The FIFA Weekly Ausgabe #33

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NR. 33/2015, 21. AUGUST 2015

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

Ernährung im Fussball

FOODBALL

NEYMAR ROBINHO WAR MEIN GROSSER HELD

SEPP BLATTER FANS MÜSSEN RESPEKT ZEIGEN

CLUB LICENSING DIE FRÜCHTE DER GUTEN ADMINISTRATION W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY


D I E W O C H E I M W E LT F U S S B A L L

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Türkei Die drei Spitzenklubs Fenerbahçe, Galatasaray und Beşiktaş rüsteten für die neue Saison kräftig auf und träumen von glanzvollen alten Zeiten.

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Klub-Lizenzierungssystem Mit ihrem Standardisierungsprogramm möchte die FIFA die Entwicklung des Klubfussballs stärken. Club América gilt als Vorzeigeverein.

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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com

Foodball Der Körper ist das Kapital eines jeden Fussballers. Dass es für die richtige Ernährung nicht immer nur Nudeln sein müssen, weiss Holger Stromberg, Koch der deutschen Nationalmannschaft, und verweist auf die Notwendigkeit abwechslungsreicher Nahrung. Sarah Steiner über Energiehaushalte, Wasserspeicher und den kulinarischen Schlüssel zum Erfolg.

S epp Blatter “Die Zuschauer können sich über das Gebotene ärgern, sie können pfeifen, und sie können das nächste Mal zu Hause bleiben. Aber sie dürfen niemals ins Geschehen eingreifen”, sagt der FIFA-Präsident in seiner wöchentlichen Kolumne.

Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com

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Keine Grenzen Blinden- und Zerebralparese-­ Fussball begeisterte in Toronto. (Im Bild: Ricardinho)

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Neymar Der brasilianische Superstar über Vorbilder, Freunde und Traumtore.

George Coppock / Getty Images

The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos verfügbar. http://de.fifa.com/mobile 2

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U17-Weltmeisterschaft 17. Oktober – 8. November 2015, Chile

Suhaimi Abdullah / Getty Images, Pedro Paulo Ferreira / FotoArena

Foodball Was essen Profifussballer? Bestimmt ab und zu auch einen Apfel!


D I E W O C H E I M W E LT F U S S B A L L

Europa 54 Mitglieder www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com

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All-Star-Team 23 Spielerinnen der WM 2015 in Kanada schafften es in die All-StarAuswahl. (Im Bild: Megan Rapinoe (r.) und Heather O’Reilly)

Schueler / Eibner-Pressefoto, Stuart Franklin / FIFA via Getty Images

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Deutschland Borussia Dortmund setzt beim Bundesligaauftakt ein Ausrufezeichen. (Im Bild: Marco Reus)

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UNCOVERED

Mahlzeit! D

er deutsche Philosoph Ludwig Feuerbach (1804 – 1872) dribbelte seine Gedanken durch die Geistesgeschichte, schlug Haken, schnell und wendig wie ein Fussballer – obwohl doch der Fussball erst ein Jahr nach dem Tod des Gelehrten den Weg in die deutschen Lande fand. “Der Mensch ist, was er isst’’, lautet eine von Feuerbachs Maximen. Hätten die Profifussballer doch schon viel früher auf ihn gehört! Fussballer essen heute äusserst bewusst, lassen sich in Ernährungsfragen beraten, helfen und anleiten. Sie wissen, dass “sie sind, was sie essen.” Und sie wissen, dass das nicht nur am Tisch stimmt, sondern eine Lebensauffassung beschreibt, eine gesamtheitliche Einstellung, die Einsicht, sich gesund ernähren zu müssen. Ab Seite 6 läuft Ihnen das Wasser im Munde zusammen! Å

Mario Wagner / 2Agenten

Perikles Monioudis

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Kavel Rafferty / Die Illustratoren

FUSSBALL UND ERNÄHRUNG

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FUSSBALL UND ERNÄHRUNG

ZU TISCH!

Eine gesunde Ernährungsweise ist heute im Fussball selbstverständlich. Was genau darunter zu verstehen ist, beschreibt Sarah Steiner. Mit Illustrationen von Kavel Rafferty.

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u bist, was du isst!” Die Aussage des deutschen Philosophen Ludwig Feuerbach ist zwar über 150 Jahre alt, an Bedeutung hat sie aber bis heute nicht verloren. Auch nicht im Fussball. Der Spieler muss Leistung bringen und ­damit er dazu fähig ist, braucht er Energie. Dieser einfache Rückschluss bezieht sich aber auf weit mehr als nur auf das ­Essen. Arsenal-Trainer Arsène Wenger sagte einmal treffend: “Essen ist wie Treibstoff. Wenn du dein Auto mit dem ­falschen auftankst, fährt es nicht.” Ähnlich verhält es sich mit dem Körper. Durch Ernährung versorgt ihn der Spieler mit den lebenswichtigen Stoffen, d amit er funktionieren kann. Der Körper ­ wiederum ist das wichtigste Kapital des Spielers. Kein Wunder also nimmt die Ernährung im Spitzenfussball eine enorm wichtige Rolle ein. Wer sich richtig ernährt, erholt sich b esser, kann sein ideales Körpergewicht ­ ­halten und verringert das Verletzungsrisiko. Doch das war nicht immer so. Früher galt Schnitzel mit Pommes frites als guter Energielieferant. Und auch das Bier nach dem Spiel durfte oft nicht fehlen. Heute ist solches beinahe undenkbar.

Fussball ist eine Ausdauersportart. Der Spieler befindet sich im Normalfall zu mehr als 70 Prozent in einer Belastungsphase von niedriger Intensität. Doch die Herzfrequenz und die Körpertemperatur weisen darauf hin, dass der Energiebedarf trotzdem hoch ist. Dies liegt an den intervallartigen Höchstleistungs­ einheiten. Zwischen 150 und 250 solcher Einheiten leistet ein Spieler pro Partie. Er läuft 10 bis 15 Kilometer, davon im Durchschnitt 600 Meter im Voll­sprint, 2,4 Kilometer mit hoher Intensität. Über die gesamte Spieldauer liegt der Herzschlag bei 85 Prozent der maximalen Frequenz, der S ­auerstoffbedarf steigt auf 70 Prozent der ­maximalen Aufnahmekapazität. 1800 Kilo­k alorien (kcal) verbraucht ein 75 Kilogramm schwerer Spieler durchschnittlich. Höchstleistung also! Mehr als nur Pasta Wie wichtig die richtige Ernährung ist, weiss auch Holger Stromberg. Seit acht Jahren ist er der Koch des deutschen Nationalteams. Im Juli 2014 feierte er mit ihr den Weltmeistertitel. “Als Oliver Bierhoff 2006 auf mich zukam und mich fragte, ob ich für die deutsche Nationalmannschaft kochen möchte, war mir ein Umdenken wichtig. Ich wollte nicht nur der Koch sein, der die Pasta aufwärmt, sondern dem Part Ernährung einen höheren Stellenwert beim Fussball verschaffen”, sagt der 43-Jährige. Und Holger T H E F I FA W E E K LY

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Stromberg hat es geschafft. Dahinter steckt eine minutiöse Planung und Ware von höchster Qualität. Die Spieler wissen dies zu schätzen. “Fussballer bekommen schon von Kindheit an Pasta, Pasta, Pasta. Heute ist das die Abteilung Beilage. Daher freuen sie sich über neue Alternativen, denn für die tägliche Zufuhr an Kohlenhydraten braucht es nicht unbedingt immer Nudeln. Auch ein Graupensalat oder Couscous ist ganz wunderbar geeignet”, so Stromberg.

Kohlenhydrate nehmen in der ausgewogenen Ernährung von Spitzensportlern den grössten Bestandteil ein. Um einwandfrei zu arbeiten, braucht unser Körper bestimmte Nährstoffe. Das sind neben den Kohlenhydraten in grösseren Mengen Eiweiss und Fette als Grundbaustoffe sowie in kleineren Mengen ­Vitamine, Mineralien und Spurenelemente als Vitalstoffe, die vom Stoffwechsel so umgebaut werden, dass daraus Zellen, Gewebe, Knochen

Michael Agel

Schneiden, braten, rühren Lukas Podolski (l.) mit Holger Stromberg, Koch der deutschen Nationalmannschaft.

Fussballer begeistern mit ihrer Disziplin im Training, ihrer Dynamik auf dem Platz sowie ihrem Sinn fürs kreative und schöne Spiel. Gleichzeitig sorgen sie aber auch immer wieder für kulinarische Anekdoten am Rande des Fussball­ feldes. Mit einer kleinen Auswahl an Ess- und Trinkgeschichten tauchen wir ein in eine Welt, in der trotz Ernährungs­ plänen auch einmal zu einem fettigen Burger gegriffen werden dar f, Bananen und Kaffee eine bedeutende Rolle spie­ len und das Finale im europäischen ­L andesmeisterpokal 1969 durch einen vergessenen Kaugummi entschieden wurde. 8

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FAST-FOOD-GELÜSTE “Trainer, wir würden so gerne ein paar Burger essen.” Der Wunsch der dänischen Nationalelf vor dem EM-Halbfinale 1992 wurde tatsächlich erhört. Geschadet hat der Stopp im Fast-FoodLokal offenbar nicht, denn die Dänen wurden überraschend Europameister.

DER GESCHMACK DER HEIMAT Es war einmal der fünftgrösste Bananen-Exporteur der Welt, dessen Nationalmannschaft die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien er folgreich bestritten hatte. Das Team aus Ecuador bezog seine Unterkunft im Land des Gastgebers und hatte bei der Zusammenstellung des Essens nur einen Wunsch: Bananen! Die Hotel-Angestellten wurden gebeten, den Spielern jeden Tag einen frisch gefüllten Korb aufs Zimmer zu bringen. Aber Vorsicht! Brasilianische Bananen waren nicht erwünscht, das Glücksbringer-Obst sollte vielmehr aus der geliebten Heimat geliefert werden.

Illustrationen: Kavel Rafferty / Die Illustratoren

KULINARISCHE HÄPPCHEN AUS DER WELT DES FUSSBALLS


FUSSBALL UND ERNÄHRUNG

“Ich wollte nicht nur der Koch sein, der die Pasta aufwärmt, sondern dem Part Ernährung einen höheren Stellenwert beim Fussball verschaffen.” Holger Stromberg

Marc Attkins / Offside

Prost! Die Regulierung des Flüssigkeitshaushaltes ist bei körperlicher Anstrengung von grösster Bedeutung.

und Muskeln aufgebaut und repariert werden und vor allem Energie entsteht. Zudem brauchen wir Nährstoffe fürs Immunsystem. In der optimalen Zusammenstellung dieser Bausteine liegt der Schlüssel zum Erfolg. Je nach Tag ­variiert dieser Mix, denn ob der Spieler trainiert oder aber ein Spiel bestreitet, hat Einfluss auf die Energieversorgung. Grundsätzlich gilt: Lädt der Spieler seinen Energiespeicher nur unzureichend auf, leidet er an Erschöpfung,

FARBENFROHER PASTA-GENUSS Grün, weiss, rot: Die Farben der italienischen Flagge sind bei den Azzurri auch in Bezug auf das Essen Programm. Grünes Olivenöl, weisse Pasta, rote Tomaten: Fertig ist laut Team-Ernährungsberaterin Elisabetta Orsi die per fekte Mahlzeit vor dem Spiel.

FUSSBALL, WURST — HAUPTSACHE ERFOLGREICH Auf Nummer sicher in Sachen Zukunftsplanung ging Uli Hoeness. Neben seiner Managerkarriere beim FC Bayern gründete er 1985 seine eigene Fleischfabrik. Mit Er folg: Täglich werden bis zu vier Millionen Hoeness-­ Würste verkauft. Übrigens: Auch Ferenc Puskas kannte sich in diesem Metier aus. Sein Vater war Metzger.

kann nicht oder nur ineffizient trainieren und erhöht sein Verletzungsrisiko. 23 Profis, 23 Lieblingsspeisen Auch wenn die Grundbedürfnisse an Nahrung für alle dieselben sind, sind die Geschmäcker der Spieler trotzdem verschieden. Der individuelle Bedarf hängt zudem stark von der Position, der körperlichen Verfassung sowie der taktischen Rolle im Team ab. Und natürlich hat

ENERGIEZUFUHR AUF AUSTRALISCH “Nicht ohne meinen Kaffee” lautete bei der WM 2014 in Brasilien das Motto des australischen Teams. In der Nähe der Zimmer wurde eine Kaffeemaschine aufgebaut, um das Bedür fnis der Spieler nach Koffein zu stillen und sie für die kommenden Aufgaben fit zu machen; eine Zeitung dazu, und der Spieltag konnte kommen.

