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Editorial - „Eltern haften für ihre Kinder!”

Editorial

„Eltern haften für ihre Kinder!“

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Wo habe ich diesen Satz schon überall gelesen! – und sicher manchmal auch darüber gelacht. Obwohl: Im Ernstfall ist es nicht so sehr zum Lachen, sondern kann teuer werden. Wenn zum Beispiel der Fußball in der Schaufensterscheibe landet und die ihm nicht standhält. Es soll Kinder geben, denen das Spaß macht. Egal: Eltern haften für ihre Kinder!

Wer Kinder hat, übernimmt Verantwortung, im Normalfall jedenfalls. Verantwortung bezeichnet vor allem „die Fähigkeit, die möglichen Folgen von Entscheidungen einzuschätzen und so zu handeln, dass die erwarteten Ziele mit größter Wahrscheinlichkeit erreicht werden“. Scheitern ist meist mit Schuldgefühlen verbunden und der Gefahr, Rechenschaft ablegen zu müssen und womöglich eine Strafe zu akzeptieren. Also sollte man lieber gar nicht erst Verantwortung übernehmen? Aber zumindest wer Macht haben will, muss automatisch die Verantwortung mitnehmen, wenngleich das in der Praxis des öffentlichen Lebens oft anders läuft: Dazu fallen sicher jedem Namen ein! Das Wort Verantwortung ist ein Substantiv zu dem Verb verantworten. Dessen ursprüngliche Bedeutung war: als Angeklagter vor Gericht antworten, sich verteidigen und schließlich für etwas einstehen, sich rechtfertigen - deutlich im englischen Wort „responsability“ – wörtlich übersetzt bedeutet das ja: „die Fähigkeit zu antworten“. Verantwortungsgefühl setzt ein Gewissen voraus, also Wertvorstellungen und die Kenntnis rechtlicher Vorschriften und sozialer Normen, ein Wertesystem, das rechtlichen, weltanschaulichen oder moralischen Ursprungs sein kann. Verantwortung hat also nur Sinn, wenn die Mitwelt einbezogen ist. Während die Pflicht auf einem einseitigen Anspruch in einer hierarchischen Beziehung beruht, beinhaltet Verantwortung eine Gegenseitigkeit. Verantwortung zu übernehmen bedarf des Einverständnisses desjenigen, der Verantwortung trägt, setzt also Handlungsfreiheit voraus. Bei den entsprechenden Adjektiven unterscheiden wir verantwortlich und verantwortungsvoll. Verantwortlich betont das Verursachen und die daraus folgende Haftung, hat also einen stärker kausalen Charakter. Der Ausdruck verantwortungsvoll drückt eine gewisse Höherwertigkeit oder einen besonderen Schwierigkeitsgrad einer übertragenen Verantwortung aus, oder die Würdigung einer besonderen Achtsamkeit, mit der diese Verantwortung verbunden ist. In der Umkehr ergeben sich bei Nichterfüllung besonders schwerwiegende negative Handlungsfolgen und gegebenenfalls ein hohes Maß der Schuld. Schuld lässt sich immer erst im Rückblick feststellen als Verstoß gegen bestehende Normen, die einzuhalten jemand die Verantwortung hatte. Schuld liegt jedoch erst vor, wenn jemand seiner Verantwortung nicht nachgekommen ist, obwohl er anders hätte handeln können. Verantwortungslos verhält sich jemand, der oder die sich um die übernommene Verantwortung nicht angemessen gekümmert hat. Unverantwortliches Handeln bezeichnet darüberhinausgehend einen bewussten Verstoß oder zumindest ein bewusstes In-Kauf-Nehmen der Handlungsfolgen, die einen erheblichen Schaden beinhalten. „Eltern haften für ihre Kinder!“ Ob es etwas nützte, wenn man noch ein paar Schilder aufstellt, zum Beispiel nicht nur „Handwerker haften für ihre Montage“, sondern auch „Chemiekonzerne haften für ihre Chemikalien“ oder: „Politiker haften für ihre Beschlüsse“?!

Sr. Brigitte Werr osu Vergleiche: https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung

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