The FIFA Weekly Ausgabe #35

Page 1

NR. 35/2015, 4. SEPTEMBER 2015

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

SEPP BLATTER EIN SCHIEDSRICHTER MIT FINGERSPITZENGEFÜHL

GHANA JUGENDARBEIT FÜR EINE GROSSE ZUKUNFT

FRANKREICH LIGUE 1 STAUNT ÜBER KORSIKA W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY


D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L

6 15 23

Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com

Ghana Der überraschende Transfer von Baba Rahman zum Chelsea FC zeigt einmal mehr: In Ghana wird exzellente Jugendarbeit geleistet. Elio Stamm hat in Accra eine Fussballakademie besucht. Zudem berichten wir über den Fussball in Mali, wo grosse Zukunftspläne geschmiedet werden.

Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com

B otswana Seit 1994 warten die Fans der Extension Gunners auf den Meistertitel. Nun ist der Klub furios in die Saison gestartet und schürt bei den Anhängern Hoffnungen.

S epp Blatter Der FIFA-Präsident hebt das Fingerspitzengefühl eines Schiedsrichters hervor: “Nikolaj Hänni hat demonstriert, wie sich eine Situation entschärfen lässt, ohne die reglementarischen Möglichkeiten auszureizen.”

16

Premier League Manchester United hinterlässt derzeit viele Fragezeichen. (Im Bild: Wayne Rooney)

Francis Kokoroko

18

Chile Nationalteam-Rückkehrer David Pizarro über das grossartige Gefühl nach dem Copa-Triumph.

The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos verfügbar. http://de.fifa.com/mobile 2

T H E F I FA W E E K LY

FIFA Klub-Weltmeisterschaft

FIFA U17-Weltmeisterschaft

10. – 20. Dezember 2015, Japan

17. Oktober – 8. November 2015, Chile

Photosport / imago, Stu Forster / Getty Images

Jugendarbeit für eine grosse Zukunft Das Bild auf unserem Cover zeigt William N’tori Dankyi vom ghanaischen U17-Nationalteam. Die Aufnahme ist am 27. August 2015 mit einem iPhone 6+ entstanden.


D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L

Europa 54 Mitglieder www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com

28

“Live Your Goals” Fünf junge Fussballerinnen schwelgen in Erinnerungen.

24

PanoramiC / imago, FIFA

Korsika Wie sich Aufsteiger Gazélec Ajaccio in der Ligue 1 behaupten will. (Im Bild: Thierry Laurey)

T H E F I FA W E E K LY

3


sharecocacola.com #shareacocacola

Coca-Cola and the contour bottle are registered trademarks of the Coca-Cola Company.

Share a with


UNCOVERED

Der Erfolg von morgen E

in ghanaisches Sprichwort lautet: “Wer auf einen Baum klettern will, fängt unten an, nicht oben.” Dieser Weisheit folgt der Fussballverband des Landes und widmet sich mit grossem Einsatz einer koordinierten Jugendarbeit mit zahlreichen Akademien, die neben der fussballerischen Entwicklung auch auf die schulische Ausbildung der jungen Spieler Wert legen. Die Erfolge zeigen sich etwa in der Vorreiterrolle Ghanas im afrikanischen Nachwuchsbereich, in den WM-Teilnahmen der A-Nationalmannschaft seit 2006 sowie in der wachsenden Bedeutung der ghanaischen Spieler in Europas Topligen. Aktuelles Beispiel: Der Wechsel Babas von Augsburg zu Chelsea in die Premier League. Unser Mitarbeiter Elio Stamm berichtet für Sie ab Seite 6 aus Accra. Å

Mario Wagner / 2Agenten

Annette Braun

T H E F I FA W E E K LY

5


FUSSBALLSCHULEN IN GHANA

Geliebte Akademie

TESTSPIEL, TEMA Die U17 Ghanas spielt gegen die Glow Lamp Academy (26. August 2015). 6

T H E F I FA W E E K LY


FUSSBALLSCHULEN IN GHANA

Ghanas Spieler sind begehrt in Europas Ligen. Fussball ist eine Religion im westafrikanischen Land. Aber ohne die gute Jugendarbeit des Verbandes oder die professionellen Akademien w채re dieser Erfolg nicht denkbar, schreibt Elio Stamm aus Accra. Fotos von Francis Kokoroko.

ZIMMERGENOSSEN Die U17-Nationalspieler Lawrence Ofori (l.) und Joseph Paintsil ruhen sich aus. T H E F I FA W E E K LY

7


FUSSBALLSCHULEN IN GHANA

s sind gute Zeiten für den Dreams FC. Der Klub aus Madina, einem lauten Quartier im Norden von Ghanas Hauptstadt Accra, macht seinem Namen alle Ehre. Nach dem letzten Heimspiel der Saison feiern Anhänger und Spieler in extra für den Anlass gedruckten T-Shirts ausgelassen auf dem holprigen Rasen des Kleinststadions. Es wird gesungen, die Kinder erhalten Softdrinks à discrétion. Die Dreams-Spieler haben gleich dreifach Grund zur Freude. Sie haben eben 2:1 gewonnen, bereits am vorletzten Spieltag den erstmaligen Aufstieg in Ghanas höchste Spielklasse, die Premier League, sichergestellt, und sie fühlen sich bestätigt: Von hier aus kann ihr Traum von einer grossen Karriere im Ausland wahr werden. So, wie für ihren ehemaligen Teamkollegen Abdul ­Rahman Baba, besser bekannt als Baba Rahman. Seit Samuel Kuffour in den 1990er-Jahren als Institution in Bayern Münchens Verteidigung die gegnerischen Angreifer ­verzweifeln liess, hat kein ghanaischer Defensivspezialist mehr so viel Beachtung auf sich gezogen wie Baba. Mitte August wechselte der 21-jährige Linksverteidiger, der mit Geschwindigkeit, Technik und Ruhe am Ball überzeugt, vom Deutschen ­Bundesligisten FC Augsburg zum grossen Chelsea FC in die ­englische Premier League. Für kolportiert 20 Millionen Euro, zehnmal mehr als Augsburg ein Jahr zuvor für ihn an Liga­ konkurrent Greuther Fürth überwiesen hatte. Der rapide Aufstieg Rahmans zu einem der grössten ­Vereine der Welt ist zwar nicht alltäglich, aber auch keine r iesige Überraschung, wenn ­ man sich vor Augen führt, wie viele Fussballer aus Ghana im Ausland engagiert sind. In den fünf europäischen Topligen sind es derzeit jeweils zwischen zwei und sieben, in den kleineren Eliteklassen Europas sogar oft deutlich mehr. In Schweden etwa stellen die Ghanaer mit 14 Mann nach dem Nachbarn Norwegen die zweitmeisten Legionäre. Mit diesen eindrücklichen Zahlen kann europaweit von allen afrikanischen Nationen einzig Senegal mithalten.

Baba Rahman war 14 Jahre alt, als ihn Dreams FC vom Norden Ghanas nach Accra holte.

VIEL ZU FEIERN Baba Rahman lässt sich nach seinem sensationellen Transfer zum Chelsea FC gemeinsam mit Berater Sascha Empacher ablichten (o.); Fans um Coach Charles Akonnor (m.) und Spieler Ben Nash Quansah (u.) des Dreams FC zelebrieren den Aufstieg. 8

T H E F I FA W E E K LY

Greuther Fürth reagierte am schnellsten Baba Rahman war 14 Jahre alt, als ihn Dreams FC von Tamale im Norden Ghanas nach Accra an die Atlantikküste holte. Der Klubvorsitzende Edwin Kurt Okraku erinnert sich noch genau: “Ich erhielt einen Anruf von einem der Trainer in Tamale, der sagte, diesen Jungen müsse ich mir unbedingt ansehen.” Baba trainierte direkt mit der 1. Mannschaft, die zu der Zeit noch in Ghanas dritthöchster Liga spielte. Nach einem Jahr wurde er auch in der Meisterschaft eingesetzt und erweckte schon bald Interesse aus Europa, insbesondere vom RSC Anderlecht. Mit 16 Jahren war Baba aber noch zu jung für einen Transfer nach Europa, und so sammelte er noch zwei Jahre Erfahrung in der Heimat, ehe er den grossen Schritt wagte, und Greuther Fürth Anderlecht zuvorkam. Okraku war zuletzt sechs Wochen in Europa, um den Transfer Babas zu Chelsea abzuwickeln. Er ist nicht nur sein Ent­ decker, sondern auch Partner von Sascha Empacher bei SPOCS Sports Consultants, dem offiziellen Management des Spielers. Der Abstecher war auch abseits des Baba-Transfers äusserst erfreulich für den Dreams FC und Babas Management. So gelang


FUSSBALLSCHULEN IN GHANA

es, den 18-jährigen Benjamin Tetteh, ein fast zwei Meter grosser Stossstürmer, für drei Jahre zu Standard Lüttich in die erste belgische Liga zu vermitteln. Zudem handelte das Duo für zwei weitere Dreams-Spieler Probetrainings aus. Leonard Owusu, 18-jährig (Fürth), und Emmanuel Adjei Sowah, 17 (Anderlecht), ist die Vorfreude und Anspannung anzusehen während der ­Aufstiegsfeierlichkeiten. Babas Management ist neben Ghana auch in Ägypten sowie in Mittel- und Osteuropa aktiv. Für Generaldirektor Empacher hängt der Erfolg Ghanas in der Entwicklung von Nachwuchs-

fussballern eng mit dem vergleichsweise hohen Entwicklungsund Lebensstandard in Subsahara-Afrika zusammen. Natürlich sei die Leidenschaft für Fussball die Basis. Viele Kinder verfügten nach vielen Stunden auf den Strassen bereits über eine sehr gute Technik. Talente aber gebe es fast überall in Afrika. Entscheidende Vorteile Ghanas seien die fussballerische Infrastruktur, Trainingsangebote des Verbandes und die stetig zunehmenden Zahl an Jugendakademien, von denen es mittlerweile mehr als zehn gibt. “Das ist hier alles auf internationalem Niveau”, sagt Empacher. Daneben helfe aber auch die gute ­schulische

KLARE GEDANKEN FASSEN Bald in der ghanaischen Premier League: Zwei Spieler des Dreams FC scheinen Stunden nach dem Aufstieg ihr Glück zu realisieren. T H E F I FA W E E K LY

9


FUSSBALLSCHULEN IN GHANA

MALI HOLT AUF Die Jugendarbeit hat im westafrikanischen Land grosse Fortschritte gemacht. Mit dem neuen französischen Trainer Alain Giresse verspricht man sich nun auch im A-Nationalteam Erfolge.

Alain Giresse Der Franzose will mit Mali die Afrikameisterschaft gewinnen.

