The FIFA Weekly Ausgabe #50

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NR. 50/2015, 18. DEZEMBER 2015

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

FIFA KLUB-WM 2015

GROSSE SHOW IN JAPAN BRASILIEN TORHÜTERLEGENDE IM PORTRÄT VERTRAUEN SCHAFFEN OFFENER BRIEF DER FIFA-FÜHRUNG ELFENBEINKÜSTE AKADEMIE MIMOSAS ALS PIONIERWERK W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY


D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L

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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com

Klub-Weltmeisterschaft in Japan Perfekte Gastgeber der FIFA Klub-WM sind die Japaner schon, jetzt wollen sie auch fussballerisch Zeichen setzen und mit den Besten der Welt konkurrieren. Die Strukturen und die Begeisterung für das Spiel mit dem runden Leder sind da, weiss Perikles Monioudis. Er berichtet aus Tokio über das letzte grosse FIFA-Turnier des Jahres und das kontinuierliche japanische Streben nach Fortschritt.

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Elfenbeinküste ASEC Mimosas gilt als ivorische Talentschmiede. Sie soll den Klub nun auch wieder zu einem Meistertitel führen.

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Sachin Tendulkar Die Cricket-Legende engagiert sich beim indischen Fussball-Erstligisten Kerala Blasters und sagt im Interview: “Wir wollen mit unserer Spielweise die Herzen der Menschen erreichen.”

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Günter Netzer In beinahe 60 Kolumnen beantwortete die deutsche Fussballikone Leserfragen. Mit einem “Best of” sagen wir: “Danke, Günter Netzer.”

Grosse Show in Japan Unser Bild auf dem Titelblatt zeigt Barcelona-Stürmer Luis Suárez am 17. Dezember 2015 in Yokohama. Das Foto ist nach seinem ersten von drei Treffern gegen Guangzhou Evergrande FC (3:0) entstanden.

Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com

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Rogério Ceni Die Torhüterlegende des FC São Paulo beendet nach 1237 Partien ihre Karriere. Ein Porträt.

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Tschechien Viktoria Pilsen geht als Tabellenführer in die Winterpause. (Im Bild vorne: Jan Baranek)

The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos verfügbar. http://de.fifa.com/mobile 2

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AFP (2), Reuters (1), imago (1)

imago


D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L

Europa 54 Mitglieder www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com

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“Football for Hope” Prinz Harry stattete dem Fussballzentrum in Kapstadt einen Besuch ab.

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Die Zukunft der FIFA Offener Brief von Issa Hayatou, Geschäftsführender Präsident (im Bild) und Markus Kattner, Geschäftsführender Generalsekretär des Weltfussballverbandes.

Gruppeneinteilung an der UEFA EURO 10. Juni – 10. Juli 2016, Frankreich Gruppe A

Gruppe D

Gruppe E

Frankreich

Gruppe B England

Gruppe C Deutschland

Spanien

Belgien

Gruppe F Portugal

Rumänien

Russland

Ukraine

Tschechien

Italien

Island

Albanien

Wales

Polen

Türkei

Republik Irland

Österreich

Schweiz

Slowakei

Nordirland

Kroatien

Schweden

Ungarn T H E F I FA W E E K LY

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Š 2015 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.

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UNCOVERED

Auf Wiederlesen! I

Mario Wagner / 2Agenten

m letzten FIFA-Turnier des Jahres, der FIFA-Klubweltmeisterschaft 2015, wollen sich die sechs Kontinentalmeister sowie der Meister des Gastlandes nochmals von der besten Seite zeigen – und das im fussballverrückten Japan. Seit etwas mehr als zwanzig Jahren macht der Fussball in Japan sehr schnell Fortschritte. Die Klubs verbuchten inzwischen internationale Erfolge, die Spielerinnen und Spieler sind auch in Europa gefragt, die Frauen machten sich 2011 gar zu Weltmeisterinnen. Von der eindrucksvollen Klub-WM in Tokio und Osaka berichten wir ab Seite 6 für Sie. Zum letzten FIFA-Turnier des Jahres erscheint das letzte The FIFA Weekly: Etwas mehr als zwei Jahre lang konnten wir Ihnen mit dem Wochenmagazin in jeder Ausgabe 40 Seiten präsentieren. Das neue Magazin ab Januar 2016 wird mit einem deutlich erweiterten Umfang von 68 Seiten erscheinen, und das jeden Monat. Sie können sich weiterhin auf packende Geschichten und aufschluss­ reiche Interviews aus der Welt des Fussballs freuen, auf die Projekte und Wettbewerbe der FIFA und auf die Stars und ihre Nationalteams und Klubs. Viel Spass beim Lesen des letzten The FIFA Weekly. Und auf Wiederlesen im Januar! Å Perikles Monioudis

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JAPAN WILL’S WISSEN Die J. League boomt, die Japaner kommen in Europas Ligen gut an, die Frauen sind Weltmeisterinnen. Die FIFA Klub-WM fällt hier auf fruchtbaren Boden, schreibt Perikles Monioudis aus Tokio. Mit Bildern von Eric Rechsteiner. 6

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Fussball mittendrin Im trendigen Shibuya-Bezirk, gleich beim ber端hmtesten Zebrastreifen Japans, kann man auch kicken.

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er kleine Junge hält sich an den Abschrankungen fest; er schaut sich um, versucht, einen Blick zu erhaschen von dem, was da vorn, im hell erleuchteten Rund, vor sich geht. Bald wird auch er eintreten können in das ehrwürdige Stadion von Yokohama, Schauplatz jenes WM-Finals im Sommer 2002, als der Brasilianer Ronaldo den bedauernswerten Oliver Kahn im Tor der Deutschen gleich zweimal düpierte. Bald wird er eintreten, der Junge in seinem blauen Shirt der japanischen Nationalmannschaft, und sich die Eröffnungspartie der FIFA-Klubweltmeisterschaft 2015 ansehen können, gemeinsam mit seiner Mutter, die neben ihm ins Smartphone spricht. Der Junge dreht sich ungeduldig um – der Junge ... nennen wir ihn ... tja, wie wollen wir den Jungen nennen? Möchte man seinen richtigen Namen nicht preisgeben, sondern einen “von der Redaktion geänderten”, kommt man an diesem Punkt in Schwierigkeiten. Denn die Wahl des Vornamens kann in Japan mit dem Geburtsjahr verknüpft sein; ein Jahrgang weist oft nur eine geringe Varianz in der Namensgebung auf, viele 6-Jährige oder 18-Jährige oder 49-Jährige tragen je denselben Vornamen. Es bestünde also die Gefahr, den Jungen viel jünger oder aber viel älter zu machen, als er tatsächlich ist, wenn man ihn mit einem beliebigen Namen versähe. Viel ist in den vergangenen Jahrzehnten vor allem im Westen von Konformität die Rede gewesen, gar von Konformitätsdruck, wenn man auf Japan blickte. Und vieles davon zeigt sich bei Lichte betrachtet als reines Klischee. Denn Japan ist eine moderne Industrienation, ein technologischer Innovator erster Güte – mit denselben

Vorfreude Junge und ganz junge Fans besuchen die Klub-WM in Yokohama.

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Herausforderungen, die andere Wirtschaftsnationen zu gewärtigen haben, zum Beispiel die Überalterung der Gesellschaft. Tatsächlich hat es auch die japanische Wirtschaft nicht leicht, junge Menschen ins Arbeitsleben zu führen – aus dem einfachen Grund, dass es nicht mehr so viele junge Menschen gibt wie auch schon. Das kann so weit gehen, dass man auf der Strasse einer kleinen Gruppe von Senioren begegnet, die auf dem Weg zu ihrem Studentenjob sind. Denn nicht alle Studentenjobs können heutzutage auch wirklich mit Studenten besetzt werden. Der kleine Junge freut sich über das buntglänzende Programmheft der Klub-WM, das ihm gereicht wird. Er blättert darin, deutet mit dem Finger auf seine Vorbilder, auf Messi und Neymar. Die Stars von ­Sanfrecce Hiroshima, vor ein paar Tagen erst japanischer Meister geworden, wird der Junge gleich zu sehen bekommen, dort vorn auf dem Platz. Jeden Moment wird es zu regnen beginnen. Der Junge blickt nach oben und zupft seine Mutter an der Jacke. Lass uns reingehen! Messi will dritten K lub-WM-Titel Es ist beileibe nicht das erste Mal, dass Japan die Klub-WM ausrichtet. Man wollte hier schon sehr früh mit an Bord sein, wenn die weltbesten Klubs ihre Kräfte messen. Bevor es zu dieser 12. FIFA-Klub-WM gekommen ist, hatte Japan schon deren sechs als Gastgeber betreut (erstmals 2005) und zwei Jahrzehnte lang auch das Vorgängerformat, den Toyota Cup, den allerdings der beste europäische Klub und der beste südamerikanische Klub unter sich ausmachten, ohne Beteiligung der besten Klubs aus Ozeanien, Asien, Afrika sowie Nord-/Mittelamerika und der Karibik – und ohne den besten Klub des Gastgeberlandes.


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Shaun Botterill / FIFA via Getty Images

Die FIFA-Klub-WM hat die Bezeichnung “Bester Klub der Welt”, die spätestens seit der ersten Austragung des Interkontinental-Cups im Jahre 1960 herumgeisterte, offizialisiert. Weltmeister und somit bester Klub der Welt ist der Sieger der FIFA Klub-WM. Und das waren bis jetzt die Corinthians aus São Paulo und der FC Barcelona gleich zweimal. Die Katalanen sind auch in diesem Jahr wieder mit von der Partie. Lionel Messi wird versuchen, seine Farben mit einem dritten Triumph seit 2009 zum Klub-Rekordweltmeister zu machen. Damals wurde er im Spiel gegen den Atlante CF aus Mexiko in der zweiten Halbzeit eingewechselt und traf schon nach 79 Sekunden. Seine Torgefährlichkeit unterstrich er dann auch im Endspiel gegen Estudiantes de La Plata aus Argentinien, als er in der Verlängerung für das 2:1 Barças sorgte. Sowohl 2009 als auch 2011, bei seinem und Barcelonas zweiten Klub-WM-Titel, wurde Messi mit dem Adidas Golden Ball für den besten Spieler des Turniers ausgezeichnet (Beim Halbfinale am 17. Dezember war Lionel Messi aufgrund des Verdachts auf Nierenkolik abwesend). Auch heuer wieder stammen die grossen Favoriten auf den KlubWM-Titel aus der europäischen Konföderation (UEFA) und der südamerikanischen (CONMEBOL), letztere vertreten durch den argentinischen Traditionsklub CA River Plate. Die Millonarios, wie die Spieler aus dem Núñez-Stadtteil von Buenos Aires traditionell gerufen werden, sind zum ersten Mal mit dabei und trachten danach, im Falle eines Endspiels gegen Barcelona so aufzutreten wie der SC Internacional aus dem brasilianischen Porto Alegre, der den Katalanen – mit Ronaldinho, Xavi, Iniesta, Puyol und Deco – im Jahr 2006 einen Denkzettel

