25. OKTOBER 2013
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
150 Jahre The FA
The Lords of the Game W W W.FIFA.COM
JOSEPH S. BLATTER: SO SIEHT DER FUSSBALL IN 15 JAHREN AUS U17-WM: WO STARS GEBOREN WERDEN GÜNTER NETZER: «MESSI IST MEIN HELD»
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
I N H A LT
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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder 3,5 WM-Plätze www.concacaf.com
150 Jahre The FA England wie es feiert und träumt: Zum 150-jährigen Jubiläum der Football Association verfallen die Briten der Nostalgie. David Winner blickt in seiner Reportage zurück auf die sagenhaften Zeiten des englischen Verbandes. Zudem dokumentieren wir in einer langen Bildstrecke die Meilensteine der FA von 1857 bis heute.
Südamerika 10 Mitglieder 5,5 WM-Plätze www.conmebol.com
Turning Point Shannon Boxx
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Inside In Deutschland geht ein «Phantomtor» um, England erlebt mit Arsenal den Fussball der Zukunft schon jetzt, während in Spanien Diego Costa zaubert und in Italien Juventus an ein Mobiltelefon erinnert.
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Günter Netzer im Interview Der 69-jährige Deutsche sagt, weshalb er nie Trainer geworden ist und schwärmt von den Helden unserer Zeit. «Auf das ganze Drumherum heutzutage hätte ich trotzdem keine Lust.»
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Countdown für Brasilien 2014 Stadion-Revolution: Mit den neuen WM-Arenen profitieren die brasilianischen Zuschauer von bislang unbekanntem Komfort. Die frischen Bauten sind für den Gastgeber aber auch eine Chance für eine bessere Zukunft im Fussball.
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U17-WM Das laufende FIFA-Turnier in den Vereinigten Arabischen Emiraten gilt als wichtiges Schaufenster für die jungen Fussballer. Attraktiv ist der Wettbewerb auch, weil an der U17-WM nach Instinkt und Intuition gespielt wird.
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Joseph S. Blatter Der FIFA-Präsident nimmt zur Debatte «Fussball in 15 Jahren» Stellung und sagt: «Afrika als mitgliederstärkste Konföderation ist an der WM untervertreten. Dieser Missstand muss behoben werden.» WM 2014 Countdown
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WM-Schiedsrichter Der FIFA Head of Refereeing Massimo Busacca erzählt, was ein WM-Schiedsrichter für Brasilien 2014 können muss.
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Die Vorgänger The FIFA Weekly stellt die zehnte Publikation in der Reihe der FIFA-Magazine dar. Ein historischer Abriss und ein Blick in die Zukunft.
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FIFA-Ranking Der Aufsteiger des Monats heisst Moldawien: Das Team von Trainer Ion Caras machte in der Weltrangliste 33 Plätze gut.
Qualifiziert
Qualifiziert
USA
Brasilien (Gastgeber)
Costa Rica
Argentinien
Honduras
Ecuador
Play-off 13. / 20. November 2013 Mexiko – Neuseeland
Chile Kolumbien Play-off 13. / 20. November 2013 Jordanien – Uruguay
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«Ich lebte in Angst» Die US-Nationalspielerin Shannon Boxx erzählt in der Rubrik Turning Point, weshalb sie ihre Immunkrankheit Lupus lange verschwieg. Und wie glücklich sie heute lebt.
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D I E WO C H E I N D E R W E LT D E S F U S S B A L L S
Europa 53 Mitglieder 13 WM-Plätze www.uefa.com
Afrika 54 Mitglieder 5 WM-Plätze www.cafonline.com
Asien 46 Mitglieder 4,5 WM-Plätze www.the-afc.com
Ozeanien 11 Mitglieder 0,5 WM-Plätze www.oceaniafootball.com
Im Interview Günter Netzer
150 Jahre The FA Geoff Hurst
U17-WM Topscorer Nathan
Inside Diego Costa
Cover: Getty Images Inhalt: Getty Images, Imago, AFP
Debatte Joseph S. Blatter
Qualifiziert
Play-off Hinspiele
Qualifiziert
Play-off 13. / 20. November 2013
Italien
Burkina Faso – Algerien 3:2
Australien
Mexiko – Neuseeland
Niederlande
Elfenbeinküste – Senegal 3:1
Japan
England
Äthiopien – Nigeria 1:2
Iran
Russland
Tunesien – Kamerun 0:0
Korea Republik
Belgien
Ghana – Ägypten 6:1
Schweiz Bosnien-Herzegowina Deutschland Spanien
Play-off Rückspiele
Play-off 13. / 20. November 2013 Jordanien – Uruguay
Algerien – Burkina Faso 19. November Senegal – Elfenbeinküste 16. November Nigeria – Äthiopien 16. November
Play-off 15. / 19. November 2013
Kamerun – Tunesien 17. November
Por tugal – Schweden
Ägypten – Ghana 19. November
Ukraine – Frankreich Griechenland – Rumänien Island – Kroatien
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UNCOVERED
Thomas Renggli
I Getty Images
rgendetwas kam immer dazwischen, seit sich die englische Fussball-Nationalmannschaft 1966 dank dem berühmtesten Lattenschuss der Fussballgeschichte als Weltmeisterin feiern liess: Sehprobleme des Referees (2010), ein Penaltyschiessen gegen Deutschland (1990), argentinischer Opportunismus (1986) oder das eigene Unvermögen (immer wieder). Kein Wunder also, dass den Engländern seither nur die Verklärung der Vergangenheit blieb, wie David Winner in seiner grossen Reportage zum 150-Jahr-Jubiläum der Football Association schreibt. Am 30. November 1872 spielte die englische Auswahl das erste Länderspiel der Geschichte – 0:0 in Schottland. Aufgrund der Dominanz des britischen Fussballs mass sie sich in den folgenden vier Jahrzehnten mangels tauglicher Gegner fast ausschliesslich mit Schottland, Wales oder Irland. An den ersten drei Weltmeisterschaften nahm sie nicht teil
und verlieh sich stattdessen nach einem Sieg gegen Titelhalter Italien im November 1934 den Titel als «inoffizieller Weltmeister» selber. Bis 1953 blieben die «Three Lions» im heimischen Wembley ungeschlagen – dann wurden sie vom ungarischen Wunderteam erlegt (3:6). 13 Jahre später folgte an der gleichen Stätte die Krönung – in einem der denkwürdigsten Spiele der Fussball-Historie: England – Deutschland, 4:2 n.V., mit Geoff Hurst und der Torumrandung als Hauptdarsteller und einem Schweizer Schiedsrichter samt sowjetischem Linienrichter in den wichtigsten Nebenrollen. Die Namen der englischen Helden haben nicht an Glanz verloren: Bobby und Jack Charlton, Gordon Banks, Nobby Stiles, Alf Ramsey – Hurst. Keiner aber verkörpert den englischen Triumph nachhaltiger als Captain Bobby Moore. Robert Frederick Chelsea «Bobby» Moore – 1941 geboren, 1993 einem Krebsleiden erlegen – gilt bis heute als der T H E F I FA W E E K LY
Inbegriff von Integrität und Fairness. Der grossgewachsene Innenverteidiger, von Fans und Medien zum «Lord of the Game» ernannt, war das Herz des Weltmeisterteams. Von Queen Elizabeth II. durfte er 1966 den Jules-Rimet-Pokal entgegennehmen. 47 Jahre später ertönt der englische Anspruch auf die Weltherrschaft im Fussball unverändert laut. Dass sich das Fussball-Mutterland im kommenden Sommer wieder auf den Thron hievt, ist aber ähnlich unrealistisch wie ein Treffen eines Chelsea-Fanklubs mit der Queen zu einem Feierabendbier in einem Soho-Pub. Für den grossen Coup in Brasilien fehlt zu viel. Ein Spieler vom Format eines Bobby Moore ist nicht auszumachen, ein Wembley-Tor wird es mit der neuen Torlinientechnologie garantiert nie mehr geben – und die Hand Gottes gehört einem Argentinier. Å
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Den Kopf in den Wolken: Geoff Hurst nach seinem Siegtreffer im WM-Viertelfinale 1966 gegen Argentinien.
Der FA-Cup-Final 1923 zwischen den Bolton Wanderers und West Ham United. Ein berittener Polizist genügt, um die Fan-Massen zu kontrollieren. Das Spiel geht als „White Horse Final“ in die Geschichte ein. Bolton gewinnt 2:0.
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150 JA H R E T H E F A
AUS DER TIEFE DER ZEIT
1857
Freestyle im 19. Jahrhundert: Die Urväter des Fussballs in sportlichem Weiss und elegantem Schwarz, mit und ohne Bart, mal steif, mal locker – und mit Tatendrang. Im Sheffield College gründen diese Männer den ersten Fussballklub der Welt und verfassen auch gleich das erste Regelwerk.
Die Football Association, 1863 in London gegründet, ist der älteste Fussballverband der Welt – und für viele Engländer nach wie vor der wichtigste. Denn im Mutterland des Fussballs dauert die Vergangenheit noch eine Weile an, schreibt David Winner.
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or ein paar Wochen brachte «The Observer», eine der prestigeträchtigsten britischen Zeitungen, eine Saisonvorschau, die von den Fans der Premier-League-Teams geschrieben wurde. Ein Aspekt des Artikels dürfte Aussenstehenden skurril vorgekommen sein. Alle Verfasser wurden gebeten, einen Lieblingsspieler zu nennen, den sie gern wieder in ihrem Klub spielen sehen würden. Als Rückkehrer wurden unter anderem Alan Ball vom FC Everton, Laurie Cunningham von West Bromwich Albion sowie Johnny Haynes vom FC Fulham vorgeschlagen. Das waren alles fabelhafte Fussballer. Aber sie sind alle tot.
Diese Nostalgie erfüllt die Bedürfnisse der Zeit. In einer Ära, die von Globalisierung und schwindelerregenden Ablösesummen geprägt ist, ist das Wachrufen romantischer Aspekte aus der Vergangenheit des englischen Fussballs auf eine Weise beruhigend.
Das war keinesfalls ein makaberer Scherz der Fans. Der Artikel widerspiegelt bloss die englische Vorstellung, dass das Wichtigste am Fussball die Vergangenheit ist. Überraschenderweise ist dieser Geschichtshunger eine ganz moderne Angelegenheit. Im vergangenen Jahrzehnt wurden die britischen Stadien mit Statuen alter Helden regelrecht zugepflastert. Auch an der BBC-Sendung «Match of the Day» lässt sich dieser Trend ablesen. Der Vorspann war früher eine Aktionsmontage mit Szenen aktueller Spieler. Jetzt werden darin Vergangenheit und Gegenwart verknüpft, als wären sie untrennbar. Bildmaterial von Superstars des modernen Fussballs wird mit aufgefrischtem Material aus den 1970er- und 1980er-Jahren verwoben.
In der Dokumentarserie «The Living Dead» argumentiert der Filmemacher Adam Curtis: «Grossbritannien wird von seiner Vergangenheit heimgesucht. Grossbritannien ist besessen von der Erinnerung an ein goldenes Zeitalter, an eine längst vergangene Zeit, als man eine Weltmacht war.» Sich nationale Mythen in Erinnerung zu rufen, gebe ein Gefühl der Macht, so seine Argumentation. Allerdings habe das Ganze auch eine Kehrseite: «Die Briten sind in ihrer Geschichte gefangen.»
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Besessen von der Erinnerung? Ausserdem hat der englische Hang zum Zurückblicken sicher auch etwas mit dem historischen Trauma von schwindender Macht und Statusverlust zu tun. 1962 bemerkte Dean Acheson, der damalige Aussenminister der Vereinigten Staaten, Grossbritannien habe ein Empire verloren und seine neue Rolle noch nicht gefunden. Das ist noch immer zutreffend.
Curtis bezog sich auf die britische Politik, seine Aussagen haben aber weitgehend auch für den Fussball Gültigkeit. Selbst wenn man dies hinter einer Mauer aus selbstironischem Humor zu verbergen sucht, ist die Wahrneh7
150 JA H R E T H E F A
1872
1882
Eine Kneipe wird Kult: Im Erdgeschoss dieses Londoner Hauses – die Taverne hiess Freemasons Arms – trifft sich 1863 eine Gruppe von Interessierten und gründet den englischen Fussballverband. Arthur Pember wird zum ersten Präsidenten gewählt. Gleichzeitig wird das Regelwerk angepasst.
Müdes Debüt: Knapp 4000 Zuschauer müssen sich im ersten Länderspiel der Geschichte mit einem 0:0 zwischen England und Schottland begnügen. Cuthbert Ottaway führt das englische Team in Glasgow als Kapitän aufs Feld.
Regeln für die Regeln: Das International Football Association Board (IFAB) wird ins Leben gerufen. Das Gremium, bestehend aus den Ur-Verbänden England, Schottland, Wales und Irland, entscheidet fortan über neue Regeln im Fussball (die FIFA tritt 1913 bei).
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1863
1871
1889
Einführung des FA-Cups: Erstmals treten die Teams mit elf Spielern und über 90 Minuten an.
In England entsteht die erste professionelle Fussballliga.
