Das kleine Pferde-ABC
Liebe Pferdefreunde
COFICHEV Schweizer Rat und Observatorium der Pferdebranche
• ist eine Plattform der Information und des Austausches, objektiv und unbefangen,
• entwickelt und fördert die Verbreitung von Wissen und Über-
legungen in der Pferdebranche,
• unterstützt mit Fachkompetenz, um dem Pferd in der Gesellschaft seinen Stellenwert zu gewährleisten.
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• Für eine sinnvolle Beschäftigung und Nutzung zum Wohle unserer Pferde
Noch im vorindustriellen Zeitalter war das Pferd eng in die Lebensgemeinschaft des Menschen einbezogen. Als Arbeitstier diente es dem Bauern bei schweren Arbeiten in Feld und Wald. Als Zugmittel wurde es vor Kutschen gespannt, um Touristen und Geschäftsleute zuverlässig und auf dem schnellsten Weg über die Alpenpässe zu bringen. Und schliesslich waren es die Pferde, welche unter dem Sattel von Kurieren gute und schlechte Nachrichten von Land zu Land überbrachten. Mit der einsetzenden Industrialisierung wurde der Lebensraum der Pferde allmählich eingeschränkt. Fahrzeuge ersetzten die Arbeits- und Transportkraft des Tieres. Aber trotz dieser einschränkenden Rahmenbedingungen hat das Pferd bis heute nicht ausgedient; vielmehr kommt es wieder vermehrt zum Einsatz. Vor allem als Sport- und Freizeitbegleiter erlebt das Pferd neue Aufgaben. Aber auch als Arbeitskraft werden Pferde noch immer eingesetzt, weil sie im Waldboden weniger Schäden hinterlassen als Traktoren. Und in der Hippotherapie/Reittherapie werden Pferde eingesetzt, um Menschen mit einer Beeinträchtigung zu behandeln, im Para-Pferdesport sind sie Partner, um auch mit Einschränkungen Lebensqualität und Selbständigkeit zu verbessern. Das Pferd ist des Menschen Freund geblieben. Mit der vorliegenden Broschüre wollen wir allen Pferdefreunden aufzeigen, welche Besonderheiten sich rund um das Pferd ergeben, und allen, welche sich vertieft mit Pferden auseinandersetzen wollen, erste Hinweise vermitteln.
• Für eine angemessene Vertretung der Pferdeinteressen in der Politik und Gesellschaft • Für eine Liberalisierung und Vereinfachung von administrativen Abläufen bei der Haltung und Nutzung von Pferden
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Röntgenblick durch Körper und Seele Ein Pferd hat vier Beine. Das weiss jedes Kind. Trotzdem sagt man nicht Vorderbeine, sondern Vorhand. Umgekehrt sind die hinteren Beine die Hinterhand. Auch die anderen Körperteile des Pferdes haben eigenartige Namen. Von der Röhre bis zu den Kastanien.
Ohr
Genick
Nasenrücken
Mähne
Widerrist
Ein weisser Schimmel? Da wiehert ja jedes Pferd. Pferde haben alle möglichen Farben. Es gibt je nach Rasse bis zu 35 verschiedene Farb-Bezeichnungen. Die wichtigsten: Brauner, Rappe (= schwarz), Fuchs (= rötlich) und Schimmel (= weiss). Die Natur hat viele weitere Farben in ihrer Palette: zum Beispiel Schecken.
Flanke Kruppe
Sattellage Backe Nüster Kinngrube Ganasche Kehlgang
Schweif
Schulter Vorderfuss-Wurzelgelenk
Ellbogen
Knie Sprunggelenk
Kastanien
Röhre Huf Hufe
Viele Pferde haben ein Abzeichen. Zum Beispiel eine weisse Stelle am Kopf oder an den Beinen. Manche haben auch einen dunklen Strich auf dem Rückgrat (= Aalstrich). Ganz kurz, eine lange Geschichte Pferde kannten schon die Höhlenmenschen. Sie haben die Pferde gejagt und gegessen. Ein Bild davon geben die Zeichnungen der Höhlenmenschen, die man gefunden hat. Das Pferd ist mindestens 50 Millionen Jahre alt. So weit sind seine Spuren erforscht. Vor 5000 Jahren hat der Mensch entdeckt, dass das Pferd viele gute Seiten hat. Es wurde gezähmt, gezüchtet und damit zum Haustier.