verpasste. Internacional, besetzt mit im Ausland damals kaum bekannten Spielern, fügte dem FC Barcelona bei dessen erster Teilnahme an einer Klub-WM eine Niederlage zu. Die Brasilianer gewannen 1:0, just hier, im Stadion von ­Yokohama, wo auch unser kleiner Junge mit dem japanischen National­t rikot sich bereits hingesetzt hat. Der Junge wird auch die restlichen Spiele der 12. Klub-WM verfolgen, zu Hause vor dem Fernseher. Möglich, dass er, bevor jemand für ihn den Fernseher einschaltet, kurz warten muss, dabei zerstreut ins Dunkel des Bildschirms blickt und sein Spiegelbild entdeckt. Vielleicht mustert er sich ein wenig und stellt sich vor, wie das wäre, im Nationaltrikot aufzuspielen, als Star des Teams, und wie er die gegnerische Abwehr ausspielen und dann einschiessen würde, ins lange Eck – Tor! J. League als Fundament In Japan hat der Fussball in den vergangenen zwei Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Die Kinder und Jugendlichen können sich nun ihren Träumen und Ambitionen im Fussball hingeben, ohne auf verlorenem Posten zu stehen. Es sind Möglichkeiten vorhanden, nicht mehr nur im sehr populären Baseball, auch und gerade im Fussball. Die vor 22 Jahren nach gründlichem Studium der grossen Ligen in Europa und Südamerika nach deren Vorbild gegründete J. League vereint 18 Teams. Sie zieht pro Spiel durchschnittlich mehr als 17 000 Zuschauer an. Die fünf bestklassierten Teams der gerade zu Ende gegangenen Spielzeit konnten bei jedem Heimspiel zwischen 35 000 (Urawa Red Diamonds) und 21 600 (Cerezo Osaka) empfangen. Die J. League wird in drei Meisterschaftsphasen ausgespielt (siehe dazu das Japan-Inside auf Seite 15) und wird unterfüttert von den Ligen J2 und J3,

Unermüdlich Tausende Sanfrecce-Fans feuern ihr Team auch an der Klub-WM frenetisch an. T H E F I FA W E E K LY

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“DAS SELBSTBEWUSSTSEIN DER JAPANER WÄCHST” Holger Osieck wurde als Assistentscoach des deutschen Nationalteams 1990 Weltmeister, gewann als Coach 2000 mit Kanada den Gold Cup und 2007 mit den Urawa Red Diamonds die AFC-Champions-League. Ein Gespräch mit dem Deutschen am Rande der Klub-WM in Japan, bei der er für die FIFA Spiele beobachtet. Herr Osieck, Sie haben die Urawa Reds 1995/96 und 2007/08 gecoacht. Was fühlen Sie, wenn Sie in Japan sind?

Beim neuen japanischen Meister Sanfrecce Hiroshima sind im 38-Mann-Kader gerade noch drei Ausländer vertreten. Und die U17- und U20-Teams nehmen regelmässig an der WM teil.

Holger Osieck: Die Erinnerungen sind natürlich überwiegend positiv. Meine Frau und ich haben uns hier sehr wohl gefühlt. Wir hatten auch sehr viele soziale Kontakte, die sich erfreulicherweise über die Jahre gehalten haben. Zu Weihnachten werden uns Kalender mit Sumo-Motiven geschenkt. Ich hatte damals eine Vorliebe für Sumo entwickelt und ging auch zu den Veranstaltungen. Offen für die Kultur des Gastlandes zu sein, kommt bei den ­Japanern gut an.

Die Jungendarbeit funktionierte in Japan über Jahre anders als in Europa, wo die Klubs ihre Akademien betreiben müssen. Hier war es traditionsbezogen so, dass die Universitäten und die Schulen die Entwicklung der Spieler vorantrieben. Erst später begannen die Klubs damit, die Jugend auszubilden und sich an den Vorbildern in den grossen Ligen zu orientieren.

Japan ist dadurch international wett­ bewerbsfähig geworden.

Was hat Sumo mit Fussball zu tun? Ich habe mich für die japanische Kultur generell interessiert. Sumo ist hier der Traditionssport schlechthin. Als ich ­K anada trainierte, habe ich mich auch mit Eishockey beschäftigt.

Hochkarätiger Fussballlehrer Holger Osieck kennt nicht nur den japanischen Fussball bestens.

Die Fortschritte im japanischen Fussball sind auch bei den Frauen zu beobachten, die sich in den vergangenen Jahren international etabliert haben. Das hat sich vor allem mit dem Gewinn des WM-Titels 2011 gezeigt.

Sind Sie noch oft in Japan? Ich war zuletzt vor zwei Jahren hier, als ich mit Australien in der WM-Qualifikation auf Japan stiess, und zwar in meinem früheren Heimstadion in Saitama (1:1 am 4. Juni 2013, Red.). Die Leute waren beim Wiedersehen sehr freundlich zu mir.

Wie sehen Sie die Tendenz im japanischen Fussball der vergangenen 20 Jahre? Bevor die J. League laufen konnte, haben die Japaner in ihrer akribischen Art jahrelang die grossen Ligen und die Arbeit und Strukturen in den traditionellen Fussballnationen studiert. Sie legten damit die Basis, um den Profifussball in Japan installieren zu können.

Was geschah dann? Zu Beginn waren viele bekannte e­ uropäische und brasilianische Spieler hier. Sie sollten den Fussball in Japan populär

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machen. Das ging gut, aber man kam dann an den Punkt, an dem man auch eigene Leute und einen eigenen Stil aufbauen wollte. Das Gleiche konnte man in den USA mit der damaligen NASL beobachten. Die Japaner schafften es mit der Ambition, eigene Spieler zu entwickeln, seit 1998 stets, an der WM teilzunehmen.

Und Japan firmierte gemeinsam mit der Republik Korea 2002 auch schon als Ausrichter der WM. Die Konkurrenz durch Baseball und Sumo, die in Japan sehr populär sind, konnte dadurch geschmälert werden. Doch was mich persönlich besonders beeindruckt hat, ist, dass in den vergangenen Jahren vielen japanischen Profis der Schritt nach Europa geglückt ist. Als ich 1995 anfing, schaute man noch ganz scheu zu den Europäern und den Brasilianern hoch. Man hat ein gesundes Selbst­ bewusstsein entwickelt. Das ist der Trend.

Das Frauenteam ist die Nummer 4 der Welt. Wann werden die Männer es ihnen gleichtun können? Der internationale Wettbewerb ist bei den Männern grösser und intensiver, das taktische Know-how spielt eine noch grössere Rolle. Vorhersagen sind da doch eher schwierig.

Was man stets voraussagen kann: Die Japaner richten grosse Turniere bestens aus. Das stimmt. Sie versuchen stets, ­perfekt zu sein. Mit Holger Osieck sprach in Tokio Perikles Monioudis


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die schnell an Wettbewerbsfähigkeit dazugewinnen. Das Nationalteam hat seit 1998 keine WM mehr verpasst, und die Frauen haben das Höchste überhaupt erreicht: den Weltmeistertitel. 2011 errang die Nadeshiko, wie das japanische Nationalteam der Frauen genannt wird, die begehrteste Trophäe im Frauenfussball, und das gegen den Rekordweltmeister USA im Endspiel, und auch noch nach Elfmeterschiessen (3:1). Solches beweist nicht nur Nervenstärke, sondern offenbart auch einen Willen zum Erfolg und zur Perfektion, der dem japanischen Fussball eigen ist. Manch einer würde auch sagen, der Ansporn, in dem, was man tut, perfekt zu sein, beschreibe die Japaner ganz allgemein. Die Jahrhunderte alte, ins Höchste verfeinerte Kultur im Land der aufgehenden Sonne prägt – wie denn anders? – auch den Fussball. Die Alltagskultur zeigt sich gepflegt und ist geprägt von Gesten ausgesuchter Höflichkeit im Umgang miteinander. Die Japaner, das hört man von ausländischen Coaches immer wieder, gehören denn auch zu den Begabtesten in der Ballbehandlung.

Mike Hewitt / FIFA via Getty Images

Reichlich Fussball-Exporte Der japanische Fussball lebt vordergründig von den beiden Prinzipien, die in Japan eine grundsätzliche Bedeutung haben: der Ordnungssinn und der Fortschritt – sagen wir besser: die gekonnte Organisation und das Streben nach dem Neuen. “Made in Japan” ist nach wie vor ein Label, das Weltgeltung besitzt – gerade deshalb, weil Innovation in Japan grossgeschrieben wird und Errungenschaften, etwa in der Technik, hervorbringt, die seit Jahrzehnten weltweit anerkannt und nachgefragt werden. Ohne individuelle Anstrengung aber ist das nicht zu

NACHGEFRAGT BEIM MATCH COMMISSIONER Stephen Williamson kommt aus Auckland, ­Neuseeland, ist Wirtschaftsprüfer und besitzt ­einen Betrieb mit zwanzig Mitarbeitenden. Fussball spielte das Vorstandsmitglied des Erstligaklubs Waitakere United, so weit er zurückdenken kann. Die ozeanische Konföderation OFC hat ihn an die Klub-WM entsandt, bei der er nun schon zum d ­ritten Mal die Funktion eines Match ­Commissioners e­ rfüllt. Was genau tut er dabei? Er notiert, was im Spiel vorfällt, etwa wer einen Treffer erzielt, ein- oder ausgewechselt wird, eine Gelbe oder Rote Karte sieht. W ­ illiamson erzählt von einem Zwischenfall an der Klub-WM in Marokko, als Ronaldinho mit Lasern von den Rängen aus geblendet wurde. Das fand sich in seinem Bericht wieder. Ein andermal stritten sich die Trainer, ob ein b ­ estimmter Spieler zum ersten oder schon zweiten Mal verwarnt wurde – Williamson wurde konsultiert. Was braucht es, um ein guter Match C ­ ommissioner zu sein? Man müsse Erfahrung haben im administrativen Bereich und 90 Minuten lang genau zusehen können, sagt Williamson. In diesem Jahr aber werde vieles auch elektronisch erfasst, so die Ein- und Auswechslungen, weshalb er im Wesentlichen die Karten, die der Schiedsrichter zückt, aufzeichnen muss und die Spielminute, diese auch bei T­ reffern oder Spielerwechseln. Williamson notiert für sich trotzdem alles. Für den Fall, dass die Technik ausfällt. mpe

Stars Der FC Barcelona mit Lionel Messi (l.) und Luis Suárez trainiert in Japan. T H E F I FA W E E K LY

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Grossstadt-Gef端hle Kinder trainieren auf einem Sandplatz im Norden Tokyos (o.), ein Verkaufsstand in Yokohama setzt auf den FC Barcelona.

