NR. 7, 7. DEZEMBER 2013
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
Nach dem Final Draw
DIE WEGE ZUM GLÜCK RAYMOND DOMENECH: FRANKREICH ERWARTET EINIGES
USA: DER FUSSBALL LEGT ZU
MONTSERRAT: GUTE AUSSICHTEN W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
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Major League Soccer Die “amerikanischen” Sportarten Baseball, American Football, Basketball und Eishockey bekommen Konkurrenz: Der Fussball vermag in den USA eine grosse gesellschaftliche Klammer zu bilden.
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Süper Lig Wirbel im Umfeld von Galatasaray Istanbul: Eine improvisierte Ansprache von Didier Drogba gibt zu reden. Amtet der neue Coach Roberto Mancini nur in Gnaden seines prominenten Spielers?
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“In Frankreich wird viel erwartet” Raymond Domenech musste als französischer Nationaltrainer jahrelang Kritik einstecken. Heute blickt er mit Gelassenheit zurück. Ein Gespräch über seine Nachfolger, die WM 2014 und das System Guardiola.
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Peter Vermes Mit Sporting Kansas City im Aufwind
Andrew Julius Spieler von Montserrat
D ie beste WM überhaupt? England 1966 war spektakulär, “Italia 90” grossartig. Aber es gibt gute Gründe dafür, dass Brasilien 2014 zur besten WM überhaupt werden kann. Dazu braucht es Qualität, Dramatik und gute Anekdoten.
Sepp Blatter Eine Liebeserklärung an Brasilien: Der FIFA-Präsident erzählt, wie er die Seleção schon als Junge in den Lokalen mitverfolgte: “Pelé, Zagallo und Garrincha waren meine Helden.”
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“ Guantanamera!” Unvergesslich, simpel, charmant: “Guantanamera” ist der vielleicht schönste Ohrwurm der Geschichte. Worum es im Lied geht, und weshalb der Song so entspannend wirkt.
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Südamerika 10 Mitglieder 5,5 WM-Plätze www.conmebol.com
Montserrat Sie spielen nicht um die WM-Teilnahme und haben auch keine Stars im Team. Dafür verfügt Montserrat über Leidenschaft und einen Trainingsplatz mit der schönsten Aussicht der Welt. Eine Momentaufnahme in der Karibik.
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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder 3,5 WM-Plätze www.concacaf.com
Die WM-Gruppen stehen! Die 32 Teams sind zugeteilt, die 8 WM-Gruppen für 2014 stehen fest: Der The-FIFA-Weekly-Chefredakteur Thomas Renggli berichtet vom Auslosungsspektakel in Brasilien. Ausserdem: Welches Team hatte Losglück, welches nicht? Fakten und Analysen.
Turning point Fünf WM-Teilnahmen und Trainerjobs auf vier Kontinenten: Bora Milutinović reist seit Jahrzehnten um die Welt. Sein Glück fand der Serbe in Mexiko.
Sepp Blatter Schöne Erinnerungen an Brasilien
Gruppen A – C Gruppe A
Gruppe B
Gruppe C
Brasilien
Spanien
Kolumbien
Kroatien
Niederlande
Griechenland
Mexiko
Chile
Elfenbeinküste
Kamerun
Australien
Japan
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D I E WO C H E I N D E R W E LT D E S F U S S B A L L S
Europa 53 Mitglieder 13 WM-Plätze www.uefa.com
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Raymond Domenech Im Interview
NR. 7, 7. DEZEMBER 2013
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
Nach dem Final Draw
DIE WEGE ZUM GLÜCK RAYMOND DOMENECH: FRANKREICH ERWARTET EINIGES
USA: DER FUSSBALL LEGT ZU
MONTSERRAT: GUTE AUSSICHTEN W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
Die Wege zum Glück Unser Titelbild ziert Cafu, der brasilianische Weltmeister von 1994 und 2002. Nach der Auslosung der acht WM-Gruppen ahnen die 32 Teams, was sie in der ersten Phase des Turniers erwartet. Didier Drogba Gesprächsthema bei Galatasaray Istanbul
Cover: Buda Mendes/Getty Images Inhalt: Getty Images, AFP
Bora Milutinović Turning Point der Trainerlegende
Gruppen D – H Gruppe D
Gruppe E
Gruppe F
Gruppe G
Gruppe H
Uruguay
Schweiz
Argentinien
Deutschland
Belgien
Costa Rica
Ecuador
Bosnien-Herzegowina
Por tugal
Algerien
England
Frankreich
Iran
Ghana
Russland
Italien
Honduras
Nigeria
USA
Korea
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Handschlag unter Weggefährten: Nelson Mandela (r.) empfängt den FIFA-Präsidenten Blatter in Johannesburg (2008).
Mandelas Beispiel Thomas Renggli, Costa do Sauípe
Chris Ricco/Backpagepix
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as brasilianische Baderesort Costa do Sauípe ist eine in sich geschlossene Welt: Hotelkomplexe, ein Golfplatz, Tennisanlagen, Fahrradverleihe, Poollandschaften und weisser Sandstrand so weit das Auge reicht. Diese Welt veränderte sich in der vergangenen Woche kaum, als die vorweltmeisterliche Hektik im Umfeld der Gruppenauslosung ihren Höhepunkt erreichte. Nur die Kundschaft war anders: Anstelle der Golflehrer und Barmädchen waren die Trainer der WMTeilnehmer die gefragtesten Ansprechpartner, anstatt der Reisebüros hatten die FIFA und das lokale WM-OK, das LOC, das letzte Wort. Und dann drang am Donnerstag eine Meldung in den sonnigen Mikrokosmos, die alle auf dem falschen Fuss erwischte – der Tod von Nelson Mandela, dem südafrikanischen Friedensnobelpreisträger. Topfeinteilungen und fussballerische Voraussagen rückten in den Hintergrund. Die Reporterin von Globo TV legte ihr Mikrofon zur Seite. Die Fussballlegende Pelé sagte spontan: “Mandela war mein
Held.” Kaum ein Mann prägte die Weltgeschichte auf friedliche Weise im vergangenen Jahrhundert so stark wie der grosse Freiheitskämpfer und Staatsmann, der sich auch durch 27 Jahre Haft nicht von seinen Idealen und seinem Glauben abbringen liess und Südafrika vom Regime der Apartheid befreite. FIFA-Präsident Blatter verbindet eine enge Beziehung zu Mandela. Auf die Todesnachricht reagierte er erschüttert: “In tiefer Trauer nehme ich Abschied von einer ausserordentlichen Persönlichkeit, einem der wohl grössten Humanisten unserer Zeit und einem lieben Freund.” Er liess die 209 Flaggen der Mitgliedsverbände am FIFA-Hauptsitz in Zürich auf Halbmast setzten. Die kommenden internationalen Spiele beginnen mit einer Schweigeminute. Blatter erlebte Mandelas Ausstrahlung und Kraft mehrmals: “Als er während des WM-Finals 2010 von der Menge bejubelt und gefeiert wurde, verlor alles andere an Bedeutung. Mandela war ein Mann der einfachen Leute, ein Mann ihrer Herzen. Jener 11. Juli war einer der ergreifendsten Momente meines Lebens”, so der FIFA-Präsident. T H E F I FA W E E K LY
Die Geschichte der Apartheid ist auch die Geschichte des südafrikanischen Fussballs, der immer der Sport der dunkelhäutigen Bevöl kerung war – im Gegensatz zu Rugby oder Cricket. Erst 1994 kam die Wiedervereinigung des “schwarzen” und des “weissen” Verbandes. Die Austragung der WM-Endrunde 2010 war ein starkes (sport)politisches Zeichen. “Mit Nelson Mandela hat mich der feste Glaube an die einzigartige Kraft des Fussballs verbunden, der die Menschen friedlich und freundschaftlich zu vereinen und als Lebensschule grundlegende soziale und erzieherische Werte zu vermitteln vermag”, sagte Blatter in Brasilien über Mandela. Mandela personifizierte die WM 2010. Es wäre in seinem Sinne, wenn auch die Folge-WM, die WM 2014 in Brasilien, ein grosses Fest für alle würde. Å
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Mandela, Samba und Pelé Viva Brasil! Der Gastgeber feiert sich an der Auslosungsshow zur WM 2014 in Costa do Sauípe selbst – und läutet damit ein farbenfrohes Fussballfest ein.
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Shaun Botterill
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Protagonisten des Spektakels. Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff mit FIFA-Präsident Joseph S. Blatter, Weltmeistercoach Vicente del Bosque mit dem World Cup, Margareth Menezes und Olodum, FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke und die Moderatorin Fernanda Lima beim Draw, die 32 Coaches der Nationalteams, die Legende Pelé (von links oben nach rechts unten).
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Thomas Renggli, Costa do Sauípe
rasilien zauberte an der WMAuslosung so, wie die Seleção in einem halben Jahr spielen soll: mit Tempo, Rhythmus und Kreativität. Die ersten Minuten der Auslosung gehörten aber dem Mann, der entscheidend dazu beigetragen hatte, dass die WM 2010 auf den afrikanischen Kontinent gebracht wurde: Nelson Mandela. FIFA-Präsident Blatter eröffnete an der Seite der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff den Anlass mit einer Schweigeminute. Dann forderte er zu Fröhlichkeit auf: “Lassen Sie uns der Menschlichkeit und dem Frieden gedenken – es wäre jetzt aber im Sinne von Nelson Mandela, der Lebensfreude freien Lauf zu lassen. Geniessen Sie das Leben – geniessen Sie den Fussball. Die WM 2014
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wird die beste aller Zeiten”, sagte Blatter. Rouseff legte nach: “Nirgendwo ist der Fussball so sehr Teil der Lebenskultur wie bei uns.” Oktett aus Schicksalsgöttern 27 Wochen vor dem WM-Kick-off lag das Schicksal der Teams in den Händen von acht Vertretern der bisherigen Weltmeister: Cafu (Brasilien), Fernando Hierro (Spanien), Zinédine Zidane (Frankreich), Fabio Cannavaro (Ita-
lien), Lothar Matthäus (Deutschland), Alcides Ghiggia (Uruguay), Geoff Hurst (England) und Mario Kempes (Argentinien) griffen in die Los-Schalen. Ein Vertreter dieses Oktetts nahm sogar entscheidenden Einfluss auf das Protokoll der von FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke geleiteten Ziehung: Lothar Matthäus. Der Deutsche monierte während der Hauptprobe, dass bei der Zuordnung des europäischen Teams aus Topf 4 zu einem der vier Süd-
“Es ist im Sinne Nelson Mandelas, dass der Lebensfreude freien Lauf gelassen wird.” FIFA-Präsident Blatter
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amerikanern aus Topf 1 am Schluss drei Kugeln ungeöffnet blieben: “Ich bin sicher, dann hätte jemand behauptet, auf die vier Kugeln waren nicht alle Länder verteilt.” Die FIFA nahm die Kritik von Matthäus sofort auf und wiederholte am Morgen vor der Auslosung die Hauptprobe: “Es macht mich stolz, dass ausgerechnet mir das aufgefallen ist”, sagte der neue Herr der (Los-)Bälle. Virtuosität als Menschenrecht Auffallend war auch das brasilianische Staraufgebot. Generationen-, geschlechter- und “artenübergreifend”: Ronaldo, Bebeto, Marta und Maskottchen Fuleco gaben sich vor den 3200 geladenen Gästen und Medienvertretern die Ehre. Doch über allen stand Pelé – die Identifikationsfigur eines ganzen Landes und (neben Muhammad Ali) wohl der berühmteste Sportler der Geschichte: “Als Brasilien 1950 zu Hause die WM gegen Uruguay verspielte, sah ich meinen Vater weinen. Ich möchte nicht, dass mich meine Kinder im nächsten
“Nirgendwo ist der Fussball so sehr Teil der Lebenskultur wie bei uns.” Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff
Juli weinen sehen. Brasilien ist bereit”, sagte der einzige Fussballer, der in seiner Karriere drei WM-Titel errang. Die Zeit, in der in Brasilien die Erfolge der Fussball-Nationalmannschaft alle Probleme in den Hintergrund rückten, ist zwar vorbei. Das machte der Konföderationen-Pokal im vergangenen Sommer deutlich. Und trotzdem hat die WM 2014 das Potenzial, zum sporthistorischen Ereignis zu werden. Nach 64 Jahren kehrt der Sportanlass dorthin zurück, wo Ästhetik und Virtuosität zum fussballerischen Menschenrecht gehören. T H E F I FA W E E K LY
Auf die athletische Dominanz der europäischen Mannschaften angesprochen sagte Pelé: “Glücklicherweise geht es im Fussball nicht nur um die Physis – auf die Technik kommt es an.” Pelé lebte diesen Satz als Fussballer – und seine Landsleute machen es ihrem Idol in der Annäherung an die WM nach. Sie haben in den vergangenen Tagen im hochsommerlichen Costa do Sauípe gezeigt, was in einem halben Jahr in Brasilien zu erwarten ist: Gastfreundschaft, Begeisterung, Herzlichkeit. Karneval im Juni und im Juli 2014 – Festspiele im Land der unbegrenzten Fussball-Möglichkeiten. Å 9
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Spanien – Niederlande: 2010 im Finale, 2014 in der Vorrunde. Der Spanier Andrés Iniesta erzielt das entscheidende 1:0 (u. Rafael van der Vaart).
