The FIFA Weekly Ausgabe #6

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NR. 6, 29. NOVEMBER 2013

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

WM 2014: Wer trifft auf wen?

LOS DAS GROSSE

JIRI DVORAK: KAMPF GEGEN DOPING

GÜNTER NETZER: REAL MADRID SAGENHAFT

ZYPERN: DER FUSSBALL VEREINT W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY


I N H A LT

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K ugeln, Bälle und die Sterne der Stars 219 Tage vor dem WM-Finale werden in Brasilien die Weichen gestellt. Dabei geht es weniger um technische Kabinettstückchen und harte Torschüsse als um Glück und Pech. Und trotzdem ist vor der Auslosung der WM-Gruppen vieles vorhersehbar: The FIFA Weekly hat mit einem Mathematikprofessor und einem Fussball­ trainer über Zahlenspiele und Vorbereitungsszenarien gesprochen. Und wir wagen mit Madame Etoile einen Blick in die Sterne und verraten exklusiv, wer im nächsten Sommer jubeln wird.

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Nigerian Premier League Das grosse Dilemma in Nigeria: Die besten Spieler übergehen die heimische Liga und suchen im Norden Ruhm und Reichtum. Zurück bleiben viele Mannschaften, die im kontinentalen Vergleich nicht mithalten können.

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Bundesliga Was vom Gipfeltreffen Dortmund – Bayern in Erinnerung bleibt: Wie Pep Guardiola die Bayern zum Sieg coachte und vielleicht schon die Meisterschaft entschied.

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Dopingkultur Kampf gegen Doping im Fussball mit 250 000 Kontrollen in den vergangenen acht Jahren: Professor Jiri Dvorak, medizinischer Leiter der FIFA, sagt, in welche Richtung die neuste Entwicklung gehen soll.

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WM-Countdown 28 Wochen vor Brasilien 2014: Ein Blick zurück auf die Geschichte des Bundesstaates Bahia, wo am 6. Dezember die spektakuläre Gruppenauslosung über die Bühne geht.

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Gesamtzyprische Fussballliga? Der Fussball hat etwas geschafft, was den Vereinten Nationen nicht gelungen ist: Dank des FIFA-Abkommens zwischen dem türkisch-zyprischen und dem zyprischen Verband gibt es Hoffnung auf eine Wiedervereinigung.

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Südamerika 10 Mitglieder 5,5 WM-Plätze www.conmebol.com

Roberto Linares Mit Kuba auf Ranking-Platz 47

“Der Fussball braucht Kunstrasen.” FIFA-Präsident Blatter ist ein Mann der Schweizer Berge. Sein Feld der Träume war ein Stück Wiese in Visp. Heute bekennt er sich klar zum Plastik-Gras. Kuba im Vormarsch Überraschungen im neuen FIFA-Ranking: Portugal klettert auf Rang 5, Belgien rutscht sechs Plätze ab. Den grössten Sprung machte Kuba, das 27 Nationalteams überholte.

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“ Eine sagenhafte Aura” Ist Real Madrid immer noch der attraktivste Klub der Welt? Günter Netzer gibt einem Leser aus Barcelona Antwort.

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“ Ich ass sehr gerne Pommes frites.” Turningpoint von Jean-Marie Pfaff: Der Belgier wurde nur Torhüter, weil er dick war und ihn die älteren Kinder zwischen die Pfosten beorderten.

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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder 3,5 WM-Plätze www.concacaf.com

Dante Wurzeln in Bahia

Qualifiziert

Qualifiziert

USA

Brasilien (Gastgeber)

Costa Rica

Argentinien

Honduras

Ecuador

Mexiko

Chile Kolumbien Uruguay

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D I E WO C H E I N D E R W E LT D E S F U S S B A L L S

Europa 53 Mitglieder 13 WM-Plätze www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder 5 WM-Plätze www.cafonline.com

Jean-Marie Pfaff Schlüsselmoment als Fünfjähriger

Asien 46 Mitglieder 4,5 WM-Plätze www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder 0,5 WM-Plätze www.oceaniafootball.com

Mario Götze Zu Recht 37 Millionen Euro wert

NR. 6, 29. NOVEMBER 2013

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

WM 2014: Wer trifft auf wen?

LOS DAS GROSSE

JIRI DVORAK: KAMPF GEGEN DOPING

GÜNTER NETZER: REAL MADRID SAGENHAFT

ZYPERN: DER FUSSBALL VEREINT W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY

Das grosse Los Unser Titelbild zeigt Sophia Loren 1989 an der Gruppenauslosung in Rom: Die Stilikone fühlte sich als Glücksfee für “Italia 90” sichtlich wohl und bescherte ihrem Land eine gute Ausgangslage.

Marinos Satsias Hoffnungen auf Zypern

Emmanuel Emenike Lieber Fenerbahçe als nigerianische Liga Steevy Chong Hue Thaiti in unseren “Top 11”

Qualifiziert

Qualifiziert

Qualifiziert

Italien

Algerien

Australien

Niederlande

Elfenbeinküste

Japan

England

Nigeria

Iran

Russland

Kamerun

Korea

Belgien

Ghana

keine Teams qualifizier t

Schweiz Bosnien-Herzegowina Deutschland AFP, Imago, Getty Images

Spanien Por tugal Frankreich Griechenland Kroatien

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UNCOVERED

Glücksfeen und warme Kugeln

Grossvater und Enkel: Jules und Yves Rimet rühren vor der WM 1938 die Lostrommel.

Thomas Renggli

AFP

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scar-Gewinnerin, Stilikone, Schönheitskönigin: Sophia Loren beflügelte die Fantasien wie kaum eine andere Schauspielerin im 20. Jahrhundert. Was den Sport betrifft, machte sie aus ihren Präferenzen nie einen Hehl: “Ich liebe Fussball, und ich liebe die SSC Napoli.” Am 9. Dezember 1989 in Rom lag das Schicksal Italiens in ihren Händen. “La Figura”, wie sie in ihrer Heimat bewundernd genannt wird, fungierte anlässlich der Gruppenauslosung der WM-Endrunde 1990 als Glücksgöttin. Die Diva bewies Fingerspitzengefühl und bescherte dem Heimteam mit Österreich, den USA und der Tschechoslowakei eine gute Ausgangslage. So gut, dass die Konkurrenz Betrug witterte und der Loren unterstellte, sie habe bei der Ziehung magnetische Fingerringe getragen. Lesen Sie die amüsante Geschichte der rollenden WM-Kugeln im History-Teil dieser Ausgabe.

Verschwörungstheorien gehören zur Auslosung wie der Catenaccio und Giuseppe Meazza zur italienischen Fussballgeschichte. Einer der häufigsten Verdachtsmomente: Durch unterschiedlich temperierte Kugeln kann das Glück ertastet werden. Vor der WM 1938 in Frankreich waren solche Einwände noch nicht zu vernehmen. Zum ersten Mal inszenierte die FIFA die Auslosung im grösseren Rahmen und delegierte die Verantwortung an einen kleinen Jungen – an Yves Rimet, den Enkel des FIFA-Präsidenten Jules Rimet. Auf dem Konferenztisch stehend und mit ausgestrecktem Arm in den Lostopf greifend machte sich Yves vor allem bei den Schweden sehr beliebt – er bescherte den Skandinaviern in den Achtelfinals ein Freilos. Auf den Turnierverlauf hatte dies allerdings beschränkten Einfluss. Schweden scheiterte im Halbfinale an Ungarn. Der Titel ging zum zweiten Mal an die italienische Mannschaft. T H E F I FA W E E K LY

76 Jahre später gehört die Squadra Azzurra erneut zu den Favoriten. Ihr Schicksal lastet aber nicht mehr auf den schmalen Schultern eines sechsjährigen Jungen. Im Baderesort Costa do Sauípe fischen am 6. Dezember acht Vertreter der Weltmeister-Nationen nach den Kugeln: Cafu (Brasilien), Fabio Cannavaro (Italien), Lothar Matthäus (Deutschland), Mario Kempes (Argentinien), Fernando Hierro (Spanien), Geoff Hurst (England), Zinédine Zidane (Frankreich) und Alcides Ghiggia (Uruguay). Letzterer wird in Brasilien allerdings eher als ein schlechtes Omen denn als Glücksgott wahrgenommen. Er erzielte an der WM 1950 im entscheidenden Spiel gegen Brasilien für Uruguay das 2:1 – und traf im Maracanã-Stadion ganz Brasilien ins Herz. Å

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DIE AUSLOSUNG

Zufall und Glück Wenn in Brasilien die WM-Gruppen ausgelost werden, spielen viele Faktoren eine Rolle. Eine Umschau vom Merkur bis nach Bahia in drei Dimensionen.

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icht an in Costa do Sauípe! Im malerischen Beachresort an der brasilianischen Atlantikküste geht der Countdown zur WM-Endrunde 2014 am kommenden Freitag um 13 Uhr Lokalzeit in seine entscheidende Phase. 219 Tage vor dem WM-Finale werden vor 1300 geladenen Gästen und 1800 Medienvertretern bei der Auslosung der Vorrunden-Gruppen die Weichen gestellt. Acht Exponenten der bisherigen Weltmeister werden die Namen der 32 Teilnehmer aus den Töpfen fischen und die ersten (vermeintlichen) Sieger und Verlierer der 20. Weltmeisterschaft hervorbringen. Vergleichsweise gelassen blicken die acht gesetzten Nationen der Auslosungsshow in der 9000 Quadratmeter grossen Auslosungshalle entgegen – Titelverteidiger Spanien, Gastgeber Brasilien, Deutschland, Argentinien, Kolumbien, Uruguay sowie die europäischen Überraschungsteams aus Belgien und der Schweiz. Besonders die Belgier und die Schweizer profitieren von einer günstigen Konstellation. Wäre

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nämlich die aktuelle FIFA-Weltrangliste (und nicht jenige von Mitte Oktober) als Referenz für die Setzliste beigezogen worden, hätte es ihnen nicht in den erlauchten Kreis gereicht. Stattdessen wären Italien und Portugal gesetzt. Glück und Pech spielen beim “Final Draw” die Hauptrolle. Doch da sind auch andere Komponenten, die einen Einfluss auf das Geschehen an den Lostöpfen haben können. The FIFA Weekly beleuchtet die Auslosung von drei unterschiedlichen Standpunkten aus – aus astrologischer Sicht durch die renommierte Sterndeuterin Monica Kissling alias Madame Etoile, von mathematischer Warte aus durch den deutschen Professor Andreas Heuer sowie aus fussballtechnischer Perspektive durch den FIFA-Instruktor Fritz Schmid. Das Reglement (bzw. die Topfeinteilung) der Auslosung setzt den Zufälligkeiten Grenzen. Dies hat direkte Auswirkungen auf den sportlichen Verlauf des Turniers im kommenden Sommer: “Dadurch reduziert sich die Chance erheblich, dass ein Aussenseiter Weltmeister T H E F I FA W E E K LY

wird”, sagt Mathematikprofessor Heuer. Fussballtrainer Schmid erklärt, wie die teilnehmenden Verbände schon vor der Auslosung einen immensen Aufwand betreiben, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Möglicherweise liefern ihnen die Voraussagen der Astrologin Kissling neue Erkenntnisse. Vor allem zwei Parteien dürften sich laut Kissling über die Sternenkonstellation freuen: Die Schweiz, die am 6. Dezember mit Losglück rechnen darf, und das Team Brasiliens, dessen Star Neymar im kommenden Sommer von den Sternen begünstigt ist und eine “wohl sehr erfolgreiche WM spielen wird”.

Ilustración Wesley Merritt


DIE AUSLOSUNG

“Die Auslosung verspricht äusserst ­attraktive Gruppen!” Monica Kissling

DIE ASTROLOGIN

Stars und ihre Sterne Monica Kissling

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er Zeitpunkt der Auslosung verspricht – wie könnte es anders sein – Hochspannung. Uranus, der Planet der Überraschungen, steht im Widder am Aszendenten, während sich Pluto, der Planet von Macht und Einfluss, am höchsten Punkt, der Himmelsmitte, befindet. Das Momenthoroskop beschreibt einen sehr kraftvollen Augenblick, der die Bedeutung und den Show-Charakter des Auslosungsspektakels spiegelt. Die Betonung der Feuerzeichen Schütze und Widder zeigt, dass das Feuer der Begeisterung schnell überspringt: Die Auslosung verspricht äusserst attraktive Gruppen! Allerdings: Der für Klarheit zuständige Merkur steht im Spannungsfeld von Neptun, dem Planeten der Täuschung. Das könnte bedeuten, dass man sich in der Einschätzung der Kräfteverhältnisse täuscht, dass also die realen Stärken der Mannschaften im Sommer 2014 grundlegend anders sind, als wir sie jetzt beurteilen. Es könnten zum Beispiel einer oder mehrere wichtige Spieler ausfallen, womit eine Mannschaft, die zurzeit als sehr starker Gegner gilt, bei der WM viel weniger erfolgreich ist – oder umgekehrt. Fazit: Es kommt anders, als wir jetzt denken! Die kritische Neptun-Konstellation schwächt

gewissermassen die Aussagekraft des aktuellen Ergebnisses. Der Schweiz (Basis Landeshoroskop) versprechen die Sterne am 6. Dezember übrigens Losglück, wie schon bei der Qualifikation. Das Star-Horoskop Lionel Messi, geboren im Sternzeichen Krebs, ist ein sensibler, eher zurückhaltender Mensch mit sozialer Ader. Sein sportlicher Ehrgeiz und seine Entschlossenheit sind jedoch enorm; seine physischen Energien scheinen grenzenlos. Seine künstlerische Veranlagung lebt er offensichtlich als “Ballkünstler” aus. Seine Sterne im Sommer 2014: Sie zeigen einen widersprüchlichen Mix – grosse sportliche Erfolge einerseits, aber auch ein erhöhtes Verletzungs- bzw. Ausfallrisiko. Ein diesbezüglich wichtiger Moment und Wendepunkt ist Anfang Juli: Es wäre zum Beispiel denkbar, dass Messi zu Beginn der WM ausfällt, während des Turniers aber wieder in die Mannschaft zurückkehrt und schliesslich grosse Erfolge feiern kann. Cristiano Ronaldo, geboren bei Vollmond im Sternzeichen Wassermann, ist eine emotionale, gleichzeitig sehr empfindliche und impulsive Persönlichkeit. Er verfügt über einen sehr starken Wettbewerbsgeist, ist ein hartT H E F I FA W E E K LY

näckiger Kämpfer mit extrem hohen Ansprüchen, der Niederlagen nicht gut wegsteckt. Seine Sterne im Sommer 2014: Sie signalisieren Widerstände und möglicherweise unerfreuliche Wendungen. Einiges deutet darauf hin, dass es für ihn nicht so läuft, wie er es sich erhofft. Neymar, geboren im Sternzeichen Wassermann, ist eine einnehmende Persönlichkeit mit unterkühltem Charme, ein strategisch sehr geschickter Spieler mit enormer Ausdauer. Er ist extrem hart im Nehmen, Rückschläge spornen seinen Ehrgeiz gar zusätzlich an. Seine Sterne im Sommer 2014: Das Glück fällt ihm nicht einfach zu; er muss Widerstände überwinden, was ihm jedoch gelingen dürfte. Sein Horoskop zeigt starke und nachhaltige Erfolgskonstellationen. Er wird wohl eine sehr erfolgreiche WM spielen.

