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Im Aufbruch
Extreme 40. Eine Ära geht zu Ende • On-Board-Bericht aus Istanbul, wo auf dem Red-BullBoliden der Mast brach • Plus: Interview mit Roman Hagara über seine Zukunft auf Flügeln
DAS DRAMA UM DIE ZUGEMÜLLTEN MEERE NOMINIERT. ALLE EYOTY-FINALISTINNEN IM ÜBERBLICK VERGOLDET. WM-TITEL FÜR 470ER-GIRLS VADLAU/OGAR VERGNÜGLICH. TÖRN DURCH DIE OSTÄGÄIS VERDRECKT.
P.b.b. GZ 02Z032152 M, Verlagsgruppe NEWS Gesellschaft m.b.H.,
Taborstraße 1 – 3, 1020 Wien • Retouren an Postfach 100, 1350 Wien
YACHTR E VU E 11/2015
LEINEN LOS
Cover: Red Bull Sailing Team Foto: Dean Treml/Red Bull Content Pool
Editorial von Roland Duller • duller.roland@yachtrevue.at
FOTO: EYOTY
Roland Duller beim Test des One-Design-Racers Farr 280 vor La Rochelle
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Liebe Leserin, lieber Leser
ie Wahl von Europas Yachten des Jahres beschäftigt die Vertreter der führenden Yachtmagazine Europas das ganze Jahr über. Die Yachtrevue, die seit den Anfängen dabei ist, hat heuer zwei Wochen in Auswahl und Testung der 25 Finalistinnen investiert, weitere ungezählte Stunden wurden in die Sichtung und Aufbereitung der Daten, die Diskussionen mit der Kollegenschaft und andere Aktivitäten gesteckt. Viel Aufwand, vor allem für ein so kleines Team wie wir es sind. Aber wir sind überzeugt davon, dass er sich lohnt. Rund 300 unterschiedliche Yachten konnten wir auf diese Weise im letzten Jahrzehnt unter die Lupe nehmen. Das generiert Knowhow – Knowhow, das wir gerne an Sie weitergeben. Ab Seite 56 finden Sie jene Yachten, die für die aktuelle Wahl nominiert wurden, die finale Entscheidung fällt im Jänner 2016, unmittelbar vor der boot in Düsseldorf. Aufwändig war auch die Recherche, die Judith Duller-Mayrhofer zum Thema maritimer Müll betrieben hat. Sie sprach mit Experten, las zahlreiche Studien, durchforstete einschlägige Webseiten und goss die zusammengetragenen Informationen in einen Bericht, der einem das Herz einschnürt. Plastik bedroht in unvorstellbaren Mengen die Meere, die wir so gerne befahren, ist eine Gefahr für die Tierwelt und landet, zerrieben in kleinste Partikel, letztlich auch auf unseren Tellern. „Schmutzige Zeiten“, ab Seite 32. Die Extreme Sailing Series hat mit ihrem speziellen Format neue Akzente gesetzt und über Jahre hinweg Segelsport in seiner spektakulärsten Form geboten. Nun läutet man eine neue Ära ein und steigt 2016 auf foilende Katamarane um. Ehe dem Red-Bull-Boliden Flügel wachsen, ging Verena Diethelm in Istanbul an Bord, erlebte Extreme-40-Feeling live und bat den österreichischen Parade-Protagonisten Roman Hagara zum Exklusiv-Interview. „Grenzerfahrung“, ab Seite 22. Das Beste zum Schluss: Lara Vadlau und Jolanta Ogar verteidigten bei der WM in Israel ihren Titel und bleiben damit die besten 470er-Seglerinnen der Welt. Bei trickreichen äußeren Bedingungen legten die beiden eine Serie ohne Patzer hin, auch ein fiebriger Infekt von Vorschoterin Ogar konnte den Siegeszug nicht stoppen. Mehr darüber ab Seite 20. Herzlichst,
Roland Duller Chefredakteur
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NOVEMBER 2015 redaktion@yachtrevue.at • www.yachtrevue.at
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470ER-WM
Gold für Lara Vadlau und Jolanta Ogar
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EXTREME 40
Rodeoritt an Bord von Red Bull während des vorletzten Acts in Istanbul. Plus: Was erwartet Roman Hagara vom Umstieg auf die foilenden GC32-Kats?
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HOCHSEEMEISTERSCHAFT
Christian Binder holte mit seinen Freunden vom YCBb zum dritten Mal den Staatsmeistertitel
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MÜLLSCHLUCKER
Unsere Ozeane ersticken im Dreck, speziell Kunststoff wird zum immer größeren Problem. Was können Segler gegen Plastik im Meer tun?
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OSTÄGÄIS
Werner Meisinger segelte entspannt zwischen türkischem Festland und griechischen Inseln
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ERSTE HILFE
Richtiges Vorgehen bei Erkrankungen, Verletzungen und medizinischen Notfällen an Bord
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LUXUSSCHLITTEN Test 682
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Dem Mythos Pedrazzini auf der Spur
GEISTERSTUNDE
Verlassene Schiffe, ungeklärte Schicksale
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Fahrberichte tragen eine fortlaufende Nummer, separiert nach Motor- und Segelyachten. Nr. 1 erschien in der Ausgabe 1/1977
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RAD & PINNE 6 America’s Cup • Artemis siegte in Bermuda 10 Durchblick • Augen-OP als Alternative zur Brille 12 Übersicht • Jacken aus PrimaLoft und Daune 14 Jules Verne Trophy • Zwei Teams auf Rekordjagd 16 Motorboote • Motoren & Yachten 19 Nacra17-EM • Starker Auftritt von Zajac/Frank
KOLUMNEN 8 Zeitreise • Yachtrevue vor 25 Jahren 8 Layline • Dieter Loibner 1 8 Aus meiner Sicht • Herbert Houf 73 Abdrift • Jürgen Preusser 74 Achteraus • Roland Duller
INFORMATION 66 Marktplatz • Wortanzeigen 69 OeSV • Offizielle Nachrichten 74 Impressum • Vorschau
EYOTY EUROPAS YACHTEN
56 DES JAHRES
Überschäumende Freude beim 470er-Duo Lara Vadlau (re.) und Jolanta Ogar nach dem Sieg bei der WM in Haifa
FOTO: RONEN TOPELBERG
Die 25 Finalistinnen in den Kategorien Fahrtenyachten, Performance-Cruiser, LuxusYachten, Multihulls und Spezial-Yachten
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RAD& PINNE von Judith Duller-Mayrhofer
duller.judith@yachtrevue.at AC World Series Bermuda: 1. Artemis (52); 2. Emirates New Zealand (59); 3. Oracle (48); 4. BAR (44); 5. Team Japan (44); 6. Groupama France (32)
FOTOS: SANDER VAN DER BORCH / ARTEMIS RACING
Pfitschipfeil. Der 49er- und Moth-Weltmeister Nathan Outteridge beherrscht auch den foilenden AC45-Kat und steuerte sein Team zum Sieg
SCHWEDENBOMBE
America’s Cup.Team Artemis gewann trotz eines brisanten Zwischenfalls den Stopp der Louis Vuitton World Series vor Bermuda
E „Wir haben gewusst, dass wir das Zeug zum Siegen haben, uns aber bislang immer selbst das Bein gestellt.“ Nathan Outteridge, Steuermann im Team Artemis
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rstmals trafen die AC-Teams in jenem Revier aufeinander, in dem 2017 um den America’s Cup gekämpft wird, demensprechend gespannt war man darauf, wie sich Bermuda in der Rolle des Gastgebers bewähren würde. Angekündigt wurde ein Wochenende voller Action – ein Versprechen, das man nicht ganz halten konnte. Denn am Samstag kräuselte kaum eine Brise das Wasser vor Hamilton und so kam kein einziges Race zustande. Doch am Sonntag wurden Segler wie Zuseher für den Stehtag entschädigt. Bei besten Bedingungen konnten drei Durchgänge gesegelt werden, vor allem bei den Starts mangelte es nicht an mitreißenden Momenten. Die haarsträubendste Szene spielte sich vor der zweiten Wettfahrt ab, als Team Artemis mit einer Geschwindigkeit von 25 Knoten ein Schiedsrichterboot überfuhr. Es blieb zwischen den Rümpfen des AC45-Katamarans hängen, der büßte seinen Bugspriet ein; wie durch ein Wunder wurde bei dieser Kollision niemand verletzt. Einem Wunder kam auch der weitere Verlauf des Rennens gleich. Der Wettfahrtleiter verschob den Start um einige Minuten, die schwedische Crew reparierte den Schaden am Wasser behelfsmäßig – und holte unter Steuermann Nathan Outteridge einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. Mit den Rängen 2, 1, 4 gewann Artemis auch die gesamte Regatta und schob sich in der Gesamtwertung der Louis Vuitton Serie auf Rang vier vor. An der Spitze liegt dort nach wie vor mit komfortablem Vorsprung Emirates Team New Zealand. Auffällig war, wie ausgeglichen sich die Flotte der sechs AC-Teilnehmer in Bermuda präsentierte. Jede Wettfahrt wurde von einem anderen Syndikat gewonnen, lediglich Groupama Team France schien nicht wirklich konkurrenzfähig.
KOLUMNE • NEWS
RAD& PINNE
LAYLINE
Dieter Loibner
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ZEITREISE NOVEMBER 1990
Die Boote waren eingewintert, die Temperaturen wurden rauer und die Tage kürzer. Deshalb versuchten wir unsere Leserinnen und Leser für einen Zeitvertreib der anderen Art zu motivieren (und ihnen gleichzeitig einen Floh für den demnächst zu schreibenden Brief ans Christkind ins Ohr zu setzen): Wir stellten sechs Brettspiele mit mehr oder weniger starkem Bezug zum Segelsport in Wort und Bild vor. Das „Spinnaker-Spiel“ konfrontierte die Teilnehmer mit drehenden Winden, kniffligen Wegerechts-Situationen und Untiefen, verlangte viel taktisches Wissen und wurde von unseren Testern als nah an
der Realität eingestuft, für andere, wie etwa das „Große Windjammerspiel“, brauchte es keine nautischen Vorkenntnisse. Das teuerste Produkt „Yacht Spiel“, das als eine Art Trivial Pursuit des Wassersports beschrieben wurde, kostete übrigens beinahe 900 Schilling; ganz schön geschmalzen. Heute wird weniger auf dem Küchentisch, als auf Smartphone, Tablet & Co gespielt; Würfel, Kegel und Karten haben zwar nicht gänzlich ausgedient, aber an Bedeutung verloren. Neue analoge Spiele, die in maritimer Umgebung angesiedelt sind, sucht man vergebens. Kein Markt mehr …
IMMER IN BEWEGUNG Abenteuer. Norbert Sedlacek hat wieder ein neues Projekt in der Pipeline. Ab März 2016 baut er in Frankreich einen Open60 aus Vulkanfaser-Balsakopfholz-Sandwich, eine Materialkombination, die zur Gänze recycelt werden kann. Damit will er ab Juli 2018 von Les Sables d’Olonne aus solo und nonstop um die Welt segeln – allerdings auf einer äußerst unüblichen Route, die vor ihm noch niemand gewählt hat. Der Wiener plant auf seiner 34.000 Seemeilen langen Reise zunächst die Nordwestpassage zu befahren und dann auch noch die Antarktis zu umrunden. Extrem, was sonst. www.ant-arctic-lab.com
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SCHNELLE KÜCHE Schon gefoilt? Muss man ja heutzutage, will man was gelten in der Welt. Für Uneingeweihte: Es geht einfach darum, etwas hoch zu kriegen. Nämlich ein Segelboot, und zwar mittels tragflügelähnlicher Anhänge aus dem Wasser. Schaut spektakulär aus und ist sauschnell, weil der Bremsklotz Reibungswiderstand fast völlig eliminiert wird. Schwierig, denkt man. Nur was für Profis, die auf wackeligen Foilermotten herumeiern oder sich abrackern auf abstrusen Konstruktionen mit Horizontalschwertern. Mitnichten. America’s Cup? Sturzhelme? Gepolsterte Schutzanzüge? Heldensagen? Ach wo! Alles nur eine Frage der Fahrzeugwahl. Auf dem 12 Meter langen Gunboat-G4-Katamaran genießt man die foilende Art der Fortbewegung wie ein Tourist: Barfuß, in T-Shirt und Shorts und mit der Kamera um den Hals. Beim Lokalaugenschein standen dennoch knapp 25 Knoten am Taschentacho, bei ablandigen 4 bis 5 Windstärken und flachem Wasser. Weit unter Topspeed, aber für ein Schlagerl mit Freunden beachtlich. Gott, es pfiff und heulte und der Fahrtwind warf einen fast um. Aber im Foilingbetrieb fuhr das Dreitonnen-Gerät wie auf Schienen, und in Böen beschleunigte es weiter statt stumpf zu krängen. Und das mit einer Truppe, die üblicherweise eher zum 16erBlech greift als zu flügelverleihender Brause. Trotzdem’s flott geht, soll der Komfort nicht zu kurz kommen, meint Gunboat-Boss Peter Johnstone, der nicht nur mit dem in Holland gefertigten G4 in den Schlagzeilen ist, sondern auch mit einem Prozess gegen eine Werft in Taiwan, die größere Gunboat-Kats baute. „Rundumblick vom Salon ist eines der Schlüsselmerkmale unserer Boote”, sagt er. Dazu zwei Doppelkojen mit Aussicht, Stehhöhe und Open-Air-Küchenzeile mit Spülbecken, Kocher und Kühlfach. Klar, das Ding kann umfallen, wie bei einer Testfahrt in der Karibik schon geschehen, aber in Zukunft sollen sich Groß, Traveller und Schwerter per elektrisch-hydraulischem System auf Knopfdruck trimmen lassen. Nützlicher Zusatz ist der Notstopp, der automatisch Dampf aus der Kiste nimmt, bevor es kritisch wird. All das kostet natürlich. Eine zarte Million. Doch die Aussicht, im Backbordrumpf am Häusl sitzend das Foiling-Spektakel durch die transparente Notausstiegsluke zu beobachten, ist schlicht und ergreifend – unbezahlbar.
