Schuhe,
die Geschichten erz채hlen
Inhalt Vorwort Seite 3
So ist das im Leben Meine Schuhgeschichte | von Kira Tillner Seite 4 Meine neuen Schuhe | von Ayse Yesil Seite 5 Boots | von Jana Bickel Seite 7 Unser neues Auto | von Friederike Rommel Seite 9 Der Panikschuh | von Lukas Menkhaus Seite 10 Verfolgungsjagd wegen Sneakerverschmutzung | von Carsten Stockreiter Seite 11 Schuhe, die Geschichten erzählen | von Cherina Kaiser Seite 12 Ausflug mit Folgen | von Baris Bektas Seite 13 Schuhe, die Geschichten erzählen | von Jenny Semple Seite 14 Schuh-Geschichte | von Artur Jost Seite 15 Die Kriminalgeschichte weisser Flip Flops | von Jana Ersov Seite 16 Der Urlaub! | von Marie Bartsch Seite 18 Schuhe, die Geschichten erzählen | von Soraya Wille Seite 19 Ein Schuh kann doch so lustig sein! | von Jessica Fix Seite 20 Und ihn für immer Die Enttäuschung | von Maxi Sander Seite 21 Die Erinnerungsschuhe | von Jacqueline Jenz Seite 23 Beige Römersandalen mit Riemen | von Aycan Yikilmaz Seite 24 Meine Schuhe und ich | von Matthias Eisenbrenner Seite 25 Und ihn für immer | von Svenja Hörnschemeyer Seite 26 Regen | von Annalena Lange Seite 27 Ich steh auf lila-weiss! Schuhgeschichte | von Moritz Noß Seite 29 Schuhe, die Geschichten erzählen | von Charlotte Krause Seite 30 Krämpfe | von Domenik Lücke Seite 31 Im Scheinwerferlicht | von Pia Jänsch Seite 33 Ich steh auf lila-weiss! | von Annika Lüttig Seite 34 Schuhe, die Geschichten erzählen | von Anna-Maria Lamkemeyer Seite 36 Die vertauschten Fussballschuhe | von Melina Kater Seite 37 Fussballschuhe des Schreckens | von Aaron Asman Seite 38 Meine Schuhe | von Laura Holtmann Seite 39 Meine Schuhe | von Svea Ites Seite 40 Schuhe, die Geschichten erzählen | von Stella Thate Seite 41 Schuhe | von Jan Renz Seite 42 Kein guter Start | von Maya Girmann Seite 43 Aufregung vor der Aufführung | von Jana Müller-Detert Seite 44 Innerhalb der Gang war ich bekannt als Bloody Jim Schuhgeschichte | von Cem Savci Seite 45 Ein Schuh kommt heut’ nicht allein | von Marie Hestermann Seite 46 Die heiligen Schuhe | von Carsten Fratzke Seite 47 Der Schuhmörder | von Lucas Klute Seite 48 Eiskalt | von Micha Keiten Seite 49 Männerschuhe | von Johannes Schulte Seite 50 Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich Zeitreise für einen Schuh | von Lars Backhaus Seite 51 Der erste Schuh auf dem Mond | von Nicole Neu Seite 52 Schuhe auf Tauchstation (Eine wahre Geschichte) | von Laura Rotert Seite 53 Abenteuer im Watt | von Charlotte Cremering Seite 54 Nach den Sommerferien | von Nancy McCulloch Seite 56 Schuhgeschichte | von Marina Pister Seite 57 Der verlorene Schuh | von Merle Hörnschemeyer Seite 58 Chucks | von Patrick Friedrichs Seite 59 Neues aus dem Schuhschrank | von Tabea Krümberg Seite 60 Bergtour | von Niklas Moormann Seite 61 Die Erinnerung bleibt ein Gedanke, unsere Zeit Geschichte | von Hanna Sophia Gambietz Seite 62
Vorwort Neue OZ vom 25.10 .2010
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ereits während der Jugend-Kultur-Tage 2008 wurden unter dem Motto „Zeitkapsel“ alltägliche Gegenstände und ihre ganz persönlichen Geschichten gesucht. Diese Idee wurde bei „Schuhe, die Geschichten erzählen“ aufgegriffen. Schülerinnen und Schüler der Thomas-MorusSchule hatten die Möglichkeit an einer Schreibwerkstatt im Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrum teilzunehmen und dort unter Anleitung vom Autor Dr. Wolfgang Hesse ihre eigene Schuhgeschichte zu entwickeln. Auch weitere Jugendliche folgten dem Aufruf und reichten Geschichten und Bilder ihrer Schuhe ein, unter anderem auch die AG „Kreatives Schreiben“ des Ratgymnasiums. Ursprünglich für einen Zeitraum von einer Woche geplant, waren die Werke im Oktober 2010 im Rahmen der Jugend-Kultur-Tage für zwei Wochen in der Villa Schlikker zu sehen. Dieses Heft vereint die 51 eingereichten Erzählungen und wird ebenfalls Teil der Aktionsausstellung „Zeitkapsel“, die voraussichtlich 2028 einen spannenden Rückblick auf die Osnabrücker Jugendkultur geben wird. Gekennzeichnet mit einem Button sind die Geschichten, die von der Jury mit einem Schuhgutschein prämiert wurden. Jury: Stefan Berendes, Kommunikaze Daniel Rüffer, Stadtblatt Dr. Wolfgang Hesse, Autor und Lektor Sabine Meyer, Erzähltheater
So ist das im Leben
Meine Schuhgeschichte von Kira Tillner, Ratsgymnasium, Klasse 8
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aufen konnte ich noch nicht mit meinen 14 Monaten, aber mich an Gegenständen hochziehen war meine große Stärke. Ob der Wohnzimmertisch, das Sofa, die Küchenstühle oder ein großer Blumentopf, nichts war vor mir sicher. Ich wollte endlich auf eigenen Füßen stehen. Da ich das Stehen gerade erst gelernt hatte, konnte ich mich nicht alleine wieder hinsetzen. Aber auch für dieses Problem hatte ich eine Lösung gefunden. Ich musste nur laut genug nörgeln und schon kam einer meiner Eltern und half mir auf den Boden zurück. Nachdem ich mit meinen Socken immer wieder ins Rutschen geriet, beschlossen meine Eltern mir meine ersten Schuhe zu kaufen. Gesagt, getan! Meine Mutter und ich fuhren in die Stadt. Eigentlich fanden Frauen Schuhe kaufen ja toll, aber ich war da wohl eine Ausnahme. Als wir im Schuhladen ankamen begrüßte uns eine nette Verkäuferin. Meine Mutter stellte mich auf ein Gerät, um herauszufinden, was für eine Schuhgröße ich hatte. „Schuhgröße neunzehn“, sagte die Verkäuferin und zeigte meiner Mutter das passende Regal. Nachdem meine Mutter ein paar rote Hausschuhe ausgesucht hatte, versuchte die Verkäuferin mir diese anzuprobieren. Da ich die Frau aber nicht
kannte, fand ich es nicht besonders lustig, dass diese meine Füße einsperren wollte. Meine Mutter und die Verkäuferin redeten beruhigend auf mich ein. Um mich abzulenken, gaben sie mir einen Keks in die Hand. So ist das im Leben, kurz ist man abgelenkt und schon hat man Schuhe an. Nun wollten die beiden auch noch, dass ich mich mit diesen Dingern hinstellen sollte. Diesen Gefallen tat ich ihnen aber nicht. Ich fing an zu weinen und immer wenn meine Mama mich auf den Boden stellen wollte, zog ich die Beine an. Diese komischen festen Dinger an meinen Füßen fand ich überhaupt nicht gut. Meine Mutter war völlig außer sich und redete wie wild auf mich ein. Aber es half alles nichts. Schuhe fand ich damals total blöd. Die Verkäuferin erklärte meiner Mutter, dass ich mich erst an meine neuen Schuhe gewöhnen müsste. Sie überprüfte noch mal die Passform und empfahl alles in Ruhe zu Hause noch mal auszuprobieren. Dann kaufte meine Mutter die Schuhe und wir fuhren Heim. Zu Hause erzählte meine Mutter meinem Vater vom Schuheinkauf. Mein Vater lachte, nahm die Schuhe aus dem Karton, bewunderte sie, setzte mich auf seinen Schoß und zog mir die Schuhe an. Er stellte mich auf den Fußboden und sagte: „Mensch, was hast du für schicke neue Schuhe.“ Ich strahlte übers ganze Gesicht und sagte: „Da, Tuhe!!!“ Meine Mutter stand daneben und war sprachlos. Mein Papa lächelte verschmitzt, nahm meine Mama in den Arm und sprach: „Tja, das nächste Mal werde ich wohl besser mit meiner Tochter in die Stadt fahren, um Schuhe zu kaufen.“ Von nun an liebte ich meine ersten Schuhe heiß und innig.
So ist das im Leben
Meine neuen Schuhe von Ayse Yesil, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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ma rief: „Esst doch wenigstens euer Brot zu Ende, dann könnt ihr auch draußen spielen!“ Aber das, was sie uns sagte, war uns sowieso egal. Mein Cousin Ali und ich waren immer zusammen. Wir verstanden uns in der Familie gut. Im Sommer kamen alle zusammen und das Haus war voll. Alle Bekannten unserer Familie lebten in der Türkei. Die Älteren redeten miteinander. Uns wollten sie niemals bei ihren Gesprächen dabei haben. Sie sagten uns: „Ihr seid noch zu klein. Spielt besser draußen.“ Mit meinem Cousin redeten wir über unsere Kindergarten-Erlebnisse und spielten den ganzen Tag zusammen. Jeden Tag der langen Ferien spielten wir. Niemand aus unserer Familie war so gut befreundet wie wir beide. Jetzt wollten wir draußen spielen. Gestern habe ich neue Schuhe bekommen und griff nun sofort danach. Sie waren neu und ich hatte sie noch nie angehabt. Mein Cousin warnte mich, dass ich die Schuhe nicht anziehen sollte, weil sie sonst beim Fangen spielen kaputt gehen würden. Er zog alte Sportschuhe an und gab mir auch ein Paar. Ich wollte aber meine neuen Schuhe anziehen, weil sie für mich sehr wichtig
waren und ich sie endlich an meinen Füßen sehen wollte. Also beachtete ich nicht, was er mir sagte. Die Schuhe waren zu schön, um sie nicht anzuziehen. Sie waren hellblau mit einem Schmetterling an der linken Seite. Die Schmetterlinge waren mit Glitzer gefüllt und glänzten von Weitem. Deshalb hatte ich sie mir auch gekauft. In dem Alter interessiert sich ein Mädchen sehr fürs Glitzern. Wir liefen raus. Es war früh am Morgen. Ali kannte sich sehr gut aus auf unserem Bauernhof. Ich war ja nur zu Besuch da. Jedes zweite Jahr nur zwei bis drei Wochen. Trotzdem waren wir gute Freunde. Die Sonne schien sehr doll, das weiß ich noch ganz gut. Heute habe ich weder den Unfall noch die sehr heiße Sonne vergessen. Er rannte zu unseren anderen Freunden mit den wir seit zwei Tagen Fangen spielten. Das taten wir den ganzen Tag. Wir rannten die ganze Zeit. Wir hatten weder Hunger noch Durst. Vielleicht schon, aber ich habe es bei dem Spaß, den wir hatten, nicht bemerkt. Als alle weg waren und es noch nicht ganz dunkel war, haben wir beschlossen Verstecken zu spielen. In einem Bauernhof kann man nichts Besseres tun als Verstecken zu spielen! Viele Kuhställe, Häuser und Bäume! Es war alles
So ist das im Leben perfekt, um zu zweit Verstecken zu spielen. Zwischendurch guckte ich auf meine Schuhe. Denen war nichts passiert - außer, dass sie ein bisschen dreckig geworden waren. Ich dachte: „Ich kann die sowieso zu Hause waschen.“ Ich zählte zuerst bis zwanzig, was ich eigentlich nicht besonders gut konnte. Ich glaube, dass ich auch ein paar Zahlen einfach übersprang. Auf jeden Fall war es soweit und ich fing an ihn zu suchen. Ich konnte mir schon vorstellen, wo er sich versteckte. Ali versteckt sich immer hinter dem großen Baum bei uns im Vorgarten. Auch, wenn er heute mit unseren kleinen Cousinen spielt, versteckte er sich sicher dort. Und ich verrate ihnen dann, wo er ist. Ich ging sofort zu dem Baum und fand ihn auch. Jetzt durfte ich mich verstecken. Es wurde dunkler und für mich natürlich besser, weil er mich niemals finden würde. Er fing an zu zählen und ich versteckte mich in der Nähe des Kuhstalls. Doch er sah mich und rannte. Ich bemerkte das und rannte
auch los, damit er mich nicht packte. Dabei guckte ich nicht nach vorne, denn ich drehte mich beim Rennen zu ihm um. Als er mich fast gepackt hatte, schrie er: „ Anhalten!“ Ich schrie zurück: „Nur, weil du mich nicht packen kannst, willst du, dass ich anhalte. Ich renne, bis du mich packst!“ Und da war es auch schon zu spät. Ich fühlte, dass ich auf einen weicheren Boden trat. „Wieso war der Boden so weich? Wieso stinkt der Boden so sehr? Bin ich etwa…?“ Ich bemerkte plötzlich, dass ich mitten in Kuhmist gelandet war. Ich fing an zu weinen und dachte sofort an meine Schuhe, die ich nie wieder anziehen würde. Er lachte mich aus und holte Hilfe. Jeder lachte mich aus, auch mein Cousin. Ich ging weinend nach Hause und zog meine Schuhe aus. Ich warf sie zur Seite und setzte mich ins Wohnzimmer. Ali machte die Tür auf und kam mit vorgetäuscht traurigen Augen zu mir. Ich stand auf und schaute ihn wütend und enttäuscht an.
So ist das im Leben
Boots von Jana Bickel, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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eim Umziehen hatte ich Kiste um Kiste nach oben in die neue Wohnung schleppen müssen. Zum Glück hatte ich Hilfe. Alleine hätte ich das wahrscheinlich nicht geschafft. Als ich dann endlich zum Auspacken kam, hatte ich gleich nach der ersten Kiste etwas Altes wiederentdeckt. Ich setzte mich auf mein neues Sofa. Es waren meine Schuhe, besser gesagt meine Stiefel. Sie wirkten bedroht, hatten noch dunkelrote Spuren aus der Vergangenheit. Mama hatte sie mir wohl eingepackt. Ich hatte sie das erste Mal mit zwei Jahren getragen. Damals lebte ich noch in Russland. Ich dachte an meine Mutter. Sie lächelte mich an und schaute dann beunruhigt aus dem Fenster. Mama murmelte so etwas wie: „Papa kommt heute aber spät. Er ist heut früh zornig aus dem Haus gegangen.“ Ich blickte in ihre Richtung. Ich fing an mich zu freuen, hüpfte dabei. Sie fing an zu lachen. Über mich, ihre jüngste Tochter. „Du weißt, dass du bald nicht mehr raus darfst. Komm ich zieh dich an und du gehst ein wenig mit deinem Bruder spielen“, sagte sie. „Ich koche gleich noch was Warmes und danach geht’s für dich ins Bett.“ Ich rannte schnell in mein Zimmer und holte so viel Kleidung wie möglich. „Ich falle gleich um“, dachte ich. Ich war ganz aufgeregt, dass ich fast stolperte. Meine Mutter zog mir meine Sachen über und ich machte sie glücklich, weil ich glücklich war. Dann kamen meine bordeauxroten Schuhe und dazu farblich passend die Jacke, die ich von Freunden meiner Eltern geschenkt bekommen hatte. Ich war zu einer Kugel angezogen, aber das war mir in diesem Moment egal. Ich wollte nur noch raus. Mama kam für eine kurze Sekunde mit nach draußen und rief meinem Bruder zu, dass er auf mich aufpassen solle. Er holte mich schnell und zusammen liefen wir zum Sandkasten. „Wenn du mich brauchst, ruf mich, okay?“, fragte er, woraufhin ich bejahte und erst mal eine ganze Weile lang herumtanzte. Meine Hände zur Luft streckend. „Heute ist ein schöner Tag“, dachte ich nur. Da entdeckte ich schon den Spaten und den Eimer und begann den Eimer zu befüllen. Kurz darauf betrachtete ich meine Schuhe. „Opa hat sie wunderschön gemacht“, dachte ich, „Sie sind wie
Papa versprochen hatte sehr warm. Wie hat Opa diese langen Schuhe - oder sind das Stiefel, ja Stiefel - eigentlich aus diesem Filzstoff gemacht? Oh nein, ich mache sie ja ganz fleckig. Nein nicht ich. Das Wetter!“ Dann hörte ich ein lautes Lachen, es war mein großer Bruder. Ich schaute in die Richtung, in die er gerannt war. Wow! Ich blieb mehrere Minuten fasziniert stehen, meinen Bruder beobachtend, wie er von dem Dach einer langen Hütte herunterrutschte. Plötzlich hörte ich ein Auto, es hielt an, jemand stieg aus. Es ist selten, dass jemand sich hierher verirrt, noch dazu mit einem Auto. Wir hatten das einzige Auto in der Gegend. Das musste wohl Papa sein. Ich rief zum Haus hinüber: „Mama, Mama, Papa kommt!“ Damit sie Bescheid wusste, dass wir gleich gemeinsam essen können. Ich rannte zum Tor, wo er mir entgegenkam. Doch anstatt mich in seine Arme zu werfen wie gewöhnlich, fing ich an zu schreien, ganz laut. Rot tropfte auf meine Schuhe. Ich rannte so schnell wie möglich zu Mama, immer noch schreiend, sodass mein Bruder schon auf dem Weg zu mir war. Ich lief ins Haus machte mit meinen Stiefeln alles nass, rutschte beinahe aus. Meine Mutter war schon an der Tür, wollte wissen, was los sei. Als sie das Gesicht meines Vaters sah, erschrak sie hysterisch. Mein Bruder stützte ihn. Er schwankte. Mama und mein Bruder brachten meinen Vater in das Wohnzimmer. Sie wollte ihn behandeln, sie war Krankenschwester. Ich hörte sie sagen: „Was ist passiert? Du hattest doch nicht Streit mit deinen Kollegen gehabt?“ Mein Vater stammelte: „Nein, nur mit Hochlow. Ich hab schon seit Tagen ein Problem mit ihm. Aber heute hatte er sein Limit überschritten. Es kam raus, dass er das komplette Geld niemals auszahlte. Nicht nur mir, sondern auch den anderen. 40 Millionen Rubel hat er uns gestohlen. Er hat uns ausgebeutet, arm gemacht. Es kam zum Kampf. Aber er ist nicht… Ssss…Aaaah!“ Meine Mutter tupfte eine Flüssigkeit auf die Wunde, er stöhnte. Meine Schwester bemerkte mich. Sie wollte nicht, dass ich das mitbekam, da ging auch schon die Tür vor meinen Augen zu. Meine Schwester zog mich zu sich, während ich nur in meinem Zimmer da stand. Ich stand da, bewegte
So ist das im Leben mich kein bisschen. „Papa wird doch nicht sterben?“ Katja beantwortete es erst gar nicht. Sie legte meine nun befleckten, nassen Stiefel auf die Heizung. Und sie schaffte, was in dieser Situation nahezu unmöglich war, mich zum Schlafen zu bringen. „Hmm, was soll ich mit ihnen jetzt machen? Weg-
Schuh-Haikus
schmeißen? Nein, dass schaff ich nicht. Bring ich nicht übers Herz. Aber eigentlich brauch ich sie nicht mehr“, dachte ich. Ich stellte sie auf die Heizung und nahm ein Familienporträt in die Hand, meinen Vater betrachtend.
So ist das im Leben
Unser neues Auto von Friederike Rommel, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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ir hatten unser Vorhaben perfekt geplant. Mein Cousin lenkte unsere Eltern ab und ich ging an die Handtasche meiner Mutter. Ihr Portemonnaie war voll mit lauter bunten Scheinen. Das musste reichen! Da rannten wir nun immer weiter und weiter. Mein Cousin meinte, wir müssen rennen, weil unsere Eltern uns nicht erlauben würden ein Auto zu kaufen, aber wenn wir mit dem Auto wiederkämen, würden sie sich so freuen, dass wir garantiert keinen Ärger bekommen würden. Als wir den Wald erreichten, bekam ich etwas Angst, aber mein Cousin überzeugte mich davon, unser Vorhaben zu Ende zu bringen und ich sah ein, dass wir ohne ein Auto nicht zu Hause aufkreuzen konnten. Jetzt fing es auch noch an zu regnen und zu stürmen, aber was sollten wir machen? Wir konnten ja nicht einfach aufgeben. Es gab kein Zurück! Tiefe Pfützen bildeten sich und Matsch spritzte uns bei jedem Schritt die Beine hoch. Ich war bis auf die Socken triefend nass und meine neuen rot-blaugelb-grünen Schuhe waren von einem schwarzbraunen Schlamm bedeckt. Ich hoffte, dass der Autoverkäufer eine Wäscheleine hat, damit er die Scheine im Portemonnaie wieder trocknen konnte. Der Weg war viel viel länger, als wir gedacht hatten und den Regen hatten wir auch nicht eingeplant, aber wir blieben standhaft und marschierten weiter Richtung Autohaus. Schritt für Schritt gruben sich meine Füße tiefer in den Schlamm. Eigentlich hatte ich gar keine Lust
mehr, noch weiterzulaufen und ich begann insgeheim zu hoffen, dass unsere Eltern kamen, um uns nach Hause zu bringen, aber ich traute mich nicht, meinem Cousin das zu sagen. Er war mein Idol. Er war witzig, stark, klug und er hatte immer eine Lösung gegen Langeweile. Meine Freunde wollten so werden wie ihre Eltern oder wie irgendwelche Superhelden. Ich wollte so werden wie mein Cousin. Durch den Regen konnte man zwei kleine schwarze Striche erkennen, die immer größer wurden. ‚Da! Siehst du die Leute da? Die können wir nach dem Weg fragen!’, freute sich mein Cousin und begann noch schneller zu laufen. Ich bemühte mich mit ihm Schritt zu halten. Es war ein altes Ehepaar, das uns ansah wie meine Mutter, als sie gesehen hat, dass wir im Wohnzimmer die Tapeten angemalt hatten. ‚Was macht ihr denn bei diesem Regen so allein im Wald? Wo sind denn eure Eltern?’ fragten sie mit erschrockenen Gesichtern. Als mein Cousin ihnen von unserem Vorhaben erzählte, brachen sie in lautes Gelächter aus. Es war schon fast so, als würden sie uns auslachen. ‚Ihr kleinen Ausreißer, gerade mal über die Wursttheke schauen können und schon in die große weite Welt unterwegs. Kommt jetzt besser erst mal mit uns mit und wir bringen euch nach Hause‚ lachte die alte Dame. Erleichterung machte sich in mir breit. Aber dennoch fragte ich mich mit meinen fünf Jahren, was Mama und Papa sagen würden, wenn wir ohne Auto nach Hause kämen.
