NR. 45, 29. AUGUST 2014
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
Immer Derby Glasgow
CAMILLE ABILY MIT SPIELWITZ ERFOLGREICH
FRIEDENSSPIEL WELTSTARS SAMMELN FÜR KINDER
SEPP BLATTER LANDESPOKALE SIND WICHTIG W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
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Deutschland Nach dem Rekordstart in die Saison ist es das erklärte Ziel Bayer Leverkusens, sich als Herausforderer von Titelverteidiger Bayern München zu positionieren. Doch obwohl sich BayernVerteidiger Javi Martínez kürzlich verletzt hat: Der Titelgewinn führt nur über den FCB.
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Türkei Konkurrenz beflügelt die türkische Süper Lig. Neue Spieler und Trainer schaffen mehr Qualität und stützen die Ambitionen der Klubs. Auch ausserhalb von Istanbul blüht die Hoffnung auf, mit alten Problemen endlich aufräumen zu können.
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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com
Eine lang gepflegte Rivalität Celtic gegen die Rangers: Die Geschichte einer Konkurrenz, die auch dann nicht endet, wenn zwei Klubs nicht in derselben Liga spielen. Nicola Berger war in Glasgow und berichtet von einer traditionsreichen Rivalität, die bis heute die Gemüter erhitzt.
Sepp Blatter Der FIFA-Präsident betont die Wichtigkeit des Pokalwettbewerbs als Basis des Fussballs. Er darf nicht zum terminlichen Lückenbüsser werden, denn nur hier sehen wir: “Klein gegen Gross. Underdog gegen Krösus.”
Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com
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Papst Franziskus Zum ersten Mal spielen Weltstars unterschiedlicher Religion in einem von Papst Franziskus und Javier Zanetti initiierten Spiel gemeinsam für den Weltfrieden.
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U20-Frauen-WM Ein spannendes Turnier endet mit dem hart erkämpften Triumph der deutschen Spielerinnen in Montreal.
Immer Derby Unser Cover zeigt einen Ausschnitt aus der Rangers-Umkleidekabine im Ibrox Stadium zu Glasgow. Jeremy Sutton-Hibbert
Getty Images
The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Ihrem Tablet verfügbar.
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Europa 54 Mitglieder www.uefa.com
Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com
Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com
Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com
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Jochen Figgel, Getty Images
Camille Abily Die französische Champions- LeagueSiegerin erinnert sich an lehrreiche Jahre im Jugendfussball. In gemischten Teams lernte sie, sich durchzusetzen.
FIFA Klub-Weltmeisterschaft 10. bis 20. Dezember 2014, Marokko
Einst in Nepal Holger Obermann förderte den Nachwuchs und den Aufbau des Nationalteams in Nepal massgeblich.
FIFA U20-Weltmeisterschaft 30. Mai bis 20. Juni 2015, Neuseeland
FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 6. Juni bis 5. Juli 2015, Kanada
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Früh übt sich Ein Junge singt “You’ll never walk alone” vor einem Heimspiel seiner Celtics.
Gestern, heute, morgen
Mark Runnacles / Euro Football / Getty Images
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lasgow – eine Stadt mit einer grossartigen Fussball tradition. Und doch wird die schottische Metropole durch den Fussball zugleich vereint und entzweit. Die Bruchlinie verläuft entlang der beiden Glasgower Vorzeige klubs Celtic und Rangers FC und wird von den Anhängern nicht zuletzt konfessionell begründet. Unser Mitarbeiter Nicola Berger hat die beiden Klubs besucht – den Klassen primus Celtic, der vor wenigen Tagen in der Qualifikation zur Champions League knapp am NK Maribor aus Sloweni en gescheitert ist, und die sich allmählich wieder fassenden Rangers. Er berichtet ab Seite 7 mithin vom schottischen Fussball, der vor drei Jahrzehnten noch Massstäbe zu setzen vermochte.
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ine Partie mit Weltstars aller Weltreligionen wird am Montag in Rom angepfiffen, ein Fussballspiel, initiiert von Papst Franziskus, mitveranstaltet von Javier Zanet ti und dessen karitativer Pupi-Stiftung. Zanetti, der einstige argentinische Nationalspieler und langjährige Kapitän Inter Mailands, erzählt ab Seite 25 von seiner Begegnung mit dem
Papst und dessen Wunsch, einen interreligiösen Match aus zurichten. Er berichtet von der Arbeit seiner Stiftung mit Kindern in Buenos Aires und auch darüber, welche Stars des internationalen Fussballs seinem Ruf ins Stadio Olimpico Folge leisten werden.
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as wäre der professionelle Fussball ohne seine breite Basis aus Amateurfussballern? Er wäre kaum denk bar. FIFA-Präsident Blatter betont deshalb in seiner wöchentlichen Kolumne auf Seite 23 die Wichtigkeit gera de auch der nationalen Pokalwettbewerbe, in denen sich Berufs- und Hobbyfussballer messen. “Der Pokal schreibt epische Geschichten – Jahr für Jahr. Klein gegen Gross. Underdog gegen Krösus. So ist es für die Basis des Fuss balls von grosser Bedeutung, dass diese Wettbewerbe ge hegt (und nicht an den Rand gedrängt) werden und dass man sie nicht als terminliche Lückenbüsser missbraucht”, so Sepp Blatter. Å Perikles Monioudis T H E F I FA W E E K LY
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Alle hierher! Celtic auf dem Trainingsgel채nde Lennoxtown bei Glasgow.
BESTE FEINDE 6
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Die Rangers im Ibrox Stadium Vor der Partie gegen den Dumbarton FC am 23. August 2014 (4:1).
Celtic Glasgow gegen die Rangers: Die Geschichte einer Rivalität, die auch dann nicht endet, wenn die Klubs nicht in derselben Liga spielen – und einander eigentlich fehlen. Nicola Berger, Glasgow (Text), Jeremy Sutton-Hibbert (Fotos)
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Jimmy Johnstone Academy Der Fussballlehrer Kenny Butler in Cathkin Park, Mount Florida, bei Glasgow.
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s ist Freitagabend, 18 Uhr, und in Cathkin Park wärmen sich im Dämmerlicht ein paar Jugendliche auf. Sie befinden sich auf historisch interessantem Boden; wo inzwischen der Zerfall wuchert, stand einst der Hampden Park, um 1900 wurden hier Länderspiele ausgetragen. Daran erinnert nur noch das von Freiwilligen in eine Art Museum umgewandelte Klubhaus. Es gehört der Jimmy Johnstone Academy, die dem gleichnamigen, 2006 verstorbenen Dribbelkünstler huldigt. Johnstone erlag 2006 der ALS-Krankheit, der Raum ist angefüllt mit Kondolenzschreiben an den Rechtsaussen, der in einer weltumspannenden Wahl zum besten Spieler in der Geschichte Celtic Glasgows gewählt wurde: Arsène Wenger drückte sein Beileid aus, Sepp Blatter ebenso. Der Trainer heisst Kenny Butler, er leitet Kinder und Jugendliche an, die derselbe Traum 8
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verbindet: im Profifussball anzukommen, einmal aufzulaufen für die Grossen der Stadt, Celtic oder die Rangers. 22 Nationen sind in der Akademie vertreten. Die Geschichte von Glasgows Fussball könnte hiervon handeln: Verständigung, Toleranz. Aber sie tut es nicht. Dafür ist zu viel Blut geflossen am Ufer des Clyde. Glasgow zählt 600 000 Einwohner, und nichts zieht die Bevölkerung so nachhaltig in seinen Bann wie der Fussball, die Rangers und Celtic. Mit der Geburt, so scheint es, muss man sich hier entscheiden: Celtic oder Rangers, Blau-Weiss oder Grün-Weiss. Schatztruhe Ibrox Stadium Da sind stets zwei Arten, wie man eine Obsession ausleben kann – eine gute und eine schlechte. Wer erstere Option verstehen möchte, muss acht Pfund in der Tasche haben. Für diesen Obolus nimmt Norman Redmond jeden mit auf eine Zeitreise durch
Ibrox. Die denkmalgeschützte Heimstätte der Glasgow Rangers ist Redmonds grosser Stolz. 51 Jahre arbeitet er jetzt für die Rangers, er hat viel gesehen – und eine Menge zu erzählen. Die Tour führt durch die simple, beinahe rustikale Garderobe mit den beiden Porträts von Königin Elizabeth in den Trophäenraum. Hier bewahren die Rangers ihre Kostbarkeiten aus 144 Jahren Klubgeschichte auf: Pokale, Antrittsgeschenke, historische Dokumente. Das eigentliche Ziel im Ibrox jedoch verbirgt sich hinter einer unscheinbaren Tür im ersten Stock. Hier befindet sich das Trainerbüro, in dem in den 20er-Jahren schon Bill Struth sass. Der Arbeitsplatz wird bis heute genutzt, an Spieltagen, und der Legende nach soll 2011 der Transfer von Abwehrspieler Lee Wallace in diesen vier Wänden abgewickelt worden sein. Der Raum atmet Geschichte: Das Telefon mit Drehscheibe ist noch da, eine antike Schreibmaschine, ein Gehstock – Überbleibsel aus der Arbeit der Fussballlehrer. Generell
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Trophäen-Zimmer der Rangers Besucher bestaunen das Silber im Ibrox Stadium.
wirkt Ibrox wie ein Relikt aus vergangener Zeit. Und das ist nichts Schlechtes. Im Vereinigten Königreich verstehen sie es wie nirgendwo sonst, die Tradition mit der Moderne zu verweben. Das ist einerseits Nostalgikern wie Norman Redmond zu verdanken, andererseits wirtschaftliches Kalkül. Denn die Glorifizierung alter Helden, die Präservation der reichen Klubhistorie findet beim Anhang durchaus Anklang und stärkt die emotionale Bindung zum Verein. Samstagnachmittag; eigentlich scheint in Ibrox alles wie immer. Die knisternde Vorfreude auf das Spiel, die “We are the People!”-Rufe und das Resultat: 4:1 gewinnen die Gastgeber. Es ist ein Szenario, an das man sich hier gewöhnt hat. Aber natürlich ist nichts, wie es einmal war – nicht mehr, seit der Traditionsverein in die vierte Liga zwangsverwiesen wurde, 2012, wegen Zahlungsunfähigkeit. Das 4:1 ist ein klarer Sieg, gewiss, und auch die Kulisse ist gut, aber der Gegner im Spiel der 2. Liga heisst
Celtic verliert 0:1, aber das vermag die Stimmung nicht ernsthaft zu trüben. Dumbarton und stellt eine Mannschaft, die wöchentlich nur zweimal trainiert. Mit solchen Gegnern kennen sich die Rangers aus, die Saison 2013/14 beendeten sie in der drittklassigen League One ohne Niederlage. Die Frage ist: Wie stolz kann ein Traditionsklub wie die Rangers auf diesen Erfolg sein?
