bau.stein LUTHER ARCHIV der Erinnerung
Arbe i tsHe f t.
HOO› L C a fl L yin RS
CE AN
NS EsrooCm O ‹ K T s Ag cla 04-08-13 29-08-13 D
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SUMME
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2013
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Tra d i ti o n . reloaded
Summ e r Sc h o o l LC:Sp La ke C ons tance 2 0 1 3 Stud enti s c h e Arb e i te n » ba u. s te i n LU THE R « & »ARC HI V der Er inner ung« p rof. My r i a m Ga u tsc h i , HT WG Kons tanz Fa k ul tä t Arc h i te ktu r u n d Ges taltung & p rof. An á l i a Am o r i m , E sc ola da Cidade São paulo
bau.stein LUTHER ARCHIV der Erinnerung
Arbe i tsHe f t.
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SUMME
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2013
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Tra d i ti o n . reloaded
Arbeiten im interkulturel Dialog.
m llen
Inhalt .
› a fl f ly l y in g clas s r oom‹
Marilia De Azevedo Correa Jannis Renner Veronika Ferdinand Marcela Lino Katharina Blümke Mayara Penatti Paulina Hipp Bruno Buccalon Nilüfer Umul Johanna Brandstetter Daniel Korn Barbara Fernandes Sandra Römhild Svea Petersen Kimi Tumkus Sarah Lenk Johanna Miklos Julia Borho Ariel Blinder Somekh Sandra Duran Camila Lizot Brizot Manuela Lourenço Leticia Amado Katja Jantzen Christian Miethig Debora Cristina Barros Neves Manoela Corra Dieguez Pessoa Anne Wallucks Roman Morschett Marina Amaral Ribeiro Kerstin Sieber Prof. Myriam Gautschi Prof. Anália Amorim Alyssa Rau MA. Maira Rios Dipl.ing Prof. Ciro Pirondi Prof. Josef Lenz
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›a f l y i ng cl a ssroo m ‹ Prof. Myriam Gautschi & Alyssa Rau MA
ba u.ste i n LU T HE R
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urban.
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transparency.
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inside.outside.
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24h.
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sacral.profane.
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altar.table.
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A RC HI V d e r E r i nn e r u n g .
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tiled memories.
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lets play a game & through the dices.
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the changing story od the LC:SP
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memory.game.
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growing journal.
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mobile.memories.
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D a nke schön!
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Sum mer S ch ool re v i e w Prof. Anália Amorim
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Summer S ch ool C e r ti fi c a te .
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W i r d a nken.
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Bi bl i og r a f i e. I mp re s s u m .
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10 Vaa l e r i o O l g a t i , F l i m s V A l b a u ffss t i e g L e i s
› S u m me r Sch o o l LC:Sp 2013‹
»Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.« Thomas Morus Die Dokumentation tradition reloaded arbeit.heft stellt die studentischen Arbeiten zusammen, die im August 2013 im Rahmen der SummerSchool LC:SP lake constance:são paulo in Konstanz und unterwegs in Graubünden entstanden sind. In La Tourette habe wir die Arbeiten abgeschlossen und die Ergebnisse gemeinsam mit Prof. Joan Casanelles, École Nationale Supérieure Architecture de Lyon, und Abt Alain Durand diskutiert. Nachdem an der 1. internationalen SummerSchool LC:SP 2012 in São Paulo gezielt der Fokus auf den Stadtraum von São Paulo und das Öffentliche gerichtet war, stand 2013 das Thema „tradition reloaded“ im Mittelpunkt. Im Kontext des Bodenseeraumes und der Alpenregion der Schweiz haben dazu unsere LehrMeister an den verschiedensten LehrOrten im Rahmen der Tischgespräche des „Flying Classroom“ verschiedene Themenbereichen beleuchtet und vertieft: _Konstanz: Amandus Sattler, Markus Schlempp, Susann Véscey und Christoph Schmidt, Tobias Schnell; _Bregenz: Dietmar Eberle; _Winterthur: Markus Rigert; _St.Gallen: Sitterwerk; _Fläsch: Christian Wagner; _Flims: Jürg Conzett, Valerio Olgiati; _Disentis: Bruder Nikolaus und Bruder Theo; _La Tourette: Frère Marc Chauveau. Die Studierenden haben sich, in international gemischten Gruppen, anhand von zwei verschiedenen Aufgaben mit dem Thema auseinander gesetzt:
bau.stein LUTHER Die Lutherkirche steht an einer geschichtlich und städtebaulich herausragenden Stelle in Konstanz. Die Auseinandersetzung mit der Lutherkirche ermöglicht daher sowohl eine Annäherung an den Stadtraum Konstanz, seine Geschichte und Maßstäblichkeit, als auch an die Fragestellung sakral-profan und damit an eine reale Fragestellung der Luthergemeinde. Anhand von sechs vorgegebenen Themen – urban. transparency. 24hours. inside-outside. sacrale-profane. altar-table. – hat jede Gruppe sowohl die städtebauliche Einbindung, als auch den Innenraum der Lutherkirche analysiert und Konzepte erarbeitet, die Visionen für diesen Ort vorschlagen und nicht an einer konkreten Realisierbarkeit gemessen werden sollten. Vielmehr ging es darum als
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Konsequenz aus den ausgearbeiteten Analysethemen eigenständige Konzepte zu formulieren, die zum Nachdenken anregen und sich mit aktuellen Themen der Architekturdiskussion auseinandersetzen. Vier Themen sind in diesem Wintersemester in Konstanz als Projekt weiterbearbeitet und vertieft worden. Sie sind ebenfalls in dieser Dokumentation dargestellt. Die Studierenden haben das Thema in den ersten zwei Wochen in Konstanz bearbeitet und ihre Ideen der Kirchengemeinde vorgestellt. Verschiedene Gäste haben sie in ihren Diskussionen unterstützt: Wir danken Amandus Sattler, Susann Vécsey und Christoph Schmidt, Kati Altmann, und Sebastian Beck, die die Studierenden in ihrer Arbeit begleitet haben. Dank auch an Pfarrer Dr. Müller, Herr Krautschat, Vorsitzender des Ältenkreises, den Architekten Andreas Imhof aus Kreuzlingen, Andreas Rogg aus Konstanz und Tobias Schnell aus Dornbirn, sowie meinem Kollegen Eberhard Schlag für eine tolle Schlussbesprechung des bau.stein LUTHER im Kirchenraum selbst.
bau.stein ARCHIV Wann und warum bleibt einem etwas in Erinnerung? Wie können wir Erinnerung als unser ganz persönliches Handwerkzeug einsetzen? Im Kontext gesellschaftlicher Wandlungsprozesse und der Medialisierung unserer Gesellschaft bekommt die eigene Erinnerung einen besonderen Stellenwert. Wenn Erinnerung Identität stiften soll, muss ihr eigenes Erleben voraus gehen. So kann unser Erinnerungsarchiv zu einem möglichen Fundament und einer grenzenlosen Bibliothek für unsere tägliche kreative Arbeit werden.
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Die Aufgabe der international gemischten Gruppen war es, ein Konzept für ein gemeinsames Archiv zu formulieren, im weitesten Sinne eine Struktur, eine Ordnung, um die verschiedenen Bausteine, die in diesen vier Wochen gesammelt und erarbeitet wurden, archivieren zu können. Dieses Thema begleitete die Studierenden als bau.stein ARCHIV über vier Wochen der SummerSchool. Ziel war es, Begegnungen mit LehrMeistern und LehrOrten - W.ORTE - Wichtiges oder Alltägliches so zu archivieren und zu übersetzen, dass es wieder abrufbar und dadurch zu einem Handwerkzeug werden kann. Tradition bedarf der kontinuierlichen Interpretation, denn nur so bleibt sie lebendig im Sinne von Tradieren. Einzige Bedingung für das Archiv war, dass es fassbar sein musste und ohne technische Hilfsmittel fortführbar sei. Entstanden sind 6 völlig verschiedene Denkansätze für bau.stein LUTHER und auch sechs völlig unterschiedliche Konzepte für ein ARCHIV der Erinnerungen. Alle Arbeiten widerspiegeln gleichzeitig
die Gruppe und jeden Einzelnen. Trotz oder jeweils dank eines starken, übergeordneten Konzeptes beinhalten die Arbeiten ganz persönliche Annäherungen und haben dadurch während der vier Wochen zu einem spannenden, unvergesslichen, interkulturellen Diskurs beigetragen.
Ein großes Dankeschön allen Studierenden, die durch ihr Engagement zum Gelingen dieser SummerSchool LC:SP 2013 beigetragen haben. Mit der vorliegenden Dokumentation und der studentischen Ausstellung zum »Brazilian Santa Claus« möchten wir nochmals all denen danken, die an das Konzept geglaubt, es mitgetragen oder es finanziell unterstützt haben. Herzlichen Dank Anne, Johanna, Katharina, Kerstin, Paulina, Roman, Sandra und Svea. Meine beiden Tutoren Jannis Renner und Nilüfer Umul haben wie immer bis zuletzt gewirbelt und das Unmögliche möglich gemacht. Zusammen haben sie alle die Ausstellung organisiert und aufgebaut. Zum Abschluss stellen sie ihre Arbeiten nochmals einer breiten Öffentlichkeit vor und berichten über ihre Erfahrungen. Danke!
»danke! thank you! merci! grazia fich! obrigada!« Prof. Myriam Gautschi & Alyssa Rau MA Konstanz, 29-11-13
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Unser „fliegendes Klassenzimmer“ zusammen mit den LehrMeister und LehrOrte sind in »TRADITIon RELoADED reise.buch« dokumentiert.
Zusammen mit dem Ausstellungskatalog »Brazilian Architecture 2003-2013« und der Dokumentation des vorbereitenden Seminars »TRAnSpAREnCy RELoADED_ eine brasilianische Lektüre« bilden sie den Schuber »B.02«.
› a f l yin g cl a s s ro o m‹ Die SummerSchool baut auf der Überzeugung auf, dass Architektur mit allen Sinnen erfahren werden muss. Für die Lehre bedeutet dies, dass das Erleben vor Ort, das gesprochene Wort oder das zweidimensionale Bild ergänzen muss, um aus der Überlagerung von Wort und Ort die eigene Erfahrung als prägendes Element der Lehre zu erfahren –W:oRTE. ›a flying classroom‹ setzt diese Idee konkret um und versteht Lehre als Lokaltermin: der Ort wird zum LehrRaum, die Begegnung mit unterschiedlichen Persönlichkeiten zum LehrKörper, der Dialog zum LehrInhalt.
Die SummerSchool setzt sich aus vier bau.steinen zusammen: bau.stein oRTE ›a flying classroom‹ basiert auf dem Gedanken des »fliegenden Klassenzimmers«, frei nach dem Roman »Das fliegende Klassenzimmer« von Erich Kästner, in welchem ›Justus‹ den »Unterricht zum Lokaltermin« werden lässt, d.h. Lehre ist nicht an ein LehrHaus gebunden. Vielmehr soll Lehre einen LehrRaum schaffen, der mit seiner Dichte sowohl alle Sinne anspricht als auch die Ratio beflügelt. Die Auflösung der Ortgebundenheit von Unterricht ermöglicht ein Eintauchen in andere, neue Welten, Räume und Sichtweisen. »Die eigene Welt mit fremden Augen betrachten«, wie Marc Augé beschreibt.
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bau.stein WoRTE Die Begegnung und Auseinandersetzung mit verschiedenen Persönlichkeiten stellt die Person und ihre Haltung als LehrMeister in den Mittelpunkt. Der Dialog erweitert nicht nur das architektonische Vokabular, sondern lässt Sichtweisen verständlich werden. Um den Dialog zu „verorten“ hat ›a flying classroom‹ stets HTWGblaue Tische dabei, als zweckentfremdete Tapezierertische sind sie zudem leicht tragbar. Sie verstehen sich als Einladung zum Gespräch. Am »blauen Tisch« ist Lehre grundlegend sokratisch.
bau.stein ARCHIV Erinnern für die Zukunft. Im Kontext gesellschaftlicher Wandlungsprozesse und der Medialisierung unserer Gesellschaft bekommt die eigene Erinnerung, der eigenes Erleben vorausgeht, einen besonderen Stellenwert. Wann bleibt einem warum etwas in Erinnerung? Wie können wir als Architekten mit Erinnerung arbeiten und diese in unserer Arbeit einsetzen? Unser Wissen baut auf der eigenen Erfahrung auf. Das Erinnerungsarchiv bildet dabei ein mögliches Fundament und eine grenzenlose Bibliothek für unsere tägliche kreative Arbeit als Gestalter.
bau.stein GEMEInSCHAFT Das Wohnen, Arbeiten und Leben in international gemischten Gruppen ermöglicht, dass die fremde Kultur wie selbstverständlich als Alltag erlebt wird. Das Bewusstsein für das Eigene wird geschärft und gleichzeitig durch das Fremde bereichert. Das Eintauchen in die Kultur des Anderen, thematisiert die Auseinandersetzung mit den eigenen Wurzeln und hinterfragt den Blick auf das ›Gewohnte‹.
Den Unterricht als Lokaltermin zu verstehen, neu-gierig Orte zu entdecken und Persönlichkeiten im Dialog kennen zu lernen, das ist Ziel und Inhalt der SummerSchool LC:Sp lake constance:são paulo, die 2013 zum zweiten Mal als gemeinsames Lehrprogramm der HTWG Konstanz zusammen mit der Escola da Cidade de São Paulo angeboten wurde. Nachdem die 1. internationale SummerSchool LC:SP erfolgreich 2012 in São Paulo stattgefunden hatte, war 2013 die HTWG Gastgeberin.
»Der Unterricht wird zum Lokaltermin.« Erich Kästner
*04 bis 18-08-2013 Atelier HT WG Kons tanz
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*19 bis 25-08-2013 Atelier Haus C res ta
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ba u .ste i n LU THE R. TRADITIon.reloaded Definition: Tradition lat. tradere respectively traditio. This difference between tradium and tradere refers to the two facts of tradition: _ the heritage of the entire knowledge, the skills, the manners and costumes of a culture, i.e. tradio as heritage of the cultural legacy. _the deliverance as a process, the handing-over as a base for the heritage of the cultural legacy.
