The FIFA Weekly Ausgabe #2

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1. NOVEMBER 2013

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

JOSEPH S. BLATTER: TORLINIENTECHNOLOGIE MUSS HER PALÄSTINA: GIRLPOWER MARIO KEMPES: “ARGENTINIEN IST DER FAVORIT”

Belgien hofft an der WM 2014 auf den grossen Coup

SHOOTING STARS FOR THE

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W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY


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Inside Der frühere Inter-Besitzer Massimo Moratti wird bejubelt, während der “Clásico” zugunsten Barças ausgeht und Manchester United seine Hegemonialmacht verliert. Hertha BSC lernt dem FC Bayern das Fürchten. Die aktuellen Berichte aus vier Top-Ligen.

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Interview mit dem “Matador” Mario Kempes, der argentinischer Weltmeister von 1978, spricht über seine neue Heimat die USA, den Star Lionel Messi und die optimale WM-Vorbereitung: “Kurz vor dem Turnier muss ein Spieler die Müdigkeit aus dem Fenster werfen.”

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Countdown Brasilien 2014 T hiago Silva steht als Captain der Seleção auf dem Höhepunkt seiner Karriere. “Ich träume jeden Tag vom WM-Pokal”, sagt der Brasilianer 32 Wochen vor dem Turnier.

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Top 11 Vom Weissen Ballett bis zu Italiens Weltmeister-Team 1982: Das sind unsere besten Fussballteams der Geschichte.

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Manipulationen im Fussball FIFA-Sicherheitschef Ralf Mutschke erläutert, wie man Spiel­ absprachen in den Griff zu bekommen versucht und weshalb WM-Qualifikationsspiele schwer zu manipulieren sind.

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Südamerika 10 Mitglieder 5,5 WM-Plätze www.conmebol.com

Turning Point Alexi Lalas

WM 2014 Countdown

Friedensbotschafterin Mit Leidenschaft und ohne Klischees: Die Geschichte der 29-jährigen Honey Thaljieh aus Palästina zeigt, wie der Fussball Brücken schlagen kann.

Debatte Das “Phantomtor” von Hoffenheim wäre nicht gegeben worden, wenn die Torlinien-Technologie in Deutschland bereits eingesetzt würde. FIFA-Präsident Joseph S. Blatter hat dazu eine klare Meinung.

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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder 3,5 WM-Plätze www.concacaf.com

Belgien-Reportage Das belgische Nationalteam im Hoch: Nach der souveränen Qualifikation für die WM 2014 liegt das Team von Coach Marc Wilmots auf Rang 5 der FIFA-Weltrangliste. Wie es dazu kam und welche Chancen Belgien an der WM hat, lesen Sie in der grossen Reportage von Perikles Monioudis.

Netzer weiss es! In unserer wiederkehrenden Rubrik beantwortet Günter Netzer die Fragen der Leserinnen und Leser. “Hat Brasilien im WM-Ernstfall auch das richtige Rezept?”

Im Interview Mario Kempes

Qualifiziert

Qualifiziert

USA

Brasilien (Gastgeber)

Costa Rica

Argentinien

Honduras

Ecuador

Play-off 13. / 20. November 2013 Mexiko – Neuseeland

Chile Kolumbien Play-off 13. / 20. November 2013 Jordanien – Uruguay

Turningpoint Inspirierender Trip: Alexi Lalas reiste 1990 als Rucksacktourist an die WM in Italien. Wenig später wurde der US-Amerikaner selbst Profifussballer.

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D I E WO C H E I N D E R W E LT D E S F U S S B A L L S

Europa 53 Mitglieder 13 WM-Plätze www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder 5 WM-Plätze www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder 4,5 WM-Plätze www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder 0,5 WM-Plätze www.oceaniafootball.com

Die grosse Reportage WM-Geheimfavorit Belgien (mit Marouane Fellaini)

1. NOVEMBER 2013

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

JOSEPH S. BLATTER: TORLINIENTECHNOLOGIE MUSS HER PALÄSTINA: GIRLPOWER MARIO KEMPES: “ARGENTINIEN IST DER FAVORIT”

Belgien hofft an der WM 2014 auf den grossen Coup

SHOOTING FORTHE STARS

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Nicht nur bei den Fans gefragt Eden Hazard, belgischer Nationalspieler und Chelsea-Star

Cover: Mareike Foecking   Inhalt: Getty Images, Marc Latzel

Die Vorkämpferin Honey Thaljieh

Qualifiziert

Play-off Hinspiele

Qualifiziert

Play-off 13. / 20. November 2013

Italien

Burkina Faso – Algerien 3:2

Australien

Mexiko – Neuseeland

Niederlande

Elfenbeinküste – Senegal 3:1

Japan

England

Äthiopien – Nigeria 1:2

Iran

Russland

Tunesien – Kamerun 0:0

Korea Republik

Belgien

Ghana – Ägypten 6:1

Schweiz Bosnien-Herzegowina Deutschland Spanien

Play-off Rückspiele

Play-off 13. / 20. November 2013 Jordanien – Uruguay

Algerien – Burkina Faso 19. November Senegal – Elfenbeinküste 16. November Nigeria – Äthiopien 16. November

Play-off 15. / 19. November 2013

Kamerun – Tunesien 17. November

Por tugal – Schweden

Ägypten – Ghana 19. November

Ukraine – Frankreich Griechenland – Rumänien Island – Kroatien

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UNCOVERED

Das Wunder von Brüssel Mirakulös. In diesen Schuhen schoss Helmut Rahn im WM-Finale von 1954 das 3:2 gegen Ungarn. Gibt es ab nächstem Sommer auch in Belgien ein Wunder-Leder?

Thomas Renggli

F Spohler/laif

avoritenstürze. Aussenseitertriumphe. Sensationelle Wendungen. Die schönsten Geschichten des Sports entstehen dann, wenn die öffentlichen Erwartungen über den Haufen geworfen und die Expertenmeinungen ab absurdum geführt werden – und sich die Chronisten in Superlative oder den Grenzbereich zwischen Schein und Sein flüchten: “Das Wunder von Bern” der deutschen Elf an der WM 1954 gehört in diese Kategorie, das “Miracle on Ice” der amerikanischen Eishockey-Auswahl an den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid ebenso – oder das Grounding des ungeschlagenen Schwergewichts-Champions Iron Mike Tyson gegen Buster Douglas 1990. Im Pferdesport lieferte der Sensationssieg des 100:1-Aussenseiters Foinavon am Grand National 1967 Stoff für ein ganzes Buch. Im Fussball fanden die schönsten Sportmärchen in der Neuzeit fast ausschliesslich auf kontinentaler Bühne statt: der EM-Triumph der dänischen Nationalmannschaft 1992, der griechische Coup zwölf Jahre später. Am Africa Cup of Nations 2012 in Gabun sorgte Sambia für eine der grössten Überraschungen

in der Geschichte des Wettbewerbs – nachdem 19 Jahre zuvor das Nationalteam einem Flugzeug­absturz zum Opfer gefallen war. An der Copa América schliesslich, dem (abgesehen vom Olympia-Turnier) ältesten Wettbewerb für Nationalmannschaften, schrieben Peru (1975) und Paraguay (1979) ihre Cinderella-Storys. Allerdings waren beide Teams vom Schicksal (bzw. einem speziellen Modus) begünstigt: Peru qualifizierte sich dank einem Losentscheid für das Finale. Paraguay wurde nach einem 0:0 im Entscheidungsspiel gegen Chile dank dem besseren Torverhältnis im vorherigen Turnierverlauf zum Champion gekürt. An der WM scheint die Zeit der Wunderschöpfungen mit dem Finale von 1954 zu Ende gegangen. Überraschungen gab es seither immer wieder, aber diese beschränkten sich fast ausnahmslos auf einzelne Partien – etwa auf den Sieg der US-Auswahl gegen England 1950, auf den Erfolg Nordkoreas über Italien 1966 oder auf den Starttriumph der Schweiz gegen den späteren Weltmeister Spanien 2010. Es waren Sprinterfolge der Underdogs. Am Ende des WM-Marathons jubelten aber immer die Grossen. Die 19 WM-Titel teilen sich acht Nationen unter sich: Brasilien, Italien, Deutschland, Argentinien, Uruguay, England, Frankreich und Spanien. T H E F I FA W E E K LY

Wird dieser exklusive Kreis im kommenden Sommer durchbrochen? Die FIFA-Weltrangliste und die zu Ende gehende Qualifikation rücken eine Nation ins Zentrum, die fussballerisch noch vor Kurzem kaum jemand auf der Rechnung hatte: Belgien. Das elf Millionen ­Einwohner zählende Königreich verfügt über eine der spielstärksten Mannschaften der Welt. Der Transferwert des Kaders von Nationaltrainer Marc Wilmots beträgt 350 Millionen Euro. Nur Deutschland, Brasilien und Italien übertreffen diesen Wert. Der The-FIFA-­ Weekly-Redaktor Perikles Monioudis hat sich im Ardennen-Staat auf Spurensuche der goldenen Generation gemacht und ist auf die Gründe für den Aufschwung gestossen: Ausbildungsarbeit, Spielkultur, Auslandserfahrung der jungen Spieler. Ist das Land der Waffeln, Pommes frites und Rad-Stars bereit für die wichtigste Trophäe im Fussball? Spielerisch ja. Doch es gibt ein (psychologisches) Problem. Der vermeint­ liche Geheimfavorit ist durch seine furiosen Leistungen schon jetzt aus dem Schatten getreten. Vom Aussenseiterbonus kann Belgien in Brasilien nicht mehr profitieren. Å

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DER S T ILLE FAVORI T

An der WM in Brasilien will Coach Marc Wilmots die “Goldene Generation” der “Roten Teufel” weit nach vorn bringen. Denn das belgische Nationalteam befindet sich in einem Hoch. Wie ist es dazu gekommen? Und wie geht es weiter? Eine Spurensuche vor Ort.

MORGENRÖTE IN BELGIEN Everton-Star Romelu Lukaku hält nach dem Training mit dem belgischen Nationalteam inne.

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DER S T ILLE FAVORI T

“Kleine Schritte. So hat der belgische Fussball eine Zukunft.” Marc Wilmots

Marc Wilmots wurde am 22. Februar 1969 in Dongelberg, Belgien, geboren. Der offensive Mittelfeldspieler debütierte 1987 für Sint-Truiden im Profifussball. Über Mechelen und Standard Lüttich kam er 1996 zum FC Schalke 04 (UEFACup-Sieg 1996/97) und war in der Saison 2000/01 beim FC Girondins de Bordeaux unter Vertrag. Der 70-fache Nationalspieler (1990–2002) beendete im FC Schalke 04 (zweites Engagement 2001–2003) seine Laufbahn als Profi und wechselte nach einem Spieleraufstand im Klub ad interim ins Trainerfach (März bis Juni 2003). Bevor er 2012 das belgische Nationalteam übernahm, coachte er Sint-Truiden (2004/05).

Perikles Monioudis (Text) und Mareike Foecking (Bilder)

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arc Wilmots schaut in den Brüsseler Himmel. Vor einigen Monaten noch hatten ihn viele Belgier eher für eine Fehlbesetzung gehalten. Nun soll er der Welt erklären, was es mit dem spielstarken Nationalteam auf sich hat, dem er als Chefcoach so schlafwandlerisch sicher vorsteht. Sein Blick verfängt sich in den Quellwolken. Er trägt die rote Windjacke des belgischen Verbands und hat zwei Bälle unter den Arm geklemmt. Das Training im König-Baudouin-Stadion ist soeben zu Ende gegangen. Wilmots herzt seine Spieler auf dem Weg in die Kabine, klopft ihnen auf die Schulter; die Spieler reagieren kumpelhaft. Auf dem Rasen hat er ihnen selbst dann “schneller!” zugerufen, wenn der Ball in komplexen Übungsanlagen mit enormer Geschwindigkeit zirkulierte. Die Stars Fellaini, Lukaku, Hazard, Benteke, De Bruyne, Witsel oder Kompany meisterten auch das. “Den Ball schnell spielen”, lautet Wilmots Credo, “sich Tormöglichkeiten erschliessen”. So könne man “den Leuten Freude schenken, vor allem aber uns selbst”. Wilmots stiess 2009 als Assistent des Niederländers Dick Advocaat zum Verband und kannte die Arbeit bestens. Dennoch überraschte seine Berufung viele. Die 8

Qualifikation des hungrigen Teams für die WM-Endrunde 2014 in Brasilien ist ihm natürlich ein Grund zu grosser Freude. Genugtuung aber sieht anders aus. Wie sieht sie aus? Längst sind weltweit Trainerkollegen der Ansicht, Belgien berge das Potenzial für den WM-Titelgewinn. So weit würde Wilmots nicht gehen. “Ich will gewinnen”, sagt der 44-Jährige freilich. “Wenn du gewinnst, bist du glücklich.” Er spricht in diesem Zusammenhang von “Mentalität”. Sie müsse bei seinen Spielern stimmen, jederzeit. “Wenn du auf den Platz gehst, musst du gewinnen wollen. Das wollen wir gegen jeden Gegner.” Das klang in Belgien unlängst noch ganz anders. Die “Roten Teufel”, wie sich die Auswahl traditionell nennt, waren 2007 auf den 71. Platz der FIFA-Weltrangliste abgerutscht und mithin glücklich, ab und an gegen die Top 15 Europas nicht allzu schlecht auszusehen. Heute sind die Belgier im 5. FIFA-Rang klassiert und hinter Spanien, Deutschland und Italien die vierte Kraft auf dem Kontinent. Der Kader hat nach realistischen Schätzungen einen Marktwert von insgesamt 350 Millionen Euro; nur Deutschland, Brasilien und Italien übertreffen diesen Wert. “Die richtige Mentalität” “Ich denke von Tag zu Tag. Der Erfolg kommt, wenn man hart arbeitet und Schritt T H E F I FA W E E K LY

für Schritt nimmt.” Wilmots hat es vorgemacht. “Willi, das Kampfschwein” nannte man ihn in der Schalker Arena anerkennend. Als unermüdlich laufender, nie aufgebender, vor dem Tor kaltblütiger Mittelfeldspieler gewann er 1997 mit den Gelsenkirchenern den UEFA-Pokal; mit der belgischen Auswahl nahm er viermal an einer Weltmeisterschaft teil. Im Achtelfinale der WM 2002 im japanischen Kobe gegen Brasilien – im letzten Spiel seiner Karriere – fühlte er sich stark benachteiligt, als der jamaikanische Schiedsrichter einen von ihm erzielten Treffer nicht anerkannte. Wilmots legte sich in der Folge mit dem Schiedsrichterwesen, der FIFA und der UEFA an. Noch immer spricht er bitter darüber. So bitter wie über die Journalisten, die ihm die Fähigkeit abgesprochen hatten, ein valabler Nationaltrainer werden zu können. Würde der belgische Barde Jacques Brel noch leben, er würde ein melancholisches Lied auf Wilmots schreiben.

