Dokumentation Jugend-Kultur-Tage 2010

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n o i t a t n D o k um e


GELEITWORT JUGEND-KULTUR-TAGE 2010 Die Jugend-Kultur-Tage sind in 2010 erfolgreich in die zweite Runde gestartet. Die Erwartungen, die damit verbunden waren, wurden bei Weitem übertroffen. Die anfängliche Frage, ob es ein eigenes Veranstaltungsformat für Jugendliche geben muss, ist damit klar und eindeutig mit einem riesengroßen JA beantwortet. Organisiert und durchgeführt wurden die Jugend-Kultur-Tage vom Verein FOKUS. Den Organisatoren sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich gedankt und Hochachtung dafür ausgesprochen, dass wieder sehr viele Jugendliche erreicht werden konnten. Erreicht wurden Jugendliche, die in 2008 schon dabei waren; darüber hinaus wurden aber auch neue Zielgruppen angesprochen und zum Mitmachen motiviert. Hier wird deutlich, dass junge Menschen immer wieder Anregungen und (Zeit)Räume brauchen, um ihre kreativen Potentiale zu erkennen und auszuleben. Auch bestehende Großprojekte haben durch die Jugend-Kultur-Tage einen Fortschritt erfahren, wie beispielsweise die Zeitkapsel oder art works!. Erobert wurden auch neue Räume, um die entstandenen Kunstwerke zu präsentieren.

Mit der Traumfabrik Petersburg finden junge Menschen eine unfertige Umwelt, die es zu gestalten und auch zu entwickeln gilt. Dazu gehört auch die Konfrontation mit rechtlichen Rahmenbedingungen wie Brandund Unfallschutz. Herzlich danken möchte ich allen, die das Projekt finanziell und damit auch ideell unterstützt haben. Es ist ein gutes Gefühl für Organisatoren und Teilnehmer, starke Partner, wie PwC-Stiftung, Sparkasse Osnabrück, Auerbach-Stiftung und den Landschaftsverband Osnabrücker Land, hinter sich zu wissen. Ich freue mich auf die Jugend-Kultur-Tage 2012, wünsche allen, die dazu beitragen, eine glückliche Hand und hoffe, dass der Kreis der Sponsoren und Unterstützer uns weiterhin gewogen bleibt.

Rita Maria Rzyski, Stadträtin

Impressum Forum Osnabrück für Kultur und Soziales e. V. Große Gildewart 6-9 | 49074 Osnabrück Telefon: 0541 28956 | Telefax: 0541 28957 | E-Mail: post@fokus-os.de Internet: www.fokus-os.de & www.jugend-kultur-tage.de Vertretungsberechtigter Vorstand: Hubertus Wilker (1. Vorsitzender), Birgit Müller, Katharina Opladen, Joachim Groneberg, Klaus Tecklenburg, Registergericht: Amtsgericht Osnabrück, Registernummer: VR Nr. 2412, Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 10 Absatz 3 MDStV: Hubertus Wilker Ansprechpartnerinnen Hanna von Behr (vonbehr@fokus-os.de) | Anna Pöppelmeyer (poeppelmeyer@fokus-os.de) Redaktion Susanne Häring (S.A.Haering@googlemail.com) Gestaltung bvw werbeagentur & verlag GmbH Fotos Hanna von Behr, Zoe Benecke, Manfred Blieffert, Sascha Göpel, Stefanie Hiekmann, Lotta Jegodtka, Katrin Lehmann, Christian Lindemann, Anna Pöppelmeyer, Justus Rolfes, Tina Schick, Margret Triphaus, Nicola Wütherich

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INHALTSVERZEICHNIS Die antreibenden Kräfte

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Vom Mitmischen zum Anstiften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 6 Grand Opening . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 9 Veranstaltungsübersicht A-Z

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Musik als Ausdrucksmittel: vielfältig und kreativ

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Seite 10 Seite 12

Visionen für die Zukunft entwickeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 14 „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist“

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Neue Räume erobern und Träume verwirklichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 22 Aktiv werden und Neues wagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 24 Horizont erweitern und Stellung beziehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 27 Auch das ist Kultur

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Gemeinsam stark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 32 ......................................................................................

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Rückblick und Ausblick Sponsoren

Kooperationspartner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 39

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NOZ 28.8.09

DIE ANTREIBENDEN KRÄFTE FOKUS E.V. Der Verein FOKUS (Forum Osnabrück für Kultur und Soziales) steht seit über 20 Jahren für flexible, innovative Projektentwicklung und Trägerschaft in den Bereichen Jugend und Kultur. Die Aufgabenbereiche des gemeinnützigen Vereins sind breit gefächert und umfassen die Schwerpunkte: Kinder- und Jugendarbeit, Neue Medien, Schulsozialarbeit und Kulturarbeit. Als Kooperationspartner der Stadt Osnabrück zeichnet sich FOKUS e.V. aus durch: • Langjährige Erfahrung im Veranstaltungs- und Projektmanagement • Breites organisatorisches und fachliches Know-how in der koordinierenden und vernetzenden Projektplanung • Internationale Kontakte und Kooperationen • Erfolgreiche Akquise von Drittmitteln für die Realisierung außergewöhnlicher Projektideen • Eine Vielzahl von anerkannten und innovativen Projekten Der Verein hat sich durch sein breites Tätigkeitsspektrum zwischen Jugendarbeit und Kulturarbeit ein umfassendes Kompetenzprofil geschaffen, das in immer stärkerem Maße von verschiedenen Projektpartnern angefragt wird, so auch bei den JugendKultur-Tagen. In diesem Rahmen tritt FOKUS e.V. neben der Konzeption, der Koordination und der Durchführung einzelner eigener Programmpunkte auch als organisatorisch-logistischer Unterstützer auf. FOKUS e.V. versteht sich als Forum für Ideen und Projekte im Kultur- und Jugendbereich, das Neues möglich macht, aber auch Bewährtes optimiert.

LENKUNGSGRUPPE Die Lenkungsgruppe ist seit Beginn der Jugend-Kultur-Tage ein festes Instrument, das im Hintergrund agiert und sich durchschnittlich alle zwei Monate trifft. Für den zweiten Durchlauf des Projektes konnten weitere Mitarbeiter aus der Jugendarbeit gewonnen werden, um neben dem AK Jugend auch auf anderer Ebene einen möglichst hohen Bezug zur Zielgruppe zu gewährleisten. Gemeinsam übernahmen die Fachbereichsleiter des Fachbereichs Kultur und des Fachbereichs Kinder, Jugendliche und Familien, Vertreter von FOKUS e.V. (Projektgruppe und Vorstand) und Mitarbeiter von städtischen Jugendzentren sowie Zentren in freier Trägerschaft die beratende und fachliche Unterstützung des Projektes. Jugendliche aus dem AK Jugend wurden ebenfalls mit einbezogen, wenn es beispielsweise um das Anstoßen neuer Projektideen ging. Hintergedanke bei der Einrichtung dieses Gremiums war, bereits auf der Organisationsebene eine möglichst hohe Vernetzung zu erreichen. Des Weiteren wurden in diesem Kreis Themen wie Finanzen und Anträge, Werbung und Presse, sowie allgemeines Organisatorisches besprochen und kontinuierlich reflektiert. Die beratende, unterstützende Aufgabe soll erhalten bleiben. Darüber hinaus ist angedacht, eine Ideenwerkstatt für Interessierte einzurichten, um mit mehr Zeit gemeinsam größere Projekte zu entwickeln und damit die Kooperationen auszubauen.

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AK JUGEND Wie sich bereits bei den ersten Jugend-Kultur-Tagen zeigte, war der AK Jugend ein wichtiger Baustein, der maßgeblich zum Erfolg des Projektes beigetragen hat. Er setzte sich auch in diesem Jahr wieder aus über 20 aktiven Jugendlichen zwischen 15 und 22 Jahren zusammen, die aus verschiedenen Stadtteilen und dem unterschiedlichsten sozialen Umfeld kommen. Sie besuchen Schule oder Uni, machen FSJ, Ausbildung oder Jahrespraktikum. Der Start mit einem gemeinsamen Planungswochenende im August 2009, bei dem erste Ideen für das neue Programm, das Marketing und die Werbelinie entstanden, erwies sich als äußerst positiv. Die nicht homogene Gruppe fand dadurch schnell zueinander und zeigte im weiteren Verlauf eine hohe Kreativität. Bei den regelmäßigen Treffen wurden sowohl Fragen zum Projektmanagement, wie Zeit- und Terminplanung, Location-Scouting und Öffentlichkeitsarbeit, als auch Projektideen von außenstehenden Kooperationspartnern diskutiert, weiterentwickelt und über das weitere Vorgehen entschieden.

schließenden Sitzung nach den Jugend-Kultur-Tagen zeigten sich alle ausnahmslos zufrieden mit der Projektentwicklung und ihren Beteiligungsmöglichkeiten. Zudem sagten sie ihre weitere Mitarbeit zu, ein Indiz für die Identifikation mit dem Projekt und ihrer Rolle als Mitwirkende. „Für mich war es eine wunderbare Zeit mit tollen Menschen, die ich kennen lernen durfte. Ich habe mich bei diesem einzigartigen Projekt neben meinem FSJ engagiert, weil ich hier meine Ideen verwirklichen und für andere Jugendliche etwas Cooles gestalten konnte. Wo erhält man sonst die Chance, so nach seinen Interessen und Fähigkeiten gefördert zu werden oder Dinge selbst an sich zu entdecken? Mein Highlight war das Angebot des FilmFestes: Filme auszusuchen und anschließend zu präsentieren. Das war toll.“ (Kristin Beer, AK Jugend)

Für effektives, zielgerichtetes Arbeiten wurden kleinere Arbeitsgruppen eingerichtet: Trailer, VJ-Workshop, Sounds Around O‘, Next Level und die Planung der Auftaktveranstaltung wurden mit einem hohen Maß an Eigenverantwortlichkeit von den Einzelnen durchgeführt. Adäquate Beratung stand ihnen permanent zur Verfügung. Nicht nur hinter den Kulissen waren die Jugendlichen aktiv, sondern sie beteiligten sich auch z. B. an der filmischen Dokumentation und der Durchführung. Die zunehmende Einbindung und Übertragung von Verantwortung verwandelte die anfänglich verhaltene Mitarbeit in selbstbewusstes Engagement. Die gemeinsame Verantwortung vermittelte den Jugendlichen, in ihrer Mitbestimmung ernst genommen zu werden. Auf der ab-

Von links nach rechts: Daniela Lulis, Daniel Neubert, Hendrik Schmidt, Valerina Zekaj, Lisa Tegeler, David Missal, Isabel Intrup, Felka-Franziska Dlubatz, Kathrin Gläser, Nora Kleffmann, Ömer Kantar, Tobias Ranke, Josha Pankoke, Julian Knäuper Nicht abgebildet: Cristina Aravena, Kim-Lisa Becker, Kristin Beer, Swaantje Hehmann, Eva-Maria Jahn, Katharina Kassing, Katrin Lehmann, Laura Neubert, Justus Rolfes, Daniel Schröder, Katharina Steck, Svenja Wacker und Katharina Wüsthof

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VOM MITMISCHEN ZUM ANSTIFTEN! DAS INTERNET NOZ 19.10.09

Das Internet scheint das Medium zu sein, das die Erreichbarkeit der Zielgruppe am ehesten garantiert. Die Homepage der Jugend-Kultur-Tage wurde komplett überarbeitet und mit Videos, Musik und Kurzberichten ausgestattet, so dass es weiter spannend ist, sich auf den Seiten umzuschauen. Mit der Homepage verknüpft wurde auch das Programmheft, das online ca. 2500 Mal gelesen wurde und damit digital stärker frequentiert wurde als 2008. Myspace, die Plattform für Musik, erleichterte vor allem die Kontaktaufnahme und Kommunikation zu allen Bands des CD-Projektes Sounds Around O‘ -Vol.II. Facebook erlebt seit einem knappen Jahr einen deutschlandweiten Boom und hat andere Plattformen wie die lokale OScommunity weit hinter sich gelassen. Auf der eingerichteten Seite wurden Termine und Kommentare zu den Angeboten gebloggt und sie bietet vermutlich Potential weiter ausgebaut zu werden.

DIE REKLAME Das Programmheft wurde zu 2008 nicht wesentlich verändert, da dessen Gestaltung bei Mitveranstaltern und Jugendlichen große Begeisterung hervorrief. Damit ist die Wiedererkennung gesichert. Neu ist eine Übersicht in Form eines herausnehmbaren Kalenders. 10.000 Programmhefte wurden ab der Kulturnacht aktiv vom AK Jugend verteilt. Auch Plakate, Banner und Buttons sind gezielt unter anderem in der Fußgängerzone eingesetzt worden, um dem Publikum stets präsent zu sein. Die Zusammenarbeit mit den Medienpartnern Neue Osnabrücker Zeitung, Stadtblatt und Zilla Medienagentur erwies sich wiederholt als äußerst erfolgreich. Zahlreiche Berichte im

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Print, im Radio oder beim lokalen Online-Fernsehen unterstützten deutlich die Förderung des öffentlichen Interesses und warben für die Teilnahme.

DIE POSTKARTE Der erste Schritt, der bereits im Herbst 2009 auf die Jugend-Kultur-Tage 2010 vorbereitete, war die Umfrage mit der Postkarte Anstiften. Schulen sind der Ort, an dem fast alle Jugendlichen in der Altersgruppe von 14 bis 21 Jahren erreicht werden. Nach Absprache mit der jeweiligen Schulleitung konnten die Postkarten dort verteilt werden und erzielten somit eine breite Streuung innerhalb der Zielgruppe unabhängig der sozialen oder kulturellen Herkunft. Jugendkultur unterliegt einem steten Wandel. Von daher ist es notwendig, Umfragen wiederholt durchzuführen, um neue Strömungen aufzuspüren und damit Impulse für die Programmentwicklung zu bekommen. Die Postkarte bot nicht nur die Möglichkeit, ein attraktives Programm zu kreieren, sondern auch das Vertrauen der Jugendlichen zu gewinnen. Die Befragung verdeutlicht ihnen, dass sie und ihre Wünsche ernst genommen werden. Gleichzeitig ist das der erste Schritt sie zu bewegen, zu aktivieren und zu interessieren. Als Anreiz sich zu beteiligen wurden limitierte Planentaschen der ersten Jugend-Kultur-Tage, die CD Sounds around O‘ und Kinogutscheine für das kreative Engagement verliehen.