„Everywhere where one is merely truly vivid, where one originates, where one feels entirely safe, yet the state is suspicious because one knows something for sure. Therefore something that already exists will only be handled, repeatedly used. This is already a half-death liveliness. Everywhere where one is uncertain but feels the compulsion and the notion for beauty, which has to be embodied, there therefore where one is searching, there one is truly alive.“ Karl Friedrich Schinkel (1835) [Transl.:Alyssa Rau] The travels: They will take us to different cultures, these encounters will raise our awareness for the foreign and unknown as well as helping us to understand these places and people in their respective culture _W.ORTE This quote of the German thinker points out and challenges us even today, and with the knowledge of history and tradition, to work future-oriented.
bau.stein LUTHER: a prime Baustein (brick, module) for the ARCHIVE of memories and at the same time a small project. The engagement with the Luther-Church Constance enables an approach towards the city Constance, its history and its scale etc. This discloses us to the discussion about the living causes in architecture. While the first two weeks the space of the LutherChurch, the internal space as well as urban inclusion of the church is going to be analysed and evaluated. In the sense of UTOPIA clarifying interventions and visions for this very particular place should and could be proposed.
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Themes for this approach are: urban, 24 hours, sacral-profane, interior-exterior, transparency, altar-table bau.stein LUTHER_ the project suggestions as visions and consequences of the elaborated analysis can be presented as a Powerpoint presentation, but have to be translated into a haptical and physical part to be included into the ARCHIVE of memories.
Liste der Kulturdenkmale der Stadt Konstanz Paradies, Lutherplatz Flst.-Nr.: 334, DSchG § 2
Stand 1988
Lutherkirche Dreischiffige Basilika aus Rorschacher Sandstein; Grundsteinlegung im Juli 1865, Fertigstellung allerdings erst 1873, Einweihung am 28. Mai 1873; Entwurf von Ober-baurat Fischer in Karlsruhe, überarbeitet von dem Konstanzer Hochbauinspektor Leonhard. Die 1820 gegründete evangelische Gemeinde in der - nach kurzer Hinwendung zur Reformation im 16. Jahrhundert - katholischen Stadt Konstanz erbaute sich mit der Lutherkirche den ersten eigenen Kirchenbau, nachdem zuvor die ehemalige Kapuzinerkirche verwendet worden war. Der Neubau unmittelbar außerhalb der mittelalterlichen Altstadt setzt einen stadtbaukünstlerisch prägenden und stadtbaugeschichtlich aussagekräftigen Markstein für die zu dieser Zeit beginnende Ausweitung der Bebauung nach Westen. Charakteristisch für diese Bedeutung sind der markante Turm, die ovale Platzbegrenzung sowie die dekorative Ausgestaltung des Platzes mit Bäumen und Mosaikboden. Wegen der stadtbaukünstlerisch prägenden Bedeutung des Baus und wegen seiner historischen Aussagekraft besteht an seiner Erhaltung aus wissenschaftlichen und künstlerischen Gründen ein öffentliches Interesse.
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Prof. D r. Mag. Juan Pablo Aschner Rosselli guest lec turer at the Sum m erschool Sao Paulo 2012 D epartm ent of Architecture U niversad de los Andes Bogotà, Kolum bien
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A M H A n dach ts r au m. Kon s tan z
IIlse lse Fr i e dr d r i ch. „Malta_Lecture“
Advert – sustainable capital + sustainable shopping basket Urban conservation as a core component of sustainable urban development - ConSTAnCE on Lake Constance as a case in point We hear the word sustainability everywhere these days. Indeed, it seems to have become a fashionable term to use. We have sustainable urban development, sustainable car production and sustainable shopping baskets. An interesting novelty in this context can be seen when the innately “shifting” world of capital urges people to make sustainable investments. The word sustainable has also now entered the vocabulary for discussing urban conservation. But can urban conservation be sustainable, or is this not a matter of preserving the past, whereas sustainability today is more concerned with planning, that is, with activities connected to the future? So what does sustainability in urban conservation and urban development really mean? Lake Constance Euro Region + aerial view of Constance Preliminary comments and definitions The concept of sustainability has long been applied to the field of forestry in order to manage and maintain the proper use of our forests. Ever since the Un’s Earth Summit in Rio de Janeiro in 1992, the following definition has been widely accepted: sustainability means using the earth’s resources in such a way as to ensure that future generations can satisfy their needs. With this step, the ecological and economical term ‘sustainability’ was significantly broadened to include an ethical and social dimension. The increasing scarcity of both our natural and economic resources is forcing us to give greater consideration and commitment to the idea of sustainability. This does not just concern the interests of individuals, but also those of the entire community. In May 2007, the European Union discussed the concept of sustainability in urban development and the results were recorded in a political document entitled the “Leipzig Charter on Sustainable European Cities”. This states that the EU considers “European cities of all sizes which have evolved in the course of history to be valuable and irreplaceable economic, social and cultural assets”. This is where the subjects of urban protection and urban conservation fit in and I would like to take my home city of Constance, in this lecture, as an example of how urban conservation has long corresponded to the principles of sustainability.
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Maps of the old Town – Archaeology + historic buildings The City of Constance Let us begin with a few facts: Constance is located in the south of Germany, has a population of just under 82,000 and is considered to be the heart of the region around Lake Constance, at the very centre of Europe. From the Early Middle Ages, the city developed into a significant cultural and economic centre on the lake. The greatest historical event was the Council of Constance of 1414 to 1418 which marked the high point of the conciliar movement to reform the Church, and it remains deeply ingrained in the city’s collective memory. Constance was mercifully spared the fate of many other comparable cities in Germany, which lost their identities after being destroyed by wars and subsequently rebuilt. This makes Constance a particularly beautiful city with an extremely rich history. The old Town has managed to maintain its medieval charm and is today one of the most important cities in the Federal State of Baden-Württemberg. With all its historic buildings and open spaces, the old Town is a precious and non-expandable resource. Its material and non-material wealth make it such an important centre of cultural value that its inhabitants and visitors alike can satisfy their basic human needs of remembering a shared past. The city boasts the “public interest” required by law to ensure its preservation and the old Town of Constance has been officially listed as an historic site since 1982.
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Heritage lists + a leaflet for the Heritage Open day Conditions for sustainability: Knowledge is sustainable The maintenance and conservation of this city requires daily meetings with all the key players. A profound knowledge and understanding of the listed buildings and protected properties in the city is absolutely essential to be able to carry the conservation work on a daily basis. Heritage lists are available for the entire region of Constance, and they were drawn up with the complete approval of the city’s inhabitants and finally adopted by the town council. Besides approximately 1,250 historic buildings and art monuments – 550 of which are in the old Town – a further 55 archaeological sites have been recorded, with the old Town itself being the largest one. This knowledge is available to all citizens and is continually being expanded – for example, at the annual “Heritage open Day”. For it is only through information and knowledge that understanding and, for each individual, a personal and long-lasting devotion can grow. This is, therefore, an excellent reason to defend the world that we have constructed, the place we call home. Knowledge is ultimately a condition for sustainability and conservation. The Schnetztor Gate and the pulverturm Tower Conservation is sustainable As far back as 100 years ago, the German conservator Georg Dehio set out the following principle: “Conservation, not restoration”. Even at that time, the emphasis was not on making buildings look beautiful or new again, but on seeing them as historical works which must be protected and not allowed to succumb to decay or dereliction. Dehio’s demands were soon neglected, however, only to be taken up again with renewed vigour in the 1980s, marking a paradigm shift in the approach to working with historic buildings. Monuments were no longer expected to shine in a new brilliance. Rather, the traces of time were considered to be of greater importance and value, with more efforts being made to protect and maintain them. In order to achieve this objective, the concept of urban conservation assumed new methods and strategies. The material circumstances, peculiarities and damage have to be explored and evaluated scientifically, and the principle of minimal intervention is to be applied in the implementation of conceptual action plans. These subtle new strategies are worthy of wider recognition and have made a significant contribution to the subject of sustainability in urban conservation.
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Zollernstrasse 4 – opening up a banquet hall Further use is sustainable As well as preventing damage and minimising interventions, an acceptable continued use of a building can be a necessity. However, the changing needs of users – particularly regarding comfort and standards – place limits on the continued use of buildings in the same function. nevertheless, any measures undertaken which are appropriate for the materials and objects in question can be more readily guaranteed than conversions with a change of function. Although material and related non-material losses cannot be avoided, we can still speak of sustainability here, as the continuation or reuse of building materials have a significant ecological and economic impact. Furthermore, the inscribed historical traces and values are not completely lost, as is often the case when buildings are gutted and only the façades or exteriors are preserved. With reuses and conversions, a further basic principle of urban conservation, namely reversibility, can also be understood and implemented in the context of sustainability. If measures of conservation, care or stability are required and designed with reversibility in mind, it will then be conceivable and feasible to remove them at a later date. Future generations will not be denied the opportunity to put forward new questions and adopt a different approach to caring for our historical heritage. This also guarantees the correction of errors. Reversals are possible; reversals are sustainable. our predecessors also acted on behalf of reversibility and protection, as a rather interesting example illustrates. While carrying out some redevelopment work, it was with great surprise that a banquet hall, which had been concealed by modern chipboards,
was discovered and subsequently opened up. After some conservation and restoration work, this testament to the home furnishings of the early 19th century in Constance was made accessible once more. A view of the roofs of the old Town Integration is sustainable The entire city of Constance is a monument and it can be sure of the attention/devotion of a great many people due to its archaeological and historical position/value. For not only conservators and citizens, but also the politicians have long since recognised the old Town’s functional value as well as its importance in creating a sense of identity and quality of life. It goes without saying that the role of urban conservation in any city is dependent on a multitude of factors. It has undoubtedly been beneficial that the election to the local parliament of the city’s conservator and her successor has enabled them to act on a politically legitimate basis. This communal level of urban conservation serves to increase awareness of local historical dimensions. With the presence of this professional level of competence in urban conservation, the city of Constance underlines its planning jurisdiction and autonomy. Indeed, the city’s politics recognises urban conservation as an independent aspect of culture and development. The protection of its cultural heritage is seen as central to the way society views and understands itself. Conservators were already planning in the context of urban design as early as 1900. However, it took the social movement of 1968 and European Architectural Heritage year of 1975 for the citizens themselves to question the dominance of economic factors in urban development and pay more attention to the concept of urban regeneration through conservation. Since then, a culture of planning has developed which takes all the different interests into account. Such a culture of planning in a city’s conservation and renovation demands a system of integrated planning: in Constance, urban conservation is linked to urban development and thereby represents a significant component of urban design with respect to sustainability. Dealing with the existent deliberately and thoroughly must be understood as the best way to improve quality, as this approach treats the existent as a valuable asset. “Urban design is the most political of all the art forms” (Jobst Siedler). Framework plan for the old Town with a projection into the future Framework plan for the old Town The growth and development of the city have never been turbulent, but have progressed continuously in an orderly fashion. Constance is a long way from major conurbations and key transport connections. Its geographical location as 23 a peripheral region has always served to slow down the city’s economic strength. on the other hand, it is precisely this charming location on the lake that bs L guarantees uninterrupted influx into Constance, seriously adding to the pressure on this medieval city to change. Due to its proximity to Switzerland and the preservation of the landscape, nature and ecological systems, there is hardly any availability of land for building. Urban development in Constance is, therefore, an internal development in the form of urban regeneration. Irrespective of this, all the political powers in Constance have been focused for the past 30 years on ensuring that the historic Old Town remains capable of fulfilling all its functions as a place to live and work, a shopping hub, a service centre with local authorities and cultural facilities, and a place of interaction for both its own citizens and tourists. Back in 1991, a framework plan was passed with the consent of the inhabitants to act as an overall concept for the old Town. particular attention is paid here to securing the role of the old Town as a place to live and not succumbing to the typical marketing ploys of so many old Towns in other cities. 6,000 people live in the old Town of
Constance and they take good care of their urban environment, appreciate the social aspect of their lives and guarantee the city’s security. Urban development has played an essential part in this process and has also been of benefit to sustainability. Advisory board for planning issues new building at Stephansplatz Advisory board for planning issues As part of the process to protect the heritage of Constance’s old Town, statutes governing public advertising and changes to the cityscape were introduced in 1985. The new local government law opened up additional opportunities for urban conservation to exert its influence. A modern city never reaches a state of completion, but is engulfed in a continuously changing process in which the old and the new have to live side by side. nowadays, however, laws and regulations no longer have the same acceptance as instruments of governance. Instead, it is in the constant exchanges and discussions with other parties that beliefs and values can be explained and successes achieved when dealing with justifiable, professional needs on the one hand, and private interests on the other. In order to implement the qualitative and democratically agreed preservation and further development of the old Town, an advisory board for planning issues was set up in 1983 comprising interested parties from a variety of political and economic backgrounds in an honorary capacity. Urban conservation has had to assert itself in endless public discussions and has even assumed a leading role in this process. In consequence, the function and activities of the advisory board has been expanded since 2009 to include the city’s entire administrative area to ensure high-quality building work throughout the city from the perspective of architecture and sustainability. The board has also been enhanced by the presence of non-resident, competent architects and city planners. An aerial view of Constance and Lake Constance Conclusion In our fast-moving times, a standstill does not necessarily mean a step back, but is a time to slow down, collect oneself and reflect. In my view, the working methods involved in urban conservation can therefore be applied in general terms to urban development. For the methods and strategies of urban conservation are characterised by a sparing use of the available resources, while at the same time being focused on adaptability, longevity and cost effectiveness. In this way, urban conservation can rightly claim that since it began 200 years ago, it has been bound to the principles of sustainability and is now well versed in seeking compromises and thinking beyond its own scope.