1870 bis 1883
1901
Schluss mit der Eigenbrötelei: In dreizehn Jahren entwickelt sich das «Dribbling Game» zum effizienten und anschaulichen «Passing Game». Das kultivierte Zusammenspiel findet auf den Rängen Anklang.
mung des Fussballs als eine Form der Ahnenverehrung oft naheliegend. Wie passen nun die Feierlichkeiten rund um das 150-jährige Bestehen der Football Association und der ersten bindenden Festlegung des Regelwerks in diesen Zusammenhang? 100 Mio Pfund für den Breitensport Jede Generation rüstet die Vergangenheit für ihre Zwecke um, und dieses Jahr nutzt die FA die Gelegenheit, ausdrücklich eine Vorstellung zu unterstreichen, die man im 21. Jahrhundert mit dem Fussball verbindet. Laut Prinz William, Duke of Cambridge, der gleichzeitig FA-Präsident ist, handelt es sich beim britischen Fussballverband um eine gemeinnützige Organisation, die pro Jahr über 100 Millionen Britische Pfund (entspricht knapp 120 Millionen Euro) in den Breitenfussball für Jungen, Mädchen und Menschen mit Behinderungen investiert, «um zu gewährleisten, dass jeder in einem sicheren, heiteren und einladenden Umfeld Fussball spielen kann – unabhängig vom jeweiligen Hintergrund.» Diese Aussage steht in einem krassen Gegensatz zur Einstellung der patrizischen und patriarchalischen Gründungsväter, für die der Fussball eine männliche und martialische Angelegenheit war. Ein Journalist schrieb 1864 in der Zeitschrift «The Field», Zweck des Sports sei es, «die Jugend der Nation so zu trainieren, dass sie bereit ist, eine Division zu kommandieren, einen Kavallerieangriff zu führen, die volle Wucht einer Schlacht und die Unbill auf dem Feld zu ertragen oder die Verantwortung zu übernehmen, die den Männern zufällt, in deren Hände das Regieren der Nation gelegt wird.» Achten Sie bei dieser Gelegenheit auch auf den Namen des Verbandes. Die FA heisst nicht etwa englische FA und wird auch niemals so 8
heissen – ebenso wenig wie die Zentrale der römisch-katholischen Kirche jemals der «italienische Vatikan» sein wird. Und so wie man in der Kirche einst glaubte, die Sonne und die Sterne würden die Erde umkreisen, hatten die Herrscher über den englischen Fussball die Vorstellung, ihre Schöpfung sei der Mittelpunkt des Fussballuniversums. Allerdings hatten sie damit sogar recht.
Jahrhundertstart nach Mass: England spielt binnen vier Tagen zweimal gegen Deutschland. Es sind die ersten Länderspiele gegen ein Nationalteam aus Kontinentaleuropa. Die Deutschen reisen mit einem 0:12 und einem 0:10 von der Insel.
FA-Gründung in der Kneipe Das riesige Gebilde des modernen Fussballs entstand nämlich aus einem Treffen, das im Oktober 1863 in London stattfand. In dem Land, das damals die einzige Supermacht der Welt war, erlangten unterschiedliche Formen des Fussballs immer grössere Beliebtheit. Verschiedene Versionen der Sportart wurden in den Elite-Privatschulen des Landes praktiziert, Abwandlungen des zügellosen «Volksfussballs» der «seit alters her» in Städten und Dörfern gespielt wurde.
1924 Nanu? Die FA tritt der FIFA wieder bei.
1928 Der Bruch: Die FA verlässt die FIFA wegen Meinungsverschiedenheiten zum zweiten Mal. England nimmt bis 1950 an keiner Weltmeisterschaft teil.
1945 Nun stand man in den 1860er-Jahren vor dem Problem, dass die einzelnen Schulen nach unterschiedlichen Regeln spielten. Daher traf sich eine Gruppe Interessierter im Freemasons Arms, eine Kneipe im Londoner Stadtteil Covent Garden, um ein einheitliches Regelwerk zu erstellen und einen Verband zur Verwaltung des Spiels zu gründen.
Ende der Eiszeit: Die FA tritt der FIFA zum dritten Mal bei.
1950
Später hat die FA die ersten Länderspiele und den Ur-Wettbewerb des globalen Lieblingssports organisiert: den Football Association Challenge Cup, in der Folge bekannt geworden als The English Cup, in unserer Zeit FA Cup genannt. Daraus sind letztlich alle Fussballwettbewerbe hervorgegangen. Feiern der Geburtsstunde dessen, was einst eine Bastion englischer Tradition war, sind zur Tradition geworden. Die zentrale T H E F I FA W E E K LY
Schmach in Brasilien: England nimmt zum ersten Mal an einer WM teil und scheidet bereits in der Vorrunde aus. Das 0:1 gegen die Amateure aus den USA trägt dem Titelfavoriten Spott ein.
150 JA H R E T H E F A
1906
1923
Prominenter Beitritt: Die FA wird Mitglied der FIFA. Beim Fussball-Weltverband amtet der Engländer Daniel Woolfall nun als zweiter Präsident.
1914
Fussball wird populär: In diesem Jahr verfolgen 70 000 Zuschauer das Finale des FA-Pokals zwischen Burnley und Liverpool. König George V. verzichtet auf die Tea Time und reist an diesem Nachmittag in den Crystal Palace. Er sieht Burnley 1:0 siegen. Als Matchwinner wird der 29-jährige Torschütze Bert Freeman gefeiert.
1920 Unterschiedliche Ansichten: Die FA tritt aus der FIFA aus.
Ein Stadion-Eröffnungsspiel zieht Massen an: Am 28. April gewinnt Bolton im Wembley-Stadion gegen West Ham im FA-Pokal-Finale 2:0. Der neue Bau fasst 127 000 Zuschauer. An diesem Tag drängen gegen 250 000 Fans ins Stadion. Weil George Scorey als Polizist auf einem weissen Pferd für Ordnung sorgt, geht die Partie als White Horse Final in die Geschichte ein.
1955 Arthur Drewry wird zweiter englischer Präsident der FIFA (bis 1961).
1968
1966
Premiere: Manchester United gewinnt als erstes englisches Team den Europacup der Landesmeister.
Ein 4:2 für die Geschichte: Am 30. Juli gewinnt WM-Gastgeber England gegen Deutschland in der Verlängerung die WM. Königin Elisabeth II. überreicht Kapitän Bobby Moore vor 96 000 Zuschauern den Jules-Rimet-Pokal. T H E F I FA W E E K LY
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150 JA H R E T H E F A
1969
1978
1985 Heysel-Tragödie: Eine Massenpanik vor dem Finale im Europapokal der Landesmeister zwischen Liverpool und Juventus fordert in Brüssel 39 Todesopfer. Die englischen Klubs werden für fünf Jahre von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen.
1989
Mehr als ein Debüt: Viv Anderson läuft am 29. November als erster dunkelhäutiger Spieler für die englische Nationalmannschaft auf. England besiegt die Tschechoslowakei 2:1.
Hillsborough-Katastrophe: Das Halbfinale des FA-Pokals in Sheffield wird von einer Tragödie überschattet. In einem überfüllten Zuschauerblock sterben 96 Menschen, 766 werden verletzt. Für internationale Spiele wird später von der FIFA und von der UEFA ein Stehplatzverbot eingeführt.
Luftsprünge: Der englische Frauen-Fussballverband wird gegründet. Noch im Jahr 1921 hatte die FA den Frauen die Benutzung der Stadien verboten.
1996
Football’s coming home: England ist erstmals Veranstalter der Europameisterschaft. Der Gastgeber und Favorit scheitert im Halbfinale an Erzrivale Deutschland.
Veranstaltung der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen wird ein Gala-Dinner für VIPs im Connaught Rooms sein, einem Gebäude, das an der Stelle steht, wo früher das Freemasons Arms stand. Das ruft einem den 75. Jahrestag der FA in Erinnerung, zu dem es praktisch an demselben Ort ein «glanzvolles und historisches» Bankett für 450 VIPs gab. Pioniere wären stolz gewesen Geoffrey Green von der britischen Tageszeitung «The Times» – die Sie übrigens nie die «Londoner Times» nennen sollten – schrieb 1953 in einem anlässlich des 90. Jahrestages der FA in Auftrag gegebenen Buch, die Geister der Fussballpioniere wären stolz und beeindruckt gewesen: «Wie hätten sie sich in den schlichten Anfängen jemals vorstellen können, dass ihr bescheidener Verband ein solches Niveau an Respekt, Autorität und Erfolg erlangen würde? Der Fussball und die Football Association sind tatsächlich einen langen, aufregenden und schwierigen Weg gegangen.» Die Huldigung des beachtlichen Wachstums der Institution gehört ebenfalls zum Ritual. Sir Frederick Wall, FA-Sekretär von 1895 bis 1934, war seinerzeit von Sir Francis Marindin für diese Tätigkeit empfohlen worden, dessen Oberschicht-Referenzen typisch für die Gründungsväter waren (er war Absolvent des renommierten Eton College und hatte als Major im Krimkrieg gekämpft). Sir Frederick zeigte sich in seinen Memoiren beeindruckt davon, dass sich der Fussball «von einem britischen Spiel, das von einigen wenigen gespielt wurde, zu einem Weltspiel für Millionen» entwickelt hatte. Sir Frederick, der nur einen Assistenten hatte, war gemeinsam mit seiner Frau bei den Sitzungen des FA-Führungsgremiums auch für
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die Bewirtung zuständig. Er schnitt Brot auf, bereitete Kaffee zu und bestellte weiteren Kuchen, wenn die Verpflegung knapp wurde. Ein moderner Verband Aber die FA war nicht nur kurios – ihre Telefonnummer stand bis in die 1970er-Jahre nicht im Londoner Telefonbuch –, sie konnte auch isolationistisch und auf Distanz bedacht sein. Sie gehörte zu den instinktiven Verfechtern des Amateursports und konzentrierte sich lieber auf das eigene Imperium als auf Europa. Der FIFA stand man bei ihrer Gründung im Jahr 1904 skeptisch gegenüber, und 1928 kam es zum Bruch wegen Unstimmigkeiten bezüglich der Bezahlung der Spieler (Amateurstatus). Infolgedessen nahm England bis 1950 an keiner Weltmeisterschaft teil. Sir Frederick beharrte darauf, dass das nichts mit Engstirnigkeit oder Inseldenken zu tun hatte. «Die FA hat seit 1899 viel missionarische Arbeit geleistet. Das haben wir auf unsere Weise und in Übereinstimmung mit unseren eigenen Vorstellungen getan ... wir haben mit modernen Bewegungen Schritt gehalten und uns gleichzeitig unsere Unabhängigkeit im Denken und Handeln bewahrt.» Die heutige FA ist nun wirklich modern und in die Welt integriert. Sie hat sich zu einer schlanken, wirtschaftlich clever agierenden Organisation mit über 800 Mitarbeitenden und Sitz im Wembley-Stadion entwickelt. Beachten Sie bei dieser Gelegenheit den Stadionnamen. Die heiss geliebte, aber baufällige alte Spielstätte wurde vor zehn Jahren abgerissen. Es ist noch immer das «Wembley», aber – wie die darin untergebrachte Organisation – ist es doch ein ganz neues Gebilde. Å
150 JA H R E T H E F A
1999 / 2005
2007
Nervenstark: Zwei englische Teams gewinnen 1999 und 2005 die bislang denkwürdigsten Champions-League-Endspiele: Manchester United besiegt den FC Bayern 2:1 mit zwei Treffern in der Nachspielzeit. Und Liverpool bezwingt Milan im Elfmeterschiessen (3:3, 3:2 n.E.), und das nach einem 0:3-Rückstand zur Halbzeit.
Endlich: Nach über vier Jahren Bauzeit wird am 19. Mai das neue Wembley-Stadion eröffnet. Der Koloss kostet 1,2 Milliarden Euro, fasst 90 000 Zuschauer und ist nach dem Camp Nou in Barcelona das zweitgrösste Stadion Europas.
Golden Goals und Thermounterwäsche Die Rolle des International Football Association Board (IFAB)
2013
Buckingham-Fussball: Zum 150-jährigen FA-Jubiläum begrüsst Prinz William am 7. Oktober zwei der ältesten Klubs des Landes im Garten des Buckingham Palace.
Getty Images
Polytechnic FC besiegt Civil Service FC 2:1.
Mit dem Fussball verhält es sich wie mit dem Leben auf der Erde: Er kann nur innerhalb einer relativ schmalen Band breite physischer Parameter existieren. Würden die Temper aturen auf der Erde dramatisch ansteigen oder fallen, dann wäre unsere Existenz bedroht. Selbst eine auf den ersten Blick klein erscheinende Änderung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre könnte uns das Leben kosten. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Fuss ball. Würde man die Regeln zu radikal ändern, dann könnte das Spiel irreparablen Schaden davontragen. IFAB schützt die Regeln Unser Fussballplanet hängt von einem relativ unbekannten Gremium namens Internation al Football Association Board (IFAB) ab, das die grundlegende Struktur dieser Sportart schützt: die Spielregeln. Dieses Gremium kommt alljährlich zusammen, in der Regel in Grossbritannien. Es wurde 1886 ins Leben gerufen, um dafür zu sorgen, dass auf dem gesamten Erdball nach denselben Regeln Fussball gespielt wird. T H E F I FA W E E K LY
Die FIFA wurde im Jahr 1913 Mitglied des IFAB und zwar zunächst einmal in einer untergeordneten Rolle mit zwei Vertreten, die problemlos von den «Mutterländern» England, Schottland, Wales und Irland überstimmt werden konnten, die je zwei Vertreter entsand ten. 1958 wurde die Gewichtung dann verändert, und seitdem setzt sich das Board aus vier Mitgliedern der FIFA und ei nem aus jedem der «Mutter länder» zusammen. Da jede Regeländerung sechs Stimmen erfordert, können weder die britischen Fussballverbände noch die FIFA Entscheidungen erzwingen. Richtige Anreize schaffen Das Board hat in allen Bel angen Entscheidungen getroff en, vom Golden Goal bis hin zur Thermounterwäsche. Dabei lässt das Gremium Klugheit und Vorsicht walten, denn selbst kleine Änderungen kön nen weit reichende Konsequen zen haben. Nach der torarmen Weltmeisterschaft von 1990 suchte das Board nach neuen Wegen, um Anreize für eine of fensivere Spielweise zu geben.
Bei der Sitzung von 1991 schlu gen die Waliser eine Änderung von Regel 11 vor: Ein Spieler solle nicht mehr im Abseits ste hen, «wenn er den Ball direkt über einen Pass aus der eigenen Spielfeldhälfte zugespielt be kommt». Erfüllt es den Zweck? Dahinter stand sicher eine gute Absicht – nämlich die An zahl der Tore in die Höhe zu treiben. Die Auswirkungen auf den Fussballplaneten wären allerdings einer Kollision mit einem Asteroiden von der Grösse des Mondes gleichge kommen. Jegliche Kreativität im Mittelfeld wäre ausgestor ben und der Fussball hätte sich in ein Ödland langer Bälle ver wandelt. Glücklicherweise hat die Vorsicht an diesem Tag die Oberhand behalten. Das Pro tokoll enthält den Satz: «Der Vorschlag des walisischen Fuss ballverbands wurde zurückge zogen.» Geringfügige Anpas sungen der Abseitsregel, das grundsätzliche Verbot von Tacklings von hinten sowie eine Änderung der Rückpassre gel haben ihren Zweck weitge hend erfüllt. Å David Winner 11
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BLICK IN DIE LIGEN
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N Bundesliga
Ein ir rea ler Tr e f fe r Sven Goldmann ist Fussball
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gegen die FIFA, weil sie immer noch die Tatsachenentscheidung als höchstes Gut betrachtet. Ein Blick auf einen der zahlreichen Monitore im Stadion hätte Schiedsrichter Brych erkennen lassen, was alle Zuschauer erkannt hatten. Brych aber durfte gemäss FIFA-Regelwerk nicht auf den Monitor schauen.
experte beim «Tagesspiegel» in Berlin.