Die Halbbrüder Boateng im Clinch. Jérôme (l., Deutschland) und Kevin-Prince (Ghana) an der WM 2010 (1:0). In Brasilien kommt es zur Revanche.
Bruderduell und Vatermord Perikles Monioudis
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ie Welt ist neu geordnet – zumindest die Welt des Fussballs. Die Auslosung der WM-Gruppen in Costa do Sauípe hat dafür gesorgt, dass die vermeintlich besten Teams die vermeintlich besten Chancen auf den WM-Titel 2014 haben: Die Gesetzten zieren die Gruppenköpfe, die restlichen Teams wurden über die Konföderationen hinweg den Gruppen zugeordnet. So weit die Theorie. Welche Konstellationen fallen nun auf? Gastgeber Brasilien hat in Gruppe A eher leichtes Spiel, um weiterzukommen – gegen Kroatien im Eröffnungsspiel am 12. Juni in São Paolo, gegen Mexiko und gegen Kamerun. Titelverteidiger Spanien muss zwar im ersten Spiel der Gruppe B durch ein Déjà-vu des 10
WM-Finals 2010 gegen die Niederlande, das La Roja (1:0 nach Verlängerung) gewann. Dann aber warten mit Chile und Australien kleinere Gegner. “Todesgruppe” D Die stärkste Besetzung weist Gruppe D auf. Uruguay, die Nummer 6 der Welt, trifft mit England und Italien – die im Amazonas gegeneinander spielen werden – auf zwei europäische Teams. Mindestens eine dieser drei Mannschaften, die auch gegen Costa Rica antreten müssen, wird das Aus bereits in der Gruppenphase ereilen. Die zweitstärkste Gruppe vereint Deutschland, Portugal, Ghana und die USA. Dabei kommt es zu zwei persönlichen Duellen von Brisanz. Die Halbbrüder Jérôme Boateng (Deutschland) und Kevin-Prince Boateng (GhaT H E F I FA W E E K LY
na) werden ihrer wechselhaften Geschichte ein weiteres, wiederum global beachtetes Kapitel hinzufügen können. In der Gruppenphase der WM 2010 bezwang Jérôme seinen um ein Jahr älteren Halbbruder noch 1:0. Reizvoll ist auch das Wiedersehen von Coach Jogi Löw (Deutschland) mit seinem Ziehvater Jürgen Klinsmann (USA). Gemeinsam zeichneten sie an der WM 2006 für das deutsche “Sommermärchen” verantwortlich. Nun könnte Löw aus dem Schatten Klinsmanns heraustreten – wenngleich die Spiesse ungleich lang sind. Denn die USA sind weniger stark einzuschätzen als der dreifache Weltmeister. An der WM 1998 war Klinsmann noch Torschütze gegen die USA. Zu allem Überfluss tritt der sehr formstarke Cristiano Ronaldo in der Gruppe G auf den Plan. Für den portugiesischen Superstar könnte diese WM den Durchbruch in die allerhöchsten Sphären des Spiels bedeuten. Vorausgesetzt, sein Team, das sich erst im Playoff gegen Schweden für die Endrunde qualifizierte, vermag gut aufzuspielen.
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Der Chef und sein Co-Trainer. Jürgen Klinsmann (r., Nationaltrainer Deutschland) und Joachim Löw am Confederations Cup 2005.
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“England und Italien treffen im Amazonas aufeinander.” Über die Gruppen hinaus Wie Brasilien hat es auch das argentinische Team mit dem vierfachen Weltfussballer Lionel Messi (in der Gruppe F mit WM-Neuling Bosnien-Herzegowina, Iran und Nigeria) mit Gegnern zu tun, die ihm nicht das Wasser reichen können. Spannend hingegen dürfte es in der Gruppe H werden. Das überraschend starke belgische Team trifft auf Algerien, Russland und Südkorea – und könnte im Achtelfinale Deutschland begegnen. Aufsehenerregend wäre auch ein frühes K.-o.-Rundenspiel zwischen Brasilien und der Niederlande. Im Viertelfinale dann könnte für den Gastgeber das italienische Team anstehen – und für den Titelverteidiger das uruguayische. Spätestens dann wird sich weisen, ob die gesetzten Teams sich auch wirklich durchsetzen können. Denn das Turnier beginnt, wie der Volksmund sagt, erst nach der Gruppenphase. Å
Roy Hodgson: “Wir haben eine Chance.” Joachim Löw (Deutschland): “Ich akzeptiere es so, wie es ist. Die USA mit Jürgen Klinsmann in der Gruppe zu haben, ist schon etwas ganz Besonderes.” Jürgens Klinsmann (USA): “Der Fussball schreibt diese verrückten Geschichten. Aus amerikanischer Sicht ist das eine Wahnsinnsgruppe. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren Selbstvertrauen aufgebaut und glauben, da durchzukommen.” Paulo Bento (Portugal): “Deutschland ist Favorit. Aber unsere Ambitionen hängen nicht von der Gruppe ab. Wir wollen ins Achtelfinale und dafür werden wir kämpfen.” Luiz Felipe Scolari (Brasilien): “Es ist besser, gegen ein europäisches Team zu starten, weil es sich erst an das Wetter und andere Faktoren gewöhnen muss.” T H E F I FA W E E K LY
Roy Hodgson (England): “Es ist eine schwere Gruppe. Wir haben mit Uruguay und Italien praktisch zwei top-gesetzte Teams als Gegner. Wenn wir gut vorbereitet sind, haben wir eine Chance.” Didier Deschamps (Frankreich): “Wichtig ist, dass wir das erste Spiel gegen Honduras gewinnen. Ich bin froh, dass wir nicht zu Beginn gegen die Schweiz antreten müssen.” Fabio Capello (Russland): “Die Auslosung ist für uns nicht schlecht. Wir spielen im Zentrum Brasiliens. Ich bin glücklich.” Vicente del Bosque (Spanien): “Gut, dass wir zuerst gegen die Niederlande spielen, so starten wir auf dem höchsten Level und müssen von Anfang an konzentriert sein.” (asc) Å
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BLICK IN DIE LIGEN
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N USA: Major League Soccer
Über das Wesen der Identität
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“Der Fussball kann bald so amerikanisch sein wie Baseball.”
David Winner ist Autor und Journalist in London. Zu seinen Büchern über Fussball gehören “Brilliant Orange” und “Dennis Bergkamp: Stillness and Speed”.
Real Salt Lake City und Sporting Kansas City mögen nicht den Glamour der grossen Metropolen versprühen, den manch einer beim MLS Cup – dem Höhepunkt des amerikanischen Vereinsfussballs – an diesem Samstag erwarten würde. Aber die beiden Teams stehen exemplarisch für die rasante und tiefgreifende Veränderung des Sports in Amerika. Andere Fussballländer neigten mitunter dazu, auf Nordamerika herabzublicken. Ein britischer Journalist witzelte einst, MLS stehe für “Mächtig lausigen Soccer”. Mit Simon Kuper hingegen stellte ein anderer fest: “Entgegen der allgemeinen Vorstellung im Ausland haben sich die USA mittlerweile zu einer echten Fussballnation entwickelt.” Das Finale am Samstag findet im Sporting Park statt, einem reinen Fussballstadion in Kansas City. Und man darf ein schnelles und technisch reifes Spiel auf dem Rasen sowie gute Stimmung auf den Rängen erwarten. Analog zu den Teams aus dem pazifischen Nordwesten kann auch Sporting Kansas City auf eine glühende Anhängerschaft zählen, die sich vor den Fangruppen der mittelgrossen Klubs in Europa oder Südamerika nicht verstecken muss.
Sein 20-jähriger, in Kalifornien geborener Star Luis Gil hat dafür sogar ein Angebot des FC Arsenal ausgeschlagen. Der kreative, technisch versierte Regisseur, dessen Stil eher der südamerikanischen Tradition als dem athletischen Spiel der US-Boys folgt, wird gern auch als “die Zukunft des amerikanischen Fussballs” bezeichnet.
Zuschauer in die Stadien. Doch die Liga bestand nur bis 1984. Gleichzeitig bahnte sich eine Revolution an: Immer mehr Kinder spielten Fussball in der Schule, und neue Medien (zunächst TV-Kanäle für die jeweiligen ethnischen Gruppen, später das Internet) brachten die beliebteste Sportart der Welt auch in die amerikanischen Wohnzimmer.
Fussball wird in den USA oft als fremdländisches Spiel angesehen. Gleichwohl hat der Sport tiefe amerikanische Wurzeln. In den 1920er-Jahren strömten die Zuschauer aus der Arbeiterklasse in den Städten des Nordostens in Scharen zu Spielen von Vereinen wie Bethlehem Steel und Fall River Marksmen in der American Soccer League. Doch die Liga stellte 1933 den Spielbetrieb nach einigen Querelen ein und hinterliess ein sportliches Vakuum, das nach dem Zweiten Weltkrieg durch die NFL gefüllt wurde, was American Football zur dominierenden Sportart in den Wintermonaten werden liess. Der Fussball fristete fortan ein Schattendasein als Spiel der Einwanderer und Ausländer.
In den vergangenen zehn Jahren scheint dieser Prozess eine magische Schwelle genommen zu haben: Die Amerikaner schauen sich nun Spiele der Top-Ligen anderer Länder auf MainstreamKanälen an und kennen sich im Fussball genauso gut aus wie jeder andere auch.
In den 1970er-Jahren erlebte die Sportart in Gestalt der schillernden North American Soccer League (NASL) eine Auferstehung. Weltstars wie Pelé oder Franz Beckenbauer lockten auch wieder
Während die US-amerikanische Frauenmannschaft WM-Titel erringen und sich zu einem nationalen Phänomen entwickeln konnte, zahlte sich die bodenständige Strategie der MLS ebenfalls aus. Seit dem Jahr 2000 ist der Zuschauerschnitt bei den Spielen der MLS um 35 Prozent auf 18 600 gestiegen. Die Männer-Nationalmannschaft, die früher Probleme hatte, sich überhaupt für eine WM-Endrunde zu qualifizieren, ist mittlerweile eine gestandene Grösse auf dem internationalen Parkett. Darüber hinaus hat sich eine ausgeprägte Fankultur in Amerika entwickelt. Obwohl Fussball in den
Chris Nicoll/Reuters
Mit dem Heimvorteil im Rücken geht das vom charismatischen Trainer Peter Vermes trainierte Sporting als Favorit in die Partie. Real Salt Lake symbolisiert im Gegensatz dazu den demografischen und kulturellen Wandel. Das Team aus dem Bundesstaat Utah spiegelt die wachsende hispanische Bevölkerung in den Vereinigten Staaten wider, ist stolz auf seine lateinamerikanischen Wurzeln und pflegt einen entsprechenden Spielstil. Der Name des Teams ist auch auf eine offizielle Kooperation mit Real Madrid zurückzuführen. Die Trikotfarben – dunkelrot und kobaltblau mit goldenen Streifen – erinnern an jene der spanischen Nationalmannschaft. Jason Kreis, Trainer von Real Salt Lake und einer der besten seiner Zunft im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, hat mehrere Spieler aus Mittelund Südamerika in seine Mannschaft eingebaut.