Monica Kissling alias Madame Etoile ist Astrologin und führ t in Zürich (Schweiz) eine Beratungspraxis. 7


DIE AUSLOSUNG

“Wenn man nicht will, dass am Ende ein zufälliger Weltmeister steht, muss man die Auslosung steuern.” Andreas Heuer

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DIE AUSLOSUNG

DER RECHENKÜNSTLER

Mathematik des Zufalls Perikles Monioudis

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rof. Dr. Andreas Heuer ist ein Fussballliebhaber. Mehr noch, er verbindet seine Leidenschaft für den Fussball mit seinem konkreten Forschungsinteresse. “Wir sind aus statistischer Sicht daran interessiert, wie man die Leistungsstärke von Mannschaften optimal identifizieren und festlegen kann”, so Heuer. “Die Kernfrage lautet: Was sind die Grössen, mit denen man Leistungsstärke bestimmt?” Das fragt sich die halbe Welt. Denn wenn man das könnte, wären Wetten auf Spiele und Mannschaften stets von Erfolg gekrönt. Professor Heuer und sein Team sind gleichwohl zu Ergebnissen gekommen, die sich sehen lassen können. Vor der vergangenen WM in Südafrika berechneten sie eine 43-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass entweder Brasilien (22 %) oder Spanien (21 %) den Titel aller Titel erringen würde. Diese Zahlen berücksichtigen die Tatsache, dass für Turniere ganz andere Berechnungen nötig werden als für Ligen. Denn in Turnieren fallen situative Faktoren viel stärker ins Gewicht. Die Witterung, Verletzungen und Spielsperren von Spielern oder deren Ausschluss während des Spiels können eine Partie entscheiden, nicht unbedingt aber den Erfolg des Teams in einer ganzen Saison.

In der Liga muss ein Team (weit) über 30 Partien austragen – an der WM nur drei Gruppenspiele.“ In den drei Spielen kann man auch einmal untergehen“, sagt Heuer. In einer Liga hingegen ist ein schlechter Auftritt weniger folgenschwer. Eine grosse Zahl von Spielen lässt eine kleinere Fehlerbreite in der Bestimmung der Leistungsstärke zu. “Die Persistenz von Leistung”, nennt das Heuer. So berechneten der Professor und sein Team im Fall, dass die WM 2010 als Liga mit Hin- und Rückrunde ausgespielt worden wäre, gar eine 85-prozentige Wahrscheinlichkeit für einen Titelgewinn Brasiliens oder Spaniens. Dennoch: Vor einer WM weiss man nicht, wie stark die Teams wirklich sind. Man möchte aber, dass die besten Mannschaften auch wirklich mit den besten Chancen auf den Titel ins Turnier steigen. “Wenn man nicht will, dass am Ende ein zufälliger Weltmeister steht, dann muss man die Auslosung steuern”, so Heuer. Die Topfeinteilung ist dabei ein wichtiges Element. Sie folgt den Platzierungen der Teams in der FIFA-Weltrangliste. Ohne Töpfe könnte schon in der Gruppenphase grundsätzlich jeder auf jeden treffen, was die 43 Prozent von Brasilien und Spanien stark hätte schrumpfen lassen. Denn die beiden Favoriten hätten dann schon im Viertelfinale aufeinandertreffen können, und eines der beiden T H E F I FA W E E K LY

Teams wäre ausgeschieden. Diese Tatsache hätte die Chancen auf einen Titelgewinn im vornherein reduziert. In einer Liga ist eine Steuerung nicht nötig, da es Sinn der Sache ist, dass jeder gegen jeden spielt. Aber auch für eine WM kann man sich fragen, inwieweit eine eigentliche Setzliste fair ist – für die schwächeren Teams. “Wenn man bei der Auslosung keine Regeln hätte, wären die Chancen, dass ein Aussenseiter Weltmeister wird, grösser”, sagt Heuer. “Aber das ist letztlich eine sportpolitische und keine statistische Fragestellung.” Tatsächlich werde es für schwächere Teams immer schwerer, an leistungsstarke Mannschaften heranzukommen. „Die Unterschiede werden immer grösser und können sich zementieren. Es macht den Fussball nicht etwa spannender, wenn man schon weiss, wer gewinnt“, so Heuer. Und das seien die Schattenseiten der Steuerung einer Auslosung.

Prof. Dr. Andreas Heuer lehrt und forscht am Institut für Physikalische Chemie der Westfälischen Wilhelms-­U niversität Münster. Zu seinen zahlreichen Publi­ kationen zählt: Der perfekte Tipp, Statistik des Fussballspiels. 321 Seiten. Weinheim 2012. 9


DIE AUSLOSUNG

“Beim DFB durchleuchten bis zu 50 Studenten jede Ballberührung eines potenziellen Gegnerteams.” Fritz Schmid

Autor

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DIE AUSLOSUNG

DER TRAINER

Digi-Taka Fritz Schmid

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ie Teilnahme an einer WM macht eine generalstabsmässige Planung unabdingbar. Lange vor der Auslosung haben alle Verbände schon einen beträchtlichen Aufwand an Vorbereitungsaufgaben bewältigt – auch jene, welche die Endrunde verpassten. Wer erst dann mit der Sondierung beginnt, wenn die Qualifikation gesichert ist, gerät in Zeitnot – zudem hat er kaum mehr eine Wahl, was die Wahl eines geeigneten Quartiers betrifft. Viele Anfragen und Reservierungen sind schon seit Wochen bei den Teamhotels platziert. Die meisten Mannschaften dürften ihr Basislager aus logistischen und klimatischen Gründen in der Region von São Paolo, Brasilia und Rio beziehen. Vor diesem Hintergrund geht es bei der Gruppenauslosung zuunächst um organisatorische Aspekte: Jeder hofft auf ein Gruppenlos, das keine stundenlangen Flüge zu den Spiel­orten mit sich bringt. Die Transfers vom Teamhotel zu den einzelnen Gruppenspielen sollen so unkompliziert wie möglich ablaufen. Nach Manaus möchte dagegen kaum jemand – Manaus, das heisst nicht nur lange Flugzeiten, in Manaus wartet auch ein unangenehmes feuchtwarmes Regenwaldklima. An dieser Stelle kommen auch die Trainingswissenschaftler und Leistungsdiagnostiker ins

Spiel. War vor der WM 2010 in Südafrika die Höhenlage das grosse Thema, werden sich die Trainingsexperten diesmal über die regionalen Abweichungen hinsichtlich Hitze und Luftfeuchtigkeit den Kopf zerbrechen. Da der internationale Kalender lange Akklimatisationszeiten ausschliesst, ist davon auszugehen, dass die meisten Mannschaften kurzfristig anreisen werden. In sportlicher Hinsicht werden bei der Auslosung besonders für Teams aus dem Mittelfeld der Leistungsskala wichtige Weichen gestellt. Von den Mannschaften aus Topf 1 dürften sich Belgien, Kolumbien und die Schweiz als Gegner grösserer Beliebtheit erfreuen als etwa Brasilien, Argentinien oder Spanien – dabei werden viele vergessen haben, dass 2010 in Südafrika ausgerechnet der spätere Weltmeister Spanien zum Turnierauftakt über die Schweiz stolperte. Sind die Gruppen einmal ausgelost, werden die Verbände ihren WM-Countdown konkretisieren. Wer einen afrikanischen Gruppengegner zugelost bekommt, sucht fürs nächste Halbjahr einen Testspielgegner vom Schwarzen Kontinent. Wer auf Japan trifft, bemüht sich etwa um Südkorea, und wer es mit der Schweiz zu tun bekommt, probt allenfalls gegen Österreich. Informationslücken über mögliche Rivalen gibt es im internationalen Fussball ohnehin keine mehr. Dank der digitalen Flut auf den interT H E F I FA W E E K LY

nationalen Statistik-Datenbanken lässt sich heute praktisch jedes Spiel jeder Mannschaft abrufen. Den Massstab im Scouting setzt der Deutsche Fussball-Bund, der eng mit der Sport­ hochschule Köln zusammenarbeitet. Dort durchleuchten bis zu 50 Studenten jede Ball­ berührung eines potenziellen Gegnerteams. Auch kann jeder Verband auf ein flächendeckendes Informanten-Netz von Trainern aus allen Konföderationen zurückgreifen. Letztlich ist aber selbst die minutiöseste Vorbereitung nichts wert, wenn es sportlich und gruppendynamisch in der Mannschaft nicht stimmt. Man erinnere sich nur an Frankreichs Auftritte 2002 in Südkorea und Japan. Da soll der französischen Reisegruppe eine Air-France-Maschine zur Verfügung gestanden haben, in der jeder Spieler seine eigene Schlafkabine vorfand. Dennoch schieden Les Bleus nach der Vorrunde aus – ohne einen einzigen Treffer erzielt zu haben. Sie müssen zu lange im Tiefschlaf gewesen sein ... Å

Fritz Schmid ist FIFA-Instruktor und Inhaber der UEFA-Pro-Lizenz. Zuletzt arbeitete er als Assistenztrainer des österreichischen Nationalteams. 11


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BLICK IN DIE LIGEN

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N Mexikanische Liga

D e r K a i s e r vo n M ic h o a c á n JordÍ Punti ist Romanautor und Verfasser zahlreicher Fussball-­ Features in den spanischen Medien.

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Der provisorische Zustand der Mexikaner spiegelt sich insbesondere in der Trainerfrage: In den letzten fünf Partien standen nicht weniger als vier verschiedene Trainer an der Seitenlinie, und der Posten ist nach wie vor vakant. In der entscheidenden Playoff-Runde gegen Neuseeland stellte sich Miguel Herrera, aktueller Übungsleiter von Club América aus Mexiko-Stadt, als Interims-Coach zur Verfügung. Abgesehen vom sportlichen Debakel aber liess das mögliche Ausscheiden der “Tricolor” auch in der Wirtschaftswelt die Alarmglocken schrillen, denn die Weltmeisterschaft wird in Mexiko auf direkte Weise grosse Einkünfte in den Bereichen Werbung, Sponsoring, TV-Rechte, Reisen usw. generieren. Nach Angaben von CNN ist Mexiko hinter Deutschland, England und Spanien das Land mit den viertgrössten Zuschauerzahlen in den Stadien. Dieser Statistik muss hinzugefügt werden, dass zudem sechs von zehn Mexikanern die Spiele vor den Fernsehgeräten verfolgen. Der Schriftsteller Juan Villoro betonte kürzlich in einem Artikel, dass sich der

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mexikanische Fussball vor allem durch seine “Instabilität” charakterisiere. Eine Situation, die sich durch die “Spekulation bei den Verpflichtungen” und, wie wir meinen, durch einen leichtfertigen Hang zur Dramatik weiter verfestigt. In dieser Hinsicht wird der Auswahltrainer, der die Mannschaft für die WM übernimmt, vor allem eine Lösung für das wichtigste Problem der “Azteken” finden müssen: Die grossartigen Fussballer, die in Europa spielen, wie zum Beispiel “Chicharito” Hernández, Giovani Dos Santos oder Carlos Vela, in die Mannschaft zu integrieren. Am ehesten repräsentiert Kapitän Rafael Márquez die Lösung für diese Insta­bilität. Ein Spieler, der nach über einem Jahr ohne Nominierung im September in die Nationalelf zurückkehrte. Mit seinen 34 Jahren hat Márquez nun gute Chancen, zum vierten Mal in seiner Karriere an einer WM teilzunehmen. Der als Kaiser von Michoacán bekannte Akteur ist aufgrund seiner Sachlichkeit in der Defensive, mit seinem Können bei der Spieleröffnung und seiner Kopfballstärke eine symbolhafte Kraft in Mexiko.