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Energiezufuhr Auch Pelé achtete auf seine Ernährung.

Liebeserklärung Dominic Oduro bringt seine Pizza-Leidenschaft zum Ausdruck.

IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT Die richtige Vorbereitung ist der Schlüssel zum Er folg. Torhüter Pepe Reina ver folgt deshalb sein eigenes Ritual: zwei Schinken-Käse-Toasts und ein Glas Wein am Vorabend eines jeden Spiels. Daraufhin kann er gut schlafen und steht am nächsten Tag ausgeruht zwischen den Pfosten. 10

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DELIKATER TROPFEN Während seiner Karriere muss er weitestgehend auf Alkohol verzichten, aber er kann ihn stattdessen ja herstellen! Andrés Iniesta vom FC Barcelona besitzt in seinem Heimatort ein eigenes Weingut. Seinem Anspruch nach Per fektion will er auch beim Keltern gerecht werden: Er produziert edle Spitzenweine für Nobelrestaurants.

auch jeder Spieler seine persönlichen Vorlieben. “Es gibt keinen Masterplan. 23 Profis ­haben 23 und mehr Lieblingsgerichte. Der eine mag gern Fleisch, der andere lieber Fisch oder Gemüse, und manch einer hat einen süssen Zahn, der auch zum Zug kommen will”, sagt Stromberg. Der Spitzenkoch ist überzeugt: “Sich auf Dauer gesund zu ernähren, funktioniert nur, wenn das Essen auch schmeckt.” Glückliche Profis, die sich vom Deutschen bekochen lassen dürfen. Doch nicht immer ­geniessen die Spieler diesen Service. In der spielfreien Zeit nimmt der Fussballer die Mehrheit seiner Mahlzeiten ohne die Mannschaft ein. Vor allem für junge Spieler ist das eine Herausforderung. Oft gerade erst von zu Hause ausgezogen, haben sie zu wenig Erfahrung mit dem Kochen und mit gesunder Ernährung. Viele Klubs legen darauf seit einigen Jahren ein spezielles Augenmerk. Koch- und Einkaufskurse sind im Trainingsalltag der Jungen integriert. Wichtig ist aber auch die Flüssigkeitsversorgung. Denn der Körper reagiert bei erhöhter Anstrengung mit Schwitzen, um die Körpertemperatur zu senken. Dies führt nicht nur zu einem Flüssigkeitsverlust, sondern auch zu einem Verlust an Salzen. Im Ernstkampf kann die Energie- und Flüssigkeitszufuhr vor allem in der zweiten Halbzeit spielentscheidend sein, denn ist ein Spieler ausreichend mit Energie versorgt, kann er sein Geschick und sein Urteilsvermögen erhalten. Es gilt, bis zum Ende Höchstleistungen abrufen zu können. Denn viele Spiele werden in den letzten Minuten entschieden. “Nach dem Spiel ist vor dem Spiel” Auch wenn der viel zitierte Satz von Sepp Herberger kaum auf die Ernährung abzielte, so beschreibt er doch sehr genau die Anforderung

MENÜ À LA RONALDO Was isst Weltfussballer Cristiano Ronaldo am liebsten? Laut Hélio Loureiro, Koch der portugiesischen Nationalmannschaft, gehören das Fischgericht Bacalhau à Brás, Risotto, Polenta und vegetarische Suppen dazu. Ernährung ist Ronaldo wichtig, denn er ist überzeugt: “Man kann ein fantastisches Talent haben, aber wenn man die Regeln nicht befolgt, wird man nicht der Beste sein.”

Popperfoto / Getty Images, Rick Osentoscki / USA TODAY Sports

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an sie. Erholung ist Teil der Vorbereitung auf das nächste Spiel. Der Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sowohl das Wasser, als auch die Salze müssen ersetzt werden. Aber auch der Kalorienbedarf muss wieder gedeckt werden. “Nach dem Spiel sollten die Kohlenhydratspeicher so schnell wie möglich aufgefüllt werden. Am besten innerhalb der ersten 45 bis 60 Minuten, zum Beispiel mit Nudeln oder auch mit einem Snack oder mit Haferflocken-Bananen-Shakes, die den Bedarf ebenfalls decken”, sagt Holger Stromberg. Auch nach dem WM-Finale kümmerte sich der Koch um das leibliche Wohl ­seiner Schützlinge. “Klar war erst mal natürlich nicht ans Essen zu denken. Nach 45 Minuten kamen aber die Ersten und hatten Hunger”, sagt Stromberg. Nudeln mit Tomatensauce standen da schon bereit.

“Sich auf Dauer gesund zu ernähren, funktioniert nur, wenn das Essen auch schmeckt.”

Illustration: C2/Kristina Rotach

Holger Stromberg Milchreis mit Reismilch Die WM in Brasilien war für alle Teams eine ­Herausforderung. Auch in Sachen Klima. Die Hitze und die Feuchtigkeit des Landes hatten auch einen Einfluss auf die Ernährung der Spieler. Eine Überhitzung kann lebensbedrohlich sein und tritt schon bei einer Erhöhung der Körpertemperatur um zwei bis drei Grad ein. Ist das Klima zu feucht, kann der Schweiss nicht von der Luft aufgenommen werden und bleibt am Körper haften. Es gilt hier, auf eine zusätzliche Flüssigkeitsaufnahme zu achten. Auch Suppen

DIE MACHT DES ABERGLAUBENS Kaugummi kauen erlöst den Raucher und kann als Nikotinersatz fungieren. Die Beschäftigung der Zähne beruhigt die Nerven. Geht es nach dem abergläubischen Johan Cruyff, dann können Kaugummis tatsächlich auch zum Sieg führen. Der ehemalige Spieler von Ajax Amsterdam hatte vor jeder Partie ein äusserst ungewöhnliches Ritual: Kurz vor Anstoss schlug er Torhüter Gert Bals in den Magen und spuckte danach seinen Kaugummi in die gegnerische Hälfte. Erst dann konnte das Match für ihn starten. Was passiert, wenn das Ritual nicht traditionsgemäss durchgeführt wurde, er fuhr Cruyff am Abend im Europapokal der Landesmeister gegen die AC Milan im Jahr 1969. Er schlug wie immer seinem Torwart in den Bauch, doch als er sich seines Kaugummis entledigen wollte, kam der Schock: Cruyff hatte ihn tatsächlich vergessen – und die Partie ging prompt 1:4 verloren.

VERRÜCKT NACH PIZZA Miroslav Klose machte den Salto, die Kolumbianer tanzten: Der Torjubel bietet allerlei Möglichkeiten. Dominic Oduro von Columbus Crew sorgte nach seinem Treffer in der MLS-Partie gegen Chicago Fire für kulinarische Feierbilder. Er rannte zur Seitenlinie, schnappte sich einen Pizzakarton und verzehrte ein Stück des Inhalts. Seine Liebe ging gar so weit, dass er sich sein Leibgericht ins Haar rasierte.

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Tour de France, 1921 Die Schweizer Henri Collé und Charles Parel legen im Dörfchen Dalstein eine Pause ein.

Ein Bier, bitte Das praktische Sandwich wurde einst in der Not geboren – bei einer nächtlichen Partie Cribbage. Für eine gute Konzentration schwört Schachweltmeister Carlsen hingegen auf Orangensaft. Und die Radprofis von früher auf Bier und Wein.

Gefürchteter Hungerast Der Mann spielte fürs Leben gern Cribbage, ein Kar tenspiel f ür z wei Per sonen. Eine s Nacht s im Jahr 1762 hielt eine Glückssträhne so lange an, dass er sich z wei Weissbrot schei ben mit Roastbeef und Mayonnaise bestellte. Weil die Zwisc henmahlzeit so wunder bar schmeckte und wenig kostete, ernähr te er sich während seines Gehirnspor t s nur noch davon.

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Weis sbr ot mag in Mengen unge sund s ein. A b e r We i z e nm e hl h a t in d e r N o t e t wa s ­G ute s: E s f ühr t zu einem sc hnellen A ns tieg d e s Blu t z u c ke r spie g e l s . A u s g e r e c hn e t im du r c h s t r u k t u r i e r t e n Ra d s p o r t u n t e r l äu f t den Prof is heute noc h der Fehler, sic h wäh rend de s Fahrens nic ht zu er nähren. Verge s sen zu e s sen wir k t sic h f atal aus. Jan Ullr ic h beispielsweise hät te am 27. Juli 1998 ein Stüc k Weis sbrot oder eine Banane vor dem Auf s tie g sehr gut ge tan. Er hät te d ann m ö glic he r weis e die Tour d e Fr anc e ­g ewonnen. A ls der Hungeras t aber einset z te, war e s zu spät . Ullr ic h f ing an zu zit ter n, weil sein Kör p er unter kühlt war. Er b ekam R inge unter den Augen und büs s te Minute um Minu t e ein. Vor ne f uhr R i vale Mar c o ­P antani davon. Ullr ic h ver lor an die sem Tag nicht nur das Gelbe Tr ikot, sonder n auch die Tour de Franc e. E s war die bit ter s te Nieder lage seiner Kar r iere. D er Hunger as t , auc h “ der Mann mit dem Hammer ” genannt, hat in den let z ten Jahr zehnten an Be deu tung gewonnen, weil die Intensi tä t im Aus dauer sp or t zugenommen hat . Man kann e s sich im moder nen Radspor t oder Langlauf nicht mehr leis ten, kur zer hand eine mehr minütige Tr ink- oder E s senspause einzulegen. A n der Tour de Franc e war e s bis

in die 1970 er - Jahre üblich, das s die Fahrer, wenn sie denn Dur s t hat ten, eine K neipe auf suchten und dor t eine Flasche Bier oder Wein ­b e s tellten. Die W ir te r ichteten sich für die se s P r oze der e währ end der Rundf ahr t ein und s c hr ie b e n e inf a c h die St ar t numm e r n d e r ­F ahrer auf. A bgerechnet wurde am Schlus s. Begleit f ahr zeuge gab e s schon damals, aber sie hat ten nicht die Er laubnis, die Radprof is zu üb er holen und sie mit L eb ensmit teln zu ver sor gen. Ein F ahr er heute ver zehr t wäh rend der ganzen Tour übr igens 30 K ilogramm Kar tof f eln und 75 Bananen. Leichte Kost beim Schach Am Schachbret t ist die Nahrungszufuhr ­w e nig e r au s gie big. D or t häl t m an die K on z e n t r a t i o n i n d e r Re g e l m i t K a f f e e , Te e o d e r Mine r alwas s e r au f r e c ht . D au e r t eine Par t ie m al läng e r, e s s e n die Spie le r O b s t o d e r g e t r o c k n e t e Fr ü c h t e . D e r N o r we g e r Ma gnu s C ar l s e n t r ink t währ e nd d e s Spie l s au s s c hli e s s li c h r e in e n O r an g e n s a f t . D e r 24 - Jähr ige gil t als der b e s te S c hac hspieler d e r G e s c hic h t e un d h ­ a t t e s c h o n al s K in d spezielle Essgewohnheiten. Er ass stat t mi t d e r F amili e am T i s c h o f t n e b e n d e m S c ha c hb r e t t . Alan Schweingruber

AFP / PRESSESPORTS

Nicht alle Ger ichte sind komplizier t und auf die kör per lic hen Bedür f nis se per f ek t abge s timmt . Das Sandwich is t eine eher pr imitive K reation. Geteilte s Brötc hen, But ter, Salat, z wei Scheiben Käse oder Fleisch, f er tig. W ie all die elo quenten F er ns ehkö c he ha t auc h der Br ite Jamie Oliver ver sucht, von ihm k re ier te Sandwichs zu kultiv ieren. Das is t ihm ganz gelungen. A ngereic her t mit K räuter n, Meer re t tic h oder einem Rump s teak sc hme cken sie kös tlich, sind aber meilenweit vom simplen Or iginal ent f er nt . Das eigentlic he Sandwich wurde Mit te de s 18. Jahr hunder t s er f unden. Und natür lich, wie bei allen Er f in dungen, s treitet man sich heute noch dar ü b e r, we r e s d e nn w ir k lic h e r f un d e n h a t . Durchge set z t hat sich die Ge schichte eine s b r i t i s c h e n D ip l o m a t e n n am e n s S ir J o hn ­M ontagu, v ier ter Ear l of Sandwich.