Celtic fehlen die Gegner Den ewigen Rivalen Celtic Glasgow umschwirren ähnliche Debatten. Samstagvormittag; im Brazen-Head-Pub trifft sich, wem die Reise zum Auswärtsspiel nach Inverness, umgeben von der mystischen Schönheit des schottischen Hochlands, zu weit war. An der Wand findet sich ein überdimensionales Porträt von Henrik Larsson, dem zurückgetretenen schwedischen Stürmer, der im Dunstkreis der Celtics noch immer als “King Henrik” verehrt wird. Celtic verliert 0:1, eine kleine Sensation, aber das vermag die Stimmung nicht ernsthaft zu trüben. Es herrscht Konsens darüber, dass der praktisch ausser Konkurrenz spielende Klub zum vierten Mal in Serie Meister werden wird. Die Einigkeit darüber ist so gross, dass die meisten Buchmacher für einen Einsatz von 100 Pfund im Erfolgsfall 102 Pfund ausbezahlen. Es gibt, was den schottischen Fussballmeister angeht, ja ohnehin wenig Abwechslung – Aberdeen war es 1984 als letztem Team T H E F I FA W E E K LY
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Büro im Ibrox Stadium Die Einrichtung geht auf die Zeit Bill Struths zurück (1920–1954).
gelungen, die Phalanx der Platzhirsche aus Glasgow zu durchbrechen. Aber statt des Sololaufs der Celtics hatte es bis 2012 immerhin einen Zweikampf gegeben mit den Rangers, etwas Suspense, “Old Firm”. Und so ist die grosse Ironie dieser Geschichte, dass sich die Klubs derzeit gegenseitig vermissen. Es gibt nicht viele in der Stadt, die das zugeben. Einer, der offen über die aktuelle Monotonie redet, ist Ally McCoist. Er ist die Ikone der Glasgow Rangers. Der ehemalige Angreifer und heutige Coach hielt den Rangers in der vierten Liga die Treue, und jetzt steht er kurz davor, die Seinen in die höchste Liga zurückzuführen. McCoist sitzt auf einem unbequemen Sessel in Murray Park, dem vornehmen Trainingsgelände der Rangers, kurz zuvor hat er sich für einen guten Zweck einen Eimer Eiswasser über den Kopf gegossen. Er sagt: “Beide Klubs fehlen einander. Es gibt im schottischen Fussball momentan ein Defizit an Wettbewerbsfähigkeit.” Ausgleichen können das selbstredend nur die 10
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Rangers, sollten sie im Frühjahr – und danach sieht es aus – den dritten Aufstieg in drei Jahren bewerkstelligen. Dem insgesamt 400. Stadtduell fiebern indes nicht alle entgegen, dafür gibt es zu viele offene Wunden, die erst im Frühling durch Zwischenfälle beim U17-Spiel zwischen beiden Klubs wieder aufgerissen wurden. Der ewige Konflikt der Kontrahenten geht über das Spielfeld hinaus. Hier die Katholiken von Celtic, dort die Protestanten der Rangers. Seit Jahren provozieren sich die Fangruppen mit diskriminierenden Schlachtgesängen: Celtic-Anhänger verherrlichen die ehemalige nordirische Terrororganisation IRA, Rangers- Fans schmettern Loyalisten-Hymnen. Weil das oft in Scharmützeln endete, griffen die Gesetzgeber zu drastischen Massnahmen. Wer verbotene Lieder singt, kann mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Einer, der das nicht versteht, ist Jim Dick Clark. Clark, 62, geht seit mehr als 50 Jahren zu
den Spielen der Rangers. Er sagt: “Ein Lied schadet niemandem. Die Strafen sind absurd.” Aber er sagt auch: “Die gegenseitige Verachtung befindet sich auf einem ungesunden Level. Da war immer Rivalität, aber was heute passiert, ist nicht mehr normal.” Clark übertreibt nicht. Schon 1989 drohten die Emotionen zu überborden. Der Nationalstürmer Maurice “Mo” Johnston, der römisch-katholischen Konfession zugehörig, kehrte damals aus Nantes in die Heimat zurück, aber nicht zu Celtic, wo er zuvor gespielt hatte, sondern zu den Rangers. Johnston, zuletzt Sportchef des Toronto FC, erhielt Morddrohungen, erboste Rangers-Fans bildeten einen Mob und forderten eine Rückerstattung ihrer Saisonkarten. Die Begründung: Ein Katholik hätte in Ibrox “nichts verloren”. Johnston kam verhältnismässig glimpflich davon, die Drohungen wurden nie in die Tat umgesetzt. Andere hatten weniger Glück. Menschen in Glasgow, das ist die andere,
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Statuen vor dem Celtic Park Zu Ehren Jimmy Johnstones (l.) und Jock Steins (mit dem Europapokal der Landesmeister 1967).
dunkle Seite der gewaltigen Strahlkraft des Fussballs hier, haben wegen ihrer Farben ihr Leben verloren. Sie wurden verprügelt, n iedergestochen, zu Tode getreten – weil sie zur falschen Zeit im falschen Trikot am falschen Ort waren. Wie der 16-jährige Celtic-Fan Thomas McFadden, der 1999 nach dem L iga-Cup-Finale erstochen wurde. Die Bigotterie der Fans und ihr irrationaler Hass sind so leicht nicht zu verstehen. Der Bischof von Motherwell soll bemerkt haben, es wundere ihn, dass samstags beim Fussball so inbrünstig religiöse Lieder gesungen werden, am Tag darauf aber niemand in der Kirche erscheint. Der Geistliche traf mit seiner Analyse ins Schwarze. Im Alltag schwindet die Bedeutung der Religion, und eigentlich sind die A nhänger durchaus in der Lage zu differenzieren. Zahllose Celtic-Anhänger sind mit Rangers- Anhängern verheiratet. Glasgow ist eine gespaltene Stadt; und Schottland ist im Spätsommer 2014 ein
z errissenes Land. Am 18. September votieren die Stimmbürger darüber, ob Schottland nach 707 Jahren vom Vereinigten Königreich unabhängig werden soll. Die Debatte wird hitzig geführt, im Fernsehen liefern sich Politiker erbitterte Duelle. Bei so viel Uneinigkeit könnte es sein, dass in Schottland bald die Stunde der Pragmatiker schlägt. In dieser Hinsicht sind die Strassenverkäufer, die vor Ibrox etliche Fan-Devotionalien feilbieten, gute Lehrer. In einer Woche werden sie vor dem Celtic-Park stehen und ihr Sortiment auf Grün-Weiss umgestellt haben. So geht das Spiel jede Woche. Der Verkäufer sagt lächelnd: “Protestanten, Katholiken, Muslime – mir ist das einerlei. Das Geld ist bei allen das gleiche.” Å
Scottish Football Association Gründung 13. März 1873 in Glasgow Gründungsvereine Third Lanark, Clydesdale, Dumbreck, Eastern, Granville, Kilmarnock, Queen’s Park, Vale of Leven Beitritt FIFA 1910 Beitritt UEFA 1954 Präsident Campbell Ogilvie Homepage www.scottishfa.co.uk
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An der WM 1982 gewinnt Schottland gegen Neuseeland mit Gordon Strachan (l.) und Kenny Dalglish (m.) 5:2.
Glanz und Gegenwart Trainer Sir Alex Ferguson führte 1983 den FC Aberdeen zum Sieg im Europapokal der Pokalsieger. Auch die Glasgower Clubs Celtic (1967) und Rangers (1972) errangen bereits europäische Trophäen. Der grosse schottische Erfolg bleibt heute aber aus. Sven Goldmann
mauritius images / Alamy
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m 7. September steht der schottische Fussball wieder einmal im Mittelpunkt. Fans auf der ganzen Welt werden mit a nschauen, wie eine Weltmacht der Gründerjahre den Weltmeister der Neu zeit herausfordert. Es sind die Schotten, die im ersten Pflichtspiel nach der WM gegen Deutschland antreten. Nationaltrainer Gordon Strachan sagt, er freue sich auf die Reise nach Dortmund, auf den Start in die Qualifikations kampagne für die EM 2016 in Frankreich. Keiner erwartet ernsthaft, dass Schottland dieses Spiel gewinnt. “Ich bin ein bisschen nervös, aber ich freue mich auf die Deutschen”, sagt Strachan. “Ich bin ein Bewunderer ihre Spiels.” Als Strachan noch nicht Trainer war, son dern schottischer Nationalspieler, ist er selbst auf der ganzen Welt bewundert worden. Der Mittelfeldstratege Strachan stand wie vor ihm Kenny Dalglish oder Joe Jordan oder D enis Law für eine Zeit, in der bei den grossen Klubs in den grossen Ligen Europas Qualitätsarbeit aus Glas
gow, Dundee oder Aberdeen gefragt war. Noch bis ins späte 20. Jahrhundert erfuhren die Schotten international höchste Wertschätzung. Was etwa wäre Manchester United ohne seine schottischen Trainer? Seinen Legenden status verdankt der Klub der Kunst von Matt Busby, dessen später Nachfolger Alex Ferguson aus United die berühmteste Fussballmarke der Welt machte. Zu Beginn seiner Trainerkarriere führte Ferguson den FC Aberdeen 1983 zum Sieg im Europapokal der Landesmeister. Die sen hatten die Rangers aus Glasgow schon 1972 gewonnen, der Lokalrivale Celtic war 1967 im Europapokal der Landesmeister erfolgreich, dem Vorläufer der Champions League. 2:1 s iegte Celtic im Finale von Lissabon gegen Inter Mai land – ein ganz besonderer Triumph, denn die Spieler stammten aus einem Radius von 30 Meilen um Glasgow. Sie geniessen bis heute Heldenstatus als “Lisbon Lions”. Ruhm aber ist vergänglich. Zwar gilt der Celtic Park noch immer als das schönste und
stimmungsvollste Stadion auf der britischen Insel, aber im Alltag der Scottish Premiership sind die Festtage beliebig geworden. Die Liga leidet unter der Dominanz von Celtic, das seit dem finanziellen Kollaps der Rangers vor zwei Jahren ohne ernsthafte Konkurrenz dasteht. Was die Breite betrifft, kommt das Millio nengeschäft Fussball im Norden Grossbritan niens nur schwer in Gang. Die besten schotti schen Spieler stehen traditionell in der en glischen Premier League unter Vertrag. Wie zum Beispiel Darren Fletcher. Er siedelte schon als Elfjähriger nach England über und spielt seitdem für Manchester United, wie früher üb rigens auch Gordon Strachan. Wegen einer Darmerk rankung hat Fletcher jedoch knapp zwei Jahre seiner Karriere verloren. Beim Neu aufbau unter Trainer Louis van Gaal zählt er wieder zum Kreis der Führungsspieler. Einen solchen braucht der schottische Nationaltrai ner Gordon Strachan für den 7. September in Dortmund. Å T H E F I FA W E E K LY
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BLICK IN DIE LIGEN
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Deutsche Bundesliga
B aye r ja g t B aye r n Andreas Jaros ist freier Autor und lebt in Wien.
Die Bundesliga weist die grössten Zuschauerzahlen aller europäischen Top-Ligen und mit Bayern München und Borussia Dortmund zwei Champions-League-Schwergewichte auf – und auch die wirtschaftlichen Bilanzen stimmen: 65 Prozent der deutschen Erst- und Zweitligisten haben in der vergan genen Saison einen Gewinn ausgewiesen. Kennzahlen, die die deutsche Bundesliga zum Mega-Player im globalen Fussballgeschäft machen. Und seit Kurzem klebt auch noch das Etikett “Weltmeister-Liga” dran. “Wobei sie schon vor dem WM-Titel klasse war”, wie Bundestrainer Jogi Löw anlässlich des Meisterschafts-Kickoffs am vergangenen Wochenende zu Recht relativierte. Tatsächlich scheint einiges darauf hinzudeuten, dass der Boom noch länger
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anhalten wird. Erste Runde, erster Rekord: Bayer Leverkusen ging beim 2:0-Coup in Dortmund nach neun Sekunden durch Karim Bellarabi in Führung – das früheste Bundesliga-Tor der Geschichte. Die Werkself könnte unter dem neuen Trainer Roger Schmidt eine prominente Rolle spielen. Das Offensivpressing, mit dem Schmidt zuvor schon Red Bull Salzburg Flügel verliehen hatte, taugt als Schlüssel für Höhenflüge. “Schöner kann’s nicht anfangen”, strahlte der 47-Jährige, der aber auch bemüht war, den Ball flach zu halten.
Start ein (2:1 gegen Wolfsburg vor 71 000 Fans, TV-Übertragung in 207 Länder) und konnten es sich dabei leisten, den vielversprechenden 17-jährigen Gianluca Gaudino im Mittelfeld debütieren zu lassen. Klar schmerzt der Kreuzbandriss von Javi Martínez, der in der Dreier-Abwehrkette eingeplant war. Aber die Bayern haben so viel Talent und so viele Kaliber auf der Bank, dass es für die Konkurrenz nur darum gehen kann, einen so frühen Titelgewinn wie 2013/14 zu verhindern. Da waren die Roten schon Ende März durch.
Schmidts Ziel ist es, Bayer über die volle Distanz als ernstzunehmender Herausforderer der Bayern zu positionieren. Denn dass der Weg zur Meisterschale wieder nur über die Münchner Double-Sieger führen wird, ist keine gewagte Prognose. Viele hatten schon einen Stolperstart des Guardiola-Teams herbei fantasiert, weil einige Bayern-Spieler verletzt sind und die Vorbereitung durch das späte Einrücken der Weltmeister nicht diesen Namen verdiente.
