:: DAS TRAINING VON 2-JÄHRIGEN VOLLBLÜTERN unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte
DAS TRAINING VON 2-JÄHRIGEN VOLLBLÜTERN UNTER BERÜCKSICHTIGUNG WIRTSCHAFTLICHER ASPEKTE
Hausarbeit zur Pferdewirtschaftsmeisterprüfung, Teilbereich Galopprenntraining vorgelegt von Michael Figge aus München Landwirtschaftskammer NRW, Bonn, 5.12.2005
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 1.1. De•nition 1.2. Problematik 1.3. Zielsetzung
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4 4 4 5
2. Wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter 2.1. Voraussetzungen 2.2. Grundsätze/diverse Informationen 2.3. Erstellung und Durchführung eines Trainingsprogramms 2.3.1. Grundkondition 2.3.2. Entwicklung von Ausdauer und Tempo 2.3.3. Gezieltes Leistungstraining für den Wettbewerb (Rennen) 2.3.4. Entspannungsphase (Ruhe) 2.3.5. Intervalltraining 2.3.6. Führen eines Trainingsbuches 2.4. Anleiten und Berichtigen der Reiter 2.5. Management 2.5.1. Wirtschaftlichkeit für den Trainer 2.5.2. Wirtschaftlichkeit für den Besitzer 2.5.3. Auswahl der geeigneten Rennen 2.6. Spezielle Fütterungshinweise 2.7. Naturheilkundliche Behandlung von Krankheiten und Leiden 2.7.1. Homöopathie 2.7.2. Phytotherapie 2.7.3. Physikalische Therapie
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3. Eigene Untersuchungen/Erfahrungen 3.1. mit frühreifen Pferden 3.2. mit Klassepferd
30 31 31
4. Zusammenfassung
32
5. Diskussion 5.1. Fragen an Heinz Jentzsch 5.2. Fragen an Peter Schiergen 5.3. Fragen an Wolfgang Figge
33 33 37 41
6. Quellenangaben 6.1. Literatur: alphabetisch geordnet nach Verfassern 6.2. Internet 6.3. mündliche Aussagen/Angaben Dritter
43 43 44 44
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:: Einleitung In dieser Arbeit wird dem Leser das Training von 2-jährigen Vollblütern unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte näher gebracht. Gerade in der heutigen Zeit – mehr denn je – sieht man sich gezwungen, wirtschaftlich zu agieren, um seine Existenz langfristig sichern zu können. Nur durch das Zusammenspiel einer Reihe wichtiger Faktoren wie z. B. Gewinnsumme, Gesundheit und Einsatzbereitschaft der Pferde, Zufriedenheit der Besitzer, Vertrauen und gute Kommunikation kann man persönlichen Erfolg und zusammen mit den Trainerprozenten guten Betriebserfolg erreichen und ausbauen.
1.1. De•nition
Erklärung distale Radiusepiphysenfuge: sog. Stammferne Wachstumsfugen. Bei jungen
Der Wortbegriff „Training“ selbst wird mit planmäßigem Üben zur Steigerung der Körperfunktion mit dem Ziel der individuellen oder absoluten Höchstleistung, auch systematischen Vorbereitung auf einen Wettkampf, de•niert. Training wird z. B. bei Humanmedizinern als systematische Wiederholung gezielter überschwelliger Muskelanspannungen mit morphologischen Anpassungserscheinungen de•niert. Training soll eine gewisse Systematik bekommen. Unter Systematik, bezogen auf den Trainingsprozess, verstehen wir im wesentlichen die logische, d. h. folgerichtige, den Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung des Trainingszustandes entsprechende Anordnung aller Maßnahmen im Interesse einer schnellen Leistungsentwicklung beim Sportler. Nur wenn der Trainer nach einem durchdachten Trainingsplan arbeitet, der die systematische Entwicklung aller Faktoren des Leistungsvermögens und der Leistungsbereitschaft widerspiegelt, ist er jederzeit in der Lage, das Training rationell zu gestalten und im Sinne des Grundsatzes der Systematik laufend zu optimieren.
Tieren kann vor Abschluss des Längenwachstums, d. h. vor der Verknöcherung der knor-
1.2. Problematik
peligen Wachstumsfugen, eine Lockerung oder Lösung in den Wachstumsfugen
auftreten.
Bei langen Trainingspausen und Durchblutungsstörungen kann eine deutliche Entkalkung im Knochen beobachtet werden. Der Knochen verliert an Festigkeit und neigt dann eher zu Brüchen. Nach Ruhepausen von 2-3 Monaten ist eine vorsichtig aufbauende Arbeit von mindestens 2-3 Wochen notwendig.
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Manchmal macht es mehr Sinn, einem Pferd die nötige Zeit zur Entwicklung zu geben, um mit ihm 3- oder sogar erst 4-jährig große Erfolge erringen zu können. Dies trifft besonders häu•g zu, wenn ein Pferd erst spät in den Stall kommt oder es ein spätreifer Typ ist. Eine grundlegende Schwierigkeit im Training 2-jähriger Vollblüter besteht in der Tatsache, dass man auf den Schluss der Epiphysenfuge achten soll, um Folgeschäden von eventueller Überlastung zu vermeiden. Von Baum (1986) wurden an 123 2-jährigen Pferden der Rasse Englisches Vollblut in der ehemaligen DDR Röntgenuntersuchungen, insbesondere der distalen Radiusepiphysenfuge durchgeführt. Als Zeitpunkt des Epiphusenfugenschlusses wurde der 26. Lebensmonat ermittelt. Es besteht eine Korrelation zwischen der Schienbeinerkrankung und einer nicht geschlossenen Radiusepiphusenfuge.
Einleitung
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Von Schwede (1987) wurden 32 Pferde eines Fohlenjahrganges, 24 2-jährige und 20 3-jährige Pferde der Rasse Edles Warmblut der ehemaligen DDR untersucht. Der Radiusepiphysenfugenschluss erfolgte beim Warmblutpferd etwa ein Jahr später als beim Englischen Vollblut. Hier kann man deutlich erkennen, wie unterschiedlich die Zucht dieser Rassen ist, insbesondere hinsichtlich Entwicklung und Reife. Kann der Besitzer nach der Information durch den Trainer bzw. Tierarzt, dass man es erst in einigen Monaten bzw. im nächsten Jahr mit dem noch in der Entwicklung stehenden Pferd versuchen sollte, nicht die nötige Geduld und/oder Geldmittel für das weitere Training aufbringen, so sieht sich der Trainer oft gezwungen, einen Kompromiss zu •nden. Dieser sieht dann in etwa so aus, dass er das Pferd dann an den Start zu bringen versucht, sobald es physisch und psychisch zwar ausreichend •t ist, es langfristig vermutlich aber besser wäre, noch zu warten, bis sich die Aussicht auf Erfolg erhöht hat. Der Trainer ist also in einer schwierigen Lage und es liegt an ihm, dass beste für Pferd und Besitzer zu tun.
1.3. Zielsetzung Das Ziel des Trainings 2-jähriger Pferde unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte ist – je nach individueller Veranlagung des Pferdes – durch planmäßiges Üben und systematische Vorbereitung absolute sportliche Höchstleistung zu erreichen, ohne dem Pferd zu schaden, aber den aktiv Beteiligten Glücks- und Geldsegen zu bescheren. Um dieses Ziel zu erreichen, sind u. a. wiederholte äußere und innere Bewegungsreize notwendig, die funktionelle und morphologische Anpassungsvorgänge bewirken. Wenn die Reize so dosiert sind, dass sie Trainingswirkung haben, d. h. zur Entwicklung, Festigung oder Erhaltung des Trainingszustandes beitragen, sprechen wir von einer Trainingsbelastung. Durch Training des Skeletts erfolgt eine Maximierung der Stärke und Festigkeit. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte die Zelle dem weitest möglichen Spektrum mechanischer Situationen ausgesetzt sein. Aber: Nicht nur das Skelett soll trainiert werden, sondern alle verschiedenen Systeme im Körper. Training kann gesehen werden als eine Reihe von Kompromissen zwischen den Bedürfnissen aller verschiedener Systeme im Körper.
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wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter
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2. Hauptteil Das durchschnittliche Training von Vollblütern dauert ca. eine Stunde (inkl. Führmaschine bzw. Führen oder Spazieren reiten) pro Tag, es sollte aber nicht kürzer sein, da ausreichende Bewegung für jeden Athleten unabdingbar ist. Besonders wertvoll für die Gelenke, Sehnen und Bänder wäre die kontrollierte, etwa 15-minütige Bewegung im Schritt ohne Reiter vor dem Ausritt, also entweder am Zügel geführt oder an der Führmaschine. Der Erfolg bzw. die Effekte des Wettkampftrainings bei Galopprennpferden werden in der Praxis meist nur durch die subjektive Einschätzung des Trainers kontrolliert. Die im Training gelaufene Geschwindigkeit ermitteln viele Trainer nur selten, was im europäischen System zwar nicht unbedingt notwendig ist (falls der Trainer ausreichend Einfühlungsvermögen und Tempogefühl besitzt), bei jungen Pferden zur Feststellung der Leistungsverbesserung sowie bei Sprintern jedoch ein gutes Hilfs- und Orientierungsmittel. Viele international erfolgreiche Trainer benutzen von Zeit zu Zeit die Stoppuhr, auch der bekannte Herrenreiter und Trainer Sven von Mitzlaff hat so gearbeitet. Rennpferde trainieren heißt, das Leistungsvermögen zu erkennen und die Pferde entsprechend ihrer Veranlagung bezüglich Geläuf, Distanz und Taktik richtig einzuschätzen, so dass sie in den Rennen erfolgreich eingesetzt werden können. In der Literatur wird zwischen konventionellem Training und Intervalltraining unterschieden. Das konventionelle – bei Galopprennpferden fast ausschließlich angewandte – Training basiert auf Empirie und wird in der Literatur nicht näher de•niert.
2.1. Voraussetzungen Um gute Rennleistungen erzielen zu können, braucht ein Pferd neben seiner Klasse eine ausreichende Kondition bzw. Ausdauer. Im Rennen können konditionell gut trainierte Pferde schlechter trainierten Pferden mit größerem Leistungspotential überlegen sein. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Rittigkeit des Pferdes, z. B. vergeudet ein stark pullendes Pferd schon sehr viel Kraft, die nachher im Endkampf fehlt. Im Hinblick auf den Körperbau bzw. das Skelett ist zu sagen, dass es die Durchschnittlichkeit ist, die schnell macht. Dies stellten Forscher fest, als sie das beste Pferd aller Zeiten Eclipse sezierten und Maß nahmen. Je besser trainiert ein Pferd ist, ■ desto schneller kann es laufen bei gleicher Herzfrequenz, ■ desto weniger Laktat entsteht bei Training und Rennen u. ■ desto mehr Blutvolumen hat sich gebildet. Das System ist ef•zienter: die Atmung ist besser, das Herz größer, die Durchblutung verbessert und das Blutvolumen erhöht.
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter 2.2. Grundsätze/diverse Informationen Zunächst ist es wichtig, den Organismus des Pferdes vor dem Training und vor dem Rennen durch Aufwärmen auf die nachfolgende Leistungsanforderung vorzubereiten. Dieses Aufwärmen fördert die Durchblutung und verbessert so die Sauerstoffversorgung bzw. den Stoffwechsel. Außerdem steigt die Temperatur der Muskelzelle, womit schon bei Trainings- bzw. Rennbeginn eine erhöhte Leistungsbereitschaft der Muskulatur vorhanden ist. Daneben bewirkt diese Temperatursteigerung und die Vordehnung eine größere Elastizität sowie Beweglichkeit und verringert somit die Gefahr einer Verletzung. Besonders anfällig sind die Gelenke, daher werden mindestens 20 min. Schritt am Anfang des täglichen Trainings empfohlen. Beim Training eines Pferdes ist nicht nur das Muskelsystem in das Training einzubeziehen, sondern der Gesamtorganismus. Dazu gehören auch die Gelenke, die Sehnen, die inneren Organe und das Verdauungssystem. Am leichtesten trainierbar ist, neben Atmungs- und Kreislaufsystem, die Muskulatur. Dabei unterscheidet man 2 Typen:
Myoglobin: roter Muskelfarbstoff; Protein aus den Herz-
■ ‚slow twitch (type I)’ Typ I-Fasern; sie kontrahieren und entspannen langsamer (gut geeignet für Training), haben aber eine größere Standhaftigkeit bzw. Kraft als Typ II-Fasern; Typ I sind kleiner, enthalten mehr Myoglobin, haben eine höhere Kapillarzufuhr und beinhalten kleinere und langsamer leitende Neuronen und
und Skelettmuskelzellen, das Sauerstoff innerhalb der Zellen transportiert. Zerfallen die Querverbindungen in den Muskelfasern, wird Myoglobin frei und über die Niere
■ ‚fast twitch (type II)’ Typ II-Fasern; sie können schnell kontrahieren und Leistung bringen ohne sofort verfügbaren Sauerstoff, werden oft anaerobe Fasern genannt; in den Hinterbeinen haben Pferde einen hohen Anteil an Typ II-Fasern; Quarter Horses haben fast 100 % Typ II-Fasern in diesen Muskeln.
ausgeschwemmt.