So ist das im Leben
Der Panikschuh von Lucas Menkhaus, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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s begann dunkler zu werden. Ich ging in leichtem Dämmerlicht durch die Straßen meiner Stadt und sah mich nach links und rechts um. Die wenigen Leute, die noch unterwegs waren, schleppten ihre Einkäufe mit sich herum und verließen die Stadt über Autos und Busse. Als die Straßen schon wie leergefegt wirkten, fasste auch ich einen Gedanken. Ich bog rechts in eine Seitenstraße ein und erreichte einen türkischen Imbiss. Dort holte ich mir einen Döner und verzehrte diesen in wenigen Minuten. Nun wollte ich einen letzten Einkauf tätigen. Ich bog zweimal links ab, gab einem auf dem Boden liegenden Mann einen Euro und befand mich nach einer weiteren Rechtskurve vor dem größten Schuhgeschäft unserer Stadt. Zielstrebig ging ich zur Kasse, denn ich hatte mir ein Paar Schuhe schon zurücklegen lassen, ehe ich zum Geldholen gegangen war. Während ich das Geschäft durchquerte, bewunderte ich erneut die Auswahl und die Vielfalt an Schuhen, die es in diesem Laden gab. Es war überwältigend; wenn es um Schuhe ging, konnte diesem Laden keiner das Wasser reichen. Doch im Moment interessierten mich die Angebote hier wenig; ich wollte auf dem schnellsten Wege an meine Schuhe und nach Hause. Endlich war ich an der Kasse angelangt. Die Kassiererin hatte seit dem Nachmittag gewechselt und war mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Ich sprach sie auf meine Schuhe an und sie händigte sie mir aus. „70 Euro“, sagte sie. Ich gab ihr zwei Fünfziger. Sie nahm sie entgegen und suchte in der Kasse nach Wechselgeld. Ich nahm es an und drehte mich mit meinen Schuhen zum Gehen um. Als ich gerade die Hälfte des Ladens durchquert hatte und mein Wechselgeld wegstecken wollte, bemerkte ich, dass die Frau von der Kasse mir 50 Euro zurückgegeben hatte. Da ich keine Lust hatte, noch einmal umzukehren, richtete ich meine Schritte weiterhin auf den Ausgang, allerdings mit wachsender Panik, da ich hörte wie die Kassiererin einem Mann in Uniform in flüsternder Stimme etwas mitteilte. Ich beschleunigte meine Schritte, doch im nächsten Augenblick rief
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der Mann mit lauter Stimme: „Hey du, stehen bleiben!“ Nun fing ich an zu rennen und wagte es nicht mehr, mich umzudrehen. Vor lauter Panik streifte ich einen Stapel Schuhkartons, der nach diesem Zusammenprall in sich zusammenbrach. Ich wusste, dass dieser Typ direkt hinter mir war und ich bereitete mich auf einen harten Schlag von hinten vor. Kurz bevor ich den Ausgang erreichte, sah ich den Mann zu meiner Linken und ich schützte mit meinen Händen die Schuhe und meinen Kopf. Doch der erwartete Schlag blieb aus und so wagte ich es, meinen Kopf einige Zentimeter anzuheben. Der Mann war an mir vorbeigerannt und stürzte sich auf einen fünf Meter vor mir laufenden Mann, der beinahe hundert Schuhkartons mit sich trug. Erleichtert versuchte ich unauffällig auszuweichen, doch da fasste mich der Ladendetektiv an meiner Jacke und fragte mich mit bohrendem Blick: „Was hast du denn mit der ganzen Sache zu tun?“
So ist das im Leben
Verfolgungsjagd wegen Sneakerverschmutzung von Carsten Stockreiter, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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ch ging die Straße entlang, mit meinen Schuhen, meinen neuen Schuhen, meinen neuen Air Force One. Ich war gerade auf dem Weg nach Hause. Dann geschah es. Ein Fahrradfahrer raste an mir vorbei, mitten durch eine schlammige Pfütze. Der ganze dreckige Schlamm flog auf meine Schuhe. Dies erinnerte mich an einen Vorfall. Vor einem Jahr hat mir dieser miese Moe mal Kakao auf meine neuen Schuhe gekippt. Das konnte ich mir diesmal aber nicht gefallen lassen. Ich lief ihm hinterher. Er war eher schmächtig gebaut und hatte definitiv keinen Geschmack, was Schuhe anbelangt. Ich lief also hinter ihm her. Er war ziemlich schnell, doch er konnte mir nicht aus meinem Blickfeld entweichen. Doch dann wendete sich das Blatt, zu meinen Gunsten. Der Fahrradfahrer war so genial, dass er einen Berg hochfuhr. Ich kam nun immer näher an ihn ran. Während der Verfolgungsjagd sind meine Schuhe zwar noch viel schmutziger geworden, dass störte mich jedoch weniger. Es ging mir nur darum mir diesen Typen zu packen und ihn dafür leiden zulassen, was er meinen Schuhen angetan hat. Als ich ihn fast hatte rief ich zu ihm: „Ey, du Penner, bleib stehen und lauf nicht weg wie ein Weichei!“ Ich wollte gerade nach ihm greifen, als wir an eine Kreuzung gerieten und er stark links abbog. Das sah gar nicht gut für mich aus. Wir waren jetzt wieder auf einer Geraden also war er wieder im Vorteil, doch ich konnte mithalten. Ich war so auf ihn fixiert, dass ich mehr und schneller rennen konnte als je zuvor und ich bemerkte, dass ihm langsam die Luft ausging. Er konnte seinen Vorsprung nicht weiter ausbauen, im Gegenteil, er schrumpfte sogar. Dies motivierte mich weiterzulaufen. Aber das Blatt wendete sich. Ich knickte um. Ich versuchte weiterzugehen. Unmöglich! Ich sah nur noch, wie dieser
Stinker langsam aus meinem Blickfeld verschwand. Meine Aggressionen stiegen und ich packte meine ganze Kraft zusammen, um weiterzumachen. Ich schleppte mich hoch und versuchte aufzutreten, so einen Schmerz hatte ich noch nie. Vermutlich ein Bänderriss, aber ich musste ihn mir einfach packen. Dann kam das Glück in einem schönen Audi A3, mit 250 PS, angefahren. Es war ein Kumpel von mir. Er begrüßte mich und fragte: „Was ist denn mit dir passiert?“, weil ich so am Humpeln war. Ich stieg erst mal in seine Karre und erzählte ihm dann die ganze Geschichte. Da er sowieso gerade nichts zu tun hatte, entschied er sich, mir zu helfen. Wir klapperten diese ganze Scheiß Gegend ab, locker eine Stunde, jedoch ohne Erfolg. Wir entschieden uns noch ein letztes Mal an der Rubbenkampstraße lang zu fahren. Da tauchte er aus einer Seitengasse auf. Wir fuhren ihm hinterher. Das war sein Ende. Dachten wir, bis er in einem Fußgängerweg verschwand. Ich konnte ihn nicht mehr verfolgen, wegen meinem Fuß, und mein Kumpel ist einfach zu fett dafür. Doch er rief: „Ich weiß, wo der Fußweg endet, den packen wir uns!“ Ich schöpfte wieder Hoffnung. Als er aus dem Fußgängerweg schnappte ich ihn mir. Der hat vielleicht blöd geguckt, als er am Boden lag, nachdem ich ihn umgehauen habe. Jetzt kann ich mich endlich rächen. Doch dann schrie der Kerl: „Nein! Lass mich in Ruhe!“ und diese Stimme kam mir bekannt vor.
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So ist das im Leben
Schuhe, die Geschichten erzählen von Cherina Kaiser, Ratsgymnasium, Klasse 8
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herina! Aufstehen, bist du wach?“ So geht es jeden Morgen los, dann nach fünf oder zehn Minuten stehe ich auf, gehe mich waschen, ziehe mich an, packe meine Tasche und dann kommt das Schwierigste. Ich muss mir meine Schuhe aussuchen. Nehme ich die Boots, die anderen Stiefel oder doch lieber Chucks? Aber wenn welche, die grauen, schwarzen, lilanen, braunen oder doch die Lederchucks? An diesem Tag habe ich mich nach etlichen Anprobierversuchen für die grauen Chucks entschieden. Dann gehe ich runter, frühstücke und dann fahre ich mit dem Fahrrad zur Schule. An diesem Tag wollte Liza nach der Schule mit zu mir kommen, also war mir klar, dass sie die Rückfahrt auf dem Gepäckträger verbringen musste. Als es dann endlich klingelte, haben Liza und ich mein Fahrrad geholt und sind losgefahren. Auf dem Weg zur Schule muss ich immer unter einer Unterführung her, es ist eine Art kleiner Tunnel.
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Normalerweise steigt Liza dort immer ab und ich fahre alleine den Tunnel runter, doch heute wollten wir es zu zweit ausprobieren. Am Anfang lief noch alles gut, doch dann wackelte auf einmal das ganze Fahrrad und ich konnte noch nicht einmal den Lenker richtig festhalten, ich konnte es nicht einmal richtig versuchen, denn alles ging so schnell. Ich merkte nur noch, wie ich auf dem Boden lag, das Fahrrad auf meinen Beinen und Liza halb auf mir drauf. Wir wussten gar nicht wie uns geschieht. Hätten wir lachen sollen oder doch lieber weinen? Doch wir taten beides, zuerst lachten wir und dann als wir bemerkten wie sehr uns alles weh tat, fingen wir an zu weinen. Wir waren einfach nur froh, dass wir alleine waren und niemand etwas von unserem peinlichen Unfall mitbekommen hatte, deswegen beschlossen wir auch, das Ganze für uns zu behalten. Und zum Glück sind meine Schuhe, die mich jetzt immer an diesen lustigen Unfall erinnern, heile geblieben.
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Ausflug mit Folgen von Baris Bektas, Ratsgymnasium, Klasse 8
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ndlich Klassenfahrt dachte ich… Es sind zwar nicht meine Lieblingslehrer, mit denen meine Klasse nach Ratzeburg, einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Hamburg, fährt. Könnt ihr euch das vorstellen, ich werde eine Woche mit vier Lehrern um mich „genießen“. Eigentlich würde ich ausflippen, aber auf diesen Urlaub warte ich schon viel zu lange, um mich zu ärgern. Vorher packte ich meine Sachen, zog meine Superschuhe und aß eine Tafel Schokolade. Es waren mindestens 30°C und wir saßen in diesem unmodernen Zug. Nach vier Stunden kamen wir am hässlichen Hamburger Bahnhof an. Dann latschten wir noch ungefähr sechs Kilometer. In der Zeit gab ich mit meinen schönen Schuhen an, die viel zu teuer waren, um nicht damit zu prahlen. Alle beneideten mich. Als wir später im Ferienhaus waren, 22:00 Uhr, ist die halbe Klasse inklusive Lehrer schon auf dem Treppengelände eingeschlafen. Nur zu gut, dass ich nicht zu diesen gehöre, denn als ich am nächsten Morgen sah, was dort alles drauf lag: von Kaugummis bis Tennissocken, von Ratten bis Gummienten… Dementsprechend schaute ich auf meine wunderschönen schwarzen Adidas Schuhe und schrie so laut, dass man es noch in Osnabrück hörte. Sie waren voller Dreck. Mein Vater hatte mich extra gewarnt, dass diesen Schmuckstücken nichts passieren darf…zurecht, die Schuhe waren ja auch 170 € wert.
Mein Freund beruhigte mich nach einiger Zeit wieder und wir gingen schwimmen. Sofort stürmten wir ins kalte, dreckige Wasser, das nicht gerade hygienisch aussah. Ich stolzierte bald wieder raus und wusste dann: ich bin fällig. Ich hatte vergessen, meine Schuhe auszuziehen. Und nach ein paar Minuten löste sich auch noch die Farbe von den Schuhen, sie waren nun lila. Mir reichte es, ich verzog mich wieder in die Müllhalde (das Ferienhaus) und zog die Schuhe im Treppenhaus aus. Plötzlich rammte mich ein kleiner rundlicher Junge, ein Schuh fiel die Stufen herunter, aber als ich ihn verfolgte, war er wie durch Zauberei verschwunden. Dort stand nur die Köchin, die gerade die Suppe von der Küche in die Cafeteria brachte. Als ich die Suppe sah, bekam ich auf einmal Hunger und der fehlende Schuh war mir vollkommen egal. Als ich dran war, glaubte ich meinen Augen nicht mehr. Mitten in meiner Linsensuppe lag … der Schuh!!! Nun war es klar, diese Schuhe sind verflucht. Glücklicherweise gab mir Aaron seine Flip-Flops für die restlichen Tage. Samstag reisten wir wieder ab. Am Bahnhof in Osnabrück wartete mein Vater schon mit einem grimmigen Gesicht. Oh nein, das hatte ich ja schon vergessen, die Schuhe lagen im Müll und das drei Wochen, nachdem ich sie gekauft hatte. „Und?“, fragte er mich mit harter Stimme. Jetzt kommt’s, dachte ich. Ich schwitzte allmählich am ganzen Körper. Hoffentlich nimmt er mich nicht zu hart dran. Ich denke, das war’s mit Computer und Fernsehen. „Wie war es denn?“, entgegnete er mit einem Lächeln. „Gut“, log ich. „OK, dann lass uns schnell nach Hause.“ Sofort stimmte ich ein und setzte mich zuhause an den Computer. Ich hörte eine Stimme aus dem Wohnzimmer, meine Mutter, die gerade meinen Koffer entleerte: „Wem gehören denn diese Flip-Flops?“ Oh, oh…
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Schuhe, die Geschichten erzählen von Jenny Semple, Ratsgymnasium, Klasse 8
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eschichten über Schuhe? Na klar: Hier kann ich über meine „KatastrophenSchuhe“ erzählen. Sie haben mich in vielen Situationen begleitet: Geburtstage, Religiöse Feiern, Tanzkurse, Unfälle, ach es gab so viele Anlässe, diese ollen Dinger anzuziehen. Sie sind nämlich schon ziemlich alt. Meine Mutter wollte sie mir erst nicht kaufen, doch ich habe richtig gebettelt, dass sie sie mir kauft. Sie seien doch so bequem und schön, sie würden mir doch so gut stehen. Oh Mann, wie habe ich mich gefreut, als meine Mutter sie mir gekauft hat! Ich bin vor Freude kreuz und quer durch den Laden gehüpft, nur wegen dieser Schuhe! Als wir dann wieder auf der Straße waren, hab ich sie natürlich sofort angezogen! Danach sind wir noch woanders hingegangen und ich habe bestimmt alle fünf Minuten gesagt, wie toll ich diese Schuhe finde! Sie sind immer noch meine Lieblingsschuhe und ich trage sie immer noch gern. Aber wenn ich sie angucke oder an sie denke, fällt mir auch noch was anderes ein: Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich ein
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paar Tage später meinen allerersten Fahrradunfall baute, als ich auf dem Weg nach Hause war. Ich fuhr gerade um die Ecke, als sich meiner Schürsenkel in die Kette verknotete und ich nicht mehr richtig lenken, geschweige denn fahren konnte. Oh Gott, hab ich mich erschrocken, als ich dann in dem Moment einen ebenso erschrocken aussehenden Mann anfuhr. Ich hab mir nicht wehgetan, aber dafür war mein Fahrrad das totale Gegenteil: Die Kette gerissen und das Gestell total verbeult. Das Fahrrad von dem Mann sah auch nicht gerade besser aus. Aber er muss es wohl tierisch eilig gehabt haben, denn er nuschelte schnell eine Entschuldigung und rannte regelrecht weg. Ich rief ebenfalls eine Entschuldigung hinter ihm her, aber ich war mir nicht sicher, ob er es noch hören würde. Also hob ich meinen demolierten Drahtesel auf und ging weiter. Auf dem Weg lachte ich mich erst mal kaputt. Das Gesicht von dem Mann war Gold wert! Das war im Nachhinein sogar sehr lustig. Im Prinzip könnte man sagen, ich habe sehr viel mit meinen Schuhe erlebt. So, das war meine „Schuh-Geschichte“ und ich bin gespannt, was ihr für eine Geschichte habt.
So ist das im Leben
Schuh-Geschichte von Artur Jost, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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ir waren auf dem Weg in die Aura. Unsere Vorfreude stieg immer mehr, desto näher der Party-Tempel anrückte. Unser Alkoholpegel stieg weiterhin an. Meine neuen Nikes drückten so was von dolle an den Fersen, dass ich mehr trinken musste, um die Schmerzen zu ignorieren. Am Eingang der Aura checkten wir unser Outfit. Schuhe sauber? Alles klar! Doch dann kam der Schock des Abends. Wir hatten uns stundenlang für diesen Abend vorbereitet, doch dieser verdammte Türsteher ließ uns, ohne einen genauen Grund zu erwähnen, nicht rein. Die Aggression in unserem Körper stieg nur wegen dem Türsteher an. Mit aller Mühe versuchten wir den Türsteher zu überreden, der aber wie eingefroren da stand und uns blöd anguckte. Die ganze Fahrt mit dem Zug umsonst! Um schneller wieder nach Osnabrück zu kommen, nahmen wir ein Taxi, das 45€ von uns verlangte. Da aber weit und breit in dem Kuhkaff kein anderes
Taxi zu finden war, mussten wir wohl mit diesem zurück. Aus Frust gingen wir in eine Bar, in der wir uns so was von abgefüllt haben, dass wir kaum noch gerade laufen konnten. Man kennt ja die Folgen bei einer Überdosis Alkohol und darunter mussten meine schönen Schuhe leiden. Der Abend verlief so weiter, dass wir einfach jede Diskothek in der Stadt abgeklappert haben. Dabei vergaß ich auf die Zeit zu achten und musste ganze zwei Stunden zu Fuß nachhause gehen. Meine nagelneuen Schuhe, die danach gar nicht mehr so nagelneu aussahen, verpassten mir dicke Blasen, die am nächsten Tag so doll schmerzten, dass ich kaum noch gehen konnte. Im Großen und Ganzen war dies trotzdem noch ein gelungener Abend, denn diese Schuhe werden mich immer daran erinnern. Am nächsten Tag musste ich als allererstes die Beweise entfernen, damit meine Eltern das ja nicht merken.
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So ist das im Leben
Die Kriminalgeschichte weißer Flip Flops von Jana Ersov, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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n diesem Sommermorgen ahnte ich noch nichts von den Selbstmordgedanken meiner Füße am Abend. Es sollte heute zum Strand gehen, nach Wilhelmshaven. Vom Strandfeeling berieselt, dachte ich daran, weiße Flip Flops anzuziehen, trotz des Wissens, dass meine Füße eigentlich keine Flip Flops vertragen, und es sich anfühlt, als ob sie meine Füße in zwei teilen wollen. Ich schob dieses Wissen in den Hintergrund. Ich hatte mein tolles, weiß-blaues Strandkleid an, die Schuhe passten da einfach viel zu sehr! Ich hab mir besonders viel Mühe mit diesem Outfit gegeben, denn ich wollte, dass Daniel, der mit uns mitkommt, seine Augen geöffnet kriegt. Ich dachte mir, jetzt oder nie. Der Strand hat gerufen, doch schon auf dem Weg zum Bahnhof fingen meine Füße an zu streiken. Für eine Rückkehr war es jedoch schon zu spät, außerdem, wer blickt denn gerne schon zurück? Der Zug und meine dreiköpfige Fahrgemeinschaft, mitunter Daniel, konnten nicht warten. Ich biss die Zähne zusammen, was blieb mir auch noch übrig?
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Nun, nach dem Zusammentreffen mit der Fahrgemeinschaft am Bahnhof merkten wir, dass unsere Reiseplanung eher ungeplant war, denn wir mussten einen anderen Zug nehmen, was unsere Freude über die Reise und besonders meine Freude über Daniel keinesfalls hemmte. Und nach etlichem Warten waren wir in Bewegung, wohl eher meine Füße waren froh, im Zug nicht in Bewegung zu sein, da das berauschende Feeling, mein Zeh würde gleich abfallen, über mich herkam. Langes Warten, viele Gespräche und mehrere Umstiege auf andere Züge später waren wir da. Endlich da! Die roten Wunden auf meinen Füßen waren nach dieser turbulenten Fahrt ebenfalls sehr dankbar. Zuerst befriedigten wir alle zusammen unsere Postkartensucht, bis es auf die weiche, kühle Wiese an der Nordsee ging. Es war ein langer, steiniger und schmerzhafter Weg, dafür kam meinen Füßen das Ziel umso schöner vor. Neben Daniel auf der Decke liegen, herrlich! Viel Zeit hatten wir leider nicht, nur etwa vier Stunden, um die Stadt und den Strand zu erkunden. An der Wiese angelangt und die Erleichterung spürend, suchten wir den Strandsand. Viel weiter gehen
So ist das im Leben wollte von uns niemand, also ließen wir eine kleine Sandbucht genügen. Wir packten unsere Sachen aus und wollten im Meer schwimmen. Das kühle Nass, schon der Gedanke daran war wundervoll. Es war ja alles schön und gut, bis wir die Steine und die großen, flachen, spitzen Muscheln bemerkten, die kurz darauf folgen. Die Überraschung war genauso groß wie der Schmerz, den meine, und ich denk mittlerweile auch unsere, Füße verspürten. Aus der roten Wunde wurde eine Schwellung mit etlichen Kratzern, was gehen fast unmöglich machte. Das Salz im Meer machte es nicht besser, und den Effekt des Brennens werd ich so schnell nicht vergessen, genauso wie Daniels Blicke. So fassten wir den klugen Entschluss, einfach nur auf der Wiese zu liegen und die Meerluft, eine kühle Briese, zu genießen und einige Snacks zu knabbern. Obwohl, ich weiß nicht, ob es die Snacks waren, an denen ich knabbern wollte. Noch bevor mich die Erleichterung überkam, stellte ich mit leichtem Entsetzten fest, dass uns die Stadterkundung noch bevorstand. Wie meine Füße mich tragen sollten, wagte ich mir nicht auszumalen. So packten wir wieder unsere Sachen und gingen, wenn man es noch als gehen betrachten konnte, in Richtung Stadtmitte.