10

T H E F I FA W E E K LY

die es überall im Land gibt. Anfänglich bestand die Gefahr, dass alles aus dem Ruder läuft. Doch mittlerweile gibt es eine gute Koordination, wodurch sichergestellt wird, dass alle Spieler in diesen Zentren von Mitarbeitern der Nationalmannschaft in Augenschein genommen werden. Auch bei der U17-WM dabei Eines der bekanntesten ist das Centre Salif Keita, benannt nach und gegründet von dem ehemaligen Stürmer von Saint-Étienne, der 1970 als erster die Auszeichnung “Afrikas Fussballer des Jahres” erhielt. Das Zentrum entwickelte sich von einem reinen Nachwuchsförderungsprojekt zu einem eigenständigen Klub, der in Malis Première Division spielt und in der a ­ frikanischen Champions League angetreten ist. Zu den bereits gewonnenen Titeln gehört auch ein Erfolg beim Pokalwettbewerb Coupe du Mali. Mahamadou Diarra, der später für Olympique Lyon und Real Madrid spielte, hatte ebenso zu den ersten Jugendlichen gehört, die Keitas Nachwuchs­a kademie durchliefen, sowie dessen Neffe Seydou K ­ eita, der früher beim FC Barcelona kickte und jetzt bei der AS Roma unter Vertrag steht. Mali fuhr 1999 mit dieser Generation zur U20-WM und erreichte dort den 3. Platz. Keita war der beste Spieler und Diarra mit fünf Toren einer der besten Torjäger. Seitdem hat Mali an

fünf weiteren U20-WM-Endrunden teilgenommen. Es gibt einen steten Wechsel von Spielern dieser Altersklasse in den europäischen Profifussball und auch in die N ­ ationalmannschaft Malis, sodass sich die Ent­w icklungsarbeit auszahlt. In der Altersklasse der unter 17-Jährigen ist Mali amtierender Afrikameister und nimmt im kommenden Monat an der U17-Weltmeisterschaft in ­C hile teil. Scouting in Frankreich Bisher gab es bei diesem Turnier drei Teilnahmen in Folge – von 1997 bis 2001, als Mali das Viertelfinale erreichte. Die Hoffnung ist gross, dass auch die aktuelle Spielergeneration aus den Entwicklungszentren im Land später auf Profiniveau glänzen kann. Mali verfügt zudem über eine weitere Quelle für gut ausgebildete Spieler. Das Land setzt nämlich auch auf Akteure, die in Frankreich geboren und aufgewachsen sind und dort ihre fussballerische Ausbildung absolviert haben. Diese beiden Spielertypen zu integrieren, birgt manchmal gewisse Risiken, doch meist ergibt sich daraus ein deutlicher Vorteil. Mali hofft nun, auch auf Seniorenniveau die Früchte der guten Nach­ wuchs­arbeit ernten zu können. Alain Giresse will mit dem Team den Gewinn des Afrikanischen Nationen-Pokals anpeilen. Die Gegner werden Mali den gebührenden Respekt entgegenbringen. Mark Gleeson

PanoramiC / imago

M

alis Vorstoss ins Halbfinale der FIFA U20-Weltmeisterschaft in Neuseeland vor e­ inigen Monaten kam keineswegs überraschend, obwohl das trockene westafrikanische Land derzeit von inneren Konflikten gebeutelt wird und bislang im Seniorenbereich noch keine nennenswerten Erfolge vorweisen konnte. Aus dem Land am Rande der Sahara kommt seit einiger Zeit ein steter Strom beeindruckender Young­s ters. Im Juniorenbereich geniesst Mali bei den anderen afrikanischen Ländern mittlerweile ähnlichen Respekt wie Ghana und Nigeria, die beiden Ländern also, die den Nachwuchsfussball auf dem Kontinent seit Jahrzehnten beherrschen. Mali hat zwar noch nie den Titel des afrikanischen Nationen-Pokals gewonnen und sich auch noch nicht für eine WM-Endrunde qualifizieren können, doch es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, wann eines oder beide Ziele erreicht werden können. Von 1974 bis 1994 konnte sich Mali nicht ein einziges Mal für einen Nationen-Pokal qualifizieren. Der Fussball im Land stagnierte und Mali galt als fussballerisches Leichtgewicht. 1994 jedoch erreichte das Land überraschend das Halbfinale des prestigeträchtigen Turniers (in Tunesien). Es war, als wäre ein Schalter umgelegt worden, und seitdem entwickelte sich Mali zu einem der Schwergewichte auf dem afrikanischen Kontinent. Eine wichtige Rolle spielen dabei die überaus zahlreichen Fussballschulen (Centres de Formation),


FUSSBALLSCHULEN IN GHANA

Grundbildung, den grossen Schritt ins Ausland zu erleichtern: “Ghanaische Spieler integrieren sich vergleichsweise einfach.” Das Scouting sei zudem relativ unkompliziert, das Land sicher und einfach zu bereisen. “Dies ermöglicht es Klubvertretern, sich persönlich einen Eindruck von dem Spieler vor Ort zu machen.” Auch gebe es von der ghanaischen Premier League, die im Bezahlfernsehen zu sehen ist, genügend qualitativ hochwertiges Videomaterial, um sich Spiele auch aus der Ferne anzuschauen. Fussballinternat WAFA mit Erfolg In dieser Premier League möchte nächste Saison auch der Dreams FC eine gute Rolle spielen. Die Verantwortlichen sind zuversichtlich, dass Trainer Charles Akonnor, als Aktiver einst Kapitän des VFL Wolfsburg und der ghanaischen Nationalmannschaft, die junge Mannschaft (kein Spieler ist älter als 21) etablieren kann. “Das höhere Niveau der Premier League macht den grossen Schritt auf europäisches Level für unsere Talente ein wenig kleiner”, sagt Dreams-Präsident Mohammed Jiji Alifoe. Er leitet gemeinsam mit Okraku die Geschicke des Vereins. Was der Dreams FC anpeilt, hat die West African Football ­Academy SC (WAFA) aus Sogakope bereits geschafft. Der letztjährige Aufsteiger ist die Überraschungsmannschaft der Saison. Zwei Runden vor Schluss liegt die vom Niederländer John Kila trainierte Mannschaft an 6. Stelle der 16er-Liga, lediglich zwei Punkte hinter Rang 3. WAFA, bis vor zwei Jahren vom niederländischen Spitzenklub Feyenoord Rotterdam unterstützt und als Feyenoord ­Academy in Gomoa Fetteh beheimatet, ist das ghanaische Vorzeigemodell für erfolgreiche Jugendarbeit. Die vom erfahrenen ghanaischen Coach Sam Arday geleitete Akademie verfügt über die mit Abstand modernste Sportanlage im Land, gebaut vom Getränkeriesen Red Bull, der dort zuvor eine eigene Akademie betrieb und nun WAFA unterstützt. Drei Kunstrasenplätze, zu denen sich bald ein Naturrasenplatz gesellt, ein moderner Fitnessraum, ein Swimming Pool, ­Büros und Unterkünfte, die an ein Ferienresort erinnern. Dieser Tage ist die Anlage ungewohnt leer. Es sind Schulferien, die meisten der 75 Spieler sind bei ihren Familien, die sie seit Monaten nicht gesehen haben. Anders als der Dreams FC, der die Spieler ausschliesslich fussballerisch begleitet, Sam Arday, Leiter des Fussballinternats WAFA handelt es sich bei WAFA um ein Fussballinternat. Die Spieler werden im Alter von 12 Jahren in die Akademie aufgenommen, ausgesucht von einem Team von drei Vollzeitscouts unter der Leitung des Belgiers Karel Brokken. Es sei extrem schwierig, einen Platz zu bekommen, sagt Leiter Arday. “Aber wer einmal drin ist, hat eine einmalige Chance.” Die jungen Spieler erhalten ein Stipendium für fünf Jahre. Während dieser Zeit machen sie ihren Schulabschluss und durchlaufen nebenbei die von sechs Trainern betreuten U-Mannschaften der Akademie. Diese messen sich regelmässig mit Europas besten Nachwuchsteams. Vor drei Wochen bezwang die U16 an der diesjährigen Next Generation Trophy in Salzburg unter anderem Borussia Dortmund und u ­ nterlag erst im Finale Red Bull Salzburg. Ungefähr mit 17, wenn die Schulausbildung fertig ist, worauf Arday grossen Wert legt, sind die jungen Absolventen

“Es ist extrem schwierig, einen Platz in der Akademie zu bekommen. Aber wer mal drin ist, hat eine einmalige Chance.”

VORZEIGEAKADEMIE WAFA Sam Arday, Chef des Internats, posiert mit dem jungen Talent Majeed Ashimeru (m.); das Bild ganz oben wurde in Ardays Büro gemacht; auf dem untersten Foto ist die 1. Mannschaft beim Training zu sehen. T H E F I FA W E E K LY

11


FUSSBALLSCHULEN IN GHANA

frei, über ihre Zukunft zu entscheiden. Die Talentierten schaffen es in die 1. Mannschaft, in der kein Spieler älter als 20 ist, oder zu einem anderen Klub in Ghana, um sich für grös­sere Bühnen zu empfehlen. Der Rest verfügt zumindest über die schulische Bildung, um in einem anderen Lebens­bereich Erfolg haben zu können. Wie erfolgreich das Modell der WAFA ist, zeigt ein Blick auf ­ehemalige Akademie-Abgänger. Darunter befinden sich unter anderem die heutigen A-Nationalspieler Christian Atsu und Harrison Afful (Columbus Crew). Die Akademie stellt auch viele Spieler für

die Jugendnationalmannschaften ab. In der U17, die sich im mit FIFA-Geldern gebauten Technischen Zentrum des Verbandes in Prampram in den letzten Wochen auf ein Turnier westafrikanischer Länder in Burkina Faso vorbereitete, befinden sich gleich vier Spieler von der WAFA, unter ihnen der schmächtige, aber flinke Lawrence Ofori, der mit der Nummer 10 im defensiven Mittelfeld die Fäden zieht. Arday hat ein besonderes Verhältnis zu den Black Starlets, wie die U17 in G ­ hana genannt wird. Er war ihr Trainer, als die ­Starlets im Jahr 1995 die Weltmeisterschaft in ihrer Alters­

TECHNISCHES ZENTRUM, PRAMPRAM In den letzten Jahren konnten die Anlagen dank der FIFA-Gelder verbessert werden, darunter auch die Spielerunterkünfte im Hintergrund. 12