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Durchblick. Der 49erVorschoter Niko Resch ist kurzsichtig und trägt beim Segeln Kontaktlinsen. Hin und wieder geht eine während der Wettfahrt verloren …
von Judith Duller-Mayrhofer
„Gute Sicht ist am Wasser auch eine Frage der Sicherheit!“ Interview. Augenarzt und Laserchirurg Martin Zehetmayer über lästige Sehbehelfe und die OP als Alternative für Wassersportler
Yachtrevue: Warum ist es für Segler besonders wichtig ohne Behelf scharf zu sehen? Martin Zehetmayer: Ich unternehme häufig Törns am Mittelmeer, bin am Neusiedler See auf Shark24 oder Finn unterwegs und weiß aus eigener Erfahrung: Auf einer Jolle ist das Segeln mit Brille zumindest bei mehr Wind so gut wie unmöglich. Kontaktlinsen sind zwar eine beliebte Alternative, können aber am Wasser verloren gehen oder Probleme durch Verrutschen oder Verschmutzen machen. Auf einer Fahrtenyacht ist gute Sicht bei allen Bedingungen zudem eine Frage der Sicherheit. Deshalb habe ich auch meine eigene Kurzsichtigkeit operieren lassen.
FOTO: AGENTUR DIENER / ALEX DOMANSKI
SERVICE • NEWS
YR: Für wen kommt eine Laser-OP in Frage? Zehetmayer: Für Kurzsichtigkeit bis zu -10 Dioptrien, für Astigmatismus und Weitsichtigkeit bis +3 Dioptrien. So lautet die Regel, aber man muss sich das natürlich immer individuell anschauen. YR: Gibt es ein Alterslimit? Zehetmayer: Bei geringer Dioptrienzahl (unter -6 Dioptrien) wird frühestens ab 18 Jahren operiert, bei höherer ab 21 Jahren. Nach oben gibt es theoretisch kein Limit, man kann auch einen 60-Jährigen operieren. Praktisch gesehen gibt es eine Häufung der Operationen um das 20. Lebensjahr, weil der Betroffene überhaupt keine Brille oder Kontaktlinsen verwenden will, und dann um das 40. Lebensjahr, weil in diesem Alter viele die Kontaktlinsen nicht mehr gut vertragen. YR: Wie rasch darf man nach einer OP wieder ins oder auf das Wasser? Zehetmayer: Das hängt von der Methode ab. Bei dem FEMTO-LASIK-Verfahren ist die Rehabilitation rascher und man ist nach drei Tagen wieder fit für den Wassersport. Kommt die LASEK-Methode zum Einsatz, dauert es etwa 7–10 Tage. Mit welcher Methode operiert wird, hängt von der Beschaffenheit der Hornhaut, der Dioptrienzahl, Patientenwunsch und anderen Faktoren ab. Beide Verfahren gelten als sehr sicher und risikoarm, die LASIK-OP ist in jedem Fall schmerzfrei. Und die Operationen erfolgen ambulant.
PROF. DR. MARTIN ZEHETMAYER ist aktiver Segler, einer der Vorreiter in Sachen Laserkorrektur in Österreich und leitet das Augen Laser Zentrum in Wien. www.augenlaserzentrum-wien.at
YR: Was kostet eine OP? Zehetmayer: Zwischen 3.500 und 5.000 €, wobei die Nachbetreuung für ein Jahr inkludiert ist. Wenn man bedenkt, wie teuer Sehbehelfe sind und um wie viel freier man sich ohne Brille fühlt, ein gut investierter Betrag, denke ich.
FRISCHEKICK Doyle-Raudaschl. In schickem Gewand präsentiert sich die umgestaltete Webseite der Traditionssegelmacherei vom Wolfgangsee. Das Layout wirkt modern und aufgeräumt, die Navigation ist einfach und intuitiv zu bedienen; fein für die User. Auch die Prospekte der Firma wurden überarbeitet – nicht nur der Mai macht alles neu. www.raudaschl.co.at
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PRODUK TE
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MARKTÜBERSICHT MARITIME JACKEN
Ob Daune oder PrimaLoft – diese Modelle sind leicht, warm und superangenehm zu tragen. Manche wurden als Midlayer konzipiert und machen auch unter dem Segelanzug gute Figur
von Judith Duller-Mayrhofer • duller.judith@yachtrevue.at
MAXWELL JACKET
Kopfsache Verstellbare Kapuze mit Kordel
Marinepool. Gesteppte Herrenjacke mit Kapuze, sehr gute Wärmeisolierung. Material, Futter und Wattierung aus 100 % Nylon. Auch in Purple erhältlich. Größen: S–XXXL Preis: € 199,90,– www.marinepool.de
Markenzeichen Logo-Aufnäher aus Filz
Außenwirkung Aufwändiger Stepp in Karo-Optik an Vorder- und Rückenseite
Verwahranstalt Zwei Taschen mit Reißverschluss an der Taille, eine Innentasche
EVOLUTION PRIMALOFT
FILLPOWER Y900
BLOW
VERGLAS INSULATOR
Musto. Funktionsjacke in PrimaLoft-Technologie, atmungsaktiv, spritzwasserfest, DWRbeschichtet. Auch als Damenmodell erhältlich.
Paul & Shark. Kombination aus hochwertiger Daune und speziellem Garn, sehr leicht, sehr warm. Auch in den Farben Blau, Royal und Grün erhältlich.
Slam. Entwickelt für das Volvo Ocean Race, PrimaLoft-Füllung, winddicht, weich und leicht. Auch in Schwarz, Rot sowie diversen Blau- und Grüntönen.
Helly Hansen. Daunenjacke mit DWR-Beschichtung und Belüftungssystem. Ideal als Midlayer unter einer Segeljacke. Auch als Herrenmodell.
Preis: € 189,–
www.frisch.de
Preis: € 618,–
www.brieftaube.at
Preis: € 149,– www.slam.at
Preis: € 219,95
www.hellyhansen.com
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FOTO: ERIC LUKE / THE IRISH TIMES
FOTO: ELOI STICHELBAUT/SPINDRIFT RACING
von Judith Duller-Mayrhofer • duller.judith@yachtrevue.at
Hoffnungslos. Die Suchaktion nach Al Alawi wurde abgebrochen
TODESFAHRT
Tragödie. Ein junges Crewmitglied des MOD70 Musandam-Oman Sail starb in der eiskalten Adria
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ei einem Überstellungstörn von Lorient, Frankreich, zur Barcolana nach Triest ging der 26-jährige Mohammed Al Alawi beim Segelwechsel am Vorschiff um 5 Uhr früh südlich von Pula über Bord des MOD70 Musandam-Oman Sail. Er trug keine Rettungsweste. Der Trimaran war zu diesem Zeitpunkt mit einer Geschwindigkeit von etwa 15 Knoten unterwegs, entsprechend lange dauerte es, bis es gelang an den Unfallsort zurückzukehren. Der französische Skipper Sidney Gavignet setzte sofort einen Notruf ab, woraufhin die kroatischen und italienischen Behörden eine gemeinsame Suchaktion einleiteten. Diese blieb allerdings erfolglos und wurde nach sechs Tagen eingestellt. Auf Betreiben des Sultanats wurde mit Hilfe eines privaten Flugzeugs weitere drei Tage gesucht, Hoffnung, den jungen Mann lebend zu finden, bestand zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr. Der MOD70 Musandam-Oman Sail war Teil des 2008 gegründeten Projekts Oman Sail, das die maritimen Wurzeln des Sultanats Oman stärken und speziell der Jugend des Landes die Möglichkeit bieten sollte, den Segelsport in allen Facetten kennen zu lernen; unterstützt wurden Rennteams in den Bereichen Offshore, Inshore und Dinghy. Der Trimaran Musandam-Oman Sail, der als Flaggschiff von Oman Sail galt, hatte mehrere Rekorde gebrochen, den letzten großen Auftritt gab es im Juni 2015 zu verzeichnen, als der MOD70 bei der Round Ireland Speed Challenge eine neue Bestzeit erzielte. Al Alawi war ein langjähriges Mitglied von Oman Sail und auch als Segellehrer ausgebildet. www.omansail.com
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Hoffnungsvoll. Die Crew der Spindrift II will in Rekordzeit um die Welt segeln
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Jules Verne Trophy. Zwei Trimaran-Teams liegen vor Brest in Lauerstellung um den Rekord für die schnellste Weltumsegelung zu holen
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wei Projekte, zwei Welten. Auf Spindrift II hat ein dynamisches Pärchen das Sagen. Dona Bertarelli ist eine vermögende Geschäftsfrau mit Hang zum Schnellsegeln, ihr Herzbube Yann Guichard ein Fixstern in der Hochseeszene. Als Kampfgerät dient ihnen jener 40 Meter lange Multihull, der den bestehenden Rekord hält: Als Banque Populaire V raste er unter Loïck Peyron 2012 in etwas mehr als 45 Tagen um den Globus. Bertarelli erwarb den Trimaran im Jahr darauf und ließ ihn umfassend modifizieren; seither hat er 40.000 Seemeilen im Trainings- und Rennmodus absolviert. Während sich Spindrift II, die von einer zwölfköpfigen Crew gebändigt wird, im Jules-Verne-Zirkus also bereits bewährt hat, betreten Bertarelli und Guichard Neuland: Beide sind noch nie um die Welt gesegelt. Etwa zeitgleich will Francis Joyon nach der begehrten Trophäe greifen. Der 59-jährige Franzose ist eine hoch dekorierte Legende. Vor allem als Solo-Segler hat er zahlreiche Rekorde aufgestellt, darunter 2008 jenen für die schnellste Weltumsegelung, der immer noch gilt. Er setzt auf ein deutlich kleineres Boot, nämlich die 31,5 Meter lange IDEC Sport. Auch der 2006 gebaute Trimaran hat die Jules Verne Trophy bereits gewonnen, nämlich 2010 als Groupama 3 und unter Franck Cammas. Zuletzt hatte der Tri als Lending Club diverse Bestzeiten ersegelt; unmittelbar vor dem Rekordversuch war er für Umbauarbeiten für einen Monat in seiner Heimatwerft Multiplast stationiert gewesen. Joyon geht mit nur fünf Crewmitgliedern ins Rennen, als Navigator hat er sich den aufstrebenden Deutschen Boris Herrmann an Bord geholt. 45 Tage, 13 Stunden und 42 Minuten, das ist die Zeit, die es zu schlagen gilt. Beide Teams befinden sich derzeit in Brest im Stand-by-Modus; bei Redaktionsschluss hatten die Meteorologen noch kein grünes Licht gegeben. Sollten Spindrift II und IDEC Sport das gleiche Wetterfenster nutzen, würde erstmals in der Geschichte der Jules Verne Trophy ein reales Duell um die Trophäe entbrennen – eine spannendere Variante gibt es kaum.
HAUSMESSE 1
HAUSMESSE 2
KOOPERATION
Trend Travel Yachting. Unter dem Motto „Yachten, Charter & Meer“ findet in Kirchbichl von 12. bis 15. November die Hausmesse des Traditionsunternehmens statt. Ausgestellt sind Dufour 310, Sun Odyssey 419, SO 449 und SO 519. Highlight ist am Samstag, 14. 11. ein Vortrag der Seenomaden, die direkt von Grönland nach Tirol kommen. Sitzplatzreservierung unter christoph@ trend-travel-yachting.com.
Bernau Boatshow. Von 27. bis 29. November findet im Yachtcentrum Bernau am Chiemsee die traditionelle Hausmesse statt. Sehen kann man bei der von Yachten Meltl und Hanse veranstalteten und größten Hausmesse Süddeutschlands die komplette Bavaria-Serie (33–56 Fuß) sowie zahlreiche Modelle der Hanse Group. Außerdem wartet ein umfangreiches Rahmenprogramm von Charter bis Online-Funkkurs.
Pitter Yachtcharter. Klaus Pitter setzt seinen Expansionskurs fort. Kürzlich hat er mit der Firma Gena Yacht & Charter die gemeinsame Vermarktung der Basen in Alaçatı, Bodrum/Turgutreis und Marmaris bekannt gegeben (siehe Revierbericht: Seite 38), nun hat er mit der Firma Multihull Yachting auch in Griechenland einen Partner gefunden. Die Hauptbasis befindet sich in der Olympic Marina in Lavrion, rund 30 Autominuten von Athen entfernt.
www.hanseyachtsvertrieb.de , www.yachten-meltl.de
www.pitter-yachting.com
www.trend-travel-yachting.com
YACHTEN • PROD U K TE
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LEISTUNGSTRÄGER
www.princessyachtsaustria.at
ELEKTROMOTOR
SCHLITTENFAHRT DIESELMOTOR
Minn Kota EO. Elektrischer Außenborder für Süß- und Salzwasser. In zwei Versionen erhältlich: EO ½ HP, von einer 12V-Deep-Cycle-Marine-Batterie gespeist, und EO 1 HP mit 24V-Zweibatteriensystem. Neun Stunden kontinuierliche Betriebszeit bei halber Geschwindigkeit, Push-to-Test-System zeigt den aktuellen Ladestand an. Preis: € 1.259,– bzw. € 1.359,–
Schaaf Bootsmanufaktur. Die Dresdner Werft hat ein 4,50 m langes Beiboot für die Motoryacht entworfen. Den Tender 15 gibt es in drei verschiedenen Motorisierungsvarianten, als Jet-Antrieb, Elektrooder Verbrennungsaußenborder. Eine Besonderheit stellen die seitlichen Kufen dar, mit deren Hilfe das Boot am Strand, auf der Badeplattform oder Flybridge abgestellt werden kann. Preis: ab € 65.000,–.
MerCruiser. Nach den 4,5-Liter-Motoren stellt Mercury den 300 PS starken V-8Innenborder 6,2L vor. Für Kraft und Beschleunigung sorgen 6,2 Liter Hubraum und ein spiralförmiges Einlassgehäuse, das den Luftstrom für ein höheres Drehmoment optimiert. Die adaptive Geschwindigkeitskontrolle hält die Drehzahl während enger Kurven aufrecht und erzeugt so ein sportlicheres Fahrerlebnis.
www.schaaf-boats.com
www.mcm.at
www.allroundmarin.com
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FOTO: KELAGOPIAN
von Verena Diethelm • diethelm.verena@yachtrevue.at
Princess 52. Leistungsstarke Yacht, die mit ihrem harzinfusierten, tiefen V-Rumpf präzise durch die Wellen schneidet, schnell angleitet und effiziente Fahreigenschaften bietet. Mühelose Leistungsstärke bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 32 Knoten, Platz für 18 Personen auf der Flybridge, exklusive Eigner-Suite, zwei Gästekajüten und Unterkunft für die Crew. Preis: (mit 2 x 670 PS-Volvo-Diesel): ab € 909.000,– (exkl. MwSt.)