DER TRAILER Die Idee zu einem Trailer entwickelte der AK Jugend, der den finalen 54-sekündige Clip aus rasanten Videoschnitten und Fotos der letzten Jugend-Kultur-Tage realisierte. Dazu gehörte vorhandenes Material zu sichten und auszuwählen bzw. ein Konzept zu erstellen und sich mit Schnittprogrammen vertraut zu machen. In Teamarbeit wurden unterschiedlichste Ideen kombiniert und umgesetzt, so dass ein rundes Ergebnis entstanden ist. „Auf das Ergebnis sind wir richtig stolz. Für mich hat sich das Projekt besonders gelohnt, da ich nun weiß, dass ich die richtige Berufswahl getroffen habe.“ (Julian Knäuper, AK Jugend)


„HANDMADE BEAMS“ Um bereits im Vorfeld einen Vorgeschmack auf die Jugend-Kultur-Tage zu bieten, stand bereits die Kulturnacht Ende August unter dem Motto „Jugend“. Im Keller der Bischöflichen Kanzlei an der Hasestraße wurde in diesem Rahmen das Ergebnis eines VJ-Workshops präsentiert, den einige Jugendliche des AK Jugend während der Sommerferien gemacht hatten. Sie produzierten eine Videoinstallation, bei der sie von der Erstellung bis zur Präsentation alle Schritte selbstständig erarbeiteten. Hilfestellung erhielten sie dabei von einem professionellen VJ. Filmaufnahmen und Fotografien, die die Jugendlichen zunächst in ihrem nächsten Umfeld in Osnabrück machten, wurden im Folgenden bearbeitet, verfremdet und in einem für Videoinstallationen kompatiblen Programm zusammengestellt. Im fortlaufenden Arbeitsprozess entwickelten die Jugendlichen verschiedenste Medienkompetenzen, entdeckten die Geheimnisse von Videoeffekten, die sie aus dem täglichen Umgang mit den Medien bereits kennen und wurden spielerisch vom Konsumenten zum Produzenten. Die Nutzung einer kostenlosen Software ermöglichte ihnen anschließendes Tüfteln auch zu Hause. Die fertige Installation „handmade beams“ wurde durch eigens komponierte Musik vervollständigt. Stimmungen, die im Bildmaterial für das VJ-Projekt auftauchen, wurden in der Musik wieder angesprochen. Nachdem die ersten unbearbeiteten Impressionen entstanden waren, bekamen die Musiker diese zur Umsetzung in Klänge. Die fertige Installation bot ein Zusammenspiel von Bild und Ton, die sich per Zufall generieren. Eine besondere Atmosphäre wurde durch die Kombination des alten Kellergewölbes mit innovativer Technik hervorgerufen, wodurch das Projekt viel positive Resonanz bekam.

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CATWALK INTO TOWN Der blaue Teppich für die Jugendkultur wurde mitten in der Innenstadt zwischen Theater und Nikolaiort ausgerollt und ermöglichte den Teilnehmern der ersten Workshops, sich und ihre Ergebnisse zu präsentieren und weiteres Programm anzukündigen. Diese Öffnung nach außen vor das breite Publikum erfordert bei den Jugendlichen Mut und sensibilisiert die Öffentlichkeit für das Thema Jugendkultur. Was heißt Jugendkultur? Was macht Jugend? Wofür interessiert sie sich? Viele Jugendliche nutzten diese Bühne, um ihre Talente und Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und ernteten dabei große Anerkennung. Auf dem blauen Teppich waren bekannte Größen der Osnabrücker Jugendkulturszene vertreten wie [Parajump], die Osnabrooklyn Crew und Hot‘n‘Fresh. Aber auch Projekte wie sChOOL beats fanden dort eine Bühne. Die Aktion Catwalk into Town dient nicht nur der passiven Unterhaltung, sondern will aktivieren. Angebote wie Stencil-Graffiti, bei denen Jung und Alt sprühen konnten, wurden sehr gut angenommen. Besonders der Aspekt des Probierens ohne Verpflichtung und dabei Kunst zum Mitnehmen zu produzieren, zog das Publikum an. Parkour und Segway waren die sportliche Variante der Beteiligung.

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Neben der Präsentation der Ergebnisse, die den Jugendlichen eine öffentliche Plattform bot sich zu zeigen diente der Catwalk als Werbekampagne für weitere Veranstaltungen und Workshops. Die Teilnehmer des jungen Theaters GOSO nutzten diese Möglichkeit, um kostümiert für ihre Aufführungen zu werben. Der Catwalk into Town erfüllt somit eine doppelte Funktion. Einerseits ist er eine Bühne für Jugendliche, auf der sie sich und ihre Talente präsentieren können und dabei eine direkte Resonanz erhalten und andererseits dient er der Werbung für weitere Veranstaltungen und Workshops, indem er Neugierde weckt und Aufmerksamkeit erregt.


GRAND OPENING

Mit einem lauten Startschuss eröffneten die Jugend- Kultur-Tage 2010. Angefangen mit dem neuen Namen Grand Opening, für den sich Jugendliche entschieden, erfolgte der Start mit einer offizielle Eröffnung im Jugendzentrum Ostbunker. Der AK Jugend wollte mit der Veranstaltung nicht nur Sponsoren, Kooperationspartner und andere Offizielle ansprechen, sondern vor allem Jugendliche. Das Jugendzentrum Ostbunker wurde als Ort gewählt, da sich Jugendliche hier treffen, um ihre Freizeit gemeinsam zu verbringen. Jugendkultur konnte an einem Ort erlebt werden, an dem Jugendkultur stattfindet. Das Programm bot einen Vorgeschmack auf die JugendKultur-Tage, um zur weiteren Beteiligung anzuregen. Das vielfältige Angebot wartete auf mit Las Vegas-Styling, bei dem sich Jugendliche das perfekte Styling für den Abend abholen konnten, einer erneuten Präsentation von „handmade beams“, der Fotowand Pimp my Car 2008, dem Café mit Häppchen und der Option sich unter professioneller Anleitung einen alkoholfreien Cocktail selbst zu mixen, einem Konzert von 777 und vielem mehr. Der offizielle Startschuss erfolgte von Ulrich Sommer, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, der mit einigen Worten auf die Möglichkeiten des bunten Angebotes verwies, das Büfett eröffnete und sich über das rege Interesse der ca. 100 Jugendlichen freute, die zur Eröffnung gekommen waren. Eine Verbindung zum anschließenden Konzert im Haus der Jugend mit Luxuslärm gab es mit einem Shuttle-Service. Das Grand Opening öffnete Wege, die darauf warteten, begangen zu werden.

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VERANSTALTUNGSÜBERSICHT A-Z 1. bis 23. Oktober 2010

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ART WORKS | Kunstprojekt zum Thema „Wellness“ mit Ausstellung in der Traumfabrik Petersburg F FOKUS e.V. und Belmer Integrationswerkstatt e.V., Zentrum für Jugendberufshilfe Dammstraße, Handwerkskammer Osnabrück-Emsland, Werkstatt Georgsmarienhütte gGmbH, Kulturwerk Bildende Kunst Osnabrück e.V. in Kooperation mit der Traumfabrik Petersburg ALTERNATIVE GRAFFITI | Workshop F Basementsound e.V. in Koop. mit FOKUS e.V. ARBEITSKREIS JUGEND | engagierte Jugendliche planen und organisieren die Jugend-Kultur-Tage F FOKUS e.V. BALLETT-TRAINING FÜR EINSTEIGER | Workshop F FOKUS e.V. und Tanzforum Heinrichstraße BELLYDANCE | Workshop F FOKUS e.V. und Tanzstudio hipdance BREAKDANCE FOR ALL! | Workshop F Stadtteiltreff Haste und Osnabrooklyn Crew CAPOEIRA FÜR JUGENDLICHE | Workshop F JZ WestWerk CATWALK INTO TOWN | Veranstaltung F FOKUS e.V. CRIP-WALK | Workshop F FOKUS e.V. und Tanzschule Patsy & Michael Hull DAFÜR BRENNE ICH - THEATERFAHRT | Workshop für das Theater-Mosaik F Verein der Freunde des Kinder- und Jugendtheaters in der Stadt und Landkreis Osnabrück e.V. und der Initiativkreis Region Osnabrück e.V. in Kooperation mit dem Theater Osnabrück DANCE FOR NATURE | Umwelttanzprojekt F Theater Osnabrück in Koop. mit der DBU und der Niedersächsischen Auslandsgesellschaft DEM TATORT AUF DER SPUR - KRIMI-CACHING IN OSNABRÜCK | Workshop F Literaturbüro Westniedersachsen/Stadtbibliothek in Koop. mit Tina Schick DESIGN YOUR BODY-ACCESSOIRE | Workshop mit Präsentation F FOKUS e.V. und Paletot – Mode im Loft, Annette E. Schneider DIABOLO & CO. | Workshop für das Theater-Mosaik F FOKUS e.V. DIE ANFÄNGE DES BEATBOXING - SOUNDCOMEDY | Workshop F GZ Ziegenbrink in Koop. mit Basementsound e.V.

DIE FRIEDENBRÜCKS - JUNGES OFF-THEATER | Veranstaltung F Theater Experimentell, Antonia Klostermann DIE ORSONS + SUPPORT | Konzert F Haus der Jugend und Zukunftsmusik DIE WELT ALS MODELL - HAUSBOOT | Modellbauworkshop F FOKUS e.V. und martini|50 - Forum für Architektur und Design in Koop. mit der Hochschule Osnabrück und der Jade Hochschule - FH Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfeth FANARBEIT IN OSNABRÜCK | Podiumsdiskussion F Haus der Jugend in Koop. mit der „Violet Crew - Ultras Osnabrück“ FREE ART FRIDAY | Workshop F Musik&Kunstschule Osnabrück GALANT DURCHS LEBEN - MIT CHARME UND STIL BEZAUBERN | Workshop F Fokus e. V. und Tanzschule Patsy & Michael Hull GOSO - JUNGES OFF-THEATER | Veranstaltung F Theater Experimentell, Antonia Klostermann GRAFFITI - OPEN WALL | Workshop F JZ Ostbunker GRAND OPENING | Eröffnungsveranstaltung F FOKUS e.V. in Koop. mit JZ Ostbunker HIP HOP | Workshop F FOKUS e.V. und Tanzschule Criss HIP HOP IM BUNKER | Konzert F JZ Ostbunker HIPHOP-STYLE TRENDS 2010 | Workshop F FOKUS e.V. und Tanzschule Knaul JUGENDKULTUR ULTRA | Ein Tag mit der Violet Crew F JZ Ostbunker JUGEND-MEDIEN-WETTBEWERB | Wettbewerb und Preisverleihung F Medienzentrum Osnabrück und FOKUS e.V. in Zusammenarbeit mit dem Osnabrücker FilmForum e.V. JUMPSTYLE MIT [PARAJUMP] | Workshop F FOKUS e.V. und [ParaJump] JUNG IST... | Ein Filmprogramm von Jugendlichen für Jugendliche F Osnabrücker FilmForum e.V. KLANGWELTEN | DJ Workshop F FOKUS e.V. und Stammtisch Mortale


KOMA-AMOK – LIVE MUSIKPERFORMANCE | Veranstaltung F GZ Lerchenstraße/Musikwerkstatt KUNSTKRÄNZCHEN | Offenes Kunstatelier F FOKUS e.V. und Musik&Kunstschule Osnabrück LICHT GRAFFITI | Workshop F Haus der Jugend und Jugendschutzteam LUXUSLÄRM | Eröffnungskonzert F Haus der Jugend, Zukunftsmusik und FOKUS e.V. MÄDCHENZENTRUM CAFÉ DAUERWELLE | Treffpunkt F Mädchenzentrum MODERATIONSWERKSTATT | Workshop für das Theater-Mosaik F FOKUS e.V. und Annette Schekahn MORDGEFLÜSTER - KRIMISPIEL MIT INTERNATIONALEN VERFLECHTUNGEN | Projekt F terre des hommes in Koop. mit FOKUS e.V. MOVING THEATRE: „RHYTHMEN!“ | Veranstaltung F Theater Osnabrück MUSIK-IN-LINER | Mobiles Musikstudio F FOKUS e.V. in Koop. mit dem Musikzentrum Hannover MUSIK-MARATHON | Veranstaltung/Konzert F GZ Ziegenbrink, JZ Ostbunker, JZ WestWerk in Koop. mit FOKUS e.V. NEXT LEVEL | Lange Nacht der Medienexperimente F FOKUS e.V. und Haus der Jugend NIA - MUSIKALISCHE TANZINSPIRATIONEN | Workshop F FOKUS e.V. und Laetitia Godineau OUTTA BABYLON | Veranstaltung F Basementsound e.V. PIMP MY CAR | Projekt F Stadtteiltreff Haste in Koop. mit Auto Weller PIMP MY VIDEO | Projekt F Stadtteiltreff Haste REGGAE-DANCEHALL-HIPHOP | DJ Workshop F Basementsound e.V. SCHALT’ HALT MAL AB! | Workshop für das Theater-Mosaik F FOKUS e.V. und Jörn Glitzenhirn SCHOOL BEATS | Projekt F IfM Osnabrück in Koop. mit dem Gymnasium „In der Wüste“ und FOKUS e.V.

SCHUHE, DIE GESCHICHTEN ERZÄHLEN | Projekt mit Schreibwerkstatt und Ausstellung F FOKUS e.V. in Koop. mit FB Kultur/Museumspädagogik, Kulturgeschichtliches Museum/Villa Schlikker, Erich-MariaRemarque-Friedenszentrum und Thomas Morus-Schule SHAKE YOUR... SHOW ME...!!! | Workshop F Basementsound e.V. SINGEN! | Workshop für das Theater-Mosaik F FOKUS e.V. und Darja Seeger SOUNDS AROUND O’ - VOL. II | CD Musik-Sampler F AG Sounds around O’ (Projekt Generation 2.0) und FOKUS e.V. STAGE PERFORMANCE - TANZCHOREOGRAFIEN FÜR BANDS | Workshop F FOKUS e.V. und Tanzschule Patsy & Michael Hull STUDIO-FOTOKURS FÜR JUGENDLICHE | Workshop F Haus der Jugend SURPRISE | Wettbewerb F FOKUS e.V. TALCO | Konzert F JZ WestWerk THEATER-MOSAIK | Veranstaltung F FOKUS e.V. in Koop. mit dem Theater Osnabrück TRAUMFABRIK PETERSBURG | Tag der offenen Burg F Traumfabrik Petersburg WALLFAHRT | Musikfahrt rund um den Wall F FOKUS e.V. und Haus der Jugend WEIL WIR MÄDCHEN SIND | Workshop mit Ausstellung F Museum am Schölerberg WEIßT DU, WAS ICH GLAUBE... | Bustour durch die Welt der Religionen F Büro für Friedenskultur der Stadt Osnabrück in Koop. mit ev.reformierten Jugendkirche, Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religionen e.V.(DITIB), Jüdische Gemeinde Osnabrück, Ev.Kirchenkreis Osnabrück, Arbeitsgemeinschaft der Religionen Osnabrück (AROS) WIKI 3 - FILMWELTEN | Workshop für Schüler und Lehrer F Osnabrücker FilmForum e.V.