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as augenfällig ist: Zwischen dem Stil, dem Wilmots als Spieler anhing, und jenem elaborierten, am Schönen ausgerichteten Stil der heutigen belgischen Profis liegen Welten. Wenn der 22-jährige Chelsea-Profi Eden Hazard den Ball berührt, kann man nur erahnen, welchen Geniestreich man gleich


Romelu Lukaku sass einst selbst im Wohnzimmer der Gastmutter. Heute schauen hier die Füssballschüler des RSCA ihrem Vorgänger im Fernsehen zu.

Royal Sporting Club Anderlecht Der belgische Vorzeigeklub RSC Anderlecht wurde 1908 gegründet und errang die nationale Meisterschaft 32-mal. Die “Mauves et Blancs” hatten ihre grosse Zeit zwischen 1976 und 1983, als sie zu den reichsten Klubs Europas zählten. Sie gewannen den Pokal der Pokalsieger 1976 und 1978, den UEFA-Pokal 1983. Zu den Aushängeschildern des RSCA gehören etwa Paul Van Himst (1959–75), Robert Rensenbrink (1971–80), Morten Olsen (1980–86), Franky Vercauteren (1975–87), Enzo Scifo (1982–2000), Marc Degryse (1989–95), Celestine Babayaro (1994–97), Par Zetterberg (1986–91, 1993–2000, 2003–06), Lorenzo Staelens (1998–2001) oder der aktuelle Nationalspieler Vincent Kompany (2002–06).

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Nach zwölf Jahren zieht Belgien wieder in eine WM-Endrunde ein. Die Fans in Brüssel sind ausser sich.

BELGIEN IN DER WM - QUALIFIK ATION Belgien Kroatien Serbien Schottland Wales FYROM

SP S U N TV PT 10 8 2 0 +14 26 10 5 2 3 +3 17 10 4 2 4 +7 14 10 3 2 5 –4 11 10 3 1 6 –11 10 10 2 1 7 –9 7

WM-Teilnahmen bis jetzt: 11 Bestes Resultat: Halbfinale 1986 in Mexiko Olympiasieger: 1920

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“Um gegen starke Teams zu bestehen, muss man gepflegt spielen.” Jean Kindermans

Jean Kindermans (l.) überblickt von seinem Büro aus das RSCA-­ Trainingsgelände. Die RSCA-Jugend übt sich nach seinen Vorstellungen.

zu sehen bekommt. Mit Romelu Lukaku (20, FC Everton) bietet Wilmots einen so pfeilschnellen wie abschlussstarken Torjäger auf, der aus allen Lagen trifft. Neben ihm agiert Christian Benteke (22, Aston Villa), hinter ihnen der umtriebige Axel Witsel (24, Zenit St. Peters­burg) und Kevin de Bruyne (22, Chelsea FC), der wie Marouane Fellaini (25, Manchester United) im Mittelfeld eine gebieterische Ausstrahlung hat. In der Abwehr kann Wilmots auf Manchester-City-Captain Vincent Kompany (27), Thomas Vermaelen (28, Arsenal) und Jan Vertonghen (26, Tottenham Hotspur) vertrauen, im Tor steht Thibaut Courtois (21, Atletico Madrid). Im Unterschied zu früher verfügt das belgische Team aber nicht nur über brillante Einzelspieler. Beeindruckend ist vor allem die Spielstärke des Kollektivs, sein an der Premier League ausgerichteter, technisch verfeinerter und doch laufintensiver, angriffiger Stil, der von einem grossen Siegeswillen zeugt. “Die richtige Mentalität”, wie Wilmots das nennt. Sie wird den jungen Belgiern beigebracht, “Tag für Tag. Mit kleinen Schritten. So hat der belgische Fussball eine Zukunft.” Wer es ins Nationalteam schafft, hat in aller Regel bereits in der U-21- und zuvor in der U-19-Auswahl seine Leistungen gezeigt, wenn nicht schon in der U-17. “Es ist eine Kette, in der viel Arbeit steckt”, sagt Wilmots. Mit den Coaches dieser Teams arbeitet er

Hand in Hand zusammen. Entscheidend sei, dass die jungen Spieler im richtigen Moment ins Ausland gehen und sich dort in starken Klubs messen. Dieser “richtige Moment” aber ist alles andere als leicht zu bestimmen. Frühe Berufung Einer, der sich tagtäglich mit den Nachwuchsspielern beschäftigt, ist Jean Kinder­ mans, Direktor für Jugendarbeit im belgischen Grossklub RSC Anderlecht. Aus einem Büro überblickt er das weite Trainingsgelände des Champions-League-Teilnehmers. Es regnet im nördlichen Stadtteil Brüssels stark, die Jungen müssen heute zunächst im Fitnessraum trainieren. Kindermans schildert ohne jeden Anflug von Überheblichkeit den neuesten Erfolg seiner Arbeit. Der 18-jährige Adnan Januzaj, ein RSCA-Sprössling, debütierte vor einigen Wochen für Manchester United in der Premier League und erzielte dabei zwei Treffer. England stand kopf. Der Belgier albanischer Abstammung wurde mit zehn Jahren zum RSCA geholt und verliess den Klub nach sechs Jahren in Richtung Manchester Uniteds, wo er zunächst in den Nachwuchsteams Erfahrungen sammelte. Noch hat sich Januzaj nicht entschieden, ob er für Belgien spielen wird. Eden Hazard war noch früher dran; mit 14 wechselte er in die Ligue 1 nach Lille. Dort blieb er fünf Jahre lang und kam mit 21 zu Chelsea. T H E F I FA W E E K LY

“Januzaj ist ein Beispiel dafür, wie es hier im Idealfall läuft”, sagt Kindermans. “Doch die Wirklichkeit ist, dass es auch von den Jungen, die von klein auf fussballerisch ausgebildet werden, nur die allerwenigsten ganz nach oben schaffen.” Deswegen werden sie darin unterstützt, sich schulisch zu behaupten. Der in Violett und Weiss spielende RSCA arbeitet im Rahmen des Programms “Purple Talents” mit drei Schulen im Stadtteil zusammen, in denen der Fussball zwar grossgeschrieben, die Lernleistung der Kinder aber nicht vernachlässigt wird. Kindermanns kann den Eltern anbieten, dass ihre fussballerisch begabten Sprösslinge nach Brüssel ziehen, die öffentliche Partnerschule besuchen und im RSCA trainieren. Untergebracht sind die zurzeit neun Kinder bei einer Gastmutter. Diesen Weg ging auch Romelu Lukaku, der mit seinen beiden Treffern in der WM-Qualifikationspartie vor ein paar Wochen in Kroatien den Einzug der Belgier in die WM-Endrunde festmachte. An der Wand im Wohnzimmer der Gastmutter hängt ein Porträt Lukakus. Als sie ihren einstigen Schützling zum ersten Mal im Stadion spielen sah, weinte sie Tränen der Rührung. Bis jetzt haben es insgesamt vier ihrer Gastkinder in die höchste belgische Liga geschafft. Auch andere grosse Klubs befleissigen sich ähnlicher Ausbildungsbemühungen; in Belgien bestehen darüber hinaus fünf “Topsportschulen”, deren Lehrplan von den 32 Wochenstunden 12 für den Fussball vorsieht. 11


DER S T ILLE FAVORI T

In Tubize: Welches Nationalteam hat schon eine eigene Cafeteria? Davor trainieren belgische Schiedsrichter.

Der RSCA veranstaltet jährlich mehrmals den “Talent’s Day”, an dem Kindern die Möglichkeit geboten wird, sich beim Grossklub zu präsentieren. Im klubeigenen Programm “Foot and Fun” werden Jungen ab vier Jahren an den Fussball herangeführt; ab sieben Jahren kommen sie in die “Multi Move Section”, in der etwa Koordination und Gleichgewicht geübt werden. Sehr früh beginnt auch die mentale Begleitung, sie soll zur richtigen “Mentalität” führen – nicht nur auf dem Platz. Die Spielauffassung des RSCA ist in zehn Punkten verbindlich festgehalten. “Offensiver, kreativer und akademischer Fussball”, steht da zuoberst; es folgen etwa: “Sich niemals der Stärke des Gegners beugen”, “So viel wie möglich in der Platzhälfte des Gegners spielen”, “Flüssige Rollenverteilung zwischen Angriff und Abwehr”, “In Dreiecken vorwärts spielen”, “Die Spielweise ist wichtiger als das Resultat”. Der letzte Punkt ist erklärungsbedürftig – bestimmt nicht nur für Marc Wilmots, der immer gewinnen will. “Wenn man objektiv der stärkste Klub des Landes ist, reicht es nicht aus, nur gewinnen zu wollen. Das bringt einen nicht weiter”, sagt Kindermans. “Um gegen viel stärkere Teams zu bestehen, muss der RSCA gepflegt zu spielen wissen, sonst geht er unter.” Kindermans ist sich bewusst, dass seinen Anstrengungen ein Paradoxon innewohnt: Sind seine Programme erfolgreich, werden seine 12

Nachwuchsspieler sehr früh von europäischen Spitzenklubs abgeworben und stehen dem RSCA nicht mehr zur Verfügung. Denn erst ab 16 Jahren geht man hier mit den Spielern schriftliche Vereinbarungen ein. Bis dahin ist es den Eltern “und ihren Einflüsterern”, etwa den Spieleragenten, überlassen, den Jungen einem anderen Klub anzuvertrauen. Er habe nichts gegen die Macht der grösseren Klubs, betont Kindermans, schliesslich handle der RSCA ähnlich, wenn er sehr junge Talente aus anderen belgischen Klubs nach Brüssel hole. Aber die Ausbildungsentschädigung für die Heimatklubs der Spieler müsste seiner Ansicht nach erhöht werden. Fluchtpunkt Tubize Haben es die Talente in die belgische Auswahl der U15, U17, U19 oder U21 geschafft, kommen sie zu Schulungen und Trainings nach Tubize, rund 30 Kilometer südlich der Hauptstadt. Im Zentrum des Fussballverbands absolvieren an diesem werktäglichen Vormittag zwei Schiedsrichter, die Nummer zwei und drei Belgiens, ihr Trainingspensum. Das Gelände verfügt über mehrere Plätze, auch mit Kunstrasen, und einen für Beach-Soccer. Nach der Europameisterschaft 2000 in Belgien und der Niederlande hatte der Verband beschlossen, einen Teil des Erlöses in die Schaffung eines Rückzugsorts zu stecken, wo sich die Teams konzentriert auf ihre Aufgaben vorbereiten können. Auch das A-Nationalteam frequentiert das Zentrum. T H E F I FA W E E K LY

Marc Wilmots braucht sich an ruhigen Orten wie Tubize nicht über die “Goldene Generation” des belgischen Fussballs zu äussern, wie ihm das sonst auf Schritt und Tritt nahegelegt wird. Auch muss ihn dort nicht gross kümmern, dass Belgien nach zwölf Jahren erstmals wieder an einer WM teilnehmen wird – mit einem Team, das an grossen Turnieren noch keine Erfahrungen sammeln konnte und von dem sich viele Belgier trotzdem versprechen, dass man es mindestens so weit bringt wie 1986. Damals scheiterten die “Roten Teufel” erst im Halbfinale, gegen den späteren Weltmeister Argentinien. Ein Aussenseiter hat noch an keiner Fussball-WM triumphieren können. “Der Respekt vor uns Belgiern ist wichtig”, sagt Wilmots. Er will ihn auf Jahre hinaus festigen. Die Erfolge der belgischen U-Teams geben Anlass zur Hoffnung – oder zur Besorgnis, je nachdem, für welches Nationalteam ein Herz schlägt. An der WM 2014 werden den Belgiern die Herzen der Zuschauer zufliegen. Wilmots will davon nichts wissen. Man muss sich ihn trotzdem als glücklichen Menschen vorstellen. Å


BLICK IN DIE LIGEN

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Zu hoch hinaus. Gareth Bale (o.) unterlag mit Real Madrid im Clásico dem FC Barcelona im Camp Nou 1:2.

Primera División

E i n v iel z u nor ma ler K la ssi ker Jordi Punti ist Romanautor und Verfasser zahlreicher Fussball-Fea-

AFP

tures in den spanischen Medien.

