The FIFA Weekly Ausgabe #48

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NR. 48/2015, 4. DEZEMBER 2015

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

THAILAND GEHÖRLOSE GLÄNZEN BEI DER FUTSAL-WM “LIVE YOUR GOALS” SCHOTTINNEN HELFEN IN GAMBIA PORTUGAL IKER CASILLAS WIRD WIEDER GEFEIERT Die Nationalteams Südamerikas

KONKURRENZ FÜR DIE GROSSEN W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY


D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L

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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com

Das neue Südamerika Chile, Uruguay, Ecuador und Kolumbien machen den Mannschaften aus Brasilien und A ­ rgen­tinien Konkurrenz und sorgen dadurch für veränderte Machtverhältnisse in Südamerika. Unser Mitarbeiter Sven Goldmann über die Gründe des Aufschwungs der einen, den schwierigen Neuanfang der anderen und die heiss ersehnte Rückkehr von Luis Suárez.

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Dänemark Der FC Midtjylland setzt auf Herz und Verstand. Durch statistische Erkenntnisse und individuelle Betreuung will der amtierende Meister seinen Titel verteidigen.

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“ Live Your Goals” Der Glasgow Girls FC reiste nach Gambia, um den Frauenfussball zu fördern. Der schottische Klub unterstützte damit die FIFA-Kampagne “Live Your Goals”.

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Mandy Islacker Zwei A-Länderspiele, zwei Tore: Die deutsche Nationalspielerin hätte sich keinen besseren Auftakt im DFB-Trikot wünschen können.

Konkurrenz für die Grossen James Rodríguez, der kolumbianische Real-Madrid-Profi, ziert unser Cover. Das Bild ist im Mai 2015 in Spanien entstanden. Carles Carabí

Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com

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Schweden Nationaltorhüter Andreas Isaksson über die türkische Liga, Konkurrenzsituationen und seine Zukunft.

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Mexiko Der französische Stürmer André-Pierre Gignac schoss Tigres ins Halbfinale der Apertura.

The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos verfügbar. http://de.fifa.com/mobile 2

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FIFA Klub-Weltmeisterschaft

FIFA Futsal-Weltmeisterschaft

10. – 20. Dezember 2015, Japan

10. September – 1. Oktober 2016, Kolumbien


D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L

Europa 54 Mitglieder www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com

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Thailand Bei der Futsal-WM in Bangkok zeigten Gehรถrlose ihr Kรถnnen. (Im Bild: Thailands Nares Numpakdee)

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Getty Images, imago, Reuters, Thananuwat Srirasant

Portugal Der FC Porto feierte gegen Tondela den 1500. Ligasieg der Klubgeschichte. (Im Bild: Yacine Brahimi)

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UNCOVERED

Im Umbruch S

üdamerika! Für Fussballfans das höchste aller Gefühle. Inspiriertes Spiel, temperamentvolle Fans, traditionsreiche Stadien. Und natür­ lich grosse Namen. Diego Armando Maradona, Pelé, Enzo Francescoli, Elías Figueroa ... Und auch die heutigen Stars. Allen voran Messi und Neymar. Doch auf dem Subkontinent stehen die Zeichen auf Umbruch. Die grossen Fussballnationen Argentinien und Brasilien haben ernstzu­ nehmende Konkurrenz bekommen. In den Nationaltrikots von Chile, ­Ecuador, Kolumbien und Uruguay stehen ambitionierte und talentierte Spieler bereit, um die Vorherrschaft der Seleção und der Albiceleste zu brechen. Ihr Ziel ist Russland. Die CONMEBOL-Qualifikationsphase zur FIFA Weltmeisterschaft 2018 ist in vollem Gange. Unser Mitarbeiter Sven Goldmann berichtet ab Seite 6 über die mögliche Wachablösung im ­südamerikanischen Fussball. Å

Mario Wagner / 2Agenten

Sarah Steiner

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SÜDAMERIK A

KONTINENT IM WANDEL

Die Zeiten, als nur Argentinien und Brasilien etwas reissen konnten in Südamerika, sind vorbei. In Uruguay, Kolumbien und Chile erlebt der Fussball ein Hoch, schreibt Sven Goldmann.

Alles Suárez Die Fans aus Uruguay freuen sich auf das Comeback ihres Stürmers.

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Matthias Hangst / Getty Images T H E F I FA W E E K LY

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D Lionel Messi Argentiniens Spielmacher nach dem verlorenen Finale an der Copa América gegen Chile (4. Juli 2015).

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ie Zukunft soll dort beginnen, wo die Vergangenheit aufgehört hat. Im Norden Brasiliens, wo es im südamerikanischen Hochsommer erdrückend heiss und schwül sein kann. Aber das interessiert Luis Suárez nicht. Er hat die Monate und Wochen und Tage gezählt, bis er endlich wieder das machen kann, was er am liebsten macht. Tore für Uruguay schiessen, und zwar nicht in Freundschaftsspielen gegen Oman oder Saudi-Arabien, sondern dann, wenn es zählt. In den Eliminatorias, der südamerikanischen WM-Qualifikation, die die CONMEBOL wie eine kleine Südamerika-Meisterschaft aufzieht, im Modus jeder gegen jeden mit Hin- und Rückspielen aller zehn Nationen. Luis Suárez hat das alles aus der Ferne betrachten müssen. Jetzt ist sie abgelaufen, die Sperre nach seinem Biss gegen den Italiener Giorgio Chiellini bei der WM 2014. Neun internationale Pflichtspiele, sie zogen sich knapp zwei Jahre lang hin, vom Juni 2014 bis zum März 2016. “Die grösste Strafe war, dass ich nicht bei dieser grossartigen Mannschaft sein durfte”, sagt Suárez.

Diego Azubel/Keystone,Ricardo Moares / Reuters

Lust auf Ernstkämpfe Luis Suárez, der wegen seiner Beissattacke für neun Spiele gesperrt worden war, gibt am 26. März 2016 für Uruguay sein Comeback.


SÜDAMERIK A

Der Spielplan hat ihm für das Comeback das spektakulär­ ste aller Spiele beschert. Am 26. März 2016 wird Suárez mit der Celeste beim grossen Nachbarn Brasilien gastieren. In der Arena ­Pernambuco von Recife, nur 300 Kilometer südlich von Natal, wo das Verhängnis mit der Attacke gegen Chiellini sei­ nen Anfang genommen hatte. Uruguay ist überraschend gut in die Eliminatorias gestartet, mit drei Siegen aus vier Spielen und nur einer knappen Niederlage gegen Ecuador in der ­Höhenluft von Quito. Und mit Luis Suárez, dem zurzeit wahr­ scheinlich besten Strafraumstürmer der Welt, ist die Celeste noch einmal eine Klasse besser. Dieser Neubeginn fügt sich symbolisch schön in die verän­ derten Machtverhältnisse, die der südamerikanische Fussball gerade erlebt. Vorbei sind die Zeiten, als Argentinien und Bra­ silien über allem schwebten. Die Brasilianer leiden immer noch unter dem 1:7-Trauma von Belo Horizonte gegen die Deutschen. Zudem ist ihr aktueller Jahrgang, abgesehen von Weltstar ­Neymar, nicht mit so viel Talent gesegnet, wie es die Torcedo­ res zwischen Fortaleza und Porto Alegre seit Jahrzehnten ­gewöhnt sind. Bei der Copa América im Juni in Chile scheiter­ te die Seleção dramatisch am hohen Anspruch, der mit dem Neustart unter Trainer Carlos Dunga an sie gestellt wurde. Und die stolzen Argentinier beschleicht von Jahr zu Jahr mehr ­Verunsicherung darüber, dass ihnen auf der grossen Bühne einfach nichts mehr gelingen will. Der bislang letzte WM-Titel datiert von 1986, der letzte Gewinn der Copa América von 1993. Selbst die Lichtgestalt Messi gibt im himmelblau-weissen ­Trikot oft eine traurige Figur ab.

“Die grösste Strafe war, dass ich nicht bei dieser gross­ artigen M­ annschaft sein durfte.”

Hector Vivas / Getty Images,Juan Mabromata / AFP, Buda Mendes / Getty Images

Luis Suárez

Ecuador überrascht mit vier Siegen Ein Kontinent befindet sich im Wandel. In den Eliminatorias steht Ecuador mit vier Siegen aus vier Spielen blendend da – die Zeit wird zeigen, ob das mehr ist als nur ein vorübergehendes Hoch. Bei der WM 2014 und der Copa América 2015 hatte sich Ecuador jeweils nach der Vorrunde verabschiedet. Die ganz gros­sen Herausforderungen für die traditionellen Grossmächte bringen sich aber anderswo in Stellung: In Kolumbien, Chile und Uruguay herrscht Aufbruchstimmung. Kolumbien war schon bei der WM 2014 die grosse Überra­ schung, Chile gewann im vergangenen Sommer nach 99 Jahren erstmals die Copa América, und für die Qualität Uruguays spricht, wie souverän diese winzige Nation die Affäre um Suárez und den Rückzug des Volkshelden Diego Forlán weggesteckt hat. Óscar Washington Tabárez, der Grandseigneur unter den südamerikanischen Trainern, baut eine neue vielversprechende Mannschaft auf. Wie gut sie schon ist, wird sich am 26. März in Recife zeigen. Für den Aufschwung der drei Nationen gibt es allerlei ­Gründe. Chile etwa sonnt sich im Glück eines grossartigen Jahr­ gangs, den die Heimat als Goldene Generation verehrt, mit Spie­ lern, die auf der ganzen Welt begehrt sind. Auch die besten Profis aus Uruguay und Kolumbien werden längst Woche für Woche auf höchstem Niveau gefordert. Das viele schöne Geld

Brasilien Nationalcoach Dunga (m.) steht nach dem frühen Aus an der Copa América gegen Paraguay (o.) vor einem Wieder­aufbau. In der WM-Qualifikation mit Neymar (u.) hat die Seleção gegen Peru immer­hin gewonnen (3:0, 17. November 2015).

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SÜDAMERIK A

DON’T CRY FOR ME Wann ergreift Argentinien seine nächste Chance? Das südamerikanische Land blickt immer wieder wehmütig zurück ins Jahr 1986, als der kreative Diego M ­ aradona mit einer scheinbaren Leichtigkeit Argentinien zum Weltmeister machte.