TANKHYGIENE
Treibstoffadditive. Mit Yachtmotoren sollte man pfleglich umgehen. Peter Mayr von Volvo Penta empfiehlt in diesem Zusammenhang die Yacht immer vollzutanken, wenn man sie länger stehen lässt, weil sich dadurch kaum Kondenswasser im Tank bildet. Eine weitere Möglichkeit, wie man Verunreinigungen in Form von Kondenswasser oder Mikroorganismen im Tank vorbeugen kann, bieten Treibstoffadditive, die für Benzin- und Dieselmotoren erhältlich sind. Besonders kritisch ist die Situation beim Diesel: Durch die Zugabe von Biodiesel wird die Entstehung von Mikroorganismen (Bakterien, Hefe und Pilze), sprich das Auftreten von Dieselpest, stark begünstigt. Folgen können Korrosionsschäden, Filterverstopfungen oder andere kostenintensive Schäden sein. Karl Seidler, Importeur der Additive, bietet je ein Diesel- und Benzinadditiv zur Prophylaxe sowie für akute Fälle das sogenannte Bacto Plus an. Preise: Bacto Plus (1 l): € 42,90. Diesel-Additiv (100 ml): € 6,90. Bactofin Benzin-Additiv (100 ml): € 6,90. Info: KRS Beratungs- und Sanierungs GmbH, 1050 Wien, Tel.: 0664/120 38 16, E-Mail: office@por15.at, www.restaurations-shop.at
STEGSANIERUNG Innovativ. Ein neu entwickeltes System namens Stegsan soll das Problem mit kaputten Piloten rasch und einfach lösen. Ausgetauscht wird nicht der gesamte Poller, sondern nur jener Bereich, der morsch oder anderweitig defekt ist. Dort werden zwei Metallteile montiert, die sich über ein wie ein Bajonettverschluss funktionierendes Kupplungssystem miteinander verbinden lassen. 98 Euro kostet das Set für einen Piloten – ein Klacks im Vergleich zu den Kosten, die beim Komplettaustausch eines Pollers anfallen. Info: Shiga, Ohlsdorf, Tel.: 0664/2128122, E-Mail: j.simmer@shiga.com, www.shiga
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Quali-Stress. Acht Teams segelten um drei Plätze für die Bundesliga 2016
Herbert Houf Präsident des OeSV
FOTO: CHRISTIAN BRATSCH
von Judith Duller-Mayrhofer • duller.judith@yachtrevue.at
AUS MEINER SICHT
WEST, SÜD, OST
Segelbundesliga. Acht Clubs bewarben sich als Neueinsteiger für die drei zusätzlichen Startplätze, die bei der Segelbundesliga 2016 zur Verfügung stehen werden, daher wurde eine Qualifikationsregatta ausgeschrieben. Sie fand am Traunsee statt, bei sehr leichten Windverhältnissen konnten fünf kurze Wettfahrten gesegelt werden. Es siegte der YC Hard; damit werden im nächsten Jahr drei Vereine aus Vorarlberg um den Meisterpokal rittern. Über einen Startplatz freuen durften sich weiters der UYC Wörthersee sowie der YC Breitenbrunn. Jene 15 Vereine, die 2015 dabei waren, gelten als fix qualifiziert.
AUS DEN KLASSEN NATIONAL
YARDSTICK
INTERNATIONAL
H-Boot, SP, 26.–27. 9., SCE, Traunsee 9 Teilnehmer, 3 Wettfahrten 1. Pesendorfer/Huemer/Watzal (5); 2. Deimling/Lobmayr/Schöppl (6); 3. H. Stieb/T. Stieb/A. Stieb (11) Laser, SP, 17. Green Panther C., 26.–27. 9., NCA, Schwarzlsee 10 Teilnehmer, 6 Wettfahrten 1. Michael Gsell (9); 2. Herwig Bäumel (11); 3. Emil Scherer (15) Pirat, SP, K. Czajka-Memorial, 4. 10., WYC, Ob. Alte Donau 6 Teilnehmer, 3 Wettfahrten 1. Schaschl/Wegl (5); 2. Vellusig/I. Pintarich (7); 3. B. Pintarich/Kasinger (8) Korsar, 10.–11. 10., SSC, Obertrumer See 7 Teilnehmer, 5 Wettfahrten 1. C. Müller/A. Müller (5); 2. Bonomo/Leimgruber (10); 3. Novak/Seifter (10) 49er, 17.–18. 10., UYC Attersee 7 Teilnehmer, 4 Wettfahrten 1. Schwarzmeier/Müller, GER (3); 4. L. Hobiger/F. Spitzauer (9); 5. M. Hofer/R. Hussl (13) Musto Skiff, SP, 17.–18. 10., UYC Attersee 6 Teilnehmer, 4 Wettfahrten 1. Moritz Zieher (3); 4. Klaus Costadedoi (10)
Absegeln, 26. 9., YCP, Neusiedler See 8 Teilnehmer, 1 Wettfahrt 1. Lysak/Zubal, Phobos 22; 2. Wiesinger/Wiesinger jun./ Griesmayer; 3. Kohlendorfer/Hahofer-Prüller/Prüller, Sunbeam 25 Absegeln, 26. 9., YCB, Bodensee 23 Teilnehmer, 1 Wettfahrt 1. Oliver Böhler, Optima 101 (ges. Zeit 1:19:11; ber. Zeit 1:18:24); 2. Bruno Bildstein, Bianca 28 (1:28:11; 1:18:44); 3. Richard Baer, Vindö 32 (1:29:56; 1:18:53) Absegeln, 3. 10., UYC Ns 20 Teilnehmer, 1 Wettfahrt 1. Rosinak/Marsano/DullerMayrhofer/Müller-Hofbauer/ R. Duller, Lago 26 Sport (ges. Zeit 0:39:15; ber. Zeit 0:40:27); 2. Lukas Hobiger, Laser (0:46:48; 0:42:09); 3. H. Spitzauer/Wiala/ Wiala-Haim/M. Spitzauer, Lago 26 Sport (0:42:35; 0:43:54) End of Season, 3. 10., SCE, Traunsee 27 Teilnehmer, 2 Wettfahrten 1. Pesendorfer/Huemer/Watzal, H-Boot (3); 2. H. Stieb/M. Stieb/ Gschwandner, H-Boot (6); 3. C. Ehrenberger/F. Ehrenberger, Soling (10)
Finn, Chiemo-Preis, 26.–27. 9., Chiemsee, Deutschland 29 Teilnehmer, 4 Wettfahrten 1. Walter Mai, GER (8); 4. Bernd Moser, AUT (24); 5. Gerhard Schwendt, AUT (25); 8. Helmuth Gubi, AUT (36)
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JUGEND Laser-R, Optimist, SP, 17. Green Panther Cup, 26.–27. 9., NCA, Schwarzlsee 41 Teilnehmer Laser-R (23 Tln./6 Wf.): 1. Christian Demleitner, GER (8); 2. Anna-Katharina Scharnagl (15); 3. David Lucan (16); 4. Keanu Prettner (20); 5. Jakob Flachberger (30) Optimist (18 Tln./5 Wf.): 1. Florian Krömer (4); 2. Rudolph Gruber (8); 3. Katharina Kropfitsch (13); 4. Marie Wiedergut (20); 5. Emilio Mongold (21) 420er, SP, LMvOö, 17.–18. 10., UYC Attersee 19 Teilnehmer, 4 Wettfahrten 1. Saje/Reder (4); 2. M. Lausecker/A. Lausecker (5); 3. Puxkandl/Kohlendorfer (9); 4. Lippert/Haberl (11); 5. Schuh/Lorenz (13)
TRIUMPH DER AMEISEN Bedingungslose Freude lautete vor einem Jahr der Titel meiner Kolumne, als unser Nationalteam, das sich launig „ANTS“ (Austrian National Team Sailing) nennt, bei den Weltmeisterschaften der olympischen Klassen nicht nur einen WM-Titel und einen vierten Platz, sondern darüber hinaus vier Olympiatickets für Rio holte. Zusammen mit weiteren Erfolgen bei Europameisterschaften und im Weltcup durften wir über eine mehr als erfolgreiche Saison 2014 jubeln. Besorgt machte mich nur die Frage, wie wir die in die Höhe geschraubten Erwartungen weiterhin erfüllen werden. Die heurige Saison lief, unter anderem verletzungsbedingt, auch gar nicht so glorreich an, wie die letzte beendet wurde. Spätestens seit dem Testevent im Olympiarevier wissen wir aber, dass wir mit den anderen Nationen auf Augenhöhe um Medaillen kämpfen. Unsere 49er erreichten den 2. Platz und auch alle anderen Teams landeten in den Top 8. Vor wenigen Tagen konnten unsere 470er-Damen erfolgreich den WM-Titel verteidigen und damit ihre Weltklasse bestätigen. Optimistisch blicken wir auf die noch bevorstehende 49er WM und das Weltcup Finale in Abu Dhabi. Unsere Seglerinnen und Segler genießen seit langem ein hohes Ansehen und werden als erste Medaillenanwärter für Rio 2016 gehandelt. Damit wir uns auf diesem Niveau bewegen können, muss viel geleistet werden – von der Nachwuchsarbeit an unserer Basis in den Vereinen bis zur wissenschaftlich begleiteten Olympiakampagne. Wir sind letztlich doch nur ein kleines Land und müssen uns daher besonders anstrengen, um gegen die großen Segelnationen zu reüssieren. Man sagt, Ameisen (engl.: ants) verfügen über eine kollektive Intelligenz – indem alle dasselbe Ziel erreichen wollen, können sie im wahrsten Sinn des Wortes auch große Dinge gemeinsam bewegen. So hoffe ich auf unseren Zusammenhalt auf allen Ebenen und auf einen Triumph der Ameisen. Ihr Herbert Houf
FOTO: MAXIMILIAN KIEFHABER
Männersache. Bei den meisten Nacra17-Teams steuern die Herren und die Frauen rackern sich an der Vorschot ab. Eigentlich unlogisch
FAST AM PODEST
Nacra17-EM. Thomas Zajac und Tanja Frank segelten vor Barcelona als Vierte knapp an Edelmetall vorbei
D
urchwachsen verlief für Thomas Zajac und Tanja Frank die offen ausgeschriebene Serie, bei der 38 Teams aus 24 Nationen um den Europameistertitel kämpften. Platzierungen zwischen 1 und 26 belegen wechselhafte Leistungen, in einer Wettfahrt hob Treibholz die Ruder aus, zudem verurteilte ein mächtiges Tief, das Wind bis 30 Knoten und meterhohe Wellen brachte, die Flotte zu einer zweitägigen Zwangspause. Trotz aller Widrigkeiten quali-
fizierte sich das österreichische Duo problemlos für das Medal Race. Rein rechnerisch hätte es sogar noch Chancen auf eine Medaille gegeben, praktisch blieb der undankbare vierte Platz. Der Sieg ging an die Briten Ben Saxton und Nicola Groves. Interessant: Bei acht der zehn besten Teams haben die Männer das Steuer und die Frauen die Gennaker-Schot in der Hand – die in der Vergangenheit heiß diskutierte Frage, welche Aufgabenteilung die erfolgsversprechendere ist, dürfte also entschieden sein.
Siegertypen. Lara Vadlau und Jolanta Ogar unmittelbar nach dem Medal Race, in dem sie mit Rang vier Gold fixierten
Ganz in
Beeindruckend. Lara Vadlau & Jolanta
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FOTOS: RONEN TOPELBERG
edingungen zum Verzweifeln. Leichte, instabile, drehende Winde, die täglich, nein, bei jeder Wettfahrt anders wehten. Keine allgemein gültigen Regeln, kein durchschaubares System. Als trickreich beschrieben die einen das Revier vor Haifa, in dem die Weltmeisterschaften der 470er-Klasse stattfanden, die anderen nannten es schlicht schweinisch. Genau, was wir lieben, meinten Lara Vadlau und Jolanta Ogar. Denn: Je schwieriger, desto besser für die Österreicherinnen. Vor allem Vadlau gilt als taktisches Genie; Aufgaben, die die Konkurrenz kopflos machen, löst sie mit beinahe rätselhaftem Durchblick und Intuition. Mit diesen Waffen düpierte sie auch in Haifa die Gegnerinnen und verteidigte ihren Titel auf souveräne Weise. Während alle anderen ob der unberechenbaren Verhältnisse mindestens zwei Mal tief in den Punktetopf griffen, blieben Vadlau und die von einem grippalen Infekt geschwächte Ogar in allen zehn Wettfahrten in den Top Ten und segelten vor dem Medal Race einen Vorsprung von 18 Punkten auf die zweitplatzierten Engländerinnen Hannah
R EG AT TA • 470 E R-W E LT M EI ST E R S C H A F T
ihrem Element
Ogar holten zum zweiten Mal in Folge den Weltmeistertitel in der 470er-Klasse
Mills und Saskia Clarks heraus. Im Finallauf reichte ein vierter Platz leicht für den Gesamtsieg. „Die Neuseeländerinnen Jo Aleh und Polly Powrie haben uns gratuliert und gemeint, dass das, was wir in dieser Woche abgeliefert haben, gewaltig sei und sie den Hut vor uns ziehen,“ erzählt Vadlau, „so ein Lob von den regierenden Olympiasiegerinnen zu bekommen ist ein Wahnsinn für uns.“ Betreut wurden die Österreicherinnen vor Ort von Larry Suter. Und das wirbelte Staub auf, da Vadlau den US-Amerikaner wenige Tage vor der WM in Eigenregie engagiert hatte. „Ich wurde von Lara darüber informiert, wir haben abgeraten und hätten uns eine andere Vorgangsweise gewünscht“, hält Spitzensportreferent Wolfgang Mayrhofer fest. Und: „Dass Athleten einen Trainerwechsel anstreben, ist nicht außergewöhnlich, aber gewisse Spielregeln müssen dabei eingehalten werden.“ Vadlau und Ogar, die davor von Sportdirektor Georg Fundak betreut worden waren, verteidigen ihre Ho-Ruck-Aktion mit der Dringlichkeit der Situation. „Georg hatte zu wenig Zeit für uns, zudem stimmte die Chemie nicht mehr. Ich habe
gewusst, dass wir mit ihm an unserer Seite in Haifa keine Medaille holen, deshalb musste ich eine Entscheidung treffen“, versucht Vadlau ihren Alleingang zu erklären. Unmittelbar nach der WM fand ein ausführliches Gespräch zwischen Spitzensportreferenten, Sportdirektor und den beiden Seglerinnen statt, bei dem sich alle Seiten zu einer weiteren Zusammenarbeit bekannten. „Wir haben uns ausgetauscht und verstehen jetzt besser, was den jeweils anderen bewegt“, fasst Mayrhofer zusammen, „über die Mehrheit der Themen, etwa der Notwendigkeit eines eigenen Spartentrainers für das Frauen-470er-Teams, sind wir uns einig, Differenzen gibt es, und die sind nicht unerheblich, aber ich glaube, dass sie sich überbrücken lassen.“ Ihren nächsten Auftritt haben Vadlau/Ogar beim WeltcupFinale in Abu Dhabi. Suter wird das Duo wieder betreuen, Mayrhofer vor Ort sein um sich eine persönliche Meinung bilden zu können. Eine endgültige Entscheidung in der Causa soll spätestens am 1. De■ zember fallen.