In der spanischen Liga löst keine Partie so viele Emotionen aus wie “El Clásico”, der manchmal auch als “Jahrhundertpartie” bezeichnet wird (obwohl es jedes Jahr vier oder fünf solcher “Jahrhundertpartien” gibt). In jüngerer Zeit haben die Ankunft von Pep Guardiola und Tito Vilanova auf der Trainerbank von Barça und die spätere Amtsübernahme von José Mourinho bei Real Madrid dem “Clásico” ausserdem eine neue Dimension verliehen und für eine Rivalität gesorgt, die einem Drehbuch von Spielberg zu entstammen schien. Mourinho und Guardiola standen für widerstreitende Konzepte des Fussballs, Messi und Cristiano Ronaldo setzten diese in ein persönliches Duell der Superhelden um. Die spannungsgeladene Atmosphäre zog

eine Unmenge kleiner aussersportlicher Begebenheiten nach sich: schmachvolle Niederlagen, Aggressionen und Platzverweise, Mourinho, der Tito Vilanova mit dem Finger ins Auge sticht, Wortduelle. Jede Partie unterstrich aufs Neue die Distanz zwischen zwei Persönlichkeiten, zwei Klubs, zwei Fangemeinden, bestätigte aber gleichzeitig auch, dass sie einander bis zu einem gewissen Punkt benötigen. Im Vergleich zu diesem “goldenen Zeitalter” hatte das letzte Aufeinandertreffen von FC Barcelona und Real Madrid wenig “Clásico-Ambiente” zu bieten, ganz zu schweigen von einer “Jahrhundertpartie”. Es war ein ganz normales Spiel zwischen zwei ganz normalen Mannschaften an einem viel zu normalen Samstag. In dieser Saison hat der Trainerwechsel bei beiden Teams zumindest im Augenblick zu einem Intensitätsverlust geführt. Gerardo Martino setzt bei Barcelona nach wie vor auf dieselbe Spielweise, wenn auch mit mehr Sinn für das Praktische und weniger Betonung auf das Ästhetische. Carlo Ancelotti zweifelt noch und sucht nach einem Weg, mehrere neue Spieler in einem Team zu integrieren, dem das Herzstück entrissen wurde: Mesut Özil. T H E F I FA W E E K LY

Wir kennen dieses Phänomen bereits aus James-Bond-Filmen: Mit dem Wechsel der Darsteller (von Sean Connery bis zu Daniel Craig) ändert sich auch die Qualität der Filme. In dieser Saison setzt man bei Barça und Madrid auf zwei erstklassige Darsteller, um dem Ränkespiel neuen Zündstoff zu geben: Neymar und Gareth Bale. In der Partie vom Samstag spielte sich Neymar tatsächlich in den Vordergrund und polarisierte gemeinsam mit Iniesta das Spiel Barcelonas. Der Grund dafür ist sicher auch darin zu suchen, dass Messi seiner Idealform weiter hinterherläuft. Bei Real Madrid kam Bale bei Ancelottis neuestem Experiment als Stammspieler zum Einsatz, wobei sein schwacher Auftritt vielleicht eher vermuten lässt, dass Ancelotti damit einem Wunsch des Vereinspräsidenten Pérez nachkam, der den wie seinen Augapfel gehüteten Star endlich triumphieren sehen will. Der Dominoeffekt sorgte dafür, dass für Bale der junge Isco auf der Bank blieb, einer der Spieler, die sich bei Madrid zuletzt in Bestform gezeigt hatten, und Ronaldo ziemlich allein auf weiter Flur war. Am Ende wurde das Spiel durch drei- oder viermaliges Aufblitzen von Klasse entschieden, die sich wie eine schwache Fährte der früheren Intensität ausnahm: Ein Tor 13


von Neymar, das dieser mit mehr Siegeswillen als Präzision erzielte, ein sensationeller Lattenkracher von Benzema, zwei Glanzparaden von Valdés, ein weiteres Tor von Alexis Sánchez, das zehn Sekunden lang grossen Zauber ins Spiel brachte und am Ende noch ein Kontertor von Jesé, das nichts mehr änderte – 2:1. Der FC Barcelona verliess das Spielfeld nach dem Sieg mit breiter Brust, obwohl man beim Klub aus psychologischer Sicht sicher gut daran täte, sich selbst etwas kritischer zu betrachten. Bei Real Madrid, das sich im eigenen Labyrinth verlaufen hatte, rechtfertigte man die Niederlage mit Verfehlungen des Schiedsrichters, eine Entschuldigung, die an die schlimmsten Fussballabende Mourinhos erinnerte. Fakt ist, dass wir diese so normale Partie in zwei Wochen alle vergessen haben werden. Im Augenblick scheint die grosse Rivalität zwischen Barcelona und Madrid in den Kneipengesprächen lebendiger zu sein als auf dem Spielfeld. Vor einigen Tagen ging das Gerücht um, Real Madrid stünde kurz vor einer wirtschaftlichen Einigung mit Bill Gates und das Stadion solle in Microsoft Santiago Bernabéu umbenannt werden. Einer meiner Freunde, ein Barça-Fan, schrieb daraufhin auf Twitter: “Ich weiss nicht, worauf der Präsident des FC Barcelona noch wartet. Er sollte sich endlich mit Apple in Verbindung setzen. Der Name wäre ganz einfach: iCamp Nou.” Å

Bundesliga

Berl iner Plasti kbecher Sven Goldmann ist Fussball­ experte beim “Tagesspiegel” in Berlin.

Ganz am Ende droschen die Münchner den Ball nur noch nach vorn. Und das im eigenen Stadion. Sie zählten die letzten Sekunden herunter, und als es endlich vorbei und das Spiel 3:2 gewonnen war, sprach Trainer Pep Guardiola von “der stärksten Mannschaft, gegen die wir bis jetzt gespielt haben”. Dazu muss man wissen, dass Bayern München es in dieser Saison schon mit Schalke, Leverkusen und Manchester City zu tun hatte. Mit seiner erdrückenden Dominanz hat sie der FC Bayern alle an die Wand gespielt. Am Samstag nun lernte der Spanier Guardiola das schöne deutsche Wort “Arbeitssieg” kennen. Nicht gegen einen Etablierten der Liga. Sondern gegen Hertha BSC, den Aufsteiger aus Berlin. 14

“Im Fussball ist Berlin immer noch geteilt. In Ost und West und Tradition und Kommerz.” Berlin sieht sich gern als kosmopolitisches Gegenstück zum FC Bayern. Als die spannendste Stadt der ganzen Welt, wo der Osten den Westen trifft und die Gesellschaft von morgen erfunden wird. Bis vor ein paar Monaten war Berlin auch noch aus einem anderen Grund einzigartig. Sie war nämlich die einzige Hauptstadt der Welt ohne einen Fussballklub in der höchsten Liga.

Jahr zum Berliner Derby Hertha BSC empfing, war die Alte Försterei binnen Stunden ausverkauft. Mal sehen, wie lange das dauert, sollte in der nächsten Saison Pep Guardiola mit dem FC Bayern kommen. Å

Premier League Wahrscheinlich wird diese Geschichte schon in ein paar Jahren niemand mehr glauben. Das liegt zum einen an Hertha BSC, dem frechen Aufsteiger, der nach zehn Spieltagen in dieser Saison bereits 15 Punkte sammelte und auf Platz 5 der Tabelle steht. Und dann ist da noch der 1. FC Union Berlin, der als Zweiter der 2. Bundesliga beste Chancen auf einen Aufstieg hat. Am Montag tritt Union zum Spitzenspiel beim Tabellenführer Köln an. Im Fussball ist Berlin immer noch geteilt. In Ost und West und in Tradition und Kommerz. Hertha BSC bedient die Kundschaft im Westteil der Stadt, wo das meiste Geld sitzt, aber auch die Schulden am höchsten sind. 37 Millionen Euro haben sich bei Hertha angehäuft. Das ist wenig für einen arabischen Scheich, aber sehr viel für ein Unternehmen in Berlin, das nicht nur nicht aufregend ist, sondern auch bettelarm. Herthas holländischer Trainer Jos Luhukay bastelte mit bescheidenen Mitteln eine Mannschaft, die nach dem Aufstieg im vergangenen Sommer gleich zu den besten, mutigsten und erfolgreichsten der Bundesliga gehört. Die Berlin sonst nicht sehr zugeneigte “Süddeutsche Zeitung” kommentierte Luhukays Aufbauarbeit mit dem schönen Satz: “Besser wurde in Berlin von einer öffentlichen Instanz selten investiert.” Das stimmt nur zum Teil, denn die Erfolgs­ geschichte des 1. FC Union ist mindestens genauso aufregend. Union ist der Klub des Ostens, wo sie den Fussball noch immer so inszenieren wie in der guten alten Zeit. Hier steht der Präsident noch mit den Fans in der Kurve und trinkt sein Bier aus einem Plastikbecher. Noch 2005 war Union nach dem Abstieg in die vierte Liga so gut wie Pleite. Jetzt ist der Verein saniert und Besitzer des Stadions An der Alten Försterei. Die Fans haben es mit freiwilligen Arbeitsschichten zu einem der stimmungsreichsten in ganz Deutschland ausgebaut. Als Union vor einem T H E F I FA W E E K LY

M a c ht we c h s e l David Winner ist Autor und Journalist in London. Zu seinen Büchern über Fussball gehören “Brilliant Orange” und “Dennis Bergkamp: Stillness and Speed”.

Fragen Sie mal nach bei den alten Osmanen, den Inka oder den Römern. Die würden Ihnen vermutlich alle dasselbe sagen. Dass nichts ewig währt nämlich. Egal wie gross die Macht auch scheint, wie beständig und uneinnehmbar eine Festung auch daherkommt – früher oder später zerfällt und vergeht jedes Reich. Nicht anders ist es im Fussball. Entsprechend lautet die grosse Frage unserer Zeit: Ist die 20-jährige Vorherrschaft Manchester Uniteds über den englischen Fussball vergänglich wie die Supermächte von einst? Unter Sir Alex Ferguson thronte United wie ein Koloss über der Welt und gewann fast 40 Titel, darunter 13 englische Meisterschaften und zweimal die Champions League. Keinem anderen Klub im englischen Fussball – nicht Preston North End in den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts, nicht Arsenal in den 30er-Jahren oder dem grossartigen Liverpool der 70erund 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts – ist es gelungen, eine so lange Ära zu prägen. Die Brillanz, mit der Fergie seine Mannschaften zusammenstellte, sein Charisma und seine Motivationskünste sollen pro Saison zwischen 10 und 20 Punkte ausgemacht haben. Aber Fergie war einmal. Er hat abgedankt zu Gunsten seines schottischen Landsmanns und ehemaligen Everton-Trainers David Moyes. Und nun, fünf Monate später, ist Uniteds Aura der Unbesiegbarkeit dahin. Für die Fans des Klubs fühlen sich mittelmässige Leistungen und verschenkte Heimpunkte gegen


Mannschaften wie Southampton und West Bromwich Albion etwa so an wie die Eroberung ihrer Stadt durch den Gotenkönig Alarich. Nicht auszudenken hätten Moyes’ Männer am Samstag auch gegen Stoke City gepatzt. Panik und Verzweiflung hätten um sich gegriffen. Letztlich machten späte Tore von Wayne Rooney und Javier Hernández aus einem sich anbahnenden Trauma doch noch einen Triumph. Die Probleme aber bleiben. Bei United wissen sie nur zu gut, dass die Aufholjagd von 1:2 auf 3:2 ebenso viel mit der Auswechslung von Stokes bestem Spieler, Marko Arnautović, wie mit den eigenen Bemühungen zu tun hatte. Dass einige United-Fans ihren Frust sogar an einem ihrer eigenen Spieler, dem portugiesischen Flügelflitzer Nani, ausliessen, verheisst nichts Gutes. So, wie Historiker noch heute über den Untergang des Römischen Reiches debattieren, lesen Experten und Fans heuer den Kaffeesatz für United. Reputation und finanzielle Möglichkeiten des Klubs suchen derweil weltweit weiterhin ihresgleichen. Auch der äusserst erfahrene Moyes muss einfach besser sein als die überforderte Karikatur, die seine Kritiker von ihm zeichnen. Auf der anderen Seite treten die in Fergies letzten Tagen einsetzenden Probleme nun in aller Deutlichkeit zutage. So sind Nemanja Vidić und Rio Ferdinand im Zentrum der wieder anfälligen Abwehr nicht nur Routiniers, sie sind einfach sichtbar in die Jahre gekommen. Der Robin van Persie dieser Saison ist nur ein Schatten des Robin van Persie der letzten Saison. Zudem fällt auf, dass die kreative Lücke, die der zurückgetretene Altmeister Paul Scholes im Mittelfeld hinterlassen hat, von Neuzugang Marouane Fellaini nicht ausgefüllt werden kann. Lässt United also genau so abreissen wie Liverpool seinerzeit nach den glorreichen Jahren? (Die Merseysiders sind seit 1990 nicht mehr englischer Meister geworden.) Oder ist es mit ein bisschen Selbstvertrauen und einigen cleveren Winterzugängen getan, und im Old Trafford geht bald wieder alles seinen gewohnten Gang? Mit anderen Worten: Werden wir gerade Zeuge des Anfangs vom Ende von Manchester United? Oder vom Beginn eines Neuanfangs? Erleben wir einen Wendepunkt für den Klub und den englischen Fussball? Oder einfach nur den Übergang von einer Ära kaiserlicher Macht zur nächsten? Rückblickend werden wir es wissen. Å

Serie A

Vo m G e mü s e s c h n e i d e n Luigi Garlando ist Redakteur der “Gazzetta dello Sport” und Autor zahlreicher Kinderbücher.

