NR. 40/2015, 9. OKTOBER 2015
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
SÜDAFRIKA MULTITALENT DARIUS DHLOMO FC BARCELONA KEIN MESSI, KEINE PUNKTE AUSTRALIEN LIGA STARTET OHNE HOLLYWOOD
FIFA-BEOBACHTUNGSSYSTEM
GEMEINSAM GEGEN DISKRIMINIERUNG W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
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Australien Die A-League bricht ambitioniert in ihre neue Spielzeit auf. “Wir wollen eine der grössten Ligen der Welt werden”, sagt Liga-Chef Damien De Bohun.
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Algerien Aufsteiger DRB Tadjenanet zeigt Moral und führt überraschend die Liga an.
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Zsanett Jakabfi Wie der eigene Ehrgeiz die Fussballkarriere der ungarischen Stürmerin vom VfL Wolfsburg einläutete.
Gemeinsam gegen Diskriminierung Unser Cover zeigt den englischen Fuss baller Joey Barton, der sich 2013 in einer Kampagne für die Rechte Homosexueller einsetzte.
Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com
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Spanien FC Villarreal bleibt nach dem siebten Spieltag Tabellenführer der Primera División. (Im Bild: Roberto Soldado, l.)
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Mohammed Gambo “Die nigerianische Meisterschaft ist die stärkste in Afrika”, sagt der Stürmer im Interview.
Ben Duffy
The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos verfügbar. http://de.fifa.com/mobile 2
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FIFA U17-Weltmeisterschaft 17. Oktober – 8. November 2015, Chile
Clive Rose / Getty Images, Jose Jordan / AFP, imago, akg-images
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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com
Nachhaltig gegen Diskriminierung Diskriminierungen dürfen im Fussball keinen Raum erhalten. Die FIFA hat deshalb ein Beobachtungssystem entwickelt, um Erniedrigungen im Stadion vorzubeugen und zu bestrafen. Gerd Dembowski über bildungs politische Konzepte, die Zusammenarbeit mit den nationalen Verbänden und die Einbindung der Fans.
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Europa 54 Mitglieder www.uefa.com
Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com
Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com
Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com
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Auckland City In Ozeanien führt kein Weg am neuseeländischen Klub vorbei. (Im Bild: Ivan Vicelich)
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Darius Dhlomo Der im Juni verstorbene Südafrikaner glänzte nicht nur auf dem Fussballplatz.
Gruppe A
Gruppe B
Gruppe C
Gruppe D
Gruppe E
Gruppe F
Chile
England
Australien
Belgien
Südafrika
Neuseeland
Kroatien
Guinea
Deutschland
Mali
Costa Rica
Frankreich
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Brasilien
Mexiko
Honduras
Korea DVR
Syrien
USA
Korea Republik
Argentinien
Ecuador
Russland
Paraguay T H E F I FA W E E K LY
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Š 2015 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
# B E T H E D I F F E R E N C E
UNCOVERED
Unmissverständlich E
imago
in Spruch, der einen anderen Menschen auf irgendeine Weise diskriminiert, ist nie lustig. Selbst wenn der ausgesprochene Satz im ersten Moment harmlos wirkt oder in manchen Fällen nicht die Absicht dahinter steckt, jemanden zu verletzen. Sich diskriminiert oder verstossen zu fühlen, ist ein subjektives Gefühl. Und genau darum geht es: Bei einer herabwürdigenden Äusserung oder Handlung gibt es keine Halbheiten. Eine Herabwürdigung ist unmissverständlich. Und unentschuldbar. Opfer vergessen nicht. In unserem Bericht sagt der Brasilianer Roque Júnior: “Gespräche über Rassismus sind schwierig, denn so sehr jemand auch sagt, dass er das Problem versteht, ist es doch immer etwas ganz anderes, so etwas am eigenen Leib zu erfahren.” Die FIFA engagiert sich seit Jahren gegen jede Form von Diskriminierung. Respekt gegenüber anderen soll eine Selbstverständlichkeit sein. Was wir dafür tun und wie das wichtige Beobachtungssystem im Stadion funktioniert, lesen Sie ab Seite 6. Å Alan Schweingruber
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NACHHALTIG GEGEN DISKRIMINIERUNG
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Die FIFA hat gegenüber Diskriminierung null Toleranz. Gemeinsam mit dem Fare-Netzwerk setzt der Fussball-Weltverband Standards in der Prävention und Sanktion, schreibt Gerd Dembowski.
Symbol für Frieden und Harmonie Ein Regenbogen während des Trainings von Melbourne Victory (Mai 2015).
Scott Barbour / Getty Images
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nerkannt bewegen sie sich durch das Stadion, machen Fotos, Notizen, Tonaufzeichnungen. Ihr Blick gilt nicht den Stars auf dem grünen Rasen. Zumeist wenden sie dem Geschehen auf dem Feld gar den Rücken zu. Vielmehr interessieren sie die Fangesänge und -banner, Sticker und Graffitis, Symbole und Codes auf den Kleidungsstücken der Zuschauer. Sie kennen sich aus mit den Fankulturen unterschiedlicher Nationen, sind aber nicht als Fan gekommen. Sie erforschen stattdessen das Zuschauerverhalten. Gemeint sind die Spielbeobachter. Sie sind ein Teil des neuen FIFA Beobachtungssystems für Antidiskriminierung während der Qualifikation zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ und des FIFA Konföderationen-Pokals Russland 2017.
Schulungen durch Fare-Netzwerk Koordiniert werden die Spielbeobachtungen von der FIFA und ihrem Kooperationspartner Fare-Netzwerk, dem weltweit anerkannten Netzwerk gegen Diskriminierung im Fussball. “Schon seit 2013 führen wir ein Beobachtungssystem durch, das dem von der FIFA finanzierten System sehr ähnelt. Wir haben auch CONCACAF-Beauftragte in Sachen Spielbeobachtungen geschult”, sagt Piara Powar, Geschäftsführer vom Fare-Netzwerk. “Auf diese Erfahrungen”, weiss Powar, “wird nun bei der Umsetzung des FIFA-Projekts zurückgegriffen.” Auch die Spielbeobachter der FIFA werden speziell vom Fare-Netzwerk geschult, denn Diskriminierung kann je nach Region sehr unterschiedliche Formen annehmen. Die aggressive Abwertung anderer ist eine gesellschaftliche Reaktion und gelangt als solche auch in den Fussball – ob verbal oder physisch. Gleichzeitig ist Diskriminierung T H E F I FA W E E K LY
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DAS REGENBOGEN-SYMBOL Der Regenbogen is t ein beeindr uc kende s Natur sc hauspiel. Er vereint Regen und Sonnen sc hein. Er über windet also Gegensät ze, wie e s auc h der Fus sball sc haf f t . Sy mbolisc h s teht der Regenbogen f ür Sc hönheit, f ür Har monie und f ür den Fr ieden. So wurde er auc h zu einem inter nationalen Sy mbol der A k zeptanz und A ner kennung, insbe sondere seit den 70 er - Jahren mit Blic k auf Homosexualität und die LGBTC ommunit y. (LGBT = L e sbian, gay, bisexual, transgender)
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Teil der Menschheitsgeschichte. Es wäre deshalb naiv, zu glauben, sie vollständig eliminieren zu können. Deshalb werden nun die Spielbeobachter für Antidiskriminierung eingesetzt. Sie unterstützen am Spieltag die Schiedsrichter und FIFA-Spielkommissare. Fernab der Spieltage bereichern ihre Beobachtungen die Untersuchungen der FIFA-Disziplinarinstanzen. “Unsere Spielbeobachter suchen nach allen möglichen Formen von Diskriminierung. Ihre Rolle besteht darin, objektiv jede offensichtliche Beschimpfung zu melden”, erklärt Piara Powar. “Hören oder beobachten sie entsprechende Vorfälle, liefern sie innerhalb von 24 Stunden einen entsprechenden Bericht an die FIFA.” Die Arbeit der Spielbeobachter nützt der Kontrolle und eventuellen Sanktionen gegen Mitgliedsverbände, die laut FIFA-Disziplinarreglement möglich sind. Sie hilft, die Entwicklung von Diskriminierung noch besser einzuschätzen. Langfristig sollen die Beobachtungen ebenso Aufschluss
Bob Thomas / Getty Images
Unbeirrter Protagonist Liverpools John Barnes kickt eine Banane lässig ins Seitenaus (Februar 1988).
Mike Hewitt / FIFA via Getty Images
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FIFA-Kampagne Englands Wayne Rooney engagiert sich (Juni 2014, Rio de Janeiro). 9
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Weibliches Potenzial ausschöpfen
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us sb all is t ein Männer sp or t ! Die s e Mei nung w ir d leider nac h w ie vor no c h von v ielen ver tre ten. Und auc h wenn sic h un z ählig e Mä d c he n und Fr au e n f ür Fu s sb all inter e s sier en: F ak t is t , das s er no c h immer haup t s ä c hlic h vo n Männe r n g e spie l t , ve r f olgt und gef ühr t wird. Und auc h in den Füh r ungs - und Ent sc heidungsgremien de s Fus s balls sind Frauen noch immer kaum ver treten: Gemäs s der FIFA - Frauenf us sballumf rage von 2014 sind bei den Ver bänden nur ac ht Pr o z e n t d e r E xe ku t i v ko mi t e e - Mi t glie d e r we ib lic h. Dabei is t das Potenzial von Frauen auf und neben dem P lat z r ie sig. Hö c hs te Z eit zum Handeln also. Währ end der FIFA Frauen - Weltmeis ter sc haf t™ in Van c ou ve r l an c ie r t e d e r We l t f u s sb all ve r b an d s e in P r o gr amm z ur F ö r d e r ung vo n we ib li c hen Führ ungsk r äf ten. E s r eiht sic h an b e s tehende Ini t ia t i ven, die Fr auen und Mäd c hen im Fus sb all mehr Mö glic hkeiten bie ten sollen. Das P r o gr amm, das die FIFA zusam men mit der T HNK S c ho ol of C r eati ve L e a d e r s hip dur c h f ühr t , w ill s t ar ke we ib lic h e Führ ungsk räf te entdecken, unter s tüt zen und f ör der n. Die FIFA s tellt f ür jeden L ehrgang eine Mil lion US - Dollar zur Ver f ügung. Das Programm zur För der ung von weiblic hen Führ ungsk räf t e n g e h ö r t z u d e n n eun En t w ic k lun g sp r o gr ammen, die die FIFA ihr en Mi tglie ds ver bänden im Zy k lus 2015 –2018 bie te t .