Nun s tand man also im F inale gegen Deut sc hland. Z um dr it ten Mal sc hon. Und der sc höne W M - Pokal, ge sc haf f en vom italienisc hen Bildhauer Sil v io Gaz zaniga 1971, war natürlich auch da, im geschichtsträchtigen Mar ac anã - ­S tadion. A bholb er eit . Der Tr aum sollte 2014 e ndlic h in Er f üllung ge he n f ür A r ge nt inie n, und weil ­L ionel Me s si sic h in der Blü te zei t s einer K ar r ier e b e f and, zo g man sc hon den Ver gleic h zum phänomenalen Tr iump h von 1986: In Me x iko spie l t e A r g e n t inie n im Endspiel ge gen den gleic hen Ge gner. Man gewann 3:2, dank eine s Manne s in seiner Blüte zeit, Diego ­M aradona. Nic ht, das s Me s si 2014 im F inale ent täusc hte. Er war der be s te Spieler auf dem Plat z . A ber e s reic hte nac h 28 Jahren wieder nic ht f ür den T itel. Das spannende F inale, das Deut schland in der Ver länger ung 1:0 gewann, wurde dur c h K leinigkeiten ent sc hieden. Eine Einwec hslung im r ichtigen Moment, ein zu has tiger A bschlus s vor dem Tor. Italiener bremsten Maradona rigoros Nac hdem A r gentinien b eim Heimtur nier 1978 zum er s ten Mal üb er haupt Weltmeis ter w ur de, dauer te e s kur ze ac ht Jahr e bis zum z wei ten T i tel. A ller dings ha t te au c h die s e r Tr iump h 1986 eine Vor ge s c hic ht e. 1982 w ur de Mar adona, junge 21 Jahr e al t , an s eine er s te WM auf geboten. Er spielte damals sc hon eine tragende Rolle im Team. A ber was ihm f ehlte, war die kör per lic he Robus theit . Er hat te bis dahin nur in A r gentinien Fus s b all ge spielt, b ei den A r gentino s Junior s und den Bo c a Junio r s , un d er konnte sic h ge gen die Eur op äer nic ht durchset zen. Vor allem die Italiener schenk ten Maradona auf dem Feld nicht s und s tiegen r igoros in die Zweikämp f e. Tar delli und C abr ini sc ho s sen die Tor e zum 2:1- Sie g in der Zw isc henr unde. 1986 sah die Welt einen anderen Maradona. Er hat te nun z wei Jahre beim FC Barcelona ge spielt und agier te bei der S SC Neapel als souveräner Teamleader. Keine Welt meis ter schaf t wurde je von einem einzigen Spieler so ge prägt, wie jene 1986 in Mexiko. E s gab Par tien, in denen drehte sich alle s um den A rgentinier mit der Nummer 10. Das of t er wähnte S c hlüs selspiel im V ier telf inale gegen England ent schied Maradona in v ier Minuten alleine. Z u er s t traf er ir regulär mit der Hand zum 1:0, dann schlos s er nach einem Sololauf über das halbe Spielf eld zum 2:0 ab. 20 02 wurde die ser z weite Tref f er in einer FIFA - Inter netabs timmung zum “ Tor de s Jahr hunder t s” gewählt .

Höhepunkt seiner Karriere Diego Maradona in Mexiko 1986.

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Messis letzte Chance E s gibt E xper ten, die s tuf en Me s sis Qualitäten höher ein als jene seine s Vorgänger s. Die se Vergleic he sind aber auch immer et was unsinnig, weil die Spieler aus komplet t anderen Epoc hen s tammen. War Gar y L ineker be s ser als G e of f Hur s t? War Z iné dine Z idane b e s s er als Mic he l ­P latini? A m Ende ent scheidet meis tens der WM - Er f olg. In A rgentinien jedenf alls hat Me s si die Stuf e von Maradona no c h nic ht er r eic ht . A n der näc hs ten W M in Rus sland wird Me s si 31 Jahre alt sein. E s is t seine v ielleic ht let z te C hanc e, um Weltmeis ter zu werden. Alan Schweingruber


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der schwerreichen Investoren der europäischen Grossklubs wird schon länger auch in Südamerika investiert, und zwar nicht mehr nur in Brasilien und Argentinien. Da sind die Chilenen Arturo Vidal (Bayern München), Gary Medel (Inter Mailand), Alexis Sánchez (Arsenal) oder Claudio Bravo (Barcelona). Die Uruguayer Luis Suárez (Barcelona), Martin Cáceres (Juventus Turin), Edinson Cavani (Paris Saint-Germain) oder Diego Godín (Atlético Madrid). Und die Kolumbianer James Rodríguez (Real Madrid), Jackson Martínez (Atlético Madrid) oder Carlos Bacca (AC Milan). Alle sind in ihren Klubs respektierte ­Führungspersönlichkeiten. Und sie dienen dem Nachwuchs in der Heimat als Vorbilder, was in Kombination mit dem in ­Südamerika traditionell stark ausgeprägten Nationalstolz einen steten Nachschub an Talenten verheisst.

Der Aufstieg von James Rodríguez zum Weltstar ist auch eine Erfolgsgeschichte des FC Porto.

Julian Finney / Getty Images, Quinn Rooney / Getty Images, imago

In Südamerika ist Fussball immer noch die Chance zum ­ esellschaftlichen Aufstieg – wie ihn Kolumbien etwa als komg plette Nation vollzogen hat. Die Cafeteros stehen sinnbildlich für das neue Kolumbien, für ein Land, das eine vorwiegend von Gewalt und Drogenkriminalität geprägte Epoche hinter sich gelassen hat. James Rodríguez ist das Gesicht dieses neuen ­Kolumbiens, und es war eine schöne Koinzidenz, dass er seine Nationalmannschaft auf den Tag genau 20 Jahre nach dem ­feigen Mord an Andrés Escobar erstmals in das Viertelfinale einer Weltmeisterschaft führte. Escobar war nach einem Eigentor bei der WM 1994 in den USA auf einem Parkplatz in Medellín erschossen worden.

WM-Traumtor Der junge James Rodríguez, oben beim 1:0 gegen Uruguay, steht für den Aufschwung des kolumbianischen Fussballs.

Aus Export schöpft Kolumbien Kraft Der Aufstieg von James Rodríguez zum Weltstar ist auch eine Erfolgsgeschichte des FC Porto. Dessen Geschäftsmodell b ­ esteht darin, junge Talente in Südamerika aufzuspüren, weiterzubilden und dann mit maximalem Erfolg weiterzuverkaufen. Auf diese Weise hat der Klub in den vergangenen zehn Jahren einen Transferüberschuss von 376 Millionen Euro erwirtschaftet. James war bei seinem Wechsel nach Porto 19 Jahre alt, sein Landsmann Radamel Falcao 23. James spielt heute für Real Madrid, der nach einem Kreuzbandriss zurückgeworfene Falcao für den Chelsea FC. Aus diesem Export schöpft der kolumbianische Fussball mehr Kraft als aus der eigenen Liga. In den 40er- und 50erJahren war diese Liga attraktiv für Weltstars wie Alfredo Di Stéfano, aber diese Zeiten sind längst vorbei. Von den 23 Spielern im Kader für die WM 2014 verdiente nur einer sein Geld in der Heimat. Genauso sah es bei den Chilenen aus, und die Uruguayer waren sogar ausschliesslich mit Legionären angetreten. Es gab mal eine Zeit, da hat der Bedeutungsverlust des nationalen Wettbewerbs den ersten Weltmeister überhaupt hart getroffen. Die Primera División de Uruguay genoss einst Weltruf. Peñarol und Nacional, die beiden Grossklubs aus ­Montevideo, haben die Copa Libertadores zusammen achtmal gewonnen, aber der letzte Triumph liegt bald 30 Jahre zurück. Der danach einsetzende Niedergang ist die unmittelbare T H E F I FA W E E K LY

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Chile Die Nationalspieler stemmten zum ersten Mal den Copa-América-Pokal (4. Juli 2015).

Ecuador Das Nationalteam besiegte Argentinien im ersten WM-Qualifikationsspiel 2:0. 12

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Óscar Washington engagiert Der Maestro, Óscar Washington Tabárez, sieht seine Aufgabe, neben der Moderation des Zusammenwirkens seiner Auslandsstars, vor allem in der Ausbildung an der Basis. Wer Genaueres wissen will, sollte sich auf den Weg machen zum Complejo ­Celeste, dem Trainingszentrum des uruguayischen Fussballverbandes, nur ein paar Autominuten entfernt von Montevideos internationalem Flughafen Carrasco. Óscar Washington ist so gut wie jede Woche da und mischt sich ins Tagesgeschäft ein. Weil die Uruguayer nicht viele Fussballspieler haben, müssen sie die wenigen sehr guten möglichst früh und gut ausbilden. Für eine gezielte und strukturierte Förderung kann es durchaus von Vorteil sein, nicht eine immens hohe Anzahl an Talenten

Hector Vivas / Getty Images, Daniel Jayo / Getty Images

­ onsequenz aus der Abwanderung der Talente nach Europa. K Es hat lange gedauert, bis Uruguay diesen Verlust als Chance begriffen hat. Heute versteht sich das Land als Exportnation, die perfekt ausgebildete Spieler nach Europa schickt, wo sie im wöchentlichen Rhythmus auf höchstem Niveau gefordert werden. Davon profitiert die Nationalmannschaft.


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zur Verfügung zu haben, sondern gezielt mit einer überschaubaren Gruppe zu arbeiten. Da passt es gut, dass sich alles für den Fussball Relevante in nur einer Stadt abspielt. 12 von 16 Klubs der Primera División kommen aus Montevideo. Vereine und Verband haben vereinbart, dass die grössten Talente dreimal in der Woche gemeinsam im Complejo Celeste trainieren.

Vereine und der Verband Uruguays haben vereinbart, dass die grössten Talente dreimal in der Woche im Complejo Celeste trainieren. Wer es erst einmal dorthin geschafft hat, wird sich in einer nicht allzu fernen Zukunft auf den Weg nach Europa machen. Später treffen sie sich dann mit umso mehr Spass und Nationalstolz im Complejo, um sich auf die grossen Turniere oder die Spiele der Eliminatorias vorzubereiten. Im März wird auch Luis Suárez wieder dabei sein. Drei Monate noch, er zählt die Tage, bis er wieder mehr ist, als nur der erste Fan der Celeste. Genau das war er knapp zwei Jahre lang. Wer daran zweifelt, möge sich seine gesammelten Werke auf Twitter anschauen. Vor keinem Spiel der Kollegen hat es Suárez versäumt, einen Lobgesang auf “dieses wunderschöne Trikot” anzustimmen. Gefolgt vom Schlachtruf: “Vamos Uruguay, vamos!!!” Å

Uruguay Auf dem Complejo Celeste (o.) trifft sich das Nationalteam um Coach Óscar Washington Tabárez (m., im Gespräch mit Maxi Pereira) vor den Spielen. Wie vor dem Start in die WM­­ Kampagne, als Uruguay im zweiten Spiel am 13. Oktober 2015 3:0 gegen Kolumbien gewann (u.).