Grenzerfahrung
Extreme 40. Verena Diethelm raste in Istanbul als Gastseglerin über den Parcours, erlebte die Stärken der Regattaserie aus nächster Nähe und sprach mit Roman Hagara über eine spannende nächste Saison
FE ATU R E • E X TREME 40 Königsklasse. Die Extreme 40
FOTO: DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL
gilt als Formel 1 des Segelsports. In acht Acts auf drei Kontinenten kämpfen acht Teams um den Sieg
FE ATU R E • E X TREME 40
C
ome up! Come up!“ Die Worte wabern wie durch eine Nebelwand, dringen nicht zu mir durch. Sinnerfassendes Hören derzeit leider nicht möglich. Mein Gehirn ist vollkommen damit ausgelastet außergewöhnliche Informationen zu verarbeiten. Waschelnass klammere ich mich wie eine Spinne an ein engmaschiges Nylon-Netz, unter dem das Wasser durchrauscht. Oder ist es das Blut in meinem Kopf, das dieses Rauschen verursacht? Der Wind im Helm? Mein Raum-Zeit-Kontinuum ist gehörig durcheinander gewirbelt. Längst weiß ich nicht mehr, wie lange wir schon über die Rennbahn heizen. Es könnten Stunden genauso gut wie Sekunden sein. Spätestens seit wir uns der Luvtonne nähern, habe ich einen Tunnelblick. In meinem extrem eingeschränkten Gesichtsfeld rasen riesige Katamarane mit einem Rumpf in lichter Höhe aufeinander zu. Eine Boje sehe ich auch – wir steuern genau auf sie zu. Schreie, irgendwo wird eine Protestfahne gehisst, dann wieder geschrien. Apropos. „Hey! Come up!“ Endlich schaffen es die Worte durch meinen Reizüberflutungsfilter. Ich ziehe ob meines Aussetzers schuldbewusst meinen Kopf zwischen die Schultern, stolpere fünf Meter das Netz hinauf und lasse mich auf den rot markierten Punkt im Trampolin fallen – nur um sofort wieder auf die andere Seite gescheucht zu werden. Guest Sailor auf einem Extreme 40 zu sein ist wahrlich kein Kindergeburtstag. * Auch wenn der Extreme 40 schon ein wenig in die Jahre gekommen ist, verspricht er immer noch jede Menge Spiel, Spaß und Spannung. OC Sport, dem Veranstalter der 2006 ins Leben gerufenen Regattaserie, ist es wie kaum einem anderen gelungen Segel-Action einem breiten Publikum nahe zu bringen. Die Zutaten des Erfolgsrezepts: außergewöhnliche, urbane Locations, kurze, einfache
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FOTO: DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL
Pech. Am zweiten Renntag des Acts in Istanbul brachte eine Welle den Karbon-Mast von Red Bull zum Brechen. Sieben Wettfahrten lang war das österreichische Team dadurch zum Zuschauen verdammt
Kurse (meist Up-and-Downs) in Landnähe sowie ein leicht zu durchschauendes Punktesystem. „Das Kernstück unseres Konzepts sieht vor, dass wir mit Hochgeschwindigkeitskatamaranen auf engstem Raum um die Wette segeln“, bringt es Renndirektor Phil Lawrence auf den Punkt. Spektakuläre Hoppalas, wie etwa die Kollision zwischen Red Bull und Alinghi 2014 in Qingdao oder die Kenterung des SAP Extreme Sailing Teams direkt vor der Zuschauertribüne in Hamburg, sind in diesem Rahmen unausweichlich und tragen zur Popularität des Events bei. Noch näher dran als die Zuschauer an Land sind nur die Gastsegler, die die Teams während der Rennen begleiten dürfen. Der sechste Mann, meist Gast eines Sponsors oder Journalist, darf an Bord nichts anrühren oder sonst ir-
gendwie ins Renngeschehen eingreifen. Seine Hauptaufgabe ist es nicht über Bord zu gehen. Außerdem sollte er sich möglichst unsichtbar machen, also der Crew nicht im Weg sein, und rechtzeitig, sprich als Erster die Seiten wechseln; beides klingt leichter als es ist. Wird der Wind zu stark oder zu böig und damit das Gefährdungspotenzial zu groß, verbietet die Rennleitung die Mitnahme von Gästen. In Istanbul etwa durften die Gastsegler erst an Bord, als sich der Grundwind auf 15 Knoten abgeschwächt hatte. Bereit zum Abflug Als Gastsegler hat man nicht nur das Vergnügen mit bis zu 30 Knoten übers Wasser zu brettern, sondern ist auch den ganz Großen des Segelsports nahe. Die Liste der Teilnehmer liest sich wie die Hall of Fame des Segelsports: Ben
FE ATU R E • E X TREME 40
Auf und davon. Nach der
Rundung der Luvtonne kann sich Red Bull an die Spitze des Feldes setzen. Per Hydraulikhebel trimmt der Steuermann Großschot, Cunningham und Unterliek
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FOTO: VERENA DIETHELM (1), DEAN TREML (1)
Punktestand
sb l bu
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The Wave, Muscat (OMA)
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10
10
10
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SAP Extreme Sailing Team (DEN)
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RDG
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∑
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Mit dem satten Vorsprung von 11 Punkten geht The Wave, Muscat ins Finale, das von 10. bis 13. Dezember in Sydney stattfinden wird. Leigh McMillian, der bereits 2012 und 2013 mit The Wave den Sieg einfahren konnte, ist damit nicht mehr weit von einem Hattrick entfernt, auch wenn rein rechnerisch sowohl das SAP Extreme Sailing Team als auch das Red Bull Sailing Team noch eine Chance auf den Gesamtsieg haben. Damit es bis zum Schluss spannend bleibt, werden nämlich beim letzten Act in Sydney doppelte Punkte vergeben.
Ra
Ainslie, Loick Peyron, Dean Barker, Ernesto Bertarelli, James Spithill und so weiter und so fort. Die Star-Dichte ist auch deshalb so groß, weil die Klasse über Jahre hinweg als Übungsfeld für den America’s Cup galt, dessen Reglement die offiziellen Trainingsmöglichkeiten der AC-Teams begrenzte. Doch als die AC72 das Fliegen lernten, suchten sich die AC-Teams eine neue Spielwiese. So wanderte etwa der Vorjahressieger der Extreme Sailing Series in Richtung der foilenden GC32-Katamarane ab. Die Entscheidung des Veranstalters, im nächsten Jahr ebenfalls auf GC32 umzusatteln, kommt daher keinesfalls zu früh (siehe auch Interview auf Seite 27). Die österreichischen Doppelolympiasieger Roman Hagara und Hans Peter Steinacher sind seit 2010 bei der Extreme 40 dabei und gehören damit zu den Urgesteinen der Serie. In den vergangenen beiden Jahren belegten sie die Ränge sechs und drei, heuer sind sie dem dominierenden Oman-Team The Wave dicht auf den Fersen. Beim vorletzten Act der Serie in Istanbul standen die Zeichen daher voll auf Angriff. Im zweiten Rennen schien alles nach Plan zu laufen: Red Bull lag mit gehörigem Abstand in Führung und war rund 2,5 Meter von der Luvtonne entfernt. Doch dann geriet man in die Heckwellen einer Fähre. „Über die ersten beiden Wellen sind wir noch drübergerutscht, in die dritte dann genau hineingeknallt. Wir wurden so stark abgebremst, dass das Boot gestanden, aber das Rigg weitergefahren ist“, schildert der 49-jährige Steuermann Roman Hagara. Diese Belastung war trotz der moderaten Windstärke von zwölf Knoten für den 19 Meter hohen Karbon-Mast zu viel – er zerbrach in mehrere Teile. Zerbrochen war damit auch der Traum von der Aufholjagd. Während der Letzte zumindest drei Punkte gutgeschrieben bekommt, sammelte Red Bull an diesem Tag lauter Nuller und rutschte an das Ende der Rangliste ab. Dank des Veranstalters, der für solche Fälle einen 35.000 Euro teuren Ersatzmast bereit hält,
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Red Bull Sailing Team (AUT)
10
8
7
9
7
8
5
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Oman Air (OMA)
6
7
5
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5
Gazprom Team Russia (RUS)
7
3
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GAC Pindar (GBR)
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Lino Sonego Team Italia (ITA)
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7
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Team Turx (TUR)
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6
6
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5
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4
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und des Red-Bull-Shore-Teams, das in wenigen Stunden ein neues Rigg zusammenbastelte, konnten Hagara, Steinacher & Co zumindest an den nächsten beiden Tagen an den Start gehen und sich so im Ranking wieder nach oben arbeiten. * Neuer Tag, neues Glück. Der Wind weht beständiger und nicht mehr ganz so
stark, das Groß ist vollständig ausgerefft und auch mit meiner Konzentration klappt es besser. Wir erwischen einen guten, aber nicht ganz perfekten Start, können unter Land auf der Kreuz den Abstand zu den Führenden verringern und setzen uns nach einer perfekten Rundung der Luvtonne an die Spitze. So macht das Segeln mit 17 Sachen richtig Spaß. Schade, dass es nach zwölf Minuten schon wieder vorbei ist. Erster! ■
Drahtseilakt. Als Gastsegler an Bord eines Extreme 40 gilt es sich festzuhalten und bei den Manövern so wenig wie möglich im Weg zu sein
Der Vergleich mit den Teams aus dem America’s Cup wird nicht uninteressant!“ Interview. Doppelolympiasieger
Roman Hagara über den bevorstehenden Umstieg auf den foilenden GC32 und seine Vorbereitung auf die neuen Aufgaben
Yachtrevue: Bei der Extreme Sailing Series 2016 wird erstmals auf GC32 statt Extreme 40 gesegelt. Wie sieht der genaue Zeitplan für den Umstieg aus? Roman Hagara: Momentan werden die ersten Boote in Dubai gebaut. Der Start der Serie ist für März im Oman geplant. Im Februar wird es ein einwöchiges Training in Dubai geben. YR: Wie viele Boote werden neu gebaut? Und müssen diese für die Extreme Sailing Series adaptiert werden? Hagara: Es gibt derzeit eine Vorbestellung für sieben Boote. Es werden die gleichen sein wie bei der GC32 Serie. YR: Es gab ja ursprünglich den Plan ein eigenes Boot für die Serie zu bauen. Warum ist dieser fallen gelassen worden? Hagara: Diesen Plan gibt es nach wie vor. Das neue Boot soll parallel entwickelt werden. Mitte des Jahres wird man eine Entscheidung treffen.
ROMAN HAGARA Der 49-jährige Wiener und zweifache Olympiasieger nimmt seit 2010 mit Red Bull an der Extreme Sailing Series teil.
YR: Ein spezieller Aspekt der Extreme Sailing Series ist der Auftritt vor Publikum. Wird mit den foilenden GC32 das Stadion-Segeln in der bekannten Form weiterhin möglich sein? Hagara: Diese Frage lässt sich wohl erst
nach dem ersten Event beantworten. Einfach wird es sicher nicht, vor allem auf den kurzen Kursen in den Städten. YR: Wie werden Sie sich auf die neuen Herausforderungen vorbereiten? Hagara: Es wird körperlich anstrengender, aber für den Steuermann ändert sich nicht viel, man muss nur noch vorausschauender fahren. YR: Ist eine Woche Training vor dem ersten Event nicht ein bisschen mager? Reicht das um das Foilen zu erlernen? Hagara: Gefoilt sind wir auf den Flying Phantoms ja schon genug. Das macht nicht den Unterschied aus, sondern dass das Boot neu ist und sich innerhalb kürzester Zeit alles an Bord einspielen muss. YR: Weiß man schon, welche Teams an der Extreme Sailing Series 2016 teilnehmen werden? Hagara: Es sollen mindestens acht Teams sein, darunter vier bis fünf von der jetzigen Serie. Es gibt viele Anfragen von anderen Mannschaften, auch aus dem America’sCup-Lager. Ich hoffe auf einen spannenden Mix aus bestehenden und neuen Mannschaften. Der Vergleich mit den Seglern aus dem AC wird bestimmt nicht uninteressant.