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Wehmut Didier Drogba dankt dem verstorbenen Freiheitskämpfer Nelson “Madiba” Mandela (Dezember 2013).
darüber geben, wie eine positive Selbstregulierung von Fangruppen funktioniert und wie der Dialog verbessert werden könnte. Dem Einzelfall vorbeugen Nicht zu jedem Spiel reisen die speziellen Beobachter an. Ihrem Einsatz geht eine Risikoanalyse aller 851 Qualifikationsspiele zuzüglich der Spiele des FIFA Konföderationen-Pokals in Russland 2017 voraus: Welche gemeinsame Geschichte haben die Länder und Fans der jeweiligen Kontrahenten? Wie viele und welche Fans kommen zu welchem Spielort? Wie entscheidend ist das bevorstehende Spiel für den laufenden Wettbewerb? Das sind nur einige der Kriterien. “Auf dem Weg zur Endrunde der WM werden rund 100 der 851 Qualifikationsspiele überwacht. Wir sind überzeugt, dass dies eine neue Dimension im Kampf gegen Diskriminierung darstellt, die in Fussballstadien viel zu häufig vorkommt”, sagt Piara P owar von Fare-Netzwerk.
Getty Images
Er folgreiche zweite Ausgabe in Zürich Drei Wor k shop s in neun Monaten und inten sive A r beit vor Or t ver mit teln ausge suc hten Teilnehmer innen aus aller We l t das K now how, das sie f ür künf tige Führ ungsauf gaben benötigen. Jede Teilnehmer in erar beite t ein indiv iduelle s Projek t und wird dabei von ei ner Mentor in oder einem Mentor unter s tüt z t . Auf den er s ten Wor k shop im Juli in Van c ou ver f olgte der z weite Ende S eptemb er in Z ür ic h. Mit dab ei war auc h Felic ite Rwema lika, Vor sit zende der Frauenf us sballkommis sion de s r uandischen Fus sballver bands. “Ich w ill in Ruanda f ür einen Mentalität s wandel s o r g e n, d ami t die M e n s c h e n s e h e n, d a s s auch Frauen Fus sball spielen können. Ich bin aus L eidensc haf t und Üb er zeugung f ür un ser e Re c hte zum Sp or t gekommen. Bei die sem P r o gr amm ler nen w ir neue Str ate gien, w ie w ir uns e r e Führ ungskomp e t e n ze n ve r b e s s e r n un d die Z ahl d e r Fr au e n in Füh r ungsp o si t ionen in uns er em L and s teiger n können”, sagt sie. tfw
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Eine WM frei von Diskriminierung
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Glyn Kirk / AFP, Getty Images (2)
Klare Signale Gervinho und Lukas Podolski klatschen ab (Oktober 2012). Unten spricht Japans Kapitänin Homare Sawa zum Publikum (WM 2011, Frankfurt).
Diskriminierung in den Stadien auf globaler Ebene zu bekämpfen – dieser Herausforderung stellt sich die FIFA weit über dieses eine Projekt hinaus. Sie hat einen strategischen Ansatz erarbeitet, der über den Bereich der Kontrolle und Sanktionen hinaus auch die Bildungs- und Netzwerkarbeit mit fussballinternen und -externen Partnern ins Visier nimmt. Hinzu kommt die laufende Kommunikation. All diese Bereiche fussen letztendlich auf den Reglementierungen der FIFA, die ständig auf dem neuesten Stand gehalten werden müssen. Der FIFA Good Practice Guide Es gilt, diese Strategie den eigenen Mitgliedsverbänden anzuraten, w ährend der FIFA Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung praktische Beispiele für Fussballverbände liefert. Das neue Handbuch bewirbt zum Beispiel Patenschaften von Spielern und Trainern an
m Idealfall is t Spor t integrativ und pr inzipi ell multikulturell. Doch in der Realität sind Ras sismus und Disk r iminier ung r und um die Welt auf den Spielf elder n und ab seit s davon v iel zu häuf ig anzutref f en. Der Kampf gegen Disk r iminier ung im Spor t is t ein Schwer punk tbereich f ür das Büro de s UN - Hochkommis sar s f ür M ensc henrec hte (OHCHR), da Spor t eine der wenigen A k tivitäten de s Menschen is t, die alle Grenzen über schreiten. Das OHCHR hat eine Z usammenar beit mit der FIFA , dem L okalen Organisationskomitee f ür die FIFA Fus sball - Weltmeis ter schaf t Rus s land 2018™, dem r us sischen Spor tminis ter ium und dem r us sisc hen Fus sballver band ge s tar tet, um eine WM f rei von Disk r iminier ung si cher zus tellen. Der Fus sball in Rus sland sieht sic h mit w ie der holten Fällen von Ras sismus und Disk r iminier ung konf rontier t . Die Behör den tun sich schwer, den gesamten Er ns t dieser Heraus f order ung zu er kennen. E s wurden be reit s einige Mas snahmen ergr if f en, doc h die A r beit mus s f or tgef ühr t werden. Ras sismus is t e in g e s e ll s c h a f t lic h e s un d ve r h al t e n sb e z o gene s P r oblem, das weit üb er den Fus sb all h inausgeht. Gleich zeitig is t e s er f or d e r lic h, d a s s die Fussballbehörden z u g e b e n, d a s s e s sic h auc h um ein P r oblem de s Fus s b alls handel t und entsprechend ge gen Ras sismus vor gehen. Yuri Boychenko Leiter der Die Ausmer zung Abteilung Anti-Diskriminievon Ras sismus is t rung beim OHCHR. keine leic hte Au f gabe. Sie kann nur durc h kons tanten Dialog und resolute Mas snahmen vorangetr ieben wer den. Um einen solchen Dialog in Gang zu setzen, hat das OHCHR im Juni 2015 gemeinsam mit dem r us sischen Spor tminis ter ium und dem Fus sb all ver b and ein Tr e f f en der A nspr uc hs gr upp en or ganisier t – das er s te seiner A r t . Dabei wurden mehrere inter nationale und na tionale Spor t- und Fan - Organisationen sowie Ver t r e ter der r us sis c hen B ehör den und der FIFA zusammengebracht . Unser Büro wird das Engagement for t set zen, um den Kampf gegen Ras sismus und Disk r imi nier ung b ei der FIFA Fus sb all - We l t meis ter sc haf t Rus sland 2018™ und dar üb er hinaus vor anzutr eib en – f ür den Sp or t und f ür die Menschen. Yuri Boychenko T H E F I FA W E E K LY
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Schulen und Bildungsprojekten, bei denen sie auch inhaltlich mitwirken können. Es geht auch um das Prinzip der Selbstverpflichtungserklärungen, die Teams für sich erarbeiten können, um Diskriminierung zu vermeiden. “Gute Aktionen müssen nicht unbedingt viel Geld kosten”, sagt Federico Addiechi, Leiter der FIFA-Nachhaltigkeitsabteilung. Das funktioniert über Ansagen im Stadion verdienter Spieler genauso wie mit regenbogenfarbenen Schnürsenkeln gegen Homophobie oder Fussballturniere für Blinde und Menschen mit Sehbehinderung. “Wichtig ist”, so Addiechi weiter, “dass Aktionen die Interessen und das Know-how einbinden, das vor Ort bereits vorhanden ist.” Aus seiner langjährigen Arbeit weiss er: “Sportlicher Erfolg baut auch auf Zwischenmenschlichkeit und einem aufgeklärten Miteinander auf.” Der rote Faden des Good Practice Guide ist die gemeinsame Förderung eines sozialen Klimas, in dem alle Menschen sich aktiv einbringen und wohl fühlen können. “Auch kreative Initiativen der Fans sollten aufgegriffen werden”, ergänzt Federico Addiechi. Neben der Einbindung der Fans in Kampagnen spricht der Good Practice Guide auch von zentralen Treffpunkten für Fans, wo soziale Arbeit stattfinden könnte.
“Fussball ist für alle da – und das nicht nur auf dem Platz.” Federico Addiechi, FIFA Nachhaltigkeit
Die FIFA ist sich sicher, dass am Anfang einer erfolgreichen lokalen Arbeit für Vielfalt und Antidiskriminierung die Bereitschaft der Verbände steht. “Zuzugeben, dass es Diskriminierung in der eigenen Region gibt, wie gross oder klein auch immer das Ausmass ist, ist der erste Schritt zur nachhaltigen Bekämpfung”, sagt Federico Addiechi. Das ist nicht immer einfach. Denn Diskriminierung umfasst mehr als Rassismus. Das dokumentieren auch die FIFA-Statuten. Sie zeigen, dass die Praxis der FIFA sich nicht nur gegen Rassismus richtet, sondern gegen jede Art von Diskriminierung, sei es aufgrund sozialer Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer Anschauung, sexueller Orientierung oder aus einem anderen Grund.
Presse Sports
Paris zeigt Flagge PSG-Fans beim Pokalfinale 2010 gegen Monaco (Stade de France, 1:0).
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“Ein tief verwurzeltes, historisches Problem”
Roque Júnior Mit Brasilien Weltmeister 2002.
20 02 w ur d e Ro qu e Júnior mit Brasili e n F u s s b a l l - We l t m e i s t e r. H e u t e h a t er Einfluss weit über die Grenzen des Fussballplatz e s hin au s un d i s t e in e d e r a k t i v s t e n St immen Br asiliens im Kampf gegen Diskriminierung. W ir h ab e n mi t ihm g e s p r o c h e n:
Getty Images, FIFA
Roque Júnior, was ist für Sie der effektivste Weg, Diskriminierung im Fussball zu bekämpfen? Roque Júnior : E s is t nic ht leic ht, doc h man kann heut zutage die Sc huldigen iden tif izieren und die K lub s z wingen, be s timm te Sc hr it te zu unter nehmen. Die se Verantw o r t un g mu s s g e m e in s am üb e r n o mm e n werden. Sowohl der Dac hver band als auc h die se L eute müs sen in die Ver ant wor tung genommen werden. Der brasilianische Fussball hat im Laufe der Jahre zahlreiche schwarze Spieler hervorgebracht. Die Mehrheit der Trainer ist indes weiss. Was ist für Sie als Trainerneuling der Grund dafür? Das is t ein t ie f ver w ur zel te s, his tor i sche s Problem. Die Leute denken ger n, das s s c hwar ze E x - Spieler nic ht das Z eug dazu hab en, eine Po si t ion im Management zu üb er nehmen o der Tr ainer zu wer den. Das hat alle s mit unserer Ge schichte zu tun. O f t w ir d v e r su c h t , d e m we nig e r B e d e u t un g b eizume s sen und die Auswir kungen her un ter zuspielen. Doc h e s is t ein langwier iger P r oze s s, der zu Haus e s ta t t f inden mus s . Der Gr undgedanke der Gleichheit mus s von G ener ation zu G ener ation weiter ge geb en werden. Die Regier ungen müs sen zudem in der Bildungspolitik A nsät ze ver f olgen, die n i c h t nu r A n g e h ö r i g e n d e r s c hw a r z e n G emeinsc haf t C hanc en er öf f nen, sonder n auc h Mens c hen mit b e s onder s nie dr igem E i n ko m m e n , e i n e r G e s e l l s c h a f t s s c h i c h t also, mit der aus dem gleichen his tor ischen Gr und in er s ter L inie S c hwar ze in Ver bin dung gebrac ht werden.