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und Tomatensaft sind zu empfehlen, da sie gute Salzlieferanten sind. Stromberg rechnete bei solchen klimatischen Bedingungen mit fünf ­Liter Wasser pro Tag und Spieler, an Spieltagen gar mit zwei Litern mehr. Zudem hat der Koch an der WM auch die Nahrungsmittel umgestellt und sagt: “Auf Milchprodukte habe ich wegen des heissen Klimas verzichtet.” Die Nationalmannschaft musste aber trotzdem nicht auf eines ihrer Lieblingsgerichte verzichten. “Milchreis gab es natürlich auch am Spieler-­ Büfett. Die Spieler mögen ihn einfach. Zudem ist er eine Art Glücksbringer der Mannschaft. ­Daher bin ich in der Zubereitung auf Reismilch ausgewichen. Das war eh gut. Denn tierische Fette belasten besonders bei Hitze den Körper, weil er viel Energie aufwenden muss, um sie zu verdauen. Die Spieler haben sich ohne Milch­ produkte viel besser gefühlt.”

Franck Fife / AFP

Escribanos “Zaubertrank” Nicht nur die Deutschen haben mit Holger Stromberg einen absoluten Profi an ihrer Seite. Auch im Klubfussball wird die Ernährung ­immer professioneller. Vor allem der Spanier Antonio Escribano gilt als Koryphäe auf diesem Gebiet. Der Spezialist für Sporternährung hat schon viele Klubs beraten, darunter Atlético Madrid, Tottenham Hotspur und den FC Sevilla. Eine Geschichte aus dem Jahr 2006 ist den Spielern von Schalke 04 noch in bester Erinnerung. Denn sie glauben zu wissen, woran es lag, dass sie in der Verlängerung des ­U EFA-Cup-Halbfinales gegen Sevilla verloren. Escribano hatte den Spaniern einen “Zaubertrank”, bestehend aus Bananen, Orangen, Äpfeln, Pfirsichen und Melonen sowie zwei Prozent Fructose, eingeflösst – das Ganze wurde in Milch oder Wasser aufgelöst. Escribano selber wollte hingegen nichts von e­ inem Zauber

wissen. Er habe lediglich ermittelt, wie viel Energie die Spieler in welcher Situation exakt benötigen und aufgrund dieses Wissens sein Getränk zusammengestellt. Dieses sei ja auch in der Herstellung günstiger als all die isotonischen Sportgetränke, die es zu kaufen gibt. Neben den isotonischen Sportgetränken wurden zahlreiche Sportnahrungsmittel entwickelt, um dem Körper eine bestimmte Menge an Energie und Nährstoffen in einer leicht zu konsumierenden Form zuführen zu können. Dies kann sehr wertvoll sein, um die speziellen Bedürfnisse eines Spielers in Situationen zu befriedigen, in denen gewisse Lebensmittel nicht verfügbar oder unpraktisch zu konsumieren sind. Dies ist häufig kurz bevor, während oder nach einer Trainingseinheit der Fall. Es gibt aber auch zahlreiche Sportnahrungsund Ergänzungsmittel zu kaufen, deren Wirkung nicht ausreichend e ­ rforscht ist. Oftmals weisen die Hersteller nicht alle Inhaltsstoffe auf der Packung aus, oder aber die Produkte werden unter mangelnden hygienischen Bedingungen hergestellt. Entsprechend weist die FIFA ihrem Leitfaden “Ernährung und Fussball” auf Gefahren hin: “Ein Spieler muss sich des Grundsatzes der vollumfänglichen Haftung bewusst sein, wonach er für alles, was er isst und trinkt, verantwortlich ist. Unwissenheit ist keine akzeptable Entschuldigung für einen positiven Dopingtest. Alle Nahrungsergänzungsmittel sollten von einem Arzt geprüft und, wenn auch nur der geringste Zweifel besteht, nicht verwendet werden.” Å

Die Rezepte auf Seite 11 stammen aus Holger Strombergs “Das Kochbuch der Nationalmannschaft” (Hamburg 2014, Edel Books, 17.95 Euro).

Die Qual der Wahl Das französische Frauen-Nationalteam verpflegt sich am Buffet. T H E F I FA W E E K LY

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BLICK IN DIE LIGEN

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Deutschland: Erste Bundesliga

Ist die BVB-“Gier” zurück? Perikles Monioudis ist Chef­ redakteur von The FIFA Weekly.

Mit dem 5:0 des Deutschen Meisters FC Bayern München gegen den in den vergangenen Jahren akut abstiegsbedrohten Hamburger SV hatte die Bundesliga am 14. August ihren Start genommen – bevor einen Tag später die weiteren Favoriten auf die ­Meisterschaft auf den Plan traten.

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suchten kombinationsreich und fanden inspiriert die Lücken in der Abwehr-Viererkette Gladbachs, die Trainer Favre in den Innenpositionen für viele überraschend mit zwei jungen Spielern besetzt hatte. Spätestens nach dem vierten Treffer aber nahm der BVB ein klein wenig den Druck vom Gegner, ohne dass die Fohlen daraus auch nur annähernd hätten Kapital schlagen können. Der erfolgsbesessene, akribische Tuchel zeigte sich nach der Partie froh darüber, dass sein

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Team “in den Zweikämpfen keinen Millimeter hergegeben und das Tempo hochgehalten” habe. So mancher fragt sich in Deutschland nun, ob die medial viel bemühte “Gier” nach dem Erfolg beim BVB wieder zurückgekehrt sei. Trainer Tuchel weiss sich grosser Erwartung allerdings zu erwehren: “Wir wissen, was wir leisten und was wir nicht leisten können.” Eines lässt sich aber jetzt schon sagen: Das Team von Borussia Dortmund scheint wieder intakt zu sein – und bereit für eine ganze Menge mehr. Å

Sie taten das mit unterschiedlichem Erfolg. Zwar konnte sich der FC Schalke 04 mit einem abgeklärt herausgespielten 3:0-Auswärtssieg beim SV Werder Bremen genauso beglückwünschen wie Bayer Leverkusen zu seinem 2:1 gegen Hoffenheim (nach einem frühen 0:1-Rückstand) oder der VfL Wolfsburg – ebenfalls zum 2:1 – gegen die Eintracht aus Frankfurt. Aufsehenerregend hingegen die 0:4-Niederlage des Champions-League-­ Teilnehmers Borussia Mönchengladbach, dessen Schweizer Trainer Lucien Favre sich auch in dieser Saison viel für sein Team vorgenommen hat. Doch Borussia Dortmund vereitelte den Fohlen einen geglückten Auftakt in die Meisterschaft. Ja, ausgerechnet der BVB, der zuletzt alles andere als eine Macht im deutschen Fussball darstellte. Nach dem Abgang des einstigen Erfolgstrainers Jürgen Klopp, der den BVB zum Meistertitel 2010/11 und 2011/12 sowie ins Finale der Champions League 2012/13 führte, ist nun der Wunsch nach dem Wiedererlangen früherer Grösse bei den Schwarz-­ Gelben gleich am ersten Spieltag befeuert worden – Trainer Thomas Tuchel sei Dank.

Unter der Federführung von Reus entfachten die Dortmunder ihr Angriffsfeuerwerk; Aubameyang, Reus, Kagawa und Mchitarjan 14

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Inspiriertes Kombinationsspiel Reus (o.), Aubameyang (l.) und Schmelzer.

imago / Eibner

Auch der 41-jährige Schwabe Tuchel stiess wie einst Klopp vom 1. FSV Mainz 05 zum BVB, beerbte den Meistertrainer Klopp nun also erneut. Der “Nachlass” im Signal Iduna Park zu Dortmund besteht aus einer Reihe erstklassiger Fussballer – etwa Hummels, Schmelzer, Kagawa, Mchitarjan –, aus der Pierre­Emerick Aubameyang und Marco Reus nochmals herausragen.


Türkei: Süper Lig

Eto’o führt neue Starriege an Roland Zorn ist Fussballexperte und lebt in Frankfurt am Main.

An grossen Empfängen hat es am Istanbuler Flughafen noch nie gefehlt, wenn wieder einmal grosse Namen des Fussballs grosse Hoffnungen auf grosse Erfolge bei den Hauptstadt-Grossklubs Galatasaray, Fenerbahçe und Beşiktaş weckten. Doch spektakulärer als in dieser Saison muteten die Einkaufstouren der grossen Drei auf dem weltweiten Profimarkt indes nie an. Dieser Umstand verdeutlicht die stürmischen Bemühungen der türkischen Spitzenvereine, in der heimischen Liga ganz oben anzugreifen und baldmöglichst auch in Europa wieder mit Glanzleistungen von sich reden zu machen. Am 14. August begann die Süper Lig mit dem ersten Auftritt von Fener, das mit bisher 15 neuen Kräften sportlich und finanziell mehr als jeder Konkurrent aufgerüstet wurde, zuvor aber schon an der ersten Champions­League-Qualifikationshürde Schachtar Donezk scheiterte. Beim sicheren 2:0-Heim­ erfolg über das Mittelklasseteam Eskişehir­ spor wurde der mutmassliche neue Superstar, der von Manchester United verpflichtete Niederländer Robin van Persie, erst spät in der zweiten Hälfte unter viel Applaus eingewechselt.

imago / Seskim

Ovationen empfingen auch den türkischen Nationalspieler Mehmet Topal, der in der 82. Minute den Platz betrat – wenige Tage, nachdem sein Auto von einem Unbekannten beschossen worden war. Topal hatte Glück, sein Fahrzeug besass kugelsichere Scheiben. Der noch nicht aufgeklärte Vorfall mitten in Istanbul trübte, vier Monate nachdem der Mannschaftsbus von Fenerbahçe nach einem Auswärtsspiel in Samsun zur Zielscheibe eines auch noch nicht ermittelten Täters geworden war, die Vorfreude auf die neue Meisterschaftssaison. Als dann der Ball rollte, erfüllten einige der neuen Protagonisten wie Lukas Podolski, der Meister Galatasaray mit einem sehenswerten Kopfballtreffer zum 2:2 bei Sivasspor wenigstens einen Punkt bescherte, die Sehnsucht nach neuem Glanz im türkischen Vereinsfuss-

Samuel Eto’o Der Altstar aus Kamerun (r.) schoss Aufsteiger Antalyaspor zum 3:2-Sieg.

ball, nachdem die Nationalmannschaft seit Jahren ihre höher gesteckten Ziele verfehlt. Der gebürtige Pole Podolski verdiente sich die ersten Schlagzeilen, sein deutscher Nationalmannschaftskollege Mario Gómez, der beim 5:2-Sieg von Beşiktaş in Mersin eingewechselt wurde, noch nicht. In der Prominentenriege der neuen Stürmerstars über 30 schoss der Kameruner Samuel Eto’o auf Anhieb den Vogel ab. Beim 3:2-Auswärtserfolg gegen Başakşehirspor unterstrich der 34-jährige Kameruner von Aufsteiger Antalyaspor seinen Torriecher gleich zweimal mit herrlich anzusehenden Treffern: zum

ersten mit einem knallharten Volley und zum zweiten, als er einen rasanten Slalom vorbei an seinen Gegenspielern formvollendet abschloss. Eto’o war der König des ersten Saisonspieltags der Süper Lig. Das sah auch der deutsch-türkische Angreifer Cenk Tosun ein, der vor ein paar Jahren seinen Stamm­verein Eintracht Frankfurt mangels Bundes­l iga-Perspektiven verliess, und Beşiktaş mit seinen drei Toren zur vorläufigen Tabellenführung verhalf – ein deutliches Zeichen dafür, dass Mario Gómez auch bei seinem neuen Verein um einen Stammplatz kämpfen muss. Å T H E F I FA W E E K LY

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FOOTBALL DEVELOPEMENT

“Die Ligen werden kompetitiver” Die fünf Kriterien des FIFA-Lizenzierungssystems für Klubs

Die FIFA will mit dem Klub-Lizenzierungssystem zu einem verbesserten Niveau im Klubfussball beitragen. Als Vorreiter gilt der mexikanische Club América.

1 Sportliche Kriterien – Animieren der Klubs zu mehr Investitionen in die Nachwuchsförderung Beispiel: Nachwuchsteam mit ­Entwicklungsprogramm

2 Infrastrukturelle Kriterien –

­Gewährleistung angemessener Infrastrukturanlagen bei den Klubs Beispiel: Zugang zu Stadien und Trainingseinrichtungen

3 Personal- und Verwaltungskrite-

rien – Förderung eines professionellen Managements der Klubs Beispiel: Ernennung von Managern, Finanzbeauftragten und qualifizierten Cheftrainern

leistung von einwandfreier Klubführung und sportlicher Integrität der Klubwettbewerbe Beispiel: Vorlage der Klubstatuten und der Eigentümerstruktur / Kon­ trolle der Klubs

5 Finanzielle Kriterien – Sicher­

stellung von Nachhaltigkeit und Transparenz bei den Klubs Beispiel: Vorlage geprüfter Finanz­ berichte und keine überfälligen Zahlungen

D

er Club América ist der erfolgreichste Verein Mexikos. Und auch wenn der 13. Meistertitel der Geschichte im Frühjahr nicht gewonnen werden konnte, so durften die Fans immerhin den sechsten CONCACAF-Champions-League-Erfolg feiern. América ist aber nicht nur sportlich ein Vorbild. Auch auf der organisatorischen Ebene, ist die Vereinsführung sehr darauf bedacht, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Der Verein gilt als gutes Beispiel für die Umsetzung der FIFA-Klub-Lizenzierung. Mit dem System werden bestimmte Mindestanforderungen für Klubs in nationalen und internationalen Wettbewerben vorgeschrieben. In der CONCACAF-Zone gilt dies verbindlich ab 2016.