Sie, er und es Das weibliche Pferd heisst Stute. Das männliche Pferd ist der Hengst. Und der Wallach ist ein kastrierter Hengst. Der Nachwuchs der Pferde sind die Fohlen.
Im Laufe der Zeit haben sich ganz verschiedene Rassen entwickelt. Einige von ihnen sind tausend und mehr Jahre alt.
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Auch als Haustier ein Herdentier Den Pferden gehörte einst die Welt. Sie lebten in riesigen Steppen – ständig auf der Wanderschaft. Dabei suchten sie sich ihr Futter zusammen, dies bis zu 16 Stunden am Tag. Das taten sie immer gemeinsam – als Herde. Heute gehören die meisten Pferde dem Menschen. Ein Stück jener Freiheit sollte er den Pferden immer noch geben. Je mehr, desto besser.
Bewegung braucht das Pferd Noch vor kurzer Zeit wurden die Pferde in der Landwirtschaft zur Arbeit herangezogen. Das machte sie stark und kräftig. Abends waren sie entsprechend müde – aber glücklich. Und jetzt? Viele Pferde kommen nur noch während einer Stunde pro Tag aus dem Stall. Die restliche Zeit sind ihre Reiter mit anderen Dingen beschäftigt. Oft stehen die Pferde dann 23 Stunden herum. Ein langweiliges Leben! Deshalb muss der Mensch etwas dagegen unternehmen.
Das Wort «Rossnatur» kommt nicht von ungefähr Pferde und Ponys sind es von alters her gewohnt, das ganze Jahr im Freien zu verbringen. Auch im Winter. Wenn der Mensch schon lange friert und schlottert, ist es dem Pferd noch lange wohl in seinem Fell, das in der kalten Jahreszeit entsprechend dichter wird. Um gesund zu bleiben, kann es nie genug frische Luft bekommen. Das Paradies auf Erden: der Offenstall, die Gruppenhaltung Die Pferde leben in der Regel am liebsten in einer Gruppe zusammen – ohne die geringste Trennung. Der Stall ist immer zum Auslauf offen. Das heisst: die Pferde können jederzeit auswählen, ob sie lieber im Stall oder draussen sein wollen. Tag und Nacht, im Sommer und Winter. Als Stall genügt sogar ein Unterstand, der auf drei Seiten Schutz gegen Wind und Wetter bietet. Diese Art der Haltung gibt nicht mehr Arbeit, eher weniger – eine stete Beobachtung und Wartung versteht sich von selbst. Aber man braucht eine grössere Fläche, je nach Grösse der Pferde und Ponys. Mindestens 20-24m2. Für das Bewegungstier Pferd gilt, je mehr Fläche desto besser. Zum Fressen, Spielen und Schlafen.
Was ein Pferd nicht mag: angebunden und eingesperrt sein Das Tierschutzgesetz mag das auch nicht, Ausnahmen sind aber erlaubt. Dann und wann ist es ausgesprochen praktisch, Pferde über Nacht neben einander in Ständern anzubinden. Zum Beispiel im Militärdienst beim Train oder auch auf langen Ritten, also bei mindestens drei bis vier Stunden Bewegung pro Tag. Besser sind Boxen. Allerdings nur, wenn die Pferde darin genug Platz haben, wenn immer frisches Wasser vorhanden ist, wenn Kontakt zum Nachbarn besteht – und wenn das Pferd täglich zwei Stunden arbeitet oder Bewegung hat.