AFP

Die mexikanische Nationalmannschaft qualifizierte sich vor einigen Tagen nach Siegen in der Playoff-Runde gegen Neuseeland für die WM-Endrunde in Brasilien. Die “Azteken” waren im Zustand allgemeiner Depression in die entscheidenden Partien gegangen. Nach einem unsteten Parcours in der Qualifikation mit nur einem Sieg in fünf Heimspielen hingen sie im luftleeren Raum, ergriffen aber den rettenden Ast, der sich ihnen auf unerwartete Weise bot. Denn trotz einer 1:2-Niederlage gegen Costa Rica eröffnete ihnen der 3:2-Sieg der USA in Panama – ein Akt reiner Grosszügigkeit ihres Erzrivalen – die Möglichkeit, über den Umweg Ozeanien nach Brasilien zu reisen.

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Retter in der Not: Rafael Marquez (links) spielt jetzt in der mexikanischen Liga für Leon und verlieh Mexikos Abwehr im interkontinentalen Playoff-Duell gegen Neuseeland Stabilität. T H E F I FA W E E K LY

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Er bringt für seine Mannschaft die Tradition und die Erfahrung eines hoch dekorierten Spielers ein. Seine Fussballerkarriere begann bei Atlas Guadalajara, wo er im Alter von 17 Jahren als Profi debütierte. Drei Jahre später wurde er an den französischen Klub AS Monaco verkauft. Seinen sportlichen Höhepunkt erlebte er beim FC Barcelona, bei dem er sieben Spielzeiten verbrachte und unter Frank Rijkaard zu den gesetzten Akteuren gehörte. Nach dem ersten Jahr unter Guardiola und der Ankunft von Gerard Piqué entschied er sich zu einem Wechsel zu den New York Red Bulls, wo er erneut an der Seite des Franzosen Thierry Henry spielte. Mexiko vertraut gerne auf seine treusten Spieler. Die Rückkehr von Márquez in die Nationalmannschaft fiel mit seiner Rückkehr in die mexikanische Liga zusammen, in der er seit Januar dieses Jahres für Club León aktiv ist. Das Team aus der Stadt León ist ein Traditionsklub der mexikanischen Meisterschaft, durchlebte aber eine lange Durststrecke von zehn Jahren in der zweiten Spielklasse. Das Projekt, dem sich Márquez anschloss, hat sich schnell konsolidiert. In diesen Tagen nimmt Club León an der abschliessenden Meisterschaftsrunde teil, nachdem das Team in der regulären Phase des Torneo Apertura den 3. Rang erreichte. Márquez steht in León nicht immer in der Startformation, doch sein Einfluss auf die Mannschaft geht weit über das Spiel hinaus und nähert sich dem Legendenstatus. Geradezu eine Generalprobe für seine Rolle bei der nächsten WM. Å

Premier League Nigeria

R i v a l it ät z w i s c h e n G o u ve r n e u r e n Mark Gleeson ist ein Südafri­ kanischer Journalist und Fuss­ ball-Kommentator und lebt in Kapstadt.

Verlässlichen Schätzungen zufolge sind es mindestens 200 nigerianische Fussballer, die ausserhalb ihres Heimatlands aktiv sind. Von Stars wie John Obi Mikel beim Chelsea FC und Victor Moses beim Liverpool FC bis hin zu Spielern in tieferen Ligen aus allen Ecken und Enden Europas, im Nahen Osten und Asien; weit entfernt vom 14

“Das Merkmal des mexikanischen Klubfussballs ist die Instabilität.” Glanz der englischen Premier League, der Bundesliga oder der französischen Ligue 1. Seit Akteure wie Stephen Keshi, Ricky Owubokiri und Rashidi Yekini in europäischen Klubkreisen für Furore sorgten, gibt es einen kontinuierlichen Strom von “Exporten” aus dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas. Stetige Erfolge Nigerias in den Junioren-Turnieren der FIFA haben dafür gesorgt, dass die Talentspäher schnell zur Stelle waren, um die besten Teenager ins Ausland zu holen. Viele nigerianische Stars haben die heimische Liga übersprungen und sich auf der Suche nach Ruhm und Reichtum gleich auf den Weg gen Norden gemacht. Das Abschöpfen der Sahne hat durchaus positive Auswirkungen auf die nigerianische Nationalmannschaft, die amtierender Afrikameister ist und aus einem Spielerpool aus der ganzen Welt aufbieten kann. Es gibt jedoch auch eine negative Seite, und diese betrifft die nigerianische Premier League, die sich mit den Besten der Übriggebliebenen begnügen muss. Aus diesem Grund hat in der fast 50-jährigen Geschichte der CAF-Champions-League auch nur ein einziger nigerianischer Klub die kontinentale Trophäe gewonnen. Gelungen ist dies dem Enyimba International FC, der den Titel gleich zweimal in Folge errang (2003, 2004). Der vorausgesagte Start in ein “Goldenes Zeitalter” des nigerianischen Klubfussballs war das jedoch nicht.

gespannt auf die Auslosung im nächsten Monat in Kairo, um Näheres über den möglichen Weg bis zur Gruppenphase zu erfahren. Vor allem aber wollen die nigerianischen Klubs erneut den Versuch unternehmen, an die Erfolge ihrer Nationalmannschaften anzuknüpfen. Die meisten der 20 NPL-Klubs repräsentieren die Bundesstaaten Nigerias und geniessen praktisch die Unterstützung der jeweiligen Regierungen. Enyimbas Erfolg gründet unter anderem auf Geldern, die von Orji Uzor Kalu, dem Gouverneur des Bundesstaates Abia, in den Klub gepumpt wurden. Dieser sicherte dem Klub grosszügige finanzielle Unterstützung und damit die Möglichkeit zu, die besten Spieler, die noch in Nigeria verblieben sind, an sich zu binden. Die Rivalität zwischen den Gouverneuren der Bundesstaaten, die Klubs besitzen, ist gross. Nigeria ist eine Bundesrepublik mit 36 Bundesstaaten, von denen viele das ehrgeizige Ziel verfolgen, einen Klub in der NPL zu haben. Aber wenn Nigeria weiterhin in so hoher Zahl Spieler ins Ausland abgibt, wird es immer ein schweres Unterfangen bleiben, auf Vereinsebene mit der Elite Afrikas mitzuhalten. Å

Deutsche Bundesliga

“ E i n c o o l e r Move ” Sven Goldmann ist Fussball­

Dieses Jahr schaffte es nicht ein nigerianischer Verein in die Gruppenphase des Wettbewerbs, also in die Runde der letzten Acht. Die Kano Pillars und Enyimba werden Nigeria in der nächsten Saison in der Champions League vertreten, nachdem sie im vergangenen Monat die ersten beiden Plätze in der NPL perfekt gemacht haben. Die Pillars verteidigten den Titel nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen und hatten am Ende nur einen Punkt Vorsprung auf Enyimba. Bei beiden Klubs wartet man nun bereits T H E F I FA W E E K LY

experte beim “Tagesspiegel” in Berlin.

Das Geld sass zunächst auf der Bank. Es sass da nicht besonders gern, denn das Geld will spielen, am liebsten jeden Tag und erst recht Partien, die das ganze Land bewegen, ja die ganze Welt. 207 Länder waren live auf Sendung beim Gipfeltreffen der Bundesliga zwischen Borussia Dortmund und Bayern München, aber die grössten Vermögenswerte blieben zunächst Passiva.


Bayern-Wechsel I: Für Mario Mandzukic kommt Mario Götze.

Es handelte sich dabei um: Thiago Alcantara, für 25 Millionen Euro vom FC Barcelona gekauft. Und, noch entscheidender: Mario Götze, den die Bayern im Sommer für 37 Millionen Euro dem frechen Herausforderer aus Dortmund abspenstig gemacht hatten. Beide waren sie längere Zeit verletzt, beide sind noch nicht fit genug für 90 Minuten, aber beide machten sie am Ende den Unterschied. In der letzten halben Stunde, als Pep Guardiola das Geld endlich von der Bank auf den Rasen transferierte.

Imago

3:0 siegten die Bayern in einem grossartigen Spiel zweier grossartiger Mannschaften. Aber in Erinnerung bleiben wird nicht der glanz­ volle Auftritt der Dortmunder, die weit unter Wert geschlagen wurden und die Bayern mit ihrer aggressiven Pressung lange Zeit mit aller Kraft und Leidenschaft über den Platz jagten. In Erinnerung wird bleiben, wie Pep Guardiola mit dem Geld von der Bank die Bayern zum Sieg coachte und vielleicht schon die Meisterschaft entschied. Nach einer knappen Stunde kam erst Mario Götze für Mario Mandzukic und ein paar

Bayern-Wechsel II: Für Jérôme Boateng kommt Thiago Alcantara.

Minuten später Thiago Alcantara für Jérôme Boateng. Zwei Hünen machten Platz für zwei Bürschlein. Und die bestätigten mit zwei Kunststücken die These, dass Geld eben doch Tore schiesst. Oder vorbereitet. Gerade zehn Minuten brauchte Götze für sein wegweisendes Tor zum 1:0. Für einen Kick mit Spitze und Aussenrist des rechten Fusses, vorbei an drei Dortmundern und dem Tor­ hüter Roman Weidenfeller. Da verstummten die Dortmunder Fans, sie hatten ihren alten Liebling wenig liebevoll mit Pfiffen und Tiraden begrüsst. Götze hob nur entschuldi­ gend die Arme und verweigerte aus Respekt vor den alten Freunden auf dem Platz und auf den Tribünen jeglichen Jubel. Dortmund setzte nach, Dortmund hatte Torchancen, aber Dortmund hatte keinen Thiago Alcantara. Kurz nach Götzes Führungs­ tor hebelte der Spanier mit einem Diagonal­ pass über den halben Platz die ganze gegneri­ sche Abwehr aus. Arjen Robben veredelte diesen Geniestreich mit einem nicht weniger anspruchsvollen Heber zum alles entschei­ denden 2:0. Thomas Müller gelang kurz vor T H E F I FA W E E K LY

Schluss noch das dritte Tor, die Bayern beju­ belten es so diskret, wie zuvor Mario Götze seine erfolgreiche Rückkehr ins Westfalen­ stadion inszeniert hatte. “Cooler Move”, urteilte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp, aber er meinte damit weder Götzes Tor noch Thiagos Pass. Sondern das strategische Geschick seines Kollegen Pep Guardiola, die Dortmunder erst mit ihren langen Kerls und langen Pässen müde zu spielen und dann die kleinen Künstler und damit den Sieg einzuwechseln. Für Dortmund geht es wie für Schalke oder Leverkusen oder Mönchengladbach nur noch um die Plätze zwei bis vier in dieser so früh so einseitigen Saison. Die der Bayern ist ohnehin nicht auf den letzten Spieltag der Bundesliga am 10. Mai des kommenden Jahres fixiert. Ihr geplanter Saisonhöhepunkt steigt zwei Wochen später, beim Champions-League­Finale in Lissabon. Å

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Australische Liga

Fa n - G e s ä n ge wä h rend des ge s a mte n S p i e l s David Winner ist Autor und Journalist in London. Zu seinen Büchern über Fussball gehören “Brilliant Orange” und “Dennis Bergkamp: Stillness and Speed”.

Während viele Australier genossen, wie ihre Cricket-Mannschaft England beim The-AshesSpiel in Brisbane regelrecht demütigte, hatten sich immerhin gut 15 ,000 “Soccer-Fans” in Sydney im Stadion eingefunden, um dort Alessandro del Piero und sein Team zu sehen. Vielleicht sollte ich mich für das Wort “Soccer” entschuldigen, das die australischen Fans an die Zeiten erinnert, als Cricket und die verschiedenen Football- bzw. Rugby-Varianten die alles beherrschenden Sportarten im Land waren und der Fussball lediglich als Sport für Einwanderer galt. Das packende Spiel am Samstag zwischen dem FC Sydney (Del Pieros Team) und Wellington Phoenix aus Neuseeland zeigte jedenfalls, dass derartige Vorstellungen inzwischen überholt sind. So schrieb auch schon David Gallop, CEO des australischen Fussballverbandes, vor einigen Monaten, dass Fussball mittlerweile eine “authentisch australische Sportart” ist. Die australische Nationalmannschaft, deren Spitzname

“Die weiblichen Fans sorgen für beachtliche Lautstärke und tolle Stimmung.” “Socceroos” mittlerweile oft als altertümlich angesehen wird, hat sich zum dritten Mal in Folge für die WM-Endrunde qualifiziert (nachdem sie zuvor einzig 1974 teilgenommen hatte). Fussball wird an den meisten Schulen gespielt, und mittlerweile sind auch das Fernsehen und einige Sponsoren an Bord, wie beispielsweise der koreanische Autobauer Hyundai, der die bereits seit acht Jahren bestehende A-League mit ihren zehn Teams sponsert. Am Samstag also war die Atmosphäre im Allianz Stadium in Sydney trotz zahlreicher leerer Sitzplätze schlicht beeindruckend. Die A-League ist energiegeladen und bietet so manchen technischen Leckerbissen. Die Teams sind meist eine Mischung aus jungen, erfolgshungrigen einheimischen Spielern und erfahrenen Veteranen aus vielen Ligen rund um die Welt. Ich wollte unbedingt Del Piero sehen, den mittlerweile 39-jährigen ehemaligen italienischen Nationalspieler, der beim Traditionsklub Juventus Turin zur Legende wurde. Auch andere europäische Stars sorgen für ein höheres Niveau in der Liga: Der englische Stürmer Emile Heskey bei den Newcastle Jets und der Niederländer Orlando Engelaar bei Melbourne Heart. Del Piero hingegen ist nicht mehr der Topspieler vergangener Tage und es wurde schnell klar, dass die eigentliche Begeisterung auf den Tribünen zu finden ist. Die Fans der “Sky Blues” jedenfalls begleiteten die gesamte Partie am Samstag mit ihren Gesängen und Sprechchören.

