Festival Ferrari Nr. 4

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FESTIVAL FERRARI Zร RICH

Nยบ 4 / 2020

MAGAZINE OF THE OFFICIAL FERRARI DEALER ZURICH 3



BENVENUTI Liebe Leserinnen und Leser

gefahren und bewegt werden. Alte und wertvolle Ferraris einfach wegstellen, ohne sie zu bewegen, wäre kaum im Sinne von Enzo Ferrari.

Das leidenschaftliche Sammeln scheint bei Auto-Enthusiasten weit verbreitet zu sein: Angefangen mit einem ersten «fun car», beispielsweise einem pre-owned Ferrari, drängt schon bald die Frage, wo es Platz für einen zweiten hätte. Daraus entsteht oftmals eine Ansammlung von Ferraris, die der Liebhaber irgendwann zu einer Sammlung umstrukturieren möchte – oder eben nicht, und die Ansammlung gedeiht strukturiert unvernünftig weiter. Dieselbe Leidenschaft zeigt sich auch im Sammeln von Kunst, und manchmal schlägt das Herz genauso für Kunst wie auch für Ferraris, wie das Portrait von Elsa Hotz und Heinz Wehrli auf den folgenden Seiten dieses Magazins entschlüsselt.

Die Arbeiten zu diesem Magazin haben mir wieder einmal vor Augen geführt, dass wir uns vom Ferrari Zürich Team wirklich glücklich schätzen können: Wir haben die Möglichkeit, aussergewöhnliche und beeindruckende Persönlichkeiten zu treffen. Beispielsweise erzählen wir Ihnen in dieser Ausgabe die spannende Lebensgeschichte von Antonio Costantini – seine Philosophie und Geradlinigkeit bei der Arbeit sind beeindruckend. Und der Ferrari-Historiker Marcel Massini zeigt uns, wie vielseitig und faszinierend es sein kann, Ferrari Classic Cars auf der ganzen Welt zu verfolgen und deren Lebensgeheimnisse zu erforschen. Mit diesen inspirierenden Berichten und spannenden Persönlichkeiten möchten wir auch Sie gerne dazu einladen, sich mit uns über Ihre Ferrari-Geschichten auszutauschen. Wir freuen uns auf Sie!

Der Kunst wird die magische Kraft zugeschrieben, Wertloses in Unbezahlbares zu verwandeln. Für Kapitalisten sind Kunstwerke nichts anderes als Statussymbole, denn für sie ist Kunst gleich Geld. Dabei scheint das Wertsteigerungspotenzial fast grenzenlos: Der limitierten Anzahl von Kunstwerken steht eine immer grössere Zahl an Interessenten gegenüber, wodurch ein Anstieg des Preisniveaus erfolgt. Ähnliches lässt sich auch bei Classic- und Luxus-Sportwagen beobachten. Eine Investition lohnt sich aber vor allem dann, wenn wahre Freude am Objekt und Leidenschaft dafür bestehen – so halte ich es mit der Kunst wie auch mit den Autos. Fahrzeuge müssen

Herzlich, Beat Imwinkelried CEO

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FESTIVAL FERRARI Nº 4 / 2020

40 AMICIZIA

6 PRONTO PER L’INVERNO

46 FETISCH AUTO

16 ROMA A ZURIGO

48 DER MASSINIREPORT

20 MY EVERYDAY DRIVE

54 UN VERO CLASSICO

28 DER CHIRURG

62 AFTERSALES

36 GRANDE MAESTRIA

64 OLD TIMES 3


CONTRIBUTORS

ANKE FISCHER Experience Manager & Redaktionsleiterin

LUKE HUXHAM Film Director

Anke Fischer ist Experience Manager und Redaktionsleiterin bei B.I. Collection Zürich seit Sommer 2018. Sie konzipiert seit Jahren exklusive Events und Kommunikationsstrategien für verschiedene Wirtschaftsbranchen. Was bedeutet Luxus für sie? «Sinn- und stilvolle Erlebnisse mit Liebe zum Detail.»

Luke Huxham ist ein Filmemacher, der mit seinen adrena­lingeladenen, auf Geschwindigkeit fokussierten und oftmals viral erfolgreichen Videos global bekannt wurde. Neben dem ästhetischen Gespür erfordert seine Arbeit auch viel technisches Können und minutiöse Vorbereitung. In dieser Ausgabe zeigen wir einzelne Bildsequenzen aus «Drifting in Japan» – das ganze Video ist auf Youtube zu sehen.

FABIENNE DANNER Marketing & Digital Manager

CHARLES BLUNIER Creative Director

Fabienne Danner ist Marketing & Digital Manager bei B.I. Collection Zürich. Seit 2006 ist sie der Marke Ferrari treu und eine echte Ferrarista mit detailliertem Hintergrundwissen und Erfahrung. Luxus bedeutet für sie, Individualität zu leben. «Die Ferrari-Welt bietet für mich immer wieder diese faszinierende Inspiration und Uniqueness.»

Charles Blunier führt ein Designstudio in Zürich, das auf hochwertige Veredelungs-, Premium- und Luxusmarken spez­ialisiert ist. Die Konzeption und Gestaltung dieser neuen Ausgabe hat er mit seinem Team für B.I. Collection umgesetzt.

SVEN GERMANN Fotograf

NINA TREML Journalistin

Der in der Schweiz und in Berlin lebende Fotograf Sven Germann hat sich auf Personen- und Portraitfotografie spezialisiert. Er ist international tätig und hat die neue Bildwelt für B.I. Collection fotografiert.

Nina Treml ist freie Journalistin und Moderatorin mit dem Schwerpunkt Autos und pendelt zwischen Zürich und Wien. Einen Sportwagen zu fahren, ist für sie kein Luxus, sondern ein Grundbedürfnis. Über das schreiben zu dürfen, was sie am meisten liebt, sieht sie aber durchaus als Privileg.

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#unternehmerisch

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cic.ch


Auf der Piste mit Takeshi Kimura – wortwörtlich. Das von Red Bull und Director Luke Huxham initiierte Schneespektakel mit einem Ferrari F40 liefert spektakuläre Bilder.

PRONTO PER L’INVERNO 6



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Erleben Sie das neue «Dolce Vita» in Zürich: am Ferrari Roma Testdrive vom 20. bis 23. Oktober 2020.