Vor lauter Schmerz spürte ich die Schuhe schon gar nicht mehr, ich weiß nicht, ob dies nun positiv oder negativ zu sehen ist. Ich konnte es mir auch nicht erklären, wie meine Füße mich trotz allem zur Stadtmitte getragen haben, muss wohl die DanielMagie gewesen sein. Die Stadt ist schön, keine Frage, doch mit dem Blick auf die Uhr sahen wir mit großem Entsetzten, dass wir uns auf den Rückweg machen sollten. Und zwar schnell. Wir sind gelaufen, und ich hatte das Gefühl, kein Gefühl mehr in meinen Füßen zu haben bis auf den gemeinen, stechenden Schmerz. Doch wir mussten weiter laufen, was in meinen Kopf nur viele nicht jugendfreie Worte brachte. Doch, man glaubt es kaum, kamen wir doch tatsächlich am Bahnhof an. Daniel-Magie, mal wieder. Eine mir unendlich lange vorkommende Zugfahrt später, und mit später mein ich, dass wir anderthalb Stunden später als geplant ankamen, kam auch schon der Abschied. Nun ja, Daniel musste glücklicherweise in die gleiche Richtung fahren wie ich.
Schuh-Haikus
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So ist das im Leben
Der Urlaub! von Marie Bartsch, Ratsgymnasium, Klasse 6
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or zwei Jahren flogen wir nach Mallorca. Wir hatten uns gerade fertig gemacht als mein Cousin um 8 Uhr immer noch nicht da war. Er sollte uns zum Flughafen bringen. Nach langem Klingeln an der Tür und langem Warten am Telefon hatten wir es endlich geschafft, ihn aufzuwecken. Am Flughafen verabschiedeten wir uns und nach zwei Stunden Warten saßen wir im Flieger. Nach weiteren zwei Stunden Fliegen, nach einer Stunde Warten auf den Koffer und einer weiteren Stunde Busfahrt kamen wir endlich im Hotel an. Im Hotelzimmer riss ich sofort den Koffer auf und holte als erstes meine Badesachen und meine neuen blau-grün-weiß-gestreiften Flipflops raus. Meine Mutter, mein Bruder und ich liefen direkt zum Pool. Ich zog die Flipflops aus und wir sprangen alle drei in den Pool. Mein Vater hatte sich direkt an die Bar gesetzt. Ein paar Tage später buchte mein Vater bei einer Veranstaltung einen Tag an einem Karibikstrand. Als wir dort ankamen war es schon morgens 38°. Es war sehr warm, wir hatten uns noch einen Sonnenschirm und Luftmatratzen zum Drauflegen gekauft. Wir zogen uns um. Im Wasser liefen wir mindestens 50 m weit. Trotzdem standen wir nur
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bis zu den Knien im Wasser. Das Meer war so klar, dass wir unsere Füße sehen konnten und wir sahen wie kleine Fische um uns herum schwammen. Als ich mich ins Wasser setzte buddelte ich mit meinen Händen im Sand. Plötzlich sprang ich auf, sah meine Hand an und schrie so lauf wie es nur ging. Ich rannte panisch schnell aus dem Wasser zur Luftmatratze. Meine Mutter kam nach ein paar Minuten zu mir hin und fragte mich, was passiert sei. Ich erzählte ihr, dass ich im Sand gebuddelt hatte und auf einmal hing an meinem Finger ein Krebs, und da ich so erschrocken gewesen war, hatte ich geschrieen und war schnell zur Luftmatratze gerannt. Da traute ich mich den ganzen Tag nicht mehr ins Wasser. Ich legte mich unter den Sonnenschirm und schlief. Mittlerweile waren es ja auch schon 40°. Plötzlich stand der Krebs vor mir und hinter ihm war seine Krebsfamilie. Sie rannten schnell zu mir, zogen die Flipflops von den Füßen, und machten die schönen neuen Badeschuhe kaputt. Meine Mutter weckte mich! Ich fragte: „Wo sind meine Flipflops?“ Ich schaute erschrocken zu meinen Füßen und sah meine heilen Flipflops. Gott sei Dank war es nur ein Traum!
So ist das im Leben
Schuhe, die Geschichten erzählen von Soraya Wille, Ratsgymnasium, Klasse 8
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amaaa!!!! Ich brauche neue Schuhe, meine sind total zerfleddert und ich hab die schon ein halbes Jahr!!“, rief ich als ich in meine weißen Turnschuhe von ALEX schlüpfte. „Wie bitte, Soraya? Ist das dein Ernst, ein halbes Jahr? Andere Leute können sich gerade mal ein Paar Schuhe für fünf Jahre leisten und du, mit deinen 13 Jahren, willst neue nach einem halben Jahr?? Ich glaub mein Schwein pfeift.“ Ich hatte mir schon gedacht, dass Mama das sagen würde, aber ich hatte das Argument, das immer zog: „Aber was denken die anderen? Meine Freunde gucken schon komisch.“ Mama verdrehte die Augen, aber ich wusste, dass ich neue Schuhe bekommen würde. Am nächsten Tag gingen Mama und ich shoppen. Wir holten mir zuerst bei L&T eine Winterjacke und gingen dann direkt zu RUNNERS POINT. Ich hatte mir schon schwarze Nike-Schuhe mit neongrünen Streifen ausgesucht und bekam sie nach einer hitzigen Diskussion auch. Wir gingen weiter und steuerten auf den EDCstore zu, vor dem wieder mal einer von den Pennern saß. Ich verdrehte die Augen, überall sitzen diese Bettler rum. Doch als wir näher kamen, sah ich, dass dort ein Kind saß. Das Kind hatte total zerlumpte Kleider an, trug ein ICH-HABEHUNGER-Schild und war barfuß. Als ich das sah, fing ich fast an zu weinen. Das Kind war höchstens so alt wie ich und saß hier auf der Straße und
bettelte, doch niemand sah das Kind. Alle Leute gingen an dem Kind vorbei und keiner schaute hin. Ich konnte nicht anders, ich nahm Mama die Tüte mit Schuhen aus der Hand und gab sie dem Kind. Das einzige was ich sagte, war: „Hier für dich!“, und ging wieder zu Mama, die mich nur mit großen Augen anschaute, mich aber verstehen konnte. Wir gingen nicht mehr in den EDCstore, sondern direkt zum Auto. Vorher aber, drehte ich mich noch einmal zu dem Kind um und sah wie es überglücklich die Schuhe anprobierte, nun schaute ich runter auf meine ALEX-Schuhe und fand die gar nicht mehr so schlimm.
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So ist das im Leben
Ein Schuh kann doch so lustig sein! von Jessica Fix, Ratsgymnasium, Klasse 8
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chuhe, ja Schuhe sind schon etwas ganz Besonderes. Für mich schon fast Alltag. Meine Lieblingsschuhe, Chucks erinnern mich an einen ganz besonderen Tag, an dem ich sehr viel gelacht habe… Im Juni 2010 hatte ich sie mir Dank meines Ersparten kaufen können. Ich war natürlich sehr glücklich und beschloss, sie gleich am nächsten Tag anzuziehen. Mit meiner besten Freundin schlenderte ich durch die Stadt und jede Minute schaute ich hinab, auf meine neuen Schuhe. Ja, ich war stolz, denn ich hatte sie mir so lange schon gewünscht und endlich hatte ich sie. Doch plötzlich… Autsch! Die Schuhe drückten hinten wie verrückt. Aber ich machte mir nichts draus, denn man musste sie ja noch einlau-
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fen. Nach wenigen Minuten aber fing ich an, zu humpeln. Natürlich wurde ich von fast jedem angestarrt und langsam wurde es mir schon peinlich, so herumzulaufen, sodass ich schnell in die nächste Apotheke rannte und mir eine Packung Pflaster kaufte. Dann setzte ich mich auf eine Bank und begann, mir Pflasterstreifen auf die Ferse zu kleben. Jeder, der an mir vorbeikam, musste lachen und auf einmal prusteten meine Freundin und ich los. Es ging mir schon gleich besser und wir hatten noch einen schönen Tag gemeinsam, auch wenn wir den halben Tag lachend auf einer Bank gesessen hatten. Seit diesem Tag ziehe ich die Schuhe mit großer Freude an und erinnere mich an den lustigen Tag.
Und ihn für immer
Die Enttäuschung von Maxi Sander, Ratsgymnasium, Klasse 8
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ch habe bestimmt 20 Paar Schuhe, doch keins ähnelt dem anderen. Jedes hat eine andere Form, Farbe und eine andere Geschichte. Doch nur ein paar kann etwas in mir auslösen. Was sonst kein anderes kann. Bei seinem Anblick kommen mir die Tränen. Ich saß in meinem Zimmer sein Foto in der Hand und weinte untröstlich. Niemals hätte ich gedacht, dass er mich so hintergehen würde und dann auch noch mit meiner besten Freundin. Wie glücklich ich war und auch wenn ich es mal nicht war, hatte ich meine Freunde, mit denen ich über meine Probleme sprechen konnte. Doch jetzt war ich alleine, wurde von meinem Freund mit meiner besten Freundin betrogen und die ganze Situation eskalierte. Ich saß wie jeden Montag bis 15:30 Uhr in der Schule fest und war froh, als ich am Neumarkt stand und auf meinen Bus wartete. Gedankenverloren starrte ich auf meine neuen Lacoste-Schuhe, die ich nur wegen meines derzeitigen Freundes Patrick gekauft hatte, da er in der Community „_lacoste“ hieß. Wie verliebt ich in ihn war. Jedes kleinste Detail an den Schuhe erinnerte mich an ihn und unsere wundervolle gemeinsame Zeit. Die auffallenden, leuchtenden Farben zeigten so richtig meine Zufriedenheit. Fünf Monate und noch länger..., dachte ich nur. Ich war rundum glücklich. Dann sah ich ihn, wie er eine Straße überquerte. Mein Herz schlug schneller und ich ging auf ihn zu. Da kam Julia plötzlich um die Ecke und fiel ihm um den Hals. Sie küssten sich. Nein, das kann doch nicht wahr sein! Meine beste Freundin küsst meinen ... meinen Freund! Nein, dieses Biest - ich bring sie um, schoss es mir durch den Kopf. Ich erhöhte mein Schritttempo und schrie: „Ihr seid so erbärmlich! Was soll der Scheiß? Man, ich habe euch vertraut.“ Als sie mich bemerkten, sprangen die Verliebten auseinander
und probierten mich zu beruhigen, doch ich wollte keine Erklärung. Ich wollte keine weitere Lüge von den Beiden hören! „Das lass ich nicht mit mir machen!“, kreischte ich und schlug meinem Ex-Freund ins Gesicht. Meine Tränen flossen und ich wurde hysterisch. Plötzlich packte mich mein bester Freund Simon und zerrte mich zurück. Ich wehrte mich nicht, gab Ruhe und dann sagte Patrick das, was mein Leben für immer beeinflussen würde: „Ich hab dich die letzten Wochen nur ausgenutzt. Du hast mir nichts mehr bedeutet. Tut mir leid.“ Ich erstarrte und warf meiner angeblich besten Freundin einen Blick zu. Sie fühlte sich sichtlich unwohl, aber wieso hat sie da mitgemacht? Aus Liebe zu Patrick? Ich wusste es nicht. Enttäuscht entriss ich mich den starken Armen von Simon, lief zur nächsten Bushaltestelle und wartete auf einen Bus. Als ich einstieg, hatte ich das Gefühl, dass mich jeder ansehen würde und alle Bescheid wüssten. Ich setzte mich in den hintersten Teil des Busses und versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Irgendwann fing ich an, die ganzen SMS von den beiden zu löschen und dabei stieß ich auf diese SMS von Maik: „Schatz, wenn du mal ein Problem hast, dann kannst du immer zu mir kommen. Ich bin immer für dich da und das mit Paddy wird auch schon wieder und
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Und ihn für immer wenn nicht und er dir das Herz bricht, dann kriegt er es mit mir zu tun. Liebe Grüße Maik“ An jenem Tag hatte ich mal wieder Stress mit Patrick und Maik war für mich da. Er war ein toller Zuhörer, also entschloss ich mich kurzerhand zu ihm zu fahren und ihm alles zu berichten. Das Ganze ist jetzt ein halbes Jahr her, aber trotzdem noch Thema Nummer Eins in meinem Leben. Maik und ich sind jetzt zusammen. Ich habe ihm damals alles erzählt und er hat mir geholfen damit umzugehen. Doch dieses Gefühlt allein gelassen worden zu sein, seine Liebsten verloren zu haben und vielleicht nie wieder zurückzubekommen, das konnte er nicht wegzaubern. Der Schmerz ist eingebrannt, eingebrannt in meinem Herzen. Manchmal
Schuh-Haikus
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gibt es dann auch noch diese Tage, an denen ich in Tränen ausbreche und alles wieder hochkommt. Ich habe ihnen verziehen, doch vergessen kann ich es nicht. Nichts ist mehr so wie früher. Es wird sicher auch nie mehr so werden. Auf meinen Ex kann ich gut verzichten, aber nicht auf meine beste Freundin. Sieben Jahre kenn ich sie schon, wir haben so viel zusammen erlebt, sind durch dick und dünn gegangen und haben zusammen gelacht. Wir konnten uns alles erzählen und wir hatten gegenseitiges Vertrauen. Mein größter Wunsch? - Sie wieder in die Arme schließen zu können, doch ob das jemals passieren wird, bleibt fraglich.
Und ihn für immer
Die Erinnerungsschuhe von Jacqueline Jenz, Ratsgymnasium, Klasse 8
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ow! Diese Schuhe wollte ich schon immer haben. Schwarze Buffalo-Schuhe“, sagte ich mit großer Freude zu meiner Freundin. Wir waren in Hamburg bei ihrer Tante. An diesem Tag in der Stadt shoppen. Cool wars. Conny, meine Freundin hat sich auch ein Exemplar gekauft. Ein sehr schönes. Nachdem wir uns die Schuhe gekauft hatten, gingen wir zu Connys Tante. Dieser Tag war der heißeste im ganzen Sommer. Zumindest empfand ich das so. Tantchen, so nannten wir sie, war nicht da und wir suchten nach irgendetwas, womit wir uns abkühlen konnten. Und da fanden wir es. Wasserbomben. Wir füllten sie mit kaltem Wasser und warfen uns ab. Das war sehr nass. Meine Schuhe, die ich natürlich trug, auch. Nach zwei Tagen reisten wir wieder ab. „An diesen Hamburg-Urlaub
werde ich mich noch lange erinnern. Das nenne ich Urlaub“, seufzte ich, denn ich wollte nicht, dass der Urlaub vorbei ist. Aber so war es halt. Nach den Ferien war irgendetwas anders zwischen uns. Ich weiß bis jetzt noch nicht, was es war. Aber positiv. Nein, das war es überhaupt nicht. Wir stritten uns wegen jeder Kleinigkeit und irgendwann führte es dazu, dass wir uns aus dem Weg gingen. Dabei hatten wir doch so eine schöne Zeit in Hamburg. Als ich zu Hause die Buffalo-Schuhe sah, war ich traurig und erinnerte mich immer an die Ferien mit Conny. Ich dachte, dass ich dieses Erlebnis und die anderen schönen Dinge mit ihr vergessen muss. Zum Glück ist es anders. Denn wir konnten und können uns nicht lange aus dem Weg gehen. Nein, es geht nicht. Ach, bin ich froh, dass wir uns wieder lieb haben.
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Und ihn für immer
Beige Römersandalen mit Riemen von Aycan Yikilmaz, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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u bist zu spät“, sagte mein bester Freund Dennis. Ich sah auf die Uhr und bemerkte, dass ich nur eine Minute zu spät war. „Eh hallo? Du bist ja schlimmer als ein Mädchen, sei froh, dass ich nicht eine halbe Stunde zu spät gekommen bin, so wie du es immer machst!“ Wir machten uns auf dem Weg zum Optiker. Ich wollte mir neue Kontaktlinsen bestellen, denn ich hatte keinen Bock, mit meiner Brille rumzulaufen. Irgendwie unangenehmen, so ein Glas auf der Nase zu tragen. Dennis öffnete mir die Tür, aber nicht, um mir zu beweisen, was für ein Gentleman er ist, sondern den ganzen anderen Frauen die da standen. Ich sagte: „Gib es auf, die sind alle vergeben.“ Und schon piekste er mich mit seinem Autoschlüssel. Ich hasste es. Er machte das jedes Mal. Wir gingen dann zum Warteraum und warteten dort, ist ja klar, deshalb ja auch „Warte-Raum“. Aber wozu das Warten? Ich wollte doch nur Kontaktlinsen bestellen. Na ja, ich kam dran, gab meinen Brillenpass ab, suchte mir eine Farbe aus und könnte sie dann nach einer Woche abholen. „Sind wir jetzt fertig?“ „Noch lange nicht!“ „Oh bitte nicht schon wieder…“ Er wusste, dass wir jetzt shop- p e n gehen würden, auch wenn ich ihm vorher gesagt hatte, dass wir es nicht tun. „Und was willst du dir dieses Mal kaufen?“ „Schuhe, was denn sonst? Die ganze Welt dreht sich doch um Schuhe!“ „Hast du nicht 500 Schuhpaare?“ „Nein, es sind immer noch 41 Schuhpaare!“ „Und das reicht dir auch nicht?“ Er lachte und fragte wieder dieselbe Frage: „Mr. Right oder neue Schuhe?“ „Ich glaube, du kennst die Antwort oder?“ „Ja, kaum zu glauben, dass ein Paar Schuhe einen ganzen Mann ersetzen können.“ Wir gingen zu einem Schuhladen. Ich probierte Schuhe und er schaute sich die Frauen an. „Guck mal beige Römersandalen mit Riemen dran!“ „Ja lange nicht mehr gesehen, wie geht es dir...?“ Ich dachte nur hää? Führt der jetzt Selbstgespräche oder wie? Ich drehte mich um, um zu gucken, mit wem er da redet. Oh nein, ich konnte dieses Gesicht
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echt nicht mehr ertragen. Dieses blöde Grinsen einfach nur „beeh“. Aber ich beachtete meinen Ex gar nicht. Ich tat was Gutes für meine Augen und sah mir die ganzen schönen Schuhe an. Ich versuchte nicht an ihn zu denken, aber da er ungefähr 5 Meter hinter mir stand, ging es schlecht. Wir hatten schöne und witzige Zeiten. Er hatte mir sogar eine Kette geschenkt. Es war diese typische Beziehungskette, wo jeder eine Herzhälfte hat. Jedoch hatte ich meine Kette weggeschmissen, als ich Schluss gemacht hatte, denn ich wusste, dass aus unsere Beziehung nichts mehr werden würde. Er hatte mir alles gegeben, nur keinen Freiraum gelassen. Tu dies nicht, tu das nicht. Er hatte immer nur gemeckert. Am Meckern war auch mein bester Freund, denn er wartete ungeduldig auf mich. Wir gingen zum nächsten Schuhladen. Dieselben Schuhe, nur billiger und schlechte Qualität. Ich war hin- und hergerissen. Kaum legte ich die Schuhe zurück, sah ich wieder dieses Gesicht. Ich zwang mir ein Lächeln aufs Gesicht, damit er nicht sah, wie genervt ich von ihm war. „Ehm, verfolgst du uns jetzt?“ Mein Ex stellte mir dieselbe Frage. Ich sagte: „Haha“, und ging einfach weiter. Dennis nörgelte schon rum und wollte nach Hause. Ich sagte: „Warte, ich will mir die Schuhe zum dritten Mal und zum letzen Mal ansehen, wenn ich ihn noch mal sehe, dann verfolgt er mich wirklich.“ Wir gingen zu dem Laden, wo wir zuerst waren. Ich schaute mich um, sah ihn aber nicht. „Ja, los jetzt, kauf dir die Schuhe, sonst komm ich nie wieder mit.“ „OK“, sagte ich und ging zur Kasse. Ich bezahlte und wir gingen Richtung Bushaltestelle. „Na hast du dir die Schuhe doch gekauft?“ sagte eine Stimme von hinten. Ich drehte mich um und das Einzige, was ich tat, war, dass ich ihn schräg ansah. Und an seinem Hals sah ich etwas Funkelndes hängen.
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Meine Schuhe und ich von Matthias Eisenbrenner, Ratsgymnasium, Klasse 8
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ch war damals 11 Jahre alt und hatte meine erste Freundin. Kurz nachdem wir ein Pärchen geworden sind, hatte ich Geburtstag. Meine Freundin namens Laura brachte mir einen riesigen Karton, eingepackt in buntes Geschenkpapier mit Herzchen darauf. Ich war sichtlich aufgeregt. Ich riss die Verpackung auf und staunte dann nur noch: „Woher…!“ Mehr konnte ich nicht sagen. Es hat mir einfach die Sprache verschlagen! Woher konnte Laura wissen, dass ich genau diese Schuhe haben wollte? Ich habe ihr doch nichts erzählt! Ich war auf jeden Fall ziemlich froh und habe deshalb beschlossen, nicht nachzuforschen, woher sie es wissen würde. Später habe ich auch gemerkt, dass diese Leichtsinnigkeit falsch war. Na ja, woher sollte ich das denn wissen? Gleich erzähle ich mehr dazu. Auf jeden Fall bin ich zu dem Zeitpunkt überglücklich gewesen und habe meine Füße in den neuen Schuhen „eingesperrt“. Weil ich meine Schuhe immer und überall getragen habe, hatten sie nach drei Monaten schon die ersten Risse und Löcher. Bei meiner Art zu gehen ist es aber auch nicht wirklich verwunderlich. Ungefähr einen Monat nach meinem Geburtstag habe ich mich mit meinem besten Freund Pascal verabredet. „Ach, also hat Laura dir die Schuhe zum Geburtstag geschenkt?“ Ich blieb steif stehen, weil ich gar nicht wusste, woher er weiß, dass Laura mir die Schuhe geschenkt hatte. Ich hatte nur ihm über meinen Geburtstagswunsch erzählt. „Eigentlich kennt Laura ihn ja nicht“, dachte ich. „Eigentlich. Vielleicht...“ In diesem Moment kam Laura um die Ecke. Ich wusste, dass sie mir gleich um den Hals fallen würde, weil sie das nämlich immer macht. Ein wenig bereitete ich mich schon auf die Knuddelattacke vor. Plötzlich ging sie an mir vorbei und viel Pascal um den Hals. Dann wurde mir einfach alles klar: Laura hatte etwas mit Pascal am Laufen und hat mich betrogen. Wie kann sie nur? Ich stand mit offenem Mund vor ihnen und wusste nicht, was ich sagen sollte. „Ich kann nichts
sagen“, dachte ich und rannte weg. Ich wollte weg, nur weg von den beiden. Ich hatte beide zu den wichtigsten Personen meines Lebens gezählt, und jetzt? Wie sollte ich damit umgehen? Am Busbahnhof angekommen wartete ich auf den nächsten Bus. Noch drei Minuten. Dann kam eine Freundin von mir vorbei. „Hey, na was geht so ab bei dir?“, fragte Jannet. „Ach, eigentlich nicht besonders viel. Nur, dass Laura mir mit Pascal fremd gegangen ist.“ Mir kamen die Tränen. „Dieses Miststück, die kann aber was erleben!“ Ich starrte Jannet an und fragte mich, wie sie so etwas zu ihrer Freundin Laura sagen könnte. „Ich bin immer für dich da, Süßer. Das solltest du immer im Hinterkopf haben. Wenn du einmal jemanden zum Reden brauchst - du weißt wo du mich findest!“ Mit einem Zwinkern ging sie dann auch wieder. Gerade als sie weggegangen war, kam mein Bus um die Ecke. Ich stieg nun überglücklich ein, setzte mich und holte mein Handy raus. Ich tippte. „Jannet, danke, dass du für mich da bist. Möchtest du mit mir gehen?“ Warten. Meine Wangen wurden heiß. Mittlerweile befindet sich der Bus an der Schützenstraße. Pieeeeeeeeeep. Mein Handy. Eine neue Textnachricht. Öffnen. „Ja, möchte ich. Ich liebe dich eigentlich schon sehr lange, konnte es dir aber nie sagen. Ich hatte Angst davor, dass du mir einen Korb geben würdest. Ich habe eigentlich noch ein Geburtstagsgeschenk für dich. Es ist zwar schon ein bisschen zu spät, aber ich möchte es dir trotzdem geben.“ Und am nächsten Tag bekam ich sie: die Schuhe, die auch noch heute meine Lieblingsschuhe sind. Nach all diesen Vorfällen konnte ich mir folgenden Vergleich und auch eine kleine Bemerkung schließen: Freunde sind wie Schuhe. Wenn man jung ist, kann man nicht genug davon haben. Wenn man älter wird, merkt man, dass es immer die gleichen sind, mit denen man sich wohlfühlt.