Das Klub-Lizenzierungssystem der FIFA basiert auf fünf Schlüsselkriterien (siehe links). Diese Kriterien dienen dazu, die Integrität und Glaubwürdigkeit der Klubwettbewerbe sicherzustellen. Gleichzeitig tragen sie zu einer Professionalisierung der Fussballfamilie bei und sorgen für Transparenz bei F ­ inanzen, Eigentumsverhältnissen und für Kontrolle bei den Klubs. Der CEO von Club América, Yon de Luisa, ist vom System überzeugt, wie er im Interview auf der nebenstehenden Seite erklärt.

Daniel Aguilar / Reuters (Fotomontage VSD)

4 Rechtliche Kriterien – Gewähr-


FOOTBALL DEVELOPEMENT

Klub-Lizenzierung in ­Afrika: Zwei Beispiele

Warum ist die Klub-Lizenzierung der FIFA eine gute Idee? Yon de Luisa: Dieses Programm wird den

Klubs auf der ganzen Welt helfen, sich in sportlicher und organisatorischer Hinsicht zu entwickeln. Durch solche Verbesserungen werden die Ligen kompetitiver und die Fans werden bessere Spiele zu sehen bekommen. Es ist wichtig, zu verstehen, dass dieses Projekt einen langfristigen Prozess erforder­ lich macht, um in den einzelnen Konfödera­ tionen über eine Vielzahl von Ligen Erfolg aufzubauen.

Wie werden dadurch die Standards bei Ihrem Klub erhöht? Durch die Klub-Lizenzierung werden die Standards eines Klubs erhöht, weil sie auf der weltweiten Ermittlung der optimalen Vor­gehensweisen basiert und weil dadurch die Mindestanforderungen für den erfolg­ reichen Betrieb bestimmt werden (auf dem Spielfeld und abseits davon). Durch das Festlegen sportlicher Ziele und die Definition angemessener Strukturen, die den Klub bei adminis­t rativen, finanziellen und rechtli­ chen Fragen unterstützen, steigen seine Erfolgschancen.

Würden Sie uns verraten, welche Massnahme im Rahmen des Klub-Lizenzierungsprozesses für Ihren Klub am wertvollsten war? Für Club América und alle Klubs in der mexikanischen Liga MX gehört die Anfor­ derung, parallel zu den Spielen der 1. Liga auch U17- und U20-Turniere auszutragen, zu den Projekten, durch die bemerkenswerte Ergebnisse erzielt wurden. Angesichts solcher Turniere waren die Verantwortli­ chen für den sportlichen Bereich innerhalb der Klubs (einschliesslich der Trainerstäbe der 1. Liga) gezwungen, Zeit und Ressourcen in den Aufbau künftiger Generationen zu investieren.

Yon de Luisa Club Américas Geschäftsführer sieht die vielen positiven Aspekte des Lizenzierungssystems.

Was würde im Grossen und Ganzen geschehen, wenn man den Prinzipien der Klub-Lizenzierung nicht folgen würde? Klubs im Entwicklungsstadium bräuchten länger, um ihre Ziele zu erreichen, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie wieder von der Bildfläche verschwinden, wäre grösser. ­Ausserdem bliebe die Diskrepanz zwischen Klubs und Ligen so gross, dass das ­Ungleichgewicht sich auf internationale Spiele niederschlagen würde. Å tfw

Mehr Informationen zum Thema finden Sie unter http://de.fifa.com/development

Weltweite Umsetzung der FIFA-Klub-Lizenzierung

Osvaldo Aguilar / Mexsport

Die Klub-Lizenzierung gehört im Zyklus 2015–2018 zu den Prioritäten der FIFA im Rahmen der Fussballentwicklung. Die FIFA unterstützt die Konföderationen und die 209 Mitgliedsverbände in enger Zusammenarbeit, um die Standards zu verbessern und die Klub­Lizenzierung überall umzusetzen. Klubs müssen lizenziert sein, um an Wettbewerben teilzunehmen. Das Lizenzierungssystem der FIFA wird bis Ende 2016 weltweit umgesetzt. Ziele: • Verbesserung der Standards im Klubfussball zum Nutzen von Ligen, Klubs, Spielern und Fans • K lubs stärken. Sie sind die Basis und das Herzstück der Fussballpyramide (Klubs - Ligen - Mitgliedsverbände - Konföderationen - FIFA). Ihre Entwicklung / Stärke ist essenziell für das Wohl des Fussballs im Allgemeinen und für die Ligen und Nationalmannschaften im Speziellen. • Landesverbände sollen langfristig das System mithilfe der FIFA und der Konföderationen ­umzusetzen.

George Kasengele, Generalsekretär des sambischen Fussballverbands: “Wir haben eigene Standardisierungsmassnahmen umgesetzt. Das Problem ist, dass wir in den Klubs sehr viele personelle Veränderungen hatten. Vor fünf Jahren haben wir ein Seminar zur Klubverwaltung durchgeführt. Aber von den damaligen Teilnehmern ist nur noch ein einziger bei einem Klub auf einer entsprechenden Position. Uns wurde klar, dass wir uns an anderen Ländern orientieren müssen, beispielsweise an Südafrika. Wir haben das Klub-Lizenzierungssystem in Kraft gesetzt, und die erste Instanz ist ernannt und von der Generalversammlung bestätigt worden. Sambia ist also 2015 fast startbereit. Viele Klubs müssen ihre Strukturen anpassen. Es geht um Fragen bezüglich Führung und Kontrolle. Unsere Klubs werden von grossen Unternehmen gesponsert und sind nicht in Privat­ besitz. Die Unternehmen haben Kommissionen für die Führung der Klubs benannt. Diese müssen die Kontrolle jetzt an Vollzeitangestellte abgeben und das führt zu Problemen. Auch die Infrastruktur ist ein grosses Problem, da kein Klub Besitzer eines Stadions oder von Trainingsanlagen ist. Es gibt kaum Stadien, die den modernen Anforderungen genügen. Was Standards angeht, sind wir schon sehr weit, aber alle Klubs in Sambia müssen mehr für die Gemeinden leisten, in denen sie ansässig sind. Man muss ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln. Wir müssen beweisen, dass wir diesen wichtigen und Aufgaben gewachsen sind.” Wajdi Aouadi, Generalsekretär des tunesischen Fussballverbands: “Wir haben in Tunesien seit 1996 eine Profi­ liga. 2003 haben wir unsere Regularien angepasst, die neue Anforderungen an Profiklubs stellen. Im Vergleich mit dem jetzt von der CAF umgesetzten System, decken sich ungefähr 80 Prozent der Regularien. 2014 haben wir mit der Einführung weiterer Anpassungen begonnen, um den CAF-Anforderungen zu entsprechen. So haben wir beispielsweise zwei getrennte Instanzen umgesetzt (erste Instanz und Berufungsinstanz) und den Klubs die Kriterien für CAF-Wettbewerbe vorgelegt. Die aktuellen Anforderungen umfassen alle CAF­Anforderungen rund um die fünf Säulen (Sport, Infrastruktur, Recht, Verwaltung, Finanzen). Wir sind gut vorbereitet in Tunesien. Nach einer oder zwei Spielzeiten werden wir eine Bewertung vornehmen, um zu erkennen, wo noch Defizite sind, die wir abbauen können. Wir werden Erfolg haben und uns weiter verbessern. Dies ist für die Förderung des afrikanischen Fussballs erforderlich, für die Klubs ebenso wie für die Nationalmannschaften.” T H E F I FA W E E K LY

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Name Neymar da Silva Santos Júnior Geburtsdatum, Geburtsort Position Sturm Stationen als Spieler 2009–2013 FC Santos seit 2013 FC Barcelona Nationalteam Brasilien 65 Einsätze, 44 Tore

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Ryan Pierse / FIFA via Getty Images

5. Februar 1992


DAS INTERVIEW

“Robinho war mein grosser Held” Romário, Robinho, Dani Alves oder Javier Mascherano – sie alle spielen in Neymars Leben und in seiner Entwicklung eine grosse Rolle. Der Stürmer vom FC Barcelona und der brasilianischen Nationalelf erzählt, inwiefern.

Wer ist Ihr grösstes Vorbild? Neymar: Ganz klar Robinho. Ich habe ihn schon als kleiner Junge bewundert. Dann hatte ich die grosse Ehre, mit ihm zusammen in einem Team zu spielen – nicht nur beim FC Santos, sondern auch bei der brasilianischen Nationalmannschaft.

Mit welchem Spieler – ungeachtet dessen, ob noch aktiv oder nicht – würden Sie gerne einmal zusammenspielen?

Cristiano Ronaldo und Lionel Messi sind im Moment die besten Spieler der Welt. Doch die Zeit für Neymar ist gekommen, ihren Platz einzunehmen. Ro naldo üb er Neymar

Ich bin ein grosser Fan von Romário. Er ist jemand, mit dem ich sehr, sehr gerne zusammengespielt hätte. Das Gleiche gilt für Zinédine Zidane. Ich hatte einmal die Möglichkeit, mit Ronaldo auf dem Platz zu stehen. Das war bei seinem allerletzten Spiel für Brasilien, und dieses Zusammenspiel hätte ich gerne noch öfter erlebt.

Neymar ist schlicht und ergreifend spektakulär.

Wen würden Sie als den stärksten Verteidiger bezeichnen, gegen den Sie sich jemals durchsetzen mussten?

Er hat alles, was es braucht, um besser zu werden

Diese Frage ist wirklich schwer zu beantworten. Es gibt so viele Top-Verteidiger. Javier Mascherano, Gerard Piqué, Thiago Silva und Sergio Ramos gehören dazu – ich könnte die Liste aber beliebig weiterführen.

Wer ist Ihr bester Freund innerhalb des Fussballgeschäfts? Glücklicherweise habe ich viele tolle Freundschaften geschlossen. Ich hatte eine ganz besondere Beziehung zu Paulo Henrique Ganso während meiner Zeit beim FC Santos. Als er zu einem anderen Verein wechselte, brach der Kontakt leider ein bisschen ab. Heutzutage ist es Dani Alves. Dani ist einer meiner besten Kumpel.

Was war das schönste Tor, das Sie jemals geschossen haben? Ich habe so viele besondere Treffer erzielt, die bedeutend für meine bisherige Karriere waren. Ich werde sie alle niemals vergessen. Doch wenn ich wählen müsste, dann wäre es mein Tor gegen Flamengo. Das ist der Treffer, mit dem ich den “FIFA Puskas-Preis” gewann. tfw

Rob inho üb er Neymar

als Messi. Messi hat schon Geschichte geschrieben mit dem, was er erreicht hat, Neymar kann das auch schaffen – aber vielleicht sogar in vollendeter Art und Weise. Wer weiss, wie viele Weltmeisterschaften Messi noch spielen kann. Neymar hat auf jeden Fall die Möglichkeit, noch bei mehreren WM-Endrunden dabei zu sein. Romário üb er Neymar

Spieler wie Neymar müssen besser geschützt werden. Er wurde 20-mal attackiert. Das bleibt im Kopf eines Spielers hängen. Neymar ist Neymar, aber man darf nicht vergessen, dass er erst 23 Jahre alt ist. Javier Mascherano üb er Neymars Rote Ka r te b ei der Copa A mérica T H E F I FA W E E K LY

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First Love

O r t : B u f f B a y, J a m a i k a Dat u m : 9. No v e mb e r 2 0 1 4 U hrzeit: 13.51 Uhr Fotog ra f: Dietma r Denger

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laif

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FOOTBALL FOR HOPE

Football for Hope ist unser weltweites Bekenntnis, mithilfe des Fussballs eine bessere Zukunft zu gestalten. Bislang haben wir über 550 lokale Projekte unterstützt, die sich mit dem Fussball verantwortungsvoll für soziale Anliegen einsetzen und so Jugendlichen und ihrem Umfeld ein besseres Leben und neue Perspektiven eröffnen.

Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Nachhaltigkeit auf FIFA.com.