ROMA A ZURIGO FERRARI ROMA TESTDRIVES Vom 20. bis 23. Oktober 2020 Schloss Sihlberg, Sihlberg 10, 8002 Zürich

«Dolce Vita» heisst, einen Espresso im Café am Marktplatz trinken und dem Treiben zuschauen, mit Freunden gemeinsam ausgehen und warme Sommernächte durchfeiern – eine unbeschwerte Lebensfreude voller Genuss und italienischem Flair. Dafür steht der Ferrari Roma. Er zeichnet sich optisch durch seine Eleganz und harmonische Proportionen aus, im Inneren verweist er auf die grosse Tradition der Ferrari Berlinettas mit Front-Mittelmotor. Moderne Hightech-Lösungen wie ein in die Heckscheibe integrierter, mobiler Heckspoiler für die nötige aerodynamische Last bei hoher Geschwindigkeit ermöglichen die Symbiose von Ästhetik und Leistung. So ist der Ferrari Roma nicht nur eine echte italienische Stilikone, sondern gewährleistet dank seinem V8-Turbomotor auch ein erstklassiges Fahrvergnügen.

ANMELDUNG UNTER: ferrari-zurich.ch/ferrari-roma-testdrives-schloss-sihlberg. html

Fotos: Armin Graessl / B.I. Collection

Der Event findet unter vollständiger Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen statt: kleine Teilnehmergruppen, persönliche Schutzausrüstung (PSA) und sorgfältige Desinfektion der Fahrzeuge.

B.I. Collection freut sich, Sie zu einem exklusiven Event einzuladen, bei dem Sie das neueste Ferrari-Modell erleben können. Frönen Sie dem süssen Leben und gönnen Sie sich einen Testdrive mit dem neuen Cavallino rampante.

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Ferrari Roma: die Rückkehr des neuen «Dolce Vita».


Viele Ferrari-Besitzer pflegen ihre Sammlungen akribisch und zelebrieren die spärlichen Ausfahrten ihres Rennpferdes. Es gibt aber auch eine andere Gruppe von Ferraristi – diese fahren ihren Rennwagen nonchalant im Alltag.

(Alle Photos Alamy)

MY EVERY DAY DRIVE 20


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Einen roten Ferrari geparkt auf Grosvenor Crescent Mews, einer privaten StraĂ&#x;e in Belgravia, London 27


Lebenswerk: Antonio Costantini, die Geschichte des Motorenflüsterers des Cavallino rampante aus Zürich. Fotografie: Sven Germann

DER CHIRURG ter unterstützte ihn bei seinem Wunsch und half ihm, mit 14 Jahren in der Werkstatt anzuheuern. Seinen Eignungstest beim Besitzer der Werkstatt bestand er, weil er beim Werkzeugputzen vollen Einsatz zeigte und quasi den Kopf in den Diesel steckte. Der Meister war wählerisch, denn damals gab es schon viele gute Mechaniker im Dorf. Aber Antonios Einsatz und die zusätzlich abgegebenen Liter Olivenöl der Mutter an den Meister führten zur heissersehnten Lehrstelle. Antonio lernte neben der eigentlichen Reparatur, auch seine eigenen Werkzeuge für diese herzustellen und so auf die kleinsten Details zu achten. Einen Lohn erhielt er dazumal für seine Arbeit nicht, denn wer damals die Chance hatte, ein Handwerk zu erlernen, sollte sich bereits glücklich wähnen.

And the Oscar goes to... in der Kategorie Lebenswerk – Antonio Costantini. Dieser besondere Gedanke schwebte bei unserem Besuch in Antonios neuem Atelier in der Luft. Genauso wie unzählige Erinnerungsstücke, selbsthergestellte Werkzeuge, Fotos, Zertifikate und zahlreiche Zeitungsartikel aus seiner Zeit als einer der besten und bekanntesten Ferrari-Restauratoren der Schweiz. Seine ehemalige Werkstatt, die er seit 1989 an der Badenerstrasse hatte, musste er schliessen, da das Gebäude abgerissen wurde. Aber ganz aufhören – von heute auf morgen – kann Antonio auch nicht einfach so. Das Reparieren von Old­ timern der Marken Ferrari, Lamborghini und Maserati war und ist nun mal ein Leben lang seine grosse Leidenschaft. So richtet er sich ein neues, kleines Atelier ein – ein Begegnungsort für enge Freunde und für lebendige Erinnerungen – denn Antonio sprüht vor Wissen, Passion und Geschichten, und seine 80 Jahre merkt man ihm überhaupt nicht an!

FERRUCCIO LAMBORGHINI UND ENZO FERRARI KANNTE ER PERSÖNLICH Mit 20 Jahren wollte Antonio dann doch Geld verdienen und wanderte, angeregt von einem Freund, in die Schweiz aus. Dieser schwärmte davon, dass man dort einerseits pro Stunde bezahlt würde und andererseits, dass man sogar mit einem Mädchen ausgehen könne, ohne die stets wach-

Schon als Kind wollte Antonio lieber mit den Händen an Autos schrauben, als die Schule weiter zu besuchen, wie es sein Vater eigentlich für ihn vorgesehen hatte. Seine Mut-

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same ganze Familie mitnehmen zu müssen. Das wollte Antonio selber herausfinden, verliess seine Mutter und seine Geschwister und brach 1960 Richtung Schweiz auf. Nach einem kurzen Intermezzo im Toggenburg in einer Textilfabrik versuchte er, in Zürich Arbeit zu finden. Er sprach schlecht Deutsch, und ein Diplom hatte er auch nicht vorzuweisen. Glücklicherweise bekam er aber die Chance zu beweisen, welche Fähigkeiten er in seiner Lehre in Italien erlernt hatte. Die Schweizer Mentalität gefiel ihm sehr gut, weil alles sauber und präzise verrichtet werden musste. So ist Antonio heute noch überzeugt: «Die besten Mechaniker gibt es in der Schweiz.» Er verfeinerte seine Automechaniker-Kenntnisse und lernte schliesslich auch seine Margret kennen, deren ersten Wagen er reparierte. Als Gegenleistung für die verrichtete Arbeit bat er sie um ein gemeinsames Abendessen. Seit 1966 sind die beiden bis heute ein unschlagbares Team. Margret war es auch, die ihn unterstützte bei seinem Wunsch, für Lamborghini zu arbeiten. Sie rief damals persönlich bei Karl Foitek an, dem damaligen Importeur von Lamborghini und später dann auch Ferrari, und ebnete den Weg für Antonios «TestVorarbeiten» in dessen Garage. Karl Foitek war sofort überzeugt und erkannte das enorme Potential. Antonio erweiterte seine Erfahrung kontinuierlich durch Kurse in Sant’Agata Bolognese, wo er sein Diplom höchst persönlich von Ferruccio Lamborghini unterzeichnet bekam (weil er zu dessen Erstaunen die Vergaser eines Miuras rein nach Gehör einzustellen vermochte), und später dann auch bei Ferrari im Hauptsitz in Modena. WOHLHABENDE UND SELEKTIVE KUNDEN Von Anfang an wurde Antonio von anspruchsvollen Kunden unterstützt, die ihn baten, sich um ihre Autos zu kümmern. Seine mechanischen Fähigkeiten und professionelle Zuverlässigkeit hoben sich weit ab von anderen. 1989 war dann der Zeitpunkt gekommen, sich mit einer eigenen Restaurationswerkstatt selbstständig zu machen. Die beiden Kinder, Renato und Sandra, waren zu diesem Zeitpunkt schon grösser, und so willigte auch Margret ein, die Selbstständigkeit zu unterstützen. Und das tat sie mit vollem Einsatz: Sie kümmerte sich um Korrespondenz, beschaffte Ersatzteile (die jeweils immer direkt bar bezahlt wurden) und handhabte die Kundenbeziehungen. Und bald schon sprach sich herum, was für gute Arbeit Antonio in seiner Garage leistete. Eines seiner Alleinstellungsmerkmale war seine Kompromisslosigkeit beim Restaurieren: Antonio suchte immer die ursprüngliche Lösung mit den ursprünglichen Materialien. Es gab keine Abkürzungen und es gab keine günstigeren Wege. Antonio wiederum akzeptierte nur Kunden, die diese Arbeit und Philosophie auch schätzten, und konnte sich schon sehr bald seine Kunden auch aussuchen. Zu seiner Klientel gehörten viele bekannte nationale und internationale Sammler. Es entstanden über die Jahre enge Beziehungen und Freundschaften, wie uns Antonio anhand seiner zahlreichen Fotos zeigt.