Am Samstag ist es passiert. Beim Spiel zwischen Bremen und Freiburg. Acht Wochen mit 73 Spielen in insgesamt 6570 Minuten plus Nachspielzeit. So lange hat es bis zum ersten torlosen Spiel in der 51. Bundesl igasaison gedauert. Das hätte im Normalfall ein schönes Theater gegeben. Die Bundesliga ist nämlich sehr stolz auf ihre vielen Tore und darauf, dass sie die Spiele ohne Tore eigentlich abgeschafft hat, wenn auch ohne offizielles Dekret. Es ist dann auch viel diskutiert worden, allerdings weniger darüber, dass es am Samstag in Bremen keine Tore gab. Sondern über den Freitag in Sinsheim, wo zwischen Hoffenheim und Leverkusen zwar drei Tore fielen, darunter aber eines, das die Deutschen sofort «Phantomtor» tauften. Am Ende gewann Leverkusen 2:1. Weil aber das zweite Tor nur als «Phantom» über den Rasen von Sinsheim geisterte, beantragte Hoffenheim ein Wiederholungsspiel. Für die offizielle Statistik hat Stefan Kiessling dieses Tor erzielt. Zwanzig Minuten vor Schluss zum 2:0 – mit dem Kopf – und der Ball lag auch wirklich im Tor. Allerdings fand er dorthin über ein Loch im Netz neben dem
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Primera División
D ie go C ost a u nd der K lub der K ä mpfer JordÍ Punti ist Romanautor und Verfasser zahlreicher Fussball-
Das ist jetzt eine unangenehme Situation für den Deutschen Fussball-Bund. Wenn er sich für ein Wiederholungsspiel entscheidet, gibt es grossen Ärger mit der FIFA. Entscheidet er sich dagegen, bekommt er noch grösseren Ärger mit den Fans in ganz Deutschland. Wer will schon verstehen, dass aus formalen Gründen ein Tor zählen muss, von dem jeder im Fernsehen gesehen hat, dass es keines war? Das «Phantomtor» von Sinsheim wird diese Diskussion weiter forcieren. Aber auch die Diskussion darüber, warum die Bundesliga anders als etwa die Premier League in England oder die Eredivisie in Holland in ihren Stadien noch keine elektronische Torlinientechnik einsetzt. Bei der WM 2014 in Brasi lien wird das in Deutschland entwickelte System Goal Control zum Einsatz kommen. Die Bundesliga will es erst im Sommer 2015 einführen. Ob aus finanziellen oder technischen Gründen – so genau sagt das niemand. Es ist eine schöne Pointe dieser gar nicht schönen Geschichte, dass ausgerechnet Stefan Kiessling dieses irreale Tor erzielte. Im Alltag schiesst Kiessling regelmässig ganz reale Tore, er war im vergangenen Jahr Torschützenkönig der Bundesliga und wird an Stammtischen
«Warum setzt Deutschland noch keine Torlinientechnik ein?» linken Pfosten. Schiedsrichter Felix Brych stand ungünstig. Also fragte er Kiessling, aber der sagte nur, dass er sich nach seinem Kopfball umgedreht und deswegen nichts gesehen habe. Der Schiedsrichter beriet sich mit seinen ebenfalls ratlosen Assistenten und entschied nach dem Grundsatz: im Zweifel für den Stürmer.
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und in Expertenrunden als Kandidat für die Nationalmannschaft gehandelt. Bundestrainer Joachim Löw will ihn aber nicht – trotz aller höchst realen Tore. Daran wird wohl auch das «Phantomtor» von Sinsheim nichts ändern. Å
Nach dem Spiel haben beide Seiten geschimpft. Ein bisschen gegeneinander und alle zusammen T H E F I FA W E E K LY
Features in den spanischen Medien.
Vor einem Jahr um diese Zeit war ich in São Paulo und konnte miterleben, wie die Stadt um neun Uhr abends praktisch zum Stillstand kam. Grund dafür waren ein ehemaliger Fussballer, der in Rio de Janeiro lebt, eine stürmische Liebe und ein auf einer Müllkippe ausgesetztes Mädchen, das Jahre später auf Rache sinnt: Im Fernsehen wurde die letzte Episode von Avenida Brasil gesendet, einer der erfolgreichsten Telenovelas der letzten Zeit. Unter den zahlreichen Nebendarstellern befand sich auch ein gewisser Chupetinha – im Portugiesischen die Verkleinerungsform von «Schnuller». In Wirklichkeit heisst er Adauto; ein Stürmer, der vor Jahren einmal wegen eines Kindheitstraumas einen entscheidenden Elfmeter verschossen hat. In besagter letzter Episode kommt Chupetinha über sein schreckliches Trauma hinweg und erzielt schliesslich einen wirklich wichtigen Treffer, mit dem er sein Team – den FC Divino – in die erste Liga schiesst. Immer wenn ich Diego Costa spielen sehe, den brasilianischen Stürmer, der Atlético Madrid in eine Mannschaft der Stunde verwandelt hat, denke ich an Chupetinha. Die Ähnlichkeit zwischen dem realen Fussballer und dem aus der Telenovela ist frappierend. Genau wie der Schauspieler ist auch Diego Costa gross gewachsen und muskulös und setzt sich mit seiner massigen Statur gegen die gegnerischen Verteidiger durch. Er ist ein herzlicher Typ mit grossen Ohren, dunklen Augen und einem leicht verblüfften Gesichtsausdruck, der ein wenig an ein trotziges Kind erinnert. Doch sobald er den Ball berührt, weicht diese scheinbare Ungezwungenheit plötzlich wilden Bewegungen – geballter Instinkt gepaart mit Kraft. Und sollte es dann noch erforderlich sein, löst er die Situation mit einem unerwartet geschickten und filigranen Touch. Diego Costa ist der beste Torschütze der Liga. In acht Partien hat er bereits zehn Treffer erzielt, zwei mehr als Lionel Messi und fast die Hälfte aller Tore seines Teams. Vor allem aber verkörpert er die Fussballphilosophie, über die sich Atlético Madrid definiert. 13
Die Masche des Anstosses. Das Loch im Hoffenheimer Netz ist nun geflickt.
dem Schiedsrichter, mit dem Publikum. Die Konfrontation ist sein Lebenselixier und er kann es manchmal sehr weit treiben. Bei Bedarf wirft er dem Schiedsrichter schon mal einen Blick à la Hannibal Lecter zu. Genau wie all seine Teamkameraden spielt auch Diego Costa mit dem vollen Einsatz, den Simeone ihnen abverlangt – und es gibt keine Traumata, die ihn stoppen könnten. Traditionell ist die Position des Mittelstürmers bei Atlético Madrid ein Sprungbrett in höhere Gefilde. In den letzten Jahren, vor Costa, bekleideten diesen Posten Fernando Torres, Sergio «Kun» Agüero, Diego Forlán und Falcao. Mit Diego Costa scheint nun allerdings der Moment des Wandels gekommen zu sein: Wir haben es hier mit einem Stürmer zu tun, der nicht daran denkt, dem Verein den Rücken zu kehren, sondern mit ihm triumphieren, Endspiele bestreiten und – wie Chupetinha in der Telenovela – den entscheidenden Treffer erzielen will. Und er könnte an der WM 2014 schon zum Mittelstürmer der Roja avancieren, falls er sich tatsächlich für Spanien entscheidet. Å
Die E lega n z der S c h n e l l i g k e it David Winner ist Autor und Journalist in London. Zu seinen Büchern über Fussball gehören «Brilliant Orange» und «Dennis Bergkamp: Stillness and Speed».
Für das blosse Auge war die schnelle Ballstafette, die am Samstag zu Jack Wilsheres Traumtor für den FC Arsenal gegen Norwich City führte, kaum nachzuvollziehen, und es schien zunächst auch, als wäre der Treffer aus einer Abseitsstellung heraus erzielt worden. Doch die Flagge des Linienrichters blieb unten. Erst als die Szene auf den Grossbildschirmen im Emirates Stadium in Zeitlupe wiederholt wurde, konnte das Publikum den Ablauf erkennen. Und erst jetzt schnappten die knapp 60 000 Fans erstaunt nach Luft. Wilshere, Santi Cazorla und Olivier Giroud hatten für einen Augenblick gesorgt, an den man sich noch erinnern wird, wenn die Umstände des Spiels längst in Vergessenheit geraten sind.
Auf dem Platz ist er zweifellos ein Tier. Er ist ein Draufgänger, der immer den Kampf sucht, mit den gegnerischen Abwehrspielern, mit 14
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Augenblick
Seit Diego Simeone im Dezember 2011 das Traineramt übernommen hat, setzt er mit seinem Team eine Variation der argentinischen Spielweise um, die er an die Anforderungen der spanischen Liga angepasst hat. Er setzt auf harte Verteidiger, kreative Mittelfeldspieler und effektive Stürmer. Jede Partie wird als Finale betrachtet, und jeder Spielzug ist eine Möglichkeit, dem Gegner ein Schnippchen zu schlagen – an der Grenze dessen, was regelkonform ist (manchmal scheint es, als hätten seine Spieler Spass daran, auszuprobieren, wo genau diese Grenze liegt). In kürzester Zeit hat er mit Namen wie Courtois, Juanfran, Godín, Koke, Arda Turan, Gabi sowie besagtem Diego Costa die Europa League, den europäischen Supercup und die spanische Copa del Rey gewonnen, vor allem aber hat er viel Konstanz in seinen Spielerstamm gebracht. Wie Arsenal-Coach Arsène Wenger schon vor einigen Wochen sagte, kann Atlético eine der Überraschungsmannschaften der Champions League werden, so wie Borussia Dortmund im letzten Jahr. Und ausserdem hat das Team ja noch Diego Costa: «Der Kerl ist ein Tier, er kann aus jeder Lage treffen.»
Der Spielzug begann in der Hälfte von Arsenal mit Pässen, die sich in immer schnellerer Folge aneinanderreihten. Zunächst ein Zuspiel auf den Flügel. Dann ein Steilpass die Linie hinunter. Als sich Arsenal dem Strafraum Norwichs näherte, wurden die Spieler immer schneller.
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Ju ve s A k k u Luigi Garlando ist Redakteur der «Gazzetta dello Sport» und Autor zahlreicher Kinderbücher.
Binnen weniger Sekunden lief der Ball von Cazorla zu Wilshere zu Cazorla zu Giroud zu Wilshere zu Giroud … und urplötzlich war Wilshere völlig frei vor dem Tor und schoss den Ball eiskalt mit dem Innenrist in die Maschen. Die entscheidenden letzten drei Pässe wurden allesamt mit unglaublichem Geschick mit dem Aussenrist gespielt. Der Treffer leitete einen 4:1-Sieg Arsenals ein, mit dem sich das Team wieder an die Tabellenspitze setzte. Der Treffer verstärkt aber auch das Gefühl, dass der Klub mit den inspirierenden Neuzugängen Mesut Özil und Mathieu Flamini seinen besten Kader seit der Ära der «Unbesiegbaren» vor einem Jahrzehnt beisammen hat. Einige Beobachter sind überzeugt, dass Arsenal die Meisterschaft gewinnen wird. Andere sagen, es sei noch zu früh für Prognosen. In einigen Jahren wird sich allerdings kaum noch jemand an solche Äusserungen erinnern. Aber über dieses Tor wird man auch dann noch sprechen. Arsène Wenger bezeichnete es als das Lieblingstor seiner nunmehr 17-jährigen Amtszeit bei Arsenal: «Es war ein Tor des ganzen Teams, und der Spielzug war so schnell, wie man es sich von seinem Team wünscht.» Das Traumtor von Wilshere hat also seinen Platz in der Ruhmeshalle des Klubs erhalten; neben den schönsten Toren von Thierry Henry und den unvergesslichen Treffern von Dennis Bergkamp gegen Leicester oder Newcastle. Ähnlich wie das Leben selbst entwickelt sich auch der Fussball durch eine stete Folge kleiner, gradueller Fortschritte. Im Finale der Weltmeisterschaft 1966 im Wembley-Stadion bekam Bobby Moore frenetischen Applaus, als er einen halbhohen Ball mit dem Oberschenkel annahm. Damals war diese technische Fertigkeit für die englischen Zuschauer noch bemerkenswert. Heute kann das fast jeder Freizeitfussballer. Die Meister des Tiki-Taka, wie Xavi, Messi und Iniesta, haben ähnliche Zaubertore für den FC Barcelona herausgespielt. Doch bei Wilshere, Cazorla und Giroud ging es noch ein bisschen schneller und noch ein bisschen schöner. Auch dieses Tor wird eines Tages übertroffen werden – doch im Moment steht es sinnbildlich an der Spitze dessen, was auf einem Fussballplatz möglich scheint. Å
Juventus kam wild entschlossen aus der Kabine und nahm sofort das Heft in die Hand. Ging das Team erst einmal in Führung, war es unmöglich, ihm den Sieg noch zu entreissen. Heute ist das nicht mehr so.