Null Toleranz Hinzu kommt: Diskriminierung ist nicht immer jedem bewusst. Sie äus sert sich nicht nur in körperlicher Gewalt, sondern kommt versteckt daher – über Vorurteile, Klischees, Witze. “Diskriminierung ist nicht witzig, auch nicht Leidenschaft oder nur ein Ausdruck von Rivalität im Fussball”, stellt Federico Addiechi klar. “Diskriminierung jeder Form ist ein Verstoss gegen die Menschlichkeit.” Ein Verstoss, den zahlreiche Spieler immer wieder erfahren. Der bra silianische Weltmeister und heutige Trainer Roque Júnior plädiert dafür, diese Erfahrung zu nutzen. “Gespräche über Rassismus sind schwierig, denn so sehr jemand auch sagt, dass er das Problem versteht, ist es doch immer etwas ganz anderes, so etwas am eigenen Leib zu erfahren. Das muss man durchgemacht haben, um es zu verstehen”, so Júnior. “Im Grunde verstehen und glauben nicht alle, was da passiert.” Antidiskriminierung als Bildungsinstrument Um dies besser zu verstehen, lohnt es sich, dem französischen Weltmeis ter Lilian Thuram zuzuhören, der die Stiftung Bildung gegen Rassismus gegründet hat. “Glauben Sie”, fragt er, “dass Sexismus ein Teil der mensch lichen Natur ist? Ich glaube nicht. Sexismus ist die älteste Form der Hierarchie zwischen Männern und Frauen. Es ist etwas Konstruiertes, gemacht, um Frauen auszubeuten. Und genauso ist es mit dem Rassismus. Der wurde irgendwann erschaffen, um Menschen nicht weisser Hautfar be auszubeuten, man kreierte eine Minderwertigkeit.” Die Arbeit der FIFA will solchen Auswüchsen keinen Platz bieten, schon gar nicht auf und um den grünen Rasen. Das neu eingeführte Beobachtungssystem und der Good Practice Guide vereinen dazu Aktion, Reaktion und Prävention. Sie etablieren die Spielbeobachter für Anti diskriminierung genauso wie Vielfalt und Toleranz als Bildungsinstru ment für die nationalen Mitgliedsverbände. “Fussball ist für alle da – und das nicht nur auf dem Platz”, sagt Federico Addiechi. Gerade in der Förderung von Vielfalt und Antidiskri minierung gehe es darum, voneinander zu lernen, die Erfahrung der Spie ler einzubinden, sich mit externen Experten auszutauschen. Weitere Schritte stehen auf der FIFA-Agenda, zum Beispiel die Einführung einer besonderen A uszeichnung und die Ernennung eines Botschafters für Viel falt und Antid iskriminierung. Wie aber Offenheit und Toleranz am besten gelebt werden, können vor allem die Verbände zeigen – und nicht zuletzt ihre Fans. Å
FIFA-Strategie zu Vielfalt und Antidiskriminierung Die 5 Hauptelemente •Kommunikation •Kontrolle & Sanktionen •Bildung •Reglementierung •Netzwerkarbeit & Kooperation
Mit Roque Júnior sprach Bruno Sassi T H E F I FA W E E K LY
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BLICK IN DIE LIGEN
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Australien: A-League
Ganz ohne Hollywood Roland Zorn ist Fussballexperte und lebt in Frankfurt am Main.
Damien De Bohun, der Vorstandschef der australischen A-League, denkt gross und redet darüber. “Wir wollen”, sagt er, “eine der grössten Ligen der Welt werden. Das wird 15 bis 20 Jahre dauern.” Im Moment sind sie Down Under in puncto Zuschauer resonanz schon froh, die Nummer 14 zu sein – mit einem Schnitt von rund 13 000 Besuchern pro Spiel. De Bohuns Job ist es auch, Zukunftsperspektiven für eine Fussballliga zu entwerfen, die
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es daheim mit der noch grösseren Konkurrenz Australian Football und Rugby zu tun hat. De Bohun aber sieht die A-League langfristig auf der Überholspur. “Immer mehr Menschen spielen in Australien Fussball”, stellt er fest, “und auch weil unsere Nation immer multikultureller wird, gibt es keinen Zweifel daran, dass der Fussball bei uns immer wichtiger wird.” Am 8. Oktober geht die A-League, ein Closed Shop aus zehn Fussballunternehmen, die nur wirtschaftlich, nicht aber sportlich absteigen können, mit dem Spiel zwischen den Western Sydney Wanderers und dem dreimaligen Meister Brisbane Roar in ihre elfte Saison. Einen Tag später startet Titelverteidiger Melbourne Victory bei Adelaide United. Das Team um den französischen Abwehrchef Matthieu Delpierre und den albanischen
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Angreifer Besart Berisha ist grösstenteils zusammengeblieben und steht für Kontinuität auch bei den eigenen Ansprüchen. Nomen est omen: Deshalb möchte Victory am liebsten zum vierten Mal Meister werden, was in der A-League noch niemand geschafft hat, den nationalen Pokalwettbewerb gewinnen und dazu als Krönung die asiatische Champions League erobern.
“Wir wollen eine der grössten Ligen der Welt werden.” Damien de Bohun, Vorstandschef A-League
Melbourne Victory zieht bei seinen Heim spielen die meisten Zuschauer an – rund 25 000 in der regulären Saison 2014/15, rund 40 000 in den Playoff-Begegnungen danach. Es erlebt derzeit auch einen Mitgliederboom mit mehr als 24 000 eingeschriebenen Anhängern. Damit ist der Champion auch in diesen Kategorien die Nummer eins, noch vor dem Sydney FC, dem Zweiten der vorigen Spielzeit.
Quinn Rooney / Getty Images
Der vermeintlich grösste Rivale von Melbourne Victory musste den Abgang des österreichischen Ligaschützenkönigs Marc Janko (16 Tore in 22 Spielen) zum FC Basel kompensieren und verpflichtete stattdessen den Slowaken Filip Holosko von Besiktas Istanbul. Holosko gehört nicht zu den bekanntesten Namen des Fussballs, spiegelt aber die Verhältnisse in der A-League wider, die finanziell nicht so attraktiv ausgestaltet ist wie die amerikanische Major League Soccer (MLS). Auch die zwei sogenannten Marquee-Player, ausgenommen von den Gehaltsobergrenzen (Salary Cap), verdienen in Australien nicht so üppig wie etwa der Italiener Andrea Pirlo oder der Brasilianer Kaká, in der Blüte ihrer Jahre Weltstars des Fussballs, in der MLS. Thomas Sörensen, der ehemalige dänische Nationaltorwart, der von Stoke City aus der englischen Premier League, zu Melbourne City in die A-League wechselte, ist in dieser Saison der bekannteste Spieler, den es nach Australien zog.
Fussballbegeisterung Melbourne Victory ist in der A-League mit 24 000 eingeschriebenen Fans der beliebteste Verein.
Dass die A-League ohne einen Hauch von Fussball-Hollywood in ihre neue Spielzeit aufbricht, muss kein schlechtes Zeichen sein. Dafür weist inzwischen jeder der zehn Klubs eine eigene Jugendakademie aus. Im Sinne einer perspektivischen Zukunftsgestaltung gewiss nicht die schlechteste Investition, um dauerhaft von sich reden zu machen. Å T H E F I FA W E E K LY
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Spanien: Primera División
Barça scheitert am Aluminium Annette Braun ist Redakteurin bei The FIFA Weekly.
Barça und das Aluminium, am siebten Spieltag der Primera División sind sie keine Freunde geworden. Allzu oft scheiterten die Katalanen in der Partie gegen den FC Sevilla am Metall des gegnerischen Tores. Höhepunkt der Nicht-Treffer-Parade war die 23. Minute: Neymars Freistoss traf den rechten Pfosten, prallte dann zu Sevillas Torhüter Sergio Rico, um von dort aus die Linie entlang an den linken Pfosten zu rollen. Der anschliessende Versuch von Luis Suárez, die Kugel doch noch im Gehäuse unterzubringen, wurde ebenfalls vom Aluminium abgewehrt.
Die Treffsicherheit bereitet dem FC Barcelona schon seit Saisonbeginn Probleme. Die Verletzung von Superstar Lionel Messi im Ligaspiel gegen Las Palmas sowie sein sechs- bis achtwöchiger Ausfall raubt dem Team zusätzlich die stärkste, offensive Waffe. Luis Enrique ist allerdings davon überzeugt, dass auch ohne Messi die Torgefahr seiner Mannschaft zurückkehren wird: “Das wird sich sicher ändern, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.” Für Real Madrid bot sich durch das Ergebnis des FC Barcelona die Chance, in der Tabelle am grossen Rivalen vorbeizuziehen, da die beiden Topteams vor dem Spieltag nur ein einziger Punkt trennte. Die Vorzeichen standen gut: Cristiano Ronaldo befindet sich derzeit auf einem Höhenflug und erzielte 16
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Jubelpose Karim Benzema brachte die Königlichen gegen Atlético Madrid früh in Führung.
Villarreal bleibt L eader. Die schöne Momentaufnahme geht in die Verlängerung. unter der Woche in der Champions League gegen Malmö seine Karrieretore Nummer 500 und 501. Beim Stadtrivalen Atlético Madrid erwischten die Königlichen dann auch einen perfekten Start. Karim Benzema brachte Real in der 10. Minute in Führung. In der 21. Minute war es Real-Torwart Keylor Navas, der die Führung festhielt, indem er einen Elfmeter von Antoine Griezmann parierte. Offensiv setzte Real danach nur noch wenig Akzente und konzentrierte sich darauf, das Ergebnis zu verwalten. Diese defensive Ausrichtung wurde in der 83. Minute bestraft, als Luciano Vietto zum 1:1-Ausgleich traf – es war sein erster Treffer für Atlético überhaupt. Und Real musste sich am Ende mit einem Unentschieden zufrieden geben.