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«Über die Jahre hinweg betreute Antonio viele prestigeträchtige Autos; darunter der Ferrari 250 GTO-Fahrgestell 4153 GT, der für 70 Millionen Dollar verkauft wurde.»

Fahrgestell 4153 GT, der für 70 Millionen Dollar verkauft wurde, oder ein Ferrari 166 Spider Vignale, ein Ferrari 250 MM und dann Ferrari 500 Superfast, 400 Superamerica, 212 Barchetta, 250 Tour de France, 250 Spider California, 250 SWB, 512 BB LM etc. Der prestigeträchtigste von allen bleibt jedoch der Ferrari 500 F2, mit dem Alberto Ascari in den Jahren 1952 und 1953 die ersten beiden Formel-1-Weltmeistertitel für Ferrari gewann und dank jenem Antonio in den Club Meccanici Anziani F1 aufgenommen wurde. Eine Anerkennung, die nur sehr selten gewährt wird und auf die er verständlicherweise auch sehr stolz ist.

Allerdings nahm er keine neuen Supercars an, seine Grenze sei aufgrund der zunehmenden Elektronik mit dem Ferrari F40 erreicht gewesen. Auch betrieb Antonio nie Handel mit seinen Oldtimern. Er sagt, er sähe die Schwächen der Fahrzeuge sofort und könnte diese gerne konsequent reparieren, aber nicht auch noch verkaufen. Da bleibe er seinen Prinzipien treu. PRÄZISION FÜR MECHANISCHE MEISTERWERKE Genauso präzis ging er bei den Restaurationen vor – nur zwei bis drei Restaurationen nahm er pro Jahr an. Die Sicherstellung der Qualität immer auf höchstem Niveau lag ihm am Herzen. Seine Erfahrung erlaubt es ihm, viele Probleme zu lösen – Probleme, die andere aufgegeben hatten. So erhielt er oftmals die Loyalität und die Bewunderung der Klientel. Er sei zwar nicht der einzige berühmte Restaurator in der Schweiz, der diese historischen italienischen Sportwagen so gut kenne, aber kaum jemand könne sich solch guter Beziehungen (zu den Muttergesellschaften von Ferrari und Lamborghini, aber auch zu ausgezeichneten Spenglern, Lackierern, Autoelektrikern und Sattlern) rühmen wie er. Es gibt viele prestigeträchtige Autos, die er über die Jahre betreute. Unter ihnen der Ferrari 250 GTO-

Ebenfalls wurde Antonio im Juli 2002 zum Ritter geschlagen, höchstpersönlich durch den Präsidenten der Republik, Carlo Azeglio Ciampi. Wir stossen an auf den Maestro Antonio und auf seine liebe Frau Magret, auf ihre aussergewöhnliche Schaffenskraft und ihr beeindruckendes Lebenswerk. Eine glückbringende Tradition, die wir vor Ort kennengelernt haben, nehmen wir gerne mit: Der erste Schluck Prosecco kommt in den Kühler und der Korken unter das Lenkrad. Auf eine allzeit gute Fahrt!

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GRANDE MAESTRIA Hohe Handwerkskunst und uralte Tradition: Bei Montecristi-Hüten kommt beides zusammen. Angelica Oschatz, Gründerin und Inhaberin von The Hattitude, pflegt und fördert das kulturelle Erbe aus Ecuador. Foto: Sven Germann Text: Anke Fischer

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44 Fäden pro Zoll, feinstes Material und ganze zehn Monate Produktionszeit. Klingt ähnlich verheissungsvoll wie der Bau eines Ferrari, beschreibt aber ein anderes erlesenes Luxusprodukt: den Montecristi Royal – die absolute Premium-Variante des Strohhuts. Mit Stroh hat er aber nicht allzu viel zu tun. Der Panama-Hut – zu dessen Kategorie der Montecristi Royal zählt, die aber damit eigentlich falsch benannt ist; dazu im nächsten Abschnitt mehr – wird aus der Pflanze Carludovica palmata hergestellt. Diese gedeiht im Dschungel unter der brennend heissen Äquatorsonne: im sogenannten ewigen Wald an der Küste Ecuadors. Dort werden die besten Palmblätter geerntet und anschliessend in Wasser weich und weiss gekocht. Neun der besten Zweige werden pro Montecristi benötigt. Flechterinnen verarbeiten dann in einem akribischen, 15-stufigen Prozess die widerstandsfähigen und zugleich weichen Naturfasern zu einem Hut. Angelica Oschatz setzt hier bewusst auf Frauenpower, wie sie erzählt: «Ich habe mir die Zeit genommen, die talentiertesten Weber in Montecristi zu finden. Die meisten sind Frauen. Sie stellen in ihren Häusern wunderbare Stücke traditionell her.»