R EG AT TA โ ข HOCHSEEMEISTERSCHAF TEN
Sportskanonen
FOTO: PETER BARNERT
Saisonhรถhepunkt. Auch heuer wurde vor Biograd um Medaillen gesegelt, Christian Binder verteidigte in der Einheitsklasse seinen Staatsmeister-Titel. Eine Zusammenfassung von Judith Duller-Mayrhofer
Frecher Frischling. Robert
Blecha (konzentriert am Rad seiner Salona 41) trat erstmals mit seiner eigenen Yacht bei einer ÖHM an – und holte prompt den Sieg
R EG AT TA • HOCHSEEMEISTERSCHAF TEN Feine Freunde. Christian
Binder scharte lauter Kumpel aus dem YC Breitenbrunn um sich – gemeinsam wurde die Truppe Staatsmeister in der Einheitsklasse
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FOTO: GERT SCHMIDLEITNER
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ie Hochseemeisterschaften werden von OeSV und Yachtcharter Pitter gemeinsam ausgerichtet und sind ein Nischenprodukt. Sport, nicht Geselligkeit stehen im Vordergrund. Party bis in die Puppen spielt es definitiv nicht, auch dabei sein ist nicht alles. Schließlich wird in der Einheitsklasse ein Staatsmeister ermittelt, in den offenen ORC-Klassen mit und ohne Spi geht es immerhin um den Österreichischen Meister bzw. Klassenmeister. Heuer kamen 41 Mannschaften nach Biograd, wobei vor allem die ORC-Klasse mit Spi einen deutlichen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen hatte – 16 Teams, darunter eine Reihe starker Österreicher, das kann sich sehen lassen. Am Sonntag stand ein Bojenkurs auf dem Programm. Einheitsklasse und ORC mit Spi wurden bei maximal 12 Knoten zwei Mal um den Parcours geschickt, für ORC ohne Spi ging sich aufgrund des abflauenden Windes nur eine Runde aus. Tags darauf gab es strömenden Regen, aber keinen segelbaren Wind, am Dienstag wurde bei leichtem Jugo die Navigationswettfahrt mit Zwischenziel bei Gangarol abgewickelt, die mit zwei Ergebnissen in die Wertung einfloss. Aus dem erhofften würdigen Finale am Mittwoch wurde nichts, heftige Gewitter und Regenfälle zwangen die Teilnehmer im Hafen zu bleiben. In der Klasse Bavaria Cruiser 40S kämpften die alten Matchrace-Rivalen Christian Binder und Max Trippolt um den Sieg, auch das Team vom YC Hard um Thomas Thaler mischte an der Spitze mit. Die Entscheidung brachte die Langstrecke: Binder holte die Ränge 2 und 1 und sicherte sich damit sowohl den Gesamtsieg als auch die Clubmeisterschaft für den YC Breitenbrunn, punktegleich dahinter platzierten sich die beiden Vorarlberger Teams. „Es war diesmal nicht einfach für uns“, bilanzierte Binder (siehe auch Interview), „wir hatten am Anfang keinen guten Speed und sind auch schlecht gestartet. Erst auf der Langstrecke haben wir einen guten Trimm gefunden – schön, dass es sich noch ausgegangen ist.“
Eine klare Sache war der Sieg hingegen in der Klasse ORC mit Spi. Robert Blecha (Salona 41) vom UYC Neusiedlersee musste sich nur in der ersten Wettfahrt seinem Clubkollegen Helmut Böhm (J/V 42r) geschlagen geben, danach hielt er seine Weste mit drei ersten Plätzen sauber. Für Blecha, der das Schiff erst im Juni von einem italienischen Eigner gekauft hatte, war die ÖHM die erste Regatta auf eigenem Kiel, dementsprechend glücklich zeigte er sich über das Ergebnis. „Alles hat so funktioniert, wie ich es mir erträumt habe“, freute er sich, „Schlüssel zum Erfolg war meine Crew, allen voran Taktiker Christian Bayer, mit dem ich schon lange zusammen segle und entsprechend gut eingespielt bin.“ Die herrschenden Verhältnisse hätten ihm aber in die Karten gespielt, räumte er ein, denn bei stärkerem Wind wäre seine Mannschaft aufgrund mangelnder Erfahrung mit der Salona wohl noch nicht so sattelfest gewesen. In der Klasse ORC ohne Spi durfte Andreas Pokorny über den Sieg jubeln, er setzte sich auf einer Grand Soleil 39 gegen sechs Konkurrenten durch. Lob und Tadel An nur zwei von vier Veranstaltungstagen wurde regattiert – so blieb viel Zeit um Grundsätzliches zu diskutieren. Einig war man sich, dass Wettfahrtleiter Gert Schmidleitner das Beste aus den schwierigen Windund Wetterbedingungen herausgeholt und sich die Terminverlegung weg von der Biograd Boatshow bewährt hatte. Rundum Anklang fand die morgendliche TrackingAnalyse von Christian Kargl, bei der ausgewählte Situationen taktisch nachbesprochen wurden. Gut aufbereitet, sehr interessant und lehrreich, lautete der Tenor. Wertvoller Input – bitte beibehalten. Der Vortrag über das Starten heimste ebenfalls gutes Feedback ein, war allerdings aufgrund des
eher ungünstigen Samstagabend-Termins schwach besucht. „Dieses Element sollte man anders positionieren, da ist mehr drinnen“, glaubt Roland Regnemer, Leiter des Bundesleistungszentrum in Neusiedl, der unter Skipper Gerhard Pils eine Bavaria Cruiser auf Rang fünf steuerte und zudem für den OeSV hinter den Kulissen die Strippen zog. Apropos OeSV: Dessen fehlende offizielle Präsenz wurde von vielen Teilnehmern bemängelt. Als einziges Vorstandsmitglied war Anastasia Weinberger vor Ort, hochrangige Repräsentanten oder gar Nationalteam-Mitglieder fehlten hingegen. „Die Möglichkeit sich mit der OeSV-Spitze austauschen zu können, sei es auf der Ebene der Funktionäre oder der Sportler, hat die Hochseemeisterschaft immer zu einem besonderen Ereignis gemacht“, beschreibt etwa Robert Blecha seine Enttäuschung, „ich verstehe natürlich, dass unsere Top-Seglerinnen und -Segler im vorolympischen Jahr für solche Regatten keine Zeit haben, aber umso mehr müsste sich das Präsidium einbringen.“ Kritische Stimmen gab es auch zu der Organisation rund um ORC-Belange. Nicht alle Herausforderungen konnten reibungs- bzw. fehlerlos bewältigt werden, was auch daran lag, dass zu viele Funktionen von einer Person wahrgenommen wurden. Dadurch, so eine oft geäußerte Meinung, bleibe zwangsläufig etwas auf der Strecke. Alles in allem dürfte die Bilanz aber gestimmt haben, das beweisen die zahlreichen Anmeldungen, die unmittelbar nach der Siegerehrung für das Jahr 2016 abgegeben wurden. Während die Quote bei anderen Fahrtenseglerregatten üblicherweise bei etwa 30 Prozent liegt, fixierten in Biograd mehr als die Hälfte der Teams ihre Teilnahme fürs nächste Mal. Ein schönes Kompliment – und ein Auftrag für kontinuierliche Weiterentwicklung.
CHRISTIAN BINDER Der 53-jährige Segelmacher aus Zwölfaxing, der zwei Mal an Olympischen Spielen teilnahm, fügte seiner umfangreichen Medaillensammlung eine weitere hinzu
„Besonders süßer Sieg“ Interview. Hochsee-Staatsmeister Christian Binder über den Wert der Freundschaft, die Wichtigkeit eines Putztrupps und zarte Pflänzchen, die es zu hegen gilt Yachtrevue: Sie haben zum dritten Mal die Hochseestaatsmeisterschaft gewonnen – welche Bedeutung hat dieser Titel für Sie? Christian Binder: Ganz oben am Podest zu stehen ist immer eine feine Sache. Diesmal hat es aber besonderen Spaß gemacht, weil ich mit lauter Freunden vom YC Breitenbrunn, darunter meine zwei alten Segelkumpel Franky Fellner und Werner Ebenhöh, gesegelt bin. Das wollten wir schon lange machen, jetzt hat es endlich geklappt – deshalb wird mir dieser Sieg als sehr befriedigend im Gedächtnis bleiben. YR: Es gab kritische Stimmen, dass die Einheitsklasse gar nicht so einheitlich ist sondern im Gegenteil die Boote sehr unterschiedlich performt haben. Wie sehen Sie das? Binder: Ich kann das nicht bestätigen, nach meinem Gefühl gibt es keine entscheidenden Differenzen zwischen den Yachten. Der wichtigste Aspekt ist das Unterwasserschiff, das muss man vor der Regatta unbedingt reinigen. Aber das wissen alle und das lässt sich auch organisieren. YR: Wie stellt sich für Sie die Situation in der offenen Klasse ORC mit Spi dar? Binder: Das Feld ist im Vergleich zum Vorjahr gewachsen und es gab sehr gute österreichische Teams. Das finde ich absolut erfreulich. Ich denke, diese Gruppe sollte man in Zukunft bewusst stärken, etwa indem es eine Person vor Ort gibt, die als Ansprechpartner für alle Fragen rund ums ORC zur Verfügung steht. Schließlich repräsentieren diese Seglerinnen und Segler die österreichische Hochseeszene, da wächst etwas heran, und dieses zarte Pflänzchen sollte der Verband hegen und pflegen. INTERNATIONALE ÖSTERREICHISCHE HOCHSEE-(STAATS)MEISTERSCHAFTEN
4.–7. 10. 2015, Biograd, Veranstalter OeSV und Yachtcharter Pitter, Wettfahrtleiter Gert Schmidleitner, 41 Teilnehmer, 3 Wf./4 Wertungen Staatsmeisterschaft (Einheitsklasse Bavaria Cruiser 40S, 19 Teilnehmer) Christian Binder 5 1. Thomas Thaler 7 2. Max Trippolt 7 3. Klaus Pitter 12 4. Clubmeisterschaft (Teilwertung der Einheitsklasse, 9 Teilnehmer) YC Breitenbrunn (Christian Binder) 5 1. YC Hard (Thomas Thaler) 6 2. YC Bregenz (Max Trippolt) 6 3. Meisterschaft ORC mit Spi (16 Teilnehmer) Robert Blecha, Salona 41 IBC 3 1. Helmut Böhm, J/V 42r 6 2. Peter Schicho, Solaris 44 One 9 3. Klassenmeisterschaft ORC ohne Spi (7 Teilnehmer) Andreas Pokorny, Grand Soleil 39 4 1. Kurt Polly, Oceanis 45 9 2. Wolfgang Lux, Salona 44 10 3.
K N OW H OW • U M W E LT V E R S C H M U T ZU N G
Schmutzige Zeiten
Problematisch. Die Meere werden mehr und mehr zugemüllt, einfließende Abwässer stören ihr biologisches Gleichgewicht. Was können Wassersportler tun? Eine Bestandsaufnahme von Judith Duller-Mayrhofer
FOTO: MANUEL MARINELLI
Tropenparadies? Die Malediven von ihrer Kehrseite – und wie sie Touristen kaum kennenlernen
FOTO: GREENPEACE / ALEX HOFFORD
K N OW H OW • U M W E LT V E R S C H M U T ZU N G
Allgegenwärtig. Plastik ist so gut wie unvergänglich, macht einen Großteil des Meeresmülls aus und verschmutzt auch abgelegene Strände
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eglerinnen und Segler sind stolz darauf einen in jeder zerfällt es durch die Kombination aus UV-Strahlung, Wellenschlag und Salzwasser nur in immer kleinere Teile. Und ist eine Hinsicht sauberen Sport auszuüben. Zu Recht. Es gibt so gut wie keine Dopingfälle und für den Vortrieb nut- tödliche Bedrohung für Flora und Fauna. Seevögel verwechseln zen sie die Kraft des Windes. Sie bunten Kunststoff mit Nahrung und verbewegen sich in und mit der enden daran qualvoll. Fische und MeeresNatur, lernen diese zu verstehen und mitsäuger lassen in verloren gegangenen samt ihren Herausforderungen zu lieben. … über Flüsse und Schiffsverkehr jährlich 120.000 Nylonnetzen ihr Leben, Korallenstöcke Umso schmerzhafter ist die Erkennt- Tonnen Öl ins Mittelmeer geraten? Dieser laufende und Muschelbänke ersticken unter Plasnis, dass die Meere, die dafür als schier Zufluss bewirkt eine nachhaltigere Verschmutzung tikplanen. Der Mensch kann den sichtunendliches Spielfeld dienen, alles an- als einzelne Tankerkatastrophen. baren Gefahren aus dem Weg gehen, dere als sauber sind. Alarmsignale komdoch dem unsichtbaren Unheil ent… der meiste Müll aus China, Indonesien, Vietnam, men aus allen Bereichen. Die olympikommt er nicht. Mikroplastik, also Teilschen Segelbewerbe vor Rio finden in Sri Lanka und den Philippinen stammt? Als einziges chen unter einem Millimeter Durchmesser, landet zuerst im Plankton, dem einer Kloake statt, Unrat behindert die Industrieland liegen die USA unter den Top 20. Grundnahrungsmittel vieler MeeresbeAthleten, die Belastung des Wassers … auf den Balearen 33 Müllschiffe von Anfang Mai wohner, später über die Nahrungskette durch Viren und Bakterien macht sie krank. Im vergangenen Volvo Ocean bis Ende September täglich ausfahren um Unrat aus auf unseren Tellern; die im Kunststoff enthaltenen Zusatzstoffe können das Race berichteten sämtliche Teams von dem Wasser zu fischen? ekelerregenden treibenden Müllhalden, Erbgut schädigen und Krebs auslösen. … weltweit nur 2 % der Meere als Schutzgebiete ausetwa in der Straße von Malakka. Und den Yachteigner oder Chartergast über- gewiesen sind? Zum Vergleich: In Österreich machen Patient Mittelmeer kommt ob der allgegenwärtigen Ein- Naturschutzgebiete einen Anteil von 27 % aus. Jede Menge Mikroplastik befindet sich weg-Flaschen, die ihm unterwegs entgeauch in den fünf gigantischen Müllwir… sich Mikroplastikteilchen sogar in genschwimmen oder die Strände verbeln, die sich im nördlichen und südlischmutzen, zunehmendes Unbehagen. planktonfiltrierenden Muscheln nachweisen lassen? chen Pazifik, im Nord- und Südatlantik Kennt man die Zahlen, wandelt sich sowie im Indischen Ozean gebildet ha… eine Meeresschildkröte im Wasser treibende dieses Unbehagen in Entsetzen. Sieben, ben; der größte entspricht etwa der Fläzehn, vielleicht sogar zwölf Millionen Plastiksäckchen für ihre Lieblingsspeise Qualle hält? che Zentraleuropas. Spanische WissenTonnen Müll landen pro Jahr in den schaftler sind nun einem sechsten Stru… Wissenschaftler auf Hawaii ein neues, extrem Meeren dieser Welt; Tendenz stark steidel auf der Spur und der liegt – im gend. Mindestens 270.000 Tonnen trei- hartes Konglomerat aus geschmolzenem Kunststoff, Mittelmeer. Das ist nämlich beileibe kein ben aktuell an der Wasseroberfläche, Vulkangestein, Korallenstückchen und Sandkörnern Gewässer der Seligen. Im Gegenteil: Da mehr als doppelt so viel ist abgesunken, entdeckt haben? es ein beinahe geschlossenes Becken ist, schwebt in großer Tiefe oder liegt als sammeln sich Schadstoffe und Abfall. 140 Millionen Menschen leben an seinen Küsten, 175 Millionen TouTeppich des Grauens am Meeresboden. Drei Viertel des Meeresmülls bestehen aus mehr oder weni- risten kommen pro Jahr in die Region; vor allem im Sommer und ger zerkleinertem Kunststoff. Und der verrottet extrem langsam. an die europäischen Küsten. Der Müll, der gemeinsam produPlastik ist erst nach rund 500 Jahren vollständig zersetzt, davor ziert wird, landet zu einem großen Teil in (legalen oder illegalen)
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Wussten Sie, dass …
„Wer Bordmüll trennt, hält das Meer, auf dem er segelt, sauber!“
FOTO: WWW.LIVING OCEAN.ORG
Interview. Volkswirt und Umweltexperte Markus Steiner über Recycling in Kroatien, digitale Suche von Sammelstellen und faule Ausreden
MARKUS STEINER Der leidenschaftliche Segler arbeitet als wirtschaftlicher Berater in sozialen Betrieben, kann auf rund 20.000 Seemeilen in seinem Kielwasser verweisen und hat 2010 die Gesellschaft Living Ocean mitbegründet, die Umweltthemen rund um Meeres- und Klimaschutz speziell für Segler und Motorbootfahrer aufbereitet
Yachtrevue: Warum ist es so wichtig, dass Wassersportler den Müll, der sich während eines Törns an Bord sammelt, ordnungsgemäß trennen? Markus Steiner: Während es in eutschland oder Österreich so gut wie keine Mülldeponien mehr gibt, sind sie in Kroatien immer noch weit verbreitet. Wir wissen, dass 80 % jener Plastikabfälle, die ins Meer gelangen, von diesen Deponien stammen. Es reicht also nicht, sein Mistsackerl in irgendeinen Container zu werfen, weil die Gefahr, dass der Müll trotzdem im Wasser landet, sehr hoch ist. Müll vermeiden ist das Optimum, aber wer den Bordmüll trennt und damit dem Recycling zuführt, sorgt nicht nur dafür, dass keine Wertstoffe verloren gehen, sondern leistet auch einen aktiven Beitrag für die Sauberhaltung der Meere. YR: Gibt es in Kroatien überhaupt ein funktionierendes Recycling-System? Steiner: Da ist durchaus etwas in Bewegung, denn Müll ist heutzutage ein Riesengeschäft. In der Marina Biograd erfolgt zum Beispiel die Restmüllentsorgung kostenfrei, wenn es ausreichend Trennmüll mit Kunststoff und Metall gibt. Damit sich Sammlung, Trennbetrieb und Logistik lohnen, braucht es aber entsprechende Mengen. YR: Recycling-Sammelstellen sind in Kroatien aber eher die Ausnahme als die Regel, oder?
