T E
Unvergessliches Fest Die Fussball-WM neigt sich ihrem Ende zu. Die brasilianische Bevölkerung machte aus ihrer “Copa” ein unvergessliches Fest – allen Unkenrufen zum Trotz.
Festlaune Fans bejubeln in einem Innenhof von Manaus das 3:1 der Seleção im Eröffnungsspiel gegen Kroatien.
D
ie öffentliche Meinung und die veröffentlichte Meinung sind nicht immer dasselbe. Das galt schon vor der WM in Brasilien, wo die Menschen in Demonstrationen ihrem Unmut Luft machten – ihrem Unmut notabene über die Verhältnisse im eigenen Land. In den Medien wurde das nicht zu knapp als Weigerung der Brasilianer kolportiert, die “Copa”, die Fussball-Weltmeisterschaft, nur schon auszurichten. Beides war falsch; die FIFA musste in Brasilien schon lange vor dem ersten Kick-off der WM 2014 nicht mehr als öffentlicher Sündenbock herhalten, und die Zustimmung der brasilianischen Bevölkerung zu ihrer “Copa” war riesig. Die WM wurde zu einem bunten Fest der Nationen, mit dem fünffachen Weltmeister Brasilien als würdigem Gastgeber eines auch vom Spielniveau her atemberaubenden 18
T H E F I FA W E E K LY
Fussball-Spektakels. Nun stehen noch zwei Spiele an, das Kleine Finale und das Finale. Die Welt blickt mit Freude zurück auf eine aufregende und anregende Gruppenphase und eine an Dramatik so schnell nicht zu überbietende K .-o.-Phase, in der die Entscheidungen nicht selten im Elfmeterschiessen herbeigeführt wurden. Und sie schaut in freudiger Spannung nun besonders auf das Finale. Wer an den Tagen des 64. FIFA-Kongresses Anfang Juni durch São Paulo ging, konnte erahnen, dass die Demonstrationen, die sich nicht zuletzt um die Situation des öffentlichen Verkehrs, namentlich der Metro, gedreht hatten, während der WM nicht aufflammen w ürden – und dass die Brasilianer sehr wohl wissen, dass ihre Kritik an den Verhältnissen nicht in einem internationalen Sportverband wie der FIFA begründet liegen kann. Nun hat sich diese Ahnung bestätigt. Die “Copa” wurde nicht instrumentalisiert, zumin-
dest nicht von der brasilianischen Bevölkerung. Ob die veröffentlichte Meinung überall eine ähnliche Differenzierungsleistung zustande bringt, wird sich weisen. Die WM 2014 in Brasilien aber werden sowohl die Einheimischen als auch die Menschen auf allen Kontinenten als würdig in Erinnerung behalten. Å
Die Weekly-Debatte. Was brennt Ihnen unter den Nägeln? Über welche Themen wollen Sie diskutieren? Ihre Vorschläge an: feedback-theweekly@fifa.org
Martin Mejia / AP / Keystone
Perikles Monioudis, Rio de Janeiro
DEBAT T E
PRESIDENTIAL NOTE
Die Meinungen der FIFA.com-User zur aktuellen Weltmeisterschaft : Zu Beginn waren es die Spanier, die ihren Tiki-Taka-Fussball immer noch spielten und dafür bestraft wurden. Dann war Brasilien an der Reihe, das für seinen Ver such, den “schönen Stil” durchzusetzen, ebenfalls bestraft wurde. Im Verlauf dieser WM zeigt sich, dass Mannschaften mit einer aggressiv offensiven Strategie zu den Gewin nern gehören. Deutschlands Trainer Jogi Löw stand in der Kritik, einen neuen Stil kreiert zu haben. Nun ist allen klar: Er hatte so recht.
Die Weltmeisterschaft in Brasilien war (und ist) unglaublich grossartig. In bester Erinnerung geblieben ist mir das kolumbiani sche Team mit James Rodríguez als Held aller Helden. Es graut mir ein wenig vor der Zeit danach, vor dem grossen Loch, der Krise. Aber wie sagt man so schön: Nach der WM ist vor der WM. Paulito22, Kuba
52Catania, Australien
Ich erinnere mich nicht, eine spannendere WM erlebt zu haben als die diesjährige! Viele Tore, viele Überraschungen. Dass es der Gastgeber nicht ins Finale geschafft hat, ist eine traurige Sache und ich hoffe sehr, dass die brasilianischen Fans darüber hinweg kommen und ihre Mannschaft in vier Jahren in neuem Glanz ersteht. Siri56, Schweden
Gute Besserung Neymar! Mandeey, Deutschland
Jedes Team gibt alles was, es hat, jeder will Sieger sein. Es war leider nicht das Jahr der Brasilianer! Gönnt den Spielern eine Pause! Sie sind nicht auf dieselbe Weise ausgeschie den wie alle asiatischen Länder oder auch Spanien. Sie haben es bis in die Halbfinals geschafft. Sie sollen stolz sein auf das, was sie bereits besitzen: Das brasilianische ist immer noch das einzige Team mit fünf WM-Siegen, es hat eine Geschichte, eine Seele und ist hartnäckig. Nicht viele andere Länder können das von sich behaupten. footballtree, China
Gratulation an Klose! Wirklich: Hut ab! Ich wünsche euch das Beste für das Finale! Vorwärts Deutschland!!! robert.ac, Libanon
“Der Schock sitzt immer noch tief. Ich kann einfach nicht glauben, was geschehen ist.” Der Schock sitzt immer noch tief. Ich kann einfach nicht glauben, was bei diesem sport historischen Halbfinalspiel geschehen ist. Ich denke nicht, dass ich mich jemals mit Freude im Herzen an dieses Turnier erinnern werde. Nach dieser 1:7-Niederlage begleiten Fassungs losigkeit und Frustration die letzten Tage dieser Weltmeisterschaft, die voller Hoffnung begann. Das Spiel um Platz 3 bestreiten zu müssen, kommt einer Demütigung gleich. crystal27, Brasilien
“Wie sagt man so schön: Nach der WM ist vor der WM.”