Andere Sorgen hat der Promi-Aufsteiger 1. FC Köln – vorrangiges Ziel ist der Klassen erhalt. Peter Stöger, der erste österreichische Trainer in der Liga seit Kurt Jara 2005 in Kaiserslautern, hat den Karnevalsverein mit wenig Wiener Schmäh, aber umso mehr akribisch-unaufgeregter Arbeit auf die Schiene gebracht. Kurz vor dem Oberhaus-Comeback schienen die Spieler seinen Auftritt beim Torwandschiessen im ZDF-Sportstudio zu genau studiert zu haben: Der 65-fache ExInternationale hatte nur einen Ball versenkt – worauf seine Kölner beim 0:0 gegen den HSV ähnlich minimalistisch auftraten. Å
Aber die ach so müden und formschwachen Bayern fuhren dann doch einen Dreier zum
Ein früher und ein später Treffer Die Bayer-Torschützen Bellarabi und Kiessling (kniend) bejubeln mit Papadopoulos den 2:0-Siegtreffer. 14
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Uwe Kraft / imago
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Türkische Süper Lig
Duel l u m d ie Zw a n z i g Roland Zorn ist Fussballexperte und lebt in Frankfurt am Main.
Aller guten Dinge sind drei: So lautet die Erfolgsformel im türkischen Fussball seit der Gründung der Süper Lig 1959. Doch das Markenzeichen kann auch zur Krux werden, wenn es bei der Frage, wer denn die Nummer eins im Lande sei, fast immer nur um die drei Istanbuler Grossklubs Fenerbahce und Gala tasaray (je 19 Titel) sowie Besiktas (13) geht. Schliesslich spielt die Süper Lig mit 18 Mann schaften aus 14 Städten nicht um die Stadt meisterschaft der Metropole mit 14 Millionen Einwohnern.
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Zu den Herausforderern des Istanbuler Establishments gehören alle Jahre wieder auch Teams wie Trabzonspor (6 Titel) und Bursaspor (1). Die beiden Klubs haben es bis jetzt als einzige in der Geschichte der Süper Lig geschafft, die Dominanz der Istanbuler Spitzenvereine kurz zu unterbrechen. Sie werden es in der am Freitag gestarteten neuen Spielzeit wieder versuchen, wie auch der anatolische Klub Sivasspor, der in der vorigen Saison Tabellenfünfter hinter Fener bahce, Galatasaray, Besiktas und Trabzons por wurde und wie Meister “Fener” und Pokalfi nalist Eskisehirspor doch nicht für den Europapokal gemeldet werden konnte. Diese Klubs waren massgeblich in den grossen Manipulationsskandal 2011 verwi ckelt, der die Glaubwürdigkeit der Süper Lig zwischenzeitlich erschütterte. Diesen Makel loszuwerden, dürfte eines der zentralen Anliegen der Süper-Lig-Protagonisten sein – wie auch die Eindämmung der immer wieder rund um die brisantesten Duelle aufflackern den Gewalt, die schon häufiger die freneti sche Begeisterung etwa rund um die Istan buler Derbys beschädigte. Dabei deutet die Gesamtentwicklung der in der UEFA-Rangliste auf Platz 10 gelisteten Süper Lig auch Tendenzen an, die Anlass geben zu zarten Hoffnungen nach mehr Vielfalt im Wettbewerb und einem sport lichen Aufschwung. Da ist zum einen der sportliche Qualitätszuwachs, den aktuelle Transfers wie der des von Atlético Madrid zu Fenerbahce gewechselten brasilianischen
20. Meistertitel? Galatasaray (Selcuk Inan, l.) und Besiktas (Raul Meireles) kämpfen um die Vorherrschaft.
Spielmachers Diego oder der des senegalesi schen Angreifers Demba Ba vom FC Chelsea zu Besiktas Istanbul verheissen. Dazu kom men in diesem Jahr zwei erfolgreiche Natio naltrainer: Cesare Prandelli, der Italien 2012
Glanz und Elend liegen enger beieinander als anderswo. bis auf Platz 2 der Europameisterschaft hievte und nun bei Galatasaray als Nachfol ger seines Landsmanns Roberto Mancini anheuerte, und der Bosnier Vahid Halihod zic, der Algerien bei der diesjährigen Welt meisterschaft bis ins Achtelfinale führte und jetzt in Trabzon sein Glück sucht. An Geld und guten Worten fehlt es in der Süper Lig beim Werben um internationale Fachkräfte nicht. Einnahmen von derzeit jährlich knapp 450 Millionen aus der Fernsehvermarktung der Spiele stützen die Ambitionen der Klubs. Die sind allerdings nicht dafür bekannt, ihre
Finanzmittel allzu vorsichtig einzusetzen. Auch deshalb plagen sich die “grossen Drei” als notorische Trendsetter des sportlichen E rfolgs auch mit Schulden in nicht unbe trächtlicher Höhe herum. Glanz und Elend liegen in dieser Liga enger als anderswo beieinander. Da sind auf der einen Seite Betrugsskandale, Verstösse gegen das Financial Fair Play, Unbedachtheiten wie das im Vorjahr überstürzt eingeführte E-Ticketing-System, das zu Zuschauer einbussen führte, und auf der anderen Seite die ungebrochene Liebe der Türken zum Fussball, ihre Hingabe an den Klub ihres Herzens sowie die Perspektive dieses belieb testen Sports im Lande, die durch den wirt schaftlichen Boom der vergangenen Jahre auch ausserhalb des Grossraums Istanbul aufgeblüht ist. Bursaspor hat mit dem Titelg winn 2010 ein Fanal gesetzt. Die Frage nach dem Aufstand der Provinz ist vor der 57. Saison der Süper Lig nur am Rande gestellt worden; vielmehr überstrahlt die Ziffer 20 diese Spielzeit. Eine runde Sache, um die sich Fenerbahce und Galatasaray mit demselben Anspruch auf den Jubiläumstitel streiten. Å T H E F I FA W E E K LY
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China und Peru triumphieren Bei den Mädchen hat Venezuelas Fussball-Nachwuchs zwar gegen Gastgeber VR China verloren, aber Perus hart erkämpfter Sieg gegen die Jungen aus der Republik Korea beim Olympischen Junioren-Fussball turnier 2014 war nach Boliviens Titeltriumph vor vier Jahren schon die zweite Goldmedaille für Süd amerika in Folge.
enger Ballführung und Schwindel erregenden Tempodribblings ins Auge. Auge bewies auch der isländische Spielmacher Kolbeinn Finnsson mit seiner Übersicht und seinen klugen, frühen Pässen. Der blonde Teenager hatte eine solche Selbstverständlichkeit in seinem Spiel in die Spitze, dass er sprichwörtlich aus dem Nichts Chancen zaubern konnte. Kap Verde belegte zwar “nur” den vierten Platz, sorgte aber mit Spielern wie Andradino ebenfalls für einige magische Momente. Dessen Reaktionsschnelligkeit, explosiver Antritt und Torriecher waren für insgesamt drei Treffer gut.
Tim Pfeifer, Nanjing
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owohl die Republik Korea als auch Peru hatten sich ihren Platz im Endspiel mit begeisterndem Fussball vollauf verdient, wenn sie ihr Spiel auch auf ganz unterschiedliche Weise zelebrierten. Waren es bei Peru, dem U15-Meister der CONMEBOL, eher die technisch brillanten Individualisten, die Fähigkeit, das Spiel zu lesen, sowie flüssiges Kombinationsspiel, das anschlug, glänzten die Koreaner mit perfekter Organisation, strenger taktischer Disziplin, enormer körperlicher Fitness und Schnelligkeit. Beide Mannschaften mussten jeweils nur drei Gegentore hinnehmen, womit sie gemeinsam die beste Defensive stellten. Die Republik Korea hatte mit 16 Toren in vier Spielen den besten Angriff des Turniers, Peru gewann alle Spiele. Talente begeistern Publikum Das Olympische Fussballturnier wartete mit einer solchen Fülle von spielstarken Talenten auf, dass die Zuschauer immer wieder wie gebannt waren. So stach das peruanische Duo Christopher Olivares und Gerald Tavara mit 16
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Überraschung aus dem hohen Norden Die Isländer stürmten ins Rampenlicht und straften dabei die meisten Experten Lügen, in-
Olympische Jugendfussballturniere Nanjing 2014 Tabellen Junioren: 1. Peru, 2. Republik Korea, 3. Island, 4. Kap Verde, 5. Honduras, 6. Vanuatu. Juniorinnen: 1. VR China, 2. Venezuela, 3. Mexiko, 4. Slowakei, 5. Papua-Neuguinea, 6. Namibia Austragungsorte und Stadien Junioren: Jiangning Sports Centre (Nanjing); Juniorinnen: Wutaishan Stadium (Nanjing), Jiangning Sports Centre Erzielte Tore Junioren: 52 (pro Spiel: 4,73); Juniorinnen: 56 (pro Spiel: 5,09) FIFA-Fair-Play-Auszeichnung Junioren: Republik Korea; Juniorinnen: Mexiko Zuschauer Junioren: 116 572 (pro Spiel: 10 597); Juniorinnen: 67 190 (pro Spiel: 6108) Beste Torschützen Junioren: Kim Gyuhyeong (KOR): 5 Tore, 3 Vorlagen. Juniorinnen: Deyna Castellanos (VEN): 7 Tore, 1 Vorlage
dem sie bei ihrem ersten FIFA-Turnier gleich die Bronzemedaille errangen. Besonders der dreifache Torschütze Gudjonsson avancierte zum Liebling von Fans und Medien, nachdem er zum Auftakt gegen Honduras gleich eine Glanzleistung an den Tag gelegt hatte. Auch die Afrikaner von den Kapverdischen Inseln wuchsen über sich hinaus. Die Mannschaft aus dem kleinen Land mit rund 500 000 Einwohnern zeigte nach der 0:5-Pleite zum Auftakt gegen die Republik Korea eine tolle Reaktion und besiegte Vanuatu im folgenden Spiel 7:1. Der zum Rechtsaussen umfunktionierte Rechtsverteidiger Ricardo erzielte in dieser Begegnung drei Tore, sein pfeilschneller, kongenialer Sturmpartner Andradino zwei. “Golden Girls” aus der VR China Nach 13 Tagen und 11 hart umkämpften Spielen ist das Olympische Juniorinnen-Fussballturnier Nanjing 2014 zu Ende gegangen. Nach dem Sieg der Chileninnen beim ersten Olympischen Juniorinnen-Fussballturnier vor vier Jahren in Singapur feierte die VR China dieses Jahr im Endspiel einen Sieg gegen Venezuela und beendete somit die Hoffnung der Vinotinto auf einen zweiten südamerikanischen Triumph in Folge. Nachdem Trinidad und Tobago in Singapur den fünften Platz belegt hatte, konnte der diesjährige CONCACAF-Vertreter Mexiko diesen Erfolg in Nanjing übertrumpfen und sich dank eines 3:1-Erfolgs über die Slowakei die Bronzemedaille sichern. Daniela García erzielte in letzter Minute ein Kopfballtor. Unter der Leitung der ehemaligen Tricolores-Abwehrspielerin Mónica Vergara hatten die talentierten und technisch beschlagenen Mexikanerinnen im Halbfinale ein 1:1 gegen Turnierfavorit Venezuela erreicht und sich erst im Elfmeterschiessen geschlagen geben müssen. Å
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Die höchsten Zuschauerzahlen an FIFA-Wettbewerben
Kaiser, König, Kugelblitz
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173 850 Zuschauer Finalrunde Weltmeisterschaft 1950 Uruguay - Brasilien 2:1 Maracanã, Rio de Janeiro, Brasilien
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98 943 Zuschauer Finale U17-Weltmeisterschaft 2011 Uruguay - Mexiko 0:2 Aztekenstadion, Mexiko-Stadt, Mexiko
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80 203 Zuschauer Finale Olympiaturnier der Frauen 2012 USA - Japan 2:1 Wembley-Stadion, London, England
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73 000 Zuschauer Klub-Weltmeisterschaft 2000 Manchester United - Vasco da Gama 1:3 Maracanã, Rio de Janeiro, Brasilien
Thomas Renggli
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ch werde nie mehr einen gegnerischen Spieler beissen”, beteuerte Luis Suárez u nlängst an einer Medienkonferenz in Barcelona und blickte wie ein Unschuldslamm in die Kameras. Ist das Versprechen mehr als ein Lippenbekenntnis, müssen die Journalisten umdenken: Sie liessen den Goalgetter bisher wahlweise als “The Cannibal” oder “Dracula” durch die Medienlandschaft stürmen. Wer als Fussballer Spuren (oder Wunden) hinterlässt, wird früher oder später mit einem Spitznamen geehrt. Der Erfindungsreichtum der Reporter kann dabei auch einen Hochschulabschluss oder eine politische Laufbahn ersetzen: Der französische Verteidiger Lilian Thuram verschaffte sich mit Hornbrille als “Le Philosoph” neben dem Platz Gehör, sein Kollege Laurent Blanc orchestrierte die Verteidigung mit weltmännischer Weitsicht und dem Übernamen “Le Président”, und der deutsche Nationalspieler Olaf Thon promovierte zum “Professor”, ohne je eine Universität von innen gesehen zu haben. Vom Fussball-Gelehrten stammen unter anderem die bahnbrechenden Weisheiten: “Wir lassen uns nicht nervös machen. Und das geben wir auch nicht zu.” Oder: “Man darf das Spiel doch nicht so schlecht reden, wie es wirklich war.” Fussball ist Kopfsache. So flog der deutsche Stürmer Horst Hrubesch als “Kopfball-Ungeheuer” oder “Schädel” durch die gegnerischen Strafräume. Bei Catalin Munteanu machten die Journalisten eine unverhältnismässige Grösse des Hauptes aus und nannten den rumänischen Mittelfeldspieler “Dragon Head”.