MEDIZIN

PRESIDENTIAL NOTE

“Jeder muss die Entscheidung des Teamarztes respektieren” Nach jüngsten Diskussionen rund um die Rolle des medizinischen Stabs und dessen Verhältnis zu den Trainern erläutert FIFA-Chefarzt Prof. Jiri Dvorak den Standpunkt der FIFA in dieser wichtigen Frage. Angenommen, auf dem Spielfeld kommt es zu einem Vorfall, der die Intervention der medizinischen Betreuer erfordert. Wie läuft das ab? Wenn ein Spieler zu Boden geht und der Schiedsrichter eine ­Verletzung vermutet, kann er dem medizinischen Team und dem Team­a rzt an der Seitenlinie ein Zeichen geben. Das medizinische Team muss dann aufs Spielfeld laufen und den Spieler versorgen. Es gibt zwei Situationen im Fussball, in denen der Teamarzt unaufgefordert auf das Spielfeld laufen darf: bei einem Verdacht auf einen plötzlichen Herzstillstand oder auf eine gravierende Kopfverletzung, zum Beispiel eine Gehirnerschütterung. Darf der Trainer in diesem Moment intervenieren? Bei der medizinischen Diagnose hat der Trainer nichts zu sagen. Es ist einzig und allein der Arzt, der entscheidet. Das ist für die FIFA absolut unbestritten. Genauso schulen wir auch unsere Ärzte rund um die Welt. Es ist unsere Aufgabe und ethische Pflicht, uns um das Wohlergehen der Spieler zu kümmern. Wenn die Trainer einschreiten dürften, könnte das dazu führen, dass ein Spieler aufgrund ­u nterlassener medizinischer Hilfeleistung ein ernsthaftes gesundheitliches Problem entwickelt. Verantwortlich wäre dann der Arzt und nicht der Trainer. Gilt diese Regelung auf allen Fussballstufen? Ja, auf sämtlichen Stufen rund um die Welt – ob bei einem internationalen FIFA-Wettbewerb, einem Konföderationswettbewerb oder einem nationalen Klubwettbewerb. Wie schwierig ist für Teamärzte der Spagat zwischen den Ansprüchen der Teams und ihren medizinischen Aufgaben? Aufgabe des Teamarztes ist allein die medizinische Betreuung der Spieler. Diese Praxis müssen wir schützen. Etwa mit dem neuen Protokoll für Gehirnerschütterungen, das die Medizinische Kommission der FIFA letztes Jahr für alle FIFA-­Wettbewerbe eingeführt hat. Das Protokoll stärkt die Rolle der Teamärzte und bürgt für die ­korrekte Behandlung möglicher Gehirnerschütterungen in der Hitze des Gefechts. Bei Verdacht auf eine Gehirnerschütterung kann der Schiedsrichter das Spiel für drei M ­ inuten unterbrechen, damit der Teamarzt den Spieler auf dem Spielfeld untersuchen und entscheiden kann, ob tatsächlich eine G ­ ehirnerschütterung vorliegt. Der Schiedsrichter darf den verletzten Spieler nur mit der Einwilligung des ­Teamarztes weiterspielen lassen, der endgültig entscheidet.

Respekt wichtiger als Zäune!

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s sind Meldungen, die wir nicht mehr lesen möchten: Zuschauer verursachen Krawalle und Tumulte und drängen sich auf Kosten der Spieler und Teams in die Schlagzeilen – ziehen unserem Sport quasi den Boden unter den Füssen weg. Im Vorfeld des deutschen Pokalspiels Arminia Bielefeld - Hertha Berlin wird auf offener Strasse mit einer Schusswaffe auf den ­Mannschaftsbus der Gäste gefeuert, die Partie Osnabrück - RB Leipzig muss abgebrochen werden, weil der Schiedsrichter von einem Feuerzeug getroffen wird. Doch Deutschland ist kein Einzelfall, ­sondern nur ein zufälliges Beispiel für eine erschreckende Entwicklung. Ähnliche Zwischenfälle ereignen sich mit betrüblicher Regelmässigkeit in fast allen Ländern. Das darf nicht sein. Bei diesen Übergriffen handelt es sich um kriminelle Grenzüberschreitungen, die den Respekt vor dem Spiel und seinen Hauptdarstellern ad absurdum führen und die Integrität unseres Sports infrage stellen. Denn die Rollen im Fussball müssen so klar verteilt sein wie im Theater, in der Oper oder an einem Konzert: Die Stars spielen auf der Bühne – die Zuschauer sitzen im Saal. Oder können Sie sich etwa vorstellen, dass beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker plötzlich ein Zuschauer den Taktstock des Dirigenten packt oder in der Mailänder Scala während La Bohème die Hauptfiguren Rodolfo und Marcello mit Getränkebechern beworfen werden? Im Fussball gelten die genau gleichen Regeln wie in der Kultur und in der Kunst. Die Hauptdarsteller müssen unantastbar bleiben. Die Z ­ uschauer können sich über das Gebotene ärgern, sie können pfeifen, und sie können das nächste Mal zu Hause bleiben. Aber sie dürfen niemals ins Geschehen eingreifen und zu Selbstdarstellern werden. Und dies lässt sich weder mit Zäunen noch mit Gittern oder Polizeigewalt sicherstellen. Es geht nur mit Fairness, mit Respekt und mit Demut unserem Sport gegenüber – oder durch Erziehung.

Gibt es Situationen, in denen der Trainer dem medizinischen Team verbieten könnte, das Spielfeld zu betreten? Nein, ich kann mir keine solche Situation vorstellen. Wir müssen unsere Position verteidigen. Jeder auf dem Spielfeld – ob Spieler, Trainer, Assistenztrainer oder Vereinsvertreter – muss die verantwortlichen Ärzte gebührend respektieren und ihre Entscheidungen akzeptieren. Wir wurden so ausgebildet und wissen dank jahreoder gar jahrzehntelanger Ausbildung, Praxis und Erfahrung, was zu tun ist. Å tfw

Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY

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Zauberer am Ball Jefinho zeigt sein Können. Alle Spieler tragen Augenbinden, um den unterschiedlichen Grat der Erblindung auszugleichen. 24

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Pedro Paulo Ferreira / FotoArena

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Alles ist möglich

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enn er am Ball ist, dann ist aller Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet. Ob auf den Strassen seiner Heimatstadt Candeias oder auf den Spielfeldern dieser Welt. Weil er den Ball so eng am Fuss hat. Weil er ihn streichelt und liebevoll mit sich führt. Weil er unglaubliche technische Fähigkeiten hat und weil er irgendwie eins zu sein scheint mit dem runden Leder. Die Rede ist von Jefferson da Conceição Gonçalves, genannt Jefinho. Der 26-jährigen Ausnahmeathlet wurde mit Grünem Star geboren und ist seit seinem siebten Lebensjahr vollständig blind. Aufhalten kann das den Brasilianer, der bereits mit 17 Jahren sein Debüt in der Blinden-A-Nationalelf gab, aber nicht. Er lebt seinen Traum: “Fussball ist mein Leben. Ich will einfach nur spielen. Es ist ein Entkommen von den Problemen, die sich sonst aufgrund meines fehlenden Sehvermögens ergeben.” Der paralympische Pelé Und wie er spielt, dieser Jefinho, der in Anlehnung an das grosse Fussballidol auch von manchen als der paralympische Pelé bezeichnet wird. Auch bei den Panamerikanischen Spielen für Menschen mit Behinderung vom 7. bis a ­m 15. August in Kanada beeindruckte sein Umgang mit dem Ball. Die Spiele gelten auch als Qualifikation für die Paralympics 2016 in Rio de Janeiro. Brasilien dominierte schon in der Gruppenphase das Turnier; zusammen mit dem südamerikanischen Rivalen Argentinien zeigte das Nationalteam auf dem Rasen der Universität von ­Toronto mitreissenden Fussball. Kein Wunder also, dass sich beide Mannschaften auch im Finale gegenüberstanden. “Ich habe ihre individuellen Fähigkeiten, ihre Intensität und ihren Willen gesehen. Sie haben tollen Fussball geboten, und die Fans waren allesamt beeindruckt”, sagt Dick Howard, Technischer Berater der FIFA. Es gleicht tatsächlich einer Offenbarung, das Zusammenspiel der Akteure zu beobachten, die nur nach Gehör und nach Gefühl den Ball zirkulieren lassen und für imponierende Spielzüge sorgen. “Teamwork und die Anpassung an die Mitspieler ist ein bedeutender Baustein auf dem Weg zum Erfolg”, sagt Jefinho, der im Endspiel einmal mehr sein Können unter Beweis stellte. Er schoss das erste Tor, das den Weg zum ­2:1-Sieg gegen Argentinien ebnete. Nun zählt für ihn und seine Kollegen nur eines: die

Sehstörungen und Zerebralparese hindern sie nicht an ihrer Leidenschaft Fussball. Elf Teams zeigten bei den Panamerikanischen Spielen Höchstleistungen, schreibt Annette Braun.

­ oldmedaille bei den Paralympics im eigenen G Land – und damit die Titelverteidigung nach den Siegen 2004, 2008 und 2012. Faszination Olympia Die Faszination Olympia lebt im Herzen eines jeden Sportlers. So war Rio auch der grosse Traum von Sam Charron, Liam Stanley und Dustin Hodgson aus dem kanadischen ­Zerebralparese-Team. ZP-Fussball, bei dem die Spieler unter einer Hirnschädigung und dadurch unter Störungen im Bewegungsablauf leiden, war neben dem Blindenturnier der zweite Fussballwettbewerb in Toronto und ist zumindest 2016 noch olympisch. Einen 3. Platz

P anamer ik anis che Spiele f ür Mens chen mi t B ehinder ung 15 unter schiedliche Spor tar ten waren Teil der Panamerikanischen Spiele für Menschen mit Behinderung. 1600 Athleten ­t raten vom 7. bis am 15. August 2015 in Toronto in span nenden Wet tbewerben ­g egeneinander an und kämpf ten um einen Plat z bei den Paralympic s 2016 in Rio de Janeiro. Mit dem Blindenfuss ball - sowie dem Zerebralparese -Turnier stand in z wei Wet tkämpfen auch das runde Leder im Mit telpunk t . Im 5 - gegen - 5 sowie 7- ge gen -7 massen sich Teams aus 11 Ländern. bra

mussten die Kanadier erreichen, um das Ticket nach Brasilien zu lösen. Beim entscheidenden Spiel um die Bronzemedaille unterlag das Team von Trainer Drew Ferguson jedoch Venezuela mit 1:2. Damit wird die Mannschaft nicht in Rio dabei sein. Ihrer Begeisterung für den Sport und ihrer Hingabe für das runde Leder tut dies aber keinen Abbruch. “Fussball ist alles für mich – nichts anderes zählt”, sagt Kapitän Hodgson, der über 70-mal für die kanadische Mannschaft auflief. Für ihn und sein Team war der Wettbewerb in Toronto etwas ganz Besonderes – schliesslich waren es Heimspiele. “So viele Familienmitglieder am Spielfeldrand zu haben, war eine tolle Erfahrung”, beschreibt der 18-jährige Liam Stanley das Gefühl, als er in Toronto den Rasen zum ersten Mal betrat. Aber es habe ­natürlich auch den Druck erhöht, ergänzt Sam Charron, der 17 Jahre alt ist. Für Ferguson s ymbolisieren beide Teenager einen Höhe­ punkt des Turniers und ein wichtiges Zeichen für die Zukunft des Sports. Ferguson, der selbst als Nationalspieler ­a ktiv war, betreut die kanadische Mannschaft seit zehn Jahren und ist ein wesentlicher Grund dafür, dass sich ZP-Fussball im Land entwickelt hat. Fortschritte sind nicht einfach und noch immer mit der Überwindung vieler Hürden verbunden. Drew Ferguson als Wegbereiter Trainingslehrgänge sind teuer, die finanzielle Unterstützung begrenzt. “Mir imponiert die Haltung dieser Spieler. Sie arbeiten hart und sind engagiert”, sagt Ferguson, der sich deshalb keinen schöneren Job vorstellen kann. Er will seine Spieler fördern, weil er nicht nur um ihr enormes Potenzial auf dem Feld weiss, sondern weil er auch beobachtet, wie sich durch den Fussball ihr Selbstvertrauen ­ausserhalb des Platzes erhöht. “Sie fühlen sich nun auch beim Autofahren oder auf einem Flug nach Südamerika sicherer.” Dem stimmt Jan Francisco Brito da Costa, Topspieler des brasilianischen ­Z P-Teams, zu: “Es ist für mich ein Traum, Fussball zu spielen und dadurch mein Leben zu verbessern.” In Toronto dominierten die Brasilianer nicht nur den Blindenwettbewerb, sondern ebenso das Zerebralparese-Turnier – auch dank eines starken Jan Francisco Brito da Costa, der seit fünf Jahren Teil der brasilianischen T H E F I FA W E E K LY