Danke Brasilien
N
och zwei Spiele trennen uns vom Ende der WM. Zweimal Spektakel, Leidenschaft, Dramatik. Was wir in den vergangenen vier Wochen in Brasilien erleben durften, überstieg alle Erwartung. Pardon: Es entkräftete alle Vorurteile und Schwarzmalereien. Was wurden in den Medien im Vorfeld nicht alles für Horrorszenarien gezeichnet – Chaos, Proteste und Stadien, die nicht fertig sind. Brasilien sei nicht in der Lage, dieses Turnier kontrolliert und ohne Nebengeräusche über die Bühne zu bringen – so die vorgefasste Meinung. Das Gegenteil ist eingetroffen. Ich war an allen Spielorten, habe fast 20 Partien vor Ort erlebt und durfte mich von grandiosem Sport und einer faszinierenden Atmosphäre verzau bern lassen. Ab dem ersten Anpfiff am 12. Juni hat der Fussball das Kommando übernommen und es nicht mehr abgegeben. Die WM in Bra silien war (und ist) ein grosses Fest. Ein Fuss ballfest zwischen Copacabana und Maracanã, zwischen Manaus im tropischen Norden und Porto Alegre ganz im Süden, wo die Temperatu ren an den europäischen Spätherbst erinnern. Die WM in Brasilien war auch die WM der grossen Namen: Messi, Robben, James, Thomas Müller – Neymar, der tragische Held. Eine Szene ist mir ganz speziell in Erinnerung geblieben: Als nach dem Viertelfinale der brasilianische Torschütze David Luiz seinen kolumbianischen Gegner James Rodríguez herzlich in den Arm nahm, ihm mit fast schon entschuldigendem Blicke sein Trikot zum Tausch anbot. Luiz dachte in diesem Moment wohl: Schade, dass James, dieser grandiose Fussballer, nach Hause gehen muss und nicht mehr um den Titel mitspielen kann. Damit setzte der Brasilianer ein wichtiges Zeichen und brachte die Botschaft, für die der Fussball stehen muss, ganz natürlich an die Weltöffent lichkeit: Unser Sport muss Brücken bauen, Integration und Fair Play fördern. Er darf nie ausgrenzen. Auch nicht unter Gegnern. Danke David Luiz – danke Brasilien.
Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY
19
First Love
20
T H E F I FA W E E K LY
Or t: Windhoek, Namibia Datum: 15. Oktober 2010 Zeit: 11.15 Uhr
Photograph by Levon Biss with support from Umbro
T H E F I FA W E E K LY
21
Wir bringen alle Fans zusammen Finden Sie neue Freunde und teilen Sie Ihre Begeisterung in der Bord-Lounge der Emirates A380.
#AllTimeGreats youtube.com/emirates
Hello Tomorrow
WM-SPLIT TER
D
ie Franzosen sind bekannt für ihren gepflegten Fussball – und sie sind bekannt für ihre superbe Küche. Zwar hat es an der WM 2014 für den ohne verletzten Protagonisten Franck Ribéry angereisten Weltmeister von 1998 nur bis ins Viertelfinale gereicht. Die F ranzosen aber – das gesamte Team wie auch die Z uschauer – erfreuen sich weiterhin der an S ouplesse kaum zu überbietenden französischen Küche, auch wenn nicht immer gleich ein Maître wie Paul Bocuse am Herd steht. Die Grande Nation und ihre Küche sind untrennbar miteinander verknüpft, sodass die Kochmütze fast schon die Anmutung eines französischen Personalausweises hat – und der blau-weiss-rot beschürzte Koch für Frankreich längst emblematisch geworden ist. Beim 0:1 zwischen Frankreich und Deutschland im Estádio Maracanã von Rio de Janeiro war im TV-Weltsignal plötzlich ein französischer Koch unter den Fans zu sehen; verzeichnet zwar, dafür aber umso mehr als Koch zu erkennen – auch wenn der Fan der Bleus vermutlich kein echter Koch war. Und doch: Vor dem TV rief ein kleines Mädchen: “Schau, der Koch ist auch da!” Å Perikles Monioudis
Martin Meissner/AP/Keystone
D
ie Kurznachricht kam beim zweiten Bier: “Gesehen? Was für ein Start der Deutschen! Ich bin begeistert.“ Der italienische Freund hatte das Ausscheiden der Azzurri offenbar verdaut. Endlich. Nach tagelangem Spott von allen Seiten (”Mit Schadenfreude muss man an der WM leben können”). Nun also Fussballgenuss als neutraler Beobachter – so ist die WM am schönsten. Seine nächste Nachricht (Stand 2:0): “Das Beste, was ich je gesehen habe!” Das Beste? Ach so. Ganz vergessen. Brasilien ist Italiens Lieblingsfeind. Oder meinte er die Deutschen? Seine Euphorie hielt an. Beim 3:0 von Kroos schrieb er: “Jahrhundert-Halbfinale!” Absolut. Aber was, wenn noch mehr Tore fallen? Wie will er sich nach der letzten Nachricht steigern? 4:0. Wieder Kroos. Es piepste sofort: “Ich gehe ins Bett.” Beim 5:0 und 6:0 blieb das Handy tatsächlich ruhig. Ebenso bei den Toren zum 7:0 und 7:1. Zum Schlusspfiff dann doch noch eine SMS. Es war eine textlose Nachricht mit einem Kurzfilm im Anhang. Er zeigte einen deutschen Staubsauger, der eine brasilianische Flagge aufsaugt. Å Alan Schweingruber
Z
weimal erleben wir noch den Sound, der in den Ohren bleibt, auch wenn am Sonntag die bisher wohl fröhlichste, lauteste, intensivste Fussball-Weltmeisterschaft zu Ende geht: Es ist der brasilianische Stadion-Roar, der die Arenen akustisch und atmosphärisch derart dicht füllte, dass niemand, der dabei war, diese ganz besonderen “Hörspiele” vergessen wird. Seien es die a cappella gesungenen Hymnen Brasiliens und Chiles, seien es die Tor-, Jubeloder Entsetzensschreie aus vollem Herzen, seien es die brasilianischen Chöre, die immer wieder ihr “Eu sou brasileiro” (“Ich bin Brasilianer”) intonierten: Die Kulisse riss die Hauptdarsteller zu Auftritten hin, bei denen aus den Spielen oft genug ein Spektakel der Emotionen wurde. Der Klangkörper Stadion war bei den meisten WM-Spielen so etwas wie ein Energiespender für die Mannschaften. Der “zwölfte Mann” hat also bei dieser Fussball-Weltmeisterschaft wie nie zuvor den Ton vorgegeben. Grosses Ohrenkino, das sich hören lassen konnte und dazu frei von störenden Nebengeräuschen aggressiver Spielverderber war. Å Roland Zorn
D
er Fussball sei ein ständiges Auf und Ab – wird oft behauptet. Niemand kann das besser bezeugen als Maria Eduarda Silva. Die 22-jährige Philosophie-Studentin aus Rio de Janeiro könnte auch als Modell arbeiten – so zumindest die laienmässige Einschätzung aus der Halbdistanz. Doch sie bevorzugt einen Job in der Organisation der Fussball-WM. Maria Eduarda bedient den Fahrstuhl im Medien bereich des Maracanã-Stadions – vom Pressezentrum im Erdgeschoss zur Tribüne in der fünften Etage. Wie oft sie pro Tag rauf und runter fährt, hat sie noch nie gezählt. Bei einer Fahrzeit von 30 Sekunden und einer Arbeitsschicht von acht Stunden könnten es theoretisch über 900 Fahrten sein. Kommunikativ ist sie dabei nicht gross gefordert. Denn im Fahrstuhl gibt es eine internationale “Sprache”: das Schweigen. Von den Spielen sieht sie in der Regel nichts – mit einer Ausnahme: Wenn die Seleção den Rasen betritt, sucht sich auch Maria einen Fernsehbildschirm. Denn, wer in so einem staatstragenden Moment Lift fährt, ist selber schuld – und muss alleine schauen, dass er nicht stecken bleibt. Å Thomas Renggli T H E F I FA W E E K LY
23
FE S T IVAL FOO T BALL FOR HOPE
Nur die WM ist schöner Für 192 Jugendliche aus 27 Ländern ging ein Traum in Erfüllung. Sie reisten zum Festival Football for Hope nach Rio de Janeiro. Alan Schweingruber (Text) und Gustavo Pellizzon (Fotos), Rio de Janeiro
B
rasilianische Mücken können lästig sein. Beinahe geräuschlos, klein und unscheinbar wie sie sind, nähern sie sich, wenn die ersten Schweisstropfen auf der Stirn perlen. Erst kreisen sie nervig um den Kopf, dann setzen sie ihren spitzigen Rüssel in der Knie- oder K nöchelgegend ein. Man spürt den Einstich kaum. Der Juckreiz aber hält zwei Tage an. Und ein vorsichtiges Kratzen lässt die Stelle um ein Vielfaches anschwellen. In Rio de Janeiro gibt es keinen Ort, an dem man von den Insekten verschont bleibt. Auch in Caju, einem Viertel nördlich des Maracanã-Stadions, suchen sich die Mücken an diesem Vorabend die Menschen. Sie finden sie ganz besonders auf einer kleinen Sport anlage neben der Schule. Dort spielen sie Fussball, die Jugendlichen. Vier gegen vier. Einige tragen grüne Shirts mit dem Aufdruck
Hand in Hand Eine etwas andere Trainingseinheit.