T H E F I FA W E E K LY


FUSSBALLSCHULEN IN GHANA

kategorie gewannen. ­Damals habe er acht Monate Vorbereitungszeit mit dem Team gehabt. Die Zeit sei aber auch nötig gewesen, es habe keine Akademien gegeben, die Spieler seien ungeschliffener gewesen. U17-Nationalcoach Paa Kwesi Fabin hat nur sechs Wochen mit seinem Team. Ihm kommt zugute, dass fast die Hälfte seiner Spieler Akademien durchlaufen. “Sie verfügen über die bessere taktische Grundschulung als die Spieler aus den anderen Vereinen”, sagt Fabian. Bewusst tritt die U17 immer wieder in Testspielen gegen Akademiemannschaften an. Vor Wochenfrist bezwang sie die Glow Lamp ­Soccer Akademie, geleitet von Nii Odartey Lamptey (ehemals RSC Anderlecht, Aston Villa, PSV Eindhoven), 2:0. Ein guter Test, nicht nur für die jungen Nationalspieler. “Es ist schwierig, Konkurrenz auf unserem ­Niveau zu finden”, sagt Lamptey. Förderung der 10-Jährigen Der ghanaische Fussballverband hat die Problematik erkannt. Der Technische Direktor Francis Oti Akenteng, selbst eine Trainerlegende und Assistenzcoach von Sam Arday beim ­ U17-Triumph 1995, sagt: “Wir werden in Zukunft Turniere ­spe­ziell für Akademien organisieren.” So könnten sie sich mit Gleichaltrigen messen. Der Verband möchte auch die Jugend­ abteilungen der Vereine stärken. Schon heute muss jeder P remier-League-Klub ein U20-Team stellen. Ab nächster ­ Saison sind es im Rahmen des neuen, weltweit gültigen ­ Klublizen­zierungsverfahrens der FIFA, zwei Jugendmannschaften. Es besteht auch die Idee, im Technischen Zentrum in Prampram eine Fussballschule für 10- bis 15-Jährige zu ­betreiben, um ­damit weniger von der Arbeit der privaten Akademien abhängig zu sein (das Schulgebäude steht schon). In einer der ersten dieser grossangelegten Scouting-­ Aktionen des Verbandes fiel in Tamale ein schmächtiger Junge Namens Abdul Rahman Baba ein erstes Mal auf. Baba profi­ tierte von der Grundlagenarbeit des Verbandes, lange bevor Dreams FC ihn nach Akkra holte. “Es macht uns darum schon ein wenig stolz”, sagt Akenteng, “dass er heute bei Chelsea ­u nter Vertrag steht.” Å

“Die meisten Menschen sind empfänglich dafür, dass ein Mobiltelefon auf sie gerichtet wird – eher als eine herkömmliche Kamera. Diese Atmosphäre erlaubt es mir, mich vertrauter auf sie einzulassen, ohne die unbehagliche Spannung zu riskieren, die manchmal zwischen Fotograf und Modell entsteht. Ich habe die Hipstamatic-App auf dem iPhone 6+ verwendet. Dabei habe ich immer die gleiche Objektiv-/Film-Einstellung verwendet.” Francis Kokoroko

GHANA

ZUKUNFTSHOFFNUNG Lawrence Ofori (o.) und seine U17-Kollegen (u.) nach dem 2:0-Sieg gegen die Glow Lamp Academy; in der Mitte ein Foto aus dem Verbandsgebäude, das die Realisierung des FIFA-Projekts “Goal” deklariert.

EINWOHNER: 27 Millionen HAUPTSTADT: Accra STAATSPRÄSIDENT: John Dramani Mahama COACH NATIONALTEAM: Avram Grant WM-TEILNAHMEN: 2006, 2010, 2014 FIFA: Im Rahmen des Goal-Programmes investierte die FIFA zwischen 2009 und 2012 rund 1 Million US-Dollar. Mit dem Geld konnten in Prampram die Anlagen des technischen Zentrums verbessert werden. Ausserdem entsteht am gleichen Ort eine Fussballakademie.

T H E F I FA W E E K LY

13


Š 2015 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.

# B E T H E D I F F E R E N C E


BLICK IN DIE LIGEN

I

N

Botswana: Premier League

G u n n e r s fe i e r n p e r fe k te n St a r t Annette Braun ist Redakteurin

S

I

Die Gunners gehören seit je zu den beliebtesten Vereinen des Landes. Die Anhänger müssen aber tief im Gedächtnis kramen, wenn sie sich an den letzten Meisterschaftserfolg ihres Teams erinnern wollen. 1994 landete der Klub auf dem 1. Tabellenrang und hiess damals noch LCS Gunners.

bei The FIFA Weekly.

Vier Spiele, vier Siege — der Auftakt hätte für die Extension Gunners in der Premier League nicht besser laufen können. Mit zwölf Punkten auf dem Konto steht das Team aus Lobatse an der Spitze der Tabelle. Neun Tore hat die Mannschaft erzielt, nur zwei Gegentreffer kassiert und damit die Erwartungen der zahlreichen Fans geschürt.

Monirul Bhuiyan / BackpagePix

Zuletzt wurde Gaborone United 2:1 geschlagen, auch wenn sich Trainer Keitumetse Paul nach der Partie über die mangelnde Chancenverwertung beklagte. “Aber wichtig ist in erster Linie, dass wir bis jetzt die maximale Punktzahl erreicht haben. Wir werden versuchen, alles andere in den nächsten Spielen zu verbessern”, sagt er.

Danach folgte eine Durststrecke, die erst 2009 einen Wendepunkt erfuhr, als Platz 4 in der Schlusstabelle erreicht wurde. Unter Trainer Paul, der zuvor als Assistenzcoach der Nationalmannschaft tätig gewesen war, hat sich nun die Spielweise der Mannschaft verändert. Sie legt nicht mehr so viel wert auf Ballbesitz, sondern zelebriert Powerplay-Fussball. Mit Oabile Makopo und Odirile Kgaodi hat der Verein zudem nochmals personell aufgerüstet und strebt nach mehr. Der Start in die Saison sieht viel­ versprechend aus, und das Team träumt vom ganz grossen Coup.

D

E

BR Highlanders zurückgeworfen. Ausgerechnet gegen diese Mannschaft erreichten die Township Rollers am vierten Spieltag der aktuellen Saison auch nur ein Unentschieden, obwohl der Gegner am Schluss in Unterzahl agieren musste. Nach dem Remis steht die Mannschaft auf dem 5. Tabellenrang, mit einem Rückstand von vier Punkten auf den Leader. Die grössten Verfolger der Extension Gunners sind Police XI und Miscellaneous SC Serowe, die beide mit zehn Punkten auf Rang 2 resp. 3 liegen. Police XI setzte sich nach einem 4:0-Sieg am dritten Spieltag nun auch 3:2 gegen den Sankoyo Bush Bucks FC durch, während Miscellaneous zu Hause 3:1 gegen Satmos gewann. Nach der Länderspielpause wollen die Extension Gunners am 5. September gegen den Vorjahreszweiten, Orapa United, ihre gute Form bestätigen. Å

Der gelang 2014 den Township Rollers aus Gaborone, als sie sich den Meistertitel sicherten. In der vergangenen Saison wurde das Team von einer 1:3-Niederlage gegen die

Ambitionen Jomo Moatlhaping und die Extension Gunners peilen den ersten Meistertitel nach 1994 an. T H E F I FA W E E K LY

15


England: Premier League

D e r M a nU -A n z u g s it z t n ic ht Perikles Monioudis ist Chef­ redakteur von The FIFA Weekly.

Wayne Rooney ist nicht zu beneiden, wenn es um seine aktuelle Situation im Team von Manchester United geht – denn auch der Klub selbst ist zurzeit nicht zu beneiden. Sie kommen nicht in die Gänge, Coach Louis van Gaal und seine überraschend spielschwach auftretende Mannschaft. Nach vier Spiel­tagen stehe n für sie nur gerade drei Treffer zu Buche, wobei einer auch noch einem Eigentor des Gegners zu verdanken ist. Das Positive daran: Diese drei Treffer reichten den Red Devils aus, um sieben Punkte zu ergattern und in der Tabelle Rang 5. Das Glück des Tüchtigen?

Am vergangenen Spieltag wendete der Swansea FC zu Hause ein 0:1 noch zu einem 2:1-Sieg gegen das Van-Gaal-Team. Zehn Minuten vor dem Ende der Partie wechselte der Niederländer den hoch­ gewachsenen, pfeilschnellen Mittelfeldspieler Marouane Fellaini ein und beorderte ihn ins Sturm­zentrum, wo er allerdings bloss die Bälle anziehen und 16

T H E F I FA W E E K LY

abtropfen lassen sollte für die nacheilenden Stürmer – Steinzeitfussball, der alles andere als zielführend war. Ob da einfach nur ein weiterer Torjäger fehlt? Eher nein, auch wenn ManU am allerletzten Tag der Sommer-Transferperiode

noch den 19-jährigen Franzosen Anthony Martial für angeblich 80 Millionen Euro von der AS Monaco verpflichtete. Brauchen allerdings wird Van Gaal den jungen Martial schon können. Denn den “Transfer Deadline Day” nutzten auch zwei ManU-Offensivkräfte: Adnan Januzaj und

Paul Ellis / AFP

Nun, ManU mühte sich in den vier Spielen der noch jungen Saison zwar redlich ab, seine wie immer hohen Ambitionen auf dem Platz zu rechtfertigen. Doch so recht zusammenpassen wollte da nicht sehr viel; vor allem im Spielaufbau und im Angriff wirkte das Team zahnlos. Juan Mata, der phantasiebegabte Spanier im offensiven Mittelfeld, findet selten eine Anspielstation, und wenn, dann so oft: Rooney. Auch der wirkt auf verlorenem Posten, die Bälle erreichen ihn selten. Und dann Schweinsteiger: Bei den Bayern, für die er zwölf Jahre lang spielte, bot er sich in allen Spielzügen an, selbstbewusst und buchstäblich mit breiter Brust, den Ball immer im Blick. Als Schatten seiner selbst nun irrt der Weltmeister in den Mannschaftsteilen von ManU herum, positioniert sich zum Gegner und nicht wie früher zum Ball, schaut sich ständig um – ängstlich, ist man versucht zu sagen.


Ahnung, was Van Gaal da versucht. Nach welchem System spielt das Team? Auf jeden Fall muss Manchester United mehr Tempo und Durchschlagskraft entwickeln. Das Team scheint verzweifelt.” Zur scheinbaren Verzweiflung kommt ein Verwirrspiel hinzu. Es betrifft Torhüter David de Gea, der wie viele andere Beteiligte und Unbeteiligte auch von seinem Wechsel zu Real Madrid ausging – bis die Transfer-Deadline überschritten war. ManU und Real machen sich öffentlich gegenseitig dafür verantwortlich, dass der Transfer nicht zustande kam. Wayne Rooney gelang in der Qualifikation zur Champions League ein Hattrick beim FC Brügge. Das war noch vor dem Swansea-Spiel. Aber vielleicht wird er nun endgültig zeigen können, wie wertvoll er für eine sich im Findungsprozess befindliche Mannschaft sein kann. In einem solchen steckt der Stadtrivale Manchester City nicht. Alle vier Liga­spiele in dieser Saison konnten die Citizens für sich entscheiden, mit 10:0 Toren. Dass nun – aus der Bundesliga – der Belgier Kevin De Bruyne fürs Mittelfeld geholt wurde (für angeblich 80 Millionen Euro), macht das Team bestimmt nicht schlechter. Å

Zuversicht sieht anders aus ManU-Coach Louis van Gaal (r.) nach der 1:2-Schlappe gegen Swansea.