170 000 Zuschauer Qualifikation Weltmeisterschaft 1954 Brasilien - Paraguay 4:1 Maracanã, Rio de Janeiro, Brasilien 127 000 Zuschauer Finale U20-Weltmeisterschaft 1991 Portugal - Brasilien 0:0 (4:2 n.E. ) Stadium of Light, Lissabon, Portugal 110 000 Zuschauer Finale Konföderationen-Pokal 1999 Mexiko - Brasilien 4:3 Aztekenstadion, Mexiko-Stadt, Mexiko 105 000 Zuschauer Kleines Finale Olympiaturnier der Männer 1968 Japan - Mexiko 2:0 Aztekenstadion, Mexiko-Stadt, Mexiko
Unmissverständlich wird es, wenn Tiere ins Spiel kommen: Der Holländer Frank Rijkaard mutierte zum “Lama”, als er an der WM 1990 seinen deutschen Sportkameraden Rudi Völler (“Tante Käthe”) anspuckte, Jürgen Klinsmann tauchte so lange in den Strafräumen, bis er als “Diver” an die Oberfläche zurückkehrte, und Berti Vogts hetzte als “Terrier” bis zum WMTitel. Bei Bastian Schweinsteiger schliesslich ist der Name Programm: Schweini! Die Besten der Besten schafften es in den Adelsstand: Pelé (“O Rei”), Franz Beckenbauer (“Kaiser”) und Kolumbiens Millionenjunge James Rodríguez (“King”). Andere dagegen inspirierten mit ihrer blossen Erscheinung: Robert Huth (“The Berlin Wall”), Hans-Peter Briegel (“Die Walz aus der Pfalz”) oder Aílton als “Kugelblitz”. Zweifellos schneller auf den Füssen ist Luis Suárez. Nach Ablauf seiner Sperre will er dies auch in Barcelona beweisen. Letzte Woche präsentierte er schon mal sein Trikot mit der Nummer 9 und liess seine strahlend weissen Zähne aufblitzen – ohne Maulkorb. Spätestens in diesem Moment war er weder der Kannibale noch Dracula – sondern ein potenzieller Werbebotschafter für Dentalimplantate, die auch im weltmeisterlichen Nahkampf jeder Belastung standhalten. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Zahnarzt. Å
* Ein Eintritt für zwei aufeinanderfolgende Spiele am selben Tag und im selben Stadion.
Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion
Quelle: FIFA (FIFA Fact-Sheet, FIFA Competitions Biggest Crowds Ever, 26.08.2014)
90 185 Zuschauer * Finale Frauen-Weltmeisterschaft 1999 USA - VR China 0:0 (5:4 n.E.) Rose Bowl Stadium, Los Angeles, USA 90 185 Zuschauer * Kleines Finale Frauen-Weltmeisterschaft 1999 Brasilien - Norwegen 0:0 (5:4 n.E.) Rose Bowl Stadium, Los Angeles, USA
75 000 Zuschauer Qualifikation FrauenWeltmeisterschaft 2003 Mexiko - Japan 2:2 Aztekenstadion, Mexiko-Stadt, Mexiko
73 000 Zuschauer Finale Klub-Weltmeisterschaft 2000 Corinthians - Vasco da Gama 0:0 (4:3 n.E.) Maracanã, Rio de Janeiro, Brasilien
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U20 -WM DER FR AUEN IN K ANADA
Deutschland zum Dritten
Weltmeisterinnen! Die Spielerinnen der deutschen U20-Auswahl nach ihrem Finalsieg in Montreal.
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er deutsche Fussball erlebt derzeit eine Phase, in der scheinbar alles gelingt. Auch die FIFA-U20-Frauen-Weltmeisterschaft in Kanada 2014 war da keine Ausnahme. Die abschliessenden Bilder von jubelnden Akteurinnen in weissen Trikots wirkten schon auffallend vertraut, doch die Schützlinge von Maren Meinert errangen ihren Titel auf ganz andere Weise als die deutsche A-Nationalmannschaft in Brasi lien und die Männer-U19-Auswahl bei der U EFA-Europameisterschaft. “Wir alle haben den Sommer über das Männer-Team angefeuert, ihr Erfolg hat uns definitiv angespornt”, sagte Meinert nach der Pokalübergabe. “Wir hätten nicht gedacht, dass wir es auch schaffen, aber wir sind sehr stolz – insbesondere angesichts der Klasse der Teams, die wir auf dem Weg zum Titel geschlagen haben.” Tatsächlich haben die deutschen Frauen nicht eben den leichtesten Weg zum Gewinn des Turniers hinter sich gebracht. Dafür sorgte zunächst die Auslosung, bei der Deutschland in einer enorm schweren Gruppe mit Brasilien, VR China und Titelverteidiger USA landete. Nachdem man sich als Gruppensieger durchgesetzt hatte, folgten die Partien gegen 18
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Gastgeber Kanada, Frankreich und schliesslich Nigeria. In den Spielen der K .-o.-Runde hatten die Schützlinge von Meinert durchaus ihre Probleme und waren keineswegs stets das bessere Team. So war b eispielsweise Europameister Frankreich im Halbfinale eindeutig überlegen und kam zu 22 Torschüssen, während es die späteren Weltmeisterinnen nur auf fünf Torschüsse brachten. Auch im Finalspiel war das Kräfteverhältnis ähnlich, denn die Nigerianerinnen agierten eines Weltmeisters würdig und spielten mehr und bessere Torchancen heraus. Die Afrikameisterinnen kamen stets singend und tanzend aufs Feld und zeigten überschäumende Spielfreude mit vielen frühen Toren, darunter die zwei schnellsten in der T urniergeschichte. Mit Asisat Oshoala hatten die Nigerianerinnen auch die herausragende A kteurin von Kanada 2014 in ihren Reihen, die am Ende den “Goldenen Ball” und den “Goldenen Schuh” von Adidas gewann. Allein im Halbfinale gegen die DVR Korea erzielte Oshoala vier Tore und zeigte ihre beste Turnierleistung. Frankreich spielte den wohl besten Fussball und glänzte ebenfalls mit herausragenden A kteurinnen. So spielte sich Claire Lavogez mit viel Flair und spektakulären Toren in die Herzen des Publikums. Verteidigerin Griedge Mbock
Bathy, die bei der FIFA-U17-WM-Endrunde 2012 den “Goldenen Ball” gewonnen hatte, unterstrich erneut ihren Status als künftiger Topstar. Das Turnier machte grossen Appetit auf die Frauen-WM im nächsten Jahr, da sich Kanada, wie erwartet, als perfekter Gastgeber erwies. Å
F a k t en z u r U20 -W M d er F r a u en i n Ka n a d a Teilnehmende Teams: Brasilien, VR China, Costa Rica, Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Ghana, Kanada (Gastgeber), DVR Korea, Republik Korea, Mexiko, Neuseeland, Nigeria, Paraguay, USA Schlusstabelle: 1. Deutschland, 2. Nigeria, 3. Frankreich, 4. DVR Korea Spielorte und Stadien: National Soccer Stadium (Toronto), Olympiastadion (Montreal), Commonwealth Stadium (Edmonton), Moncton Stadium (Moncton) Zuschauer: 288 558 (pro Spiel: 9017)
Alex Grimm / FIFA via Getty Images
Stephen Sullivan, Montreal
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Zurück zu den Wurzeln The FIFA Weekly begleitete FIFA-Präsident Sepp Blatter in seine Heimat und gratulierte zum 100-jährigen Bestehen seines Stammvereins FC Visp.
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ahrlich ein Volksfest in Visp – und ein veritables Jahrhundertspiel: FIFA-Präsident Blatter rief, und sie kamen. Ronaldo, George Weah, Jean-Marie Pfaff, Stéphane Chapuisat und noch so manch anderer Star lief zur Partie der FIFA Selection gegen die Cup Legends des FC Sion vor 3500 Zuschauern auf dem Sportplatz Mühleya auf. Sepp Blatter freute sich: “Es ist unglaublich. Grosse Emotionen. Das geht einfach unter die Haut. Diese Feier hat mir sehr gut getan. Einmal abzuschalten vom alltäglichen Geschäft.” Å Mehr Bilder zum Thema unter: www.fifa.com/aboutfifa/photos/galleries
So wie einst George Weah im Anflug.
foto-net/Kurt Schorrer
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Einweihung des neuen Garderobengebäudes Der Pfarrer erscheint im FIFA-Fussballtrikot.
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First Love
Or t: Zandvoor t, Niederlande Datum: 6. Mai 2007 Zeit: 12. 22 Uhr
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Richard Kalvar/Magnum Photos
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Den Fussball überall und für alle entwickeln
Mitreissende Turniere organisieren
Der Gesellschaft und der Umwelt Sorge tragen
Für das Spiel. Für die Welt. Die FIFA will den Fussball zum Wohl aller entwickeln. Unsere Mission lautet: Das Spiel entwickeln Oberstes Ziel der FIFA ist, den Fussball für ihre 209 Mitgliedsverbände zu entwickeln. Dank den Einnahmen aus der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ können wir täglich USD 550 000 in die weltweite Fussballförderung investieren. Die Welt berühren Die FIFA will die Menschen weltweit mit ihren internationalen Fussballturnieren und -veranstaltungen bewegen, zusammenführen und begeistern.
FIFA.com
Eine bessere Zukunft gestalten Der Fussball ist viel mehr als ein Spiel. Mit seiner weltweiten Ausstrahlung und Reichweite besitzt er eine einzigartige Kraft, die sorgsam einzusetzen ist. Die FIFA fühlt sich der Gesellschaft weit über den Fussball hinaus verpflichtet.
DEBAT T E
PRESIDENTIAL NOTE
Die Meinungen der FIFA.com-User zum Pokalwettbewerb: Für die kleinen Klubs mögen die Pokal wettbewerbe ja ein tolles Abenteuer sein. Für mich als Zuschauer wird es erst ab den Viertelfinals interessant. Roar29, England
Es zeigt sich in jeder Saison von Neuem, dass kleinere Liga-Klubs oft die Chance auf eine Überraschung wahrnehmen können und sich gegen die grossen beweisen. Diese Überraschungen machen für mich die Faszination der Pokalwettbewerbe aus.
Der Pokalwettbewerb hilft den kleineren Ligen umfassend – die Klubs kommen dadurch zu der Spielpraxis, die sie b rauchen, um sich zu verbessern.
Moses277, England
Shahridge, Indien
“So lebt der Fussball.”
Ich halte es diesbezüglich definitiv mit den Italienern: Der Pokalwettbewerb interessiert nun wirklich niemanden. Campione06, Schweiz
Die Engländer sollten sich mal überlegen, ein paar von ihren 50 Pokalwettbewerben abzuschaffen. Die werden sonst immer zu viele Spiele haben, als dass sie an den Weltmeisterschaften erfolgreich sein könnten. Honeycat17, Frankreich
Der Pokalwettbewerb bedeutet für mich ein erstes Treffen aller Klubs einer Nation in derselben Sportveranstaltung. Das ist sehr wichtig für die Entdeckung von neuen Talenten! Zudem sind die kleinen Klubs stets äusserst motiviert, um gegen die grossen Klubs zu bestehen. Dies führt zu überschwänglicher Freude und Spass am Spiel bei einer ganzen Nation.