Wie weitere Fan-Gruppen in der A-League sind auch sie stärker von den italienischen Kurven beeinflusst als von den traditionellen Tribünen in England. Da werden Banner geschwenkt und Choreographien abgespult, Einheizer mit Megafonen bringen die Gesänge in Schwung. Unter den bunt gemischten Fans aus allen Bevölkerungsgruppen sind auch viele weibliche Zuschauer. Sie können eine beachtliche Lautstärke entwickeln und so für tolle Stimmung sorgen. Die Australier entwickeln eine Leidenschaft dafür, sich als Fussballfans in grossen Gruppen zusammenzufinden. Bei einem Spiel des FC Liverpool während der Saisonvorbereitung kamen nicht weniger als 95 000 Fans in den Melbourne Cricket Ground und begrüssten das Gästeteam mit einer unvergesslichen Version der Vereinshymne “You’ll Never Walk Alone”, die wirklich Gänsehaut verursachte. Die australischen Teams haben derartige Beispiele der globalen Fankultur bemerkenswert schnell und erfolgreich auf ihre eigenen Plätze übertragen. So wird der aktuelle Tabellenführer Brisbane Roar von einer wilden Horde orange gekleideter Anhänger unterstützt. Melbourne Victory zählt auf eine phänomenale Anhängerschar auf der schon berüchtigten Nordtribüne. Und dann gibt es noch die Western Sydney Wanderers, die erst im vergangenen Jahr gegründet wurden und auf Anhieb die reguläre Saison als Tabellenführer beendeten. Sie werden von einem lautstarken Haufen rot und schwarz gekleideter Fans mit Gesängen und Sprechchören unterstützt. Einige Kritiker verunglimpfen diese Fans als “Hooligans”, doch jeder Klub in der Alten Welt wäre froh, solche Anhänger zu haben.

Australische Lebensfreude: Wanderers-Fans nach der Partie gegen Adelaide United im Pirtek Stadium, Parramatta. 16

T H E F I FA W E E K LY

Dabei ist es erst drei Jahre her, dass ein Kolumnist im “Sydney Morning Herald” seine Meinung kundtat, der Fussball werde in Australien “nie mehr als ein lahmer Witz” sein. Doch die vor einigen Monaten geäusserte Einschätzung Gallops, der Fussball könne auf dem besten Weg sein, sich zur bedeutendsten und beliebtesten Sportart des Landes zu entwickeln, dürfte näher an der Realität liegen. Å

Steve Christo

Am Samstagabend schaffte Sydney mit nur zehn Mann in letzter Minute noch den Siegestreffer, erzielt von einem 30-jährigen Serben namens Ranko Despotovic, der gerade erst von einem Verein in Japan nach Sydney gekommen war. Die Fans der “Sky Blues” und die Spieler jubelten noch lange nach dem Schlusspfiff.


DER EXPERTE

Über die “Dopingkultur”

Dopingkontrolle an der U-17-WM in Dubai. FIFA-Mitarbeiter warten auf die Spieler.

Die FIFA, das IOC und die WADA werden am 29. und 30. November 2013 am Sitz der FIFA eine Konsenskonferenz abhalten. Möglicherweise ist die Zeit reif für neue Strategien im Kampf gegen Doping. Jiri Dvorak

Alex Grimm/FIFA via Getty Images

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ie FIFA hat bereits eine neue Strategie im Kampf gegen das Doping eingeführt. Danach werden nun die individuellen Blut-, Hormon- und Steroidprofile der Fussballer überwacht. Vor und während des Konföderationen-Pokals 2013 wurden Blut- und Urinproben genommen. Das wird auch bei allen Spielern gemacht, die an der Fussball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien teilnehmen. In den vergangenen acht Jahren hat die FIFA weltweit fast 250 000 Untersuchungen durchführen lassen. Dabei ergab sich eine Quote von 0,04 % für schwere Regelverstösse durch anabole Steroide und/oder Hormone. Die Welt-Antidoping-Agentur (WADA) hingegen weist in ihren Zahlen für das Jahr 2012 einen Wert von 0,81% für anabole Steroide aus. Eine vereinfachte Rechnung legt nahe, dass in anderen Sportarten, insbesondere Einzelsportarten, der Missbrauch von verbotenen, leistungsstei-

gernden anabolen Steroiden 20-mal mehr verbreitet ist als im Fussball. Daraus ergibt sich eine berechtigte Frage: Was sind die Gründe für diesen enormen Unterschied? Ist es die langfristig angelegte Strategie der FIFA, die sich auf Prävention und Aufklärung konzentriert und ganz allgemein davon ausgeht, dass es im Fussball keine “Doping-Kultur” gibt, während das Risiko, die Kultur und die Motivation in anderen Sportarten die Athleten eher dazu verführen, durch Betrug mit Dopingsubstanzen ihre Leistung zu beeinflussen? Die FIFA gründet alle Entscheidungen im Zusammenhang mit Anti-Doping-Programmen auf die Besonderheiten des Fussballspiels, auf wissenschaftliche Erkenntnisse und auf die Analyse der Doping-Statistiken. Es ist unsere Pflicht als Ärzte und als internationaler Sportverband, die Spieler vor Schäden zu schützen und sicherzustellen, dass der Wettbewerb für alle Fussballer unter gleichen, fairen Voraussetzungen stattfindet. Andererseits müssen wir auch die Würde und die Privatsphäre der Spieler respektieren, die die Tests machen müssen. T H E F I FA W E E K LY

Die WADA hat bei der “Weltkonferenz Doping im Sport” vom 12. bis 15. November 2013 in Johannesburg den Welt-Anti­doping-Kodex 2015 vorgestellt. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) sowie zahlreiche internationale Sportverbände und Regierungen haben ihre volle Unterstützung für den überarbeiteten Kodex zugesichert, der nach genauer Prüfung des Einzelfalls eine vierjährige Sperre bei Dopingvergehen vorsieht. Der Kodex enthält auch Vorschriften für den Missbrauch von so genannten Partydrogen. Auch die FIFA unterstützt den überarbeiteten Kodex, regt jedoch zudem zu Fragen in Bezug auf die zukünftigen Strategien im Kampf gegen Doping an. Die Zeit ist möglicherweise reif für die Entwicklung eines angepassten Systems in Übereinstimmung mit der Risikoabwägung bei den verschiedenen Sportarten, das gleichzeitig auch kosteneffizient sein muss. Schliesslich kostet der Kampf gegen Doping in allen Sportarten zusammen Jahr für Jahr zwischen dreiund vierhundert Millionen US-Dollar. Wird dieses Geld auf angemessene und effiziente Weise eingesetzt? Die Experten müssen diese Fragen diskutieren und Antworten darauf suchen. Å

Prof. Jiri Dvorak ist der medizinische Leiter der FIFA. 17


Only eight countries have ever lifted the FIFA World Cup Trophy.

Yet over 200 have been winners with FIFA. As an organisation with 209 member associations, our responsibilities do not end with the FIFA World Cup™, but extend to safeguarding the Laws of the Game, developing football around the world and bringing hope to those less privileged. Our Football for Hope Centres are one example of how we use the global power of football to build a better future. www.FIFA.com/aboutfifa


C O U N T D O W N B R A S I L I E N 2 0 14 : N O C H 2 8 W O C H E N

→ http://www.fifa.com/worldcup

Popó und die Caxixi Am 6. Dezember werden die Gruppen der WM-Endrunde ausgelost – im Ferienort Costa do Sauípe im Bundesstaat Bahia. Ein Streiflicht auf den Fussball und die Geschichte Bahias. Jordí Punti

Yadid Levy/Anzenberger

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Positionen zum Einsatz, sogar zwischen den Pfosten. Popó, der auch den Beinamen “Star des Volkes” hatte, sorgte bei Ypiranga in den 1920er-Jahren für glorreiche Fussballabende und zahlreiche Titelgewinne. Am stärksten in Erinnerung geblieben ist ein Abend im April 1923, an dem sich Ypiranga mit 5:4 gegen Fluminense Rio de Janeiro durchsetzte und Popó sämtliche Tore seiner Mannschaft erzielte. Popó steht für eine Toleranz und Fussballleidenschaft, von der sich die Stadt Salvador als Austragungsort der nächsten Weltmeister-

Er hat die Caxirola eigens für die WM geschaffen und möchte damit eine Geräuschkulisse erzielen, die der Vuvuzela aus Südafrika in nichts nachsteht. Es mag wohl sein, dass die Tribünen einem Sambadrom ähneln werden, aber langweilen wird sich sicherlich niemand. In den Farben und mit den Waffen der “Canarinha” werden die Bewohner von Salvador zu ihren Göttern dafür beten, dass Brasilien das Viertelfinale in der Arena Fonte Nova bestreitet. Das ist ihre einzige Chance, die eigene Mannschaft live zu erleben – und damit auch die vier Spieler, die ihre Wurzeln in Bahia haben. Dabei handelt es sich um die Verteidiger Dani Alves (geboren in Juazeiro) und Dante (aus Salvador) sowie um zwei Akteure, die im Bundesstaat zu grossen Fussballern herangewachsen sind: David Luiz und Hulk wurden nämlich beide in der Nachwuchsabteilung von Vitoria ausgebildet. Å

er Schriftsteller Jorge Amado, der gebürtig aus Itabuna im brasilianischen Bundesstaat Bahia stammt, war ein grosser Fussballfan. Geschrieben hat er darüber nur in dem Kinderbuch “Bola Fura-Redes und der Torhüter” – vielleicht weil er viel Respekt vor dem schönen Spiel hatte. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um ein zeitloses Buch, dessen Lektüre sich für jeden Fussballfan lohnt. Amado war in den Strassen seiner Geburtsstadt mit dem Fussball gross geworden. Als man ihn einst nach seiner Lieblingsmannschaft fragte, gab er eine andere Antwort als erwartet. Er nannte weder Bahia noch Vitoria, die beiden Klubs aus Salvador, die seit Jahren die Meisterschaft des Bundesstaates dominierten. Jorge Amado war nämlich bis zu seinem Tod im Jahr 2001 Anhänger von zwei Traditionsklubs aus dem Arbeitermilieu: AC Bangu aus Rio de Janeiro, gewissermassen sein Adoptiv-Verein, und Esporte Clube Ypiranga, die grosse Fussballliebe seines Lebens. Ypiranga ist ebenfalls in Salvador ansässig und heute in der zweiten brasilianischen Liga aktiv. Die 1549 gegründete Stadt Salvador de Bahia war früher das Tor von Afrika nach Brasilien, und zwar in erster Linie wegen der Sklavenmärkte. Es handelt sich aber gleichzeitig um die Region, in der die Immigration aus Afrika im Laufe der Jahrhunderte den grössten religiösen, kulturellen und sozialen Einfluss hatte. Die Akzeptanz von Farbigen in der Fussballwelt begann in Bahia, genauer gesagt bei Ypiranga. Für Strassenkünstler: In Bahia wird nicht nur in den Fussballstadien Spektakel geboten. Amado hatte kein anderer Klub eine so “glorreiche Tradition” wie Ypiranga, weil sie sich auf farbige Spieler aus armen VerhältOrt nissen stützte. Wenig später ging auch Vasco da schaft inspirieren lassen sollte. Zweifellos werGama aus Rio de Janeiro diesen Weg – gegen den den die “Baianos” einen farbenfrohen und fröhCosta do Sauípe, Bahia Widerstand der Fussballeliten. lichen Beitrag leisten und ausserdem die Datum Eine zentrale Rolle spielte für Jorge Amado qualifizierten afrikanischen Länder unterstüt6. Dezember (13.00 Uhr Lokalzeit) zen. Ein schönes Beispiel für die Vorbereitunsein Idol Popó, einer der grossen Fussballer, die Zuschauer gen, die in dieser Hinsicht getroffen werden, ist Brasilien hervorgebracht hat. Popó hiess mit rich1300 Gäste – 1800 Medienvertreter tigem Namen Apolinario Santana und ist der der baianische Musiker Carlinhos Brown, der Fläche der Auslosungshalle Inbegriff des baianischen Fussballs. Er begann im vor einigen Monaten die Caxirola präsentierte. 9000 m 2 Dabei handelt es sich um ein Instrument, bei Alter von 14 Jahren mit dem Fussballspielen, und Besonderes seine eigentliche Position war das zentrale Mitteldem er sich von der Caxixi inspirieren liess, Erstmals findet der Anlass in feld. Allerdings kam er im Laufe der Zeit auf allen einer Rassel, die ihren Ursprung in Afrika hat. temporären Aufbauten statt. T H E F I FA W E E K LY

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Madrid, Spanien

1982 Vor 31 Jahren sind Drehbuch und Technik noch optimierungsbedürftig. Da weder Richtlinien noch eine Weltrangliste bestehen, werden die gesetzten Teams für die sechs Gruppen quasi am Verhandlungstisch bestimmt: Argentinien, Brasilien, Deutschland, England, Spanien und Italien. Unter den gestrengen Augen von Präsident João Havelange versagt während der Auslosung die elektronische Trommel. Belgien rutscht in die falsche Gruppe, Schottland ebenfalls. Die AuslosungsMaschine wird umgehend entsorgt. 20

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ZEITSPIEGEL

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Kapstadt, Südafrika

Bob Thomas/Getty Images, Stephane de Sakutin/AFP

2010 TV-Liveübertragung in über 200 Länder, 200 Millionen vor den Fernsehschirmen. Die Auslosung der Gruppen für die Weltmeisterschaft in Südafrika ist ein Medienspektakel der Superlative. FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke und Schauspielerin Charlize Theron (Mitte) führen durch die 90-minütige Veranstaltung. Als Assistenten fungieren (von links): Makhaya Ntini, Matthew Booth, Simphiwe Dludlu, David Beckham, John Smit, Haile Gebreselassie. Die Auslosung verläuft ohne technische Probleme. T H E F I FA W E E K LY

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Die “grossen” WM-Abwesenden

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Zlatan Ibrahimovic: Der Schwede ist der prominenteste Abwesende. Seine geniale Spielweise und der extrovertierte Charakter werden fehlen.