Jedem gebührt eine Viertelstunde Ruhm, sagte Andy Warhol. Für den AC Florenz unter Trainer Vincenzo Montella war es am 20. Oktober 2013 so weit. Die Florentiner lagen auf eigenem Platz 0:2 gegen den amtierenden Meister Juventus Turin zurück. Dann aber erzielten sie binnen einer Viertelstunde nicht weniger als vier Treffer. Diese Viertelstunde sorgte für überschäumende Freude in Florenz (wo man 15 Jahre auf einen Sieg gegen den ungeliebten Rivalen gewartet hatte) und für einen beunruhigenden Verdacht in der Serie A: Vielleicht ist es mit Juve vorbei. Oder zumindest mit dem Juve-Team, wie wir es in den letzten zwei Spielzeiten gesehen haben. Die fünf Punkte, die das Team vom Tabellenführer AS Rom unter Coach Rudi Garcia (acht Siege in Folge) trennen, wären ja noch aufzuholen. Doch die Art und Weise, wie die Pleite in Florenz zustande kam, sorgt für Ratlosigkeit.
Gegen Chievo Verona, Inter Mailand, den FC Kopenhagen und Galatasaray Istanbul geriet Juve wegen träger Spielweise und Konzentrationsfehlern in Rückstand. Conte hatte das Team darauf getrimmt zu agieren. Jetzt aber braucht es offenbar zunächst einen Schock, um zu reagieren. Beispielhaft war die Partie gegen Galatasaray: Nachdem man das Spiel dank der altbekannten Entschlossenheit gedreht hatte, leistete man sich erneut eine Unaufmerksamkeit und kassierte prompt kurz vor dem Schlusspfiff das 2:2. Juventus erinnert in der Saison 2013/14 an ein entladenes Mobiltelefon, das sich immer wieder ausschaltet. Vidal, eine der Symbolfiguren, kehrte erst mit Verspätung von der chilenischen Nationalmannschaft zurück und landete zur Strafe prompt auf der Bank. Nun wird er zu einem Sinnbild für den neuen Geist der Trägheit. Das von Conte in zwei überaus intensiven Spielzeiten insbesondere psychologisch regelrecht ausgepresst wirkende Team hat
«Vielleicht ist es mit Juve vorbei.» Mehr noch als in taktischer und technischer Hinsicht beruht die Meisterleistung von Antonio Conte darauf, einen Mentalitätswandel geschafft zu haben. Im Sommer 2011 hatte er Juventus nach zwei katastrophalen Spielzeiten übernommen und das Team mit dem gleichen Kampfgeist, den er als Spieler gezeigt hatte, zu einem scheinbar unsinkbaren Panzerkreuzer geformt. Den ersten Scudetto gewann seine Mannschaft ohne eine einzige Niederlage, und auch in der zweiten Meistersaison dominierte Juventus die Liga. Doch mehr noch als mit Siegen am Fliessband hat Juve unter Conte stets mit wilder Entschlossenheit und Motivation beeindruckt: erdrückendes Pressing, zielgerichtetes Offensivspiel, extremes Tempo; ermöglicht durch enorm harte Trainingsa rbeit. Die Gesichter der unermüdlichen Kämpfer Chiellini, Lichtsteiner oder Vidal wurden zu symbolhaften Masken. T H E F I FA W E E K LY
Mühe, die Ansprüche des Trainers umzusetzen, dessen Abgang zum Saisonende schon von vielen Seiten vorausgesagt wird. Der Zusammenbruch in Florenz war beispielhaft: Eine Stunde lang beherrschte Juve das Geschehen, kam zu zwei Treffern durch Tévez und Pogba – und dann schaltete sich das Mobiltelefon wieder aus. Die nächsten Partien werden zeigen, ob es Conte gelingt, es noch einmal aufzuladen – oder ob der Akku entsorgt werden muss. Å
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Name: Günter Theodor Netzer Geburtsdatum: 14. September 1944 Geburtsort: Mönchengladbach Grösse: 1,78 m Position als Spieler:
Gian Paul Lozza
Spielmacher
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DAS INTERVIEW
«Ich bin manchmal wie ferngesteuert» Selten hat ein deutscher Spieler so polarisiert wie Günter Netzer. Der Star aus den 1970er-Jahren war Rebell, Frauenschwarm und genialer Spielmacher. «Auf das heutige Drumherum als Profi hätte ich keine Lust», sagt der 69-Jährige im Interview.
Günter Netzer, auf welchem Kanal werden Ihre treffsicheren Analysen während der WM 2014 zu hören sein? Günter Netzer: Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich nach Brasilien reise. Wenn ja, dann auf jeden Fall privat. Meine Zeiten als Kommentator vor der Kamera sind vorbei.
Sie hatten doch Spass. Das stimmt. Aber irgendwann ist die Zeit gekommen, um aufzuhören. Ich bekomme immer nach ein paar Jahren gewisse Signale. Auf diese Signale höre ich. Und dann ziehe ich meine Konsequenzen.
Waren Sie stets konsequent? Ja. Als mich der Hamburger Sportverein nach meiner aktiven Laufbahn 1977 als Manager engagierte, geschah dies eher aus Zufall. Ich wollte in Hamburg nur die Vereinszeitung machen. Dann hatte ich auf einmal die Pistole im Rücken, weil mich der Präsident dazu drängte, als Manager einzusteigen. Das war gut, wir hatten in den acht Jahren ja auch Erfolg. Aber danach – das wusste ich genau – musste ich Schluss machen. Allen Widerständen zum Trotz. Der Fussball hatte mich ausgesogen. Das war ein endgültiger Entscheid. Obwohl ich später immer wieder angefragt wurde, habe ich das bis heute durchgezogen.
Sie verfügen über endloses Fachwissen. Weshalb sind Sie nicht Trainer geworden? Das Traineramt ist nichts für mich. Ich wusste immer, was ich kann. Vor allem aber wusste ich, was ich nicht kann. Es würde mir keinen Spass machen, draussen an der Linie zu stehen und mich jeden Tag mit Spielern und Taktik auseinanderzusetzen. Ich bin auch nicht der Typ für Strukturen und Pläne.
Aber Sie hatten doch bestimmt einen Plan während Ihrer Laufbahn. Nie. Ich habe die wichtigsten Dinge in meinem Leben immer intuitiv entschieden. Es gibt Momente, da bin ich wie ferngesteuert.
Von wem? Ich weiss es nicht. Da passieren dann die Dinge einfach, das kann ich nicht erklären. Wie damals mit Mönchengladbach im Pokalfinal gegen Köln, als ich mich selber eingewechselt habe.
Könnten Sie uns die Geschichte nochmals erzählen? Es war 1973. Trainer Hennes Weisweiler degradierte mich vorerst zum Ersatzspieler. Und als er mich in der Pause einsetzen wollte, habe ich mich geweigert. Dann lief die Verlängerung. Es stand 1:1, und ich sah, wie mein Mitspieler Christian Kulik verletzt am Boden lag. Es herrschte Chaos auf dem Platz. Da bin ich einfach selbst zum Schiedsrichter gegangen und habe mich spontan eingewechselt. Allerdings habe ich Weisweiler darüber informiert.
Bei Ihrer zweiten Ballberührung trafen Sie zudem zum entscheidenden 2:1. Ja, genau. Aber ich hatte Glück. Wenn der Ball etwas anders aufgesprungen wäre, hätte ich das Tor nicht getroffen.
Wäre eine «Selbsteinwechslung» heute denkbar? Kaum. Es war damals schon an der Grenze, dass ich die Autorität meines Trainers einfach so untergraben habe. Der Trainer geniesst heute noch mehr Respekt. Zu Recht.
Gibt es noch Rebellen wie Sie? Sicher. Aber es gibt vor allem Helden. Der Fussballfan braucht Helden, er muss sich identifizieren können.
Fussballer als Pelé. Aber der hatte sein Leben nicht im Griff. Es ist das Gesamtpaket, das Pelé zum grössten Fussballer macht.
Was ist denn mit Messi? Er ist der beste Fussballer unserer Zeit und neben dem Feld ein charmanter Mann.
Experten sagen, der junge Pelé wäre gegen Messi chancenlos. Quervergleiche über verschiedene Generationen sind nicht legitim. Es ist sicher so, dass wir damals nicht so schnellen Fussball gespielt haben, wie sie das heute tun. Aber es war damals der beste Fussball. Die Bedingungen waren komplett anders.
Könnten Sie sich heute ein Leben als Fussballprofi vorstellen? Vorstellen schon, aber ich möchte das definitiv nicht. Franz Beckenbauer und ich kamen neulich auf das Thema zu sprechen und wir waren schnell gleicher Meinung: Das Geld, das die Spieler heute verdienen, würden wir nehmen. Aber auf das ganze Drumherum könnten wir gerne verzichten. Wenn ich nur an die Schnelligkeit der Medien denke, ans Internet, an die Smartphones, daran, wie transparent alles geworden ist – es ist ein Wahnsinn. Sie müssen wissen: Zu meiner Zeit hatte ich am Montag schon Herzklopfen, wenn ich fürs samstägliche Sportstudio bei der ARD eingeladen war. Die Spieler von heute agieren sehr intelligent. Sie sind auf der Höhe, was die Medien angeht. Es ist nicht ohne, auf allen Kanälen ständig präsent zu sein.
Waren Sie als Spieler komplett? Wer ist Ihr Held? Lionel Messi. Der Junge ist auf dem Feld einfach unglaublich.
Ist er der grösste Fussballer überhaupt? Der grösste Fussballer ist Pelé. Er war auf allen Gebieten etwas ganz Besonderes und auch ein richtig toller Mensch. Diego Maradona war vielleicht der bessere T H E F I FA W E E K LY
Ich war alles andere als komplett. Ich hatte Talent und habe das so gut wie möglich ausgeschöpft. Ehrgeizig war ich bestimmt auch. Aber mir fehlten die Besessenheit und der Fleiss. Sonst wäre ich womöglich der beste Fussballer der Welt geworden. Å Interview: Alan Schweingruber
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NOCH 33 WOCHEN Die Stadion-Revolution als Chance Die Fussball-WM wird auch den brasilianischen Klubs Auftrieb geben – und die Fans mit völlig neuem Komfort beglücken. Sérgio Xavier, São Paulo
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s ist fast geschafft. Sechs der zwölf neuen Arenen für die Weltmeisterschaft sind eingeweiht worden. Ausser im Maracanã läuft auch in den Stadien von Brasília, Fortaleza, Salvador, Recife und Belo Horizonte der Spielbetrieb bereits auf Hochtouren. Das Spektakel des «neuen brasilianischen Fussballs» kann beginnen. Ein Fest, das direkt mit der Weltmeisterschaft in Verbindung steht, aber kurioserweise einen unabhängigen ersten Akt hatte: Am 8. Dezember 2012 wurde das erste der 14 neuen Stadien eingeweiht, die das Gesicht des brasilianischen Fussballs verändern werden.
In der Arena do Grêmio in Porto Alegre, ganz im Süden des Landes, werden zwar keine Länderspiele ausgetragen, aber das neue Stadion fuhr praktisch als blinder Passagier im WM-Zug mit und wurde in Windeseile errichtet. Es folgten die neuen oder runderneuerten Stadien in Salvador, Brasília, Belo Horizonte, Fortaleza, Recife, Rio de Janeiro, Natal, Curitiba, Manaus, Porto Alegre (das Beira-Rio, hier werden WM-Spiele ausgetragen), São Paulo und Cuiabá. Das 14. Element – und ebenfalls ein «Trittbrettfahrer» wie die Arena do Grêmio – ist die Arena von Palmeiras. Sie ist auch aus der Begeisterungswelle für die WM 2014 entstanden und wird im Mai nächsten Jahres fertig. Brasilianer erleben den Luxus Die 14 neuen Stadien sind nicht nur moderne Spielstätten, sondern sie dürften auch eine kleine Revolution im brasilianischen Fussball auslösen. Die Brasilianer bekommen hier etwas ganz Neues geboten. Plötzlich werden die Fans nicht mehr «wie Vieh» behandelt. Sie betreten das Stadion durch breitere Tore, benutzen funktionierende Drehkreuze, gehen mit ihren Kindern auf menschenwürdige Toiletten und nehmen auf komfortablen Sitzen Platz. Die Spielfelder sind gut, die Drainagen funkti-
onieren, Überwachungskameras gewährleisten Sicherheit. Es gibt Bars, kleine Läden, Parkplätze und eine Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Dies wird zumindest in der ersten Zeit die neue Erfahrung sein, die der Stadionbesucher macht. Die Messlatte in Sachen Infrastruktur wurde von aussen hoch angesetzt. Bei der
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1 Mineirão Belo Horizonte (Umbau) Kapazität: 62 547
7 Arena das Dunas Natal (Neubau) Kapazität: 42 086
2 Estádio Nacional de Brasília Brasília (Neubau) Kapazität: 70 042
8 Estádio Beira-Rio Porto Alegre (Umbau) Kapazität: 51 300
3 Arena Pantanal Cuiabá (Neubau) Kapazität: 42 968
9 Arena Pernambuco Recife (Neubau) Kapazität: 46 154
4 Arena da Baixada Curitiba (Umbau) Kapazität: 43 900
10 Maracanã Rio de Janeiro (Umbau) Kapazität: 76 935
5 Castelão Fortaleza (Umbau) Kapazität: 64 846
11 Arena Fonte Nova Salvador da Bahia (Neubau) Kapazität: 56 000
6 Arena da Amazônia Manaus (Neubau) Kapazität: 42 374
12 Arena Corinthians São Paulo (Neubau) Kapazität: 65 807
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Stadionwartungen funktionieren nicht Das Problem ist die Zeit danach. Chaotische Organisationen, die von aussen reorganisiert werden, haben eine natürliche Tendenz, nach und nach wieder ins alte Chaos zu verfallen. Denn jedes der modernisierten Bauwerke müsste anschliessend gewartet und gepflegt werden. Doch das funktioniert nur selten. Ein bedauernswertes Beispiel ist das Engenhão-Stadion in Rio de Janeiro, in dem die Panamerikanischen Spiele 2007 ausgetragen wurden. Das heruntergekommene Stadion ist gesperrt, weil bereits ein stärkerer Wind für Einsturzgefahr sorgt.
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Vergabe der Weltmeisterschaft fordert die FIFA vom Ausrichterland ihrer Wettbewerbe ein herausragendes Niveau. Das verspricht Gutes: Nachdem der WM-Tross nach dem Turnier abgereist ist, wird in den ersten Monaten alles strahlen und glänzen. Das Vermächtnis der WM für die Klubs, die die Stadien übernehmen, ist etwas ganz Besonderes.