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schaffen: Kompakt stehen sie zwar, die Japanerinnen, und sie lassen ihre Gegnerinnen anrennen, doch ohne die Spielstärke und den Esprit von einzelnen Spielerinnen, wie vor allem einer Homare Sawa, wäre kein Kollektiv auch wirklich Weltklasse.

“Wir müssen uns vor niemandem mehr dafür rechtfertigen, dass wir Fussball spielen.” Homare Sawa, Weltmeisterin 2011

Die legendäre Sawa, inzwischen 37-jährig und nach der WM 2015 in Kanada (2. Rang) auch vom Nationalteam zurückgetreten, hat 205 Länderspiele bestritten und dabei 83 Treffer erzielt. Sechsmal nahm die Weltfussballerin von 2011 an einer WM teil. “Wir müssen uns in Japan vor niemandem mehr dafür rechtfertigen, dass wir Fussball spielen”, sagte sie im Sommer an die Adresse nicht zuletzt der japanischen Männer gerichtet. Über diese wird gemeinhin das Klischee bemüht, praktisch mit ihrem Arbeitgeber verheiratet zu sein und werktags von 7 Uhr bis in die Nacht hinein zu arbeiten; während doch – ein anderes Klischee – im Westen die Postmoderne ausgerufen worden sei und die Männer zunehmend Wert legten auf freie Zeit und Familie. Jedes Klischee ist vor allem eines: falsch. Sawa aber zeigte mit ihrer Feststellung auf, dass nicht einfach nur die Gesellschaft und die Kultur eines Landes den Fussball ­bestimmen, sondern umgekehrt auch der Fussball eine normative Kraft auf die Menschen auszuüben vermag – etwa so, dass die japanischen Spiele-

rinnen und Spieler im Wissen um ihre individuelle Stärke in die Welt hinaus schwärmen und ohne Weiteres auch in den stärksten Ligen bestehen können. Von Shinji Kagawa (Borussia Dortmund) über Atsuto Uchida (Schalke 04), Shinji Okazaki (Leicester City FC) oder Maya Yoshida (Southampton FC) bis zum zurzeit ausser Form geratenen Keisuke Honda (AC Milan) – sie alle machen ihren Weg in den grossen Ligen. Das gilt auch für die Frauen, so für Saki Kumagai (Olympique Lyon), Rumi Utsugi (Montpellier HSC) oder Yuki Ogimi (seit diesen Sommer beim 1. FFC Frankfurt). Dass eine japanische Klubmannschaft Weltformat erreicht hätte, steht – noch – aus. Die japanischen Spitzenklubs arbeiten heute aber konzentriert mit ihren Jugendteams. Der Kader des aktuellen Meisters Sanfrecce weist lediglich drei Spieler nicht-japanischer Nationalität auf: Die Klubs übernehmen seit geraumer Zeit mehr Verantwortung in der Ausbildung des Nachwuchses, um die sich früher vor allem die Schulen und Universitäten gekümmert haben. Die Spitzenklubs haben ihre Akademien etabliert. Wann wird ein japanischer Vertreter an einer Klub-WM triumphieren? Die Klub-WM ist wichtig – für die Klubs und für die Menschen. Der Zuspruch ist gross; umso grösser, wenn das einheimische Team vorankommt. Gereicht hat es in der Geschichte der Klub-WM für ein japanisches Team bis jetzt nur einmal zu einer Auszeichnung, 2007 für die Urawa Red Diamonds. Eine nicht ganz unwichtige Ehrung: der FIFA Fair Play Award. Å

Umfangreiche multimediale Berichterstattung zu den Partien der FIFA Klub WM Japan 2015 finden Sie wie immer auf FIFA.com

Spielplan FIFA Klub-Weltmeisterschaft · Japan 2015 10. Dezember, 19.45 Uhr International Stadium Yokohama Spiel 1 · Playoff für Viertelfinale Sanfrecce Hiroshima Auckland City FC

13. Dezember, 19.30 Uhr Osaka Nagai Stadium 2 0

13. Dezember, 16.00 Uhr Osaka Nagai Stadium Spiel 2 · Viertelfinale CF América Guangzhou Evergrande FC

Spiel 3 · Viertelfinale TP Mazembe Englebert Sanfrecce Hiroshima

16. Dezember, 19.30 Uhr Osaka Nagai Stadium 0 3

16. Dezember, 16.30 Uhr Osaka Nagai Stadium 1 2

Spiel 4 · Spiel um Platz 5 CF América TP Mazembe Englebert

Spiel 5 · Halbfinale Sanfrecce Hiroshima CA River Plate

20. Dezember, 16.00 Uhr International Stadium Yokohama 0 1

17. Dezember, 19.30 Uhr International Stadium Yokohama 2 1

Spiel 6 · Halbfinale FC Barcelona Guangzhou Evergrande FC

Spiel 7 · Spiel um Platz 3 Sanfrecce Hiroshima Guangzhou Evergrande FC

20. Dezember, 19.30 Uhr International Stadium Yokohama 3 0

Spiel 8 · Finale CA River Plate FC Barcelona T H E F I FA W E E K LY

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BLICK IN DIE LIGEN

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Japan: J. League

Das ModusExperiment Perikles Monioudis ist Chef­ redakteur von The FIFA Weekly.

Eine Saison der Rekorde war das für Sanfrecce Hiroshima, den neuen Meister der J. League. 73 Treffer gelangen dem Team aus dem Süden des Landes in der vor anderthalb Wochen abgeschlossenen regulären Spielzeit; Sanfrecce liess dabei nur 30 Gegentreffer zu. Beide Ziffern stellen Bestmarken in der J. League dar. Das Team, das sich selbst als ältesten Klub Japans bezeichnet – gegründet 1937 als Mazda-Werksmannschaft – befindet sich fraglos im Hoch.

AFP Photo

Da kommt dem neuen Meister zupass, dass der J.-League-Titel zur Teilnahme an der FIFA Klub-Weltmeisterschaft im eigenen Land berechtigt. Im Eröffnungsspiel am 10. Dezember bezwang das Gastgeberteam

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den Auckland City FC 2:0. Tausende Sanfrecce-Fans, aus Hiroshima angereist, verfolgten dabei, wie ihre Helden den neuseeländischen OCF-Champions-League-Sieger ein ums andere Mal überliefen – Konterfussball vom Feinsten. Auch gegen den CAF-Champions­League Sieger TP Mazembe aus dem Kongo spielte man, drei Tage später, ähnlich über­ fallartig – und gewann 3:0. Diese beiden Spiele sagen viel über das Team aus: Pfeilschnell, das wollen sie sein, die Sanfrecce-Profis. “Frecce” bedeutet auf italienisch Pfeile, “san” auf japanisch drei. Das in Lila gehaltene Klublogo weist drei aufsteigende Pfeile auf. Und der Klub kennt zurzeit tatsächlich nur eine Richtung: nach oben. Sanfrecce ist zwar glücklich über den Meister­titel, allerdings trotzdem nicht ganz zufrieden mit dem neuen, in diesem Jahr erstmals angewandten Modus der J. League. Obwohl die Mannschaft aus Hiroshima zum Ende der Rückrunde vorn lag, musste sie sich im Meisterschaftsfinale – mit Hin-und Rückspiel – dem Team stellen, das aus der Partie

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zwischen dem Ersten der Vorrunde, Urawa Red Diamonds, und dem Dritten nach der Rückrunde, Gamba Osaka, hervorging. Gamba bezwang die Reds im “Saisonhalbfinale” 3:1. Im “Saisonfinale” dann setzte sich Sanfre mit dem Gesamtscore von 4:3 gegen Gamba durch. Den dreiteiligen Liga-Modus, bestehend aus Hin-/Rückrunde, Zwischenstufe und Endpiel, kritisierte Sanfrecce-Coach Hajime Moriyasu selbst im Triumph noch: “Hätten wir das Endspiel verloren, hätte das meine Spieler diskreditiert.” Denn der Erste nach der Rückrunde hätte die Trophäe dem Dritten überlassen müssen – verkehrte Welt. Ob das Experiment mit dem komplizierten Modus – einer Mischung aus europäischer Hin-/Rückrunde und südamerikanischer Apertura/Clausura – für Klubs, Fans und Fernsehzuschauer aufgeht, bleibt abzuwarten. Sanfrecce, in den vergangenen vier Saisons dreimal Meister geworden, musste sich derweil von der Klub-WM verabschieden. Im Halbfinale unterlag man River Plate 0:1. Å

In der Ligaspitze etabliert Sanfrecce Hiroshima kann 2015 zum dritten Mal binnen vier Saisons die J.-League-Meister­ schale stemmen. T H E F I FA W E E K LY

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Umdenken in Prag

zwölf. Auch Rekord. Jeder spartanische Gedanke also, der sich nicht um den ersten Tabellenplatz dreht, gilt bei Sparta schon aus Prinzip als verschwenderisch.

Alan Schweingruber ist ­Redakteur bei The FIFA Weekly.

Am letzten Spieltag vor der Winterpause liess Viktoria Pilsen nichts mehr anbren­ nen. Man hätte den inoffiziellen Titel als Herbstmeister ja noch verspielen können auf der Zielgeraden. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Aussenseiter FK Dukla Prag beim amtie­ renden Meister einen Sieg einfährt, war etwa so gross, wie die, dass Autohersteller Skoda seinen Flügelpfeil im Logo durch ein fliegen­ des Krokodil ersetzt. Viktoria Pilsen lag denn auch schon nach vier Minuten 1:0 in Führung. Am Schluss stand es 3:0. Sparta Prag verabschiedete sich als Zweiter in die Weihnachtszeit. Durchaus ein gutes Ergeb­ nis, lediglich drei Punkte hinter Viktoria Pilsen. Aber die Ansprüche in der tschechi­ schen Hauptstadt sind bekanntlich andere. Sparta Prag gewann in der ehemaligen Tschechoslowakei 20 Meisterschaften. Das ist natürlich einsamer Rekord. In der Tschechi­ schen Liga (seit 1993) folgten nochmals deren

Sparta Prag liegt nur drei Punkte hinter Viktoria Pilsen. Aber die Ansprüche in der Hauptstadt sind andere. Nun ist man beim Rekordmeister aber zum Umdenken gezwungen. Denn seit 2011 haben sich die Verhältnisse gedreht. In dem Jahr stemmte die Mannschaft von Viktoria Pilsen zum ersten Mal den Meisterpokal in die Höhe. Und man staunte im Land mit den zehn Millionen Einwohnern, wie gut die alle spielten, wie toll das alles funktionierte unter Coach Pavel Vrba. Zwei Saisons später gewann Viktoria Pilsen bereits seine zweite Meister­ schaft. Und noch zwei Jahre später, also 2015, bereits seine dritte.