Am vergangenen Sonntag wurde Massimo Moratti im San-Siro-Stadion ein ganz besonderer Empfang bereitet. Als er sich vor dem Spiel zwischen Inter Mailand und Chievo Verona auf der Tribüne zeigte, standen die Zuschauer auf, wandten sich ihm zu und schenkten ihm einen langen, bewegenden Applaus – sozusagen eine gemeinschaftliche Umarmung. Es war eine Demonstration der Zuneigung und der Anerkennung für den Präsidenten von Inter, der gerade 70 Prozent des Klubs an den indonesischen Industriemagnaten Erick Thohir verkauft hatte, nachdem er 18 Jahre lang die Geschicke der Nerazzurri geleitet hatte. 1995 hatte er den Klub gekauft. An jenem Tag stand Massimos Frau Milly Moratti gerade in der Küche und schnitt Gemüse, als sie aus den Fernsehnachrichten erfuhr, dass ihr Mann Inter Mailand gekauft hatte. Sie riss sich die Schürze vom Leib und stürmte zu ihrem

den 60-Jahren an die Spitze Europas und der Welt führte und dabei die Legende des “Grande Inter” schuf, führte die Spieler mit väterlicher Aufmerksamkeit. Nach jedem Spiel schenkte er den besten Akteuren eine wertvolle Goldmünze. Sein Sohn Massimo, der wie sein Vater den Gipfel Europas und der Welt erklomm (2010), hat das Team mit ähnlichen Empfindungen geführt. Die zahlreichen Verletzungen Ronaldos berührten ihn noch stärker als die Erfolge auf dem Spielfeld. Doch ein solcher Mäzen und ein quasi familiär geführter Kader ist nicht mehr zeitgemäss angesichts der immensen Kosten und der umfangreichen Verpflichtungen, die mit dem modernen Fussball einhergehen. Nachdem er in den vergangenen 18 Jahren mehr als 1000 Millionen in den Klub investiert und allein die letzte Bilanz einen Fehlbetrag von 80 Millionen ausgewiesen hatte, war Moratti gezwungen, sich ausländischem Kapital zu öffnen. Bezeichnenderweise geschieht dies genau im Moment, da die Überraschungsmannschaft von AS Rom, die dem Amerikaner James Pallotta gehört, an der Tabellenspitze steht – und der einzige Klub der Serie A ist, der sich in ausländischer Hand befindet. Es ist ein Zeichen der Zeit. Auch bei der AC Milan denkt man über die Möglichkeit von Gesellschaftern aus dem

“Signora Moratti fürchtete um den Familienfrieden.” Gatten, der ihr den Kauf verheimlicht hatte – wohl wissend, dass sie nicht einverstanden war. Denn Signora Moratti fürchtete um den Familienfrieden, sollte Inter zu weit ins häusliche Umfeld vordringen. Tatsächlich gewann Milly den “Eindringling” jedoch im Laufe der Zeit so lieb, dass sie letztlich sogar entschieden gegen den Weiterverkauf von Inter an Thohir ankämpfte. Es war eine andere Frau, nämlich Erminia, die das Team der Nerazzurri in die Familie Moratti einführte, und zwar schon Mitte der 50-Jahre. Erminia war eine grosse Fussball-Liebhaberin und steckte ihren frisch angetrauten Angelo, den Vater von Massimo, mit ihrer Leidenschaft an, sodass dieser 1955 Inter Mailand kaufte. Der reiche Erdölindustrielle, der die Nerazzurri in T H E F I FA W E E K LY

Ausland nach. Italien begibt sich somit langsam auf den gleichen Weg, den die bedeutenden Ligen schon seit Längerem eingeschlagen haben, allen voran die Premier League. Die tugendhafte Alternative ist das im Besitz der Familie Agnelli befindliche Juventus Turin, das in der letzten Bilanz einen Rekordertrag von 274,8 Millionen ausgewiesen hat, nicht zuletzt dank der Veranstaltungen im Juventus Stadium, dem einzigen modernen Stadion in Klubbesitz in der Serie A. Es braucht also entweder neues Kapital oder neue Ideen. Goldmünzen eines väterlichen Präsidenten reichen nicht mehr aus. Å

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Name: Mario Alberto Kempes Chiodi Geburtsdatum: 15. Juli 1954 Geburtsort: Bell Ville, Argentinien

Körpergrösse: 1,84 m Spielposition: Angreifer In der Jugend: Instituto Atlético Central Córdoba Karriere: 1970 – 1973: Instituto (Arg) 1974 – 1976: Rosario Central (Arg) 1977 – 1981: Valencia CF (Esp) 1981 – 1982: River Plate (Arg) 1982 – 1984: Valencia CF (Esp) 1984 – 1986: Hércules (Esp) 1986 – 1987: First Vienna (Aut) 1987 – 1990: St. Pölten (Aut) 1990 – 1992: Kremser SC (Aut) 1995: Fernández Vial (Chi) 1996: Pelita Jaya (Idn) Länderspiele: 43 (20 Treffer), 1973 – 1982 Aktuell:

Jeff Zelevansky/FIFA/Getty Images

Mario Kempes wird am 6. Dezember an der Auslosung der WM-Gruppen für Brasilien 2014 beteiligt sein.

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DAS INTERVIEW

“Ich bin froh, dass Messi Argentinier ist” Mario Kempes machte die Argentinier an der Heim-WM 1978 mit seinen beiden Treffern zum 3:1-Sieg im Finale gegen die Niederlande glücklich. Heute lebt “El Matador” in den USA und blickt gespannt auf die WM 2014. Herr Kempes, Sie sagten einmal, zu gewinnen sei wichtiger, als schön zu spielen. Was meinen Sie damit? Mario Kempes: Wenn du gut spielst, hast du mehr Möglichkeiten, um zu gewinnen. Aber du kannst auch schlecht spielen und gewinnen.

Wäre Ihr WM-Coach César Luis Menotti damit einverstanden? Er war ein Verfechter des reinen und schönen Spiels. Jeder Coach hat seine Vorstellungen. Was auf dem Platz geschieht, liegt aber in den Händen der Spieler. Im Übrigen wirst du nicht deshalb ins Nationalteam berufen, damit du schönen Fussball spielst oder weil du ein guter Mensch bist, sondern um ein Teil der Mann­ schaft zu sein. Jeder muss sich anpassen.

Haben Sie mit Menotti noch Kontakt? Wir sehen uns selten. Ich arbeite in den USA als Fernsehkommentator beim Sport­ sender ESPN und fahre eigentlich nur zu Feierlichkeiten für das Weltmeisterteam von 1978 nach Argentinien. Von den früheren Mitspielern Osvaldo Ardiles, Leopoldo Luque und Daniel Bertoni etwa höre ich öfter etwas.

hatten als sie. Wir konnten ihnen unser Spiel dann doch noch aufzwingen und gewannen in der Verlängerung.

Sie wurden 1978 WM-Torschützenkönig, trafen allerdings in den ersten drei Gruppenspielen nicht. Menotti soll Ihnen geraten haben, den Schnurrbart zu rasieren. Ich rasierte zuerst den Bart, dann den Schnurrbart und dann kamen die Treffer. Das stimmt. Ich könnte aber nicht sagen, ob Menotti oder ich die Idee dazu hatte. Ich kann mich nicht erinnern.

Ihr Landsmann Lionel Messi spielt schön und erfolgreich. Der perfekte Spieler? Im Klubfussball hat Messi alles gewonnen. Etwas mit dem Nationalteam zu reissen, ist das einzige Ziel, das Messi noch nicht erreicht hat. Er weiss das selbst und er will das natür­ lich ändern. Es ist eine Lüge, wenn über ihn gesagt wird, er habe im argentinischen National­jersey nicht alles versucht.

Messi kam – wie sie auch – in sehr jungen Jahren nach Europa. Er ist ein Teil der Tiki-Taka-­ Kultur. Ist er nun Argentinier oder Spanier? Ich bin froh, dass Messi Argentinier ist.

Sie haben im WM-Finale 1978 die ersten beiden Treffer zum 3:1-Sieg gegen die Niederlande erzielt. Mit welchen Gefühlen erinnern Sie sich daran? Das Schönste sind die Erinnerungen an die Tage nach dem Titelgewinn. Wir brachten den Leuten enorme Freude. Sie begegnete uns Schritt für Schritt. Das war das Grösste, diese Freude in den Gesichtern der Menschen.

Argentinien ging es damals wirtschaftlich und politisch nicht gut. Der Druck auf Ihr Team war enorm. Was wissen Sie noch von der Partie? Die Niederländer kamen fest entschlos­ sen auf den Platz. Sie erarbeiteten sich viele Torchancen, aber wir waren hungriger als sie. Wir wollten zu Hause unbedingt gewin­ nen. Auch wenn wir weniger Erfahrung

Ist er der beste Spieler in der Geschichte des Fussballs? Oder ist das doch Pelé? Sie sind einer der wenigen Argentinier, die zu den Verehrern des Brasilianers gehören. Wer Pelé jemals spielen sah, und sei es nur ein einziges Mal, dem ist klar, dass er grossar­ tig war. Aber jeder Spieler hat seine Zeit. Und jede Zeit hat ihre Spieler. Pelé kann man weder mit Di Stefano oder Maradona noch mit Cruyff, Beckenbauer oder eben mit Messi vergleichen.

Kann Argentinien an der WM 2014 das Heimteam Brasilien bedrängen? Mein Favorit auf den Titelgewinn ist Argentinien. Nicht etwa allein aus patrioti­ schen Gründen. Ich denke, das Team spielt gut. In der Qualifikation waren gute Ansätze zu T H E F I FA W E E K LY

erkennen, am Spiel des Teams muss nicht noch gross etwas geändert werden. Es gilt aller­ dings, noch einen weiteren Schritt zu meistern: In Brasilien muss das Team die Nervosität ablegen. Aber das gilt für jede Mannschaft an der WM.

1982, vier Jahre nach dem WM-Titelgewinn, war das argentinische Team nicht bereit und verlor schon das erste Gruppenspiel. Was ist in der Vorbereitung wichtig? Die Müdigkeit abbauen. Die Spieler haben Dutzende von Partien in den Beinen, wenn sie an die WM fahren. Auch hier gilt: Es ergeht allen Teams ähnlich. Sobald aber die Schluss­ vorbereitung vor Ort beginnt, muss man die Müdigkeit aus dem Fenster werfen.

Sie können der Sache entspannt entgegen­ sehen. Sie leben als TV-Kommentator in Cincinnati, USA. Das Leben geht weiter, und meines geht hier in den USA weiter, im besten Land der Welt.

Sie fühlen sich nicht wohl in Argentinien? Doch, doch, aber mein Job ist in den USA. Und solange das so ist, sind die USA für mich das beste Land der Welt. Wenn ich morgen in einem anderen Land arbeiten würde, wäre dieses Land für mich das beste der Welt.

Was erhoffen Sie sich von der WM in Brasilien? Dass es eine gute WM wird und dass alle die Spiele und das Drumherum geniessen können. Der Fussball verbindet uns. Å Gespräch: Perikles Monioudis, unter Mithilfe von Lefteris Coroyannakis (Spanisch).

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C O U N T D O W N B R A Z I L 2 0 14

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N O C H 32 W O C H E N Thiago will Südafrika vergessen machen “Ob ich davon träume, den WM-Pokal im Maracanã-Stadion in die Höhe zu recken? Natürlich. Ich träume jeden Tag davon!” Sérgio Xavier Filho

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ür Thiago Emiliano da Silva de Souza – kurz Thiago Silva – wäre es ein unvergessliches und wohlverdientes Geschenk, sich als Kapitän der brasilianischen Nationalmannschaft in Rio de Janeiro die WM-Krone aufzusetzen – in jener Stadt, in der er am 22. September 1984 geboren wurde. Dabei gab es einen Zeitpunkt in seinem Leben, als es so aussah, als ob Thiago gar nie eine Chance bekäme, die WM-Trophähe in seinen Händen halten zu können. Als er im Jahr 2005 vom FC Porto zu Dynamo Moskau wechselte, wurde bei dem damals 20-jährigen Talent eine schwere Tuberkulose-Erkrankung diagnostiziert. Es stand sogar die Entfernung eines Teils seiner Lunge zur Debatte. Das hätte das Ende seiner Karriere bedeutet. Doch anstatt sich einem chirurgischen Eingriff in Russland zu unterziehen, beschloss Thiago,

nach Brasilien zurückzukehren. Die Rückkehr in sein Heimatland wirkte sich nicht nur positiv auf seine Genesung aus, sondern erwies sich gleichzeitig als idealer Schritt für seine Karriere. Er bekam kurze Zeit später bei Fluminense Rio de Janeiro eine Chance, seine Karriere neu zu lancieren. Durchbruch bei der AC Milan Bei Fluminense bestritt er insgesamt 117 Spiele und erzielte 11 Tore. 2007 feierte er mit dem Team den Gewinn des brasilianischen Pokals – der “Copa do Brasil”. Mit seinen erstklassigen Leistungen zog er nicht nur in Brasilien Aufmerksamkeit auf sich: Als er 2008 vom damaligen Nationaltrainer Dunga erstmals in die Seleção berufen wurde, rückte Thiago auch in den Fokus der Verantwortlichen des AC Milan. Dort unterzeichnete der Verteidiger einen Dreijahresvertrag im Wert von zehn Millionen Euro und wurde zum Idol.

Die Reise an seine erste Weltmeisterschaft verlief 2010 nicht so, wie Thiago es sich erhofft hatte. Als Ersatzspieler musste er in Südafrika von der Bank aus mitansehen, wie die Niederlande die Seleção im Viertelfinale mit 2:1 rauswarf. “Ich hasse es, zu verlieren”, sagt Thiago. “Wir haben in der ersten Halbzeit sehr gut gespielt. Doch dann riss bei uns der Faden. Auf diese Art und Weise schmerzt die Niederlage umso mehr.” “Meine grösste Herausforderung” Nächstes Jahr hat Thiago die Gelegenheit, die erfolglose Reise nach Südafrika vergessen zu machen. Es ist eine logische Folge seiner derzeitigen Leistungen bei Paris St. Germain, dass er sein Team als Kapitän anführen wird. “Mit der WM 2014 wartet eine der grössten Herausforderungen meines Lebens auf mich. Aber vor allem ist es auch die Erfüllung eines persönlichen Lebenstraums. Nur wenige Spieler haben die Gelegenheit, ihr Land als Kapitän anzuführen. Es macht mich sehr stolz.” Å

Name: Thiago Silva Geburtsdatum: 22. September 1984 Geburtsort: Rio de Janeiro Grösse: 1,83 m Position:

AFP

Verteidiger

Talentiert und ambitiös: Brasiliens Kapitän Thiago Silva. T H E F I FA W E E K LY

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ZEITSPIEGEL

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Port-au-Prince, Haiti

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Alex Ogle/afp

Rettungsinsel Fussballarena. Nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti wurde das Nationalstadion Sylvio Cator in Port-au-Prince zu einem der wichtigsten Zufluchtsorte. “Die Menschen auf Haiti haben nur noch etwas, das sie glücklich macht: den Fussball”, sagte der frühere Nationalcoach Ernst Jean-Baptiste.