Südamer ik a Kontinentalverband: CONMEBOL CONMEBOL-Länder:

Sandro Pereyra / Getty Images, Vladimir Rodas / AFP, imago

Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Paraguay, Peru, Uruguay, Venezuela Gründung: 1916 Verbandssitz: Luque, Paraguay Weltmeister aus Südamerika: Brasilien (1958, 1962, 1970, 1994, 2002) Uruguay (1930, 1950) Argentinien (1978, 1986) WM-Teilnehmer: Ausser Venezuela haben sich bisher alle Nationalteams mindestens einmal für eine WM qualifiziert. Einwohnerzahl Südamerika: Ca. 400 Millionen T H E F I FA W E E K LY

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BLICK IN DIE LIGEN

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Dänemark: Superliga

Entscheidung erst im Frühjahr Perikles Monioudis ist Chef­ redakteur von The FIFA Weekly.

Mit der Teilnahme an der Euro 2016 hat es für den Europameister von 1992 nicht geklappt. Die Dänen wurden vor Kurzem vom schwedischen Nationalteam im Playoff bezwungen; Zlatan Ibrahimovic versagte dem Olsen-Team den Zutritt zur grossen europäischen Bühne, die den Dänen allerdings bereits länger abhandengekommen zu sein scheint. Seit 2004 nahmen sie, die einst als “Danish Dynamite” durchgingen, nur ein einziges Mal an der Euro teil, seit 2002 nur ein einziges Mal an einer WM-Endrunde.

Lars Ronborg / FrontZoneSport via Getty Images

Und doch bewegt sich der dänische Fussball nicht etwa in der Unterklassigkeit. Wo ­neueste sporttechnische Erkenntnisse und der Wille zum Erfolg hochgehalten werden, besteht immer Hoffnung auf eine Verbesserung. Das Beispiel des FC Midtjylland spricht

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Bände. Der überraschende Meister der vergangenen Saison setzt auf eine duale Strategie, verlässt sich einerseits ganz auf die gewichteten Zahlen der vielen selbst angefertigten Statistiken zu Spiel und Spielern (nicht nur des eigenen Kaders). Andererseits ist man bemüht, diese statistischen Kenntnisse sozial abzufedern, indem die Spieler in den Genuss einer nachhaltigen individuellen Betreuung kommen, sobald sie zum Klub stossen. Mit Herz und Verstand haben die Verantwortlichen von Midtjylland den Traditionsklubs aus der Haupstadt – FC und Bröndby IF Kopen­hagen – vorgemacht, wie man heute Titel erringt.

Midtjylland und ­K openhagen treffen auch ohne Stürmer. Midtjylland findet sich nach 17. Spieltagen zwar nur auf Platz 3 der Superliga wieder – punktgleich mit dem Zweiten, Aalborg BK. Allerdings weist Midtjylland ein Spiel weniger

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aus; das gilt auch für den aktuellen Leader, den FC Kopenhagen (32 Punkte), denn die Partie vom 29. November zwischen den beiden Klubs wurde verlegt. Der Sturm Gorm richtete einigen Schaden in Dänemark an; das Spitzenspiel zwischen dem FCM und dem FCK wird erst im kommenden Frühjahr nachgeholt, da der FC Midtjylland noch Chancen auf ein Weiterkommen in der Europa League hat und die Ausweichtermine dadurch knapp sind. Der FC Kopenhagen zeigte sich derweil nicht sehr erfreut über die Tatsache, dass der FCM mit der Spielabsage zuwartete, bis der Kopenhagener Klubbus in Herning aufkreuzte. Die beiden rivalisierenden Klubs haben eines gemein. Sie haben die Spielkunst soweit verfeinert, dass ihnen das Toreschiessen sozusagen auch ohne Stürmer gelingt. In der Rangliste der Torschützen figuriert, was die beiden Klubs angeht, unter den Top 19 nur ein einziger (Mittelfeld-)Spieler, Kasper Kusk vom FCK (5 Treffer). Wenn in der kommenden Spielzeit das Feld von 12 auf 14 Klubs erweitert wird, bietet das nicht zuletzt den Stürmern der Aufsteiger eine schöne Option auf die Torjägerkrone. Å

Schlechte Witterung William Kvist (FC Kopenhagen) verlässt den unbespielbaren Platz des FC Midtjylland in Herning unverrichteter Dinge. T H E F I FA W E E K LY

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Mexiko: Liga MX

Tigres dank Gignac im Halbfinale Annette Braun ist Redakteurin bei The FIFA Weekly.

Mit dem Ruf ist es so eine Sache. “Hat man ihn erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.” So lautet ein Sprichwort. Was aber, wenn man sein negatives Image wieder in ein positives verwandeln möchte und keine Lust mehr hat auf “ungeniert”? Mit dem französischen Stürmer André-Pierre Gignac wurde lange Zeit das Attribut “unprofessionell” in Verbindung gebracht. Das lag grösstenteils an einigen Kilos, die er zu viel auf den Rippen hatte. “Einen Big Mac für ­Gignac” war da in der Presse zu lesen, als er von 2010 bis 2015 bei Olympique Marseille in der Ligue 1 auf Torejagd ging. Mit Toren wollte ihn dann auch sein Trainer Marcelo Bielsa ködern. Er prophezeite ihm, dass er in der folgenden Saison 25 Treffer erzielen werde, sollte er zwei Kilogramm weniger auf die Waage bringen. Gignac nahm ab. Nicht zwei, sondern sogar mehrere. Und er traf, zwar “nur” 21-mal, aber auch damit waren der Klub, der Coach und der Spieler vollkommen zufrieden.

Gignac ist bei Tigres angekommen und verzückt mit seinem Torriecher und seinem Spielverständnis die Fans. Das Team zog nicht zuletzt dank ihm ins Liga-Halbfinale ein, wo es gegen Toluca um den Einzug ins Finale kämpft. Club León musste dagegen die Hoffnungen auf die nächste Runde begraben — trotz eines 2:1-Siegs im Rückspiel gegen Club América, 16

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der die 4:1-Niederlage im Hinspiel aber nicht mehr wettmachen konnte. Der Klub, dem nach zehn Jahren in der 2. Liga erst 2011 wieder der Aufstieg ins Oberhaus gelang, sorgte in den vergangenen Jahren für Furore und entwickelte sich zu einem Schwergewicht in der höchsten mexikanischen Spielklasse.

Weniger essen, dafür mehr Tore: André-Pierre Gignac verzückt die Fans. In der Saison 2013/2014 errang die Mannschaft sowohl den Titel in der Apertura als auch in der Clausura. In diesem Jahr war jedoch bereits im Viertelfinale Schluss.

Club América dagegen zieht ins Halbfinale ein und trifft dort auf Pumas UNAM. Dass der Verein aus Mexiko-Stadt im Semi­ finale steht, hat er vor allem seinem Torhüter zu verdanken. Im Viertelfinal-Hinspiel gegen Veracruz sorgte Alejandro Palacios dafür, dass sein Team nur mit einer 0:1-Niederlage ins Rückspiel ging. Dieses gewann Pumas UNAM 1:0 und zog in die Runde der letzten Vier ein, weil der Klub die reguläre Saison auf Tabellenplatz eins und damit besser als Veracruz beendet hatte. Vier Teams, zwei Plätze, ein Finale — das Ziel ist für alle Mannschaften vorgegeben. Und wer weiss, sollte André-Pierre Gignac seine Trefferquote bis ins Endspiel beibehalten, dann hätten seine Teamkollegen und die Anhänger von Tigres sicher nichts dagegen, wenn der 29-Jährige in einen Burger beisst. Oder sogar in deren zwei. Sie würden ihm wahrscheinlich liebend gern dabei Gesellschaft leisten. Å

Hector Vivas / Getty Images

Hatte André-Pierre Gignac damit seinen Ruf als leidenschaftlicher Fast-Food-Esser und als Mann, der es mit der Disziplin nicht so genau nimmt, abgelegt? Nicht ganz. Als der Stürmer in diesem Sommer zu Tigres in die mexikanische Liga wechselte, fragten sich nicht wenige, ob er ausserhalb des Einflussbereichs von Bielsa seinen strengen Diätplan durchhalten und den Verlockungen von Tortilla und Nachos widerstehen würde. Er tat es, und er trifft. So auch im Viertelfinale der Apertura gegen Chiapas. Beim 2:1-Hinspielerfolg netzte er ebenso ein wie beim 1:0-Sieg im Rückspiel.

Höhenflug André-Pierre Gignac der im Sommer von Marseille zu Tigres wechselte.


Por tugal: Primeira Liga

Casillas macht ­Fehler wieder gut Sarah Steiner ist Redakteurin bei The FIFA Weekly.

Miguel Vidal / Reuters

Abwechslung kennt der portugiesische Fussball kaum. Zumindest nicht was seinen Meister betrifft. In den 81 Spielzeiten der Primeira Liga gab es erst fünf Vereine, die sich den Titel sichern konnten. Wobei je eine Meisterschaft an Belenenses Lissabon (1946) und an Boavista Porto (2001) ging. Die restlichen Titel machten die drei Grossen untereinander aus: Benfica Lissabon, der FC Porto und Sporting Lissabon. Und auch diese Saison sieht es auf der iberischen Halbinsel nicht nach einem Überraschungsmeister aus. Sporting führt die Tabelle nach 11 Runden mit 29 Punkten an, dahinter steht der FC Porto mit fünf Punkten und einem Spiel weniger zu Buche sowie Benfica ­Lissabon mit 21 Punkten.

Für Porto war die Begegnung der vergangenen Runde gegen CD Tondela eine sichere Sache – zumindest auf dem Papier. Denn der Auf­steiger aus der Kleinstadt im Landesinnern findet sich mit nur gerade fünf Punkten auf dem letzten Platz wieder und kassierte in elf Spielen fünfzehn Gegentore. Dass sich der Favorit dennoch die drei Punkte auf sein Konto gutschreiben lassen konnte, hatte er vor allem seinem Torhüter zu verdanken. Auf Iker Casillas, im Sommer von Real Madrid nach Porto gekommen, war man beim FC Porto vor wenigen Tagen noch nicht gut zu sprechen gewesen. Bei der Champions-­ League-Partie gegen Dynamo Kiew griff er daneben und hatte so massgeblichen Anteil an der Niederlage. Die Portugiesen hätten durch einen Punktgewinn schon die nächste Runde buchen können, müssen in der ­Königsklasse nun aber wieder bangen.

pariert. Casillas sicherte seinem Team damit nicht nur wichtige drei Punkte in der laufenden Meisterschaft, sondern schaffte es auch in die Geschichtsbücher. Denn der FC Porto verbuchte den 1500. Ligasieg in der Vereins­ geschichte.