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Long-term conservation and permanent maintenance are actually reasonable principles to pursue in the design and architecture of a city. Urban conservation is a policy of preserving buildings that goes beyond mere utility-orientated thinking. It would be fatal if local politics chose to focus exclusively on economic requirements. Urban conservation can and must be decided upon together with the inhabitants – the ideal owners – as the future will bring other social interests that may conflict with our heritage of historic buildings and properties. Therefore, sustainability is more important than ever before. Sustainability should not be understood as a cost driver but, over the long-term, as a gain in values from ecological, cultural and social perspectives. Sustainability is a culture of deceleration and prudence. 3rd March 2010 Malta-Vortrag 2010en.doc
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urba u rba n . An n äher ung I
28 b au .s tein LU TH T HE HER
Ariel Somekh
Sandra Duran
Julia Borho
Johanna Miklos
Camilla Brizot
AnALySE: Die städtebauliche Analyse der Luther-Kirche ergab, dass die Kirche auf einem Verkehrsknotenpunkt in Konstanz steht. Ursprünglich war das die Hauptverkehrsachse zwischen Konstanz und Kreuzlingen. Auch heute noch sind die beiden Nebenstraße stark befahren. Stadtgeschichtlich gesehen steht die Kirche an einem wichtigen Punkt. Sie verbindet die historische Altstadt mit dem neueren Stadtteil Paradies. Der heutige Luther-Platz ist das Bindeglied zwischen der historischen Stadt Konstanz und der urbanen Stadt Konstanz. KonZEpT: Wir möchten für die Gemeinde der Kirche einen Ort schaffen, in dem die Kirche im Mittelpunkt steht. Unser Konzept sieht vor, einen öffentlichen Platz zu schaffen. Einen städtischen Raum, der für jeden zugänglich ist. Die protestantische Kirche bildet das Zentrum dieses Platzes. Gleichzeitig wollen wir den Verkehrspunkt um den LutherPlatz entspannen. Eine unserer Interventionen sieht vor, die beiden Straßen, welche die Kirche umfahren, für den Verkehr zu schließen. Die neugewonnene Platzsituation soll einen Ruhepunkt bilden,einen Ort der sowohl für Gemeindemitglieder als auch für Besucher und Anwohner gleichermaßen zu einem Raum der Besinnung wird. Die zweite Intervention besteht darin eine einheitliche raumhaltige Fassade zu schaffen, die den umliegenden Gebäuden sowohl einen Mehrwert bietet, als auch einen einheitlichen Rahmen für die LutherKirche schafft. Der Mehrwert für die angrenzenden Gebäude besteht darin, dass zusätzliche Aufenthaltsorte geschaffen werden. Auch die Luther-Kirche selbst kann ihr Gemeindezentrum dorthin verlegen. Es entstehen Räume, die der Gemeinschaft dienen und gleichzeitig einen Rahmen für die protestantische Kirche schaffen. Der historische Pflasterbelag, der den heutigen Platz prägt, soll im Kontext zur Kirche erhalten bleiben. Er bildet den ursprünglichen Rahmen für die Luther-Kirche.
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Stadt.Analyse
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Lage.Plan
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Fassaden.Studien
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Fassaden.Collage
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Julia Borho
Ver t iefung I
b au .s tein LU TH T HE HER
36 Konzept
Als wir mit dem Projekt der SummerSchool begonnen haben, war unser Fokus schon von Anfang auf dem Außenraum und dem „Platz“ der Kirche. Die prägnante städtebauliche Situation, wie auch eine geschichtliche Analyse, zeigten, dass diese besondere Lage durch die momentane Gestaltung nicht ihre volle Wirkung erzielt und die Kirche damit nicht in dem Kontext erscheint in dem sie stehen könnte. Die Lage an der Laube, die Nähe zur Altstadt und auf der verlängerten Achse Richtung Hafen fordert eine große Geste die städtebaulich diese Achsen auffängt. Ein Platz, der frei von Autos, Straßen und Leblosigkeit ist. Derzeit ist der Raum um die Kirche voll von Parkplätzen, Straßen und einer uneinheitlichen „Platzfassade“. Die schönen großen Bäume rings um die Kirche machen den Raum um die Kirche weder erlebbar noch nutzbar. Diese verschatten auch den Innenraum der Kirche. Der Platz ist nicht belebt und diese Leblosigkeit spiegelt sich in den Innenraum der Kirche wieder. Man muss den Außenraum so gestaltet dass dieser zum Lebensmittelpunkt vieler Konstanzer wird. Der Platz und die Kirche leben durch die Gemeinschaft. Erzielt werden soll eine Identifikation mit der Luther-Gemeinde und der Bewohner rings um die Kirche. Bei Grundstudien zur Platzgestaltung, ist die Platzkante, die Einfassung mit das wichtigste. Wie der schweizer Landschaftsarchitekt Kinast sagt:
„Eine Fläche bleibt ohne Raumdefinition eine Fläche. Der platz wird erst zum platz durch seine räumliche Begrenzung, durch seine Fassung.“ Wir sahen großes Potenzial in der Unterschiedlichkeit der umliegenden Gebäude. Es muss eine Struktur entwickelt werden, die den
Spagat zwischen hohen und niedrigen Häusern, zwischen Arbeiten und Wohnen, zwischen öffentlich und privat schafft.
Diese Struktur ist ein zusätzliches Raumangebot für die Bewohner am Lutherplatz. Um diese Definition des Platzes klar zu strukturieren, sind die Nordund Südseite den Häusern zugeordnet.
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urb.
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Der Rücken des Platzes und neue Vorderseite bildet ein großer Riegel, der sich von der Häuserseite im Norden nach Süden erstreckt und im Erdgeschoss den Zugang von der Fahrradstrasse ermöglicht. Dieses Gebäude ist das Gelenk zwischen den Anwohnern. Das Bindeglied die Brücke, die Gemeinschaft, - das neue Gemeindezentrum der Luthergemeinde mit einem kleinen Café, Ausstellungsfläche im Erdgeschoss, wie im ersten Obergeschoss, und viel Multifunktionsfläche. Das Familienzentrum, wie auch das Jugendzentrum könnten sich in Zukunft an diesem Ort niederlassen und Brücken zwischen den Generationen schlagen. Die beiden Flügel, die sich Richtung Altstadt strecken, beinhalten ein zusätzliches Raumangebot in Form von Loggien, Balkonen, Stegen, Brücken, Treppen, Gärten, Terrassen. Diese können offen oder geschlossen sein. Die 5m tiefe Struktur erlaubt einen großen Spielraum und ein großzügiges Raumangebot. Die Idee, die dahinter steckt, ist beispielsweise das Wohnzimmer im Sommer nach draußen zu verlegen und somit dem Platz und seinem Umfeld Leben einzuhauchen. Eine einheitliche Fassade, die aus drehbaren Lamellen besteht, könnte Einblicke wie auch Ausblicke zulassen, müsste aber nicht. Je nach Sonnenstand und Jahreszeit können diese Lamellen individuell ausgerichtet werden. Das Erdgeschoss ist großteils öffentlich und bietet auch bei Regen Schutz. Die Lebendigkeit dieser Struktur soll sich auf dem Platz wiederspiegeln und ihn zu einem neuen Lieblingsort machen. Der Platz wird insgesamt aufgelockert, durch weniger Bäume vom Verkehr befreit und bietet eine Fläche, zusammen mit dem Gemeindezentrum, für Konzerte, Open Air Kinos oder Theateraufführungen.
Der Lutherplatz wird zum Erlebnisplatz der Treffpunkt und neuer Mittelpunkt der Luthergemeinde wird.
39 urb.
Schnitt.Südflügel
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41 urb.
Schnitt.NordflĂźgel
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43 urb.
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_ u rb an axi s
insid e .outs i d e . A nnähe r ung I I I
46 bau .s tein LU TH T HE HER
S w i t z e r l and
L ut he r k i rc he
L ak e Co nst anc e
Jannis Renner
Vee r o n i k a F e r d i n a n d V
M a rc e l a L i n o Ma
M a r i l i a A z e v e d o C o r re a
Katharina BlĂźmke
_ i n si d e _ o u tsi d e
Die Lutherkirche (1873) an der Laube ist die erste evangelische Kirche in Konstanz. Sie befindet sich an einem wichtigen Ort, da sie genau auf der historischen Achse vom Konzil, über die Markstätte, bis hin zur Schweiz liegt. Obwohl sie genau auf dieser bedeutenden Achse steht, wird ihr heute kaum mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Umgeben von teils stark befahrenen Straßen befindet sie sich auf einer Art ‚Insel‘ und es scheint als würde das Treiben der Stadt an ihr vorbeiziehen. Um uns dem Projekt „Baustein Luther“ anzunähern, haben wir den Ort der Lutherkirche in Konstanz auf das Thema Aussenraum und Innenraum untersucht und analysiert. Nähert man sich der Kirche, erkennt man schon von Weitem verschiedene Barrieren. Sechs Stufen nach oben trennen den Vorplatz vom Eingangsbereich der Kirche. Von Außen zeigt sich die Kirche verschlossen, dunkel und wenig einladend zum Eintreten. Tritt man ein, so bestätigt sich der Eindruck von Außen, denn im Innenraum drückt
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_visu al con n ec ti on
zum einen die Decke der eingezogenen Empore i.a und die zusätzliche Verglasung im Ankommensbereich fühlt sich als eine weitere Barriere an. Zum Anderen ist die Kirche auch im Innenraum sehr dunkel, was an der starken Verschattung durch die umliegenden Bäume liegt. Das Einzige, was den Eintretenden zum Weitergehen animiert, ist das Licht, das durch ein Oberlicht am Dach der Apsis einfällt. Die Kirche muss sich nach Außen hin sichtbar öffnen, um am Treiben der Stadt teilhaben zu können. Unser Konzept ist es daher, zum Einen den Außenraum mit dem Innenraum zu verbinden und zum Anderen die Kirche jeden Tag der Woche zugänglich und attraktiv zu machen. Wir öffnen das Erdgeschoss der Seitenschiffe zur Umgebung hin, indem wir die Mauern herausnehmen. Somit schaffen wir dort einen
_ u s a ges Raum der Begegnung, der durch drehbare Multifunktionswände so genutzt und gestaltet werden kann, wie man ihn gerade braucht. Hier findet man neben ruhigeren Bibliothekszonen auch Platz für Gesprächsrunden oder kann zum gemeinsamen Kochen und Essen zusammenkommen. Im Emporgenschoss befinden sich ruhige Zonen, die dem Gemeindehaus für geschlossenere Gesprächsrunden oder Beratungsgespräche dienen. Um trotzdem den sakralen Raum der Kirche gewährleisten zu können, wird der Boden des Mittelschiffs abgesenkt. Dadurch wird die vertikale sakrale Ausrichtung der Kirche in Richtung Himmel verstärkt und außerdem vom profanen Seitenschiff differenziert, jedoch räumlich nicht ganz getrennt. Um den Niveauunterschied ausgleichen zu können, gibt es eine lange Treppe über die gesamte Breite des Mittelschiffs, die als Sitzreihen der Kirche dienen und zum Altar führen. Das Oberlicht in der Apsis wird vergrößert und so inszeniert, dass das Licht in den Innenraum gezielt zum Altar hin einfällt. Hier wird der Ort für Gottesdienste geschaffen. So erreichen wir, dass die Kirche zum Treiben der Stadt beiträgt und jeden Tag der Woche genutzt wird.
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Jannis Renner
Ver t iefung III
bau .s tein LU TH T HE HER
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Unser Schwerpunkt unserer Analysen während der Projektbearbeitung des bau.stein LUTHER war der Innen- und Außenbezug der Lutherkirche. Durch die geringe Nutzung der Kirche unter der Woche und den Wunsch der Kirchengemeinde nach einem neuen Gemeindezentrum lag die Idee nahe, diese zwei grundverschiedenen Wünsche der Gemeinde zu verbinden. Die historische Achse vom Konstanzer Hafen, über die Lutherkirche bis in die Schweiz und das Oval des Lutherplatzes um die Kirche herum, stellen in unserem Entwurf die Elemente des Sakralen und Profanen dar. Das Hauptschiff wird zum Sakralraum, die Nebenschiffe übernehmen die Funktionen des Gemeindezentrums.
Es entsteht ein ort der Gemeinschaft. Märkte, Essensausgabe, Veranstaltungen und Gruppentreffen.
All diese Nutzungen beleben die Kirche auch unter der Woche. Der Platz um die Kirche herum wird genutzt. Durch eine Überhöhung des sakralen Kirchenraumes, wird die Beziehung zwischen Himmel und Erde verstärkt. Um dies zu erzielen, wird das Hauptschiff in den Boden eingegraben. Schon in der gesamten Geschichte der Sakralbauten, nimmt die Proportion des Kirchenraumes eine wichtige Rolle ein.
Die Verbindung zu Gott, die Höhe und perfekte proportion spiegelt sich auch in unserem projekt wieder. Über proportionsstudien mit musikalischer, mathematischer, aber auch baulich vorhandenen Grundlagen, entstand letztendlich das Verhältnis von 17:9, welches im gesamten Gebäude auftritt. Auch in der Gestaltung des Außenraumes und dem Bezug auf die profanen Nutzungen tritt dieses Verhältnis immer wieder auf. Eine klare Lichtführung und Regelung der Blickbeziehungen führt zu einem ruhigen homogenen Sakralraum, der das Ablesen der Bestandsstrukturen weiterhin erlaubt. Eine Gefälle des Boden setzt die Apsis mit ihrem Altar zusätzlich zum Oberlicht in 53 Szene. Die alltäglichen Nutzungen öffnen die Kirche zum Platz. Über raumhaltige Drehtüren erweii.a tert sich der Kirchenraum und verbindet Innen und Außen. Um die Kirche nicht vollständig zu verfremden, sind die Türelemente als Abgüsse der Bestandsfassade ausgeführt. Im geschlossenen Zustand sind die Eingriffe kaum zu erkennen. Erst wenn die Seitenschiffe sich öffnen zeigen sich die vielfältigen Nutzungen und Möglichkeiten.
proportion.Studie Innenraum
platz.profan
Achse.sakral
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proportion.Studie Aussenraum
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Erd.geschoss
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Ansicht.ost offen
Fassaden.Schnitt
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Raum.Schicht Ansicht aussen
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2 24h. 4h. An n äher ung IV
62 bau .s tein LU TH T HE HER
00:00
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Daniel Korn
Mayara Penatti Ma
P a u l i n a H ip ipp
Johann Brandtstetter
N i l ü ffee r U m u l
Bruno Buccalon
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„opEn HoURS“ Laut Reiseführer zählt die Lutherkirche, neben dem Münster und der Stephanskirche, zu den Kirchen, die sehenswert sind. Wie aber sieht die Realität aus? Der Besucher, der dem Tipp aus dem Reiseführer folgt, findet eine Kirche vor, deren Lage inmitten von Konstanz und Äußeres eigentlich nur Bestes verspricht und einlädt, in das Innere zu gehen. Allerdings dauert es nur wenige Augenblicke und Schritte bis der Besucher die Kirche wieder verlässt. Einerseits weil die Kirche geschlossen ist, andererseits weil der Innenraum für die meisten kein Wunderwerk darstellt. Wir wollten nun herausfinden und haben in der Umsetzung die Kirche 24 Stunden lang für jeden zugänglich gemacht. Was sind wichtige Faktoren, die sich außerhalb und in der Kirche abspielen? In der Umsetzung: Wir haben sechs Standorte entlang der Achse vom Bodensee über die Stadtmauer bis in die Schweiz gewählt, an denen wir jeweils in beide Richtungen fotografiert haben, um ein
71 vollständiges Bild rund um die Kirche zu erhalten. 24h Was bedeuten 24 Stunden in der Kirche? Von Orgelklängen, nächtliche Besuche, Gläubige, nette Gespräche, bis hin zu Satanisten, Polizei, Müdigkeit war alles dabei. Passanten, die sich Nachts wundern, warum Klaviertöne aus der Kirche klingen, Touristen, die uns erklären, warum sie zur Lutherkirche kommen, diese aber genauso schnell wieder verlassen. Wir schließen daraus, dass das Interesse trotz offener Türen nur geringfügig steigt, jedoch kann man dem Ort mit den richtigen Angeboten und neuen Inhalten ein neues Erscheinungsbild geben. Wie also kann man die Kirche als neuen Anziehungspunkt gestalten? Warum sind das Münster und die Stephanskirche soviel attraktiver? Ist es allein der Innenraum oder muss auch der städtebauliche Kontext attraktiver werden?