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ZEITSPIEGEL

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Port-au-Prince, Haiti

2012

Simon Bruty/FIFA

Neues Leben. Zwei Jahre nach der Naturkatastrophe rollte der Ball wieder. Im Wiederaufbau des Landes spielte der Fussball eine wichtige Rolle. Die finanziellen Mittel wurden unter anderem durch Freundschaftsspiele der 32 WM-Teilnehmer von 2010 generiert. Die FIFA sprach vier Millionen Dollar aus ihrem Entwicklungsfond.

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FREE KICK

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Die besten Teams der Geschichte

Der eingebildete Kranke Thomas Renggli

“D

er Ball ist ein Sauhund”, lamentierte Rudi Gutendorf einst über die Unwäg­ barkeiten und Ungerechtigkeiten des Fussballs. Damit qualifizierte sich der ewige Trainer (55 Engagements seit 1946) nicht für die WM-Endrunde, aber für jede sportliche Zitatensammlung. Die Substanz seiner Worte ist allerdings höchst umstritten – ligenunabhängig, grenzüber­ schreitend. Denn normalerweise wird nicht das Spielgerät für das (eigene) Scheitern verantwort­ lich gemacht, sondern jene Instanz, die eigentlich für das Einhalten von Recht und Ordnung verant­ wortlich sein müsste: der Schiedsrichter. Das Dilemma beginnt bei der (fehlenden) Akzeptanz. Lothar Matthäus, Ex-Weltmeister mit regelmässig wechselndem Berufs- und Zivilstand, sagte nach seinem Rücktritt als Aktiver: «Schieds­ richter zu werden kommt für mich nicht infrage. Ich will eher etwas machen, das mit Fussball zu tun hat.» Diese Aussage war sehr durchdacht – zumindest für loddarsche Verhältnisse. Die Sta­ tistiken beweisen, dass das Preisleistungsverhält­ nis eines Schiedsrichters jedem halbwegs ambitionierten Kreisliga-Kicker nur ein müdes Lächeln abtrotzt: Ein Referee fällt pro Spiel im Durchschnitt 150 bis 180 Entscheide – steht also alle 30 Sekunden im Fokus – und läuft 11,5 km. Für eine Spesenentschädigung, die kaum reicht, um die Parkkosten zu decken. Cristiano Ronaldo, Stilikone und Scharf­ schütze von Real Madrid, würde dafür noch nicht einmal den Schuhschrank öffnen. Er läuft pro Spiel 10,5 Kilometer – und verdient pro Tag (ver­ traglich zugesicherte) 46  575 Euro – dazu kommen Werbeeinnahmen in gleicher Höhe. Allerdings wäre auch Ronaldos Ballzauber ohne Pfeifenmänner nichts wert. Es gilt nämlich

nicht nur der Grundsatz: “Offside ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.” Sondern (vor allem): “Ohne Schiedsrichter kein Spiel.” Das war allerdings nicht immer so. In den An­ fängen des Fussballs im 19. Jahrhundert lag die Spielleitung in den Händen der beiden Teamcap­ tains. Kam es zu einem Foul, unterbrach der Cap­ tain der fehlbaren Mannschaft die Partie und gab den Ball für den Gegner frei. Erst 1880 wurde der Schiedsrichter ins Regelwerk aufgenommen. Der moderne Referee muss sich auch in der Ornithologie auskennen. Vor allem eine Singvo­ gelart ist in seinem Wirkungsgebiet heimisch: der Hirundo. Davon existieren 75 fliegende Arten und eine stolpernde Imitation. Derweil die einen zurzeit auf dem Luftweg in südlichere Sphären unterwegs sind, überwintert die andere Gattung auf der ganzen Welt. Ihre Heimat ist der Fussballplatz. Ornithologisch ungebildete Men­ schen, wozu auch viele Fussballschiedsrichter gehören, nennen sie Schwalben. Gestandene Mannsbilder wälzen sich stöh­ nend und röchelnd, scheinbar tödlich getroffen auf Mutter Erde, sodass man bereits nach einem Pfarrer für die Letzte Ölung Ausschau hält. Doch bevor ein Geistlicher gefunden werden kann, spurten barmherzige Samariter zum Un­ fallort und verhindern mittels Spraydose, nas­ sem Schwamm oder beidem das Schlimmste, weshalb auf eine Operation am Spielfeldrand verzichtet werden kann. Nichts gegen die 1933 heilig gesprochene Lourdes-Wundheilerin Ber­ nadette Soubrious, aber diesen modernen Medi­ zinmännern wäre sie kaum gewachsen. Auch Jean Baptiste Molière müsste nochmals über die Bücher und seine Komödie “Der eingebilde­ te Kranke” umschreiben. Å

Die wöchentliche Kolumne aus der T he - F IFA -Week l y - Redak t ion T H E F I FA W E E K LY

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Real Madrid. Das Weisse Ballett um Alfredo di Stéfano siegte zwischen 1956 und 1960 fünfmal im Meistercup – im Final 1960 dank vier Toren von Puskás und drei von Di Stéfano.

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Ungarns Wunderelf der 1950er-Jahre blieb in 31 Spielen ungeschlagen und siegte im November 1953 als erste konti­ nentale Mannschaft in England.

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Liverpool. Zwischen 1964 und 1986 ge­ wannen die Reds 11 ihrer 18 nationalen Meisterschaften. Dazu kamen vier Tri­ umphe im Meistercup.

4

Manchester United. Obwohl beim Flug­ zeugabsturz 1958 acht Spieler ums Leben kamen, gewann ManU 1965 und 1967 die englische Meisterschaft und 1968 den Meistercup.

5

Barcelona. Tiki-Taka. Ein Stil prägt den Fussball und macht Barça zum europäi­ schen Massstab.

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Spanien. Von der Barça-Spielkultur pro­ fitiert die spanische Auswahl. Als erste Mannschaft schafft sie das Triple aus EM (2008, 2012) und WM (2010).

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AC Milan. Holländischer Ballzauber in italienischen Diensten: Ende der 1980erJahre führten Gullit, Van Basten und Rijkaard Milan zu zwei MeistercupTriumphen.

8

Brasilien. An der WM 1970 dominierte die Seleção wie kaum eine andere Mann­ schaft zuvor. Höhepunkt war das 4:1 im Endspiel gegen Italien.

9

Ajax Amsterdam. Zwischen 1971 und 1973 gewannen die Holländer dreimal den Meistercup. Cruyff, Neeskens und Haan standen für den „Fussball total“.

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Benfica Lissabon. Zweifacher Gewinner (1961 / 1962) des Meistercups. Eusébio, die Symbolfigur dieser Epoche, wurde 1965 zum besten Spieler der Welt gewählt.

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Italien. Der dritte WM-Titel (1982) der Squadra Azzurra war der spektakulärste – mit Golgetter Rossi und den defensiven Lebensversicherungen Zoff und Scirea. Gab es noch bessere Teams? Ihre Meinung an: feedback-TheWeekly@fifa.org 23



DA S POR T R ÄT

Die Mittelstürmerin Wegbereiterin, Friedensbotschafterin, Captain des palästinensischen Nationalteams. Honey Thaljieh dribbelte alle politischen Hindernisse aus, überwand Grenzen und bewies, dass der Fussball Brücken schlagen kann.

W

Thomas Renggli

Marc Latzel

enn sie am Zoll ihr Visum zeigt, löst allein ihr Vorname Verwunderung und ein gewisses Misstrauen aus: “Haben Sie noch einen Ausweis mit Ihrem richtigen Namen?”, fragen die Beamten nicht selten. Honey Thaljieh (29) kann nicht weiterhelfen. Ihr Name ist echt – und die Geschichte dahinter ähnlich überraschend wie ihr Lebensweg: “Mein Vater wollte mich eigentlich Annie taufen. Aber der Arzt im Gebärsaal des Spitals von Bethlehem fand, dass Honey viel besser klingt.” Die süssen Seiten des Lebens lernte Thaljieh erst mit Verzögerung kennen. Ihre Kind-

heit war geprägt von den Kriegswirren in den pa­lästinensischen Autonomiegebieten: Checkpoints, Mauern, Bombendrohungen – und die ständige Angst, zwischen die Fronten zu geraten. Honey wuchs als Mitglied der christlichen Minderheit in einfachen Verhältnissen auf. Ihr Vater arbeitete als Bodenleger, ihre Mutter als Kindergärtnerin. Mit den Eltern und ihren vier Geschwistern teilte sie ein einziges Zimmer in einem kargen Haus an der berühmten Milchgrotten-­Strasse – unweit des Geburtsorts von Jesus. F r e i h e it i n s c h m a l e n G a s s e n Ihre Geschichte macht nachdenklich. Doch Honey erzählt sie mit strahlenden Augen und einem herzhaften Lachen. Ihre Energie reicht aus, um ein ganzes Fussballteam anzutreiben: “Das Schicksal muss nicht über die Zukunft entscheiden. Wer sein Leben in die eigene Hand nimmt, kann Grenzen durchbrechen.” T H E F I FA W E E K LY

Die Freiheit fand Honey Thaljieh in den schmalen Gassen und Hinterhöfen in der Altstadt von Bethlehem dennoch, und zwar bei einer Betätigung, welche dort eigentlich dem männlichen Geschlecht vorbehalten war: “Ich sah die Jungen, wie sie dem Ball nachrannten. Und liebte diesen Sport sofort.” Ähnlich gross wie die eigene Leidenschaft war aber die Skepsis in ihrem Umfeld. Mädchen und Fussball – das war mit dem arabischen Weltbild ungefähr so gut zu vereinbaren wie der Ramadan mit dem Münchner Oktoberfest: “Sie riefen mich Tomboy und prophezeiten mir, dass mich nie jemand heiraten würde. Dass ich in T-Shirts und kurzen Hosen spielte, stiess auf absolutes Unverständnis.” Die Fussballerin liess sich gleichwohl nicht von ihrem Weg abbringen. Schuhe besass sie keine, aber ein grosses Kämpferherz. Dass ihr einziges Übungsgerät ein überdimensionaler und kiloschwerer Medizinball war, verursachte schmerzende Füsse – aber keinen Bremseffekt. 25


DA S POR T R ÄT

PAL Ä S T INENSISC HER F US SBALL -V ERBAND Gegründet: 1928 Aufnahme in die FIFA: 1998 Fussballplätze (Standard-Grösse): 12 Klubs: 148 Teams: 132 (Männer) – 16 (Frauen) Coaches: 477 (Männer) – 20 (Frauen) Registrierte Spieler (ab 18 Jahren): 3769 (Männer) – 120 (Frauen) Registrierte Nachwuchsspieler (unter 18 Jahren): 2520 (Junioren) – 330 (Juniorinnen) Unregistrierte Spieler: 4200 (Männer) – 2240 (Frauen) Futsal-Spieler: 980 (Männer) – 96 (Frauen) Aktuelles FIFA-Ranking: 150. (Männer) – 85. (Frauen)

FAK TEN ZUR FR AUEN - AUSWAHL Erstes Offizielles Länderspiel: 22.9.2005 (Westasiatische Meisterschaft) in Jordanien: Jordanien –Palästina 5:0 Erstes Heimspiel: 26.10.2009 in Al-Ram, Faisal-­Husseini-Stadion (14 000 Zuschauer): Palästina – Jordanien 2:2 Höchster Sieg: 20.10. 2010 in Jordanien: Palästina – Katar (in Jordanien) 18:0

To r e s c h i e s s e n a l s T ü r ö f f n e r Das Toreschiessen wurde für Honey zum Türöffner. Sie realisierte, dass sie mit dem Fussball auch neben dem Platz einiges auslösen und erreichen kann: “Ich kämpfte für ein besseres Leben, wollte beweisen, dass man mit 26

dem Ausbruch aus der Normalität Zeichen setzen und die Unterprivilegierten ermutigen kann – vor allem Frauen und Kinder.” Im allgemeinen Chaos bildete der Fussball für sie damals ein fast schon grotesk anmutendes Refugium. Sie erinnert sich an die zweite Intifada 2002, als in den Strassen von Bethlehem der Ausnahmezustand herrschte und die Gewalt eskalierte: “Wir hatten weder Essen noch Trinken und waren auf die Notlieferungen des Roten Kreuzes angewiesen. Über die Stadt war eine Ausgangssperre verhängt worden. Also trafen wir uns alle in einem Haus und schauten die Spiele der Fussball-WM.” Ihre eigene Fussballkarriere erhielt an der Universität von Bethlehem zusätzlichen Aufschwung. Ihr Sportlehrer unterstützte sie bei der Gründung eines Mädchenteams – wobei T H E F I FA W E E K LY

von einer kompletten Equipe keine Rede sein konnte: “Es meldeten sich vier Mädchen. Wir spielten mit vier Feldspielerinnen und einer Tor­hüterin auf Asphaltplätzen – immer gegen Männer.” Das Projekt weckte Aufsehen. In den Medien verbreitete sich die Kunde von den Fussball spielenden Palästinenserinnen in der ganzen Welt. Und auch innerhalb der eigenen Grenzen wuchs die Aufmerksamkeit. Nach einem Aufruf in der Westbank meldeten sich weitere Mädchen. Die palästinensische Frauen-Auswahl war geboren – bevor es einen einzigen Klub oder eine Liga gab. 0 : 5 – u n d d o c h ge wo n n e n Angeführt von Captain und Mittelstürmerin Honey Thaljieh debütierte die Equipe 2005 in Jordanien “Wir verloren 0:5, aber es war wie ein Sieg. Zum ersten Mal überhaupt spielten wir auf Rasen.” Honey und ihre Kolleginnen bewiesen auf der ungewohnten Unter-

Privat

Sie dribbelte ihre Kollegen schwindlig, traf das Tor aus allen Lagen und stieg unerschrocken in die Zweikämpfe – zum Unmut ihres Vaters: “Wenn ich wieder mit einem blauen Auge oder einer gebrochenen Zehe heimkam, las er mir die Leviten. Ich musste in die Ecke stehen und versprechen, dass ich mit dem Fussball aufhöre”, erzählt sie. Es sollte ein leeres Versprechen bleiben. Honey spielte weiter – und sah ein, dass Fussball für sie mehr als Zeitvertreib und Spass war: “Ich entdeckte ein Talent in mir, das unter normalen Umständen vielleicht für immer verborgen geblieben wäre.”