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MUSIK ALS AUSDRUCKSMITTEL: VIELFÄLTIG UND KREATIV SOUNDS AROUND O’ - VOL. II Bei Sounds around O’ – Vol. II hat sich die stadtübergreifende Vernetzung mit den unterschiedlichsten Kooperationspartnern im Bereich Jugend und Kultur als gute und tragfähige Basis erwiesen. Einer Arbeitsgruppe des AK Jugend wurde das Projekt von der Planung bis hin zur Begleitung der Produktion der CD übertragen. Auf Myspace konnte nach Musikgruppen recherchiert und Kontakt gehalten werden. Auf der zweiten Auflage der CD sollten auch Bands aus den Partnerstädten der Stadt Osnabrück vertreten sein, die mit Unterstützung der Städtepartnerschaftsbüros gesucht wurden. Die jungen Städtebotschafter leiteten die Ausschreibung an ihre Kollegen und Kolleginnen in den Partnerstädten weiter, die sich dort auf die Suche nach Nachwuchsbands machten. Für die Auswahl der CD-Beiträge bewertete eine Auswahlkommission, bestehend aus Musikexperten unterschiedlichster Genres und unterschiedlichsten Alters, die einge-

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reichten Songs. Überraschend beim Endergebnis war, dass jeweils genau eine Band aus den Partnerstädten zu den bestbewerteten 18 Songs gehörte. „The CD was great!“ (Jim Walters, The Foottappers, Derby) Diese Bands werden durch Sounds Around O’ dahingehend gefördert, dass ihr Bekanntheitsgrad wächst – und das nicht nur in Osnabrück. Denn jede der ausgewählten Bands erhielt einige CDs zur freien Verfügung, so dass sich in Osnabrück nun auch Bands aus Çanakkale, Twer, Haarlem, Angers und Derby einen Namen machen können und andersherum. „Excellent! All my family, my colleagues in the music and their families have experienced the same feelings. There are no words to describe the feelings that swept us all! Thanks to Osnabrück!” (Sergey Andreev, Black-Fleyta, Twer) „Das Projekt ist wirklich toll. Es gibt jungen Musikern die Möglichkeit, einen Schritt weiter zu kommen, öffnet vollkommen neue Türen und man lernt fremde Künstler kennen. Die CD stieß in meinem Umfeld auf große Begeisterung. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Projekt einen großen Beitrag zur Intensivierung der partnerschaftlichen Beziehungen der Städte beiträgt.“ (Ferhat Can Özkan, S¸ahis, Çanakkale)


Einige der Gewinnerbands präsentierten sich in einem anderen Rahmen der Jugend-Kultur-Tage live vor einem Publikum: Beim Grand Opening sorgten „777“ für gute Stimmung, die Ausstellungseröffnung art works! wurde von „Play and Rewind“ unterstützt und „King Juli“ heizte auf der Veranstaltung Outta Babylon kräftig ein. Dass dieses Konzept funktioniert und auch die Musiker es als qualitativ hochwertiges Medium betrachten, ist daran erkennbar, dass einige Osnabrücker Bands sich zum zweiten Mal bewarben und trotz eigener produzierter CDs stolz darauf sind, hier vertreten zu sein und es als gute Chance bewerten: „Wir haben bereits zum zweiten Mal mitgemacht, weil wir das Konzept super finden! So viele tolle Bands aus Osnabrück gibt es sonst auf keinem anderen Sampler. Und die Idee, auch ausländische Bands mit ins Boot zu holen, ist top! Wir freuen uns schon auf Nummer drei!“ (Katrin Remmert, k`s life, Osnabrück) Andere Bands nahmen an einem besonderen Training teil. Im Workshop Stage Performance wurde ihnen gezeigt, wie sie sich auf der Bühne bewegen, um Live-Auftritte zu perfektionieren und damit die Bühnenpräsenz zu steigern. Die Teilnehmer durften beim Abschlussball der Tanzschule Hull im Dezember vor ca. 2000 Gästen ihre Ergebnisse präsentieren und die Gäste von sich überzeugen. „Auch für uns gilt das Motto ,Dabei zu sein ist alles‘ und insofern werden wir auch beim nächsten Mal wieder kräftig mitmischen!“ (Carsten Külich, Tanzschule Hull) Auch für diejenigen, die in ihrer musikalischen Entwicklung noch nicht so weit waren, stand ein Angebot kostenlos zur Verfügung. Das mobile Musikstudio Musik-inLiner, ein zum Tonstudio umgebauter Linienbus, wartete auf interessierte Musiker. „Kulturelle Bildung setzt bei den Stärken junger Menschen an, unterstützt sie in der

Entwicklung von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen gegen Ausgrenzung und Ausschluss von Zukunftschancen.“ (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V., Kultur öffnet Welten, 2011). Unter professioneller Anleitung wurden eigene Songs aufgenommen. Dabei konnten eigene Instrumente mitgebracht oder wahlweise vorhandene, wie Gitarren und digitale Drums, genutzt werden. Der Musik-in-Liner ist ein niedrigschwelliges Angebot, das vor allem Jugendlichen aus bildungsfernen Schichten die Möglichkeit bietet, Musik für sich als Ausdrucksmittel zu entdecken, zu nutzen und Kreativität zu entfalten. Einerseits sollen Interessen und Stärken erkannt und ausgebaut werden, andererseits tragen solche Erfolgserlebnisse zu einer neuen Selbstsicherheit bei. Jugendliche beginnen, sich etwas zuzutrauen und lernen, sich anders auszudrücken und sich von ihrer Passivität zu verabschieden.

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Ganz und gar nicht passiv waren die Jugendlichen der Musikwerkstatt des Gemeinschaftszentrum Lerchenstraße. In ihrem Projekt Koma-Amok setzten sich junge Musiker mit ihrer eigenen Lebenswelt auseinander und reflektierten ihre persönliche Situation. Im Anschluss an die Erarbeitung der Thematik wurden die Texte vertont. Die Rapper und Instrumentalisten, die in verschiedenen Kombinationen auf der Bühne standen, präsentierten bei den Jugend-KulturTagen ein 25-minütiges Musikprogramm, das in einem ca. sechsmonatigen Workshop entstand. Unterstützung erhielten die Musikneulinge von der Band „JAM SALAD“, die den Konzertabend mit einer eigenen Mischung aus Rock, Reggae und Rap abrundeten.

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VISIONEN FÜR DIE ZUKUNFT ENTWICKELN sChOOL beats – WAS GROOVT DENN DA? „Die Allgemeinbildende Schule ist der Ort, an dem grundsätzlich alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden und sie Zugang zu den Angeboten kultureller Bildung finden sollten. Vielfältige Formen der Kooperation zwischen Trägern kultureller Bildung und Allgemeinbildenden Schulen, im Idealfall im Rahmen von übergreifenden Konzepten der kulturellen Schulentwicklung und lokaler Bildungsbündnisse, verbinden diese Zugangschancen mit dem besonderen Eigenwert der kulturellen Bildung.“ (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., Kultur öffnet Welten, 2011). Oftmals gerät die klassische Schulbildung in die Kritik, ihr wird vorgeworfen, nicht auf das reale Leben in der Gesellschaft und die berufliche Zukunft vorzubereiten, sondern nur auf schulische Lerninhalte zu achten. Doch seit den ersten PISA-Studien wird umgedacht und es findet ein verstärkter Austausch mit außerschulischen Bildungsträgern statt. „Da sich seit den PISA-Studien gezeigt hat, dass Schulen mit einem ausgewiesenen Kulturprofil in der Gesamtbewertung überdurchschnittlich gut abschneiden, ist diese Lesart des Begriffs Kulturelle Bildung in den vergangenen Jahren besonders in den Vordergrund gerückt.“ (Sven Scherz-Schade, Facetten und Aufgaben kultureller Bildung, Bundeszentrale für politische Bildung). Die Jugend-Kultur-Tage haben Projektarbeit, die sich hinsichtlich der beruflichen Orientierung und der allgemeinen Weiterbildung förderlich auswirken kann, nicht nur als offene Workshops gestaltet, sondern auch direkt mit Schulen und Bildungsträgern kooperiert. „Als wenn ich nur für mich lern‘ die ehrliche, wirkliche Welt ist fern von diesem öden Schulunterricht um alles in der Welt den will ich nicht…“ (sChOOL beats 2010)

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Im Rahmen der Jugend-Kultur-Tage lief eine Woche lang eine Projektarbeit zwischen Studenten der Hochschule Osnabrück - Fachbereich Elementare Musikpädagogik - und 29 Schülern der 9. Klasse des Gymnasiums „In der Wüste“. Dieses Pilotprojekt, angelehnt an den Lehrplan der angehenden Musikpädagogen, sollte bei den Schülern ein elementares Verständnis für Musik und Körper entwickeln und bei den Studenten mögliche Formen der Vermittlung trainieren. Studenten des siebten Semesters führten in dem Projekt sChOOL beats – Was groovt denn da? die Bereiche Bodypercussion, Stimme, szenische Arbeit und die rhythmische Arbeit mit Alltagsmaterialien zusammen und stießen dabei auf großes Interesse bei den Schülern. Schulbücher, Stifte und Tische wurden zu Rhythmusinstrumenten, Hass- und Lieblingsfächer wurden vertont, Begrüßungen auf dem Schulhof in coole Handshakes und Bodypercussion umgesetzt. Hochmotiviert und mit vielen selbst eingebrachten guten Ideen zeigte sich die Klasse auf dem Catwalk into Town mit einer gelungenen Präsentation. Unterstützt wurde das Vorhaben von Johanna Aldag (Diplom-Rhythmikerin und Schlagzeugerin), Dozentin im Bereich Elementare Musikpädagogik, die damit neue Wege mit Schülern und Studenten einschlägt, um mit Freude zu lernen und Orientierung in der Welt zu bieten. Dieses erfolgreiche Unterfangen verdeutlicht, wie eine Kooperation zwischen Bildungseinrichtungen auf unterschiedlichen Ebenen verlaufen kann.

NOZ 13.10.10

DIE WELT ALS MODELL „In der Berufsaus- und -fortbildung sind strategische Allianzen zwischen den Feldern von Hochschulen, Verbänden und Einrichtungen anzustreben, die den Paradigmenwechsel in der Kulturellen Bildung zum Ausgangspunkt für einen partnerschaftlichen Dialog nehmen. Dies schließt Vernetzung mit den einschlägigen Fortbildungsinstituten ausdrücklich mit ein.“ (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., Kultur öffnet Welten, 2011). Bereits bei den ersten Jugend-Kultur-Tagen zeigten sich Schüler interessiert an der Thematik Architektur und gekoppelt mit den Ideen aus der Umfrageaktion Anstiften entwickelte sich eine Kooperation mit martini|50 - Forum für Architektur und Design. Im Rahmen der Vorbereitungen bemühten sich die Initiatoren um Kontakte zur Hochschule Oldenburg, um dadurch ein Angebot auf möglichst hohem Niveau anbieten zu können. Da sich dieses Vorhaben sehr stark in Richtung Berufsorientierung entwickelte, wurde es mit dem Gymnasium „In der Wüste“ durchgeführt. Am Angebot, Die Welt als Modell, nahmen 16 Schüler freiwillig teil, die ihrer Kreativität Raum bieten wollten. In den Räumlichkeiten der Vitischanze lernten die Schüler unter der Betreuung des Oldenburger Architekten Carl-Hendrik Locher, raumgestalterische Ideen zeichnerisch umzusetzen und ein Modell nach architektonischen Maßstäben zu planen und zu entwerfen. Einen praxisbezogenen, motivierenden Einblick in die Arbeitsweise eines Architekten oder Designers gewährten der Fachbereich Industrial Design der Hochschule Osnabrück. Nach einer thematischen Einführung in die Entstehung und Gestaltung von Wohnräumen setzten sich die Schüler mit der Planungsaufgabe auseinander ein Hausboot zu entwerfen: Thema des Entwurfs sollte die Auseinandersetzung mit Wohnformen sein, die sich traditionell wie auch zukunftsgerichtet auf dem Wasser befinden. Zunächst entwickelten die Schüler eigene Raumprogramme und Zeichnungen von Grundrissen, um mit unterschiedlichen Baumaterialien Modelle zu entwickeln. Die entstandenen Modelle spiegeln die unterschiedlichen Herangehensweisen und kreativen Lösungsstrategien der Schüler wider, die sich mit Freude, einer hohen Motivation und viel Geduld ihrem jeweiligen Projekt in Gemeinschafts- oder Einzelarbeit widmeten. Alle Arbeitsergebnisse überzeugen in ihrem individuellen Ausdruck und konnten in einer kleinen Ausstellung im Gymnasium „In der Wüste“ besichtigt werden.

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NOZ 25.9.10

ART WORKS! „In Deutschland blieben zuletzt 10.000 Ausbildungsplätze unbesetzt, sagte Holger Schwanneke, Geschäftsführer und designierter Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. […] Für etliche unbesetzte Stellen fehlen schlichtweg qualifizierte Bewerber. […] (es ist wichtig) Soft Skills wie Teamfähigkeit, Kommunikation und soziale(s) Engagement zu fördern, um sie besser auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten.“ (Sebastian Meißner, Im Dialog mit der Zukunft, Shell Dialog „Jugend“ in Berlin - 02.12.2009). Der Erwerb der Schlüsselkompetenzen und damit das Angebot hierbei besonders zu fördern, gehört zum Bildungsauftrag der Kulturellen Bildung und damit zu den Jugend-KulturTagen. Das erfolgreiche Projekt art works! wurde wieder aufgelegt und weiter ausgebaut. Neben der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland konnten neue Kooperationspartner gewonnen werden: die Werkstatt Georgsmarienhütte, das Zentrum für Jugendberufshilfe Dammstraße und die Belmer Integrationswerkstatt. Die Unterstützung aus den Bereichen der überbetrieblichen Ausbildung wurde von den Verantwortlichen und den Auszubildenden sehr gut angenommen. „Die Teilnehmer sind jetzt etwas freier im Umgang mit Werkstoffen. Die Berührungsängste haben sich abgebaut und auch das Miteinander hat sich verbessert. Die Coolness wurde zumindest kurzzeitig abgelegt und engagiert gearbeitet.“ (Frau Niemann, Handwerkskammer Osnabrück-Emsland). art works! führte Handwerk mit Kunst zusammen in Kombination mit Materialien, die ihrer Funktion und Alltagstauglichkeit enthoben wurden. Die Auszubildenden verschiedener Handwerkszweige schlüpften unter professioneller Anleitung in die Rolle von Künstlern. Mit einem Künstlerteam standen den Teilnehmern Be-

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treuer zur Seite, die ihnen im ersten Schritt bei einem gemeinsamen Besuch der Ausstellung „arte regionale“ in der Dominikanerkirche den Weg zur Kunst öffneten. „Die Konzentration in der Ausstellung zu halten, war besonders schwierig.“ (Frau Heber, Handwerkskammer Osnabrück-Emsland); dennoch hat dieser Besuch bei einigen Teilnehmern bleibende Eindrücke hinterlassen. „Der Besuch der Ausstellung war spannend. Mir haben vor allem die Europaletten gefallen, da sie nicht aus Holz waren.“ (Pia). „Der Turm war cool.“ (Jens). Losgelöst von den regulären Erfordernissen, können sich die Jugendlichen der Integrationsmaßnahmen in Workshops experimentell und selbstbestimmt mit kreativen Techniken auseinandersetzen. Grundidee ist dabei, auf niedrigschwellige Weise einen Zugang zu künstlerischer Praxis zu bieten. Diese Herangehensweise erfordert, dass die Denkrichtung geändert und neue Blickwinkel eingenommen werden. So werden Fähigkeiten wie kreative Kompetenzen geschult, die auch nach der Ausbildung im Beruf und im Alltag erwartet werden. Unter dem Eindruck der Möglichkeiten startete die kreative Arbeit zum Thema Wellness. Werkstoffe wurden untersucht und zu neuartigen Objekten zusammengefügt – und dabei alles auf den Kopf gestellt. Es wurden viele neue, kreative Sachen geschaffen: „Ich habe an dem rosafarbenen Bett gearbeitet. Da kann man schlafen und entspannen. Die Kabel haben wir dazu genommen, um auf das Gegenteil von Entspannung hinzuweisen.“ (Julia). „Die Palme ist pure Entspannung. Das gibt es nur am Urlaubsort. Die Schlange und der Apfel kamen später dazu und sind eigentlich nur Dekoration.“ (Eugen). „Kulturelle Bildung bringt Menschen zueinander.[…] Man trifft andere Leute mit ähnlichen Interessen.[…]