MLS-Impression: Robbie Findley und Chris Schuler (v.l.; Real Salt Lake) vor dem Portland-TimbersTorhüter Donovan Ricketts (Ende November). T H E F I FA W E E K LY
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Uruguay: Primera División
“Der Guardiola Uruguays” Jordí Punti ist Romanautor und
Oftmals heisst es, die zunehmende Popularität des Fussballs bedrohe die anderen grossen Sportarten des Landes. Doch Professor Peter Alegi, ein in Italien geborener Historiker und Fussballexperte an der Michigan State University, behauptet, dass genug Raum vorhanden ist, damit sich alle Sportarten entfalten können. Er prophezeit sogar, dass Fussball in naher Zukunft als genauso amerikanisch wie American Football, Baseball, Basketball oder Eishockey empfunden werden könnte. “Vor vierzig Jahren hätten die Leute darüber noch gelacht, aber Fussball hat die wunderbare Kraft, Menschen verschiedener Nationalitäten, Ethnien, Rassen, Klassen und Geschlechter zusammenzubringen und eine Art gemeinsame Kultur zu schaffen. In Amerika ist das von grosser Bedeutung, da die Bevölkerung derart vielfältig ist, dass es nur wenige Dinge gibt, mit denen jeder etwas anfangen kann. Der Fussball stellt langsam aber sicher eine solche gemeinsame Grundlage dar. In 20 Jahren sprechen wir vielleicht darüber, wie Fussball das Wesen der amerikanischen Identität einfängt.”
Verfasser zahlreicher Fussball- Features in den spanischen Medien.
Jedes Land hat ganz eigene Gründe dafür, warum man bei der WM in Brasilien dabei sein möchte. Uruguay hat sich ein besonders ehrgeiziges Ziel gesteckt. Nachdem die “Celeste” sich über die Playoff-Runde gegen Jordanien qualifiziert hat, wollen die Uruguayer unbedingt den berühmten “Maracanazo” wiederholen. Sicher erinnern Sie sich daran: Bei der WM 1950 setzte sich die “Celeste” in der letzten und entscheidenden Partie in der Höhle des Löwen mit 2:1 gegen Brasilien durch. Nie hat es ein Spiel mit grösserer Dramatik gegeben, mit so vielen Helden und Buhmännern. Nie wurden in einem Stadion so viele Tränen vergossen wie in dem an diesem Abend im mit 177 000 Zuschauern bis auf den letzten Platz gefüllten Maracanã. Ein Spiel der Superlative.
TV-Comedians wie Stephen Colbert hatten die Lacher schnell auf ihrer Seite, wenn Sie Fussball als “langweilig” verspotteten. Doch das war einmal. Die heutige Lage lässt sich vielleicht am besten mit einem Beispiel aus der Politik wiedergeben: Präsident Reagan begann seine öffentliche Laufbahn einst als Kommentator von Baseballspielen im Radio. Später spielte er in einer Filmrolle den American-Football-Star George “The Gipper” Gipp und legte damit den Grundstein für sein Image als Mann aller Amerikaner. Der heutige Bewohner des Weissen Hauses betont gern seine Sportleidenschaft. Vor drei Monaten filmten Fernsehkameras Präsident Obama, wie er in New York spontan und voller Begeisterung am Fussballtraining einer Schülermannschaft teilnimmt. “Ich kam gerade vorbei und dachte, ok, ich will auch ein bisschen kicken”, so Obama. Å
Begehrter Coach: Guillermo Almada (Club Atletico River Plate de Montevideo). 14
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Dieser Tag, der für die brasilianische Seleção der schwärzeste Tag in der Geschichte war, brachte der uruguayischen Auswahl Ruhm und Ehre. Die erneute Teilnahme an einer Weltmeisterschaft in Brasilien ist daher Grund genug, sich daran zu erinnern. Vor einigen Tagen veröffentlichte der Sportartikelhersteller Puma, der auch das uruguayische Nationalteam ausrüstet, anlässlich der erfolgreichen Qualifikation ein Video, das den “Maracanazo” auf humorvolle Weise in Erinnerung ruft. Darin sieht man ein himmelblaues Gespenst, dass durch Rio de Janeiro geistert und die Einwohner erschreckt. Es trägt die Rückennummer 50 und wir können es dabei beobachten, wie es an der Copacabana Fussball spielt, in einem Sambadrom tanzt, durch eine Favela streift und mit ausgebreiteten Armen durch ein virtuelles Maracanã-Stadion geht. Am Ende des Videos dann die Bildunterschrift: “Das Gespenst von 1950 ist schon in Brasilien”. Es stimmt schon, dass das Bettlaken des Gespenstes schon reichlich zerschlissen ist, und die Helden des “Maracanazo” könnten heute wohl nicht mehr viel ausrichten. Aber der Geist symbolisiert den grossen Traum eines kleinen Landes. Wenn man schon zweimal Weltmeister geworden ist, warum sollte es dann nicht ein drittes Mal klappen? Ausserdem ist die Nationalmannschaft das einzige Team, in dem die besten Spieler Uruguays zusammenkommen können: Cavani, Suarez, Martin Caceres, Stuani, Godin, Maxi Pereira ... Fast alle Stammspieler sind in Europa aktiv und die uruguayische Liga repräsentiert nur in sehr begrenztem Masse das ganze Land. Von den 18 Teams, die derzeit in der ersten Liga aktiv sind, stammen nur 4 nicht aus Montevideo. Die anderen 14 Mannschaften verteilen sich auf die unterschiedlichen Stadtviertel der Landeshauptstadt. Das bringt eine Reihe städtischer Rivalitäten mit sich, die im Grunde der Inbegriff des Strassenfussballs sind. Im Westen der Stadt gibt es das Lokalderby zwischen Fenix und Racing Club. Im Stadtviertel Prado gibt es eine dreigleisige Rivalität zwischen den Wanderers, Bella Vista und River Plate. In Cerrito bestreiten CS Cerrito und Rentistas den Klassiker. Und dann gibt es zwischen all diesen Lokalderbys den Superclasico Uruguays, in dem sich Penarol und Nacional gegenüberstehen, die beiden Klubs, die die meisten Ligatitel auf sich vereinen. In der 80-jährigen Geschichte der Profiliga konnte nur zehnmal ein anderes Team den Titel gewinnen. In der aktuellen Saison könnte dieser Fall nun erneut eintreten. Zwei Spieltage vor Schluss ist Penarol nämlich bereits aus dem Rennen und Nacional rangiert
Raul Arboleda/AFP
südlichen Staaten noch nicht den ganz grossen Stellenwert geniesst, können Teams wie die Portland Timbers oder die Seattle Sounders auf eine beeindruckende Anhängerschaft zählen. Und die US-Nationalmannschaft wird von den unbändigen, bunten Fans der Sam’s Army lautstark unterstützt.
mit spielerisch wenig überzeugenden Auftritten auf dem zweiten Platz. Ausserdem setzte sich im Superclasico der Apertura-Meisterschaft Penarol auswärts mit 3:2 gegen Nacional durch – in einer Partie, bei der es zu zahlreichen Vorfällen zwischen den Fans beider Klubs kam und der Schiedsrichter das Spiel für zehn Minuten unterbrechen musste. Den Sieg erlebte man bei Penarol als einen Akt des Stolzes nach dem Motto: “Wenn wir den Titel nicht gewinnen können, kriegt ihr ihn auch nicht.” Nacional hat zwar genau wie Danubio und Rentistas noch Chancen, in der besseren Ausgangssituation befindet sich derzeit allerdings River Plate. River konnte in seiner Vereinsgeschichte bisher nur einen zweiten Platz für sich verbuchen – und zwar im Jahre 1992. In dieser Saison darf das Team jedoch hoffen, und der Trainer hätte sicher auch nichts gegen einen Titel einzuwenden. Guillermo Almada, auch bekannt als “Guardiola Uruguays”, wurde in der letzten Saison zum besten Trainer gewählt und hat sein Team dieses Jahr auf ein gutes spielerisches Niveau gebracht. Dennoch denkt Almada derzeit über ein formelles Angebot des peruanischen Klubs Alianza Lima nach, bei dem er im Januar das Ruder übernehmen könnte. Die Fangemeinde von River hofft nun darauf, dass er mit einem Gewinn des Apertura-Turniers vom Bleiben überzeugt werden kann. Fest steht im Augenblick jedoch nur eines: Die Meisterschaft wird ein Klub aus Montevideo gewinnen. Å
Türkei: Süper Lig
Animator Drogba Sven Goldmann ist Fussball experte beim “Tagesspiegel” in Berlin.
Die Süper Lig lud zum Spitzenspiel und sie bekam ein Spektakel: sechs Tore, acht Gelbe Karten und zwei Platzverweise. Am Ende hiess es 3:3 zwischen Tabellenführer Fenerbahce und dem Dritten Besiktas in einem der zahlreichen Stadtderbys, die Istanbuls Fussballalltag prägen. Fenerbahces Raul Meireles flog schon nach einer halben Stunde vom Platz, zwanzig Minuten vor Schluss folgte ihm Necip Uysal von Besiktas. Dirk Kuijt schoss kurz vor Schluss das 3:3, sodass Fenerbahce weiterhin an der Spitze thront. Für den Klub aus dem asiatischen Teil Istanbuls ist es eine kleine Kompensation dafür, dass er beim ganz grossen Fussball noch ein Weilchen zuschauen muss. Wegen
des Manipulationsskandals 2011 ist Fenerbahce von der Uefa für die kommenden drei Jahre von allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen worden. Mindestens genauso schlimm ist es für die Fans im Sükrü-Saracoglu Stadion, dass der grosse Rivale Galatasaray jetzt einen türkischen Alleinvertretungsanspruch in der Champions League erheben darf. Seit Jahrzehnten schon sind Fenerbahce und Galatasaray erbitterte Rivalen im Kitalar Arasi Derbi, dem interkontinentalen Derby Istanbuls. Galatasaray ist im europäischen Stadtteil Beyoglu zu Hause und gastierte am Sonntag beim Nachbarn Kasimpasaspor. Das Spiel endete 1:1 und steht damit symbolisch für Galatasarays Leistungen in dieser Saison. Der Klub unterhält einen grossartigen Kader mit Spielern wie Didier Drogba, Wesley Sneijder oder Emmanuel Eboué. Der Erfolg ist nicht ganz so grossartig. Nach dem 13. Spieltag beträgt der Rückstand auf Fenerbahce schon neun Punkte. Die bescheidenen Leistungen in der Süper Lig haben Fatih Terim vor ein paar Wochen den Zweittrainerjob bei Galatasaray gekostet. Seitdem betreut er nur noch die türkische Nationalmannschaft. Terims Nachfolger Roberto Mancini war gerade drei Wochen im Amt, da stand er schon im Verdacht, nur ein Trainer in Gnaden seines prominentesten Spielers zu sein. Das war vor dem Champions-League-Spiel gegen den FC Kopenhagen, als Didier Drogba ein paar Minuten vor dem Anpfiff auf dem Rasen eine improvisierte Mannschaftssitzung abhielt. Er ruderte dabei wild mit den Armen, sodass vor laufenden Kameras schnell der Eindruck entstand, er korrigiere die gerade in der Kabine ausgegebene Taktik seines Trainers. “Blödsinn!”, liess Mancini ausrichten und dass alles mit ihm abgesprochen sei, er selbst habe früher als Führungsspieler ähnlich agiert. Drogbas Ansprache muss sehr inspirierend gewirkt haben, denn Galatasaray siegte 3:1. Es war der bisher einzige Erfolg in dieser Champions-League-Saison und er nährt bis heute die Hoffnung, dass es noch etwas werden könnte mit dem Einzug ins Achtelfinale. Trotz einer mässigen Bilanz mit vier Punkten aus fünf Spielen und 14 Gegentoren. Das aber reicht in der Gruppe B zu Platz drei, zwei Punkte hinter Juventus Turin, das am Dienstag zum letzten Vorrundenspiel nach Istanbul kommt. Ein Sieg reicht Galatasaray zum Überwintern in der Champions League. Mal sehen, ob Didier Drogba wieder eine Rede hält. Å T H E F I FA W E E K LY
Frankreich: Ligue 1
“Revons plu s g ra nd” Sarah Steiner ist redaktionelle Mitarbeiterin vom The FIFA Weekly.