Hochstimmung herrschte in der vergangenen Woche bei Villarreal. Ein Team, das vor zweieinhalb Jahren noch in der 2. Liga spielte und im Sommer zehn Akteure verloren hat, darunter den kompletten Angriff. Ein Team, das in einer Stadt zu Hause ist, die nur knapp über 50 000 Einwohner beherbergt. Ein Team, das dennoch die arrivierten Mannschaften ärgerte und sich am 6. Spieltag durch einen 1:0-Erfolg gegen Atlético an die Tabellenspitze katapultierte – zum ersten Mal in der 92-jährigen Vereinsgeschichte. Das sei nur eine Momentaufnahme, liess Villarreal-Trainer Marcelino vor dem Duell gegen Levante verlauten. Die erste Partie als Nummer eins gestaltete sich dann auch als schwierig, da bereits in der 35. Minute Bojan Jokic mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde. Villarreal musste somit den Grossteil der Partie in Unterzahl agieren und verlor am Ende 0:1. Trotz Niederlage bleibt Villarreal mit 16 Zählern aber Tabellenführer — die schöne Momentaufnahme geht zumindest in die Verlängerung. Å
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So war es vor allem die Chancenverwertung, die Barça-Coach Luis Enrique nach dem Spiel anprangerte. “Der grosse Unterschied zwischen einem Star und anderen Spielern ist die Effektivität”, sagte er enttäuscht. 28 Torschüsse reichten den Katalanen nicht, um gegen Sevilla als Sieger vom Platz zu gehen. Stattdessen nutzte der Gegner ein schwaches Defensiv verhalten der Barça-Abwehr durch Michael Krohn-Dehli in der 52. Minute und Iborra in der 58. Minute gnadenlos zur 2:0-Führung aus. Neymar konnte in der 74. Minute zwar noch durch einen Elfmeter den Anschluss erzielen, die zweite Auswärtsniederlage in Folge aber nicht mehr verhindern.
Algerien: Ligue 1
Der Aufsteiger winkt von ganz oben Sarah Steiner ist Redakteurin bei The FIFA Weekly.
Die algerische Meisterschaft war letztes Jahr an Spannung kaum zu überbieten. Vier Partien vor Saisonschluss war der Ausgang des Wettbewerbs noch völlig offen – sogar der Letzte hätte noch Meister werden können. Gewonnen hat am Ende ES Sétif. Die Saison wird dem neuen Meister lange in Erinnerung bleiben. Denn neben der nationalen Liga gewann der Verein auch die CAF-ChampionsLeague und den CAF-Super-Cup.
©NewPress
In der neuen Saison läuft es bei ES Sétif noch nicht richtig rund. Nach sieben Spieltagen hat der Verein gerade mal acht Punkte auf dem Konto und findet sich in der unteren Tabellenhälfte wieder. In der Champions League ist der Klub von Präsident Hassan Hamar bereits ausgeschieden. “Es herrscht noch nicht allerhöchste Alarmbereitschaft, aber wir müssen auf diese schlechten
Leistungen reagieren”, sagte Hamar gegenüber der heimischen Presse. Hamoudi Tribèche soll nun den technischen Stab von ES verstärken und dem Cheftrainer Kheireddine Madoui zur Seite stehen. Im Winter soll dann noch einmal Bilanz gezogen werden. Der Klub hat angekündigt, sich von Spielern zu trennen, die nicht das nötige Niveau hätten, um für Entente zu spielen. Das Niveau erreicht hat hingegen DRB Tadjenanet. Denn der Aufsteiger führt völlig überraschend die Tabelle der Ligue 1 an. Gegen den MC Alger feierte der Klub seinen vierten Erfolg in dieser Saison und gewann 3:2. DRB zeigte dabei eine ausgezeichnete Moral. Zweimal lagen sie durch Tore von Kheiredine Merzougui (13.) und Rachid Bouhenna (53.) in Rückstand, zweimal gelang ihnen mit Treffern von Ali Guitoune (37.) und Youcef Chibane (69.) der Ausgleich. Chibane war es dann auch, der wenige Minuten vor Schluss, nachdem das Team aus der Hauptstadt einen Elfmeter verschossen hatte, für seinen Klub den Siegtreffer erzielte. Ebenfalls aus der Hauptstadt stammt das Team USM Algier. Mit vier Siegen aus fünf Partien ist es beinahe perfekt in die Saison gestartet. Dass USM Algier nur auf Platz 3
der Tabelle zu finden ist, liegt daran, dass es zwei Spiele weniger als die Konkurrenz absolviert hat. Die Mannschaft musste sich in der CAF-Champions-League beweisen. Sie tat dies mit Bravour. In der Gruppenphase musste sie sich nur Al-Merreikh geschlagen geben. Um ein Haar wäre USM zum ersten Klub der Turniergeschichte avanciert, der alle sechs Gruppenspiele gewinnen konnte. Im Halbfinale bezwang das Team dann auswärts Al-Hilal 2:1. Im Rückspiel musste fünf Minuten vor Schluss Algiers Torhüter Mohamed Zemmamouche sein ganzes Können aufbieten, um mit einer Glanzparade einen Schuss von Abdul Latif Boya abzuwehren. Vor ausverkauftem Haus feierte USM mit dem 0:0 den Finaleinzug. Präsident Ali Haddad jubelte: “Jetzt können wir endlich davon sprechen, dass wir die Champions League gewinnen und den Titel den Menschen in Algerien widmen wollen. Das ist unser Ziel.” Am 30. Oktober und 7. November wird sich zeigen, ob USM gegen TP Mazembe, dem viermaligen Titelträger aus der DR Kongo, den Titel gewinnen kann und so Afrika bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft im Dezember in Japan vertreten darf. Å
Niederlage trotz zweimaliger Führung Kheiredine Merzougui (l.) schoss für MC Alger das 1:0, DRB Tadjenanet drehte jedoch das Spiel. T H E F I FA W E E K LY
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DAS INTERVIEW
“Wir sind der FC Barcelona von Nigeria” Der 27-jährige Stürmer Mohammed Gambo vom Kano Pillars FC ist zuversichtlich, bald wieder für das nigerianische Nationalteam auf Torejagd gehen zu dürfen. Nach zwölf Jahren hat Ihr Team im August erstmals wieder ein Heimspiel verloren. Wie haben Sie dieses Spiel erlebt?
Welches Geheimnis steckt dahinter, dass Ihr Klub zu Hause derart lange ungeschlagen bleiben konnte?
Mohammed Gambo: Was in der Partie gegen Nasarawa United geschehen ist, die wir im eigenen Stadion 1:2 verloren haben, hat mich und meine Teamkameraden, den Trainer und unsere Fans tief getroffen. Ich hätte nie erwartet, diese Niederlage selbst erleben zu müssen. Wir alle haben eigentlich erwartet, dass uns das nie passieren würde. Ich bin hier in Kano geboren und weiss genau, wie viel die Mannschaft den Leuten hier bedeutet. Aber wir wissen ja alle nur zu gut, dass im Fussball alles möglich ist. Mal gewinnt man, mal verliert man.
Wir haben mit Mohammed Baba Ganaru einen sehr guten Trainer, und vor allem kennen wir uns alle sehr gut. Wir wissen, wie wir jedes Team in unserer Meisterschaft besiegen können, weil wir fast mit schlaf wandlerischer Sicherheit spielen. Man be zeichnet uns oft als den FC Barcelona von Nigeria, weil wir einen Fussball spielen, der weitgehend dem Stil der Blaugrana nachemp funden ist. Auch unser Stadion ist ein grosser Vorteil: Wir spielen vor bis zu 30 000 Anhän gern. Wir sind der Klub mit den meisten Fans in ganz Nigeria.
Welche Mannschaft sehen Sie in dieser Saison der nigerianischen Premier League als Favoriten?
Sie haben bisher sieben Länderspiele für Nigeria bestritten und ein Tor erzielt: Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Super Eagles ein?
Sie haben im Trikot des Kano Pillars FC mehr als 70 Tore erzielt. Wie würden Sie sich beschreiben? Welches sind Ihre Stärken als Fussballer? Ich spiele am liebsten als Mittelstürmer, im Zentrum des Angriffs vor dem gegneri schen Tor. Ich bin schnell und habe eine gute Ballkontrolle. Ich kann aus jeder Position mit beiden Füssen Tore schiessen. Tore zu schiessen macht mich glücklich und ich bin mit meiner Torgefährlichkeit zufrieden. Wenn mir allerdings kein Tor gelingt, bin ich unzufrieden, denn ich will jedes Mal treffen, wenn ich auf dem Feld stehe. 18
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Unsere Auswahl schlägt sich in letzter Zeit recht gut. Was mich persönlich angeht: Nur wenn ich gute Leistungen bei meinem Klub abliefere, kann ich darauf hoffen, wieder in die Nationalmannschaft berufen zu wer den. Ich war lange Zeit verletzt, aber jetzt bin ich wieder fit und bereit, aufs Feld zurück zukehren. Ich bin sicher, dass ich mit Gottes Hilfe früher oder später wieder das grüne Trikot meines Landes überstreifen kann. Å Mit Mohammed Gambo sprach Emanuele Giulianelli
AFP Photo / Lluis Gene
Trotz der eben angesprochenen Nieder lage und unseres Rückstands auf die Tabel lenspitze sehe ich uns selbst immer noch in der Favoritenrolle: Die Kano Pillars haben die letzten drei Meisterschaften gewonnen und sind daher das Team, das es zu schlagen gilt. Allerdings wird es nicht leicht, den Titel noch ein weiteres Mal zu holen, da ich unsere Meisterschaft für die stärkste in ganz Afrika halte, in der die besten Spieler des Kontinents spielen.
Name Mohammed Gambo Geburtsdatum, Geburtsort 10. M채rz 1988, Kano, Nigeria Position St체rmer Stationen als Spieler seit 2006 Kano Pillars FC Nationalteam Nigeria 7 Eins채tze, 1 Tor
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First Love Ort: Monrovia, Liberia Datum: 24. Juni 2015 U hrzeit: 14 Uhr Fotog ra f: Matthew Rea mer
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FOOTBALL FOR HOPE
Football for Hope ist unser weltweites Bekenntnis, mithilfe des Fussballs eine bessere Zukunft zu gestalten. Bislang haben wir über 550 lokale Projekte unterstützt, die sich mit dem Fussball verantwortungsvoll für soziale Anliegen einsetzen und so Jugendlichen und ihrem Umfeld ein besseres Leben und neue Perspektiven eröffnen.
Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Nachhaltigkeit auf FIFA.com.
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Noch ein Jahr: Jordanien feiert den Beginn des Countdowns Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt. In Jordanien wurde dieser am 30. September 2015 mit einer besonders erfreulichen Veranstaltung für den jordanischen Sport im Allgemeinen und den Fussball im Besonderen gemacht.