Steiner: Es gibt 25 halbwegs gut über die Küstenlinie verteilte Marinas, wo man den Müll getrennt entsorgen kann, aber auch weitere Standorte in Buchten und Ortschaften. Finden kann man sie über den kostenlosen digitalen Reiseführer mySea, mit dem sich Living Ocean zusammengetan hat. Darin sind Recyclingplätze in Kroatien, Griechenland und Türkei aufgelistet. Man muss nur den Suchschlüssel „Müllrecycling“ aktivieren. Entdeckt man einen noch nicht registrierten Standort, kann man diesen über die App hochladen und so den anderen Usern zur Verfügung stellen. Außerdem kann man ganz einfach Umweltgefahren, zum Beispiel eine illegale Mülldeponie, melden – eine tolle Sache. YR: Und wo soll man mit dem getrennten Müll an Bord hin? Das ist ja auch eine Platzfrage. Steiner: Das mit dem Platz ist eine Ausrede. Plastik, Glas und Metall lassen sich bis zur Abgabe in der Recyclingstation in eigenen Säcken problemlos aufbewahren, etwa im Ankerkasten oder den Backskisten. Das Trennen sorgt auch dafür, dass es keine Feuchtigkeit aus leeren Dosen und Flaschen im Sack mit dem Restmüll gibt. Da gärt und stinkt nichts mehr – eine durchaus angenehme Nebenerscheinung. www.living-ocean.org
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Kämpferisch. Boyan Slat hat eine Mission
FOTO: OCEAN CLEANUP
Jäger und Sammler
Deponien. Und gerät von dort über Windverwehungen oder Auswaschungen ins Meer. Seit den 1980er Jahren werden Oberfläche und Boden des Mittelmeeres regelmäßig untersucht, weiß Markus Steiner, Volkswirt und Mitbegründer von Living Ocean, einer Umweltorganisation, die sich gezielt an Wassersportler richtet (siehe auch Interview auf Seite 35). Die aktuellen Zahlen sind beunruhigend: „Im nordwestlichen Mittelmeer liegen pro Quadratkilometer beinahe 2.000 Stück Müll am Meeresboden, außerdem ist das Wasser durch rund 250 Milliarden treibende Mikroplastikteilchen verschmutzt.“ Noch dramatischer ist die Situation an der südlichen Mittelmeerküste. In den Netzen, die die Fischer im Golf von Bejajia im Nordosten Algeriens auswerfen, finden sich bereits mehr Abfälle als Fische. Das enorme Entsorgungsproblem, das Algerien hat, greift längst nach Europa über. Nicht nur weite Teile der eigenen Küste sind mit Unrat übersät, Brandung und Wind tragen diesen auch zu den 250 Kilometer entfernten Balearen. So waren im Sommer 2015 diverse Strände Mallorcas nach länger anhaltendem Südwind innerhalb weniger Tage von Müll übersät, der Nationalpark Cabrera, ein zwölf Kilometer vor Mallorca gelegener Archipel, wurde von einer unappetitlichen Drecksbrühe heimgesucht. Der Wissenschaftler Bru-
Er ist Segler, heißt Boyan Slat und hatte bereits als Teenager eine Idee, wie man die Ozeane vom Plastikmüll säubern könnte. Er gründete Ocean Cleanup und konzipierte kilometerlange schwimmende Barrieren, die durch Gewichte an dem für sie vorgesehenen Platz bleiben. Darin sollen sich 90 % des im Wasser treibenden Plastikmülls verfangen, dieser kann dann eingesammelt und einer Wiederverwertung zugeführt werden. Das Projekt ist unter Experten heftig umstritten, dennoch gelang es dem nunmehr 21-jährigen Holländer über die erfolgreichste Crowd-Funding-Kampagne, die es im NonProfit-Bereich jemals gab, mehr als zwei Millionen Dollar zusammenzubekommen. Ein Prototyp der Barriere soll Mitte 2016 vor einer Insel zwischen Japan und Südkorea in Betrieb gehen. Im selben Jahr will Slat außerdem mit einer Flotte von 50 nebeneinander segelnden Yachten zwischen Hawaii und Los Angeles in See stechen, wobei jedes Schiff eine Art Müllfangnetz hinter sich herziehen und so Unrat aus dem Wasser fischen soll. Der Deutsche Günther Bonin setzt hingegen auf eine Art maritime Müllabfuhr: Eigens dafür entwickelte Boote unterschiedlicher Größe sollen selbständig Plastik aus den Meeren holen, es sammeln, sortieren, zerkleinern und in neue Energie umwandeln. Für die Umsetzung seiner Vision rief Bonin, der bereits mehrere Auszeichnungen erhielt, den Verein One Earth – One Ocean ins Leben, erste Pilotprojekte gab es in der Ostsee und im Nigerdelta. Nicht das Sammeln, sondern das weltweite Kartieren des Meeresmülls hat sich der Schweizer Unternehmer Marco Simeoni in den Kopf gesetzt. Der begeisterte Segler, der nach dem Verkauf seiner IT-Firma über ein kolossales Finanzpolster verfügt, erwarb einen MOD70Trimaran und startete damit im März 2015 zu einer Weltumsegelung auf den Spuren der fünf großen Müllstrudel (siehe auch Lauftext). Unter dem Namen Race for Water Odyssey will der 49-jährige Simeoni gemeinsam mit seinen Mitstreitern eine globale Analyse der Plastikverschmutzung der Weltmeere erstellen, das Budget liegt bei 2,5 Millionen Euro und wird zu 90 % von Simeoni selbst getragen. Schlagzeilen machte die Initiative zu letzt im September 2015, allerdings nicht mit einem Umweltthema: Der Trimaran war im Indischen Ozean gekentert, die Crew kam zum Glück mit dem Schrecken davon und konnte unbeschadet geborgen werden. www.theoceancleanup.com www.oneearth-oneocean.com www.raceforwater.com
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FOTO: GREENPEACE / DANIEL M OCAMPO
Initiativen. Taten statt Worte – diese Menschen kämpfen mit außergewöhnlichem Engagement gegen zugemüllte Meere
Gefangen. Seepferdchen gegen Plastikfolie – da steht der Sieger fest
no Dumonet, der 2010 das Projekt MED (=Mediterranean EnDangered) ins Leben gerufen hat, hört deshalb die Uhr ticken: „Wenn die Verschmutzung in diesem Tempo weitergeht, ist das Mittelmeer in 40 Jahren tot“, warnt er. Es stinkt zum Himmel Und wie sieht die Situation in der Adria, dem Lieblingsrevier österreichischer Wassersportler, aus? Auch hier kämpft man gegen den immer mehr werdenden Plastikmüll, aber auch gegen die Abwässer, die zum Beispiel aus dem Po-Delta ins Meer fließen. Dort wird intensiver Ackerbau betrieben und das führt zu einer massiven Überdüngung des Wassers. Die Folge: Algenpest, die sich als grausiger Schaumteppich äußert. Sinkt dieser ab, schaut das Wasser wieder glasklar aus, Einwohner und Urlauber atmen auf. In Ordnung ist deshalb aber gar nichts. „Die Algenblüten
FOTO: PROJECT MANAIA
bedecken dann den Meeresboden und unterbinden jede Sauerstoffzufuhr“, erklärt der Kärntner Manuel Marinelli, Meeresbiologe, Greenpeace-Aktivist und Gründer des Umweltprojekts Manaia, „darunter ist alles tot.“ Auch Markus Steiner kennt die Problematik: „In den Anrainerstaaten der Adria entsorgen mehr als die Hälfte der küstennahen größeren Städte 60 % ihrer Abwässer direkt ins Meer. Man ist quasi im Mittelalter steckengeblieben.“ Bemühungen in die richtige Richtung gäbe es zwar, so Steiner, sie seien aber noch nicht weit genug fortgeschritten. So wurde zwar ein Ringkanal von Split nach Trogir gebaut, die einzelnen Hafenorte sind daran aber großteils nicht flächendeckend angeschlossen. Auch viele große Marinas entlang der kroatischen Küste leiten ihre Abwässer nicht in die Kanalisation, sondern ungefiltert ins Meer. Ein eigenes Kapitel sind die Abwässer der Segler und Motorbootfahrer. Während in der Türkei seit Jahren Fäkalientanks auf Yachten Pflicht sind (mit allen Schwierigkeiten bei der Umsetzung) und deren strenge Handhabung streng überprüft wird, herrscht in Kroatien diesbezüglich Anarchie. Zwar ist seit 2014 die erneuerte EU-Sportbootrichtlinie in Kraft, die besagt, dass jedes in der EU in Verkehr gebrachte Schiff einen Fäkalientank haben muss, doch diese Vorschrift erwies sich als zahnlos. Denn eine
Getötet. Seevögel fressen unverdaulichen Kunststoff und sterben daran
Nutzung des Tanks wird nicht verlangt – und geschieht daher auch nicht. „Auf offener See sind die von einer Yacht stammenden Fäkalien nicht wirklich ein Problem“, meint Markus Steiner, „es handelt sich um überschaubare Mengen und die Regenerationsfähigkeit des Meeres ist gewaltig. Aber in einer vollbelegten, strömungsfreien Bucht schaut das anders aus. Da ist der Wasseraustausch nicht gegeben und es kann rasch zu einer Übersättigung mit Kolibakterien und Nitraten kommen. Bis das Wasser nach Benutzung der Bordtoilette wieder sauber ist, dauert es sehr lange.“ Dennoch hält Steiner die Flut an Plastikmüll für das weit drängendere Problem. „Würde man das Thema Fäkalien bzw. Abwässer mit den richtigen Infrastrukturmaßnahmen in Angriff nehmen, wäre die Angelegenheit sehr rasch gelöst. Die Kunststoffabfälle mit ihren enorm langen Zerfallszeiten werden hingegen noch unsere Kindeskinder beschäftigen.“ ■
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Am Rand
Türkei–Griechenland. Werner Meisinger machte sich ab Alaçatı auf eine Spurensuche in der Vergangenheit. Und fand auch heute gute Gründe für einen Segeltörn an der Nahtstelle von Europa und Asien
FOTO: STUART BLACK/ROBERTHARDING/CORBIS
Stadtbesuch. Pythagorio ist die kulturhistorische Metropole von Samos. Hier hat ein früher Mathematicus den Satz von a2 plus b2 ist c2 erfunden. Der Kenner griechischer Fahrtgebiete wird sogleich bemerken: Wir haben Hochsaison (Blütenzweige!) und deutlich weniger Liegeplatzprobleme als beispielsweise im Meer der Ionier
REVIER • TÜRKEI
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Zwischenstopp in Istanbul. Wer sich langsam nähert, kann sich am Bosporus auf die kommenden Genüsse einstimmen. Dieser Blick auf die Blaue Moschee wird vom Restaurant Fine Dine geboten. Coole Location und nicht so teuer, wie man meint
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ermany fly?“, fragte der Zwei-Sterne-General nach einem sorgfältigen Studium des Formulars unter besonderer Beachtung der Stempel des Hafenkapitäns und des Zolls. „Yes, Sir.“ „Germany fly!“, bellte er durch die Amtsstube, Triumph der Erkenntnis, Aufruf zur sofortigen Amtshandlung. Es war aber kein Untergebener da, der sich an die Arbeit machen konnte. So faltete der Wachhabende den Rest seines Imbisses (Tomaten, Gurke, Brot mit braunem Aufstrich) in eine Folie und verwahrte das Päckchen behutsam in seiner Aktentasche. Im Fernsehen sprach Tsiparis zu einer Menschenmenge. Die Last der Verantwortung drückte den Mann nun schwer. Unter seinem rauchgebeizten Schnauzer drang das Schnaufen eines hart arbeitenden Menschen hervor, die schwarzen Augen unter den buschigen Brauen verengten sich zu Schlitzen höchster Konzentration. Der Mann schob Laden auf und zu, untersuchte die Ablage mit den Plastikfächern nach geeigneten Papieren, öffnete einen metallenen Wandschrank und blickte lang und tief und ernst hinein. Aber Schrank und Schreibtisch gaben nicht preis, was der Beamte für seine Tat benötigte. So verschloss er den Wandschrank wieder, verließ die Amtsstube, schob seinen schweren Körper eine knarrende Treppe hoch, brüllte Fragen durch das Haus und erhielt von einer fernen gleichmütigen Frauenstimme einen Hinweis, der ihm bei der Erfüllung seiner Pflicht behilflich war. Zurück in der Stube löste der General einen Satz von drei Papieren von einem Block, gravierte Buchstabe für Buchstabe den Schiffsnamen in die Kopfzeile des obersten Papiers, bezifferte unter Punkt 3 die Größe des Schiffes mit 50 x 50 m, setzte 8,80 Euro als Gebühr ein, berechnete 16 % Steuer mit einem Olivetti-Taschenrechner aus der Zeit der Punischen Kriege und summierte Gebühr plus Steuer auf einen Gesamtbetrag von 10,60 Euro. Nachrechnen. 10,20. Nach einer letzten Überprüfung des Werkstücks legte er eine Durchschrift in den grünen Korb der Ablage, die zweite in den roten. Dann brummte er zufrieden, überreichte mir das Dokument und nahm 10,20 Euro in Empfang.