Zu Beginn des Jahrtausends wurde der französische Fussball von Olympique Lyon dominiert. Zwischen 2002 und 2008 gewann OL siebenmal in Serie die französische Meisterschaft – Ligarekord. Doch seit einigen Jahren haben sich die Kräfteverhältnisse verschoben. Nach einer Übergangsphase mit vier teils überraschenden Meistern scheint die neue Macht in Frankreich, trotz der ersten Saisonniederlage gegen Evian TG (2:0), Paris Saint-Germain zu sein – auch dank der Millionen des neuen Eigentümers aus Katar. Vielen ist das ein Dorn im Auge. Doch ist diese Entwicklung wirklich neu? Zwar ist PSG drei Jahre vor dem Aufkauf durch die Qatar Investement Authority im Jahr 2011 noch knapp dem Abstieg entronnen, doch die Einmischung von wohlhabenden Sponsoren liegt in der Tradition des Klubs. Schon bei seiner Gründung 1970 war das so. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Paris taten sich zusammen, um aus dem Zweitliga-Vorstadtklub Stade Saint-Germain und dem nur auf dem Papier bestehenden Paris FC einen grossen, konkurrenzfähigen Verein zu gründen. Ein Klub, der dieser Stadt würdig war. Der Aufstieg in die 1. Liga gelang. Paris Saint-Germain ist heute im französischen Fussballhimmel angekommen. Und Paris hat endlich den Klub, den sich die Stadt schon immer gewünscht hat. Ein Klub, der das verkörpert, was Paris verkörpert: Luxus, Eleganz, Reichtum – Attribute, mit denen sich Paris Saint-Germain umschreibt. Die perfekte Personifikation des PSG ist sein Starstürmer Zlatan Ibrahimovic. Im Prinzenpark – der Name ist Programm – demütigte sein Team letztes Wochenende Olympique Lyon gleich 4:0. Doch nicht allen gefällt der rasante Aufstieg. Auf der Fahrt zum Stadion in Paris wurden die Scheiben des PSG-Teambuses eingeschlagen. Im aufgeklebten Vereinsslogan “Revons plus grand” (Lasst uns grösser träumen) klaffte ein riesiges Loch. Aufhalten lässt sich Paris Saint-Germain von solchen Kleinigkeiten aber nicht. Das Ziel ist klar: den Wahlspruch umsetzten. Meisterschaft, Ligapokal, Coupe de France und Champions Leauge sind erklärte Ziele der Pariser. Die Konkurrenz mag sich um die restlichen Plätze streiten. Å
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DAS INTERVIEW
“Die Jungen werden gut sein müssen, das erwarten alle” Raymond Domenech stand als französischer Nationalcoach über Jahre in der Kritik. Trotzdem ist er sich immer treu geblieben. “Ich gebe meinen Nachfolgern keine R atschläge”, sagt er im Interview. “Sie haben andere Probleme als ich.”
Die französische Nationalmannschaft ist ein Team mit vielen jungen Spielern, wie zum Beispiel Paul Pogba oder Raphaël Varane. Werden Sie in an der WM in Brasilien das Heft in die Hand nehmen? Raymond Domenech: Die jungen Spieler haben jetzt die Gelegenheit ihre Qualität unter Beweis zu stellen. Wenn “das Heft in die Hand nehmen” bedeutet, zu beweisen, dass man der Aufgabe gewachsen ist, dann ja – mögen sie mit ganzem Herzen an die Sache herangehen! Sie werden gut sein müssen, das erwarten wir in Frankreich alle.
So ist das doch seit 1998. Die Franzosen erwarten, dass ihr Nationalteam systematisch alles gewinnt. Doch die Spieler haben nicht zwangsläufig die gleichen Talente wie die damalige Generation. Das ist das Schicksal aller Teams. Ausser den Brasilianern, die alle vier Jahre eine WM gewinnen können, sehen sich alle Länder mit der Generationenfrage konfrontiert. Es gibt Höhepunkte und schwerere Momente. Manche Mannschaften handhaben das besser als andere. Wie etwa die Deutschen, denen selbst dann, wenn sie sich an einem Tiefpunkt befanden, bei grossen Turnieren immer mindestens das Erreichen der Viertel- oder Halbfinals gelungen ist.
Warum ist den Franzosen kein so reibungsloser Übergang gelungen, wie den Deutschen? Es ist dieser Unterschied zwischen “Erben” und “Nachfolgern”. Für mich gab es eine Generation von Erben, die sich auf dem Erbe der Ehemaligen ausgeruht haben, aber nicht in der Lage waren, mit ihrem Können zum Aufbau des Gesamtgefüges beizutragen.
Fühlen Sie sich angesichts der Tatsache, dass es für Didier Deschamps schwer ist und dass Laurent Blanc stark in der Kritik stand, ein wenig rehabilitiert? Meine Nachfolger hatten nicht dieselben Probleme wie ich. Ich habe genug von den Menschen, die glauben, denjenigen, die das 16
Amt bekleiden, ständig Ratschläge geben zu müssen. Ich werde das nicht tun. Laurent hat seinen Teil geleistet, und Didier leistet gerade seinen. Ich hoffe, dass es funktionieren wird, denn ich bleibe ein grosser Unterstützer der französischen Mannschaft und wünsche mir, dass wir so weit wie möglich kommen.
Eine Philosophie und einen fussballerischen Zusammenhalt im ganzen Land durchsetzen: Könnte Frankreich dies erreichen? Unsere Kultur in Frankreich ist die Vielfalt, das kann eine Stärke sein, doch manchmal ist es auch erschwerend, wenn es darum geht, einen Zusammenhalt zu finden und einen Stil durchzusetzen. Dafür zu sorgen, dass alles taktisch, technisch und psychologisch zusammenpasst, ist das Wesen des Trainerberufs. Das ist nicht immer einfach. Alles kann sehr schnell zusammenstürzen. Manchmal reicht ein kleiner Luftzug.
Sie messen dem Zusammenspiel grosse Bedeutung zu. Das ist eine grundlegende Tugend des FC Barcelona. Was denken Sie über die Menschen, die sagen, das Spiel von Barcelona sei langweilig? Diese Menschen sollten die Sportart wechseln! Barcelona lässt den Ball nicht aus Prinzip laufen. Sie lassen ihn zirkulieren, um Lücken aufzureissen und Lösungen zu suchen. Sie ködern den Gegner, um ihn besser zu beobachten und zu destabilisieren. Und wenn man die defensive Arbeit Barças bei der Balleroberung betrachtet, sieht man, dass dies wahre Kunst ist. Das Fundament ist das Zusammenspiel, ob in der Offensive oder in der Defensive. Das Wesen des Fussballs ist die Beziehung, die man zwischen den einen und den anderen herstellt. Die Mittel sind der Ball und die Bewegung – plus die Magie des Kollektivs.
dischen Fussballs, die in der Zeit von Johan Cruyff eingeführt und seitdem im Klub weiterentwickelt wurde. Guardiola wurde als Spieler von dieser Kultur geprägt, zumal er als defensiver Mittelfeldspieler im Zentrum des Geschehens und der Bewegung stand. Es ist ein System, das auf Solidarität basiert und nur dann funktioniert, wenn alle gleichzeitig am selben Ort und im richtigen Moment ihre Arbeit machen.
Er hat aber auch bei Bayern München Erfolg. Das ist eine grosse Herausforderung … Dass es ihm gelungen ist, diese Kultur in München einzuführen, ist in der Tat beeindruckend. Man sieht ihr Kurzpassspiel und die Passstafetten, obwohl es am Anfang nicht ihrer Mentalität entsprach. Doch man muss dazu sagen, dass dies mit Spielern auf hohem Niveau machbar ist. Guardiola bringt sein taktisches Gepäck zu einem deutschen und europäischen Meister mit, dazu muss man robust sein, es erfordert eine sehr starke Überzeugung und die Fähigkeit, hier und da kleine Änderungen im Spiel vorzunehmen.
Sie scheinen eine Leidenschaft für den Aspekt des Trainerdaseins zu haben, der darin besteht, die Fussballer auszubilden? Die Ausbildung hat mich schon immer interessiert. Wenn ich wieder zum Fussball zurückkehren sollte, wäre das der Bereich, der mir gefiele. Sich um eine Jugendauswahl zu kümmern, um Zeit dafür zu haben, vorzubereiten, zu produzieren und zu gestalten, ist sehr motivierend. Denn man hat wirklich den Eindruck, etwas Nützliches zu tun. Å Mit Raymond Domenech sprach Fabrice Deschamps
Sie sind ein Bewunderer der früheren Arbeit von Pep Guardiolas in Barcelona? Ja, aber ich erinnere daran, dass Barce lona diese Spielweise schon vor Guardiola pflegte. Das ist die Tradition des niederlän T H E F I FA W E E K LY
Lesen Sie das vollständige Inter view unter: www.fifa.com
Name: Raymond Domenech Geburtsdatum/Geburtsort: 24. Januar 1952, Lyon Stationen als Spieler: 1970–1977 Olympique Lyon 1977–1981 Racing Strassburg 1981-1982 Paris SG 1982–1984 Girondins Bordeaux 1984–1986 FC Mulhouse Stationen als Coach: 1984–1988 FC Mulhouse 1988–1993 Olympique Lyon 1993–2004 Frankreich U-21
Blatel/Dukas/Sipa
2004–2010 Frankreich
T H E F I FA W E E K LY
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T R ANSI T BL AT T ER
Teheran–Doha–Rom Der Fussball schlägt Brücken, verbindet Völker, löst Konflikte. Dafür reist FIFA-Präsident Blatter um die Welt. Eine Illustration seiner letzten 33 Tage.
→ 6. und 7. November, Teheran: Treffen mit Irans Präsidenten Hassan Rohani. → 3. November, Lausanne: Meeting des International Olympic Committee.
→ 7. und 8. November, Abu Dhabi: U-17-Final Nigeria – Mexiko.
→ 22. November, Vatikan: Privataudienz bei Papst Franziskus.
→ 6. Dezember, Costa do Sauípe: WM-Gruppenauslosung für die WM 2014 in Brasilien.
Monika Fauler
→ 25. und 26. November, Kuala Lumpur: Annual Awards der Asian Football Confederation.
→ 9. November, Doha: Meeting mit Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani.
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T H E F I FA W E E K LY
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GRUPPE A
GRUPPE D
Brasilien 1 12. Juni, 17:00, Sao Paulo
–
Kroatien
:
Uruguay 7 14. Juni, 16:00, Fortaleza
–
Costa Rica
:
2 Mexiko 13. Juni, 13:00, Natal
–
Kamerun
:
8 England 14. Juni, 21:00, Manaus
–
Italien
:
7 1 Brasilien 17. Juni, 16:00, Fortaleza
–
Mexiko
:
23 Uruguay 19. Juni, 16:00, Sao Paulo
–
England
:
8 1 Kamerun 18. Juni, 15:00, Manaus
–
Kroatien
:
4 2 Italien 20. Juni, 13:00, Recife
–
Costa Rica
:
33 Kamerun 23. Juni, 17:00, Brasilia
–
Brasilien
:
39 Italien 24. Juni, 13:00, Natal
–
Uruguay
:
4 3 Kroatien 23. Juni, 17:00, Recife
–
Mexiko
:
40 Costa Rica – 24. Juni, 13:00, Belo Horizonte
England
:
Team
Punkte
Tore
Team
Punkte
Tore
1.
1.
2.
2.
3.
3.
4.
4.
GRUPPE B
GRUPPE E
Spanien 3 13. Juni, 16:00, Salvador
–
Niederlande
:
Schweiz 9 15. Juni, 13:00, Brasilia
–
Ecuador
:
4 Chile 13. Juni, 18:00, Cuiaba
–
Australien
:
0 1 Frankreich 15. Juni, 16:00, Porto Alegre
–
Honduras
:
9 1 Spanien – 18. Juni, 19:00, Rio de Janeiro
Chile
:
25 Schweiz 20. Juni, 16:00, Salvador
–
Frankreich
:
20 Australien 18. Juni, 13:00, Porto Alegre
–
Niederlande
:
26 Honduras 20. Juni, 19:00, Curitiba
–
Ecuador
:
35 Australien 23. Juni, 13:00, Curitiba
–
Spanien
:
1 4 Honduras 25. Juni, 16:00, Manaus
–
Schweiz
:
36 Niederlande 23. Juni, 13:00, Sao Paulo
–
Chile
:
42 Ecuador – 25. Juni, 17:00, Rio de Janeiro
Frankreich
:
Team
Punkte
Tore
Team
Punkte
Tore
1.