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Und ihn für immer
Und ihn für immer von Svenja Hörnschemeyer, Thomas-Morus-Schule, Klasse 8
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ch ging die Straße auf und ab und wieder auf und ab. Ich blieb vor seinem Haus stehen, ging zwei Häuser weiter. Ich überlegte, ob ich klingeln sollte. Ich schaute durch das Fenster. Ich klingelte. Jakobs Mutter machte auf. Sie grüßte mich freundlich und bat mich hinein. Ich ging die schmale Wendeltreppe hinauf in sein Zimmer. Ich blieb stehen, hielt inne. Mein Herz pochte. Ich zählte bis 3. 1-2-zweieinhalb-3! Ich öffnete die Tür ohne anzuklopfen. Jakob saß mit Jogginghose an seinem PC, er hatte keine Schuhe an. Zum Glück war er alleine. Er schaute mich perplex an, als ich sein Zimmer betrat. „Hey“, sagte ich. „Was machst du hier“, bekam ich als Antwort. „Ich muss mir dir reden, Jakob“, sagte ich. Er schaute an mir runter. Ich hatte schwarze Turnschuhe an, alt und ein bisschen kaputt. Sein wartender Gesichtsausdruck riss mich
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aus meinen Gedanken, zurück in die Wirklichkeit. „Ich musste dich sehen, deine Nähe zieht mich an. Ich brauche dich.“ Er stand auf, ging mit seinen Socken auf mich zu. Er scheint sich nackt zu fühlen, ohne Schuhe, es scheint etwas zu fehlen. Er kommt mir klein und verletzlich vor. Wie ein kleiner Junge. Eigentlich ist er das exakte Gegenteil davon. Uns verbindet etwas. Ich weiß nicht, warum ich hier bin. Er zieht mich an. Ich überlege den letzten Satz auszusprechen, entscheide mich jedoch dagegen. „Ich fühle so wie du, Luise“, seine Antwort verwundert mich. Fast schockierend. Damit habe ich nicht gerechnet. Er nahm mich in den Arm und flüsterte in mein Ohr: „Luise, ich liebe dich, nur dich.“ Als Antwort küsste ich seine Lippen. Ich brauche drei Dinge im Leben: Die Sonne für den Tag, den Mond für die Nacht und ihn für immer.
Und ihn für immer
Regen von Annalena Lange, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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s regnete, wieder mal. Dieser Sommer war der regnerischste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen. Komischerweise tat dies meiner Stimmung keinen Abbruch. Ich war relativ gut gelaunt. Es machte auch nichts, dass ich erst um vier Uhr zu Hause war, um mich dann wieder abzuhetzen, damit ich noch rechtzeitig zum Tanzen kam. Aber so war es nun mal. Ich hetzte Tag für Tag durch die Gegend und vermisste langsam schon die Ruhe. Aber heute hatte ich zur Abwechslung gute Laune und sogar früher Schulschluss. Meine mittlerweile schon ausgetretenen Turnschuhe patschten durch die Pfützen. Eigentlich war es ja noch Sommer, das helle Grün der Bäume erschien nur durch den Regen etwas dunkler. In den Pfützen spiegelten sich die dunklen Wolken, die den
sicherlich strahlend blauen Himmel verdeckten. Schade eigentlich, vor ein paar Wochen war es noch übermäßig heiß gewesen und die Sonne hatte geschienen - Urlaubswetter. Und jetzt? Der Stoff meiner Chucks weichte allmählich durch. Auf der Straße fuhren Autos durch die Pfützen und verzerrten das graue Wolkenporträt. Auch andere Schüler liefen zur Bushaltestelle. Alle fest in ihre Jacken gehüllt oder unter bunten Regenschirmen versteckt. Ich schätzte, dass ich heute diejenige war, die noch die beste Laune von allen hatte. Hausaufgaben - zum Glück hatte ich keine aufbekommen. Es war ein echt schöner Tag. Ich würde ganz entspannt nach Hause fahren und in Ruhe etwas essen und dann weiter zum Tanzen. Vor einer Woche hätte ich total gestresst wohlmög-
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Und ihn für immer lich noch meine Tanzschuhe zu Hause vergessen. Ich wäre genervt in den Bus gestiegen und hätte zu Hause meine Eltern angeschwiegen. Aber das war jetzt vorbei. Ich hatte mich immer gefragt, wie meine Freunde das alles schafften. Wie sie in der Schule Leistungen brachten und doch genügend Freizeit hatten, um nicht durchzudrehen. Mein Freund sagte mir immer, ich solle ruhiger werden, mich einfach nicht stressen lassen. Er lebte genauso, nahm alles ganz ruhig hin und er hatte wirklich recht gehabt. Seitdem ich auf ihn hörte, fiel mir mein ganzes Leben viel leichter. Alle drängten sich in das winzige Bushäuschen. Als würde der Regen sie direkt in den nächste Gully spülen oder sie auflösen. Mir machte der Regen heute jedoch nichts aus. Ich musste nicht lange draußen sein. Der Zeiger meiner Uhr zeigte auf 25. Ich hatte den Bus verpasst. Schade - aber kein Beinbruch. Ich würde einfach warten, bis der nächste kam. Wenn ich einen anderen nähme, wäre ich zwar schneller an meiner Umstiegshaltestelle, würde da aber noch eine Ewigkeit warten. Also wartete ich auf den nächsten Bus. Meine Schuhe waren echt schon recht kaputt. An der Innenseite war der Stoff schon abgelaufen. An den Seiten rissen sie langsam ein, aber ich liebte diese Schuhe. Sie hatten etwas besonderes, hatten mich schon in so vielen Situationen begleitet. Der erste Bus kam, leider nicht meiner. Noch zehn Minuten, dann ging es heimwärts. Ich hatte mittlerweile ein-
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gesehen, dass ich einfach die falsche Einstellung gehabt hatte. Ich hätte von Anfang an einfach hinnehmen müssen, wie mein Leben im Moment aussah. Dann wäre ich immer so glücklich gewesen wie jetzt. Im Moment nahm ich mir einfach die Zeit, die ich brauchte. Für meine Freunde, mein Sport und meinen Freund. So lebte man doch viel gesünder. Ohne den Stress und in der Schule lief ja auch alles gut. Ich hätte nie gedacht, dass mir der Umstieg von der Realschule zum Gymnasium so leicht fallen würde, aber vielleicht kamen die Schwierigkeiten noch. Die Turmuhr der Rosenkranzkirche schlug halb. Wenn ich so überlegte, hatte ich diese Schuhe schon ein Jahr lang. Damals war ich noch zur Realschule in unserem Ort gegangen, und hatte noch Zeit für alles Mögliche gehabt. Ich hatte nicht viel gelernt und doch ausschließlich gute Noten geschrieben. Ich war auch viel unterwegs gewesen aber auch noch viel zu Hause. Da hatte ich schon dieselben Schuhe an. Wie viel sich doch in einem Jahr verändern kann. Aber ich war um diese Veränderungen nicht böse. Mittlerweile hatte ich eingesehen, dass man aus solchen Veränderungen gestärkter heraus geht. Ich wollte an meinem Leben nichts mehr ändern. Der langersehnte Bus bog um die Ecke und hielt schließlich an meiner Haltestelle an. Als ich einstieg, brach die Sonne durch die dicke, graue Wolkenwand und der lang vermisste blaue Himmel kam zum Vorschein.
Ich steh‘ auf lila-weiß!
Schuhgeschichte von Moritz Noß, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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s passierte mir nur ein einziges Mal und dann stand ich da. Ich war extra mit einem Hänger angereist, um die neu erbauten Rampen mit meiner Cross Maschine auszuprobieren. Doch da fiel es mir ein, ich hatte meine ganze Montur mit, nur meine Motorrad Stiefel hatte ich vergessen. Und dann waren da noch diese Profis, vor denen man sich erst mal beweisen musste, bevor man auf die Rampen durfte. Ich dachte mir nichts dabei, ohne passendes Schuhwerk zu fahren und überzeugte sie von mir. Meine Mutter wollte die Schuhe noch holen, doch ich versprach ihr nicht so wild zu fahren. Ich drehte meine Runden und die neue Strecke machte mir richtig Spaß. Der Abstand von Absprung und Landung war perfekt abgemessen. Ich probierte neue Tricks und es lief alles wie am Schnürchen. Langsam wurde ich übermütig, gab viel mehr Gas als sonst und meine Mutter prophezeite mir einen Sturz. Aber ich fuhr weiter und
konnte einfach nicht mehr aufhören. Meine Kraft schwand und es fiel mir immer schwerer die Maschine zu bändigen. Ein paar Stunden später war ich auch nicht mehr in der Lage, überhaupt noch geradeaus zu Fahren und hörte auf. Ich war gerade dabei mein Motorrad zu verladen, da geschah es die ungefähr 100kg schwere Maschine kippte in meine Richtung, mit dem Motorschutz auf meinen Fuß. Mir war klar, dass meine Mutter mir die nächsten paar Wochen dauerhaft Vorwürfe machen würde und dieser Gedanke gefiel mir nicht. Also schob ich die Maschine einfach auf den Hänger und tat so als wäre nie etwas geschehen. Am Abend hielt ich es nicht mehr aus und erzählte meiner Mutter nur, dass mein Fuß schmerzen würde. Wir fuhren ins Krankenhaus und es stellte sich heraus, dass ich einen Mittelfußbruch hatte. Wie es geschehen war, hat meine Mutter nie erfahren.
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Ich steh‘ auf lila-weiß!
Schuhe, die Geschichten erzählen von Charlotte Krause, Ratsgymnasium, Klasse 8
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ünfter Juni 2010 in Lüneburg. - Landesbestenwettkämpfe im Rhönradturnen. Das war mein erster Wettkampf seit ich diesen Sport mache. „Das überlebe ich nicht!“, dachte ich verzweifelt, als ich in der Umkleidekabine saß. Während ich langsam in meine Schuhe schlüpfte, ging ich im Kopf noch einmal meine Kür durch. „Wie fängt sie denn nochmal an?“ Ich überlegte angestrengt. Es mussten mindestens fünf Minuten vergangen sein, als es mir endlich einfiel. „Okay. Den ersten Teil kann ich, den zweiten auch. Aber was kam danach?“ Ich grub lange in meinem Gedächtnis, doch - nichts. „Verdammt! Und das ausgerechnet jetzt! In zehn Minuten muss ich doch schon turnen!“ Hastig machte ich meine Schuhe zu („Bitte bringt mir Glück!“), wobei ich die Schleifen vor-
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ne am Schuh band, damit sie beim Turnen nicht drückten. Eine Viertelstunde später hatte ich es hinter mir und es war doch nicht so schrecklich, wie ich gedacht hatte. Kaum hatte ich die Füße in den Bindungen, fiel mir auch alles wieder ein und ich turnte fast fehlerfrei. Am Ende ist sogar mein Wunsch, nicht unter den letzten Zehn platziert zu werden in Erfüllung gegangen. Später, als die Schuhe zu kaputt zum Turnen waren, trug ich sie noch so lange als Straßenschuhe bis meine Mutter sie eines Tages, ohne mich zu fragen, in den Mülleimer warf, weil sie der Meinung war, es wäre zu peinlich, mit ihnen aus dem Haus zu gehen. (Wie kommt sie da bloß drauf ?? =D )
Ich steh‘ auf lila-weiß!
Krämpfe von Domenik Lücke, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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s war Montagabend 20 Uhr und 15 Minuten. Draußen war es am Schneien und auf den Straßen war es glatt geworden, als ich total erschöpft von der Theaterprobe an der Tür klopfte, die sich vor meiner Nase schloss. Als ich in den Tanzsaal kam, standen sie da - mitten auf dem Tisch an einer Fensterseite. Die vor Monaten bestellten Ballettschuhe aus Brasilien waren endlich angekommen. Lange Zeit tanzte ich ohne diese Schuhe - kleine Krämpfe, Schmerzen in den Fußspitzen sowie Konzentrationsschwächen quälten mich. Doch das sollte sich alles bessern. Ich zog sie auf der Stelle auf der blauen Couch an, doch irgendwie bekam ich keinen richtigen Halt in ihnen. Na ja, dachte ich mir und auf ging’s zum Tanzen. Dehnungen, wie Pliés und Tendus des rechten und des linken Fußes, gehörten zum Unterricht. Auf einmal spürte ich ein kleines Ziehen in der Wade, welches mit der Zeit immer schlimmer wurde. Bei jeder Dehnübung kam es wieder und mein Gesicht verzerrte sich erneut vor Schmerzen. Lag es an meinen neuen Schuhen? Nein, das konnte nicht sein, es sollte doch alles besser funktionieren. Mein Tanzlehrer rat mir, eine kleine Pause zu machen, aber das wollte ich nicht. Schließlich wollte ich mich nicht vor den anderen blamieren. Ich machte weiter - egal was auch passieren würde. Während des Einstudieren des neuen Tanzes, wurden meine Füße weich wie Butter und der Boden fühlte sich an wie zähes Kaugummi. Ab und zu gelang es mir ein wenig zu schummeln, aber wegen der ständigen Wiederholung eines bestimmten Schritts blieb man nie komplett verschont und ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass sich das Wetter immer weiter verschlechterte, genauso wie meine Schmerzen. Hinzu kam diese Spiegelwand, die sich vermutlich erschrak mich so tanzen zusehen. Sie schien einen zu verfolgen, wo auch getanzt wurde, der Spiegel war immer da. Die ganze Zeit sah ich mich vor diesem riesengroßen Spiegel, wie „nothing“ funktionierte. Das Gefühl zu haben, dass einem gerade seine eigenen Beine absterben, war ein unangenehmes Erlebnis.
Doch überraschenderweise verschwand das Ziehen im linken Bein und es wurde von Sekunde zu Sekunde besser. Um mich herum drehte sich alles. Meine Arme wussten nicht mehr wohin. Ich stürzte zu Boden. Zusammenbruch, mir war schwarz vor den Augen. So sollte meine Abendgestaltung eigentlich nicht ausgehen, dachte ich mir. Ich raffte mich noch einmal auf und sagte mir: „So, jetzt reiß dich die letzten 5 Minuten zusammen!“ Die ganze Zeit wurde ich den Gedanken nicht los, dass diese Nacht schlaflos und schmerzhaft werden würde. Doch alles hatte eine Ende, genauso wie der Unterricht. Mein Gesicht war von Blässe gezeichnet, meine müden Augen hingen und die Beine knicken mir ständig zur Seite weg, mein Körper fühlte sich ein bisschen wie Wackelpudding an. Nach dem Unterricht ging ich zuerst zum Tanzlehrer, der mir eine Antwort und Hilfe meiner Beinschmerzen geben sollte. „Krämpfe“, sagte er. Ich dachte, es läge eher am Magnesium- oder Zuckermangel, aber doch nicht an so etwas. In Frankreich hatte man mir schließlich erklärt, dass dies nur ältere Leute bekämen. Der Lehrer erläuterte mir, dass das ganz normal bei neuen Schuhen wäre. Klasse. Neue Schuhe, die Schmerzen inklusive Krämpfe auslösen, wünschte sich doch wirklich jeder, dachte ich mir wütend! Doch mein Tanzlehrer erzählte mir auch von seinen Erlebnissen, da er die gleichen Probleme am Anfang seiner Karriere bekam und dennoch schaffte er es auf die New Yorker Dance Academy. Nun ja, davon war ich in diesem Moment sehr weit entfernt. Ich wünschte mir endlich, diese Ballettschuhe ausziehen zu dürfen, wobei ich mir am Anfang dieser Stunde hundert Prozent sicher war, dass sie alles andere als schmerzen würden. Als ich dann meine heißersehnten Schuhe auszog, stieg mir ein zarter aber doch sehr intensiver Geruch in die Nase. Dabei schoss einem sofort der Gedanke durch den Kopf, was man in einer Stunde einstudierte, wie anstrengend tanzen ist und wie viele Leute der Meinung sind, dass Ballett kein Leistungssport wäre.
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Ich steh‘ auf lila-weiß! Doch in dieser Stunde war ich eines Besseres belehrt worden. Nun war alles vorbei. Ich war umgezogen und alles andere war gut verstaut. Dann ging es die vereisten Treppen, die vom Tanzsaal führten, hinunter. Auf dem Weg nach Hause schneite es heftiger denn je. Im Radio hörte ich die Nachrichten und es hieß:
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„Morgen fällt der Unterricht an allen Allgemeinbildenden Schulen im Landkreis und in der Stadt Osnabrück wegen Glatteis aus.“ Ich hielt meine Schuhe dabei fest in der Hand und dachte, dass sie doch mehr Glück als Unglück bringen.
Ich steh‘ auf lila-weiß!
Im Scheinwerferlicht von Pia Jänsch, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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ir waren alle schon ganz aufgeregt. Wir wussten, dass wir schon bald drankommen würden. Nur noch ein paar Minuten. Ein paar Minuten, um uns vorzubereiten, um uns zu entspannen und um uns zu Ende fertig zu machen. Ich war nervös. Sehr sogar, obwohl dies nicht das erste Mal für mich war. Für andere Mädchen war es allerdings das erste Mal. Diese waren auch besonders aufgeregt. Das sah man ihnen sofort an. Ich versuchte mich zu beruhigen. Tief ein- und dann ausatmen. Ich sah mich im Raum um. Wir waren insgesamt sieben Mädchen. Jeder versuchte sich auf seine Weise zu beruhigen. Es verstrichen immer mehr Minuten und es war Zeit mir meine Schuhe anzuziehen. Sie lagen neben mir auf dem Tisch. Ich nahm einen davon in die Hand. Es war ein Spitzenschuh. Pink und neu. Ich ging den ganzen Tanz noch einmal durch und zog mir nebenbei die Gelschoner an, damit mir meine Füße nachher nicht so weh taten. Danach den Schuh. Ich wickelte mir die Bänder überkreuzt um mein Bein und machte zum Schluss eine Schleife. Mit dem anderen Schuh tat ich dasselbe. Auch wenn es für mich nicht das erste Mal war, war es doch das erste Mal für mich mit Spitzenschuhen auf der Bühne zu stehen. Deswegen hatte ich auch ein bisschen Angst. Ich freute mich aber auch auf den Auftritt, denn wenn ich tanzte, war ich glücklich. Meistens vergaß ich alles um mich herum, daher brauchte ich eigentlich gar
nicht nervös zu sein, doch die Nervosität wurde ich nicht los. Hoffentlich sah man mir die Anspannung nicht an, sonst würden die anderen Mädchen auch nervöser werden. Also lächelte ich. Gleich würde es soweit sein. Ich stand auf und machte mich warm. Ich stellte mich auf die Spitze. Dann wieder normal hin. Das abwechselnd, um mich auf den Auftritt vorzubereiten. Kurze Zeit später wurden wir gerufen. Ich zitterte leicht, war aber nicht die Einzige. Die Nervosität stieg immer weiter. Wir gingen raus. Raus auf die Bühne. Dann stellten wir uns auf. Noch war alles dunkel, aber nicht mehr lange. Ich schloss meine Augen. Atmete noch einmal tief ein und aus. Die Musik ertönte und ich hoffte, dass alles gut gehen würde. Doch wie sollte es mit den neuen Spitzenschuhen schief gehen? Ich öffnete meine Augen. Das Licht ging an…
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Ich steh auf lila-weiß! von Annika Lüttig, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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ie Stimmung im Bus war gelassen und freudig, aber dennoch etwas angespannt, denn es ging um Alles. Viele Fans beruhigten ihr Nerven mit Bier, wodurch die Stimmung immer ausgelassener wurde. Fangesänge und Gegröle tönten aus den vielen Bussen, die sich in Richtung Süden bewegten. Nach einigen Stunden Fahrt kam das Ziel immer näher. Dann endlich war es soweit. Der Tag der Tage war gekommen. Burghausen. Es war das Spiel der Spiele. Nun sollte entschieden werden, ob der VfL die nächste Saison in der zweiten Liga spielen darf. Und ich hatte wie bei jedem VfL-Spiel der Saison meine schwarz-lila-weißen Nikes an. Am Stadion angekommen, verließen wir den Bus voller Spannung und Vorfreude. Nachdem wir uns der Einlasskontrolle unterzogen hatten, konnten wir auch endlich in die Kurve. Die Sonne schien, es war perfektes Fußballwetter. Doch ein älterer Mann fiel mir auf. Er sah ziemlich
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betrunken aus. Ein Junge, ungefähr in meinem Alter, vielleicht auch ein, zwei Jahre älter, kümmerte sich um den betrunkenen Mann. Ich fand es ziemlich nett von ihm, denn wie würde der heutige Tag sonst wohl für den Mann enden? Dann war es soweit. Die Mannschaften waren eingelaufen und der Anpfiff ertönte. 90 Minuten. 90 Minuten zittern und feiern. Die Fans gaben alles und die Mannschaft tat es ihnen gleich. Es war ein unglaubliches Gefühl von Zusammenhalt und Gemeinschaft. Dann geschah es: „Tooor!“ Wir schrieben die 19. Spielminute, ein Linksschuss von Kotuljac erlöste die angespannten Zuschauer. Ein Jubelrausch ging durch die Kurve, alle hüpften und tanzten. Voller Freude warf der ältere Mann, der mir schon beim Einlass aufgefallen war, sein Bier in die Menge. Er konnte sich kaum halten, als alle um ihn herum sprangen und sich umarmten. Er krallte sich an den Jungen. Ich blickte ihn an. Für einen Moment blieb die Zeit stehen. Ich hatte ein Kribbeln im Bauch, hoffentlich bin ich nicht rot geworden. Ich sah den Bierschwall näher kommen, sah, wie alle zur Seite sprangen und sah, wie meine Nikes in Bier getränkt wurden. Alles klebte. Was er nur denken wird, wenn ich so zugesaut bin? Es war noch ein nervenaufreibendes Spiel. Alle sangen und feierten, der Kampf lohnte sich und wir alle wurden belohnt. Dann: Abpfiff. Der VfL gewinnt 0:1 in Burghausen und war somit nicht nur in die zweite Liga aufgestiegen, sondern durfte sich auch noch als Meister der dritten Liga feiern lassen. Gegen Ende waren meine Schuhe völlig verklebt und schmutzig und nachdem ein Mann mir auf die Füße trat, wurden sie sogar ein bisschen abgeschürft. Jetzt gab es kein Halten mehr.