Wer nutzt die Chance? Die 14 neuen Stadien bringen also nicht nur einen Bonus, sondern auch eine Verpflichtung mit sich. Die Fans werden von den modernen Arenen begeistert sein, und die hohe Qualität wird sich in Kürze herumsprechen. Das würde dazu führen, dass sich die Zuschauerzahl erhöht und die kleinen Läden mehr Lizenzprodukte verkaufen. Klar ist natürlich auch, dass die Städte, die nicht mit Klubs mit grosser Fangemeinde aufwarten können (vor allem Cuiabá und Manaus) dazu verdammt sein werden, nutzlose Betonriesen verwittern zu sehen. Der brasilianische Fussball wird eine grosse Chance bekommen, sich aus der Armut zu befreien. Das Land verfügt ja seit je her über hervorragende Spieler und fantastische Anhänger. Aber dazwischen sorgten die mangelhaften Stadien immer wieder für Wackelkontakte und Kurzschlüsse. Mit den modernen Arenen hat das Land nun die Chance, perfekte Verbindungen herzustellen. Die Frage bleibt, wer sie nutzen wird. Å
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Rio de Janeiro, Brasilien
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Samba, Caipirinha, Ballzauber: Beachsoccer ist ein brasilianisches Kulturgut. Importiert von europäischen Seeleuten gehört es an der Copacabana zum Strandalltag. Hier fand 1957 das erste offizielle Turnier statt, hier hat es sich als das etabliert, was es heute ist – mehr als eine Sportart. Ein Lebensgefühl.
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Rio de Janeiro, Brasilien
Vanderle Almeida/AFP
2005 Seit 2005 wird die Beachsoccer-WM von der FIFA veranstaltet. Die ersten drei Austragungen fanden an der Copacabana statt. Schon an der Premiere wurde die Hierarchie umgestossen. Brasilien blieb im Sand stecken und Frankreich r채umte den Pokal ab. Die Revanche folgte prompt: Bis 2009 gewannen die brasilianischen Beachboys vier Titel. Und dann etablierte sich Russland als neue Grossmacht.
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Die grössten Überraschungen der Fussballgeschichte
Eingeschmolzene Träume Perikles Monioudis
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m Morgen des 8. Juli 1966 hielt der englische Premier Harold Wilson im Londoner Royal Garden Hotel die Eröffnungsrede zum 35. FIFA-Kongress. Der gut gelaunte Labour-Regierungschef legte die Pfeife beiseite und begann, vom «Geschenk Englands an die Welt» zu sprechen, vom «Association Football», wie man das Spiel damals etwa als Abgrenzung vom Rugby öfters nannte. «Ich kann mir kaum einen grösseren Beitrag vorstellen, den eine Nation für die Welt geleistet hat.» Lord Wilson beeilte sich zwar festzustellen, England würde «nicht mehr die Vormachtstellung im Fussball» beanspruchen. 1966 aber gewann das Mutterland des Fussballs zum ersten und bis jetzt einzigen Mal den wichtigsten Titel im Weltfussball. Lord Wilson war an jenem FIFA-Vormittag im London des Sommers 1966 aber vor allem glücklich darüber, dass der damalige WMPokal, die Jules-Rimet-Trophäe, – eine güldene Darstellung der griechischen Siegesgöttin Nike, die sich in die Höhe reckt – doch noch zum Vorschein gekommen war. Wochen zuvor, am 20. März 1966, war sie die sonntägliche Beute von Ganoven geworden, die sie aus einer Ausstellung in der Central Hall Westminster entwendet hatten. Um 12.10 Uhr, just dann, als die Wachen ihre Ablösung begrüssten, schlugen die Diebe zu. «Der gemeinsamen Anstrengung der britischen Polizei und eines Hundes», so Lord Wilson, sei es zu verdanken, dass die Rimet-Trophäe wieder zur FA gelangte. Ein Hund? Damals kursierten Aufnahmen eines Border Collies namens Pickles in der Weltpresse. Pickles soll in einem Londoner Vorgarten die in Zeitung eingeschlagene Trophäe aufgestöbert haben. Was genau – oder wer – Pickles auf den Pokal aufmerksam
gemacht hatte, liegt im Dunkeln. Nur der Mittelsmann, Edward Betchley, wurde – nach einer inszenierten Lösegeldübergabe samt Verfolgungsjagd – festgenommen und inhaftiert. Pickles Besitzer, ein gewisser David Corbett, durfte nach dem WM-Finale am Festessen für die Spieler teilnehmen und erhielt einen Finderlohn über sechstausend Pfund. Die Jules-Rimet-Trophäe vereinte von 1930 bis 1970 die Träume aller Fussballer. Sie ging in das Eigentum des brasilianischen Fussballverbands CBF über, nachdem dessen Auswahl den Pokal zum dritten Mal errungen hatte. Der Trophäe war eine abenteuerliche Zeit und ein ebensolches Ende beschieden. Den 2. Weltkrieg hatte sie in einer Schuhschachtel unter dem Bett des damaligen FIFA-Vizepräsidenten Dr. Ottorino Barassi unbeschadet überstanden. 1983 aber wurde sie erneut entwendet: aus den Büros der CBF in Rio de Janeiro. Man geht davon aus, dass sie eingeschmolzen und in Goldbarren umgewandelt wurde. 1974 spielte man erstmals um den neuen, vom Italiener Silvio Gazzaniga entworfenen WM-Pokal, wie er nüchtern genannt wird. Das deutsche Team um Kapitän Franz Beckenbauer nahm die World Cup Trophy als Erstes entgegen und durfte eine Kopie davon behalten. Das Original wird seit längerem rigoros bewacht. Der Aufbewahrungsort ist geheim. Seit ein paar Wochen ist er mit der Coca-Cola World Cup Trophy Tour zwar in allen sechs FIFA-Konföderationen und in den 26 brasilianischen Bundesstaaten zu sehen. Doch es gilt auch hier, was Lord Wilson schon damals sagte: «Ich darf aus Sicherheitsgründen nicht bekannt geben, wo der Pokal gerade ist.» Å
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WM 1954. Das Wunder von Bern. Die deutsche Elf reisst im Finale das ungarische Wunderteam aus allen Träumen und gewinnt 3:2.
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EM 1992. Die dänischen Spieler sind schon in den Ferien. Nach dem Ausschluss von Jugoslawien kommen sie als Lückenbüsser zum Zug und stürmen zum Titel.
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Euro 2004. Griechenland gewinnt völlig überraschend den Titel. Otto Rehhagel wird in den Olymp befördert.
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WM 1950. Die Demontage des Fussball-Mutterlands: England – USA 0:1.
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Qualifikation zur EM 1992. Der 12. September 1990 ist ein Datum, das in der Geschichte des Austria-Fussballs nicht existiert: Färöer – Österreich 1:0.
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WM 1966. Vorrunde: Italien – Nordkorea 0:1.
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WM 1978. Die Schmach von Cordoba: Im letzten Vorrundenspiel verliert Titelverteidiger Deutschland gegen Österreich 2:3.
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Österreichischer Cup-Final 2013. Der Regionalliga-Klub Pasching erwischt im Ernst-Happel-Stadion Meister Austria Wien auf dem falschen Fuss: 1:0. Erstmals geht die österreichische Cup-Trophäe an einen Drittligisten.
WM 1938. Die Schweiz besiegt Grossdeutschland nach 0:2-Rückstand 4:2. WM 1950. Uruguay stürzt zum Abschluss der Finalrunde das Heimteam Brasilien ins Elend und gewinnt den Titel.
Champions League 2012. APOEL Nikosia schafft den Vorstoss unter die Top 8 Europas und scheitert erst an Real Madrid.
Gab es noch grössere Überraschungen? Ihre Meinung an: feedback-TheWeekly@fifa.org
Die wöchentliche Kolumne aus der T he - F IFA -Week l y - Redak t ion T H E F I FA W E E K LY
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SPOTLIGHT
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«Fussball pur!» Wo Stars geboren werden: In den Vereinigten Arabischen Emiraten kämpfen die besten U17-Teams um den WM-Titel. Das Turnier gilt als wichtigstes Schaufenster im Junioren-Fussball.
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Thomas Renggli
uriose Sturmläufe. Fulminante Dribblings. Schüsse aus allen Lagen. Spiele fast ganz ohne grosses taktisches Korsett und strategische Leitplanken. «Das ist Fussball pur, hier wird noch nach Instinkt und Intuition gespielt», sagt Jean-Paul Brigger über die Partien an der U17WM in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der ehemalige Schweizer Nationalspieler beobachtet als Direktor der technischen Studiengruppe der FIFA den globalen Junioren-Fussball seit zwei Jahrzehnten. Im Nachwuchs sei der Einfluss der Trainer auf die Spielanlage noch nicht so ausgeprägt: «So gesehen verkörpern die Junioren mit ihrem Spiel den Grundgedanken des Fussballs», sagt er. Ähnlich äussern sich heutige Grössen des Weltfussballs über ihre WM-Auftritte als Teenager: «Es war eine grossartige Möglichkeit, um uns mit Alterskollegen aus dem Ausland zu vergleichen und andere Fussballkulturen kennenzulernen», erzählt der Engländer Danny Welbeck über das U17-Turnier 2007 in Korea. Zehn Jahre vorher erreichte Torhüter Iker C asillas mit Spanien in Ägypten das Halbfinale. Die Möglichkeit zum internationalen Vergleich in diesem Alter bezeichnet er als «einmalige Chance und unvergessliches Erlebnis». Zu seinen Teamkollegen gehörte damals der heutige Barcelona-Regisseur Xavi. Die Liste der späteren Superstars, die auf der U17-Stufe ihre Spuren hinterliessen, lässt sich fast beliebig verlängern. Sie umfasst unter anderem die Namen Luís Figo (Portugal/1989), Juan Sebastián Verón (Argentinien/1991), A llessandro Del Piero (Italien/1991), Ronaldinho (Brasili-
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en/1997), Carlos Tévez und Javier Mascherano (beide Argentinien/2001), Fernando Torres (Spanien/2001) und Cesc Fàbegras (Spanien/2003). 2009 in Nigeria hatte ein brasilianischer Jüngling namens Neymar seinen ersten Auftritt an einer WM. Das Turnier endete für ihn nach Niederlagen gegen Mexiko und die Schweiz nach der Vorrunde. Dieses Beispiel seines überraschenden Scheiterns ist durchaus bezeichnend für die Kräfteverhältnisse im Juniorenbereich. Weil es sich um «Jahrgangsturniere» handelt, sind die Hierarchien noch weniger festgefahren und das Überraschungspotenzial ist grösser als auf der Erwachsenenstufe. Auch die unterschiedliche Physis der Spieler in der Wachstumsphase hat einen entscheidenden Einfluss auf das Geschehen. Dass die afrikanischen Verbände, die auf höchster Stufe interkontinental noch auf ihren ersten Titel warten, auf U17-Ebene zwei der Top-3-Nationen – Nigeria (drei Titel) und Ghana (zwei Titel) – stellen, ist für Jean-Paul Brigger kein Zufall: «Erfahrungsgemäss sind afrikanische Jugendliche in ihrer physischen Entwicklung ihren Alterskollegen überlegen.» Eine zuverlässige Prognose über die zukünftige Karriere ist in diesem Alter aber schwierig: «Was Wachstum, mentale Entwicklung und taktische Ausbildung betrifft, sind die folgenden Jahre entscheidend», sagt Brigger. Der frühere französische Nationaltrainer Gérard Houllier bestätigt diese Einschätzung: «An einer U17-WM besteht zweifellos die Möglichkeit, ein Talent zu entdecken. Ob die Spieler aber den Durchbruch schaffen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Vieles hängt von ihrer taktischen, körperlichen und persönlichen Entwicklung ab.» Mit anderen Worten: Zu welchem Karriereschritt entscheidet sich ein Spieler, der als Teenager für Furore sorgt und plötzlich den grossen T H E F I FA W E E K LY
Die U17-WM findet bis am 8. November in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Nach der U20-WM 2003 ist es das zweite FIFA-Turnier, das in den VAE veranstaltet wird. Titelverteidiger ist Mexiko. Rekordsieger sind Brasilien und Nigeria mit je drei Titeln. Das Finale findet im Al-Jazira- Mohammed-Bin-Zayed-Stadion in Abu Dhabi (Kapazität: 42 000) statt.
2003 in Finnland. Der Spanier Cesc Fàbregas (l.) im Duell mit dem Argentinier Leandro Díaz. Sieben Jahre später wird der Youngster zum Weltmeister (Bild S. 24).
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Only eight countries have ever lifted the FIFA World Cup Trophy.