1.
2.
2.
3.
3.
4.
4.
GRUPPE C
GRUPPE F
Kolumbien – 5 14. Juni, 13:00, Belo Horizonte
Griechenland
:
Argentinien – 11 15. Juni, 19:00, Rio de Janeiro
Bosnien-Herzegowina
:
6 Elfenbeinküste 14. Juni, 19:00, Recife
–
Japan
:
2 1 Iran 16. Juni, 16:00, Curitiba
Nigeria
:
1 2 Kolumbien 19. Juni, 13:00, Brasilia
–
Elfenbeinküste
:
7 2 Argentinien – 21. Juni, 13:00, Belo Horizonte
Iran
:
22 Japan 19. Juni, 19:00, Natal
–
Griechenland
:
28 Nigeria 21. Juni, 18:00, Cuiaba
–
Bosnien-Herzegowina
:
7 3 Japan 24. Juni, 16:00, Cuiaba
–
Kolumbien
:
43 Nigeria 25. Juni, 13:00, Porto Alegre
–
Argentinien
:
38 Griechenland 24. Juni, 17:00, Fortaleza
–
Elfenbeinküste
:
44 Bosnien-Herzegowina – 25. Juni, 13:00, Salvador
Iran
:
Team
Punkte
Tore
–
Team
Punkte
Tore
1.
1.
2.
2.
3.
3.
4.
4.
GRUPPE G
VIERTELFINALE
Deutschland 3 1 16. Juni, 13:00, Salvador
–
Portugal
:
57 W49 4. Juli, 17:00, Fortaleza
– W50
:
4 1 Ghana 16. Juni, 19:00, Natal
–
USA
:
58 W53 4. Juli, 13:00, Rio de Janeiro
– W54
:
29 Deutschland 21. Juni, 16:00, Fortaleza
–
Ghana
:
59 W51 5. Juli, 17:00, Salvador
– W52
:
30 USA 22. Juni, 15:00, Manaus
–
Portugal
:
60 W55 5. Juli, 13:00, Brasilia
– W56
:
45 USA 26. Juni, 13:00, Recife
–
Deutschland
:
46 Portugal 26. Juni, 13:00, Brasilia
–
Ghana
:
Team
Punkte
Tore
1.
2.
3.
4.
HALBFINALE 61 W57 8. Juli, 17:00, Belo Horizonte
– W58
:
62 W59 9. Juli 17:00, Sao Paulo
– W60
:
:
:
GRUPPE H
SPIEL UM PL AT Z DREI
Belgien – 5 1 17. Juni, 13:00, Belo Horizonte
Algerien
:
6 1 Russland 17. Juni, 18:00, Cuiaba
Korea
:
1 3 Belgien – 22. Juni, 19:00, Rio de Janeiro
Russland
:
32 Korea 22. Juni, 13:00, Porto Alegre
–
Algerien
:
7 4 Korea 26. Juni, 17:00, Sao Paulo
–
Belgien
:
48 Algerien 26. Juni, 17:00, Curitiba
–
Russland
:
–
Team
Punkte
63 L61 12. Juli, 17:00, Brasilia
FINALE – W62 64 W61 13. Juli, 16:00, Rio de Janeiro
Tore
1.
2.
3.
4.
ACHTELFINALE – 2B 49 1A 28. Juni, 13:00, Belo Horizonte
:
50 1C – 2D 28. Juni, 17:00, Rio de Janeiro
:
51 1B 29. Juni, 13:00, Fortaleza
– 2A
:
52 1D 29. Juni, 17:00, Recife
– 2C
:
53 1E 30. Juni, 13:00, Brasilia
– 2F
:
54 1G 30. Juni, 17:00, Porto Alegre
– 2H
:
55 1F 1. Juli, 13:00, Sao Paulo
– 2E
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56 1H 1. Juli, 17:00, Salvador
– 2G
:
– L62
Hinweis: Lokale Anstosszeiten für Cuiaba und Manaus MEZ -4 Stunden, alle anderen Spielorte MEZ -3 Stunden.
Only eight countries have ever lifted the FIFA World Cup Trophy.
Yet over 200 have been winners with FIFA. As an organisation with 209 member associations, our responsibilities do not end with the FIFA World Cup™, but extend to safeguarding the Laws of the Game, developing football around the world and bringing hope to those less privileged. Our Football for Hope Centres are one example of how we use the global power of football to build a better future. www.FIFA.com/aboutfifa
FREE KICK
W E E K LY T O P 11
Die besten Fussball-Filme
Der CopacabanaIrrtum Thomas Renggli
W
er sich in diesen Tagen in weiten Teilen Europas auf einen Fussballplatz wagt, muss mit zwei (beziehungsweise vier) Dingen rechnen: mit nassen Füssen und kalten Ohren. Entspannter und entspannender präsentiert sich die Lage im brasilianischen Sommer: heiter bis wolkig, knapp 30 Grad – eine sanfte Meeresbrise im Haar und ein Glas Kokosmilch in Griffweite. Auch fussballerisch befinden wir uns im Land des fünffachen Weltmeisters in einer anderen Dimension. Hier liegt der Ursprung aller technischen Finten und fussballerischer Zaubertricks – hier hat der Bademeister mehr Ballgefühl im kleinen Zeh als die gesamte Schweizer Nationalmannschaft in 22 Füssen. Hier werden Strassenkinder zu Spielmachern und Schuhputzer zu Ballartisten. Angeblich. Tatort Rio de Janeiro. Der Sand ist weisser als das Trikot von Real Madrid. Die Jugend trägt Tangas. Brustvergrösserungen sind als Geburtstagsgeschenk hoch im Kurs. Doch wir lassen uns nicht ablenken. Schliesslich könnte man den nächsten Neymar, den weissen Pelé oder Ronaldinho beim Aufbautraining entdecken. Das Spiel heisst Fussballtennis. Die Hauptdarsteller scheinen sich zufälligerweise an der Bushaltestelle getroffen zu haben. Doch ihre Ballbehandlung liegt über dem Niveau des öffentlichen Verkehrs in Brasilien: mit dem Kopf, mit dem Fuss, vom Scheitel bis zur Sohle. Minutenlang bleibt der Ball in der Luft. Romario soll in den 1970er-Jahren so als erster an seiner Technik gefeilt haben. Heute jonglieren viele der 200 Millionen Brasilianer auf seinen Spuren. Ein paar Meter weiter wird dem Ball mit grösserer Ernsthaftigkeit nachgejagt: Quartier-Meisterschaft, 11 gegen 11 – ohne Schuhe, aber mit viel Kampfgeist und noch mehr Lärm. Hier findet der Besucher aus der Alten Welt
ihm vertraute Gepflogenheiten. Es ist wie früher auf der Strasse: der Untalentierteste steht im Tor, der Schiedsrichter ist an allem schuld. Die Spieler tragen die Trikots ihrer Vorbilder – in diesem Fall der Corinthians aus São Paulo und von Flamengo aus Rio. Die prominenten Farben können das grobschlächtige Geschehen allerdings nicht überstrahlen. Die Blutgrätsche gibt es auch in Brasilien. Nach zehn Minuten sieht der erste Spieler rot – und dann die Rote Karte. Nach einer halben Stunde ist Flamengo nur noch zu acht und der Referee in akuter Gefahr. Von Pelé und Ronaldo fehlt jede Spur. “Über Kampf zum Erfolg” würde ein deutscher Regionalliga-Trainer sagen. Mit südamerikanischer Lebensfreude hat das nicht mehr viel zu tun. Und überhaupt: Die Legende vom Schuh putzenden Jahrhunderttalent ist so abgestanden wie ein Caipirinha, dessen Eis schon längst geschmolzen ist – weil es im Zeitalter der Sneakers und Badeschlarpen nicht mehr viel zu putzen gibt und weil jedes brasilianische Kleinkind, das zweimal jonglieren kann, nichts ohne seinen Spielvermittler sagt. Doch schon der nächste Spielunterbruch macht deutlich, dass wir uns eben doch im Traumland des Joga bonito befinden: Ein Surflehrer trägt lockeren Schrittes seine Bretter quer über den Platz in Richtung Brandung. Das macht Lust auf die dritte Halbzeit – und die Weltmeisterschaft 2014. Å
Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion T H E F I FA W E E K LY
1
“Looking for Eric” 2009. Eric Cantona spielt sich selbst als Lifecoach für seinen Namensvetter Eric, dessen Leben aus den Bahnen geraten ist.
2
“Das Wunder von Bern” 2003. Die Geschichte von Deutschlands unerwartetem Sieg an der WM 1954 verfilmt von Regisseur Sönke Wortmann.
3
“Bend it Like Beckham” 2002. Unter der Regie von Gurinder Chadha spielt Parminder Nagra eine junge Inderin, die ganz zum Leidwesen ihrer Eltern nur Fussball im Kopf hat.
4
“The Damned United” 2009. Britisches Sportdrama von Tom Hooper über die 44 unglücklichen Tage von Brian Clough (Michael Sheen) als verantwortlicher Trainer von Leeds United.
5
“Romeo and Juliet Get Married” 2006. Ein brasilianisches Liebesdrama: Sie ist Fan von Palmeiras, er Anhänger vom Rivalen Corinthians.
6
“Fever Pitch” 1997. Regisseur David Evans erzählt die Geschichte des fanatischen Arsenal-Fans Paul Ashworth (Colin Firth).
7
“Zidane – Ein Porträt im 21. Jahrhundert” 2005. Dokumentation. Ein Spiel, 17 Kameras, 90 Minuten Zidédine Zidane. Ein Muss für alle Fans des einzigartigen Fussballers.
8
“Escape to Victory” 1981. Michael Caine, Sylvester Stallone und Pelé sind nur einige der illustren Namen im Streifen von US-Regisseur John Huston.
9
“Once in a Lifetime: The Extraordinary Story of the New York Cosmos” 2006. Dokumentation. Die Geschichte des unglaublichen Teams rund um Franz Beckenbauer, Carlos Alberto und Pelé, das Amerika in den 70er-Jahren ins Fussball fieber stürzte.
10
“Montevideo, Taste of a Dream” 2002. Der serbische Regisseur und Schauspieler Dragan Bjelogrlic überzeugt mit einer lyrischen Geschichte über die Liebe zum Sport rund um die Nationalelf des Königreichs Jugoslawien an der WM 1930.
11
“Shaolin Kickers” 2001. Stephen Chow (Regie und Hauptrolle) bringt in dieser Actionkomödie aus Hongkong den Fussball zum Kung-Fu. 23
ZEITSPIEGEL
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Bern, Schweiz
Wunder-Rasen. Der deutsche Nationaltrainer Sepp Herberger greift am 4. Juli 1954 vor dem WM-Endspiel gegen Ungarn in den Rasen des Wankdorf-Stadions. Nach heftigen Regen fällen spriessen Blümchen und Kleeblätter. Herberger (“der Ball ist rund”, “ein Spiel dauert 90 Minuten”) scheint der Sache noch nicht ganz zu trauen. Doch es kommt alles gut: Dank einem Treffer von Helmut Rahn in der 84. Minute wird Deutschland erstmals Weltmeister und begründet das “Wunder von Bern”.
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T H E F I FA W E E K LY
Keystone/Photopress
1954
ZEITSPIEGEL
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Astana, Kasachstan
Fredrik von Erichsen/Keystone/DPA
2013 Plastik-Gras. Herbergers achter Nachfolger Joachim Löw prüft vor dem Qualifikationsspiel gegen Kasachstan die Spielunterlage in der Astana Arena. Er findet dabei weder Unebenheiten noch unterschiedlich lange Grashalme. Seit dem 1. Juli 2004 erlauben die FIFA und das International Football Association Board internationale Spiele auf Kunstrasen. Die Deutschen gewannen in Kasachstan im vergangenen März 3:0.
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MON T SERR AT
Die aussichtslosen Zeiten sind vorbei
Montserrats Nationalteam sucht seit Jahren im Ausland nach Fussballern mit heimischen Wurzeln. An guter Werbung fehlt es nicht. Die Karibikinsel verfügt über das Stadion mit der schönsten Aussicht der Welt.