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Unser Entwurf beinhaltet wenige bauliche Eingriffe, weder im Innenraum noch im Außenraum. Die Lutherkirche ist im Moment komplett von allen vier Seiten vom Straßenverkehr umgeben. Die Konsequenz für uns; nicht das Auto sondern der Passant muss den Raum außerhalb der Kirche bespielen (mehr Laufkundschaft). Es muss ein Platz geschaffen werden, der Treffpunkt und Anziehungspunkt ist. Auch der Baumbestand, der den kompletten Blickbezug auf der Rückseite versperrt, muss umgestaltet werden. Zudem müssen neue Nutzungen angeboten werden.
Die Kirche darf nicht mehr nur Raum für den Gottesdienst sein, sondern soll auch als einen ort für das Alltägliche dienen: Herberge für Menschen in not, Kino, Treffpunkt für gemeinsames Kochen und ein verstärktes Konzertangebot.
73 Im Sommer sollen diese Aktivitäten auch im Freien unter ei24h nem „grünen Dach“ stattfinden können. Alternativ zu dieser Variante wäre es auch denkbar, dass man einen Neubau um die Kirche konzipiert, der alle diese Nutzungen beinhaltet und zusätzlich ein öffentliches Café und die Verwaltungstätigkeiten der Kirche unterbringt.
N i l ü ffee r U m u l
Ver t iefung IV
bau .s tein LU TH T HE HER
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75 24h
ssa acc ral .p rof rofa a ne. A nnäh er ung V
76 bau .s tein LU TH T HE HER
Deborah NĂŠves
Christian Miethig
M a n u e l a L o u re n c o
K a ttjj a J a n t z e n
Leticia Amado
»Die Erfahrung des heiligen Raums macht die ›Weltgründung‹ möglich: Wo sich das Heilige im Raum manifestiert, enthüllt sich das Reale, gelangt die Welt zur Existenz.«
Unsere Herangehensweise an das Projekt Lutherkirche sollte mit einer Analyse des sakralen und profanen Raums beginnen. Da dieses Analysethema den späteren Entwurf prägte, möchte ich auf einen Vortrag eingehen, den wir von Anália Amorim, der Direktorin der ›Escola Da Cidade‹ zu diesem Thema hörten. Sie erklärte die Gedanken des Religionswissenschaftlers Mircea Eliade aus seinem Buch ›Das Heilige und das Profane‹ und verhalf uns zu einem besseren Verständnis dieser Bereiche. Eliades Gedanken sind für uns interessant, weil er sich in dem Kontext seiner Auseinandersetzung mit dem Wesen des Religiösen, über die Entstehung und Bedeutung von sakralem und profanem Raum äußert. Beginnen möchte ich mit seiner Erklärung zur Entstehung des Sakralen bzw. Heiligen. Er schreibt, dass sich das Heilige in Gegenständen manifestiert, wie einem Stein oder einem Baum und dass der Gegenstand dadurch eine übernatürliche Realität erhält. Dieser Vorgang kann durch ein Ritual oder mithilfe von Zeichen und Symbolen geschehen. Das Entstehen von Heiligem bezeichnet er in der Folge als eine »Weltgründung«, denn er sieht den profanen Raum als »grenzenlosen homogenen Raum ohne Merkzeichen, in dem keine Orientierung möglich ist«. Erst durch das Heilige in der Welt entsteht in ihm Raum mit unterschiedlich starkem Bedeutungsgehalt, der eine Orientierung für den Menschen überhaupt möglich macht. Durch die Schaffung von Heiligem gründe sich der Mensch eine Welt, schreibt er, und die heiligen Orte haben in ihr die Funktion Kontakt mit dem Überirdischen zu ermöglichen.
Für ihn sind das »zwei Dimensionen menschlicher Existenz«: Diejenige im heiligen Raum und die im profanen, zwei »Seinsweisen«, deren Wechsel von der einen in die andere immer mit einer Änderung der Wirklichkeits- und Raumerfahrung für den Men77 schen einhergeht. Die Architektur hat für dieses unterschiedliche s .p Wahrnehmen große Bedeutung, denn mit ihr steht und fällt die Intensität der Erfahrung. Den Übergang von diesen »Seinsweisen« bzw. der Abstand zwischen den Bereichen Profan und Sakral kann beispielsweise symbolisch durch eine Türe dargestellt werden. Mit dem Öffnen und Überschreiten der Schwelle tritt der Besucher in den jeweils anderen Bewusstseinszustand über. An dieser Stelle der theoretischen Grundlagen möchte ich an unsere Projektarbeit der Lutherkirche anknüpfen, bei der wir auf eben diesen Bereich (den Wechsel des Bewusstseinszustandes von profanem zu sakralem Raum) den Fokus gerichtet haben. Wir haben die Frage gestellt, wie er neu gedacht werden kann, um für den heiligen Ort mehr Lebendigkeit und Anziehungskraft für Menschen auch ohne religiösen Bezug zu erreichen. Bisher wird die Kirche nicht gerne betreten
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und das führen wir auf die fehlende Atmosphäre und die zahlreichen Barrieren in Form von Türen und Treppen, die man überwinden muss, zurück. Um den Ort lebendiger zu machen, müssen die Türen geöffnet und die Grenzen durchlässiger werden. Einen radikalen Weg zeigten die Brasilianer auf, sie bestärken uns lange Zeit darin, sich von der alten Bausubstanz der Kirche komplett zu trennen, um Platz für einen Neuanfang zu haben. Doch im Laufe der gemeinsamen Auseinandersetzung mit dem Ort wurde uns allen klar, dass wir mit der bestehenden Kirche arbeiten wollen. Denn einerseits steckt sie voller Inhalte und Symbole (Abb.1) und andererseits trägt sie mit ihrer Geschichte in gewisser Weise Heiligkeit in sich, die verloren ginge, würden wir die Kirche abreißen.
Damit sich mehr Öffentlichkeit in ihr abspielen kann, ist die Idee, den heiligen Raum um eine profane nutzung zu erweitern.
Dabei denken wir an eine Bibliothek mit Café, als Einladung für einen längeren und ruhigen Aufenthalt. Ist der Eintritt in Bücherwelten nicht sogar mit dem Wechsel des Bewusstseinszustand einer religiösen Erfahrung vergleichbar? Die innere Säulenreihe zwischen Seitenund Mittelschiff wird mit Bücherregalen bis unter die Decke angefüllt, die über im Regal liegenden Treppen begehbar sind. Das Hauptportal ist der Eingang zum Bibliotheksbereich, die Bücher trennen zum sakralen Raum im Mittelschiff hin ab. Ein zweiter Eingang auf der Apsisseite der Kirche führt in das um 3m tiefergelegte Mittelschiff mit Altarraum für die herkömmliche Kirchennutzung. Eine Besonderheit der Lutherkirche ist die Tatsache, dass sie mittig auf einem ovalen Platz steht, der mit seiner Form an ein Ei erinnert. Das Ei ist ein Symbol für Geburt und Neubeginn und weist möglicherweise auf eine »Weltgründung«, wie sie Eliade beschreibt, hin. Mit dem Symbolgehalt definiert der Platz bereits den Übergangsbereich von dem ihn umgebenden profanen Raum zu dem sakralen in seiner Mitte. (Abb.2) Dieses Symbol unterstreichen zwei von uns angelegte Rampen zu beiden Längsseiten der Kirche, indem sie im Bo79 gen das Oval des Platzes beschreiben und beim Begehen erlebbar machen. Sie führen zum neuen s .p Kircheneingang hinunter und dienen als Kontemplationsweg. Der Baumbestand kann neben ihm erhalten werden. Im Kircheninneren agieren die beiden Nutzungen (Bibliothek und der sakrale Raum) über Sichtbeziehung und Akkustik miteinander. Wir spekulieren auf eine mysthische Atmosphäre in dem abgedunkelten Raum.
Das Licht als verbindendes Element zwischen Himmel und Erde tritt durch die Bücherwand ein.
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tran t ran s parency. pare ncy. A nnäher u ng I I
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Barbara Fernandes
Sarah Lenk
Svea Petersen
Sandra RĂśmhild
K i m i Tu Tu m k u s
AnALySE Als Grundlage für den weiteren Entwurf ist die evangelische Lutherkirche in Konstanz zunächst auf vorhandene architektonische Form- und Raumorganisationen im Sinne des von Rowe und Slutzky geprägten Transparenzbegriffes untersucht worden. Doch was heißt Transparenz? Grundlage für diese Analyse bildet der 1955 erschienene Aufsatz „Transparency: Literal and Phenomenal“ von dem britischamerikanischen Architekten Colin Rowe und dem amerikanischen Architekturtheoretiker Robert Slutzky. 1968 wurde das Buch vom Schweizer Architekten Prof. Bernhard Hoesli ins Deutsche übersetzt und unter dem Titel „Transparenz“ durch die ETH Zürich veröffentlicht. Um die Komplexität des Tranparenzbegriffes dem Leser besser verständlich zu machen fügte Bernhard Hoesli einen Kommentar hinzu, der anhand von Zeichnungen und Erläuterungsskizzen das Thema nochmals aufarbeitet und für die heutige Architektenschaft fast bedeutender geworden ist. Der Aufsatz befasst sich mit den verschiedenen Bedeutungsebenen der Transparenz, sei es in Bezug auf die Malerei oder gar die Architektur. Transparenz beschreibt somit Überlagerungen, Überschneidungen und Ineinandergreifen von räumlichen und bildnerischen Situationen. In der Kunst zeigt sich das durch die mehrdeutige Zuordnung einzelner Elemente im Raum, in der Architektur durch die Überlagerungen von Räumen, die somit auch als Teilräume anderer Bereiche gelesen werden können. In Bezug zur Lutherkirche bot besonders die Untersuchung der vorhandenen Transparenzen im urbanen Stadtgefüge eine gute Grundlage für den späteren Entwurf zur Lutherkirche. Dabei war festzustellen, dass sich die Infrastruktur der Laube und der Fahrradstraße mit der durch die benachbarten Häuserreihen begrenzten Platzanlage der Lutherkirche durchdringen. Die Ausrichtung der orthogonalen Raster ist dabei um 90 Grad zueinander verdreht. Desweiteren fokussiert sich der Betrachter vom Obermarkt eindeutig durch die lineare Flucht auf den Kirchenbau. Somit kann auch hier von einer Durchdringung von Paradiesstraße und Laube gesprochen werden. Anders präsentiert sich der Schmuckplatz der Lutherkirche. Er positioniert sich wie eine Insel auf der Platzschneise 85 Richtung Paradies, sodass sich isolierte Raumschichtungen von Schmuckplatz und Kirchengetra. bäude lesen lassen.
Q ue lle : Arc hite k tur L es e!buch von S t u d e n t e n f ü r S t udente n, Prof. My riam Gauts chi, Fac hbe re ich Architektur, H TW G Ko n s t a n z
In der Lutherkirche selbst finden sich die klassischen Transparenzen der Basilika. Der einheitliche Kirchenraum mit seiner längsgerichteten Fokussierung wird durch die quergelegten Joche durchdrungen. Dabei sind die Seitenschiffe sowohl Teil des Hauptraumes, als auch eigenständige längsgerichtete Ordnungsgefüge. Der Altarbereich zeigt sich ähnlich einer Vierung der klassischen Basilika, wo sich die zueinander orthogonal ausgerichteten Apsiden überlagern. Im Schnitt ist eindeutig erkennbar, dass sich die Raumdurchdringungen und Transparenzen auf das Erdgeschoss beschränken. Die Emporen im ersten Obergeschoss bleiben isolierte Systeme vom zentralen Kirchenraum.
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EnTWURF Wie muss sich eine Kirche präsentieren, um auch noch für jüngere Generationen ansprechend zu sein? Welche Nutzungen sind für die moderne Kirche und ihre Gesellschaft relevant? Auf diese Fragen will unser Entwurf zur Lutherkirche in Konstanz eine Antwort geben. Bereits beim Betrachten der städtebaulichen Situation wird deutlich, dass die evangelische Gemeinde vom Altstadtkern isoliert bleibt. Dabei war baugeschichtlich gesehen die Achse von Marktstätte bis hinein in die Schweiz eine wichtige Handelstraße, auf deren Linie sich heute unmittelbar die Lutherkirche mit ihrem ovalen Schmuckplatz positioniert. Gerade an den ehemaligen Toren der Stadtmauer hat man bei Straßenarbeiten an der Laube die alte Paradiesbrücke als Teil dieser wichtigen Handelsstraße wiederentdeckt. Der Entwurf macht sich diesen Glücksfall zu Nutzen und implementiert an eben dieser Stelle einen neuen Touristentreff mit kleinem Café. Durch diesen neuen „Brückenpunkt“ soll die Lutherkirche mehr ins Bewusstsein der Promenierenden gerückt werden. Die architektonische Ausformulierung der Ausgrabungsstätte dient als Hilfsmittel, um eine direkte Verknüpfung zum Kirchenplatz herzustellen. Die vorgeschlagene Pavillonstruktur ist dabei auch an anderen Punkten der Laube vorstellbar, um die vom Verkehr dominierte Promenade erlebbarer und attraktiver zu gestalten. Treten die Flanierenden nun aus der Altstadt heraus, werden sie von einem neuen städtischen Platz empfangen, dessen abgesetzter Bodenbelag sich bishin zur Fahrradstraße zieht. Mittig bleibt das starke Oval der Lutherkirche bestehen. Auch hier soll ein Materialwechsel den Schmuckplatz stärken. Ein neues evangelisches Gemeindezentrum, das sich aus einem neuen Anbau und der Umnutzung des ehemaligen Polizeigebäudes als Familienstelle und Verwaltung zusammensetzt, etabliert einen eindeutigen Anlaufpunkt für die Konstanzer Luthergemeinde. Die Erweiterung des Sakralbaus um ein neues, direkt angeschlossenes Gemeindehaus, folgt der Konzeptidee die Kirche nicht nur als Ort des Gebetes zu betrachten, sondern ihn mit weiteren Funktionen einer christlichen Gemeinschaft zu kombinieren. So soll die ganze Woche eine geeignete Nutzung, auch außerhalb der Gottesdienste, ermöglicht werden. Nicht nur Beten, auch konzentriertes Lesen und Studieren oder das gesellige Beisammensein der Religionsgemeinschaft sollen die 87 Lutherkirche zu einem Ort der Begegnung machen und der Uridee der Basilika als eine Markthalle des tra. Glaubens folgen. Letzter Gedanke wird durch die Öffnung der Arkaden auch architektonisch übersetzt. Die neue offene Struktur wird dabei vom Eingangsportal und Neubau gefasst, in dessen Mitte sich die massive Apsis als Herzstück manifestiert. Dabei bleibt das Hauptschiff als Ort der Predigt erhöht, während sich die seitlichen Wandelgänge zum Platz hin abtreppen und mit integrierten Sitzstufen einen attraktiven Aufenthaltsort für die Besucher anbieten. Die Emporen schließen als Lese- und Studierraum direkt an den oberen Gemeinschaftssaal an. Die neuen inhaltlichen Ebenen der Luthergemeinde werden somit unter einem Dach zusammengefasst sollen den gegenseitigen Austausch unter alten und neuen Gemeindemitgliedern anregen. Mitten in Konstanz entsteht damit ein neuer Ort der Begegnung für Jedermann.