Javier Hernández. Der Belgier Januzaj wurde für ein Jahr in die Bundesliga zu Borussia Dortmund ausgeliehen – ein Klub, der wohl auch Juan Mata sehr guttun würde, und er dem Klub. Javier Hernández, auch bekannt als Chicharito, wechselt ebenfalls in die Bundesliga, zu Bayer

Leverkusen. Der Klub hat sich die Dienste des Mexikaners für angeblich 7,3 Millionen Pfund gesichert. Die Situation bei ManU bringt der frühere Arsenal-Stürmer Ian Wright auf Radio BBC 5 auf den Punkt: “Ich habe keine T H E F I FA W E E K LY

17


Name David Marcelo Pizarro Cortés Geburtsdatum, Geburtsort 11. September 1979, Valparaíso, Chile Position Mittelfeld 1997–1998 Santiago Wanderers 1999–2005 Udinese Calcio 2001 Universidad de Chile (Ausleihe) 2005–2006 Inter Mailand 2006–2012 AS Rom 2012 Manchester City (Ausleihe) 2012–2015 AC Florenz seit 2015 Santiago Wanderers Nationalteam Chile 46 Einsätze, 2 Tore

18

T H E F I FA W E E K LY

Pablo Ovalle /AgenciaUno

Stationen als Spieler


DAS INTERVIEW

“Wir müssen bescheiden bleiben” Nach langer Abwesenheit kehrte David Pizarro 2013 in die chilenische Nationalelf zurück. Der 35-Jährige im Interview über den Copa-América-Triumph, die gestiegenen Erwartungen und die Gefahr der sozialen Medien.

David, seit dem Titelgewinn in der Copa América sind mittlerweile einige Wochen vergangen. Hat der Erfolg nach dieser Zeit noch einmal eine andere Dimension erhalten? David Pizarro: Wir haben etwas ganz Wichtiges geschafft. Es ist schon eine ganz grosse Sache, dass wir diesen Titel mit der Nationalmannschaft zum ersten Mal holen konnten. Das ist uns bewusst. Allerdings mache ich mir Sorgen, wenn ich höre, dass sie den 4. Juli in Chile jetzt wieder zum natio­nalen Tag des Sportes machen wollen. Das stimmt mich nachdenklich. Glauben die denn, dass wir nie wieder einen Titel gewinnen werden?

Was wird für diese Mannschaft der nächste Schritt sein? Wir wollen das Potenzial dieser Genera­ tion nutzen und weiterkämpfen. Die Spiel­ weise, die Chile jetzt umsetzt, wurde seiner­ zeit von Marcelo Bielsa eingeführt. Ich ziehe immer den Vergleich zu dem, was Johan Cruyff damals bei Barcelona getan hat: Er hat ein Konzept umgesetzt, das noch heute Auswirkungen hat. Darum geht es. Unser Ziel ist es, dem Schicksal des chilenischen Fuss­ balls die Wende zu geben.

Durch den Erfolg in der Copa América ist Chile nun für den FIFA Konföderationen-Pokal 2017 qualifiziert. Welche Bedeutung hat diese grosse Herausforderung? Wir sind begeistert! Wir werden gegen sehr starke Mannschaften antreten. Das Turnier spielt im Vorfeld der nächsten WM, bei der wir hoffentlich dabei sein werden, eine wichtige Rolle. Der Konföderationen-Pokal ist wichtig für diese Generation, die sehr mutig auftritt und über viel Charakter verfügt. Wir wollen weiterhin Rekorde brechen und den bei der Copa América eingeschlagenen Weg fortsetzen.

Worin sehen Sie die grösste Schwierigkeit, wenn es darum geht, weiterhin erfolgreich zu sein? Jetzt kommt es darauf an, bescheiden zu bleiben, denn ein übersteigertes Selbst­ bewusstsein könnte zum Problem werden.

Ich nenne mal ein Beispiel: die sozialen Netzwerke. Ich sehe nicht besonders viel Sinn darin. Für mich sind sie in erster Linie ein Werkzeug, das dazu beiträgt, das Ego aufzu­ blasen. Jetzt wird es darauf ankommen, weiterhin mit derselben Leidenschaft und Einsatz­bereitschaft zu spielen, die wir bisher an den Tag gelegt haben, denn es war schwer genug, so weit zu kommen. Wenn uns das gelingt, sind wir auf dem richtigen Weg.

Sie haben zuvor die Weltmeisterschaft ­erwähnt, einen Wettbewerb, der Ihnen bislang verwehrt geblieben ist. Träumen Sie davon, in Russland dabei zu sein? Ja, auf jeden Fall! Aufgrund von Entschei­ dungen, die ich seinerzeit getroffen habe und hinter denen ich noch immer voll und ganz stehe, war ich bei anderen Weltmeisterschaf­ ten nicht dabei. Aber ich habe noch immer die Möglichkeit, für die Nationalmannschaft zu spielen. Und es gibt nichts Grösseres als eine WM. Falls ich es nicht schaffe, als Spieler dabei zu sein, mache ich mir aber auch keine grossen Sorgen. Vielleicht kann ich die Sehnsucht ja später als Trainer stillen. Irgend­ wie muss ich es auf jeden Fall schaffen, zu einer WM zu kommen!

Sehen Sie das Risiko, dass man sich nach dem Titelgewinn bei der Copa América nun auf den eigenen Lorbeeren ausruht? Schliesslich beginnt in Kürze bereits die Südamerika-Qualifikation … Für einen Fussballer wird die WM-Teil­ nahme auf Nationalmannschaftsebene immer das höchste aller Ziele sein. Dort berührst du das Dach der Welt. Wir sind zwar jetzt Süd­ amerikameister, aber damit sollte sich kein Chilene zufriedengeben. Wir befinden uns in einem Entwicklungsprozess. Es stehen bereits junge Spieler in den Startlöchern, die genauso erfolgshungrig sind wie die aktuellen. Und was die Spieler dieser Generation betrifft, so spielen Akteure wie Arturo Vidal, Alexis Sánchez, Gary Medel und Claudio Bravo bei grossen Klubs, wo sie ständig vor neuen Herausforderungen stehen. Sie werden in die Verantwortung genommen und stehen immer unter dem Druck, siegen zu müssen. Das ist

hilfreich, wenn es darum geht, auch mit der Nationalmannschaft wettbewerbsfähig zu bleiben. Chile darf die Entschlossenheit nicht verlieren, mit jedem Gegner auf Augenhöhe spielen zu wollen. Das ist ein Punkt, über den ich mir als chilenischer Fussballer Gedanken mache.

Die Spieler der aktuellen Generation und ihre Auftritte haben dafür gesorgt, dass Chile nun in jedem Wettbewerb eine Favoritenrolle zukommt. Was denken Sie darüber? Chile hat sich diese Rolle auf jeden Fall verdient. Allerdings ist bei der Copa América auch ganz deutlich geworden, dass die bevor­ stehende WM-Qualifikation eine der härtes­ ten werden dürfte, die wir seit langer Zeit erlebt haben. Zu den grossen Favoriten der vorherigen Auflagen hat sich Peru gesellt, und auch Paraguay ist wieder da. Ausserdem muss man in Ländern wie Bolivien und Ecuador antreten, wo es immer ausgesprochen schwer ist, zu gewinnen. Ich habe lange Zeit in Europa gespielt und meine Teamkameraden immer etwas verspottet, wenn es um die dortige Qualifikation ging. Sie ist mit dem südamerikanischen Qualifikationswettbewerb nicht zu vergleichen.

Wie würden Sie Ihre Rolle im chilenischen Team definieren? Ich sehe mich immer in einer wichtigen Rolle im Dienste der Mannschaft. Mir war immer eines wichtig: dass im Team alle an einem Strang ziehen, dass niemand eine falsche Richtung einschlägt oder sich selbst einen höheren Stellenwert beimisst als dem Kollektiv. Solche Dinge toleriere ich nicht, weil ich unsere Sportart als Mannschafts­ sport verstehe. Å Mit David Pizarro sprach Diego Zandrino

T H E F I FA W E E K LY

19


First Love Ort: Barcelona, Spanien Datum: 1. August 2015 U hrzeit: 11.14 Uhr Fotog ra f: Mike Ga m io

20

T H E F I FA W E E K LY


fotogloria

T H E F I FA W E E K LY

21


Football breaks down barriers Football builds bridges. It has a unique power to inspire friendship, respect and equality. FIFA’s Say No To Racism campaign is part of our commitment to tackle all forms of discrimination in football. Everyone should have the right to play and enjoy football without fear of discrimination. Say no to racism. For more information visit FIFA.com


FOOTBALL GOVERNANCE

PRESIDENTIAL NOTE

FIFA-Kontrollkommission Israel/Palästina in Zürich

Schiedsrichter mit Fingerspitzengefühl Eine neue Ära Der israelische und der palästinensische Verband sprachen im Home of FIFA in Zürich.

D

foto-net

ie FIFA-Kontrollkommission Israel/Palästina mit Vertretern des israelischen Fussballverbands (IFA) und des palästinensischen Fussballverbands (PFA), angeführt von ihren jeweiligen Präsidenten Ofer Eini beziehungsweise Jibril Rajoub, hielt Ende August am FIFA-Sitz in Zürich unter der Leitung von Tokyo Sexwale und im Beisein von Sepp Blatter ihre erste Sitzung ab. Die Kontrollkommission wurde nach intensiver Vermittlungstätigkeit des Präsidenten und auf Beschluss des 65. FIFA-Kongresses gebildet. Themen der Sitzung waren die Aufgaben der Kontrollkommission sowie deren Zusammensetzung, die wie folgt aussieht: Tokyo ­Sexwale (Vorsitzender), IFA-Generalsekretär Rotem Kamer, IFA­-Rechtsberater Efraim Barak, PFA-Direktorin für internationale ­Beziehungen Susan Shalabi-Molano, PFA-Rechtsberater Gonzalo Boye sowie zwei Vertreter des FIFA-Kongresses, die von der CONCACAF, CONMEBOL oder der OFC kommen und in Kürze bestimmt werden. “Ich fühle mich geehrt, da dies keine leichte Aufgabe ist, aber die Sitzung ist ein erster wichtiger Schritt zur Festigung eines regelmässigen Austausches zwischen den Fussballverbänden von Israel und Palästina. Der Teamgeist bei dieser Sitzung stimmt mich zuversichtlich. Beide Verbände haben ihre Bereitschaft zum Dialog bekräftigt. Wie schon in meiner Heimat Südafrika wird es uns auch hier ge­ lingen, die Menschen über den Sport zu vereinen”, sagte der Vorsitzende Tokyo Sexwale. “Das ist eine neue Ära. Bei den Gesprächen zwischen den beiden Verbänden herrschte ein neuer Geist. Der Kongress hat deutlich zum Ausdruck gebracht, dass es eine Lösung geben muss. Die FIFA wird weiterhin alles daran setzen, die beiden Verbände zusammenzu­ führen und im Interesse des Fussballs in der Region eine Lösung zu finden”, betonte FIFA-Präsident Blatter. “Ich freue mich, dass der Prozess zur Lösungsfindung begonnen hat”, sagte Jibril Rajoub. “Ich bin überzeugt, dass wir eine Zusammenarbeit aufbauen können. Sowohl ich als auch Herr Rajoub wollen für unsere Fussballer faire Bedingungen”, erklärte Ofer Eini. Nachdem die Zusammensetzung der Kommission feststeht, wird sich diese im September in der Region zur nächsten S ­ itzung treffen. Å tfw