WAS IST FOOTBALL FOR HOPE?
Tanz Die nonverbale Verständigung braucht Mut. 24
T H E F I FA W E E K LY
Seit dem Beginn im Jahr 2005 hat das FIFA Festival Football for Hope 426 Projekte in Gemeinden in insgesamt 78 Ländern geför der t, bei denen Fussball als Mittel genut zt wird, um junge Menschen über gesellschaf t liche Probl eme wie Gleichberechtigung und HIV aufzuklären. 2014 unterstüt zt Football for Hope 108 fussballbasier te Programme rund um die Welt, von denen 26 in Brasilien umgeset zt werden. Das Football-for - Hope - Festival findet alle vier Jahre im WM - Gastg eberland statt und umfasst ein vier tägiges Fussballt urnier. In diesem Jahr wurden 32 Delegationen ausgewählt, die insgesamt 192 junge Menschen im Alter von 15 bis 18 Jahren in Sechserg ruppen ( je drei Jungen und drei Mädchen) nach Rio de Janeiro brachten.
FE S T IVAL FOO T BALL FOR HOPE
Vorabend in Caju Eine Gruppe bereitet sich auf ein Trainingsspiel vor.
“ Football For Hope”. Auf dem Sweatshirt eines jungen Mannes steht: “You may say, I’m a d reamer – but I am not the only one.” (“Du sagst vielleicht, ich sei ein Träumer – aber ich bin nicht der einzige.”) Es sind John Lennons wunderbare Songzeilen aus dem Jahr 1971. Hier in Caju leben 192 Kinder ihren Traum. Sie alle sind Teil des zehntägigen Festivals inmitten von Rio, das parallel zu den Finalspielen der Weltmeisterschaft läuft. Alle sind zwischen 15 und 18 Jahre alt und reisten auf Einladung der FIFA in die Strandmetropole Brasiliens. Die Jugendlichen kommen aus 27 unterschiedlichen Ländern. Schüchterne Teenager aus Indien Die meisten Jugendlichen fuchteln mit ihren Händen während des Spiels: Auch neben dem Fussballfeld, auf einem Teerplatz mit vielen Kraft- und Ausdauergeräten, wüten die Insekten. Die Gesichter der jungen Erwachsenen
Die Teenager k ommunizieren nonverbal. Aber sie scheinen sich dennoch gut zu verstehen.
strahlen trotzdem viel Zufriedenheit aus. Es herrscht Harmonie. Eine Gruppe von Inderinnen und Indern hat sich mit einer Gruppe von Jungen aus Afrika verbunden. Die Teenager kommunizieren nonverbal, da sie keine gemeinsame Sprache gefunden haben. Aber sie scheinen sich dennoch gut zu verstehen. Sie stupsen einander an. Sie lachen. “Gerade die Kinder aus Indien waren zu Beginn des Camps sehr schüchtern”, erzählt eine brasilianische Betreuerin Mitte zwanzig. “Ich war etwas skeptisch. Es kam mir vor, als ob sie sich nicht wohl fühlten. Aber dann haben sie sich auf einmal geöffnet.” Sie zeigt auf das Spielfeld. “Ist es nicht fantastisch? G erade dafür liebe ich dieses Festival.” Football for Hope. Dieses Projekt hört sich sehr nach Fussball an. Ganz falsch ist das natürlich nicht. Aber in erster Linie verfolgen die Programme der gemeinnützigen Organi sationen andere Ziele. Junge Leute aus Laos T H E F I FA W E E K LY
25
FE S T IVAL FOO T BALL FOR HOPE sollen über die Gefahren der vielen Land minen aufgeklärt werden. Kinder aus Afrika erfahren, wie man sich gegen die Immun krankheit Aids schützt. Die Probleme rund um die Obdachlosigkeit werden angegangen. Fussball spielt bei den Aufklärungsarbeiten eine sekundäre, aber entscheidende Rolle. Denn mit Fussball und seinen Stars holt man die jungen Menschen aus benachteiligten Verhältnissen auf spielerische Weise ab. Höhepunkt Maracanã-Besuch Es ist erstaunlich, wie gut die Integration und der Austausch im Camp in Caju funktionieren. In Trainingseinheiten (ohne Ball) müssen sich die Jugendlichen über den Gesang und den Tanz verständigen. Das braucht Mut. Und den Ansporn der erfahrenen “Mediators”. Sie klat schen in die Hände, feuern die Teenager an. Ein 15-Jähriger schmunzelt schüchtern. Er trägt Afrika! Ein Junge präsentiert seine Tanzkünste.
Es braucht Mut. Und den Ansporn der erfahrenen “Mediators”. Botswana, Brasilien, USA Junge Menschen aus aller Welt lernen sich kennen.
Extrovertiert Eine Leiterin animiert die Jugendlichen ihrer Gruppe. 26
T H E F I FA W E E K LY
eine orangefarbene Sonnenbrille und eine Bru no-Mars-Baseballmütze. Am Nachmittag konn te er die Accessoires gut gebrauchen im heissen Stadion. Die ganze Delegation besuchte das Viertelfinalspiel Frankreich gegen Deutschland im Maracanã. Ein Höhepunkt des Camps. Im Innern des Trainingszentrums ist es frisch. Die Klimaanlagen meinen es sehr gut. I mmerhin verscheucht das kalte Gebläse die Insekten. Hier verrichten die Organisatoren ihre Schreibtischarbeit. An einer Wand sind Einsatz- und Spielpläne mit Klebeband befes tigt. In einer Ecke steht eine grosse, weisse Plastiktafel. Auf ihr sind die Grundregeln des Fussballs nachzulesen. Fairness ist am vier tägigen Turnier entscheidend. Das Turnier gewinnt nicht das Team mit den meisten Punkten. Gewertet wird auch das Verhalten der Spielerinnen und Spieler auf dem Platz. Sie müssen alle Situationen alleine klären. Es gibt keine Schiedsrichter.