W
Alan Schweingruber und George Tsitsonis
er schon mal an der italienischen Amalfiküste verweilte, möchte immer wieder dorthin zurückkehren. Die Region südlich von Neapel bietet einen sagenhaften Ausblick über das Mittelmeer. Kaum zu überbieten. Bei einem Teller Spaghetti in einem der kleinen Dörfer am Hang findet sich der Philosoph gerne mal im uferlosen Philosophieren wieder. Auf der Karibikinsel Montserrat kocht keiner Pasta. Und romantische Dörfchen mit Geigenspielern vor den Restaurants gibt es auch nicht. Dafür verfügt das Land mit seinen knapp 5000 Einwohnern über einen Ort mit einmaliger Kombination: Ein Fussballstadion mit Amalfi-Aussicht. Perfekter Rasen, Flutlicht, alles da. Im Hintergrund das türkisblaue Meer und die Berge. Zum Schlusspfiff eine Piña 26
Colada unter den Palmen. Wer will da noch Geigenmusik? Aus den Lautsprechern ertönt “Feeling Hot Hot Hot”. Der Song von Arrow wurde 1983 auf der Insel aufgenommen und ist seither so etwas wie die inoffizielle Nationalhymne von Montserrat. Er wurde sogar schon vor offiziellen Fussballpartien abgespielt. Die Inselbewohner sind stolz auf ihre “Air Studios” aus den Achtzigerjahren. Sie gehörten Beatles Produzent George Martin und Musikgrössen wie The Police, Dire Straits oder Phil Collins flogen in ihren hipsten Zeiten in den Karibikstaat, um Alben aufzunehmen. Als zwei Drittel auswanderten Ganz so an Nabel der Welt fühlt sich der Montserrater dann doch nicht. Und blickt man auf die jüngste Geschichte des Landes zurück, mag auch keiner an Idylle denken. Der Staat 350 km östlich von Puerto Rico wurde von der Natur nicht verschont. 1989 fegte Hurrikan Hugo über Montserrat und zerstörte beinahe jedes Haus auf der Insel. 90 Prozent der EinT H E F I FA W E E K LY
wohner wurden obdachlos. Sechs Jahre später kam es noch schlimmer, als der Vulkan Soufrière Hills nach 400 Jahren ausbrach und 19 Menschen starben. Die meisten Teile des Landes wurden verwüstet. Zwei Drittel der Bevölkerung wanderten aus. Bis heute gelten die ehemalige Hauptstadt Plymouth und die Südhälfte der Insel als Sperrgebiet. Neuer Platz brachte die Wende Es versteht sich von selbst, dass der Fussball nach der Katastrophe komplett zum Erliegen kam. Es schien, als würde in Montserrat nie mehr ein Ball aufgepumpt. Alles lag in Asche. Die vielen Niederlagen drückten schon vor der Eruption etwas auf die Stimmung. Der letzte Weltranglisten-Platz ebenfalls. Aber gar keinen Fussball mehr? Kaum vorstellbar für die 200 registrierten Spieler auf der Insel.
MON T SERR AT
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Š 2013 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
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MON T SERR AT
Verband: Montserrat Football Association Konföderation: CONCACAF FIFA-Ranking: 186. (33 Punkte) Länderspielbilanz seit FIFA-Beitritt: 22 Spiele davon 2 Siege, 1 Unentschieden und 19 Niederlagen Erstes Länderspiel: St. Lucia – Montserrat 3:0 Castries (St. Lucia), 10. Mai 1991 Höchster Sieg: Brit. Jungferninseln – Montserrat 0:7 Fort-de-France (Martinique), 9. Sept. 2012 Höchste Niederlage: Bermuda – Montserrat 13:0 Hamilton (Bermuda), 29. Feb. 2004
Andy Johnstone/Panos · Frederic Dubray/AFP
Fussball vor leeren Rängen: Belize gegen Montserrat (in Rot-Schwarz) im Jahr 2011.
Der Wiederaufbau fand statt. Die FIFA unterstützte den kleinen Verband mit 250 000 englischen Pfund und finanzierte ein paar Jahre später den Bau eines neuen Stadions. Blakes Estate Stadium heisst es und könnte vom Namen her eigentlich auch in London oder Manchester stehen. Ganz so weit ist es nicht mit der Verbundenheit zu den Briten. Es waren die Engländer, die 1632 eine erste Siedlung auf Montserrat gründeten. Und es scheint, als hätte man sich wieder an die alte Geschichte erinnert, als das Blakes Estate Stadium fertig war. 2004 wurde Ruel Fox (Ex-Spieler von Newcastle und Tottenham) Nationaltrainer und läutete mit einer genialen Idee eine neue Ära ein: Der Engländer suchte im Ausland nach talentierten Fussballern mit Wurzeln in Montserrat. Zudem engagierte er seinen Landsmann Kenny Dyer als
Technischer Direktor, der über hervorragende Kontakte nach Grossbritannien verfügte. Das Resultat lässt sich sehen. Als Dyers Amtszeit vor einem halben Jahr zu Ende ging, war der halbe Kader mit Spielern aus England besetzt. Die zwei grössten Coups: Anthony Griffiths (Port Vale) und Junior Mendes (Chelsea-Jugend) konnten gewonnen werden.
186 und lässt 22 Nationen hinter sich. Verbands präsident Vincent Cassell ist mit gutem Grund sehr stolz auf sein Team. Wer seinen Namen hört, denkt wohl eher an den Schauspieler und das französische Kino. Der schönste Film aber, spielt sich weit draussen auf dem karibischen Meer ab. “Feeling Hot Hot Hot.” Å
Historischer 7:0-Sieg Als Höhepunkt von Dyers Ära – und in der Geschichte des Fussballs in Montserrat – gilt die Partie gegen die britischen Jungferninseln am 9. September 2012: Nach fast 20 Niederlagen seit dem Beitritt zur FIFA (1996) gewann Montserrat das erste Spiel überhaupt 7:0. Dieser Sieg hievte die Mannschaft zwischenzeitlich auf den 174. Platz der Weltrangliste. Historisch. Aktuell rangiert Montserrat immerhin auf Platz T H E F I FA W E E K LY
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DEBAT T E
Die beste WM überhaupt? Das Feiern im Blut: Die WM in Brasilien kann eine der besten überhaupt werden.
Alan Schweingruber Was macht eine gute WM aus? Hochstehen der Fussball? Dribblings, schnelle Kombina tionen und Fallrückzieher? Bestimmt. Süd afrika 2010 ist ohne Tiki-Taka undenkbar. Genau wie die WM 1998 ohne den Zauber des jungen Zinédine Zidane. Und blickt man etwas weiter zurück, ins Jahr 1986 nach Mexi ko, sieht man die Bilder von Diego Maradonas unwiderstehlichem Sololauf gegen England vor dem geistigen Auge. Qualität ist die Basis für Spektakel. Und die Grundlage für mehr. Mehr. Das sind in erster Linie die Emotio nen. Wenn der Körper Endorphine ausschüttet und Tränen fliessen, wenn schöne und drama tische Geschichten geschrieben werden. Bei der Spanischen Treppe in Rom stünde heute wahrscheinlich ein Monument von Roberto 30
Baggio, hätten die letzten fünf Sekunden der WM 1994 zu Italiens Masterplan gepasst. “Divin Codino” (göttliches Zöpfchen) spielte in den USA ein überragendes Turnier und führte die Azzurri mit fünf Toren bis ins Finale. Dort wurde Baggio zum tragischen Helden: Er drosch den letzten Elfmeter nach 120 Spiel minuten (0:0) über die Latte. Brasilien wurde Weltmeister. Die besten Storys zählen Einen mindestens so denkwürdigen Moment gabs im Endspiel zwölf Jahre später, als Frank reichs Captain Zinédine Zidane Italiens Marco Materazzi per Kopf niederstreckte. Der Platz verweis stoppte Frankreich auf dem Weg zum zweiten grossen Triumph. Und er beendete abrupt die Nationalmannschaftskarriere des dreifachen Weltfussballers des Jahres. T H E F I FA W E E K LY
Es gibt Gründe dafür, dass Brasilien 2014 zur besten WM überhaupt wird. Erstens steht die Nation für Fussball. Kein Fan der Welt schaut bei der Seleção freiwillig weg. Zweitens garantiert das Land Emotionen: im Stadion, auf den Strassen, beim Public Viewing. Drit tens ist die sportliche Ausgangslage speziell, weil die Konkurrenz den Rekord-Weltmeister zu Hause düpieren will. Und viertens kann die Generation “Brasilia 1950” ihre Erinne rungen nochmals aufleben lassen. Jetzt muss die WM 2014 nur noch mit guten Storys ins Best-of-Tableau rutschen. Zum Beispiel mit so einer wie derjenigen aus dem Jahr 2006, als Deutschlands Torhüter Jens Lehmann einen Spickzettel zu Argentiniens Elfmeterschützen im Stutzen versteckt hatte. Oder mit so einer wie 1994, als das gesamte rumänische Natio nalteam mit blonden Haaren einlief. Å
Die Week l y - Deba t t e. Wa s br enn t Ihnen un t er den Nägeln? Über welche Themen wollen Sie disku t i e r e n? I h r e Vo r s c h l ä g e a n: f eedbac k-T heWeek l y @ f i f a.or g.
REUTERS/Sergio Moraes
Emotionen, Anekdoten, Qualität: Verfügt eine Fussball-WM über die richtige Mischung, kann sie Generationen prägen. Brasiliens Chancen dazu stehen gut.
DEBAT T E
“Mit Sicherheit!!! Das wird eine Traum-WM im Land des besten Fussballs.” Roro, FIFA.com-User (Deutschland)
“Die WM in Brasilien wird spektakulär – eine Gala der ganz grossen Stars, der stärksten und attraktivsten Verbände der Welt. Brasilien 2014 wird ein Schmelztiegel der Kulturen – in einem atemberaubenden und vielseitigen südamerikanischen Land. Einem riesigen Land mit hoher Diversität, spannender Historie und Hunderten von verschiedenen Ethnien. Fazit: Die WM in Brasilien wird, wenn nicht die beste, definitiv die vielseitigste, heterogenste und attraktivste Endrunde aller Zeiten!” Fabio Lenzlinger, St. Gallen (Schweiz)
PRESIDENTIAL NOTE
Bussystem ist schlecht, die Strassen sind katastrophal und in den meisten der grossen Städten sind Armut und Kriminalität sehr hoch. Das Geld, das für die WM ausgegeben worden ist, hätte Jahre zuvor in die Menschen investiert werden sollen.” Reggina1952, FIFA.com-User (USA)
“Brasilien lebt Fussball! 12 wunderbare Städte und Stadien stehen bereit, um die 32 besten Mannschaften der Welt zu empfangen. Es wird zwar schwierig mit Südafrika 2010 mitzuhalten, aber die Geschichte hat gezeigt, dass die Weltmeisterschaften von Turnier zu Turnier besser werden. Brasilien wird fantastisch! Ob es die beste WM aller Zeiten wird? Schwer zu sagen.” GioGyan, FIFA.com-User (Laos)
“Nach dem Scheitern der ukrainischen Mannschaft in den Playoffs gegen Frankreich kann es aus meiner Sicht auf keinen Fall die beste WM aller Zeiten geben. Das ist aber ohnehin immer eine subjektive Einschätzung. Ausserdem bin ich der Meinung, dass ohne den momentan besten Fussballer – Zlatan Ibrahimovic – das Turnier um eine der wichtigsten Attraktionen beraubt ist.” Sergey Kolesnikov, Kiev (Ukraine)
“Ich weiss nicht, ob es die beste WM aller Zeiten wird, aber es wird mit Sicherheit eine der besten werden. Die besten Mannschaften der Welt haben sich qualifiziert! Zudem spricht schon der Austragungsort Brasilien für sich. Brasilianer sind verrückt nach Fussball, sie alleine werden dafür sorgen, dass diese WM ein Erfolg wird. Und auch die neuen Stadien sind sehr beeindruckend. Alles in allem: Ja, ich denke, wir werden eine grossartige WM erleben!” Hadafalordun, FIFA.com-User (Jordanien)
“Das werden allein die Teams auf dem Rasen entscheiden. Denn nur sie bestimmen, ob die Weltmeisterschaft 2014 in den Köpfen der Fussballfans bleibt wird oder nicht. Spektakuläre Spiele machen spektakuläre Turniere. Ob die Organisation rund um die Spiele herum gut ist oder nicht, das interessiert im Nachhinein niemanden.” Johannes Weiss, Regensburg (Deutschland)
“Kein Zweifel: Brasilien ist ein wunderschönes Land mit tollen Menschen. Aber seine Infrastruktur ist ungenügend. Das Zug- und
“Vielseitig, heterogen und attraktiv.” “Die WM ist seit jeher einer der wichtigsten Sportveranstaltungen weltweit. Sowohl kulturell, als auch wirtschaftlich. Es ist schwierig zu sagen, ob eine Ausgabe gut oder schlecht ist. Jede WM hat ihre speziellen Momente, auch Brasilien wird diese haben.” Merygig, FIFA.com-User (Iran)
“Brasilien 2014 wird die beste Weltmeisterschaft aller Zeiten. Brasilien ist tolles Land mit freundlichen Menschen und Millionen von Fussballfans. Wenn man Menschen in der ganzen Welt fragen würde: “Was assoziierst du mit Brasilien?”, würden die meisten mit “Fussball” antworten. Ich wünschte, die WM würde heute beginnen!” CBaronL12, FIFA.com-User (Kolumbien)
Vollendete Fussballkunst
E
leganz, Leichtigkeit, Spielfreude. Wenn ich Brasilien höre, kommen mir automatisch die Helden meiner jungen Jahre in den Sinn: Pelé, Zagallo, Garrincha, Didi, Tostão. Die WM-Endrunde von 1958 in Schweden markierte einen Umbruch in der fussballerischen Hierarchie: Die Brasilianer, die 1950 zu Hause gegen Uruguay ein Debakel erlitten und 1954 in den Viertelfinals an Ungarn gescheitert waren, gewannen den ersten ihrer fünf Titel. Zum zweiten Mal wurden die WM-Spiele live im Fernsehen übertragen. Zwar besass noch kaum jemand ein Empfangsgerät, aber in öffentlichen Lokalen oder in den Kinos konnte man die Partien ebenfalls mitverfolgen. Vor allem ein 17-jähriger Jüngling namens Pelé verzauberte damals die ganze Fussballwelt. Sein Treffer zum 3:1 im Finale gegen Schweden gehört wohl bis heute zu den spektakulärsten Toren der Geschichte. Den Ausdruck “Joga bonito” kannten wir in Europa damals noch nicht. Doch als wir die Brasilianer spielen sahen, erhielt der schöne Fussball ein Gesicht. Das Gelb ihrer Trikots ist seither ein Markenzeichen für die Vollkommenheit und Ästhetik des Spiels. Es ist für mich immer ein ganz besonderes Vergnügen, die Seleção spielen zu sehen. Selbst wenn Athletik und Physis auch in Brasilien wichtige Qualitätsmerkmale geworden sind, stehen beim Rekordweltmeister Technik und Souplesse im Vordergrund. Ich freue mich sehr, dass die Weltmeisterschaft im kommenden Sommer nach 64 Jahren endlich in dieses Land zurückkehrt. Es gibt magische Orte des Sports: Wimbledon für Tennis, Ascot für den Reit sport, Monte Carlo für die Formel 1 – und das Maracanã in Rio de Janeiro für den Fussball.