400 JAHRE ALT Das Flechten von Panama-Hüten ist eine 400-jährige ecuadorianische Tradition. Und das verrät sogleich, warum der Panama-Hut unter falschem Namen läuft. Die erste Verwechslung des echten Herkunftslandes Ecuador mit Panama fand 1855 statt, als der für Napoleon III. gedachte Sombrero de paja toquilla in Panama eingeschifft wurde. Die mit Einschiffungsort Panama gekennzeichnete Lieferung führte zum falschen Schluss, dass auch deren Inhalt – die Hüte – aus Panama seien. Für die Franzosen galt fortan Panama als Ursprung dieses Huttyps. Durch findige Kaufmänner enstanden dann tatsächlich auch in Panama Hutproduktionen. Das Geschäft florierte dank Export direkt aus Panama und den ankommenden Goldrausch-Prospektoren, die einen Hut für die Sonne brauchten. Und im 19. Jahrhundert importierten die USA Güter aus Südamerika nur von einer zentralen Sammelund Zollstelle: Panama. Man nannte die Hüte daher in den USA kurzerhand «Panama hat.» Als US-Präsident Theodore Roosevelt bei einer Besichtigung des Panamakanals im Jahr 1906 einen ecuadorianischen ToquillaStrohhut trug, gingen die Fotoaufnah-

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men um die Welt und setzten endgültig den heutigen Namen Panama-Hut fest. Es sei aber ein Irrglaube, dass ein Montecristi-Hut mit einem Panama-Hut gleichzusetzen sei, korrigiert Angelica: «Ein Montecristi wird im Gegensatz zum oftmals industriell her­gestellten Panama-Hut vollständig von Hand gefertigt – mit den gleichen alten Verfahren wie vor Hunderten von Jahren und unter Verwendung einer natürlichen Faser aus einer wild wachsenden Pflanze, die ihn zu einem nachhaltigen und umweltfreundlichen Produkt macht.» EINE HERZENSANGELEGENHEIT Angelica liebte schon immer aussergewöhnliche Hüte. Und der Montecristi ist einer der faszinierendsten: Bei ihm schwingt ein Hauch von Karibik, Zi­garrenqualm und Revolutions-Romantik mit. Obwohl feine Hüte auch in anderen Teilen Ecuadors gewebt werden, ist Montecristi die Wiege der feinsten Strohhutweberei der Welt. Es sind die raffiniertesten aller Strohhüte, die Royals wie Prinz Charles und Prinz Harry, ebenso Caroline von M ­ onaco und Prinzessin Mary von D ­ änemark, Staatsoberhäupter wie Winston Churchill, Schriftsteller wie


Dieser hat sogar die Möglichkeit, beim langwierigen Entstehungsprozess über die Schultern zu schauen: per VideoCall in Angelicas Atelier in Basel. Angelica schwärmt von diesen Erlebnissen: «Es ist unglaublich, live zu beobachten, wie an einem Meisterstück geflochten wird: diese Fingerfertigkeit und schnelle Präzision. Und es ist auch für den Kunden schön, die Handwerkerinnen in Ecuador persönlich kennenzulernen. Man taucht dabei in deren Welt ein – eine fast schon magische Begegnung.»

Ernest Hemingway und Berühmtheiten wie Johnny Depp oder Paul Newman wegen ihrer exquisiten Handwerkskunst und Naturfasern begehren. Angelica will aber nicht nur dieses Image bedienen. Viel mehr liegen ihr Nachhaltigkeit, Fairness und soziale Verantwortung am Herzen. Darum gründet sie mit dem Traum, eine vom Verschwinden bedrohte Handwerkskunst zu bewahren und eine positive Veränderung im Leben der Weberinnen und Weber in Ecuador zu erreichen, 2012 ihr Unternehmen «The Hattitude». Profit spielt dabei keine Rolle. Eine Skalierung ist sowieso nicht möglich und auch nicht erwünscht: Alle Montecristi-Hüte sind Unikate und werden in den Privathäusern ausgewählter Kunsthandwerkerinnen hergestellt. Daher sind sie von begrenzter Auflage und können nicht in Massen hergestellt werden. Dafür ist eine Personalisierung im eigenem Stil mit elegantem oder modernem Design möglich. An jedem einzelnen Montecristi-Hut arbeiten mindestens neun Personen – jede auf entscheidende Fertigkeiten spezialisiert. Aufgrund der gebeugten Haltung und erforderlichen Konzentration wird aber nicht mehr als drei bis fünf Stunden pro Tag geflochten. Für einen Superfino, einen Feinsten der Feinen, flechten die Meisterinnen meterweise Stroh so zart, dass sich das Material anfühlt wie gewebtes Leinen. Ein Kunstwerk, das seinen Preis hat. Nur eine Handvoll Flechterinnen an der Küste ist überhaupt noch in der Lage, einen Fino – geschweige denn einen Superfino – zu flechten. Angelica kennt sie alle persönlich, lebte sogar eine Zeit lang in ihren Familien und hält auch täglich den Kontakt per FaceTime aufrecht.

Weitere Informationen: thehattitude.com villa-honegg.ch

EIN BISSCHEN MAGIE Die massgefertigten Einzelstücke von The Hattitude kommen nicht in die Läden. Stattdessen wird der Hut direkt von der Kunsthandwerkerin dem neuen Besitzer übergeben.

Angelica Oschatz durften wir während einem motorisierten Ausflug zum 5-Sterne-Hotel Villa Honegg kennenlernen. Herzlichen Dank für die Gastfreundschaft.

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Fotos: Sven Germann

Obwohl Panama-Hüte den Ecuadorianern den Lebensunterhalt sichern, bleiben weniger als ein Dutzend Weber übrig, die in der Lage sind, die besten Montecristi-Superfinos herzustellen. Die Produktion in Ecuador geht aufgrund wirtschaftlicher Probleme und der Konkurrenz durch Massenproduktionen zurück. Nur jahrelange Ausbildung und Erfahrung ermöglichen es den Weberinnen, Hüte von hoher Qualität und künstlerischer Originalität traditionell herzustellen. Angelicas Vision ist es, die in der Herstellung involvierten ecuadorianischen Familien zu unterstützen und diese von der UNESCO als nicht-materielles Weltkulturerbe gewürdigte Tradition aufrechtzuerhalten sowie die Wissensweitergabe an die nächsten Generationen durch schulische Ausbildung zu fördern. Angelica: «Denn in einer Welt, wo alles sofort und jetzt verfügbar sein muss, müssen der Respekt gegenüber der Natur, die gesellschaft­liche Verantwortung und das Aufrechterhalten von Traditionen wieder an Wert gewinnen.»


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Von Tinguely Ăźber Hells Angels zu Ferraris: Heinz Wehrli und Elsa Hotz sind Sammler aus Freundschaft. Fotografie: Sven Germann

Foto: Sven Germann

AMICIZIA

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Darum konstruierte Heinz kurzerhand selber einen Rahmen – mit zu knapper Bemessung und Spuren des Nachjustierens. Und genauso hängt es auch heute noch bei ihnen zu Hause.