FE S T IVAL FOO T BALL FOR HOPE FIFA investiert 32 Millionen US-Dollar 32 Millionen US-Dollar investierte die FIFA bisher für das Projekt Football for Hope. Das Festival selbst findet – wie die WM – nur alle vier Jahre statt. Natürlich wollen sich da die Mädchen und Jungen auch abends kennenlernen. Man isst zusammen und geht danach zur eigenen Show: Jede Delegation präsentiert dort eine kurze Darbietung aus dem eigenen Land. Die Abende sind beliebt. Folklore aus allen sieben Kontinenten! Das muss ein Kulturprogramm erst mal nachmachen. In den Strassen von Caju bellen die Hunde. Vor dem Trainingsgelände steht ein Reisecar, der Motor läuft. Ein Mädchen aus Südafrika steigt müde die drei Stufen hoch und findet einen Sitzplatz neben einem europäischen Jungen. Als sich das Gefährt langsam in Bewegung setzt um die Fahrt in Richtung Hotel aufzunehmen, winken beide heraus. Å Flott Das Outfit für die Dribblings soll stimmen.
Austausch Eine Delegation besteht aus drei Mädchen und drei Jungen.
FOOTBALL FOR HOPE Die Basis 32 Millionen US - Dollar hat die FIFA bislang in die Football-for - Hope - Initiative investier t. Sie basier t neben dem Festival auf folgenden Säulen: Programmunterstützung Jährliche finanzielle Unterstüt zung und Ausrüstung für ausgewählte Organisationen. Wissensaufbau Schulungen in den Bereichen Medien, Fussballtraining und Projektmanagement. Forum Zusammenkunf t der E xper ten auf dem Gebiet der sozialen Entwicklung. Afrika 2010 “20 Zentren für 2010” war eine of fizielle soziale Kampagne der WM in Süda frika. Auf dem Kontinent wurden i nsgesamt 20 Bildungs-, Gesundheits- und Fussballzentren gebaut.
Pause muss sein Und zwar hier und jetzt. T H E F I FA W E E K LY
27
Football for Hope Festival 2014 Caju, Rio de Janeiro 7 - 10 July 2014 Featuring 32
mixed teams
young leaders from around the world with musical, artistic and cultural performances of
Entrance is free. Come and support Caju
and the other teams!
Vila Olímpica Mané Garrincha Rua Carlos Seixa Caju, Rio de Janeiro.
FIFA.com/festival
The Football for Hope Festival is an official event of the 2014 FIFA World Cup™ Brazil which brings together 32 teams composed of young leaders from social projects in underprivileged communities around the world, allowing them to exchange best practice, play football and enjoy the FIFA World Cup together.
F I F A ’ S 11
FREE KICK
Die meisten Gelben Karten
1
WM 2006 in Deutschland 307 Gelbe Karten
2
WM 2002 in der Republik Korea und Japan 260 Gelbe Karten
Fliegendes Stadion 3
WM 1998 in Frankreich 250 Gelbe Karten
Thomas Renggli
R
io de Janeiro, Flughafen Galeão, Terminal 2. Kurz vor Sonnenaufgang. Die englischen Fans ertränken die nächste Niederlage prophylaktisch schon mal mit einem Frühstücksbier – und putzen die Zähne mit einem Schluck Cachaça. Ihre spanischen Leidensgenossen blicken nach der Schlappe gegen Chile kariert aus der Wäsche. Ein Franzose geistert in der Superman-Tracht durch die Halle. Wähnt er sich am Karneval? In der Kaffeebar befördert ein Deutscher den einzigen Bistrotisch zu seinem persönlichen Schlafplatz. Vier Kanadier im Mountie-Look marschieren strammen Schrittes durch die Halle. Haben sie das Turnier verwechselt? Oder sogar die Sportart? Die Luft riecht nach Putzmittel, Bierdunst und Frittieröl. Ein (fast) normaler Morgen in Brasilien. Die WM 2014 findet nicht nur in zwölf Stadien und einem Land statt, das grösser ist als Australien – sondern auch in den Abflug-, Ankunftund Wartehallen der Flugplätze zwischen Fortaleza und Porto Alegre. Die rund 600 000 Fussball-Touristen bewegen sich in einem permanenten Reisestrom durch Brasilien – einige Abenteuerlustige mit dem Auto, die Realistischen in der Luft. Denn alle Wege führen nach Rom, aber nicht nach Manaus. Wer auf dem Landweg in die Regenwald-Metropole will, hat die Umleitung über Venezuela in Kauf zu nehmen. Und wer mit dem Schiff anreist, muss gleich eine ganze Amazonas-Kreuzfahrt buchen oder sich auf einem Frachter zwischen die Container zwängen. Oder er greift selber zum Paddel. Also bleibt faktisch keine Alternative zum Flugverkehr. Dabei gilt auch das Prinzip: andere Länder, andere Sitten. Das beginnt bei der Sicherheitskontrolle. Wer den gleich konsequenten Check erwartet wie in Europa, kommt ins Staunen. Weder Flüssigkeiten noch Rasierklingen sind nach brasilianischer Auffassung verdächtig. Misstrauen weckt nur ein Wimpel aus dem Souvenirsortiment des CR Flamengo. Vermutlich ist der Sicherheitsbeamte Fluminense-Fan.