Das Serum-Laktat (Milchsäure) erhöht sich, sobald die Herzfrequenz über 150-160 Schläge/min. geht, haben Studien gezeigt. Chemische Energie wird in mechanische Energie umgewandelt, ATP (Adenosintriphosphat) zu ADP (Adenosindiphosphat) -> im Muskel nur wenig ATP, deshalb muss ADP zurückgewandelt werden für Energie; biomechanisches „Benzin“ wird benötigt, um mehr ATP in Muskelfasern zu produzieren. Andere „Benzine“ im vaskulären System sind Glukose und freie Fettsäuren aus der Leber und dem adipösem Gewebe. Glykogen und Glukose können anaerob oder aerob verwendet werden, abhängig von den Enzymen in dem Zell-Kortisol und der Menge des verfügbaren Sauerstoffs. Anaerober Metabolismus braucht 13 mal mehr Glykogen als aerober -> schnelle anaerobe Energie-Produktion in der Muskelfaser -> teuer
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wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter für Energie-Speicher -> Milchsäure · -> ph-Wert ‚. Je niedriger der pH-Wert, desto saurer das Milieu. Kondition kann gemessen werden durch die Herzfrequenz bei gleichem Tempo und gleicher Distanz, Laktat-Level nach der Arbeit und durch den pH-Wert (ideal 7,4). Die Physiologie ist unterschiedlich bei verschiedenen Trainingsarten: Muskel-Enzyme ändern sich je nach spezi•schem Bedarf. Intrazelluläre Glykogen-Speicher sind die bedeutendsten Energie-Lieferanten für Bewegung. Fettzellen um die Muskelbündel sind auch bedeutend als lokale Energiespeicher, aber das Pferd hat relativ wenig Fett um die Muskelbündel. Blut liefert die Energie an die Muskeln, die nicht aus intramuskulärem Glykogen kommt. Nur 25 % der Muskulatur sind „locomotor-Muskeln“. Das Atmungssystem ist ein Komplex verschiedener Zell-Typen und Geweben, die spezi•sche Funktionen (Sauerstoff-Fluss ins Gewebe und Kohlendioxid-Abtransport) ausüben. Die Aufgaben der Lunge sind: Filtration des Blutes, Teilnahme an der Säure-Basen-Regulation, Blutreservoir für das Herz, Synthese chemischer Substanzen sowie die Entfernung und/oder Inaktivierung bioaktiver Materialien. Studien haben gezeigt, dass 50-80 % aller Pferde in der Lunge während des Rennens bluten. Durch das Training von 2-jährigen (lt. Studie von Dr. Persson) geht die Hämoglobin-Konzentration um ca. 35 % und das Blutvolumen um ca. 19 % hoch. Es ist wichtig, die Trainingsreize richtig zu dosieren. Nur durch das Erreichen einer bestimmten Reizschwelle werden die gewünschten Anpassungserscheiningen im Organismus ausgelöst; unterschwellige Reize haben daher keinen Trainingseffekt, zu starke Reize dagegen wirken sich schädigend auf den Organismus aus. Von daher spielt die optimale Dosierung im Training eine große Rolle. Das Gesetz der Spezi•zierung ist sehr bedeutend bei der Vorbereitung von Athleten und Rennpferden. Trainer verstehen in der Regel am besten, das was man übt, bekommt man auf der Rennbahn zu sehen. Geschwindigkeit erzeugt Geschwindigkeit, moderates Tempo über eine längere Strecke (1600+m) liefert die Ausdauer für ein Rennen. Ein weiterer Trainingsgrundsatz ist das Prinzip der steigenden Belastung. Das bedeutet, dass sich die Trainingsbelastung mit der Leistungsfähigkeit steigert. Bleibt die Trainingsbelastung konstant, so passt sich das Pferd nach einiger Zeit an die geforderte Belastung an und es kommt zu keiner weiteren Leistungssteigerung mehr. Erst durch eine erneute Erhöhung der Trainingsanforderungen kommt es zu einer weiteren Leistungsanpassung. Die Leistungsbeanspruchung sollte stufenweise gesteigert werden -> 4 Stufen des Trainingsablaufs. Falls ein Trainer kontinuierlich das Trainingspensum anheben kann, während er die jeweiligen physiologischen Beanspruchungen für den
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locomotion=autom. Biostatik, Biomechanik
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter beabsichtigten Wettkampf bzw. für das beabsichtigte Rennen berücksichtigt, wird im Wettkampf das beste Potential des Athleten realisiert. Die biochemischen Bedürfnisse eines Rennpferdes bei rennmäßigem Arbeitspensum sind extrem anaerob. Bei Pferden und auch Menschen, die an weniger als 3 min. dauernden Wettkämpfen teilnehmen, wird viel von der benötigten Energie anaerob produziert, ohne ausreichend Sauerstoff verfügbar zu haben, um Glykogen-„Benzin“ vollständig zu verbrennen. Das Pferd ist besser ausgestattet als der Mensch beim kardiovaskulären Apparat: sein Herz kann eine Frequenz erreichen, die 6-8x so hoch ist wie im Ruhezustand, seine Milz beinhaltet ein großes Reservoir an roten Blutzellen, etwa 50 % aller roten Blutzellen. Auf der anderen Seite kann das Kreislaufsystem auf lange Sicht nicht dem hohen Druck durch schnelle Anstrengungen/Bewegungen standhalten; es hat etwa doppelt so dickes Blut wie der Mensch und neigt dazu, zu bluten. Um Blutungen vorzubeugen, eine gute Durchblutung sicherzustellen und genügend Sauerstoff zu den Organen und Muskeln zu transportieren, sind 150-190 Schläge/min. ideal.
Tierschutz im Pferdesport: Gesundheit und Wohlergehen des Hochleistungssportlers Pferd steht im Galopprennsport an erster Stelle. Optimale Haltungs- und Trainingsbedingungen sind für die kontinuierliche Leistungssteigerung unabdingbar. Die Pferde werden vor und nach den Rennen vom Tierarzt kontrolliert, ein tierärztlicher Dienst für die Notfallversorgung ist immer vor Ort. Die Ausschreibungen der Rennen berücksichtigen das Alter der Pferde. Für einen Renneinsatz als 2-jähriges Pferd ist eine tierärztliche Bescheinigung über die Renntauglichkeit erforderlich. Der ordnungsgemäße Zustand der Rennbahnen wird regelmäßig von Kommissionen begutachtet. In früherer Zeit war dem Pferd als Zug- und Reittier eine für die Menschen lebensnotwendige Rolle zugewiesen. Heute werden Pferde überwiegend für Sport und Freizeit gehalten. Dies ist im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen rechtens, jedoch sind an den Umgang mit Pferden Anforderungen zu stellen, die der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf gerecht werden müssen, denn “niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen” (§ 1 des Tierschutzgesetzes).
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wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter
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Doping: Im Pferdekörper darf zum Zeitpunkt eines Wettkampfes kein Pharmakon und keine körperfremde Substanz enthalten sein. Die Frage, ob ein Verstoß gegen § 3 Nr. 11 des Tierschutzgesetzes und damit eine Ordnungswidrigkeit vorliegt, ist durch Sachverständige, die zuständigen Behörden und letztlich die Gerichte im Einzelfall zu entscheiden. Ein aktuelles, fast unglaubliches Beispiel aus der Praxis: Rausch aus dem Stroh – Pferde können sich über die Boxen-Einstreu dopen, wenn sie durch Urin mit Medikamenten verseucht wurde. Das entdeckte der britische Tierarzt Rob van Pelt bei zwei Rennpferden. Eins bekam das Hustenmittel Ventipulmin mit Clenbuterol. Als man ohne Ausmisten die Boxen tauschte, war der Doping-Test auch beim unbehandelten Pferd positiv. Van Pelt: „Das Risiko muss auch dem Stallpersonal klar sein, wenn es Medikamente nimmt und in die Boxen uriniert.“ (Quelle: Zeitschrift Cavallo 11/2005) Von den Ursprüngen bis heute wurde das System an Leistungsprüfungen immer weiter verfeinert und ausgeklügelt. Betrugen die Renndistanzen im 17. Jahrhundert noch 6000 bis 9500 Meter und die Reitergewichte zwischen 50 und 76 Kilogramm, so hat sich dies erheblich gewandelt. Die meisten Rennen auf •acher Bahn werden über Distanzen zwischen 1000 und 2800 Meter gelaufen. Auch beginnt man schon wesentlich früher mit den Leistungsprüfungen, denn Vollblüter sind frühreife Pferde. Ihre ersten Rennen absolvieren viele schon als Zweijährige. (Vor 300 Jahren waren die meisten Rennpferde sechsjährig oder älter.) Das Ergebnis dieser Leistungsprüfungen sind verlässliche Aufschlüsse über die Eignung zur Zucht. Nachfolgend einige Statistiken zu 2-jährigen: In Deutschland laufen 10 % der Rennpferde zweijährig, durch-schnittlich 2,5 mal. Es laufen weiter von den: ■ Zweijährigendebutanten
■ Dreijährigendebutanten
3-jährig 91 %, 4-jährig 67 %, 5-jährig 47 %, 6-jährig 30 % und 7-jährig 20 %.
4-jährig 66 %, 5-jährig 41 %, 6-jährig 25 % und 7-jährig 15 %.
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter Zweijährigendebutanten verbleiben länger im Rennstall. Mögliche Gründe dafür sind ■ Kontinuierliches, lebenslanges Training ist die Voraussetzung für Haltbarkeit; ■ Zweijährigendebutanten sind qualitätvoller und ■ Zweijährigendebutanten werden besonders sorgfältig trainiert und betreut. Aus England (in Frankreich ist es ähnlich) gibt es folgende Zahlen: BRITISH 2YO RACING: 2002-04 Horse Stats Wie viele 2-jährigen sind in jeder Saison gelaufen? Saison Starter
Hengste/Wall.
Stuten
% Hengste/Wall.
% Stuten
2002 2585
1398
1187
54.1
45.9
2003 2671
1489
1182
55.7
44.3
2004 2949
1611
1338
54.6
45.4
Welcher Prozentsatz dieser Starter hat ein Rennen gewonnen? Saison
Starter
Sieger
% Sieger
2002
2585
679
26.3 %
2003
2671
734
27.5 %
2004
2949
760
25.8 %
Man beachte, dass rund 75 % der 2-jährigen nicht gewinnen. Es gewinnen also 25 % der Starter; die Chance einen 2-jährigen Sieger auf einer Jährlingsauktion zu kaufen liegt bei ca. 1 von 9 (11 % der verkauften Jährlinge). In der Saison 2004 sind ca. 1900 der 2949 Starter durch den Ring gegangen und schienen verkauft. Oft gibt es auch sog. Scheinkäufe, um den Wert der Zuchtstätte bzw. der Familie des angebotenen Pferdes nach oben zu drücken. Demnach sind rund 500 Sieger auf Auktionen verkauft worden.