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Peter Cech: Der tschechische Welttorhüter 2005 und Champions-League-Sieger 2012 gehört aufgrund seiner individuellen Klasse eigentlich auf die WM-Bühne.

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Gareth Bale: Der 100-Millionen-Mann von Real-Madrid wäre auch mit Wales das Eintrittsgeld wert gewesen.

Ein Spiel ist ein Spiel 4 Perikles Monioudis

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e might be great but he’ll fall in eight”, sagte Muhammad Ali und lächelte. Es bereitete dem grössten Boxer der Geschichte keine Mühe, alle möglichen Verse auf seine Gegner zu reimen. Und zuweilen vergriff er sich im Ton und setzte Sprüche weit unter die Gürtellinie – im Ring, wo er überdeutlich wurde. Er liess seine Fäuste sprechen, aber er zermürbte seine Gegner auch verbal. Sein “Trash Talk” zwang einfachere Gegner schon vor dem Niederschlag auf die Bretter. Wie weit Basketballspieler mit ihren Verunglimpfungen, Beleidigungen und Anwürfen gehen, kann man in den Autobiographien der NBA-Stars lesen. Ihre Kollegen von der NHL stehen ihnen im Ice Rink in nichts nach – und das nicht etwa seit gestern. Immer schon gehörte es zum Spiel, den Gegenspieler mutlos machen zu wollen, ihn dort zu treffen, wo kein Boxhandschuh, kein Dreipunktewurf und kein Tor mit der Schlusssirene treffen können: direkt ins Selbstverständnis. Was im Spiel lange genug akzeptiert wurde, nämlich die krude Beschäftigung mit dem Äusseren, der Ethnie, der sexuellen Orientierung oder dem Glauben des Gegenspielers, gilt inzwischen als unsportliches Verhalten und wird entsprechend geächtet. Was ist geschehen? Das Spiel und sein Zusammenhang – also eine eigentliche Ausnahmesituation mit eigenen Regeln bzw. eigenem Regelwerk – erfuhren eine Umdeutung: Das Spiel ist inzwischen ein Teil des richtigen Lebens. Denn seine (mediale) Präsenz durchdringt die Gesellschaft. Ein Spieler und eine Spielerin müssen sich heute an den Verhaltenskodex halten, der im richtigen Leben, also ausserhalb des Spiels, angezeigt ist. Dieser Verhaltenskodex umfasst

nicht nur allgemeine Anstandsregeln, sondern eben auch beleidigende oder diskriminierende Aussprüche, die im alltäglichen Umgang absolut berechtigter Weise justiziabel sind. Im Spiel aber wurden sie in der Vergangenheit oft toleriert. Ein Spieler kann einen Gegenspieler anzeigen wie einen Zivilisten, falls er rassistisch oder sonst wie diskriminierend angegangen wird. Das ist zum Beispiel 2011 in England geschehen, als der Chelsea-Captain John Terry vor einem ordentlichen Gericht angeklagt, dann freigesprochen und anschliessend vom englischen Verband doch noch schuldig gesprochen und mit vier Spielsperren sowie einer Geldbusse von 220 000 Pfund belegt wurde. Er soll den Queens-Park-Ranger-Spieler Anton Ferdinand rassistisch beleidigt haben. Das geschah im Spiel. War das nun “Trash Talk” oder aber ein gezielter Angriff auf den Gegenspieler als Person? Und ist das heute ohnehin dasselbe? Falls ja, wird dem Fussball und dem (mediatisierten) Sport viel zu viel zugemutet. Ein Fussballspiel kann seiner Eigenschaft als Spiel nicht enthoben und mit der Aufgabe bedacht werden, gesellschaftliche Konflikte zu lösen. Verbände und Klubs wären – das liegt in der Natur der Sache – überfordert. Ein Spiel ist ein Spiel ist ein Spiel. Å

Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion T H E F I FA W E E K LY

David Alaba: Er ist der jüngste Spieler des FC Bayern München, der in der Bundesliga, dem DFB-Pokal und der Champions-League zum Einsatz kam. Doch mit Österreich steht er im WM-Abseits.

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Robert Lewandowski: Der beste Stürmer der Bundesliga muss zu Hause bleiben: Das ist schade für Polen – und schade für die Fussball-Welt.

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Die Nationalmannschaft aus Tahiti: Beim Confed-Cup spielte sie sich in die Herzen der Fans. Doch im Fussball gilt: Gewinnen ist wichtiger als Mitmachen.

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Claudio Pizarro: Peru glänzt durch Abwesenheit – und der Bayern-Star sitzt vor dem Fernseher.

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Die irischen Fans: Mit den “Boys in Green” fehlen die besten Schlachtenbummler der Welt.

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Marek Hamsik: 2010 führte er die Slowakei in die WM-Endrunde. In Brasilien wird der Napoli-Irokese schmerzlich vermisst werden.

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Papiss Demba Cissé: Zu stark war die Elfenbeinküste für Senegal und New­ castle-Stürmer Cissé. Leider!

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Gylfi Sigurdsson: Island ist eine der positiven Überraschungen. Trotzdem erlebt Tottenham-Söldner Sigurdsson den nordischen Sommer nicht in Brasilien.

Wen werden wir an der WM in Brasilien sonst vermissen? Ihre Meinung an: feedback-TheWeekly@fifa.org 23


ZYPRISCHER FUSSBALL

Handschlag unter Sportsleuten Eine gesamtzyprische Fussballliga ist nach dem FIFA-Abkommen zwischen dem türkisch-zyprischen und dem zyprischen Fussballverband näher gerückt.

eit mehr als einem halben Jahrhundert ist der Fussball auf der Mittelmeerinsel Zypern gespalten. Genau wie in der Politik sitzen im Süden der Insel die offiziell anerkannten griechischen Zyprer und im Norden die offiziell nicht anerkannten türkischen Zyprer. Doch nach vielen Monaten oftmals heikler Verhandlungen, die immer wieder an festgefahrenen Positionen zu scheitern drohten, hat der Fussball nun etwas geschafft, was selbst den Vereinten Nationen bisher nicht gelungen ist, nämlich ernsthafte Hoffnungen auf eine Wiedervereinigung nach mehreren Jahrzehnten bitterer Entfremdung zwischen den beiden Gemeinschaften zu machen. Wörter wie “Durchbruch” und “wegweisend” werden häufig zu Unrecht benutzt, doch die Bedeutung der überaus symbolträchtigen Vereinbarung, die kürzlich von beiden Seiten am FIFA-Sitz in Zürich unterzeichnet wurde, sollte nicht unterschätzt werden. “Sowohl der zyprische als auch der türkisch-zyprische Fussballverband zeigen der Welt heute eindrucksvoll, wie der Fussball Brücken schlagen und die Menschen nach langwierigen Konflikten zusammenführen kann”, sagte FIFA-Präsident Sepp Blatter. Vertrauen und Wohlwollen Zypern ist seit vier Jahrzehnten in zwei Teile gespalten. Die Türkei ist die einzige Nation, die die durch Selbstdeklaration entstandene Türkische Republik Nordzypern anerkennt. Während die Politiker in dieser Frage sehr zurückhaltend agieren, versucht der Fussball sein Bestes, sich als treibende Kraft für Veränderungen zu etablieren. Schon vor fünf Jahren gab es beispielsweise eine FIFA-Initiative, die eine Annäherung bewirken sollte. Diese scheiterte jedoch, als ihr die Politik in die Quere kam. Doch unter dem neuen, sogenannten vorläufigen Abkommen, das vom Präsidenten des zyprischen Fussballverbands (CFA) Costakis Koutsokoumnis und seinem Gegenüber vom 24

türkisch-zyprischen Fussballverband (CTFA), Hasan Sertoglu, unterzeichnet wurde, wird der CTFA gemäss CFA-Statuten und -Reglementen als Verein Mitglied des CFA. Ziel ist es, “die Fussballgemeinschaften auf der Insel Zypern durch vertrauensvolle, respektvolle und wohlwollende Beziehungen zu einen und den Fussball zu fördern”. Der CFA wurde 1934 von insgesamt acht griechischen und türkischen Klubs gegründet, wobei die Mehrzahl griechisch waren. Der Verband trat 1948 der FIFA bei. Die griechischen und türkischen Klubs auf der ganzen Insel spielten seinerzeit gemeinsam in einer Liga. Doch innerhalb weniger Jahre bestimm-

ten tief verwurzelte politische Spannungen das Geschehen. Als 1955 endgültig klar war, dass Griechen und Türken nicht friedvoll in einer Liga miteinander spielen können, wurde der CTFA gegründet und die gemeinsame Liga aufgelöst. So sieht die fussballerische Situation auf der Insel seitdem aus, wobei die militärische Intervention der Türkei im Jahre 1974 die Spaltung noch weiter vertieft hat. Doch wenn nun alles nach Plan verläuft – und hier gibt es grosse Fragezeichen – dann gibt es die begründete Hoffnung, dass es wieder eine gemeinsame Fussballliga auf Zypern geben kann, möglicherweise innerhalb einiger Jahre. “Dies ist ein

Cetinkaya – Apoel? Perikles Monioudis Der türkisch-zyprische Rekordmeister Cetinkaya Türk S.K. trägt im türkischen Teil von Nikosia – im neuen Atatürk-Stadion – seine Heimspiele vor ein paar Hundert Besuchern aus. Dabei fasst das Stadion, das über eine Laufbahn verfügt, 28 000 Zuschauer. Wann die Ränge besetzt sein werden, wird sich weisen. Ein erster Schritt wurde mit dem FIFA-­ Abkommen der beiden Fussballverbände Zyperns – dem zyprischen und dem türkisch-zyprischen – vor Kurzem gemacht. Der Fussball könnte eine erste Brücke schlagen zwischen beiden zyprischen Bevölkerungsgruppen, die einander in unterschiedlichem Mass gewogen sind. Aus dem Annan-Referen­dum von 2004 ging hervor, dass die türkisch­-zyprische Bevölkerung einen vereinigten Staat Zypern stark befürwortet, der (griechisch-)zyprische einen solchen aber stark ablehnt. Seither stocken die Verhandlungen auf der Mittelmeerinsel. Die Uno will erst wieder vermitteln, wenn sich die festgefahrene Situation grundsätzlich zum Positiven verändert hat. T H E F I FA W E E K LY

Die FIFA hat erreicht, dass die beiden Bevölkerungsgruppen einander zumindest im Fussball die Hand reichen. Welche Früchte die Assoziierung des türkisch-zyprischen in den zyprischen Verband tragen wird, liegt aber weiterhin in den Händen dieser Verbände. Denn das Abkommen muss noch von beiden ratifiziert werden. Der Cetinkaya Türk S.K. ist nach neun Runden in der türkisch-zyprischen Süperlig nach nur drei Siegen lediglich im 7. Rang klassiert. Nur wenig besser ergeht es dem zyprischen Rekordmeister Apoel Nikosia in der zyprischen 1. Division: Der Champions-League­-Viertelfinalist von 2011/12 liegt im 6. Rang. Mit dem FIFAAbkommen ist der Tag näher gerückt, da sich die beiden zyprischen Teams in einem regulären Wettbewerb begegnen können. Der erste und bis jetzt letzte zyprische Meistertitel eines Teams türkischer Provenienz liegt über 60 Jahre zurück. Cetinkaya Türk S.K. triumphierte 1951 – doch ab 1955 gingen die Verbände getrennte Wege. Die Wiedervereinigung ist nun vorstellbar geworden. Å

Mauritius

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Andrew Warshaw


ZYPRISCHER FUSSBALL

Zwei t端rkisch-zyprische Jugendteams im Niemandsland nahe dem Checkpoint Ledra Palace in Nikosia.

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Isoliert von der Fussballwelt. Die Spieler des nordzyprischen Cetinkaya Türk S.K. vor dem Training.

Mauritius/AFP

überaus historischer Tag für Griechen und Türken”, so Sertoglu am FIFA-Sitz in Zürich. “Das Abkommen stellt uns nicht zu hundert Prozent zufrieden, denn es gibt noch mehrere Punkte, die vor unserer Generalversammlung im Dezember gelöst werden müssen, beispielsweise inwieweit wir an den Entscheidungsprozessen teilhaben können.” Enorme Motivation “Die Gewichtung unserer Vertretung wurde noch nicht klar geregelt, ebenso wenig wie die Anzahl der Klubs, die wir in einer vereinten Liga haben können, oder die Frage, ob wir internationale Freundschaftsspiele bestreiten können. Doch das Abkommen bedeutet für uns internationale Anerkennung durch den CFA und stellt für unsere jungen Menschen eine enorme Motivation dar.” Gemäss der Vereinbarung werden die sieben Punkte des Abkommens erst mit Zustimmung der jeweiligen Generalversammlungen bindend für beide Parteien. Zudem kann das Abkommen jederzeit durch den CFA und den CTFA aufgekündigt werden, und zwar einseitig oder in beidseitigem Einverständnis. Da es auf beiden Seiten weiterhin Radikale gibt, könnten derartige Klauseln die Zukunft des Abkommens torpedieren. Doch Sertoglu ist optimistisch. “Ich glaube wirklich, dass es uns angesichts der guten Absichten auf beiden Seiten innerhalb kurzer Zeit gelingen kann, diese Probleme zu lösen”, erklärte er. “Ich denke, dass wir eine gemeinsame Liga haben werden, aber bis dahin wird es sicher noch mindestens zwei Jahre dauern. Es ist nicht einfach, eine wiedervereinigte

Sprung nach Höherem. Der griechisch-zyprische Apoel Nikosia kam 2011/12 unter die letzten Acht der Champions League.