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FOTOS : WERNER MEISINGER, BABYBATT
Aussichtspunkt. Von den Bergstraßen auf Samos bieten sich hübsche Tiefblicke, wie hier auf die Stadt Samos. Sie ist wirtschaftlich wichtig und Zielpunkt aller Fähren
Ostägäisch reisen Info. Wissenswertes zum Thema WOHIN?
Nach Alaçatı Port Marina. Dort betreibt Gena Yacht & Charter eine Charterbasis. Die türkische Firma ist seit heuer Partner von Klaus Pitter, der damit seine Präsenz in der Türkei weiter ausgebaut hat. Neben den zwei eigenen Basen in Göcek und Kaş vermarktet Pitter Yachtcharter den Gena-Stützpunkt in Alaçatı, der für den oben beschriebenen Törn als Ausgangsbasis diente. Weiters im Portfolio dieser Kooperation sind die Basen in Turgutreis bei Bodrum sowie Marmaris. WOMIT?
Der einwöchige Törn wurde Anfang Juli auf einer Bavaria Cruiser 50 unternommen. Preis pro Charterwoche: € 4.200,– Info: Pitter Yachtcharter, 8230 Hartberg, RaimundObendrauf-Straße 30, Tel.: 03332/662 40, E-Mail: info@pitter-yachting.com, www.pitter-yachting.com WIE KOMMT MAN HIN?
Über den Flughafen Izmir. Direktflüge von Österreich muss man frühzeitig buchen. Plan B ist die Anreise mit Zwischenstopp in Istanbul. Auf der Strecke Istanbul – Izmir fliegt jeden Tag ein ganzes Geschwader an Maschinen verschiedenster Gesellschaften. Binnenflüge vom asiatischen Airport Gökçen sind üblicherweise billiger als solche vom AtatürkFlughafen. Achtung beim Transfer: Istanbul ist mit einem attraktiven Verkehrsaufkommen gesegnet, und der Verkehr muss über eine Brücke, wenn er den Kontinent wechseln will. Das kann wirklich lange dauern. WAS TUN?
Alte Steine besichtigen, sich in stillen Buchten verlieren, die Reize einer urwüchsigen Gastronomie auskosten, schicke Lokale frequentieren. Alles auf engem Raum. Im Revier rund Alaçatı ist die ganze Bandbreite von Einsamkeit bis zum großstädtischen Highlife – Stichwort Kuşadasi – verfügbar. WAS TREIBT UNS AN?
Überwiegend der Meltemi. Durchschnittlich nicht ganz so knackig wie in den Kykladen, aber immer noch ausreichend für kraftvollen Vortrieb.
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Oinousses
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Chios Chios Karfas Nenita Emporios
Çeşme Alaçatı
TÜRKEI Atatürk Ephesos
Grenzgang. Zwischen der Türkei und Griechenland pendelt man im Fahrtgebiet von Alaçatı hin und her. Wer mehr als eine Woche Zeit hat, kann auch Lesbos im Norden ins Visier nehmen
Marathokampos
Phournoi Pefkos
Kuşadasi
Samos Pythagorio Ikaria
Abgezählt, was den Diener seines Staates sichtlich erleichterte, weil es ihn der Last der Wechselgeldbeschaffung enthob. Saftiger Stempel aufs Permit. „Kaliméra!“ „Kaliméra.“ *
Wassersport. Das Angenehme am ostägäischen Revier ist auch klimatischer Natur. Während die Luft im Sommer mächtig heiß wird, bleibt das Meer erstaunlich kühl. Zisch!
Dergleichen kann man in Pythagorio erleben. Auch heute noch. Pythagorio ist die Stadt auf Samos, in der man einklariert, nachdem man sich in der Gegend von Kuşadasi von der türkischen Küste gelöst und griechische Gewässer erreicht hat. Es ist auch – der Name sagt es schon – die Stadt des Mathematikers und Philosophen Phytagoras. Nur noch wenig erinnert heute an den großen Mann und die bedeutendste Zeit der Insel. Ein Denkmal am Kai, eine Wasserzuleitung durch den Berg, die für ihre Zeit ein Wunderwerk der Ingenieurskunst war, heute aber als dunkles feuchtes Loch kaum beeindruckt. Wer an Altertümern interessiert ist, findet an der türkischen Küste reichlich davon. Ephesos zuallererst, herausragendes Zeugnis von griechisch-römischer Macht- und Prachtentfaltung, von Niedergang und beständiger Zerstörungslust der Geschichte an einer Nahtstelle der Kulturen. *
FOTOS: BABYBATT, WERNER MEISINGER
Die Zeiten sind freundlicher geworden. Als ich vor gut 35 Jahren erstmals in dem Revier segelte, war der Wechsel zwischen den historisch entzweiten Staaten Griechenland und Türkei noch ein prickelndes Unterfangen. Graue schnelle Schiffe fuhren Patrouille zwischen Land und Inseln oder lauerten in Buchten, um beim geringsten Frevel wider die Hoheit über eigene Meereswellen hervorzuschnellen und alle Macht und Herrlichkeit zur Schau zu stellen. Jeder von der Türkei nach Griechenland oder umgekehrt Reisende stand im Generalverdacht sinistrer Pläne, jedenfalls ließ man ihn in den Ämtern fühlen, dass ein solcher Grenzübertritt keine Bagatelle sei. Aber heute? Die jüngere Geschichte und wohl auch die Ereignisse in Syrien und dem Irak haben Griechenland und die Türkei einander näher gebracht und die Prioritäten im Dienst an der Grenze verschoben. Man hat heute anderes zu tun, als Bootstouristen umständlichen Amtsbehandlungen zu unterwerfen. Germany fly ist den Beamten genauso Recht wie jede andere Flagge, solange das Boot unterhalb der Flagge an der Wasseroberfläche bleibt und die Passagiere Dokumente haben. Der heurige Sommer, in dem ich in diesem Revier unterwegs war, war der Sommer vor der großen Flut. Noch dominierten die Milliarden für die Rettung der griechischen Wirtschaft die Debatten. Der Millionenexodus aus dem Land der selbsternannten Kalifen und verlorenen Hoffnungen auf ein Leben nach dem Tod des Rechtsstaats war in den Nachrichten noch kaum präsent. Auf den
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WIND & WETTER MICHAEL BURGSTALLER
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interregenklima der Westseiten – eine Bezeichnung, die man selten hört. Heiße, trockene Sommer und kühlere, regenreiche Winter sind typisch dafür und kennzeichnen oft Übergangszonen zwischen mediterranen Klimaten und einem Kontinentalklima. Die Inseln in der östlichen Ägäis rund um Samos, Chios und Ikaria bilden zum türkischen Festland hin ein gutes Beispiel dafür. Doch was kann man sich unter Winterregenklima der Westseiten genau vorstellen? Wer es heiß und trocken liebt, wird seinen Törn in der Ostägäis in den Monaten zwischen Mitte Mai und Mitte Oktober buchen. Die Temperaturen liegen konstant um oder über 30 Grad, die Anzahl der Tage mit Niederschlag ist sehr gering. Der Wind kommt – abhängig von den Beeinflussungen durch die Inseln – vorwiegend aus Nordwest bis Nordost, die Stärke des Meltemis ist aber deutlich unter jener in der Zentralägäis und erreicht im Schnitt zwischen 3 und 4 Beaufort. Allerdings ist die Gegend rund um Alaçatı ein bekanntes Starkwindgebiet (4 bis 7 Beaufort) und daher bei Kitern und Windsurfern besonders beliebt. Der Wind aus Nord setzt meist um die Mittagszeit ein und bläst konstant bis in die Abendstunden. Im Frühjahr und Herbst ist hingegen Südwind vorherrschend. Die Wassertemperaturen liegen zwischen 23 und 26 Grad Celsius. Ab Mitte Oktober beginnt die kühle und feuchte Jahreszeit. Abendlicher oder morgendlicher Tau ist ein untrügliches Anzeichen dafür, dass der trockene Meltemi aus dem Landesinneren schwächer wird. Das Quecksilber fällt rasch auf einstellige Werte, kräftige Regenschauer ziehen von der türkischen Küste über die Inseln und bringen reichlich Regen, in mittleren Höhen um 800 Meter auch gelegentlich Schnee. Dabei gibt es lokale Schwankungen in den durchschnittlichen Niederschlagsmengen von 10 bis 30 Prozent, da die höheren Berge auf den Inseln die Niederschlagsmengen sehr stark beeinflussen. In den Wintermonaten können eklatante Temperaturunterschiede zwischen dem relativ warmen Wasser von Ägäis und Mittelmeer sowie den eisigkalten Landmassen zu Stürmen in Orkanstärke führen. Dies passiert allerdings eher selten. Zumeist ist es in den Buchten frostfrei und das Wasser ruhig und flach. Dies wussten auch die Piraten zu schätzen, die dort im 17. und 18. Jahrhundert vor Anker lagen. MICHAEL BURGSTALLER Der 34-jährige Gmundner ist begeisterter Fahrten- und RegattaSegler, hat in Innsbruck Meteorologie und Geophysik studiert und sich mit einem Ingenieursbüro für Meteorologie und Energiewirtschaft selbstständig gemacht. Er ist zweifacher oberösterreichischer Landesmeister (Yardstick), RPC-Sieger 2014, zweifacher Kornati-Cup-Sieger in der Klasse Cruiser 45 und hat an Rolex Middle Sea Race und Fastnet teilgenommen. Er hält Seminare zum Thema Segelwetter und Wetterprognosen für Regatten.