Kulturelle Bildung kann von der Nachbarschaftsbegegnung bis hin zur Völkerverständigung wirken. Zudem sind viele Angebote überhaupt nur in der Gemeinschaft möglich. Das ist aus sozialpädagogischer Sicht im Hinblick auf ,Integration‘ in all ihren Facetten von Bedeutung. […] Die Erfahrung aus solchen Projekten, dass man aufeinander angewiesen ist, hilft insbesondere Kindern und Jugendlichen beim Erwerb von Sozialkompetenzen. […] Kulturelle Bildung fordert und fördert kritisches Denken.“ (Sven Scherz-Schade, Facetten und Aufgaben kultureller Bildung, Bundeszentrale für politische Bildung). Nicht nur für die Umsetzung der Ideen waren die Jugendlichen selbst verantwortlich, sondern auch für die Präsentation ihrer Exponate in der Traumfabrik Petersburg. Gekoppelt an den Tag der offenen Burg wurde die Ausstellung art works! - Wellness mit ca. 500 Gästen eröffnet. „Ich war mit meiner Familie da. Ich kann gar nicht verstehen, dass meine Eltern ganz begeistert von meinem Badewannenspiegel und der Wand waren.“ (Pia). „Ich habe mir mit Freunden die Ausstellung etwas später angesehen, als da nicht mehr so viel los war.“ (Pascal). Insgesamt war die Ausstellung drei Wochen lang für die Öffentlichkeit zugänglich. Erreicht wurden mit dem Projekt ca. 160 Jugendliche in handwerklich-technischen Qualifizierungsmaßnahmen und Jugendwerkstätten, insbesondere sozial benachteiligte Jugendliche zum Teil mit Migrationshintergrund, die sich in einem Abschlussgespräch sehr positiv über das Projekt äußerten, zum Beispiel: „Arbeiten kann tatsächlich Spaß machen!“ (Pascal), „Irgendwie ist es schon interessant mit anderen Ausbildungsbereichen zusammen zu arbeiten.“ (Pia), „Es kommen einem schneller neue Ideen, was man mit dem unterschiedlichsten Mate-

rial anfangen kann. Das geht jetzt automatischer.“ (Julia). Dass gesetzte Ziele wie Förderung von kreativen und sozialen Kompetenzen, von Partizipationsmöglichkeiten, das Aufbrechen von Denk- und Handlungsmustern und die Förderung von Teamarbeit erreicht wurden, lässt sich nicht nur an diesen Äußerungen erkennen, sondern auch an den Ideen, die sich die Auszubildenden bereits für eine Fortsetzung des Projektes machen, bei der sie sich thematisch gerne mehr einbringen möchten. Laut der Shell-Jugendstudie 2010 blicken viele schlechter Qualifizierte nicht positiv in die Zukunft und da scheint art works! einen entscheidenden Schritt gegangen zu sein, diese Sorgen aufzubrechen. „Entsprechend düster blicken die schlecht Qualifizierten […] in ihre Zukunft. Viele fühlen sich schon in jungen Jahren abgehängt. Sie sehen keinen Platz für sich in dieser Gesellschaft, ihnen fehlen Förderer und Mutmacher, die sie aus dem Teufelskreis schwacher Motivation und mangelnder Fähigkeiten herausholen. Solche Förderer muss die Gesellschaft den Jugendlichen an die Seite stellen, so früh und so viele wie möglich […]. Anerkennung und Zukunft brauchen gerade jene, die (noch) nicht an sich und eine gute Zukunft glauben können. In alten Wirtschaftswunderzeiten hat Josef Neckermann gesagt: ‘Den jungen Menschen stehen so viel Türen offen, dass man Angst bekommt, ob sie auch die richtige Tür erwischen. Heute muss man froh sein, wenn es Türen gibt.’“ (Tanjev Schultz, Die lauernde Angst vor dem Absturz, Kommentar zur Shell-Jugendstudie 2010).

ON 6.6.10

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DESIGN YOUR BODY-ACCESSOIRE „Etwas nicht zu können, es dann zu lernen und daran zu wachsen, gehört zu den grundlegenden Erfahrungen kultureller Bildungsprozesse. Und so etwas vergisst man nicht. So ist Persönlichkeitsbildung in und mit den Künsten Sinnressource und Handlungsmotivation. Sie kann jede und jeden zur Verfolgung des individuellen Lebensglücks befähigen.“ (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., Kultur öffnet Welten, 2011) Wer lernen will, muss Chancen nutzen, sich auszuprobieren. Im Workshop design your body-accessoire der Osnabrücker Modedesignerin Annette E. Schneider (Paletot - Mode im Loft) bestand die Möglichkeit eigene Entwürfe von textilen Accessoires wie Gürtel, Taschen oder Armstulpen herzustellen. Um den Einstieg in die neue Welt zu erleichtern, wurde gekochte Wolle als Grundmaterial zur Verfügung gestellt, die durch ihre spezielle Struktur besonders Anfängern den Start erleichtert. Beim Start in die kreative Arbeit wurden Denkprozesse hinsichtlich der Wahrnehmung des zu verarbeitenden Materials angeregt und leiteten zu Begriffsdefinitionen über: Was kennzeichnet einen bestimmten Gegenstand und was muss er leisten? Wie sieht es mit der praktischen Handhabung aus und was macht ihn interessant? Vom Konkreten zurück ins Abstrakte. ON 10.10.10

NOZ 25.10.10

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Im nächsten Schritt wurden Inspirationsquellen ermittelt, die eventuell eine Basis für neue Ideen sein könnten. Dazu eignen sich besonders unterschiedlichste Kunstund Architekturbücher. Ziel war es, auf etwas Verwertbares zu stoßen, das aus seinem ursprünglichen Zusammenhang gelöst etwas ganz anderes ergeben kann. Die Hausbemalung einer afrikanischen Rundhütte gab den Anstoß zu einer Oberflächengestaltung in Richtung Muster oder eine Ärmelgestaltung auf einem Barockgemälde inspirierte zu pompösen Armstulpen. Um diese Ideen umzusetzen und den jeweils eigenen Charakter hervorzuheben, wurden Ergänzungsmaterialien ermittelt, die entweder aus dem Müll oder einem völlig anderen Funktionszusammenhang stammen und zweckentfremdet eingesetzt werden sollten. So wurden kontrastfarbige Schnürsenkel für die Oberflächengestaltung eines Gürtels verwendet und dienten gleichzeitig als Verschluss. Das Papier goldener Pralinen fand sich als Dekorationselement an den Armstulpen wieder. Im Anschluss an die Ideensammlung wurde diskutiert, gezeichnet und gefertigt. Die entstandenen Accessoires wurden von den 15-jährigen Designerinnen im Paletot im Rahmen einer kleinen Ausstellung einem begeisterten Publikum präsentiert. Sie erläuterten den Entwicklungsprozess und die dazugehörigen Skizzen. Annette E. Schneider zeigte sich sehr überzeugt von den Arbeiten und übernahm ein Accessoire für ihre Kollektion.


SCHUHE, DIE GESCHICHTEN ERZÄHLEN Die Zeitkapsel sucht und sammelt seit 2008 alltägliche Gegenstände und deren ganz persönliche Geschichten der heutigen Jugend, um im Jahr 2028 eine Ausstellung zum Thema „Osnabrücker Jugendkultur der letzten 20 Jahre“ zu präsentieren, die auf besondere Art von Jugendlichen selbst gestaltet wurde. Diese Grundidee wurde bei Schuhe, die Geschichten erzählen wieder aufgegriffen und durch zusätzliche Angebote erweitert. Auf unterschiedlichste Art und Weise näherten sich Jugendliche der Stadt Osnabrück dieser Aufgabe. „Auch die Methodik ist vielseitig. Konventioneller Unterricht, in dem direkt von Lehrer zu Schüler vermittelt wird, zählt ebenso dazu wie offene Pädagogikformen, bei denen sich Jugendliche ohne besondere Betreuung beschäftigen können. […] Zur Methodik zählt ebenso das einfache Anregen und Stimulieren, wie es in Schreibwerkstätten praktiziert wird. Seminare zur kulturellen Bildung lassen dem Menschen meist großen Freiraum, selbst eigene Erfahrungen zu machen. Dazu gehören sowohl Erfolge […] als auch Enttäuschungen. Learning by doing ist oftmals das beste Unterrichtsrezept.“ (Sven Scherz-Schade, Facetten und Aufgaben kultureller Bildung, Bundeszentrale für politische Bildung). Einige Schüler der Thomas-Morus-Schule nutzten die Möglichkeit, an einer Schreibwerkstatt im ErichMaria-Remarque-Friedenszentrum unter der Anleitung des Autors Dr. Wolfgang Hesse teilzunehmen und ihre eigenen Schuhgeschichten zu entwickeln. Ebenso folgten die AG Kreatives Schreiben des Ratsgymnasiums und eine Klasse der Gesamtschule Schinkel im Rahmen ihres Deutschunterrichtes dem Aufruf und reichten zahlreiche Geschichten und Bilder ihrer Schuhe ein. „Ich unterrichte im Profilunterricht der Mittelstufe Kreatives Schreiben am Ratsgymnasium, mit dem Ziel die sprachliche Kompetenz der Schüler zu stärken und die kommunikativen Implikationen und Möglichkeiten von Sprache zu vermitteln. Learning by doing, veranlasst werden zu schreiben, dabei in die eigene Biografie zu blicken, zugleich aber auch eine Perspektive zu haben - all das hat mich gereizt, die Schüler für dieses Projekt zu motivieren. Wir haben große Lust uns beim nächsten Mal wieder zu beteiligen.“ (Ingrid Kräft, Ratsgymnasium, Osnabrück). Literatur als eher schwieriges Thema bei Jugendlichen hat in der Verknüpfung mit der Schule sehr gut funktioniert.

„Ich habe im letzten Jahr bereits das zweite Mal mit einer Schülergruppe an dem Projekt Jugend-Kultur-Tage teilgenommen. Der Grund war eine gewisse Verbundenheit nach dem ersten Mal, das ich in sehr guter Erinnerung hatte und für das Frau Triphaus hier in der Schule geworben hatte... Besonders positiv haben die Schüler empfunden, dass es eine öffentliche Präsentation gegeben hat.“ (Gaby Schiffbänker, Thomas-Morus-Schule, Osnabrück). In der Villa Schlikker wurden die 51 eingereichten Erzählungen aus den Klassenstufen 6 bis 11 präsentiert. Aufgrund der positiven Rückmeldungen und hohen Besucherzahlen ist die Ausstellung von einer auf drei Wochen verlängert worden. „Zunächst fand ich die Idee, eine Schuhgeschichte zu schreiben, lustig und interessant. Es hat viel Spaß gemacht, die Geschichten untereinander auszutauschen. Außerdem steht damit ein Objekt, wie der Schuh, der sonst eher nebensächlich ist, im Mittelpunkt. Die Idee, alles in einer Zeitkapsel aufzubewahren und erst nach Jahren wieder zu öffnen, finde ich sehr einfallsreich, denn so geraten die Texte nicht gleich in Vergessenheit.“ (Kira Tillner, Ratsgymnasium Klasse 8, Osnabrück).

Stadtblatt 10.10

NACH DEN SOMMERFERIEN Es ist kurz nach den Sommerferien und es ist immer noch ziemlich heiß. Matilda Schröder ist 10 Jahre alt und in der 5. Klasse. Neben ihr sitzt Toni Meyer, der ebenfalls 10 Jahre alt ist. Matilda setzt sich und Toni ist schon da. Da kommt Frau Küpper herein und begrüßt die Kinder. „Na los, holt eure Mathesachen raus.“ Die Sandalen von Matilda unterhielten sich mit den Turnschuhe von Toni: „Na? Was habt ihr in den Sommerferien so gemacht?“ „Wir hatten ein Basketballturnier und haben gewonnen, und ihr?“ „ Wir waren in Ungarn. Aber immer durften die Flip-Flops mit an den Strand und wir nie.“ „Ach ihr Armen. Ich kann mir gut vorstellen wie ihr euch gefühlt habt. Und weißt du was?“ „Nee, was denn?“ „Was wir nach dem Basketballturnier gemacht haben? Wir sind Eis essen gegangen.“ RING, RING! „Oh, das ist ja schon die Schulglocke“, sagte die Sandale traurig. „Naja, so haben wir uns wenigstens die Zeit vertrieben“, antwortete der Turnschuh. „Da hast du recht“, lachte Matildas Schuh. (Nancy McCulloch, Thomas-MorusSchule Klasse 7, Osnabrück)

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„WER IMMER TUT, WAS ER SCHON KANN, BLEIBT IMMER DAS, WAS ER SCHON IST.“ HENRY FORD

Bei den ersten Jugend-Kultur-Tagen fanden einige Projekte wie der Musik-Marathon, das Gute-Nacht-Atelier, Geocaching und Open Wall so großen Anklang, dass bei der Programmentwicklung deutlich wurde, worauf aufgebaut werden kann, um die Resonanz innerhalb der Zielgruppe zu steigern. „Probleme liegen in der Reichweite der Erreichbarkeit, der mangelnden Ausgewogenheit der Lebensräume, der Zukunftsunsicherheit, mangelnder Infrastruktur, mangelnder Abstimmung und Durchlässigkeit (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., Kultur öffnet Welten, 2011). Der Musik-Marathon ist 2008 mit einem so großen Erfolg gestartet, dass er nicht nur mit seinem bestehenden Konzept wiederholt, sondern auch in einer neuen Form ergänzend angeboten werden sollte. Der Musik-Marathon startete als Wettbewerb für Osnabrücker Bands, die vom Publikum bewertet wurden. Um ein professionelleres Programm präsentieren zu können, wurden Bands engagiert. Doch die Wiederholungstaste hat nicht funktioniert, das Angebot wurde kaum wahrgenommen. Im Gegensatz dazu ist das weiterentwickelte Angebot, die Wallfahrt, besonders gut angenommen worden. „Die Vielfalt kultureller Bildungskonzepte, -orte und -angebote in der BKJ entspricht der Vielfalt jugendlicher Lebenswelten und Lebenspraxen.[…] Vielfalt der Einrichtungen und Angebote erfordert verlässliche Förderstrukturen für die kulturelle Bildung, die gegenwärtig noch nicht überall und noch nicht systematisch entwickelt sind.“ (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., Kultur öffnet Welten, 2011). Im Bus wurde während der Fahrten über den Wall musiziert. Die Atmosphäre einer Pilgerfahrt mit Instrumenten und gemeinsamem Singen vermittelte den Beteiligten ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Das Programm der Wallfahrt variierte, so dass jede Tour einzigartig war. Ein Pluspunkt, der sicherlich zum Erfolg beigetragen hat, liegt an der entsprechenden Raum- und Zeitplanung. Als Ausgangspunkt wurde das Greenmark gewählt, wo Jugendliche freitags ab 16 Jahren Zutritt haben, die sich vor dem Eintritt in die Diskothek ein wenig auf die anstehende Party einstimmen konnten. „Auch für mich waren die Jugend-Kultur-Tage 2010 eine echte Herausforderung. In einem Doppeldeckerbus zu spielen war etwas Neues. Es war interessant, die Stadt, die man eigentlich wirklich gut kennt, aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Aus dem Bus heraus erschienen die Ecken und Straßen in der Nacht ganz anders. Das Publikum war toll! Bunt gemischt und echt begeisterungsfähig. Ich habe gemerkt, dass die Wallfahrt in dem Doppeldecker-Oldtimer-Bus auch für sie etwas Besonderes war. Die Aktion war ein voller Erfolg!“ (Hardy Schwetter, Schauspieler und Entertainer, Osnabrück)