Das Haus, in dem Heinz Wehrli und Elsa Hotz leben, ist nicht nur Wohnraum, sondern auch Ausstellungsfläche – drinnen wie draussen. Präsentiert werden unter anderem Kunstwerke von Tinguely, Niki de Saint Phalle, Mario Merz und François Morellet, aber auch Kunstobjekte der etwas anderen Art – respektive der ganz spezifischen Ferrari-Art: ein 330 GTC, ein Daytona, SA Aperta, F12 TDF, La Ferrari, ein 488 Pista und ein F40. Und eine sorgfältig kuratierte Bibliothek. Ein ganz persönliches Museum und eine beeindruckende Lebenswelt. Dabei spielt für Heinz und Elsa Prestigedenken überhaupt keine Rolle, denn ihre kunstvollen Schätze stehen für die freundschaftlichen Beziehungen zu ihren Mitmenschen. Sie sammeln vor allem Werke von Künstlern, die sie in ihrem Leben begleitet haben und sie meistens auch persönlich kennen. Diese natürliche Nähe zu Kunst und Künstlern bekamen beide in ihrem Elternhaus vermittelt: Heinz baute bereits im Alter von 14 Jahren den Dachstock aus, um die Wände mit Gemälden von holländischen und französischen Malern aus dem 19. Jahrhundert, die sein Vater sammelte, zu schmücken. Und auch Elsa wuchs mit einem entsprechend prägenden Vater auf: Der Architekt und Kunstsammler beher­bergte oft Künstler bei sich zu Hause. Besonders mit Tinguely war er eng befreundet. So hatte dieser sogar sein eigenes Zimmer im Haus der Familie – wenn er aus Paris zu Besuch kam – und liess sich gerne von Elsas Mutter bekochen. Elsa steht dem Kochtalent der Mutter übrigens in nichts nach: Ihr französischer Apfelkuchen ist exquisit. Aber auch andere Künstler gingen bei der Familie Hotz ein und aus. Die illustre Gesellschaft traf sich oft an Veranstaltungen und kleinen Feierlichkeiten. Elsa und später auch ihr Ehemann Heinz packten jeweils unzimper­ lich mit an und unterstützten, wo man sie brauchte – egal, ob als Servicekräfte, in der Küche oder im Garten.

EINS, ZWEI ODER DREI Über die Jahre hinweg haben sich drei wichtige Eckpfeiler in Elsas und Heinz’ Sammlung herauskristallisiert: Zum einen die konstruktive Kunst, die aus Zürich heraus weltweit entstanden ist und für die sich Heinz schon früh interessiert hat. Zum anderen die revolutionäre Arte Povera, welche für eine Aufhebung von ikonografischen Konventionen und traditioneller Symbolsprache steht: Banales oder Alltägliches wird zum Kunstwerk, wobei die Armut des Materials sowie die Armut der Mittel und Wirkung wichtig sind. Und nicht zuletzt die Neon-Kunst, welche mit sinnlicher Strahlkraft und Signalwirkung den Betrachter in den Bann zieht. Ihre Nähe zur Technik wie auch zum Künstlichen, zur Warenwelt, zu Pop und Werbung wirkt faszinierend. Für Elsa und Heinz kommen sich Physik und Metaphysik selten so nah in der Kunst wie im Neon-Kunstwerk. Allen drei Stilvorlieben bleibt gemein, dass sich Elsa und Heinz die jeweiligen Kunstwerke personenbezogen aussuchen – völlig unabhängig von dem, was man eigentlich sammeln müsste, wenn es um spekulative Aspekte ginge. Die Sympathie zum Künstler und dessen Philosophie stehen immer im Vordergrund. Vielleicht haben sie auch deswegen noch nie ein Kunstwerk wieder verkauft, sondern nur sehr ausgewählt verschenkt.

EMANZIPATION VOM ELTERNHAUS Neben diesem frühen Kontakt zur Kunstszene pflegte Elsa auch ihre eigene kreative Ader. Die Kunstgewerbeschule oder auch eine Ausbildung zur Architektin, womit sie in die Fussstapfen ihres Vaters getreten wäre, waren lange Zeit bevorzugte Optionen, bis sie schliesslich ihr Interesse für Biologie entdeckte und den Weg in die Medizin einschlug. Als frischgebackene Oberärztin war aber die Leidenschaft für Kunst keineswegs erloschen: Mit den ersten vier Monats­löhnen leistete sie sich sogleich und stolz eine Skulptur von Niki de Saint Phalle.

Dieser Devise folgend ist es verständlich, dass sich in der Sammlung von Elsa und Heinz auch weniger berühmte Kunstwerke befinden. Denn neben dem schon fast zur Showbühne gewordenen Kunstmarkt, auf dem die Galerien den Takt angeben, gibt es auch Künstler, die zwar weniger Erfolge v­erbuchen können, aber dennoch überzeugen: So habe es beispielsweise ihr damaliger Trauzeuge – ein ehemaliger Rocker und Hells Angel – trotz grossem technischem Können im Umgang mit Stahl, Glas, Gips, Stein und Polyester nie geschafft, international erfolgreich zu werden. «Jeannot ­Tinguely im Gegensatz dazu ist weltberühmt geworden mit seinen Werken, obwohl er technisch eher chaotisch war. Seine sprudelnde Art und seine explosiven Ideen hatten wohl das gewisse Etwas», stellen Elsa und Heinz fest.

Auch Heinz ging seinen eigenen Weg, indem er sich – im Gegensatz zu den Eltern – für moderne, insbesondre konstruktive Kunst zu interessieren begann. An einer noch heute bekannten Ausstellung im Kunstgewerbemuseum kaufte er ein Kunstwerk von Anton Stankowski, dem Vater der Schweizer Gebrauchsgrafik. Die erste Kunst im eigenen Besitz kostete ihn gerade mal 50 Franken. Und dennoch reichte das Geld nicht dafür aus, das Bild rahmen zu lassen.