Herbstmeister Viktoria Pilsen lässt sich nach dem 3:0 gegen FK Dukla Prag feiern.

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Der Mann, der in der Stadt mit dem welt­ bekannten Bier das Fundament gelegt hatte, ist längst weitergezogen. Pavel Vrba wurde Ende 2013 vom tschechischen Fussballver­ band abgeworben und führte das National­ team nun an die Euro 2016. Man sagt, auslän­ dische Klubs hätten schon ihr Interesse am tschechischen Trainer bekundet. Der will mit seiner Mannschaft erst mal ein gutes Turnier spielen nächsten Sommer in Frankreich. In der Gruppe mit Spanien, Kroatien und der Türkei keine wirklich leichte Aufgabe. Bei Pilsen wurde auch der ehemalige Juventus­-Star Pavel Nedved ausgebildet. Damals, in den Achtzigern, hiess der Verein noch TJ Skoda Pilsen. Das erste Mal von sich reden machte Tschechiens Meister aber schon 1971. Man hatte es über Umwege als Zweitli­ gist in den Europapokal der Pokalsieger geschafft. Dass dies ganz Europa mitbekam, lag auch am ersten und letzten Gegner, der hiess Bayern München. Pilsens Abenteuer war nach einem Gesamtskore von 1:7 beendet. Das Rotationsprinzip übrigens kannte man damals noch nicht: Bayern lief mit seiner Topbesetzung um Franz Beckenbauer und Gerd Müller auf. Å

Martin Skála, FC Viktoria Plzen

Ts c h e c h i e n : S y n o t L i g a


Elfenbeinküste: Ligue 1

ASEC Mimosas holt den ersten Dreier Annette Braun ist Redakteurin bei The FIFA Weekly.

Unscheinbar sieht sie aus, die Jugendakademie von ASEC Mimosas in Abidjan. Mit den Swimmingpools und der Basketballanlage zumindest nicht wie ein Zentrum für Fussballer. Dabei ist der Ort für den Nachwuchs des Landes Programm. Yaya Touré, sein Bruder Kolo oder Gervinho – sie alle haben ihre fussballerischen Wurzeln bei Mimosas, und sie alle waren im Kader der ivorischen Natio-

nalmannschaft, die beim diesjährigen Afrikacup in Äquatorialguinea – nach 23 Jahren des sehnsüchtigen Wartens – den Titel gewinnen konnte. 1993 war es der ehemalige französische Nationalspieler Jean-Marc Guillou, der auf dem Trainingsgelände von Mimosas ein Internat errichtete. Es wurde zu einem ­P ionierwerk: ein Platz für junge Kicker aus ärmeren Verhältnissen, die nicht nur eine fussballerische, sondern auch eine schulische Ausbildung erhielten und medizinisch versorgt wurden. Das grosse Ziel war dabei immer präsent: Fussballprofi in Europa werden. Die Ausrichtung ist gut für die Spieler und gewinnbringend für die nationale Auswahl, doch ist sie auch förderlich für die Entwicklung des Vereins? ASEC Mimosas

nutzte das Modell. Die Talente aus der ­Jugendakademie konnten für zwei bis drei Jahre in der ersten Mannschaft gehalten werden, bevor sie sich ihren Traum erfüllten und bei einem europäischen Klub unterschrieben. Der Verein wurde 24-mal Tabellenerster, dominierte die ivorische Meisterschaft von 2000 bis 2006 ohne Unterbrechung. Doch die Wechsel des Nachwuchses nach Europa werden nun immer früher vollzogen, wodurch es ASEC Mimosas schwerer fällt, von der eigenen Talentschmiede zu profitieren. Der letzte Meistertitel liegt fünf Jahre zurück, in die aktuelle Saison startete das Team durchwachsen. An den ersten beiden Spiel­tagen stand am Ende jeweils ein Remis. Gegen Stade d’Abidjan in der dritten Runde dann der erste Sieg: Nach einem gehaltenen Elfmeter in der 5. Spielminute traf Zakri Krahiré in der 11. Minute zum entscheidenden 1:0. Er hätte kurz vor Abpfiff sogar noch auf 2:0 erhöhen können, doch auch sein Elfer fand nicht das Netz. Mimosas freute sich über den ersten Dreier und kletterte in der Tabelle auf den 6. Platz. Angeführt wird die Ligue 1 überraschend vom Moossou FC (7 Punkte). Am vergangenen Spieltag gewann das Team, das vor zwei Jahren noch in der 2. Liga kickte, gegen den amtierenden Meister AS Tanda 3:0. Olaolu Adebayo (7.), Lassina Bamba (17.) und Dominique Anderson (90.) waren die T ­ orschützen und führten die Mannschaft, die in allen Bereichen frischer und agiler wirkte als ihr Kontrahent, zum Sieg.

ASEC Mimosas

Punktgleich an der Spitze steht der Meister von 2011, Africa Sports. Nach einem 1:1-Unentschieden gegen ASEC Mimosas in der zweiten Runde landete das Team am dritten Spieltag einen 1:0-Auswärtssieg bei Korhogo und hat nun ebenfalls 7 Punkte auf dem Konto. ASEC Mimosas muss daher zulegen, will das Team im Titelkampf eine Rolle spielen. Der Leitspruch des Klubs, der auch in der Jugend­ akademie hängt, lautet: “Bleib bescheiden, wenn du ein Grosser werden möchtest.” Å

Siegreich ASEC Mimosas (in den schwarz-weissen Trikots) gewann gegen Stade d’Abidjan 1:0. T H E F I FA W E E K LY

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Name Sachin Tendulkar 24. April 1973, Mumbai, Indien Position (Cricket) Batsman Stationen als Spieler 1988 Cricket Club of India 1988 – 2013 Mumbai Indians 1992 Yorkshire

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Andy Cantillon / eyevine / Dukas

Geburtsdatum, Geburtsort


DAS INTERVIEW

“Fussball wird in Indien immer beliebter” Sachin Tendulkar gilt in Indien als einer der grössten Cricketspieler aller Zeiten. Seit seinem Karriereende 2013 engagiert sich der Sportler im Fussball und ist Anteilseigner der Kerala Blasters. Im Interview spricht er über die wachsende Fussballbegeisterung in seiner Heimat. Sachin Tendulkar, wann hat Ihre Leidenschaft für den Fussball begonnen? Sachin Tendulkar: Eigentlich schon in meiner Kindheit. Ich habe als Kind gern Fussball gespielt, und auch während meiner Karriere als Cricket-Nationalspieler hat mir Fussball viel Freude gemacht, denn zum Aufwärmen wird oft Volleyball oder Fussball gespielt. Fussball macht grossen Spass und ist eine der Sportarten, um die man überall auf der Welt nicht herumkommt. Ich persönlich habe auch immer gern Fussball geschaut, allerdings ohne ein bestimmtes Team zu bevorzugen.

Sie haben einige Zeit in England gelebt und waren dort viel unterwegs. Haben Sie dabei auch Fussballspiele besucht? Ich war bei einem Spiel von Manchester United. Sir Bobby Charlton war auch dort und so haben wir das Spiel gemeinsam gesehen. Das war ein phantastisches Erlebnis. Die Atmosphäre hat mir sehr gut gefallen. Die Leidenschaft der Fans und die Reaktionen auf jede noch so kleine Aktion auf dem Spielfeld waren einfach unglaublich. Ich habe dieses Erlebnis sehr genossen und denke noch oft daran. Es war etwas ganz besonderes, als Gast von Manchester United dabei zu sein.

Ist die Fussballkultur in England mit der Cricketkultur in Indien vergleichbar? Ja, sehr. Das alles erinnert mich an die Menschen in meiner Heimat. Auch dort ist die Leidenschaft enorm und jede Kleinigkeit wird wichtig. Alles wird ganz genau beobachtet und diskutiert. Alles befindet sich sozu­ sagen unter dem Mikroskop.

Sind die enormen Zuschauerzahlen bei ISL-Spielen ein Zeichen dafür, dass der Fussball allmählich zu Cricket aufschliesst? Fussball wird jedenfalls immer beliebter. Von Cricket ist er zwar noch weit entfernt, aber ich mag solche Vergleiche ohnehin nicht. Es geht doch um die Wertschätzung für jede Sportart – das Können, die harte Arbeit und die Opfer der Spieler. Jeder Sportler sollte dafür respektiert werden. Die Inder empfinden jedenfalls grosse Wertschätzung für die

ISL. Ich freue mich sehr darüber, wie die Liga angenommen wird und dass die Menschen nicht nur die ausländischen Spieler beobachten, sondern auch die einheimischen. Sie werden zu Stars, zu Vorbildern – und auf diese Weise entwickelt sich der Fussball in Indien. Indien hat über eine Milliarde Einwohner und wenn sich der Fussball in einem solchen Land entwickelt, wirkt sich das definitiv positiv auf den Weltfussball aus.

Umkleidekabine gegangen und habe ihnen gesagt, wie stolz ich auf sie bin. So wie wir gespielt haben, hätten wir den Gewinn der Meisterschaft verdient gehabt, sagte ich ihnen, aber manchmal läuft es eben nicht so, wie man möchte. Manchmal laufen die Dinge anders.

In zwei Jahren findet die FIFA U17-Weltmeisterschaft in Indien statt. Wie schätzen Sie es ein, dass ein solch prestigeträchtiger Wettbewerb in Ihr Land kommt?

Ich habe den Spielern gesagt, dass sie sich keine Gedanken über das Ergebnis machen sollen, denn das helfe nicht. Sie sollen furchtlosen Fussball spielen. Man muss sich auf das Spiel konzentrieren, nicht auf das Resultat. Ich will, dass ihr die Spielweise zeigt, die wir von den Kerala Blasters sehen wollen. Denn wenn uns das gelingt, dann gewinnen wir die Herzen in ganz Indien. Denn das ist mir sehr wichtig – die Spielweise. Natürlich kann man ein paar Spiele verlieren, das passiert jedem Sportler. Viel wichtiger ist die Spielweise, darauf kommt es an.

Alle freuen sich darauf, alle sind begeistert und können es kaum erwarten, diese WM in Indien zu haben. Es wird riesig und gut für Indien, denn die Leute mögen die ISL sehr, und wenn nun die FIFA mit diesem Turnier nach Indien kommt, ist das wirklich eine bedeutende Sache.

Warum haben Sie sich dazu entschlossen, sich in der ISL zu engagieren? Ich habe das Gefühl, dass sich Indien auch anderen Sportarten gegenüber öffnet. So war es einfach eine sehr gute Gelegenheit, sich im Fussball zu engagieren und so zur Förderung des Fussballs in Kerala beizutragen. Wir hatten enorme Zuschauerzahlen, und das Ganze ist ein fabelhafter Erfolg.