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„(…) bei älteren Kindern und Jugendlichen bricht je nach Talent und Neigung das kreative Können durch, dreidimensionale Objekte anschaulich zweidimensional darzustellen. Angebote […] müssen altersgerecht sein.“ (Sven ScherzSchade, Facetten und Aufgaben kultureller Bildung, Bundeszentrale für politische Bildung). Das Kunstkränzchen bot den Teilnehmern neben Tee und Gebäck vielfältige Möglichkeiten, mit den unterschiedlichsten Materialien zu experimentieren. Der kreative Nachmittag wurde angeleitet von Nele Jamin (Kunstschullehrerin) und Joshua Sassmannshausen (Gewinner Nachwuchspreis arte regionale), die den Teilnehmern mit Tipps zur Seite standen. Es zeigte sich, dass Kunst am Nachmittag weniger spannend ist, als in den Abendstunden. Der Vorreiter 2008, das Gute-NachtAtelier, verlief aktiver und mit größerer Resonanz. Anscheinend hatte die Abendveranstaltung eine Art Eventcharakter, der den regulären Tagesablauf nicht störte und gleichzeitig mehr Einzigartigkeit suggerierte. Daraus lässt sich schließen, dass überlegte Zeitplanung entscheidend den Erfolg beeinflussen kann. Zeit spielte auch bei der Aufdeckung eines Verbrechens eine entscheidende Rolle. Der AK Jugend erprobte sich bei einer neuen Form des Geocachings, dem Krimicaching Dem Tatort auf der Spur. Zur Einstimmung in die Thematik stellte Tina Schick den Teilnehmern ihren zweiten Osnabrück-Krimi vor und leitete in den Abendstunden ihre Zuhörer zu Tatorten aus dem Krimi. Gespannt lauschten sie der 30-minütigen Lesung und starteten anschließend ihre Ermittlungen. Wer hier erfolgreich sein wollte, musste technisch begabt sein, kombinieren und mit anderen kooperieren, um dann als Team das Verbrechen aufzuklären. „Bildung ist der Schlüssel sowohl zur Nachhaltigkeit als auch zu individueller Zukunftsfähigkeit“ (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., Kultur öffnet Welten, 2011), wobei die Bildung der Soft Skills ein entscheidender Schlüssel für eine Zukunfts- und Ausbildungsfähigkeit ist.

NOZ 16.10.10

„Kulturelle Vielfalt erleben heißt, über Ländergrenzen und Sprachbarrieren hinweg aktiv zum internationalen Zusammenleben beizutragen (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., Kultur öffnet Welten, 2011). Der Workshop Open Wall hat lokale Grenzen überschritten. Die bereits 2008 durchgeführte GraffitiAktion bot auf unkomplizierte Art und Weise einen großen Freiraum für Jugendliche, der vielfältig genutzt wurde und damit sogar Jugendliche aus Achim anzog. „Als wir von der Aktion bei den Jugend-Kultur-Tagen hörten, waren wir sofort Feuer und Flamme. Wir möchten gerne überregional agieren und uns wurde mit diesem Projekt dafür eine tolle Chance gegeben. Für unser ,Jugend Kunst Kommando‘ war das der erste überregionale Einsatz, der allen sehr viel Freude bereitete und das auch nachhaltig, da unsere Bilder nach Monaten noch erhalten sind. Das spricht für die gute Qualität. Insgesamt muss man sagen, dass die Jugend-Kultur-Tage und besonders die Aktion Open Wall sehr gut vorbereitet waren, und auch die Abstimmung mit der Presse war einfach hervorragend. Selbst der regionale Online-TV-Sender war dabei und hat gefilmt. Die Kids waren von der Location, dem Empfang und der gesamten Organisation so begeistert, dass sie gerne 2012 wieder mit dabei wären.“ (Jan-Henning Göttsche, SoFa e.V., Achim).

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NEUE RÄUME EROBERN UND TRÄUME VERWIRKLICHEN dass dieses Event dazu beigetragen hat, Jugendlichen etwas Neues zu zeigen.“ (Stephan Apel, FOKUS e.V.)

„Kunst eröffnet neue Perspektiven und bereitet den Boden für Veränderungen vor.“ (Bericht des Stiftungsfonds der Nationalbank, www.uni-wh.de/aktuelles). Auch wenn es im öffentlichen Raum nicht einfach ist Aufmerksamkeit zu erregen, bieten sich in einer ungewöhnlichen Umgebung neue Möglichkeiten: Intentionen können sich verstärken, andere Betrachtungsweisen entstehen und neue Leute werden angesprochen, die regulär keine Museumsbesucher sind. Damit wird Kunst und Kultur zu den Menschen gebracht. „Dieser Spagat zwischen Professionalität und Innovationen macht Spannung […] aus.“ (Tonoian, http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/ anzeigen/443056). Inwieweit Räume real sind oder virtuell existieren, es gilt sie zu entdecken und ihre Potentiale auszuschöpfen. Das Projekt Next Level entstand nach Ideen aus Anstiften von Schülern aus der Domschule Osnabrück. Vom ursprünglichen Gedanken ausgehend, eine LAN-Party zu veranstalten, wurde gemeinsam mit den Schülern ein Konzept aufgebaut, das den Charakter eines Events mit Medienexperimenten beinhaltete. Es entstand eine virtuelle Welt, die es galt, in den späten Abendstunden gemeinschaftlich oder selbstständig zu erforschen, sich dabei auszutauschen oder einfach zu experimentieren. „Mit großer Begeisterung und viel Kreativität haben die Teilnemer sich der Umsetzung des Projektes gewidmet und stellten den sportlich fairen Wettkampf in den Vordergrund. Shooter-Spiele standen nicht zur Verfügung und sind auch nicht vermisst worden. Ich freue mich,

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Neue Räume gibt es auf dem Gebiet des alten Güterbahnhofes zu entdecken. In der Traumfabrik Petersburg hat sich eine junge Musikszene entwickelt, die weitere Künstler und Träumer anzog. Hier findet sich eine Szene, die ihrer Kreativität und ihrem Schaffensdrang nachgeht, um ihre Träume zu verwirklichen. Mittlerweile haben sich ein Kulturverein, eine Musikinitiative und eine Ateliergemeinschaft angesiedelt, die daran arbeiten, ein neues Kulturnetzwerk aufzubauen. Zu dieser Szene gehört auch das Theater am Güterbahnhof. Begonnen hat alles vor drei Jahren mit dem Format „Gutes Osnabrück Schlechtes Osnabrück“, kurz GOSO. In einer Art Theaterserie, die sich entfernt mit Sitcoms vergleichen lässt, stellen die Akteure die Bewohner einer fiktiven WG dar. Daran schlossen sich die Friedenbrücks an. „Die Jugend-Kultur-Tage waren eine gute Möglichkeit, sich einem breiteren Publikum vorzustellen und es haben neue Zuschauer den Weg zum Güterbahnhof gefunden. Gleichzeitig boten sie ein Forum für junge Kulturschaffende, sie zeigten einen Überblick kultureller Angebote für junge Menschen und sie bieten die Möglichkeit einer Vernetzung aller Beteiligten. Ein gelungenes, richtungsweisendes Konzept, den Machern ein Danke!“ (Antonia Klostermann, Theater Experimentell). Die Kooperation mit der Traumfabrik Petersburg bot mit seinem unangepassten Raum neue Möglichkeiten wie für art works!. Hier wurden Hemmschwellen herabgesetzt für diejenigen, denen der Zugang zu klassischen Museen fehlt und wurde damit zum Treffpunkt verschiedendster Menschen, die sich ansonsten nicht begegnen würden.


Einer der Vereine, die die Räumlichkeiten des Güterbahnhofs gelegentlich nutzen, ist Basementsound e.V.. Ziel des jungen Osnabrücker Kulturvereins ist, der afrikanischen und jamaikanischen Kultur, insbesondere deren Musik, eine Plattform zu geben. Seit zwei Jahren organisieren die Mitglieder Events, auf denen sie Reggae- und

Dancehallmusik auflegen und auch anderen DJs und Künstlern eine Bühne bieten. Um auf karitative Projekte aufmerksam zu machen, organisierte der Verein auf ehrenamtlicher Basis bereits zwei Open-Air-Konzerte im Schlossgarten und spendete die Einnahmen für wohltätige Zwecke. Im Rahmen der Jugend-Kultur-Tage 2010 leitete Basementsound vier Workshops, die durch das Förderprogramm Generation 2.0 realisiert werden konnten. Dieses richtet sich an junge aktive Ehrenamtliche, die neue Projekte in der Jugendarbeit vorantreiben. Im zweitägigen Workshop Shake your…show me..!!! stimmten aus Jamaika stammende Tänzer mit Hilfe von Videoausschnitten und kurzen Vorträgen zum kulturellen Ursprung dieser Tanzform die Teilnehmer auf das Tanzen ein. Zusammen erarbeiteten sie eine komplexe GruppenChoreografie, in der auch Platz für sogenannte „Freestyle-Parts“ war, bei denen die Teilnehmer die neu erlernten Bewegungen spontan einsetzen konnten.

anfertigten, die erst nach dem Winter richtig gewachsen und dann zu sehen sind. Beim DJ-Workshop Reggae - Dancehall - HipHop und dem dazu parallel verlaufenden Workshop Klangwelten des Stammtisch Mortale wurden die verschiedenen Auflegetechniken dieser Musikgenres gezeigt. Besonders bei diesem Angebot fand ein reger Austausch über die Altersgrenzen hinaus statt. Da zeigte sich, wie einflussreich Musik ist: sie verbindet und öffnet Wege zur Kommunikation. „In den Workshops hatten wir sehr interessierte Jugendliche, die mit großem Elan dabei waren. Bei einigen trat leider nach kurzer Zeit Frust auf, da nicht alles sofort funktionierte. Anscheinend denken einige, dass das Auflegen sehr einfach sei, aber auch das muss trainiert werden. Eines kann ich immer wieder feststellen: Platten sind etwas Kommunikatives. Man geht in Läden, sucht auf Flohmärkten und betreibt schon fast archäologische Arbeit, um die besonderen Platten zu finden. Dabei kommt man mit vielen neuen Menschen in Kontakt und das ist toll.“ (Mario Schoo, Stammtisch Mortale). Durch den regen Zulauf und das große Interesse hat sich aus den Angeboten das Scratch-Forum entwickelt, ein DJ-Proberaum, der seit Januar wöchentlich im Haus der Jugend angeboten wird und dessen Teilnehmer am 8. April eine erste öffentliche Party veranstalten. „Dass es so ein toller Workshop werden würde, aus dem sich das Scratch-Forum ergeben würde, hätte ich nicht gedacht. Ich weiß noch, wie meine Anfänge aussahen: Ich habe versucht den DJs auf die Finger zu schauen und hätte mich über so ein Angebot sehr gefreut. Zu einem Teilnehmer aus dem Reggae- und HipHop-Workshop habe ich noch heute Kontakt und tausche mich mit ihm regelmäßig aus. Die Liebe zur Musik und zum Auflegen verbindet, da spielt das Alter keine Rolle.“ (Gabriel Backhaus, Basementsound e.V.).

Viel Bass und Rhythmus war auch Bestandteil des Workshops Die Anfänge des Beatboxings, bei dem die Teilnehmer mit Hilfe von Chaos-Pad, Loopstation, Mikrofonen und natürlich der eigenen Stimmgewalt experimentieren konnten. Alle hatten sehr viel Spaß an der Sache und es wurde so lange kombiniert, bis zuweilen eine bunte Kakophonie entstand und die anschließende Stille schon fast erleichternd war. Künstlerisch tätig waren die Teilnehmer beim Alternative Graffiti-Workshop, in dem sie Moosgraffiti

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AKTIV WERDEN UND NEUES WAGEN NOZ 28.10.10

Jugendlichen eine Plattform zu bieten auf einer Grundlage, die ihnen einerseits Freude bereitet, und andererseits ihre Eigeninitiative fördert, während sie gefordert werden, ist der Ausgangspunkt für diese niedrigschwelligen Angebote. Über den kostenlosen und unverbindlichen Zugang zu den einzelnen Workshops wird ein Anreiz geschaffen sich zu beteiligen, ohne sich selbst unter Leistungsdruck zu stellen. Es ist eine Form des informellen Lernens, bei dem sie neue Themen kennen lernen, Erfahrungen sammeln können und bei dem vor allem die Fantasie angeregt wird. Fantasie als Tor zu einer neuen, bisher unbekannten Welt, die es wert ist, entdeckt zu werden. “Ästhetische Erfahrung ermöglicht es, die Welt neu zu sehen, sie regt die Fantasie an, sie verweist auf zukünftige Erfahrungen und öffnet mit zunehmender ästhetischer Kompetenz neue Handlungsspielräume.” (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., Kultur öffnet Welten, 2011). Um das Interesse zu wecken und die Jugendlichen für Workshop-Angebote zu begeistern, wurde bei der Programmgestaltung auf die eingereichten Wünsche aus der Aktion Anstiften geachtet. Von daher ergaben sich viele Workshops, die die unterschiedlichsten Tanzarten präsentierten. Nia (Neuromuscular Integrative Action) ist dabei ein ganz neues Angebot, das sich aus mehreren Elementen verschiedener östlicher und westlicher Bewegungsformen zusammensetzt. Hier finden sich asiatische Kampfkünste mit der Stille von Yoga und Tai Chi und der Lebendigkeit des Tanzes ausgewogen miteinander vereint. Dabei geht es nicht um Leistung, sondern um Wohlbefinden, Experimentieren und Freude an der Bewegung. Nia besteht aus vorgegebenen Elementen und freien Bewegungen und kombiniert geschickt Struktur und Freiheit, Balance und Kreativität und spricht dabei den Körper, den Geist und die Seele an. Damit bietet sich hier eine neue Möglichkeit des Fitnesstrainings, dass das Körpergefühl verbessert und für eine mentale Ausgeglichenheit sorgt. Die dadurch erzielte innere Balance fördert nicht nur eine positive Ausstrahlung, sondern auch die Lebensfreude, die sich wiederum bejahend auf die Einstellung zur Schule und zur Ausbildung auswirken kann. Da Nia keine Vorkenntnisse erfordert, wurde der Einstieg in den zweistündigen Workshop erleichtert. Die Teilnehmer lernten den eigenen Körper zu entdecken (Was steckt in mir? Was tut mir gut?), ihre Umwelt neu wahrzunehmen und sich Möglichkeiten zu erschließen, damit umzugehen. Neben dieser neuartigen und wenig bekannten Tanzsportrichtung sind auch 2010 andere Tanzangebote sehr gut angenommen worden. Klassiker wie Ballett, aber

