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Editorial Bernd Buder

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KIDS IM KINO

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Editorial

BERND BUDER Programmdirektor FFC

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Dieses Jahr war alles anders, und so wird es wohl auch noch eine Weile bleiben. Zur Eindämmung der unser Miteinander? Und warum tritt so oft die Wut an die Stelle des Dialogs? © Florian Bröcker Covid-19-Pandemie stand die Welt eine Weile still. Gegenwart und Zukunft sind von Herausforderungen, Unsicher- WIR MÜSSEN REDEN. Auch im Pandemie-Jahr reden wir nach heiten und Ängsten bestimmt. Neben den gesundheit- den Filmvorführungen mit den Filmemachern, die aber wegen lichen und wirtschaftlichen Folgen sind es der notwendigen Reisebeschränkungen oft nur zur vor allem soziale und politische Fragen, die digitalen Debatte in unseren Spielstätten anwefür Diskussionsstoff sorgen und das sehr send sein werden. Wir hoffen, unsere Gäste dann emotional. Für die politische Kultur wirkte die Krise als Katalysator. Im März und April war da zunächst ein bewundernswerter gesellschaftlicher Zusammenhalt, um das — Alle Genres auf die im kommenden Jahr wieder persönlich in die Arme schließen zu können. Die 201 Filme des Jubiläumsjahrgangs des FilmFesGesundheitssystem und Angehörige von Leinwand. tival Cottbus erkunden intime Seelenwelten und Risikogruppen zu schützen. Inzwischen Und dies kollektive Erfahrungen, beleuchten Geschichte und scheint die Gesellschaft, quer durch die in ganz Identitäten, stellen Fragen und dienen der Selbstverpolitischen Lager, zerstritten wie nie zuvor. Die Wortwahl wird härter, nicht nur im Internet, die Grenzen zwischen berechtigtem Protest und zerstörerischem Spektakel Deutschland: 2020 wird das 30. FFC gewisserung. Dabei kommen in 15 Sektionen – traditionsgemäß zwischen Arthaus und Mainstreamkino, Reflexion und Unterhaltung – wieder alle Genres auf die Leinwand. Und dies in ganz Deutschland: 2020 verschwimmen. Parallel dazu schwindet einen Groß- wird das FilmFestival Cottbus einen Großteil seines die internationale Bereitschaft, über Länteil seines Programms auch digital anbieten. Damit geben wir dergrenzen hinweg zusammenzuarbeiten, Programms allen Zuschauern, die wegen der aus Hygienegründrohen populistische politische Führer, jenseits des zivilisatorischen Regelwerks der Diplomatie, fast inflationär mit Sanktionen, Strafen, Kriegen. Die Welt schimpft. auch streamen. — den reduzierten Sitzplatzkapazitäten keinen Platz in den Kinos finden, eine Chance, das Programm zu verfolgen, alles wahlweise mit deutschen oder englischen Untertiteln. Gleichzeitig stärken wir Hier wird die Kultur systemrelevant. Mit seiner Filmauswahl und diese ganz besonderen Kinoerlebnisse zwischen kontemplativer Gesprächsangeboten fördert das FilmFestival Cottbus seit seiner Reflexion, vieldeutiger Analyse und Schwarzem Humor einem Gründung vor 30 Jahren den Dialog. Gerade im Jahr 30 der größeren Zuschauerkreis als je zuvor. deutschen Einheit, drei Jahrzehnte nach Gründung des Bundesdamit bundesweit die Neugier auf Osteuropa, bieten landes Brandenburg, hätte es eh viel zu reden gegeben: Wie sieht Also dann: Glückauf, Film ab und Laptop an für den 30. Jubies aus mit den Visionen von einst und der Realität von heute? läumsjahrgang des FilmFestival Cottbus, den wir uns anders Wie wirken sich die Transformationsprozesse der 1990er-Jahre vorgestellt hatten, aber aus dem wir das Beste machen werden. mit ihren biografischen Brüchen heute aus, in ganz Osteuropa? Gemeinsam mit Ihnen und allen beteiligten Filmemachern, Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede gibt es zwischen Elbe Produzenten, Verleihern, Sponsoren und Förderern. Für die und Ural, zwischen Baltikum und Balkan? Wie bestimmen histori- auch in diesen Zeiten anhaltende inhaltliche und finanzielle sche Konflikte und aktuelle Herausforderungen unsere Identität, Unterstützung möchten wir uns ganz herzlich bedanken.

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