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wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter
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Welcher Prozentsatz der siegreichen Pferde gewinnen mehr als ein Rennen? Saison
1 Re.
2 Re.
3 Re.
4 Re.
5 Re.
6 Re.
7 Re. Gesamt
2002
474
158
37
9
1
0
0
679
(70 %)
(23 %)
531
155
38
6
3
0
1
734
(72%)
(21%)
583
127
41
7
2
0
0
760
(77%)
(17%)
2003 2004
Wann absolvieren die Starter ihren ersten Start während der Saison? Saison März April Mai
Juni Juli August September Oktober November
2002 61
171
370 347
240
341
55
2003 83
209 361 405 416 355
307 307
375
319
121
2004 84
223
432
358
42
401 404 535 411
Wirkt sich der Geburtsmonat auf die Siegchancen aus? ■ Saison 2004 (komplette Saison) Geb.-Monat
Pferde Gesamt
Starts
Siege
Siege-Starts
Januar
205
719
66
9,2 %
Februar
693
2554
283
11,1 %
März
899
3290
318
9,7 %
April
865
3143
259
8,2 %
Mai
282
828
72
8,7 %
Juni
5
10
0
0%
Wie viele Zweijährigen-Rennen werden in jeder Saison gelaufen? Saison
Rennen
Gesamt
Nur Stuten
2002 2003 2004
942 996 998
142 146 153
(15 %) (14,6 %) (15,3 %)
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wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter
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2.3. Erstellung und Durchführung eines Trainingsprogramms Die Erstellung eines sog. Trainingsprogramms ist insofern notwendig und sinnvoll, da man durch die Umsetzung dessen die maximale Leistungsfähigkeit eines Pferdes Stufe für Stufe erreichen und optimieren kann, ohne dem Pferd als Athleten Schaden zuzufügen. Besonders wichtig für das Pferd (besonders im Aufbau) sind ständige Ruhe- und Regenerationsphasen zwischen den „Lektionen“. Je nachdem, ob ein Jährling bereits im Gestüt an den Gurt und Sattel gewöhnt bzw. dort schon eingeritten wurde, passt man den Trainingsplan an und erweitert ihn. Ist ein Pferd noch nicht eingeritten, so gibt es zahlreiche Methoden, den Jährling oder 2-jährigen zu „brechen“. Viele gute, erfolgreiche Trainer haben dies relativ schnell gemacht oder machen dies noch heute, um die jungen Pferde gar nicht so viel spekulieren zu lassen. Absolute Voraussetzung für ein erfolgreiches Einreiten ist Ruhe, Geduld und Vertrauen im Umgang mit den jungen Tieren. Nach Gewöhnung an Umgebung, Gurt und Sattel kommt nach einigen Tagen der (möglichst leichte) Reiter in der Box mit Führer auf das Pferd, wird einige Runden im Kreis gedreht und dann vorsichtig hinter einem Führpferd aus dem Stall geführt. Anschließend erfolgen die ersten Übungen, entweder in der Halle oder auf der Trainierbahn, sobald sich dort keine anderen Pferde mehr be• nden. Unsere Ausgangssituation ist jedoch, dass wir ein bereits eingerittenes 2-jähriges Rennpferd im Stall haben und somit gleich mit der Grundkondition der 4-Stufen-Methode beginnen können.
2.3.1. Grundkondition Die Grundkondition ist die zeitlich längste Phase. Sie dauert bei jungen Pferden ca. 4-5 Monate, bei älteren zum Vergleich nach einer Pause ca. 6-10 Wochen. Am Anfang des Jahres werden die 2-jährigen meist getrabt, bei entsprechenden Witterungsverhältnissen und guter physischer und psychischer Verfassung in moderatem Tempo Kopf-Kopf (Kopf an Kopf mit einem Begleitpferd) und/oder hinter einem älteren Führpferd galoppiert. Wichtig dabei ist: nicht zu weit und nicht zu schnell, die Pferde sollen immer Spaß bei der Arbeit haben. Von Montag bis Samstag werden die Pferde geritten, am Sonntag dürfen sie genau wie wir Menschen einen Ruhetag haben, ggf. an der Führmaschine oder am Führzügel Schritt gehen. Das ist gut für die Psyche.
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter 2.3.2. Entwicklung von Ausdauer und Tempo
Canter (engl.): Galoppieren in mittlerem Tempo
Hat ein 2-jähriges Pferd nach etwa 4-5 Monaten die Grundkondition erlangt, kann die Entwicklung von Ausdauer und Tempo beginnen. Dazu werden über einen Zeitraum von ca. vier Wochen relativ lange, freie Canter mit gelegentlichen Sprints absolviert. Bewährt hat sich auch eine Unterbrechung des Galoppierens mit einer Schritt-Phase von 40-90m, wichtig ist die Regelmäßigkeit, also soll man das Training nicht täglich ändern, sondern lediglich bei Bedarf sanfte Änderungen herbeiführen. Da besonders junge Pferde der Herde nahe sein wollen und sollen, emp•ehlt es sich auch hier, wie bei Stufe eins, die Pferde zusammen (also Kopf-Kopf) gehen zu lassen, es sei denn einer oder eine ist zu •eißig und pullt zu sehr. In diesem Fall geht das •eißige Pferd allein hinter einem Führpferd; oft kommt es dadurch zu einer deutlichen Beruhigung. In der beschriebenen Phase baut sich die Muskulatur auf, das Blut- und Lungenvolumen wird erhöht und die Sehnen und Bänder unter Beachtung des Skelettwachstums gefestigt. Es emp•ehlt sich, mit den 2-jährigen so früh wie möglich mit einem älteren Begleit- bzw. Führpferd an der Startmaschine zu üben. Man kann auch vorher mit Startständern arbeiten, damit die Pferde schon ausreichend Vertrauen bekommen. Bald danach allerdings, spätestens einige Wochen vor dem ersten Start, ist es wichtig an die richtige Startmaschine zu gehen, denn im Rennen müssen sie auch in sie zügig reingehen und aus ihr •ink abspringen, sobald sich die Türen geöffnet haben.
2.3.3. Gezieltes Leistungstraining für den Wettbewerb (Rennen) Die Stufe drei ist das sog. Leistungstraining. Charakteristisch dafür ist eine allmähliche Tempoverschärfung mit rennmäßigen Galopps als gezielte Vorbereitung auf den ersten Renneinsatz. Diese schnellen Arbeiten müssen nach Leistungspotential, Leistungsbereitschaft, physischen und psychischen Reaktionen auf das Training zusammengestellt werden. Die Einteilung (auch die der Reiter) muss laufend überprüft und ggf. geändert werden. Die Tempoverschärfung ist eine sehr sensible Phase im Leistungsaufbau, wo es gilt, das Pferd zum Höchsteinsatz zu bringen, ohne es zu überfordern.
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wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter
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2.3.4. Entspannungsphase (Ruhe) Nach den Reizen bzw. Anstrengungen kommen die Pausen bzw. Ruhephasen von ein bis zwei Tagen zur Regeneration. In dieser Zeit wird das Pferd geführt, getrabt und geht ggf. einen sehr ruhigen Canter auf einer kurzen Strecke. Leichte Galoppierarbeit ist dann sinnvoll, wenn das Pferd stark zu Übersäuerung der Muskulatur neigt, denn durch die Bewegungen wird die angefallene Milchsäure gelöst und abtransportiert. Ohne Anspannung keine Entspannung und ohne Entspannung keine Anspannung! Zwischen den einzelnen Trainingsreizen kann sich die Leistungsfähigkeit durch Erholung wieder herstellen. Sind die Pausen zu lang oder zu kurz, kann die Effektivität des Trainings beeinträchtigt werden. Der Bewegungsreiz während des Trainings bewirkt einen Substanzabbau, nach dem Training kommt es jedoch wieder zu einem Substanzaufbau. Dabei ist zu beachten, dass der Neuaufbau über den ursprünglichen Gewebezustand hinaus erfolgt; daher kann sich ein Organismus an erhöhte Leistungsanforderungen durch erhöhte Leistungsfähigkeit anpassen.
2.3.5. Intervalltraining Das Intervalltraining steht für die Aufteilung der Arbeit in mehrere Belastungsphasen, die durch kurze Ruhepausen teilweise Erholung zulassen. Man unterscheidet zwischen extensiver (bei 60-70 % Belastungsintensität) und intensiver (bei 80-90 % Belastungsintensität) Intervallmethode. Die empfohlenen Intervallprogramme bestehen aus drei Phasen: zunächst die Aufbauphase (LSD=long slow distance) mehrere Monate, dann die intervallartige Belastungsphase (3 lange, ruhige Arbeiten 1800+m mit Erholungsphasen zwischen den Arbeiten von ca. 10 min. Dauer) und schließlich die dritte Schnelligkeits-Phase (2-3x ca. 800+m 14-17 m/s mit ca. 7-minütigen Pausen). Intervalltraining in dieser Form wird so gut wie gar nicht für Galopprennpferde angewandt, da nicht nur die Arbeitsintensität sehr hoch ist, sondern darüber hinaus die physische und psychische Beanspruchung des Rennpferdes übertrieben wäre. Der zu erzielende Trainingseffekt, nämlich die Verbesserung der Rennleistung, wurde nicht erreicht. Das Intervalltraining in abgewandelter, abgeschwächter Form wird jedoch häu•g mit Erfolg praktiziert.
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter 2.3.6. Führen eines Trainingsbuches Eine äußerst sinnvolle Maßnahme ist die Führung eines Trainingsbuches. Der genaue Umfang liegt in freiem Ermessen, es empfehlen sich folgende Punkte: ■ Galopps (Pferd, Datum, Art der Arbeit (Sand, Gras, Distanz), Eindruck des Reiters, Verletzungen und Besonderheiten ■ Gelaufene Rennen (Art, Datum, Ergebnis, Bericht des Reiters (Startmaschine, Verhalten, Distanz u.a.), Gesundheitszustand (Atmung, Verletzungen, Nasenbluten u.a.) und Dauer der Erholungsphase ■ Gewicht durch eigene Waage (Gewicht bei Neuankunft, regelmäßiges Wiegen mind. alle 14 Tage, Gewicht direkt und 24h nach Rennen sowie Optimalgewicht bei Sieg oder guter Platzierung ■ Gesundheit (Hufschmied, Impfungen, Wurmkuren, Verletzungen, Erkrankungen, Allergien, Behandlungen und Physiotherapien) Durch ein umfangreiches Trainingsbuch kann der Trainer den Leistungs- und Gesundheitszustand von allen Pferden regelmäßig beurteilen und feststellen, ob sich der Zustand gesteigert bzw. verschlechtert hat oder aber unverändert geblieben ist. Diese Erkenntnisse wirken sich auf das weitere Trainingsprogramm bzw. das weitere Management aus.
2.4. Anleiten und Berichtigen der Reiter
Optimaler Rennsitz des Champion-Jockeys Gary Hind bei einem Sieg in Dubai.
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Ein guter Reiter muss Reitfertigkeit und Jockeykunst besitzen. Er soll ruhig und geschmeidig im Sattel sitzen, die Hände am Hals und die Zügel nicht zu kurz und nicht zu lang haben sowie eine leichte Verbindung zum Maul des Pferdes. Bei erkennbaren Schwächen des Reiters ist dieser darauf hinzuweisen, anzuleiten und zu berichtigen (nach dem Schema Vormachen, Nachmachen, Üben -> ggf. mehrmals). Falls der Trainer bemerkt, dass sich Pferd und Reiter nicht verstehen, das Pferd womöglich bereits negative Veränderungen wie starkes Schwitzen vor oder nach der Arbeit, Arbeitsverweigerung, Untugenden, schlechte Rittigkeit, Rückenprobleme oder schlechte Futteraufnahme zeigt, dann muss unbedingt gewechselt werden. Manchmal passt ein Reiter auf ein Pferd überhaupt nicht, auf ein anderes dafür prima.