DA S POR T R ÄT

“Ich musste in die Ecke stehen und versprechen, dass ich mit dem Fussball aufhöre.”

Vom Hinterhof ins Scheinwerferlicht: Honey Thaljieh in einem Hinterhof in Bethlehem (links) und als Captain Palästinas (oben).

lage Standfestigkeit. Schon im zweiten Spiel bejubelten sie den ersten Punktegewinn: 1:1 gegen Bahrein. Heute belegt die palästinen­ sische Frauen-Auswahl im FIFA-Ranking unter 120 Equipen Platz 85. Doch selbst sporthistorische Ereignisse schützen vor den profanen Sorgen des Sportler­ lebens nicht. Honey Thaljieh wurde durch eine Knieverletzung gestoppt und musste zurück­ treten. Die Entwicklung, die sie mit ihrem fuss­ ballerischen Forechecking ins Rollen gebracht hatte, liess sich aber nicht mehr aufhalten. 2011 wurde die palästinensische Frauen-Liga lan­ ciert – mit einem Spiel zwischen Sareyyet Ramallah und Diyar Women’s Soccer Team, mit Honey Thaljieh als Trainerin. Zur Premiere in Al-Ram kamen 11 000 Zuschauer. Der Präsident des nationalen Fussball-Verbands Jibril Rajub beschreibt diesen Anlass als “soziale, politische und sportliche Revolution der Frauen”.

E i n T a b u ge b r o c h e n Sportdiplomatische Unterstützung erhielt Honey Thaljieh vom Deutschen Willi Lemke, dem Sonderberater des Uno-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwick­ lung. Der Aufsichtsrats-Präsident des Bundes­ ligisten SV Werder Bremen attestiert Thaljieh die Rolle einer echten Pionierin: “Ohne sie wäre der Frauenfussball in Palästina noch heute ein Tabu. Was sie aus ihrer schwierigen Ausgangslage erreicht hat, ist sensationell. Mit ihrem Mut, Engagement und ihrer Begeiste­ rung war sie der Motor einer ganzen Bewe­ gung. Sie beweist, dass auch ein einzelner Mensch Grosses erreichen kann.” Lemke machte sich zusammen mit IOK­Mitglied Denis Oswald dafür stark, dass Thal­ jieh an der Universität im schweizerischen Neuenburg studieren und den FIFA-Master in Sportmanagement, Sportrecht und Geisteswis­ T H E F I FA W E E K LY

senschaften des Sports erlangen konnte. Heute arbeite sie in der Kommunikationsabteilung der FIFA in Zürich. Präsident Joseph S. Blatter streicht unter anderem ihre Bedeutung in den sportdiplomatischen Verhandlungen im arabi­ schen Raum hervor: “Honey spricht nicht nur die Sprache der Menschen, sie versteht auch ihre Mentalität.” C h a m p io n o h n e G o l d m e d a i l l e Im vergangenen März wurde Thaljieh als “Champion for Peace” zur Botschafterin der Friedensbewegung “Peace and Sport” ernannt – ein exklusiver Kreis von Superstars wie der Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa, dem Fussball-Weltmeister Christian Karembeu oder dem Tennis-Weltranglistenersten Novak Djokovic. “Ich bin das einzige Mitglied der Stif­ tung ohne Goldmedaille”, sagt Honey lachend. Ihre Verdienste um den Frauen-Fussball sind mit Edelmetall ohnehin nicht aufzuwiegen. Å 27


DEBAT T E

Tor oder kein Tor?

Die Torlinien-Technologie setzt sich durch: 2014 in Brasilien wird sie zum ersten Mal an einer WM eingesetzt.

WM-Finale 1966 zwischen England und Deutschland (4:2) richtig entschieden und den “Treffer” von Geoff Hurst nicht gegeben hätte. Umgekehrt erzielte im Achtelfinale der WM 2010 der Engländer Frank Lampard gegen Deutschland (1:4) einen übersehenen Treffer. Der Ball prallte von der Latte hinter die Torlinie, was der uruguayische Schiedsrichter Jorge Larrionda aber nicht sah.

Perikles Monioudis Hat der Ball nun die Torlinie passiert oder nicht? Diese Frage stellt sich tagtäglich auf den Fussballplätzen der Welt. Auf dem Bolzplatz wird sie noch auf Zuruf geregelt. In den Profiligen hilft eine Technologie aus Deutschland die Zweifel auszuräumen. Das “Phantomtor” von Hoffenheim hat den potenziellen Nutzen der Torlinien-Technologie erneut augenfällig gemacht, und das fast 20 Jahre nach dem “Nicht-Tor” des FC-Bayern-Spielers Thomas Helmer, der wie Stefan Kiessling eigentlich nicht ins Tor traf. Der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst hätte wohl seine linke Hand dafür hergegeben, dass er beim “Wembley-Tor” im 28

Tatsachenentscheidungen dieser Art werden an der WM 2014 in Brasilien unmöglich. Denn die WM-Schiedsrichter können dann erstmals auf die Torlinien-Technologie zurückgreifen. Gegen die Einführung dieser Technologie spricht, dass auch in anderen Situationen, etwa beim Abseits, technische Hilfe sinnvoll wäre – und die Torlinien-Technologie deshalb als ein beliebiger Eingriff ins Spiel verstanden werden könnte.

Die Week l y - Deba t t e. Wa s br enn t Ihnen un t er den Nägeln? Über welche Themen wollen Sie disku t i e r e n? I h r e Vo r s c h l ä g e a n: f eedbac k-T heWeek l y @ f i f a.or g.

Der Zustand des Spielfeldes ist gemäss den DFB-Regeln vor Spielbeginn von den Schiedsrichtern zu kontrollieren. Am Ende der Verantwortlichkeitskette steht somit der Schiedsrichter, nicht der austragende Verein. Ein Verband, der sich das Fair Play gross auf die Fahnen schreibt kann nur auf eine Ergebniskorrektur oder Wiederholung entscheiden. Alles andere ist eine Farce. Der Zweifel des Schiedsrichters ist beim Betrachten der Fernsehbilder offenkundig, weshalb er regelkonform nicht auf Tor hätte entscheiden dürfen. Jörg Denzler, Bremen

In der Premier League wurde die Torlinien-Technologie auf diese Saison hin eingeführt. Weitere Ligen werden folgen. Å

T H E F I FA W E E K LY

Das Prinzip der Tatsachenentscheidung ist gut und richtig – was nicht heisst, dass ich eine Torlinien-Technologie nicht begrüssen würde. Wenn es nach meinem persönlichen

Getty Images

Das “Phantomtor” von Hoffenheim wäre vielleicht nicht gegeben worden, wenn die Torlinien-Technologie in Deutschland bereits eingesetzt würde. Wäre, wenn – braucht es sie überhaupt?


DEBAT T E Gerechtigkeitsempfinden ginge, wäre beim Annullieren des Ergebnisses wohl der Vorschlag von Ruedi Völler, die letzten 22 Minuten beim Stand von 1:0 nachzuspielen, am “gerechtesten”. Markus Mayer, Innsbruck

Ich persönlich empfinde das Urteil als unfair. Aber eigentlich bin ich froh, dass es kein Wiederholungsspiel gibt, denn es gab keinen Regelverstoss. Ausserdem würden wir wahrscheinlich bis Weihnachten 2015 warten müssen bis alle Einsprüche, die gegen die Tatsachenentscheide gekommen wären, abgearbeitet wären, damit wir wissen wer absteigt bzw. Meister 2014 ist. Alleine diese Bundesliga-Saison wurden beispielsweise schon Tore gegeben, die aus dem Abseits erzielt wurden.

PRESIDENTIAL NOTE

nicht richtig gesehen, wenn er sich nach dem Kopfball schon Haare raufend abwendet? Da wird immer von Fair Play geredet, aber wenn es einen selbst betrifft, existiert das Wort nicht. Ausserdem finde ich, dass der DFB mächtig genug ist, um in dieser Angelegenheit eigenständig zu entscheiden. Andreas Blum, Hannover

Eigentlich ist die Sache aus fussballrechtlicher Sicht ganz einfach: Nach Regel 5 der DFB-Regeln 2013/2014 sind die Entscheidungen des Schiedsrichters zu spielrelevanten Tatsachen (sog. Tatsachenentscheidung) endgültig. Allerdings gilt das nur für das Spielfeld nach Regel 1 der DFB-Regeln 2013/2014. Und in diesem Fall ist der Ball von ausserhalb seitlich durch das Tornetz in den

Fabienne Ehrler, Baden (Schweiz)

Der Schiedsrichter darf nicht bevormundet werden. Sein Entscheid auf dem Feld muss seine Gültigkeit behalten. Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder heikle Moment von Computern gescannt werden würde? Sven Magnusson, Malmö

Die Regeln rund um den Fussball sind völlig veraltet. Schauen wir in die Vereinigten Staaten, sehen wir, wie der moderne Sport funktioniert. Es ist ein Skandal, dass man durch Tore via Aussennetz heutzutage noch punkten kann. Vincenzo Carlino, Canicatti, Italien

Die Verantwortung am “Phantomtor” trägt eindeutig der Heimklub Hoffenheim. Er hat die Anlage nicht sorgsam für das Spiel vorbereitet. Somit besitzt er kein Recht, eine Wiederholung einzuklagen.

“Die Verantwortung trägt eindeutig Hoffenheim.”

Frank Morel, Strasbourg

Für mich hätte es nur ein Urteil geben dürfen: eine Wiederholung des Spiels. Denn es liegt ein Fehler des Schiedsrichters vor. Er hat sich vor dem Spiel vom einwandfreien Zustand des Platzes und der Tore zu überzeugen. Somit hätte ihm das Loch im Netz auffallen müssen. Seither werden in der Bundesliga ja alle Netze peinlichst genau untersucht. Dieter Barsch, Koblenz

Das Spiel müsste wiederholt werden. Wie kann der Kiessling sagen, er hätte die Szene

Torinnenraum, der ja bekanntlich nicht zum Spielfeld gehört, geraten. Insofern halte ich einen Fernsehbeweis durchaus für zulässig, zumal man auch Spieler nach groben Fouls, die der Schiedsrichter nicht gesehen und somit auch nicht geahndet hat, nachträglich zum Verhandlungsgegenstand macht und entsprechend abstraft. Wie Kiessling sich offensichtlich verhalten hat, ist nach meiner Meinung mehr als nur eine grobe Unsportlichkeit.

Torlinien-Technologie für alle grossen Ligen!

M

it der Abweisung des Einspruchs der TSG Hoffenheim gegen das “Phantomtor” aus dem Spiel gegen Leverkusen hat der deutsche Fussball-Bund das einzig richtige Urteil gefällt. Denn der Tatsachentscheid des Schiedsrichters steht über allem. So ist es in den Laws oft the Game des International Football Association Board, der höchsten Regel-Instanz im Weltfussball, klar definiert. Wäre der Einspruch gutgeheissen worden, hätte dies nicht absehbare Folgen gehabt. Jeder Spieltag müsste in die juristische Verlängerung – weil faktisch jeder Schiedsrichterentscheid hinterfragt werden könnte. So gesehen gibt es nur eine Wahrheit: Ein Tor ist ein Tor – und Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift. Gleichzeitig muss der Vorfall den letzten Skeptikern die Augen öffnen und die Zweifel an der Einführung der Torlinien-Technologie aus dem Weg räumen. Ich war früher auch gegen die Einführung jeglicher technischer Hilfsmittel. Seit der WM 2010 und dem nicht gegebenen Treffer von Frank Lampard gegen Deutschland habe ich meine Meinung geändert. Man darf eine Ansicht vertreten, aber man muss immer bereit sein, sie zu revidieren. Deshalb stehen alle grossen Ligen und Wettbewerbe in der Verantwortung: Sie müssen die Torlinien-Technologie einführen – lieber früher als später. Die Zukunft im Fussball hat schon begonnen.

Harald Beisemann, Berlin

“Das Urteil ist unfair!” T H E F I FA W E E K LY

Ihr Joseph S. Blatter

29


Only eight countries have ever lifted the FIFA World Cup Trophy.

Yet over 200 have been winners with FIFA. As an organisation with 209 member associations, our responsibilities do not end with the FIFA World Cup™, but extend to safeguarding the Laws of the Game, developing football around the world and bringing hope to those less privileged. Our Football for Hope Centres are one example of how we use the global power of football to build a better future. www.FIFA.com/aboutfifa


DER EXPERTE

“Prävention bringt Erfolg”

Ralf Mutschke

“I

ch habe mich mit einem verurteilten Manipulator informell hier in Zürich getroffen. Er sagte mir ins Gesicht: ‘Die organisierte Kriminalität wechselt etwa vom Rauschgifthandel zur Spielmanipulation, denn hier besteht ein geringes Risiko, aber sie verspricht hohe Gewinne.’