Liga zu organisieren. Doch wir werden alles tun, um die Zeit bis dahin auf ein Minimum zu verkürzen.” Sertoglu verwies auf das Beispiel von Bosnien-Herzegowina, das erstmals mit einem vereinten Team zu einer WM-Endrunde fährt. Dies sei ein leuchtendes Beispiel dafür, was erreicht werden könne, wenn politische und ethnische Spannungen beiseite geschoben würden. “Sehen Sie, was in Bosnien geschehen ist. Für uns wäre es unglaublich, so weit zu kommen. Wir hoffen, dass wir etwas Ähnliches

aufzunehmen. Vielleicht wollte er auch all die bisher geleistete gute Arbeit nicht durch einen verbalen Schlagabtausch über die Einzelheiten gefährden. Offenkundig gibt es noch erhebliche Meinungsverschiedenheiten. Und selbstverständlich wird auch die praktische Umsetzung der Vereinbarungen noch wesentlich mehr Arbeit erfordern. Koutsokoumnis wurde mit den Worten zitiert, die Bestimmungen in dem Dokument könnten nicht geändert werden. Mit anderen Worten, die griechische Seite wird sich nicht weiter bewegen.

“Ich denke, dass wir eine gemein­same Liga haben werden.” Hasan Sertoglu

erreichen können. Ich kann keinen zeitlichen Rahmen festlegen, doch wir werden sehr hart dafür arbeiten. Fussball unterscheidet sich sehr von Politik. Der Fussball verbindet Menschen.” Man muss konstatieren, dass Sertoglu und insbesondere Koutsokoumnis enorme Risiken auf sich nehmen. Vielleicht war es ja bezeichnend, dass der CFA-Präsident nach der Unterzeichnung des Abkommens weit weniger mitteilsam war als sein nordzyprischer Amtskollege. Grund hierfür könnte sein, dass einige Mitglieder seines Verbandes nicht damit einverstanden sind, die türkisch-zyprische Fussballgemeinschaft wieder in die CFA T H E F I FA W E E K LY

Doch allein die Tatsache, dass beide Seiten überhaupt zusammenkamen, bedeutet einen riesigen Fortschritt. Man kann nur hoffen, dass der Schuss nicht nach hinten losgeht und dass beide Seiten dafür sorgen werden, dass das Abkommen am Ende beiderseits vorteilhaft ist. Å

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DEBAT T E

Kunstrasen: Fluch oder Segen?

Nahe an der Perfektion: Arsenal liess den Rasen im Emirates Stadium mit Kunstfasern verstärken.

Das Gute am Kunstrasen hielt sich in der Anfangszeit aber tatsächlich in Grenzen. Das neue Produkt, eher einem grünen Hartplatz ähnlich, fand zwar schnell den Weg nach Europa. Doch es war abzusehen, dass sich der 30mm hohe Teppich nicht auf Anhieb durchsetzen würde, zumindest nicht im Fussball. Die Spieler trugen Schürfungen davon und der Ball rollte und hüpfte ziemlich unberechenbar durch die Gegend.

Alan Schweingruber Es wäre mit grosser Wahrscheinlichkeit zu einem peinlichen Missverständnis gekommen, wenn man einen englischen Fussballspieler 1966 auf den ersten Kunstrasen geschickt hätte. Entweder wäre er nach Hause gefahren, um seine Campingausrüstung zu holen, oder er hätte seine Familie spontan zu einem Picknick eingeladen. Fussball auf Kunstrasen? Das wäre einem Briten nie in den Sinn gekommen. Die Engländer hatten das Spiel gut hundert Jahre vor 1966 erfunden und es liess sich so wunderbar auf Naturrasen praktizieren. Traditionelle Argumente waren in England auch deshalb beliebt, weil die Erfindung aus den hippen USA kam. Dort, wo in sauerstoffarmen Hallen Sportanlässe fern von Tageslicht stattfanden. 28

Arsenal arbeitet mit Kunstfasern Auch heute jammern viele Fussballer über das künstliche Feld. Doch die Argumente gehen den Skeptikern langsam aus. Klar, es fehlt an Natur. Der Kunstrasen verbreitet nicht den herrlichen Duft von frisch geschnittenem Gras. Man spürt auch die Erde und den Dreck nicht mehr unter seinen Schuhen. Und für die so genannten Raubeine, die eine gepflegte Ballführung nur aus dem Fernsehen kennen, ist der feine Untergrund ohnehin ein Graus. Aber die Entwicklung des Kunstrasens, der dem Naturrasen immer näher kommt, ist so weit fortgeschritten, dass die professionell geführten Vereine nicht mehr um ihn herumkommen. Der Schwerpunkt liegt im Aus- und Weiterbildungsbereich: Wo früher nach regenreichen T H E F I FA W E E K LY

Tagen ein Sumpf vorzufinden war, schaut der Platzwart heute am Ende des Tages auf ein tadelloses Terrain. Erst trainieren die Junioren, dann die erste Mannschaft, später die Senioren. Alle am gleichen Tag, alle auf demselben Platz. Mittlerweile haben sie selbst im Mutterland des Fussballs an der Kunst am Grün Gefallen gefunden. Spitzenklubs wie Arsenal, Tottenham und Manchester City liessen den Rasen im Stadion längst mit vielen eingepflanzten Kunst­ fasern verstärken, um ihn stabiler zu machen. Das Schönste am Hybrid-Rasen: Er fühlt sich an wie Naturrasen. Und er riecht auch so. Å

Die Week l y - Deba t t e. Wa s br enn t Ihnen un t er den Nägeln? Über welche Themen wollen Sie d i s ku t i e r e n? I h r e Vo r s c h l ä g e a n: f eedbac k-T heWeek l y @ f i f a.or g.

David Price/Getty Images

Naturrasen oder Kunstrasen: Die ewige Debatte um das grüne Feld verliert nicht an Brisanz. Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Kunstrasen schon seit 47 Jahren existiert.


DEBAT T E

“Es gibt auch einen medizinischen Gesichtspunkt in dieser Diskussion. Ich bin ein ambitionierter Amateur-Kicker und erlitt in 20 Jahren nie eine gravierende Verletzung – bis zum vergangenen Sommer. In einem Trainingsspiel auf Kunstrasen blieb ich hängen, verdrehte mir das Knie und riss mir das Kreuzband. Die Ärzte bestätigten mir, dass dieser Unfall auch auf die stumpfe Unterlage zurückzuführen ist.” Fredy Rast, Hamburg (Deutschland)

“Moderner Fussball ist für mich ohne Kunstrasen nicht mehr denkbar. Die Zeiten, als die europäischen Spielfelder im Winter an Sumpflandschaften erinnerten, müssen ein für alle Mal zu Ende sein. Ein bespielbares Terrain ist die Grundlage der sportlichen Glaubwürdigkeit.” Damien Morel, Metz (Frankreich)

“Kunstrasen – nein danke! Fussball ist eine Outdoor-Sportart und muss zwingend auf Naturrasen stattfinden. Alles andere ist eine unnötige Amerikanisierung des schönsten Sports der Welt.” Deborah Bale, Coventry (England)

“In den nördlichen Ländern wäre ein regulärer Spielbetrieb ohne Kunstrasen nicht möglich. Es gibt allerdings auch einen Kompromiss – die Mischung aus Kunst- und Naturrasen. Grundsätzlich bin ich für eine pragmatische Lösung je nach Land. Eher früher als später wird sich diese Diskussion ohnehin erledigen. Denn die modernen Kunstrasen fühlen sich schon jetzt an wie echtes Gras.” Adam Cullen, Toronto (Kanada)

“Dem Kunstrasen gehört die Zukunft. Er sorgt endlich für Gerechtigkeit im Fussball. Und wer denkt, er kommt wegen seiner schlechten Technik nicht klar, der soll bitte mit Fussballspielen aufhören. Das beherrschen der Technik ist ein Bestandteil dieser Sportart.”

PRESIDENTIAL NOTE

“Früher war ich dezidiert gegen Kunstrasen. Mit Schmerzen erinnere ich mich an Schürfwunden und Verbrennungen aus meiner Juniorenzeit. Mit dem technischen Fortschritt hat sich die Situation aber deutlich verbessert. Trotzdem werde ich immer Naturrasen bevorzugen.” Jim David, Kuala Lumpur (Malaysia)

“Dem Kunstrasen gehört die Zukunft.” “Uli Hoeness sagte einst über Christoph Daum: ‘Der wird im FC Bayern nicht einmal mehr Green-Keeper.’ Das dürfte Daum aber egal sein. Denn der Kunstrasen ist pflegeleicht und wird sich weltweit bald durchgesetzt haben.” Kirsten Kleinert, Köln (Deutschland)

“Kunstrasenplätze geben zwar weniger zu tun, aber Fussball macht einfach mehr Spass auf Naturrasen. Der Rasen muss leben. Zudem liebe ich das Laufen auf der weichen Erde. Es schont die Gelenke.” Luis Ortiz, San Juan (Puerto Rico)

Edward White, Melbourne (Australien)

“Wer selbst Fussball auf tiefem Boden gespielt hat, der weiss, dass nichts den herrlichen Naturrasen ersetzen kann. Der Dreck und sein Duft gehören einfach dazu. Fussball auf Kunstrasen ist wie Hallenfussball. Nur etwas für Memmen.” Bernd Pichler, Wien (Österreich)

“Mein Sohn ist elf Jahre alt und kennt nichts anderes als Fussball auf Kunstrasen. Neulich kam er nach einem Besuch im Stadion zu mir und meinte, er könne sich nicht vorstellen, jemals auf Naturrasen Fussball zu spielen. Die Löcher im Rasen und das viele Wasser hatten ihn irritiert.” Stéphanie Genoux, Montpellier (Frankreich)

“Eine unnötige Amerikanisierung.” T H E F I FA W E E K LY

“Der Fussball braucht Kunstrasen”

D

er Duft von frisch geschnittenem Gras und blühenden Wiesen erinnert mich an meine Kindheit. Kaum etwas war schöner, als an freien Nachmittagen mit Kollegen dem Ball nachzujagen. Als Torpfosten dienten Kleidungsstücke. Unser Feld der Träume war ein Stück Wiese neben der Kirche in Visp. Fussball findet unter freiem Himmel statt – und die natürliche Spielunterlage ist der Rasen. Doch bei aller Verklärung und Romantik dürfen wir etwas nicht vergessen: Für mehr als die Hälfte der 209 FIFA-Mitgliederverbände ist es unmöglich, während des ganzen Jahres mit natürlichem Rasen ein bespielbares Terrain zu gewährleisten – für viele ist es sogar ganz ausgeschlossen. Aufgrund von Hitze, Wasserknappheit oder Kälte. Deshalb hat die Weiterentwicklung und Etablierung des modernen Kunstrasens für die FIFA Priorität. Wembley ist nicht überall. Gerade in Fussballländern, die in der Nachwuchsförderung und technischen Entwicklung erst am Anfang stehen, können Kunstrasenplätze einen grossen Schub auslösen. Es kann wetterund klimaunabhängig in höchstem Rhythmus trainiert und gespielt werden. Als Junioren in Visp mussten wir unsere Spiele jeweils nach den Senioren austragen. Ich kann Ihnen versichern: Den Landschaden, den die älteren Herren anrichteten, möchten Sie Ihren Kindern nicht zumuten. Noch wichtiger für den Spitzenfussball ist die Chancengleichheit: Ein Kunstrasen der neusten Generation bietet allen die gleichen Voraussetzungen – egal, ob das Spiel auf Grönland, in Äthiopien oder in Ecuador stattfindet. Auch deshalb ist der Kunstrasen für die Weiterentwicklung und die Globalisierung des Fussballs entscheidend.

Ihr Sepp Blatter 29


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Š 2013 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.