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Was Pferde zum Fressen gern haben Das Leben in der Steppe tat den Pferden doppelt gut. Erstens hatten sie genügend Bewegung und zweitens keine Probleme mit der Verdauung. Nichts anderes tun als Futter suchen Steppe heisst: da ein Büschel Futter finden, dann ein paar Schritte gehen − und dort wieder ein Büschel Futter finden. Die Pferde mussten der Nahrungssuche also den lieben langen Tag nachgehen. Dabei konnten sie sich aber nie überfressen.
Kleine Portionen für den grossen Hunger Immer schön langsam, nie zu viel auf einmal: Das ist nicht nur für die Verdauung gesund. Es ist beim kleinen Mageninhalt der Pferde auch gar nicht anders möglich. Er fasst nämlich nur 17 bis 22 Liter. Ein Pferd füttert man deswegen mit kleinen Portionen − dafür 3 bis 4mal täglich.
Fette Weiden sind nicht unbedingt das Richtige Am liebsten schlagen sich alle Pferde die Bäuche auf der Weide voll. Aber Achtung: «saftige» Wiesen, auf denen die Pferde fressen dürfen so viel sie wollen, machen schnell «Bauchweh» (Kolik). In schlimmen Fällen stirbt das Pferd daran. Es kann nämlich nicht erbrechen. Abgesehen davon: Oft fehlt im Gras das Wichtigste − würzige Kräuter. Sie würden dem Pferd Mineralstoffe und Vitamine liefern, die es genauso braucht wie wir Menschen.
Abwechslung auf dem Speisezettel Je nach Jahreszeit, Beanspruchung und Rasse des Pferdes sieht der Menü plan anders aus. Darauf steht Rauhfutter (Heu, Stroh, getrocknetes Grünfutter), Saftfutter (Gras, Klee, Luzerne, Silagen aus Gras und Mais, Runkeln, Rüben, Kartoffeln), Kraftfutter (Hafer, Gerste, Mais, Weizen, Hirse, Getreideflocken, Kleie) − und Heu-Ersatzfutter. (Das sind fertige Mischungen aus Heu und Stroh, die auch verschiedene Getreide enthalten und so gepresst sind, dass das Pferd damit möglichst lange beschäftigt ist.) Kurz und gut: Heu und Hafer alleine genügen nicht, um ein Pferd bei Kräften zu erhalten. Vor allem dann nicht, wenn es hart arbeitet. Das Pferd hat einen gesunden Durst Fohlen brauchen 10 bis 15 Liter Wasser pro Tag, erwachsene Pferde 30 bis 40 Liter bei leichter Arbeit und 60 bis 80 Liter bei schwerer Arbeit − je nachdem, wie kalt oder warm das Wetter ist. Und wie viel Wasser bereits im Futter ist. So oder so: Wasser muss immer reichlich vorhanden sein. Und vor allem muss es immer frisch sein.
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Mit Haut und Haaren gegen alle Wetter Pferde sind recht pflegeleicht. Denn einen Teil der Pflege übernehmen sie ganz gerne selbst − falls man sie lässt. Einiges muss oder kann der Mensch aber zusätzlich tun. Ohne das Pferd zu verhätscheln. Ich Dir − Du mir Wenn sich das Pferd in seiner Haut nicht so richtig wohl fühlt, legt es sich auf den Boden und wälzt sich ausgiebig. Dann steht es auf und schüttelt sich. Zum Putzen benutzt das Pferd seine Zähne und die Zunge. An viele Körperstellen kommt es aber mit dem eigenen Kopf nicht hin. Deshalb wendet sich das Pferd an den nächstbesten Kollegen in der Herde. Einer ist immer bereit, bei der Körperpflege zu helfen. Dabei wird er meistens auch gleich selber sauber. Für Pferde ist es nämlich das reinste Vergnügen, sich gegenseitig Staub, Schmutz und Schuppen aus dem Fell zu «knabbern».
Von vorne nach hinten Bevor man ein Pferd sattelt, putzt man es mit einem Striegel, einer Wurzel- bürste und zum Schluss mit einer Kardätsche. Wie folgt: von vorne nach hinten und von oben nach unten. Achtung auf die Beine (empfindlich!). Bürsten genügt hier vollauf.