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Kanadische Hoffnungsträger An Hoffnung für eine glorreiche Zukunft mangelt es auch Kanada nicht. Vier Spieler waren beim Turnier in Toronto jünger als 19 Jahre. Durch die Möglichkeiten sozialer Medien ist das Bewusstsein für den Sport gewachsen, und unzählige Nachrichten über Kanäle wie Facebook oder Twitter zeugen von dem gestiegenen Interesse potenzieller Spieler. “Manchmal ­besteht das Scouting aber auch nur darin, im Einkaufszentrum die Leute zu beobachten und Ausschau zu halten nach möglichen ZP-Spielern”, sagt Ferguson. Sam Charron ist so einer. Er wurde als 12-Jähriger zufällig bei einem Spiel entdeckt, das neben einer ZP-Trainingsstunde stattfand. Heute ist er trotz seines noch jungen Alters nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken. Trotzdem ist das Zusammenführen der Fäden in Anbetracht der Grösse des Landes nicht immer einfach. 15 Spieler des aktuellen Teams erhalten Unterstützung von Sport Canada, trainieren täglich in ihren Klubs, die von der Westbis zur Ostküste verstreut liegen, und nehmen an regelmässigen Camps und Turnieren der Nationalmannschaft teil. Grosser Aufwand, grosse Hingabe Charron, Stanley und Hodgson gehören dazu. Sie stehen 14 bis 20 Stunden die Woche für Bays United Victoria, Cumberland Cobras Ottawa und KWL United Burnaby auf dem Fussballplatz. Die Youngster Charron und Stanley studieren nebenher, Hodgson ist bei der Stadt Vancouver beschäftigt. Er, durch seine 31 Jahre mit reichem Erfahrungsschatz ausgestattet, kennt seinen Körper genau. Die grösste Herausforderung sieht er demnach auch darin, fit zu bleiben, um weiterhin auf diesem Niveau agieren zu können. Auch wenn es am Ende nicht zum grossen Wurf gereicht hat, ziehen alle drei Spieler ein durchweg positives Fazit der Panamerikanischen Spiele. Besonders ihr 2:1-Triumph in der Gruppenpartie gegen die USA wird ihnen immer in Erinnerung bleiben. Sam Charron konnte gegen den grossen Rivalen und Nachbarn sogar einen Treffer erzielen. Sein persönliches Highlight des Turniers. Es sind solche Momente, die bestehen bleiben und anspornen, den Widrigkeiten zu trotzen. So wie auch die Geschichte von Damien Wojtiw. Der 33-jährige Torwart spielte von 26

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7- gegen -7: Der Z P - Fus sb all Der Ursprung des Zerebralparese - Fussballs liegt in Grossbritannien und in den Niederlan den. Heute wird der Spor t auf allen Kontinenten ausgeübt. Die Spieler leiden an einer Schä digung des Gehirns, die zu einer Störung im Bewegungsablauf und zum Kontrollverlust über den Körper führ t. Der Grat der Beeinträchtigung ergibt eine Einstufung in die K lassen C 5 bis C8. Von den sieben Akteuren pro Team auf dem Plat z dar f nur ein Spieler der K lasse C8 stehen; gleichzeitig muss die Star t formation mindestens z wei Spieler der K lassen C 5 und C6 enthalten. Es gibt keine Abseit sregel, und die Einwür fe dür fen mit einer Hand eingerollt werden. Ein Spiel dauer t 60 Minuten und wird von einer 15 - minütigen Halbzeitpause unter brochen. Ist bei einem Unent schieden eine Ent scheidung not wendig, folgt zunächst eine Verlängerung. Führ t sie zu keinem Sieger, schliesst sich das Elfmeterschiessen an. Weltweite Er folgsgeschichten 1984 f eier te der Z er ebr alp ar e se - Fus sb all sein Debüt b ei den Par al y mpic s. Der er s te Gewinner war Belgien, dann set z ten sich dreimal die Nieder länder durch (1988 in Seoul, 1992 in Barc elona und 1996 in Atlanta). Seit A nfang de s neuen Jahr tausends dominieren Manns c haf ten aus O s teur op a die Tur nier e. Rus sland gewann G old 20 0 0 in Sydney, ­d anach siegten z weimal die Uk rainer (20 04 in Athen und 20 08 in Pek ing). Rus sland dar f sic h amtierender Weltmeis ter und Paraly mpic s - Sieger nennen. bra

Mitreissend Auf dem Rasen der Universität von Toronto begeisterten die Teams mit ihrem Können.

Pedro Paulo Ferreira / FotoArena, Marta Iwanek / Toronto Star via Getty Images

­ ationalmannschaft ist. Brasilien konnte das N Finale gegen Argentinien 3:1 für sich entscheiden. Bei den diesjährigen Weltmeisterschaften, die im Juni in England stattfanden, reichte es für die Südamerikaner zum 3. Platz hinter Russland und der Ukraine. Es wird nächstes Jahr also ein heisser Tanz um die paralympische Krone werden.


BLINDEN - /  Z EREBR ALPARE SE - F US SBALL

5-gegen-5: Blindenfussball

Heimspiel Dustin Hodgson (r.) führte die Kanadier als Kapitän aufs Feld.

klein auf Fussball, bis zweimal Blutgefässe in seinem Gehirn platzten. Seine Fussballerkarriere ging im ZP-Team weiter, und ans Aufhören denkt er nicht – trotz den Risiken, die für ihn damit verbunden sind.

”Fussball ist alles für mich – nichts anderes zählt.”

Nathan Denette / The Canadian Press

Dustin Hodgson, Kapitän der kanadischen Zerebralparese-Nationalmannschaft

Inspirationsquellen Die Liebe zum Sport ist es, was alle Teilnehmer in Toronto miteinander verbindet. Und die Auffassung, dass alles möglich ist, wenn nur der Wille stark genug ist. Das gilt für Charron, Stanley und Hodgson, die von Geburt an mit den Unwägbarkeiten der Krankheit konfrontiert sind, aber dennoch seit ihrem vierten beziehungsweise sechsten Lebensjahr ihrer ­ Begeisterung für Fussball nachgehen. Das gilt auch für all jene Spieler, die auf dem Weg zum Profi waren, als ein Unfall ihre Karriere beeinträchtigte, die durch viele Täler schreiten, weil ihnen einst leichte Übungen wie das Halten der Balance nun grösste Probleme bereiten – und die Dank des Zerebralparese-­ Fussballs auf den Spuren von Vorbildern wie Messi, Ronaldo und Ronaldinho ihren Traum weiterleben können.

Jan Francisco Barito da Costa hat deshalb nur einen Wunsch: eine grössere öffentliche Wahrnehmung für den Sport und damit ­verbunden eine höhere Anzahl an Spielen auf Nationalmannschaftsebene. Im Plan des paralympischen Turniers in Tokio 2020 ist ­ ­Zerebralparese-Fussball jedoch nicht vorgesehen. Da die finanzielle Unterstützung mit dem Status einer Paralympics-Sportart steigt, ­stehen allen Mannschaften schwierige Zeiten ­bevor. Aber wenn die Spieler eines gelernt haben: Aufgeben ist definitiv keine Option. Å

B e im B lin d e n f u s s b all t r e t e n z w e i M ann s c h a f t e n mi t je f ünf S p ie l e r n g e g e n e in an der an. Die vier Feldspieler sind blind o d e r h ab e n e in e g e r in g e S e h s t är ke . Um e v e n t u e ll e n Un t e r s c hie d e n b e im S e hv e r m ö g e n v o r z ub e u g e n, t r a g e n all e S p ie l e r A u g e nb in d e n . D a du r c h s in d d i e Vo r au s s e t z un g e n f ür all e gl e ic h . E in e A u sn ahm e g i b t e s a l l e r d i n g s : D i e To r hü t e r d ü r f e n s e h e n , j e d o c h m ü s s e n s i e i n i h r e m To r r au m b l e ib e n u n d dü r f e n d e n B all au c h nur d o r t ann e hm e n . Blinde Spor tler ver trauen ihrem Gehör so wie ihrem Or ientier ungs sinn. Aus die sem Gr und gibt der Ball durc h ein Ras seln ei nen Ton von sic h, der f ür die Spieler die R ic htung vor gibt . Die Z usc hauer wer den angehalten, ruhig zu sein, um den Spielauf bau nicht zu gefährden. Das Spiel gerät is t k leiner und deutlich schwerer als ein üblic her Fus sball (er er inner t an einen Fut sal - Ball). Dadurch kann er nah am Spie ler bleib en und nic ht zu ho c h spr ingen. Die Trainer und A s sis tenten am Spielf eld ­ rand dir igieren die Spieler auf dem Rasen und initiieren die A ngr if f e. Das Spielf eld is t durch Banden begrenz t, die ak tiv in die Par tie einbe zogen werden. Die reine Spiel zeit beträgt 2- mal 25 Minuten. Kein Weg führ t an Brasilien vorbei Die Ge sc hic hte de s Blindenf us sballs geht in Südamer ika zur üc k bis ins Jahr 1980. Damals f and in Brasilien das er s te Tur nier s t a t t . In Eur o p a lie g t d e r Ur sp r ung in ­S p anien, wo 1986 die er s ten na t ionalen Meisterschaf ten ausgetragen wurden. Mit tler weile w ir d der Sp or t ab er in üb er 40 L änder n welt weit betr ieben. Kontinentale Meis ter sc haf ten f inden seit 1997 alle z wei Jahr e s ta t t , wohinge gen We l t m e i s t e r s c h a f t e n im Vier - Jahr e s - R hy thmus ver ans talte t wer den – b e ginnend im Jahr 1998. S e in e P r e mie r e b e i d e n Par al y mp ic s f e i e r t e d e r B lin d e n f u s s b all 20 0 4 in A t h e n . We g b e r e i t e r w a r e n d o r t d i e Te a m s a u s ­A r g e n t inie n, B r a s ilie n, Fr ank r e ic h, G r ie c h e nl an d, Re p ub lik K o r e a, Ru s s l an d un d S p anie n, w o b e i sic h am E n d e die b r a sili anische Nationalmannschaf t gegen Ar g e n t inie n dur c h s e t z t e . B e i d e n S p ie l e n in Pe k i n g 20 0 8 t r i u m p h i e r t e n e r n e u t d i e B r a s i l i a n e r, w i e a u c h b e i d e n Pa r a l y m pic s 2012 in L o n d o n . A n d e n Sü d am e r ika n e r n f ü h r t d a h e r au c h in R i o 2016 ke in We g v o r b e i. bra

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F I F A F R A U E N - W E LT M E I S T E R S C H A F T K A N A D A 2 0 1 5

Erfolgreiche Neuerung Der Markierungsspray gelangte auch an der Frauen-WM zur ­A nwendung.

Social Media Marie-Éve Nault posiert mit Fans für ein Selfie.

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Alex Livsey / FIFA via Getty Images, Kevin C. Cox / Getty Images, Stuart Franklin / FIFA via Getty Images

All Stars unter sich Megan Rapinoe (o.) und ihre US-Teamkolleginnen Hope Solo (l.) und Carli Lloyd.


F I F A F R A U E N - W E LT M E I S T E R S C H A F T K A N A D A 2 0 1 5

Hohe Leistungsdichte, grosse Stars Wenige Wochen nach dem Ende der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ leuchtet der Glanz der Stars unvermindert weiter: Das All-Star-Team wurde verkündet – und der Technische Bericht veröffentlicht.

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ie meisten Spielerinnen, die im vergan­ genen Juni und Juli auf dem Platz stan­ den, haben ihre Vereinswettbewerbe wieder aufgenommen – mit einem Strah­ len in den Augen und dem Kopf voller Erinnerungen. Und 23 von ihnen dürfen sich über ein weiteres schönes Andenken an die Weltmeisterschaft freuen. Am 17. August hat die Technische Studien­ gruppe (TSG) der FIFA den Technischen Bericht veröffentlicht sowie das All-Star-Team von ­K anada 2015 bekanntgegeben. Diese Auswahl besteht aus 23 Spielerinnen, die mit ihren be­ sonderen Leistungen die Experten der TSG beeindruckt haben. Wie alle offiziellen Kader­ listen umfasst sie 3 Torhüterinnen und 20 Feld­ spielerinnen. Von letzteren wurden wiederum 7 Verteidigerinnen und 13 Mittelfeldakteurin­ nen und Stürmerinnen in die Auswahl berufen. Sollte ein Trainer jemals das Glück haben, eine solche Auswahl leiten zu dürfen, könnte er sich glücklich schätzen! Auch unerwartete Nominierungen So würden beispielsweise fünf Weltmeisterin­ nen von 2015 unter seinem Kommando stehen, unter ihnen die Gewinnerin des Adidas Golde­ ner Ball, Carli Lloyd, sowie die mit dem Adidas

­ oldener Handschuh geehrte Schlussfrau Hope G Solo. Die deutsche Stürmerin Celia Sasic, aus­ gezeichnet mit dem Adidas Goldener Schuh, hat im Anschluss an Kanada 2015 zwar ihren Rücktritt erklärt, doch mit der Aufnahme in diese Auswahl für immer ihre Spur hinter­ lassen. Auch die Paraden der deutschen Torhüterin Nadine Angerer, die Defensivleistung der Eng­ länderin Lucy Bronze und der Kanadierin Kadeisha Buchanan, die Spielübersicht der Französin Amandine Henry oder der Japanerin Aya Miyama sowie der Torriecher der Schwei­ zerin Ramona Bachmann oder der Australierin Lisa De Vanna haben diesen Akteurinnen eine Berufung in das All-Star-Team beschert. Erfolgreiche Premieren Bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ wurde gleich in mehrfacher Hinsicht Neuland betreten. Manche Neuerungen hatten zwar nur indirekt mit dem Spiel an sich zu tun, sollten dieses aber dennoch auf die eine oder andere Weise stark beeinflussen. Eines dieser neuen Elemente war die Spiel­fläche, wurden doch erstmals alle Partien auf Kunstrasen und einige davon in geschlossenen Arenen ausge­ tragen.