Gegen Tondela wurde Casillas aber zum gefeierten Helden. In der 82. Minute holte Portos Maicon John Murillo unsanft von den Beinen. Der Schiedsrichter entschied auf Strafstoss. Salva Chamorro lief an und sah seinen Schuss vom spanischen Torhüter

Unglücklich beendete auch Belenenses’ Schlussmann Hugo Ventura den Abend. Er musste noch in der Nachspielzeit einen Elf­meter von Sportings William ­Carvalho hinnehmen. Endstand der Partie? 1:0 für den Tabellenführer. Å

Anderen Torhütern war dieses Glück in der elften Runde der Primeira Liga nicht vergönnt. Zwischen den Pfosten von Boavista musste sich Mika in der 89. Minute geschlagen geben und das 2:1 durch Cafu hinnehmen. Besonders bitter: Sein Team lag gegen Guimarães zur Halbzeit 1:0 in Führung. Und auch André Moreira musste eine Minute vor Schluss noch einmal hinter sich fassen. Bereits zum zweiten Mal an diesem Arbeitstag wurde er von Arnold Issoko bezwungen. Vitória Setúbal kam so gegen União Madeira nicht über ein 2:2 hinaus.

Höhen und Tiefen Der spanische Welt- und Europameister Iker Casillas vom FC Porto. T H E F I FA W E E K LY

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Name Andreas Isaksson Geburtsdatum, Geburtsort 3. Oktober 1981, Smygehamn, Schweden Position Stationen als Spieler 1999 Trelleborg 1999–2001 Juventus 2001–2004 Djurgardens 2004–2006 Stade Rennes 2006–2008 Manchester City 2008–2012 PSV Eindhoven Seit 2012 Kasimpaşa Nationalteam Schweden 127 Einsätze

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Ludvig Thunman / BILDBYRÅN / imago

Torhüter


DAS INTERVIEW

“Torhüter brauchen Kontinuität” Der schwedische Nationaltorhüter Andreas Isaksson befindet sich mit 34 Jahren in der Form ­seines Lebens. Im Interview spricht er über seine Karriere, die Entwicklung des türkischen ­Fussballs und die Langlebigkeit schwedischer Schlussmänner. Andreas Isaksson, häufig wird gesagt, dass Torhüter ihre Reifezeit erst jenseits der 30 Jahre ­erreichen. Trifft das auch auf Sie zu? Andreas Isaksson: Ich glaube schon. Ich bin jetzt 34 Jahre alt, und die letzte Saison war sehr gut. Ich fühle mich von Spiel zu Spiel besser, es ist also kein Klischee. Es ist das ideale Alter für einen Torhüter, ich bin nahe an meiner Bestform. Ich weiss nicht, ob das für alle Torhüter gilt, ich kann nur für mich sprechen. Aber ich fühle mich in sehr guter Verfassung.

Dies wird auch durch die Tatsache gestützt, dass Ihr Verein Kasimpaşa derzeit neben Fenerbahce mit neun Gegentreffern in elf Spielen die beste Defensive der türkischen Liga stellt. Sicher ist das teilweise das Verdienst des Torhüters, doch der beste Torwart der Welt kann nichts machen, wenn die Mannschaft vor ihm nicht gut verteidigt. Die ganze Mannschaft agiert in der Defensive sehr gut, und das ist für einen Schlussmann ideal. Ich freue mich sehr darüber, dass wir bisher erst so wenige Gegentore kassiert haben.

Ausserhalb der Türkei wird vor allem über die drei Istanbuler Traditionsklubs gesprochen. Wie würden Sie einem Menschen, der mit dem türkischen Fussball nicht vertraut ist, Ihren Verein Kasimpaşa beschreiben? Kasimpaşa ist eine ganz junge Mannschaft. Der Verein selbst ist sehr alt, aber das ganze Umfeld praktisch neu. Es gibt neue Trainingseinrichtungen und ein modernes Stadion. Der Klub hat den Ehrgeiz, im türkischen Fussball eine grössere Rolle einzunehmen, und wir haben ein gutes Team, um dies auch zu erreichen. Es ist alles dafür vorhanden. Der türkische Fussball verbessert sich zunehmend und besteht nicht nur aus den drei Grossklubs. Es gibt andere gute Mannschaften und grosse Spieler, die jedes Jahr in die türkische Liga kommen. Nicht nur zu Fenerbahçe, Galatasaray oder Beşiktaş, wie das Beispiel Samuel Eto’o zeigt, der in Antalya spielt.

Mit 34 Jahren kann man schon einen Rückblick auf seine Karriere wagen. Würden Sie

heute andere Entscheidungen treffen? Sie haben zum Beispiel 1999 zum gleichen Zeitpunkt wie Edwin van der Sar bei Juventus Turin unterschrieben und sind zwei Jahre lang zu keinem einzigen Einsatz gekommen. Ich würde das Gleiche tun und bereue nichts. Es war eine grossartige Erfahrung. Ich kam von einem kleinen Verein aus Schweden zu einem grossen europäischen Team. Juventus war damals einer der grössten Klubs der Welt. Das Niveau war ein Riesen­u nterschied zu jenem, das ich bis dahin erlebt hatte, aber ich habe dort viel gelernt. Sicher war das in persönlicher Hinsicht schwer, da ich im Alter von 18 Jahren fern von der Familie allein in einem neuen Land war. Doch es war sehr hilfreich für meine Entwicklung, sowohl als Spieler wie auch als Mensch. Es war ein aussergewöhnliches Erlebnis, mit Spielern wie Alessandro Del Piero, Zinedine Zidane oder David Trezeguet zu trainieren. Was gibt es für die eigene Entwicklung Besseres, als im Training täglich Weltklassespielern gegenüberzustehen?

Eine schwere Erfahrung war Ihr Gastspiel bei Manchester City von 2006 bis 2008, kurz bevor die goldene Zeit des Klubs begann. Dort standen Sie in Konkurrenz zu Joe Hart. Was ist Ihnen von Ihrem Aufenthalt in England geblieben? Ich hatte meine Chance, doch leider erlitt ich auch zu ungünstigen Zeitpunkten Verletzungen, und zwar jeweils kurz vor Beginn der beiden Spielzeiten, in denen dort gespielt habe. Ich kam aus dem Rhythmus und gleichzeitig spielte Joe Hart sehr gut, das war also nur logisch. Es war Pech, aber daran war nichts Ungerechtes. So ist das manchmal im Fussball. Die Entscheidung von Sven-Göran Eriksson für Hart als Stammspieler war absolut gerechtfertigt. Er war aufrichtig zu mir, und ich habe seine Entscheidung akzeptiert.

In der schwedischen Nationalelf haben Sie Ihren Status als Nummer eins immer wahren können. Haben Sie niemals Angst gehabt, Ihren Platz zu verlieren?

Verein vertraut. Es war wichtig, in der ­Nationalelf diese Unterstützung zu haben. Vor allem von Lars Lagerbäck, der ein sehr wich­tiger Trainer in meiner Karriere war. Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er mir immer die Möglichkeit gegeben hat, in der Nationalmannschaft zu spielen, selbst wenn es im Klub nicht so gut lief.

Ronnie Hellström hat mehr als zehn Jahre lang den Kasten der schwedischen Elf gehütet, anschliessend trat Thomas Ravelli für 16 Jahre die Nachfolge an. Sie sind Ihrerseits bereits seit 2002 Nationalspieler. Wie erklären Sie die Langlebigkeit der schwedischen Torhüter? Der Umgang mit einem Torhüter ist etwas Besonderes. Ich denke nicht, dass es eine Position ist, auf der man zu häufig wechseln sollte. Vertrauen spielt auf dieser Position eine grosse Rolle. Es gibt natürlich immer Momente, in denen ein Torhüter Fehler begeht und sich in einer schwächeren Phase befindet. Doch jeder darf mal ein schlechtes Spiel machen, und gerade auf der Torwart­ position ist mehr Kontinuität erforderlich. Das ist für die ganze Mannschaft wichtig. Das haben die schwedischen Nationaltrainer immer verstanden.

Schweden hat die letzten zwei WM-Endrunden verpasst. Wäre eine Qualifikation für Russland 2018 nicht der perfekte Karriereabschluss? In der Qualifikation für Brasilien hatten wir Deutschland in unserer Gruppe, und sie sind später Weltmeister geworden. Natürlich haben sie die Gruppe gewonnen, und wir mussten gegen Portugal eine Playoff-­Runde bestreiten. Es waren sehr harte Spiele, und am Ende waren sie einfach ein kleines bisschen besser als wir. In der Vorausscheidung davor wurde Dänemark Gruppensieger und Portugal Zweiter. Aber wir haben nicht gut gespielt, es war keine gute Qualifikation. 2018 liegt noch in weiter Ferne. Fürs Erste schaue ich auf die Euro 2016. Es könnte mein letztes Turnier mit der Nationalmannschaft werden. Å Mit Andreas Isaksson sprach Julien Sebbah

Ich habe immer mein Bestes gegeben, und die Trainer haben mir trotz der Probleme im T H E F I FA W E E K LY

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First Love Ort: Qooqqut, Grรถnland Datum: 21. Juni 2014 U hrzeit: 18. 30 Uhr Fotog ra f: Mads P ih l


Visit Greenland A / S

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FUTSAL

So zaubern die besten Gehörlosen In Bangkok wurde die vierte Futsal-WM für Gehörlose ausgetragen. Das Turnier war qualitativ hochstehend und bis zum letzten Tag spannend, schreibt Reto Thurnherr aus Thailand. Fotos von Thananuwat Srirasant.

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etzt riss Salvatore Terranova seine Arme in die Höhe. Gerade hatte der Italiener für seine Mannschaft zum 6:4 getroffen und es schien, als starte diese WM richtig gut für das Team aus dem Süden Europas. Man hatte mit Gastgeber Thailand einen schwierigen Gegner zugelost bekommen fürs Auftaktspiel. Dass diese Partie für Italien am Schluss zum Schicksalsspiel wurde, wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Im warmen Bangkok, wo vom 20. bis am 28. November die ­v ierte Futsal-WM für Gehörlose ausgetragen wurde, lockte das Turnier zwischenzeitlich viele Fans in die Hallen. Und natürlich liessen sich die Einheimischen die Gelegenheit nicht entgehen, ihr Nationalteam, wo die WM doch vor der eigenen Haustür stattfand, zu

­ nterstützen. Wenn Thailand spielte, wurde es laut in der Halle, die u ­immer auch ein angenehmer Zufluchtsort war, um sich für ein paar Stunden abzukühlen.