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Meister Proper muss sich zügeln Pferde, die einen Offenstall haben und mehr oder weniger das ganze Jahr im Freien leben, sind von Natur aus gegen Wind und Wetter geschützt: mit einem Haarkleid. Es ist im Winter länger als im Sommer. Der Staub und das Fett im Fell schützen zusätzlich. Allzu gründliche Putzerei bekommt diesen Pferden gar nicht gut.
Ohne Huf kein Pferd Damit die Hufe gesund bleiben, brauchen sie keine übertriebene Pflege. Dafür umso mehr Feuchtigkeit, um ein Austrocknen zu vermeiden. Wichtig ist auch, die Hufe sorgfältig auszukratzen. Zum Beispiel vor dem Aufsitzen oder vor dem Einsteigen in den Pferde-Transporter. Steine, die sich im Huf verklemmt haben, können dem Pferd so sehr schaden, dass es wochenlang hinkt. Alle sechs bis zehn Wochen, je nach Bedarf, kommt der Hufschmied. Er schneidet die Hufe nach. Er kann dem Pferd auch neue Hufeisen verpassen. Beides tut dem Pferd so wenig weh wie uns das Schneiden der Fingernägel. Hufeisen schützen vor übermässigem Abreiben. Es lässt sich auch auf befestigten Strassen gut gehen.
Besuch vom Tierarzt Regelmässig wird das Pferd auf Würmer untersucht. Ausserdem behandelt es der Tierarzt nach genauen Impf-Vorschriften. Gegen Starrkrampf (Tetanus), gegen die Pferdegrippe (Influenza) und je nach dem auch gegen Tollwut.
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Nichts tun, dösen - und doch hellwach Eine Pferdestärke − das ist eine Menge Kraft. Um sie loszuwerden, braucht das Pferd ausreichend Arbeit. Aber es braucht auch Zeit zum Nichtstun. Und zum Spielen mit anderen Pferden.
Im Stehen schlafen Das Pferd gibt sich nicht stundenlang dem Schlaf hin. Und nur wenn sich ein Pferd ganz sicher fühlt, legt es sich hin. Auch am hellichten Tag. Häufig sieht man aber gar nicht richtig, ob ein Pferd schläft. Es döst einfach im Stehen vor sich hin − während ein oder zwei andere Pferde «Wache» halten. Falls irgendeine Gefahr auftaucht, ist die ganze Herde sofort hellwach.
In der Herde ist es dem Pferd am wohlsten Pferde sind von Natur her gewohnt, zusammenzuleben. In einer Herde hat jedes Pferd einen bestimmten Rang und eine bestimmte Aufgabe. Schon zwei oder drei Pferde fühlen sich viel sicherer als alleine.
Die schönsten Freizeitbeschäftigungen Pferde pflegen sich gern gegenseitig ihr Fell. Sie halten sich im Spiel «auf Trab». Und wenn es auch einmal wie ein richtiger Kampf aussehen mag: Pferde, die sich kennen, fügen sich normalerweise keine Verletzungen zu wenigstens nicht absichtlich. Im Gegenteil: Pferde, die viel zusammen sein dürfen, sind viel gesünder als andere. Auch seelisch. Zeichen von Langeweile Oft haben Pferde zu wenig Beschäftigung. Oder sie verbringen ihr ganzes Leben allein in einer Box. Aus lauter Langeweile beginnen sie dann Holz anzufressen oder zu scharren und zu stampfen. Manche Pferde machen sich auch zur Gewohnheit, auffällig Luft zu schlucken. «Koppen» nennt man das. Oder sie bewegen den Kopf ständig hin und her − sie «weben». Höchste Zeit, dass der Mensch dagegen etwas unternimmt und dem Pferd mehr Bewegung und Aufmerksamkeit verschafft.