EIN GLAMOURÖSER ZIRKEL Von Jeannot Tinguely besitzen Elsa und Heinz selbstver­ ständlich auch Kunst: Eine kinetische Skulptur, mit ihren ruckelnden, alles andere als perfekt funktionierenden ­Mechaniken, die sie sich selber zur Hochzeit geschenkt hatten, steht in ihrem Garten. «Sie erinnert uns daran, dass sich alles in stetiger Veränderung befindet, und nimmt uns gleichermassen gefangen im Moment des Zu-

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falls der Betrachtung», erklärt Elsa. Und obwohl ­Tinguely für ihr Empfinden zu stark vermarktet worden sei, war er für sie auch immer noch ein Künstler zum Anfassen geblieben, fügt sie hinzu. Ähnlich verhält es sich auch mit anderen Berühmtheiten, die Elsa und Heinz auf eine ganz natürliche und selbstverständliche Weise persönlich kennenlernen durften, wie beispielsweise Eva Aeppli, Niki de Saint Phalle, Max Bill oder Pipilotti Rist, welche sie erst kürzlich besuchte. Das Namedropping vom Anfang des Artikels wurde nun hier also nochmals getoppt. Braucht es so viel Glamour im Leben? Nein, denn das spielt weder für Elsa noch Heinz eine Rolle. Ihnen geht es um die Freundschaft und ihre persönliche Beziehung zu den Menschen. So erinnern sie sich beide auch noch sehr genau und mit Freude daran, als Luca di Montezemolo ihnen nachts auf dem Petersplatz, als sie von der Mille Miglia ankamen, persönlich die Hand schüttelte und sie zum Rennerfolg beglückwünschte. Heinz möchte in Zukunft – nach seiner aktiven Berufszeit – wieder wie früher an Rennen teilnehmen und historische Bergrennen fahren. Diese seien laut ihm vor 30 Jahren eingeschlafen, nun aber wieder im Aufkommen. Und er möchte auch selber wieder an seinen Ferrari Classic Cars schrauben. Er ist begeistert von der Garage seines Freundes. Dieser könne mit seinem enzyklopädischen Fachwissen und enorm gut sortiertem Ersatzteillager mühelos einen Daytona oder SWB aus Ersatzteilen zusammenbauen. «Mich würd­e inte­ressieren, was man heute noch an der alten Handwerkskunst verbessern könnte – beispielsweise mit neuen Materialien und Methoden. Ich würde gerne alte Ferraris mit technischer Logik reparieren lernen, wenn etwas nicht läuft», schwärmt und erzählt Heinz. Ob sein Geschick dem des technisch begabten Trauzeugen oder eher des chaotischen Tinguely gleicht, gilt es abzuwarten.

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In der Artikelserie «Der Star und sein Ferrari» spüren wir berühmten Ferraristi nach. Diesmal: Jean Tinguely.

FETISCH AUTO

Den 1968 erworbenen Ferrari Lusso lässt Tinguely rot wie die Liebe umlackieren. Die Gefühle schwinden aber schon bald: Er verkauft das Fahrzeug nur zwei Jahre später an Paul Blancpain, den Manager und Partner des Rennfahrers und Autohändlers Jo Siffert. Letzterer gehörte genauso zu Tinguelys Freunden wie auch Joakim Bonnier und

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Niki Lauda. Es braucht nicht erwähnt zu werden, dass Tinguely kaum ein Formel-1-Rennen verpasste. Von dort stibitzte er auch gerne einzelne Autoteile, die bei einem Crash durch die Luft geschleudert wurden, um sie für seine Kunst zu nutzen. Und als Autofahrer stand er den waghalsigen Rennpiloten in nichts nach: Für seine Autounfälle war Tinguely berüchtigt. Vielleicht auch nur eine bewusste Vorarbeit für seine automobilen Kunstwerke? Man könnte es fast meinen. 1971 kauft sich Tinguely doch wieder einen Lusso – von Jo Siffert, kurz vor dessen tödlichem Unfall – und behält ihn für den Rest seines Lebens. Tinguelys Witwe, Niki de Saint Phalle, verkauft das Fahrzeug im Mai 1997 an Heinrich Kämpfer in Othmarsingen. Heute befindet sich der nach wie vor original dunkelblaue Lusso bei Andrew Totten in Arizona, USA. Der Artikel konnte mit Unterstützung von Ferrari-Historiker Marcel Massini verwirklicht werden.

Jean Tinguely im Lusso Nr. 5303 GT / Fotograf ist Leonardo Bezzola.

Die 1960er Jahre waren nicht nur für die ganze Welt ein unvergleichliches und prägendes Jahrzehnt, sondern auch für Jean Tinguely. Als Künstler, aber auch privat läuft alles rund bei ihm: Vom Erfolg zeugen seine erste museale Einzelausstellung im Haus Lange, der Durchbruch in der Schweiz mit seiner für die Expo geschaffenen Skulptur Heureka – eine als Signalturm konzipierte und schwarz bemalte, riesige Maschine – und seine Beiträge an die Weltausstellung in Montreal. Wie nebenbei wird er auch noch Vater eines Sohnes. So viel Aufwind muss richtig gefeiert werden. Und so kauft Tinguely 1968 einen haselnussfarbenen Ferrari Lusso, was als logische Folge aus Tinguelys Faszination fürs Automobil, welche sich unübersehbar in seiner Kunst manifestiert, gesehen werden kann. Beispielhafte Werke sind unter anderen der aus zwei Rennwagen-Chassis um­gestaltete Flügelaltar, der an die Vergänglichkeit der westlichen Konsumkultur erinnern soll, oder der zu einer ­Memorialassemblage für den oft tödlichen Rennzirkus der Formel 1 arrangierte Lotus-Rennwagen. Und auch die Ausstellung «Fetisch Auto», die 2011 im Tinguely Museum zu sehen war und das weite Panorama von automobil-­ inspirierter Kunst von 80 verschiedenen Künstlern zeigte, bestätigt Tinguelys Affinität für Fahrzeuge wie auch die enge Beziehung von Maschine, Automobil und Kunst.


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Echte Detektivarbeit: das akribische Daten-AufspĂźren und -Sammeln von Ferrari-Historiker Marcel Massini.

DER MASSINI REPORT

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275 GTB4 gekauft hatte. Neben Fahrgestellnummer und Datum ist auch der Kaufpreis von ca. 7000 Dollar darauf ersichtlich – damals viel Geld. So erzählt jedes Fundstück ein neues Kapitel. «Ich folge diesen Ferraris auf all ihren Stationen, sammle die Puzzleteile ein und setze sie zu einem möglichst kompletten Bild zusammen», erklärt Massini. Dabei übersetzt er die Daten in Lebensgeschichten und erfährt somit auch von unschönen Momenten wie Unfällen.