Ihr Team, die Kerala Blasters, hat in der vergangenen Saison das ISL-Finale erreicht. Welche Empfindung überwog nach dem Spiel, Enttäuschung oder Stolz? Ich war überglücklich. Wir waren nicht gut in die letzte Saison gestartet. Aber Trainer David James und ich waren überzeugt, dass es langsam besser werden würde, und so kam es dann auch. Die Mannschaft hielt zusammen, sie spielte immer besseren Fussball und eroberte die Herzen der Menschen. Man kann zwar nicht immer rausgehen und jedes Spiel gewinnen, aber man kann die Herzen gewinnen. Und das ist uns in der vergangenen Saison gelungen. Natürlich waren die Spieler nach dem verlorenen Finale enttäuscht, aber ich bin dann zu ihnen in die

Welche sportliche Erfahrung aus Ihrer eigenen Karriere versuchen Sie, dem Team zu vermitteln?

Indien ist ein riesiges Land. Doch während talentierte Cricketspieler meist entdeckt und gefördert werden, gibt es für junge Fussballer im Rahmen der bestehenden Strukturen weitaus weniger Wege zum Erfolg. Was kann der Fussball in Indien vom Cricket lernen? Ich bin überzeugt, dass die Infrastruktur und die Organisation des Fussballs in Indien die entscheidenden Faktoren werden. Der Ablauf der Saison wird auch eine wichtige Rolle spielen. Man will natürlich so viel Konkurrenz wie möglich in der Liga erreichen. Es geht darum, die besten Talente in der ISL zu erkennen. Durch die Erfahrung der Konkurrenz mit einigen Spitzenfussballern aus aller Welt wird letztlich auch die indische Nationalmannschaft profitieren. Ich habe keinen Zweifel, dass es zu dieser Entwicklung und zu diesen Verbesserungen kommt. Å Mit Sachin Tendulkar sprach Daniel Masters

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First Love Or t: Nairobi, Kenia Datum: 4. November 2015 U hrzeit: 15. 30 Uhr Fotog ra f: Jir i D vora k

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ROGÉRIO CENI

Eine Legende tritt ab 22

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Wenn Treue einen Namen hat, dann Rogério Ceni. 1237 Partien lang hütete der heute 42-Jährige das Tor des FC São Paulo. Nun hat er seinen A ­ bschied gefeiert. Ein Porträt von Sarah Steiner.

Vaness Carvalho / Briazil Photo Press

Eine Liebe fürs Leben 25 Jahre lang stand Rogério Ceni im Trikot des FC São Paulo zwischen den Pfosten.


ROGÉRIO CENI

A

bschied tut weh. Wenn man lange an einem Ort war, dann sowieso. Man hat gemeinsame Erinnerungen geschaffen, zusammen Siege gefeiert und Niederlagen ­beweint. Kaum vorstellbar also, wie es Rogério Ceni an diesem Dezemberabend ging. 60 000 waren ins Morumbi-Stadion in São Paulo gekommen, um sein letztes Spiel zu zelebrieren. Und um auf Wiedersehen zu sagen. Denn nach unglaublichen 25 Jahren und 1237 Partien für seinen Verein hängt der Torwart seine Handschuhe an den Nagel. Doch Rogério Ceni wird dem FC São Paulo nicht nur als ­sicherer Rückhalt fehlen. In seiner Karriere schoss er 132 Tore für seinen Klub – so viele wie kein anderer Torhüter weltweit – und ist somit der zehntbeste Torschütze in der Geschichte des Vereins. Der erste und letzte Wechsel Geboren 1973 in Pato Branco im Bundesstaat Paraná, wuchs Rogério Ceni in Mato Grosso auf. Seine erste Station war beim Sinop FC im brasilianischen Hinterland. Drei Jahre später holte ihn Telê Santana, Trainerlegende beim FC São Paulo, 1990 in die Grossstadt. Es sollte C enis erster und gleichzeitig letzter Ver­ einswechsel bleiben. Bei seinem neuen Klub war Ceni die Nummer vier im Tor. Er bestritt in seinem ­ersten Jahr als Ersatztorhüter die Copa São Paulo de Futebol Júnior, den wichtigsten Nachwuchswettkampf des Landes.

“Es ist klar: Meine ­K arriere wäre ganz anders verlaufen, wenn Alexandre nicht umgekommen wäre.”

Sebastiao Moreira / Keystone

Rogério Ceni

Die Nummer eins zwischen den Pfosten der Juniorenmannschaft war damals Alexandre Escobar Ferreira. Er war die Nachwuchshoffnung des Vereins. Und vielleicht wäre er heute derjenige, der seinen Abschied von der Fussballbühne feiern würde, doch Alexandre starb am 18. Juli 1992 bei einem tragischen Auto­ unfall. Rogério Ceni erinnert sich an seinen Mitspieler: “Er war viel besser als ich. Von einer unglaublichen Schnelligkeit in all seinen Bewegungen, stark am Ball ... Es war grossartig, ihm zuzuschauen. Und es ist klar: Meine ­K arriere wäre ganz anders verlaufen, wenn Alexandre ­­

Letzter Auftritt Bei seinem Abschiedsspiel am 11. Dezember bewies Ceni nochmals seinen Torriecher.

nicht umgekommen wäre. Er war bloss ein Jahr älter als ich. Er hätte mit Sicherheit zur Nummer eins werden können und wäre dies vielleicht noch heute.” Harter Weg zur Nummer eins Der Tod Alexandres hat die Karriere von Ceni massgeblich beeinflusst. 1993 übernahm er dessen Amt und gewann die Copa. Und im selben Jahr kam er auch zu seinem ersten Einsatz im A-Team. Beim Santiago-de-Compostela-Turnier

Name Rogério “Mücke” Ceni Geburtsdatum, Geburtsort 22. Januar 1973, Pato Branco, Brasilien Position Torhüter Stationen als Spieler 1987–1989 Sinop FC 1990–2015 FC São Paulo Nationalteam Brasilien 1997–2006, 17 Einsätze T H E F I FA W E E K LY

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hielt er gegen die Spanier aus Teneriffa einen Elfmeter – den ersten in seiner Laufbahn, aber bei weitem nicht den letzten. Zu Beginn der 90er-Jahre war der FC São Paulo unter der Führung von Telê Santana mit Spielern wie Raí, Cafu, Toninho Cerezo und Müller eine Macht. Brasilianischer Meister, Staatsmeister von São Paulo, zwei Titel an der Copa Libertadores und zwei Weltpokalsiege gegen Barcelona und die AC Milan. Doch der Weg in dieses Team war kein einfacher für ­Rogério Ceni. Stammtorhüter Zetti stand ihm im Weg. Es war nur in der Copa CONMEBOL, von 1992 bis 1999 nach der Copa Libertadores der zweitwichtigste südamerikanische Vereins­ fussballwettbewerb, in der die jungen Talente ihre Chance bekamen – auch Ceni. Er arbeitete hart und nutzte sie. Sowohl im Achtelfinale als auch im Halbfinale bestätigte er nicht nur sein Talent als Elfmeterkiller, er verwertete die E lfmeter auch gleich selber. Der Torhüter ­ schoss seine ersten Tore und gewann seinen ersten Titel.

“In meinem dritten oder vierten Spiel habe ich bereits ein Tor erzielt. Da hat alles begonnen.” Rogério Ceni

Wie aber kommt ein Torhüter dazu, selbst Tore zu schiessen? “Ich war einsam”, sagte er stets. Ceni erschien immer eine halbe Stunde vor allen anderen zum Training. Und weil dann niemand da war, der ihm hätte Bälle aufs Tor schiessen können, versuchte er es einfach selbst. “Pro Monat waren es schätzungsweise 2500 bis 3000 Freistösse”, erzählt er. Die Geschichte geht so weit, dass er 2005 gar Rekordschütze seines Teams wurde. 21-mal 24

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Gefeierter Held 60 000 Fans waren mit dabei, als der 42-jährige Rogério Ceni im MorumbiStadion von São Palo verabschiedet wurde.

Daniel Teixeira / Estado, Sebastiao Moreira / Keystone, Miguel Schincariol / AFP

Torhüter mit Torriecher Das Toreschiessen wurde zum Markenzeichen von Ceni. 1997 wechselte Zetti zu Santos und Ceni wurde zum Stammtorhüter ernannt. ­Wenig später war er es, der fast alle Freistösse seines Teams schoss. “In meinem dritten oder vierten Spiel habe ich bereits ein Tor erzielt. Da hat alles begonnen”, erinnert er sich. Es war der 15. Februar: ein halbhoher Schuss, vorbei an der Mauer ins Tor. 131 Treffer sind es bis zu seinem Karriereende geworden – 69 Elfmeter, 61 Frei­ stosstore und ein Treffer aus dem Spiel heraus.


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Die Erfolge Cenis Nationalmannschaft 1997 Konföderationen-Pokal (ohne Einsatz) 2002 Weltmeister (ohne Einsatz) Vereine 1990 Staatsmeisterschaft von Mato Grosso 1993 Weltpokal/Klub-Weltmeisterschaft 1993 C opa Libertadores 1993 Recopa Sudamericana 1993 Supercopa Sudamericana 1993 Troféu Cidade de Los Angeles 1993 Troféu Jalisco 1993 Troféu Cidade de Santiago de Compostela 1994 Recopa Sudamericana 1994 C opa CONMEBOL 1995 C opa dos Campeões Mundiais 1996 C opa dos Campeões Mundiais 1996 C opa Master da CONMEBOL 1998 Staatsmeisterschaft von São Paulo 1999 C opa Euro-América 2000 Staatsmeisterschaft von São Paulo 2000 Torneio Constantino Cury 2001 Torneio Rio-São Paulo 2002 Supercampeonato Paulista 2005 Staatsmeisterschaft von São Paulo 2005 Weltpokal/Klub-Weltmeisterschaft 2005 C opa Libertadores 2006 Brasilianischer Meister 2007 Brasilianischer Meister 2008 Brasilianischer Meister 2012 Copa Sudamericana 2013 Eusébio Cup