Bester Spieler des Turniers Der Thailänder Nares Numpakdee (m.).

Treue Anhänger Das thailändische Team konnte auf seine Fans zählen.

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Vibrationen im Körper Nun stand es im Eröffnungsspiel also 6:4 für Italien, das Spiel neigte sich dem Ende zu und die thailändischen Fans begannen nochmals richtig zu lärmen. Sie schwenkten Fahnen, sangen Lieder und schlugen auf ihre Trommeln. Die 40. und letzte Minute war gegen Italien schon angebrochen, als dem Thailänder Nares Numpakdee zwei Tore zum 6:6 gelangen. Dieser Lucky Punch war zeitlich auch möglich, weil die Uhr ja stehenbleibt, wenn der Ball nicht rollt


Niederl채ndischer Jubel Oranje feierte hinter Russland, Thailand und Weltmeister Iran den vierten Schlussrang. 23


FUTSAL

“Keiner soll sich benachteiligt fühlen” Der Niederländer Ado Peljto hat eine Fussballschule für Gehörlose gegründet. Sie soll die Integration fördern. Ado Peljto, Sie hatten früher in Teams mit nicht-gehörlosen Fussballern gespielt. Wie muss man sich da die Kommuni­ kation untereinander vorstellen? Ado Peljto: Das war anfangs tatsäch-

lich nicht einfach. Es ging mir oft zu schnell, wenn sich die anderen verbal verständigt haben auf dem Feld. Vieles lief an mir vorbei, ich war im Nachteil. Natürlich mussten sich auch die Mitspieler an mich gewöhnen. Später stand mir jemand zur Seite, der die etwas komplizierteren Dinge übersetzte.

Was für Dinge waren das? Taktische Anweisungen oder Erklärungen des Trainers zum Beispiel. Da spielen ja schon die kleinsten Details eine enorm wichtige Rolle. Als ich die Ideen verstanden habe, wirkte sich das auch gleich auf meine Leistungen aus. Ich wurde kontinuierlich besser.

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Sie gelten als Routinier im Futsal, haben seit 2002 an jeder WM gespielt. Wird das Ihre letzte sein? Das weiss ich derzeit noch nicht. Wenn sich die niederländische Jugend weiterhin so gut entwickelt, werde ich dem Nachwuchs Platz machen. Auf jeden Fall aber möchte ich meine Erfahrungen in irgendeiner Form weitergeben.

Sie haben ja bereits eine Fussballschule für Gehörlose gegründet. Genau. Es ist mir wichtig, dass die jungen gehörlosen Fussballer gefördert werden. Sie müssen die Chance bekommen, sich auf den Fussball mit hörenden Spielern vorzubereiten. Ich kann da helfen. Ich weiss, woran es mangelt, wenn die Kommunikation nicht funk­ tioniert. Die meisten Coaches haben wenig Erfahrung im Umgang mit gehörlosen Fussballern. Ich stehe bei der

Ado Peljto Routinier im Team der Niederlande.

Integration zur Verfügung. Das Ziel wäre, dass sich gehörlose Fussballer so gut in die Teams integrieren, dass sich keiner mehr benachteiligt fühlt.

Wie war die diesjährige Gehörlosen-­ Futsal-WM in Thailand? Einfach toll! Das Turnier wird von Jahr zu Jahr besser, quali­tativ, aber auch in organisatorischer Hinsicht. Å Interview von Reto Thurnherr

(­siehe auch Box auf Seite 25). Für die Italiener waren es zwei wichtige Punkte, die ihnen am Schluss der Gruppenphase für ein ­Weiterkommen fehlten. Für Thailand hingegen war dies der Beginn einer Erfolgsserie, die bis ins Finale andauerte. Und immer spielten sie mit den nimmermüden Fans im Rücken. Gerade das Trommeln ist ja für gehörlose Fussballer ein sehr wichtiger Bestandteil bei der Unterstützung der Fans. Die Spieler können die Bässe zwar akustisch nicht wahrnehmen, spüren aber die Vibration im Körper. Die Futsal-WM für Gehörlose wird wie die FIFA Futsal-WM alle vier Jahre ausgetragen. Gespielt wurde in Thailand in vier verschiedenen Hallen etwa 20 Autominuten von Bangkoks Zentrum ­entfernt.

Parallel zum Männerturnier messen sich auch immer die besten Frauenteams der Welt. Einige Nationen mussten sich dieses Jahr allerdings aus finanziellen oder politischen Gründen zurückziehen. Es nahmen 11 Männer- und 13 Frauenteams teil.

Die Italiener Amas Fabio (l.) schaut auf die Anweisungen von Salvatore Di Fazio.

Zeichen geben Unter Gehörlosen ist die richtige Verständigung das A und O.

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Hörgeräte nicht erlaubt Wenn sich Fussballer auf dem Feld messen, ist die Kommunikation im Team sehr wichtig. Bei den Gehörlosen ist das nicht anders, weil aber die verbale Verständigung nicht möglich ist, findet der Austausch per Handzeichen und Mimik statt. Auch stehen im Futsal immer mehrere Schiedsrichter um das Spielfeld herum. So ist es einfacher, eine Partie durch ein visuell wahrnehmbares Zeichen


FUTSAL

Thailands Frauenteam Die heimischen Futsal-Spielerinnen, hier in der Partie gegen Schweden, erreichten den achten Schlussrang.

s­ ofort zu unterbrechen. Es gibt zwar unter den hörbehinderten ­A kteuren solche, die im Alltag Hörgeräte benutzen. Bei offiziellen Futsal-Partien allerdings sind solche H ­ ilfsmittel aus Fairness-Gründen verboten. Volle Halle am Finaltag Auch eine bekannte Futsal-Grösse, der Niederländer Vic Hermans, war zu vielen Spielen angereist. Er coacht das thailändische Fut­salNationalteam (der nicht Hörbehinderten) und wohnt in Bangkok. Er meinte begeistert: “Es gab hier einige sehr spannende Spiele auf richtig hohem Niveau.” Höhepunkt des Turniers waren die spannenden Finalspiele zwischen Thailand und Iran (3:7, Männer) und

­ rasilien gegen Russland (2:3, Frauen). Die Stimmung am letzten Tag B war im vollen Nimibutr Stadium fantastisch, und natürlich hatte sich auch die thailändische Fangruppe mit ihren Trommeln wieder auf den Rängen eingefunden. Sie feierten zwar keinen Turniersieg, aber doch immerhin die Auszeichnung des Thailänders Nares ­Numpakdee, der zum besten Spieler gewählt wurde. Å Der Autor Reto Thurnherr ist hörbehindert und Mitarbeiter der FIFA.

Alle Resultate finden Sie unter http://info2015dfwc.sat.or.th Weiterer Link zum Thema unter http://deafsocceracademy.com

WAS IST FUTSAL? Das Fussballspiel mit vier Feldspielern und einem Torhüter findet in der Halle auf einem Feld von 38–42 x 20–25 Metern statt (internationale Masse). Eine Partie dauert zweimal 20 Minuten, wobei unbegrenzt und fliegend gewechselt werden darf. Bei Unterbrechungen wird die Uhr angehalten. Standards müssen innerhalb von vier Sekunden ausgeführt werden. Die Futsal-WM für Gehörlose wurde zum vierten Mal ausgetragen. Nach Maastricht (NED, 1996), Sofia (BUL, 2007), Örebro (SWE, 2011) und Bangkok (THA, 2015) ist noch offen, in welchem Land das Turnier 2019 ausgetragen wird. Nimibutr Stadium Hier wurden auch die Finalspiele ausgetragen. T H E F I FA W E E K LY

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Football breaks down barriers Football builds bridges. It has a unique power to inspire friendship, respect and equality. FIFA’s Say No To Racism campaign is part of our commitment to tackle all forms of discrimination in football. Everyone should have the right to play and enjoy football without fear of discrimination. Say no to racism. For more information visit FIFA.com


F IFA BALL ON D’OR 2015

PRESIDENTIAL NOTE

Zur Feier der Besten des Fussballs

A Die Nominierten stehen fest

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FIFA

ie Anwärter auf den FIFA Ballon d’Or für den besten Spieler 2015 und die Auszeichnung als FIFA-Weltfussballerin 2015 wurden am 30. November auf FIFA.com, Francefootball.fr und dem FIFA-­ Youtube-Kanal in einer Show präsentiert. Diese wurde von Kate Abdo (Sky Sports) moderiert und von den fachlichen Einschätzungen von Nadine Kessler (deutsche Nationalspielerin und FIFA-Weltfussballerin des Jahres 2014) und Edgar Davids (ehemaliger niederländischer Nationalspieler) umrahmt. Die Anwärter auf den FIFA Ballon d’Or sind in alphabetischer Reihenfolge Cristiano Ronaldo (Portugal/Real Madrid), Lionel Messi (Argentinien/FC Barcelona) und Neymar (Brasilien/FC Barcelona). Für die Auszeichnung als FIFA-Weltfussballerin 2015 sind Carli ­Lloyd (USA/Houston Dash), Aya Miyama (Japan/Okayama Yunogo Belle) und Celia Sasic (Deutschland/1. FFC Frankfurt) nominiert. Die Anwärter und Anwärterinnen auf die Auszeichnungen für den FIFA-Männerfussballtrainer und den/die FIFA-Frauenfussballtrainer/-in des Jahres wurden ebenfalls präsentiert. Es sind dies in alphabetischer Reihenfolge Pep Guardiola (Spanien/FC Bayern München), Luis Enrique (Spanien/FC Barcelona), Jorge Sampaoli (Argentinien/chilenisches Nationalteam) für den FIFA-Männerfussballtrainer des Jahres sowie Jill Ellis (USA/US-Nationalteam), Mark Sampson (Wales/englisches Nationalteam) und Norio Sasaki (Japan/japanisches Nationalteam) für den/die FIFA-Frauenfussballtrainer/-in des Jahres. Die drei Anwärter auf den FIFA-Puskas-Preis für das schönste Tor des Jahres wurden ebenfalls präsentiert. Es sind dies: Alessandro Florenzi (16.09.2015, AS Roma - FC Barcelona, UEFA-Champions-­ League), Wendell Lira (11.03.2015, Atletico-GO - Goianesia, Campeonato Goiano) und Lionel Messi (30.05.2015, FC Barcelona - Athletic Bilbao, Copa del Rey). Das Abstimmungsverfahren für sämtliche Auszeichnungen wird vom unabhängigen Beobachter PricewaterhouseCoopers (PwC, Schweiz) überwacht und beaufsichtigt. Sämtliche Auszeichnungen werden beim FIFA Ballon d’Or am 11. Januar 2016 im Kongresshaus Zürich verliehen. Die Preis­ver­ leihung wird live im Fernsehen übertragen. Daneben ist sie sowohl auf FIFA.com als auch auf FIFAs Youtube-Kanal zu sehen. Å tfw