Eine Google-Suche mit null Ergebnissen? Bei Marcel Massinis Tätigkeit durchaus denkbar. Die Zeitspuren von Classic Cars lassen sich nicht einfach im Internet per Mausklick abrufen, so, wie wir das heute in unserem Alltag gewohnt sind. Denn passend zu den Fahrzeugen selbst sind auch die Informationen über sie eher klassischer Natur: analog. Das Rekonstruieren deren Lebensgeschichten erfordert daher eine andere Vorgehensweise – und Leidenschaft. Massini war schon im Kindesalter ein grosser Ferrari-­ Fan und sammelte alles, was mit dem Cavallino rapante in Zusammenhang steht. Und über die Jahre hinweg entwickelte sich dieses Engagement zu einer beeindruckenden Expertise. Das Fundament bilden intensive Recherchen und das fein säuberliche Zusammentragen von Daten: verschiedenste Dokumente, wie alte Rechnungen vom Kauf oder Service der Fahrzeuge, Korrespondenz von Verkäufern und Besitzern. Massini besitzt zudem eine grosse ­Bibliothek von Ferrari-Büchern, -Zeitschriften, -Auktionsund Ersatzteilkatalogen sowie 1,5 Millionen Digitalfotos, 150.000 Schwarz-Weiss-Fotos plus 60.000 Farb-Dias. Diesen Datenschatz pflegt er als physisches wie auch als digitales Archiv – strukturiert abgespeichert mit genauer Zuordnung von Fahrgestellnummer, Typ, Standort, Datum und Fahrer. Laut Massini lässt sich immer etwas finden: beispielsweise ein Bankscheck des amerikanischen Ferrari-­I mporteurs Chinetti, der damit 1968 einen Ferrari

FERRARIS MIT FLUGMEILEN Massinis Recherchen und Aufträge führen ihn um die Welt: zu Ferrari-Sammlern und aussergewöhnlichen Persönlichkeiten, welche oft gleichzeitig Erzähler und auch wissbegierige Zuhörer sind. Das Kennenlernen und sich Austauschen mit anderen Menschen schätzt Massini sehr – und so auch das Reisen. Und oft haben auch die Ferraris selbst mehr Flugmeilen als Strassenkilometer auf dem Tacho. Als Weltenbummler lernt Massini auch die landesüblichen Unterschiede kennen: In Amerika sei es völlig normal, sich vor dem Kauf ausführlich über die Geschichte eines Ferrari Classic Cars – ob in Eigenrecherche oder beim Spezialisten – zu informieren, erzählt er. «Der amerikanische Markt ist natürlich viel grösser als der europäische, und auch die Sammlermentalität ist dort viel ausgeprägter als in Europa», resümiert Massini.

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«Alles, was das Auto erlebt hat ab dem Moment, als es aus dem Gebäude in Maranello herausgefahren wurde. Diese Erlebnisse kennt ­Ferrari nicht – das ist dann quasi mein Job.» Marcel Massini

Ein gutes Dossier ist nicht unbedingt kaufentscheidend, aber als komplementäre Dokumentation oder sogar Gesamtdokumentation des Fahrzeugs für eine Teilnahme an einem Concours d’Elégance wie Villa d’Este, Pebble Beach oder andere durchaus von Vorteil. Es liefert üblicher­ weise den Lebenslauf mit Anfang im FerrariWerk und Dokumenten wie dem Foglio di montaggio, Kaufrechnungen, die Korrespondenz des Erstkäufers, weitere Verträge und besonders wichtig: Dokumentatio­ nen über alle Umgestaltungsarbeiten – beispielsweise Rech­nungen über Neulackierungen oder ein neues Lederinterieur. Natürlich spielt es eine Rolle, bei wem diese Restaurierungen gemacht wurden. Massini kommentiert kopfschüttelnd: «Es gibt Leute, die kaufen einen Ferrari für 5 Mio. Dollar und gehen dann aber in die Garage um die Ecke, um ihn dort neu lackieren zu lassen.» Im Unterschied zu den Ferrari-Zertifizie­r ungen, die in erster Linie die Originalität bewerten – sprich ob das Fahrzeug noch den Originalmotor, das ursprüngliche Getriebe oder originale Hinterachse, Vergaser, Räder etc. aufweist –, erzählt Massinis Arbeit die Geschichte drum herum, oder wie er es formuliert: «Alles, was das Auto erlebt hat ab dem Moment, als es aus dem Gebäude in Maranello herausgefahren wurde. Diese Erlebnisse kennt Ferrari nicht  – das ist dann quasi mein Job.»

eines in Belgien und eines in Amerika. Nun müssen die vier Besitzer an einen Tisch gebracht und geklärt werden, ob ein Wechsel der Motoren möglich ist, damit alle Fahrzeuge wieder «matching-numbers» aufweisen – schliesslich macht dies einen Preisunterschied von 20% aus, und nicht nur darum müsste es eigentlich im Interesse eines jeden Classic-Car-Besitzers sein, das Fahrzeug möglichst im Originalzustand zu bewahren. Aber Massini wiegelt ab: «Weltweite Koordination und unterschiedliche Philosophien führen nicht immer zu einem Konsens.»

Massini ist auch überzeugt, dass sich das Interesse an Ferrari fast von selbst verstärkt: Man starte vielleicht mit einem modernen F8, und mit der Zeit und mehr Wissen suche man dann später womöglich ein älteres Modell wie einen 575 Maranello oder einen 612 Scaglietti. Und dann vielleicht auch noch ein klassischeres wie einen Daytona. Je mehr man sich mit der Marke Ferrari befasse, desto mehr Variationen, die es eigentlich bei keiner anderen Automobilmarke gebe, lerne man kennen, erklärt Massini und schlussfolgert: «Die Leidenschaft für Ferrari braucht Zeit, Enthusiasmus und Arbeit – aber sie ist sehr faszinierend!»

IT’S A MATCH Zu Massinis Kunden zählen unter anderen auch die grössten Auktionshäuser wie Artcurial Monaco, Gooding & Co., RM Sotheby’s und Bonhams, für welche er die zu veräussernden Ferraris vorab überprüft. Aktuell begleitet Massini den speziellen Fall eines Ferrari 275 GTB, der leider keinen Originalmotor aufweist. Für dessen Zurücksetzen in den Originalzustand sind nun vier Fahrzeuge desselben Typs involviert: zwei in der Schweiz,

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Fotos: Marcel Massini

CLASSIC CARS ALS KUNSTOBJEKTE Ferrari Classic Cars sind nicht nur bei renommierten Auktionshäusern vertreten, sondern werden auch als Kunstobjekte im Museum of Modern Art in New York ausgestellt oder in exklusiven Sammlungen kuratiert – wie die von Ralph Lauren, welche 30 Ferraris und ca. 120 andere Fahrzeuge äusserst ästhetisch auf Podesten stehend präsentiert. Für Massini mehr als verständlich: «Ferrari ist von der Geschichte her höchst interessant und sehr emotional. Und das bisschen Drama gehört auch dazu. Einen Ferrari kauft man nicht einfach so – genau wie ein Kunstwerk», bringt er es auf den Punkt.