Sarah Lenk
Ver t iefung II
bau .s tein LU TH T HE HER
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Die Lutherkirche soll ein Ort der Begegnung für Jedermann werden und zum gegenseitigen Austausch und Miteinander einladen. Durch das Öffnen der seitlichen Arkaden und den Anbau des Gemeindehaus, ist das neue Zentrum der Luthergemeinde von allen vier Seiten zugänglich. Doch wie sehen diese neuen offenen „Grenzen“ aus? Wie positionieren sich die alten und neuen Nutzungen? Die Lutherkirche mit ihrem angelegten Schmuckplatz präsentiert sich weiterhin auf ihrer ovalen Insel. Allerdings wird sie als neuer städtischer Platz erlebbar, indem sie sich als ovale Platte ins Gelände setzt und durch eine neue Treppenanlage eine topographische Grenze ausbildet. Zentrum der Insel bleibt dabei die Kirche. Die historische Platzornamentik wird neu interpretiert und zieht ein zweites Oval ums Gebäude, an dem sich im Bereich der Arkaden grüne Aufenthaltszonen aufreihen. Der Raum wird somit auch über die Grenzen der Kirche hinaus und senkrecht zum Hauptschiff lesbar. Gerade die Seitenschiffe werden dadurch in ihren bisherigen, untergeordneten Funktionen erweitert. Zum einen umarmen sie zusammen mit Hauptportal und Gemeindehaus den sakralen Raum und werden zum Wandelgang, zum anderen können sie durch die neuen hölzernen Filterschichten auch als eigenständige Zonen genutzt werden. Gerade im Sommer bieten die Seitenschiffe zusammen mit dem Außenraum eine neue Aufenthaltszone. Die Emporen dienen zusätzlich nun auch einer neuen Bücherbörse, können aber auch weiterhin als Zuschauerraum für größere Gottesdienste oder Weihnachtskonzerte dienen.
Durch den neuen Anbau bekommt die Lutherkirche ein zweites Gesicht Richtung paradies.
Das Volumen selbst schiebt sich zwar zusammen mit Wandelgängen und Kirchenraum unter ein gemeinsames Dach, präsentiert sich dann aber gen Westen als eigenständiger Eingang. Die plastische Fassade bildet einen modernen Gegenpol zur Schaufassade der Lutherkirche. Das neue Volumen präsentiert sich außen massiv und führt die Materialität der Lutherkirche weiter. Bereits im Kirchenraum wird durch die Holzlattung der warme Charakter des Materials genutzt, um Seiten- und Hauptschiffe in ein angenehmes Licht zu 89 tauchen. Im Gemeindehaus taucht der Besucher schließlich dann in eine hölzernen Höhle ein. Im tra. Zentrum aller Etagen bleibt dabei immer die Apsis, um die sich je nach Nutzung ein amorpher Luftraum anschmiegt. Die neuen „Orte“ der Luthergemeinde umspielen damit auch in ihrer Materialität den Sakralraum und geben ihm innenräumlich mehr Wärme und Helligkeit. Sowohl die Raumorganisation, als auch die Wahl der Materialien lassen den Sakralraum als Herzstück der Luthergemeinde bestehen.
Zweites.Obergeschoss
Erstes.Obergeschoss
Erd.geschoss
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Längs.schnitt
Quer.schnitt
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Ansicht.Ost
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tra.
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Ansicht.innen
Grund.riss Ansicht.auĂ&#x;en
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alt a lt ar.t abl ab l e . A nnäher ung VI
96 bau .s tein LU TH T HE HER
Maa n o e l a P e s s o a M
M a r i n a R i b e i ro Ma
Anne W Waa l l u c k s
Roman Morschett
Kerstin Sieber
AnALySE Als älteste Altarform gilt der Plattenaltar, eine ebene Steinplatte, auf dem Boden platziert oder in ihn eingelassen. Daraus entwickelten sich kniehohe Steinstrukturen, die sogenannten Bankaltare, die umläufig um ein Gebäude oder als freistehende Strukturen bestehen. Je nach Religion und Bestimmung gibt es unterschiedliche Muster. Die Größen, wie sie bei antiken Altaren existierten (z.B. in Sykarus: 198m x 23m) gibt es heute nicht mehr. Ebenso wurden antike Vorbilder im Freien aufgestellt, um Brandopferungen durchzuführen. Im heutigen Gebrauch stellt ein Altar einen erhöhten, einem Tisch ähnlichen Aufbau für gottesdienstliche Handlungen in christlichen Kirchen dar. Es wird im Gebrauch und in der Bedeutung zwischen dem Altar in katholischen und protestantischen Kirchen unterschieden. Funktion des Altars im katholischen Glauben In der katholischen Kirche ist der Altar und der ihn umgebende Raum ein sakraler Ort, der in der Regel durch Stufen erhöht und somit von der Kirchengemeinde abgetrennt ist. Der Altar selbst ist fest installiert. Den Höhepunkt des Abendmahls leitet der Priester ein, indem er als Einziger das heilige Brot und den Wein am Altar zu sich nimmt. Er verlässt dann den Altarraum und verteilt den Gemeindemitgliedern die Hostien. Der Altar im protestantischen Glauben Im Gegensatz dazu rückt der Altar in der protestantischen Kirche während des Gottesdienstes stark in den Mittelpunkt, da sich auf ihm die Heilige Schrift befindet. Den Altar selbst kann jeder beliebige Tisch darstellen, sofern er während einer Zeremonie zu Beginn des Gottesdienstes geweiht wurde. Somit ist der Altar und der Raum um ihn kein heiliger Ort, der nur von den ranghöchsten Kirchenmitgliedern betreten werden darf. Er ist oft als mobiles Element ausgeführt, das zu bestimmten Anlässen auch aus dem Altarraum entfern werden kann. Der Altar kann mit einem weißen Tuch bedeckt sein, das an die Reinheit erinnert. Ein Antependium (lat. = das Davorhängende), ein gewebtes Tuch, ist in der Regel mittig, an der 97 Frontseite des Altars angebracht. Es ist mit einem bestickten, von der Gemeinde frei wählbaren Syma.t bol verziert. Das Tuch selbst ist in den liturgischen Farben geschmückt und wird somit während eines Kirchenjahres mehrmals gewechselt. Mittig befindet sich die Bibel, zur Gemeinde gerichtet. Hinter der Bibel befindet sich ein Kreuz, das auch frei im Raum stehen kann, wie in der Lutherkirche, oder als Wandkreuz ausgearbeitet ist. Jeweils auf der rechten und linken Seite des Altares sind sogenannte Altarleuchter aufgestellt. Sie weisen auf Jesus Christus als das Licht der Welt hin und können zudem unterschiedlich interpretiert werden: Als jeweils einen Leuchter für das Alte und das Neue Testament, oder symbolisch für Jesus Christus und Gott. Auf den Altar werden von der Gemeinde zur Ehre Gottes und der Schöpfung, als Verweis auf die Opfertradition, die als solche nicht mehr in der protestantischen
Kirche zelebriert wird, regelmäßig frische Schnittblumen gestellt. Der Standort der Blumen ist nicht festgelegt und hängt von des ästhetischen Vorstellungen der jeweiligen Gemeinde ab. Während des Abendmahls, das ein Mal im Monat stattfindet, werden außerdem Brot, in einer Silberschale, und Wein, in einer Silberkaraffe bzw. einem Kelch, auf die rechte Seite des Altars gestellt. Das Abendmahl in der protestantischen Kirche kann als Tischgemeinschaft bezeichnet werden. Die Gemeinde versammelt sich während dieser Zeremonie im Kreis um den Altar herum und empfängt gemeinsam von Pfarrer und Gemeindeältesten Brot und Wein. Diese nehmen dann, im Unterschied zur katholischen Kirche, die Gaben des Abendmahls in der Reihenfolge als Letzte ein. pRoJEKT Ausgehend von der Analyse des Themas der Bedeutung des Altars
98 und des Tisches in der protestantischen Kirche hat sich das Konzept entwickelt, den Tisch als Mittelpunkt der Gemeinde zu wählen.
Der Tisch ist ein altes Symbol für die Fülle des Lebens, außerdem steht er für Kommunikation, Kontakt, Gemeinsamkeit und Geselligkeit. Er ist ein Zentrum, um das man sich versammelt, ein ort für jede Situation.
Eine Verbindung von Stadt, Gemeinde und Kirche durch ein markantes, wie auch geschichtsträchtiges Medium. Der Tisch ersetzt das Gemeindezentrum, bringt die Menschen wieder näher an die Kirche, die Kirche wieder näher an die Bevölkerung. Der Tisch schafft Räume für Aktivitäten der Gemeinde, wie das Zusammenkommen der Gruppen, die Förderung des Austauschs im seelsorgerischen Bezug, das Kochen für Obdachlose, Arbeitsplätze der
99 a.t
Verwaltung und das Abhalten von Gottesdiensten. Die Zahl Zwölf, zurückzuführen auf die zwölf Apostel, bestimmt die Maße und die Anzahl der Tische. Gewählt wurden zwölf Orte in Konstanz, die Teil des täglichen Lebens sind im zentralen Kirchenschiff der Lutherkirche, auf der Empore der Lutherkirche, auf dem Stephansplatz, im Café PANO, im Stadtgarten, auf der Grenze Deutschland Schweiz, im Krankenhaus, im HeroséPark, im Restaurant Bleiche, an der HTWG Konstanz, im Seniorenzentrum Margarete Blarer und im Käthe-Luther-Montessori-Kindergarten. An diesen Orten zeigt die Kirche ihr Gesicht, zeigt ihre Offenheit, gibt den Menschen einen Anlaufpunkt, geht auf sie zu und ermutigt sie, eine neue Ebene der Kommunikation und Interaktion zu betreten. Um das Miteinander, den Austausch und die Diskussion zu fördern, sind die kurzen Seiten des Tisches geschlossen gehalten. Die langen Seiten sind so konzipiert, dass jeweils sechs Personen im direkten Dialog sich gegenübersitzen, um zu empfangen. Ein massiver Tisch, an
100 Ort und Stelle, Teil einer Transformation des städtischen Raums, aus reinem, unbehandeltem Sichtbeton, der jeder Witterung trotzt und mit der Zeit geht. Ein Element, das Aufmerksamkeit erweckt, einlädt zu entdecken, zu finden und dem Miteinander einen neuen Ort gibt.
In weitem Sinne ist hier eine Corporate Identity der protestantischen Kirche entstanden. Das Konzept ist der erste Schritt, einen Denkanstoß zu geben und die Idee weiterzuführen. Ist es nur die Lutherkirche in Konstanz, die eine Lösung benötigt, Stadt, Gemeinde und Kirche wieder einander näherzubringen oder sollte sich nicht jede Kirche in ein neues Licht rücken?
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Kerstin Sieber
Ver t iefung VI
bau .s tein LU TH T HE HER
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Definition Apostel: Ein Apostel ist, im Verständnis der christlichen Tradition, eine Person, die von Jesus Christus direkt als Gesandter beauftragt wurde, um die Botschaft des Herrn weiterzugeben. Sie sollen hingehen, sie sollen predigen, sie sollen Wunder tun.
Im Sinne der zwölf Apostel geht der Tisch, hinaus aus der Kirche in die Stadt, hin zu den Menschen. Der Tisch ersetzt das Gemeindezentrum, nimmt teil am täglichen Leben, wird Gegenstand des Alltags und schafft neue Räume.
Zwölf Tische, von Weitem betrachtet, alle gleich massiv und stabil. Vom Material in Beton gehalten. Das Spiel von Tisch und Stühlen ergibt zusammen eine Einheit, eine kompakte Form, eine Ganzheit. Von Nahem besehen entdeckt man die Besonderheiten eines jeden Tisches, die Symbolsprache der Apostel neu interpretiert und in die Oberfläche eingearbeitet. Die Stühle, die Sitzflächen eingefärbt in den liturgischen Farben des Kirchenjahres, erinnern an eine Kirchenbank. An zwölf Orten im Umkreis der Lutherkirche sind die Tische platziert. Sie bilden Orte neu. Sie holen ab und empfangen. Einrichtungen, die der Kirche angehören, öffentliche Räume, öffentliche Orte und Grenzüberschreitungen bilden das Zuhause.