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auch die Tanzstile Bellydance, HipHop, Breakdance, Crip-Walk, Jumpstyle und Contemporary sind im Trend bei den Jugendlichen. Rhythmische Bewegung war nicht nur durch eigenes Tanzen erfahrbar, sondern auch durch Aufführungen Gleichaltriger. Das Veranstaltungsangebot Dance for Nature (Umwelt-Tanz-Projekt für Jugendliche), das durch die Niedersächsische Auslandsgesellschaft initiiert, durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert und durch das Theater Osnabrück durchgeführt wurde, setzte sich während des Schuljahres 2009/10 mit dem Thema „Natur“ auseinander. Rund 50 Jugendliche aus Osnabrücker Förder-, Haupt- und Realschulen erarbeiteten mit drei Theaterpädagogen des Theaters Osnabrück wöchentlich in Kleingruppen verschiedene Bewegungen, lernten Improvisation kennen und näherten sich den Methoden des Tanzes mit kleineren Choreografien an. Im Verlauf des Projektes entwickelten sie gemeinsam einzelne Szenen, die am Ende zu einem Stück zusammengeführt wurden. Das Projekt wurde während des Sommers 2010 gespielt und eigens zu den Jugend-Kultur-Tagen wieder aufgenommen, wie bereits 2008 das Stück Bittersüß und Sauerscharf der Choreografin Antje Rose. „Persönlichkeitsbildung ist das gemeinsame Ziel aller Aktivitäten kultureller Bildung. Künstlerisches Lernen bezieht den gesamten Menschen mit seinen ästhetischen, sinnlichen und kognitiven, sozialen und emotionalen Kräften ein und unterstützt ihn in deren Entwicklung. Einen übergreifenden Ansatz verfolgt das Konzept der Lebenskunst: Gerade weil Bildung durch die Künste bestehende Wahrnehmungs- und Deutungsmuster infrage stellt, bewirkt sie die Stärkung des Subjekts und die Befähigung zur persönlichen Sinnstiftung.“ (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., Kultur öffnet Welten, 2011).

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Eine neue Welt eröffnete sich nicht nur den Teilnehmern des Projektes Free Art Friday der Künstler Manfred Blieffert und Renate Hansen, sondern auch anderen Osnabrückern, die in der Innenstadt die Augen offen hielten. Einige Jugendliche des Treffpunktes „Kunst der Musik&Kunstschule“ kreierten verschiedene Bilder von abstrakt bis gegenständlich oder selbst gesetzte Texte, die sie in Laminierfolie einschweißten und in der Stadt versteckten. Die Arbeiten wurden an beziehungsreiche Orte gesetzt, in Bäume gehängt, in Zeitungsständer, in den Briefkasten, in Fahrradkörbe, auf Cafétische oder in offenstehende Fenster gelegt... Dies alles als Geschenk an die Orte und ihre Benutzer mit der Bitte um Resonanz. Einige Finder sind dieser Bitte nachgekommen, haben die Werke an einem neuen Ort platziert, fotografiert und sie dadurch neuen Betrachtern zugeführt. Um diese Bilanz zu erhöhen und dieses entstehende Kunstnetzwerk auszubauen, planen die Jugendlichen die Aktion zu wiederholen. Diese unkonventionelle Art der Kunst bietet einerseits den jungen Künstlern einen Raum der Präsentation und kann durch eine gewisse Form der Anonymität Hemmnisse der Veröffentlichung eigener Werke abbauen. Gleichzeitig ist das die Chance, vielen Menschen Kunst zugänglich zu machen, in einem Rahmen, der ihnen vertraut ist. Kunst existiert nicht nur im Museum und zeigt sich nicht nur privilegierten Schichten, sondern ist für jeden erfahrbar. Kunst im öffentlichen Raum wird oftmals von Passanten wenig positiv aufgenommen. Projekte wie Free Art Friday und Lichtgraffiti „gestalten“ zwar für den Moment die Umgebung, ohne jedoch dauerhaft den Charakter oder die Optik zu verändern. Lichtgraffiti ist ein Ableger der Graffiti-Kunst. Mit Leuchtmitteln wird in der Luft gemalt und durch eine lange Belichtungszeit wird die Zeichnung in Form eines Fotos festgehalten. Eine Kunstart, die kurzlebig erscheint und nur auf Bildern überlebt, ohne dabei auf Widerstände von Passanten zu stoßen. Wer Kunst im öffentlichen Raum ausübt, sollte darauf vorbereitet sein, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Kommunikation im Rahmen von Small-Talk oder auch einfach ein selbstbewusstes Auftreten, kann dazu beitragen, Situationen zu entschärfen oder einfach von der Kunst zu überzeugen und zu begeistern. Der Workshop Galant durchs Leben setzte genau bei dieser Problematik an. Wie gehe ich mit solchen Situationen um, wie schaffe ich es, mich lächelnd aus der Affäre zu ziehen und wie gehe ich offen auf andere Menschen zu? Aber nicht nur Konfliktsituationen standen dabei auf dem Programm, sondern auch kleine Tipps für einen erfolgreichen Flirt mit dem Schwarm oder der korrekte Umgang bei Tisch. Gutes Benehmen spielt auch in Vorstellungsgesprächen eine entscheidende Rolle. Wie stelle ich mich am besten dar? Welche Angebote der Bewirtung darf ich annehmen? Wie verhalte ich mich?

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HORIZONT ERWEITERN UND STELLUNG BEZIEHEN JUGENDLICHE HOCKEN NUR VORM RECHNER. Solche oder ähnliche Verallgemeinerungen kann man immer wieder und überall hören. „Alle Menschen haben Vorurteile, sie sind in der Struktur des Denkens und Lernens angelegt. Sie können zu Pauschalurteilen führen und Feindbilder festigen. Um Vorurteile zu entkräften, ist ein Bündel von Maßnahmen erforderlich; dabei sind zahlreiche Akteure wie Eltern und Familien, Schule und Jugendbildung gefragt. Sinnvoll sind Bestrebungen, die eine Stärkung der Persönlichkeit und des Selbstbewusstseins zum Ziel haben.“ (Vorurteile, Bundeszentrale für politische Bildung). Wichtig ist es, jungen Menschen auf unterschiedlichsten Wegen die Möglichkeit zu bieten, Vorurteile abzubauen und sich eigene Meinungen zu bilden zur Festigung der eigenen Identität mit sich entwickelnden sozialen Kompetenzen. Einmal Festivalleiter sein. Jugendliche hatten erstmalig die Möglichkeit im Workshop Jung ist… beim 25. Unabhängigen FilmFest in Osnabrück eine Programmsparte eigenständig zu gestalten, die Filmauswahl zu treffen, Regisseure dem Publikum vorzustellen und Filme anzumoderieren. In den Filmen, mit denen sie sich beschäftigten, ergaben sich folgende Fragestellungen mit entwicklungspolitischem Hintergrund: Wie ist es, wenn man heute jung ist? Welche Hoffnungen, Ideale und Wünsche bewegen junge Menschen? Wie sehen Jugendliche sich und ihre Zukunft? Sehen sie sich, wie sie in Vorurteilen beschrieben werden, oder vielleicht sogar gegenteilig? Die Teilnehmer wurden zum selbstständigen Arbeiten aufgefordert und am Ende mussten sie bei der Filmpräsentation Stellung zu ihrer Auswahl beziehen und damit sich und ihre Meinung dazu vertreten. „Ich bin absolut begeistert von den hochwertigen Beiträgen, die die Jugendlichen ausgewählt haben, die sich sehr gut in das komplette Programm integrierten.“ (Birgit Müller, Unabhängiges FilmFest Osnabrück e.V.).

NOZ 7.10.10

NOZ 1.6.10

So objektiv eine Information erscheinen mag, sie ist bereits gefiltert durch die Sichtweise der Autoren. „Kinder und Jugendliche wachsen in einem medial geprägten Umfeld auf. Sie bedienen sich in ihrer Lebensgestaltung, in ihrer Kommunikation und in ihren kulturellen Ausdrucksformen von Anfang an der unmittelbaren sozialen Interaktion ebenso, wie der Vielfalt von Möglichkeiten traditioneller und neuer Medien. Der Umgang mit diesen Medien prägt Art und Inhalt kindlicher und jugendlicher Wahrnehmung und Weltaneignung und ist damit ein bedeutender Sozialisationsfaktor. (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., Kultur öffnet Welten, 2011). Der Workshop WIKI 3-Filmwelten zeigte anfänglich, wie die Medien den Blick bestimmen und wie die Bilder richtig zu lesen sind. Im zweiten Teil des Workshops schlüpften die Teilnehmer (Jugendliche und Erwachsene) in die Rollen der Filmemacher. Auf diese Art und Weise lernten sie die Möglichkeiten und Grenzen der erzählerischen Mittel kennen. Eine Kooperation mit dem Unabhängigen FilmFest Osnabrück e.V. besteht seit Jahren im Rahmen des Jugend-Medien-Wettbewerbs. Hierbei werden junge Talente der Bereiche Video, Multimedia und Audio gefördert. Dieser Wettbewerb ist seit den ersten Jugend-Kultur-Tagen im Programm. Um Kenntnisse und Erfahrungsschatz zu berücksichtigen, wird in unterschiedlichen Altersgruppen bewertet.

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ÜBER DEN TELLERRAND SCHAUEN SCHÄRFT RESPEKT. Die interreligiöse Rundfahrt Weißt Du, was ich glaube? begab sich auf eine spannende Reise durch die Welt der Religionen in Osnabrück, deren Idee aus Anstiften hervorgegangen ist. So lud das Büro für Friedenskultur der Stadt Osnabrück junge Vertreter unterschiedlicher Religionsgemeinschaften ein, gemeinsam eine interreligiöse Veranstaltung zu organisieren. An der Fahrt nahmen ca. 40 junge Christen, Muslime und Juden teil und nutzten die Möglichkeit, die jeweils andere Religion kennen zu lernen. Symbolträchtiger Startpunkt war der Friedenssaal des Osnabrücker Rathauses, an den sich der nächste Halt, die evangelisch–reformierte Jugendkirche, anschloss. Die Teilnehmer konnten den jugendlichen Vertretern der Kirche und einem Pastor Fragen stellen und es wurde gemeinsam gesungen. Vor allem die Muslime wollten wissen, für wen sich im Christentum der Zugang zum Paradies erschließt und ob die Zehn Gebote mit den muslimischen Pflichten vergleichbar seien. In einer türkischen Moschee erlebte die Gruppe Muslime beim Gebet. Es interessierten Fragen, warum Männer und Frauen getrennt beten, wie der Koran aufgebaut ist, von wem er interpretiert wird und wie der Islam zum Judentum steht. Zum Schluss besuchten die Jugendlichen eine Synagoge, wo ihnen die Bedeutung und Handhabung der Thorarollen und des Gebetsriemen erklärt wurde. Danach schloss sich eine lebhafte Diskussion über die Frage an, inwieweit in den verschiedenen Religionen missioniert wird. Die Rundfahrt endete mit einem koscheren Imbiss in der jüdischen Gemeinde, bei dem die an der Organisation beteiligten Jugendlichen verabredeten, im kommenden Jahr ähnliche Veranstaltungen zum Kennenlernen und Austauschen anzubieten. „Schön zu sehen war, dass die Jugendlichen sich untereinander sehr respektvoll behandelt haben und durch kritisch interessierte Fragen den Willen zum gegenseitigen Verständnis zeigten. Solche Angebote sind gute Ansatzpunkte Vorurteile abzubauen und Gemeinsamkeiten zu entdecken.“ (Katrin Lehmann, AK Jugend)

MÄDCHEN HABEN ETWAS AUF DEM KASTEN. Ausgangspunkt ist die Wanderausstellung „Weil wir Mädchen sind…“ von Plan International Deutschland e.V. im Museum am Schölerberg, die die Lebensumstände dreier Mädchen aus Entwicklungsländern darstellt. In diesen lebensnahen Biografien werden Themen wie zum Beispiel Bildung, HIV, frühe Mutterschaft und Genitalverstümmelung angesprochen. Ein Schwerpunkt der Präsentation wird mit unterschiedlichsten Mitteln auf den Alltag eines Mädchens gelegt. Ein unbeschreiblicher Unterschied zu den Lebenssituationen der Mädchen in den Industrieländern Europas. Und genau hier setzte der Fotoworkshop der Fotografin Sonja Zahnberg an. Eine Gruppe junger Mädchen im Alter von 13 bis 16 Jahren analysierte ihre persönliche, geschlechtsspezifische Situation und setzte die Ergebnisse vergleichend den Mädchen gegenüber, die sie durch die Ausstellung kennen lernten. Die Resultate galt es anschließend fotografisch umzusetzen. „Ich hatte die Idee durch eine Seifenblase zu fotografieren, da ich die sehr gerne mag. Den Workshop fand ich sehr gut, auch weil ich so erfahren habe, wie andere Mädchen fotografieren und was für sie eine Rolle spielt.“ (Zoe Benecke). Durch die professionelle Hilfe in den Bereichen Technik, Bildaufbau, Motivsuche und digitale Bildbearbeitung konnte ein beeindruckender fotografischer Einblick in die Lebenswelten dieser jungen Mädchen gewährt werden, der als ergänzende Ausstellung gezeigt wurde. Bildung und Wissen sind elementar. Sie bilden die Basis für Vorurteile auf den unterschiedlichsten Ebenen zu durchbrechen und Selbstbewusstsein zu stärken. Der Glaube an sich selbst, verleiht Kraft, sich zu engagieren und den eigenen Weg konsequent zu gehen.