ALL-STAR-TEAM KANADA 2015 Torhüterinnen: Nadine Angerer (Deutschland), Karen Bardsley (England), Hope Solo (USA) Abwehrspielerinnen: Saori Ariyoshi (Japan), Lucy Bronze (England), Kadeisha Buchanan (Kanada), Steph Houghton (England), Julie Johnston (USA), Meghan Klingenberg (USA), Wendie Renard (Frankreich) Mittelfeldspielerinnen und Stürmerinnen: Ramona Bachmann (Schweiz), Lisa De Vanna (Australien), Amandine Henry (Frankreich), Elise Kellond-Knight (Australien), Eugénie Le Sommer (Frankreich), Carli Lloyd (USA), Anja Mittag (Deutschland), Aya Miyama (Japan), Megan Rapinoe (USA), Mizuho Sakaguchi (Japan), Celia Sasic (Deutschland), Élodie Thomis (Frankreich), Rumi Utsugi (Japan)

Ihre Premiere bei diesem Turnier feierten auch der Markierungsspray zur Markierung des von der Mauer einzuhaltenden Abstands sowie die Torlinientechnologie, die den Schiedsrichterinnen mehrmals eine wertvolle Hilfe war – zum Beispiel beim Siegtreffer Japans im Halbfinale gegen England. Eine ­ ­weitere Neuerung war das grössere Teilneh­ merfeld, das auch ­ Auswirkungen auf den ­Spielplan hatte (mehr Partien, eine zusätzliche Achtelfinalrunde). Von den Cheftrainern und -trainerinnen der 24 Endrundenteilnehmer waren acht, also ­genau ein Drittel, Frauen. Davon waren drei bei etablierteren Teams (Deutschland, Schweden und USA) angestellt. Die anderen fünf standen in Diensten der WM-Debütanten Elfenbein­ küste, Costa Rica, Ecuador, Schweiz und ­Thailand. Die Trainerinnen und Trainer betrie­ ben ein sehr aktives Coaching und gaben durch ihre Anweisungen oftmals spielentscheidende Impulse. Zum dritten Mal in der Geschichte dieses Turniers wurde das Weltmeisterteam von einer Frau zum Titel geführt. Auffallend war die gestiegene Leistungs­ dichte. Obwohl durchaus zu erkennen war, dass noch nicht alle Nationen denselben Entwick­ lungsstand erreicht haben, endeten 72 Prozent aller Spiele entweder unentschieden oder mit nur einem Tor Unterschied. Die Spielsysteme und -stile waren von Team zu Team sehr unterschiedlich, stellten aber zumeist das Kollektiv in den Mittelpunkt. Nur einige wenige Teams, insbesondere solche aus Afrika und Südamerika, verliessen sich in erster Linie auf die individuellen Fähigkeiten ihrer Spielerinnen, was aber nur selten zum Erfolg führte. Å tfw

Mehr Informationen zum Thema finden Sie unter http://de.fifa.com/womens-football T H E F I FA W E E K LY

29


Š 2015 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.

# B E T H E D I F F E R E N C E


FREE KICK

SPOTLIGHT ON

ALLGEMEINE INFORMATIONEN Land: Singapur FIFA-Kürzel: SIN Konföderation: AFC Kontinent: Asien Hauptstadt: Singapur

Gute Kost aus Teufels Küche Alan Schweingruber

Mario Wagner / 2Agenten

D

er Mensch besitzt ein paar nette Eigenschaften, die ihn immer wieder in Teufels Küche bringen. Zum Beispiel liebt er es, so viel wie möglich in seinem Leben zu kontrollieren. Der dümmste Spruch, den er sich für ­seinen Berufsalltag einmal ausgedacht hatte, war: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Mit anderen Worten heisst das, dass man niemandem vertrauen soll und so am besten fährt. Der FC Bayern München schenkt seinem Trainer trotzdem Vertrauen. Zum Glück, lässt sich aus Sicht der Bayern nach dem ersten Spieltag sagen. Pep Guardiola war es nämlich, der seinen Wunschtransfer trotz Skepsis von allen Seiten durchboxen konnte. Er plädierte für Stürmer Douglas Costa, den er jahrelang beobachtet hatte. Und es scheint nun, als habe der Katalane seinen neuen Mann für die linke und alternativ rechte Aussenbahn gefunden. Douglas Costa, bald 25 Jahre alt und in den Plänen des brasilianischen Nationalcoachs ­ ­Carlos Dunga bisher ohne Rolle, brillierte zum Bundesliga-Auftakt. In der “Süddeutschen ­Zeitung” war vom “Raketenmodell DC-11” die Rede. Douglas Costa trägt die Rückennummer 11, wie einst Stefan Effenberg, Lukas P ­ odolski oder zuletzt Xherdan Shaqiri. Man muss das Lob mit Vorsicht geniessen. Denn da, wo Bayern München seine neue

­ akete am 14. August zündete, flackerte beim R Gegner nur ein Flämmchen. Die Abwehr des Hamburger SV machte es wie die Klubführung in der Woche vor dem Spiel und gab sämtliche Kontrolle im Rampenlicht der Nation ab. Für alle, die nicht im deutschen Sprachraum zu Hause sind: HSV-Sportchef Peter Knäbel wurde der Rucksack samt Lohnliste gestohlen, worauf alle Dokumente in einem Hamburger Park ­offen herumlagen. Wenige Tage später musste der Verein ein Fan-Shirt vom Markt nehmen, weil darauf eine Choreographie von Hertha-­ Berlin-Anhängern abgebildet war. Beste Kost aus Teufels Küche. Zumindest für alle Satiriker. Es lässt sich in beiden HSV-Fällen vermuten, dass hier jemand jemandem fälschlicherweise vertraut hat. Aber bitte jetzt nicht zum verstaubten Kontroll-Spruch greifen. Das schürt Misstrauen. Und vielleicht legt der Hamburger Sportverein, der 2014 und 2015 ­beinahe abgestiegen wäre und bei dem seit etwa sieben Jahren so vieles schiefläuft, ja nur ein Sabbatical ein. Aus der Geschichte lernen wir: Das Sabbatjahr ist das letzte einer Reihe von sieben Jahren. Å

GEOGR APHISCHE INFORMATIONEN Landesfläche: 718,3 km² Höchster Punkt: Bukit Timah 163 m ü. M. Nachbarmeere und -ozeane: Indischer Ozean, Südchinesisches Meer

FUSSBALL MÄNNER FIFA-Ranking: 155. Rang Weltmeisterschaften: Bisher keine Teilnahmen

FUSSBALL FR AUEN FIFA-Ranking: 142. Rang Weltmeisterschaften: Bisher keine Teilnahmen

LET Z TE RESULTATE Männer: Japan - Singapur 0:0 16. Juni 2015 Frauen: Malaysia - Singapur 2:0 19. Oktober 2013

FIFA-INVES TITIONEN Seit 2003:

Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion

USD 5 033 793 T H E F I FA W E E K LY

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ZEITSPIEGEL

T

H

E Braunschweig, Deutschland

1975 Ein junger Strassenfussballer …

32

T H E F I FA W E E K LY

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ZEITSPIEGEL

N

O

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Hamburg, Deutschland

2015

slg. Raiss / fotogloria (2)

… und sein junger Mitspieler.

T H E F I FA W E E K LY

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NET ZER WEISS ES!

Ist Klubtreue heute nichts mehr wert?

Z I TAT E DER WOC HE

“Ich wollte schon früher nach vorn gehen, aber mir wurde gesagt, ich solle bis nach der 90. Minute warten. Ich habe nicht geglaubt, dass die Chance kommen ­w ürde. Als sie dann doch kam, haben wir nur versucht, im Strafraum so viel Chaos wie möglich zu stiften. Das war reiner Instinkt. Verrückt. Unglaublich. Nicht in Worte zu fassen. Ich frage mich jetzt noch, ob es wirklich passiert ist.” Torhüter Martin Hansen nach seinem Ausgleichs­ treffer für Ado Den Haag gegen PSV – einem Volley mit der Hacke ins untere Toreck

“Auch wenn man noch so viele taktische Pläne hat: Wenn Eden Hazard sich in Bewegung setzt, bricht Chaos aus. Er ist auf einem Niveau, auf dem er ­entscheidet, wie gut sein Team ist. Messi und Ronaldo beherrschen die ­S tatistiken. Wenn man auf ihr Talent schaut, ist Eden mit ihnen vergleichbar.” Vincent Kompany (Manchester City) vor der Partie gegen Chelsea Juli 1970 Günter Netzer beim Vorzeige-Kopfball.

imago

K

lubtreue ist sehr wohl noch etwas wert. Aber die fürstlichen Gehälter haben den Markt verändert. Man kann es einem Spieler nicht verübeln, wenn er ein Angebot annimmt, das ihm ein Mehrfaches an Geld einbringt. Ich wechselte 1973 von Mönchengladbach zu Real Madrid. Sicher, weil der spanische Verein schon damals viel Ruhm besass. Aber der finanzielle Teil war ebenfalls attraktiv. Ich stiess in neue Dimensionen vor und verdiente von einem Tag auf den nächsten das Dreifache. Ein Spieler schlägt eine bessere Offerte aus, weil er sich mit seinem Heimatverein verbunden fühlt. Für eine solche Entscheidung gebührt jemandem Respekt, denn dann hat der Profi die Umstände abgewogen und erkannt, dass ihm das Gesamtpaket unter dem Strich nichts bringt. Sprich: Ihm wäre am neuen Ort trotz des besseren Salärs nicht wohl in seiner Haut. Diese Spieler haben gerade in grossen Vereinen einen hohen Stellenwert, weil sie für Identifikation stehen. Man darf nicht vergessen, dass sich ein Fan nicht jede Saison

mit einer frischen Mannschaft auseinandersetzen möchte. Er schätzt die Klubtreue der Spieler, auch weil er selbst seinem Klub ein Leben lang treu ist. Es gibt noch die so genannten Nomaden des Fussballs, also die Spieler, die während ihrer Karriere in 14 oder 15 Vereinen spielen. Grundsätzlich ist das nichts Schlechtes. Ich bin der Meinung, dass jeder Auslandsaufenthalt den Horizont erweitert. Für die Klubs allerdings ist es ratsam, die potenzielle ­Neuverpflichtung gut zu prüfen. Å

“Es ist klar, dass es einige Dinge gab, die bei mir Unbehagen ausgelöst haben. Das kann ich nicht leugnen. Ich habe nie gesagt, dass ich Madrid verlassen wollte, aber so konnte ich nicht weitermachen. Wie Sie sehen, ist die wirtschaftliche Seite der letzte Punkt, den ich erwähne, aber es gab Dinge, über die wir reden mussten.” Sergio Ramos über seinen neu ausgehandelten Vertrag mit Real Madrid

“Für mich war es eine grosse ­Überraschung, zu sehen, wie viele Fans mich beim Auftaktspiel gegen Tottenham im Old Trafford warmherzig und begeistert willkommen geheissen haben. Ich hatte Gänsehaut.” Was wollten Sie schon immer über Fussball wissen? Fragen Sie Günter Netzer: feedback-theweekly@fifa.org

Bastian Schweinsteiger (Manchester United) nach seinem ersten Match im Old Trafford T H E F I FA W E E K LY

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FIFA PARTNER


TURNING POINT

“Ein schlimmer Nachmittag reicht aus” Der Schotte Alan McInally stand mit dem FC Bayern München zweimal im Halbfinale der europäischen Königsklasse. Kurze Zeit später bedeutete eine Knieverletzung das Ende seiner Karriere.