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DAS FIFA-R ANKING Rang Team

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 39 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 54 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77

Rang­veränderung Punkte

Spanien Deutschland Argentinien Kolumbien Portugal Uruguay Italien Schweiz Niederlande Brasilien

0 0 0 0 9 0 1 -1 -1 1

1507 1318 1251 1200 1172 1132 1120 1113 1106 1102

Belgien Griechenland England USA Chile Kroatien Elfenbeinküste Ukraine Frankreich Mexiko Bosnien-Herzegowina Russland Ecuador Ghana Dänemark Algerien Schweden Tschechische Republik Slowenien Serbien Costa Rica Rumänien Schottland Armenien Venezuela Nigeria Panama Ägypten Kap Verde Peru Honduras Mali Türkei Ungarn Iran Österreich Kuba Japan Tunesien Island Kamerun Paraguay Montenegro Republik Korea Norwegen Wales Albanien Burkina Faso Australien Slowakei Südafrika Israel Libyen Finnland Senegal Guinea Republik Irland Usbekistan Bolivien Jordanien Vereinigte Arabische Emirate Sambia Haiti Sierra Leone Marokko Bulgarien Togo

-6 3 -3 -1 -3 2 0 2 2 4 -5 -3 -1 -1 1 6 -2 -1 1 -2 0 -3 2 4 2 -3 -1 13 3 0 -7 -1 -3 -1 4 7 27 -4 -2 -4 8 -3 1 2 -7 -12 1 -6 -2 5 0 4 -2 -1 -1 2 -7 -13 2 0 0 -5 7 -1 2 0 -2

1098 1055 1041 1019 1014 971 918 907 893 892 886 870 852 849 831 800 793 766 762 752 738 734 717 716 711 710 705 699 698 698 688 684 677 668 650 648 641 638 632 624 612 600 594 577 577 574 571 569 564 557 554 548 544 539 536 534 528 526 519 511 508 505 495 493 490 486 480

Rang

Juni 2013

Juli 2013

Aug. 2013

Sept. 2013

Okt. 2013

Nov. 2013

1 -41 -83 -125 -167 -209

78 79 80 81 82 83 84 84 86 87 88 89 90 91 91 93 93 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 106 106 109 109 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 124 126 127 127 129 130 130 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 142 144

Platz 1

Aufsteiger des Monats

Polen Trinidad und Tobago Gabun Jamaika Belarus DR Kongo EJR Mazedonien Kongo Uganda Oman Dominikanische Republik Angola Nordirland Neuseeland El Salvador VR China Äthiopien Aserbaidschan Estland Moldawien Botsuana Saudiarabien Benin Georgien Litauen Katar Niger Liberia Simbabwe Zentralafrikanische Republik Kuwait Antigua und Barbuda Irak Äquatorial-Guinea Burundi DVR Korea Kanada Guatemala Tadschikistan Kenia Bahrain Lettland Mosambik Malawi Neukaledonien Libanon Luxemburg Tansania Namibia Zypern Ruanda Afghanistan Grenada Sudan Kasachstan Philippinen Gambia Syrien Malta Turkmenistan Lesotho Suriname Myanmar Tahiti Thailand Palästina Mauretanien

T H E F I FA W E E K LY

-9 2 4 1 1 4 2 7 -1 5 -10 4 0 -12 -2 4 2 -7 3 -1 0 2 -6 -1 1 2 6 1 -4 1 3 3 -6 8 9 -6 -3 -3 0 1 5 -2 -5 3 4 -2 3 5 2 7 2 4 2 6 3 4 5 6 4 -12 3 -8 9 3 1 4 8

Absteiger des Monats

473 458 453 441 431 427 421 421 417 389 384 382 381 378 378 376 376 363 360 359 357 352 342 330 326 320 318 312 310 310 310 299 299 294 293 292 291 287 286 281 275 272 271 270 249 248 243 243 240 229 229 226 218 218 216 204 202 200 198 195 187 186 184 179 173 173 158

144 146 147 148 149 150 151 152 152 154 155 156 157 158 158 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 175 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 186 188 189 189 189 192 193 194 194 196 196 198 199 200 201 201 203 204 205 206 207 207 207

Hongkong Kirgisistan St. Kitts und Nevis Indien Malediven Guyana St. Vincent und die Grenadinen Liechtenstein Puerto Rico Singapur São Tomé und Príncipe Bangladesch Belize Malaysia Vietnam Nicaragua St. Lucia Indonesien Laos Tschad Nepal Sri Lanka Pakistan Barbados Guam Färöer Salomon-Inseln Bermuda Aruba Chinese Taipei Curaçao Dominica Jemen Mauritius Vanuatu Mongolei Fidschi Samoa Guinea-Bissau Bahamas Swasiland Madagaskar Montserrat Kambodscha Brunei Darussalam Osttimor Tonga Amerikanische Jungferninseln Komoren Cayman-Inseln Papua-Neuguinea Britische Jungferninseln Amerikanisch-Samoa Andorra Eritrea Seychellen Südsudan Macau Dschibuti Somalia Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino Turks- und Caicos-Inseln

4 4 0 6 8 -36 -31 6 7 1 7 6 -12 2 -7 -7 -23 0 4 -8 0 0 1 5 2 5 0 -11 0 2 -5 -6 0 0 3 3 4 -4 -2 4 -2 -6 3 10 4 4 -3 -1 -3 -2 3 3 -10 2 -4 -4 3 3 -1 -3 -3 0 0 0 0

158 155 150 149 147 146 142 141 141 140 139 137 136 132 132 130 129 122 120 116 113 108 107 101 93 87 86 83 82 81 67 67 64 62 53 49 47 45 42 40 37 33 33 28 26 26 26 23 22 21 21 18 18 17 16 15 10 10 8 6 5 3 0 0 0

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First Love

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Ort: Cattle Springs, Australien Datu m : 4. Febr ua r 20 06 Zeit: 13. 20 Uhr

Photograph by Levon Biss with support from Umbro/RPM

T H E F I FA W E E K LY

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HISTORY

Spektakel vor dem Spektakel Am 6. Dezember werden die Nationalteams den WM-Gruppen zugewiesen. Die Auslosung mit den farbigen Kugeln hat eine ähnlich lange Tradition wie die Weltmeisterschaft selbst. Auslosung WM 1990 in Italien. Sophia Loren als Glücksgöttin neben Sepp Blatter.

Dominik Petermann

C

osta do Sauípe an der malerischen Küste Bahias bildet am 6. Dezember die Kulisse für die Auslosung der WM-Gruppen 2014. Endlich wird dann dem bisher von Buchstaben und Zahlen geprägten WM-Spielplan Leben eingehaucht; endlich wird man wissen, wer sich mit wem messen wird. Und am gleichen Abend wird auch klar werden, welches Team gegen Brasilien im Eröffnungsspiel der 20. Fussball-WM antreten darf. Brasilien ist als Gastgeber der Fussball-WM bereits erprobt. 1950 wurde die “Taça Jules Rimet” im Land des Sambas ausgetragen, jedoch ohne erfreuliches Ende für den Gastgeber. Im Endspiel verlor die Seleção knapp gegen den kleinen Nachbarn Uruguay (2:1), was das Fussball-Land in Trauer versetzte. Nach 64 Jahren ergibt sich für Brasilien nun erneut die Chance, den Titel auf heimischem Boden zu erringen. Im Weltfussball hat sich seit 1950 derweil einiges getan. Von damals 13 Teilnehmern wurde auf 32 aufgestockt, gespielt wird in 12 Städ-

34

ten – im Gegensatz zu den 6 von damals. Das Prinzip der Auslosung blieb jedoch gleich. Nur die Anekdoten sind heutzutage nicht mehr so abenteuerlich. Die Auslosung zur allerersten Weltmeisterschaft in Uruguay 1930 verlief noch ganz nüchtern. Die Teams erschienen auf Einladung (oder wurden beordert: Siehe The FIFA Weekly, Nr. 3/2013) und wurden erst als sie in Montevideo angekommen waren – drei Tage vor Anpfiff – ihren Gruppen zugelost. 1934 war das Interesse schon grösser. Ein Qualifikationsturnier bestimmte aus den 32 Interessierten die 16 Finalturnierteilnehmer. Die Auslosung war aber genauso unspektakulär wie vier Jahre zuvor: im Hinterstübchen des Hotels Ambasciatori in Rom, wiederum nur Tage vor Anpfiff. Erst 1938 wurde das Ereignis ein wenig spektakulärer. Im Salon de l’Horloge in Paris (Quai d‘Orsay) nahm der Enkel des FIFA-Präsidenten Jules Rimet, Yves Rimet, die Auslosung vor. Kaum jemand konnte ahnen, dass der zweite Weltkrieg die WM für zwölf lange Jahre pausieren lassen würde. T H E F I FA W E E K LY

Von Yves zu Detlef Nach dem Krieg nahm man 1950 den WM-Spielbetrieb wieder auf. Für das Turnier in Brasilien waren eigentlich 16 freie Plätze zu vergeben, doch 3 Teams zogen sich zurück – die Türkei, Schottland und Indien. Letzteres, weil es ihnen nicht erlaubt wurde, barfuss zu spielen. Da es zu spät war, andere Mannschaften nachzuziehen bzw. diese zum Teil auch absagten, teilte man die 13 verbliebenen in die vorgesehenen vier Gruppen ein, wobei zwei Gruppen um ein bis zwei Teams reduziert wurden. Der italienische Verbandspräsident und Mitorganisator der WM, Ottorino Barassi, bediente für die Auslosung die Drehtrommel. Der spätere Weltmeister Uruguay befand sich übrigens in Gruppe 4 mit Bolivien und hatte durch die Reduktion nur ein Gruppenspiel anstatt deren drei zu absolvieren. Ob das mit ein Grund für den späteren Sieg im Endspiel gegen Brasilien war? Das wachsende Interesse führte 1966 in England zur ersten Liveübertragung der Auslosung im Fernsehen. Dies markierte den Startschuss zur Entwicklung der fulminanten TV-Show, die die Auslosung heute ist. Es folgten


HISTORY

Auslosung WM 2006 in Deutschland. Heidi Klum begeistert in Leipzig.

Auslosung WM 1994 in den USA. James Brown in Aktion in Las Vegas.

Getty Images, Foto-net

Auslosung WM 1950 in Brasilien. Der italienische Verbandspräsident Ottorino Barassi an der Drehtrommel.

weitere Spektakel in Farbe: 1974 nahm man in den Studios von Radio Hessen in Frankfurt die Idee von 1938 wieder auf und liess einen Jungen die Ziehung der Kugeln vornehmen. Der damals 11-jährige Detlef Lange, ambitionierter Chorsänger bei den Schöneberger Sängerknaben, sorgte aber für einen der grössten Schocks in der Auslosungsgeschichte. Er zog ausgerechnet zur Heim-WM Westdeutschlands den “abtrünnigen” Nachbarn, die Deutsche Demokratische Republik, in dieselbe Gruppe. Zu allem Elend verlor der Gastgeber jenes Gruppenspiel gegen den Rivalen, was aber am Ende bedeutete, dass er für die zweite Runde in die “schwächere” Gruppe ausgelost wurde (mit Jugoslawien, Schweden und Polen) und damit das Endspiel gegen die Niederlande mit weniger Mühe erreichte – und auch gewann. Die Tradition, Kinderhänden die Auslosungskugeln zu überlassen, machte weiter Schule – auch FIFA-Präsident João Havelange liess einst seinen Enkel Ricardinho für die WM 1978 in Argentinien die Kugeln ziehen. Das TV-Spektaktel nahm mit der Auslosung für die WM 1990 in Italien seinen Lauf. Erstmals übernahm der damalige Generalsekretär und heutige FIFA-Präsident Sepp Blatter die Präsentation im Palazzo dello Sport in Rom. Er verstand es, das Showkonzept zu adaptieren.

Für Unterstützung auf der Bühne sorgten international bekannte Stars aus dem Show- und Fussballbusiness: Luciano Pavarotti, Sophia Loren, Pelé, Karl-Heinz Rummenigge und Bobby Moore unterstützten Blatter. Die musikalische Komponente übernahmen Gianna Nannini und Edoardo Bennato. Manch einem hallt wohl noch die WM-Hymne von damals, “Un’ estate Italiana”, durch die Gehörgänge. 38 000 Zuschauer beim Draw Trotz des Riesenerfolgs des TV-Happenings ging anschliessend das Gerücht um, Sophia Loren habe magnetische Ringe getragen, damit sie vermeintlich “schwache” Gruppengegner dem Gastgeber zulosen konnte (Tschechoslowakei, Österreich und USA), was natürlich Unsinn ist. Auch Lothar Matthäus wurde nach der Auslosung zur WM 2006 in Deutschland der Schummelei bezichtigt. Einige Kugeln sollen nämlich vorher gekühlt worden sein, damit Matthäus wusste, welche er wann ziehen musste – hier wiederum fühlten sich die Italiener benachteiligt. Die Auslosung war in der Neuzeit angekommen – ein von einem Millionenpublikum verfolgter Riesenevent. Vier Jahre nach Italia’ 90 fand man in den USA den passenden WM-Ausrichter und mit Las Vegas die perfekT H E F I FA W E E K LY

te Location für die Auslosung. Im Convention Center fanden sich 4500 Zuschauer ein, und die US-Stars gaben sich ein Stelldichein: James Brown, Stevie Wonder, Barry Manilow, Vanessa Williams, um nur einige zu nennen. Was könnte die Mega-Show in den USA noch toppen? Natürlich die Auslosung für die WM 1998 in Frankreich. Für diese musste sogar das Stade Vélodrome in Marseille herhalten – 38 000 Zuschauer verfolgten die Auslosung live vor einer spektakulären Kulisse. Zum ersten Mal bot ein Stadion die Kulisse für die finale Gruppenauslosung. Zu Hause am Fernseher verfolgten mehrere Hundert Millionen Zuschauer rund um den Erdball den Event. Von Sophia Loren über Heidi Klum bis zu Charlize Theron – alle standen sie schon auf der grossen Bühne der WM-Auslosung. Und auch in Brasilien steht eine Mega-Show an – dem Bühnenspektakel vor dem Fussballspektakel steht nichts mehr im Weg. Å

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NET ZER WEISS ES!