“Brasilianer sind verrückt nach Fussball.” Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY
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emirates.com
Tomorrow brings us all closer To new people, new ideas and new states of mind. Here’s to reaching all the places we’ve never been. Fly Emirates to 6 continents.
DAS FIFA-R ANKING Rang Team
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 39 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 54 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77
Rangveränderung Punkte
Spanien Deutschland Argentinien Kolumbien Portugal Uruguay Italien Schweiz Niederlande Brasilien
0 0 0 0 9 0 1 -1 -1 1
1507 1318 1251 1200 1172 1132 1120 1113 1106 1102
Belgien Griechenland England USA Chile Kroatien Elfenbeinküste Ukraine Frankreich Mexiko Bosnien-Herzegowina Russland Ecuador Ghana Dänemark Algerien Schweden Tschechische Republik Slowenien Serbien Costa Rica Rumänien Schottland Armenien Venezuela Nigeria Panama Ägypten Kap Verde Peru Honduras Mali Türkei Ungarn Iran Österreich Kuba Japan Tunesien Island Kamerun Paraguay Montenegro Republik Korea Norwegen Wales Albanien Burkina Faso Australien Slowakei Südafrika Israel Libyen Finnland Senegal Guinea Republik Irland Usbekistan Bolivien Jordanien Vereinigte Arabische Emirate Sambia Haiti Sierra Leone Marokko Bulgarien Togo
-6 3 -3 -1 -3 2 0 2 2 4 -5 -3 -1 -1 1 6 -2 -1 1 -2 0 -3 2 4 2 -3 -1 13 3 0 -7 -1 -3 -1 4 7 27 -4 -2 -4 8 -3 1 2 -7 -12 1 -6 -2 5 0 4 -2 -1 -1 2 -7 -13 2 0 0 -5 7 -1 2 0 -2
1098 1055 1041 1019 1014 971 918 907 893 892 886 870 852 849 831 800 793 766 762 752 738 734 717 716 711 710 705 699 698 698 688 684 677 668 650 648 641 638 632 624 612 600 594 577 577 574 571 569 564 557 554 548 544 539 536 534 528 526 519 511 508 505 495 493 490 486 480
Rang
Juni 2013
Juli 2013
Aug. 2013
Sept. 2013
Okt. 2013
Nov. 2013
1 -41 -83 -125 -167 -209
78 79 80 81 82 83 84 84 86 87 88 89 90 91 91 93 93 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 106 106 109 109 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 124 126 127 127 129 130 130 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 142 144
Platz 1
Aufsteiger des Monats
Polen Trinidad und Tobago Gabun Jamaika Belarus DR Kongo EJR Mazedonien Kongo Uganda Oman Dominikanische Republik Angola Nordirland Neuseeland El Salvador VR China Äthiopien Aserbaidschan Estland Moldawien Botsuana Saudiarabien Benin Georgien Litauen Katar Niger Liberia Simbabwe Zentralafrikanische Republik Kuwait Antigua und Barbuda Irak Äquatorial-Guinea Burundi DVR Korea Kanada Guatemala Tadschikistan Kenia Bahrain Lettland Mosambik Malawi Neukaledonien Libanon Luxemburg Tansania Namibia Zypern Ruanda Afghanistan Grenada Sudan Kasachstan Philippinen Gambia Syrien Malta Turkmenistan Lesotho Suriname Myanmar Tahiti Thailand Palästina Mauretanien
T H E F I FA W E E K LY
-9 2 4 1 1 4 2 7 -1 5 -10 4 0 -12 -2 4 2 -7 3 -1 0 2 -6 -1 1 2 6 1 -4 1 3 3 -6 8 9 -6 -3 -3 0 1 5 -2 -5 3 4 -2 3 5 2 7 2 4 2 6 3 4 5 6 4 -12 3 -8 9 3 1 4 8
Absteiger des Monats
473 458 453 441 431 427 421 421 417 389 384 382 381 378 378 376 376 363 360 359 357 352 342 330 326 320 318 312 310 310 310 299 299 294 293 292 291 287 286 281 275 272 271 270 249 248 243 243 240 229 229 226 218 218 216 204 202 200 198 195 187 186 184 179 173 173 158
144 146 147 148 149 150 151 152 152 154 155 156 157 158 158 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 175 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 186 188 189 189 189 192 193 194 194 196 196 198 199 200 201 201 203 204 205 206 207 207 207
Hongkong Kirgisistan St. Kitts und Nevis Indien Malediven Guyana St. Vincent und die Grenadinen Liechtenstein Puerto Rico Singapur São Tomé und Príncipe Bangladesch Belize Malaysia Vietnam Nicaragua St. Lucia Indonesien Laos Tschad Nepal Sri Lanka Pakistan Barbados Guam Färöer Salomon-Inseln Bermuda Aruba Chinese Taipei Curaçao Dominica Jemen Mauritius Vanuatu Mongolei Fidschi Samoa Guinea-Bissau Bahamas Swasiland Madagaskar Montserrat Kambodscha Brunei Darussalam Osttimor Tonga Amerikanische Jungferninseln Komoren Cayman-Inseln Papua-Neuguinea Britische Jungferninseln Amerikanisch-Samoa Andorra Eritrea Seychellen Südsudan Macau Dschibuti Somalia Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino Turks- und Caicos-Inseln
4 4 0 6 8 -36 -31 6 7 1 7 6 -12 2 -7 -7 -23 0 4 -8 0 0 1 5 2 5 0 -11 0 2 -5 -6 0 0 3 3 4 -4 -2 4 -2 -6 3 10 4 4 -3 -1 -3 -2 3 3 -10 2 -4 -4 3 3 -1 -3 -3 0 0 0 0
158 155 150 149 147 146 142 141 141 140 139 137 136 132 132 130 129 122 120 116 113 108 107 101 93 87 86 83 82 81 67 67 64 62 53 49 47 45 42 40 37 33 33 28 26 26 26 23 22 21 21 18 18 17 16 15 10 10 8 6 5 3 0 0 0
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First Love
O r t : M a n d a l a y, B u r m a Ja h r : 2010 Zeit: 16. 20 Uhr
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T H E F I FA W E E K LY
Steve McCurry/Magnum Photos
T H E F I FA W E E K LY
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THE SOUND OF FOOTBALL
DAS OBJEK T
Perikles Monioudis
“Guantanamera” Hanspeter Kuenzler
Jedes Fussballstadion kennt davon mindestens zwei – eine fürs eigene Team und eine für den Gegner, eine für Begeisterung, eine für Häme. Und es ist durchaus möglich, dass im Verlauf eines Spieles nochmal zwei, drei neue Fassungen dazu kommen. Die Popularität des Liedes ist leicht zu erklären: die Melodie ist ein Ohrwurm, wie er im Buche steht. Unvergesslich, simpel, und doch irgendwie charmant. Und sie ist in ihren Anwendungsmöglichkeiten ungewöhnlich flexibel, kann g egrölt werden wie ein Karnevalsschlager oder gesäuselt wie eine honigtriefende Liebeshymne. Improvisation ist das Schlagwort. Von seinem entspannt swingenden Rhythmus und den 36
perkussiven Vokalen des Titels her fordert es den Sänger geradezu heraus, dazu assoziativ seine eigenen Texte zu erfinden. Tatsächlich liegt selbst der Ursprung des Gassenhauers in der Improvisation. Der Schuhmacher Joséito Fernandez, geboren 1908 in Havana, Kuba, betätigte sich in seiner Freizeit als Sänger im Raimundo Pia Orchestra. Seine grosse Stärke waren indes die improvisierten Lieder, mit denen er am Radio allerhand Tagesthemen kommentierte, was ihn auf der ganzen Insel berühmt machte. Irgendwann um 1929 herum entstand so “Guantanamera”. Das Lied soll von einem Mädchen aus Guantanamo handeln, das in der Mittagspause vor der Sendung ein Kompliment des Autoren in den falschen Hals bekommen hatte. Die Version, die der amerikanische Folk- und Protestsänger Pete Seeger auf seinem 1963 erschienen Album “We Shall Overcome” in die Welt hinaus
trug, beruhte dann allerdings auf einem Arrangement des kubanische Komponisten Julian Orbon, der dafür Ausschnitte aus vier Gedichten des Schriftstellers und Volkshelden José Marti verwendete. Unzählige Künstler haben seither ihre eigenen Versionen eingespielt, darunter Celia Cruz, The Fugees, Pitbull, Joe Dassin, Los Lobos und Robert Wyatt. Und dann gibt es ja eben noch “Es gibt nur ein Rudi Völler” oder “You Only Sing When You’re Winning” oder gar “You’re Getting Sacked in the Morning”. Eben: Die Möglichkeiten zwischen Lobpreisung und Hohn sind endlos... Æ
Sion Ap Tomos
Abgesehen von “Happy Birthday” dürfte es schwierig sein, auf der Welt ein Lied zu finden, von dem es mehr verschiedene Versionen gibt als von “Guantanamera”.