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AUCH DAS IST KULTUR Kultur kennt keine Grenzen; sie orientiert sich am aktuellen Zeitgeist und kann mit differenzierenden Strömungen auf unterschiedlichen Ebenen bzw. in verschiedenen gesellschaftlichen Schichten variieren und gleichzeitig nebeneinander existieren. Was Kultur ausmacht, definiert jede Konstellation für sich. Jugend bestimmt selbst, was Kultur für sie ausmacht; da bieten die Jugend-Kultur-Tage ein großes Spektrum, nicht nur Kultur zu leben, sondern sie auch zu entdecken. Entdecken und aufdecken ist das Stichwort für das Projekt, das in Zusammenarbeit zwischen terre des hommes und dem AK Jugend entstanden ist. Die Thematik Internationale Politik sollte so interessant verpackt werden, dass das Angebot als Freizeitangebot für Jugendliche spannend ist. Mit Mordgeflüster ist ein reizvoller Krimi gelungen, der sich an einer realen Geschichte orientiert,

der „kik-Story“. Unter menschenunwürdigen Bedingungen wird in Bangladesh Bekleidung für den Discounter produziert. Das Thema hat einen direkten Bezug zu Jugendlichen, die wenig Geld zur Verfügung haben und dementsprechend auf ihre Ausgaben achten. Unter welchen Umständen günstige Kleidung produziert wird, ist oftmals nicht bekannt. Diese aktuelle Geschichte wurde zu einem Krimi verwandelt. Den Einstieg erhielten die Jugendlichen, in der Funktion der Ermittler, am Tatort. Anhand von Indizien sollten Hintergründe für den Mord an einem Journalisten aufgeklärt werden. So erarbeiten sie sich das Thema: der unfaire Handel, ausbeuterische Arbeit und Korruption. Der entwicklungspolitische Tatort Mordgeflüster bestand aus fünf Szenen bzw. Orten, die sich in der Osnabrücker Innenstadt verteilten. Alles zusammen ergibt ein Bild, das die wahren Hintergründe des Mordes wiedergibt. „Der Mörder wurde gefangen und seiner Tat überführt. Wir hoffen auch bei den nächsten Kulturtagen wieder auf eine gute Zusammenarbeit und wagemutige Ermittler.“ (David Hosni, terre des hommes). „Bildung öffnet Welten. Fehlende Bildungschancen können Welten verschließen oder gar von ihnen ausschließen. […] Kulturelle Bildung trägt in der non-formalen Bildung außerhalb der Schule, in der formalen Bildung von Schule und Weiterbildung, wie auch in der informellen Bildung gleichermaßen zur Herstellung von Bildungsgerechtigkeit bei. Indem sie bei den Stärken jedes einzelnen Menschen ansetzt, eröffnet sie allen die Chance zur Teilhabe an Kultur und Bildung und damit zu gesellschaftlicher Teilhabe.“ (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., Kultur öffnet Welten, 2011).

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Eigene Stärken entdecken und Chancen erkennen vereinte sich in dem zweiwöchigen Projekt Pimp my Car, das in Kooperation mit dem Stadtteiltreff Haste und Autohaus Weller stattgefunden hat. Während dieses Zeitraumes konnten Jugendliche unter fachkundiger Anleitung ein älteres Auto sowohl innen als auch außen neu gestalten, ganz nach ihren Vorstellungen. Neben der Möglichkeit in den Beruf des Mechatronikers und Lackierers hineinzuschauen, konnten sie Kontakte zu einem potentiellen Ausbildungsbetrieb aufnehmen und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Besonders hervorzuheben ist, dass diese Gruppe sehr engagiert während ihrer kompletten Herbstferien an dem Auto gearbeitet hat und zum Abschluss ein gutes Ergebnis präsentieren konnte, das in einem Online-Auktionshaus zu Gunsten des Stadtteiltreffs Haste versteigert wurde. „Eine lebendige Demokratie beteiligt Kinder, Jugendliche und Erwachsene an der Gestaltung der Gesellschaft. […] Gesellschaftliches Leben [...] braucht die vielfältige aktive Beteiligung und Mitgestaltung aller Bürgerinnen und Bürger. Partizipation ist in der freiheitlichen Demokratie formal verankert. Sie muss aber auch praktisch ermöglicht und gelebt werden. [...] Interesse braucht Aussicht auf Wirksamkeit. Befähigung zur Beteiligung setzt Bildung voraus.“ (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., Kultur öffnet Welten, 2011). Eine große Dynamik bzw. eine Lebendigkeit strahlt das Thema Fußball aus. Dieser Sport bewegt, vereint über Alters- und Sozialgrenzen hinweg und hebt sich dadurch von vielen anderen Sportarten ab. Fan sein bedeutet, sich aktiv für eine Mannschaft zu entscheiden, in Gemeinschaft zu agieren und das Team zu unterstützen. Bei der Veranstaltung Jugendkultur Ultra - Ein Tag mit der Violet Crew eröffnete diese einen Einblick in die vielseitige Fankultur und gestaltete mit den Teilnehmern persönliche Fanartikel wie Fahnen und

Schals. Die hohe Teilnehmerzahl belegt, wie sehr Fußball und der VfL Osnabrück die Menschen begeistert und bewegt. Während es für die einen ein Hobby ist, ist Fußball für andere ein Lebensgefühl. Bei der Podiumsdiskussion Fanarbeit in Osnabrück … ebenfalls zweitligareif? u. a. mit dem Präsidenten des VfL, Dirk Rasch, und Dr. Gregor Rosenthal, Sicherheitsbeauftragter des Bundes bei der Fußball-WM 2006, setzten sich 150 junge Anhänger des Vereins kritisch auseinander. Fragen wie: Wie soll

die Fanarbeit weiter aussehen? Soll es aktive Fanprojekte geben? Inwieweit dürfen Fanartikel im Stadion eingesetzt werden und wie kann das aktive Ausleben des „Fan-Sein“ im Stadion und außerhalb mit den Sicherheitsanforderungen verknüpft werden, ohne dass es als Einschränkung empfunden wird? Bei dieser Veranstaltung konnte aktiv Kritik geübt und Antworten eingefordert werden, so dass das Potential für die Bildung einer eigenen Meinung auf eine stabile Basis gestellt werden konnte. „Kulturelle Bildung soll die Wahrnehmungsfähigkeit für komplexe soziale Zusammenhänge entwickeln, das Urteilsvermögen junger Menschen stärken und sie zur aktiven und verantwortlichen Mitgestaltung der Gesellschaft ermutigen.“ (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., Kultur öffnet Welten, 2011).

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GEMEINSAM STARK Das Theater-Mosaik entstand in Zusammenarbeit mit der Theaterpädagogik des Theaters Osnabrück. Das Konzept vereinte mehrere Disziplinen, die nach vier Trainingstagen zu einer erfolgreichen Aufführung vereint wurden. Damit sticht dieses Projekt aus der Vielfalt der Angebote besonders hervor, da es sich einerseits offen wie alle anderen Workshops gestaltete, und sich andererseits durch eine enge Zusammenarbeit untereinander zu einem gemeinsamen Ergebnis zusammenführen ließ. Nicht nur die Herangehensweise verdeutlicht das Bild eines Mosaiks, sondern auch die Bandbreite der Teilnehmer. Junge Menschen mit unterschiedlichstem sozialem Hintergrund arbeiteten zusammen. Neben regulären Absprachen bzgl. der Programmgestaltung war es notwendig, während der Workshoptage eng zusammenzuwirken. Das Theater-Mosaik präsentierte eine Aufführung voller Musik, Theater, Jonglage, Schauspiel, eigener Moderationen und vor allem eigener Ideen. Eine Eigenkomposition des Musikkurses Jahrgang 9 des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums läutete die Veranstaltung ein. Die 28 Jugendlichen hatten im Rahmen von MOVING THEATRE, der konzertpädagogischen Initiative des Osnabrücker Symphonieorchesters, gemeinsam mit drei Orchestermusikern und ihrem Musiklehrer, das Stück nicht nur entwickelt, sie brachten es auch gemeinsam zur Aufführung; durch die produktive Zusammenarbeit ergab sich ein umfangreiches Programm, wovon ein Part erneut beim Theater-Mosaik zur Aufführung kam. Im Rahmen einer Theaterfahrt in den Herbstferien, durchgeführt von der Theaterpädagogik am Theater Osnabrück und finanziert vom Förderverein OSKAR, erstellten 20 Jugendliche aus Förder- Haupt- und Realschulen eine eindringliche szenische Präsentation zum Thema Dafür brenne ich.

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Lange im Vorfeld und innerhalb kürzester Zeit ausgebucht war der Workshop Singen! der Opernsängerin Darja Seeger. Ein Faktor des Erfolgs ist sicherlich die Prägung der Zielgruppe durch diverse Castingshows. Zehn Jugendliche erarbeiteten an den Workshoptagen sängerische Darbietungen unter professioneller Anleitung, bei denen sie vom Pianisten Vladimir Krasmann begleitet wurden. Auf der Bühne performten sie solo sowie als Chor. Vier Tage Zeit hatten die acht Teilnehmer eines Theater-Workshops unter der Leitung des Theaterpädagogen Jörn Glitzenhirn, um eine ca. halbstündige Aufführung zum Thema Schalt halt mal ab! zu entwickeln. Die jungen Schauspieler brillierten mit einer anspruchsvollen Präsentation und begeisterten das Publikum mit heiteren, sarkastischen und intensiven Theatermomenten. Der Workshop Diabolo und Co, der nicht von einem Profi durchgeführt wurde, sondern von einem Teilnehmer aus dem AK Jugend, gliederte sich dem Theater-Mosaik an. „Ich wollte gerne einmal einen eigenen Workshop anbieten und mich dabei als Anleiter ausprobieren.“ (Josha Pankoke). Das Jonglage-Angebot wurde begeistert angenommen und beeindruckte bei der Aufführung mit einer perfekt choreografierten Vorführung. Durch das Programm des Theater-Mosaiks führten voller Elan und mit sichtbarem Spaß an der Sache Nico Kleimusch und Marlon Garcia. Die beiden 13-jährigen hatten vorab an einer Moderationswerkstatt der Theaterpädagogin Annette Schekahn teilgenommen und wussten ihr großes Publikum galant und mit viel Humor durch den Abend zu führen.

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RÜCKBLICK UND AUSBLICK Traditionell bedeutet Jugendkultur Abgrenzung zum Erwachsenendasein. Doch es scheint, dass sich bei den großen Veranstaltungen die Altersklassen stark vermischt haben. War das so gewollt? Anna Pöppelmeyer: Durch die Schaffung von Projekten und Veranstaltungen wie dem Grand Opening und art works! haben wir es geschafft, das allgemeine Interesse zu wecken. Menschen jeder Altersklasse waren eingeladen, sich die Ergebnisse vorangegangener Workshops anzuschauen. Außerdem haben wir dafür neue Räume erobern können, die zusätzlich neugierig machten. Manchmal wurde durch direkte Konfrontation zum Hingucken und Nachdenken angeregt, wie auf dem Catwalk into Town, wo Jugendkultur mitten in der Innenstadt präsentiert wurde. Dadurch entstand ein größeres Bewusstsein und Interesse in der Öffentlichkeit für Jugendkultur. Das ist durchweg positiv, da so die gegenseitige Akzeptanz gestärkt wird. Wir hoffen, dass wir damit insgesamt ein zunehmendes Verständnis wecken konnten. Im Programm finden sich auch klassische Angebote wie Ballett und Theater. Und ernsthafte Themen werden ebenfalls angesprochen. Ist das nicht uncool? Hanna von Behr: Was cool ist, bestimmen Jugendliche selber! Wir haben bei der Planung sehr von der Umfrage profitiert, die wir im Vorfeld unter dem Motto Anstiften! durchgeführt haben. Die Ergebnisse haben uns zum Teil selbst überrascht, denn die Jugendlichen wünschten sich erstaunlich ernsthafte Themen, wie beispielsweise das Kennenlernen anderer Religionen. Daraus resultierte die Bustour „Weißt Du, was ich 30 Veranstaltungen ★ glaube?“, ein Angebot, das sehr gut angenommen wurde.

Veranstaltungsangebot:

Wie erklären Sie sich das? Ich denke, dass die positive Resonanz daher kommt, dass das tägliche Miteinander das Interesse an anderen Kulturen fördert. Jugendliche wollen ihren eigenen Weg finden und sind auf der Suche nach Identität. Dabei ist es wichtig, dass diesem Wunsch mit hoher Professionalität entsprochen wird. Das findet sich beispielweise auch beim Theater wieder. Wobei wir mit dem Theater-Mosaik allerdings nicht klassische Vorgaben genutzt haben, sondern eine neue Form entstanden ist, bei der ein hohes Maß an Selbstbestimmung eingebracht werden konnte.

Männliche Teilnehmer

Weibliche Teilnehmer

2.377

2.204

Altersdurchschnitt: 32 Jahre

Gibt es Projekte, die aus dem umfangreichen Angebot als persönliches Highlight 2010 hervortreten? Hanna von Behr: Das eben erwähnte Theater-Mosaik war auch für uns in der Organisation spannend, denn wir wussten am Montag nicht, was am Donnerstag auf der

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4.581 Teilnehmer


Bühne steht. Auch wenn man zunächst annehmen könnte, dass sich ein solch ergebnisoffenes Projekt schwer vermarkten lässt, klappte genau das einwandfrei. Neben den professionellen Angeboten überzeugte vermutlich auch der Rahmen, den man dem Ganzen geben konnte. Und die abschließende Aufführung war einfach grandios. Anna Pöppelmeyer: Bei dem umfangreichen Angebot ein Highlight herauszupicken, ist schwer. Die Wallfahrt war eine sehr spannende und schöne Veranstaltung. Sehenswerter Oldtimerbus, besondere Atmosphäre durch Elvis-Songs und Lagerfeuerlieder, die Stimmung im Bus war ausgelassen und gleichzeitig entspannt. Das Publikum hat sich spontan auf etwas Neues eingelassen und die Akteure mussten spontan auf die Fahrgäste reagieren und improvisieren. Außerdem denke ich, haben wir mit dem Doppeldeckerbus Aufsehen erregt und waren mobil mitten in der Stadt, wo uns vielleicht keiner erwartet hätte.

Projektangebot: 7 Projekte ★ 672 Teilnehmer

Männliche Teilnehmer

Weibliche Teilnehmer

392

280

Inwieweit hat sich die Organisation der zweiten Jugend-Kultur-Tage zu den ersten verändert und konnte auf das für 2008 aufgebaute Netzwerk erfolgreich zurückgegriffen werden? Altersdurchschnitt: 16 Jahre Hanna von Behr: Definitiv konnten wir auf ein bestehendes Netzwerk zurückgreifen, was vor allem die ersten Ansprachen erleichterte. Wir konnten zudem externe Partner gewinnen, die nicht direkt mit der Jugendarbeit verbunden sind, wie beispielsweise martini|50-Forum für Architektur und Design. In dem Workshop verbanden sich Interessen der freien Wirtschaft mit dem Gedanken der Förderung von Soft Skills. Diese finden in schulischen Lehrplänen kaum Platz, sind aber dringend erforderlich. Ähnliches konnte bei dem Projekt art works! erzielt werden. Um mehr Jugendliche zu erreichen, die im herkömmlichen Kulturbetrieb nicht vertreten sind, wurden neben der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland weitere Einrichtungen der Jugendberufshilfe, wie die Werkstatt Georgsmarienhütte, das Zentrum für Jugendberufshilfe Dammstraße und die Belmer Integrationswerkstatt, angesprochen. Wir ÖMER KANTAR, AK JUGEND: hoffen auf diese sehr erfolgreiche Zusammenarbeit für die nächsten „Ich bin 2007 über meinen Schulleiter auf Jugend-Kultur-Tage aufbauen zu können. die Jugend-Kultur-Tage aufmerksam gemacht worden und seitdem aktiv dabei, da Anna Pöppelmeyer: Der junge Kulturverein Basementsound hat durch seiich hier meinen Ideen freien Lauf lassen ne Angebote, die unter dem Motto „Afro-Caribbean-Culture“ liefen, Jugendkann. Es ist toll, dass man in einem Team so liche dazu motiviert, sich Freiräume zu erobern. Mit der Zusammenstellung etwas Großes schaffen kann, auch wenn man der Workshops und Veranstaltungen haben sie bewiesen, dass es möglich vorab von vielen Dingen keine Ahnung hat. ist, auch ohne eigene Räumlichkeiten und mit wenig Mitteln viel zu beweIm Team klappt das. Als besonderes Highlight gen. Mit ihren neuen Ideen, Beatboxing und Dancehall-Workshop, brachten habe ich das Planungswochenende in Salzsie beispielsweise frischen Wind in das Gemeinschaftszentrum Ziegenbrink bergen empfunden, da wir dort viel Spaß und das Haus der Jugend. Orte wie die Traumfabrik Petersburg eigneten hatten und kreativ sein konnten.“ sich aufgrund ihrer wenig konventionellen Ausrichtung für besondere Workshops wie Alternative Graffiti. Der Höhepunkt war sicherlich die Veranstaltung Outta Babylon, für die eine Gaststätte als Kooperationspartner gewonnen werden konnte.