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Dominik Asbach / laif
ie Aufmerksamkeit galt noch nicht den Stadien, Spielerinnen oder dem Geschehen auf dem Platz, sondern dem Beginn des Countdowns bis zum Startschuss zur FIFA U17-Frauen-Weltmeisterschaft 2016 in einem Jahr. Unter der Schirmherrschaft von Königin Rania von Jordanien fand eine feierliche Zeremonie statt, bei der zahlreiche Offizielle anwesend waren, unter anderem Prinz Ali bin Al-Hussein, der Präsident des jordanischen Fussballverbands, Moya Dodd, Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, sowie zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Sport. Das Lokale Organisa tionskomitee des Turniers hatte das Ereignis ins Leben gerufen, um den Beginn des Countdowns bis zum grossen internationalen Turnier zu feiern, das vom 30. September bis am 21. Oktober 2016 stattfinden wird. Videobotschaft von Königin Rania Die Feierlichkeiten begannen mit einer Video botschaft von Königin Rania, in der sie die Bedeutung hervorhob, die die Ausrichtung eines für den Frauenfussball so wichtigen Ereignisses darstellt: “Es handelt sich um eine historische Veranstaltung in unserem Königreich. Es ist ein Erfolg des ganzen Landes. Alle Jordanier sind stolz, die besten Mannschaften der Welt zu begrüssen, die hier um die WMTrophäe kämpfen werden. Wir müssen perfekt vorbereitet sein und der Welt die Gastfreundschaft Jordaniens zeigen. Lasst uns alle für den Erfolg dieses einmaligen Ereignisses zusammenarbeiten.” Im Namen des Lokalen Organisationskomitees bedankte sich die Geschäftsführerin Samar Nassar bei König Abdallah und Königin Rania für ihre immense Unterstützung bei der Durchführung dieser für Jordanien so wichtigen Veranstaltung. “Der Frauenfussball in Jordanien wird seit 2005, dem Gründungsjahr der Nationalmannschaft, sehr stark gefördert. In den letzten zehn Jahren haben alle keine Mühen gescheut, um die Leistungen zu verbessern und auf weltweiter Ebene Fortschritte zu machen”, ergänzte sie. “Die Ausrichtung der U17-Frauen-Weltmeisterschaft ist das Ergebnis kontinuierlicher
Arbeit und stellt in unserer Entwicklung einen Riesenschritt nach vorne dar. Dieses globale Fussballfest wird einen Wendepunkt für den Frauenfussball in Jordanien darstellen, denn es wird für ein steigendes öffentliches Interesse sorgen. Seine Auswirkungen werden nicht auf die jungen Mädchen beschränkt sein, sondern im gesamten jordanischen Fussball spürbar sein. Von der Modernisierung der Stadien w erden alle noch viele Jahre nach dem Wettbewerb profitieren.” Förderung des Frauenfussballs Moya Dodd wiederum betonte die Bedeutung dieser Veranstaltung für Jordanien: “Es ist eine einmalige Gelegenheit, um den Frauenfussball in Jordanien und der ganzen Region
zu entwickeln. Dieser Wettbewerb wird einen beträchtlichen positiven Einfluss auf junge Mädchen haben, die ohne Furcht Fussball spielen werden. Er wird ausserdem den Dialog zwischen den Kulturen fördern.” Gegen Ende der Veranstaltung wurden zwei regionale Botschafter ernannt: Der Journalist Mohammed Al Wakeel sowie Yasmeen Khair, Star der jordanischen Frauenauswahl und ehemalige Meisterin im Turnen. Zum Abschluss der Zeremonie läuteten Prinz Ali bin Al-Hussein, die Bürgermeister der drei Spielorte, die zwei Botschafter sowie die Spielführerin der U17-Auswahl unter dem grossen Applaus der Anwesenden offiziell den Countdown ein. Å tfw
Eine sportliche Zukunft im Blick Die U14-Auswahl Jordaniens trainiert in Amman.
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Mittendrin Der Kiwi ist als Talisman bei jedem Spiel dabei.
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Keine andere Mannschaft nahm öfter an der Klub-WM teil als Auckland City. Im bescheidenen Verein wird auf K leinigkeiten achtgegeben. Genau das macht ihn gross, schreibt Peter Smith.
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uckland City hat auf globaler Ebene zwar nur ein recht bescheidenes Profil, doch bedenkt man die jeweils zur Verfügung stehenden Ressourcen, kann kaum ein anderer Klub den Neuseeländern das Wasser reichen. Die Navy Blues sind bereits seit Längerem die beherrschende Kraft im neuseeländischen und im ozeanischen Fussballverband. In den vergangenen elf Jahren gewannen sie sechsmal die nationale Meisterschaft. Hinzu kommen sieben Titel in der OFCChampions-League in nur zehn Jahren. Am beeindruckendsten liest sich die E rfolgsgeschichte bei der FIFA Klub-Welt meisterschaft. Denn der Klub aus Auckland startet im Dezember bereits zum siebten Mal in das Turnier und ist damit öfter als jeder andere Klub dabei. Von ihren bisherigen zwölf Partien bei Klub-Weltmeisterschaften haben die Neuseeländer fünf gewonnen, drei davon im vergangenen Jahr (davon zwei im Elfmeterschiessen).
Sieg nach Elfmeterschiessen Auckland City bei der Klub-WM 2014 gegen Moghreb Tétouan.
“Wir achten darauf, jede Woche ein Mannschafts essen zu veranstalten, bei dem auch Fans dabei sind.” Klub-Vorsitzender Ivan Vuksich
Shane Wenzlick / www.phototek.nz , Mohamed Mahmoud / AFP, Abdeljalil Bounhar / Keystone / AP
Bei der Turnierauflage 2014 in Marokko stiess Auckland City bis ins Halbfinale vor. Dort brachte man den südamerikanischen Champion San Lorenzo an den Rand einer Niederlage und musste sich erst in der Verlängerung geschlagen geben. Somit verpassten die Amateure aus Auckland nur um Haaresbreite ein Duell mit Real Madrid. Wöchentliches Essen mit den Fans Bedenkt man, dass die meisten Spieler des Klubs tagsüber verschiedensten “regulären” Jobs nachgehen und erst danach zum Training fahren, wird erst deutlich, was für einen Erfolg dies bedeutet. Wie kann ein Klub mit derart begrenzten Mitteln auf der grossen Bühne des Klubfussballs so erfolgreich sein? “Bei uns herrscht ein enorm ausgeprägter Kameradschaftsgeist, vom Vorstand ganz oben bis nach ganz unten”, so der Vorsitzende Ivan Vuksich. “Wir sind ein familiärer Klub, bei dem sich die Spieler einfach wohlfühlen. Man geht respektvoll miteinander um, und es zeigt sich, dass gute Eigenschaften und ein gutes System auf alle anderen Aspekte abfärben. Wir achten beispielsweise darauf, jede Woche ein Mannschaftsessen zu veranstalten, bei dem auch Fans dabei sind. Das sind zwar Kleinigkeiten, aber viele Kleinigkeiten können sich addieren und damit doch wichtig werden.”
Teamgeist Allen voran Kapitän Ivan Vicelich (o.). T H E F I FA W E E K LY
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Die Geschichte des Klubs reicht circa 50 Jahre zurück. Er wurde von kroatischen Einwanderern gegründet. Unter dem Namen Central United war der in einem Aussenbezirk der grössten neuseeländischen Stadt ansässige Klub viele Jahre lang eine Vorzeigeadresse. 2004 wurde Auckland City dann aufgrund des Franchise-Systems für die neue nationale Liga als eigenständige Einheit ausgegliedert. Kroatische Wurzeln Die meisten der Klubgründer stammten aus der kroatischen Küstenregion Dalmatien, darunter auch die Grosseltern des scheinbar unverwüstlichen aktuellen Kapitäns Ivan Vicelich. “Diese Auswanderer waren nach Neuseeland gekommen und wollten einfach eine Möglichkeit zum Spielen schaffen”, erklärt Klub-Vorsitzender Vuksich, der ebenfalls kroatische Wurzeln hat und als Neuseeländer der dritten Generation im Land lebt. “Im Laufe der Jahre ist der kroatische Einfluss immer weiter geschwunden. A ktuell sind vielleicht fünf Prozent der Mitglieder kroatischer Abstammung. Wir sind einer der kosmopolitischsten und vielfältigsten Klubs im Land.”
Der spanische Trainer Ramón Tribulietx erweist sich als Idealbesetzung. Mehrere seiner Landsleute sind ihm nach Neuseeland gefolgt und feiern dort Erfolge.
Vorreiterrolle Der Spanier Ramón Tribulietx ist Trainer von Auckland City und Central United.
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Neue Philosophie entscheidend “Die erste Teilnahme an einer Klub-Weltmeis terschaft hat uns die Augen geöffnet. Damals spielten wir noch vornehmlich mit langen Bällen”, so Vuksich. “Als wir 2006 in Japan antraten, wurde uns schnell klar, dass das nicht nur regelrecht peinlich war, sondern dass man mit dieser Spielweise auch nichts gewinnen konnte. Folglich haben wir unsere Philosophie verändert und viel stärker auf Ballbesitz ausgerichtet. Es braucht viel Zeit, dies zu perfektionieren,
Shane Wenzlick / www.phototek.nz (2)
Auckland City tritt in der National League an, die in den Sommermonaten stattfindet. Central United, in dessen Emblem das bekannte rot-weisse Schachbrettmuster aus dem kroatischen Wappen zu erkennen ist, tritt in den Wintermonaten mit mehreren Teams in lokalen Wettbewerben an. Es besteht weiterhin eine enge Bindung zwischen beiden Klubs, die sich Trainer und Philosophie teilen. Während der kroatische Einfluss verblasst ist, hat sich insbesondere in den vergangenen fünf Jahren ein spanisches Flair entwickelt, das einen wichtigen Erfolgsfaktor darstellt.