Daniel Bejar

Spielabsprachen zu verhindern, ist die Hauptaufgabe meines Teams, und es ist wichtig, dass die gesamte FIFA-Gemeinschaft in den Kampf gegen das organisierte Verbrechen eingebunden wird. Dies ist mein grosses Ziel, aber auch meine grösste Herausforderung. Die gesamte Fussball-Gemeinschaft muss im Kampf gegen Korruption und Spielmanipulation ­gestärkt werden. Wir wollen demonstrieren, dass die FIFA in Zusammenarbeit mit unserem Partner Interpol dieses Problem wirklich in den Brennpunkt rückt. Im Februar wurde eine Whistleblower-Hotline eingerichtet, an die sich jeder per E-Mail wenden kann (http://www.bkms-system. net/FIFA). Sie soll eine Möglichkeit bieten, sich

im Verdachtsfall anonym an die FIFA zu wenden, damit diese den Hinweisen nachgehen kann. Aber das ist bei Weitem nicht alles. Eine weitere Massnahme ist die Sensibilisierung der Mitglieder. Sie wird in Kooperation mit Interpol durchgeführt. Wenn wir damit beginnen, würden wir die Priorität des Programmes widerspiegeln. Hier werden unter anderem Informationsgespräche vor allen FIFA-Turnieren abgehalten sowie die Top-­Schiedsrichter für den Konföderationen-Pokal Brasilien 2013 und die Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 sensibilisiert. Ausserdem finden in allen Konföderationen regionale sowie nationale Workshops statt, um ein einheitliches und systematisches Vorgehen zu gewährleisten. WM-Qualifikationsspiele sind generell sehr schwer zu manipulieren, da für die Teams und vor allem die Spieler die WM alle vier Jahre das grösste Ereignis ist, an dem sie unbedingt teilnehmen wollen. Aber wir beobachten natürlich diese Spiele sehr genau. Bislang gab es jedoch keinerlei Hinweise auf Manipulationen. Internationale Freundschaftsspiele sind hingegen viel anfälliger für solche Aktionen. T H E F I FA W E E K LY

Zahlreiche Mitgliedsländer haben ein aufrichtiges Interesse daran bekundet, in dieser Angelegenheit mit der FIFA zusammenzuarbeiten, und sind bereits mit konkreten Fragen an mich herangetreten. Die FIFA wird diese Länder mit ihrem Integritäts-Team (FIT) intensiv unterstützen und grossflächig den Kampf gegen die organisierte Kriminalität aufnehmen. Mein grosses Ziel ist es, ein weltweites Netzwerk von Integritäts-Offizieren einzurichten. Der Schlüssel zum Erfolg ist die Präven­ tion. Doch dieses Ziel können wir nur gemeinsam erreichen.” Å

R A L F M U T S C H K E (54) is t Sic her heit s chef der FIFA . 31


Or t: Sittwe, Myanmar J a h r : 19 95

32

T H E F I FA W E E K LY


FIRST LOVE

Steve McCurry/Magnum Photos

THE FIF FA A W E E K LY

33


F A 150 G A L A

Royale Referenz

Greg Dyke, Prinz William Terry Venables, Roy Hodgson

Michael Owen

Joseph S. Blatter

Joseph S. Blatter, Greg Dyke, Jérôme Valcke

Howard Webb

June Kelly

Michel Platini

Geoff Hurst

Paul Potts

Seit 47 Jahren sehnt sich England nach weltmeisterlichem Ruhm. Grund zum Feiern gab’s am vergangenen Wochenende trotzdem – anlässlich des 150-Jahre-Jubiläums der Football Association in London.

AFP, The FA via Getty Images

Thomas Renggli

K

önigliche Aufwartung zur Jubelstunde des englischen Fussballs in den Grand Connaught Rooms in London. Prinz William steht an der Gala zum 150. Geburtstag der Football Association im Zentrum der Aufmerksamkeit. Der hohe Gast aus dem Buckingham Palast legt seine royale Zurückhaltung ab und bekennt Farbe: 34

“Wenn mein Lieblingsklub Aston Villa im Villa Park Manchester United überrollt, wird mein Sohn George im Stadion sein.” FIFA-Präsident Joseph S. Blatter streicht in seiner pointierten Rede die sportpolitische Bedeutung des Fussball-Mutterlands heraus: “Drei der acht bisherigen FIFA-Präsidenten waren Engländer. Vor allem Sir Stanley Rous hatte in der Entwicklung des Spiel eine entscheidende Rolle.” Den richtigen Ton trifft auch Casting-Star T H E F I FA W E E K LY

Paul Potts – mit seiner Interpretation des Puccini-Klassikers “Nessun dorma”. Bei britischem Beef und französischem Wein ist die grosse Vergangenheit des englischen Fussballs das Hauptthema. Mittendrin der Mann, der das wichtigste Kapitel selber schrieb: Sir Geoffrey Hurst, Schütze des “Wembley-Tors“ im WM-­ Finale 1966. Er freut sich, dass in England die Torlinien-Technologie erst 47 Jahre später eingeführt wurde. Å


DAS FIFA-R ANKING Rang Team

1 2 3 4 5 6 7 8 8 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 44 46 47 47 49 49 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 61 63 64 65 66 67 68 69 70 71 71 73 74 75 76 77

Rang­veränderung Punkte

Spanien Deutschland Argentinien Kolumbien Belgien Uruguay Schweiz Niederlande Italien England

0 1 -1 1 1 1 7 1 -4 7

1513 1311 1266 1178 1175 1164 1138 1136 1136 1080

Brasilien Chile USA Portugal Griechenland Bosnien-Herzegowina Elfenbeinküste Kroatien Russland Ukraine Frankreich Ecuador Ghana Mexiko Schweden Dänemark Tschechische Republik Serbien Rumänien Slowenien Costa Rica Algerien Nigeria Honduras Schottland Panama Venezuela Armenien Peru Türkei Mali Kap Verde Ungarn Japan Wales Island Norwegen Tunesien Paraguay Iran Ägypten Burkina Faso Österreich Montenegro Usbekistan Republik Korea Australien Albanien Kamerun Republik Irland Libyen Südafrika Finnland Senegal Slowakei Israel Sambia Guinea Polen Jordanien Vereinigte Arabische Emirate Bolivien Sierra Leone Kuba Togo Bulgarien Marokko

-3 4 0 -3 -3 2 2 -8 -4 6 4 -2 1 -3 -3 -3 5 15 2 -1 2 -4 3 6 28 -1 -1 17 -5 9 -3 2 -13 -2 8 8 -8 -1 -8 -1 -1 -1 -6 -27 2 2 -4 -13 2 -1 9 7 -7 2 -5 3 4 8 -4 3 11 -9 -1 10 2 -12 -3

1078 1051 1040 1036 983 925 917 901 874 871 870 862 860 854 850 824 783 778 767 752 744 741 724 720 715 702 692 687 686 670 668 662 636 634 634 633 632 632 613 613 610 598 596 584 582 569 564 563 554 550 540 540 538 530 528 515 513 512 503 502 496 496 493 492 488 487 478

Rang

Mai 2013

Juni 2013

Juli 2013

Aug. 2013

Sept. 2013

Okt. 2013

1 -41 -83 -125 -167 -209 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 103 105 106 107 107 109 110 111 112 112 114 115 116 117 118 119 120 121 121 123 124 125 126 127 128 129 129 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 141 143 144

Platz 1

Aufsteiger des Monats

Dominikanische Republik Neuseeland Haiti Trinidad und Tobago Jamaika Belarus Gabun Uganda EJR Mazedonien DR Kongo Aserbaidschan El Salvador Nordirland Kongo Oman Angola Benin Äthiopien Moldawien VR China Botsuana Estland Georgien Saudiarabien Simbabwe Litauen Irak Katar Liberia DVR Korea Zentralafrikanische Republik Kuwait Niger Kanada Guatemala Antigua und Barbuda Guyana Mosambik Tadschikistan Lettland Kenia Äquatorial-Guinea St. Vincent und die Grenadinen Libanon Burundi Bahrain Malawi Turkmenistan Neukaledonien Luxemburg Namibia Ruanda Tansania Suriname Grenada Afghanistan Zypern Kasachstan Sudan Philippinen St. Lucia Gambia Malta Syrien Lesotho Thailand Tahiti

T H E F I FA W E E K LY

9 -12 -2 4 -4 -3 -1 -4 -11 4 19 4 -4 1 4 -4 -4 -2 33 2 6 -11 -3 8 -1 9 2 3 8 6 -4 0 -8 -5 -12 -1 16 1 1 -2 0 -21 2 -1 3 -2 -2 0 -31 -1 -1 2 -2 4 -13 -1 0 -3 4 4 0 -3 2 2 6 -4 2

Absteiger des Monats 474 470 464 457 456 441 438 431 430 411 407 404 399 394 381 380 378 376 369 365 354 351 350 338 328 323 323 313 312 310 310 307 306 296 294 294 286 282 280 277 274 273 271 267 267 266 263 254 249 247 246 242 242 237 233 223 219 216 215 213 203 202 192 183 183 181 179

145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 162 162 165 166 167 168 169 170 171 171 173 173 175 176 177 178 178 180 181 182 183 183 185 186 186 188 189 190 191 192 193 193 195 196 197 198 199 200 201 202 202 204 204 206 207 207 207

Belize Palästina St. Kitts und Nevis Hongkong Myanmar Kirgisistan Vietnam Mauretanien Nicaragua Indien Singapur Tschad Malediven Liechtenstein Puerto Rico Malaysia Bermuda Indonesien São Tomé und Príncipe Bangladesch Nepal Sri Lanka Laos Pakistan Dominica Curaçao Salomon-Inseln Guam Barbados Aruba Färöer Chinese Taipei Jemen Samoa Mauritius Madagaskar Guinea-Bissau Vanuatu Swasiland Mongolei Fidschi Amerikanisch-Samoa Tonga Bahamas Montserrat Komoren Amerikanische Jungferninseln Cayman-Inseln Brunei Darussalam Osttimor Eritrea Seychellen Papua-Neuguinea Kambodscha Britische Jungferninseln Andorra Somalia Dschibuti Cook-Inseln Südsudan Macau Anguilla Bhutan San Marino Turks- und Caicos-Inseln

0 3 -10 0 13 -6 2 -2 0 1 4 2 -5 -2 1 1 -4 8 1 4 -2 2 5 2 -2 4 -2 4 -22 -8 7 -1 -4 -1 -1 -1 -1 -1 3 2 2 2 2 3 4 3 -1 0 -11 -11 0 0 0 1 -2 0 0 1 1 1 -2 0 0 0 0

178 175 172 171 169 161 159 158 155 151 149 148 147 141 139 137 127 120 120 120 119 108 105 102 89 88 86 86 82 82 81 79 72 62 62 57 56 53 49 49 47 43 43 40 33 32 30 29 26 26 24 23 21 20 18 16 14 11 11 10 10 3 0 0 0

35


NET ZER WEISS ES!

DAS OBJEK T

H at B r a s i l i e n au c h i m W M-E r n s t f a l l d a s r ic ht i ge Re z e pt? O d e r s e t z t s ic h z u m e r s te n M a l d e r p hy s i s c h u n d te m p o m ä s s i g s t ä r k e r e e u r o p ä i s c h e St i l i n d e r n e u e n We l t d u r c h? Frage von Conny Müller aus Göttingen wo man versucht war, diesen schönen Fussball zu kopieren. Nicht immer erfolgreich, sodass die Europäer ihren körperbetonten Stil weitgehend behielten. Mittlerweile haben sich die einst grundverschiedenen Fussballkulturen einander angenähert. Die meisten Spieler aus der Seleção verdienen ihr Geld in den Spitzenvereinen Europas. Das setzt voraus, dass sie auf physischer Ebene keine Defizite haben. Um auf Ihre eigentliche Frage zu kommen, Frau Müller: ­Brasilien wird es sehr schwer haben, nächsten Sommer den Weltmeistertitel zu holen. Luiz Felipe Scolari steht mit seiner Mannschaft sicherlich nicht vor einer unlösbaren Aufgabe, er verfügt über einen Kader von guter Qualität. Und der Heimvorteil ist ein starkes Argument für den sechsten brasilianischen WM-Triumph. Aber Spanien und Deutsch-

land verfügen derzeit ebenfalls über die spielerischen Mittel für den Titel. Erfahrungsgemäss ist an der WM auch mit den Italienern zu rechnen. Und vergessen wir ­A rgentinien nicht. Die Mannschaft um den genialen Lionel Messi muss sich vor keiner Nation der Welt verstecken. Brasiliens Heimvorteil hat ebenfalls eine Kehrseite. Die Euphorie auf den Rängen kann Kräfte mobilisieren und jeder Fussballer träumt davon, an einer WM vor eigenem Publikum das Spiel seines Lebens zu machen. Aber man darf den Druck, der auf dem Team l­astet, nicht unterschätzen. 200 Millionen Brasilianer erwarten nächsten Sommer den Titel, selbst Platz 2 käme einer Niederlage gleich. Das ist die denkbar schwierigste Ausgangslage für eine Mannschaft. Å

FEEDBACK Feedback zu The FIFA Weekly, Nr. 1, 25. Oktober 2013, S. 29. Perikles Monioudis Die “Presidential Note”-Kolumne des FIFA-Präsidenten Joseph S. Blatter von vergangener Woche (“Gleiche Chancen für Afrika!”) hat weltweit hohe Wellen geschlagen. Der “Telegraph” aus London schreibt: “Blatters Vorschlag wird bei den traditionellen WM-Favoriten – von Bra­ silien bis Argentinien, von Deutschland bis Spanien – Entrüstung auslösen. (…) Bestürzung wird darüber entstehen, dass der Weg zur WM für die 36

Europäer und die Südamerikaner schwieriger werden wird.” In die gleiche Kerbe schlägt die “Daily Mail”: “Jede Veränderung des Qualifikationsmodus könnte bedeuten, dass die Europäer um ihre WM-Teilnahme kämpfen müssen. Und dies obwohl Englands Weg zur WM 2014 in Brasilien schon ein Kampf war.”

gen Spieler haben einen fantastischen Beitrag für das geleistet, was der Fussball heute ist”, sagte der Portugiese. Widerspruch erntete Mourinho seinerseits von Danny Jordaan, dem Präsidenten des südafrikanischen Fussballverbands, der dem “New Zealand Herald” sagte: “Das ist ein wichtiges Thema, über das man sprechen muss.”