Sebastiao Moreira / Keystone

Persönliche Auszeichnungen Fussballer des Jahres in Brasilien: • Bola de Ouro: 2008 • Bola de Prata: 2000, 2003, 2004, 2006, 2007, 2008 • Prêmio Craque do Brasileirão: 2006, 2007 • Prêmio Craque do Brasileirão / Fan-Preis: 2007, 2014 Goldener Ball der Klub-WM: 2005 Bester Spieler der Copa Libertadores: 2005

konnte er sich feiern lassen, es war das erfolgreichste Jahr seiner Karriere. Und eines der erfolgreichsten von São Paolo in der jüngeren Geschichte: Das Team gewann die Copa Libertadores und qualifizierte sich für die Klub-WM. Dort traf Ceni im Halbfinale gegen Al-Ittihad im Elfmeterschiessen, im Finale leuchtete dann sein Stern ein weiteres Mal ganz hell. ­Gegen Liverpool hielt er – trotz einer Verletzung am Finger – einen Schuss von Steven ­Gerrard auf mirakulöse Art und Weise. São Paulo gewann 1:0. Rogério Ceni wurde als Spieler des Turniers ausgezeichnet. Es war das erste Mal, dass ein Torhüter diesen Preis gewann. Lebenslange Treue Rogério Ceni gehörte nie zu den besten Torhütern der Welt. Er war auch nie die Nummer eins Brasiliens, 17 Einsätze stehen für die Seleção zu Buche. 2002 wurde er an der WM in Japan und Südkorea Weltmeister, auch wenn er keine ­Minute auf dem Feld stand. Ceni war damals Ersatzmann für Marcos. Seinen einzigen Einsatz an einer Weltmeisterschaft hatte der Torhüter 2006 in Deutschland. Gegen Japan wurde er in der 82. Minute eingewechselt. Doch manchmal muss man eben nicht der Beste sein, um Geschichte zu schreiben. Jahrelange Treue – ein Gut, dass es im modernen Fussball beinahe nicht mehr gibt – wird von den Fans mit bedingungsloser Liebe vergütet. Und diese waren es dann auch, die ihm an d iesem Dezemberabend den denkwürdigen ­ Rahmen für einen denkwürdigen Abschied ­boten. Die letzte Vorstellung des Mannes, der 25 Jahre lang das Tor des Klubs gehütet hatte. 60 000 waren also gekommen und unter den Rufen des Stadionsprechers betraten die Teams das Feld. Ein grosses Transparent mit dem Hashtag #Prasempre M1TO (“Mythos für

immer”, wobei das “i” des portugiesischen Wortes “Mito” durch eine “1” ersetzt wurde) wurde über den Spielertunnel gespannt. Perfektes Szenario für einen bewegenden Abschied. Die Klubweltmeister von 1992/1993 traten gegen die Klubweltmeister 2005 an. Und natürlich durfte auch das letzte Tor, das 132. von Rogério Ceni im Dress des FC São Paolo, nicht fehlen.

“Meine Asche soll ­einmal im Morumbi verstreut werden, ­damit ich immer mit dem verbunden bleibe, was hier passiert ist.” Rogério Ceni Letzter Wunsch “Ich dachte, es würde traurig werden. Aber ich habe mich gut gefühlt. Als Sportler fühle ich mich vollkommen. Wenn ich in die Vergangenheit schaue, bin ich stolz auf das Erreichte und die Titel, die ich gewinnen durfte”, bilanzierte Ceni nach dem Spiel. Seine Rückennummer 01 wird beim Klub nie mehr vergeben werden. Unsterblich soll Ceni sein beim FC São Paulo. Und so lautet dann auch sein letzter Wunsch an den Verein. “Meine Asche soll einmal hier im Morumbi ­verstreut werden, damit ich immer mit dem verbunden bleibe, was hier passiert ist.” Å

Perfekter Abschluss Mit Gitarre und Mikrofon zelebrierte Ceni nach dem Abschiedsspiel seine zweite Leidenschaft: die Rockmusik. T H E F I FA W E E K LY

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F IFA BALLON D’OR

PRESIDENTIAL NOTE

Wettbewerbe für alle

Das sagen Stars und Persönlichkeiten Wer waren der beste Spieler und die beste Spielerin des Jahres? Cristiano Ronaldo, Lionel Messi oder Neymar? Carli Lloyd, Aya Miyama oder Celia Sasic? Wir haben Zitate aus der Welt des Fussballs sowie von Stars aus anderen Sportarten gesammelt. “Ich denke, dieses Jahr wird die Amerikanerin Carli Lloyd gewinnen, denn ihr gelang ein Dreierpack im WM-Finale – auf einem derart hohen Level. Es ist eine Verpflichtung, diese Leistung zu belohnen.” Frankreichs Nationalspielerin Gaëtane Thiney “Neymar hat die Haltung eines Leaders angenommen! Ich glaube, diesmal ist die Zeit für ihn gekommen. Es ist nicht so, dass Cristiano Ronaldo nicht gespielt hätte, aber er ist nicht auf dem gleichen Level wie im Vorjahr. Lionel Messi war gut, aber er verletzte sich.” Der brasilianische Nationaltrainer Dunga “Ich bin ein grosser Fan von Cristiano Ronaldo. Aber um ehrlich zu sein, Lionel Messi verdient es dieses Jahr, wenn man seine Erfolge in der La Liga, in der Copa del Rey und in der UEFA-Champions-League mit dem FC Barcelona betrachtet. Zudem hat er mit Argentinien das Endspiel der Copa América erreicht. Er verdient den Titel definitiv!” Der marokkanische Nationalspieler Younès Belhanda “Die drei Kandidatinnen sind individuell verschieden. Das ist eine sehr spannende Nominierung! Celia Sasic ist sehr torgefährlich. Sie ist sehr emotional und gibt niemals auf. Aya Miyama ist klein und wendig. Sie kommt über das Technische, liest das Spiel und gibt den Takt vor. Carli Lloyd finde ich spannend. Sie fand während der WM in ihre neue Rolle als Spielführerin der USA und das unter hohem Druck. Ich drücke natürlich Celia die Daumen, aber Carli ist die ­K apitänin des Weltmeister-Teams und damit die Favoritin!” Die deutsche Nationalspielerin Nadine Kessler “Nach dieser Saison und der Anzahl an Titeln, die er gewann, heisst mein Favorit für den Ballon d’Or Lionel Messi!” Der französische NBA-Star Nicolas Batum “Ich glaube, wegen seiner Verletzung sind Lionel Messis Chancen etwas gesunken. Aber wenn er spielt, ist er grossartig. Diese Saison hat er nicht nur Tore geschossen, sondern er hat sich meiner Meinung nach auch im Auftreten wieder gesteigert. Ich glaube jedoch, dass Cristiano Ronaldo einen Tick vor Messi steht.” Der türkische Nationalspieler Hamit Altintop

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ie FIFA engagiert sich das ganze Jahr hindurch für ihre Fussball-­ Entwicklungsprogramme und die Organisation von Wettbewerben. Einer der Höhepunkte steht jeweils im Dezember an, in dem die FIFA Klub-Weltmeisterschaft den würdigen Abschluss des Wettbewerbskalenders darstellt. Dieses spektakuläre und beliebte Turnier bringt alljährlich die Spitzenteams aller Kontinente zusammen, die um die Krone des Klub-Weltmeisters kämpfen. Heuer ist das Turnier nach zwei erfolgreichen Jahren in Marokko wieder nach Japan zurückgekehrt. Nach dem Triple-Gewinn in der vergangenen Saison ist der FC Barcelona auf der Jagd nach dem dritten Titel bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft, was einen Rekord darstellen würde. Dieser einzigartige Wettbewerb ist Teil des Engagements der FIFA zur Unterstützung und Förderung des Klubfussballs. Das Turnier bietet den Vereinsmannschaften aus ganz verschiedenen Fussballkulturen die Gelegenheit, sich auf einer globalen Bühne zu präsentieren und sich auf höchstem Niveau zu beweisen. Und zudem ist es ein grossartiges Beispiel für eine der grossen Stärken der FIFA, nämlich die Organisation von Fussballturnieren. Innerhalb eines Vierjahreszeitraums organisiert die FIFA nicht ­weniger als 28 internationale Turniere – vom Nachwuchs- bis in den Seniorenbereich, im Frauen- und Männerfussball sowie im Beach­Soccer und Futsal. Unsere Wettbewerbe treiben die Entwicklung des Fussballs weltweit voran. Sie erzeugen wichtige Ressourcen für die Investition in den Fussball und inspirieren mehr junge Menschen, mit dem Fussballspielen anzufangen. Die FIFA ist stets auf der Suche nach weiteren Verbesserungen im Bereich der Organisation unserer Wettbewerbe. Unsere Task Force für Frauenfussball prüft derzeit im Rahmen unserer Anstrengungen zu dessen weiterer Förderung die Möglichkeit der Schaffung einer FIFA Klub-Weltmeisterschaft für Frauen. Ich denke, ein solches Turnier wäre angesichts der wachsenden Popularität des Frauenfussballs sowie der Leistungen bei der diesjährigen FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ eine hervorragende Ergänzung unserer bereits bestehenden Wettbewerbe. Nun wünschen wir den Mannschaften viel Erfolg für das Finale an diesem Wochenende in Japan. Ich wünsche Ihnen alles Gute für das neue Jahr.

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Ihr Issa Hayatou “Ich denke, dass die Entscheidung wieder zwischen den üblichen Kandidaten fallen wird, zwischen Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Wobei Messi dieses Jahr im Vorteil ist. Trotzdem finde ich, dass Neymar sich auch auf einem spektakulären Niveau präsentiert und sein Potenzial vor allem immer besser ausschöpft.” Der argentinische Ex-Nationalspieler Walter Samuel tfw T H E F I FA W E E K LY

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OFFENER BRIEF ÜBER DIE ZUKUNFT DER FIFA Liebe Fussballfreunde, die FIFA erlebt in diesem Jahr eine beispiellose Krise, die die globale Fussballverwaltung bis ins Mark erschüttert hat. Wir haben deshalb den nötigen Wandel eingeleitet, um unsere Organisation in Zukunft zu schützen. Wir betonen nochmals, dass die meisten Funktionäre rechtschaffen und dem Fussball wirklich verbunden sind. Dennoch kann nur eine tiefgreifende Reform künftige Verfehlungen vermeiden und das Vertrauen in die FIFA wiederherstellen. Die FIFA durchlebt die vielleicht wichtigsten Jahre seit ihrer Gründung 1904. Die Wahl eines neuen FIFA-Präsidenten beim Kongress im Februar bietet die Möglichkeit für einen Neubeginn, der aber nur der erste Schritt ist. In den nächsten Jahren müssen wir weiter hart arbeiten, um das Vertrauen und den Respekt der Fans, Spieler, der kommerziellen Partner und der vielen Millionen Menschen, die den Fussball zum beliebtesten Sport der Welt machen, zurückzugewinnen. Wir sind überzeugt, dass die vom FIFA-Exekutivkomitee im Dezember beschlossenen Reformmassnahmen neben den von den Schweizer und US-amerikanischen Behörden eingeleiteten Schritten das Fundament für eine Organisation legen, die dank mehr Transparenz, Rechenschaft und Ethik gestärkt aus der Krise hervorgehen wird. Wir rufen alle FIFA-Mitgliedsverbände dazu auf, die neuen Reformen voll zu unterstützen, umzusetzen und zu befolgen. Das künftige Wohlergehen der FIFA und die globale Entwicklung des Fussballs verlangen von uns allen einen Mentalitätswandel, der sich durch folgende Reformen von oben nach unten durchsetzen wird:

• Eine klare Gewaltentrennung zwischen der politischen Dimension des globalen Fussballs und der Finanz- und Geschäftstätigkeit der FIFA, wie der Organisation von Wettbewerben und den Investitionen in die Fussballförderung, bewahrt unsere Integrität und vermeidet Interessenkonflikte. Alle finanziellen Transaktionen werden von einem absolut unabhängigen Organ überwacht.