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UN VERO CLASSICO Die Restauration des Ferrari 330 GT 2+2 bei B.I. Collection: Peter Furer, Leiter Classiche, lässt sich über die Schulter schauen und plaudert aus dem Werkzeugkästchen. 54


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Peter Furer während Restaurationsarbeiten am Ferrari 330 GT.

die Kompatibilität der mechanischen Funktionalität. Furer: «Das Projekt ist ein ausserordentliches Erlebnis für mich, und ich spüre die grosse Verpflichtung gegenüber diesem historischen Ferrari-Modell. Gleichzeitig ist es eine Herausforderung, die ich gerne voller Freude und Stolz annehme, um diesen Ferrari bis zur offiziellen Zertifizierung vorzubereiten.» Das Projekt lässt Peter Furer auch abends nicht los: Sogar zur späten Stunde sucht er noch in historischen Büchern und im Internet nach neuen Ideen und Lösungsan­

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sätzen. Zusätzlich tauscht er sich intensiv mit unterschiedlichsten Ferrari-­ Besitzern und ehemaligen Ferrari-Mechanikern aus. Peter Furer arbeitet zusammen mit Loris Visciani an diesem Projekt – einem hoffnungsvollen Nachwuchstalent in der Classiche-Werkstatt bei B.I. Collection. Der 23-Jährige besitzt selber einen Youngtimer, aber hegt eine grosse Leidenschaft für klassische Autos und verfolgt den Weg zum Auto-Restaurateur.

Fotos: Sven Germann

Bei der Restauration eines derart speziellen Fahrzeugs sind Präzision, Terminierung und eine perfekte Ausführung die wichtigsten Grundpfeiler. Das erfordert stundenlange, äusserst detaillierte Planung mit ständigem Hinterfragen und Überprüfen der laufenden Prozesse. Peter Furers persönliches Highlight ist die Fertigstellung des Motors – respektive die Beschaffung der richtigen Originalteile, das historische Nachforschen deren Echtheit, die Überwachung der höchsten Qualitätsstandards und schlussendlich


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CLASSIC FUSION FERRARI GT Gehäuse aus 3D Karbon. Manufakturwerk UNICO mit Chronographfunktion. Limitierte Auflage von 500 Exemplaren.

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FERRARI TEAM NEWS ZLATKO GOJEVIC After Sales Ambassador auch die gesamthafte Flottenbetreuung und Qualitäts­ sicherung der Fiat Group Suisse SA anvertraut. Seit Mai 2020 ist Zlatko Gojevic After Sales Ambassador bei B.I. Collection. Sein vertieftes Fachwissen, sein Sprachtalent – ganze fünf Sprachen fliessend – und sein kreatives «Out-ofthe-box»-Denken zeichnen ihn besonders aus.

Zlatko Gojevic bekam die Leidenschaft für Motoren in die Wiege gelegt: Sein Vater nahm ihn schon als Kind mit in seine Werkstatt. Nicht verwunderlich, liess er sich später zum Automobil-Mechatroniker / Diagnostiker ausbilden. Nach seiner Lehre im Fiat Center Zürich, wo er die Marken Fiat, Alfa Romeo, Abarth, Lancia und Jeep kennenlernte, wurde ihm die dortige PR-Flottenbetreuung und ab 2007

Unser Marketingteam steht Ihnen gerne für weitere Informationen zur Ver fügung: Anke Fischer, 044 736 17 69, a.fischer@ferrari-zurich.ch Fabienne Danner, 044 736 17 69, f.danner@ferrari-zurich.ch

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FERRARI EVENTS 2020 25.–27. September 2020 FERRARI CHALLENGE Laguna Seca, USA 26.–27. September 2020 FERRARI CHALLENGE Misano, IT 8.–10. Oktober 2020 FERRARI CHALLENGE Dubai, ARE 9.–10. Oktober 2020 FERRARI CHALLENGE Snetterton 300, UK 9.–11. Oktober 2020 FERRARI CHALLENGE Sebring, USA 5.–8. November 2020 FERRARI CHALLENGE – FINALI MONDIALI Misano, IT 4.–6. Dezember 2020 FERRARI CHALLENGE Sepang, MYS 59


Wir schauen zurück auf drei gelungene Events, mit denen B.I. Collection den Zürcher Sommer versüsste: Zu sehen waren «The Big Five» – die modernen Supercars Ferrari 288 GTO, Ferrari F40, Ferrari F50, Ferrari Enzo und LaFerrari –, aber auch zeitlose ikonische Modelle aus den 50er und 60er Jahren. Und nicht zuletzt sorgte «Ferrari al Cinema» für popcorntaugliche Unterhaltung.

CELEBRARE IL CAVALLINO RAMPANTE

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Fotos: B.I. Collection & Martin KĂźnzle


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OLD TIMES

FERRARI 250 GT COUPÉ PININFARINA SERIE I Text: Nina Treml

Dieses Modell stellt sich in eine lange Reihe von Ferraris, die zwischen 1952 und 1964 die Zahl 250 im Namen trugen – entsprechend des damals Ferrariüblichen Verfahrens, die Modelle nach dem Hubraum eines einzelnen Zylinders zu benennen. Lag der Fokus zunächst auf den Rennversionen, vergrösserte Enzo Ferrari sukzessive die Anzahl strassentauglicher Fahrzeuge, um sich seine teuren Motorsporteinsätze leisten zu können. Den Anfang machte 1953 der 250 Europa, allerdings noch mit dem alten V12 aus dem America. Erst im 1954 lancierten 250 Europa GT kam der legendäre, aus dem Rennsport abgeleitete 3,0-Liter-Motor des Ingenieurs Gioacchino Colombo zum Einsatz.

Nach einer Reihe verschiedener geschlossener und offener GT-Versionen wurde 1958 in Mailand das elegante Coupé der Serie I vorgestellt. Pininfarina – als Designer in der Folge für praktisch alle Ferrari-Modelle verantwortlich – stellte ein wunderbar schnörkelloses, klassisches Fahrzeug auf die Räder. Aus Kapazitätsgründen wurde die Produktion der Karosserien an verschiedene Firmen ausgelagert.

Leistungsgewicht – selbst dann, wenn der 100 Liter fassende Benzintank gefüllt war. Erstmals bei Ferrari gab es zudem Scheibenbremsen.

Das Fahrzeug war nicht nur teurer als die Konkurrenzmodelle von Maserati und Mercedes-Benz, sondern tatsächlich luxuriöser. Verwendet wurden nur feinstes Leder und edelstes Chrom. Der Colombo-Motor leistete 240 PS. Bei einem Gewicht von knapp über einer Tonne ergab dies ein hervorragendes

Insgesamt wurden 351 fast identische Exemplare gebaut.

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Zahlreiche 250 GT wurden gewichtsund leistungsoptimiert, um von Privat­fahrern im Rennsport eingesetzt zu ­werden. Das Pininfarina-Coupé war dagegen auf Komfort ausgelegt – auch für die lange Reise.


IMPRESSUM Redaktion: B.I. COLLECTION Redaktionsleitung und Text: ANKE FISCHER Design: CHARLES BLUNIER & CO. Text: LINDA EGLOFF Druck: DRUCKEREI SCHÖB


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