Richtig stimmungsvoll aber wird es erst in der Kabine. Ein Flugzeug ist in Brasilien nämlich auch ein Fussballstadion – zumindest bei Azul, einer der grösseren Gesellschaften des Landes. Die Airline besitzt die Lizenz (und Technik), um in ihren Maschinen die Fernsehprogramme live auszustrahlen. Wie lebensnotwendig dies gerade während der WM ist, wird in der Verlängerung des Achtelfinales zwischen Belgien und den USA deutlich. Die Europäer führen 2:1 – die Amerikaner werfen alles in die Offensive. Dramatische Szenen spielen sich ab. “Aaaahhhs” und “Oooohhhs” hallen durch die Flugzeugkabine – wie sonst nur bei wilden Turbulenzen oder einem Triebwerksausfall im Steigflug. Die Maschine rollt zur Startbahn, auf den Bildschirmen spitzt sich das Geschehen zu. Just in diesem Moment greift die pflichtbewusste Flugbegleiterin zum Mikrofon, um die Sicherheitsbestimmungen vorzutragen. Ein schweres Foul! Die Bildschirme werden schwarz. Gellende Pfiffe und Buhrufe übertönen die A nsage – als hätte ein Verteidiger der Auswärtsmannschaft den Publikumsliebling des Heimteams niedergestreckt. Doch die Flugbegleiterin zeigt die Nervenstärke eines guten Schiedsrichters in der hektischen Schlussphase. In Rekordtempo weist sie auf die Schwimmwesten hin und erklärt den Umgang mit den Sauerstoffmasken. Dann leuchten die Bildschirme wieder auf. Belgien führt noch immer 2:1. Die Fans – pardon – die Passagiere applaudieren begeistert und widmen der tapferen Flugbegleiterin eine Welle. Der neutrale Beobachter lächelt amüsiert – und fragt sich: Wäre das Flugzeug auch gestartet, wenn Brasilien gespielt hätte? Å
4
WM 2010 in Südafrika 245 Gelbe Karten
5
WM 1994 in den USA 221 Gelbe Karten
6
WM 2014 in Brasilien 172 Gelbe Karten
7
WM 1990 in Italien 165 Gelbe Karten
8
WM 1986 in Mexiko 137 Gelbe Karten
9
WM 1982 in Spanien 99 Gelbe Karten
10
WM 1974 in Westdeutschland 87 Gelbe Karten
11
WM 1978 in Argentinien 59 Gelbe Karten
Quelle: FIFA (FIFA World Cup, Milestones & Superlatives, Statistical Kit, 12.05.2014)
Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion T H E F I FA W E E K LY
29
DAS INTERVIEW
“Das Fest meines Lebens” Er war das Symbol für das Sommermärchen der Squadra Azzurra. Er stand für das Rinascimento, die Wiedergeburt, einer Fussballnation. Fabio Grosso kam aus dem Nichts
In diesen Tagen jährt er sich wieder, der Schuss Ihres Lebens. Waren Sie sich damals sicher, wo der letzte und damit entscheidende Penalty im Elfmeterschiessen im WM-Finale gegen Frankreich hingehen sollte? Fabio Grosso: Klar. Oben rechts aus der Sicht des Schützen. Das habe ich mir so vorgenommen. Zum Glück habe ich meine Meinung nicht mehr geändert. Gelegentlich passiert das, wenn man beim Elfmeterschiessen antritt, dass man im letzten Moment noch mal umschwenkt und woanders hin schiesst. 30
T H E F I FA W E E K LY
Aber Sie haben keinen Gedanken daran verschwendet? Nein, ich wusste von Anfang an: rechts oben, so scharf es nur geht. Der Schuss war dann zwar nicht so scharf, wie ich es ursprünglich wollte, er war auch nicht genau im Kreuzeck, aber es sollte reichen (lacht).
“Grosso. Si, Grossssooo! Grossssooo! Grosssssssoooooooo!” Der TV-Kommentator Marco Civoli jubilierte – und mit ihm ganz Italien. Was geschah unmittelbar danach?
Keine Ahnung. Ich weiss nur noch, dass ich losgelaufen bin. Ich wollte die ganze Welt umarmen. Ich bin einfach drauflos gerannt. Wie ein Pferd, das durchgeht. Ich wusste, ich musste zum anderen Tor. Das war mein Ziel. Da sass meine Frau Jessica, damals im siebten Monat schwanger, meine Eltern, meine beiden Brüder, meine Freunde – zu ihnen wollte ich. Ich weiss noch, das Bein tat mir weh, ich konnte eigentlich gar nicht mehr vernünftig auftreten, aber ich wollte diesen Moment vor allem mit meiner Familie teilen.
Shaun Botterill / Getty Imges
und schoss Italien 2006 zum vierten WM-Titel.
DAS INTERVIEW
der SMS ist von Spiel zu Spiel gestiegen. Am Ende, nach dem Finale, hat das Handy irgendwann den Geist aufgegeben.
Sie haben die WM 2006 wie kein zweiter Italiener geprägt. Im Achtelfinale gegen Australien haben Sie den entscheidenden Elfmeter rausgeholt. Deutschland haben Sie im Halbfinale in der 119. Minute mit einem herrlichen Drehschuss aus dem Turnier geschossen. Und Frankreich im finalen Elfmeterschiessen – 6:4. Im alten Rom hätte man Paläste oder Strassen nach Ihnen benannt ... Keine Monumente. Keine Büsten. Wir haben gefeiert, ausgiebig und lange – in ganz Italien, ich in erster Linie in meiner Heimat stadt Pescara. Es war das Fest meines Lebens.
Vor der WM kannten Sie bestenfalls Insider. Ab dem 9. Juli 2006 kannte Sie in Italien jedes Schulkind. Können Sie heute überhaupt noch unerkannt auf der Strasse spazieren gehen?
Name Fabio Grosso Geburtsdatum, Geburtsort 28. November 1977, Rom Position Linker Verteidiger Stationen (Auswahl) 2001–04 Perugia Calcio 2004–06 US Palermo 2006–07 Inter Mailand 2007–2009 Olympique Lyon 2009–2012 Juventus Turin Squadra Azzurra 2003–2010, 48 Spiele, 4 Tore Titel (Auswahl) Weltmeister 2006 Italienischer Meister 2006/07, 2011/12 Französischer Meister 2007/08 Stationen als Trainer Seit 2014 U-21 Juventus
War das der Glücksmoment Ihres Lebens? Sportlich gesprochen wahrscheinlich. Die WM 2006 war geprägt von einer Serie von aussergewöhnlichen und einzigartigen Momenten. Ich könnte nun viele aufzählen. Wenn ich dieses Kompendium an Emotionen aber auf eine Episode reduzieren müsste, dann wäre es sicher dieser Elfer in Berlin.
Wie oft haben Sie das Tor seitdem auf Youtube angeschaut? Nicht so oft. Ich brauche kein Youtube. Ich
kann diesen Moment jederzeit abrufen. Ich habe ihn bei mir abgespeichert. Er ist omni präsent, irgendwo im kollektiven Gedächtnis. Diesen Moment nimmt mir keiner mehr.
Heutzutage, im Zeitalter von Facebook und Twitter, hätten Sie wahrscheinlich zigtausende Freundschafts-Anfragen und Follower. Wie war das 2006? Damals waren es noch SMS – ich habe Unmengen davon bekommen. Ich weiss nicht mehr wie viele. Ich weiss nur noch, die Anzahl
Turin ist eine fussballverliebte, aber zugleich sehr ruhige und fröhliche Stadt. Ich freue mich immer, wenn mich die Leute auf der Strasse ansprechen und nach einem Autogramm fragen. Das ist ein Stück meiner Geschichte und im Grunde genommen ein Privileg.
Wo schauen Sie das WM-Finale? Wir schauen bei mir zu Hause. Gelegentlich kommen ein paar Freunde vorbei, aber ich habe es gerne ruhig.
Wie beurteilen Sie das Abschneiden der Italiener? Nach der erfolgreichen Euro 2012 und dem guten Abschneiden beim Confederations Cup 2013 waren die Erwartungen entspre chend gross. Wir haben uns mehr erhofft, aber eine WM hat eigene Gesetze. Kleinig keiten machen den Unterschied aus. Im Grunde genommen darfst du dir keinen Fehler erlauben. Fast jedes Spiel ist ein End spiel. Italien hat Fehler begangen, vor allem gegen Costa Rica. Gegen Chile war es dann vorbei. Leider.