• Strikte Amtszeitbeschränkungen für hohe Ämter innerhalb der FIFA (höchstens drei Amtszeiten von vier Jahren) bürgen dafür, dass niemand zu viel Macht oder Einfluss ausüben kann. • Die FIFA bekennt sich in ihren Statuten ausdrücklich zur Förderung des Frauenfussballs und zur gänzlichen Einbindung von Frauen auf allen Ebenen der Fussballverwaltung, einschliesslich der Verpflichtung jeder Region, mindestens eine Frau in den neuen FIFA-Rat zu berufen. • Ein unabhängiges Organ nimmt für alle Kandidaten für Ämter in FIFA-Organen und in der obersten Führung der FIFA zentrale Leumundsprüfungen vor.

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Alessandro Della Bella / FIFA (4)

• Die Mitgliedsverbände müssen die genannte Struktur übernehmen und sich an die Grundsätze von Good ­Governance halten, z. B. durch die Schaffung unabhängiger Rechtsorgane. Sie haften zudem für das Verhalten ihres gesamten Teams und sämtlicher Drittparteien, mit denen sie zusammenarbeiten.


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• Die Mitglieder des neuen FIFA-Rats müssen von den Mitgliedsverbänden jeder Region gemäss dem neuen FIFA-Governance-Reglement gewählt werden und werden von der neuen, unabhängigen FIFA-Prüfungskommission überprüft. • Unabhängigere und entsprechend qualifizierte Mitglieder bürgen in Schlüsselkommissionen in den Bereichen Finanzen, Entwicklung, Governance und Compliance für mehr Unparteilichkeit und bessere Kontrollen. • Die Fussballgemeinschaft (Spieler, Klubs, Ligen, Mitgliedsverbände usw.) wird stärker in die Entscheidungsprozesse einbezogen. • Die FIFA bekennt sich in ihren Statuten zur Einhaltung und zum Schutz international anerkannter Menschenrechte bei all ihren Tätigkeiten. Auch wenn weitere Schwierigkeiten auf uns zukommen mögen und die Umsetzung dieser Reformen Zeit braucht, sind wir fest entschlossen, die FIFA auf eine bessere Grundlage zu stellen. Bis zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ soll die FIFA wieder den Ruf einer verlässlichen, professionellen und rechenschaftspflichtigen Sportorganisation geniessen. Wir sind zuversichtlich, dass uns dies gelingen wird und wir uns dann wieder voll auf unser Hauptziel, den Fussball überall und für alle zu fördern und zu entwickeln, konzentrieren können. Wir, die die unermessliche Verantwortung und das Privileg haben, den Fussball weltweit zu führen und zu lenken, sind dies den Abermillionen Fans, Spielern, Trainern und anderen, die sich rund um die Welt für den Fussball engagieren, schlicht schuldig.

Mit freundlichen Grüssen

Issa Hayatou

Markus Kattner

Geschäftsführender FIFA-Präsident

Geschäftsführender FIFA-Generalsekretär

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Coventry, England

1984

Bob Thomas / Getty Images

Steve Jacobs (m.; Coventry City) und Paul Bracewell (r.; Sunderland).

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ZEITSPIEGEL

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Reggio Emilia, Italien

2015

Serena Campanini / EPA ANSA

Simone Missiroli (l.; Sassuolo) und Álvaro Morata (m.; Juventus).

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Überall, wo Sie sein wollen

Wo möchtest du sein? 3 Welttitel, 3 Tore im Finale der FIFA WMTM und ein Ticket nach Brasilien. Und das ist erst der Anfang. Visa unterstützt voller Stolz Carli Lloyd und ihre Träume. In der Weltspitze.

©2015 Visa. All rights reserved.


NET ZER WEISS ES!

IMMER KULTIG, IMMER ECHT F

ast 60 Kolumnen hat Günter Netzer für The FIFA Weekly geschrieben. Immer gehaltvoll und erfrischend, nie beleidigend oder abwertend. Mit dieser letzten Ausgabe geht eine lange Serie zu Ende, die für das Heft so eigentlich gar nie geplant war. Erst als wir Günter Netzer zu einem ausführlichen Interview in einem Zürcher Hotel trafen, wo er auf jede noch so simple Frage eine richtig gute Antwort parat hatte, kam uns die Idee dieser Rubrik. Am 2. November 2013 erschien zum ersten Mal “Netzer weiss es!”. Eine Plattform für alle Fussballliebhaber, die Deutschlands Ikone der 70er-Jahre etwas fragen wollten. Natürlich schob man die inhaltlich

­ eniger wertvollen Themen auch mal beiseite (“Wie heisst Ihr Friseur, w Herr Netzer?”), und natürlich liess sich der heute 71-jährige Netzer, der nicht einmal ein Email-Konto besitzt, für die exotischen Fussballfragen etwas mehr Bedenkzeit (“Geht es bei den Fussballern nicht mehr ohne Social Media?”). Am Ende aber strahlte seine Meinung – authentisch und echt. Ein bisschen wie Vintage. Die alten Bilder, kultig und oft in ­Schwarz-Weiss, lieferten den Rest. Lieber Herr Netzer, vielen Dank, es hat allen grossen Spass gemacht! Å Alan Schweingruber

Günter Netzer Er machte immer eine gute Figur, sei es als Borusse (l.), Nationalspieler (m.) oder Geschäftsmann.

imago, Sven Simon / ullstein bild, Frank Schemmann / photoselection

DIE BESTEN ZITATE 2015 “Eine Identifikationsfigur ziehen zu lassen, ist nie einfach. Der Klub verliert ein wichtiges Gesicht und riskiert Ärger mit den eigenen Fans. Nur: Ist es am Ende nicht der gleiche Fan, der auf die Barrikaden geht, wenn die Resultate nicht stimmen?” “Über die Auswirkungen unprofessioneller Jugendarbeit, die früher meistens auch auf Zufällen basierte, war man sich im Fussball lange nicht bewusst.” “Ein Fan schätzt die Klubtreue der Spieler, auch weil der Fan selbst seinem Klub ein Leben lang treu ist.”

“Ich hatte bei Mönchengladbach und Real Madrid auch meine Eskapaden. Das machte den Leuten nichts aus, weil sie sich sagten: ‘Der trifft am Wochenende wenigstens den Ball anständig.’” “Eine halbe Sekunde reicht für einen klaren Gedanken nicht aus. Lionel Messi agiert oft intuitiv. Er weiss vermutlich manchmal selbst nicht genau, was er tut.” “Die qualitativ hochwertige Copa América legt vor allem eines offen: Südamerikas Fussball lebt. Südamerikas Fussball ist stark.” “Was mich als Deutscher besonders freut, ist, dass wir das Klischee, einen rustikalen Stil zu pflegen, ablegen konnten.”

“In den italienischen Stadien zieht es an ­m anchen Orten durch alle Löcher, es ist kalt. Das Verpflegungsangebot ist klein. Es muss der Anspruch eines jeden Klubs sein, dass sich der Besucher rundum wohl fühlt. Man muss die Fans verwöhnen, damit sie zurückkehren und Geld ausgeben. Eine nette Fussballpartie alleine reicht nicht mehr aus.” “Ein Sportdirektor darf sich in vieles ­e in­m ischen, sollte sich im richtigen Moment aber zurückhalten. Ich finde es nicht angebracht, wenn er in der Krisenzeit demonstrativ auf dem Trainingsgelände auftaucht.”

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FIFA PARTNER


“FOOTBALL FOR HOPE”

Khayelitsha, Südafrika Fussballfan Prinz Harry motiviert die jungen Spielerinnen.

Royaler Besuch bringt Hoffnung Prinz Harry hat das “Football for Hope”-Zentrum in Kapstadt, Südafrika besucht. Das von der FIFA unterstützte Projekt, mit dem Kinder über HIV informiert werden, wurde 2009 ins Leben gerufen.

S Jennifer Bruce / AFP Photo

ie hält sich die Hand vor den Mund, schaut staunend zu ihren zwei Freundinnen hinüber, die ihrem Blick mit ­genau derselben Ungläubigkeit begegnen. Die Mädchen aus dem “Football for Hope”-​Zentrum in Khayelitsha bei Kapstadt kommen an diesem sonnigen Tag aus dem Strahlen nicht mehr heraus. Kein Wunder, schliesslich steht neben ihnen ein Prinz. Ein echter Prinz. Zwar ohne Pferd, aber dafür mit einer Lockerheit und Zugänglichkeit, die die Nachwuchskickerinnen ihre Schüchternheit langsam ablegen lässt. Als dann der Ball rollt und es aufs Spielfeld geht, gibt es kein Halten mehr. Wann erhält man schon einmal die ­Möglichkeit, seine fussballerischen Fähigkeiten mit Prinz Harry von Wales zu messen? Prinz Harry liebt Fussball Der beliebte britische Royal stattete der Initia­ tive von Grassroots Soccer, die mithilfe des Fussballs gegen HIV mobilisieren möchte, ­einen Besuch ab. “Wenn man ihnen etwas anbietet, was sie lieben, dann fällt es sehr viel leichter, sie über die Dinge zu informieren, die

ihr Leben direkt betreffen. Es geht darum, ihr Bewusstsein für die Krankheit zu schärfen, die so viele Jugendliche tötet”, sagt Trainer Wonderboy Sibiya über die Ziele des Programms. Das Fussballzentrum entspringt der FIFA-­ Initiative “Football for Hope”, die sich seit über zehn Jahren in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen sozialer Anliegen annimmt und weltweit Förderprogramme umsetzt. In Kayelitsha wurde 2009 im Zuge der Weltmeisterschaft 2010 das erste von insgesamt 20 Projekten in Afrika realisiert. “Wir haben gesehen, wie die Kraft und die Popularität des Fussballs ­dabei helfen können, gegen einige der grössten Probleme unserer Zeit anzukämpfen”, resü­ m iert Federico Addiechi, Leiter der ­FIFA-Nachhaltigkeitsabteilung. Prinz Harry liegt die wohltätige Organisation, die er bereits 2011 zusammen mit seinem Vater Prinz Charles besucht hatte, am Herzen. Auch der Fussball hat es ihm angetan, weshalb er es sich nicht nehmen lässt, mit den Kindern im “Football for Hope”-Zentrum zu spielen. Schon bei der diesjährigen FIFA U20-Weltmeisterschaft in Neuseeland trat der Prinz in einer