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Dritter Platz Die Spieler feiern einen erfolgreichen Abschluss der Klub-WM in Marokko.
und man braucht dazu bestimmte Spielertypen. Als wir dann 2009 in Abu Dhabi zwei Spiele ge wannen, wurde uns klar, dass unser System tatsächlich funktionieren kann. Man muss an etwas glauben und daran festhalten. Jetzt trägt diese Entwicklung allmählich Früchte.” Der in Barcelona geborene und aufge wachsene Trainer Ramón Tribulietx erweist sich als Idealbesetzung. Mehrere seiner Lands leute sind ihm nach Neuseeland gefolgt und feiern dort Erfolge. “Ramón hat sich bei der Umsetzung dieses System hervorragend be währt. Wir versuchen, den gleichen Stil auch bei Central United einzuführen. Hoffentlich können wir auch weiterhin Spieler hervorbrin gen, die mit diesem System gut zurechtkom men. Ramón jedenfalls ist ein überzeugter A nhänger dieser Philosophie – schliesslich ist er damit aufgewachsen.” Träume für Japan Im September hat Auckland erfahren, welche Hürde zum Auftakt der bevorstehenden Klub-Weltmeisterschaft in Japan zu überwin den ist. Der Klub muss entweder gegen den Meister der japanischen J. League oder gegen den Zweiten der AFC-Champions-League a ntreten. “Im vergangenen Jahr in Marokko haben wir ein unglaubliches Resultat erzielt”, so Vuksich. “Das war weit mehr, als man sich hätte träumen lassen. Aber wir träumen gern und glauben an unsere Möglichkeiten!” Å
12. FIFA Klub-WM Turnierdauer: 10.–20. Dezember 2015 Ort: Japan (Osaka und Yokohama) Titelträger: Real Madrid Erstaustragung: 2000 Bereits qualifiziert (4 Klubs): FC Barcelona (Spanien, UEFA), CF América (Mexiko, CONCACAF), Auckland City FC (Neuseeland, OFC), River Plate (Argentinien, CONMEBOL) Noch offen (3 Klubs): Gewinner der AFC-Champions-League, Gewinner der CAF-Champions-League, Meister der japanischen J. League oder Zweitplatzierter der AFC-Champions-L eague (Falls der japanische Klub Gamba Osaka die AFC-Champions-League gewinnt.) Spielplan: de.fifa.com/clubworldcup
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HISTORY
Das Multitalent aus Südafrika Fussballer, Boxer, Tennisspieler, Lehrer und Musiker: Darius Dhlomo verfügte über viele Talente. Der Südafrikaner hat es sich nach seiner Karriere in den Niederlanden ausserdem zur Aufgabe gemacht, über die Apartheid aufzuklären. Im Juni verstarb er im Alter von 83 Jahren.
A Stimmgewaltig Darius Dhlomo war ein leidenschaftlicher Musiker.
Im Ring Der südafrikanische Fussballer bei einem Boxkampf. 28
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ls Darius Dhlomo zu seinem ersten Training beim niederländischen Klub Heracles Almelo antrat, fiel seinen Teamkameraden auf, dass er nicht in der Kabine war, als sie sich alle dort umkleideten. “Darius war so überrascht, dass alle – Farbige und Weisse – dieselbe Umkleidekabine benutzten, dass er dachte, er müsste sich draussen umziehen”, meint Henk ten Brink, der damals gemeinsam mit Dhlomo bei Heracles aktiv war. Darius Dhlomo wurde 1931 in Durban geboren und ist unter dem Apartheid-Regime aufgewachsen. Diese Tatsache prägte ihn ganz entscheidend. In einem Interview mit dem Sporthistoriker Peter Alegi erklärte er, wie es kam, dass er in vielen Bereichen aktiv war und ganz unterschiedliche Talente entwickelte. “Als ich ein kleiner Junge war, zur Zeit der Apartheid, hatten wir gar keine Wahl. Wir mussten einfach kreativ sein. Etwas zu tun, ist die beste Art, zu überleben!” Es kann wohl keinen Zweifel daran geben, dass Dhlomo etwas tat. Er spielte Fussball bei den Baumannville City Blacks, war ein recht erfolgreicher Tennisspieler, wurde südafrikanischer Boxmeister im Mittel gewicht und lebte als Schlagzeuger und Blues-Sänger seine musikalische Begabung aus. Dafür wurde er sogar mit dem Spitznamen “der singende Boxer” bedacht. Als der afrikanische Fussball noch in den Kinderschuhen steckte, war er ein herausragender Akteur. Chris Ngcobo, der ehemalige Kapitän der Moroka Swallows, erinnert sich noch an seinen Landsmann. “Er war ein fleissiger und disziplinierter Mittelfeldspieler. Damals gab es keine Nationalmannschaft. Doch Ndoroo, wie wir ihn nannten, spielte in jeder Auswahlmannschaft, für die er berechtigt war. Hätte es ein Nationalteam gegeben, dann hätte er den Sprung problemlos geschafft.” Mandela als Sparringspartner Jackie Motlogeloa hatte mit Dhlomo als Boxer zu tun. “Er war ein wirklich guter Kämpfer. Deshalb ist er auch Südafrikameister geworden. Er hatte oft Nelson Mandela als Sparringspartner und gehörte zu den wenigen Südafrikanern, die dem führenden Kopf Faustschläge verpassen durften”, meint der Box-Promoter rückblickend. Beachtlich ist ausserdem, dass Dhlomo bei all diesen Aktivitäten tagsüber auch noch Zeit für die Ausübung eines Berufes fand. Er arbeitete als Lehrer im Township Lamontville. Allerdings machte sich bei ihm in dieser Funktion bald Ernüchterung breit, da er einen Lehrplan umsetzen sollte, der offiziell darauf ausgerichtet war, “Akzeptanz der zugewiesenen Rollen in der Gesellschaft, Frömmigkeit und Identifikation mit
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“Wir mussten einfach kreativ sein. Etwas zu tun, ist die beste Art, zu überleben!” Darius Dhlomo
via De Twentsche Courant Tubantia, akg-images / africanpictures (2)
der dörflichen Kultur” zu vermitteln. “Meine ganze Ausbildung war auf den Lehrerberuf ausgerichtet, aber die Regierung hatte einen anderen Ansatz. Ich sagte: ‘Nein, das kann ich nicht und das will ich nicht.’ Ich kann den Kindern keine Dinge beibringen, von denen ich weiss, dass sie nichts mit ihrer eigenen Entwicklung zu tun haben”, so Dhlomo im Interview mit Alegi. Er gab den Lehrerberuf auf und betätigte sich als Organisator beim CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) in Durban. Zudem liess er sich von anderen Fussballern aus Südafrika — zum Beispiel Steve Mokone — inspirieren, die in Europa aktiv waren. Er schrieb verschiedene Klubs mit der Bitte um ein Probetraining an, konnte jedoch keinen der Vereine von sich überzeugen. Erst im Jahr 1958, als er bereits 26 Jahre alt war, erhielt er unerwartet einen Brief aus den Niederlanden, in dem er von Heracles Almelo eingeladen wurde. Niederländer liebten ihn Sein Teamkamerad Ten Brink erinnert sich noch daran, dass Dhlomo sofort Akzeptanz fand – auf dem Spielfeld und abseits davon. “Er hatte eine sehr einnehmende Persönlichkeit, war freundlich und immer gut gelaunt. Auf dem Spielfeld arbeitete er hart und kämpfte immer an vorderster Front.” Dhlomo spielte nicht nur in den Niederlanden, er boxte auch weiterhin und gab Konzerte, zu denen er seine Teamkameraden einlud. Der ehemalige Stürmer Ten Brink schätzte das herzliche und spontane Lachen des Südafrikaners, aber auch seine ernste Seite. “Solange ich lebe, werde ich ihn als einen sehr engagierten Mann in E rinnerung behalten.” Nachdem Dhlomo die Fussballschuhe an den Nagel gehängt hatte, engagierte er sich als Lehrer und Sozialarbeiter und war im Stadtrat von Enschede auch einige Jahre politisch aktiv. Der niederländische Sporthistoriker Jurryt van de Vooren, der Dhlomo 1985 zum ersten Mal traf, als der ehemalige Fussballer gegen die Apartheid zu Felde zog, ist nicht überrascht von der Erfolgsgeschichte des Spielers. “Der Profifussball stand in den Niederlanden noch ganz am Anfang, und alles war neu. Die Leute mochten ihn, und zwar nicht nur, weil er anders war – er war ein Farbiger in einem weissen Land – sondern auch, weil er ein sehr guter Spieler war.” Laut Van de Vooren hatte Dhlomo erklärt, nach dem Ende seiner Fussballkarriere vor der Wahl gestanden zu haben. “Er sagte, er habe sich entscheiden müssen, ob er in den Niederlanden bleiben und die Menschen über die Übel der Apartheid aufklären oder nach Südafrika zurückkehren soll. Er entschied sich für Ersteres, obwohl er wusste, dass er damit seiner Heimat so lange fernbleiben musste, bis sich die politischen Verhältnisse änderten.” Das taten sie glücklicherweise noch zu seinen Lebzeiten. Damit konnte er wieder nach Südafrika reisen, und er traf dort sogar seinen ehemaligen Sparringspartner Nelson Mandela wieder. Im Juni diesen Jahres verstarb Darius Dhlomo im Alter von 83 Jahren in Enschede. Å
Hoch hinaus Darius Dhlomo wusste mit dem Ball umzugehen.