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1_ Lutherkirche Beten und arbeiten_ Freude und Leid_ lieben und trauern. Ankommen. TISCH: Symbol des Apostel Philippus_ das Kreuz_ als Ornament / Besondere Veranstaltung am 03. 05 2_ Seniorenzentrum Magarete Blarer Zusammenkommen_ Geschichten erzählen_ Erfahrungen teilen. Erinnern. TISCH: Symbol des Apostel Judas Thaddäus_ das Beil_ gehämmerte Oberfläche / Besondere Veranstaltung am 28. 10 3_ Käthe-Luther-MontessoriKindergarten Spielen und malen_ erziehen und lernen. Wachsen. TISCH: Symbol des Apostel Matthias_ das Beil_ gehämmerte Oberfläche / Besondere Veranstaltung am 24. 02 4_ Klinikum Konstanz Luft holen_ einatmen_ fühlen. Vergessen. TISCH: Symbol des Apostel Jakobus des Jüngeren_ die Walkerstange_ als Negativabdruck an den Seiten des Tisches / Besondere Veranstaltung am 03. 05 5_ Café pano Kaffee und Kuchen_ Gemütlichkeit. Miteinander. TISCH: Symbol des Apostel Simon Zelotes_ die Säge_ sägerauh geschalt / Besondere Veranstaltung am 28. 10
6_ Restaurant Strohmeyer Wein und Brot. Teilen. TISCH: Symbol des Apostel Thomas_ das Winkelmaß_ Markierung der Winkel / Besondere Veranstaltung am 21. 12
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7_ Bahnhof Einhalt gebieten_ warten. Stop. TISCH: Symbol des Apostel Andreas_ das Schrägbalkenkreuz_ als Ornament / Besondere Veranstaltung am 30. 11
8_ HTWG Konstanz Aufatmen und genießen_ Sonne einfangen. Raus. TISCH: Symbol des Apostel Matthäus_ der Messstab_ Maßlinie / Besondere Veranstaltung am 21. 09
9_ Stephansplatz Im Geschehen_ im Leben_ zwischen vielen. Mittendrin. TISCH: Symbol des Apostel Johannes_ der Kelch mit Schlange_ eingelassene Schale mit runder Ornamentik /Besondere Veranstaltung am 27. 12 10_ Fahrradbrücke Zwischen den Welten_ über dem Wasser. Überschreiten. TISCH: Symbol des Apostel Jakobus des Älteren_ die Muschel_ als Negativabdruck / Besondere Veranstaltung am 25. 07
11_ Kunstgrenze National und international_ interkulturell_ der Austausch_ im Dialog. Grenzenlos. TISCH: Symbol des Apostel Bartholomäus_ das Messer_ Einschnitt in Tischplatte / Besondere Veranstaltung am 24. 08 12_ Stadtgarten Der Weg über das Wasser_ in die Unendlichkeit_ in die Freiheit_ in die Stille. Losgelöst. TISCH: Symbol des Apostel Petrus_ die Schale_ eingelassene, geschliffene Schale / Besondere Veranstaltung am 29.06
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A RC HI V de r E r i n n e r u n g. ARCHIVE of memories_ remember for the future_: In the context of social process of change and the metallization of our society one‘s own memory, preceded by one‘s own experiences, take on an essential role. When do memories remain and what fore? How can we as designer work with memories and include them into our work? Our knowledge is based on our one experiences. The archive of memory creates thereby a foundation and an unlimited library for our daily creative business. _ Memories cause identity. The task for the international mixed groups is to couch a structure and order, in the broadest sense, to archive the various Bausteine that are being collected and acquired in these four weeks. This aim will attend all our journeys and encounters in the upcoming four weeks.
„Tradition is not retaining the ashes, but rather the passing on the flame.“ Thomas Morus (1477/78-1535) [Transl.:Alyssa Rau] Tradition requires a continual interpretation because only through this tradtion stays vivid in the sense of tradere. The ARCHIVE of memories has to be physical and without any electronical aid or tools.
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Ausgerüstet mit Ton, Me und einer Aluminium stechform wwählen wir Schlüsselorten der Reise einen Ausschnitt Materialoberflä oberflä 110
Deborah Néves
Christian Miethig
M a n u e l a L o u re n c o
K a ttjj a J a n t z e n
Leticia Amado
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t i l e d m e m o r i e s. »Erinnerung ist ein zentraler parameter menschlicher Existenz. Erinnerung ist notwendig, um ein Bewusstsein für das eigene Ich zu entwickeln.“ Antonio Velasco Muñoz: „Recuerdos Vivos«, Ausstellungskatalog Zeppelin Museum Friedrichshafen, 2006 Wie funktioniert unsere Erinnerung und welche Form kann ihr gegeben werden, um sie festzuhalten, zu sammeln und für andere zugänglich zu machen? - Vor diese Fragen stellt uns die Aufgabe in der Zeit der SummerSchool ein »ARCHIV der Erinnerungen« anzulegen. Unsere eigene Geschichte ist bildlich der Boden unserer Identität und Tradition. Ein Archiv stellt für uns eine Möglichkeit dar, die Erfahrungen aus denen sich unsere Vergangenheit zusammensetzt, zu sammeln und zu konservieren und kann dem Vergessen und der Verlustangst entgegenwirken. Die Bedingungen an die zu findende Form des Archives stellen die Umstände der Reise und die Arbeit im Team. Das Archiv soll transportfähig und haptisch erfahrbar den bevorstehenden Reiseweg dokumentieren. Jeder soll seine eigene Erinnerung in der gemeinsamen Arbeit festgehalten sehen. Aus diesen Gedanken heraus formt sich die Idee ein Archiv der Erinnerungen über die Auseinandersetzung mit dem Boden auf dem wir gehen zu erstellen. Dem Boden haftet, wie der Erinnerung, immer etwas Fundamentales und Existentielles an, weil wir unsere Spur auf ihm und er seine in unserer Erinnerung hinterlässt. Darüberhinaus gehen wir gemeinsam auf ihm und bauen gleichzeitig unsere individuellen emotionalen Bindungen zu ihm auf. Diesen Vorgang der gegenseitigen Spurenlegung versuchen wir gegenständlich zu machen, indem wir die Bodentexturen abdrücken. Ausgerüstet mit Ton, Messer und einer Aluminium111 stechform wählen wir an Schlüsselorten der Reise einen Ausschnitt der Materialoberfläche, auf die die tM weiche Tonmasse gedrückt wird. Nach dem Abziehen und in Form bringen wird in die Rückseite Datum, Ort und Material graviert und zum Trocknen in einem Setzkasten aufbewahrt. Weil wir feststellen, dass Orte nicht immer über ihren Boden am besten repräsentiert werden und wir das Bedürfnis haben das Besondere des Ortes einzufangen, werden die zu Beginn auferlegten sehr strengen Archivierungsgesetze gelockert und die Texturarbeit auf alle vorzufindenden Materialien ausgeweitet, von Boden bis Decke, Stein bis Holz und Heu bis Käse. Ähnlich wie mit der Wahl der Textur verhält es sich auch mit ihrer Anzahl. Indem wir keine Angaben über den Umfang der Sammlung und der pro Ort abzudrückenden Texturen machen, ergibt sich ein
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Flims
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facettenreicheres und aussagekräftigeres Resultat. Dazu kommt der zeitliche Faktor, der bei langem Aufenthalt eine andere Tiefe der Auseinandersetzung mit dem Ort ermöglicht und die subjektive Wahrnehmung beeinflusst: So zeigt La Tourette mit 30 »Azulejos«, Tonfliesen, seine Vielfalt und verspricht Entdeckungsmöglichkeiten, während z.B. der Rhonegletscher am Furkapass mit einer einzigen Textur prägnant von seiner Kargheit und der Kürze unseres Aufenthalts erzählt. Die Komponente des Aktivseins vor Ort verfeinert die Wahrnehmung für die vorhandenen Materialien und stärkt die sinnliche Erfahrung der Umgebung. Die Handlung wird selbst zum Erinnerungsschatz. So sind die tongefärbten braunen Hände und die durch den Abdruck entstandenen Flecken auf den ortstypischen Materialien unvergesslich. Der Tonstempel beschränkt sich darauf ein negativ Abdruck des Originalmaterials zu sein. Als Schalungsform verwendet könnte der Zustand des Originals damit nachgebildet werden. Da nur das Relief des Objekts festgehalten wird, gibt es keine Einschränkungen welche Materialität gesammelt werden kann. In ihrem fertigen Zustand und von ihrem Ursprungsort gedanklich entfernt, besteht die Möglichkeit die Textur mit verschiedenen Maßstäben zu betrachten. So sind sowohl Modelle einer Wandtextur als auch Gebirgsreliefs oder Architekturmodelle im Maßstab 1:5000 denkbar. In der Sammlung macht das Archivgut Aussagen über die Beschaffenheit der Orte und zeigt Similaritäten zwischen ihnen auf. Es lässt sich nach unterschiedlichen Kriterien sortieren (Regionen, Haptik, Erscheinungsbild, organisch – anorganisch, geometrische – freie Form, chronologisch, bearbeitet – natürlich, u.v.m.) oder Mosaike und Raster gestalten. Je nach gewähltem Ordungsprinzip ergeben sich neue Zusammenhänge und Bilder. Eine unübersehbare Ähnlichkeit weisen bei diesem ›Parallelenziehen‹ die Textur des Gletschereises und die der Zellenwand in La Tourette auf. Die Architektur lässt sich hier in der Natur wiederfinden. Le Corbusier nimmt bei der Gestaltung der Innen117 wände im Dormitorium mit aufgespritztem Putz Bezug auf eine Tropfsteinhöhle. Foto: Vergleich tM Gletscher – Zelle Wand Für die abschließende Präsentation der Archivarbeit im Kloster La Tourette wählten wir das Eingangstor als Ausstellungsort. Die SummerSchool-Reise begann im Kulturraum Konstanz, führte uns über den Naturraum Graubünden und endete im Kloster La Tourette. Das Eingangstor war der ›In-between-space‹ von Innen- und Außenraum, von sakralem zu profanem Raum und von Naturraum zu Kulturraum. Hier legten wir mit den Tonfliesen unseren neuen Boden – den Boden transformierter Erinnerung.
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Auch wenn d Würfelpuz in seiner Konzeption e Anspielung digitale Syst macht, bleibt es ein produkt ›reinster Handarbeit‹ Tradition. 120
Sarah Lenk
Barbara Fernandes
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K i m i Tu Tu m k u s
Sandra Römhild
p l ay a g am e & th ro u gh th e di c e s.
das zzle eine g auf teme n –
Gemeinsam arbeiten, gemeinsam reisen, gemeinsam erleben. Fünfundzwanzig gemeinsame Tage, an die wir uns alle erinnern werden. Gemeinsam erinnern? Nein. Jeder erinnert subjektiv, allein. Alle Erinnerungen zusammen ergeben vielleicht ein neues Bild, Überschneidungen, einen gemeinsamen Fundus, aus dem wir alle schöpfen können. Doch was verbindet uns, unsere Gruppe, brasilianische und deutsche Studenten? Wie können wir all die Erinnerungen sammeln oder gar ordnen? Das Konzept „Let‘s play a game“ will darauf eine mögliche Antwort geben. Fünfundzwanzig Tage, die wir alle teilen, fünfundzwanzig Holzwürfel, die wir alle mit unseren wichtigsten Momenten bestücken. Jeder von uns wählt dazu seine eigene Sprache, um die Erlebnisse festzuhalten. Gesammelt werden sie alle in einer hölzernen Kiste, die verschlossen nichts über ihr Innenleben, ihre „Gedanken“ verrät. Öffnet man den schützenden Deckel, kann man eintauchen in eine Welt von Bildern, Farben, Mustern und Worten. Jede „Sprache“ kann dabei für sich stehen oder sich auch mit den anderen mischen, überlagern, sprechen. Der ›Spieler‹ hat alle Freiheiten. Er kann seine eigenen Gedanken in die Bilder projizieren. Die Idee des Puzzles gibt den Erinnerungen gleichzeitig eine Ordnung. Die sechste Seite verbindet alle Würfel miteinander. Ordnet der Spieler sie richtig, kann er anhand des Kalenders auf der Bodenplatte jeden Tag an seine richtige Position stellen und die chronologische Abfolge der Summer School 2013 rekonstruieren. Egal für welches „Spiel“ man sich entscheidet, man sieht immer nur einen Ausschnitt jeden Tages. Solange die dreidimensionalen Spielsteine in ihrem Raster verharren, werden sie nur in Ausschnitten auf einem „Bildschirm“ sichtbar. Die anderen fünf Seiten bleiben im Verborgenen. Unterschiedliche Eingaben, eröffnen einem als Spieler neue Erinnerungen, Bilder, Erlebnisse. Auch wenn das Würfelpuzzle in seiner Konzeption eine Anspielung auf digitale Systeme macht, bleibt es ein Produkt „reinster Handarbeit“ – Tradition. In seiner Einfachheit kann es sowohl allein, als auch gemeinsam 121 spannende Einblicke in die SummerSchool oder die persönliche Gedankenwelt liefern –
LpG »let‘s play!«
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Bàrbara Fernandes »I decided to take every day a picture at 14 p.m., because it is the time that I usally go to Escola da Cidade back in São paulo, Brazil. The digital picture I used as a basis for the daily drawing on the cube. I‘ve chosen this language for me, as it‘s a very rational way to keep a memory of a day without any judgement about a particular moment. As well it creates a relation to my everyday life back in São paolo and makes me remember the SummerSchool 2013 even after returning back home.«
Sarah Lenk »Da ich viele der bereisten orte schon zuvor in einem anderen Zusammenhang besichtigt hatte und meiner Meinung nach Erinnerungen durch persönliche Verknüpfungen mit vergangenen Momenten verstärkt werden, habe ich mich bezüglich der Darstellungsart für Muster entschieden. Für die wichtigste Erinnerung des jeweiligen Tages habe ich, anhand einer selbstgewählten aus der Umgebung oder Architektur abgeleiteten Form, ein Muster entwickelt, das durch seine Unregelmäßigkeiten und Anzahl der Überlagerungen die Anzahl der verknüpften Erinnerungen meiner eigenen Vergangenheit anzeigt.«
Svea petersen »Ich wähle Farben als Ausdrucksmittel für meine Erinnerungen in unserem Archiv, weil besondere Farben bzw. Farbkombinationen die Verbindung zu einem ort schaffen können. Außerdem ist es eine Art experimentelles Herangehen an die Aufgabe Erinnerungen zu konservieren. Im Sinne der SummerSchool – lernen zu sehen, bzw. sehen und verstehen – versuche ich auf die Farben der orte, an denen wir uns mit unserem „fliegenden Klassenzimmer“ am jeweiligen Tag aufhalten, oder der objekte, mit denen ich mich an dem Tag beschäftige, zu achten. So entdecke ich teilweise außergewöhnliche Farben und nehme die orte anders wahr, oder es sind einfach die Farbkombinationen, die einen starken Eindruck in meinem Gedächtnis hinterlassen.« Kimi Tumkus »My archive consists of floorplans made from my memory of the spaces we were visiting during the SummerSchool.«
Sandra Römhild »Meine Erinnerungen werden durch einzelne Worte, die jeweils einen Tag beschreiben, ausgedrückt. Diese Wörter ergeben somit am Ende der SummerSchool ein Gedicht und somit auch mein Fazit meiner Erinnerungen. Diese Worte können auch wieder bei anderen späteren Erinnerungen auftreten und somit können sich die gemachten Erfahrungen und die Erinnerungen des Archivs überlagern und ein neues Gedicht erzählen.«
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Jeden Tag schrieben w … unsere ga persönliche Geschichte SummerScho 132
Jannis Renner
M a rc e l a L i n o Ma
Katharina Blümke
M a r i l i a A z e v e d o C o r re a
Vee r o n i k a F e r d i n a n d V
t h e cha ng i ng sto r y of LC:Sp.
wir anz e der ool.