F

euerzeuge, Schnapsflaschen, Trinkbecher, Golfbälle – was während Fussballspielen zuweilen Richtung Spielfeld fliegt, macht sprachlos. In Spanien wurde Luís Figo einmal fast von einem Schweinskopf getroffen. In Mailand warfen Inter-Tifosi eine Vespa von den Rängen. Gewisse Zuschauer betrachten das Fussballterrain offenbar als Mülldeponie – und den Matchbesuch als Kanalisation ihrer persönlichen Frustrationen und Aggressionen. Von solchen Auswüchsen war am vergangenen Sonntag die Schweizer Meisterschaftspartie zwischen Basel und dem FC Zürich betroffen. Als Basels Spielmacher Matías Delgado in der 37. Minute einen Eckball treten wollte, hagelte es aus dem Zürcher Fansektor Wurfgeschosse. Es ist nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn der Argentinier getroffen worden wäre. Das Spiel hätte kaum fortgesetzt werden können. So aber bot sich dem Schiedsrichter Nikolaj Hänni die Möglichkeit, das Spiel zu “retten”. Hänni tat es mit sehr viel Fingerspitzengefühl und Pragmatismus. Zunächst beorderte er die Spieler in den Mittelkreis, um ein deutlich sichtbares Zeichen zu setzen. Als sich Delgado beim neuerlichen Versuch, den Eckball auszuführen, wieder von Gegenständen beworfen sah, schickte der Unparteiische die beiden Mannschaften für zehn Minuten in die Kabine – verbunden mit der klaren Ansage, dass das Spiel im Wiederholungsfall abgebrochen werde. So weit kam es glücklicherweise nicht. Die Atmosphäre beruhigte sich – das Spiel konnte ohne weitere Zwischenfälle fortgesetzt werden. Mit seiner Intervention demonstrierte Hänni, wie sich eine Situation entschärfen lässt, ohne die reglementarischen Möglich­ keiten auszureizen. Ein Spielabbruch hätte die Lage wohl vollends eskalieren lassen und einer vernichtend kleinen Minderheit das ­Gefühl gegeben, sie könne den Fussball “missbrauchen”. Weshalb sollen 30 000 friedliche Zuschauer für die Dummheit von ein paar Unverbesserlicher büssen? So oder so ist es schon bedenklich genug, dass in den Medien­ berichten der Spielunterbruch das dominierende Thema war. Dass der FC Basel 3:1 gewann und nach sieben Spielen ohne Punktverlust dasteht, verkommt fast zur Randnotiz. Das darf nicht sein. Denn das Hauptereignis im Fussballstadion findet immer auf dem Rasen statt – und nie im Fansektor!

Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY

23


Tra Mare e Monti Zwischen Meer und Bergen spielt Gazélec Ajaccio seit dieser Saison in Frankreichs Ligue 1.

Kleiner Klub ganz gross Zum ersten Mal in seiner Geschichte gehört Gazélec Ajaccio der Ligue 1 an. Der Klub will mit beschränkten Mitteln und korsischen Werten den Ligaverbleib schaffen, schreibt Sarah Steiner.

24

T H E F I FA W E E K LY

Pascal Pochard-Casabianca (2) / AFP, Presse Sports

GA ZÉLEC A JACCIO


GA ZÉLEC A JACCIO

W

eisse Sandstrände und türkisblaues Wasser, die raue Gebirgswelt, die eindrucksvollen Wälder – Korsika ist ein Urlaubs­ paradies. Doch die französische Mittelmeerinsel ist noch viel mehr. Sie hat eine bewegte Geschichte, die von den Römern über die ­G oten und die Sarazenen bis zur Unabhängigkeit Korsikas und der Integration ins französische Königreich führt. Berühmt wurde die Insel aber vor allem dank eines Mannes: Napoleon Bonaparte. Geboren in Ajaccio, prägte der französische Kaiser massgeblich die Geschichte Europas. Auf der Insel ist er auch heute noch allgegenwärtig, man findet sein Abbild auf Plätzen, in Schaufenstern, auf Strassen- und Caféschildern, und selbst der Flughafen wurde nach ihm umbenannt. ­Kultur, Geschichte und eine ganz eigene Identität. Auf der Insel macht auch der Fussball keinen Halt davor.

PSG agiert mit einem Budget von 500 Millionen Euro, Gazélec muss mit nicht einmal 14 Millionen auskommen. Korsika ist fussballverrückt: 320 000 Einwohner, zwei Klubs in der Ligue 1 (SC Bastia und Gazélec Football Club Ajaccio), ein Team in der Ligue 2 (AC Ajaccio) sowie ein vierter Verein in der dritthöchsten französischen Spielklasse (CA Bastia).

Ungleiches Duell Zlatan Ibrahimovic (l.) im Zweikampf mit Gazélec-Verteidiger Cédric Hengbart.

Treue Seele François Fanfan Tagliaglioli (l.), Ehrenpräsident und seit über 50 Jahren im Verein aktiv, mit Präsident Oliver Miniconi.

Aufstieg verwehrt Der korsische Klub, der momentan in Frankreich für Furore sorgt, ist Gazélec. Zunächst kein professioneller Verein, sondern eine ­Firmenfussballmannschaft des Energieunternehmens EDF-GFD, erhält er schnell seinen Namen – eine Verbindung aus “gaz” und “électricité”. 1960 fusionierte das Team mit dem FC Ajaccio. Erste Erfolge stellten sich rasch ein, vier französische Amateurtitel konnten in den 60er-Jahren gewonnen werden. Der Weg bis ganz nach oben in die Ligue 1 aber sollte hart und steinig werden. 1999 wurde Gazélec der Aufstieg in die ­L igue 2 verwehrt, obwohl der Klub sich sportlich qualifiziert hatte. Die französische Profiliga LFP kannte damals die Bestimmung, dass eine Stadt mit weniger als 100 000 Einwohnern nicht mehr als einen Verein in der T H E F I FA W E E K LY

25


GA ZÉLEC A JACCIO

Familiäre Atmosphäre Die Spieler von Gazélec Ajaccio sind ein eingeschworenes Team.

26

T H E F I FA W E E K LY

ihn im Blut”, sagt er. Und so war dann am 15. Mai 2015, als Gazélec gegen Niort 3:2 ­gewann und sich damit den 2. Platz in der ­L igue 2 sicherte, kein Halten mehr für Fanfan Tagliaglioli. Mit Tränen in den Augen stand er vor den Fernsehkameras und jubelte: “Es ist der schönste Tag in meinem Leben!” Viel Freiwilligenarbeit Mit dem kleinsten Budget der Liga ist Gazélec nun auch in die neue Saison der Ligue 1 gestartet. Und gleich in der zweiten Runde traf der Klub auf sein krasses Gegenteil: PSG. Wahrlich ein Treffen zwischen David und G oliath. Die Hauptstädter schickten das ­ korsische Team denn auch mit einer 0:2-Niederlage zurück auf die Insel.

Pascal Pochard-Casabianca / AFP

­ leichen Spielklasse haben durfte. 2012 dann, g nach Ausserkraftsetzung der Regel, der Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse. Doch der Klub musste noch eine Schlaufe nehmen, denn der sofortige Wiederabstieg folgte. 2015 dann die Sensation: Gazélec schaffte, mit dem kleinsten Budget der Ligue 2 (4,5 Millionen Euro), den Aufstieg in die höchste französische Liga. “Geld macht nicht immer glücklich. Wenn man nicht über die Mittel verfügt, muss man sich anders zu helfen wissen”, sagt François Fanfan Tagliaglioli. Der 76-Jährige weiss, wovon er spricht. Er ist Ehrenpräsident von ­Gazélec und hat dem Klub 50 Jahre seines Lebens gewidmet. “Der Verein ist in meinem Herzen, er fliesst durch meine Adern. Ich habe


GA ZÉLEC A JACCIO

Auch wenn sich der Fussball nicht auf Zahlen herunterbrechen lässt, der Vergleich zwischen den beiden Vereinen macht deutlich: Budget, Kader, Ambitionen – unterschiedlicher könnten sie nicht sein. Gleiche Liga, verschiedene Welten. Agiert der Klub aus der Hauptstadt mit einem Budget von 500 Millionen Euro, wovon 15 Millionen an Superstar Zlatan Ibrahimovic fliessen, muss der korsische Liganeuling mit nicht einmal 14 Millionen auskommen. Von einem Ausbildungszentrum oder nur schon einer zweiten Mannschaft kann Gazélec nur träumen, viele Ämter werden auf Klubebene in Freiwilligenarbeit geleistet. Denn was auf der südfranzösischen Insel gross geschrieben wird, ist Herzblut und Stolz. Und so schafft sich der Verein sein Umfeld. Das Kollektiv als Stärke Der Klub hat viel investiert. Ein neues Trainingsgelände wurde gebaut, die Kapazität des Stadions Ange Casanova wurde aufgestockt, die Pressetribüne vergrössert etc. Und alle halfen mit. Präsident und Sportchef selbst legten Hand an und verlegten auf den Knien den neuen Rasen. Auch das passt zur Geschichte des Vereins. Schon beim Bau des ­Stadions 1960 waren es Fans und Spieler, die mithalfen. “Unsere Spieler, mit ihrem Coach Pierre Cahuzac, haben die Zäune errichtet, die Garderoben gestrichen, den Rasen gelegt. Dieses Stadion ist unser Haus, unser Werk”, sagte der damalige Präsident und heutige Namensgeber des Stadions, Ange Casanova. Die Arbeiten sind aber auch heute noch nicht abgeschlossen. 2800 Plätze stockte man diesen Sommer auf 5000 auf – das Ziel sind 8000. Investitionen tätigte Gazélec auch in die Mannschaft. Wenn auch getreu dem Leitmotiv der Vernunft. Namhafteste Transfers sind Jacques Zoua vom Hamburger SV und Issiar Dia von Lekhwiya. Nicht zu viel Geld ausgeben, sich keine zu hohen Ziele stecken. Das Erreichen des letzten Nichtabstiegsplatzes ist das wichtigste Ziel in dieser Saison. Die richtige Mischung soll zum Erfolg führen. Im Zentrum steht dabei Kapitän Louis Poggi. Seit 2007 spielt er für Gazélec, der ­Aufstieg ist auch sein grösster Erfolg. Doch er weiss, für seinen Verein gilt es nun ernst. “Wir haben langsam realisiert, was wir erreicht haben. Aber wir müssen nun aufhören, mit dem Kopf in den Wolken zu leben”, sagte er vor der Saison. Die beschränkten Mittel, die Gazélec zur Verfügung stehen, haben auf dem Transfermarkt keine grossen Sprünge erlaubt. Zudem war es dem Verein auch wichtig, das Team zusammenzuhalten. “Niemand glaubt an uns, aber wir werden ­u nsere finan-

ziellen und infrastrukturellen Defizite mit unserer mentalen Stärke wettmachen. Der Verein und Korsika stehen dafür!”, ist der Kapitän überzeugt.