lle Jahre wieder feiert die FIFA im Januar die besten Spieler und Spielerinnen, Trainer und Trainerinnen des Fussballs im Rahmen der Gala FIFA Ballon d’Or. Für die Fussballwelt ist das die Gelegenheit, all jene zu ehren, die den Fans in den vorangegangenen zwölf Monaten so viel Freude bereitet haben und den Aktiven auf aller Welt Vorbild und Inspiration gewesen sind. In dieser Woche nun haben wir die Liste mit den Nominierten für die wichtigsten Kategorien bekannt gegeben. So haben Carli ­Lloyd, Aya Miyama und Celia Sasic herausragende Rollen bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ gespielt und wetteifern entsprechend um den Titel der FIFA Weltfussballerin des Jahres. Bei den Männern bekommen Cristiano Ronaldo und Lionel Messi in diesem Jahr Konkurrenz von Neymar im Rennen um den FIFA Ballon d’Or. Der Titel des Trainers des Jahres bei den Männern geht an Pep ­Guardiola, Luis Enrique Martínez oder Jorge Sampaoli, während Jill Ellis, Mark Sampson und Norio Sasaki den Titel Trainer(in) des Jahres bei den Frauen unter sich ausmachen. So viele fantastische Botschafter des Fussballs zu haben, ist ein immenses Glück. Es zeigt, wie erfolgreich und gesund unser Sport ist. Diese grossen Namen sind ein Massstab für alle anderen. Sie lassen das Schwierige leicht aussehen, und doch steht hinter all ihren magischen Momenten aus Technik und Taktik stets auch die eine Botschaft, die da lautet: Um dieses Niveau zu erreichen, genügt Talent allein nicht. Vielmehr erfordert es viel Einsatz, viele Opfer und ­jahrelange harte Arbeit. Darüber hinaus bedarf es einer guten Infrastruktur, um von jungen Jahren an für die besten Spieler und Trainer ­attraktiv zu sein. Die FIFA und ihre Mitgliederverbände arbeiten daran, diese ­Infrastruktur überall aufzubauen. Künftig werden wir unsere Investitionen in die Entwicklung des Fussballs noch weiter erhöhen und unsere Anstrengungen verstärken. Wir können es gar nicht erwarten, im Januar die hohe Kunst des Fussballs zu feiern. Auf dass dieser Abend uns auch an die gemeinsame Aufgabe der Fussballgemeinschaft erinnern möge – von der Basis, die die künftigen Stars unseres Sports stellen wird, bis zum Spitzenniveau.

Ihr Issa Hayatou

Weitere Informationen unter http://de.fifa.com/ballondor T H E F I FA W E E K LY

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FR AUENFUSSBALL

Intensiver Zweikampf Katie Hay (l.) vom Glasgow Girls FC und Isatou Jallow vom Interior FC.

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FIFA

Stärkung des Frauenfussballs Schottische und gambische Spielerinnen im Auftrag der FIFA-Kampagne “Live Your Goals”.


FR AUENFUSSBALL

Gemeinsam für eine erfolgreiche Zukunft Spielerinnen des Glasgow Girls FC reisten nach Gambia, um dort den Frauenfussball zu fördern und in seiner Entwicklung zu unterstützen. Beide Länder haben in diesem Jahr die FIFA-Kampagne “Live Your Goals” umgesetzt.

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m Serekunda East Mini-Stadium hatten sich rund 2500 Zuschauer versammelt, als die gambische Frauennationalmannschaft gegen die Glasgow Girls aus Schottland spielte. Es war ein historischer Match. Nicht nur, weil es die erste Partie der gambischen Auswahl seit drei Jahren war, sondern weil das Team zum ersten Mal überhaupt auf einen ­Gegner ausserhalb Westafrikas traf. Die Sonne brannte vom glasklaren Himmel, und das Stadion war vollgepackt mit enthusiastischen Fans, als die spannende Partie nach 90 schwungvollen Minuten beim Stand von 1:1 abgepfiffen wurde. Es hätte wohl kein passenderes Ergebnis für diese Begegnung geben können. Alle Spielerinnen umarmten sich und

interessierte Frauen den Zugang zum Fussball zu erleichtern und das Bewusstsein für den Sport zu steigern. “Fussball baut Brücken, er bringt Länder zusammen, bekämpft Armut und erweitert den Horizont”, sagt Sainey Sissohore, die sich für Frauenfussball in Gambia verantwortlich zeichnet und als Botschafterin für “Live Your Goals” tätig ist. Die Brücke zwischen Schottland und Gambia steht auf stabilem Fundament. Die Glasgow Girls wurden bereits bei ihrer Ankunft herzlich und lautstark mit Trommeln und Musik begrüsst, und sie liessen es sich nicht nehmen, spontan zu den eingängigen afrikanischen Rhythmen zu tanzen. Die Mädchen lernten nicht nur die gambische Hitze, sondern auch

Spiele auf hohem Niveau, begeisterte ­Z uschauer und ein angeregter Erfahrungsaustausch prägten die Woche. ­ estätigten damit die Einschätzung der gam­ b bischen Nationalspielerin Veronica Malack: “Fussball ist nicht nur ein Sport, er bedeutet Familie.” Brücken bauen Sie sind eng zusammengewachsen, die Spielerinnen der Glasgow Girls und ihre gambischen Gastgeberinnen. Für eine Woche reiste der schottische Klub in das afrikanische Land, um die Entwicklung des Frauenfussballs zu unterstützen. Organisiert hat den Trip Martin Myers von Adventure Kicks, der in Gambia mehrere Projekte steuert und die Verbindungen des schottischen und gambischen Verbandes intensiviert. “Wir wollen dem Frauenfussball die Aufmerksamkeit schenken, die er verdient und mehr Mädchen für das Spiel mit dem runden Leder begeistern”, sagt er. Kein Zufall ist es deshalb auch, dass sowohl der schottische als auch der gambische Verband in diesem Jahr die FIFA-Kampagne “Live Your Goals” realisierte und es sich damit zur Auf­gabe gemacht hat, das Image des Frauenfussballs zu stärken, für

eine komplett neue Kultur kennen und machten Bekanntschaft mit Affen und Krokodilen. Eine Erfahrung, die sie nicht vergessen werden. Genauso wie das Training, das die Schottinnen an der Gilkock Football Academy leiteten. “Über 150 Kinder nahmen daran teil”, freut sich Jim Strathdee, Präsident des Glasgow Girls FC. Fussballentwicklung im Fokus Vier Freundschaftsspiele standen während der Reise auf dem Programm – gegen Red ­Scorpions FC, Jeshwang United FC, Interior FC und das gambische Frauen­nationalteam. Die Spiele endeten für die Glasgow Girls mit einem Sieg, zwei Remis und einer Niederlage. Doch die Ergebnisse standen sowieso nicht im Vordergrund, stattdessen war der Fokus auf den Fussball und seine Möglichkeiten gerichtet. In ­Seminaren tauschten schottische und gambische Frauen ihre Erfahrungen aus. Besonders beeindruckt war Adama Tamba, treffsichere Stürmerin der Red Scorpions und des Nationalteams, von der Spielstrategie der schotti-

schen Gäste. “Sie waren so organisiert und diszipliniert”, schwärmt sie. “Es war eine pure Freude, gegen sie zu spielen.” Martin Myers ist dagegen vom Talent und dem Niveau der afrikanischen Kickerinnen angetan: “Alle Spielerinnen waren agil und technisch stark.” Kein Wunder, schliesslich haben die gambischen Mädchen auch noch viel vor. Fatou Fatty, Nationalspielerin und Kapitänin der Red Scorpions, kündigt an: “Ich werde meine Fussballschuhe erst an den Nagel hängen, wenn Gambia an einem grossen Turnier auf Seniorenebene teilgenommen hat.” Dass sie nicht mehr allzu lange darauf warten muss, davon ist sie überzeugt. “Die Woche mit den Glasgow Girls hat uns in unserer Moral bestärkt und hoffentlich auch andere Mädchen motiviert, mit dem Fussballspielen anzufangen.” Sie und ihre Kolleginnen wollen auch nach ihrer aktiven Karriere dem Fussball treu bleiben und ihn als Trainerin oder in einer Funktion im Verband weiter nach vorn bringen. “Ich will mein Wissen an die jüngere ­Generation weitergeben”, sagt Adama Tamba. Zukunftspläne hat auch Martin Myers. Er möchte britischen Mannschaften weiterhin die Möglichkeiten bieten, in ferne Länder zu reisen und Frauenfussball populär zu machen. “8000 Zuschauer haben die vier Spiele in Gambia insgesamt besucht. Wir waren überwältigt, welche Aufmerksamkeit dem Frauenfussball und unserem Besuch geschenkt wurde.” Das spornt an und hinterlässt bei allen Beteiligten einen bleibenden Eindruck. Å Annette Braun

Die FIFA in Gambia Seit 2002 hat die FIFA im Rahmen des Goal-­ Programms Gambia mit einem Betrag von 1 699 763 US-Dollar unterstützt. Die finanziellen Hilfen wurden im westafrikanischen Land unter anderem dazu genutzt, ein neues Fussballfeld zu ­errichten. Dadurch können eine höhere Anzahl an Frauenmeisterschaften organisiert und dem Nachwuchs mehr Trainingszeiten garantiert ­werden. Ausserdem entstand in Banjul ein technisches Zentrum, in dem durch die Veranstaltung von Seminaren die Entwicklung des Jugendfussballs gefördert wird.

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Š 2015 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.