Peter Auf der Heyde T H E F I FA W E E K LY
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GRASSROOTS
FIFA inspiring girls and boys to play football FIFA’s Grassroots programme is the core foundation of our development mission, aimed at encouraging girls and boys around the world to play and enjoy football without restrictions. Grassroots focuses on the enjoyment of the game through small-sided team games, and teaching basic football technique, exercise and fair play. For more information visit FIFA.com
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SPOTLIGHT ON
ALLGEMEINE INFORMATIONEN Land: Albanien FIFA-Kürzel: ALB Konföderation: UEFA Kontinent: Europa Hauptstadt:
Zigarettenasche im Haar
Tirana
GEOGR APHISCHE INFORMATIONEN Landesfläche:
Alan Schweingruber
Mario Wagner / 2Agenten
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allen in einem Spiel viele Tore, muss sich der Stadionbesucher nicht schämen, wenn er mal eines verpasst. Ärgerlich ist das trotzdem. Ein lästiges Kitzeln in der Nase, das heftige Bedürfnis zu schnäuzen, jeder kennt das. Man kramt dann in der Jackentasche nach einem Taschentuch, findet einen alten Kaugummi oder einen durchgekauten Schnuller, und schon ist es passiert. Links, rechts, vorne und hinten reissen die Zuschauer schreiend die Arme in die Höhe. Eine nasse Hose, ein nasses Shirt, noch etwas Zigarettena sche im Haar – passives Jubeln kann sehr u nbefriedigend sein. Selbst ein einziges Tor im Spiel kann man souverän “verschnäuzen”. Das ist natürlich peinlich und davon erzählt man später auch keinem. Es gibt zum Glück Fernsehgeräte und die Möglichkeit, sich die Szene so oft reinzuziehen, bis sich der Glaube verfestigt, das Tor wirklich live gesehen zu haben. Manchmal sind dann solche Erzählungen fast besser. Die meisten Treffer gehen dem Fan im Stadion durch die Lappen, wenn er seinen Grundbedürfnissen nachgeht. Jeder Pub-Besucher kennt es: Durst oder starker Druck auf der Blase sind fiese, treibende Kräfte. Und weil in den grossen Stadien gleichzeitig viele Menschen starke Durst- und Druckgefühle verspüren, führt das zu Warteschlangen. Die sind ja immer so unbeliebt, weil der Mensch das offizielle Warten als sehr unangenehm empfindet. Zur langen Warteschlange sei fairerweise gesagt: Sie hat vor drei Wochen
28 748 km² Höchster Punkt:
Tausenden in München zu einer knackigen Geschichte für biedere Saunabesuche verholfen: “ …und dann kam Lewandowski, schoss fünf Tore in neun Minuten. Ich war im Stadion, habe aber gerade Bier geholt und kein Tor gesehen!” Gelächter im gemischten Ruheraum. Wann ist denn der richtige Zeitpunkt, um im Stadion ein Bier zu organisieren? Will man nicht den Schlaumeiern angehören, die sich während einer spannenden Spielphase zögerlich aufrichten, anderen die Sicht versperren, sich rücksichtslos langsam zu den Treppen bewegen, um dann, wenn der Ball ins Aus hüpft, einen ungelenken Sprint zum Bierstand hinzulegen. Will man also nicht zu der Sorte Fan gehören, dann sind diese Informationen nützlich: Häufig fallen die Tore kurz vor der Pause. Am häufigsten wird aber in der Schluss-Viertelstunde gejubelt. Klingt logisch. Das ideale Zeitfenster fürs Bier aber – und jetzt wirds spannend – öffnet sich kurz nach dem Anpfiff. Ebenfalls gut um Nachschub zu holen sind die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit. Ausser Robert Lewandowski kickt mit. Der spielt nicht für die Statistik, sondern fürs Publikum. Sogar für das unbeteiligte in der Sauna. Å
Korab 2753 m ü. M. Nachbarmeere und -ozeane: Adria
FUSSBALL MÄNNER FIFA-Ranking: 32. Rang Weltmeisterschaften: Bisher keine Teilnahmen
FUSSBALL FR AUEN FIFA-Ranking: 78. Rang Weltmeisterschaften: Bisher keine Teilnahmen
LET Z TE RESULTATE Männer: Albanien - Portugal 0:1 7. September 2015 Frauen: Kroatien - Albanien 3:1 2. September 2015
FIFA-INVES TITIONEN Seit 2000:
Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion
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ZEITSPIEGEL
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Manchester, England
1980
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Stan Bowles vom Leyton Orient FC hält sein Gleichgewicht.
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ZEITSPIEGEL
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Brighton, England
2014
PA / Press Association
Zhora Oganisyan vom Moskauer Staatszirkus gelingt der weit schwierigere Balanceakt.
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sharecocacola.com #shareacocacola
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THE ART OF FOOTBALL
Legenden unter sich Ronald Düker
Z I TAT E DER WOC HE
“Wenn ich 2.50 m gross wäre und nicht wüsste, wie man einen Ball annimmt, dann wäre ich vielleicht nach England gegangen. Hier ist der Fussball technisch anspruchsvoller und der beste.” Yevhen Konoplyanka, der Angebote aus der Premier League ablehnte und zu Sevilla ging
“Als junger Spieler aus der Stadt, der sich anderen gegenüber nie unkorrekt verhalten hat, so behandelt zu werden, ja, das ist schmerzhaft. Dabei hatte ich gerade meine beste Saison.” Alexandre Lacazette fühlt sich von Lyons Präsident Jean-Michel Aulas schlecht behandelt
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ie wird ein Kind zum Helden? Seit Moses oder Ödipus ist diese Frage immer wieder mit Geschichten beantwortet worden, die sich in ihren Grundzügen frappierend ähnlich sind. Der Held stammt eigentlich aus vornehmen Verhältnissen, er ist zum Beispiel ein Königssohn. Nur ist er leider nicht auf Rosen gebettet. Er fällt einer Katastrophe zum Opfer, die er durch wundersame Weise überlebt. Zum Beispiel wird er an einem Fluss- oder Meeresufer hilflos angeschwemmt, wo keiner seinen Namen kennt. Trotzdem wird das Findelkind gepflegt, und irgendwer nimmt es an Kindes statt bei sich auf. Auf verschlungenen Wegen begegnet das Kind seinen leiblichen Eltern später wieder; es übersteht eine wichtige Prüfung und wird als Erwachsener selbst zum König oder mächtigen Herrscher. Wiederholt sich nun der Mythos in der Realität? Niemand kann heute schon wissen, ob Martunis, der siebzehnjährige Neuzugang von Sporting Lissabon, einmal ein König des Weltfussballs werden wird. Als der junge Mann vor einigen Wochen in Portugal seinen Vertrag unterschrieben hat, liess er die Journalisten wissen, dass es sein grösster Traum sei, einmal in die Fussstapfen von Ronaldo zu treten. Dieser Traum hängt auch mit seiner sehr ungewöhnlichen Geschichte zusammen. Martunis stammt aus Indonesien, aus Nord-Sumatra genauer gesagt, und er war erst sieben Jahre alt, als der verheerende Tsunami im Dezember 2004 dort wütete und 230 000 Menschen das Leben kostete. Der Junge überlebte die Katastrophe und
ernährte sich während 21 Tagen von angeschwemmten Lebensmitteln, bevor die Retter ihn fanden. Sie meinten, dass der Junge sonst wohl keinen Tag länger überlebt hätte. Da war der kleine Martunis aber schon ein Fussballer – und vor allem Fussballfan. Als er halbverhungert am Strand gefunden wurde, schlabberte ihm ein Trikot der portugiesischen Nationalmannschaft um den Leib. Rückennummer 10: Rui Costa. Bereits der darauffolgende Sommer stellte vielleicht die wichtigste Weiche in Martunis Biografie: Der portugiesische Fussballverband lud ihn nach Europa ein, und der Junge traf die Nationalspieler, die er zuvor nur aus dem Fernsehen kannte. Martunis in den Armen des Chefcoaches Felipe Scolari, Martunis mit der Spielerlegende Eusébio. Das Grösste war für ihn aber wohl, dass ihn der Superstar Ronaldo wie einen Adoptivsohn annahm und über all die Jahre nun schon mehrfach getroffen hat. Ronaldo und der portugiesische Fussballverband schickten Geld nach Indonesien und halfen damit, das Elternhaus von Martunis wieder aufzubauen. Nun also steht er als Spieler in den Diensten von Sporting Lissabon, wo einst auch Ronaldo seine Traumkarriere be gonnen hatte. Die Haare trägt Martunis bereits wie sein Idol. Ob er auch am Ball einmal so Grosses vollbringen wird wie Ronaldo, das wird man abwarten müssen. Trotzdem steht jetzt schon fest, dass das schönste Ballspiel der Welt hier im Begriff ist, eine Geschichte zu schreiben, die man so eigentlich nur aus der Kunst, der Literatur der Mythologie kennt. Å
“Ich bin nicht Leo Messi. Ich bin Hatem Ben Arfa. Ich bin ich – und ich habe meine eigenen Stärken. Wir sollten keine Vergleiche anstellen. Er spielt für Barcelona und hat den Ballon d’Or. Ich habe gar nichts.” Hatem Ben Arfa (OGC Nizza)
“Ich würde einen Arm opfern, um 30 Jahre zurückgehen und mit Tévez spielen zu können. Ich liebe ihn und danke ihm, dass er zu Boca zurückgekommen ist. Er ist ein Typ, den man richtig verstehen muss.” Diego Maradona
“Geburtstage, Weihnachten, Muttertag – wir verbrachten all diese Tage gemeinsam auf dem Trainingsplatz und machten Konditionstraining bis zur Erschöpfung. Unser Trainer, Jesús Ramírez, war wie ein Vater für uns. Da unsere Eltern nicht bei uns waren, wandten wir uns mit Problemen oft an ihn.” Efraín Juárez über Mexikos Titelgewinn bei der FIFA U17-Weltmeisterschaft 2005 T H E F I FA W E E K LY
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“Ich wollte mir selbst etwas beweisen” Eine schmerzhafte Verletzung war für Zsanett Jakabfi die Initialzündung: Sie wandelte sich vom multisportiven Bewegungstalent zur Top-Fussballerin.
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port trieb ich schon immer gerne und als Kind habe ich in der Freizeit die ver schiedensten Sportarten ausprobiert. Richtig gut war ich zunächst im Hand ball. Meine wahre Liebe aber wurde der Fussball. Gewachsen vom Zusehen, wenn mein Vater spielte. Als einer seiner Freunde meinte, wie toll es doch wäre, wenn die Kinder später auch einmal so gut mit dem Ball um gehen könnten, hat sich das in meinem Kopf eingebrannt und wurde sozusagen zum Pro gramm für meinen ganz persönlichen Ehrgeiz. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich mich entscheiden musste — Handball oder Fussball. Die Wahl fiel mir zunächst schwer, dann aber doch recht leicht. Ich war zwölf Jahre alt, als ich mir beim Handball eine Bles sur am Knie zuzog. Nichts Schlimmes, aber es tat einfach höllisch weh. Und das hat mich dermassen geärgert, dass ich mich fortan nur noch meiner Fussball-Liebe widmete. Ich hatte immer mehr festgestellt, dass die Mädchen beim Handball viel kräftiger sind als ich. Der Handball erschien mir daher mehr und mehr ungeeignet. Beim Fussball geht es zwar auch zur Sache, aber doch deutlich anders. Als ehrgeiziger Mensch wuchs in mir oh nehin schnell das Verlangen, auch im Fussball zu zeigen, dass ich eine grosse Begabung habe. Nicht, um anderen Menschen etwas zu bewei sen, sondern ausschliesslich für mich. Ich bin natürlich sehr dankbar, dass meine Eltern mich nie gebremst, sondern mich immer in meinen sportlichen Zielen unterstützt haben. Vielleicht hat dabei unterschwellig geholfen, dass das Interesse meines Bruders am Fussball gering war. Jedenfalls hat die positive Einstel lung meiner Eltern heute noch Auswirkungen auf mich. Vor Spielen ist es ein liebgewonne nes Ritual, kurz vorher mit meinem Vater zu telefonieren.