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2.5. Management Unter Management – ein englisches Wort, welches aber in unseren Sprachgebrauch schon fest übergegangen – versteht man die Verwaltung eines Unternehmens, im sportlichen Sinne also die Leitung eines Rennstalles. Diese umfasst zunächst die Bestimmung über die Verwendung der einzelnen Pferde, Anordnung wann und wo sie laufen sollen, Engagements, Ausrechnung der zu tragenden Gewichte, Beschaffung der Reiter, Erteilung der Instruktion/Order an diese, Beobachtung des Rennens, Einlegung bzw. Abwehr etwaiger Proteste usw.. Mit dem eigentlichen Training hat der Manager an und für sich nichts zu tun, sondern nur, sofern er nicht ausschließlich eigene Pferde managed, den Besitzer zu vertreten und dessen Interessen zu wahren. Ohne einen gewissen Ein•uss auf das Training wird er dies nicht in vollkommener Weise durchführen können, weshalb es durchaus notwendig ist, dass der Trainer dem Manager unterstellt ist; des letzteren Anordnungen müssen aber auf den Ansichten des ersteren fußen. Die Funktionen beider sind so eng miteinander verknüpft, dass ohne ein gewisses Einverständnis und gutes Einvernehmen zwischen ihnen eine ersprießliche Tätigkeit nicht denkbar ist. Aus diesem Grunde werden bei den folgenden Betrachtungen auch die in das Gebiet des Trainings fallenden Fragen nicht immer umgangen werden können. Vom Management hängt zum großen Teil der Erfolg eines Rennstalles ab. Selbst mit gutem Material wird ein schlecht geleiteter Rennstall ungünstige Resultate aufweisen, dagegen kann man mit mittelmäßigen, geschickt verwendeten Pferden zuweilen überraschende Erfolge erzielen. Hier vier Management-Beispiele aus England: 1.) Red Duster (USA)
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Red Duster als Jährling
Red Duster als 2-jähriger
Dieser gut gezogene Hengst Red Duster wurde 2-jährig für 270.000,Guineas auf einer Breeze up-Auktion (mit vorheriger Betrachtung der Galoppade unter dem Reiter) ersteigert und kam dann zu dem für gutes Training bekannten Michael Bell. Dieser lässt in der Regel nur ausreichend gute Pferde 2-jährig laufen und versucht, mit ihnen innerhalb der ersten drei Starts zu gewinnen, um sie anschließend in einem L- oder Gr.-Rennen laufen zu lassen. Selten gewinnen seine Starter beim ersten Start; dieser wird meist genutzt für Lernzwecke, ohne dem Pferd weh zu tun und ihm Vertrauen zu geben. Gerade sensible Pferde müssen sich häu•g erst an die Rennhektik gewöhnen. Der erste Start war auf einer kleineren Bahn, der zweite dann schon auf der Derby-Bahn in Epsom. Der Trainer wusste also, was sein Pferd kann und es hat dort auch einen guten dritten Platz errungen, wobei es mit einer halben Länge nur knapp geschlagen war vom Sieger. Man kann also sagen: Gutes Management und gutes Training. 2.) Charlton (GB)
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wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter Charlton ist bereits Wallach und obwohl er offensichtlich ausreichend Klasse besitzt, ist seine Rennplanung klar auf die 2-jährigenLaufbahn ausgerichtet. Dies ist einerseits verständlich durch seine schnelle Abstammung, andererseits konnte er nach seinem zweiten Sieg trotz Nähe zu den vorderen keinen Geldpreis mehr erringen. Es wäre vermutlich geschickter gewesen, ihn etwas weniger zu fordern. Einen Hinweis auf evtl. leichte Überforderung des Pferdes bekommt man durch die Verwendung von offenen Scheuklappen (engl. visor=v1) bei seinem vorletzten Start am 29. September. Diese Rennplanung mag zwar kurzfristig Erfolg versprechend sein, langfristig jedoch hat man mehr von einem Pferd, wenn man es 2-jährig nicht zu oft laufen lässt. In Deutschland ist die Anzahl der Starts für 2-jährige auf acht begrenzt, in England jedoch nicht, sondern unbegrenzt. Ein nahezu unglaubliches Beispiel: 3.) Timeless Times, er absolvierte 2-jährig sagenhafte 21 Starts, von denen er 16 siegreich gestaltete, zwei mal zweiter wurde, und zwei mal dritter. Lediglich beim letzten Start 2-jährig war er unplatziert. Dreijährig war er aber am Ende, so war er nach seinem zweiten Platz beim ersten Start nur noch völlig unplatziert. Timeless Times hat in seiner Karriere über GBP 50.000,- verdient; wer weiß, wie seine Laufbahn mit anderem Management verlaufen wäre…. Nach Beendigung seiner Rennkarriere ist er zumindest als Deckhengst aufgestellt worden, in England ist das auch ohne 95 kg GAG (bzw. engl. rating/ timeform) möglich.
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Charlton als Jährling
Charlton als 2-jähriger
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter 4.) Munnings (GB)
Munnings als Jährling
Munnings als 2-jähriger
Munnings ist ein relativ gut gezogener Hengst aus einer Sadler’s Wells-Mutter, im eigenen Besitz seines gerade mit 2-jährigen erfolgreichen Trainers Paul Cole. Durch seine guten Formen als 2-jähriger, wo er sich von Start zu Start gesteigert hat, ist er sehr interessant für seine nächste Saison, da er ja im Sieglosen-Rennen anfangen kann. Er hat seinen Munnings also gut trainiert und gemanaged. Paul Cole stellt sich gut auf die 2-jährigen ein, fängt so früh wie möglich im Jahr an, ihnen das rennmäßige Galoppieren beizubringen, und zwar im Pulk von 6-8 Pferden. So werden sie auf die Rennen getrimmt und sind daher schon oft beim ersten Start siegfertig. Hier ein gutes Beispiel aus dem Stall von Peter Schiergen aus Köln:
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Königstiger vor Idealist – Dieses Ergebnis des Gr. I-Rennens Gran Criterium zeigt, dass diese beiden Top-Hengste gut trainiert und gemanaged wurden. Sie konnten dieses level in 2005 zwar nicht ganz halten, haben jedoch eine so hohe Gewinnsumme erzielt, dass man damit leben kann. Königstiger wurde trotz 94,0 kg GAG als Deckhengst anerkannt, da er Sieger mindestens eines Gruppe-Rennens war.
2.5.1. Wirtschaftlichkeit für den Trainer und Rennstall
2004: Königstiger gewinnt vor Idealist (Nr. 4) das Gran
Betrachtet man die Wirtschaftlichkeit eines Rennstalles in Bezug auf das Training 2-jähriger Vollblüter, so denkt man sofort an die Gewinnsumme der ihm anvertrauten Pferde, da der Trainer 10 % Provision davon erhält. Zunächst ermittelt man die Reife des jungen Pferdes bzw. die allgemeine Eignung, 2-jährig erfolgreich an den Start zu kommen. Falls ein Pferd nicht ausreichend Klasse und Frühreife besitzt, gibt man ihm lieber die nötige Entwicklungszeit; das Pferd wird sich dafür bedanken! Hat mein ein gesundes, frühreifes Pferd mit ausreichend Klasse, so kann man durchaus einige Nennungen in größeren Rennen abgeben, in der Hoffnung, dass das Pferd die hohen Erwartungen umsetzt und hohe Gewinne eingaloppiert, an denen der Trainer dann beteiligt ist. Um eine Betriebsplanung zu machen, denke man an Rentabilität/ordentliches Ergebnis, Stabilität (dafür sind die Kriterien Eigenkapitalanteil, Anlagenintensität und Fremdkapitaldeckung heranzuziehen), Liquidität und Cash-•ow (Finanzierungskraft des Unternehmens für
Criterium Gr.I für 2-jährige in Mailand
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter ein laufendes Wirtschaftsjahr). Für die Feststellung der •nanziellen Tragfähigkeit des Trainings in Bezug auf die Mindestzahl der Pferde macht man eine Kalkulation der Trainingskosten. Dabei berechnet man folgende Kosten: Gebäude und Anlagen, Geräte und Maschinen, Futter und Einstreu, Personal, allgemeine Kosten, Unternehmerlohn sowie Umsatzsteuer (abzüglich Vorsteuer) monatlich und pro Pferd.
2.5.2. Wirtschaftlichkeit für den Besitzer Die meisten Besitzer halten Rennpferde als Hobby, sind • nanziell nicht auf Pro• t angewiesen. Gewinnen möchte natürlich jeder, auch die großen Besitzer und es wird immer wichtiger, nicht nur die Gewinnsumme der Pferde zu steigern, sondern auch deren Wertschätzung hinsichtlich eines möglichen Verkaufs. Gewinnt man z. B. mit einem 2-jährigen überlegen ein Sieglosen-Rennen in Deutschland, so kann man es durchaus wagen, das Pferd in einem hoch dotierten Sieger-Rennen, z. B. in Italien Gr. I Criterium der 2-jährigen, Mailand laufen zu lassen. Im Erfolgsfall kann man entweder hochpreisig verkaufen oder sich an der hohen Gewinnsumme erfreuen. Wichtig ist jedoch, dass man mit dem Geld aus dem Ausland Investitionen in Deutschland tätigt, die dem Rennsport zugute kommen, sei es in der Zucht oder durch Auktionskäufe.
2.5.3. Auswahl der geeigneten Rennen
Handicapper = Ausgleicher: er schätzt die Rennleistung der Pferde ein und gibt ihnen eine Leistungsmarke (GAG= Generalausgleichsgewicht). Diese Einstufung in kg, nach der die Nennung in die sog. Ausgleiche erfolgt, begleitet das Pferd die ganze Laufbahn und wird kontinuierlich nach oben oder unten angepasst, je nach gezeigter Leistung.
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Ein wichtiger Management-Bereich ist die Auswahl geeigneter Rennen für die jeweiligen startklaren Pferde. Dabei spielen eine ganze Reihe von Faktoren eine Rolle: welche Distanz scheint geeignet, wie gut ist das Pferd kurz-, mittel- und langfristig, vermutet man großes Steigerungspotential, welche Jockeys reiten an dem angepeilten Tag (ist der Wunschkandidat für das Pferd dabei, wenn man keinen eigenen Jockey am Stall hat?), wie sind die Gegner, wie ist die Linienführung der Bahn, geht es rechts oder links rum, wie ist die Bodentiefe voraussichtlich (manche Bahnen sind prädestiniert für gutes bis festes Geläuf und manche für weiches bis schweres, natürlich je nach Wetterprognose), wie ist die übliche Renntaktik auf der Bahn (langsames, mittleres oder schnelles Grundtempo), wie weit ist die Bahn vom Stall entfernt (anfallender Transportstress sowie Reisekosten für den Besitzer), wie hoch ist die Dotierung, gibt es evtl. eine Prämie, wie sind die Gästeboxen, kann der Besitzer anreisen, wie wird die Bahn vom Handicapper gesehen (hinsichtlich der Leistungseinstufung), hat man mehrere Starter an dem Tag oder reist man mit nur einem Pferd, etc.. Hat man sich nun Gedanken gemacht zu diesen Punkten und sie analysiert, hat man eine Entscheidung zu treffen, wann und wo das Pferd starten soll.
wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter Hat ein Besitzer den im Training be•ndlichen 2-jährigen selbst gezüchtet, so sollte der Trainer von allzu großen Auslandsaktivitäten abraten, da nur bei Deutschland-Starts Züchterprämien (für 2-jährige 24 % = € 357.960,- in 2004) gezahlt werden. Also muss man abwägen zwischen einem evtl. höheren Geldpreis im Ausland, verbunden mit höheren Reisekosten oder der zusätzlichen Züchterprämie in Deutschland. Die Konkurrenz im Ausland (v.a. in Italien und Frankreich) ist auch etwas stärker geworden, was die derzeitige Situation keineswegs vereinfacht. Es emp•ehlt sich, den ersten Lebensstart in Italien zu absolvieren (das macht auch der sehr erfolgreiche Luca Cumani aus Newmarket mit einigen seiner Schützlinge), um die italienische Inländerberechtigung zu erhalten. Anschließend ist man frei in der Rennauswahl, kann dann aber jederzeit in die italienischen Altersgewichtsrennen, die sehr gut dotiert sind (etwa 2,5 – fache Dotierung wie in Deutschland) und etwa dem Agl. 2-Niveau entsprechen. Das Fazit lautet also Hauptaktivitäten in Deutschland zu haben mit einem kleinen Blick auf das benachbarte Ausland gerichtet.
Auslandsaktivitäten:
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Starts
im Ausland haben in den letzten Jahren stark zugenommen: von ca. 200 Starts im Jahr 1997 bei einer Gewinnsumme von ca. € 2 Mio. auf ca. 1400 Starts in 2004 bei ca. € 8 Mio.