Alle Eindrücke werden vom Menschen auf einzigartige Weise erinnert. Egal ob Orte, Erlebnisse, Bilder oder Gefühle jeder speichert diese unterschiedlich in seinem Gedächtnis. Daraus folgt selbstverständlich auch eine eigene Art des Archivierens. In unserem Archiv haben wir diese individuellen Erinnerungen zusammengeführt. Mit verschiedenen Methoden; dem Zeichnen, Malen und Sammeln von Objekten und Geräuschen hat jedes Gruppenmitglied sein ganz persönliches Archiv angelegt. Als verbindendes Element unserer Gruppe wählten wir für jeden Tag der SummerSchool eine Box. In dieser fanden die jeweiligen Erinnerungen Platz. Jeden Abend setzten wir uns als Gruppe zusammen, um unsere gemeinsamen Erlebnisse des Tages zu diskutieren. Wir definierten ein für den Tag repräsentatives Wort, unsere gemeinsame Erinnerung und schrieben es außen auf den Deckel der Box des Tages. Die verschiedenen Boxen lassen sich durch die Wörter auf ihrem Deckel zu Sätzen zusammenstellen. Jeden Tag schrieben wir so unsere ganz persönliche Geschichte der SummerSchool.
Durch die tägliche An- und Umordnung der Wörter und Zusammenhänge entstand eine sich stetig wandelnde Geschichte.
Diesen Prozess dokumentierten wir in unserem „Logbuch“. Das Logbuch beschreibt chronologisch die Position und Zusammenhänge der Boxen und dadurch die Geschichte des jeweiligen Tages. Aber nicht nur die Geschichte des einzelnen Tages, sondern auch der Prozess der gesamten SummerSchool war uns wichtig. Das Zusammenspiel der Tage, Abhängigkeiten der Erlebnisse und Erinnerungen sollte festgehalten werden. Die jeweiligen Positionen der Boxen, wurden durch Titel, innerhalb eines Rasters, auf einer Seite festgehalten. Oft blieben die Zusammenhänge der einzelnen Boxen über Tage hinweg bestehen, sodass auch deren Position sich nicht veränderte. Durch Aus133 schneiden der gleichbleibenden Wörter entstand eine dreidimensionale Leseweise. Eine ›Landschaft‹ chS aus Einschnitten, Verbindungen und Überlappungen, die sich jeden Tag durch ihre Neuordnung oder Ergänzung wandelte und erlebbar wurde. Dieses Logbuch erzählte nicht nur die Geschichte und Erlebnisse eines jeden Tages, sondern die gesamte Erfahrung SummerSchool 2013. Zu Beginn der SummerSchool erhielt jeder Student, als Teil des fliegenden Klassenzimmers, einen eigenen Papphocker. Materialität und Größe unseres Archiv definierten wir über eben diese Papphocker. Sie dienten als Transportmittel und ebenso wie als Ordnungsprinzip. Durch ihre uns gegebenen Abmaße und dem konzeptionellen Ansatz, die Papphocker als Transport- und Ordnungsmittel zu nutzen, ergaben sich die Abmaße für die „Tagesboxen“ (10x10) und des Logbuchs (30x30).
134 H a u s C r e s t a , Af A fffffee i e r La T Too u r e t t e
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Jannis Renner »Mein Beitrag zu diesem projekt war die Dokumentation von täglichen Geräuschen und Klangeindrücken der Begegnungen und der besuchten orte. Klang umgibt uns, sei es in Form von Geräuschen, Lauten, Musik oder Akustik. Jeder Raum, jeder ort, jede Begegnung erzeugt seine eigene klangliche Kulisse. Aus den Aufnahmen eben dieser Erlebnisse ergab sich eine vielschichtige Analyse der alltäglichen Einflüsse von Musik, über Geräusche, Laute und Klang auf die Architektur und deren Akustik, sowie der Bedeutung von akustischer Wahrnehmung und damit verbundener kultureller Identität für einen ort und den gebauten Raum. Entstanden ist ein Klangsammlung, aufgenommen auf einer CD«
Marilia Azevedo Correa
Veronika Ferdinand
Marcela Lino
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Katharina Blümke »Für mein persönliches Archiv wählte ich das Medium der objekte. Ich sammelte jeden Tag unterschiedliche Dinge, die ich zufällig fand, selbst produzierte oder die ich bewusst benutzte und danach als Erinnerung definierte. Bei allen Gegenständen hatte ich Assoziationen mit dem jeweiligen Tag und konnte mich nur anhand dieser Sachen an Situationen und Erlebnisse erinnern.«
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Âťmy flying classroomÂŤ Marilia Azevedo Correa
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Das Archiv s nicht etwa Statisches se sondern Spiel, das mi Leichtigkeit den Benutze eingeht und einbinden. 146
Maa n o e l a P e s s o a M
Anne W Waa l l u c k s
M a r i n a R i b e i ro Ma
Kerstin Sieber
Roman Morschett
soll as ein, ein it t auf er d ihn .
Me m o r y.Ga m e . KonZEpT Jeder erinnert sich anders und nimmt Erinnerungen auf unterschiedliche Art und Weise in sich auf. Gleichzeitig werden durch Bilder und Worte Assoziationen geweckt und im Gehirn Synapsen hergestellt zu vergangenen Erinnerungen. Als Gruppe wollten wir ein Archiv erstellen, das die persönlichen Erinnerungen von jedem Mitglied beinhaltet, aber gleichzeitig auch interaktiv ist, auf die anderen Benutzer eingeht und erst dadurch vervollständigt wird. „Connection, Association, Interaction“ waren Schlagwörter, die uns während dieses Prozesses begleiteten. Kombinationen aus Erinnerungen schaffen, die auch außerhalb der SummerSchool stattfinden können, Assoziationen der Erinnerungen untereinander schaffen, mit dem hintergründigen Gedanken, dass jeder etwas anderes sieht, und Interaktion schaffen: das Archiv soll nicht etwas Statisches sein, sondern ein Spiel, das mit Leichtigkeit auf den Benutzer eingeht und ihn einbinden.
EnTWURF Ein Memoryspiel besteht aus zwei Karten, die das gleiche Bild zeigen und zusammengefügt werden müssen. Diesen Grundgedanken auffassend wollten wir ein Memoryspiel entwerfen, bei dem eine Erinnerung in zwei Teilen dargestellt wird, die gemeinsam wiederum ein Paar ergeben. Das Archiv kann somit nicht einfach nur benutzt, sondern muss immer auch vervollständigt werden.
Die paare können nur kombiniert werden, indem man etwas von sich selbst, aber vor allem auch die eigenen Erinnerungen zum Archiv beiträgt. Dabei gibt es zwar eine ursprüngliche Lösung, aber unzählige Möglichkeiten. Denn die Teilbilder lassen ständig neue Synapsen und individuelle Kombinationsmöglichkeiten entstehen, je nachdem wer das Archiv benutzt. Das Memory, als unser Archiv, wird als kollektives Gedächtnis aus den unterschiedlichen Erinnerungen der fünf Grup147 penmitglieder geformt und durch die unterschiedlichen Verbindungsmöglichkeiten entstehen dabei MG immer neue Geschichten.
UMSETZUnG Die Memory-Kärtchen haben eine Größe von 7,5 x 7,5 cm und werden in einer Box kompakt aufbewahrt. Jedes Gruppenmitglied hat 13 Erinnerungen festgehalten, begrenzt durch die Anzahl der vorgefertigten Kärtchen. Die jeweils 13 Paare wurden dann farblich markiert, um eine Zugehörigkeit zwischen der gestalteten Erinnerung und der jeweiligen Person zu geben. Zusätzlich suchte sich jeder eine Regel für die Gestaltung der Karten aus.
H a u s C r e s t a , Af A fffffee i e r
Anne Walluck (pink): Eine Zeichnung oder ein Zitat stehen repräsentativ fßr das erinnerte Ereignis. Die Darstellung dessen beinhaltet einen Schnitt, das Heraus- oder Abgeschnittene befindet sich auf der zweiten Memorykarte.
Roman Morschett(gelb):
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Marina Ribeiro (grün): Das Bild wird in zwei Teile geschnitten. Als verbindendes Element dienen Farbakzente, ebenso das Fortführen des zentralen Elementes über beide Karten als verbindende Linie.
Kerstin Sieber (orange):
Manoela pessoa (blau):
Durch das Einfügen einer dritten Schicht entstehen positiv- und negativräume, welche die einzelnen Karten verbinden.
Der „missing link“, die tatsächliche Abwesenheit eines essentiellen Teils der Darstellung, ist das Konzept der Gestaltung. Der fehlende Part findet sich auf der zugehörigen zweiten Karte wieder.
149 MG pRäSEnTATIon Für die Abschlusspräsentation des Archivs wählten wir den Essensraum in La Tourette. Täglich kamen alle Teilnehmer der SummerSchool hier zu den Mahlzeiten zusammen, um sich auch über die Projekte und den Tag auszutauschen. Somit entstand an den Tischen immer auch ein Ort der Kommunikation. Durch die Konzeptidee der Kommunikation und des Austausches in unserem Archiv erschien uns dieser Ort als passend, was zusätzlich noch mit dem Gedanken verstärkt wurde, dass ebenso eine Verbindung zu der ersten Projektarbeit entstand: Der Tisch als Ort der Kommunikation, als Hauptgedanke in unserem Entwurf für die Lutherkirche.
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Unser Archiv ein ÂťGanzes sich und d ein Teil von jedem. 156
Julia Borho
Sandra Duran
Johanna Miklos
Ariel Somekh
Camilla Brizot
v ist s« in doch
g ro wi n g j o u r n a l . Unser Archiv ist ein ‚Ganzes‘ in sich und doch ein Teil von jedem. Bei der Ideenfindung versuchten wir zunächst ein Bild zu finden, das es uns vereinfachen sollte, ein (Ordnung-)System zu finden, um unsere Gedanken und Gefühle festzuhalten zu sammeln, zu archivieren. Unser erstes assoziatives Bild für unser Archiv war der Baum. Wurzeln, die aus den unterschiedlichsten Richtungen kommen und sich zusammenfügen zu einem starken Stamm und zuletzt in der Baumkrone, Blätter und Früchte tragen. Der Stamm stand für das Gemeinsame, für die Gruppe und die gemeinsame Zeit, die wir in Konstanz und auch später auf den Reisen während der SummerSchool verbringen. Der Baum leitete uns dann von seiner Gestalt weg, hin zu einem anderen Sinnbild, das er verkörpert. Den Kreislauf des Lebens. Die Jahreszeiten sind das Maßgebliche für die Anpassung des Baumes an seine Umgebung. Wird es kälter und der Herbst tritt ein, verliert er seine Blätter und legt eine Ruhepause ein. Die zu Boden gefallenen Blätter sind, im Frühjahr, die Energiequelle und der Zyklus beginnt von neuem. Dieser Kreislauf wiederholt sich von Jahr zu Jahr. Unser Archiv stellt so einen Kreislauf, einen Zyklus da. Dieser besteht aus einzelnen Büchern, die im Kreis angeordnet und durch ein Lederband miteinander verbunden werden. Der Knoten am Ende des Bandes stellt den Anfangspunkt da, die Geburt und unsere Herkunft. Den Namen unseres Geburtsortes und das Geburtsdatum steht auf einem kleinen Schild, eine Art Etikett, das am Ende des Lederbandes befestigt ist und den jeweiligen Namen des Verfassers trägt. Diese Verknotung des Lederbandes stellt uns als Gruppe dar und die Zeit die, wir mit einander verbringen. Das, was uns zusammengeführt hat. Die SummerSchool 2013 in Konstanz, Deutschland. Bei unserem Archiv, war es uns wichtig, einen gemeinsamen Nenner zu finden, der jedoch auch Individualität der einzelnen Autoren zulässt. Die Entscheidung, was der Einzelne sammelt, blieb jedem selbst überlassen. Es war uns wichtig, einen gemeinsamen Rahmen zu schaffen. Das Projekt bau.stein. LUTHER erhält, in unserem 157 „ARCHIVE of Memories“, ein eigenes Buch und wird so als ein gemeinsames Kapitel integriert. 24h Die aus Recyclingpapier gefertigten Bücher unterscheiden sich in ihren Einbände von den Buchseiten im Inneren des Buches und durch ihre Farben und die Stärke des Materials. Wir haben bewusst die unterschiedlichen Materialien gewählt, damit die Bücher klar voneinander trennbar sind. Die Wahl des Materials fiel auf Recyclingpapiere da diese den Lebenszyklus ebenfalls schon durchlaufen haben. Um ein Ordnungssystem für alle „Journals“ zu entwickeln, legten wir fest, dass der Tag und der Ort die Gemeinsamkeit auf unserer Reise der SummerSchool ist. Durch Aufblättern der Bücher auf den Seiten mit gleichem Datum und Ort kann man die Erinnerungen der einzelnen Autoren gegenüberstellen und sich in die individuellen Erinnerungen vertiefen. Die unterschiedlichen Denkweisen, Wahrnehmun-
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gen, Erinnerungen und Eindrücke jedes Einzelnen ergeben durch das Gegenüberstellen ein Bild vom Ganzen. Durch das Zusammenbinden der einzelnen individuellen „Journals“ entsteht ein Kreis mit unterschiedlichen Kapiteln unterschiedlichen Geschichten, die erzählt werden. Durch die Unendlichkeit eines Kreises, ist die Addition von Büchern und weiteren Kapiteln möglich. In der Zeit, wenn die Bücher nicht zusammengebunden sind und auf Reisen mit ihren Autoren gehen, sind sie geschlossen und bieten daher keine Einsicht. Wenn man sie vereint, dann öffnen sie sich und geben die Erinnerungen an unsere SummerSchool preis.