Meine Eltern haben es mir ermöglicht, dass ich mit 14 Jahren beim MTK Budapest FC spie len konnte, rund 200 Kilometer von meinem Elternhaus entfernt. Ich bin dort in ein Inter nat gezogen, nachdem ich bei MTK in einem Testspiel gleich zwei Tore erzielen konnte. Der Verein wollte mich am liebsten gleich mitneh men. Meine Eltern haben mich dann nach dem Umzug immer wieder ermutigt und aufgebaut, sodass ich mein Heimweh erfolgreich bekämp fen konnte. Mit 15 Jahren wurde ich ungarische Meisterin mit dem MTK. Zwei Jahre später war ich bereits Nationalspielerin. Offenbar war meine Liebe zum Fussball eindeutig gepaart mit dem passenden Talent. Mich auf den Fuss ball konzentriert zu haben, betrachte ich also als völlig richtig. Å Aufgezeichnet von Rainer Hennies
Name Zsanett Jakabfi Geburtsdatum, Geburtsort 18. Februar 1990, Lengyeltoti, Ungarn Position Stürmerin Stationen als Spieler 2004–2009 MTK Budapest FC seit 2009 VfL Wolfsburg Grösste Erfolge Deutsche Meisterin 2013, 2014 Champions-League-Siegerin 2013, 2014 Ungarische Fussballerin des Jahres 2008, 2009, 2010 Nationalteam Ungarn 26 Einsätze, 12 Tore
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY
37
W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R
Argentinien (unverändert) Spanien (6, plus 5) Rumänien (13, minus 6) 149 Amerikanisch-Samoa, Cook-Inseln, Gabun, Samoa, Tonga (je 3 Spiele) Norwegen (plus 243 Punkte) Liberia (plus 65 Ränge) Rumänien (minus 134 Punkte) Zypern, EJR Mazedonien (je minus 28 Ränge)
Spitzenreiter Aufsteiger in die Top 10 Absteiger aus den Top 10 Spiele insgesamt Teams mit den meisten Spielen Grösster Aufsteiger nach Punkten Grösster Aufsteiger nach Rängen Grösster Verlierer nach Punkten Grösster Verlierer nach Rängen Rang Team
+/- Punkte
Rang Team
+/- Punkte
Rang Team
+/- Punkte
Letzte Aktualisierung: 1. Oktober 2015 Rang Team
+/- Punkte
1 Argentinien
0 1419
55 Guinea
8
582
109 Simbabwe
-1
313
163 Myanmar
-1
147
2 Deutschland
1 1401
55 Japan
3
582
110 Georgien
37
308
164 Amerikanisch-Samoa
35
145
3 Belgien
-1 1387
57 Jamaika
-5
576
111 Botsuana
7
305
165 Puerto Rico
-13
134
4 Portugal
2 1235
58 Australien
3
567
112 St. Kitts und Nevis
7
303
166 Cook-Inseln
39
132
5 Kolumbien
-1 1228
59 Trinidad und Tobago
-5
564
113 Burundi
21
302
167 Indien
-12
128
6 Spanien
5 1223
60 DR Kongo
5
563
114 Zypern
-28
300
168 Mauritius
17
123
7 Brasilien
-2 1204
61 Paraguay
-6
552
115 Aruba
22
299
169 Neukaledonien
-3
120
8 Wales
1 1195
62 Mali
-2
546
116 Litauen
-7
298
170 Osttimor
-7
118
9 Chile
-1 1177
63 Serbien
3
538
117 Kuba
-4
294
171 Malaysia
-2
111
10 England
0 1161
64 Finnland
28
534
118 Belize
10
292
171 Indonesien
-6
111
11 Österreich
2 1100
65 Gabun
-2
529
119 Dominikanische Republik
4
290
173 Bhutan
-9
106
12 Schweiz
5 1044
65 Panama
-6
529
120 Niger
-19
287
174 Dominica
-2
102
13 Rumänien
-6 1042
67 Äquatorial-Guinea
-5
510
121 Sierra Leone
-16
286
175 Tschad
-4
100
14 Niederlande
-2 1004
96
15 Tschechische Republik
5
983
69 Venezuela
16 Kroatien
-2
965
67 Bolivien
0
510
122 St. Vincent und die Grenadinen
-6
284
176 Malediven
1
-19
501
123 Syrien
-2
283
177 Pakistan
-7
89
70 Vereinigte Arabische Emirate
0
491
123 Bahrain
-11
283
178 Amerikanische Jungferninseln
-2
88
17 Italien
-1
962
71 Sambia
3
487
125 Namibia
-14
274
179 Laos
-5
85
18 Slowakei
-3
936
72 Montenegro
5
470
126 Zentralafrikanische Republik
42
271
180 Jemen
-5
82
19 Algerien
0
927
73 Südafrika
-1
465
127 Madagaskar
-6
262
181 Suriname
20 Uruguay
-2
919
74 Usbekistan
2
464
128 Kuwait
-1
260
-15
79
182 Bangladesch
-9
77 69
21 Elfenbeinküste
0
916
75 Uganda
-4
455
129 DVR Korea
-3
252
183 Chinese Taipei
-4
22 Frankreich
2
899
76 Burkina Faso
-3
427
130 Palästina
-11
246
184 Seychellen
8
67
23 Island
0
882
77 Haiti
10
418
131 Kenia
-15
245
184 Montserrat
-6
67
24 Ukraine
5
874
78 Bulgarien
-10
414
132 EJR Mazedonien
-28
239
186 Kambodscha
-6
66
25 Ghana
2
849
79 Togo
0
411
132 Moldawien
-8
239
187 Brunei Darussalam
-5
61
26 Russland
6
845
80 Marokko
5
407
134 Philippinen
-9
238
188 Tahiti
-6
60 59
27 Mexiko
-1
842
81 VR China
3
405
135 Swasiland
0
224
189 Fidschi
-8
28 Dänemark
-6
835
82 Guatemala
16
401
136 Tansania
4
218
190 Nepal
-5
51
29 USA
-1
807
83 Antigua und Barbuda
22
400
137 Guyana
17
210
191 Sri Lanka
-7
49
30 Bosnien und Herzegowina
0
787
84 Sudan
5
399
138 Bermuda
-6
209
191 Cayman-Inseln
-4
49
31 Ecuador
3
765
85 Irak
-3
396
139 St. Lucia
-8
208
193 Komoren
-3
48
32 Albanien
-7
755
85 Färöer
-10
396
140 Libanon
-7
201
193 Macau
-6
48
33 Ungarn
4
741
87 Estland
-7
388
140 Lesotho
-12
201
193 São Tomé und Príncipe
-3
48
34 Norwegen
35
739
88 Saudiarabien
5
384
142 Kasachstan
3
199
196 San Marino
-3
35
35 Nordirland
6
724
89 Mauretanien
25
379
142 Luxemburg
-1
199
197 Turks- und Caicos-Inseln
-3
33
36 Tunesien
-3
722
89 Honduras
-8
379
144 Südsudan
54
198
197 Salomon-Inseln
-10
33
37 Türkei
9
717
91 Armenien
-8
377
145 Thailand
-8
196
199 Britische Jungferninseln
-4
27
38 Senegal
0
713
92 Katar
2
365
146 Kirgisistan
9
195
200 Tonga
-1
17
39 Iran
1
703
93 Ruanda
-15
364
147 Guinea-Bissau
-5
193
201 Vanuatu
-4
13
40 Schottland
-9
702
94 El Salvador
13
363
148 Neuseeland
-12
188
202 Eritrea
-1
8
41 Kap Verde
15
701
95 Liberia
65
360
149 Vietnam
3
187
203 Mongolei
-1
6
42 Costa Rica
-3
691
95 Nicaragua
44
360
150 Afghanistan
-20
183
203 Somalia
-1
6
43 Polen
-9
680
97 Angola
-9
353
150 Guam
-4
183
205 Andorra
-3
5
44 Griechenland
0
676
98 Belarus
-1
350
152 Curaçao
-4
181
206 Dschibuti
-1
4
45 Schweden
-9
672
99 Jordanien
-8
348
153 Hongkong
-2
180
206 Papua-Neuguinea
-1
4
46 Slowenien
-1
662
100 Benin
15
341
154 Barbados
-10
175
208 Anguilla
0
0
47 Israel
-1
659
101 Malawi
-5
339
155 Turkmenistan
-6
172
208 Bahamas
0
0
48 Kamerun
-6
640
102 Oman
-2
338
156 Liechtenstein
-6
170
49 Kongo
-7
636
103 Lettland
-13
335
157 Singapur
0
164
50 Peru
-2
623
104 Kanada
-2
333
157 Malta
3
164
51 Ägypten
-2
620
105 Aserbaidschan
5
328
159 Grenada
-1
159
52 Nigeria
1
600
105 Libyen
-7
328
160 Tadschikistan
-2
156
53 Republik Korea
4
590
107 Mosambik
-12
327
161 Gambia
-18
154
54 Republik Irland
-3
587
108 Äthiopien
-5
315
162 Samoa
34
152
38
T H E F I FA W E E K LY
http://de.fifa.com/worldranking/index.html
PUZZLE
Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht.
Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)
Geschäftsführender Präsident Issa Hayatou
1
6
3
4
4
9
8
8
9
7
LEICHT
Geschäftsführender Generalsekretär Markus Kattner
5
3 1
5
Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Nicolas Maingot (a. i.)
8
7
5
2
9
Chefredakteur Perikles Monioudis
8
Redaktion Alan Schweingruber (Stv. Chefredakteur), Annette Braun, Sarah Steiner
8 6
7
Art Direction Catharina Clajus Bildredaktion Peggy Knotz, Lisa Schneider (13 Photo; Vetretung) Layout Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli
2
2
7
4
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9
2
4
8
5
1
6
5
5
Korrektorat Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach
7
2
6
Ständige Mitarbeitende Ronald Düker, Matt Falloon, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Andreas Jaros, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn Mitarbeit an dieser Ausgabe Peter Auf der Heyde, Gerd Dembowski, Emanuele Giulianelli, Rainer Hennies, Bruno Sassi, Peter Smith
9
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4
3
6
8
Redaktionsassistenz Alissa Rosskopf
5
3
9
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6
1
5
9
3
3
2 4
Projektmanagement Bernd Fisa, Christian Schaub
7
7
8
1
4
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9
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7
SCHWER
Druck Zofinger Tagblatt AG
8
Kontakt feedback-theweekly@fifa.org Internet www.fifa.com/theweekly
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3
Produktion Hans-Peter Frei
Übersetzung www.sportstranslations.com
6
MIT TEL
2
3 8
Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.
5
Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.
3
3 7
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4 2
2 5
6 Puzzles courtesy: opensky.ca/sudoku
Herausgeberin FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878
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T H E F I FA W E E K LY
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Football breaks down barriers Football builds bridges. It has a unique power to inspire friendship, respect and equality. FIFA’s Say No To Racism campaign is part of our commitment to tackle all forms of discrimination in football. Everyone should have the right to play and enjoy football without fear of discrimination. Say no to racism. For more information visit FIFA.com