In der MLS beispielsweise weiss man nie, was noch passieren wird. Es ist unheimlich spannend. Und in Mexiko erhalten die TopTeams aus der Ascenso MX die Chance, in die Liga MX aufzusteigen. So lebt der Fussball! DSanchez09, USA
Ich selbst bin Amateurfussballer seit un zähligen Jahren und ich schaue mir auch unheimlich gerne Spiele an: Von diesem Sport kann ich eigentlich nicht genug kriegen! Ich muss mir meine Fussballzeit aber einteilen und bin deshalb oft nicht an den vielen Pokalwettbewerben interessiert.
RomyMT, Kongo
Lowres55, Schweiz
“Er führt zu überschwänglicher Freude und Spass am Spiel bei einer ganzen Nation.”
Pflegt den Pokalwettbewerb
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eschichte, Tradition, Romantik. Keine Fussballveranstaltung verkörpert diese Werte besser als die nationalen Pokalwettbewerbe. Sie schaffen eine wunderbare Wechselwirkung, die in der immer globaleren und spektakuläreren Fussballszene gelegentlich zu kurz kommt. Sie bringen die Stars zu ihren Wurzeln zurück – und bieten gleichzeitig den Fans an der Basis des Fussballs die Möglichkeit, die grossen Namen quasi hautnah, oft in einer idyllischen überschaubaren Atmosphäre, zu erleben. Der Pokal baut die Brücke zwischen Spitzenklubs und Breitensport und sorgt dafür, dass sich der Sport auf allen Stufen in die gleiche Richtung entwickelt – selbst wenn die Ziele und Interessen der Profi- und Amateurvereine auseinandergehen. Der Erfolg des Pokals liegt in der Einfachheit seiner Formel. Jede Mannschaft hat das Recht, am Wettbewerb teilzunehmen – jeder hat die Chance auf die Trophäe. Das Los entscheidet über Paarung und Heimrecht. Es ist deshalb kein Zufall, dass der älteste Fussballwettbewerb der englische FA Cup ist. Er wurde 1871 erstmals ausgetragen – 18 Jahre vor der Meisterschaftspremiere. Auch in Spanien stand am Anfang des nationalen Spielbetriebs der Pokal. Die Copa del Rey erlebte ihre Ouvertüre 1902 – 26 Jahre bevor der erste Meistertitel ausgespielt wurde. Der Pokal schreibt epische Geschichten – Jahr für Jahr. Klein gegen Gross. Underdog gegen Krösus. So ist es für die Basis des Fussballs von grosser Bedeutung, dass diese Wettbewerbe gehegt (und nicht an den Rand gedrängt) werden und dass man sie nicht als terminliche Lückenbüsser missbraucht.
Korrigendum In der Ausgabe vom 22. August 2014 hat sich auf Seite 27 leider eine unzutreffende Information eingeschlichen. Die FIFA hat keinen Gewinn von 1,9 Milliarden Schweizer Franken aus der WM 2014 erzielt. Richtig ist, dass die FIFA zurzeit den Finanzbericht zur Vierjahresperiode 2011–2014 vorbereitet. Er wird im Frühjahr 2015 vorliegen. Wir bedauern den Fehler.
Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY
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Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ ist, wo jeder von uns sein will.
IN T ERRELIGIÖSER M AT CH FÜR DEN FRIEDEN
Privataudienz Javier Zanetti und Papst Franziskus tauschen Wimpel.
Im Auftrag des Papstes Am 1. September 2014 spielen in Rom zum ersten Mal Weltstars unterschiedlicher Religion gemeinsam für den Weltfrieden – initiiert durch Papst Franziskus und dem früheren Kapitän und heutigen Vizepräsidenten Inter Mailands, Javier Zanetti.
Osservatore Romano/AFP
Javier Zanetti, wie kommen Sie dazu, ein interreligiöses Fussballspiel für den Frieden zu organisieren? Javier Zanetti: Die Idee entstand in einem persönlichen Gespräch mit Papst Franziskus. Ich erzählte ihm damals von meiner Stiftung, der Fundación Pupi, von unseren Aktivitäten und unserem Einsatz für sozial benachteiligte Kinder. Papst Franziskus äusserte daraufhin den Wunsch, ein starkes Signal auszusenden. Es müsse doch möglich sein, alle
Weltreligionen in einem Stadion zu vereinen und mit einem Fussballspiel eine klare Botschaft für den Frieden und die Zukunft der Welt zu vermitteln. Das werden wir am kommenden Montag tun. Alle diese Weltklasse-Spieler, welche die verschiedenen Religionen vertreten, im Olympiastadion Roms zu sehen, wird grossartig.
Wie soll man als Argentinier seinem “argentinischen Papst” auch einen Wunsch abschlagen …
… unmöglich. In erster Linie ist er der Papst. Er ist aber vor allem ein einfacher Mensch mit einem grossen Herzen. Der Pontifex sagt, dass der Sport ein Mittel sei, um die Werte zu propagieren, die das Wohl des Menschen fördern. Ausserdem helfe der Sport, eine friedlichere und brüderliche Gesellschaft zu formen. Er denkt dabei an die Loyalität, die Ausdauer, die Freundschaft, das Teilen und die Solidarität. T H E F I FA W E E K LY
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IN T ERRELIGIÖSER M AT CH FÜR DEN FRIEDEN
Nicht etwa Ihre alte Heimstätte, das Mailänder San-Siro-Stadion, wurde als Austragungsort gewählt, sondern das Olympiastadion in Rom. Die Nähe zum Vatikan dürfte bei der Wahl eine Rolle gespielt haben? Natürlich. Es war aber nicht der einzige Grund. Meine Fundación Pupi organisiert das Spiel für den Frieden zusammen mit Scholas Occurrentes. Bei dieser Organisation handelt es sich um die Stiftung, die unter Aufsicht des Papstes für den Vatikan arbeitet. Deshalb war es ziemlich schnell klar, dass diese Partie in Rom ausgetragen wird.
Was dürfen die Fussballfans am Montag erwarten, und wie schwer war es, die Stars aufzubieten? Ich musste niemanden überreden. Alle Spieler haben spontan zugesagt. Es gab auch welche, die gerne gespielt hätten, aber am Montag nicht in Rom sein können. Die Spieler sind das eine, das andere aber ist es – wie vorhin erwähnt – den Wunsch des Papstes zu erfüllen und der Welt eine starke Botschaft zu übermitteln.
Über welche Zusage haben Sie sich am meisten gefreut? Jede Zusage hat mich gefreut. Ob sie nun von einem ehemaligen Gegner oder einem früheren Teamkollegen gekommen ist, spielt für mich keine Rolle. Wichtig ist, dass jeder Spieler überzeugt und mit Freude diese Partie am Montag absolviert. Man wird beispielsweise Paolo Maldini sehen, Roberto Baggio, Gianluigi Buffon, Andrea Pirlo, Iván Zamorano, Gabriel Batistuta, Abel Balbo, meine früheren Teamkollegen von Inter: Hernanes, Mauro Icardi und Osvaldo. Meine Kollegen scheuen auch keine weite Anreise und freuen sich, Teil dieses Projektes zu sein. Selbst Arsène Wenger wird uns beehren. Es wird ein wunderbares Fest werden mit einer starken Botschaft an die Welt.
mehr spiele. Die Verantwortung als Vizepräsident dieses grossartigen Vereins zu tragen, erfüllt mich mit Stolz. Dass ich mich nebenbei auch für solche Projekte engagiere und mich um meine Stiftung kümmere, freut die Verantwortlichen von Inter Mailand. Der Klub weiss, wie wichtig mir meine Stiftung ist. Ich werde nach wie vor alles für Inter geben und den guten Namen des Vereins mit meinem Namen in die Welt tragen. 20 Jahre spielte ich für Inter, und es ist mir eine grosse Ehre, weiterhin für die Nerazzurri tätig zu sein.
zählen, will ich bei der Mannschaft sein. Es wird weitergehen. Ich werde nach wie vor trainieren, um fit zu bleiben und um zwischendurch mit Freuden Fussball spielen zu können. Die Partie vom Montag im Olympiastadion Rom wird für mich eine Möglichkeit sein, wieder einmal 90 Minuten zu spielen. Ich bin sehr glücklich mit all dem, was ich zurzeit tue.
Dass Sie Ihre Fussballschuhe an den Nagel gehängt haben, bereuen Sie noch nicht.
Meine Frau Paula und ich beschlossen 2001, die Fundación Pupi ins Leben zu rufen, um etwas für unser Heimatland zu tun. In jenem Jahr machte Argentinien einer der schwierigsten Momente seiner Geschichte
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich in den letzten Wochen so viel unterwegs war für den Verein, dass sich diese Situation noch
Die Fundación Pupi, Ihre Stiftung, ist bestens bekannt in Argentinien und in Italien. Wie würden Sie Ihre Stiftung dem Rest der Welt beschreiben?
Es tut gut, Menschen zu helfen. nicht ergeben hat. Mein Alltag ist mit dem Beenden meiner Spielerkarriere nicht weniger intensiv geworden. Im Gegenteil. Es sind so viele Dinge, die ich mit viel Engagement für Inter mache, dass ich mir solche Gedanken, wie gesagt, noch nicht gemacht habe. Klar, wenn es bald losgeht mit den Spielen, die
durch. In unserem Quartier in Buenos Aires litten die Menschen sehr unter dieser schwierigen und heiklen Situation, insbesondere die Kinder. Mit der Gründung der Stiftung haben wir eine Organisation geschaffen, die es uns ermöglicht, sozial benachteiligten und zum Teil auch behinderten Kindern zu helfen. Wir
Was für eine Botschaft will Javier Zanetti den Fussballfans und der Welt am Montag überbringen?
Sind das Organisieren solcher Spiele oder die Aktivitäten mit Ihrer Fundación Pupi unter anderem Teil Ihres neuen Lebens, nebst den Verpflichtungen als Vizepräsident von Inter Mailand? Es sind alles wichtige Aufgaben. Es ist eine Ehre für mich, weiterhin Teil der Inter-Familie zu sein, obschon ich nicht 26
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Name Javier Adelmar Zanetti Geburtsdatum, Geburtsort 10. August 1973, Buenos Aires Position Abwehr, Mittelfeld Vereine Talleres de Escalada, CA Banfield, Inter Mailand Nationalmannschaft Argentinien 145 Einsätze, 5 Tore
Chico De Luigi
Vor allem, dass sie mit offenem Herzen zu diesem ersten interreligiösen Fussballspiel für den Frieden kommen. Es ist das erste Spiel dieser Art. Möge es der Auftakt zu einer Tradition sein, die mit ihren Mitteln die Welt verbessern kann.
IN T ERRELIGIÖSER M AT CH FÜR DEN FRIEDEN
Das interreligiöse Spiel für den Frieden
Kinderlachen Zanetti und seine Frau Paula mit Kindern aus dem Pupi-Projekt.
sorgen dafür, dass sie von der frühen Kindheit an und im Verlauf ihres Lebens die nötige Pflege und Erziehung erhalten. Begonnen haben wir 2001 mit 34 Kindern. Heute, nach 13 Jahren, sind es 250 Kinder, die fix in unseren Infrastrukturen betreut werden. In all unseren Engagements mit den Familien der Kinder betreuen wir gegen 1000 Personen. Ich bin stolz, diesen Weg gegangen zu sein, diese Verantwortung übernommen zu haben und so vielen Menschen zu helfen. Immer wenn ich zurückkehre nach Buenos Aires, merke ich, wie zufrieden und dankbar diese Kinder sind. Diese Tatsache macht mich sehr glücklich.
Fondacion PUPI, Getty Images (2)
Welches sind die nächsten grossen Projekte der Fundación Pupi? Wir haben ein neues Gebäude gekauft und werden unsere Aktivitäten in eine grössere Infrastruktur einbetten. Wir werden mehr Platz haben, damit sich jedes Kind in seiner Entwicklung noch mehr entfalten kann. Ausserdem werden wir das Projekt “Mamma amor” starten. Dieses Vorhaben liegt mir besonders am Herzen. Wir begleiten Frauen während der Schwangerschaft und auch in den ersten drei Jahren nach der Geburt des Kindes.
Es ist eine wichtige Zeit, wo es weder der Mutter noch dem Kind an etwas fehlen darf.
Wer hilft Ihnen dabei, und wer kümmert sich um Ihre Stiftung, wenn Sie in Italien sind? Meine Frau, mein Vater, meine Schwiegereltern. Aber ich darf auch auf die Hilfe von vielen Freunden in Argentinien und Italien zählen. Ich muss vor allem dem italienischen Volk danken. Immer wenn ich im Namen der Stiftung einen Event organisiere, erscheint es zahlreich und zeigt sich grosszügig.