2.6. Spezielle Fütterungshinweise Fütterung im Allgemeinen umfasst einen großen Bereich. Das wichtigste bei der Fütterung ist die bedarfsgerechte Fütterung, d.h. die Ration ist je nach individuellem Bedarf zusammenzustellen. Der Trainer sollte sich in Zusammenarbeit mit seinem Futtermeister intensiv mit richtiger, bedarfsgerechter Fütterung beschäftigen. Die Prinzipien der Rationsgestaltung sind Bedarfsermittlung, Auswahl bzw. Kombination der Futtermittel (nach Energie- und Nährstoffgehalt, Qualität und Preiswürdigkeit), Auswiegen der Ration und Überprüfen der Futteraufnahme und des Futterzustandes. Futterzustand und Temperament sind ein Spiegel für die Energieversorgung des Pferdes. Lange andauernde Unter- oder Überversorgungen führen zu Leistungsminderung. Der Futtermeister hat darauf zu achten, dass die Fütterungsfrequenzen, die Fütterungszeiten und die Ruhezeiten eingehalten werden. Da sich das junge Pferd noch in der Entwicklung be•ndet, ist es besonders wichtig, auf ausreichend Eiweißzufuhr zu achten und auf genügend Kalzium- und Phosphor-Aufnahme im Verhältnis 1,5-2:1. Aber: Hohe Protein-Einnahme wurde in Amerika assoziiert mit hohem Schwitzen und dadurch Nitrogen-Verlust. Man muss also immer darauf achten, nicht zu viel Eiweiß zu füttern. Innerhalb kurzer Zeit kann es beim jungen Pferd zu einem enormen Massenzuwachs kommen, auch durch Zuwachs der Muskulatur. Das Gewicht des Pferdes nimmt innerhalb kurzer Zeit erheblich zu. In dieser Zeit gewinnen die Knochen, Sehnen und Gelenke nicht die ausreichende Stabilität, um das zunehmende Körpergewicht zu übernehmen. Der Knochen kann durch Einlagerung von Kalksalzen seine Dichte und Festigkeit um 30 bis
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter 40 % steigern. Noch wichtiger als die Menge der Ca- und P-Aufahme ist das erwähnte Verhältnis, damit Ca und P vom Körper richtig aufgenommen werden kann, das Knochenwachstum korrekt erfolgt und keine Fehlstellungen entstehen. Ferner hat man auf das richtige Verhältnis von Rauhfutter zu achten, die Rauhfuttermenge muss überwiegen, damit es nicht zu Verdauungsstörungen kommt. Füttert man allerdings zu viel Heu, füllt sich der Verdauungskanal zu sehr. Heu nimmt drei- bis viermal so viel Platz ein wie Hafer. Auf ausreichende Energieversorgung ist ebenfalls zu achten unter Berücksichtigung des richtigen Verhältnisses zu Eiweiß, Energie:Eiweiß=1:5-6 ist ideal. Die Addition von 50 kg (Reiter mit Sattel) zu einem 500 kg-Pferd erhöht den Energiebedarf um 10 %, 5–10 % für Nerven und Stress. Je größer ein Pferd, desto mehr Energie ist nötig für Bewegung; mehr Hitze wird produziert als Folge, größere Masse zu bewegen -> das kleinere Pferd ist besser geeignet für Hitze wegen der Relation von Körperober•äche zu Masse. Die meisten arbeitenden Pferde sind nicht fähig, mehr als 4 % ihres Körpergewichts täglich zu verdauen (ca. 20 kg bei 500 kg KG). Bei der Fütterung kann man viele Fehler machen; ist die Fütterung gut, so kann man viele Krankheiten vermeiden. Ist sie unsachgemäß, können neben Krankheiten des Verdauungstraktes auch Leistungsschwäche, Verhaltensstörungen oder Unfruchtbarkeit entstehen. Deshalb ist rationelle und bedarfsgerechte Fütterung so wichtig.
2.7. Naturheilkundliche Behandlung von Krankheiten und Leiden (z. B. schwache Nerven) Naturheilverfahren sind medizinische Heilmethoden, die der Vorbeugung, Heilung oder Linderung von Krankheiten dienen. Sie sprechen die selbstregulativen Kräfte des Organismus an und sind – zumindest teilweise – „natürlichen Ursprungs“. Der Begriff Naturheilkunde bezeichnet die Theorie und Praxis dieser Naturheilverfahren wie auch ganzheitlicher diagnostischer Methoden. Letztere erbringen Informationen über den Zustand der selbstregulativen Kräfte des Organismus. Ist der Organismus im Gleichgewicht, so ist er gesund, ist der Energie•uss gestört, so kommt es zu Krankheiten. Krankheiten des Pferdes sind heute weniger durch Vererbungsfehler, sondern meistens durch nachteilige Umweltein•üsse und hohe Leistungsanforderungen bedingt. Die Ursachen können sein: belebte Erreger (Bakterien, Viren und Pilze), Stoffwechselstörungen und Ernährungsfehler. Wie auch immer die Einteilung aussieht, bei allen Krankheiten liegt eine
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Störung in den Zellen und Zellverbänden vor. Diese Störungen nennt man Blockaden oder Störfelder. Eine einzelne Zelle ist für sich allein nicht leistungsfähig, sie kann nicht unabhängig von anderen existieren oder selbständig weiterleben. Sie ist also von anderen Zellverbänden abhängig. Daraus folgt der Schluss: der Organismus ist immer als ganzes zu betrachten. Krankheiten werden durch die Stärkung bzw. Anregung der Selbstheilungskräfte des Organismus mittels Reize (Grundprinzip aller naturheilkundlichen Methoden) von innen nach außen geleitet; geschieht dies nicht, werden sie nur unterdrückt und der Energie•uss ist blockiert.
2.7.1. Homöopathie Die Homöopathie ist eine Heilkunde, die der Arzt Samuel Hahnemann vor etwa 200 Jahren mit Hilfe zahlreicher Arzneimittelprüfungen an sich selbst und an seinen Kindern mühsam entwickelt hat. Die Basis der Homöopathie ist: Similia similibus curentur = ähnliches wird mit ähnlichem geheilt. Das bedeutet, dass der Kranke mit dem Mittel geheilt wird, das bei einem Gesunden dieselben Symptome hervorruft. Da es bei Pferden äußerst schwierig ist, das richtige Mittel von ca. 3000 Einzelmitteln in der richtigen Potenzierung (Verdünnung, je chronischer die Krankheit, desto höher soll die Potenzierung sein) zu •nden, wird man mit der Gabe von sog. Komplexmitteln sicherlich mehr Heilungserfolg haben. Beim Menschen dauert eine sog. Repertorisation bzw. Erstanamnese, d.h. Krankheitsbesprechung mit Lebensgeschichte ca. zwei Stunden. Dabei erfährt der Therapeut sehr viel, das Pferd kann dem Therapeuten leider nicht so viel erzählen, zumindest nicht in zwei Stunden. Hier nun einige geeignete Mittel, darunter auch Einzelmittel, die bei klaren Krankheitsbildern den zugehörigen Konstitutionstypen gegeben werden können (sinnvoll zum Nachschlagen der Krankheitsbilder ist das homöopathische Repetitorium der DHU, Karlsruhe): ■ Nervosität: Nervoregin Inj. (Fa. P•üger), Nervo-Plantin Tr. (Fa. In•rmar ius-Rovit) ■ Verletzungen aller Art: Arnika D4 (DHU) 3x15 Tr. mit etwas Wasser ins Maul spritzen; Traumeel Inj. (Fa. Heel), In•-T raumex Tr. (Fa. In•rmar ius-Rovit) ■ Verdickungen bei kleinen Verletzungen: Symphitum D4 (DHU) 3x15 Tr. ■ Schreckhaftigkeit, Magen-Darm-Störungen, Leberbelastung, Störungen des ZNS: Nux vomica C30 (DHU) 1x5 Globuli in die Unterlippe ■ „Null Bock“: In•-China Inj. (F a. In•rmar ius-Rovit) ■ Boshaftigkeit (v. a. von Stuten): Sepia C200 (DHU) 1x3 Tr. mit etwas Wasser ins Maul spritzen ■ Augenreizung: Euphrasia Augentropfen (Fa. Wala)
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter ■ Husten: In•-Drosera Inj. (F a. In•rmar ius-Rovit) ■ Muskelkater: Acidum sarkolaticum Potenzakkord (=potenzierte Milchsäure) Inj. (Fa. P•üger) ■ Zur Ab- und Ausleitung von Schadstoffen: Derivatio Inj. (Fa. P• üger) Als Dosierung der Komplexmittel verdoppelt man die in der Packungsbeilage angegebene Menge für Erwachsene. Die meisten homöopathischen Einzelmittel gibt es als Globuli (Kügelchen), Tabletten und Tropfen; Injektionen können auch oral eingenommen werden. Die Art der Gabe ist Geschmackssache; man hat nur sicher zu gehen, dass das Pferd die Arznei tatsächlich aufgenommen hat.
2.7.2. Phytotherapie Phytotherapeutische Arzneimittel sind die jeweiligen Ursubstanzen bzw. Urtinkturen. Die P•anzen werden nicht potenziert, sondern nur zerkleinert und dann aufgetragen oder eingenommen. Einige geeignete Präparate sind: Arnikatinktur bei Wunden aller Art, Hyperforat (Dr. Klein) bei Nervosität und Spartiol (Dr. Klein) bei Herz-Kreislaufschwäche.
2.7.3. Physikalische Therapie Übersicht physikalischer Therapie-Möglichkeiten beim Pferd: Aktive Therapie: ■ Aquatrainer zur Rehabilitation und Konditionierung Passive Therapie: ■ Massage, z. B. Lymphdrainage ■ Thermotherapie, z. B. Hypothermie ■ Elektrotherapie: Nieder- und Mittel-frequenzstrom von medizinischen Geräten über Saugelektroden ■ Hochfrequenzstrom, z. B. vom Ultra-schall. ■ Eispackung, aber nicht zu lange, sonst Zerstörung des Gewebes (ideal: Stunden bis 2 Tage, dann Wärme -> 50 % bessere Heilung) ■ Kühlen, mehrmals täglich kaltes Wasser angießen ■ Heiß-Kalt-Anwendungen ■ Magnetfeld ■ Zahnp•ege 2x/Jahr und bei Bedarf ■ Solarium ■ Laser ■ T.E.N.S. (elektr. Nervenstimulation; Transcutaneous Electrical Nerve Stimulation)
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter 3. Eigene Untersuchungen/Erfahrungen Es gibt folgende typische Krankheiten, Verletzungen oder Geburtsfehler bei 2-jährigen Rennpferden: ■ Schienbeine An der Vorderseite der vorderen Röhrbeine kommt es zu einer schmerzhaften Schwellung. Die Ursache ist meist eine Knochenhautentzündung, oft durch „mangelhaftes Training“ (Dr. med. vet. Th. Weinberger am 14.11.2005). Durch Mikrorisse im Knochen und der Knochenhaut entsteht eine ausgeprägte und schmerzhafte Entzündung. Wenn sie auftreten, dann oft nach schnellen Grasarbeiten. Therapie erfolgt über Einreibungen und Ruhe über einen Zeitraum von ca. 6 Wochen. ■ Follikulitis des Rachenraumes (Rachenraumentzündung, Bläschenentzündung) Häu•ge Kinderkrankheit der Pferde, besonders auffällig beim Vollblüter, da von ihm früher als von einem Warmblut Leistung gefordert wird. Ähnelt ein wenig der Mandelentzündung beim Menschen. Im ganzen Rachenraum be•nden sich in der Schleimhaut kleine Bläschen, die auch stark gerötet oder vereitert sein können. Die Pferde sind dann matt und röcheln häu•g, zu erkennen über das Spiegeln. Der Trainer hat also bei Hinweisen den Tierarzt zu kontaktieren. ■ Sehnenschäden (selten) Durch Überlastungen bzw. genetischen Dispositionen kann es zu Sehnenschäden, d. h. Sehnenreizungen, -anrissen und -abrissen kommen. Es entsteht bindegewebiges Narbengewebe, das nie wieder so stark wird wie das ursprüngliche Sehnengewebe. Auch hier ist mit dem Tierarzt eine geeignete Therapieform neben der Ruhe zu besprechen. ■ Kryptorchismus (ein Hoden noch im Leistenkanal) Hat ein Hengst diesen Fehler, so darf er in Deutschland nicht als Deckhengst zugelassen werden. Der fehlende Hoden ist oft ein Störfaktor im Leistenkanal, es kann eine Entzündung, verbunden mit großen Schmerzen entstehen. Ist der Hengst nicht gezogen wie ein Star, so sollte man kein Risiko eingehen und beide Hoden so schnell wie möglich operativ entfernen lassen.