Ich steh‘ auf lila-weiß! Die Fans stürmten von den Rängen. Sie waren voller Euphorie. Es wurde ausgelassen gefeiert. Die Kurve forderte: „Bier. Gemeinsam. Jetzt!“ Auf dem Rasen sah ich meinen Vater mit meinem Onkel.
Voller Freunde lief ich auf sie zu und sprang ihnen in die Arme. In diesem Moment sprach mich der nette Junge an, von oben bis unten in lila-weiß gekleidet: „Du hast ja richtige VfL-Schuhe, die fehlen mir noch in meiner Sammlung. Sind die zu verkaufen?“
Gastrolle
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Ich steh‘ auf lila-weiß!
Schuhe, die Geschichten erzählen von Anna-Maria Lamkemeyer, Ratsgymnasium, Klasse 8
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ch kann mich noch ziemlich genau daran erinnern, obwohl es schon ein knappes Jahr her ist. Es war ein Montag und meine Fußballmannschaft und ich hatten ein Spiel. Es war nicht gerade ein Spiel von besonderer Bedeutung, eine Niederlage hätten wir noch gut wegstecken können. Aber ich bin der Meinung, man sollte immer sein Bestes geben und so auch an jedem Tag. Da es Mitte Herbst war, ging die Grippe um und viele meiner Mitspieler lagen krank im Bett und so spielten wir ohne Auswechselspieler. „Ey, Kabine ist frei, umziehen!“, zischte unser Trainer. Wir hatten ein Heimspiel und so wusste ich, wo die Kabinen waren und musste nicht groß auf den Weg dorthin achten, das konnte ich auch gar nicht, denn ich war gerade in ein sehr tiefgründiges Gespräch mit einer Spielkollegin vertieft. Auch während des Umziehens konnten wir es nicht lassen unser Gespräch fortzuführen. Wir nahmen unsere Fußballschuhe wie gewohnt aus unseren Sporttaschen und ließen sie unsacht auf den Boden fallen, weiterhin vertieft in die Unterhaltung. So waren Melina und ich auch die Letzten in der Kabine und so huschten wir nur noch eben in unsere Sportschuhe. Schon nach nur wenigen Schritten bemerkte ich, dass irgendwas nicht stimmte, ich hatte aber keine Zeit mich noch großartig darum zu kümmern, denn eh ich mich versah, pfiff der Schiedsrichter das Spiel schon an. Zugeben die gegnerische Mannschaft war nicht schlecht, aber wir waren besser und so schossen wir ein Tor nach dem anderen. Doch ich konnte mich nicht richtig freuen, denn mein linker Fuß schmerzte so doll, als wäre er über Nacht so riesig geworden, dass er jeden Moment aus meiner Schuhspitze dringen würde. Aber ich biss die Zähne zusammen und spielte unberührt weiter. Als dann aber das erlösende Abpfeifen der ersten Halbzeit ertönte, konnte ich den ziehenden Schmerz nicht mehr länger ertragen und ließ mich noch an Ort und Stelle fallen. „Scheiße, Mann!“, fluchend riss ich mir den qualvollen Schuh vom Fuß und drückte wild auf diesem rum, als könnte man so die Schmerzen erheblich lindern, aber Pustekuchen! Als ich kurz aufsah, sah ich, dass es Melina auch nicht viel besser erging,
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denn auch sie hatte sich von ihrem linken Fußballschuh befreit. Und nun war mir alles sonnenklar. Verfluchte Hacke! Wie konnte man denn so in ein Gespräch vertieft sein, dass man gar nichts mehr merkt? Ich sah Melina verschmitzt an und hob den Schuh hoch, den ich mir gerade eben noch verzweifelt vom Fuß gerissen hatte. Sie hatte verstanden, denn auch sie hob ihren Sportschuh hoch. Melina und ich hatten die gleichen Fußballballschuhe. Vertieft in unsere Unterhaltung hatten wir gar nicht bemerkt, dass wir einen der beiden Schuhe vertauscht hatten. Kein Wunder, dass ich das Gefühl hatten, mein Fuß wäre in einen Schraubstock eing e k l e m mt , immerhin hatte Melina anderthalb Nummern kleiner als ich. Nach diesem, zugeben dummen Erlebnis, muss ich immer, wenn ich meine Fußballschuhe sehe, daran denken und schmunzeln und ich glaube, Melina geht es genauso.
Ich steh‘ auf lila-weiß!
Die vertauschten Fußballschuhe von Melina Kater, Ratsgymnasium, Klasse 8
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ch möchte meine Fußballschuhe vorstellen. Mit ihnen haben meine Mannschaft und ich viele Spiele gewonnen, aber auch verloren. Ich erinnere mich an viele Geschichten, wenn ich die alten Treter angucke oder an sie denke. An eine Ges chichte erinnere ich mich besonders gerne. Es war vor knapp einem Jahr im Herbst und wir hatten ein Heimspiel. Als ich am Sportplatz ankam, sah ich meine Mannschaft, die sich um Anna, eine
aus meiner Mannschaft, scharrte. Neugierig trat ich näher und stellte fest, dass sie stolz ihre neuen Fußballschuhe zeigte. Ärgerlich sah ich, dass sie genau die gleichen Stollenschuhe hatte wie ich. Dabei war ich so stolz, dass nur ich diese besonders auffälligen Schuhe hatte. Als Anna mich sah, rief sie stolz: „Guck mal, jetzt habe ich genau die gleichen Fußballschuhe wie du!“ Wir gingen in die Umkleidekabine und Anna zog sich neben mir um, um mir zu erzählen, wir schwer es war, die Schuhe zu erwerben. Annas Geschichte ging mir auf die Nerven, also zog ich schnell meine Schuhe an. Als ich die ersten Schritte gelaufen war, bemerkte ich, dass sie komisch saßen, aber da fing das Spiel schon an und ich hatte keine Zeit mehr, mich damit näher zu beschäftigen. Im Spiel bemerkte ich es aber deutlich und konnte nicht so gut laufen und schießen, denn ich rutschte immer aus meinen Schuhen. Nach ein paar Minuten hatten wir schon zwei Tore kassiert, da meine Gegenspielerin immer aufs Tor schießen konnte, denn ich konnte meinen Gegenspielern den Ball nicht abnehmen. Ähnliche Probleme hatte auch Anna. Wir wurden beide ausgewechselt. Am Spielfeldrand unterhielten Anna und ich uns über unsere Probleme im Spiel. Schnell wurde klar, dass wir wohl unsere Schuhe vertauscht hatten. Dieses änderten wir natürlich sofort, wurden wieder eingewechselt und konnten jetzt normal spielen. Unsere Mannschaft schoss noch ein paar Tore und gewann das Spiel sogar noch.
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Fußballschuhe des Schreckens von Aaron Asman, Ratsgymnasium, Klasse 8
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ier, spiel zu mir“, schrie Jannis, doch ich dachte nicht daran. Ich musste einfach dieses blöde Tor treffen. So rannte ich weiter und hatte nur noch einen Verteidiger vor mir. Dann wurde ich unruhig und konnte nicht mehr warten, ich schoss, rutschte aus und knallte ziemlich hart auf meinen Rücken. „Was machst du nun schon wieder?“, hörte ich meine verzweifelten Mitspieler schreien. Na toll, schon wieder diese Schuhe. Die konnte man echt vergessen. Damals hatten mich alle vergöttert, weil ich diese super coolen Treter hatte. Doch dann lachten sie mich nur noch aus, allerdings muss ich leider zugeben, dass ihre Vorwürfe durchaus stimmten. Die Schuhe fielen fast auseinander. Was für ein Tag. Mal wieder. Am Abend stocherte ich gelangweilt in meiner Suppe, bis ich wieder dieses Thema hervorbrachte: „Ich brauche neue Fußballschuhe!“, sagte ich entschlossen zu meiner Mutter, die mich aber nur böse ansah. Mal wieder. „Ach, davon haben wir doch schon so oft geredet. Ich werde dir keine neuen Schuhe kaufen, ich hab kein Geld“, entgegnete sie wütend. Na ja, wir redeten jetzt schon das zehnte Mal darüber. Aber das Problem war: Ich wollte mein Geld auch
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nicht für neue Schuhe ausgeben, ich hatte nicht mal genug. Und gerade übermorgen war das entscheidende Pokalspiel. Ich würde mich wieder lächerlich machen. In der Nacht konnte ich kein Auge zudrücken, zu groß war die Angst vor einer Niederlage. Am folgenden Tag ging ich noch einmal alle Schuhläden durchstöbern, doch nirgendwo waren angemessene Schuhe zu finden. Sie hatten nicht einmal die richtige Größe. Und dann kam der Tag des Spiels. Meine Beine kribbelten gnadenlos vor Angst, und als ich beim Umziehen die Dinger sah, die sich Fußballschuhe nannten, wäre ich am liebsten wieder nach Hause gefahren. Doch der Trainer stellte mich in die Startelf. Das auch noch, und man muss wirklich sagen, so ziemlich jeden Ball, den ich hatte, habe ich verloren! Doch dann kam die letzte Minute. Nach einem geschickten Doppelpass mit Jannis stand ich allein vorm Torwart. Mal wieder. Er sah mich entschlossen an, aber ich musste dieses Tor machen, alles stand auf dem Spiel. Was, wenn ich versagen würde? Nein, nein, dass durfte ich nicht. Kurz überlegte ich noch einmal. Jetzt konnte ich endlich meine Qualitäten beweisen, egal mit welchen Schuhen. Mein Körper war voller Anspannung. Es war ein schreckliches Gefühl. Schließlich raffte ich mich zusammen, zog mein rechtes Bein nach hinten und schoss... Der Ball flog, ich stürzte mal wieder und sah nicht mehr. Doch dann spürte ich, wie sich alle meine Mitspieler auf mich warfen. Endlich. Ich hatte es geschafft. Auf dieses Gefühl hatte ich schon lange gewartet. In der Kabine feierten wir noch lange, denn wir hatten gewonnen! Von nun an wollte ich diese Schuhe ehren, auch wenn sie irgendwann nicht mehr passen würden....
Ich steh‘ auf lila-weiß!
Meine Schuhe von Laura Holtmann, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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ch zog meine weißen Voltigierschuhe an, wir Mädels umarmten uns noch kurz und wünschten uns ganz viel Glück und Spaß und dann wurden wir schon aufgerufen. Die Anspannung war groß, denn es war eine WeserEms-Meisterschaft und wir wollten natürlich unser Bestes geben. Es war auch das erste, große Turnier für unser Pferd Lausbub. Es hatte sich vorher verletzt und erst hieß es, dass es nun nie mehr in einer Voltigiergruppe laufen könnte. Doch nach einigen Monaten Pause wurde Lausbub wieder vollkommen gesund und nun standen wir mit ihm auf seiner ersten Meisterschaft. Er war ebenfalls nervös, da es eine schöne, aber auch spannende Atmosphäre war. Für ihn war es etwas ganz Besonderes. Wir stellten uns in einer Reihe auf und dann begann auch schon die Einlaufmusik. Es ging los. Wir liefen im Gleichschritt mit unseren weißen Voltigierschuhen in den Zirkel - zum zweiten Mal, denn die Pflicht hatten wir bereits erfolgreich geturnt. Nun war die Kür an der Reihe. Mir schossen viele Gedanken durch den Kopf und ich hoffte, dass alles gut klappen würde. Wir stellten uns in der Zirkelmitte auf und verbeugten uns vor den Richtern. Unsere Trainerin und unser Pferd blieben in der Mitte stehen. Wir Mädels liefen zum Zirkelrand, um uns dort in einer Reihe, der Größe nach, nebeneinander aufzustellen. Wir hielten uns gegenseitig an den Händen, denn die Anspannung war groß. Eine aus meiner Mannschaft und ich liefen in die Mitte zu unserer Trainerin. Unser Pferd galoppierte an, die Glocke von den Richtern ertönte und die Kürmusik begann. Nun folgte die Kür. In der Halle war absolute Stille und alle Leute schauten auf uns. Ein Mannschaftsmitglied lief zum Pferd, nahm die Griffe und sprang hinauf. Nun lief die Zeit. Jetzt
musste ich voller Konzentration zum Pferd laufen. Ich sprang hinauf und stellte meinen Fuß mit den weißen Voltigierschuhen in den Griff, um die ersten Übungen zu turnen. Nun mussten wir diese mit voller Eleganz turnen, was sehr viel Spaß machte. Zum Schluss unseres Blockes stellte ich mich, mit den weißen Voltigierschuhen, auf den Griff und ich musste voller Adrenalin einen Flick-Flack vom Pferd springen. Als ich auf dem Boden sicher gelandet war, war ich sehr erleichtert. Die ganze Situation verlief wie in einem Film. Ich lief zurück zu den Mädels an den Rand. Nun mussten die anderen die verschiedenen Übungen der Kür ruhig und mit viel Ausdruck turnen. Dann kam die letzte Übung der Kür, die die Mädels mit Bravour schafften. Unser Pferd lief super seine Runden und dann folgte auch schon der letzte Abgang. Als die Letzte aus unserer Gruppe den Abgang turnte, applaudierten die Zuschauer lautstark und wir standen mit strahlenden Gesichtern am Rand des Zirkels. Die ganze Anspannung fiel von uns ab und wir freuten uns riesig. Zum Schluss mussten wir uns noch einmal vor den Richtern verbeugen. Es war ein tolles Gefühl mit den Mädels aus dem Zirkel zu laufen, während alle Leute klatschten. Unsere weißen Voltigierschuhe mit den dünnen, elastischen Sohlen trugen uns hinaus. Ich schaute noch einmal hinab auf meine Schuhe und dachte daran, welche schönen Erlebnisse und Erfolge ich schon mit ihnen erleben durfte.
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Meine Schuhe von Svea Ites, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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ie Musik erklang, eine kurze flüchtige Umarmung und ein letztes „viel Glück“, dann ging es los. Es war wie in einem Film, alles passierte wie automatisch. Die Gedanken flogen mir durch den Kopf, doch jetzt war kein Platz für sie. Denn heute war der Große Tag unseres Pferdes Lausbub und, wie wir später noch erfahren sollten, auch ein großer Tag für uns. Es war sein erstes Turnier nach zwei Jahren Training und Ausbildung. Dass es gleich die Weser-Ems-Meisterschaften sein mussten, schien ihm nichts auszumachen. Seine Verletzung sollte ihm nicht mehr im Weg stehen. Also gab es auch keinen Grund sich Sorgen zu machen, die Pflicht hatten wir bereits mit einer sehr zufriedenstellenden Leistung hinter uns gebracht und jetzt galt jegliche Konzentration der Kür. In der Mitte des Zirkels die Verbeugung, dann weiter, bis wir acht Mädels den Richtern gegenüber standen. Die Ersten liefen in die Mitte, jetzt musste nur noch das Pferd angeklingelt werden. Doch was war das? Er stolperte. Mein Köper fühlte sich wie gelähmt an, der Gedanke schoss mir in den Kopf. Die Schuhe, die ich jetzt trage, hatte ich auch an als Lausbub sich das letzte Mal verletzt hat. Zum Glück hatte er sich jetzt wieder Gefangen. Nach endlosen Sekunden ertönte das Klingeln der Glocke, die Kürmusik begann. Es war ein unglaubliches Gefühl, da zu stehen und dieses bildhübsche Pferd in seiner vollen Eleganz laufen zu sehen. Die Anspannung verbreitete sich schlagartig in der Halle, es herrschte absolute Stille. Nur das Schnauben
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des Pferdes war zu hören. Die Erste berührte die Griffe des Gurtes und sprang ab. Ab jetzt lief die Zeit. Würden wir es in den vier Minuten Kürzeit schaffen?! Wird Lausbub noch einmal stolpern?! Die Zweite kam dazu, jetzt zählte der Ausdruck und die Eleganz der Übungen, die sie zu den gleichmäßigen Galoppsprüngen des Pferdes und zu der darauf abgestimmten Musik turnten. Der erste Teil der Kür verlief super, es schien ein guter Durchgang zu werden. Das nächste Mädel lief an, sprang ab und landete sicher im Sitzen hinter der anderen. Nun war eine unserer beiden Kleinsten an der Reihe, sie flog mit Hilfe der anderen direkt in die erste Hebeübung. Ein paar weitere spektakuläre Übungen folgten. Als Nächstes war ich an der Reihe. Meine Füße trugen mich in die Mitte, durch die dünnen, elastischen Sohlen meiner Schläppchen fühlte ich den Sandboden unter meinen Füßen. Kurze Zeit später saß ich schon auf dem Pferd und passte mich seiner Bewegung an. Eine imposante Armbewegung, dann beugte ich mich zur Seite runter, um der Kleinsten auf das Pferd zu helfen. Sie turnte mit Spannung und alles klappte. Jetzt kam es nur noch auf den letzten Teil der Kür an. Ein letzter großer Adrenalinstoß, dann war es geschafft. Alle landeten sicher wieder auf der Erde. Die Auslaufmusik ertönte und wir verließen den Zirkel. Dabei fiel mein Blick wieder auf meine Schuhe und ich dachte daran, dass mich diese Schuhe schon auf allen großen Turnieren begleitet hatten. Wie gut, dass ich sie habe.
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Schuhe, die Geschichten erzählen von Stella Thate, Ratsgymnasium, Klasse 8
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h Mann, war ich erschöpft, als meine Eltern mich um neun Uhr morgens weckten. Da wollte ich einmal ausschlafen und dann werde ich so früh geweckt. Doch die Rettung des Tages: Wir gingen in die Stadt. Schnell, aber sehr müde, machte ich mich fertig. Als wir in der Stadt ankamen, fiel mir ein, dass ich ja nächste Woche meine erste Tanzstunde haben werde. Dann spürte ich wieder diese Aufregung dieses Kribbeln im Bauch. Puh, warf mich das aus der Bahn. Tanzstunde: Wo alle mich anstarren werden und ich mich bestimmt blamieren werde. Oh Mann, was habe ich mir da wieder eingebrockt. Aber egal, ich brauchte Tanzschuhe. Es dauerte eine Weile, bis ich meine Eltern überreden konnte mir Schuhe zu kaufen. Schnell war klar, dass es die pinken Chucks im Schaufenster sein mussten. Fröhlich zog ich die Schuhe ein paar Mal zuhause an und versuchte komische Schritte, was sehr außergewöhnlich aussah. Plötzlich war es auch schon Freitag. Nach der Schule packte ich meine Sachen und machte mich mit meinen wundervollen pinken mit weißen Schnürbändern Chucks auf zum Tanzkurs. Ich wollte erst gar nicht den Raum betreten, doch ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, drückte die Klinke runter und stand schon im Raum, wo mich viele Mädchen anstarrten. Von meiner Idee nicht begeistert,
wollte ich mich am liebsten auf dem Absatz wieder umdrehen und zur Tür rausrennen. Erschrocken begrüßte mich eine kleine sportliche Frau: „Hey, ich bin Susi!“ und schwups stand ich auch schon in einer Menschenmenge von Frauen und, puh, fing ich an zu schwitzen. Und dann sollte ich mir auch noch eine Reihe von Tanzschritten merken. Doch es machte mir wirklich Spaß. Das hätte ich wohl nicht zu laut denken dürfen, denn plötzlich knickte ich weg und lag mit großen Schmerzen auf dem Boden. Alle tümmelten sich um mich und Susi redete beruhigend auf mich ein. Das waren Schmerzen, es war kaum auszuhalten. Sie verfrachteten mich auf eine Bank im Raum, wo ich dann mit einem riesengroßen Eisberg auf dem Fuß bestimmt erst mal fünf Minuten lag. Doch mein Wille war zu groß dort einfach weiter rumzuliegen und zu warten bis die Schmerzen ganz weg gegangen waren. Ich stellte mich mit großen Schmerzen auf beide Beine und marschierte los. Alle guckten mich verwundert an, doch ich wollte tanzen, ob mit einem trockenen oder nassen Schuh. Ich merkte immer noch das Ziepen in meinem Bein, wenn ich zu doll auftrat, doch es ging. Glücklich und zugleich erschöpft aber auch stolz erzählte ich meinen Eltern von meiner ersten Tanzstunde.