Kann man noch mehr machen für diese K inder? Man kann immer noch mehr machen. Wir müssen alle dazu bereit sein. In uns allen müsste dieses Gefühl da sein, eine gewisse soziale Verantwortung übernehmen zu wollen. Es gibt keine schönere Geste, als jemandem zu helfen, der gerade leidet und Hilfe braucht. Ich hoffe, dass ich dieses Gefühl immer in mir haben werde. Es tut gut, Menschen zu helfen. Å Mit Javier Zanetti sprach Giovanni Marti
Das Spiel findet am Montag, 1. September 2014, um 20.45 Uhr im Olympiastadion von Rom statt. Mit dabei sind zahlreiche der besten Fussballspieler der Welt von heute und aus den vergangenen Jahren, die verschiedene Kulturen und Religionen vertreten: Buddhisten, Christen (katholisch, protestantisch, evangelikal), Juden, Hindus, Moslems und Shintoisten. In Fernsehen, Radio, Internet und allen anderen Medien der fünf Kontinente wird es Live-Schaltungen ins Olympiastadion geben. Alle Einnahmen aus der Veranstaltung, die von Papst Franziskus initiiert und von Scholas Occurrentes und der Fundación Pupi (www. fondazionepupi.org) organisiert wurde, fliessen in das Projekt “Un’Alternativa di Vita” (Eine Alternative für das Leben), das Kindern in Buenos Aires konkrete, Emre Belozoglu strukturierte und fortdauernde Hilfe gewährleistet, sowie in die Weiterentwicklung des Netzwerks von Scholas Occurrentes. Die Protagonisten: Der neue Trainer der argentinischen Nationalmannschaft, Gerardo “Tata” Yossi Benayoun Martino, und der Trainer des FC Arsenal, Arsène Wenger, haben die Aufgabe übernommen, die beiden Teams aufzustellen. Sie können aus einem Spielerpool schöpfen: Andrea Pirlo, Andrij Shewtschenko, Antonio Mohamed, Marcos António Senna Da Silva, Arturo Vidal, Carlos Valderrama, Yossi Benayoun, Tomer Hemed, Damiano Tommasi, David Trezeguet, der Kapitän der äthiopischen Nationalmannschaft Degu Debebe Gebreyes, Diego Lugano, Fredy Guarín, Diego Simeone, Emil Hallfredsson, Esteban Cambiasso, Fernando Tissone, Ezequiel Lavezzi, Juan Pablo Carrizo, Juan Iturbe, Ricky Álvarez, Lionel Messi, Javier Mascherano, Maxi Rodríguez und Cristian Ledesma. Doch damit ist die Liste noch nicht zu Ende. Weiter sind dabei Fernando Muslera, der neue Trainer der AC Milan, Filippo Inzaghi, Yuto Nagatomo, Gabriel Heinze, José Chamot, Luca Toni, Lukas Podolski, Mesut Özil, Nicola Legrottaglie, Radja Nainggolan, Roberto Baggio, Ronaldinho, Samuel Eto’o, Sulley Muntari, Emre Belozoglu, Iván Zamorano und Iván Córdoba. Die Teams treten unter den Namen Pupi und Scholas an und werden von zwei herausragenden Champions geführt, nämlich Javier Zanetti und Gianluigi Buffon, beide ehemalige Spielführer ihrer jeweiligen Nationalmannschaft.
Das Spiel steht unter dem Patronat u. a. der FIFA. T H E F I FA W E E K LY
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Š 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
instinct takes over
#predatorinstinct
adidas.com/predator
SPLIT TER
Siegtorschütze Javier Lara feiert mit Teamkollegen den allerersten Treffer der SD Eibar in der Primera División.
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ie kleinste Stadt, das kleinste Stadion, das kleinste Budget in der Geschichte der spanischen Primera División. Schuldenfrei! Die Sociedad Deportiva Eibar setzt in der Welt der Messis, Ronaldos und Neymars den Kontrapunkt. Die Basken beschäftigen weder Stars noch Ausländer – und verfügten nach dem sensationellen Aufstieg nicht mal über das reglementarisch vorgeschriebene Grundkapital von 1,72 Millionen Euro. Erst mit einer Solidaritätsaktion und dem Verkauf von Aktien (à 50 Euro) generierten sie die nötigen Mittel. Nun hat der Klub Tausende von Klein aktionären aus 38 Ländern. An den grossen Fussball erinnern in der 27 000-Einwohner-Stadt zwischen San Sebastián und Bilbao nur die Trikotfarben: Eibar spielt im Blau-Rot Barcelonas – weil der baskische Verband dem Verein in den 1940er-Jahren als Entwicklungshilfe einen Trikotsatz der K atalanen geschenkt hatte. Auch bei der Aufstiegsfeier setzte der Klub auf Recycling: Das Konfetti, das im Moment des Triumphs durch die Luft wirbelte, war bei Barça im vergangenen Frühling nach dem verlorenen Meisterschaftsendspurt ungebraucht geblieben. Auf dem Platz kommt der Neuling ohne fremde Hilfe aus: Im ersten Saisonspiel gewann er das baskische Derby gegen Real Sociedad 1:0. Å Thomas Renggli
Juan Manuel Serrano Arce / Getty Images
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icht alle Adjektive kennen Steigerungsformen. So ist zwar das häufige Adjektiv “gut” ohne Weiteres steigerbar – besser, am besten. Was aber ist mit “fair”? Oder mit “aufrichtig”? Kann man sagen, ein Spieler sei “aufrichtiger”, wenn er statt einem eigenen Vergehen deren zwei dem Schiedsrichter unaufgefordert meldet? Ist er dann zugleich auch “fairer”? Der Liverpooler Mittelfeldspieler Joe Allen zumindest sagte nach der 1:3-Niederlage gegen Manchester City am zweiten Spieltag der Premier League: “Wir sind manchmal zu aufrichtig und zu fair.” Ganz so, als ob sich Fairness quantifizieren liesse und nicht etwa eine grundsätzliche (Berufs-)Einstellung wäre, fügte er hinzu: “Auf diesem Niveau muss man manchmal clever sein.” Allen meinte damit: “Manchmal kann man die Dinge gleich in ihrem Entstehen unterbinden und sich damit eine Menge Ärger ersparen.” Es reicht dann ein taktisches Foul aus, und man gelangt vom hehren Superlativ über den nüchternen Komparativ zum einfachen Positiv. Merke: Zwischen fair und unfair steht im Fussball die Cleverness – zumindest für Joe Allen. Å Perikles Monioudis
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n der vergangenen Saison hat Karim Bellarabi als Leihgabe für Eintracht Braunschweig gespielt. Es war kein besonders schönes Jahr und endete mit dem Abstieg aus der Bundesliga. Wahrscheinlich hätte niemand besondere Notiz von Bellarabis Rückkehr zu Bayer Leverkusen genommen. Wenn er denn nicht gleich am ersten Spieltag ein Kunststück vorgeführt hätte. Beim 2:0-Sieg im Spitzenspiel bei Borussia Dortmund gelang dem 24 Jahre alten Stürmer nach neun Sekunden das schnellste Tor der Bundesligageschichte, und die währt nun auch schon 51 Jahre. Vier Kollegen hatten vor Bellarabi insgesamt fünfmal den Ball berührt, er selbst gönnte sich zwei Kontakte, bevor er den Ball mit dem dritten im Fallen ins Tor jagte. Den Weltrekord hält allerdings jemand anders. Der Serbe Vuk Bakic er traf vor zwei Jahren vom Anstosspunkt – nach zwei Sekunden. Å Sven Goldmann
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FOR THE WORLD
DIE N N A M R E OB RIE SE 4 TEIL 3/
Mächtige Zuschauer Jugendliche kicken vor dem Annapurna-Gebirge.
Fussball am Himalaya Anfang der 1990er-Jahre half Holger Obermann mit, in Nepal den Nachwuchs zu fördern und das Nationalteam wiederaufzubauen. Seine Bemühungen fielen auf fruchtbaren Boden.
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rei Stockwerke muss man hinaufklettern, um Huberts “Terras sen-Cafe” in Thamel zu erreichen. Der Blick fällt über die Stadt Kathmandu hinweg auf die Umgebung – und nach dem Monsun sieht man an klaren Tagen die herrliche Kulisse der Himalaya- Gebirgskette mit dem 8848 Meter hohen Mount Everest. Fussball in Nepal? Ein deutscher Kenner dieses Sports – er spielte einst in der Jugend des Hamburger SV – sagte mir, dass der Spielbetrieb im Land zusammengebrochen sei. Doch auf den freien Plätzen kickten Kinder und Jugendliche unverdrossen weiter, mit teilweise uralten Bällen – und barfuss. Ich wollte in den nächsten Wochen versuchen, mit einigen noch übrig gebliebenen Mitgliedern des Fussballverbandes einen Neubeginn einzuleiten. Ich wusste um die Schwierigkeit dieser Mission und brauchte Mut und Energie, den Auftrag vor allem für die Jugend anzupacken. Nepals Menschen, beispielsweise in den grösseren Städten wie Kathmandu, Pokhara, Nepalganj oder Birganj, waren in den Jahren 30
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vor den Unruhen richtig fussballbegeistert gewesen und bei den Spielen der Klubs zu Hunderten in die Stadien gekommen. Besonders bemer kenswert: Die grosse Anzahl der Mönche, die in Kathmandu zu Fuss vom anderen Ende der Stadt, aus Bodnath, zu den Spielen ins Stadion kamen und auch zu Hause sehr gern Fussball spielten. Unglaublich, wie geschickt sie mit dem Ball umgingen und in ihren wehenden kastanienbraunen Kutten auf den mit Steinen übersäten Sandplätzen in der Nähe des K losters auf Torjagd gingen. Fussball mit der Polizei Helfen wollte ich, den Menschen nach den Unruhen wieder etwas Hoff nung zu geben, vor allem den jungen, die auf den steinigen Plätzen im Bergland ebenso grosse Freunde hatten wie heute auf dem Kunstrasen platz der FIFA. Aber oft wurde ihr Elan gebrochen. Durch kleine Erd beben im Osten des Landes und Sturmfluten in der Monsunzeit wurden
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sie gezwungen, für Wochen auf ihren geliebten Sport zu verzichten. So etwa in dem kleinen Dorf Palung, 60 Kilometer südlich von Kathmandu gelegen, wo wir nach einer Sturmflut den arg mitgenommenen Sportplatz wieder herrichteten. Er war von der “Franz-Beckenbauer-Stiftung” finanziert worden. Nachdem ich in den ersten Wochen meines Auftrages vor allem mit Vertretern des Sportministeriums und früheren Vereinsvertretern Gespräche über das Projekt geführt hatte, kam eine für mich erfreuliche Nachricht. Die nepalesische Polizei mit Hauptquartier in Kathmandu kündigte Aktivitäten im Fussball an und bat mich, als Cheftrainer auf dem grossen Gelände vor den Toren der Stadt zu arbeiten. Das hörte sich gut an. Die Schicksale der anderen Vereine in der Hauptstadt immer im Auge behaltend, trainierte ich mit den jungen Kadetten der Polizei vormittags und mit etwa 22 Spielern der höheren Altersstufe nachmittags. Das ging gut, und Polizeichef Pradham gab mir alle Freiheiten, den Trainings- und Spielbetrieb zu arrangieren.