Sie trainieren die Primavera, die U-21Mannschaft, von Italiens Rekordmeister Juventus Turin. Wollen Sie irgendwann den WM-Pokal auch als Trainer in die Höhe stemmen? Ich bin erst seit kurzem im Trainerbusiness und mache meine ersten Erfahrungen. Ich hätte meinen Beruf verfehlt, wenn ich nicht auch als Trainer Erfolg auf höchstem Niveau haben wollte. Derzeit macht es mir einfach unglaublich Spass mit den Jungen. Å Mit Fabio Grosso sprach Bernd Fisa T H E F I FA W E E K LY
31
ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
Guadalajara, Mexiko
1970
Getty Images
Stift und Papier 1: Pelé schreibt während der WM 1970 nach dem Training Autogramme.
32
T H E F I FA W E E K LY
ZEITSPIEGEL
N
O
W
Santos, Brasilien
2014
Paulo Whitaker / Reuters
Stift und Papier 2: Während der WM signiert Celso Borges (Costa Rica) nach dem Training ein Panini-Sammelalbum.
T H E F I FA W E E K LY
33
WELCOME TO
©2014 THE COCA-COLA COMPANY. COCA-COLA® AND THE CONTOUR BOTTLE ARE REGISTERED TRADEMARKS OF THE COCA-COLA COMPANY.
OFFICIAL SPONSOR
TURNING POINT
Name Teófilo Juan Cubillas Arizaga Geburtstag, Geburtsort 8. März 1949, Lima (Peru) Position Mittelfeldspieler Vereine Alianza Lima, FC Basel, FC Porto, FL Strikers, South Miami Sun Nationalmannschaft Peru 81 Einsätze, 26 Tore
Torrekord und Wärmecreme Er ist neben Miroslav Klose und Thomas Müller der einzige Spieler, der an zwei WM-Turnieren mindestens fünf Tore erzielte. Der Peruaner Teófilo Cubillas schrieb Sportgeschichte. Daran konnten auch ein Kälteschock und eine Salatkur in der Schweiz nichts ändern.
Cris Bouroncle / A fp
D
as Sprungbrett für meine Karriere als Profifussballer war zweifellos die WM 1970 in Mexiko. Zum ersten Mal hatte sich Peru für die Endrunde qualifiziert und man kann wohl sagen, dass viele Leute in Europa das erste Mal überhaupt Kenntnis von unserem Land nahmen. Zwei Tage vor dem Turnierstart erschütterte ein gewaltiges Erdbeben unsere Heimat – 75 000 Menschen starben. Für uns war es angesichts der Katastrophe nicht einfach, uns auf den Sport zu konzentrieren. Trotzdem boten wir starke Leistungen und qualifizierten uns für die Viertelfinals gegen Brasilien. Zwar verloren wir 2:4, aber wir waren die einzige Mannschaft, die gegen Pelé und Co. zwei Tore erzielten. Das Turnier öffnete mir die Türe zur Fussballwelt. Doch ich wäre auch ohne den Fussball nicht mit leeren Händen dagestanden, denn ich wuchs in einer Familie mit sieben
eschwistern auf, und unsere Eltern legten G grossen Wert darauf, dass wir alle die Schule abschlossen. Ich hatte immer ein grosses Flair für Zahlen und machte eine Ausbildung zum Buchhalter. In Peru spielte ich ausschliesslich für A lianza Lima. Und vielleicht wäre ich immer bei diesem Klub geblieben – wenn nicht ein überraschendes Ereignis dazwischen gekom men wäre: 1974 trat ich mit einer süd amerikanischen Auswahl in Basel gegen eine Europa-Auswahl zu einem Benefizspiel an. Mir gelangen zwei Tore. Darauf wollte mich der Schweizer Unternehmer Ruedi Reisdorf u nbedingt für den FC Basel verpflichten. Ich war 24-jährig und als Südamerikas Fussballer des Jahres auch in Europa bekannt. Ich wusste aber nicht, welchen finanziellen Wert ich hatte. Auf die Frage, wie viel ich kos te, habe ich aus dem Bauch heraus geantwor
tet: 100 000 Dollar. Kurze Zeit darauf rief mich Reisdorf an – und zwar aus Lima! Er war gekommen, um dem Verein die vereinbarten 100 000 Dollar zu zahlen und mich gleich nach Basel mitzunehmen. Doch ich wollte nicht weg. Also bat ich den Präsidenten von Alianza, mich aus dieser Situation zu befreien. Kurzfristig wurde mein Preis auf 300 000 Dollar erhöht. Zur Überraschung bezahlte Reisdorf die Summe. Wenig später sass ich im Flugzeug in die Schweiz. Damit begann ein grosses Aben teuer – es sollte mein zweiter Wendepunkt wer den. Niemand begleitete mich, ich kannte die Sprache nicht. Ich lebte im Haus von Reisdorf, der sich rührend um mich kümmerte, mir aber nur Salat zu essen gab – weil ich gesund leben müsse. Als ich in Basel ankam, wog ich 74 Kilo gramm – einen Monat später waren es noch 64. Was mir aber am meisten Probleme berei tete, war die Kälte. Ich habe dauernd gefroren und mit Pullovern, Mütze und Wärmecreme im Gesicht trainiert. Schliesslich wechselte ich zum FC Porto – für 450 000 Dollar. Trotz der Kälte behalte ich Basel immer im Herzen. Ruedi Reisdorf ist ein Ehrenmann. Vom Erlös, den er am Schluss mit mir erzielt hatte, erhielt ich exakt die Hälfte: 75 000 Dollar. Reisdorf zahlte den Betrag auf ein Sperrkonto ein und versprach, das sei für die Erziehung und Ausbildung meiner Kinder. Ich erhielt das Geld samt Zinsen, als ich mich mit meiner Familie in Florida niederliess. Å Aufgezeichnet von Thomas Renggli Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY
35
DAS FIFA-R ANKING Rang Team
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 23 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 52 54 55 56 57 57 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77
36
→ http://de.fifa.com/worldranking/index.html
Rangveränderung Punkte
Spanien Deutschland Brasilien Portugal Argentinien Schweiz Uruguay Kolumbien Italien England
0 0 1 -1 2 2 -1 -3 0 1
1485 1300 1242 1189 1175 1149 1147 1137 1104 1090
Belgien Griechenland USA Chile Niederlande Ukraine Frankreich Kroatien Russland Mexiko Bosnien und Herzegowina Algerien Dänemark Elfenbeinküste Slowenien Ecuador Schottland Costa Rica Rumänien Serbien Panama Schweden Honduras Tschechische Republik Türkei Ägypten Ghana Armenien Kap Verde Venezuela Wales Österreich Iran Nigeria Peru Japan Ungarn Tunesien Slowakei Paraguay Montenegro Island Guinea Sierra Leona Norwegen Kamerun Mali Republik Korea Usbekistan Burkina Faso Finnland Australien Jordanien Libyen Südafrika Albanien Bolivien El Salvador Polen Republik Irland Trinidad und Tobago Vereinigte Arabische Emirate Haiti Senegal Israel Sambia Marokko
1 -2 1 -1 0 1 -1 2 -1 -1 4 3 0 -2 4 2 -5 6 3 0 4 -7 -3 2 4 -12 1 -5 3 1 6 -2 -6 0 -3 1 -2 1 -3 5 3 6 -1 17 0 -6 2 -2 -6 1 -9 -3 1 -2 0 4 1 1 3 -4 3 -5 4 -11 3 3 -1
1074 1064 1035 1026 981 915 913 903 893 882 873 858 809 809 800 791 786 762 761 745 743 741 731 724 722 715 704 682 674 672 644 643 641 640 627 626 624 612 591 575 574 566 566 565 562 558 547 547 539 538 532 526 510 498 496 495 483 481 474 473 470 460 452 451 444 441 439
T H E F I FA W E E K LY
Rang
01 / 2014
02 / 2014
03 / 2014
04 / 2014
05 / 2014
06 / 2014
1 -41 -83 -125 -167 -209