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Ariel Somekh »Ariel sammelte Etiketten von Getränken. Er verbindet die Etiketten mit Erlebnissen wie z.B. gemeinsamen Abenden unter Freunden. Die regionalen Marken der Getränke der Etiketten lassen oft schon den ort erkennen. Er verbindet die Etiketten mit Getränken, den orten an dem er war, mit den Freunden die dabei waren, mit dem Geschmack und was er gerade dabei getan hatte.« Camilla Brizott
Julia Borho »Ich habe in meinem Archiv Pflanzensamen gesammelt, die ich in kleine Umschläge, mit dem jeweiligen Datum des Tages und ein Bild der Pflanze, gesteckt habe. Die Samen sind für mich Erinnerungen, die ich mit den orten an denen ich diese gefunden habe und mit anderen Standorten der Pflanze verbinde. Oft sind diese mit Erinnerungen aus meiner Kindheit verbunden und erzählen Geschichten. Die Samen sind mein Archiv. Ein Archiv das weitergegeben und eingepflanzt werden kann und so die Erinnerungen neu aufblühen lässt. Die Samen stellen Verknüpfungen zu orten und diese zu kleinen Geschichten dar.« Johanna Miklos »The red line through my book is the theam of public spaces. I select spaces where I had been because those are connected to my memories and experiences. The value of the places chance because I felt the atmospher there. Even If the pictures are full of emocions I tried to find a rational way to compair and to combain then with each other. I invented a sistem with diferente issue which are connecting the pictures. For exemplo; water, Identity, aches, art, bench..... This book is the archive of my memories, emocion and drawing os spaces I visited. Enjoy« Sandra Duran »Mein Archiv besteht aus Fächern wie in einem Register. Für jeden Tag gibt es ein Fach. Mit ort und Datum versehen hat es platz für Flyer, Tickets, Informationsmaterial, Bilder, Material etc. Verschiedene Medien die man an einem orten wie einem Museum, Kino, Buchhandlungen etc. findet. Ich skizziere, fotografiere oder notiere mir gerne auch Dinge die mich inspirieren. Für jeden Tag gibt es ein Fach in dem ich die verschiedenen Dinge aufbewahre. «
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Ein wachsen Gespann Erinnerung welches ein Zufügen von neuen Erinnerunge zuließe und auch Verknüpfungen zwisc ihnen zeig Ein Mobile. 168
P a u l i n a H ip ipp
Mayara Penatti Ma
Johanna Brandtstetter
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Bruno Buccalon
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mo b i l e .m e m o r i e s. ARCHIV _Schwebende Erinnerungen Ein Archiv. Ein Archiv der Erinnerungen. Ein Archiv der Erinnerungen unserer Gruppe. Wir sind nicht nur einzelne Personen. Wir sind eine Gruppe. Das war uns von Anfang an klar, war unser Leitspruch während der ganzen SummerSchool. Aber wie bekommt man das unter einen Hut? ERInnERUnG_Findung und Definition Als Gruppe ein gemeinsames Archiv der Erinnerungen zu schaffen ist nicht leicht. Jeder hat seine persönliche Erinnerung an einen Geruch, ein Bild, ein Geräusch, ein Empfinden oder etwas ganz anderes. Also haben wir uns zusammengesetzt und unsere Erinnerungen mit denen der anderen geteilt, um daraus eine neue zu schaffen. Eine gemeinsame. Dabei musste auch definiert werden, was für uns eine Erinnerung war. Sollten wir annehmen, dass ein Tag gleich einer Erinnerung war? Oder konnten nicht innerhalb eines Tages auch mehrere Erinnerungen entstehen oder eine Erinnerung sogar die Zeitspanne eines Tages überdauern? Wir entschieden uns für die zweite Variante. ERInnERUnG_Plastik und Umsetzung Wie wir diese Erinnerung unserer Gruppe darstellen wollten, war die nächste Frage. Es sollte etwas Skulpturales sein, dass sich leicht erweitern ließe. Ein wachsendes ‚Gespann der Erinnerungen‘, welches ein Zufügen von neuen Erinnerungen zuließe und auch Verknüpfungen zwischen ihnen zeige. Ein Mobile. Inspiriert durch Calder fingen wir an Varianten auszuprobieren. Wir sammelten und bastelten Objekte, die unsere Erinnerungen repräsentierten, abstrahierten und symbolisierten, gaben jeder Erinnerung einen Titel und versahen sie mit Datum und Ort der Entstehung. Diese Informationen über die Erinnerung stempelten wir auf Karten. Somit hatten wir für jede Erinnerung einen emotionalen und einen rationalen Teil. Die Differenzierung war uns wichtig, da ein Betrachter das Objekt nun wahrnehmen konnte, ohne von unseren Gedanken, den Informationen, beeinflusst und gelenkt zu werden. Trotzdem sollte die Möglichkeit bestehen die Verknüpfung zu dem rationalen Teil zu ziehen.
169 ERInnERUnG_Konstruktion und Gliederung Die beiden Teile sollten miteinander über eine 24h Konstruktion verbunden sein und dadurch ein Modul bilden. Wir wählten Kleiderbügel, die sich ideal eigneten, um ein erweiterbares Konstrukt zu bauen. Objekt und Karte wurden an den Kleiderbügel aufgehängt und mussten in ein Gleichgewicht gebracht werden. Die Module, sprich Erinnerungen, letztendlich zwanzig Stück, kategorisierten wir in fünf Gruppen. Es gab Ensemble, Nature/Kultur, Urban, Humor und Material. Der Kern unseres von der Decke hängenden Mobiles, war Ensemble. Hier waren die für uns als Gruppe am stärksten und wichtigsten empfundenen vier Erinnerungen eingeordnet. Darum herum wurden die anderen vier Gruppen mit jeweils vier Erinnerungen gehängt. Den Ort für die Präsentation unseres Mobiles wählten wir schnell. Auch wenn die Atmosphäre in ganz La Tourette
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einzigartig war, empfanden wir die Kirche selbst als am geeignetsten. Die Ruhe, die Lichtsituation bei Nacht, die Höhe des Raumes, waren die perfekte Kulisse für unser filigranes aber ausdruckstarkes Gestell. Einzig mit einem Nylonfaden befestigt, ließen wir es von der beeindruckend hohen Decke auf Augenhöhe des Betrachters schweben.
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D a n ke sc h ö n !
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ReV
J o a n C a s a n e l l e s , Ly o n P r i e u r A l a i n , L a To To u r e t t e
P ffrr. D r. M ü l l e r, Pf r, R e i c h e n a u H r. K r a u t s c h a t , K o n s t a n z Christiane Kotte, Karlsruhe
E b e r h a rd S c h l a g , S t u t t a g r t To b i a s S c h n e l l , D o r n b i r n To
Kati Altmann, Konstanz Aline Beck, Konstanz
A n d r e a s I m h of o f, f , K re u z l i n e g n A n d re a s R o g g , K o n s t a n z Sebastian Beck, Konstanz
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A experiência do II Summer School 2013 foi uma bem sucedida realização do ponto de vista didático e pedagógico. Realizado com estudantes da Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung, Alemanha e da Escola da Cidade – Faculdade de Arquitetura e Urbanismo, da cidade de São Paulo, Brasil, em companhia de três professores da Escola da Cidade e dois professores da Universidade de Konstanz, seus resultados já puderam ser sentido durante o próprio evento. O intercâmbio entre os quinze estudantes brasileiros e os dezesseis estudantes alemães, intensificado pelas tarefas que tiveram que ser desenvolvidas coletivamente, nos demonstrou a complementariedade de abordagens, enfoques e providências das duas culturas. As duas primeiras semanas de trabalho foram dedicadas principalmente às discussões sobre “O Sagrado e o Profano”, através da elaboração de propostas arquitetônicas e urbanas para a transformação da Lutherkirche em Konstanz. As conversas com os pastores da Igreja Lutherkirche em Konstanz sobre a prática eclesiástica da religião protestante e a palestra da arquiteta Ilse Friedrich sobre o patrimônio histórico arquitetônico e urbano de Konstanz e o papel da Igreja na história da cidade nos mostraram os meios de como abordar a transformação do edifício. A formulação das propostas espaciais nos evidenciou a conversa que existe entre a arquitetura e a prática religiosa sob a ótica protestante onde não é o lugar que é considerado sagrado, mas sim a açáo. Curiosamente, esta premissa levou duas equipes a localizarem no subsolo as práticas do culto, como quem procura as origens das conversações religiosas cristãs, deixando no térreo as práticas de encontro e convívio laicos. As demais quatro equipes abriram o interior da igreja e espraiaram o programa do culto e do centro comunitário pela praça oval onde originalmente se implantou o edifício, evidenciando o eixo de circulação que une o Centro Histórico de Konstanz ao coração da Alemanha. As duas apresentações das propostas para a igreja foram comentadas pelos membros da igreja e por vários arquitetos 185 convidados. Isto fez com que os projetos propostos conversassem com a comunidade, a qual recebeu ReV as ideias como o começo de uma abertura de possibilidades espaciais para seu conhecido edifício. Dado a geografia de seu lago, a cidade de Konstanz e o sul da Alemanha fazem fronteira com a Suíça e Áustria, o que possibilitou a visita a vários edifícios e cidades importantes do ponto de vista urbano e arquitetônico, proporcionando a todos uma visão sobre a produção contemporânea da arquitetura suíça, austríaca e alemã. Ainda na primeira semana foi feita uma pequena viagem pelas redondezas de Konstanz, onde se conheceu, na Suíça, a Zhawzurcher Hochschuele fur Angewandte Wiessensschaftan, o Museu da Matéria, o Atelierhaus, o Kesselhaus Josephsohn, a Kunstbibliothek e o
Werkstoffarchiv. Na Áustria, o Vorarlberg Museum e o Bregenz Museum do arquiteto suiço Peter Zumthor, e o Fussach Hafen projetado pelo arquiteto Dietmar Ebele, que nos recebeu lá e nos uma aula sobre a história da região. No primeiro final de semana conhecemos a igreja conventual barroca de Birnau, e a Uhldingen-Mühlhofen, um casario reconstruído que retrata a Alemanha de 630 d.C. Um cenário historicamente recomposto, que nos remete a ocupação lacustre através de palafitas, anunciando a solução espacial e tecnológica que viria a ser repetida em várias situações similares, ao longo dos séculos em que o homem convive com a água. Tivemos, ainda ao longo dessas duas primeiras semanas, várias outras aulas, além da palestra do arquiteto Dietmar Eberle. A oficina de cores naturais do engenheiro e arquiteto Markus Schlempp. A palestra e assessoria aos projetos do arquiteto Amadus Sattler. A palestra e a assessoria aos projetos dos arquitetos Susann Véscey e Christoph Schmidt. No segundo final de semana fomos informalmente ao Museu Vitra de Design, em Basel. Estas visitas e aulas alimentaram uma segunda atividade que se desenvolveu durante as quatro semanas do curso: a confecção de um arquivo de memórias de viagem. Um projeto realizado pelas equipes durante todo o II. SummerSchool, que ajudou a sistematizar coletivamente os numerosos registros individuais. As duas últimas semanas de trabalho se deram nos Alpes. A visita guiada e as conversas com os arquitetos que projetam e vivem este sítio nos possibilitaram avançar as discussões sobre o “Futuro do Passado”: as cidades históricas que se transformam diante das demandas do contemporâneo.
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Na terceira semana, a caminho dos Alpes, conhecemos a ponte sobre o Grison, paramos no Castelo da cidade de Rapperswil - Jona e passamos pela Faculdade de Paisagismo e pelo arquivo municipal. Ainda nesta viagem visitamos o Archäologische Ausgrabung de Peter Zumthor, uma obra mestra de convívio entre o novo e o antigo. Alojamo-nos em Affeier, uma aldeia de Grisons, cantão suíço, de onde conhecemos vários locais. Em Fläsch, fomos recebidos pelo arquiteto Christian Wagner, profissional responsável pelas mudanças municipais, que nos proferiu uma palestra sobre a construção da identidade da pequena cidade vinícola diante das demandas atuais e nos mostrou cada rua e cada nova e antiga ocupações. Em Flims o arquiteto Valerio Olgiati nos recebeu em seu escritório e ainda nesta cidade conhecemos o “Museum das Gelbe Haus” construído em 1999. Posteriormente conheceríamos a Escola em Paspels também de sua autoria.
O compositor Linard Bardill nos recebeu em seu estúdio em Scharans, projeto do arquiteto Valerio Olgiati em 2007. E o engenheiro arquiteto Jürg Conzett nos mostrou suas sete pontes do caminho Trutg dil Flem, parte do Parque Sardona tombado pela UNESCO nos Alpes em Flims. Ainda não havíamos terminado a terceira semana, visitamos do arquiteto Peter Zumthor a Kapella Son Benedetg em Sumvitg, as casas Türmlihus em Leis e suas Termas em Vals. O II. SummerSchool foi finalizado no Convento Dominicano La Tourrette, onde ficamos por três dias e quatro noites. Uma experiência inesquecível, assim como foi toda a viagem, uma marcante experiência de trabalho e aprendizagem, demonstrando mais uma vez que as viagens itinerantes em muito auxilia a formação do arquiteto. Na volta do La Tourette, passamos na capela de Ronchamps, onde o grupo desenvolveu sua última atividade coletiva.
Anália Amorim e Ciro Pirondi Escola da Cidade São Paulo São Paulo, 02 de novembro de 2013
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Su mm e rScho o l C er ti fi c a te
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Wi r d a n ke n .
Ilse Friedrich, für ihren Vortrag, Pfarrer Menger und »seinem Luther«, Herrn Rigert vom Gewerbemuseum Winterthur für spannende Einblicke in das Materialarchiv, Frau Lütolf & Frau Roth des Sitterwerks St. Gallen, Frau Plahl und dem Präsidium der HTWG Konstanz für all ihre Unterstützung, Peter Wurz von der Schreibberatung der HTWG Konstanz für seine Unterstützung der Studierenden beim Verfassen ihrer Texte, der Metallbauwerkstatt der HTWG Konstanz für ihre wundervolle Hilfsbereitschaft, Oscar, unserem »Maler« für unsere »blauen Tische«, Andreas Rogg für den Druck der Ausstellungsplakate, und Markus Schlempp für das zur Verfügungstellen der Farbpigmente der Firma Kremer Pigmente.
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Bi l d re c h te
pa r tn e r.
Dank .
©Prof. Myriam Gautschi ©Alyssa Rau ©Jannis Renner Projektseiten © Bildrechte bei den genannten Studierenden. Escola da Cidade Rua General Jardim 65 São Paulo www.escoladacidade.org
Wir bedanken uns bei all denen, die uns unterstützt und die SummerSchool LC:SP in dieser Form ermöglicht haben. Fördergesellschaft der Hochschule Konstanz e.V. Audi AG Duravit AG Mall Herlan MB GmbH Keimfarben GmbH sowie dem Präsidium der HTWG Konstanz, dass sie unser Lehrkonzept mitgetragen haben.
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HTWG Konstanz, University of Applied Sciences, Fakultät für Architektur und Gestaltung, Fachbereich Architektur, Brauneggerstr. 55 ,D-8462 Konstanz, Germany HERAUSGEBER: KONTAKT: REDAKTION: Textredaktion:
Prof. Myriam Gautschi, Alyssa Rau MA. SummerSchool LC:SP „Tradition reloaded“ gautschi@htwg-konstanz.de Alyssa Rau Peter Wurz, Schreibwerkstatt HTWG Konstanz
HANDMADE IN GERMANy
C i ro P i ro n d i Myriam Gautschi A ly lyssa Rau Anália Amorim Maira Rios Ma
»Lehre ist grundlegend sokratisch. Keiner ist im Besitz der Wahrheit. Es ist immer ein prozess der Annäherung.«
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