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Ausgeprägter Sinn für alles rundherum Das Pferd hat einen grossen Blickwinkel. Es sieht auch im Dunkeln hervorragend. Es hört sehr gut. Es kann alles schnell riechen. Und es hat einen feinen Tastsinn. Auch der Gebrauch all dieser Sinne gehört zu den Freizeit Beschäftigungen. Pferde sind tapfer − trotzdem fliehen sie lieber Das Pferd ist ein äusserst empfindsames Tier und erschrickt deshalb schnell. Sobald das Pferd durch irgendetwas bedroht wird, versucht es zu fliehen. Daran sollte man immer denken, wenn man einem Pferd im Verkehr begegnet. Aber auch, wenn man sich einem Pferd nähert. Pferde können zwar auch kämpfen. Und sich dabei mit den Beinen und Zähnen verteidigen. Das tun sie allerdings nur im äussersten Notfall.
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Ein ganz neues Kapitel: die Ausbildung Irgendwann muss jedes Pferd in die Schule. Denn nur ein Pferd mit guter Ausbildung macht Freude. Es verliert dabei ein Stück weit seine angeborene Angst. Früher oder später versteht es die Signale, die ihm der Mensch gibt. Und zu guter Letzt hat es sein Gleichgewicht wiedergefunden. Die Arbeit beginnt am Boden In den ersten Schulstunden steht oder geht der Ausbildner neben oder vor dem Pferd. Das Pferd gewöhnt sich an ein Halfter und ans Geführt werden. Es schöpft Vertrauen und stellt sich seinen neuen Aufgaben. Es lernt dabei zu wenden, anzuhalten, stillzustehen, ein paar Schritte rückwärts zu treten – und so immer besser auf den Menschen zu hören.
Zusammen geht alles besser Wenn das Pferd allmählich Fortschritte macht, kann man es «an der Hand» auf einen Ausritt mitnehmen. Man reitet ein erfahrenes Pferd und lässt das junge Pferd neben herlaufen. Im Laufe der Zeit gewöhnt man das Pferd auch an den Sattel. Und irgendwann ist der grosse Augenblick gekommen: Das Pferd erlebt zum ersten Mal seinen Lehrmeister im Sattel. Die Ausbildung des Pferdes ist damit aber noch nicht beendet. Sie fängt jetzt erst so richtig an und dauert auch bei gelehrigen Pferden viele, viele Jahre. Geduld, Geduld und nochmals Geduld Pferde lernen gern – und nur durch Lob. Man muss es nur machen – was gar nicht so einfach ist. Der Ausbildner darf das Pferd nie überfordern. Er braucht also viel Geduld und Verständnis. Und deshalb muss er gut ausgebildet sein und Erfahrung haben. Das Glück der Erde hat viele Namen Auf dem täglichen Ausritt nach Feierabend der Natur näher kommen. Das Pferd ständig weiter ausbilden und ihm auch Kondition verschaffen. In den Ferien längere Strecken oder in Distanzrennen auf Zeit reiten. Sein Pferd an Dressur- und Springprüfungen mit anderen messen. Mit ihm Rennen bestreiten oder fahren. Auf einen anderen Reitstil umsatteln. Oder auf eine spezielle Pferderasse. Das Paradies der Erde hat noch viel mehr Namen. Voltigieren, Vielfalt in der Kinderbetreuung mit dem Pferd und vieles mehr.
Viel Gymnastik Als nächstes lernt das Pferd, gleichmässig im Kreis herumzugehen. Der Ausbildner steht in der Mitte. In der Hand hat er eine Leine (Longe). Dadurch haben Pferd und Mensch ständig Verbindung miteinander. Das Pferd geht abwechslungsweise links und rechts herum, ob im Schritt, Trab oder Galopp.
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Das Pferd leistet dem Menschen viele gute Dienste Im Wald ziehen Pferde gefällte Bäume aus dem Holz. Sie lassen weit weniger Spuren zurück als die schweren Traktoren. Im Militär tragen die Trainpferde schwere Lasten in die Berge – selbst dorthin, wo kein Fahrzeug hinkommt. Pferde machen sich nicht nur hier, sondern auch andernorts nützlich: in der Seele des Menschen.