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Schuhe von Jan Renz, Ratsgymnasium, Klasse 8
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ir betraten das Haus, dessen Innentemperatur mich und meinen Vater, die wir aus der Winterkälte kamen, richtig aufwärmte. „Hallo, was kann ich für sie tun?“, kam uns die Verkäuferin des Trekkinggeschäftes entgegen. „Wir wollten ein paar Wanderschuhe für den Sommer kaufen“, antwortete mein Vater schnell. „Welche Schuhgröße?“ - „38“ - „Ja, da stehen schon welche!“ Und wie durch Zufall standen zwei unaufgeräumte Wanderschuhe bereit, welche beim Anprobieren auch passten und zudem sehr bequem waren. Der Schuh war noch etwas zu groß, doch das war auch nötig: 99,99 Euro. Wegen des Preises etwas hin- und hergerissen fällten wir schließlich die Kaufentscheidung. „Damit sollten wir jetzt aber auch ein paar Jahre sehr viel wandern...“, bemerkte mein Vater. Während des nächsten Sommerurlaubs in Bayern sind wir sehr viel gewandert. Ich hatte die Schuhe demnach schon eingelaufen, als am letzten Urlaubstag mein kleiner Bruder, mein Vater und ich zu den größten Eishöhlen Deutschlands auf etwa 1800 Metern über Normalnull wanderten. Unser Reiseführer sagte uns ein schönes Bergpanorama mit dem anschließenden Highlight der Eishöhlen voraus. Dieser auf sechs Stunden veranschlagte Wanderweg begann aber schon mit einem herben Rückschlag. Nach etwa einer halben Stunde Laufen stürzte ich unglücklich über einen Stein, wie es mir zunächst schien. Außer ein paar Schürfwunden war mir zum Glück nichts passiert, denn in alpinen Geländen zu stürzen kann unter Umständen sehr gefährlich werden. Wir näherten uns langsam, aber sicher, unserem Ziel, den Eishöhlen. Kurz nach einem sehr engen, gefährlichen Weg, wobei nur ein kleines Seil als improvisiertes Geländer einen Wanderer vor dem möglichen Absturz in die direkt angrenzende 50 Meter tiefe Schlucht bewahren konnte, stürzte ich erneut. Als ich wieder zum Schuh sah, war ich geschockt. Die Schuhsohle hatte sich teilweise gelöst und das war eindeutig der Grund, weswegen ich stolpern musste. Ausgerechnet diese teuren Schuhe haben diesem Aufstieg nicht standgehalten. Es fiel mir zunächst schwer, aber ich musste meinem Vater Bescheid geben:
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„Äh, Papa“, begann ich und zeigte auf den Schuh, um ihn auf das Problem aufmerksam zu machen. „Verdammt, das ist jetzt ganz schön dumm“, fluchte mein Vater, „es ist sehr gefährlich, den Rückweg mit solchen Schuhen zu bestreiten. Ausgerechnet diese teuren Schuhe! Ich habe jetzt auch nichts zum Reparieren da.“ - „Wo hakt es denn?“, fragte plötzlich ein Wanderer mit bayrischem Dialekt und einer freundlichen Stimme. Obwohl es offensichtlich war, dass er uns eigentlich überholen wollte, um sich schnell Tickets zur Besichtigung der Eishöhle zu kaufen, blieb er stehen. „Die Schuhsohle hier löst sich“, antwortete mein Vater. „Oh, da hab ich was für Sie“, murmelte der Wanderer und kramte in seinem Rucksack. Nach etwa einer halben Minute holte er schließlich ein Art Klebeband heraus und klebte sie mir an den Schuh. „Wie lange wandern Sie denn noch?“ „Von hier aus noch zurück ins Tal.“ „Dann dürfte das hier für heute erst mal ausreichen“, sagte er mit einem freundlichen Ton und ging nach einem kurzen Gruß weiter. Ich vertraute diesem Klebeband des Mannes nicht so recht, und deshalb war ich den ganzen Rückweg auf der Hut, nicht noch einmal hinzufallen. Das war auch der Grund, weswegen ich das atemberaubende Bergpanorama nicht richtig genießen konnte. Ich war sehr erleichtert, als ich schließlich heil zurück zum Ausgangpunkt gelangte. Zu Hause wurden die Schuhsohlen vom Wandergeschäft geklebt und ich hab sie (auch als Winterschuhe) noch ein paar weitere Jahre getragen.
Ich steh‘ auf lila-weiß!
Kein guter Start von Maya Girmann, Ratsgymnasium, Klasse 8
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uf diesen Tag hatte ich schon lange gewartet. Endlich, das erste Mal, dass ich mit meiner Volleyballmannschaft zu einem Turnier fahre. Ich hatte meine nagelneuen Turnschuhe dabei, die ich erst vor zwei Tagen bekommen hatte. Wir hatten so viel trainiert, um in der Liga gemeldet werden zu können. Als wir an der Halle angekommen waren, hämmerte mein Herz so doll, dass ich dachte, es springt jeden Moment aus mir heraus. Dann gingen wir in die Halle hinein. Die anderen Teams waren total gut und wir bekamen direkt weiche Knie. Nun mussten wir uns aufwärmen, währenddessen stieg meine Nervosität noch mehr. Meine Hände zitterten. Dann ging es los. Wir holten gleich die ersten Punkte. Doch dann, nach etwa fünf Minuten, passierte es, als ich zu meiner Position lief, knickte ich um. Erst dachte ich, es wäre nicht so schlimm, aber dann konnte ich nicht mehr aufstehen, geschweige denn laufen. Das wars, Schluss, Ende!
Traurig und wütend hüpfte ich vom Spielfeld. Dass so etwas ausgerechnet jetzt passieren musste, auch noch am Anfang der Saison. Ich hatte mich so auf das Spiel gefreut und dann das! Ich dachte meine Schuhe bringen mir Glück, aber das war nicht der Fall. Sauer packte ich die Schuhe in meine Sporttasche und wollte sie eigentlich nie wieder auspacken. Sowieso konnte ich drei Wochen lang keinen Sport machen. Ich war überzeugt die Turnschuhe würden mir Unglück bringen. Doch irgendwann musste ich die Schuhe dann wieder anziehen. Widerwillig zog ich sie an. Beim Training wartete ich darauf, dass etwas passieren würde, aber das Warten war vergeblich. Es passierte nichts. Vor einem Jahr war das Turnier, nun trage ich die Schuhe fast täglich zum Training und hatte sie bei vielen Turnieren und Meisterschaften an. Ich habe mich nie wieder verletzt. Mittlerweile sind es meine Lieblingsschuhe.
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Ich steh‘ auf lila-weiß!
Aufregung vor der Aufführung von Jana Müller-Detert, Ratsgymnasium, Klasse 8
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ie ein aufgescheuchtes Hühnchen lief ich in meinem Zimmer herum. „Oh nein, was soll ich bloß tun?“ jammerte ich immer wieder. Bestimmt schon zum dritten Mal riss ich die Schranktür auf und riss ein Kleidungsstück nach dem anderen heraus. T-Shirt, Pullis, eine schwarze Legging - die brauche ich ja auch -, einen Schal und ein paar lila Socken, doch nirgendwo waren meine schwarzen Schläppchen! Ich stöhnte laut auf und pfefferte jedes Kleidungsstück einzeln wieder kreuz und quer in die Ecke meines Schrankes. Meine Mutter steckte den Kopf zur Tür rein und fragte genervt: „Jana, was hast du denn, was machst du für einen Krach?“ „Ich kann meine Schläppchen für die Vorführung nicht finden!“, maulte ich schlecht gelaunt. „Frag doch deine Schwester, die hat bestimmt noch weiße.“ „Mama, vom Theater hast du wirklich keine Ahnung!“, rief ich. „Ich soll doch ganz in schwarz kommen. Wir haben so ein komisches Licht, da leuchtet alles, was weiß ist, das fällt doch total auf und man soll uns am Anfang doch nicht sehen bis wir das erste Bühnenbild aufgebaut haben. Oh, Annette wird ausflippen!“ „So schlimm wird es schon
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nicht sein“, versuchte meine Mama zu beruhigen. „Warum hast du dir die Schläppchen nicht schon vorher rausgelegt? Außerdem müssen wir jetzt dringend los.“ Zehn Minuten später saß ich den Tränen nahe im Auto. Wir hatten noch einmal gründlich gesucht, doch meine Schuhe hatten wir nicht gefunden. Die Autofahrt war für mich eine Qual. Ich hatte die falschen Schuhe und sollte außerdem zum ersten Mal auf der großen Theaterbühne stehen! Ich würde alles kaputt machen, den Überraschungseffekt, wenn wir plötzlich alle auf der Bühne stehen und ich würde mich total blamieren! Nach Stunden, wie es schien, erreichten wir das Theater. Die ganze Zeit zappelte ich auf meinem Sitz herum, denn ich konnte nicht stillsitzen. Ich war einfach zu aufgeregt. Mit einem beklemmenden Gefühl ging ich auf den Hintereingang des Theaters zu. Ich öffnete die Tür. Da saßen viele aus meiner Theatergruppe und strahlten über das ganze Gesicht. Ich ging auf Annette zu, wie sollte ich ihr das mit meinen Schläppchen beibringen? „Ich, nun, äh hab...“ „... deine schwarzen Schläppchen bei der Generalprobe vergessen?“ Und bevor ich richtig begreifen konnte, was los war, hatte sie mir die Schläppchen in die Hand gedrückt. Und schon gingen wir los, um uns umzuziehen und uns schminken zu lassen. Nun strahlte auch ich über das ganze Gesicht. Die Aufführung konnte losgehen!
Innerhalb der Gang war ich bekannt als Bloody Jim
Schuhgeschichte von Cem Savci, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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as Telefon klingelte ungeduldig auf der Kommode rechts vom Sofa. Mühsam wachte ich aus meiner regelmäßigen und mittäglichen Siesta auf und nahm den Hörer ab. John fragte mit sehr zuversichtlicher Stimme: „Wir planen eine Tour von der Westzur Ostküste, bist du dabei?“ Ich sagte zu. Immer noch im Halbschlaf packte ich meine Sachen, zog meine Lieblingsstiefel an und holte meine Maschine aus der Garage. Im Vorbeigehen wurden meine Stiefel am Auspuff, der aus Chrom war, gespiegelt. Mir kam in den Sinn, was ich schon alles mit den Schuhen erlebt hatte, wie viele Touren wir gemeinsam mit den Jungs schon hinter uns gebracht hatten. Innerhalb der Gang war ich bekannt als Bloody Jim. Nicht, weil ich gern mordete, sondern das Muster meiner Stiefel einer Blutspur ähnelte. Ich schwelgte noch ein bisschen weiter in Erinnerungen, wie ich damals, mit diesen Schuhen mit Tempo Hundertachtzig auf einer Bundesstraße erwischt worden war und einfach weitergefahren war, oder wie ich mit hundert Sachen gegen eine Leitplanke gedonnert war und wie durch ein Wunder, nach zehn Wochen auf der Intensivstation, mit mehren Knochenbrüchen und inneren Schäden überlebt hatte. Mit 45 Jahren hatte ich schon vieles erlebt und mitgemacht. Eine letzte Tour für mich allein sollte es noch sein. Frei von jeder Regel einfach nur den Moment ausleben. Also setzte ich mich auf meine Maschine, ließ meinen Rucksack zurück und fuhr weiter, immer weiter, Richtung Sonne, und an dem Punkt, wo mir das Benzin ausging, wollte ich bleiben. Ein Ort, der mir Freiheit und Zuflucht gab, an dem ich nicht von finanziellen Problemen verfolgt wurde. Mit diesen Gedanken fuhr ich gegen jede Regel, ich war schneller als erlaubt, viel schneller, und während
ich raste, fragte ich mich, wie lange John, Adam und die andern noch auf mich warten würden, bis sie sich selber auf den Weg machen würden. Ein Telefon hatte ich nicht dabei, also war ich für sie auch nicht erreichbar. Und wenn sie an meinem Haus vorbeikämen, wüssten sie auch nicht, wie zu handeln wäre. Ich hatte keinen Anhaltspunkt darüber zurückgelassen, wo ich hingefahren sein könnte. Ich wusste ja selbst noch nicht einmal, wo ich hinfuhr. Ob ich sie je wieder sehen würde? Ich kannte John schon, seitdem ich denken konnte. Er war einfach immerzu da, in all meinen Lebensjahren. Als ich das Krabbeln, das Gehen und das Fahren lernte. Er war wie mein Bruder. Er war es auch, der mir die Stiefel geschenkt hatte, die just in diesem Moment mit 150 über Rot fuhren.
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Innerhalb der Gang war ich bekannt als Bloody Jim
Ein Schuh kommt heut’ nicht allein von Marie Hestermann, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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bellaunig brauste ich über die vollen Straßen und steuerte mein Auto durch den Feierabendverkehr. Nach dem heutigen Tag auf der Arbeit war ich so frustriert, dass ich nach Ende meiner Schicht gleich in das Einkaufszentrum gefahren war, um mich für meine Leistungen zu loben, wenn sie doch sonst von niemandem anerkannt wurde. Denn keinen interessierte, dass ich mich Tag für Tag abrackerte, außer vielleicht meine Schildkröte, die immer sehr vorwurfsvoll aus ihrem Panzer schielte, wenn ich sie erst spät nachts aus ihrem Terrarium holte, damit sie ein bisschen durchs Haus stapfen konnte. Außerdem konnte ich mich von den fiesen Mobbingsprüchen ablenken, die durch mein Hirn waberten und sich allesamt auf mich zu beziehen schienen, erfunden von den unbarmherzigen Kollegen der Firma und ihren buckelnden Praktikanten, die hinter meinem Rücken mit gehässigen Sprüchen auf mich zeigten. Ich trottete auf meinen Prada-Stiletos zwischen den wuselnden Leuten hindurch und starrte eifersüchtig in die Schaufenster, in denen super schlanke 9060-90-Puppen mit der neusten Mode posierten. Ein händchenhaltendes Paar ging an mir vorüber und ich sah ihnen wehmütig und wenig wohlwollend nach. Die Frau bemerkte meinen Blick und verzog missbilligend das Gesicht, ihr Freund sah etwas mitleidig drein. Ich wendete betroffen den Blick ab. Als ich einen großen Laden für Damenmode betrat, hatte ich das Gefühl, alle starrten mich an und das Tuscheln der jungen Frauen hinter der Kasse entging mir nicht. Schnell machte ich mich davon und steuerte das riesige Schuhregal an. Schuhe passen IMMER.
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Damit gehören sie zu meinen Lieblings-Shoppingartikeln und ich besitze Tausende, doch der perfekte ist noch nicht dabei. Dort konnte ich wieder auf die Jagd gehen, dort, wo sich Schuhe bis zur Decke stapelten, konnte ich den miesen Tag getrost hinter mir lassen. Die tuschelnden Stimmen verstummten oder ich hörte sie nicht mehr, denn das Papier knisterte verheißungsvoll, als ich das erste Prachtexemplar vorsichtig aus dem Karton hob. Ich öffnete immer weitere Kartons, trippelte mit allen möglichen Schuhen vor dem Spiegel auf und ab und war doch nie ganz zufrieden. Trotzdem kam ich mit drei großen Tüten und einem erheblich leichteren Portemonnaie aus dem Geschäft aber Erleichterung verspürte ich bis jetzt nicht. Mit einem großen Schokoeis machte ich mich auf den Weg nachhause, nachdem ich mich mit den erbeuteten Schuhen in den Wagen gehievt hatte. Trübsinnig lugte ich über das Lenkrad auf die Straße und hob den Blick nur, als ich an unserem größten Schuhladen vorbeibretterte, wobei ich den jungen Mann übersah, der mit einem Hubwagen Schuhe über die Straße in den Laden bringen wollte. Wie angewurzelt blieb er stehen, unglücklicherweise auf der Straße. Im allerletzten Moment konnte ich den Wagen noch rumreißen und fuhr, anstatt ihn zu überrollen die Schuhe über den Haufen, die er transportiert hatte. Entsetzt sprang ich aus dem Auto und stand nun in einem Meer von Schuhen. Und was für welche. Es waren die schönsten Schuhe, die ich je gesehen hatte, und definitiv perfekt. Aber ein noch schönerer Anblick bot sich mir, als ich den Blick hob, und der junge Mann auf mich zugestolpert kam und mich etwas erschrocken noch, aber lächelnd ansprach.
Innerhalb der Gang war ich bekannt als Bloody Jim
Die heiligen Schuhe von Carsten Fratzke, Thomas-Morus-Schule, Klasse 8
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ir befinden uns im Jahr 1688 irgendwo auf europäischem Boden. In England regiert der König Ludwig Osna. Die Gattin von König Osna heißt Königin Maria Osna. England hatte zu der Zeit etwa 23 Millionen Einwohner. Die Währung heißt englische Gulden, die überwiegend aus Silber und aus Gold Münzen besteht. Noch in ihren Kinderschuhen steckt die Medizin in England, obwohl es das mächtigste Land zu der Zeit in Europa war. Die Tochter von König Ludwig Osna leidet an einer sehr schlimmen und unbekannten Krankheit. Ihr Name ist Anna Osna. Die Königsfamilie macht sich sehr große Sorgen um ihre einzige Tochter, die gerade erst 17 Jahre alt ist. Sie bittet andere Königreiche aus Europa um ärztlichen Rat. Kein Königreich konnte ihnen helfen, außer der legendäre König von Irland, dessen Name Friedrich von Irland war. Er bot seinem Nachbarkönigreich Hilfe an. Er schickte zehn seiner besten Ärzte nach England, um diese Krankheit von ihnen erforschen zu lassen. Diese Krankheit hieß XY Schuhkrankheit VI. Dies ist eine der sechs Krankheiten mit sehr schlimmen Nachwirkungen. Im schlimmsten Fall würde es zur Erblindung führen. Die Ärzte aus Irland kannten die anderen fünf Epidemien schon. Sie rieten dazu, schnell das seltene Gegenmittel zu verabreichen, welches sehr sehr selten ist. Es gibt nur eine Pflanze, deren Fruchtfleisch diese Krankheit vollständig entfernt. Schuhfarn heißt die Pflanze, die so aussieht wie ein Schuh. Den Schuhfarn gibt es nur in dem Labyrinth von Hoffenheim (Irland). König Osna setzte eine Belohnung von 22 Millionen englischen Gulden aus, wer als erste oder erstes den Schuhfarn pflückte. Der erste oder die ersten, die den Schuhfarn zum Schloss brachten, bekamen die Beloh-
nung. Es meldeten sich über 3000 Untertanen, die das Ziel hatten mehrere Schuhfarne zu pflücken. Aber nur zwei Untertanen von den 3000 schafften es zum Labyrinth zu gelangen. Die Namen der beiden Untertanen waren Ben Hausstuhl und Alfred Wassergraben. Sie waren nun in dem kleinen Dorf Hoffenheim angekommen. Vor ihnen liegt noch ein langer Weg zum Labyrinth von Hoffenheim. Während des Gehens beschlossen sie, dass sie auf alle Fälle sich die 22 Millionen englischen Gulden teilen werden. Jeder die Hälfte, wie es Alfred erwähnte. Beide freuten sich sehr auf die vielen Gulden die sie wahrscheinlich bekommen würden. Sie gingen nun ins Labyrinth hinein und blieben nach nur etwa 150 Metern stehen. Ein großer Felsen stand vor ihnen im Weg mit einer beeindruckenden Rolle, wo etwas sehr wichtiges über den Felsen drauf stand. „Traut es euch nicht den heiligen Stein von Hoffenheim zu verrücken oder zu zerstören. Wenn ihr eins dieser beiden Sachen ausführt, bekommt ihr sehr große Probleme. IM ERNST!!!“ Sie überlegten und entschlossen sich über den Felsen zu steigen, aber ohne Kletterausrüstung. Sie banden sich ihre Rucksäcke an ihren Westen fest und begaben sich auf den Stein von Hoffenheim, der auch der Stein der guten Hoffnung genannt wird. Nach etwa fünf Minuten waren sie auf der anderen Seite angekommen und gingen dann weiter. 300 Meter sind sie gegangen und dann mussten sie erneut stehen bleiben, weil fünf starke Soldaten vor Alfred und Ben standen. Sie sagten, dass sie sie erst durchlassen würden, wenn sie den Soldaten sofort 5000 englische Gulden geben würden. Aber leider hatten sie zusammen nur 4500 englische Gulden dabei. Die Soldaten beschlagnahmten den Rucksack von Alfred, der etwa 500 Gulden wert war, und traten dann zur Seite. Endlich ging es weiter und sie kamen nach 50 Minuten bei den Schuhfarnen an. Sie nahmen ihre Sicheln und schnitten zehn Schuhfarne ab. Sie gingen zum Schloss zurück, wo sie die zehn Schuhfarne den Ärzten aus Irland gaben. Der König bezahlte Ben und Alfred die 22 Millionen englischen Gulden aus und verabschiedeten sich vom König und gingen. Die Ärzte haben das Gegenmittel hergestellt und gaben es dann Anna Osna. Nach nur vier Tagen war sie wieder kerngesund. Sie lebten glücklich bis zu jenem Tage.