Christian Nilson / 13 Photo

D

a war diese einmalige Gelegenheit, Aston Villa zu verlassen und nach Deutschland zu ziehen. Einer der grössten Klubs in Europa – wenn nicht in der ganzen Welt – hatte gerufen: der FC Bayern Mün­ chen. Das war ein grosser Schritt nach vorn für mich. Ich war nie jemand, der am liebsten zu Hau­ se bleibt und aufs Beste hofft. Ich wollte raus, mein Bestes geben, und ich dachte, es wäre grossartig, zum FC Bayern zu stossen. Meine erste Saison war denn auch fantastisch, wir wurden Meister. Die Vorrunde meiner zweiten Saison in München allerdings hatte es in sich: Ich verletzte mich im November am Fussgelenk. Kaum hatte ich die Verletzung auskuriert, zog ich mir neuerlich eine Verletzung zu – am Knie. Das war auf dem Trainingsgelände des FC Bayern an der Säbener Strasse. Ich wurde nicht getackelt, ich fiel bloss unglücklich. Mein Knie schwoll schnell an. Das war ein Wende­ punkt für mich und meine Karriere, auch wenn ich ihn nicht sofort als solchen erkannte. Die Spieler begannen, mich Pechvogel zu nennen, und das war ich ja auch. Was einst als Menis­ kusschaden begann, endete mit dem Ersatz von Kniegelenk und Kniescheibe. Ich hatte mehrere Chirurgen aufgesucht, auch den anerkannten Spezialisten Dr. Richard Steadman in Vail, ­Colorado. Er operierte mich zweimal am Knie. Er war es auch, der mir klar sagte, dass es mit meinem Knie nie wieder ganz gut werden würde. “Alan, ich glaube, du musst an dieser Stelle aufgeben”, sagte er. Das war der grösste Schlag in meinem Leben – ein Schlag wie mit einem Hammer. Ich wollte doch weiter­ machen, ich wollte kämpfen, aber es hatte keinen Sinn. Ich konnte mein Knie nicht ­einmal mehr zu 80 Prozent belasten. So kann

man auf keinen Fall mehr für Bayern Mün­ chen spielen. Der Klub aber war absolut fantastisch zu mir. Er hielt so lange wie möglich an mir fest, gab mir immer wieder Zeit zum Auskurieren. FC-Bayern-Präsident Uli Hoeness war wie ein Vater zu mir. Als Spieler hält man sich für unbesiegbar, doch es reicht manchmal ein schlimmer Nach­ mittag aus, um seine Karriere enden zu sehen. Ich musste über eine andere Karriere nachden­ ken. Und das, obwohl ich in zwei aufeinander­ folgenden Saisons im Halbfinale des europäi­ schen Landesmeisterpokals stand. Ich hätte genauso gut mit zwei europäischen Triumphen dastehen können – statt mit dem Karriereende. Mit dem künstlichen Gelenk kann ich nicht mehr laufen, geschweige denn Fussball spielen. Leider auch nicht mehr mit den Nos­ talgieteams von Bayern München, Aston Villa oder Celtic Glasgow. Å Aufgezeichnet von Perikles Monioudis

Name Alan McInally Geburtsdatum, Geburtsort 10. Februar 1963, Ayr, Schottland Position Stürmer Stationen als Spieler 1980–1984 Ayr United 1984–1987 Celtic Glasgow 1987–1989 Aston Villa 1989–1992 FC Bayern München 1993–1994 FC Kilmarnock Grösste Erfolge Schottischer Pokalsieger 1985 (mit Celtic Glasgow) Schottischer Meister 1986 (mit Celtic Glasgow) Deutscher Meister 1990 (mit FC Bayern München) DFB-Supercup-Sieger 1990 (mit FC Bayern München) Nationalteam Schottland 8 Einsätze, 3 Tore

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY

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W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R

Argentinien (unverändert) Chile (10, plus 1) Niederlande (12, minus 7) 29 Jamaika, Mexiko, Panama, USA (je 6 Spiele) Albanien (plus 166 Punkte) Jamaika (plus 21 Ränge) Deutschland (minus 185 Punkte) Serbien (minus 23 Ränge)

Spitzenreiter Aufsteiger in die Top 10 Absteiger aus den Top 10 Spiele insgesamt Teams mit den meisten Spielen Grösster Aufsteiger nach Punkten Grösster Aufsteiger nach Rängen Grösster Verlierer nach Punkten Grösster Verlierer nach Rängen Rang Team

+/- Punkte

Rang Team

1 Argentinien

0 1425

55 Jamaika

2 Belgien

1 1244

3 Deutschland

+/- Punkte

Rang Team

Letzte Aktualisierung: 6. August 2015 +/- Punkte

Rang Team

+/- Punkte

21

596

108 Guatemala

-3

299

163 Osttimor

2

56 Trinidad und Tobago

8

595

110 El Salvador

-22

289

164 Bhutan

2

128

-1 1226

56 Japan

-6

595

111 Namibia

3

284

165 Suriname

-2

124 124

130

4 Kolumbien

0 1218

58 Paraguay

-2

588

112 Bahrain

1

282

165 Indonesien

-1

5 Brasilien

1 1186

59 DR Kongo

1

555

113 Mauretanien

15

273

167 Neukaledonien

0

118

6 Portugal

1 1177

60 Guinea

-2

552

114 Benin

-18

269

168 Malaysia

0

116

7 Rumänien

1 1166

61 Australien

-2

551

115 St. Vincent und die Grenadinen

0

268

169 Zentralafrikanische Republik

1

111

8 England

1 1157

62 Äquatorial-Guinea

1

546

116 Kenia

0

266

170 Bangladesch

-1

102

9 Wales

1 1155

63 Mali

-2

545

117 Syrien

0

259

171 Pakistan

1

101

1 1124

64 Gabun

1

544

118 Palästina

1

255

172 Tschad

1

100

10 Chile 11 Spanien

1 1110

65 Panama

-3

528

119 St. Kitts und Nevis

12 Niederlande

-7 1032

66 Serbien

-23

523

119 Kuba

1

254

173 Dominica

1

98

-15

254

174 Jemen

-3

96 90

13 Kroatien

1 1023

67 Bolivien

-1

515

121 Botsuana

-1

253

175 Malediven

1

14 Slowakei

1 1016

68 Norwegen

-1

495

122 Madagaskar

0

251

176 Amerikanische Jungferninseln

-1

88

14 Österreich

1 1016

69 Bulgarien

-1

489

123 Belize

-5

242

177 Laos

0

86

16 Italien

1 1001

70 Vereinigte Arabische Emirate

-1

484

124 DVR Korea

5

240

178 Montserrat

0

74

17 Schweiz

1

997

71 Burkina Faso

1

482

125 Philippinen

-1

239

179 Chinese Taipei

0

72

18 Uruguay

-5

988

72 Südafrika

-2

478

126 Kuwait

-3

237

180 Kambodscha

1

66

19 Algerien

0

941

73 Sambia

-2

465

127 Moldawien

-3

236

181 Mauritius

-1

63

20 Tschechische Republik

0

933

74 Uganda

-1

463

128 Lesotho

3

229

182 Sri Lanka

1

62

21 Elfenbeinküste

0

912

75 Färöer

-1

456

129 Dominikanische Republik

-3

224

183 Brunei Darussalam

1

61

14

888

76 Usbekistan

-1

452

130 Libanon

0

223

184 Nepal

1

57

23 Frankreich

-1

882

77 Montenegro

4

423

131 St. Lucia

-4

220

185 Seychellen

1

56

24 Island

-1

877

78 Estland

4

420

132 Swasiland

6

218

186 Komoren

1

50 50

22 Albanien

25 Dänemark

-1

876

79 VR China

-2

416

132 Burundi

-1

218

186 Tahiti

2

26 Mexiko

14

838

80 Togo

3

415

134 Afghanistan

0

212

188 Macau

-7

49

27 Ghana

-2

827

81 Honduras

-1

409

135 Bermuda

1

209

189 São Tomé und Príncipe

0

48

28 Bosnien und Herzegowina

-2

819

82 Zypern

3

391

135 Neuseeland

1

209

189 Cayman-Inseln

0

48

29 USA

5

816

82 Marokko

2

391

137 Aruba

-2

201

191 Salomon-Inseln

0

47

30 Ukraine

-3

791

84 Haiti

-5

387

138 Barbados

3

198

192 San Marino

0

40 33

31 Russland

-3

782

85 Irak

1

386

139 Thailand

1

197

193 Turks- und Caicos-Inseln

0

32 Schottland

-3

774

86 Lettland

1

377

140 Tansania

-1

194

194 Britische Jungferninseln

0

27

33 Polen

-3

769

87 Sudan

3

375

141 Kasachstan

1

193

195 Südsudan

0

22 20

34 Tunesien

-2

768

88 Armenien

1

373

142 Gambia

1

191

196 Vanuatu

1

35 Ungarn

-4

763

89 Angola

3

371

142 Guinea-Bissau

-9

191

197 Samoa

-1

19

36 Ecuador

-1

758

89 Finnland

1

371

144 Nicaragua

-1

188

198 Fidschi

1

17

37 Schweden

-4

752

91 Ruanda

-13

369

145 Luxemburg

1

187

198 Tonga

-1

17

38 Costa Rica

3

728

92 Jordanien

0

357

146 Guam

8

185

200 Amerikanisch-Samoa

1

12

39 Senegal

0

722

93 Saudiarabien

-1

351

147 Liechtenstein

0

182

201 Papua-Neuguinea

1

9

40 Nordirland

-3

721

94 Libyen

2

345

148 Curaçao

1

173

201 Andorra

1

9

41 Iran

-3

718

95 Katar

1

344

149 Turkmenistan

3

172

203 Eritrea

1

8

42 Kamerun

0

667

96 Belarus

4

341

150 Puerto Rico

0

169

204 Mongolei

1

6

43 Kongo

4

666

97 Mosambik

-2

339

151 Hongkong

3

168

204 Somalia

1

6

44 Griechenland

0

661

98 Malawi

10

335

152 Guyana

7

167

206 Dschibuti

1

4

45 Türkei

3

627

99 Äthiopien

2

330

153 Vietnam

-10

166

206 Cook-Inseln

1

4

46 Slowenien

3

626

99 Oman

3

330

154 Georgien

-1

165

208 Anguilla

1

0

47 Israel

4

620

101 Kanada

2

323

155 Singapur

-5

162

208 Bahamas

-8

0

48 Venezuela

-3

617

102 Niger

-6

312

156 Kirgisistan

1

160

0

160

-10

159

49 Peru

-3

612

103 EJR Mazedonien

2

311

156 Indien

50 Kap Verde

2

608

104 Sierra Leone

7

304

158 Tadschikistan

50 Republik Irland

2

608

105 Antigua und Barbuda

2

303

159 Malta

-1

157

52 Ägypten

3

606

106 Aserbaidschan

2

302

160 Grenada

0

153

53 Nigeria

4

601

107 Litauen

3

301

161 Liberia

0

150

54 Republik Korea

-2

599

108 Simbabwe

4

299

162 Myanmar

0

142

38

T H E F I FA W E E K LY

http://de.fifa.com/worldranking/index.html


PUZZLE

Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht.

Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

Präsident Joseph S. Blatter

1

2 6

9

1

8

3

1

Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Nicolas Maingot (a. i.)

2

3

2

2

3

8

8

3

7

2

5

7

MIT TEL

1

4

9 4

Korrektorat Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach Ständige Mitarbeitende Ronald Düker, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Andreas Jaros, Jordi Punti, Thomas Renggli, David Winner, Roland Zorn

4

9

7

2

5

Redaktionsassistenz Alissa Rosskopf

5

1

8 1

2

Produktion Hans-Peter Frei

8

5

1

4

6 6

8

3

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Projektmanagement Bernd Fisa, Christian Schaub

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SCHWER

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Kontakt feedback-theweekly@fifa.org

Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.

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Layout Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli

Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.

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Art Direction Catharina Clajus

Internet www.fifa.com/theweekly

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9 6

Redaktion Alan Schweingruber (Stv. Chefredakteur), Annette Braun, Sarah Steiner

Druck Zofinger Tagblatt AG

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Chefredakteur Perikles Monioudis

Übersetzung www.sportstranslations.com

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Generalsekretär Jérôme Valcke

Bildredaktion Peggy Knotz, Andreas Wilhelm (Stv.)

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LEICHT

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T H E F I FA W E E K LY

Puzzles courtesy: opensky.ca/sudoku

Herausgeberin FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878

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GRASSROOTS

FIFA inspiring girls and boys to play football FIFA’s Grassroots programme is the core foundation of our development mission, aimed at encouraging girls and boys around the world to play and enjoy football without restrictions. Grassroots focuses on the enjoyment of the game through small-sided team games, and teaching basic football technique, exercise and fair play. For more information visit FIFA.com


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