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3.1. Erfahrungen mit frühreifen Pferden Assam: ein kräftiger Big Shuf•e-Sohn (Big Shuf•e-Nachkommen bekommen oft Frühreife vererbt), der auf der Jährlings-Auktion in Baden Baden verhältnismäßig günstig ersteigert wurde. Er wurde aufgebaut nach dem 4-Stufen-System, hat immer toll mitgearbeitet und bei seinem ersten Lebensstart in Mailand eindrucksvoll gewonnen. Direkt nach dem Rennen kamen gute Kaufangebote, die Besitzerin aber wollte ihn nicht abgeben. Bei seinem zweiten Start war er guter vierter, knapp geschlagen in einem großen Auktionsrennen in Baden Baden, hatte seinen Wert noch mal gesteigert. 3-jährig wechselte er in einen anderen Stall und seine Leistungskurve ging stark nach unten. Es könnte sein, dass ihm seine Frühreife zu den guten Leistungen 2-jährig verholfen haben oder dass ihm seine neue Umgebung nicht gefällt. Pferde sind eben auch sensible Lebewesen, deren Psyche man keinesfalls vernachlässigen sollte. Green Mile: ein relativ kleiner Montjeu-Hengst, der - in der Entwicklung fast fertig - auf der Breeze up-Auktion in Baden Baden 2jährig gekauft wurde. Der Vorteil von solchen Auktionen ist, dass man die Pferde vor der Auktion am Vormittag unter dem Sattel galoppieren sehen kann. Der Nachteil, dass Sie – falls sie aus dem Ausland kommen – nicht startberechtigt sind in den deutschen Auktionsrennen, da der Nennungsschluss bzw. Streichungstermin vor der Auktion im Frühjahr ist. Dies wird aber evtl. geändert. Green Mile kam aus Irland, hat sich schnell eingelebt in Deutschland und konnte auch schon bald seinen ersten Start absolvieren: in Meran wurde er vom letzten Platz kommend guter zweiter in einem „Seconda Maiden“-Rennen (Rennen, in dem auch Pferde laufen dürfen, die bereits einmal gewonnen haben). Diese Vorstellung war so eindrucksvoll, dass er anschließend in einem Listenrennen in Mailand aufgeboten wurde. Auch dort belegte er einen ausgezeichneten zweiten Platz. Die Schnelligkeit hatte er wegen seiner Durchschnittlichkeit (vgl. Eclipse S. 45). Es hat alles zusammengepasst, die Proportionen waren sehr gut aufeinander abgestimmt und so konnte er trotz seiner geringen Größe schnell laufen.
3.2. mit Klassepferden Fullmix: ein eleganter Sagamix-Sohn, der ebenfalls in Baden Baden auf der Jährlingsauktion erworben wurde. Er wurde auch nach der 4-Stufen-Phase aufgebaut, hat sich prächtig entwickelt und seinen ersten Lebensstart siegreich gestaltet in feiner Manier. Bei seinem zweiten Start war er ausgezeichneter dritter im Kronimus-Rennen, L, in Baden Baden. Durch diese beiden tollen Leistungen hat er seine
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter Klasse bewiesen und galt als ein echter Hoffnungsträger. Anschließend bekam er Ruhe, stand der Winter ja bereits vor der Tür. Im neuen Jahr wurde er leicht antrainiert, hat die Stufe eins Grundkondition vollendet, war dann bei der Ausdauer- und Tempophase, als ein schrecklicher Unfall passierte: nach einem ruhigen Canter 1600m auf Sand hat er – unter einem leichten Reiter – kurz vor dem Anhalten plötzlich gebremst, getorkelt und ist ins innere der Bahn gegangen und dort umgefallen. Er war sofort tot. Die spätere Obduktion – angeordnet von der Lebensversicherungsgesellschaft – brachte nicht die Ursache Aortaabriss, sondern Herzstillstand. Wie es dazu kommen konnte wusste man nicht. Einen angeborenen Herzklappenfehler diagnostizierte man nicht, es war wohl eine genetische Disposition. Die Besitzer wurden von der Versicherung entsprechend entschädigt, es wurde zum Glück nach den guten Leistungen die Versicherungssumme erhöht. Der Trainer ist der am meisten geschädigte, hat er doch sein bestes Pferd im Stall verloren.
4. Zusammenfassung Das Training im Allgemeinen – nicht nur das von 2-jährigen Vollblütern – umfasst einen sehr großen Bereich. Sowohl Trainer als auch Manager (manchmal ist der Trainer gleichzeitig auch Manager) haben gleichzeitig und ständig an viele wichtige Faktoren zu denken. Nur durch deren optimale Verknüpfung kann ein erfolgreiches sowie für alle Beteiligten wirtschaftliches Training ermöglicht werden. Voraussetzung jedoch dafür ist, dass die Pferde, die Hauptakteure in der Rennsport-Industrie, leistungswillig mitarbeiten. Den Weg dorthin bereitet wieder der einfühlsame, geschickte Trainer und so schließt sich der Kreis. Pferde, die gesund, zufrieden, glücklich und gut trainiert sind, kann man als treue Kämpfer bezeichnen, die alles für uns Menschen geben. Echte Partner, die in Deutschland mehr als 11.000 Menschen (Rennen und Rennpferdezucht) Freude und einen Arbeitsplatz ermöglichen. Wir sollten uns also bei ihnen bedanken durch gute P•ege, gutes T raining und viel Verständnis.
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5. Diskussion 5.1. Fragen an Heinz Jentzsch 1) Nach welchen Kriterien suchen Sie einen Jährling aus? „Geldbeutel, viel Glück, wenn ich zu entscheiden hätte, würde ich viel lieber ein Pferd als Fohlen als als Jährling aussuchen. Sonst: erst die Jährlinge aussuchen (ohne zu wissen, um welche Abstammung etc. es sich handelt) und danach aussuchen, Jährling muss einen guten Schritt haben, sonst würde ich schon die Hände davon lassen.“ 2) Wenn Sie für einen Besitzer ein 2-jähriges bzw. 3-jähriges Pferd kaufen sollen, wonach treffen Sie die Entscheidung? „Nach der Form, was es kann bzw. schon gezeigt hat, Gesundheit, ob es korrekt steht, bei einem 2-jährigen würde ich es begrüßen, wenn er noch gar nicht als z. B. bereits einmal gelaufen ist.“ 3) Wie erfolgt der Trainingsaufbau eines 2-jährigen Pferdes? „Während des Winters und bis ca. Februar wird gearbeitet (Einreiten, Grundkondition etc.) ca. ab Anfang März auch schon bessere Arbeiten.“ 4) Welche Trainingseinheit wird zur Erlangung der Grundkondition verrichtet? „Ca. zwei Monate zur Erlangung der Grundkondition mit täglicher Canterarbeit.“ 5) Welchen Zeitraum (ca.) setzen Sie hierfür an? „Ca. zwei Monate.“ 6) Wie erfolgt die Vorbereitung von 2-jährigen auf die erste schnelle Arbeit (Grasgalopp)? „Ca. 300m schnell gehen, Grasarbeit ist bei jungen Pferden notwendig.“ 7) Welches sind die ersten Anzeichen einer „leichten“ Überforderung 2-jähriger Pferde und wie kann das weitere Training dazu beitragen, dass diese Überforderung überwunden wird? „Schienbeine, wenn Pferde nervös werden, wenn sie vor der Arbeit schwitzen, jedoch Pferde nicht ganz aus dem Training herausnehmen werden, werden sie wieder nervös, wenn sie neu beginnen.“
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter 8) Wie stellen Sie einen „ersten“ Grasgalopp mit 2-jährigen zusammen? „Zunächst mit älterem Führpferd, später auch 2-jährige allein, damit man sie nicht überfordert.“ 9) Welche Trainingsanweisung geben sie Ihren Reitern? „Immer nur so schnell wie der andere kann, gerade richten und Spur halten.“ 10) Lassen Sie die 2-jährigen von einem älteren Führpferd begleiten? „In der ersten Zeit werden sie von einem älteren Führpferd begleitet, später gehen 2-jährige auch allein.“ 11) Wenn ja, unter welchen Gesichtspunkten wählen Sie das Führpferd aus bzw. welche Anweisung geben Sie dem Reiter des Führpferdes mit auf den Weg? s. o. 12) Wann ist für Sie der erste Grasgalopp mit 2-jährigen zufrieden stellend verlaufen? „Wenn sie ihre Arbeit gut verrichten, weiterhin fressen und gesund bleiben.“ 13) Welche Aufschlüsse gibt Ihnen die erste schnelle Arbeit auf Gras? „Hauptsache, dass sie laufen geradeaus. Wie die Entwicklung der 2-jährigen ist, ob sie früh sind.“ 14) Wie häu•g und über welchen Zeitraum (ca. Angabe) erfolgen schnelle Arbeiten, bevor ein 2-jähriges Pferd zum ersten Mal startet? „Wenn es mindestens 3 x bis 6 x schnell gegangen ist und wenn es natürlich gut genug geht!“ 15) Wann ist ein 2-jähriges Pferd trainingsmäßig reif für einen Start? „Wenn es gut genug geht! Wenn es gelernt hat, gerade zu bleiben und wenn es mindestens 3 x oder 6 x auf Gras eine schnelle Arbeit gegangen ist.“ 16) Wie lange vor dem ersten Start beginnen Sie mit der Schulung an der Startmaschine? „Rechtzeitig! Erst werden sie in die Startbox geführt und bleiben darin stehen, ohne abzuspringen. Wenn ein Pferd Schwierigkeiten bereitet, geschieht dies immer nur aus Angst. Wichtig ist, dass das Pferd
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Vertrauen hat. Wichtig ist auch, dass Pferde lernen, in der Startbox ruhig zu stehen. Dann werden sie langsam durch die Startbox durchgeführt. Beim zweiten mal müssen sie abspringen, evtl. noch ein drittes mal, jedoch nicht zu oft. Besser ist, es an einem anderen Tag noch einmal zu versuchen. Vom Lernen an den Ständern halte ich nicht viel, denn sie müssen später ja auch in die Startbox, also soll es auch gleich richtig geübt werden.“ 17) Sie haben in Ihrer Zeit als Trainer außergewöhnlich viele Pferde mit überdurchschnittlichem Können trainiert. Können Sie im nachhinein sagen, dass sich diese Pferde auch im Umgang in besonderer Weise von den übrigen mit geringerem Können unterschieden haben? „Nicht unbedingt! Klassepferde sind jedoch etwas ruhiger und organstärker, so dass sie dadurch im Umgang meist sehr angenehm sind.“ 18) Gibt es auch einige Beispiele, wo das Pferd – entgegen Ihrer anfänglichen Meinung – zu einem ganz guten Rennpferd wurde und umgekehrt?“ „SOLON zum Beispiel. Er hatte sich zwar als ganz junges Pferd das Bein gebrochen, so dass man langsam beginnen musste, jedoch habe ich auch sonst nicht gedacht, dass er ein so gutes Pferd ist.“ 19) Halten Sie Starts von 2-jährigen für die weitere Laufbahn förderlich und wann würden Sie in jedem Fall davon abraten? „Grundsätzlich zum Lernen würde ich zuraten. Wenn sie spät ankommen haben sie eher Schienbeine, rechtzeitiges Training stärkt Muskeln, Bänder und Sehnen und beugt auch Verletzungen vor.“ 20) Wenn ein Pferd 2-jährig nicht am Start, jedoch im Training war, wie sieht die weitere Aufbauarbeit für die Route 3-jährig aus? „Wenn es möglich ist – es in den Ausgleich managen.“ 21) Unterscheiden sich Galopps für große Rennen wesentlich/ oder gar nicht von schnellen Arbeiten für übrige Rennen? „Pferde, die in großen Rennen laufen, haben weniger Starts, aus diesem Grunde muss mehr gearbeitet werden.“ 22) Es ist bekannt, dass bei Ihnen Galopps meist über kürzere Distanzen geritten werden, selten (oder überhaupt nicht?) über volle Renndistanzen. Was sind Gründe dafür, da sich dieses Training von dem vieler anderer Trainer unterscheidet und Sie damit hocherfolgreich sind? „Weil man dadurch die Pferde nicht so schnell überfordert wie bei einem Distanzgalopp.“