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Innerhalb der Gang war ich bekannt als Bloody Jim
Der Schuhmörder von Lucas Klute, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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er Wecker klingelte, es war acht Uhr!! Ich stieg aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Ich nahm meine Zahnbürste in die Hand und putzte mir gründlich die Zähne. Danach ging ich nach unten, um mir einen Kaffe zu machen und mich an den Tisch zu setzen. Ich nahm die Zeitung in die Hand und las die große Schlagzeile: Der Schuhmörder ist wieder unter uns! Ich war sofort hellwach, denn der Schuhmörder suchte sich seine Opfer willkürlich aus, er wählte irgendeine Person und tötete sie auf grausame Art und Weise. Sein Markenzeichen war, dass er der Person, die er umbringen wollte, Schuhe vor die Tür stellte. Vor drei Wochen hatte er bei uns in der Nachbarschaft einen jungen Mann getötet, der einen Tag vorher blau-weiße Schuhe der Marke Nike vor seiner Tür stehen hatte. Ich überlegte, ob der Täter in meiner Straße weiter morden würde, oder ob er sich ein neues Revier suchen würde. Wenn er wiederkommen würde, wäre er ziemlich dumm, dachte ich mir und musste grinsen, da die Polizei seit dem Vorfall stündlich Streife fährt. Ich ging raus um den Briefkasten zu leeren. Man konnte spüren, wie angespannt die Situation in der ganzen Straße war. Anscheinend war ich nicht der einzige, der die Schlagzeilen gelesen hatte. Viele Familien waren wegen des Mordes in den Urlaub gefahren, um keine Angst mehr haben zu müssen. Das Merkwürdige an der ganzen Sache war, dass keine Spuren gefunden wurden. Nicht mal ein Fingerabdruck. Ich ging wieder rein, um mich anzuziehen. Fertig angezogen klingelte meine Uhr. 9:30, ich musste mich beeilen, um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen. Schnell ging ich raus, setzte mich auf mein Fahrrad und fuhr los. Ich saß den ganzen Tag am Schreibtisch und telefonierte mit anderen Firmen, um Aufträge für die Firma zu bekommen. Als ich am Abend wieder nach Hause kam, ging mein erster Blick in Richtung Haustür. Puh, keine Schuhe vor der Tür, sagte ich erleichtert. Ich ging ins Haus setzte mich auf mein Sofa und machte den Fernseher an. Das Thema Nummer eins war der Schuhmörder. Um mich nicht weiter zu beunruhigen, machte ich den Fernseher aus ging in die Küche, machte mir ein Brot und ging ins Bett. Ich schaltete das Licht
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an und nahm mir ein Buch. Kurz darauf war ich eingeschlafen. Mitten in der Nacht wachte ich auf, denn ich hatte das Licht angelassen. Als ich gerade zum Lichtschalter griff, hörte ich ein Knarren, das ich vorher noch nie gehört hatte. Ich bekam sofort Panik und musste wieder an den Schuhmörder denken. Langsam stieg ich aus dem Bett, zog meine Pantoffeln an und öffnete die Tür meines Schlafzimmers. Ich sah die Treppe hinunter, die vom Mond beleuchtet war. Unten konnte ich eine Art Schatten im Mondlicht sehen. Ich lauschte angespannt an der Treppe und konnte auf einmal ausmachen, aus welchem Raum die Geräusche kamen. Es war die Küche. Langsam ging ich die Treppe hinunter. Obwohl ich Angst hatte, wusste ich nicht, warum ich mich in solche Gefahr begab. Als ich die Küchentür wegdrückte, sah ich einen Mann, der sich an meinen Messern erfreute. Ich bekam Selbstbewusstsein, dachte mir, jetzt gibt es kein Zurück und schrie: Verschwinde! Die Gestalt drehte sich um und schaute mir in die Augen, sie hatte eine Maske auf und ein großes Messer in der Hand. Alle Schubladen waren aufgerissen und ich sah im Augenwinkel, dass der Typ durch das Fenster gekommen sein musste, denn es war weit geöffnet. Dann verließ mich mein Mut, ich schnappte mir mein Handy und lief in Panik raus. Als ich die Haustür öffnete und raus rennen wollte, fiel ich über ein paar Schuhe. Blau-weiße Schuhe. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Es musste der Schuhmörder in meinem Haus sein. Ich rannte und rannte, nur um wegzukommen. Als ich mich in Sicherheit wog, nahm ich mein Handy und rief die Polizei. Das Ende des Dramas war, dass die Polizei keine brauchbaren Spuren finden konnte, ich Polizeischutz bekam und ich bis heute nicht weiß, ob es der Schuhmörder war oder irgendein anderer Dieb, der dem Schuhmörder zuvorgekommen war. Die Polizei war ratlos und ich auch, was mich nicht sonderlich beruhigte, denn keiner konnte mir sagen, ob ich noch in Gefahr war.
Innerhalb der Gang war ich bekannt als Bloody Jim
Eiskalt von Micha Keiten, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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ls wir die Bar verließen, überraschte uns eine zentimeterdicke Schneeschicht auf den Bänken und auf den Geräten des Spielplatzes, die nachts unbenutzt und grau waren. Die Straßen der Umgebung waren bis auf ein paar torkelnde und taumelnde Gestalten vollkommen leer. Eine kalte Hauswand schmiegte sich an die andere. Meine Begleiter froren genauso wie ich in der eiskalten Nacht. Bald waren sämtliche Oberflächen in der Umgebung von einer Schneeschicht bedeckt. Es hatte aufgehört langsam zu Schneien. Die Flocken wurden nun dicker und schränkten die Sicht ein. Meine ohnehin schon benebelten Sinne setzten nun fast gänzlich aus. Ich konzentrierte mich nur noch auf meine Begleiter und darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Meine Schuhe waren mittlerweile gänzlich durchnässt, denn meine leichten Sneakers waren nicht für den Winter geeignet und ich hätte erbärmlich gefroren, wenn ich mein Schmerzempfinden, wie auch mein ganzes Geld, nicht schon in der Bar verloren hätte. Totenstill war es auf den Straßen der Stadt. Keiner von uns sagte ein Wort. Ich war mir sicher, hätte jemand den Mund geöffnet, wäre sein Speichel augenblicklich gefroren und er wäre nicht in der Lage gewesen zu sprechen. Der Schnee verschluckte unsere Schritte. Straße folgte auf Straße und Hauswand auf Hauswand. Keiner von uns hätte sagen können, wie lang wir schon gingen, geschweige denn, wo wir waren. Wir wussten nicht einmal, wo wir hin wollten. Mir schien es so, als hätte die weißgraue Masse aus Schnee, Schlamm, Gebäuden und Straßen sämtliche Gefühle und Eindrücke verschluckt. Aller Lebenswillen war verloren gegangen in der eiskalten Nacht. Ich war mir fast sicher, dass wir nie wieder zurück finden würden. Einen schlimmeren Tod, als in einem Straßengraben zu erfrieren, konnte ich mir kaum vorstellen. Bei diesem Gedanken floss die Angst
wie ein Strom durch meine Adern und gelangte in jede meiner Poren. Wie viele wir waren. Längst hatte ich das vergessen. Der Schnee mochte nun schon einen halben Meter hoch sein. Ich watete durch ihn hindurch wie durch ein Meer aus zähem Schleim. Meine Füße spürte ich schon lang nicht mehr. Ich hätte meine Schuhe ausziehen können, es hätte keinen Unterschied für mich bedeutet. Die lila Schnürsenkel waren auf die Größe von kleineren Urwaldschlangen angeschwollen. Sie waren auch nicht mehr lila sondern mit der Umgebung verschmolzen und zu einem grau-braunen Gemisch geworden. Wo sie endeten und wo die Welt drum herum begann, vermochte ich nicht zu sagen. Die Schuhe waren mit Schnee bedeckt. Aus dem ganzen Durcheinander heraus manifestierte sich ein Gedanke, den sich meine Begleiter und ich zu teilen schienen. Nur weg von hier, weg aus dieser Hölle, raus aus der eiskalten Nacht. Am Horizont bildete sich ein gelbes schemenhaftes Etwas. Wie ein Engel in der Ferne erschien uns dieses Licht. So warm und hoffnungsvoll in der eiskalten Nacht. Es war Zeit, die weißgraue Welt zu verlassen. Die Schiebetür öffnete sich und augenblicklich breitete sich Wärme in mir aus. Unsere nassen, triefenden Schuhe quietschten auf dem PVC-Laminat. Keuchend fielen wir in die Ecke des kleinen Raumes, in dem sich eine Gasheizung befand. Wir sahen uns an, sagten aber kein Wort. Nur kurz verschnaufen, innehalten wollten wir. Denn wir wussten, wir müssten weiter, wieder nach draußen in die eiskalte Nacht. Aber niemand sprach es aus. Worte waren nicht nötig. Alle wussten wir Bescheid. Ich erinnerte mich zurück an mein Zuhause. Es schien derzeit so weit weg zu sein. Ich wollte nur noch weg aus der eiskalten Nacht, doch der einzige Weg war durch die grau-weiße Welt dort draußen. Es kam mir vor, als wenn wir alle dasselbe dachten und fast zur gleichen Zeit erhoben wir uns, gingen Richtung Tür, die sich durch den Bewegungssensor öffnete. Ich ging hindurch und tauchte meinen Schuh in den weißen, kalten Schnee.
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Innerhalb der Gang war ich bekannt als Bloody Jim
Männerschuhe von Johannes Schulte, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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itte Schatz, tu es für mich!“ bettelte sie mich mal wieder laut an. Nicht das erste Mal in dieser Woche war ich froh, dass sie noch einen einigermaßen angenehmen Ton einschlug. Wenn ich daran dachte, was es für heftige „Meinungsverschiedenheiten“ in den letzten Tagen wegen so eines Unsinns gab, fragte ich mich manchmal, ob es sich überhaupt noch lohnte. Sie wird immer lauter: „Das ist doch krank! Warum kannst du nicht vernünftig sein und dich so verhalten wie normale Menschen?!“ „Du verstehst das nicht, du bist eine Frau!“, hörte ich mich selbst schreien, ohne dass ich das überhaupt wollte. Sie starrte mich eine Weile kalt an, bis sie wieder ruhig sagte: „Nein, du hast Recht, ich verstehe dich nicht. Aber was du dir da vorgenommen hast, ist nun mal nicht normal und wird auch nie normal sein.“ Allein daran merkte ich schon, dass sie überhaupt nicht verstanden hatte, worum es mir ging. Ich schüttelte nur den Kopf und ging ins Bett. Nicht die beste Methode einen Streit zu beenden aber immerhin eine. Saskia kannte das schon von mir. Eigentlich ist unser Verhältnis sehr gut, so wie es bei frisch Verliebten eben ist. Und im Prinzip hat sich daran auch nichts geändert, außer der gelegentlichen Meinungsverschiedenheiten wegen eines Paars Schuhe.
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Ja, ich habe mir letzten Monat ein Paar sehr weiblicher High Heels gekauft. Ich hatte es satt zu sehen, wie Millionen Männer typische Männerschuhe tragen und bei Frauen ist es dasselbe. Das war mir irgendwie zu gewöhnlich. Natürlich wurde ich dafür ausgelacht und mit merkwürdigen Blicken angesehen, die nur sagten: „Was geht denn bei dem ab?“ Das war mir auch von Anfang an klar, aber das war es mir wert. Wenn ich Lust dazu hatte Damenschuhe zu tragen, dann machte ich das eben, unabhängig von dem Werbeplakat bei Deichmann mit der Aufschrift „Damenschuhe“. Das hatte für mich überhaupt nichts mit sexueller Desorientierung oder Persönlichkeitsstörungen zu tun. Das Problem war nur, dass meine Verlobte Saskia nicht so dachte. Wir liebten uns sehr, aber in letzter Zeit gab es viel Streit wegen meiner Schuhe. Ich konnte ihre Missbilligung zum Teil verstehen, denn wer will schon mit jemandem zusammen sein, der Damenschuhe trägt? Saskia schenkte mir sogar teure modische Turnschuhe, aber ich kam nie wirklich dazu sie anzuprobieren, was sie sehr traurig machte. Ich zog die Schuhe mühsam aus und stellte sie sorgfältig nebeneinander in die Ecke, dann legte ich mich auf mein Bett. Ich sah auf die Schuhe. War ich krank? Musste ich meine Schuhe wegschmeißen und mir neue gewöhnliche Herrenschuhe kaufen, weil es die Gesellschaft von mir erwartete? Heute Abend hatte ich keine Lust mehr darüber nachzudenken, also nahm ich mir ein Buch und wartete beim Lesen auf Saskia. Irgendwann legte sie sich zu mir und kuschelte sich an mich. Immer, wenn ich meine Schuhe nicht trug, war wieder alles so harmonisch wie zuvor und ohne Streit. Als ob sie vergessen hätte, dass ich fast dieselben Schuhe trug wie sie. Sie flüsterte mir ins Ohr: „Bitte bring die Schuhe morgen weg, sonst tu ich es.“
Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich
Zeitreise für einen Schuh von Lars Backhaus, Thomas-Morus-Schule, Klasse 9
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lick, klack, knack, schlurf, srrr. Geräusche. Woher? Fragt sich der Schuh. Er merkt, dass sich das Dasein seiner Artgenossen verändert hat. Sein Transportmittel bewegt sich auf einen Schuhladen zu. Schock. Wie schön waren die guten alten Zeiten. Ledersohle und Lederriemen. Aber heute Gummi. Leder. Kunststoff. Farbe. Wie soll er da mithalten, fragt sich der Schuh, und schämt sich. Die Depressionen steigern sich von Meter zu Meter. Es geht nicht mehr. Er verliert die Kontrolle. Doch da: Ein reiner Lederschuh. Die Laune verbessert sich. Und sinkt rapide, als er den Preis von 376 Euro zu Gesicht bekommt. „Abzocke“, denkt sich der Schuh. „Das wären 1634 Gulden. Ich habe 70 gekostet. Was ist das für eine Gesellschaft? Die alten Zeiten waren schön. Jeder Schuh einmalig. Heute gibt es tausende verschiedene Schuhe, aber tausendfach gleich. Was soll das? Die Werte von früher gehen verloren.” Der Schuh fühlt sich krank. Sein Transportmittel verließ das Schuhgeschäft und der Schuh bekam wieder Luft. Ihm ging es weiterhin schlecht, grottenschlecht. Der Stadtrundgang wurde zur Qual. Millionen Schuhe und keiner seiner Artgenossen schien seinen Wert zu erkennen. Er sah ihren Mienen die Abfälligkeit ihrer Gedanken an, wurde missmutig und begann sich zu beschimpfen. Dies trieb er so stark, dass seine Schweißdrüsen zu arbeiten anfingen. Dies verwunderte sein Transportmittel und es änderte die Marschrichtung unerwartet. Schuh bekam Angst und schwitzte noch mehr. Das Schild des Schuhmachers ließ Hochgefühle in ihm aufwallen und beim Betreten des Lädchens schwelgte er in Erinnerungen: „Schuhcreme, liebevolle Pflege, Zusprüche. Nostalgie, wie schön sie doch ist. Endlich zuhause im 19. Jahrhundert.“ Seine gute Laune wurde zu Euphorie, als der Schumacher ihn an sich nahm und ihm das volle Programm gönnte: waschen, trocknen, Creme, reiben, Creme, reiben. Er war wieder wer. Er war wieder der gute alte Schuh des Herrn. Sein Partner aber fehlte. Dies machte ihn traurig. Sehr traurig. Die Depressionen kamen zurück. Schuh aber hatte das Gefühl
der Schuhmacher habe dies bemerkt und pflege ihn jetzt noch exklusiver. Dies erfreute Schuh und er wurde wieder fröhlich. Der restliche Tag wurde wieder einmal zur Qual und Schuh war froh, am Abend wieder an seinem Depot angekommen zu sein. Die Freude allerdings war nur kurz von Bestand, da er wenig später wieder auf Reisen geschickt wurde. Diesmal von einem anderen Chauffeur chauffiert. Im Auto erfreute er sich an der schönen Landschaft. Stunde um Stunde, Tag um Tag, Woche um Woche. Ihm wurde bewusst, dass er sein Depot wohl für immer verlassen hatte und bekam Heimweh. Aller Querelen zum Trotz hielt sein Chauffeur irgendwo im Nirgendwo plötzlich an und trug ihn zum nächsten Depot. Angekommen entdeckte er voller Trauer seinen Partner. Durchgelaufen, abgenudelt und einfach nur alt. Er versuchte ihn aufzumuntern. Wurde allerdings herb angemacht: „Wage es nicht du Heuchler. Ich habe dich für recyclet gehalten und jetzt? Du steht vor mir wie der Schuh eines Reichen, voller Prunk, Stunk, und das Schlimmste ist: Du bist sauber. Ich gammel hier seit Jahren im Staub, kenne jedes Korn mit Namen, kenne den Lebensweg jeder Motte, werde von ihnen angehimmelt, gelte als Delikatesse. Du aber bist generalüberholt, dich hatte jemand lieb. Dies ist eine verdammt ungerechte Welt!“ Schuh war sprachlos. So etwas hätte er von seinem Partner im Leben nicht erwartet. Er grübelte und ihm wurde bewusst, dass er mächtig Glück gehabt hatte. Wundersamerweise empfand er weder Schuld- noch Mitleidsgefühle für seinen Partner, was ihn sehr wütend machte. Dieser wurde sauer: „Sprachlos? Scheißkerl. Nur zusammen sind wir zu gebrauchen; insofern musst du mir hier raus helfen!“ Schuh, langsam in Rage: „Gerne, aber nur, wenn du dich benimmst!“ Daraufhin wurde der Partner ruhiger und bemerkte sein Fehlverhalten. Er entschuldigte sich und gemeinsam warteten sie auf bessere Tage.
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Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich
Der erste Schuh auf dem Mond von Nicole Neu, Ratsgymnasium, Klasse 6
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eute ist der große Tag. Kein Schuh spricht in Sneakertopia über etwas anderes: Das erste Mal fliegen Schuhe mit einer Rakete zum Mond. Lars, Nils und Daniel wurden dazu ausgewählt und sie sind schon sehr aufgeregt. Die drei haben schon ihre Raumanzüge angezogen und wollen in die Rakete einsteigen. Ein letztes Mal bevor sie starten drehen sie sich um und winken zum Abschied. Jetzt geht es auch schon los. Der Lautsprecher zählt: „3, 2, 1, Start!“ Es ist ein sehr holpriger Start. Die drei Schuhe werden an die Sitze gepresst. Langsam wird die Rakete langsamer und die Schuhe fangen an über die Aussicht zu staunen. Die vielen Sterne finden sie einfach atemberaubend. Sie schnallen sich ab und versuchen sich an die Schwerelosigkeit zu gewöhnen, was gar nicht so leicht ist. Da ertönt ein lang gezogenes: „Wow!“ „Was ist das?“, fragte Daniel Lars. „Da ist der Mond!“, antwortete der. Da kam auch
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Nils dazu. „Wir müssen landen“, meinte er. Alle laufen auf ihren Platz, schnallen sich an und landen auf dem großen Mond. Die Tür geht auf und alle liefen der Tür entgegen. Der Erste, der rauskommt ist Daniel. Hiermit ist er der erste Schuh auf dem Mond. Als zweites kommt Lars und als drittes Nils. Sie laufen rum und schauen sich alles genau an. Nils geht noch einmal in die Rakete und holt einen Sack, wo sie etwa 50 Mondsteine reinlegten. Einen möchte Daniel seiner Frau schenken. Lars macht gerade ein Rückwärtssalto. Jetzt ist wieder Zeit zurück zur Erde zu fliegen. Die drei Schuhe gehen wieder zurück zur Rakete, fliegen los. Sie setzen sich hin und schon sind sie wieder auf der Erde. Die Tür öffnet sich und sie kommen langsam heraus. Sie werden schon von allen erwartet, von Reportern, vom Fernsehen und am wichtigsten: Von ihrer Familie. Das war ein spannender Ausflug.
Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich
Schuhe auf Tauchstation (Eine wahre Geschichte) von Laura Rotert, Thomas-Morus-Schule, Klasse 6
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ormalerweise sind Schuhe nicht wirklich gesprächig, doch wir sind eine Ausnahme. 2006, damals als wir noch einwandfreie Schwimmschuhe waren, wurden wir das erste Mal zu einem Tauchgang in der Bucht von Makadi Bay, das ist ein Ort in Ägypten, getragen. Wir konnten den heißen Sand an unseren Sohlen spüren und näherten uns nach und nach dem Wasser. Als wir es erreichten, versanken wir immer tiefer, das war bei 35° im Schatten ein wunderbares Gefühl. Das Wasser war trüb, doch nach ein paar Metern offenbarte sich uns eine zauberhafte und doch gefährliche Welt. Die Spiegelung der Sonne an der Wasseroberfläche blendete uns. Wir sahen einen Schwarm kleiner Fische auf Nahrungssuche. Erst jetzt fiel uns auf, dass der Druck immer stärker wurde. Noch nie zuvor verspürten wir ein derartiges Gefühl von Ruhe. Nun erblickten wir einen Rochen, der elegant über den Meeresgrund glitt und durch seine sandfarbene Haut kaum zu erkennen war. Nach einiger Zeit erreichten wir ein Riff, das vor Farben nur so strahlte,
dort wuchsen Korallen in allen Formen und Größen. Überall haben sich Seesterne festgesaugt, die geheimnisvoll im Schatten der Gesteinsbrocken funkelten. Plötzlich schwamm ein kleiner Clownfisch ganz dicht an uns vorbei. Alles schien zum Greifen nah. Auf dem Meeresgrund lagen unzählig viele kleine und große Muscheln. Uns überholte ein weiteres Paar Schwimmschuhe, wir grüßten sie mit einem kurzen Nicken und schwammen weiter. Wir konnten gar nicht genug von den Wundern der Unterwasserwelt bekommen. Auf einmal durchfuhr ein stechender Schmerz meinen Stoff, ich begriff, dass mich ein kleiner schwarzer Seeigel gestochen hatte. Dass klare Salzwasser linderte den Schmerz jedoch und schon bald spürte ich nichts mehr. Jetzt drehten wir wieder um und entfernten uns immer weiter von dem Korallenriff. Um uns herum befand sich ein Schwarm von Quallen und ich fragte mich, ob die wohl gefährlich sind. Schon bald erreichten wir das Ufer und ein kühler Wind blies uns um die Schuhspitze. Der heiße Sand blieb an unseren Sohlen kleben und die Sonne brannte auf uns herunter. Dass war ein Erlebnis, dass wir nicht so schnell vergessen werden.