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FREE KICK

SPOTLIGHT ON

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

Neymars Feuertaufe Perikles Monioudis

Mario Wagner / 2Agenten

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er Sieger des Ballon d’Or 2015 steht fest. Wer ist es geworden? Keine Ahnung! Während die FIFA zwar den Ballon d’Or verleiht, erfährt der Fussball-Weltverband selbst den Namen des Gewinners aber erst auf den allerletzten Drücker. Wie kommt das? Der Sieger und die beiden Platzierten werden bekanntlich nicht von der FIFA ernannt, sondern sie werden gewählt. Wahlberechtigt sind jeweils der Mannschaftskapitän und der Nationaltrainer eines jeden der 209 FIFA-­ Mitgliedsverbände sowie Journalisten, die das Fachmagazin “France Football” dazu einlädt. Und gewählt haben sie bereits, am 20. November war Abgabe. Die Wahlbeteiligung bei den Mitgliedsverbänden beträgt 79,71 Prozent. Wen die Vertreter der nationalen Verbände gewählt haben, ist allerdings Verschlusssache. Unter Verschluss hält den Namen des Siegers die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC, Schweiz). Sie beaufsichtigt und überwacht im Auftrag von FIFA und “France Football” die Abstimmungsverfahren für sämtliche Auszeichnungen des Ballon d’Or. Alle Jahre wieder spriessen die Spekulationen über den möglichen Gewinner. Es gehört zum grossen, amüsanten Spiel in der Öffentlichkeit, dass bis zuletzt alle möglichen und unmöglichen Faktoren gegeneinander abgewogen werden, bis der eine auf den einen Namen, ein anderer auf einen anderen und ein weiterer auf den dritten Namen kommt, dessen Träger zum Gewinner taugen würde. Allein, gewinnen kann nur einer – und sein Name steht jetzt schon fest.

Wer kommt am Ballon d’Or 2015 denn nun in Frage? Als Titelverteidiger tritt heuer ­Cris­tiano Ronaldo auf. Der Portugiese gewann auch im Jahr zuvor, insgesamt errang er die Auszeichnung zum weltbesten Spieler des Jahres dreimal. Lionel Messi, auch diesmal wieder nominiert, durfte den Titel bereits viermal in Empfang nehmen. So finden sich zum fünften aufeinanderfolgenden Mal die beiden Giganten Ronaldo und Messi auf der Shortlist wieder. Zu ihnen gesellt sich ein gigantischer Newcomer: Neymar, der Brasilianer. Beginnt damit eine neue Ära? Werden ihn die Wahlberechtigten von nun an regelmässig auf dem Zettel ­haben? Wie wird Neymar seine Feuertaufe im Kreis der Weltbesten meistern? Gemein ist den drei Nominierten der unwiderstehliche Antritt und die hohe Spielintelligenz – und auch, dass sie in Spanien unter Vertrag stehen: La Liga versammelt die drei zurzeit weltbesten Fussballer. Messi und Neymar zaubern in Barcelona, Ronaldo verzückt in Madrid. Wer von den dreien zusätzlich die Herzen der Fussballwelt zu erobern verstanden hat, wird am 11. Januar 2016 in Zürich verkündet. Å

Land: Nigeria FIFA-Kürzel: NGA Konföderation: CAF Kontinent: Afrika Hauptstadt: Abuja

GEOGR APHISCHE INFORMATIONEN Landesfläche: 923 768 km² Höchster Punkt: Chappal Waddi 2419 m Nachbarmeere und -ozeane: Atlantik

FUSSBALL MÄNNER FIFA-Ranking: 59. Rang Weltmeisterschaften: 5 Teilnahmen Bestes Ergebnis: Achtelfinale 1994, 1998, 2014

FUSSBALL FR AUEN FIFA-Ranking: 38. Rang Weltmeisterschaften: 7 Teilnahmen Bestes Ergebnis: Viertelfinale 1999

LET Z TE RESULTATE Männer: Nigeria - Swasiland 2:0 17. November 2015 Frauen: Elfenbeinküste - Nigeria 2:1 17. September 2015

FIFA-INVES TITIONEN Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion

Seit 2003: USD 4 610 000 T H E F I FA W E E K LY

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ZEITSPIEGEL

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Old Trafford, Manchester, England

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Clive Brunskill / Allsport

Der englische Weltstar David Beckham, in ManU-Spielkleidung, gemeinsam mit seinem Sohn Brooklyn.

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ZEITSPIEGEL

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Old Trafford, Manchester, England

2015

Alex Livesey / Getty Images

Brooklyn Beckham wird im Unicef-Benefizspiel für seinen Vater David eingewechselt.

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NET ZER WEISS ES!

Wird die Position des Mittelstürmers überleben?

Z I TAT E DER WOC HE

“Ich habe ja schon gesagt, dass der 4. Platz für mich kein unmöglicher Auftrag ist. Aber wenn man von mir den Titel fordert, dann würde ich ‘Mission Impossible’ sagen. Vielleicht kann Tom Cruise das ja noch schaffen.” Chelseas Trainer José Mourinho

“Wir haben einfach mit einem alten Ball herumgekickt. Es gab keine Liga. Es gab nicht mal Tore. Es gab überhaupt nichts Organisiertes. Das Spielfeld war da, wo man gerade war. Wir haben einfach zum Spass gespielt, bis die Sonne unterging oder die Schiessereien losgingen.” Columbus-Crew-Stürmer Kei Kamara über seine Kindheit, während der er mitten im Bürgerkrieg in Sierra Leone Fussball spielte.

“Ich mag Schnäppchen. Wer würde Schnäppchen denn nicht mögen? Ich kenne jedenfalls nicht viele Leute, die keine Schnäppchen mögen.” Arsenals Trainer Arsène Wenger deutet an, dass er im Januar allenfalls auf Schnäppchenjagd geht. Mit Links Günter Netzer als 23-jähriger Borusse.

imago

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as ist eine Frage der Auslegung. Die B ezeichnung “Mittelstürmer” ist ja ­ ­entstanden, weil sich der Stürmer einst vorne in der Mitte in Position gebracht hatte. Dort positionieren sich die Stürmer heute noch. Allerdings mit dem Unterschied, dass sie sich auch zurückfallen lassen und im ­M ittelfeld kreativ agieren. Den klassischen Mittelstürmer gibt es in diesem Sinne nicht mehr – z­ umindest im Spitzenfussball nicht. Um es an einem anderen Beispiel zu er­ klären: Die Aufgabe des Verteidigers bestand einmal darin, den Gegner abzublocken, um dann den eroberten Ball einem technisch versierten Kollegen zuzuspielen. Einem, der etwas vom Spielaufbau verstand. Das ist heut­ zutage undenkbar. Ein Verteidiger muss die Fähigkeit besitzen, seinen Teil zum Spiel­ aufbau beizutragen. Oder auch einmal einen ­A ngriff einzuleiten. Gleich verhält es sich mit dem Mittelfeld­ spieler oder eben dem Mittelstürmer. Einst war es ausreichend, wenn ein Angreifer auf eine Spezialität zurückgreifen konnte. Ein besonders guter Kopfballspieler positionierte

sich während eines Angriffs im gegnerischen Strafraum, um dort per Kopf eine geeignete Flanke zu verwerten. Heute wird vom Stür­ mer verlangt, dass er diese Flanke selbst schlagen kann, dass er über einen guten Schuss verfügt und den berühmten letzten Pass so präzise spielt, wie das einst nur die Nummer 10 tat. Zu den grossen Künsten des modernen Trainers gehört es, dass er überlegt rotieren lässt und seinen Spielern die Freiheit des Positionswechsels auf dem Feld gewährt. Im Moment demonstriert das vor allem ein Coach ziemlich eindrücklich: Pep Guardiola von Bayern München. Å

Was wollten Sie schon immer über Fussball w­ issen? Fragen Sie Günter Netzer: feedback-theweekly@fifa.org

“In Grossbritannien hat man auf jeden Fall jeden Tag rund um die Uhr Zugang zum Fussball. Daher ist es gewisser­ massen ein Tummelplatz für Leute, die lernen und sich entwickeln wollen.” Kanadas Nationaltrainer John Herdman, einer von fünf Nominierten für die Vorauswahl zum Trainer/zur Trainerin des Jahres im Frauenfussball, die aus Grossbritannien stammen.

“Ehrlich gesagt ist der Fussball für mich 90 Minuten lang eine todernste Sache, aber das ist es dann auch. Der ganze Zirkus, der darum herum aufgebaut wird, die Protagonisten, denen dieses, jenes oder noch etwas anderes nachgesagt wird – das ist alles völlig verrückt. Zum Glück bin ich clever genug, um das alles so zu sehen, wie es wirklich ist. Daher ist mir ein humorvoller Ansatz lieber.” Liverpools Trainer Jürgen Klopp T H E F I FA W E E K LY

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FIFA PARTNER


TURNING POINT

“Für mich wurde ein Traum wahr” Mandy Islacker feierte mit 27 Jahren ihr Debüt in der deutschen Nationalmannschaft. Ihren ersten Auftritt krönte sie sogleich mit einem Länderspieltreffer.

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en 22. Oktober 2015, mein Debüt im deutschen Nationalteam, werde ich nie vergessen. Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass ich beim 2:0 gegen Russland in der EM-Qualifikation von Beginn an spielen darf. Als ich dann in der ersten Elf stand, war ich sehr überrascht, aber gleichzeitig auch bestrebt, alles zu geben. Gleich in der achten Minute habe ich das 1:0 erzielt. Die Flanke kam von Leonie Maier, aber ich scheiterte zunächst an der Querlatte. Sara Däbritz setzte nach und köpfte an den Pfosten. Der Rebound gehörte wieder mir. Der Ball landete in den Maschen, und es war da, mein erstes Länderspieltor. Drei Tage später gegen die Türkei folgte mein zweiter Treffer. Wieder war es das 1:0, diesmal schon in der sechsten Spielminute. Ich fühlte mich wie im siebten Himmel. Mit 27 Jahren glaubte ich nicht mehr daran, jemals ­A-­Nationalspielerin zu werden. Zuletzt wurde ich in der U17 des DFB eingesetzt. Erst meine Tore für den 1. FFC Frankfurt haben Wirkung hinterlassen und mich erneut ins Gespräch gebracht. Der 2:1-Siegtreffer im Champions-­ League-Finale gegen Paris Saint-Germain im Sommer hat mir geholfen und bestärkte die Meinung vieler, dass ich eine Spielerin für entscheidende Treffer bin. Wenngleich ich solche Etiketten ebenso wenig mag wie das Rampenlicht. Für mich zählt weiter, in jedem Training das Beste zu geben und mich fürs nächste Spiel zu empfehlen. Diese Einstellung empfinde ich als sehr hilfreich. Sie fördert den persönlichen Ehrgeiz, ohne dabei übermässig grossen Druck aufzu-

bauen. Genau diese Herangehensweise hat mich auch gute 10 Jahre nach meiner letzten Partie für Deutschland wieder ins Nationalteam geführt und einen Traum wahr werden lassen. Auch für meine Familie. Schon mein Vater Frank war Profi in der Bundesliga beim VfL Bochum und hat die Fussballer-Gene weitergegeben. Zunächst dachte er zwar, dass mir schon der Spass vergehen werde, wenn ich auf den Hartplätzen hinfalle. Doch da hat er sich getäuscht. Längst habe ich mehr Bundesliga­ spiele absolviert als er. Auch mein Opa Franz lebte für den Sport. Er durfte 1954 unter Sepp Herberger ein Länderspiel bestreiten und wäre wohl sehr stolz auf mich. Er wurde mit RotWeiss Essen DFB-Pokalsieger (1953) und Deutscher Meister (1955). Das habe ich noch nicht geschafft, aber ich arbeite daran. Å Aufgezeichnet von Rainer Hennies