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter 23) Welche Fehler im Training von jungen Pferden können vermieden werden? „Nicht überfordern!“ 24) Wie kann man ein so großes Lot trainieren und dabei noch auf jedes einzelne Pferd individuell eingehen? „Ja, man kann! Man kennt die einzelnen Pferde sehr schnell, weil man sie jeden Tag genau beobachtet und kann dadurch auch individuell auf sie eingehen. 25) Das Trainieren ist eine Seite des Erfolges – das Management die andere, nach welchen Kriterien suchen Sie die Rennen aus? „Nach dem Können der Pferde, möglichst etwas drunter bleiben. Dann könne sie sich allmählich steigern und verlieren nicht die Lust.“ 26) Wie kann man im Training Pferde bezüglich der passenden Distanz im Rennen einschätzen? – Erfahrungswerte – „Ich erkenne es manchmal daran, dass ausgesprochenen Kurzstreckenpferden selbt der Canter einmal herum zu viel wird. Sie machen manchmal ein richtig saures Gesicht. Manchmal gibt jedoch auch erst ein Rennen wirklich Aufschluss über die Steher/Meiler/Flieger-Qualitäten.“ 27) Gibt es einen Unterschied im Training von Fliegern / Meilern / Mittelstreckenpferden und Stehern (evtl. extrem lange Distanzen)? „Beim täglichen Canter aller Pferde nicht zu weit cantern. Ab und zu gehen sie bei mir einen längeren Canter, jedoch bei Stehern ist es nicht zu empfehlen, über die ganze Distanz zu arbeiten.“ 28) Wie erkennen Sie, ob ein Pferd •t ist für ein Rennen? „Wie schnell es sich nach der Arbeit beruhigt. Ich beobachte sie anschließend intensiv auf dem Ring, wenn ein Pferd richtig in Form ist, holt es nach der Arbeit tief Luft und spinnt nicht herum!.“
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5.2. Fragen an Peter Schiergen 1) Nach welchen Kriterien suchen Sie einen Jährling aus? „Zunächst einmal muss die Frage berücksichtigt werden, für welchen Besitzer suche ich ein Pferd, soll es eine Stute oder ein Hengst sein, soll die Stute evtl. in der Zucht Verwendung •nden. Ich lasse das Pferd vorführen und wenn es möglich ist, vortraben. Ganz wichtig ist ein guter Schritt, dann erst sehe ich mir die Abstammung an. Wenn eine Stute für die Zucht gekauft werden soll, ist die Abstammung sehr wichtig. Z. B. beim Kauf von Sumitas muss ich sagen, da stimmte einfach alles, der Preis war dann doch höher als ich erwartet hatte, jedoch hat er bewiesen, dass er sein Geld wert war.” 2) Wenn Sie für einen Besitzer ein 2-jähriges bzw. 3-jähriges Pferd kaufen sollen, wonach treffen Sie die Entscheidung? „Bei 2-jährigen urteile ich nach dem Exterieur und der Abstammung, wichtig ist auch, wann sie ins Training gekommen sind und ob sie ggf. schon gelaufen sind. Mir persönlich ist es sogar lieber, wenn sie 2jährig noch gar nicht als dass sie bereits gelaufen sind. Bei 3-jährigen urteile ich nach der bisher gezeigten Leistung (evtl. ein oder mehrere Starts) und der Entwicklung.“ 3) Wie erfolgt der Trainingsaufbau eines 2-jährigen Pferdes? „Die meisten Jährlinge werden von uns angeritten, in diesem Jahr (2004) erwarte ich ca. 50 Jährlinge im Rennstall. Einige große Gestüte bereiten ihre Jährlinge schon auf den Rennstall vor, sie werden angeritten, teilweise können sie schon unter dem Reiter traben oder leicht galoppieren. Ansonsten sieht es so aus, dass sie erst einige Tage in der Halle geführt werden, damit sie sich an die neue Umgebung gewöhnen können. Danach erfolgt die Gewöhnung an den Gurt und den Sattel und schließlich nach einigen Tagen kommt der Reiter auf das einzureitende Pferd. Wenn alles normal verläuft, ist dies ein Zeitraum von 1–3 Wochen, wo sie in der Halle traben und galoppieren, bevor sie auf die Bahn gehen. In diesem Jahr hatten wir -– bis auf eine Stute – gar keine Schwierigkeiten beim Einreiten. Diese Stute ist wie ihre Mutter, die ebenfalls nicht einfach war, aber inzwischen ist sie auch ruhig. Bei schwierigen Pferden braucht man – immer mit viel Ruhe – nur etwas länger. Von meinen Mitarbeitern betreut jeder zwei Jährlinge, für die er für die P•ege und das Reiten verantwortlich ist. Nur wenn ich sehe, dass ein Reiter mit einem speziellen Pferd nicht zurecht kommt, wechsel ich in der Anfangsphase.“
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter 4) Welche Trainingseinheit wird zur Erlangung der Grundkondition verrichtet und welchen Zeitraum (ca.) setzen Sie hierfür an? „Junge Pferde gehen – nachdem sie ca. 2–3 Wochen in unserem Ring gearbeitet wurden – auf die Bahn, sie halten allerdings noch im Bogen an, gehen Schritt und traben um den Bogen, bis Ende Januar wird dann weiter gearbeitet. Danach ist diese erste Grundphase erreicht, ab Februar wird weitere Konditionsarbeit geleistet, ab Februar/März sieht man bereits, welche Pferde für frühe Starts in Frage kommen. Ältere Pferde werden – ja nachdem wann sie gelaufen sind bzw. wann man wieder mit ihnen im Rennen starten will – langsam abtrainiert, im Januar werden die Pferde nur getrabt, danach dauert es ca. 6–8 Wochen, bis sie wieder den ersten Galopp gehen. Dann ist es wichtig, wann der erste Start geplant wird. Es ist unnötig, zu früh mit der Leistungsarbeit anzufangen, wenn ein Start erst ab April in Frage kommt.“ 5) Welches sind die ersten Anzeichen einer „leichten“ Überforderung 2-jähriger Pferde und wie kann das weitere Training dazu beitragen, dass diese Überforderung überwunden wird? „Nervosität, wenn sie nicht mehr im Schritt zum Stall zurückkehren, Schienbeine, Schwitzen, oder gar Arbeitsverweigerung (extrem). Leichte Überforderung kann überwunden werden durch ruhige Canter mit ruhigen Reitern (wichtig).“ 6) Wie stellen Sie den ersten Grasgalopp mit 2-jährigen zusammen? „Die ersten Grasgalopps •nden auf der Grastrainierbahn statt. Es ist ein ganz normaler Canter, wo sich die Pferde in ruhiger Arbeit an das Galoppieren auf der Grasbahn gewöhnen sollen. Dies ist meiner Meinung nach wichtig, dass sie auch ruhig auf Gras, so dass sie nicht immer meinen, es wird „gearbeitet“ und immer nur schnell gegangen, wenn sie auf Gras gehen. Bei diesem Canter auf der Grastrainierbahn geht ein Jährlingslot (mit Führpferd) zusammen. Sonst lasse ich immer zwei (gleichwertige) Pferde zusammen arbeiten.“ 7) Welche Anweisungen geben sie dabei Ihren Reitern? „Die Pferde nicht überfordern! Kein Stockeinsatz, höchstens einem sehr phlegmatischen Pferd einmal einen Klapps geben, damit es aufmerksam wird.“ 8) Lassen Sie die 2-jährigen von einem älteren Führpferd begleiten? „Die Jährlinge auf jeden Fall, die 2-jährigen bei den ersten Arbeiten ebenfalls, später im Jahr gehen sie auch alleine.“
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9) Wann ist für sie der erste Grasgalopp mit 2-jährigen zufrieden stellend verlaufen? „Wenn sie ruhig von der Arbeit wiederkommen, wenn sie die Arbeit gut verkraftet haben.“ 10) Wie häu•g und über welchen Zeitraum (ca.) erfolgen schnelle Arbeiten, bevor ein 2-jähriges Pferd zum ersten Mal startet? „Nicht jede Woche, etwa alle zwei Wochen gehen sie einen Galopp. 1. Galopp: 300 m, 2. Galopp: 600 m und dann alle 2–3 Wochen über ca. 800–1000 m.“ 11) Wie lange vor dem ersten Start beginnen Sie mit der Schulung an der Startmaschine? „Wenn das Wetter mitspielt, schon früh. Meist mit 8 Pferden, das ganze ruhig angehen, damit die Pferde Vertrauen bekommen. Beim ersten Mal nehme ich ein älteres Pferd als Führpferd mit. Wichtig ist, dass die Pferde ruhig behandelt werden und vor allen Dingen, dass sie ruhig in der Startbox stehen. Dies zu üben, ist meiner Meinung nach wichtiger als das Abspringen selbst. Wenn sie hier genügend Vertrauen haben und merken, dass ihnen in der Startbox nichts passiert, wird das Pferd auch ohne Probleme die Boxe betreten und das Abspringen auch problemlos vor sich gehen.“ 12) Halten Sie Starts von 2-jährigen für die weitere Laufbahn förderlich und wann würden Sie in jedem Fall davon abraten? „Ich halte es in jedem Fall für förderlich. Der Galopprennsport ist ein Leistungssport, wenn die Entwicklung der Pferde entsprechend ist, möchte ich 2-jährige auch an den Start bringen. Die Vorteile sind, dass sie etwas lernen, dass sie sich bei vernünftiger Vorarbeit (Training) auch danach besser entwickeln. Sie müssen allerdings schon so weit sein, dass sie auch mindestens im Feld mitgehen können. Wenn ein Pferd von Anfang an weit Letzter ist, kann ein Start nur schaden und außerdem hat dieser Start auch keinen Lerneffekt. In jedem Fall würde ich davon abraten, wenn die körperliche Entwicklung noch keinen Start rechtfertigt.“ 13) Unterscheiden sich Galopps für große Rennen wesentlich/ oder gar nicht von schnellen Arbeiten für übrige Rennen? „Pferde für große Rennen werden gezielter gearbeitet, da sie meist weniger Starts haben und dadurch auch größere Pausen von einem zum anderen Rennen. Selten hat man viele gleich gute Pferde (Gruppe-Pferde), aber selbst wenn ich diese im Stall habe, arbeite ich sie nicht zusammen. So würde ich z.B. – wenn ich drei Pferde im Derby hätte – nicht alle zusammen arbeiten. Sie gehen dann z.B. mit einem guten Ausgleich II-Pferd einen Galopp, allerdings auch nicht immer
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter mit dem gleichen, damit das Ausgleich II-Pferd nicht sauer wird, wenn es immer mit einem guten Pferd zusammen arbeitet. Es ist so auch für einen Stalljockey oft schwer, sich den Besten z.B. für ein großes Rennen, in dem vom Stall zwei oder drei laufen, auszusuchen.“ 14) Welche Fehler im Training von jungen Pferden können vermieden werden? „Überforderung! Und der falsche Reiter! Wenn ein Reiter auf das Pferd nicht passt, muss er ausgewechselt werden, das heißt nicht, dass er vielleicht ein anderes gut reitet.“ 15) Wie kann man im Training Pferde bezüglich der passenden Distanz im Rennen einschätzen? – Erfahrungswerte – „Man kann die Pferde bzgl. der Distanz schon auch im Training einschätzen. Ein •eißiges Pferd ist meist auf kürzeren Strecken besser aufgehoben. Hier kann – muss allerdings nicht immer – auch die Abstammung Aufschlüsse geben. Bei Spritzerarbeiten kann man meist schon sehen, wer erst allmählich auf die Beine kommt oder wer schnell antreten kann. Oft gibt auch erst ein Rennen den endgültigen Aufschluss.“ 16) Gibt es einen Unterschied im Training von Fliegern / Meilern / Mittelstreckenpferden und Stehern? „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Steher meist eine bessere Aktion haben als Flieger. Außerdem kommen Flieger, wenn sie hier in Köln einmal herum galoppieren, zum Schluss häu•g bereits wie ausgepumpt „angekrochen“. Flieger lasse ich auch nicht jeden Tag einmal ganz herum galoppieren, sondern nur 2 oder 3 Mal in der Woche, sonst keine ganze Runde.“ 17) Wie erkennen Sie, ob ein Pferd •t ist für ein Rennen? „Wenn sie nicht zu dick sind, gut fressen, nicht oder wenig schwitzen, willig zur Arbeit gehen und die Atmung stimmt.“ 18) Welche Voraussetzungen müssen für Sie gute Arbeitsreiter haben? „Sie müssen ruhig reiten, Hände am Hals und die Zügel nicht zu lang haben, eine leichte Verbindung zum Pferdemaul. Geschmeidig im Sattel sitzen und möglichst die Pferde über den Rücken reiten. Als Jockey habe ich mich auch immer gefreut, wenn ein Pferd im Rennen gut zu dirigieren war, und da ich selbst aus der Reiterei komme, weiß ich, wie wichtig auch die Grundausbildung der Reiter ist. Wenn es notwendig ist, korrigiere ich auch die Reiter und gebe ihnen einige Tipps.“