“Der Löwe greift nie das kräftigste Zebra an.” Gazélec-Coach Thierr y Laurey

Und auch Fanfan Tagliaglioli bestätigt: “Bei uns kann man keinen Spieler mit einem dicken Scheck anlocken.” Er sagt aber auch, dass der Klub versuchen will, die Gehälter auf einem ähnlichen Niveau zu belassen, um Neid in der Kabine zu verhindern. “Im Gegenzug bieten wir menschliche Wärme und die ­Solidarität eines familiären Vereins, in dem alle Verantwortlichen sehr nah an den Spielern dran sind”, sagt er. Auf dem letzten Platz Korsika ist ein spezielles Pflaster. Das weiss auch Pascal Olmeta. Begonnen hat der gebürtige Korse seine Karriere zwischen den Pfosten des SC Bastia, mit Olympique Marseille wurde er zweimal französischer Meister, beendet hat er seine Laufbahn bei Gazélec. “Wenn man auf diese Insel kommt, muss man sich anpassen können. Die Gehälter sind nicht sehr hoch, aber man führt ein glückliches ­L eben”, sagt er. “Die drei wichtigsten

Werte des korsischen Fussballs sind Identität, Leidenschaft und Bescheidenheit. Wenn ein Spieler nicht in der Lage ist, das zu verstehen, braucht er gar nicht erst zu einem korsischen Klub zu kommen.” Gazélec ist nun also in der Realität der höchsten französischen Spielklasse angekommen. Der Start verlief alles andere als wunschgemäss. Nach vier Runden liegt das Team von Trainer Thierry Laurey auf dem letzten Platz. Bis auf ein Unentschieden gegen Troyes im ersten Spiel setzte es Niederlagen ab. Nach diesem enttäuschenden Beginn bilanziert der Coach: “Wenn wir zu Spielbeginn weiterhin so naiv sind, werden wir nicht weit kommen.” Der 51-Jährige weiss, dass er seine Mannschaft auf Angriff einstellen muss. “In der Savanne greift der Löwe nie das kräftigste Zebra an. Er schnappt sich das verletzte. Im Moment sind wir ein bisschen verletzt. Wir müssen wieder zu unserer Stärke zurück­fi nden, ansonsten werden wir wieder gebissen. Ich schlage noch keinen Alarm, aber wir müssen realistischer und vor allem aggressiver werden”, sagt er. Vielleicht sollte sich der kleine Klub aus Korsika ein Beispiel nehmen an seinem ­berühmtesten Sohn. Als skrupelloser Krieger und brillanter Feldherr machte sich Napoleon einen Namen. Ein bisschen von beidem hätte Gazélec nun dringend nötig. Å

Ga z élec F oo t b all Club A jac cio Zahlen und Fakten Gr ündung: 1960 (F usion aus dem F C A jac cio (1910) und G a zélec A jac cio (1956) P r o f is t at us : s eit 2012 S t adion: S t ade A nge C as anov a, 5000 P lät ze Tr ainer : T hier r y L aur ey Vor sit zender : Olivier Minic oni (P r äsiden t), F r anç ois F an f an Tagliaglioli (E hr enpr äsiden t) K lub - E r f olge: F r an zö sis cher A m at eur meis t er (C FA ) 1963, 1965, 1966, 1968

T H E F I FA W E E K LY

27


LIVE YOUR GOAL S

Engagement für die gute Sache Fünf Spielerinnen nahmen die Hauptrollen im “Keine Grenzen”-Werbespot ein.

Grenzenlose Begeisterung Im TV-Spot “Keine Grenzen” der “Live Your Goals”-Kampagne reissen fünf junge Fussballerinnen Mauern ein. Bei ihrem Besuch in Zürich schwelgen sie in Erinnerungen und sprechen über den inspirierenden Dreh.

28

T H E F I FA W E E K LY

Im kommenden Jahr wird die U17-WM der Frauen in Jordanien ausgetragen – und damit zum ersten Mal in der arabischen Welt. Ausserdem wird über eine Frauen-Klub-WM nachgedacht. Sepp Blatter gab beim FIFA-Frauenfussball-Symposium deshalb auch den Rahmen für die Zukunft vor: “Frauen gehören zum Fussball und müssen die gleichen Chancen haben.”

Gemeinsames Spiel Sepp Blatter überraschte die Besucherinnen.

FIFA

D

en TV-Spot “Keine Grenzen” haben Luiza, Taylor, Eleisha, Alia und Ivy schon häufig gesehen, schliesslich nehmen sie in der “Live Your Goals”-Kampagne, die während der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ millionenfach im Fernsehen gezeigt wurde, die Hauptrollen ein. Dennoch ist es für die fünf Mädchen immer noch ein ungewohntes G ­ efühl, sich selbst auf dem Bildschirm zu sehen. So auch bei der Ansicht des Videoclips während ihres Besuchs in Zürich, ein Dankeschön für ihre Mitwirkung beim FIFA-Projekt. Diesmal schauten Luiza, Taylor, Eleisha, Alia und Ivy den Spot nämlich nicht alleine oder mit Freunden, sondern zusammen mit Sepp Blatter. “Ihn persönlich zu treffen, war sehr eindrücklich”, gibt Luiza zu, als sie von der Begegnung mit dem FIFA-Präsidenten erzählt. Durch die Initiative “Live Your Goals”, die bei der Frauen-WM 2011 in Deutschland gestartet wurde, haben bereits 40 000 Mädchen den Weg zum Fussball gefunden. Eine be­eindruckende Zahl, die aber erst den Anfang der weltweit angelegten Kampagne darstellen soll. Das Ziel: Jedes Mädchen, das Fussball spielen möchte, sollte das auch können. Die Entwicklung des Frauenfussballs steht dabei im Vordergrund.


LIVE YOUR GOAL S

Für viele Frauen ist der Weg zum Fussball noch immer mit zahlreichen Hürden verbunden.

Blick auf Details Nach dem Auftritt der Protagonistinnen wurden neueste technische Möglichkeiten zur Fertigstellung des TV-Spots genutzt.

Lernen von den Profis Dem können die fünf Mädchen aus dem erfolgreichen TV-Spot nur zustimmen. In dem Clip bringen sie durch gezielte Schüsse eine Mauer zum Einsturz und brechen mit Beharrlichkeit, Geschicklichkeit, Kraft und Teamgeist in ein volles Stadion durch. Diese Idee verdeutlicht, dass für viele Frauen der Weg zum Fussball immer noch mit einer Menge Hürden und Unwägbarkeiten verbunden ist. “Man sollte sich aber keine Steine in den Weg legen lassen bei ­etwas, das man leidenschaftlich gerne tut”, meint Eleisha. Sie schwärmt von der tollen Atmosphäre beim Shooting und ist sich nun sicher, dass sie professionell Fussball spielen möchte – egal, wie viele Hindernisse sie dafür überwinden muss. Luiza fügt hinzu: “Man darf sich von niemandem einreden lassen, dass man nicht Fussball spielen kann, nur weil man ein Mädchen ist.” Als Vorbilder können Lina Magull, Clara Schöne und Katie Duncan ­d ienen, die ihren Traum von einer Fussballkarriere wahr gemacht und die Mädchen während ihres Aufenthalts in Zürich überrascht haben. Magull sowie Schöne sind beim SC Freiburg aktiv, Duncan spielt beim FC Zürich und vertrat Neuseeland bei der vergangenen Weltmeisterschaft in Kanada. Die drei Spielerinnen beantworteten die Fragen der Besucherinnen.

Was Ivy vom Videodreh mitnimmt? Inspiration und die Absicht, jedes Mädchen zu bestärken, sich einem Fussballklub anzuschlies­sen. Alia findet zudem, dass Frauenfussball grössere Aufmerksamkeit gebührt. Für sie ist nach dem Engagement für die “Live Your Goals”-Kampagne klar, dass sie dem Fussball treu bleiben möchte. Die Leidenschaft für den Sport teilen alle fünf Mädchen. Als bei ihrem Besuch der Ball ausgepackt wurde und es auf den Rasen ging, war die Begeisterung gross. Gemeinsam mit dem FIFA-Präsidenten wurde bei strahlendem Sonnenschein gekickt. Keine Hemmungen, keine Barrieren, sondern einfach nur grenzenlose Begeisterung für das runde Leder und das schöne Spiel. “Wenn Fussball dein Traum ist, dann lebe ihn. Das werde ich tun”, gibt Taylor das Motto vor und strahlt über das ganze Gesicht. Å Annette Braun

Einmaliges Erlebnis Eine Tour durch den FIFA-Hauptsitz durfte nicht fehlen.

Inspirationsquellen Welche Kraft Fussball haben kann, zeigt die Geschichte von Ivy, die in der Schule aufgrund ihrer Schüchternheit Probleme hatte, Freunde zu finden. Durch den Fussball wurde ihr Selbstbewusstsein gefördert, und sie fasste in ihrem Umfeld Fuss. “Fussball kennt keine Grenzen“, sagt sie deshalb auch, “weder soziale noch ethnische oder wirtschaftliche. Er bringt Menschen aus verschiedenen Welten zusammen.” T H E F I FA W E E K LY

29


FOOTBALL FOR HOPE

Football for Hope ist unser weltweites Bekenntnis, mithilfe des Fussballs eine bessere Zukunft zu gestalten. Bislang haben wir über 550 lokale Projekte unterstützt, die sich mit dem Fussball verantwortungsvoll für soziale Anliegen einsetzen und so Jugendlichen und ihrem Umfeld ein besseres Leben und neue Perspektiven eröffnen.

Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Nachhaltigkeit auf FIFA.com.


FREE KICK

SPOTLIGHT ON

ALLGEMEINE INFORMATIONEN Land: USA FIFA-Kürzel: USA Konföderation: CONCACAF Kontinent: Amerika Hauptstadt: Washington, D.C.