Holger Obermann
Ein neues Nationalteam In den folgenden Monaten sprach es sich in Kathmandu schnell herum, dass die Polizei Spielpartner suchte. Und prompt kamen Anfragen. Da war von Annapurna Kathmandu die Rede, der Army und anderen Klubs, die nun mit Schwung daran gingen, Mannschaften ins Leben zu rufen. Es klappte binnen kurzer Zeit. Die jungen Menschen hatten nach den blutigen Unruhen den Ehrgeiz, wieder Ligaspiele auszutragen. Und bald meldeten sich sechs Mannschaften und regten an, eine Meisterschaftsrunde auszuspielen. Ein Jahr nach dem Aufstand rollte der Ball in allen Stadtteilen von Kathmandu. Ich hatte die Idee, eine Jugend-Nationalmannschaft ins Leben zu rufen, die sich auch wieder an asiatischen Wettbewerben beteiligen kann. Ausserdem wurden Wünsche wach, wieder eine nepalesische Nationalmannschaft zu bilden. Drei Trainer, Thapa, Basnet und Mulmi, die vor dem Bürgerkrieg die Nationalmannschaft betreut hatten, kamen dafür erneut infrage. Vor allem Bim Thapa hatte genügend Erfahrung und Fachwissen gesammelt, um Regie zu führen. Ich integrierte sie in meine ersten Trainerkurse, gab ihnen spezielle Aufgaben, im Bereich der Mannschaftsführung, der Taktik, Kondition und Motivation, die besonders jetzt, nach Monaten des Stillstands, wichtig war. Eine grosse Brauerei bot sich als Sponsor für die Liga an. Auch wenn es mir nicht leicht fiel, Alkohol mit dem Fussball in Einklang zu bringen, erinnerte ich mich an das alte Sprichwort: Der Zweck heiligt die Mittel. Erst recht in einer solch schwierigen Situation. Bemerkenswert: Die Brauerei wollte wirklich etwas für die Förderung des Fussballs tun und verzichtete auf Werbung. Ich war den drei Amatya-Brüdern dafür sehr dankbar. Triumph am Südasien-Cup Auch in den Provinzstädten sprach es sich schnell herum, dass wieder Fussball gespielt werden sollte. Mit Hilfe des damaligen Deutschen Olympischen Komitees und privater Sponsoren konnte auch ein grosser Wunsch von mir realisiert werden: Die Bildung von Jugendzentren in zwölf Provinzen des Landes. Um dieses Vorhaben zu realisieren, waren aber in den folgenden drei Monaten etliche Trainerkurse notwendig, um die Übungsleiter und teilweise auch die Lehrer zu schulen sowie ausreichendes Spielmaterial zu besorgen. Immer wieder reiste ich durchs Land, besuchte die Zentren. Die Motivation der Spieler zwischen 14 bis 18 Jahren war riesengross. Der Asiatische Fussball-Verband (AFC) lud nepalesische Trainer zu Lehrgängen nach Malaysia ein. Und so waren wir eigentlich ganz gut aus der Krise gekommen. Der alte Standard war fast erreicht. Und dazu gehörte auch der behutsame Aufbau einer Nationalmannschaft. Mein Langzeitprojekt von 1991 bis 1994 wies nach dreijähriger Zeit der intensiven Vorbereitung 1993 einen Höhepunkt auf, der in einem Land wie Nepal überschwänglich gefeiert wurde: der Sieg der wiederaufgebauten Nationalmannschaft im Endspiel der Südasien-Spiele in Dhaka (Bangladesch) nach Elfmeterschiessen.
Für das jährliche Jugend-Festival mit allen beteiligten “Youth Centres” des Landes im Stadion von Kathmandu reisten an die 500 Jugendliche in die Hauptstadt, um sich in einem Fussball-Fünfkampf zu messen, der aus Sprints mit dem Ball, Torschüssen aus 20 Metern, Ball hochhalten, Flanken in Richtung eines grossen LKW-Reifens in der Mitte des Platzes bestand und schliesslich aus den kleinen Spielen mit 3:3 oder 4:4. Benotet wurden die besten Teilnehmer in drei Alterskategorien von einer Jury, die sich auch aus Vertretern der verschiedenen Provinzen zusammensetzte. Der Beste, ein junger Spieler namens Rajiv Nepali, gewann eine Reise in die deutsche Fussballschule – in den Jahren danach folgten weitere Spieler. Nepali war im Fussballcamp so gut, dass er zwei Jahre beim SV Wehen spielte und in Deutschland auch eine kaufmännische Lehre abschloss. Er kehrte dann nach Nepal zurück und wurde Nationalspieler. Å
D I E F I F A I N N E PA L Im September 2012 finanzierte die FIFA in Kathmandu ein neues Hauptquartier für den nepalesischen Verband ANFA (inkl. ANFA Academy und Kunstrasenplatz; 500 000 US-Dollar). Ende 2005 war der Hauptsitz renoviert worden (400 000 US-Dollar). 2001 wurden in Kathmandu, Dharan, und Butwal regionale Trainingscenter gebaut (500 000 US-Dollar). 2010 unterstützte die FIFA die Fussballakademien in Lalitpur, Dharan und Butwal, wo 180 Jungen (U12 bis U16) ausgebildet wurden, mit 400 000 US-Dollar.
Nachwuchs in Nepal Holger Obermann im Kontakt mit der einheimischen Jugend.
Holger Obermann (geboren 1936 in Kassel, Deutschland) hat über viele Jahre und auf vier Kontinenten für den Fussball gearbeitet. In einer vier teiligen Serie präsentier t The FIFA Weekly exklusiv einen Auszug aus seinem Manuskript “Mein Fussball hatte Flügel”.
IN DER AUSGABE VOM 12. SEPTEMBER 2014 LESEN SIE TEIL 4 ÜBER GAMBIA. T H E F I FA W E E K LY
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ZEITSPIEGEL
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Mexiko-Stadt, Mexiko
1970
Getty Images
Rollende Feier im WM-Gastgeberland nach dem Sieg in der Gruppenphase gegen Belgien.
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ZEITSPIEGEL
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Ciudad Juรกrez, Mexiko
2014
Jose Luis Gonzalez/Reuters
Mexikanische Fans feiern ihr Team nach dem Sieg gegen Kroatien in der WM-Gruppenphase.
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Wir bringen alle Fans zusammen Finden Sie neue Freunde und teilen Sie Ihre Begeisterung in der Bord-Lounge der Emirates A380.
#AllTimeGreats youtube.com/emirates
Hello Tomorrow
THE SOUND OF FOOTBALL
DAS OBJEK T
Perikles Monioudis
W Von einsamen Fussballwitwen Hanspeter Kuenzler
Hinter jedem Fussballer steht eine Fussballwitwe. Das war schon zu Elvis’ Zeiten so.
Sion Ap Tomos, FIFA Sammlung
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ie Amerikanerin, Cordell Jackson meint wohl nicht die von den Lesern dieser Publikation bevorzugten Art von Fussball wenn sie uns die schrullig-charmante Single “Football Widow” kredenzt. Aber spalten wir keine Haare. Die Gefühle, die sie besingt, sind universal. “Ich bin eine Fussballwitwe, allein am ersten Tag der Saison”, hebt sie an und lässt befürchten, sie würde gleich in Tränen ausbrechen. Bald aber fasst sie sich und stellt gelassen fest: “Ich brauche nicht zu kämpfen, das Fieber ist sowieso nicht zu bändigen.” Als sie diese Single im Jahr 1983 zum zweiten Mal veröffentlichte, war sie sechzig Jahre alt und erlebte eine Karriere-Renaissance. Geboren in Pontotoc, Mississippi, zeigte sie früh eine rebellische Natur. Als es hiess, die Gitarre sei kein Instrument für Mädchen, sagte sie: “Für mich schon.” Sie war zwölf Jahre alt. In den 40er-Jahren zog sie nach Memphis und schrieb zahllose Songs im Stil z wischen Folk, Blues und frühem Rockabilly. Wie Elvis Presley ging sie im Sun-Studio ein
und aus – aber niemand wollte ihre Platten veröffentlichen. Kein Geringerer als Chet Atkins riet ihr, am besten alles selber zu machen. Sie gründete Moon Records und war damit die erste Frau, die ein Rock’n’Roll-Label führte und gleichzeitig als Produzentin, Toningenieurin, Arrangeurin und Promoterin wirkte. Der Erfolg hielt sich in Grenzen. Zu eigenwillig war wohl ihr nicht immer astreiner Gesang. In den frühen 80er-Jahren aber erkannte eine junge Garde von Musikern aus Memphis in ihr ein Original. Tav Falco, Alex Chilton und Colonel Robert Morris nahmen neue Platten mit ihr auf, David Letterman lud sie in seine Show ein, an der Seite von Brian Setzer trat sie in einem Werbespot auf, ehe sie am 14. Oktober 2004 in Memphis verstarb. Kurioserweise klingt “Football Widow”, eine folkige Blues-Nummer, so locker, dass man glauben könnte, die “Witwe” sei froh, ihren fussballverrückten Mann losgeworden zu sein. Aber die Trennung ist nicht permanent. “Wenn die Fussball-Saison zu Ende geht, bin ich wieder ganz seine old Lady” singt die “Rock’n’Roll Granny” und bricht in euphorischen Jodel aus. Æ
as liegt näher, als ein Kartenspiel mit Fussballmotiven zu versehen? Schliesslich weisen der Fussball und das Kartenspiel einige Berührungspunkte auf. Auf dem Markt sind die Dienste einer nur sehr beschränkten Anzahl Stars und Superstars zu erwerben, ganz so wie sich im Kartenspiel auch nur eine sehr beschränkte Anzahl Joker, Könige und Damen findet. Welcher Klub (welcher Kartenspieler) welchen Akteur (welche Karte) wie in Anschlag bringen kann, das hängt aber auch vom Glück ab; denn einerseits können sich auch Superstars verletzen, andererseits ist man als K artenspieler davon abhängig, welche Karten man überhaupt erst in die Hand bekommt. Das oben abgebildete Kartenspiel aus englischer Produktion entstammt der FIFA-Sammlung und ist rund hundert Jahre alt. Ob sich namhafte Professionals damit amüsiert haben, ist nicht überliefert. Sehr wohl aber weiss man, dass das Kartenspielen auf den langen Busfahrten zum Auswärtsspiel jahrzehntelang sehr beliebt gewesen ist. So wurden die Plätze im Bus nicht selten danach zugewiesen, welcher Fussballer mit welchen anderen Fussballern Karten zu spielen gedachte. Die Fussballer müssen wohl intuitiv nach den Karten gegriffen haben, ihnen muss die Parallelität ihres Tuns auf dem Platz mit dem Ausspielen der Karte aus der Hand verwandt vorgekommen sein. Denn im Fussball entscheiden oft Bruchteile von Sekunden oder einige Zentimeter zwischen Triumph und Niederlage, und rational ist dieses Abhängigsein von Unwägbarkeiten und mithin vom Zufall kaum zu verarbeiten. Ein Kartenspiel rückt die Welt wieder ins Lot. Å
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DAS FIFA-R ANKING Rang Team
1 2 3 4 5 6 7 7 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 29 31 32 33 34 35 36 36 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77
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Deutschland Argentinien Niederlande Kolumbien Belgien Uruguay Spanien Brasilien Schweiz Frankreich Portugal Chile Griechenland Italien Costa Rica Kroatien Mexiko USA Bosnien und Herzegowina England Ecuador Ukraine Russland Algerien Elfenbeinküste Dänemark Rumänien Schottland Venezuela Schweden Serbien Türkei Nigeria Ungarn Tschechische Republik Ghana Armenien Ägypten Slowenien Österreich Wales Tunesien Honduras Japan Slowakei Island Paraguay Iran Montenegro Sierra Leone Usbekistan Peru Norwegen Kamerun Finnland Jordanien Republik Korea Burkina Faso Senegal Mali Polen Libyen Panama Guinea Vereinigte Arabische Emirate Republik Irland Oman Israel Südafrika Albanien Bolivien Bulgarien Aserbaidschan Kap Verde Angola EJR Mazedonien Benin
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→ http://de.fifa.com/worldranking/index.html
Rangveränderung Punkte
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1736 1604 1507 1495 1407 1316 1241 1241 1218 1212
0 0 0 0 1 1 1 -3 0 0 0 0 0 0 0 0 1 -1 1 0 0 0 1 4 0 2 5 -2 -2 3 3 0 -3 1 1 1 1 1 1 14 1 7 0 -1 0 1 -1 0 3 0 0 1 -30 -13 0 4 2 -1 -3 -3 0 0 0 1 4 -2 14
1152 1100 1092 1069 1023 964 942 937 925 915 910 901 899 880 840 818 740 738 724 724 723 711 673 656 650 648 648 645 643 624 623 617 596 593 584 573 564 563 553 533 528 522 512 507 502 500 499 493 491 488 482 475 474 471 464 448 447 439 438 437 434 429 413 411 408 407 405
Rang
03 / 2014
04 / 2014
05 / 2014
06 / 2014
07 / 2014
08 / 2014
1 -41 -83 -125 -167 -209
78 79 80 81 81 83 84 85 86 87 88 88 90 91 92 93 93 95 95 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 107 109 110 111 112 113 114 115 115 117 118 119 120 120 122 123 124 124 126 127 128 129 129 131 131 133 134 134 136 137 138 139 140 140 142 143 144
Platz 1
Aufsteiger des Monats
Kongo Australien Trinidad und Tobago Marokko Uganda Saudiarabien Sambia Jamaika Botsuana Togo Palästina Belarus Simbabwe Irak Katar Estland DR Kongo Nordirland Georgien VR China Neuseeland Moldawien Lettland Ruanda Gabun Litauen Kenia Lesotho Malawi Bahrain Mosambik Luxemburg Tansania Kuwait Äthiopien Äquatorial-Guinea Namibia Libanon Sudan Haiti Niger Liberia Tadschikistan Zentralafrikanische Republik Kanada Guinea-Bissau Kuba Aruba Dominikanische Republik El Salvador Philippinen Burundi Afghanistan Kasachstan Suriname Mauretanien Guatemala St. Vincent und die Grenadinen Neukaledonien Turkmenistan St. Lucia Vietnam Zypern Tschad Grenada Madagaskar Kirgisistan
4 -3 4 -2 6 -5 -7 -2 13 1 -3 -7 8 -2 -6 -1 3 -6 1 -3 3 3 3 8 -9 1 -9 26 15 -2 7 -1 -4 -4 -2 -2 -2 4 0 -4 -19 -4 4 -3 -4 13 -4 -1 -1 -6 0 -3 0 -4 0 0 0 1 0 3 0 -10 -1 0 0 0 0
Absteiger des Monats
395 391 384 381 381 377 375 373 371 365 363 363 358 357 348 344 344 341 341 334 330 325 324 318 311 306 305 302 295 289 289 288 285 280 275 270 269 263 263 262 261 260 252 252 250 242 233 233 230 223 221 217 217 213 213 204 203 203 199 197 195 192 184 184 182 179 176
145 146 147 148 149 150 150 152 153 153 155 155 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 173 175 175 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 186 188 189 190 191 191 193 193 193 193 197 198 199 200 201 201 203 204 205 206 207 208 208
Malediven DVR Korea Syrien Gambia Antigua und Barbuda Indien Malta Singapur Guyana Indonesien Puerto Rico Malaysia Thailand Swasiland St. Kitts und Nevis Myanmar Hongkong Belize Guam Pakistan Montserrat Nepal Liechtenstein Dominica Barbados Bangladesch Tahiti Laos Salomon-Inseln Bermuda Nicaragua Komoren São Tomé und Príncipe Sri Lanka Chinese Taipei Seychellen Turks- und Caicos-Inseln Curaçao Färöer Jemen Südsudan Macau Vanuatu Mauritius Fidschi Mongolei Amerikanische Jungferninseln Samoa Bahamas Brunei Darussalam Osttimor Tonga Cayman-Inseln Amerikanisch-Samoa Andorra Papua-Neuguinea Kambodscha Britische Jungferninseln Eritrea Somalia Dschibuti Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino
0 1 -1 0 0 1 0 2 2 0 1 -4 0 1 -1 0 1 -1 11 1 1 -2 0 -1 0 -7 0 -2 2 0 0 -3 0 0 -1 2 0 1 1 -4 1 18 1 -3 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 0 0 0 0 0
174 167 161 157 156 143 143 140 136 136 134 134 126 125 124 121 118 117 102 100 99 95 94 93 92 87 85 84 83 83 78 78 72 71 70 68 66 63 61 59 43 41 41 37 31 29 28 28 26 26 26 26 21 18 16 14 13 13 11 8 6 5 1 0 0
TURNING POINT
“Ich musste mir mit Tricks behelfen” Champions-League-Siegerin Camille Abily spielte als Kind oft mit Jungen Fussball. Die Sprüche der Gegner haben die Mittelfeldspielerin von Olympique Lyon stark gemacht.