CNN konfrontierte Chelsea-­ Coach José Mourinho mit der Kamerun hat als erstes afrika“Presidential Note”. “Ich respek- nisches Team ein WM-Vierteltiere seine Meinung, aber ich finale erreicht (1990 in Italien). teile sie nicht. Die Geschichte Seitdem kamen nur die Teams des Fussballs wurde von vielen aus Senegal (Korea/Japan Ethnien zu gleichen Teilen ge- 2002) und Ghana (Südafrika schrieben. Und die dunkelhäuti- 2010) so weit. Å T H E F I FA W E E K LY

Als Roger Moore ab 1973 seine ersten paar James-Bond-Filme drehte, lebte er auch gleich so wie im Dienste Ihrer Majestät. Fünf Fussballfelder Umschwung umgaben seine Villa, die, eine kurze Austin-Martin-Fahrt vom Zentrum Londons entfernt, im Grünen lag. Die fünf Fussballfelder sind im übertragenen Sinne zu verstehen. Denn der Fussball in seiner Profanität hat mit dem Golfsport oder dem Tennis auf Rasen nur gerade letzteren gemein und musste mithin der gutbürgerlichen Revolution harren, um nicht mehr bloss die Herzen der Junggesellen zu erobern. Bonds Herz blieb verschont. Auch Roger Moore, dessen englische Villa vor kurzem für 4,5 Millionen Pfund – der Gegenwert eines mittelmässigen Premier-League-Professionals – verkauft worden ist, wird mit dem Fussball kaum in Verbindung gebracht. Wenngleich er einmal versicherte, ein Anhänger des Reading FC zu sein. Als Moore längst kein aktiver Bond mehr war, im Jahr 2002, unternahm er eine Reise zu einem Fussballspiel – zum Finale der WM 2002 in Yokohama, wo er auf der Ehrentribüne seinen Platz hatte. Er sah, wie der deutsche Torhüter Oli Kahn vor den Brasilianern patzte und kein Weltmeister wurde. Kahn fletschte die Zähne. Moore mochte das an den “Beisser” erinnert haben, den Hünen mit dem eisernen Gebiss; er hatte ihm in “Der Spion, der mich liebte” mit einer Nachttischlampe einen Stromstoss versetzt. Elektrisiert dürfte Moore von Kahns Darbietung nicht gewesen sein. Viel eher mochte er an seine fünf imaginären Fussballplätze in London gedacht haben, die er, nun wohnhaft in der Schweiz und in Monaco, längst nicht mehr selbst nutzte. Moore stand von seinem Ehrenplatz auf. Er applaudierte den Spielern. Zurück blieb der Umschlag, in dem seine Einladungskarte gesteckt hatte. Ein Umschlag, der bei Bond noch selbsttätig in Flammen aufgegangen wäre – und jetzt im Home of FIFA in Zürich archiviert ist. Å

Gian Paul Lozza

Eine spannende Frage. Ich bin aber nicht der Meinung, dass die brasilianischen Fussballer den Europäern physisch unterlegen sind. Mit Sicherheit war das früher der Fall. Damals hob sich Brasilien mit ­seiner filigranen Technik und seinem leichtfüssigen Spiel von Europa ab,

Perikles Monioudis


TURNING POINT

“Mein Abend in Florenz” 1990 besuchte Alexi Lalas als Rucksack-Tourist die WM in Italien. Vier Jahre später lief er selbst für die USA ein. Der 43-jährige Kultfussballer über ein Erlebnis, das seine Karriere lancierte.

“I

Name:

m Sommer 1990 besuchte ich mit einigen Freunden die Fussball-WM in Italien. Ich war damals noch Student und hatte eigentlich keine allzu grossen Ambitionen, was den Fussball anging. Und mit Sicherheit hatte ich es nicht auf dem Plan, dass ich bei der nächsten Weltmeisterschaft vier Jahre später selbst für die USA auf dem Platz stehen würde.

Alexi Lalas Geburtsdatum: 1. Juni 1970 Geburtsort: Birmingham, Michigan (USA) Körpergrösse: 1,91 m Einsätze im Nationalteam: 96 Position: Verteidiger Ende der Karriere:

Ich bin in Detroit im Bundesstaat Michigan aufgewachsen, zu einer Zeit, als Fussball noch nicht besonders beliebt war. Alles drehte sich um Eishockey in Michigan und ich selbst spielte in meiner Jugend viel mehr Eishockey als Fussball. Auch die Musik interessierte mich. Ich spielte in meiner Band (Lalas schreibt noch heute Songs und gibt gelegentlich Konzerte, Red.). Aber irgendwie hat mich der Fussball immer besonders angezogen, selbst wenn er nicht der beliebteste Sport in den USA war.

Privat

Im Jahr 1986 dann, ich war 16 Jahre alt, verfolgte ich die WM in Mexiko im Fernsehen. Die Atmosphäre, der Fussball, Diego Maradona auf dem Höhepunkt seines Könnens – es war einfach fantastisch. Rückblickend haben mich diese vier Wochen vor dem Fernseher geprägt – ohne ein einziges Bild des nicht qualifizierten US-Teams wohl­gemerkt. Fussball bestimmte von nun an mein Leben. So kam es, dass ich vier Jahre später mit einigen Freunden die WM in Italien besuchte. Wir waren ein Haufen verrückter 20-Jähriger und unser Interesse galt nicht nur dem Fussball. Wir wollten Europa kennenlernen und eine grosse Party aus der Reise machen. Dass wir dann am 19. Juni 1990 in Florenz auf der Tribüne sassen, war sozusagen ein Bonus unserer Reise. Die USA spielten gegen Österreich, und wir mussten mit ansehen, wie

2003 bei L.A. Galaxy

das Team 1:2 verlor und sich aus dem Turnier verabschiedete. Trotzdem war es ein unvergessliches Erlebnis. Wir hatten unsere Gesichter mit den amerikanischen Farben bemalt und feierten mit den österreichischen Fans auf den Rängen. Eine grandiose Stimmung. Ich blickte auf das Feld hinunter und dachte: ‘So etwas möchte ich irgendwann wieder erleben.’ Ich habe es wieder erlebt. Am 18. Juni 1994, also fast auf den Tag genau vier Jahre nach diesem genialen Abend in Florenz, lief ich mit meinen zehn Kollegen des US-Teams vor 80 000 Fans im ausverkauften Silverdome auf den Rasen. Das WM-Eröffnungsspiel in Detroit gegen die Schweiz stand an und es läuft mir heute noch kalt den Rücken runter, wenn T H E F I FA W E E K LY

ich von diesem 1:1-Spiel erzähle. Das Stadion kochte. Die Welt schaute zu. Die USA entdeckten den Soccer. Und das Ganze spielte sich erst noch zehn Autominuten von meinem Zuhause entfernt ab. Der Kreis hatte sich geschlossen: Zuerst bin ich zur WM gefahren, dann kam die WM zu mir.” Å

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. 37


EVERY GASP EVERY SCREAM EVERY ROAR EVERY DIVE EVERY BALL E V E RY PAS S EVERY CHANCE EVERY STRIKE E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L SHALL BE SEEN SHALL BE HEARD S H A L L B E FE LT

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FIFA - R ÄT SEL - CUP

Impressum The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

Wir starten mit zwei Fragen zum Aufwärmen. Los geht’s!

Internet: www.FIFA.com/TheWeekly Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich, Tel. : +41-(0)43-222 7777 Fax : +41-(0)43-222 7878

1

Einer dieser Herren verlor kürzlich seinen Job. Dabei hat er schon mal die Auswahl des Vatikans trainiert. Wer? A

H

Präsident: Joseph S. Blatter B

F

Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio

2

Welche Mannschaft trägt vier Sterne für vier Titel auf dem Nationaltrikot?

Chefredakteur: Thomas Renggli

A

O

Art Director: Markus Nowak

E

I

Redaktion: Perikles Monioudis (Stv. Chefred.), Alan Schweingruber, Sarah Steiner Ständige Mitarbeiter: Jordí Punti, Barcelona; David Winner, London; Roland Zorn, Frankfurt/M.; Sven Goldmann, Berlin; Sérgio Xavier Filho, São Paulo; Luigi Garlando, Mailand

Die entscheidende Spielphase läuft. Jetzt ist Kaltblütigkeit gefordert.

3

Bildredaktion: Peggy Knotz

Gestatten, Troglodytes musculus alias …

Produktion: Hans-Peter Frei (Leitung), Richie Krönert, Philipp Mahrer, Marianne Crittin, Mirijam Ziegler, Peter Utz, Olivier Honauer

L

I

Korrektorat: Nena Morf B

Redaktionelle Mitarbeit in dieser Nummer: Delia Fischer, Brian Alexander Redaktionssekretariat: Loraine Mcdouall Übersetzung: Sportstranslations.com

4

N

Welche Fussball-WM fand eigentlich im Jahr XII statt? Das bekannte WM-Plakat zeigt diese Jahreszahl neben der “normalen” Jahreszahl … D 1934

K 1954

Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Druck: Zofinger Tagblatt AG Kontakt: feedback-TheWeekly@fifa.org Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus dem The FIFA Weekly – auch auszugsweise – ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (© The FIFA Weekly, 2013) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Das FIFA-Logo ist ein eingetragenes Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.

L 1974

I 1994

Inspiration und Umsetzung cus

Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 6. November 2013 an feedback-TheWeekly@fifa.org. Die richtigen Einsendungen aller Rätsel bis am 31. Dezember 2013 nehmen an der Verlosung von zwei Eintrittskarten für den FIFA Ballon d’Or 2013 am 13. Januar 2014 teil. Vor der Einsendung ihrer Antworten müssen die Teilnehmer die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter de.fifa.com/ aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf zum Abruf bereit stehen. Å Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet FAIR. T H E F I FA W E E K LY

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FR AGEN SIE DIE FIFA!

UMFR AGE DER WOCHE

Kommt Manchester United wieder auf die Beine?

Acht Punkte Rückstand auf Leader Arsenal nach neun Premier-League-Runden. Der englische Titelverteidiger ist ins Straucheln geraten wie hier Javier Hernandez (l.) im Champions-League-Duell mit Inigo Martinez von Real Sociedad. Antworten Sie unter: feedback-TheWeekly@fifa.org

ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE:

35+25+2010 37 24

Antwort von Matthias Kunz, FIFA-Historiker: Ja. Florin Răducioiu. Der Rumäne spielte in Italien für Verona, Bari, Brescia und Milan, in Deutschland beim VfB Stuttgart, in England bei West Ham United, in Spanien für Espanyol Barcelona und in der französischen Meisterschaft für die AS Monaco. In allen Ligen erzielte er mindestens einen Treffer. Vier Spieler standen in Italien, Spanien, England und Deutschland unter Vertrag: Abel Xavier, Gheorghe Popescu, Pierre Womé und Jon Dahl Tomasson.

Wer nimmt im Juli 2014 den WM-Pokal mit nach Hause?

10%

10%

35%

20%

DER TR AINER-VERSCHWENDER

WM-Qualifikation DIE LETZTEN TICKETS FÜR BRASILIEN

≠ BRASILIEN ≠ SPANIEN ≠ DEUTSCHLAND ≠ ITALIEN ≠ ANDERE

25%

D I E PE N A LT Y- S PE Z I A L I S T E N

Trainerentlassungen hat Christian

LIGA-TALK: Das Neuste aus Deutschland, England, Italien, Spanien FC BARCELONA: Die Geschichte einer Legende Im Interview: RUMÄNIEN-COACH PIŢURCĂ SOUND OF FOOTBALL: World in Motion HOTSPOT: Rassismus in Deutschland

Erhältlich ab dem 8. November.

DIE WM-PIONIERE Teams nahmen an der ersten WM 1930 in Uruguay teil. Es war das

Constantin, der

einzige WM-Turnier ohne Qualifi-

Präsident des

kation. Die Ausscheidung fand

Schweizer Klubs

quasi nach dem natürlichen

Sion, schon zu

Verfahren statt. Denn

verantworten (bis

aus Europa nahmen nur

Redaktionsschluss).

vier Nationen (Belgien,

Das Personal-

Frankreich, Jugoslawi-

Reservoir ist

en, Rumänien) die

allerdings be-

Strapazen der

schränkt: Der

dreiwöchigen

aktuelle Übungs-

-mal musste die sambische

Erster Weltmeister

Roussey) darf sich

Nationalmannschaft schon zu

wurde Uruguay,

das dritte Mal

einem Penaltyschiessen antreten

als Torschützen-

– so oft wie kein anderes Team.

könig konnte sich

Elfmal gewannen die Zentralafrika-

der Argentinier

ner die Kurzentscheidung. (Bild:

Guillermo Stábile

Emmanuel Mayuka)

(Bild) feiern lassen. T H E F I FA W E E K LY

13

Schiffsreise auf sich.

leiter (Laurent

versuchen.

40

KOMMENDE WOCHE

Getty Images, afp

Frage von Hilde Scheppers aus Utrecht: Gibt es einen Spieler, der schon in allen europäischen Topligen gespielt hat?


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