Zeichen setzen Sarah Steiner

Mario Wagner / 2Agenten

E

s sind Bilder von unsagbarem Leid, die uns von den Grenzen Europas erreichen. Bilder von Männern, Frauen und Kindern auf der Flucht. Bilder, aus denen Verzweiflung, Angst und Schmerz von unvorstellbarem Ausmass spricht. Europa steht vor einer schwierigen ­Aufgabe. Die Politik muss Lösungen finden. Meldungen aus Deutschland, wo Attacken auf Flüchtlingsheime weltweit für Schlag­ zeilen sorgen, machen fassungslos. Der Fuss­ ball erscheint in solchen Momenten beiläufig, ja unwichtig. Und doch ist er es nicht. Ein Stück weit ist in solchen Situationen jeder Einzelne gefordert und verantwortlich. Genau diese Verantwortung hat in diesen Tagen der TSV Tröglitz wahrgenommen. Der Verein aus der Kreisliga Burgenland 2 stammt aus einer kleinen Gemeinde in SachsenAnhalt. Einer Gemeinde, in der im Frühjahr ein Brandanschlag auf ein geplantes Flücht­ lingsheim verübt wurde. Der TSV hatte sofort auf diesen Vorfall reagiert und verlauten lassen, dass Flüchtlinge im Klub jederzeit willkommen seien. Nun ist daraus Realität geworden. Seit August gehört ein afghani­ scher Spieler zur Mannschaft. Zwar spricht dieser neue Spieler weder Deutsch noch Englisch, kommuniziert wird aber trotzdem. Mit Händen und Füssen oder mittels einer Übersetzungs-App. TSV-Fussball­ abteilungsleiter Jörg Heinold sagt: “Wir alle können den Zuzug von Flüchtlingen hier in

Tröglitz absolut positiv gestalten, aber dafür müssen wir die Hand reichen, und die Flücht­ linge müssen sich integrieren wollen. Der Erwerb der Sprache ist die Grundbedingung. Wir als Fussballer können in diesem ganzen Prozess eine wichtige Rolle übernehmen.” Nicht nur in Tröglitz wird mit gutem ­Beispiel vorangegangen. Überall in Deutsch­ land sind Aktionen für Flüchtlinge in vollem Gang. In Babelsberg wurde das Flüchtlings­ team Welcome United gegründet, Fans von Werder Bremen sammelten beim Bundes­l igaHeimspiel gegen Borussia Mönchengladbach Sportartikel, und ein europaweites Fan-Bünd­ nis hat je 1000 Euro an zwei Projekte für Flüchtlinge in Leipzig überwiesen. Es werden Zeichen gesetzt. Wichtige Zeichen. Sie zeigen ein weiteres Mal, dass der Fussball Dinge ­bewegen und Menschen verbinden kann. Å

GEOGR APHISCHE INFORMATIONEN Landesfläche: 9 826 675 km² Höchster Punkt: Denali 6 168 m ü. M. (bis August 2015 Mount McKinley) Nachbarmeere und -ozeane: Atlantischer Ozean, Pazifischer Ozean

FUSSBALL MÄNNER FIFA-Ranking: 29. Rang Weltmeisterschaften: 10 Teilnahmen Bestes Ergebnis: 3. Platz 1930

FUSSBALL FR AUEN FIFA-Ranking: 1. Rang Weltmeisterschaften: 7 Teilnahmen Bestes Ergebnis: Weltmeister 1991, 1999, 2015

LET Z TE RESULTATE Männer: USA - Panama 1:1 (2:3 n.P.) 25. Juli 2015 Frauen: USA - Costa Rica 7:2 29. August 2015

FIFA-INVES TITIONEN Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion

Seit 2011: USD 3 100 000 T H E F I FA W E E K LY

31


ZEITSPIEGEL

T

H

E

N

Sardinien, Italien

1970

imago / WEREK

Gerd Müller rudert entspannt rückwärts.

32

T H E F I FA W E E K LY


ZEITSPIEGEL

N

O

W

Markkleeberg, Deutschland

2010

imago / PanoramiC

Die SG Dynamo Dresden kämpft sich vorwärts.

T H E F I FA W E E K LY

33



NET ZER WEISS ES!

Wird der englische Fussball überschätzt?

Z I TAT E DER WOC HE

“Wenn jemand bei Juve wachsen muss, dann ist es der Trainer, nicht der Argen­ tinier. Allegri ist wie alle italienischen Trainer: Er denkt, er kann das Spiel beeinflussen und begreift dabei nicht, dass so talentierte Spieler Freiräume brauchen. In zwei oder drei Jahren könnte Dybala der neue Messi werden.” Maurizio Zamparini (Präsident von US Palermo) über Juventus-Coach Massimiliano Allegri

“Ich fühle mich wie ein Spieler, der gerade die erste Hälfte seiner Karriere hinter sich hat. Ich habe gespielt und gelebt wie ein Kind. Aber das Spiel ist noch nicht vorbei, ich habe noch eine zweite Halbzeit zu spielen. Und jetzt werde ich spielen wie ein Mann. Ich weiss, dass viele Leute nicht an mein Comeback glauben. Milan ist ein Risiko eingegangen, aber ich habe mir selbst und all den Menschen, die mich unterstützen, ein Versprechen gegeben.” AC Milans Stürmer Mario Balotelli

Erfolgreiche HSV-Zeiten Günter Netzer im Dezember 1985.

imago

E

s sind unglaubliche Geldsummen, die in der englischen Premier League umgesetzt werden. Das Geschäft mit dem Bezahlfernsehen floriert in keinem ­a nderen Land so stark. Dieser Umstand ist bei der Einstufung des englischen Fussballs eine wichtige Grundlage. Die reiche Premier League wertet den Fussball in England zwar auf, darf aber nicht mit der Nationalmannschaft verwechselt werden. In der Liga sind die englischen Vereine zu kurzfristigen Erfolgen verurteilt. Man kann sich die besten Spieler der Welt leisten – und tut es ohne Rücksicht auf die ­einheimischen Akteure. Das Niveau ist hoch, der Stil aber, hat nichts mit dem ursprünglichen Fussball aus England zu tun. Die ­P remier League ist ein Spektakel des feinen Spiels geworden – fernab vom schnellen “Kick and Rush”, das früher für das starke Grossbritannien stand. Das englische Nationalteam von heute ist ein Abklatsch der Premier League. Es hinkt anderen Mannschaften stilistisch und

qualitativ hinterher. Man steht nun – wie einst Deutschland – vor sehr viel Nachwuchsarbeit. Es ist ein beschwerlicher Weg, den die Engländer gehen müssen. Dass der Verband neue Regeln einführen möchte, wonach im Kader jedes Premier­League-Klubs mindestens 13 Spieler aus dem englischen Nachwuchs stammen müssen, ist ein starkes Signal. Das Nationalteam, so viel steht fest, wird den Weg zurück an die Spitze finden. Å

“Wir sind mit dem Truck rausgefahren, haben die Klappe aufgemacht und Musik eingeschaltet, zwei Tore aufgestellt und dann einfach drauflos gespielt. Es gab immer ein grosses Barbecue. Man konnte sich Burger und Hotdogs holen, so viele man wollte. Und dann sind wir mit all den anderen zum Stadion marschiert. Das hat mir viel bedeutet. Seit damals habe ich immer wieder gesagt: ‘Ich will unbedingt eines Tages für D.C. United spielen.’” Bill Hamid, Torhüter des MLS-Teams D.C. United und der US-Nationalmannschaft

“Zu glauben, es sei nicht nötig, dein Team anzupassen und zu ändern, um die Konkurrenten zu beeindrucken – das ist entweder Naivität oder Arroganz. Denn auf diese Weise verlieren sie immer wieder. Doch er klammert sich an diese Überzeugung.” Was wollten Sie schon immer über Fussball w­ issen? Fragen Sie Günter Netzer: feedback-theweekly@fifa.org

Gary Neville, ehemaliger ManU-Spieler über Arsenal und dessen Coach Arsène Wenger T H E F I FA W E E K LY

35


FIFA PARTNER


TURNING POINT

“Es war an der Zeit, neue Wege zu gehen” Nach dem Champions-LeagueSieg mit dem 1. FFC Frankfurt und der WM 2015 in Kanada beendete Célia Sasic ihre Karriere — mit 27 Jahren.

Christof Mattes / WirtschaftsWoche / Fotofinder

D

en passenden Zeitpunkt für das Ende der Karriere zu finden, ist nicht einfach. Auch bei mir kam die Entscheidung nicht von heute auf morgen, sondern es war ein längerer Prozess. Es begann mit einem Gefühl. Ein Gefühl, das mir sagte, dass für mich nun der Moment g ­ ekommen ist, neue Wege zu gehen und H ­ erausforderungen abseits des Fussballplatzes anzunehmen. In den anschliessenden Wochen habe ich dann beobachtet, wie sich dieses Gefühl entwi­ ckelte. Ich habe mich nur im kleinsten Kreis darüber ausgetauscht — mit meinem Mann ­natürlich, weil ihn die Entscheidung ja auch nachhaltig betrifft, mit meiner Familie, den engsten Freunden und mit meinem Berater. Der finale Entschluss reifte erst nach der Weltmeisterschaft in Kanada. Während des Turniers habe ich gar nicht darüber nach­ gedacht, dass das nächste Spiel vielleicht mein letztes sein könnte. Im Verlauf des Wettbe­ werbs ist man so fokussiert, dass für solche Überlegungen gar keine Zeit bleibt. Erst danach hatte ich wieder einen klaren Kopf, um mir ­Gedanken über meine Zukunft zu machen. Ich freue mich einfach, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Dazu gehört, mein Studium zu beenden und eine Familie zu gründen. In den USA ist es keine Seltenheit, dass Spielerinnen für zumindest ein Jahr pausieren, um ein Baby zu bekommen und dann mit einem Kleinkind ihre Karriere fortsetzen. Im deutschen Profi­ fussball fehlt dafür noch das passende Umfeld und die finanzielle Unterstützung. Im Sommer habe ich es genossen, meine Zeit zum ersten Mal wieder selbst einteilen zu können und keine Rücksicht mehr nehmen zu müssen auf Trainingszeiten und Spielan­ setzungen. Dennoch wird Fussball in meinem Leben immer einen sehr hohen Stellenwert ein­

nehmen. Für mich ist und bleibt Fussball der beste Sport der Welt. Zum Bundesligastart war ich in Frankfurt im Stadion. Ich fieberte mit meinen ehemaligen Kolleginnen mit, weil ich genau weiss, wie sie sich auf dem Platz fühlen und welchen Einsatz sie zeigen. Ich war nicht wehmütig, sondern habe mich gefreut, als Zuschauerin dabei zu sein. Dadurch weiss ich, dass meine Entscheidung richtig war. Ich habe in meiner Karriere so viele tolle ­Momente erleben dürfen. Grosse Turniere und Titel wie bei den Europameisterschaften 2009 und 2013 oder in der diesjährigen Champions-­ League-Saison, Auszeichnungen wie zuletzt die Wahl zu Europas Fussballerin des Jahres, aber auch kleine Momente des Glücks wie zum Bei­ spiel nach einem 0:3-Rückstand das Spiel noch gedreht zu haben. Dafür bin ich dankbar und daran werde ich mich immer gerne zurück­ erinnern. Und wer weiss: Ich könnte es mir gut vorstellen, später ins Fussballgeschäft zurück­ zukehren — in welcher Form auch immer. Å Aufgezeichnet von Annette Braun