DAS OBJEK T

“Ist Real Madrid immer noch der attraktivste Klub der Welt?” Frage von Andrés Alvarez aus Barcelona (Spanien)

Perikles Monioudis

E

s ist ja nicht so, dass Real Madrid ganz ohne Grund als ganz grosse Adresse im Fussball gilt. Diese sagenhafte Aura, die der Klub schon seit Jahrzehnten hat, geht auf eine beispiellose Zeit aus den Fünf­ zigerjahren zurück. Damals spielte Real Madrid den weltweit besten Fussball. Man könnte nun sagen, dass es heutzutage immer wieder Mannschaften gibt, die den euro­ päischen Klubfussball dominieren und trotz­ dem nicht den Zauber von Real Madrid besitzen. Das stimmt. Aber Real Madrid spielte in seinen glorreichsten Zeiten (mit dem genialen Stürmer Alfredo Di Stéfano als Kopf des Teams) nicht einfach nur besseren Fussball, sondern war sei­ ner Konkurrenz in Sachen Technik und Taktik um Jahre voraus. Ebenso eindrücklich empfinde ich, wie sorgfältig die Madrilenen nach diesen ersten ruhmreichen Jahren ihr Image pflegten. Schon zu meiner aktiven Zeit, als nur zwei Ausländer in der Aufstellung eines Teams erlaubt waren, musste im Stadion Bernabeu mindestens alle drei Jahre eine neue Attraktion auflaufen. 36

Das erklärt auch, weshalb der Verein heute noch grossen Wert darauf legt, die besten Spie­ ler der Welt nach Madrid zu locken. Ich bin kein Freund der Exzesse, was Spielertransfers mit utopischen Summen angeht. Aber eines haben die Präsidenten von Real Madrid über alle die Jahrzehnte immer wieder geschafft: ihr an­ spruchsvolles Publikum zu unterhalten. Es ist halt der Lauf der Zeit. Es gibt keine endgültige Antwort darauf, ob Real Madrid der attraktivste Klub der Welt ist. Ich selbst möchte meine glamourösen Jah­ re von 1973 bis 1976 bei den Königlichen nicht missen. Und ich würde keinem Spieler davon abraten, in Madrid einen Vertrag zu unter­ schreiben. Å

Was wollten Sie schon immer über Fussball wissen? Fragen Sie Günter Netzer: feedbackTheWeekly@fifa.org T H E F I FA W E E K LY

Imago

Real und Ferrari: Günter Netzer verströmt selbst am Wegrand Glanz und Glamour (1971).

Jahrzehnte, bevor Ithell Colquhoun Tarotkar­ ten gemalt und von der Gefolgschaft der Isis zur Priesterin geweiht wurde, hatte sie sich – nach einer langen surrealistischen Phase – mit sakraler Kunst beschäftigt. Die Ölgemälde “Kreuzigung” und “Arche” (beide 1954) folgten damals auf eine Reihe von Apostelporträts aus bunten geometrischen Formen – eigentliche Vorarbeiten zu den Kirchenmalereien, die Col­ quhoun für die Maze Hill Congregational Church entworfen hatte. Konstruktivistisch in der Anmutung, schienen sie Ausdruck ihrer Beschäftigung mit dem Automatischen. In diesem Formempfinden malte Colquhoun als Wettbewerbsbeitrag ihr “Spiel des Jahres” (“Game of the Year”, Öl auf Leinwand, 122 x 86 cm, 1953). Die FA, der englische Fussballverband, schrieb zum 90. Jahrestag einen Preis aus für das beste Bild in der entstehenden Ausstellung “Fussball und die bildenden Künste”. In einem Brief fragte die Künstlerin, ob sie anstelle der Tore nicht doch besser Rahmen, die im Crocket Verwendung finden, abbilden sollte. Sie nahm im Bild dann auch Bezug auf die Farblichkeit im Crocket, das Gelb, Schwarz, Rot und Blau, und vielleicht ja auch auf den Ball. Colquhouns Werk war eine von 1710 Eingaben, die die FA erreich­ ten. Sie ging leer aus – zunächst. 1985, drei Jahre vor ihrem Tod, verkaufte It­ hell Colquhoun ihr “Spiel des Jahres” in ihrem Atelier an Harry Langdon. Der Journalist und Sammler verkaufte seine Sammlung später an die FIFA. Vom Fussball-Weltverband kam das Gemälde doch noch zur FA, die es in Manchester in ihrem Museum zeigt. Für ihr “Spiel des Lebens”, so wird oft gemut­ masst, muss Colquhoun von dem legen­d ären FA-Cup-Finale von 1953 inspiriert worden sein – Sir Stanley Matthews errang mit Blackpool ge­ gen die Bolton Wanderers endlich seinen Pokal­ titel. Tatsächlich aber lag der Abgabetermin für Colquhouns Wettbewerbsbeitrag vor dem An­ pfiff des Endspiels. Vielleicht wissen Tarotkarten doch mehr. Å


TURNING POINT

“Sie stellten mich mit fünf ins Tor, weil ich zu dick war.” Mit seinen Paraden bei Bayern München prägte Jean-Marie Pfaff die Achtzigerjahre. Dass der Belgier überhaupt Torhüter wurde, lag auch an seiner ­Vorliebe für Pommes frites.

I

ch hatte elf Geschwister, sechs Schwestern und fünf Brüder. Sie können sich vorstellen, wie viel Betrieb in unserem Haushalt herrschte. Wir lebten in einer Wohnung in Beveren, einer kleinen Stadt in der belgischen Provinz. Alles war etwas eng, aber sehr gemütlich. Als zehntes Kind war ich früh auf mich allein gestellt. Mein Vater starb, als ich zwölf Jahre alt war. Obwohl er bis zu seinem Tod fast keine Zeit für mich hatte, weiss ich, dass er mich jeden Tag in seinem Herzen trug. Tagsüber verkaufte er Teppiche, abends fuhr er mit meinen Brüdern zum Fussballtraining. Und als sie alle zurückkehrten, schlief die jüngere Familienfraktion bereits. Ich selber war zu klein für den Fussballklub und spielte mit den Geschwistern ohnehin lieber im Wohnviertel. Entweder wir kickten auf der kleinen Wiese neben der nahe gelegenen Kirche. Oder wir suchten uns eine ruhige Strasse, wo keine Autos fuhren. Dass ich später bei Bayern München einen Profivertrag als Torhüter unterzeichnete, verdankte ich einem speziellen Umstand: Mit fünf Jahren war ich nämlich zu klein und auch etwas zu dick, um mit den älteren Kindern mitzuspielen. Ich ass liebend gerne Pommes frites mit Mayonnaise. So steckten sie mich mit Winterhandschuhen zwischen Pfosten und sagten: “Jean-Marie, steh hier hin und versuch, den Ball nicht durchgehen zu lassen.” Ich tat alles, um den Ball nicht passieren zu lassen. Und irgendwie, so schien es, besass ich das Talent, Bälle zu fangen. Mein Reaktionsvermögen stimmte, und vor allem besass ich diesen nötigen Ehrgeiz, den ein Torhüter haben muss. Mein Motto war damals schon: “Keiner kommt an mir vorbei.” Es machte Spass.

Name: Jean-Marie Pfaff Geburtsdatum/Geburtsort: 4. Dezember 1953, Lebbeke Grösste Erfolge/Auszeichnungen: · Deutscher Meister 1985, 1986, 1987 (Bayern München) · 2. Platz mit Belgien EM 1980 · Welttorhüter des Jahres 1987

Nach diesen ersten Erfolgs­erlebnissen kam es für mich nicht mehr infrage, als Feldspieler dem Ball hinterherzu­hetzen. Zumal es nicht wirklich gut um meine Kondition stand. Meine Mutter und die Lehrer in der Schule verzweifelten an meinem Ehrgeiz. Mehrmals die Woche kehrte ich mit kaputten Hosen und aufgeschürften Knien zurück. Wir trafen uns morgens eine Stunde vor Schulbeginn auf dem Pausenplatz zum Fussballspielen. Nach der Schule liess ich die Hausaufgaben im Ranzen liegen und schaute nur zu Hause vorbei, um die Bücher und Hefte zu deponieren und mir ein Brötchen zu holen. Meine Zeit als Strassenfussballer endete im Alter von zehn Jahren. Endlich nahm mich mein Vater zum SK Beveren zum ersten Juniorentraining mit. In diesem Klub lancierte ich T H E F I FA W E E K LY

meine Karriere. Erst als ich 29 Jahre alt war, lockte mich der grosse FC Bayern München weg. Es war eine grossartige Zeit. Schade, dass mein Vater den Erfolg bei den Bayern und bei der Nationalmannschaft nicht miterleben ­durfte. Å Aufgezeichnet von Alan Schweingruber

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. 37



Impressum

FIFA - R ÄT SEL - CUP

The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

Fünf Sterne, zwei Sumoringer und eine Rote Karte führen zum Ballon d’Or – raten Sie mit!

Internet: www.FIFA.com/TheWeekly Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich, Tel. : +41-(0)43-222 7777 Fax : +41-(0)43-222 7878

Was verbindet Spanien und Uruguay?

1

D  H  P  R

Präsident: Joseph S. Blatter

Beide holten je zwei WM-Titel Beide waren bei allen WMs dabei Beide gewannen je ein WM-Finale Beide verloren nie im Elfmeterschiessen

Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio Chefredakteur: Thomas Renggli

2

Welches Land qualifizierte sich für die WM in Brasilien, verweigerte aber die Teilnahme? A

Art Director: Markus Nowak

I

Redaktion: Perikles Monioudis (Stv. Chefred.), Alan Schweingruber, Sarah Steiner Ständige Mitarbeiter: Jordí Punti, Barcelona; David Winner, London; Hanspeter Kuenzler, London; Roland Zorn, Frankfurt/M.; Sven Goldmann, Berlin; Sérgio Xavier Filho, São Paulo; Luigi Garlando, Mailand

E

3

Bildredaktion: Peggy Knotz

Im Hinspiel gab es fast nur männliche Zuschauer, im Rückspiel ein zerrissenes Tornetz – und zusammen wohl mehr als 200 000 Zuschauer im Stadion. In welcher Playoff-Begegnung? S  Frankreich – Ukraine 2013 P  Schweiz – Türkei 2005

Produktion: Hans-Peter Frei (Leitung), Richie Krönert, Marianne Crittin, Mirijam Ziegler, Peter Utz

O

K  Uruguay – Costa Rica 2009 L  Australien – Iran 1997

Korrektorat: Nena Morf Redaktionelle Mitarbeit in dieser Nummer: Prof. Jiri Dvorak (Chefmediziner der FIFA), Giovanni Marti, Honey Thaljieh, Dominik Petermann

Der abgebildete Spieler sah die Rote Karte noch vor der Halbzeit eines WM-Spiels. Mit wie vielen Spielern trat seine Mannschaft zur zweiten Halbzeit an?

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Redaktionssekretariat: Loraine Mcdouall

E  11 O  9

L 10 Y 8

Übersetzung: Sportstranslations.com Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch Kontakt: feedback-TheWeekly@fifa.org Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus dem The FIFA Weekly – auch auszugsweise – ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (© The FIFA Weekly, 2013) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Das FIFA-Logo ist ein eingetragenes Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.

Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: LINE (ausführliche Erklärungen auf FIFA.com/theweekly). Inspiration und Umsetzung: cus

Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 4. Dezember 2013 an feedback-­TheWeekly@fifa.org. Die richtigen Einsendungen aller Rätsel bis am 31. Dezember 2013 nehmen an der Verlosung von zwei Eintrittskarten für den FIFA Ballon d’Or 2013 am 13. Januar 2014 teil. Vor der Einsendung ihrer Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zur Ansicht bereit stehen: de.fifa.com/aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf T H E F I FA W E E K LY

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FR AGEN SIE DIE FIFA!

UMFR AGE DER WOCHE

Ronaldo, Messi, Neymar, Özil. Wer wird der Superstar der WM 2014?

Weshalb müssen die Nationaltrainer nicht aus dem gleichen Land wie der Verband stammen – im Gegensatz zu den Spielern? Detlef Kramer, Mannheim

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DIE ERFOLGSQUOTE

40

ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE:

73+27

Sind 32 Mannschaften an der WM genug oder soll man das Teilnehmerfeld aufstocken?

Prozent ihrer Spiele an WM-Endrunden hat die brasilianische Nationalmannschaft gewonnen – von

Das WM-Format mit 32 Teams ist genau richtig.

27%

Bei der veränderten Weltordnung braucht es mehr Teams.

73%

DIE TORGAR ANTEN

3,6

DAS NEUE FUSSBALL-MAGA ZIN The FIFA Weekly erscheint jede Woche freitags – als Printausgabe sowie als E-Magazin (www.Fifa.com/TheWeekly). Neben Berichterstattungen über Stars und Tore steht der Doppelpass mit den Lesern im Zentrum. Nehmen Sie an der Diskussion teil.

Reaktionen an: feedback-TheWeekly@fifa.org

11

DAS SCHÜTZENFEST

insgesamt 97.

Tore pro Spiel hat die deutsche

Damit weist der

Mannschaft in der vergange-

Gastgeber der

nen WM-Ausscheidung erzielt.

nächsten Endrunde

Damit ist die DFB-Auswahl

die beste Erfolgs-

die abschlussstärkste Equipe

quote aus. Gefolgt

aller WM-Teilnehmer – auch

von Deutschland

dank Mesut Özil (im Bild) mit

gleichmässig verteilt

(61 Prozent) und

acht Toren. Die (statistisch)

(1:10). Es war die torreichs-

Italien (55 Pro-

beste Defensive weist der Iran

te der 816 Partien in der

zent).

aus (durchschnittlich 0,25 Ge-

Quali­fi kation für Brasilien 2014.

(Im Bild: Pelé)

gentreffer).

(Im Bild: Steevy Chong Hue)

T H E F I FA W E E K LY

Treffer fielen im Spiel Samoa – Tahiti – allerdings reichlich un-

Platon, Imago, Getty Images

Antwort von Thomas Renggli, Chefredaktor: Es gab nie ein Reglement, das die Nationalität der Trainer festlegt. Dies geht darauf zurück, dass der Fussball fast überall von englischen Einwanderern etabliert wurde. In den meisten grossen Fussball-Nationen gehört es quasi zum Selbstwertgefühl, dass der Mann an der Seitenlinie aus dem eigenen Land stammt. So wurde es in England als Kulturrevolution empfunden, als 2001 der Schwede Sven-Göran Eriksson als erster Ausländer die Nationalmannschaft übernahm. Aber auch in anderen Ländern sprachen Ausländer ein (gewichtiges) Wörtchen mit: Der Mann, der Italien den Catenaccio bescherte, war Helenio Herrera, der aus Argentinien kam.

Wer ist der Beste? Der Brasilianer Neymar gibt einen Fingerzeig. Antworten Sie unter: feedback-TheWeekly@fifa.org


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