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Reiten beginnt jeden Tag von vorne Die Ausbildung des Pferdes haben wir hinter uns. Jetzt folgt der viel schwierigere Teil: die Ausbildung des Reiters. Es ist ein Kapitel ohne Ende. Denn reiten kann man nie. Das Gleiche gilt fürs Fahren. Keine Angst vor grossen Tieren Pferde beobachten dauernd höchst aufmerksam ihre Umgebung. Mit Augen, Ohren und Nüstern. Bei der Annäherung an ein Pferd geht man des halb folgendermassen vor: Man schaut, dass man vom Pferd gesehen wird. Man kommt also von der Seite oder geht von vorne auf das Pferd zu. Und zwar schön langsam. Dabei redet man mit dem Pferd. Und bevor man den letzten Schritt macht, lässt man sich von den Ohren des Pferdes sagen, ob man das tun oder eher lassen soll. Sind die Ohren flach nach hinten gelegt, bleibt man dem Pferd besser fern. Sind sie neugierig nach vorne gestellt, darf man ruhig die Hand nach dem Pferd ausstrecken und sich beschnuppern lassen. Vorsicht allerdings vor Pferden, die ständig verwöhnt werden. Wenn man ihnen die Hand flach entgegenhält, verstehen sie das manch mal falsch. Sie denken, man wolle ihnen ein Zückerchen geben − und sie beissen unter Umständen heftig zu.
Beim Putzen freundet man sich am schnellsten an Vor jeder Reitstunde heisst es: putzen, satteln, zäumen. Ein richtiger Reiter macht das in der Regel eigenhändig. Aus gutem Grund: Er ist sicher, dass alles richtig gemacht wurde. Und er versteht sich viel besser mit seinem Pferd. Viel lernt man auch in Pferdebüchern. Oder wenn man die Pferde auf der Weide, im Auslauf und bei der Arbeit unter anderen Reitern beobachtet. Oder wenn man bei der Stallarbeit Hand anlegt.
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Die grosse Kunst: sitzen lernen In den ersten Reitstunden hat man ständig Angst, vom Pferd hinunterzufallen. Man hält sich krampfhaft an den Zügeln fest. Damit macht man dem Pferd im Maul weh. Dagegen hilft: Ein Ausbildner lässt das Pferd an der Longe im Kreis herumgehen. Ohne Zügel in der Hand versucht man jetzt im Sattel zu sitzen. An die Bewegungen des Pferdes gewöhnt man sich auch gut ohne Sattel oder ohne Steigbügel. Diese Übungen wiederholt man wieder und wieder und wieder. Bis man gelernt hat, richtig zu sitzen. Unverkrampft. Ganz in der Bewegung (um das Pferd nicht zu stören und aus dem Gleichgewicht zu bringen). Bis zum ersten Ausritt dauert es viele Stunden. Selbst alle Übung macht noch keinen Meister Nach ein paar Jahren im Sattel ist man nicht mehr ganz so schlecht wie am Anfang. Bis man langsam besser wird, muss man noch viel mehr üben. Allein. Und immer wieder unter Anleitung eines Ausbildners. Irgendwann denkt man dann vielleicht daran, sich einem Vergleich mit anderen Pferden und Reitern zu stellen: im Wettkampf. Erst dann weiss man, wie gut die besten Reiter sind. Und selbst sie lernen immer weiter und weiter. Indem sie zum Beispiel häufig mit verschiedenen Pferden arbeiten.
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Das Glück der Erde kostet nicht die Welt Etwas fehlt noch: die Ausrüstung für das Pferd. Und die Ausrüstung des Reiters. Ausserdem möchten wir auch das Thema Geld ansprechen. Am Anfang genügen bequeme Hosen Für die ersten Reitstunden nimmt man am besten etwas Mut mit. Ansonsten genügen bequeme Hose, ein Pullover und feste Schuhe oder Stiefel. Erst wenn man am Reiten im Laufe der Zeit echt Gefallen findet, kauft man sich Reithosen, Reitstiefel und später sogar auch einen Reit-Regenmantel. Unbedingt zu empfehlen sind auch Handschuhe (damit man die Zügel besser halten kann). Und vor allem: der Reithelm. Man sollte diesen unbedingt bei jeder Gelegenheit tragen. Auch ein Rückenschutz ist empfehlenswert.