Name Célia Sasic Geburtsdatum, Geburtsort 27. Juni 1988, Bonn, Deutschland Position Stürmerin Stationen als Spieler 2004–2013 SC 07 Bad Neuenahr 2013–2015 1. FFC Frankfurt Grösste Erfolge U19-Weltmeisterin 2004 Olympische Bronzemedaille 2008 Europameisterin 2009, 2013 DFB-Pokal-Siegerin 2014 Champions-League-Siegerin 2015 Auszeichnungen Deutschlands Fussballerin des Jahres 2012 und 2015 Wahl in das All-Star-Team der EM 2013 Goldener Schuh WM 2015 Beste Spielerin in Europa der UEFA 2015 Nationalteam Deutschland 111 Einsätze, 63 Tore

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY

37


W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R

Argentinien (unverändert) keine keine 15 Kambodscha, VR China, Fidschi, Japan, DVR Korea, Republik Korea (je 2 Spiele) Ruanda (plus 57 Punkte) Fidschi (plus 17 Ränge) Nordirland (minus 34 Punkte) Seychellen (minus 7 Ränge)

Spitzenreiter Aufsteiger in die Top 10 Absteiger aus den Top 10 Spiele insgesamt Teams mit den meisten Spielen Grösster Aufsteiger nach Punkten Grösster Aufsteiger nach Rängen Grösster Verlierer nach Punkten Grösster Verlierer nach Rängen Rang Team

+/- Punkte

Rang Team

+/- Punkte

Rang Team

+/- Punkte

Letzte Aktualisierung: 3. September 2015

Rang Team

+/- Punkte

1 Argentinien

0 1442

55 Paraguay

3

592

109 Litauen

-2

294

163 Osttimor

0

130

2 Belgien

0 1269

56 Kap Verde

-6

589

110 Aserbaidschan

-4

291

164 Bhutan

0

128

3 Deutschland

0 1248

57 Republik Korea

-3

574

111 Namibia

0

284

165 Indonesien

0

121

4 Kolumbien

0 1224

58 Japan

-2

570

112 Bahrain

0

281

166 Neukaledonien

1

120

5 Brasilien

0 1209

59 Panama

6

551

113 Kuba

6

280

166 Suriname

-1

120

6 Portugal

0 1186

60 Mali

3

550

114 Mauretanien

-1

273

168 Zentralafrikanische Republik

1

118

7 Rumänien

0 1176

61 Australien

0

548

115 Benin

-1

269

169 Malaysia

-1

115

8 Chile

2 1149

62 Äquatorial-Guinea

0

546

116 Kenia

0

268

170 Pakistan

1

105

9 Wales

0 1146

63 Gabun

1

535

116 St. Vincent und die Grenadinen

-1

268

171 Tschad

1

100

10 England

-2 1143

63 Guinea

-3

535

118 Botsuana

3

266

172 Dominica

1

98

11 Spanien

0 1122

65 DR Kongo

-6

529

119 Palästina

-1

256

173 Bangladesch

-3

95

12 Niederlande

0 1054

66 Serbien

0

528

119 St. Kitts und Nevis

0

256

174 Laos

3

92

13 Österreich

1 1038

67 Bolivien

0

521

121 Madagaskar

1

251

175 Jemen

-1

90

14 Kroatien

-1 1037

68 Bulgarien

1

503

121 Syrien

-4

251

176 Amerikanische Jungferninseln

0

88

15 Slowakei

-1 1013

69 Norwegen

-1

496

123 Dominikanische Republik

6

248

177 Malediven

-2

82

16 Italien

0 1012

70 Vereinigte Arabische Emirate

0

484

124 Moldawien

3

245

178 Montserrat

0

74

17 Schweiz

0 1011

71 Uganda

3

478

125 Philippinen

0

241

179 Chinese Taipei

0

72

18 Uruguay

0 1002

19 Algerien

0

955

20 Tschechische Republik

0

21 Elfenbeinküste

0

22 Dänemark

3

23 Island

1

24 Frankreich

-1

893

78 Ruanda

25 Albanien

-3

878

79 Togo

26 Mexiko

0

848

80 Estland

27 Ghana

0

827

81 Honduras

28 USA

1

823

82 Irak

29 Ukraine

1

812

83 Armenien

30 Bosnien und Herzegowina

-2

811

84 VR China

72 Südafrika

0

469

126 DVR Korea

-2

237

180 Kambodscha

73 Burkina Faso

-2

468

127 Kuwait

-1

235

181 Fidschi

940

74 Sambia

-1

464

128 Lesotho

0

227

182 Tahiti

4

61

924

75 Färöer

0

459

128 Belize

-5

227

182 Brunei Darussalam

1

61

901

76 Usbekistan

0

453

130 Afghanistan

4

226

184 Sri Lanka

-2

59

894

77 Montenegro

0

430

131 St. Lucia

0

222

185 Mauritius

-4

56

13

426

132 Bermuda

3

220

185 Nepal

-1

56

1

418

133 Libanon

-3

219

187 Macau

1

49

-2

405

134 Burundi

-2

218

187 Cayman-Inseln

2

49

0

404

135 Swasiland

-3

213

187 Salomon-Inseln

4

49

3

399

136 Neuseeland

-1

209

190 Komoren

-4

48

5

394

137 Thailand

2

201

190 São Tomé und Príncipe

-1

48

-5

393

137 Aruba

0

201

192 Seychellen

-7

43

0

66

17

64

31 Schottland

1

789

85 Marokko

-3

391

139 Nicaragua

5

198

193 San Marino

-1

40

32 Russland

-1

780

86 Zypern

-4

386

140 Tansania

0

195

194 Turks- und Caicos-Inseln

-1

33

33 Tunesien

1

774

87 Haiti

-3

385

141 Luxemburg

4

194

195 Britische Jungferninseln

-1

27

34 Ecuador

2

764

88 Angola

1

381

142 Guinea-Bissau

0

191

196 Samoa

1

25

34 Polen

-1

764

89 Sudan

-2

377

143 Gambia

-1

189

197 Vanuatu

-1

23

36 Schweden

1

756

90 Lettland

-4

366

144 Barbados

-6

186

198 Südsudan

-3

22

37 Ungarn

-2

740

91 Jordanien

1

356

145 Kasachstan

-4

184

199 Amerikanisch-Samoa

1

17

38 Senegal

1

734

92 Finnland

-3

351

146 Guam

0

182

199 Tonga

-1

17

39 Costa Rica

-1

731

93 Saudiarabien

0

350

147 Georgien

7

180

201 Eritrea

2

8

40 Iran

1

716

94 Katar

1

347

148 Curaçao

0

178

202 Mongolei

2

6

41 Nordirland

-1

687

95 Mosambik

2

340

149 Turkmenistan

0

172

202 Andorra

-1

6

42 Kongo

1

671

96 Malawi

2

336

150 Liechtenstein

-3

171

202 Somalia

2

6

42 Kamerun

0

671

97 Belarus

-1

335

151 Hongkong

0

169

205 Dschibuti

1

4

44 Griechenland

0

657

98 Libyen

-4

333

152 Vietnam

1

166

205 Cook-Inseln

1

4

45 Slowenien

1

653

98 Guatemala

10

333

152 Puerto Rico

-2

166

205 Papua-Neuguinea

-4

4

46 Israel

1

635

100 Oman

-1

329

154 Guyana

-2

165

208 Anguilla

0

0

46 Türkei

-1

635

101 Niger

1

326

155 Kirgisistan

1

160

208 Bahamas

0

0

48 Peru

1

628

102 Kanada

-1

319

155 Indien

1

160

49 Ägypten

3

619

103 Äthiopien

-4

313

157 Singapur

-2

159

50 Venezuela

-2

613

104 EJR Mazedonien

-1

305

158 Grenada

2

155

51 Republik Irland

-1

605

105 Antigua und Barbuda

0

304

158 Tadschikistan

0

155

52 Jamaika

3

602

105 Sierra Leone

-1

304

160 Liberia

1

154

53 Nigeria

0

599

107 El Salvador

3

300

160 Malta

-1

154

54 Trinidad und Tobago

2

594

108 Simbabwe

0

298

162 Myanmar

0

142

38

T H E F I FA W E E K LY

http://de.fifa.com/worldranking/index.html


PUZZLE

Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht.

Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

Präsident Joseph S. Blatter

1

8

5

Chefredakteur Perikles Monioudis

3

Redaktion Alan Schweingruber (Stv. Chefredakteur), Annette Braun, Sarah Steiner

2

4 1

4

6

3

8

2 6

3

2

1

4

3

9

1

9

4

7 9

6 7

5

3

2

2

7 9

1

Redaktionsassistenz Alissa Rosskopf

2

1

4 5

4 7

Projektmanagement Bernd Fisa, Christian Schaub

3

5

9 5

Produktion Hans-Peter Frei

4

2

1

2

7

5

3

SCHWER

5 7

Kontakt feedback-theweekly@fifa.org

Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.

2

MIT TEL

Mitarbeit an dieser Ausgabe Mark Gleeson, Christiane Ludena, Elio Stamm, Diego Zandrino

Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.

5

7

2

2

Ständige Mitarbeitende Ronald Düker, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Andreas Jaros, Jordi Punti, Thomas Renggli, David Winner, Roland Zorn

Internet www.fifa.com/theweekly

6

8

5

Korrektorat Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach

Druck Zofinger Tagblatt AG

9 4

1

7

Art Direction Catharina Clajus

Übersetzung www.sportstranslations.com

2

6

Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Nicolas Maingot (a. i.)

Layout Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli

5 3

Generalsekretär Jérôme Valcke

Bildredaktion Peggy Knotz, Andreas Wilhelm (Stv.)

7

LEICHT

6

5

3

7 5

9

8 8

9

1

6

5 4

3 2

2

9

5

1

5 2

1

9

8

T H E F I FA W E E K LY

Puzzles courtesy: opensky.ca/sudoku

Herausgeberin FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878

39


GRASSROOTS

FIFA inspiring girls and boys to play football FIFA’s Grassroots programme is the core foundation of our development mission, aimed at encouraging girls and boys around the world to play and enjoy football without restrictions. Grassroots focuses on the enjoyment of the game through small-sided team games, and teaching basic football technique, exercise and fair play. For more information visit FIFA.com


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.