Charity-Partie mit Jugendlichen gegen den Ball. Ein Tor blieb dem Blaublüter allerdings vergönnt. Die Angst nehmen In Kapstadt offenbarte er nach der Trainingseinheit ein ganz anderes Talent: Er zeigte eine Kostprobe seines tänzerischen Könnens. Und natürlich nahm er an einer Diskussionsrunde zu HIV teil. “Obgleich wir schon seit 20 Jahren gegen diese Krankheit kämpfen, ­haben viele immer noch Angst vor solchen Konversationen. Daher ist es hilfreich, dass Prinz Harry sein Engagement für die HIV-­ Prävention erneut deutlich macht”, lobt James Donald, geschäftsführender Direktor von Grassroots Soccer. Beim abschliessenden Fototermin gab es dann bei allen Beteiligten keine Berührungsängste mehr. Ein strahlender Prinz in der ­Mitte, glückliche Kinder um ihn herum – und ein weiteres Stückchen Hoffnung im Kampf gegen HIV. Å Annette Braun T H E F I FA W E E K LY

37


W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R

Belgien (unverändert) keine keine 137 DR Kongo, Sambia, Angola, Namibia (je 4 Spiele) Ungarn (plus 186 Punkte) Libyen (plus 32 Ränge) Portugal (minus 145 Punkte) Liberia (minus 21 Ränge)

Spitzenreiter Aufsteiger in die Top 10 Absteiger aus den Top 10 Spiele insgesamt Teams mit den meisten Spielen Grösster Aufsteiger nach Punkten Grösster Aufsteiger nach Rängen Grösster Verlierer nach Punkten Grösster Verlierer nach Rängen Rang Team

+/- Punkte

Rang Team

+/- Punkte

Rang Team

1 Belgien

0 1494

54 Jamaika

7

591

109 Malawi

2 Argentinien

1 1455

56 Serbien

-7

590

3 Spanien

3 1370

57 Australien

3

4 Deutschland

-2 1347

57 Ägypten

0

5 Chile

0 1273

59 Kamerun

-8

583

6 Brasilien

2 1251

60 DR Kongo

-5

580

7 Portugal

-3 1219

61 Slowenien

3

565

115 Aruba

8 Kolumbien

-1 1211

62 Mali

1

552

116 Mauretanien

9 England

0 1106

63 Uganda

5

550

117 Aserbaidschan

0 1091

64 Panama

1

544

118 Sierra Leone

10 Österreich

Letzte Aktualisierung: 3. Dezember 2015 +/- Punkte

Rang Team

+/- Punkte

-12

322

163 Grenada

4

139

110 Simbabwe

-1

318

164 Gambia

4

135

585

111 Mosambik

14

317

164 Liechtenstein

-1

135

585

112 Burundi

-5

307

166 Indien

6

132

113 Zentralafrikanische Republik

-3

302

167 Amerikanisch-Samoa

-2

128

114 Tschad

22

301

167 Cook-Inseln

2

128

-3

298

167 Samoa

-3

128

-12

297

170 Malaysia

1

127

-2

296

170 Osttimor

-8

127

3

295

172 Komoren

5

120

11 Uruguay

1 1074

65 Vereinigte Arabische Emirate

2

543

119 Turkmenistan

2

294

172 Puerto Rico

-2

120

12 Schweiz

-1 1050

66 Nigeria

-7

541

120 Äthiopien

-6

293

174 Jemen

5

119

13 Ecuador

8 1040

67 Belarus

3

514

121 St. Kitts und Nevis

-20

289

174 Mauritius

-1

119

14 Niederlande

2

994

68 Bolivien

9

500

122 Georgien

-11

286

176 Dominica

-1

107 88

15 Italien

-2

991

69 Israel

-8

498

123 Armenien

4

285

177 Amerikanische Jungferninseln

1

16 Rumänien

-2

980

69 Äquatorial-Guinea

0

498

124 Bahrain

-9

278

177 Laos

-1

88

17 Wales

-2

974

71 Bulgarien

-5

494

125 Syrien

7

276

179 Indonesien

-5

84

18 Kroatien

1

958

72 Südafrika

3

487

126 Litauen

-3

274

180 Kambodscha

3

83

19 Elfenbeinküste

3

950

73 Sambia

-2

481

127 Belize

-10

273

181 Neukaledonien

-1

80

20 Ungarn

13

945

74 Usbekistan

-3

470

128 Madagaskar

-10

272

182 Bangladesch

-2

78

21 Türkei

-3

933

75 Marokko

4

469

129 Kasachstan

2

266

182 Chinese Taipei

5

78

22 Bosnien und Herzegowina

-2

898

76 Gabun

-3

468

129 Namibia

-11

266

184 Pakistan

1

76

22 Mexiko

2

898

77 Haiti

-4

467

131 Swasiland

-1

265

185 Brunei Darussalam

1

74

24 Russland

-1

895

78 Benin

25

461

132 Tansania

3

264

186 Fidschi

4

68

25 Frankreich

-1

868

79 Zypern

-3

441

133 Thailand

11

263

187 Montserrat

1

67

26 Slowakei

1

860

80 Saudiarabien

0

432

134 Sudan

-6

259

188 Bhutan

-8

64

26 Tschechische Republik

-9

860

81 Libyen

32

427

134 Palästina

4

259

189 Seychellen

0

56

28 Algerien

-2

845

82 Antigua und Barbuda

-2

409

136 EJR Mazedonien

3

257

189 Tahiti

2

56

29 Ukraine

-1

842

83 Venezuela

0

408

137 Hongkong

8

252

191 Suriname

-7

55

30 Nordirland

-1

825

84 VR China

0

405

138 Südsudan

-4

246

192 Nepal

0

49

31 Republik Irland

11

810

85 Montenegro

-7

403

139 Kuwait

-6

239

193 Vanuatu

8

47

32 USA

1

784

86 Katar

-1

401

139 Philippinen

-2

239

194 Sri Lanka

0

45

33 Ghana

-3

778

87 Jordanien

-5

399

139 Libanon

1

239

195 Macau

0

44

34 Polen

4

776

88 Kanada

14

388

142 Luxemburg

4

237

196 Cayman-Inseln

-3

43

35 Schweden

10

771

89 Burkina Faso

4

381

143 St. Vincent und die Grenadinen

-14

221

197 Turks- und Caicos-Inseln

0

33

36 Island

-5

761

89 Irak

-2

381

144 St. Lucia

-1

216

198 San Marino

-2

28

37 Costa Rica

3

759

91 Kuba

17

377

145 Barbados

-3

214

199 Britische Jungferninseln

-1

27

38 Albanien

-2

746

92 Nicaragua

8

370

146 Guinea-Bissau

-5

207

200 Salomon-Inseln

-1

26

39 Kap Verde

-7

745

93 Estland

-3

369

147 Vietnam

40 Tunesien

1

711

94 Guatemala

-3

368

148 Tadschikistan

0

200

201 Mongolei

2

6

12

196

201 Andorra

4

41 Griechenland

-4

706

95 Botsuana

10

364

6

149 Singapur

3

195

203 Papua-Neuguinea

3

42 Dänemark

-7

685

96 Togo

-8

4

363

150 Afghanistan

6

194

204 Anguilla

3

43 Finnland

13

663

97 Färöer

0

-8

357

151 Curaçao

-1

192

204 Bahamas

3

44 Senegal

-5

661

0

98 Kenia

27

345

151 Neuseeland

8

192

204 Dschibuti

3

45 Iran

-2

653

0

99 El Salvador

-5

344

153 Lesotho

-6

185

204 Eritrea

-2

46 Paraguay

1

647

0

100 Niger

5

339

154 Dominikanische Republik

-5

180

204 Somalia

-1

10

0

644

101 Ruanda

-5

338

155 Moldawien

-1

172

204 Tonga

-4

48 Kongo

0

4

638

101 Lettland

-2

338

156 São Tomé und Príncipe

1

170

49 Trinidad und Tobago

5

628

101 Honduras

-6

338

157 Guam

-2

162

50 Guinea

3

621

104 Oman

-12

333

158 Myanmar

3

155

51 Republik Korea

-3

617

105 DVR Korea

15

330

159 Bermuda

-8

154

47 Peru

52 Schottland

-8

609

105 Angola

-7

330

160 Malediven

6

150

53 Japan

-3

607

107 Liberia

-21

329

161 Guyana

-9

144

54 Norwegen

-8

591

108 Kirgisistan

16

324

162 Malta

-4

143

38

T H E F I FA W E E K LY

http://de.fifa.com/worldranking/index.html


PUZZLE

Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht.

Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

Geschäftsführender Präsident Issa Hayatou

1

9 6

3 4

Geschäftsführender Generalsekretär Markus Kattner

4

Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Nicolas Maingot (a. i.)

4 9

2 3

Redaktion Alan Schweingruber (Stv. Chefredakteur), Annette Braun, Sarah Steiner

8

6

1

2

5

9

1

1

4 5

8

1

7

9

7

Redaktionsassistenz Alissa Rosskopf

2

Produktion Hans-Peter Frei

4

1

7

9

8

6

4

4

3

8

1 2

5

7

6

7

6

1

4

1

7

Projektmanagement Bernd Fisa, Christian Schaub

8

1

2

6

7

8

9

2

SCHWER

6

Druck Zofinger Tagblatt AG

Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.

6 7

6

Mitarbeit an dieser Ausgabe Daniel Masters, Eric Rechsteiner

Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.

5

MIT TEL

Ständige Mitarbeitende Ronald Düker, Matt Falloon, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Andreas Jaros, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn

Internet www.fifa.com/theweekly

7

3

Korrektorat Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach

Kontakt feedback-theweekly@fifa.org

2

4

Art Direction Catharina Clajus

Übersetzung www.sportstranslations.com

6

4

5

Layout Richie Krönert (Leitung ;–), Tobias Benz, Susanne Egli

8

1

Chefredakteur Perikles Monioudis

Bildredaktion Peggy Knotz, Christiane Ludena (13 Photo; Vertretung)

4

LEICHT

1

5

8

5 4

7 9

1 7

1

5

7 1

8 3

8

4

2

3 4

2

4 6

5

T H E F I FA W E E K LY

Puzzles courtesy: opensky.ca/sudoku

Herausgeberin FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878

39


GRASSROOTS

FIFA inspiring girls and boys to play football FIFA’s Grassroots programme is the core foundation of our development mission, aimed at encouraging girls and boys around the world to play and enjoy football without restrictions. Grassroots focuses on the enjoyment of the game through small-sided team games, and teaching basic football technique, exercise and fair play. For more information visit FIFA.com


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