Dressursattel
Springsattel
Vielseitigkeitssattel
Hackamore Westernsattel
Bosal
Wanderreitsattel
Gangartensattel
Trensenzaum Kandarenzaum Kummetanspannung
Pelham
Sielenanspannung Islandkandare Westernstange Ausrüstung, Sattel und Zaumzeug: ganz verschieden Es gibt viele Pferdesport-Disziplinen und noch mehr Pferderassen Deshalb gibt es auch die verschiedensten Arten von Sätteln, Geschirren (für das Fahren) und Zäumungen. Dazu kommen zahlreiche Hilfszügel und alles mögliche an Zubehör. Meist kauft man das erst, wenn man irgendwann vielleicht ein eigenes Pferd hat. Deshalb nur ein Wort zum Sattel: Es ist wichtig, dass er nicht nur dem Reiter passt und bequem ist. Sondern genauso dem Pferd.
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Das eigene Pferd hat noch lange Zeit Reiten und Fahren lernt man mit Vorteil unter Anleitung eines guten Ausbildners. Anstatt sich für die Ausrüstung in Unkosten zu stürzen, nimmt man für sein Geld lieber häufiger Unterricht. An den Kauf eines eigenen Pferdes oder Ponys kann man erst denken, wenn man deutlich mehr als im Sattel sitzen kann. Und dabei sollte man auch nicht vergessen, welche Verpflichtung man für viele Jahre eingeht. Die Preise für Ausbildung, für den Kauf eines Pferdes oder Ponys und deren Pension in einem Stall sind so unterschiedlich, dass man sich am besten selber danach erkundigt. Das Paradies der Erde ist jedenfalls auch für Normalverdiener erschwinglich. Denn: Man kann es sich nicht erjagen. Und schon gar nicht erkaufen.
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Versicherungsfragen rund ums Pferd Im Umgang mit Pferden ergeben sich auch immer wieder Fragen rechtlicher und versicherungstechnischer Natur. Leider erkranken auch Pferde, und im Umgang mit ihnen kommt es immer wieder zu Unfällen. Eine geeignete Versicherung hilft, finanzielle Folgen zu verhindern oder mindestens abzumindern.
Dies ist nicht unbedingt der Reiter, Fahrer oder Eigentümer, sondern gemäss Rechtsprechung diejenige Person, die die tatsächliche Gewalt über das Pferd innehat. Wer dies ist, muss im Einzelfall aufgrund der konkreten Umstände ermittelt werden, was mitunter nicht ganz einfach ist. Ganz allgemein ist auch der Abschluss einer Rechtsschutzversicherung zu prüfen, ein Gespräch mit einem Versicherungsberater empfiehlt sich.
Erkrankung und Unfall Der Eigentümer eines Pferdes kann sich durch den Abschluss von Kranken- und Unfallversicherungen für sein Pferd für die entstehenden Kosten versichern lassen. Hierfür gibt es verschiedene, auf Pferde spezialisierte Versicherungsgesellschaften. Ebenfalls kann der Todesfall eines Pferdes versichert werden. Unfall im Pferdesport Wenn jemand nicht berufstätig ist und über keine obligatorische Unfallversicherung verfügt, empfiehlt es sich dringendst, eine private Unfallversicherung abzuschliessen. Wer haftet? Sind Pferde-Besitzer und -Nutzer nicht identisch, empfiehlt sich der Abschluss einer Zusatz-Haftpflichtversicherung für «Schäden an gemieteten Pferden»; diese sind nämlich durch die übliche Haftpflichtversicherung nicht gedeckt. Wer als Entleiher oder Mieter eines Pferdes an Wettkämpfen teilnimmt, ist gut beraten, sich zu vergewissern, dass auch bei diesem ein Versicherungsschutz besteht. Vor allem ist aber zu beachten, dass diese Versicherung nur zahlt, wenn den Pferdesportler ein Verschulden am Unfall trifft.