Yet over 200 have been winners with FIFA. As an organisation with 209 member associations, our responsibilities do not end with the FIFA World Cup™, but extend to safeguarding the Laws of the Game, developing football around the world and bringing hope to those less privileged. Our Football for Hope Centres are one example of how we use the global power of football to build a better future. www.FIFA.com/aboutfifa
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finanziellen Verlockungen ausgesetzt ist? Eine Schlüsselrolle spielen diesbezüglich die Spielervermittler und Scouts, jene «Fussball-Geschäftsleute» also, die am Turnier in den VAE auf den grossen Reibach hoffen. Obwohl die führenden Klubs ihre Fühler immer früher nach den grössten Talenten ausstrecken, ist das Entdeckungspotenzial an einer U17-WM noch immer gross. «Es ist das beste Schaufenster für junge Fussballer und ihre Interessenten», sagt Brigger, «dagegen stehen die Spieler an einer U20-WM schon eher bei grossen Klubs unter Vertrag.» Die Aussicht auf ein besseres Leben führt gelegentlich zu nachdenklich stimmenden Auswüchsen. Nach der U17-Weltmeisterschaft 2003 in Finnland setzten sich 12 der 20 Spieler (plus zwei Offizielle) des Kaders von Sierra Leone ab. Von der ghanaischen Weltmeistermannschaft 1991 unterschrieben 18 von 20 Spielern unmittelbar nach (oder schon während) der WM einen Vertrag im Ausland. Pix athlon, Getty Images, AFP, Dukas
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Die FIFA führt das Turnier auf dieser Altersstufe seit 1985 durch – zuerst für unter 16-Jährige, seit 1991 für U17-Auswahlen. Im Verlauf der Jahre haben Stellenwert und Leistungsdichte stetig zugenommen. Während die erste Auflage noch ein Einladungsanlass für 16 Teams war, wurde das Format 2007 auf 24 Teams erhöht. In dieser Entwicklung widerspiegelt sich nicht zuletzt die verbesserte Ausbildungsarbeit in den
Verbänden. Mit dem Unterstützungsprogramm liefert die FIFA einen wichtigen Beitrag zu dieser Entwicklung. So wird in den VAE ein achttägiger Workshop für Trainer aus dem Nahen Osten angeboten.
a) 1999 in Neuseeland. Der Amerikaner Landon Donovan (heute bei LA Galaxy). b) 1999: Seydou Keita (Mali/heute bei Dalian Aerbin/China – zuvor
Zuvor war der Nachwuchsfussball vor allem auf Klub- und Verbandsebene organisiert. Das prestigeträchtigste Turnier, der mittlerweile ebenfalls unter dem Patronat der FIFA stattfindende BlueStars/FIFA Youth Cup, ging 1939 in Zürich erstmals in Szene. Wie die heutigen U-Titelkämpfe stand auch er schnell im Zeichen des grenzüberschreitenden Vergleichs. Für Sir Bobby Charlton, der in den 1950er-Jahren mit Manchester United in Zürich seine ersten Auslandserfahrungen machte, war die kontinentale Realität damals fast ein fussballerischer Kulturschock: «Die Italiener verschanzten sich im eigenen Strafraum und verteidigten nur. Wir konnten das anfänglich überhaupt nicht verstehen – und verloren 0:1. Das war eine Lektion für uns.» Charlton & Co. zogen ihre Lehren daraus. England gewann 1966 den WM-Titel, Manchester United 1968 den Meistercup. Å
T H E F I FA W E E K LY
FC Barcelona). c) 2001 in Trinidad & Tobago. Der Argentinier Carlos Tévez (Juventus Turin, zuvor West Ham, Manchester United und Manchester City). d) 2005 in Peru. Carlos Vela (Mexiko/unter Vertrag bei Arsenal London, ausgeliehen an Real Sociedad). e) 2007 in Südkorea. Danny Welbeck (England/ Manchester United). f) 2007: Toni Kroos (Deutschland/ Bayern München). g) 2009 in Nigeria: Neymar (Brasilien/ FC Barcelona, zuvor FC Santos).
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DEBAT T E
Spieler der Zukunft: Mit technischen Neuerungen werden die Fussballer in 15 Jahren bestens vertraut sein.
So sieht der Fussball in 15 Jahren aus
Sarah Steiner Unzählige Regeländerungen haben den Fussball geprägt. Von der Einführung des Elfmeters 1891 über die neue Auswechselregel 1967, das System der Gelben und Roten Karten 1970, die Aktualisierung der Abseitsregel 1990 bis hin zur Rückpassregel 1992. Das alles hat den Fussball zu dem gemacht, was er heute ist. Und immer wieder werden neue Regeländerungen geprüft, um das Spiel noch besser, noch schneller, noch spannender zu machen. Das Tempo ist einer der entscheidenden Faktoren. Es ist nicht nur der Spieler, der schneller läuft als früher, es ist die Geschwindigkeit gepaart mit Präzision, mit welcher der 28
Ball gespielt wird. Die Trainer des Weltfussballs sind offensiv eingestellt. Ihre grösste Herausforderung ist es, ihre Teams darauf einzustellen, kompakte Verteidigungen zu knacken. Dabei gehen sie auch das Risiko ein, in der Defensive nicht immer einwandfrei zu stehen. Lange war der Fussball geprägt von defensiven Taktiken wie dem Schweizer Riegel und dem Catenaccio. Die Devise war: «Die Null muss stehen.» Erst zu Beginn dieses Jahrhunderts orientierte sich das Spiel wieder vermehrt nach vorne. Der FC Barcelona und die spanische Nationalmannschaft zeigen mit ihrem Tiki-Taka-Spiel eindrucksvoll, dass der Einsatz technischer Raffinesse und rotierender Offensivformationen von Erfolg gekrönt ist. Was also benötigt ein Spieler, um sich in diesem modernen, physisch anspruchsvollen Fussball zu behaupten? Er muss auf allen Ebenen trainiert sein. Neben seiner körperlichen Verfassung spielt sowohl seine Spielintelligenz als auch seine mentale Stärke eine bedeutende Rolle. Der Fussballer muss komplett sein. Und um komplett zu sein, muss er individuell ge fördert werden. T H E F I FA W E E K LY
Die International Football Arena widmet sich am 28. und 29. Oktober in Zürich diesem Thema: «Wie sieht der Fussball in 15 Jahren aus?» Doch welche Regeländerungen den Fussball der Zukunft prägen werden, darüber scheiden sich die Geister. Die Goal-Line-Technologie ist sicher eine. Sie wird an der WM 2014 in Brasilien angewendet. Weitere Vorschläge wie die Einführung von Timeouts oder Videoentscheidungen werden immer wieder diskutiert. Aber ganz egal, welche neuen Regeln oder Taktiken die Plätze dieser Welt erobern werden, eines bleibt gewiss: Der Fussball lebt von Emotionen. Zumindest dies wird sich nicht ändern. Å
Die Week l y - Deba t t e in der näc hs t en Ausgabe: Kuns t rasen – Fluc h oder Segen? Diskutieren Sie mit über die kontroverse Frage zum Plastikgras. Ihre Meinung an: f eedbac k-T heWeek l y @ f i f a.or g.
Getty Images
Schweizer Riegel oder Tiki-Taka? An der International Football Arena in Zürich debattierten die Experten über die Zukunft des Fussballs.
DEBAT T E Vor 10 Jahren war ich überzeugt, ich würde modern trainieren. Aber der Fussball entwickelt sich immer weiter. Die Trainingslehre bevorzugt nicht mehr die Ausdauer, sondern setzt auf Spritzigkeit und Tempo auf der kurzen Strecke. Die jungen Spieler sind schneller und physisch robuster, ihre Ballsicherheit und Passqualität sind höher. Die Abwehrspieler sind technisch ebenfalls stärker beschlagen. Der Ballbesitz ist noch wichtiger geworden als in den letzten Jahren. Das ermöglicht auch Fortschritte im taktischen Verhalten – und all das macht den Fussball stets noch attraktiver.
PRESIDENTIAL NOTE
der Regeneration machen. Denn die Erholungszeiten werden immer wichtiger. Ein Spieler muss binnen kürzester Zeit wieder 100% seiner Leistung abliefern können. Der unbedingte Wille zum Sieg macht das Spiel aus. Deswegen bin ich auch ganz klar für die neue Goal-Line-Technologie. Ein Tor soll zählen, wenn der Ball hinter der Linie war. Von Regeländerungen wie zum Beispiel der Abschaffung des Offsides halte ich jedoch gar nichts. Denn ohne Abseits gibt es keinen Fussball mehr. Jean-Paul Brigger, Head of Technical Team FIFA
Gleiche Chancen für Afrika!
Ottmar Hitzfeld, Schweizer Nationaltrainer
In organisatorischer Hinsicht wird es eine noch grössere Identität und Charakterisierung der verschiedenen Wettbewerbe für die Vereine und die Nationalmannschaften geben. Dies wird aus meiner Sicht nur Vorteile mit sich bringen. Auf technischer Ebene sehe ich nur wenige Veränderungen. Das Niveau ist heute schon sehr hoch. Ich denke, dass es schwierig sein wird, dies noch markant zu verbessern. Trotz aller Änderungen: Fussball ist und bleibt Fussball. Wenn man von dieser Sportart spricht, denkt man an individuelle Technik, Taktik, Spektakel, Leidenschaft und Vorbereitung. Vielleicht ändert sich etwas in der Art, wie man sich vorbereitet, aber nicht so, dass der Geist und die Identität des Fussballs verzerrt würden. Cesare Prandelli, Italienischer Nationaltrainer
Ich war beeindruckt, als ich beim Confederations Cup Neymar spielen sah. Er ist unglaublich präsent auf dem Feld, spult Kilometer um Kilometer ab und hat eine faszinierende Kraft. Genau so sieht der Spieler der Zukunft aus. Schnelligkeit, Kraft und Technik werden sich weiterentwickeln – und all das, um noch mehr zum Spektakel beizutragen. Denn man darf nicht vergessen: Es ist der Spieler, der den Fussball ausmacht und nichts anderes. In Zukunft wird es vermehrt der Fall sein, dass wir Spieler sehen werden, die die Fähigkeit besitzen, ein Spiel allein zu entscheiden. Gérard Houllier, Global Sports Director Red Bull
Das Spiel wird technisch sicher noch ein bisschen besser und schneller. Ein wirklich grosser Sprung wird man aber vor allem in
Die Trainingsbedingungen werden optimiert und spezialisiert. Früher genügte ein Trainer für alles. Später kam ein Goalietrainer dazu.
«Fussball ist und bleibt Fussball.» Cesare Prandelli
In Zukunft werden wir wohl für jede Spielsituation Spezialtrainer haben – für Verteidigungsarbeit, für den Spielaufbau, für den Abschluss. Ich gehe davon aus, dass das Trainingsvolumen erhöht wird. Wenn ich eine Regeländerung anregen könnte, wäre das einen Freistoss wegen «Zeitschindens»: Es kann nicht sein, dass das führende Team den Ball in den Schlussminuten an der Eckfahne «monopolisiert» und das Spiel verhindert. Sven-Göran Eriksson, Trainer Guangzhou R&F FC, China
«Für jede Situation einen Spezialtrainer.»
F
ussball in 15 Jahren? Er wird immer noch mit Elfer-Mannschaften gespielt. Und auch Sepp Herberger wird Recht behalten: Das Spiel dauert weiterhin 90 Minuten, und der Ball ist rund. Es ist der Rahmen, der sich verändern wird. Fussballspiele sollen in Zukunft an «Eventcharakter» gewinnen. Sie sollen zu Anlässen werden, die nicht erst mit dem Anpfiff beginnen und schon mit dem Schlusspfiff enden. Ich stelle mir vor, dass man mit Showblöcken und Konzerten das Vergnügen für die ganze Familie noch steigern kann. Parallel dazu muss der Komfort und die Infrastruktur in den Stadien verbessert werden. Fussball ist Kultur und Unterhaltung – und soll in einem würdigen Umfeld stattfinden. In sportlicher Hinsicht wünsche ich mir, dass der Globalisierung endlich konsequent Rechnung getragen wird und die afrikanischen und asiatischen Nationalverbände an der WM jenen Platz erhalten, den sie verdienen. Es kann nicht sein, dass die europäischen und südamerikanischen Konföderationen den Grossteil des WM-Teilnehmerfeldes (mit 18 oder 19 Teams) beanspruchen – obwohl sie zusammen deutlich weniger Mitgliederverbände (63) stellen als Afrika und Asien (100). Vor allem Afrika als mitgliederstärkste Konföderation (54) ist mit fünf WM-Plätzen krass untervertreten. Solange das so ist, wird wohl nie eine afrikanische Mannschaft einen interkontinentalen Titel gewinnen – sportliche Fortschritte hin oder her. Dieser Missstand muss behoben werden. Denn letztlich ist die Chancengleichheit das oberste Gebot im Spitzensport.
Sven-Göran Eriksson
Ihr Joseph S. Blatter T H E F I FA W E E K LY
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DER EXPERTE
«Den Fussball nicht zerstören» • FIFA-Schiedsrichter darf man nur bis zum Alter von 45 Jahren sein. • Die Anzahl der FIFA-Schiedsrichter hat sich im vergangenen Jahrzehnt stark verringert – von 1149 (2003) auf 883 (2013). • Aus Afrika büssten 153 Schiedsrichter in dieser Zeit ihren Status ein, während die Europäer ihre Zahl halten konnten (272). • Etwa 30 FIFA-Schiedsrichter werden an der WM 2014 in Brasilien im Einsatz stehen.
nicht zerstören soll. Für den Schiedsrichter ist es oftmals sehr schwer, die richtige Entscheidung zu treffen, wenn kein Fairplay vorherrscht.
Zur WM geht’s da lang. Massimo Busacca unterweist die Kandidaten für Brasilien 2014.
Massimo Busacca
E Friedemann Vogel/FIFA
in intensiver Fussballmonat neigt sich dem Ende zu. Die letzten Gruppenspiele in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien sind Geschichte, nun fallen in der Barrage die letzten Entscheidungen. Das Teilnehmerfeld nimmt konkrete Formen an. Es ist auch für die Schiedsrichter eine intensive Zeit. Von ihnen werden nun erst recht vollste Konzentration und tadellose Leistungen verlangt. Es geht um viel – um sehr viel. Denn die WM-Teilnahme winkt. Aber nicht nur den Spielern und den Verbänden. Auch die Spitzenschiedsrichter stehen im Rampenlicht und können sich noch immer für die Weltmeisterschaft empfehlen. Klar, dass mein Team und ich diese Spiele besonders detailliert analysieren werden. Ein Teil der Kandidaten ist derzeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten an der U17WM im Einsatz. Weitere Schiedsrichter haben aber in unterschiedlichen Wettbewerben in den Konföderationen die Möglichkeit, sich für das grösste und wichtigste Fussballturnier der Welt aufzudrängen. Die Spannung steigt; auch bei den Schiedsrichtern. In Brasilien sollen im nächsten Jahr die derzeit besten Schiedsrichter der Welt pfeifen. Wir arbeiten daran. Wir führen sozusagen das Team der Unparteiischen zum grossen Ziel.