78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 90 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 110 112 113 114 115 116 116 118 119 120 120 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 134 136 137 137 139 140 140 142 143 144
Platz 1
Aufsteiger des Monats
Bulgarien Oman EJR Mazedonien Jamaika Belarus Aserbaidschan DR Kongo Kongo Uganda Benin Togo Gabun Nordirland Saudiarabien Botsuana Angola Palästina Kuba Georgien Neuseeland Estland Simbabwe Katar Moldawien Äquatorial-Guinea VR China Irak Zentralafrikanische Republik Litauen Äthiopien Kenia Lettland Bahrain Kanada Niger Tansania Namibia Kuwait Liberia Ruanda Mosambik Luxemburg Sudan Aruba Malawi Vietnam Kasachstan Libanon Tadschikistan Guatemala Burundi Philippinen Afghanistan Dominikanische Republik Malta St. Vincent und die Grenadinen Guinea-Bissau Tschad Suriname Mauretanien St. Lucia Lesotho Neukaledonien Syrien Zypern Turkmenistan Grenada
-5 3 0 0 1 2 4 7 0 10 1 -2 -6 -15 -1 1 71 -5 7 14 -5 -1 -5 -2 11 -7 -4 1 -2 -6 -2 0 -5 0 -10 9 6 -7 3 15 -4 -7 -3 35 0 -7 -6 -11 -5 -3 -3 11 -2 -5 -4 -7 50 31 -5 2 -4 2 -2 -6 -12 13 -8
Absteiger des Monats
425 420 419 411 397 396 395 393 390 386 383 382 381 381 375 364 358 354 349 347 343 340 339 334 333 331 329 321 319 317 296 293 289 289 284 283 277 276 271 271 269 267 254 254 247 242 241 233 229 226 221 217 215 212 204 203 201 201 197 196 196 194 190 190 189 183 182
144 146 147 148 149 149 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 164 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 176 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 190 192 192 192 195 196 196 198 198 200 201 202 202 204 205 206 207 207 207
Madagaskar DVR Korea Malediven Gambia Kirgisistan Thailand Antigua und Barbuda Belize Malaysia Indien Singapur Guyana Indonesien Puerto Rico Myanmar St. Kitts und Nevis Tahiti Liechtenstein Hongkong Pakistan Nepal Montserrat Bangladesch Laos Dominica Barbados Färöer São Tomé und Príncipe Swasiland Komoren Bermudas Nicaragua Chinese Taipei Guam Sri Lanka Salomon-Inseln Seychellen Curaçao Jemen Mauritius Südsudan Bahamas Mongolei Fidschi Samoa Kambodscha Vanuatu Brunei Darussalam Osttimor Tonga Amerikanische Jungferninseln Cayman-Inseln Papua-Neuguinea Britische Jungferninseln Amerikanisch-Samoa Andorra Eritrea Somalia Macau Dschibuti Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino Turks- und Caicos-Inseln
45 -9 6 -14 -3 -6 -9 -8 -8 -7 -8 -5 -5 -9 14 -7 -4 -12 -5 -5 -5 22 -5 5 -6 -9 -7 -5 5 10 -6 -8 -6 -7 -6 -8 -5 -5 -4 -4 16 0 0 -6 -6 0 -10 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 0 0 0 0 0 0 0 0
182 175 171 166 163 163 158 152 149 144 141 137 135 134 133 124 122 118 112 102 102 99 98 97 93 92 89 86 85 84 83 78 78 77 73 70 66 65 61 57 47 40 35 34 32 28 28 26 26 26 23 21 21 18 18 16 11 8 8 6 5 3 0 0 0
NET ZER WEISS ES!
DAS OBJEK T
Wie erklären Sie sich das frühe Ausscheiden von Spanien? Frage von Federico Martinez, Buenos Aires
Perikles Monioudis
N
Spanienkenner Günter Netzer 1971, zwei Jahre vor seinem Wechsel zu Real Madrid.
Sven Simon / imago, FIFA Sammlung
D
ie vielen Theorien über das vorzeitige Ausscheiden von Spanien sind interessant, aber wenig aufschlussreich. Man muss mit voreiligen Schlüssen aus der Ferne vorsichtig sein. Denn es gibt sie vermutlich nicht, die simple Erklärung, die sich nun alle wünschen. Die folgenschweren Niederlagen in den ersten zwei Gruppenspielen waren eine Ansammlung von vielen, vielleicht nur kleinen Fehlern. Diese müssen nun seriös analysiert werden – aber das können nur die Beteiligten selbst tun. Es geht in Spanien schon länger darum, den Generationenwechsel einzuleiten und dabei nichts vom Erfolg einzubüssen. Das ist nicht einfach, wie wir gerade miterleben. Trotzdem bin ich überzeugt, dass den Spaniern der Umbruch gelingen wird. Ich sehe, dass junge Spieler mit viel Potenzial nachrücken. Und es gibt erfahrene Spieler, die für das Gefüge weiterhin sehr wertvoll sind. Es wäre falsch, das ganze Team in Frage zu stellen, wie das einige
Medien derzeit tun. Wenn diese Mannschaft ihre neue Mischung findet, wird sie gestärkt zurückkehren und an der Europameisterschaft in zwei Jahren an der Spitze mitspielen. Ich vergleiche die Spielkultur der spanischen Nationalmannschaft gerne mit der von Bayern München. Beide Teams haben in den vergangenen Jahren grossartigen Fussball gezeigt. Schlussendlich bleibt es aber ihre grosse Aufgabe, dafür zu sorgen, dass den wunderbaren Kombinationen und Spielzügen auch Tore folgen. Klappt es mal nicht mit der Effizienz, ist das noch lange keine Bankrotterklärung. Å
icht nur während der Fussball-Weltmeisterschaft denkt und atmet die halbe Welt – oder mehr als die halbe Welt – Fussball. Der Rhythmus des Lebens nach einem Spielplan ist für viele Menschen – die nicht einmal besonders grosse Fussballfans sein müssen – alle vier Jahre für die Dauer eines Monats Realität. Freudig ist diese Realität dann, wenn das bevorzugte Team die Erwartungen erfüllt und Weltmeister wird – oder eben die K.-o.-Phase oder das Viertelfinale erreicht, je nach A mbition des Verbands. In der eigenen Hand liegt das Schicksal eines Teams nur für ein paar wenige – für die Trainer, für die Spieler. Sie können sehr wohl etwas für ihren Erfolg tun – der Zuschauer zu Hause nicht. Hoffen und Bangen nicht mitgemeint, sind die Zuhausegebliebenen dazu verdammt, sich das Spiel in den Medien zu G emüte zu führen und der Dinge, die da kommen, zu harren. Ganz anders verhält es sich beim Spiel mit dem oben abgebildeten Kasten (Master Football Game, Master Vending Machine Co. Ltd., London, 1950er-Jahre) aus der Sammlung der FIFA. Hier kann der Zuschauer aktiv werden – als Spielerin oder als Spieler. Vor der imposanten, wenn auch gemalten Kulisse stehend, betätigt der oder die Spielende die Spannvorrichtung rechts am Kasten – simuliert wird dabei der stramme Schuss des gemalten Spielers in Rot und Weiss – und schleudert einen bunten hölzernen Ball in den Zenit, bevor der Ball sich möglichst ins “Netz” senkt und je nachdem für einen bis drei Punkte gut ist. Dieses Spiel lässt sich natürlich auch zu zweit und in der Gruppe geniessen – ganz so wie die WM. Å
Was wollten Sie schon immer über Fussball wissen? Fragen Sie Günter Netzer: feedback-theweekly@fifa.org T H E F I FA W E E K LY
37
The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) Internet: www.fifa.com/theweekly
FIFA - R ÄT SEL - CUP
Sepp überreicht, Didier jubelt, Lionel sieht nichts und James will’s wissen – raten Sie mit!
Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Tel. +41-(0)43-222 7777 Fax +41-(0)43-222 7878 Präsident: Joseph S. Blatter
1
Wann war das letzte Mal, dass Sepp Blatter den Cup nicht überreichte?
Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio Chefredakteur: Perikles Monioudis
J
P
S
W
Redaktion: Thomas Renggli (Autor), Alan Schweingruber, Sarah Steiner Art Direction: Catharina Clajus
2
Bildredaktion: Peggy Knotz
“Ciao Claudio, wo war denn schon mal ein WM-Finale?” fragt James seinen Club-Trainer. Der antwortet ganz richtig: “Naturalmente ...
Produktion: Hans-Peter Frei
A E I T
Layout: Richie Krönert (Leitung), Marianne Bolliger-Crittin, Susanne Egli, Mirijam Ziegler
... Milano” ... Monaco” ... Mosca” ... Monterrey”
Korrektorat: Nena Morf, Kristina Rotach Ständige Mitarbeitende: Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn
3
Schattenwurf bei einem WM-Spiel 2014 – in welchem Stadion?
A Rio de Janeiro L Belo Horizonte E Brasília P São Paulo
Mitarbeit an dieser Ausgabe: Lefteris Coroyannakis, Lucie Clement, Bernd Fisa, Dominik Petermann, Alissa Rosskopf, Andrew Warshaw Redaktionssekretariat: Honey Thaljieh Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub
4
In welchem WM-Endspiel hätte es bei einem Unentschieden nach 120 Minuten ein Wiederholungsspiel gegeben?
Übersetzung: Sportstranslations Limited www.sportstranslations.com Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch Kontakt: feedback-theweekly@fifa.org
Getty Images
Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.
A
P
T
O
Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: GAAL Ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly Inspiration und Umsetzung: cus
Bitte senden Sie das Lösungswort bis Mittwoch, 16. Juli 2014, an die E-Mail-Adresse feedback-theweekly@fifa.org Die korrekten Lösungen für alle seit dem 13. Juni 2014 erschienenen Rätsel nehmen im Januar 2015 an der Verlosung einer Reise für zwei Personen zum FIFA Ballon d’Or am 12. Januar 2015 teil. Vor Einsendung der Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind: http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140613_german_german.pdf T H E F I FA W E E K LY
39
F R A G E N S I E T H E W E E K LY
UMFR AGE DER WOCHE
Welches Team gewinnt die FIFA-Fair-Play-Auszeichnung?
Ich leite als Schiedsrichter Juniorenspiele und interessiere mich für den Markierungsspray. Wo kann ich ihn kaufen? Horst Wenig, Hamburg
Vor vier Jahren wurde Spanien als fairstes WM-Team aus gezeichnet. Welche Nation macht 2014 das Rennen (nur Mannschaften, die sich für das Achtelfinale qualifiziert haben)? Stimmen Sie ab unter www.fifa.com/newscentre
ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE Welcher junge Spieler sollte Ihrer Meinung nach den “Hyundai Young Player Award” gewinnen?
53% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Andere 20% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Memphis Depay (NED) 19% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Paul Pogba (FRA) 6% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Romelu Lukaku (BEL) 2% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Raphaël Varane (FRA)
8
Z AHLEN DER WOCHE
100
Länderspiele hat Didier Drogba nun für die Elfenbeinküste absolviert. Der 36-jährige Stürmer feierte sein Jubiläum bei der 1:2-Niederlage gegen Bosnien-Herzegowina mit einem Freistoss treffer, mit dem er seinen nationalen Rekord auf 64 Tore steigerte. Drogba ist der dritte Spieler im
114 Länderspiele hat Lukas Podolski bereits bestritten.
WM-Kader der Elfenbeinküste,
Tore in seinen letzten acht Spielen für Oranje hat
Damit rückt der Stürmer vom FC Arsenal erneut
der die 100er-Marke erreichte.
Robin van Persie erzielt. Der niederländische
etwas näher an die einzigen beiden Spieler heran,
Vor ihm liegen noch Kolo Touré
Kapitän ist unter Louis van Gaal ein Musterbei-
die noch vor ihm liegen, nämlich Miroslav Klose
(106) und Rekordnationalspie-
spiel an Konstanz: In den 16 Spielen unter dem
mit 132 Länderspielen und Rekordnationalspieler
aktuellen Nationaltrainer hat er 14 Tore erzielt.
Lothar Matthäus mit 150.
ler Didier Zokora (119).
Getty Images, Afp, imago (3)
In Nord- und Südamerika, wo der Spray in der Major League Soccer sowie in den brasilianischen und argentinischen Meisterschaften schon etabliert ist, gibt es ein breites Angebot – in Asien ebenfalls. Online kann man den Spray sowie den dazugehörenden Gürtel bestellen. Der Spray, dessen Inhalt für eine 40 Meter lange Linie reicht, kostet rund 15 US-Dollar – der Gürtel um die 40 US-Dollar. In Europa ist es schwieriger. Dem Vernehmen nach wollen eine deutsche und eine englische Firma als Produzenten ins Geschäft einsteigen. Noch sind aber keine Lizenzen vergeben. Im Notfall kann auch Rasierschaum verwendet werden. Um den Rasen zu schonen, empfiehlt sich ein Produkt ohne Parfumzusatz … (thr)