Mareike Foecking
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ein Vater spielte Fussball, mein Bruder spielte Fussball, und wenn wir als Familie vor dem Fernseher sassen, lief meistens Fussball. Ich erinnere mich beispielsweise sehr gut an die Champions-L eague-Endspiele von Olympique Marseille zu Beginn der 90er-Jahre. Meine Faszination für den Sport war entsprechend früh geweckt. Ich wuchs in einer kleinen Stadt in der Bretagne auf, Frauenfussball war da kein Thema. Und weil es damals kein Internet gab, habe ich lange Zeit nicht einmal gewusst, dass Frauenfussball existiert. Ich hatte als Kind mehr Freunde als Freundinnen. Darum war es für mich das Natürlichste der Welt, dass ich mich dem FC Bruz anschloss und dort mit den Jungen aus dem Dorf spielte. Da war ich sechs Jahre alt. Es war nie ein Thema, dass ich ein Mädchen war. Bei den Gegnern sah das manchmal schon anders aus. Am häufigsten habe ich den Spruch gehört: “Die spielen mit einem Mädchen, da können wir gar ja nicht verlieren!” Und natürlich wurde ich auch persönlich mit Vorurteilen konfrontiert. Ich habe nie verstanden, wie man eine Person schlecht machen kann, nur weil sie etwas tut, das ihr Freude bereitet. Mich hat das wütend gemacht, aber ich habe mir nie etwas anmerken lassen. Ich wollte meine Antwort immer auf dem Platz geben – mit Leistungen. Diese teilweise unpassenden Kommentare und Sprüche haben meine Laufbahn geprägt.
Name Camille Abily Geburtsdatum, Geburtsort 5. Dezember 1984, Rennes Position Mittelfeld Stationen Stade Briochin, La Roche-sur-Yon, CNFE Clairefontaine, Montpellier, Los Angeles Sol, Paris SG, FC Gold Pride, Lyon Nationalteam Frankreich 120 Spiele (23 Tore)
Sie haben mich gestärkt und mir geholfen, meinen Charakter zu bilden. Die Zeit im Jugendfussball empfand ich als lehrreich – mental, spielerisch und auch körperlich. Weil ich nicht die Physis hatte, mich gegen gleichaltrige Jungen durchzusetzen, musste ich mir mit Tricks und Spielwitz helfen. Davon zehre ich bis heute, und dazu habe ich gelernt, auch mal die Ellbogen auszufahren. Mit 14 Jahren musste ich zum Frauenfussball wechseln. Erst da habe ich angefangen, mich darüber zu informieren. Als ich realisierte, dass es eine französische Nationalmannschaft gibt, war für mich klar: Da will ich eines Tages spielen. Ich hatte das Privileg, 1999 nach Clairefontaine zu dürfen – ein Ausbildungs zentrum für Frauenfussball in der Nähe von Paris. Dort habe ich jeden Tag trainieren können, was keine Selbstverständlichkeit ist. Nie
hätte ich mir träumen lassen, dass ich mit Fussball meinen Lebensunterhalt würde bestreiten können. Geld war nie meine Motivation, ich habe aus Freude am Sport gespielt. Als ich 2009 in Los Angeles Profi wurde, war das ein überwältigendes Erlebnis. Ich habe nicht vergessen, woher ich komme. Der FC Bruz ist immer noch mein Verein. Wenn es mein Terminplan erlaubt, schaue ich bei den Spielen vorbei. Å Aufgezeichnet von Nicola Berger
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY
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The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) Internet: www.fifa.com/theweekly Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Tel. +41-(0)43-222 7777 Fax +41-(0)43-222 7878
FIFA - R ÄT SEL - CUP
Ein seltsamer Punkt, eine obskure Flagge und ein kurioses Land – raten Sie mit! 1
Wer spielte in vier WM-Halbfinals?
Präsident: Joseph S. Blatter Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio Chefredakteur: Perikles Monioudis Redaktion: Thomas Renggli (Autor), Alan Schweingruber, Sarah Steiner
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Der Sieger im Elfmeterschiessen bekommt zwei Punkte und der Verlierer einen Punkt – wo?
Art Direction: Catharina Clajus Bildredaktion: Peggy Knotz
A FIFA-Weltrangliste E Japanische J-League I Futsal-Weltmeisterschaft O Confederations Cup
Produktion: Hans-Peter Frei Layout: Richie Krönert (Leitung), Marianne Bolliger-Crittin, Susanne Egli, Tobias Benz Korrektorat: Nena Morf, Kristina Rotach
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Wer war mal Mitglied der FIFA?
Ständige Mitarbeitende: Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn
E Hawaii K Vatikan L Grossbritannien R Böhmen
Mitarbeit an dieser Ausgabe: Nicola Berger, Andreas Jaros, Giovanni Marti, Tim Pfeifer, Alissa Rosskopf, Stephen Sullivan, Andreas Wilhelm Redaktionssekretariat: Honey Thaljieh
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Auf welchem WM-Plakat war nur eine einzige Flagge zu sehen – und zwar eine Landes, das gar nicht teilnahm?
Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Übersetzung: Sportstranslations Limited www.sportstranslations.com Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch
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Kontakt: feedback-theweekly@fifa.org Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.
Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: REAL Ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly Inspiration und Umsetzung: cus
Bitte senden Sie das Lösungswort bis Mittwoch, 3. September 2014, an die E-Mail-Adresse feedback-theweekly@fifa.org Die korrekten Lösungen für alle seit dem 13. Juni 2014 erschienenen Rätsel nehmen im Januar 2015 an der Verlosung einer Reise für zwei Personen zum FIFA Ballon d’Or am 12. Januar 2015 teil. Vor Einsendung der Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind: http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140613_german_german.pdf T H E F I FA W E E K LY
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F R A G E N S I E T H E W E E K LY
UMFR AGE DER WOCHE
Nach den interessanten Bei trägen zu Kopfverletzungen frage ich mich, wie das Tragen von Helmen im Fussball geregelt wird. Silvio Agnucio, Alicante
Wer wird die AFC-Champions-League 2014 gewinnen?
Die Auslegung der Spielregeln wurde unlängst unter “Weitere Ausrüstungsgegenstände” um einen Absatz erweitert. Darin sind die Voraussetzungen wie folgt geregelt: Die Kopfbedeckungen · müssen schwarz oder in der Hauptfarbe des Trikots gehalten sein; · müssen der professionellen Erscheinung der Spieler ausrüstung entsprechen; · dürfen nicht am Trikot befestigt sein; · dürfen weder für den Träger noch für einen anderen Spieler eine Gefahr darstellen; · dürfen keine Teile aufweisen, die von der Oberfläche abstehen.
Zur Auswahl stehen: • Al-Ain, Vereinigte Arabische Emirate • Al-Hilal, Saudiarabien • Western Sydney Wanderers, Australien • FC Seoul, Republik Korea Stimmen Sie ab unter: www.fifa.com/newscentre
ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE Welche der folgenden Neuverpflichtungen in der spanischen Primera División wird am besten einschlagen?
Entscheidend ist, dass hier kein Unterschied mehr gemacht wird zwischen Spielerinnen und Spielern und dass keine Ver letzungsgefahr sowohl für den geschützten Spieler als auch für die Gegenspieler besteht. (thr)
31% � � � � � � � � � � � � � � � � � James Rodríguez (Real Madrid) 28% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Toni Kroos (Real Madrid) 22% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Luis Suárez (Barcelona) 6% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Guillermo Ochoa (Malaga) 5% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Antoine Griezmann (Atlético Madrid) 4% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Ivan Rakitic (Barcelona) 4% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Mario Mandzukic (Atlético Madrid)
Z AHLEN DER WOCHE
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Erfolg in der Amsterdam
dem Konto, womit er für die New York
Passfolge, die dem
Arena gelang PSV Eindhoven
zweiten Tor von Nacer
am Samstag dieses Kunst
Chadli beim 4:0-Erfolg von
stück erneut. PSV siegte 3:1
Der 29-jährige, ehemalige Spieler
Tottenham Hotspur gegen die
gegen Ajax, das den fünften
von Manchester City traf beim
Queens Park Rangers voraus
Meistertitel in Folge anstrebt
ging – Rekord in der Premier
und zum ersten Mal seit 2007
League. Alle elf Spieler der
drei Tore vor eigenem Publikum
Spurs – einschliesslich Torhüter
kassierte. PSV hat in dieser
Ángel hinter sich – und dies bereits zehn
Hugo Lloris – waren an diesem
Saison bisher neun von elf
Spieltage vor Ende der regulären Saison.
Spielzug beteiligt.
Schüssen aufs Tor verwandelt.
Red Bulls einen neuen Saisonrekord in der Major League Soccer aufstellte.
4:2-Erfolg seines Teams gegen Montreal Impact am Samstag gleich zweimal. Damit liess er Juan Pablo
imago (2), Brett Hemmings / Getty Images
Jahre nach dem letzten
Tore hat Bradley Wright-Phillips nun auf