Name Mandy Islacker Geburtsdatum, Geburtsort 8. August 1988, Essen, Deutschland Position Stürmerin Stationen als Spielerin 2004–2006 FCR Duisburg 2006–2007 SG Essen Schönebeck 2007–2010 Bayern München 2010–2013 FCR Duisburg 2013–2014 BV Cloppenburg Seit 2014 1. FFC Frankfurt Grösste Erfolge Champions-League-Siegerin 2015 Deutsche Vizemeisterin 2009 Nationalteam Deutschland 2 Einsätze, 2 Tore

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY

37


W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R

Belgien (unverändert) keine keine 137 DR Kongo, Sambia, Angola, Namibia (je 4 Spiele) Ungarn (plus 186 Punkte) Libyen (plus 32 Ränge) Portugal (minus 145 Punkte) Liberia (minus 21 Ränge)

Spitzenreiter Aufsteiger in die Top 10 Absteiger aus den Top 10 Spiele insgesamt Teams mit den meisten Spielen Grösster Aufsteiger nach Punkten Grösster Aufsteiger nach Rängen Grösster Verlierer nach Punkten Grösster Verlierer nach Rängen Rang Team

+/- Punkte

Rang Team

+/- Punkte

Rang Team

1 Belgien

0 1494

54 Jamaika

7

591

109 Malawi

2 Argentinien

1 1455

56 Serbien

-7

590

3 Spanien

3 1370

57 Australien

3

4 Deutschland

-2 1347

57 Ägypten

0

5 Chile

0 1273

59 Kamerun

-8

583

6 Brasilien

2 1251

60 DR Kongo

-5

580

7 Portugal

-3 1219

61 Slowenien

3

565

115 Aruba

8 Kolumbien

-1 1211

62 Mali

1

552

116 Mauretanien

9 England

0 1106

63 Uganda

5

550

117 Aserbaidschan

0 1091

64 Panama

1

544

118 Sierra Leone

10 Österreich

Letzte Aktualisierung: 3. Dezember 2015 +/- Punkte

Rang Team

+/- Punkte

-12

322

163 Grenada

4

139

110 Simbabwe

-1

318

164 Gambia

4

135

585

111 Mosambik

14

317

164 Liechtenstein

-1

135

585

112 Burundi

-5

307

166 Indien

6

132

113 Zentralafrikanische Republik

-3

302

167 Amerikanisch-Samoa

-2

128

114 Tschad

22

301

167 Cook-Inseln

2

128

-3

298

167 Samoa

-3

128

-12

297

170 Malaysia

1

127

-2

296

170 Osttimor

-8

127

3

295

172 Komoren

5

120

11 Uruguay

1 1074

65 Vereinigte Arabische Emirate

2

543

119 Turkmenistan

2

294

172 Puerto Rico

-2

120

12 Schweiz

-1 1050

66 Nigeria

-7

541

120 Äthiopien

-6

293

174 Jemen

5

119

13 Ecuador

8 1040

67 Belarus

3

514

121 St. Kitts und Nevis

-20

289

174 Mauritius

-1

119

14 Niederlande

2

994

68 Bolivien

9

500

122 Georgien

-11

286

176 Dominica

-1

107 88

15 Italien

-2

991

69 Israel

-8

498

123 Armenien

4

285

177 Amerikanische Jungferninseln

1

16 Rumänien

-2

980

69 Äquatorial-Guinea

0

498

124 Bahrain

-9

278

177 Laos

-1

88

17 Wales

-2

974

71 Bulgarien

-5

494

125 Syrien

7

276

179 Indonesien

-5

84

18 Kroatien

1

958

72 Südafrika

3

487

126 Litauen

-3

274

180 Kambodscha

3

83

19 Elfenbeinküste

3

950

73 Sambia

-2

481

127 Belize

-10

273

181 Neukaledonien

-1

80

20 Ungarn

13

945

74 Usbekistan

-3

470

128 Madagaskar

-10

272

182 Bangladesch

-2

78

21 Türkei

-3

933

75 Marokko

4

469

129 Kasachstan

2

266

182 Chinese Taipei

5

78

22 Bosnien und Herzegowina

-2

898

76 Gabun

-3

468

129 Namibia

-11

266

184 Pakistan

1

76

22 Mexiko

2

898

77 Haiti

-4

467

131 Swasiland

-1

265

185 Brunei Darussalam

1

74

24 Russland

-1

895

78 Benin

25

461

132 Tansania

3

264

186 Fidschi

4

68

25 Frankreich

-1

868

79 Zypern

-3

441

133 Thailand

11

263

187 Montserrat

1

67

26 Slowakei

1

860

80 Saudiarabien

0

432

134 Sudan

-6

259

188 Bhutan

-8

64

26 Tschechische Republik

-9

860

81 Libyen

32

427

134 Palästina

4

259

189 Seychellen

0

56

28 Algerien

-2

845

82 Antigua und Barbuda

-2

409

136 EJR Mazedonien

3

257

189 Tahiti

2

56

29 Ukraine

-1

842

83 Venezuela

0

408

137 Hongkong

8

252

191 Suriname

-7

55

30 Nordirland

-1

825

84 VR China

0

405

138 Südsudan

-4

246

192 Nepal

0

49

31 Republik Irland

11

810

85 Montenegro

-7

403

139 Kuwait

-6

239

193 Vanuatu

8

47

32 USA

1

784

86 Katar

-1

401

139 Philippinen

-2

239

194 Sri Lanka

0

45

33 Ghana

-3

778

87 Jordanien

-5

399

139 Libanon

1

239

195 Macau

0

44

34 Polen

4

776

88 Kanada

14

388

142 Luxemburg

4

237

196 Cayman-Inseln

-3

43

35 Schweden

10

771

89 Burkina Faso

4

381

143 St. Vincent und die Grenadinen

-14

221

197 Turks- und Caicos-Inseln

0

33

36 Island

-5

761

89 Irak

-2

381

144 St. Lucia

-1

216

198 San Marino

-2

28

37 Costa Rica

3

759

91 Kuba

17

377

145 Barbados

-3

214

199 Britische Jungferninseln

-1

27

38 Albanien

-2

746

92 Nicaragua

8

370

146 Guinea-Bissau

-5

207

200 Salomon-Inseln

-1

26

39 Kap Verde

-7

745

93 Estland

-3

369

147 Vietnam

40 Tunesien

1

711

94 Guatemala

-3

368

148 Tadschikistan

0

200

201 Mongolei

2

6

12

196

201 Andorra

4

41 Griechenland

-4

706

95 Botsuana

10

364

6

149 Singapur

3

195

203 Papua-Neuguinea

3

42 Dänemark

-7

685

96 Togo

-8

4

363

150 Afghanistan

6

194

204 Anguilla

3

43 Finnland

13

663

97 Färöer

0

-8

357

151 Curaçao

-1

192

204 Bahamas

3

44 Senegal

-5

661

0

98 Kenia

27

345

151 Neuseeland

8

192

204 Dschibuti

3

45 Iran

-2

653

0

99 El Salvador

-5

344

153 Lesotho

-6

185

204 Eritrea

-2

46 Paraguay

1

647

0

100 Niger

5

339

154 Dominikanische Republik

-5

180

204 Somalia

-1

10

0

644

101 Ruanda

-5

338

155 Moldawien

-1

172

204 Tonga

-4

48 Kongo

0

4

638

101 Lettland

-2

338

156 São Tomé und Príncipe

1

170

49 Trinidad und Tobago

5

628

101 Honduras

-6

338

157 Guam

-2

162

50 Guinea

3

621

104 Oman

-12

333

158 Myanmar

3

155

51 Republik Korea

-3

617

105 DVR Korea

15

330

159 Bermuda

-8

154

47 Peru

52 Schottland

-8

609

105 Angola

-7

330

160 Malediven

6

150

53 Japan

-3

607

107 Liberia

-21

329

161 Guyana

-9

144

54 Norwegen

-8

591

108 Kirgisistan

16

324

162 Malta

-4

143

38

T H E F I FA W E E K LY

http://de.fifa.com/worldranking/index.html


PUZZLE

Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht.

Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

Herausgeberin FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878 Geschäftsführender Präsident Issa Hayatou

1

8

2

4

Geschäftsführender Generalsekretär Markus Kattner

5 2

Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Nicolas Maingot (a. i.)

7

Redaktion Alan Schweingruber (Stv. Chefredakteur), Annette Braun, Sarah Steiner

2

3

3

3

7 5

6

9

7

4

2

3

4

8

8

7 6

Ständige Mitarbeitende Ronald Düker, Matt Falloon, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Andreas Jaros, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn

6

Mitarbeit an dieser Ausgabe Rainer Hennies, Julien Sebbah, Thananuwat Srirasant, Reto Thurnherr

3

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7

1

9 7

Redaktionsassistenz Alissa Rosskopf

6

1 8

1

1

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2

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5

Produktion Hans-Peter Frei

9

Projektmanagement Bernd Fisa, Christian Schaub

Druck Zofinger Tagblatt AG

3

MIT TEL

Korrektorat Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach

Übersetzung www.sportstranslations.com

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Art Direction Catharina Clajus

Layout Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli

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Chefredakteur Perikles Monioudis

Bildredaktion Peggy Knotz, Christiane Ludena (13 Photo; Vetretung)

1

LEICHT

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Kontakt feedback-theweekly@fifa.org

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Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.

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Puzzles courtesy: opensky.ca/sudoku

Internet www.fifa.com/theweekly

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GRASSROOTS

FIFA inspiring girls and boys to play football FIFA’s Grassroots programme is the core foundation of our development mission, aimed at encouraging girls and boys around the world to play and enjoy football without restrictions. Grassroots focuses on the enjoyment of the game through small-sided team games, and teaching basic football technique, exercise and fair play. For more information visit FIFA.com


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