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Aus dem großen Pool der Wettbewerbe sind für 2010 nur noch zwei übrig geblieben: Jugend-Medien-Wettbewerb und Surprise. Wo liegen bei diesen Ausschreibungen die Potentiale? Hanna von Behr: Der Jugend-Medien-Wettbewerb ist ein bereits etablierter Wettbewerb, der regelmäßig mit einer hohen Qualität der Einsendungen überzeugt, und bleibt dementsprechend auch erhalten. Die anderen Wettbewerbe wurden nicht weitergeführt, da sich zeigte, dass durch Wettbewerbe wie beispielsweise „Rock in der Region“ einige Bereiche, in diesem Fall Musik, bereits gut bedient werden. Ganz anders verhält es sich mit dem Wettbewerb Surprise, der zum Querdenken anregen soll und besonders innovative Angebote auszeichnet. Basementsound e.V. konnte mit dem Geldpreis die Idee des Scratch-Forums umsetzen, wodurch die Jugend-Kultur-Tage auch über den eigentlichen Zeitraum hinaus wirken. NOZ 10.1.11 Mit den Projekten Sounds Around O‘ und Open Wall sind lokale Grenzen überschritten worden. Welche Chancen eröffnet das für die zukünftige Gestaltung der Jugendarbeit und der dritten Jugend-Kultur-Tage? Anna Pöppelmeyer: Einen Ausbau der Kooperation mit den Partnerstädten würden wir uns sehr wünschen, da sich dadurch ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Sounds Around O‘ fördert den Austausch zwischen jungen Musikern auf einem qualitativ hohen Niveau. Auch in unseren Nachbarländern existiert Jugendkultur, die zwar anders, aber dennoch sehr spannend ist. Natürlich wären wir sehr glücklich, wenn das Projekt Jugend-Kultur-Tage durch eine Öffnung über die lokalen Grenzen hinaus Nachahmer finden würde.

LISA TEGELER, AK JUGEND: „Im Frühjahr 2009 habe ich bei FOKUS ein Schulpraktikum gemacht und bei der Nachbereitung der Jugend-Kultur-Tage 2008 mitgeholfen. Da es mich reizte, beim nächsten Mal bei der Planung mitzureden und Ideen zu spinnen, habe ich mich beim Arbeitskreis engagiert. Das Schöne hier ist, dass die Ideen wirklich umgesetzt wurden, wie zum Beispiel die Wallfahrt. Die Busfahrt mit der tollen Musik war der Hammer. Das Besondere an den Jugend-Kultur-Tagen ist, dass es einerseits cool ist und andererseits einem etwas für seine Zukunft mitgibt. Ich möchte Kommunikationsmanagement studieren und konnte dafür eine Menge im Bereich Veranstaltungsorganisation lernen.“

Welche Spuren haben die Jugend-Kultur-Tage 2010 hinterlassen? Wo liegen die Potentiale und Ziele für 2012? Hanna von Behr: Als messbaren Erfolg lassen sich die deutliche Steigerung der Teilnehmer, Angebote und Kooperationspartner voranstellen, so dass wir sicher sind, auf diesem Weg weitergehen zu können, um auch 2012 ein spannenStadtblatt Feb. 11

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des Projket auf die Beine zu stellen. Der AK Jugend wird definitiv weitergeführt und, wenn möglich, die Aufgaben intensiviert. Aufgrund mangelnder Zeit bei Jugendlichen, vermutlich verursacht durch extrem hohe Erwartung der Gesellschaft, JOSHA PANKOKE, AK JUGEND: Schule und Eltern, stellt das eine Herausforderung dar. Doch spricht das „Events zu planen interessiert mich sehr. Von derzeitige Engagement und Interesse der Jugendlichen dafür. daher habe ich auch sofort zugesagt, als HanDie Erfahrungen aus 2008 und 2010 haben gezeigt, dass konzentrierte Anna mich fragte, ob ich Lust hätte, mich zu begebote wie das Theater-Mosaik sehr vielversprechend sind. Dieses Projekt teiligen. Ich kann ehrlich gesagt nicht genau dient als Basis, Jugendlichen mehr Verantwortung zu übertragen und sie sagen, was ich an den Jugend-Kultur-Tagen eigene Workshops leiten zu lassen. Aber auch Schulprojekte, wie sChOOL am besten fand. Der ganze Rahmen an sich ist beats, die möglicherweise in Eigenregie weitergeführt werden können und sehr toll: es war äußerst vielfältig, spannend, eine breite Masse erreichen, gehören sicherlich zu zukunftsfähigen Koninteressant und lustig. Alles in allem ein gezepten. lungenes Event. Ich habe viel gelernt über Eine Weiterführung der Zeitkapsel ist nach zwei erfolgreichen DurchgänOrganisation und Teamarbeit mit Menschen, gen selbstverständlich. Spannend wird sein, wie sich Jugendkultur weiterdie man vorher noch nicht kannte.“ entwickelt und inwieweit sie sich konservieren lässt. Ein Projekt, das nicht nur für den Augenblick Interesse weckt, sondern aktiv für die Zukunft dokumentiert, findet auch besonders bei den Teilnehmern Beachtung. Diese besondere Wertschätzung ihrer Arbeiten spornt ihren Ehrgeiz an. Anna Pöppelmeyer: Nachdem bereits zum zweiten Mal DJ-Workshops angeboten wurden, haben sich zwei junge DJ-Teams zusammengefunden und veranstalten wöchentlich das Scratch-Forum. Dahinter verbirgt sich die Idee, Jugendlichen einen DJ-Proberaum zur Verfügung zu stellen, um sich auch auf diesem Gebiet weiterzuentwickeln. Das Equipment ist teuer und im Scratch-Forum können die Jugendlichen sich ausprobieren und sich austauschen, ohne vorher ihr Taschengeld in etwas zu investieren, wovon sich noch nicht wissen, ob es ihnen überhaupt gefällt. Das Konzept sieht vor, dass die TeilnehTeilnehmer mer ca. alle drei Monate eine eigene Party organisieren, die Scratch-Session, auf der sie vor fremden Publikum auflegen und so langsam Erfahrungen als DJs sammeln. Weitere Potentiale sehe ich bei Angeboten wie Permakultur, die sich konkret mit Lebensumständen und der persönlichen Umwelt beschäftigen. Diese Themen rücken generell immer weiter in den Vordergrund und sind auch bei Jugendlichen immer wieder gefragt.

Workshopangebot: 61 Workshops ★ 567

Ist durch die Medienpräsenz der Jugend-Kultur-Tage in der Presse ein neues BewusstMännliche Teilnehmer Weibliche Teilnehmer sein für die Jugend und ihre Kultur geweckt worden? Wie könnten nächste Schritte aussehen? Anna Pöppelmeyer: Immer wieder reflektieren Altersdurchschnitt: 17 Jahre und für neue Strömungen und Trends offen sein, ist der Weg, Jugendliche zu erreichen und gleichzeitig das Bewusstsein der Erwachsenen für sie zu verändern. Das bedeutet vor allem für den Bereich der Werbung, kontinuierlich neue Ideen zu entwickeln und durch Präsenz in der Lokalpresse sowie im Internet regelmäßig Aufmerksamkeit zu erregen. Das kann beispielsweise durch Verteilaktionen von Flyern mit Musik und vielen Jugendlichen in der Innenstadt geschehen. Wir müssen die Jugendlichen da abholen, wo sie sind, im Netz oder in der Stadt.

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SPONSOREN STIFTUNG JUGEND – BILDUNG – KULTUR

PWC- STIFTUNG

Der PwC-Stiftung liegt es am Herzen, die Kulturelle Bildung zu fördern, die bei Kindern und Jugendlichen gezielt ankommt, ihnen den Sprung ins Leben erleichtert; sie setzt dabei auf Schlüsselkompetenzen wie Kreativität, Urteilskraft und Selbstvertrauen. Auf Initiative der Führungskräfte von PwC Deutschland setzt die Stiftung auf Entwicklung von Soft Skills, die Denkanstöße geben, eine weltoffene Entwicklung des Nachwuchses ermöglichen und damit für alle Berufszweige und -wege interessante Mitarbeiter fördern soll. Junge Menschen sind die Zukunft unserer Gesellschaft, um die Wirtschaft nachhaltig und sicher zu gestalten. Dort liegt für die PwC-Stiftung auch die Voraussetzung für die jeweilige Projektförderung. Ihr Motto: „Neugier wecken, Horizonte erweitern, Kreativität fördern!“

AUERBACH STIFTUNG Sich selbst und andere schützen hat sich die Auerbach Stiftung als Leitmotiv aufgegeben. „Mit diesen Mitteln wollen wir so viel wie möglich (Start-)Hilfe zur Selbsthilfe geben“ erklären Gründer Hannelore und Tjark Auerbach. „Wichtig für uns ist die Nachhaltigkeit. Projektunterstützung gestattet beispielsweise auch präventive Arbeit; direkte Förderung erlaubt, das Leben lebenswert zu gestalten.“ Die dahinterstehende Philosophie bezieht sich nicht nur auf die reale, sondern auch auf die virtuelle Welt des Internets. Beide Welten sollen geschützt werden, die virtuelle mit dem Antivirenprogramm AntiVir und die reale mit Wissen, denn die Förderung von Wissen bedeutet mehr Sicherheit, die wiederum Freiheit ermöglicht. „Ich selbst erhielt immer genügend Rückhalt und Unterstützung, so konnte ich ungehindert meinen Weg gehen. Um Menschen Chancen zu bieten, habe ich die Stiftung ins Leben gerufen. Über den Spendenanteil verwirklicht jeder Nutzer des Antivirenprogrammes AntiVir Sicherheit für sich selbst und zugleich auch für andere“. (Tjark Auerbach)

SPARKASSE OSNABRÜCK Die Sparkasse Osnabrück fördert ihre Heimatregion mit zwei gemeinnützigen Stiftungen, die sich einerseits für die Benachteiligten der Gesellschaft und andererseits für die Förderung der jüngeren Mitglieder unserer Gesellschaft einsetzen. Werte durch besonders innovative, kreative Projekte zu erhalten, zu vermitteln und auszubauen ist dabei von besonderer Bedeutung. Ziel ist es, bei Kindern und Jugendlichen Kompetenzen für eine Zukunft zu entwickeln, wobei der Bildungsanspruch als höchste Schlüsselqualifikation betrachtet wird. Nachhaltiges Lernen in der Region für die Region, in der Gemeinschaft Lösungen zu finden und damit die Lebensqualität aller im Raum Osnabrück zu steigern ist der Kerngedanke der Förderung. Die Jugend-Kultur-Tage auf der Schnittstelle zwischen Jugend und Kultur, die das öffentliche Leben bereichern, liegen damit genau in ihrem Spektrum.

LANDSCHAFTSVERBAND OSNABRÜCKER LAND E. V. Der Landschaftsverband hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kultur- und Heimatpflege der Stadt und des Landkreises Osnabrück auf unterschiedliche Weise zu fördern. Einerseits werden eigene Projekte initiiert, indem man jährlich mehrere Aktionen startet, die aus Kooperationen mit Kultureinrichtungen entstehen, andererseits werden spezielle Projektvorhaben finanziell unterstützt, wie beispielsweise die Jugend-Kultur-Tage.

STADT OSNABRÜCK Die Stadt Osnabrück hat erkannt, dass Jugendliche neben der Anerkennung ihrer Leistungen in den unterschiedlichsten Bereichen, vor allem Freiräume für ihre Entwicklung benötigen. Aus diesem Grund vergab sie einen Auftrag an den Verein FOKUS e.V. diese Probleme zu lösen. Daraus haben sich die Jugend-Kultur-Tage entwickelt, die von den Fachbereichen Kultur und Kinder, Jugendliche und Familien aktiv unterstützt werden. Dieser Spagat zwischen zwei städtischen Fachbereichen ist eine außergewöhnliche Kooperation, die vor allem durch gegenseitiges Vertrauen und eine gute Zusammenarbeit innerhalb der Lenkungsgruppe profitiert und das Gelingen absichert.

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KOOPERATIONSPARTNER

Arbeitsgemeinschaft der Religionen Osnabrück - AROS | Artverwandt e.V. | Jüdische Gemeinde Osnabrück | Kulturwerk Bildende Kunst Osnabrück e.V. | Theater Experimentell | Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religionen e.V. - DITIB Stadt Osnabrück: Büro für Ratsangelegenheiten/Städtepartnerschaftsbüro | Kulturgeschichtliches Museum/Villa Schlikker | Mobilteam im Fachdienst Jugend - Stadt Osnabrück | Museumspädagogischer Dienst der Stadt Osnabrück | Musik&Kunstschule der Stadt Osnabrück Stadt Osnabrück - Büro für Friedenskultur | Stadt Osnabrück - Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz im Fachdienst Jugend Stadt Osnabrück - FB für Kinder, Jugendliche und Familien | Stadt Osnabrück - FB Kultur, Stadt Osnabrück | Stadt Osnabrück - FB Bürger und Ordnung

Ein besonderes DANKESCHÖN geht an die Sponsoren und Förderer der Jugend-Kultur-Tage, die durch Geld- und Sachmittel, Arbeitszeit und ihren Einsatz das erneute Zustandekommens dieses innovativen Projektes erst ermöglicht haben.

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GASTROLLE

KONTAKT FOKUS e.V. Große Gildewart 6-9 | 49074 Osnabrück Telefon: 0541 28956 | Telefax: 0541 28957 E-Mail: post@fokus-os.dev Internet: www.fokus-os.de | www.jugend-kultur-tage.de

ANSPRECHPARTNERINNEN Hanna von Behr (vonbehr@fokus-os.de) Anna Pöppelmeyer (poeppelmeyer@fokus-os.de)


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