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5.3. Fragen an Wolfgang Figge 1) Nach welchen Kriterien suchen Sie einen Jährling aus? Die „Kinderstube“ ist wichtig, Auge, nicht zu klein, Exterieur, nach Möglichkeit großer Schritt. Referenzen innerhalb der Fam. können hier auch vorteilhaft sein. Sicher spielt die Größe des Geldbeutels letztendlich auch eine Rolle. 2) Wenn Sie für einen Besitzer ein 2-jähriges bzw. 3-jähriges Pferd kaufen sollen, wonach treffen Sie die Entscheidung? Der 2-jährige sollte maximal 2 Starts haben, wobei zumindest der zweite Start eine Leistungssteigerung bringen sollte. Korrekte Stellung, Herkunft, Rennleistungen der Geschwister. 3) Wie erfolgt der Trainingsaufbau eines 2-jährigen Pferdes? Über Winter viel u. lange Trabarbeit, ich begrüße jeden Tag, an dem ich trotz Schnee mit den Pferden galoppieren kann, ab dem Frühjahr tgl. 2 Canter über ca. 900m, wobei der erste etw. ruhiger ist. Nach ca. 8 Wochen einen Grasbahncanter mit älterem Führpferd über 12001300m. 14 Tage später mit Führpferd 1300-1400m freier Canter, wiederum 14-20 Tage später evtl. auch schon ohne Führpferd eine etw. bessere Arbeit, wobei erst ab der Zielgeraden das Tempo deutlich gesteigert wird. Bei den jungen Pferden emp•ehlt sich tägl. nach Möglichkeit anschl. Koppelaufenthalt, ca. 1 Stunde. 4) Welche Trainingseinheit wird zur Erlangung der Grundkondition verrichtet und welchen Zeitraum (ca.) setzen Sie hierfür an? Tgl. gute Canter auf Sand, die ersten 3 Wochen etw. ruhigeres Tempo, die jüngeren Pferde sollten häu•g auf Gras galoppieren, (gut für Herz, Lunge, Muskulatur, Sehnen) bei jüngeren etw. 8 Wochen Vorbereitungszeit, die älteren ca. 6-7 Wo.. 5) Welches sind die ersten Anzeichen einer „leichten“ Überforderung 2-jähriger Pferde und wie kann das weitere Training dazu beitragen, dass diese Überforderung überwunden wird? Unwohlsein, leichtes Schwitzen nach dem traben, Schienbeinreizung, bevor es dazu kommt, ist eine Calciumvergabe sinnvoll. Bei Erkennen dieser Merkmale das Training deutlich reduzieren, aber nicht aus dem Training nehmen, kurze ruhige Canter mit anschl. Koppelgang. 6) Wie stellen Sie den ersten Grasgalopp mit 2-jährigen zusammen? Mit einem ruhigen ält. Führpferd ca. 1200-1300m guter Canter, ab
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter der Geraden das Tempo etw. steigern, darauf achten, das die Pferde gerade bleiben u. ihnen der Spaß am galoppieren nicht verloren geht. 7) Welche Anweisungen geben sie dabei Ihren Reitern? Auf keinen Fall die Pferde mit den Händen zureiten, evtl. sogar noch mit dem Stock, es genügt, wenn sie nur gerade u. zusammen bleiben. 8) Lassen Sie die 2-jährigen von einem älteren Führpferd begleiten? Ja 9) Wann ist für sie der erste Grasgalopp mit 2-jährigen zufrieden stellend verlaufen? Wenn die Pferde ruhig wieder in den Stall zurückkommen, u. am nächsten Tag die Krippe leer ist. 10) Wie häu•g und über welchen Zeitraum (ca.) erfolgen schnelle Arbeiten, bevor ein 2-jähriges Pferd zum ersten Mal startet? 4-5 x über ca. 8-10 Wochen 11) Wie lange vor dem ersten Start beginnen Sie mit der Schulung an der Startmaschine? Bevor ich zur Startmaschine gehe, beginne ich an den Übungsständern, ohne stehen bleiben, danach erst die Startmaschine, wir gehen sogar bei Lust u. Laune schon mit den Jährlingen durch die Ständer, mit den 2-jähr. bald im Frühj. in die Startmaschine, damit sie keine Angst bekommen u. Vertrauen aufbauen. 12) Halten Sie Starts von 2-jährigen für die weitere Laufbahn förderlich und wann würden Sie in jedem Fall davon abraten? Wenn sich ein 2-jähr. anbietet, ja, jedoch auf keinen Fall mehr als max. drei Starts, es wird nicht gern gehört, jedoch „verschwinden“ viele Starter, die 2-jährig in größeren Rennen laufen über einen längeren Zeitraum. Bei Dashing Blade u. Big Shuf•e Nachkommen ist allerdings ein Unterschied festzustellen, sie bieten sich viel früher an, als Kinder von anderen Vätern. 13) Unterscheiden sich Galopps für große Rennen wesentlich/ oder gar nicht von schnellen Arbeiten für übrige Rennen? Etwas schon, denn die besseren Pferde laufen nicht so häu•g, daher müssen die Arbeiten auch ef•zienter sein.
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14) Welche Fehler im Training von jungen Pferden können vermieden werden? Wenn manche Pferde das leisten müssen, was zu dem Zeitpunkt andere Pferde schon können. 15) Wie kann man im Training Pferde bezüglich der passenden Distanz im Rennen einschätzen? – Erfahrungswerte – Schon beim genauen Hinsehen des Tägl. Canters, kann man Rückschlüsse auf evtl. Stehvermögen erkennen, weitere Erkenntnisse bringen Galopps mit vergleichbaren Altersgenossen, u. natürlich die Rennleistungen. 16) Gibt es einen Unterschied im Training von Fliegern / Meilern / Mittelstreckenpferden und Stehern? Flieger / Meiler werden beim tgl. Canter etw. kürzer galoppiert, Grasbahnarbeiten sind selbstverständlich kürzer ca. 1200-1400m. Steher arbeite ich auf der Grasbahn ca. 200 m. kürzer als die verlangte Rennstrecke 17) Wie erkennen Sie, ob ein Pferd •t ist für ein Rennen? Wenn es die verlangten Arbeiten mit Ruhe u. Zufriedenheit absolviert, dass Auge nicht schreckhaft ist, die Atmung relativ schnell wieder normal ist. 18) Welche Voraussetzungen müssen für Sie gute Arbeitsreiter haben? Sie sollten nicht zu groß u. schwer sein, eine gute ruhige Hand haben, nicht um jeden Preis die zu absolvierenden Galopps gewinnen wollen.
6. Quellenangaben 6.1. Literatur ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■
Betriebswirtschaftslehre, FN Equine Sports Medicine, William E. Jones Naturheilkunde für Pferde, Walter Salomon Praxisleitfaden Naturheilkunde, Urban&Fischer Rennreiten, Karl v. Tepper-Laski Richtlinien für Reiten und Fahren-Band 4, FN Skripten aus dem BT-Lehrgang in Köln-Auweiler (2005) Trainingslehre, Sportverlag
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:: wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter 6.2. Internet ■ ■ ■ ■ ■
www.b2yor.co.uk www.direktorium.de www.g-p-m.org www.racingpost.co.uk www.schiergen.de
6.3. mündliche Aussagen/Angaben Dritter Armstrong, Robert (Ex-Trainer, 1994) Baltromei, Werner (Trainer, 2005) Cole, Oliver (Sohn des Trainers Paul Cole, 2005) Erhardt, Marika (Arzthelferin und HP, 1990-heute) Erhardt, Werner (HP und Dozent, 1993-1999) Figge, Wolfgang (Trainer, 1983-heute) Gather, Fr. Dr. med. vet. (2005) Haggas, William (Trainer, 1996) Head, Fr. Christiane (Trainerin, 1994) Hind, Gary (Jockey, 2005) Hobson, Simon (Trainer, 2005) Jentzsch, Heinz (Ex-Championtrainer, 1988) Klein, Werner A. (Dipl. Ing. Agr. und Dozent, 2005) Mäder, Fr. Erika (Trainerin, 2005) Olsson, Börje (Ex-Trainer und Agent, 1999-2003) Recke, Chr. Frhr. v. d. (Trainer, 2005) Santesson, Fr. Susanna (Geschäftsführerin, Mitglied der Rennleitung und Dozentin, 2005) ■ Weinberger, Dr. med. vet. Thomas (2005) ■ Zeitelhack, Dr. med. vet. Michael (1999-2005) ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■
Artikel aus Spiegel.de, 12.11.2004: RENNPFERDE Das Geheimnis schneller Beine Das Geheimnis erfolgreicher Rennpferde ist gelüftet, glauben zumindest britische Forscher. Bei Computersimulationen und aufwendigen Untersuchungen an Pferden stellte sich heraus, dass eine durchschnittliche Statur die Tiere am schnellsten laufen lässt.
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wirtschaftliches Training 2-jähriger Vollblüter Pferderennen sind in Großbritannien äußerst beliebt, in erster Linie wegen der Wetten. Tausende Briten spekulieren an jedem Renntag aufs Neue, welches Pferd diesmal die Nase vorn haben wird. Wertvolle Tipps könnten ihnen dabei auch Wissenschaftler vom Royal Veterinary College in Hertfordshire geben, die ergründet haben, was ein siegreiches Pferd auszeichnet. Bei der Suche nach dem Erfolgsgeheimnis ging das Team von Alan Wilson bis ins 18. Jahrhundert zurück. Damals holte der legendäre Hengst Eclipse eine Trophäe nach der anderen - und blieb zeitlebens unbesiegt. Das Wunderpferd taucht im Stammbaum von bis zu 80 Prozent aller heute aktiven Spitzenrennpferde auf, behauptet das britische Institut. Die Forscher verglichen Portraits von Eclipse mit Fotos und Videoaufnahmen heutiger Rennpferde. Sie untersuchten Länge und Statur der Tiere sowie die Struktur von Sehnen, Knochen und Muskeln und kombinierten dies mit Bewegungsanalysen auf dem Laufband. Mit diversen Infrarot-Markern bestückte Pferde mussten dort bei verschiedenen Geschwindigkeiten laufen, während Sensoren die Bewegungskoordinaten der Marker aufzeichneten. Eclipse feierte bei dieser Gelegenheit als Computermodell seine Auferstehung - zwar nicht in Gänze, aber immerhin wurde eines seiner Vorderbeine wieder lebendig. Die Wissenschaftler scannten die Knochen des Beins mit einem Computertomografen, um es anschließend bei Simulationen zu untersuchen. Das Skelett von Eclipse ist seit über 200 Jahren im Royal Veterinary College ausgestellt. Das verblüffende Ergebnis der Analysen: Eclipse rannte deshalb so schnell, weil er so durchschnittlich gebaut war. “Die Statur von Eclipse und alles an ihm scheint genau in der Mitte der normalen Bandbreite zu liegen”, sagte Wilson. Offenbar träfen bei ihm alle Faktoren für hohe Geschwindigkeit zusammen. Pferde sind wahre Balancierkünstler, wenn sie mit vollem Tempo galoppieren. Jedes Bein be•ndet sich dann, zeitlich gesehen, zu 80 Prozent in der Luft. Dies begrenzt auch die erreichbare Höchstgeschwindigkeit. “Ein Pferdebein gleicht einem Springstock”, sagte Forscher Wilson. Es nutze die in Muskeln und Sehnen gespeicherte Energie, um den ganzen Körper nach vorn und nach oben zu katapultieren. “Wir haben herausgefunden, dass die Steifheit eines Beins das Tempo beschränkt, mit der das Pferd die Kraft auf den Boden übertragen kann, und gleichzeitig das Verletzungsrisiko erhöht.” Das Forscherteam stellte außerdem fest, dass gute Rennpferde ihre Beine besonders schnell nach vorn bewegen, um den nächsten Schritt vorzubereiten. Große, langbeinige Pferde täten das weniger schnell als kleinere Artgenossen - und könnten daher weniger hohe Geschwindigkeiten erreichen.
Rennpferd-Legende
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Eclipse:
Unbesiegt dank seiner Durchschnittlichkeit
Legende Eclipse: Das Skelett des unbesiegten Rennpferdes steht seit 1791 im Royal Veterinary College
Auferstanden am Computer: Vorderbein als 3D-Modell
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:: wirtschaftliches Training 2-j辰hriger Vollbl端ter
Hausarbeit zur Pferdewirtschaftsmeisterpr端fung, Teilbereich Galopprenntraining
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vorgelegt von Michael Figge aus M端nchen Landwirtschaftskammer NRW, Bonn, 5.12.2005