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Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich
Abenteuer im Watt von Charlotte Cremering, Thomas-Morus-Schule, Klasse 9
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ch habe Angst. Es ist so dunkel und kalt. Wann bin ich endlich da? Was sagten sie noch mal? Es dauert 5 Tage... Vielleicht sollte ich besser von vorne anfangen. Ich bin ein Gummistiefel. Bin, wie es mir vorkommt, vor sehr langer Zeit meinem Besitzer abhanden gekommen. Aber jetzt mal ganz von vorne. Ich war schon ein Jahr alt, als ich endlich ins Regal eines Schuhdiscounters kam und freute mich riesig. Aber alle Leute gingen an mir vorbei. Die kleineren Jungs lachten mich aus wegen meiner Farbe. Ich bin nämlich pink, wie manche sagen, oder rosarot, so meinen es andere. Dann, ganz unerwartet, kam meine Besitzerin, ihre Freundin begleitete sie. Ich wurde eingepackt, als Geburtstagsgeschenk sollte sie es bekommen. Sie zog mich viel an. Beim Klettern auf dem Piesberg im Herbst oder beim Spazierengehen am Meer. Dort passierte es. Oh, wie ich mich wieder zurück in den Keller neben die anderen Schuhe der Familie sehne. Auch wenn sie mich dort immer wieder ärgerten und meinten, ich sei hässlich. Aber jetzt weiter. Am Morgen war noch alles gut. Ich kam an den linken Fuß und meine Schwester an den rechten. Zusammen mit einer Gruppe Menschen, 10 Männer und Frauen, mit ihren 20 unterschiedlichen Schuhen gingen wir los zum Meer. Ich mit meiner Schwester voran. Wir waren schon
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immer am schnellsten gewesen, aber auch am ungeduldigsten. Unser Führer, der mit den militärgrünen Gummistiefeln, ging mit uns weit ins Meer hinein. Ich sah aber kein Wasser, ich wollte so gerne hinein. Meine Schwester fand es aber gut so, wie es war. Ich sage gerne, dass sie wasserscheu ist, auch wenn sie es immer verneint. Also, wir gingen und sprangen, um andere dreckig zu machen, in die Pfützen. Und dann geschah es plötzlich. Wir sind ganz hoch gesprungen und landeten in einer schönen Pfütze, dachten wir. Aber wir kamen nicht mehr heraus. Der Fuß verschwand aus mir. Ein Händepaar packte mich und zog und zog, ich kam aber kein bisschen weiter heraus. Ich hörte meine Besitzerin schreien. Irgendjemand sagte auch etwas, ich konnte es aber nicht verstehen. Die Stimmen wurden leiser und ich blieb alleine im Wattenmeer stehen. Mir wurde kalt, da das Wasser wiederkam. Auf einmal befand ich mich mitten im Meer. Fische und Krebse schwammen um mich herum. Ich probierte ihnen anzudeuten, dass ich nach oben musste, um Luft zu holen. Es klappte. So ein blauer Fisch verstand mich. Er und seine Freunde halfen mir. Luft! Luft! Die Fische verabschiedeten sich, da sie weiter mussten. Endlich kam die Sonne heraus und wärmte mich. Es war kalt, furchtbar kalt unten im Matsch. Ich war gerade eingedöst nach diesem Erlebnis, als das nächste kam. Ein
Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich Ungeheuer schwamm genau auf mich zu. Ich weiß noch, dass manche es „Pott“ nannten. Ich probierte wegzuschwimmen, aber wie soll ein Gummistiefel schwimmen? Ich wusste, nun war ich tot. Hier kam ich nicht mehr weg. Das Ungeheuer kam näher und näher und dann, ich preise Gott immer noch dafür, bog das Ding genau vor mir ab. Wellen schwappten über mich, als ich dem Riesenmonster hinterherschaute. Da sah ich etwas rechts von mir. Es war genauso pink wie ich und schwamm auf mich zu. Da erkannte ich es, es war meine Schwester! Die Farbe war ein bisschen getrübt, aber sie war es. Halleluja! Wir waren beide erschöpft und wussten, wenn wir jetzt einschliefen, war es aus. Es durfte nicht noch mal so ein Ungeheuer kommen. Wir mussten es frühzeitig sehen und aus der Bahn schwimmen. Trotzdem sind wir eingeschlafen. Auch wenn meine Schwester es mal wieder nicht zugibt. Dies kannte
ich ja schon. Dickköpfig wie sie ist, gibt sie nie Fehler zu. Als ich aufwachte, war ich zwischen nassen Tüchern und anderen Utensilien begraben. Ich schrie nach meiner Schwester, aber sie antwortete nicht. Jetzt war es endgültig vorbei. Aber auch diesmal täuschte ich mich. Leise, ganz leise drangen Stimmen zu mir vor. Ich wurde mit den anderen Sachen auf einen Tisch geworfen und wir wurden sortiert. Als alles über mir weggeräumt war, sah ich eine Frau, die sich über mich beugte und mich packte. Sie warf mich in eine Eisenkiste, in der bereits andere Schuhe lagen. Und wen sah ich da? Meine Schwester…. Ihr wollt wissen, wie es mit mir weiterging? Tja, das müsst ihr euch wohl selbst ausdenken - oder meine Schwester fragen. Ich jedenfalls stehe wieder in meinem Schuhkeller und warte auf den nächsten Ausflug an die Nordsee. Wasser, Schlick, …
Schuh-Haikus
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Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich
Nach den Sommerferien von Nancy McCulloch, Thomas-Morus-Schule, Klasse 6
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s ist kurz nach den Sommerferien und es ist immer noch ziemlich heiß. Matilda Schröder ist 10 Jahre alt und in der 5. Klasse. Neben ihr sitzt Toni Meyer, der ebenfalls 10 Jahre alt ist. Matilda setzt sich und Toni ist schon da. Da kommt Frau Küpper herein und begrüßt die Kinder. „Na los, holt eure Mathesachen raus!“ Die Sandalen von Matilda unterhielten sich mit den Turnschuhe von Toni: „Na? Was habt ihr in den Sommerferien so gemacht?“ „Wir hatten ein Basketballturnier und haben gewonnen. Und ihr?“
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„Wir waren in Ungarn. Aber immer durften die Flip-Flops mit an den Strand und wir nie.“ „Ach ihr Armen. Ich kann mir gut vorstellen, wie ihr euch gefühlt habt. Und weißt du was?“ „Nee, was denn?“ „Was wir nach dem Basketballturnier gemacht haben? Wir sind Eis essen gegangen.“ Ring, ring! „Oh, das ist ja schon die Schulglocke“, sagte die Sandale traurig. „Na ja, so haben wir uns wenigstens die Zeit vertrieben“, antwortete der Turnschuh. „Da hast du recht“, lachte Matildas Schuh.
Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich
Schuhgeschichte von Marina Pister, Ratsgymnasium, Klasse 6
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ines Tages ging Alma mit ihren neuen Schuhen nach draußen. Die Schuhe waren wunderschön, leicht, rot mit Schmetterlingen, Sternchen und kleinen Blümchen drauf. Eigentlich durfte sie das nicht. Sie wollte nur ein wenig angeben, wer machte das nicht gerne, wenn er etwas Neues bekam? Nachdem sie wieder heimkam, stellte sie ihre Schuhe auf die Fensterbank und ging schlafen. Sie merkte gar nicht, dass das Fenster offen war und ein starker Wind aufzog. Plötzlich fiel Rechts raus, wurde weggeweht. Sie rief: „Ahhhh..., Hilfe!!!“ Links bekam einen großen Schreck, aber sprang aus dem Fenster, um ihre Schwester zu suchen, doch sie wurde nicht weit weg getragen. Mitten in der Nacht traf Links auf einen Igel und fragte: „Hallo, hast du zufällig meine Schwester gesehen?“ „Nein, tut mit leid“, antwortete der Igel. Da schickte er sie zum Maulwurf. Der wusste aber nicht und schickte sie weiter. Sie
wurde immer weiter geschickt. Am morgen kam Links bei einer Maus an und fragte sie: „Hast du nicht zufällig meine Schwester gesehen, sie wurde vom Wind, Richtung Park weggeweht.“ „Ja, hab ich. Ich hab sie aus dem Teich im Park gefischt, und mit zu mir nach Hause genommen“, antwortete die Maus. Als Rechts Links gehört hatte, lief sie rufend zu ihr: „Endlich bist du da, ich hätte schon gedacht, ich komme nie wieder nach Hause!“ Sie umarmten sich, bedankten sich bei der Maus und gingen beruhigt nach Haus. Als sie am Abend ankamen, sahen sie Alma ganz traurig. Doch als sie ihre Schuhe sah sprang sie auf und nahm sie in die Arme. Sie war überglücklich, dass sie ihre Schuhe wieder hatte. Da sie so dreckig waren, ging sie ins Bad und putzte sie. Von nun an stellte sie ihre Schuhe nicht mehr auf die Fensterbank, sondern dahin, wo sie hingehören, in den Flur.
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Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich
Der verlorene Schuh von Merle Hörnschemeyer, Thomas-Morus-Schule, Klasse 8
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allo, ich bin Alexandra, aber Lexi ist mir lieber. Ich möchte euch heute die Geschichte meines verlorenen Schuhs erzählen. Eines Abends, als ich gerade vom Sport nach Hause fuhr, geschah es. Ich hatte, statt mich umzuziehen, meine Sportsachen angelassen und fuhr geradewegs nach Hause. Da gleich meine Lieblingssendung anfangen sollte, nahm ich die Abkürzung durch einen holprigen Waldweg. Als ich nun endlich zu Hause war und es mir auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte, fragte mich meine Mutter mit ernstem Blick: „Wo ist denn dein zweiter Schuh? Ich habe in deiner Tasche nur einen gefunden! Und warum hast du eigentlich noch deine Sportsachen an?“ „Ach Mama, es sooo warm heute und du weißt doch, das gerade jetzt Navy CIS anfängt!“, antwortete ich ihr. „Ja, ja, schon klar, aber wo ist denn jetzt dein anderer Schuh?“, fragte meine Mutter nochmals. „Wie? Der muss doch da sein! Ich weiß noch genau, wie ich ihn in meine Tasche getan hab.“ „Bist du dir da wirklich sicher?“ Mama wurde etwas nachsichtiger und ich schilderte ihr den ganzen Verlauf, vom Umziehen bis zur Ankunft zu Hause. „Okay, also in der Sporthalle wird er wohl nicht mehr sein...“ Plötzlich bekam meine Mutter einen sehr komischen Gesichtsausdruck, der mir wohl sagen sollte, dass sie ein Idee hatte. „Ich glaube, ich weiß, was passiert ist... Könnte es sein, dass du vergessen hast deine Sporttasche zuzumachen?“ Gerade als meine Mutter das letzte Wort aussprach, sprang ich auf, holte mein Rad raus und fuhr die Strecke zurück. Ich fuhr und fuhr und sah meinen Schuh aber nicht. Doch auf einmal hörte ich ein Wimmern und ein Klagen. „Oh nein, ich werd bestimmt nie mehr gefunden und kann Linka niie wiedersehen“, jammerte die Stimme leise und traurig. „Hallo? Ist da jemand? Haallloo?“, schon nach kurzer Zeit bekam ich eine Antwort. „Hallo, hier drüben bin ich. Hier in dieser ekeligen Grube, voll mit Schlamm und Ungeziefer.“ Ich ging zum Graben, der wie ich meinte am ehesten auf die Beschreibung passte, und guckte hinein. „Oh, es ist so schön, dass du mich gefunden hast. Hier unten riecht es so streng und ich bin auch ganz schön dreckig geworden.“ Mich verdutzte dieses Geschöpf, das ich dort sah sehr und ich war ganz schön verdattert. Denn das Geschöpf
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dort unten war mein rechter Schuh. Was mich aber noch viel mehr verwirrte war, dass mein Schuh reden konnte. „Hey! Lexi! Hol mich hier jetzt endlich raus!“ Ich war wie versteinert und fragte perplex: „Wieso kannst du reden?“ „Hol mich hier raus und ich beantworte dir die Frage.“ Ich bückte mich langsam runter und hob ihn vorsichtig auf. „So, also ich bin Rechta. Ich war mal ein Babyschuh der Größe 18, doch als du mich gekauft hast war ich ausgewachsen und genau passend für dich. Ach ja, alle Schuhe können reden. Das weiß doch wohl jeder! Ich und meine Frau Linka waren immer an deiner Seite. Wir waren immer bei dir, im Urlaub, bei Konzerten, auf Wanderungen, sogar, wenn du dich mal mit einem Jungen getroffen hast, waren wir dabei. Wir haben dich immer getragen und dir den Weg so einfach wie möglich gemacht.“ „Was ist denn, wenn ihr zu alt werdet?“, fragte ich neugierig. „Das kannst du dir doch selbst beantworten. Wir bekommen Löcher oder reißen und dann schmeißt du uns auf den Müll. Wir bekommen keine schöne Bestattung. Wir werden einfach bei lebendigem Stoffe verbrannt und das war es dann auch schon. Aber wenigstens kann ich das mit Linka zusammen durchstehen. Ohne sie wäre ich nichts, oder hast du schon mal einen Schuh ohne den zweiten gesehen? Bestimmt nicht.“ „Wow, du hast recht“, stimmte ich ihm zu. „Kann Linka denn auch reden?, fragte ich. „Ja, natürlich! Hast du mir denn gar nicht zugehört? Ihr hört uns ja eh nie zu. Wir sind nur zeitbegrenzte Gegenstände für euch! Wenn ihr uns besser pflegen würdet, wäre es auch viel einfacher für uns“, meinte Rechta. Ich brachte Rechta nach Hause zu Linka und hegte und pflegte sie, damit sie nie so einen schlimmen Tod haben müssen.
Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich
Chucks. von Patrick Friedrichs, Gesamtschule Schinkel, Klasse 11
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nd auf einmal war ich da. Hergestellt in einer Fabrik für Schuhe. Nur Schuhe. Chucks, um genau zu sein. Tausende derselben Sorte standen neben mir, im Regal dieses riesigen Schuhladens. Begierig warteten alle darauf, gekauft zu werden, um dann getragen zu werden. Ich hoffte dies auch, was aber nicht verwunderlich war, da ich sonst aussortiert und womöglich einfach weggeworfen worden wäre, wenn die neue Kollektion rein kam. Echt schrecklich diese Vorstellung! Da, da kam jemand in den Laden. Er kommt direkt auf uns zu. Vielleicht hat er Interesse an uns. Ich hoffte, dass ich genau die richtige Größe bin. Ja, er probierte mich an. Ich passte perfekt! Kein Wunder, dass er sofort aufstand und zur Ladentheke hinüberging, um mich zu kaufen. Wow, das kam echt überraschend, dass es so schnell ging. Ich stand keine zwei Tage in dem Laden und schon kam jemand und kaufte mich. Er trug mich noch nach Hause, dann zog er mich an. Das war echt ein überragendes Gefühl bei jemandem an den Füßen zu kleben. Er lief sofort zu seinen Freunden und bat sie darum, mit nach draußen zu kommen. Er wolle seine neuen Schuhe, also mich, für Parkour einlau-
fen. Als dann endlich alle draußen waren, rannten sie los. Über Zäune und andere Hindernisse sprangen wir ohne große Mühe. Das war kein Problem für mich, jedoch merkte ich, dass, wenn es so weitergehen würde, ich in kürzester Zeit durchgelaufen sein würde. Aber das kümmerte mich in diesem Moment wenig, ich war froh, jemandem an den Füßen zu hängen und nicht im Regal zu versauern. Nachdem wir locker zwei Stunden herumgerannt waren, gingen alle nach Hause, anscheinend todmüde. Ich wünschte wir wären noch länger gelaufen. Zu Hause angekommen zog er mich aus und stellte mich in die Ecke, zu seinen anderen Schuhen. Er aß noch etwas. Dann machte er das Licht aus und legte sich schlafen. Ich schlief nicht, zu aufgeregt war ich auf den nächsten Tag. Als er aufwachte, beobachtete ich ihn bei seiner anscheinenden Morgenroutine. Danach zog er sich, ich konnte es kaum glauben, andere Schuhe an und ging zur Schule. „So ein Scheiß“, dachte ich mir und den ganzen Tag lang langweilte ich mich. Doch dann kam er nach Hause. Er zog mich an. „Nach draußen“, rief er auf die Frage seiner Mutter, wohin er denn gehen würde. Dann lief er in die Welt hinein.
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Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich
Neues aus dem Schuhschrank von Tabea Krümberg, Thomas-Morus-Schule, Klasse 6
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amilie Meyer hatte einen Schuhschrank. In diesen stellt sie abends ihre Schuhe. Da gibt es einmal die Stöckelschuhe der Mutter, die Turnschuhe des Jungen und die Herrenschuhe des Vaters. Diese erzählen sich dann, was sie mit den Menschen erlebt haben. So wie an diesem Abend auch. Der Stöckelschuh sagte: „Ich war heute mit zum Shoppen! Im großen Einkaufszentrum. Dort gab es so viele Geschäfte, dass ich sie gar nicht zählen konnte. Leider, aber waren wir nicht im neuen Schuhgeschäft.“ „Schuhe, Schuhe, Schuhe, immer nur Schuhe und außerdem verstehe ich nicht, was du immer an diesen neuen Schuhen findest!“ „Ich auch nicht“, meldete sich der Turnschuh zu Wort. „Ich habe etwas viel Besseres erlebt. Ich habe heute das Siegertor geschossen.“ „Das hast du gut gemacht, gegen wen hat deine Fußballmannschaft denn gespielt?“, fragte der Herrenschuh. Der Turnschuh antwortete: „Gegen die Nieten aus Munsenheim. Die stehen ganz unten in der Rangliste!“ „ Na dann war das ja leicht“ meinte der Stöckelschuh. „Ich bin heute nicht nur im Einkaufszentrum, son-
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dern auch in der Eisdiele gewesen.“ „Oh ja, ein Eis, das hatte heute auch einer aus der Fußballmannschaft“, rief der Turnschuh begeistert. „Aber ich habe etwas erlebt, was ganz selten vorkommt, mein Träger wurde heute befördert!“, sagte der Herrenschuh. „Und welchen Job hat dein Träger jetzt?“, erkundigte sich der Damenschuh. „Er ist jetzt Vizepräsident der Hilswerner Polizei“, sagte der Herrenschuh stolz. „Warte, mein Träger hat heute eine 1 in Mathe bekommen!“, sagte der Turnschuh. „Das ist ja super“, meinte der Stöckelschuh. „Aber eins verstehe ich nicht“, sagte der Turnschuh. „Wieso ist es auf dem Flur jetzt so hell?“ „Oh nein!“, rief der Herrenschuh, „mein Träger muss jetzt zur neuen Arbeit. Also auf Wiedersehen!“ „Dann muss meine Trägerin jetzt sicher auch zur Arbeit“, war der Stöckelschuh ein und wurde auch schon aus dem Schrank genommen. Nun war nur noch der Turnschuh im Schrank. Aber auch der wurde bald herausgeholt. Jetzt erleben sie alle wieder neue Sachen, die sie sich abends im Schuhschrank erzählen können.
Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich
Bergtour von Niklas Moormann, Ratsgymnasium, Klasse 6
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h, hallo. Darf ich mich kurz vorstellen? Ich bin der rechte Wanderschuh von Niklas. Aber eigentlich wollte ich eine Geschichte erzählen, denn meine Freunde sind gerade gekommen. Aber, wo ihr denn da seid, könnt ihr ja zuhören. Also, es war ein sehr schöner Tag, die Sonne schien sehr kräftig. Niklas und seine Familie wollten wandern gehen. Niklas stieg also in mich hinein. Dann ging es mit dem Auto in Richtung Süden. Dort angekommen stiegen wir über Steine und Äste bergauf. Ein paar Mal bin ich ausgerutscht, aber das ist normal. Es ging zur Olpererhütte. Kurz vor der Hütte weideten ein paar Schafe.
Oben angekommen hatte ich erst mal Pause. Dann ging es weiter, leider. Der Weg zum Friesenberghaus war ziemlich schwer für mich. Erst waren dort nur Steine und riesige Felsbrocken, aber dann kam sogar noch Schnee dazu, so dass kein Weg mehr zu erkennen war. An einer Stelle bin ich versunken und Schnee rutschte in mich hinein. Ich war echt froh, als wir angekommen waren. Nach einer sehr kurzen Pause ging es schon wieder weiter. Der Weg war nass und es hatte genieselt. Auf diesem Weg haben wir Kühe gesehen. Unten am Auto war dann endlich Schluss. Zuhause schlief ich gleich ein.“
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Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich
Die Erinnerung bleibt ein Gedanke, unsere Zeit Geschichte von Hanna Sophia Gambietz, Thomas-Morus-Schule, Klasse 8
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ch bin nur ein Schuh, unbedeutend, unwichtig, aber nicht wegzudenken. Ein Leben ohne mich wäre unvorstellbar, irgendwann kommt die Zeit, wo du dich von dieser Vorstellung lösen musst, denn ich bin ersetzbar, dann wird es jemanden geben der an meiner Stelle sein wird. Doch was ich mit dir erlebt habe, wird kein anderer mit dir erleben. Diesen Gedanken, diese Erinnerung kann uns keiner nehmen, nur ich habe an diesem Tag die Welt so gesehen, wie du sie gesehen hast. Du weißt nicht wie es ist ein Schuh zu sein, was ich fühle, wie ich das Leben sehe und was ich jeden Tag auf meine eigene Art ausstrahle, wirst du nie erfahren. Du siehst die Welt von oben, ich nicht, denn ich bin hier unten, mein Schicksal ist es nur für einen bestimmten Zeitraum die Welt zu sehen. Jeden Tag habe ich Angst, dass du einen meiner bunten Freunde neben mir aus dem Regal nimmst, nur weil sie besser zu deinem Tagesoutfit passen. Doch der wahre Begleiter des Lebens bin ich, versuch es zu verstehen, wir beide du und ich, ich und du, haben den 14. April erlebt, wie die Blumen im Frühling begannen zu blühen, der köstliche Duft von Großmutters frisch gebackenem Apfelkuchen bis in Nachbars Garten zog, nur um von der Nase des Nachbarhundes erschnuppert zu werden.
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Kannst du dich daran erinnern? Oder wie deine kleine Schwester hüpfend nach Hause kam und dir stolz ihren ersten verlorenen Zahn präsentierte. Diese Momente des Glücks und der Freude des Alltags hast du nur mit mir erlebt. Vielleicht kannst du dich noch an den Tag erinnern, wo du auf der Brücke am Bahnhof standest und springen wolltest, um deine Sorgen und Ängste zu vergessen? Bei all den schönen Momenten und traurigen Erlebnissen war ich dabei. Eines Tages wirst du mich anschauen und dich an unsere gemeinsamen Momente erinnern können. Ich bin keine Laune der Natur. Ich, ein Produkt des Alltags, das nur für dich geschafften wurde, um alle Freuden des Lebens kennen zu lernen. In mir sind alle Erlebnisse und Emotionen deiner Schritte gefangen. Von außen mag ich aussehen wie einer der tausend Schuhe, die von mir produziert wurden, aber wenn man genauer hinguckt, erzähle ich eine Geschichte. Unsere! Ich hab jetzt soviel gedacht, dass ich vergessen habe, dir für den schönen Sommer mit dir zu danken, unsere Erlebnisse werden immer in meiner Erinnerung bleiben. Die Erinnerung bleibt ein Gedanke, unsere Zeit Geschichte.
IMPRESSUM eine Publikation im Rahmen der Jugend-Kultur-Tage 2010
Projektleitung & Redaktion: Hanna von Behr Anna Pöppelmeyer
www.jugend-kultur-tage.de Projektdatum: Oktober 2010
Layout & Satz: Stefan Berendes
Herausgeber: FOKUS e.V. Große Gildewart 6-9 49074 Osnabrück www.fokus-os.de
Externes Bildmaterial: www.photocase.com
Projektidee: Margret Triphaus
Auflage: 300 Exemplare
Realisation: Druckerei Klein, Osnabrück
Mit herzlichem Dank an die Firma RENO für die Ausstattung der Projektausstellung mit Schuhkartons!
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ein Projekt gefördert durch:
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