Pro Pferd setzt sich für das Wohlbefinden des Pferdes ein, indem Pro Pferd dafür Forschungsprojekte zur Verbesserung der Interaktion zwischen Mensch und Pferd fördert. Dabei soll die wissenschaftliche Erkenntnis in der praxisbezogenen Umsetzung direkt dem Pferd zugute kommen. Pro Pferd fördert eigene Forschungsprojekte, unterstützt Forschungsvorhaben Dritter und arbeitet mit anderen Institutionen auf diesem Gebiet zusammen.
Beim Fehlen eines Verschuldens verbleiben die anfallenden Behandlungskosten beim Pferdebesitzer, sofern keine Unfallversicherung für das Pferd abgeschlossen worden ist. Ein Pferd verletzt eine Person, ein Pferd, ein Tier Diese Schäden sind in der Regel durch die gewöhnliche Privat-Haftpflichtversicherung gedeckt. Es ist auf eine genügend hohe Deckungssumme zu achten. Für einen Reitstall z.B. ist eine Betriebshaftpflichtversicherung empfehlenswert, ja sogar unerlässlich.
www.stiftungpropferd.ch
Von wesentlicher Bedeutung ist, dass für von einem Pferd verursachte Schäden gemäss Obligationenrecht der Halter desselben haftpflichtig ist.
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Noch etwas Ausbildung ist die Grundlage einer erfolgreichen Zusammenarbeit im Pferdesport. Sie schafft Vertrauen, motiviert zur Verantwortung, verlangt Respekt und Toleranz. Rund um das Fluchttier Pferd von wichtigster Bedeutung. Unterstützung vom Ausbildner als Wegweiser und Berater. Bereit als Pferdesportler mit Einsatz die Herausforderung anzunehmen und mit Feingefühl zu kommunizieren, das sind Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teamarbeit von drei Lebewesen. «Grundausbildung Pferd Schweiz» (SVPS-FSSE) bietet Informationen in Theorie und Praxis der Grundbedürfnisse «Pferd und Pony» an. Eine Ausbildungsmöglichkeit im Sinne «Pferde-Wohlfühlen» von der Bodenarbeit bis zum Erlebnis auf dem Pferderücken oder auf dem Kutschbock.
EF Berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung Coaching mit Pferden
www. freizeit-reitlehrer.ch
www.reitsport-gundlach.ch
www.hippolini-verband.de
Hippotherapie & Fitness www.hippo-fit.net
...und übrigens Pferdesport betreiben kann man auch ohne in einem Verein zu sein. Trotzdem sind über 100’000 Reiterinnen und Reiter Mitglied in irgendeinem Verein – auch wenn sie «nur» zum Vergnügen reiten. Denn die Vereine unterhalten da und dort die Wege, auf denen man reiten kann, bieten Kurse an, die Pferd und Reiter zugute kommen, stellen Turniere auf die Beine, leisten ihren Beitrag, damit es im Strassenverkehr weniger Unfälle zwischen Pferden und Fahrzeugen gibt, setzen sich auf politischer Ebene für die Anliegen der Pferdesportler ein − und tun noch viel mehr für alle Pferde und Pferdefreunde.
www.ipvch.ch
www.vsp-fsec.ch
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www.pferdeberufe.ch
www.swisshorse.ch Impressum Herausgeber NPZ/SNG/SVPS/pfh-seh.ch Bezug: SVPS, Postfach 726, CH 3000 Bern 22 / www.fnch.ch/Drucksachenbestellung © Copyright Simone Rubli 2018 – jegliche Vervielfältigung von Texten und Illustrationen, auch auszugsweise, ist ohne Genehmigung untersagt. Text Simone Rubli, Illustrationen und Gestaltung Esther Altherr, Übersetzung René Pezold
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