Blicken wir zurück: Mitte April fanden in den Konföderationen viertägige Seminare statt. Sie stellen einen Meilenstein für all jene Schiedsrichter dar, die an der WM dabei sein wollen. Ich habe die intensiven Seminare geleitet. Sie umfassten zahlreiche theoretische und praktische Arbeitseinheiten. Wir arbeiten derzeit zwar mit über 50 Schiedsrichtertrios aus aller Welt, aber für weitere Offizielle besteht durchaus auch noch die Möglichkeit, auf die Liste für Brasilien 2014 zu gelangen. Ein Schiedsrichtertrio mag heute noch nicht die notwendigen Qualitäten haben, vielleicht aber morgen. Heute stehen wir noch immer in der Qualifikation und wissen noch nicht, wer am Ende im WM-Kader stehen wird! Der nächste Schritt besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Kandidaten für 2014 Entscheidungen auf dem Feld nach einheitlichen und konsequenten Kriterien treffen. Wir arbeiten auf Einheitlichkeit und Konsistenz hin. Das sind die wichtigsten Faktoren für uns. Für mich sind Fairplay und Respekt die wichtigsten Botschaften, die wir der Welt und den Spielern vermitteln müssen. Wir fahren nach Brasilien, in eine der grössten Fussballnationen. Wir brauchen Fairplay und wir brauchen Respekt. Manche Situationen spielen sich in Sekundenbruchteilen ab, und manchmal haben die Schiedsrichter keinen optimalen Blickwinkel. Daher ist die Zusammenarbeit sehr wichtig. Die Spieler müssen begreifen, dass man Fussball geniessen und T H E F I FA W E E K LY
Einer der wichtigsten Aspekte der Schiedsrichterausbildung ist das Verständnis verschiedener Fussball-Mentalitäten. Wie können Schiedsrichter diesen Aspekt weiter verbessern? Durch intensivste Beschäftigung mit dem Fussball, so wie die Spieler und Trainer das auch tun. Auf diese Weise können Schiedsrichter die u nterschiedlichen Fussball-Mentalitäten verstehen. Sie müssen sich immer wieder Videos ansehen und auf die Unterschiede achten. Sie müssen sich sozusagen mit Fussball ernähren. Wir müssen jede Zone verstehen, egal ob Afrika, Asien oder Mittelamerika. Denn dann werden die Schiedsrichter nicht von unerwarteten Situationen oder Reaktionen überrascht. Wir müssen die verschiedenen Fussballkulturen so weit wie möglich begreifen. Das ist für uns sehr wichtig. Grossen Wert legen wir auch auf die optimale Stellung im Spiel der Schiedsrichter. Wir konzentrieren uns ganz besonders auf die Laufwege und die Position des Schiedsrichters. Ein gut positionierter Schiedsrichter kann besser erfassen und erkennen, was beispielsweise im Strafraum oder in schlecht sichtbaren Randbereichen des Spielfelds geschieht. Natürlich können wir nicht restlos alle Fehler beseitigen, aber wir können alles tun, um sie weiter zu verringern. Doch letztlich sind wir auch nur Menschen und werden immer auch Fehler machen. Å
M A S S I M O B U S A C C A (4 4 ) i s t e h e m a l i g e r W e l t k l a s s e - S c h i e d s r i c h t e r. Heute arbeitet er als Head of Refereeing der FIFA . 31
Ort: Accra, Ghana D a t u m : M it t woc h , 2 5 . Septemb er 201 3 U hrzeit: 15.45 Uhr
FIRST LOVE
Tine Harden
T H E F I F A W E E K LY
33
HISTORY
1953–1962
1983
1929
1924
1905
2004–2009
1938–1940
2009–2013
1963–2003
Debatten, Meinungen, Reportagen!
Perikles Monioudis und Yvonne Lemmer
E
ine Trutzburg sei die FIFA, eine Blackbox, ein Bunker, aus dem kein Licht entweiche. In der medialen Darstellung der FIFA scheinen sich manche Kommentatoren mit originellen Vergleichen überbieten zu wollen. Allein: Die FIFA hat einen dreigeteilten Aufbau, der dem Machtmissbrauch vorbeugen soll – Exekutive, Legislative und Judikative. Was also etwa die Ethikkommission empfiehlt, ist nicht vom Exekutivkomitee vorgegeben, sondern gänzlich unabhängig davon erarbeitet worden. Und was etwa der Kongress beschliesst, ist für die Exekutive bindend. Doch die FIFA geht in ihren Bemühungen um Transparenz noch einen Schritt weiter. Dies mit einer neuen Publikation, die den frischen Wind nach aussen tragen soll: The FIFA Weekly. Mit dem Wochenmagazin in den vier 34
FIFA-Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch will sie Debatten auslösen und zu einem besseren Verständnis ihrer Arbeit und ihrer Kompetenz beitragen. Die erste Ausgabe von The FIFA Weekly halten Sie in Händen. Die Vorgänger von The FIFA Weekly waren noch als eigentliche Mitteilungsblätter konzipiert. Victor E. Schneider war definitiv kein Mann, dem es an Engagement fehlte. Trotzdem klebte dem Schweizer in der Rolle des ersten FIFA-Vizepräsidenten das Pech an den Sohlen. 1906 wollte Schneider einen ersten internationalen Wettbewerb mit europäischen Klubmannschaften auf die Beine stellen. Er informierte die Verbände, plante das Turnier in vier Gruppen und hatte vor, das Halbfinale und das Finale in seinem Heimatland auszutragen. Und doch: Kein Klub interessierte sich für das Turnier. Schiffbruch erT H E F I FA W E E K LY
litten hatte Schneider schon ein Jahr zuvor, 1905, als der Genfer die erste FIFA-Publikation auf eigene Faust herausbrachte. Sie hiess «Bulletin Officiel de la Fédération Internationale de Football (Association)», und Schneider übernahm nicht nur die Redaktionsleitung, sondern auch die Druckkosten. Ein gewagtes Projekt. Schneider ging das Geld schnell aus, die erste FIFA-Publikation wurde nach nur vier Ausgaben sistiert. Nach einem zaghaften Versuch 1924 («Official Communications») nahm die FIFA wenige Jahre später einen weiteren Anlauf. «World’s Football» erschien in Farbe und konnte von den Mitgliedsverbänden für ein geringes Entgelt abonniert werden. In der kurzen Zeit zwischen 1938 und 1940 erlangte das Cover Kultstatus: Die «Fussball-Welt» müsste sich mit ihrem Art-Déco-Stil auch heute nicht verstecken. Ab 1983 veröffentlichte der Fussball-Weltverband eigentliche FIFA-Magazine, darin Reportagen und Interviews, in Hochglanz; zuletzt das Monatsmagazin «FIFA World». Ab heute erscheint nun die zehnte FIFA-Publikation, The FIFA Weekly, und zwar wöchentlich. An Tradition fehlt es also nicht. Nun kommt die Zukunft! Å
Reproduktion Marc Latzel
Die FIFA wagt einen Quantensprung in ihrer Selbst darstellung. The FIFA Weekly spricht Mitglieds verbände und das grosse Publikum gleichermassen an – und lädt zum Mitmachen ein.
DAS FIFA-R ANKING
1 2 3 4 5 6 7 8 8 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 44 46 47 47 49 49 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 61 63 64 65 66 67 68 69 70 71 71 73 74 75 76 77
Spanien Deutschland Argentinien Kolumbien Belgien Uruguay Schweiz Niederlande Italien England
0 1 -1 1 1 1 7 1 -4 7
Brasilien Chile USA Portugal Griechenland Bosnien-Herzegowina Elfenbeinküste Kroatien Russland Ukraine Frankreich Ecuador Ghana Mexiko Schweden Dänemark Tschechische Republik Serbien Rumänien Slowenien Costa Rica Algerien Nigeria Honduras Schottland Panama Venezuela Armenien Peru Türkei Mali Kap Verde Ungarn Japan Wales Island Norwegen Tunesien Paraguay Iran Ägypten Burkina Faso Österreich Montenegro Usbekistan Republik Korea Australien Albanien Kamerun Republik Irland Libyen Südafrika Finnland Senegal Slowakei Israel Sambia Guinea Polen Jordanien Vereinigte Arabische Emirate Bolivien Sierra Leone Kuba Togo Bulgarien Marokko
-3 4 0 -3 -3 2 2 -8 -4 6 4 -2 1 -3 -3 -3 5 15 2 -1 2 -4 3 6 28 -1 -1 17 -5 9 -3 2 -13 -2 8 8 -8 -1 -8 -1 -1 -1 -6 -27 2 2 -4 -13 2 -1 9 7 -7 2 -5 3 4 8 -4 3 11 -9 -1 10 2 -12 -3
1513 -1 1311 50 1266 3 1178 -2 1175 16 1164 38 1138 146 1136 78 1136 -63 1080 133 1078 1051 1040 1036 983 925 917 901 874 871 870 862 860 854 850 824 783 778 767 752 744 741 724 720 715 702 692 687 686 670 668 662 636 634 634 633 632 632 613 613 610 598 596 584 582 569 564 563 554 550 540 540 538 530 528 515 513 512 503 502 496 496 493 492 488 487 478
11 84 44 7 -33 -9 15 -150 -94 72 58 11 45 17 14 -1 45 112 28 -2 11 -21 17 40 164 -25 -15 95 -46 57 -36 2 -108 -37 28 34 -67 -11 -60 -20 -1 -9 -43 -182 3 -5 -39 -89 -4 -20 20 12 -53 -4 -34 -7 -2 25 -36 8 40 -59 -4 54 2 -62 -14
Rang 1
August 2013
September 2013
Oktober 2013
-41 -83 -125 -167 -209 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 103 105 106 107 107 109 110 111 112 112 114 115 116 117 118 119 120 121 121 123 124 125 126 127 128 129 129 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 141 143 144
Platz 1
Aufsteiger des Monats
Dominikanische Republik Neuseeland Haiti Trinidad und Tobago Jamaika Belarus Gabun Uganda EJR Mazedonien DR Kongo Aserbaidschan El Salvador Nordirland Kongo Oman Angola Benin Äthiopien Moldawien VR China Botsuana Estland Georgien Saudiarabien Simbabwe Litauen Irak Katar Liberia DVR Korea Zentralafrikanische Republik Kuwait Niger Kanada Guatemala Antigua und Barbuda Guyana Mosambik Tadschikistan Lettland Kenia Äquatorial-Guinea St. Vincent und die Grenadinen Libanon Burundi Bahrain Malawi Turkmenistan Neukaledonien Luxemburg Namibia Ruanda Tansania Suriname Grenada Afghanistan Zypern Kasachstan Sudan Philippinen St. Lucia Gambia Malta Syrien Lesotho Thailand Tahiti
T H E F I FA W E E K LY
9 -12 -2 4 -4 -3 -1 -4 -11 4 19 4 -4 1 4 -4 -4 -2 33 2 6 -11 -3 8 -1 9 2 3 8 6 -4 0 -8 -5 -12 -1 16 1 1 -2 0 -21 2 -1 3 -2 -2 0 -31 -1 -1 2 -2 4 -13 -1 0 -3 4 4 0 -3 2 2 6 -4 2
474 470 464 457 456 441 438 431 430 411 407 404 399 394 381 380 378 376 369 365 354 351 350 338 328 323 323 313 312 310 310 307 306 296 294 294 286 282 280 277 274 273 271 267 267 266 263 254 249 247 246 242 242 237 233 223 219 216 215 213 203 202 192 183 183 181 179
49 -59 -7 25 -15 -17 -5 -26 -60 19 92 18 -32 6 -1 -20 -20 -10 132 3 28 -54 -14 31 -5 24 -2 4 17 13 -21 0 -26 -28 -41 -9 52 -1 -1 -11 3 -90 8 2 11 2 0 0 -134 0 7 9 3 14 -35 -4 -6 -11 11 13 -7 -20 -7 -9 7 -25 -3
Absteiger des Monats 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 162 162 165 166 167 168 169 170 171 171 173 173 175 176 177 178 178 180 181 182 183 183 185 186 186 188 189 190 191 192 193 193 195 196 197 198 199 200 201 202 202 204 204 206 207 207 207
Belize Palästina St. Kitts und Nevis Hongkong Myanmar Kirgisistan Vietnam Mauretanien Nicaragua Indien Singapur Tschad Malediven Liechtenstein Puerto Rico Malaysia Bermuda Indonesien São Tomé und Príncipe Bangladesch Nepal Sri Lanka Laos Pakistan Dominica Curaçao Salomon-Inseln Guam Barbados Aruba Färöer Chinese Taipei Jemen Samoa Mauritius Madagaskar Guinea-Bissau Vanuatu Swasiland Mongolei Fidschi Amerikanisch-Samoa Tonga Bahamas Montserrat Komoren Amerikanische Jungferninseln Cayman-Inseln Brunei Darussalam Osttimor Eritrea Seychellen Papua-Neuguinea Kambodscha Britische Jungferninseln Andorra Somalia Dschibuti Cook-Inseln Südsudan Macau Anguilla Bhutan San Marino Turks- und Caicos-Inseln
0 3 -10 0 13 -6 2 -2 0 1 4 2 -5 -2 1 1 -4 8 1 4 -2 2 5 2 -2 4 -2 4 -22 -8 7 -1 -4 -1 -1 -1 -1 -1 3 2 2 2 2 3 4 3 -1 0 -11 -11 0 0 0 1 -2 0 0 1 1 1 -2 0 0 0 0
178 175 172 171 169 161 159 158 155 151 149 148 147 141 139 137 127 120 120 120 119 108 105 102 89 88 86 86 82 82 81 79 72 62 62 57 56 53 49 49 47 43 43 40 33 32 30 29 26 26 24 23 21 20 18 16 14 11 11 10 10 3 0 0 0
-6 3 -40 -3 45 -25 15 -10 11 8 18 10 1 -1 10 9 -12 18 0 7 -1 0 21 0 -23 16 -19 16 -75 -32 29 9 -8 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 -1 -12 -7 -26 -26 0 0 0 0 -3 0 0 0 0 0 -3 1 0 0 0
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THE SOUND OF FOOTBALL
DAS OBJEK T
Von Perikles Monioudis Diego Maradona musste mit den Pfiffen leben. Vor allem mit jenen, die vom Schiedsrichter herrührten. Wenn er sich nach einem Sololauf fallen liess und einen Freistoss zugesprochen bekam, liebte er sie; er hasste sie selbstredend, wenn er jemanden von den Beinen geholt hatte – was, neutral betrachtet, ohnehin unter seiner Würde war. So oder so strukturierten die Pfiffe seine Handlungen, er lebte auf dem Platz nach ihrem Stakkato; er spielte von Pfiff zu Pfiff, hoffte von Pfiff zu Pfiff, fürchtete sich von Pfiff zu Pfiff, dachte, liebte, hasste von Pfiff zu Pfiff. Nun, er war den Pfiffen hörig. So wollte es das Spiel.