J. R. Witty, einst Funktionär des englischen Fussballverbands FA und eifriger Historiker, beschrieb die oben aufgeführten chinesischen Schriftzeichen wie folgt: “Treten” (l.) bzw. “Ein Ball aus Leder, gefüllt mit etwas, das ihn tretbar macht, zum Vergnügen und wenn man Zeit hat.” Zusammen ergeben sie die Schriftzeichen für “Fussball”. Der Fussball ist in China im Vormarsch. Die Klubs sind in der Lage, die asiatische Champions League zu gewinnen und Jugendausbildungszentren zu gründen, in denen Hunderte von Youngsters auf ihrem Weg zum Fussballer begleitet werden. Zu deren “Éducation sentimentale” gehört es heute, wie sie aus ihrer Haut das Beste machen – nachzueifern gälte es darin David Beckham oder Zlatan Ibrahimovic. Denn sich tätowieren zu lassen, gehört bei den Fussball-Professionals längst zum guten Ton. Vielleicht besteht unter ihnen so etwas wie ein Gruppenzwang. Viele sind mit Tattoos übersät wie Djibril Cissé, Raul Meireles oder Marco Materazzi. Im Alten China galten Tattoos als barbarisch. Es war üblich, dass man Straftäter bzw. Gefängnisinsassen oder Leibeigene tätowierte, und zwar im Gesicht. Sie sollten auf den ersten Blick als Geächtete erkennbar sein. Inwieweit die chinesischen Fussballer den Anschluss an den Weltfussball auch in ihrem Erscheinungsbild schaffen wollen, wird sich schon bald weisen. Falls sie sich dabei – wie so viele ihrer Kollegen aus dem Westen – auf chinesische Schriftzeichen verlassen sollten, wären sie zumindest in der komfortablen Lage, die Rechtschreibung prüfen zu können. David Beckhams tätowierter “Victoria”-Schriftzug (in Hindi) enthält einen Fehler. Å
T H E F I FA W E E K LY
TURNING POINT
“Ich bin mehr Mexikaner als Serbe” Fünfmal an einer WM, Trainer auf vier Kontinenten. Bora Milutinovic ist ein Weltreisender des Fussballs. Heute arbeitet er in Katar. Sein Glück fand er in Mexiko.
Fadi al-assaad/Reuters
F
ussball gehörte in meiner Kindheit zum Leben wie Milch und Brot. Zusammen mit meinen Brüdern, den Zwillingen Milos und Milorad, jagte ich in praktisch jeder freien Minute dem Ball nach. Gemeinsam spiel ten wir bei den Junioren von Partizan Bel grad – und später auch in der ersten Mannschaft. Der beste von uns war Milos. Als Stürmer schoss er in 33 Länderspielen für Jugoslawien 16 Tore. Zusammen mit Milorad spielte er für Jugosla wien an der WM 1958. Ich schaffte es 1964 in den Olympiakader. Der Fussball war für mich Sport und Lebens schule zugleich. Wir verloren beide Elternteile früh: Der Vater fiel im zweiten Weltkrieg, die Mut ter erlag wenig später einer Tuberkuloseerkran kung. Wir wuchsen bei unserer Tante auf – sie war streng und legte viel Wert auf Disziplin und schulische Ausbildung. Meine Brüder und ich interessierten uns aber vor allem für den Fussball. Als ich mit ihnen nach Belgrad zog, hoffte ich, dass ich nun mehr Freiheiten erhalten werde. Doch Milos stellte eine schwer nachvollziehbare Regel auf: Kein Fussball bevor nicht alle Hausauf gaben erledigt waren. An meine leiblichen Eltern habe ich keine Erinnerung. Ihr Verlust prägt mich aber bis heute. Ich spreche Serbisch, Englisch, Spanisch und Französisch fliessend. Deutsch wollte ich aber nie lernen. Im Alter von 22 Jahren erhielt ich mein erstes Angebot aus dem Ausland – vom FC Winterthur. Mein Schweizer Gastspiel war der Türöffner zu meiner internationalen Karriere. Vor allem von meinem damaligen Trainer René Hüssy hab ich enorm profitiert. Er half mir auf wie neben dem Platz und unterstützte mich in meiner Entwick lung massgeblich. Winterthur war für mich das Sprungbrett zu sechs Jahren im französischen Fussball – bei Monaco, Nizza und Rouen. Als eigentlichen Wendepunkt in meinem Leben werte ich den Wechsel zu UNAM Pumas
Name: Velibor “Bora” Milutinovic Geburtsdatum/Geburtsort: 7. September 1944/Bajina Basta, Jugoslawien Erfolge: Als Spieler: Olympia-Teilnahme mit Jugoslawien (1964). Als Trainer: WM-Teilnehmer mit Mexiko (1986), Costa Rica (1990), USA (1994), Nigeria (1998), China (2002)
in Mexiko City 1972. Es war die erste Station auf einem fremden Kontinent und der Anfang mei ner fussballerischen Weltreise. Vor allem aber fand ich in Mexiko mein privates Glück. Meine Frau Mari Carmen ist Mexikanerin, meine Toch ter Darinka – benannt nach meiner Mutter – kam in Mexiko zur Welt. Im Februar werde ich Grossvater. Insgesamt lebte ich 19 Jahre in Mexiko und kann heute mit Fug und Recht sagen: Ich bin mehr Mexikaner als Serbe. Die mexikanische Nationalmannschaft war 1986 das erste Team, das ich an eine WM-Endrun de führte. Später stand ich auch mit Costa Rica (1990), den USA (1994), Nigeria (1998) und China (2002) im WM-Einsatz. Als Fussballtrainer weiss man nie, was der nächste Tag bringt. Man muss immer flexibel und jung im Herzen bleiben. Den Auftrag aus Costa Rica erhielt ich 70 Tage vor Start der WM-Endrunde. Aus Nigeria erreichte T H E F I FA W E E K LY
mich der Anruf ein halbes Jahr vor WM-Beginn. Heute bin ich als Talent-Scout für die Aspire Academy aus Katar unterwegs. Die Arbeit mit jungen Spielern gefällt mir sehr. Ich teile ihre Sehnsüchte und Träume auch mit 69 Jahren noch. Ob ich an der WM-Endrunde in Brasilien an der Seitenlinie stehen werde? Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es nicht danach aus. Aber wie gesagt: Schon morgen kann alles anders aussehen. Und an alle Verbandspräsidenten habe ich einen guten Tipp: Wenn ihr gute Resultate braucht, ruft einfach Bora an! Å Aufgezeichnet von Thomas Renggli
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. 37
FIFA - R ÄT SEL - CUP
Impressum The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)
Eine Filmdiva schickt das falsche Team zur WM und Favoriten, die nicht gegeneinander spielen wollen? Raten Sie mit!
Internet: www.FIFA.com/TheWeekly Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich, Tel. : +41-(0)43-222 7777 Fax : +41-(0)43-222 7878
Sie sorgte für die Überraschung bei der Generalprobe zur Auslosung: Wen qualifizierte sie kurzerhand für die WM 2010?
1
B Kanada
Präsident: Joseph S. Blatter
L Irland
P Schweden
T Russland
Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio
Wir zeigen den Ausschnitt aus einem bekannten Bild. Wofür steht das ganze Bild?
2
Chefredakteur: Thomas Renggli
A Copa America 2011 I Costa do Sauipe
Art Director: Markus Nowak
O Rio de Janeiro U Brasilien 2014
Redaktion: Perikles Monioudis (Stv. Chefred.), Alan Schweingruber, Sarah Steiner Ständige Mitarbeiter: Jordí Punti, Barcelona; David Winner, London; Hanspeter Kuenzler, London; Roland Zorn, Frankfurt/M.; Sven Goldmann, Berlin; Sérgio Xavier Filho, São Paulo; Luigi Garlando, Mailand
3
Für Brasilien 2014 haben sich 31 Teams qualifiziert – plus Brasilien als Heimmannschaft gibt 32. Für welche WM mussten sich nur 29 Mannschaften qualifizieren? S 2010 C 2002
R 2006 N 1998
Bildredaktion: Peggy Knotz Produktion: Hans-Peter Frei (Leitung), Richie Krönert, Marianne Crittin, Mirijam Ziegler, Peter Utz Korrektorat: Nena Morf
4
Es war ein sonderbarer Gruppenmodus: Die beiden gesetzten Mannschaften jeder Gruppe spielten nicht gegeneinander. Bei welcher WM? E
Y
K
Redaktionelle Mitarbeit in dieser Nummer: Dominik Petermann, Fabrice Deschamps, George Tsitsonis Redaktionssekretariat: Loraine Mcdouall
O
Übersetzung: Sportstranslations.com Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch Kontakt: feedback-TheWeekly@fifa.org Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus dem The FIFA Weekly – auch auszugsweise – ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (© The FIFA Weekly, 2013) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Das FIFA-Logo ist ein eingetragenes Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.
Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautete: POLE (ausführliche Erklärungen auf FIFA.com/theweekly). Inspiration und Umsetzung: cus
Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 11. Dezember 2013 an feedback-TheWeekly@fifa.org. Die richtigen Einsendungen aller Rätsel bis am 31. Dezember 2013 nehmen an der Verlosung von zwei Eintrittskarten für den FIFA Ballon d’Or 2013 am 13. Januar 2014 teil. Vor der Einsendung ihrer Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zur Ansicht bereit stehen: de.fifa.com/aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf T H E F I FA W E E K LY
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FR AGEN SIE DIE FIFA!
UMFR AGE DER WOCHE
Wer ist der beste Torhüter der Welt?
“Gibt es Fussballspieler, die ihre Elfmeter mal mit dem linken, mal mit dem rechten Fuss geschossen haben?” Remo Güntensperger, Theilingen
8
Anlässlich der Ballon d’Or Gala in Zürich (13. Januar 2014) stehen unter anderem Gianluigi Buffon (Italien, Juventus Turin); Iker Casillas (Spanien, Real Madrid); Petr Cech (Tschechische Republik, Chelsea); Manuel Neuer (Deutschland, Bayern München) und Víctor Valdés (Spanien, FC Barcelona) als beste Torhüter zur Wahl. ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE:
30+25+22158
Wer wird der Superstar der WM 2014?
8%
15%
22%
DIE ELFMETER-FLUT
40
Elfmeter wurden in der Bundesliga in der 14. Runde verhängt. So viele Strafstösse in einer Runde gab es zuletzt am 2. Spieltag der Saison 1999/2000. Robert Lewandowski (Bild) verwandelte
30%
NEYMAR CRISTIANO RONALDO MESUT ÖZIL LIONEL MESSI ANDERE
DAS NEUE FUSSBALL-MAGA ZIN The FIFA Weekly erscheint jede Woche freitags – als Printausgabe sowie als E-Magazin (www.Fifa.com/TheWeekly). Neben Berichterstattungen über Stars und Tore steht der Doppelpass mit den Lesern im Zentrum. Nehmen Sie an der Diskussion teil.
Reaktionen an: feedback-TheWeekly@fifa.org
25%
90 3 DAS GUTE LOS
DIE MILLIONEN -TREFFER
Tore steuerte Gareth Bale (Bild)
Prozent der
zum 4:0 von Real Madrid gegen
gesetzten Teams
den FC Valladolid bei. Damit hat
Die Liga-Höchst
anlässlich der Gruppen-Auslosung schafften es
der Waliser in neun Meisterschafts
marke von zwölf
an der WM-Endrunde bisher in die K.o.-Phase. Als
partien siebenmal getroffen.
Elfmetern an einem
einzige ungesetzte Mannschaft erreichte Argen
Bei der Transfersumme von
Spieltag wurde am
tinien (1986) das Finale. Die Südamerikaner (um
100 Millionen Euro beträgt der
23. Oktober 1971
Captain Maradona) gewannen damals den Titel.
Kosten/Nutzen-Betrag pro Bale-
aufgestellt.
(Bild Maradona)
Tor 14,3 Millionen Euro.
für Dortmund gegen Mainz zwei Elfmeter.
T H E F I FA W E E K LY
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Antwort von Thomas Renggli, Chefredaktor: Ja! Der Deutsche Andreas Brehme. Aufgrund seiner Vielseitigkeit gehört er zu den besten Penaltyschützen der Geschichte. Im WM-Finale von 1990 gegen Argentinien verwandelte er kurz vor Schluss den entscheidenden Penalty mit rechts. Vier Jahre vorher in Mexiko hatte er gegen den Gast geber noch mit dem linken Fuss getroffen. Gemäss einer statistischen Erhebung des Spieltheoretikers Ignacio Palacios-Huerta von der Brown-Universität in den USA ist ein Elfmeterschütze zu 95 Prozent dann erfolgreich, wenn er seine “natürliche Ecke” wählt – darunter versteht man bei einem Rechtsfuss die vom Goalie aus gesehen linke Ecke, für einen Linksfuss die rechte.