Hanspeter Kuenzler Gibt es ein Lied, das enger mit einem Fussballklub verbunden ist als «You’ll Never Walk Alone» mit dem FC Liverpool? Wenn genau zum Anpfiff 40 000 Fans den Refrain in den Himmel über der Anfield Road röhren, stehen den Anwesenden die Nackenhaare zu Berge. Auch den Gegnern – aber wohl aus anderen Gründen als bei denen, die das Lied singen. Kein Wunder haben Pink Floyd ihren Song «Fearless» (auf dem Album «Meddle») mit einer Live-Aufnahme von den Fans an der Anfield Road unterlegt, um ihm den nötigen Nachdruck zu verschaffen. Die aufputschende Wirkung von «You’ll Never Walk Alone» beruht auf Nostalgie. Denn der Evergreen schlägt eine elegante Flanke zurück in die schönsten Tage von Liverpool. Man schrieb das Jahr 36
1963, gerade hatten die Beatles das Rad der Popmusik neu erfunden und die neue Fussballsaison hatte begonnen. Seit 1959 war Bill Shankly Manager der Reds. Im dritten Anlauf hatte er mit ihnen den Aufstieg in die oberste Spielklasse geschafft und dort auf Anhieb den respektablen achten Rang erreicht. Shankly war mit dem Bandleader Gerry Marsden befreundet, der mit seinen Pacemakers soeben zwei TopHits im Beatstil gelandet hatte. Während einer Busfahrt ins Grüne als Gast des FC Liverpool spielte Marsden Shankly seine nächste Single vor – «You’ll Never Walk Alone». Mit dem Song zum Titel Es war eine Coverversion von einem populären Lied aus dem Musical «Carousel», komponiert von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein, die 1945 am Broadway uraufgeführt worden war. Shankly war
begeistert und die anwesenden Pressevertreter rapportierten bald darauf, der Song sei ab sofort das Klublied des FC Liverpool. Vier Wochen stand «You’ll Never Walk Alone» an der Spitze der britischen Charts – und am Ende der Saison 1963/1964 errang Liverpool zum ersten Mal seit 1947 den Meistertitel. Æ Walk on... Through the rain... Walk on... Through the rain Walk through the wind And your dreams be tossed and blown... Walk on... (walk on) Walk on... (walk on) With hope (with hope) In your heart... And you`ll never walk alone You`ll never walk alone.
T H E F I FA W E E K LY
Was aus Diego Maradona geworden ist, ist hinlänglich oder zumindest in Fachkreisen bekannt. Rudi Völler, Karl-Heinz Rummenigge, Andreas Brehme oder Tony Schumacher: Die bundesrepublikanischen Gegner der weltmeisterlichen Gauchos im Finale von Mexico-City gingen unterschiedliche, in der Mehrheit lukrative oder zumindest gutbürgerliche Wege. In jenem Spiel allerdings hatten sie gleich zweimal den Rückstand wettmachen können und mussten dann doch das 2:3 hinnehmen. Welches Los aber ist der Pfeife beschieden, mit der der emsige Brasilianer Romualdo Arppi Filho in der aztekischen Hitze jene drei Pfiffe erzeugte und damit die kapitale Partie beendete? Die schwarze Pfeife liegt in einem Regal in Zürich, in einem Plastikbeutelchen, das die Aufschrift trägt: «Marke: Acme. Modell: THUNDERER. Typ: Plástico-Grande. Ursprungsland: England.» Im 5. Untergeschoss des Home of FIFA wartet sie so lautlos wie vergeblich auf weitere Einsätze. Ihren wichtigsten hat sie ohnhin hinter sich. Man erkundige sich bei Maradona. Å
Photo: Gian Paul Lozza, Illustration: Sion Ap Tomos
«Yo u ‘ l l N e ve r Wa l k A l o n e »
Einmal aber riss der argentinische Kapitän, den Maradona damals verkörperte, glückselig und vor der ganzen Welt im Sprung die Arme in die Höhe. Denn drei zusammenhängende Pfiffe hatten ihn ereilt, dringliche Pfiffe, ausgedehnt, als wären sie sich ihrer Bedeutung bewusst gewesen: Der Abpfiff des WM-Finales 1986 in Mexiko verkündete die Erfüllung seiner Träume. Er war ... Weltmeister!
TURNING POINT
«Ich lebte in Angst» Shannon Boxx lebt seit sechs Jahren mit der Immunkrankheit Lupus erythematodes. Lange verschwieg die US-Nationalspielerin ihr Leiden. Aus Angst vor Ablehnung und Diskriminierung. Die 35-Jährige erzählt ihre Geschichte.
«Ein ungutes Gefühl begleitete mich kurz vor der WM 2007. Natürlich, ich freute mich enorm auf das Turnier. Was gibt es Schöneres als Fussballerin? Aber da war etwas in meinem Hinterkopf, das mich seit Monaten beschäftigte: Mein chronisch geschwächter Körper. Ich fühlte mich müde und hatte regelmässig schwere Beine. Zudem plagte mich die Ungewissheit. Die Ärzte waren ratlos. Ich litt bereits am Sjögren-Syndrom (Autoimmunkrankheit mit Mundund Augentrockenheit, die Red.), aber es war ausgeschlossen, dass diese Krankheit meine Leistungsfähigkeit dermassen beeinträchtigte. Nun stand sie also an, die WM in China. Und ich tat so, als wäre nichts geschehen. Es war die Angst vor den Konsequenzen. Was, wenn ich meinen Stammplatz verliere? Was, wenn ich einen schlechten Tag habe und mich die Trainer deswegen aus der Startformation streichen? Was, wenn die Medien eine grosse Story daraus machen? Ich schwieg lieber.
Simon Bruty/Getty Images
Die WM verlief gut, wir schlossen sie auf dem dritten Platz ab. Auch meine Leistung war ansprechend, niemand schien etwas bemerkt zu haben. Mein Körper machte mir aber zu schaffen. Ich litt immer öfters unter starken Schüben und musste mich richtiggehend durch die Trainingseinheiten kämpfen, weil ich keine Kraft mehr hatte. Die Tiefs dauerten Stunden, manchmal Tage, und zu den Gelenkschmerzen und den Hautproblemen hatte ich ständig das Bedürfnis zu schlafen. Das war auch psychisch eine Belastung. Ich hatte niemanden zum Reden und war gestresst, weil ich nicht wusste, wann der nächste Schub kommt. Ich wollte meine Form halten.
Ein Morgen im Dezember 2007 brachte die Wende. Es war der Tag, der mir die Chance gab, mich mit meiner Krankheit auseinanderzusetzen. Nach einem erneuten medizinischen Check – es war mittlerweile der vierte Arzt, den ich aufsuchte – bekam meine Krankheit einen Namen: Lupus erythematodes, ebenfalls eine Autoimmunkrankheit. Ich fing an zu recherchieren. Lupus – so erfuhr ich im Internet – greift nicht nur die Gelenke und die Haut an, sondern kann sich auf die Organe ausweiten. Sogar von Todesfällen war die Rede. Ein seltsames Gefühl machte sich breit. Einerseits war ich erleichtert, dass die Ungewissheit weg war. Andererseits fürchtete ich mich vor den Auswüchsen. Ich bekam Medikamente verschrieben und die Symptome gingen zurück. Aber ich schwieg weiter. Und lebte in Angst.
Lupus hat mein Leben verändert. Ich gehe alle drei Monate zum medizinischen Check und weiss, dass es meinen Organen gut geht. Dass ich den Kopf frei habe, hilft mir. Ich will nach vorne schauen. Im März 2014 bekomme ich mein erstes Baby und ein gutes Jahr später steht die WM in Kanada an. Ich möchte dabei sein, wenn wir den Titel gewinnen.» Å Aufgezeichnet von Alan Schweingruber
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben.
Ich brauchte meine Zeit, um mit der Krankheit umzugehen. Erst 2011 hatte ich den Mut, meinen damaligen Klub Magic Jack und das Nationalteam über mein Leiden zu informieren. Es war ein guter Entschluss, denn das Feedback war überwältigend. Die Mitspielerinnen und die Trainer boten mir ihren Support an. Ich kann nun offizielle Auszeiten nehmen, wenn ich sie brauche. Vor allem aber kann ich darüber sprechen. Das Versteckspiel ist vorbei.
Name:
Einsätze Nationalteam:
Shannon Leigh Boxx
186
Geburtsdatum:
Position:
29. Juni 1977
Mittelfeld
Geburtsort:
Klub:
Fontana, USA
Chicaco Red Stars T H E F I FA W E E K LY
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Tomorrow brings us all closer To new people, new ideas and new states of mind. Here’s to reaching all the places we’ve never been. Fly Emirates to 6 continents.
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Impressum The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)
Wir starten mit zwei Fragen zum Aufwärmen. Los geht’s!
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Die WM endete mit einem verschossenen Elfmeter – und sie begann auch mit einem verschossenen Elfmeter. Wer schoss zuerst daneben? B
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Präsident: Joseph S. Blatter
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Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation: Walter de Gregorio
Gestatten, mein Name ist ...
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Chefredakteur: Thomas Renggli
A Jabulani E Tricolore I Brazuca L Fevernova
Art Director: Markus Nowak Redaktion: Perikles Monioudis (Stv. Chefred.), Alan Schweingruber, Sarah Steiner Ständige Mitarbeiter: Jordí Punti, Barcelona; David Winner, London; Roland Zorn, Frankfurt/M.; Sven Goldmann, Berlin; Sérgio Xavier Filho, São Paulo; Luigi Garlando, Mailand
Die entscheidende Spielphase läuft. Jetzt ist Kaltblütigkeit gefordert.
Bildredaktion: Peggy Knotz Produktion: Hans-Peter Frei (Leitung), Richie Krönert, Philipp Mahrer, Marianne Crittin, Mirijam Ziegler, Peter Utz, Olivier Honauer
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Korrektorat: Nena Morf
E Niederlande
Redaktionelle Mitarbeit in dieser Nummer: Yvonne Lemmer, Dominik Petermann Redaktionssekretariat: Loraine Mcdouall 4
Übersetzung: Sportstranslations.com Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub
Qualifikationsspiele zur WM gibt es seit 1934. Nur ein Land hat seit 1934 bei jeder WM-Qualifikation mitgespielt. Welches Land? I Luxemburg
L Türkei
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Wie viele Tore schoss Holland in den Spielen der WM 2002 in Korea und Japan? (Vorsicht – die Frage ist vielleicht schwieriger als manche denken ...) L 0
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Druck: Zofinger Tagblatt AG Kontakt: feedback-TheWeekly@fifa.org Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus dem The FIFA Weekly – auch auszugsweise – ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (© The FIFA Weekly, 2013) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Das FIFA-Logo ist ein eingetragenes Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.
Inspiration und Umsetzung cus
Bitte senden Sie Ihre Antworten bis zum 31. Oktober 2013 an feedback-TheWeekly@fifa.org. Alle richtigen Einsendungen nehmen an der Verlosung von zwei Eintrittskarten für den FIFA Ballon d’Or 2013 am 13. Januar 2014 teil. Vor der Einsendung Ihrer Antworten müssen die Teilnehmer die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter de.fifa.com/aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf zum Abruf bereit stehen. Å T H E F I FA W E E K LY
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FR AGEN SIE DIE FIFA!
UMFR AGE DER WOCHE
Wer nimmt im Juli 2014 diesen Pokal mit nach Hause?
Brasilien, Spanien, Deutschland oder ein Aussenseiter? – Antworten Sie unter: feedback-TheWeekly@fifa.org
Frage von Dieter Paul aus Cottbus: Warum trägt die Squadra Azzura blaue Dressen?
KOMMENDE WOCHE
WM 2014: GEHEIMFAVORIT Belgien.
Antwort von Dominik Petermann, FIFA-Historiker: Italien spielt traditionell in blauen Nationaltrikots. Historisch geht das auf die Nationalfarben des Königreichs Piemont-Sardinien und dessen Herrschergeschlecht, die Savoyer, zurück.
Honey Thaljieh: POWERFRAU aus Palästina. Interview: MARIO KEMPES über Messi.
DAS NEUE FUSSBALL-MAGA ZIN Analysen, Reportagen, Bilder. The FIFA Weekly erscheint jede Woche freitags – als Printausgabe sowie als E-Magazin (www.Fifa.com/TheWeekly).
KUNSTRASEN: Fluch oder Segen? ALEXI LALAS: Vom Tramper zum Profi. FC BARCELONA: Die Geschichte einer Legende. Matchfixing: Kampf gegen KRIMINALITÄT.
Neben Berichterstattung über die grössten Stars und schönsten Tore steht der Doppelpass mit den Lesern im Zentrum. Nehmen Sie an der Diskussion über die schönste Nebensache teil. Reaktionen an: feedback-TheWeekly@fifa.org
Erhältlich ab dem 1. November 2013.
Tore haben die erfolgreichsten Scorer in der WM-Qualifikation erzielt – Robin van Persie (Holland), Luis Suarez (Uruguay) und Deon McCaulay (Belize/ im Bild). Letzterer blieb zwar mit seiner Mannschaft in der zweiten Phase der CONCACAF-Ausscheidung hängen, gegen
DIE VOLKSABSTIMMUNG
82 Prozent der
französischen Öffentlichkeit hat eine schlechte Meinung über die eigene Fussball-Nationalmann-
Montserrat, Grenada,
schaft. Dies ergab eine
Guatemala und St.
Umfrage der Tageszei-
Vincent/Grenadi-
DA S S TARK E GE SC HLEC H T
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Millionen Mädchen und Frauen spielen weltweit Fussball. Im FIFA-Ranking der Frauen sind 120 Equipen erfasst. Platz 1 belegt das US-Team (im Bild Abby Wambach), das Schlusslicht ist Kenia.
tung «Le Parisien».
nes konnte er
Würde im Fussball nach
sich aber
demokratischen Kriterien
warmschiessen.
entschieden, wäre Nationaltrainer Didier Deschamps (r.) seinen Job los. So aber kann er noch auf einen Erfolg in der Barrage gegen die Ukraine hoffen.
AFP, Getty Images
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DIE TOPSCORER