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Trinkkultur. Am Markt in Alaçatı finden sich beste Rastplätze, aber auch unzählige kulinarische Souvenirs
griechischen Inseln war das Thema aber schon real. Soweit man es als flüchtiger Gast auf Samos, Chios und Lesbos beobachten konnte, gingen die Griechen sehr anständig damit um. Mit ihren ganz geringen Mitteln, und nicht mit einem Thema, sondern mit den Menschen, die an ihre Küsten angetrieben wurden. * Als ich vor 35 Jahren erstmals in der Gegend segelte, war die Türkei noch Lichtjahre von Europa entfernt. Wer sich damals über Italien, Jugoslawien und den Plattensee hinauswagte, konnte in der Türkei eine völlig andere Lebensart als die unsere kennenlernen. Bei uns, im Fortschrittsland, fuhr man Opel Manta und diskutierte über Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. In den türkischen Dörfern waren noch Pferde- und Eselfuhrwerke unterwegs. Die Männer spielten die meiste Zeit des Tages Domino und Backgammon, bei vollem Lohnausgleich. Schlechter als bei uns war das nicht, eher fortschrittlich (und über den Opel Manta hat die Geschichte ja längst ein rechtskräftiges Urteil gesprochen). Wir segelten damals im Golf von Kos in einem touristischen Brachland. Manche Wirtshäuser erkannte man nur daran, dass ein oder zwei Tische davor standen. Kein Schild und schon gar keine Bierreklame. Wo ein Wirt den Wert der Werbung schon begriffen hatte, war auf Holzbrettern aufgemalt, was das Haus zu bieten hatte: Chikhen, Lamp, Fish. Bestellte man Chikhen, gab es Krawall im Hühnergehege. Etwa drei Stunden später wurde das optimal frische Geflügel zu Tisch gebracht. Zäh wie irgendwas, weil es zuvor ein sportliches, langes Leben hatte. Dorthin müssen wir erst wieder kommen. Wir segelten dann auch zu vorgelagerten Inseln. Dort war es ähnlich. Plus Tsatsiki. * Als ich letztens auf Samos war, fand ich die bezaubernd ursprüngliche Küche fast noch so vor wie damals. Nicht vorne in der ersten Reihe mit Blick aufs Meer oder auf das Hafenbecken, man muss in die hinteren Gassen oder hinein ins Land. Über kurvige aussichtsreiche Straßen führen die Wege auf Samos hoch und höher in die Berge, das Massiv hebt sich ja mehr als tausend Meter aus dem Meer, allein die Fahrt ist ein Erlebnis. Wer dann die richtigen Tipps hat oder den gewissen Riecher für Orte kulinarischer Kraft, wird eine Taverne finden, vor der nur ein paar Tische stehen und die Tischdecken aus Plastik sind, in besseren Häusern aus Papier, wie in den alten Tagen. Ja, klar, es gibt heute auch dort Speisekarten, meistens sogar in mehreren Sprachen. Aber der Wein ist wie ehedem urwüchsig und leicht
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und kalt und kommt wahrscheinlich aus einer Weinfabrik am anderen Ende des Staates Griechenland. Das wollen wir nicht wissen, denn die Herkunft mindert nicht. So und nur so muss der Wein dort sein. Die fortschreitende Kultivierung vermehrt den Wissensschatz. Auch jenen der griechischen Gastronomen. Auf Samos, wahrscheinlich auch auf allen anderen Inseln, wer könnte das schon überprüfen, gibt es viele, die sich wieder hinter der Slow-Food-Idee formieren oder auch niemals davon abgekommen sind, weil sie nie erfahren haben, dass es auch andere Ideen gibt. So kann man sich dort an Gemüsegerichten mit Zutaten aus dem Wirtshausgarten erfreuen, und statt dem Fisch aus sogenanntem Wildfang gibt es Geschmortes von Schwein oder Ziege. * Heute ist uns die Türkei viel näher. Jedenfalls die Lebensart der Küstenbewohner. Wo sich aus der Moderne Wohlstand ziehen lässt, sind die Menschen weltoffen. Erdoğans Koketterie mit dem Mittelalter und der Kurdenkonflikt? Themen der Peripherie, die weit hinten im Festland liegt. Der Blick richtet sich nach Westen. Eine Segelreise von und nach Alaçatı zeigt es eindrucksvoll. Alaçatı Port Marina ist ein topmodernes Ressort mit allen Annehmlichkeiten. Die Sportbootanlage mit schicken Ferienhäusern sitzt im Gelände wie eine Raumkolonie auf dem Mars. Rundum liegen heiße Hügel mit karger Vegetation, noch Niemandsland der Immobilienentwicklung. In einem flachen Flüsschen, das frisches Wasser in die weite Bucht führt, waschen Frauen Wäsche, im Brackwasser sammeln Kinder Muscheln, an den Ufern grasen magere Pferde. Wer sich den Transfer von Izmir in die Marina vom Vercharterer organisieren lässt, wird von einem Raumschiff transportiert, beinfrei, klimatisiert. Die Häuser im Marina-Resort kriegst du nicht unter einer halben Million, weiß der Taxifahrer. Euro. Und die Immobilienpreise steigen, im Gegensatz zu Bad Gastein. Das hat natürlich mit der Lage zu tun. Leichte Erreichbarkeit und doch weit genug weg von den Hot Spots, an denen auch in der Türkei die Preise längst schon an der Decke kleben. Gute Wassersportbedingungen gibt es auch. Der Wind bläst über die Bucht mit herausragender Regelmäßigkeit, deshalb fliegen Surfer und Kiter den ganzen Tag über das flache Wasser. Wohin sie nach den Flugübungen verschwinden, ist nicht erkennbar. Alaçatı Port Marina liegt ja auf der ruhigen Seite der touristisch 1A erschlossenen Halbinsel, die der Golf von Izmir stehen lässt. Die Strände befinden sich mehrheitlich im Norden, also auch die Hotelanlagen. Man könnte denken, da wäre etwas aufgepfropft, hungriger Kapitalismus auf eine Unterlage billiger Landschaftsressource und verkehrsgünstiger Lage. Ein Besuch in der Stadt Alaçatı widerlegt die Verdächtigung. Die Stadt hat genug Kraft und Vitalität, um sich trotz
Genussmittel. Ephesos ist steinreich und arm an Schatten, in Dalyanköy gibt es etwa hundert Restaurants. Das Smartphone ist auch hier hilfreicher Begleiter
vieler Gäste Authentizität zu bewahren. Zehntausend Betten auf zehntausend Bewohner, wir kennen ungünstigere Verhältnisse aus dem Zillertal. Alaçatı bildet den Dreh und Angelpunkt eines kerngesunden Tourismus auf dem Humus entspannter Lebensart. Die krumme Hauptstraße der Altstadt ist gesäumt mit freundlichen Kneipen, in denen der Gast für gutes Geld noch viel bessere Bewirtung kriegt. Dazwischen stecken feine Restaurants – ein paar Schritte durchs Teak- und Seidenambiente, schon befindet sich der Besucher in einer Wunderwelt orientalischer Gastlichkeit, komfortabel aufgeladen mit dem Knowhow internationaler Tourismuskonzerne. Mojitos und Caipirinhas in zwölf Variationen. Das gibt es auch auf der Coppa Kagrana
und im Stonski Kanal, in Pula und Porto Cervo sowieso. Hier aber wird gleich neben der Luxusschaukel unter wedelnden Palmen Markt abgehalten, mit hunderten Ständen und aberhunderten Gemüse- und Gewürzspezialitäten. Die Fische der Nacht werden am Morgen auf einen großen Steintisch ausgelegt und in Lots versteigert, täglich. Pralles Leben. Dagegen herrscht am Wiener Naschmarkt Friedhofsruhe. Alaçatı ist ein hervorragender Ausgangspunkt für Segelreisen an der Naht zwischen der Türkei und einigen der reizvollsten Ägäis-Inseln Griechenlands. Wer sich auf Land und Leute einlässt, kann in der Gegend viel Geschichte spüren. Geschichte, die mit Politik rein gar nichts zu schaffen hat und nur in den Menschen lebt, die mit ihrem ■ Land und mit dem Meer unlösbar verwachsen sind.
FOTO: LINA FESSLER
KNOWHOW • ERSTE HILFE AUF SEE
Rettungsanker Erste Hilfe. Die richtige Erstversorgung kann zwischen Leben und Tod entscheiden. Eine Anleitung für das Verhalten bei Notfällen auf See, zusammengestellt von Verena Diethelm
Rettungskette
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ie gute Nachricht zuerst. Medizinische Notfälle an klärt Ferstl, der als BundesheerArzt auf die medizinische Versor gung in abgelegenen Gebieten spezialisiert ist. Viele AdriaSegler Bord sind selten. Es gibt zahlreiche Sportarten, die weit verletzungsanfäl unterlägen dem Trugschluss, dass liger sind als Segeln. ihnen bei einem medizinischen Fußball zum Beispiel, Notfall ein Rettungshubschrauber aber auch Mountainbiken oder Ski zur Hilfe kommen würde. Tatsäch 1. Absichern fahren. Nun zur schlechten Nach lich sind aber an der kroatischen Ruhe bewahren, Überblick verschaffen, richt. Während bei einem Unfall auf Küste bis dato überhaupt keine Unfallstelle absichern. Eigenschutz! der Piste ärztliche Hilfe meist in Rettungshubschrauber im Einsatz. 2. Notruf nerhalb von 15 Minuten eintrifft, Immerhin hat das kroatische Ge können auf See Stunden, wenn sundheitsministerium im August 3. Erste Hilfe 2015 ein Pilotprojekt mit zwei Hub nicht gar Tage vergehen, bis ein z. B. Blutstillung, stabile Seitenlage, Basismaßnahmen etc. professioneller Retter an Bord kom schraubern in der KvarnerRegion 4. Rettungsdienst bzw. Transport men bzw. der nächste Hafen an und Split gestartet, die einen Radius Entsendung eines Sanitäters und/oder Arztes von 20 Minuten Flugzeit abdecken gelaufen werden kann. Wetter, 5. Weitere Versorgung können. Ob aus dem Pilotprojekt Seegang, begrenzter Raum und Ärztliche Behandlung im Krankenhaus eine ständige Einrichtung wird, limitierte Ressourcen erschweren steht noch in den Sternen. zudem die Erstversorgung von ver unfallten oder erkrankten Personen. Folglich kommt dem Ersthelfer „Erste Hilfe am Schiff, eventuell noch auf See eine weit größere Bedeu unter Eigengefährdung und bei tung als an Land zu. Mit der dem entsprechenden Ausbildung (siehe schlechtem Wetter, ist wie das Ein 1. Absichern Kasten auf Seite 50) kann auch drehen einer Schraube auf der ISS“, Ruhe bewahren, Überblick verschaffen, Unfallstelle absichern. einem medizinischen Laien das beschreibt es Holger Ferstl, Präsi Eigenschutz! Crew alarmieren, evtl. Kurswechsel Rüstzeug vermittelt werden, das dent der Österreichischen Gesell 2. Notruf & falls verfügbar funkärztliche Beratung er benötigt um die Zeitspanne schaft für Maritime Medizin und Radio Medical Service , medizinische Assistance bis zum Eintreffen professioneller Sicherheit zur See (ÖGMMSS). Wer 3. Erste Hilfe Helfer zu überbrücken. schon mal versucht hat, jemanden z. B. Blutstillung, stabile Seitenlage, Basismaßnahmen etc. Im Folgenden wird exemp in einem engen Cockpit in die 4. falls verfügbar Rettungsdienst bzw. Transport larisch auf Notfälle unterschiedli stabile Seitenlage zu bringen, weiß, SAR, Entsendung eines Sanitäters und/oder Arztes cher Schweregrade, wie sie an Bord wovon er spricht … Dazu kommt, dass aus notfallme einer Segelyacht typisch sind, ein 5. Weitere Versorgung dizinischer Sicht selbst die Küsten gegangen. Dabei liegt der Fokus auf Teile der weiteren Erstversorgung müssen häufig von Laien an der medizinischen Erstversorgung gebiete im Mittelmeer als „remote Bord durchgeführt werden. Mit verzögertem Abtransport von area“ gelten. Darunter versteht man des Patienten. Die ersten zwei Stunden bis Tagen ist je nach Fahrtenbereich zu rechnen. abgelegene Gebiete, in denen auf Glieder der Rettungskette, das Absichern der Unfallstelle und das ein rasches Funktionieren der Ret tungskette kein Verlass ist. „Remote area beginnt nicht erst in den Absetzen eines Notrufes, sind selbstverständlich ebenso wichtig, Kornaten, sondern bereits mit dem Auslaufen aus der Marina“, er werden in diesem Artikel aber nicht behandelt.
An Land
Auf See
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KNOWHOW • ERSTE HILFE AUF SEE
VORGEHEN BEI MEDIZINISCHEN NOTFÄLLEN AN BORD Lagebeurteilung (Gefahrenzone verlassen) Manöver auf See (falls erforderlich)
Zustand der Verletzten (Einschätzung nach dem sABCDE-Schema)
-Segel bergen/reffen - Beidrehen - Ankern - etc.
s = schwere Blutung stillen A = AIRWAY: Atemwege freimachen B = BREATHING: Beatmung falls erforderlich C = CIRCULATION: Kreislauf stabilisieren (Herzmassage : Beatmung = 30:2) D = DEFIBRILATOR/DISABILITY: Neurologie (Wirbelsäule /Lähmungen/Knochenbrüche) überprüfen E = EXPOSURE: Erwärmung ( Patient muss trocken, gewärmt und windgeschützt sein)
(Funk-)ärztliche Beratung Medico-Gespräch, medizinische Assistance
Sofortbehandlung - Blutstillung - Wundversorgung - Einrichten und Schienen von Frakturen - Schmerzbehandlung weitere Behandlung
MANN ÜBER BORD Michael ist bei einem Manöver über Bord gegangen und kann nach einer halben Stunde im 20 Grad kalten Wasser bei vollem Bewusstsein geborgen werden. Was tun? Erste Hilfe: Nach erfolgter waagrechter Bergung mit Hilfe eines Bergenetzes sollte der Geborgene behandelt werden wie ein Wirbelsäulenverletzter und nicht bewegt werden. Beim vertikalen Herausziehen kann es durch Versacken des Blutes zum so genannten Bergetod kommen. Nasse Kleidung wechseln (herunterschneiden). Den Verunfallten vor weiterer Auskühlung schützen, evtl. in Silberdecke einwickeln und warme Luft inhalieren lassen. Ein warmes Bad ist nur anzuraten, wenn die Körpertemperatur über 35 Grad liegt. Liegt sie darunter, wird das kalte Blut durch das Aufgehen der Gefäße so schnell verteilt, dass es möglicherweise zu einer Abkühlung des Körperkerns auf unter 28 bis 30 Grad kommt – und das kann zu Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall zum Herzstillstand führen. Hat der Patient Gischt oder Wasser eingeatmet, können auch fünf bis sechs Stunden nach dem Unfall Komplikationen (Lungenödem) auftreten. Bereits durch die Aufnahme von 0,25 bis 0,5 Liter Wasser in der Lunge droht eine lebensgefährliche Lungenschädigung. Dem Patienten daher Sauerstoff verabreichen und so schnell wie möglich in ein Krankenhaus bringen.
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FISCHVERGIFTUNG (Ciguatera ) Die Freude bei Fritz und Franziska ist groß, als an der Schleppangel ein großer Seebarsch zappelt. Es ist der erste Fisch, den sie auf ihrem Törn durch die kubanische Inselwelt gefangen haben. Nach einem üppigen Fisch-Festmahl wachen beide mitten in der Nacht auf, weil sie Gliederschmerzen, Hautausschläge und Brechreiz quälen. Sie sind orientierungslos und bemerken ein seltsames Taubheitsgefühl rund um den Mund. Noch seltsamer: Hitze empfinden sie als Kälte, Kälte als Hitze. Was tun? Erste Hilfe: Sofort Erbrechen hervorrufen, vor allem in Gebieten ohne medizinische Versorgung. Achtung: Der Patient muss bei klarem Bewusstsein sein, sonst besteht die Gefahr, dass er Erbrochenes einatmet. Verabreichen von 50 bis 100 g Aktivkohle in 70-prozentiger Sorbitollösung. Viel Flüssigkeit, aber auf gar keinen Fall Alkohol trinken; Letzterer kann die Übelkeit verstärken. Wenn möglich unter funkärztlicher Anleitung eine Magenspülung durchführen. Vorbeugung: Zwischen dem 35. Breitengrad Nord und Süd sollten keine Raubfische in der Nähe von Riffen verzehrt werden. Es gibt mehr als 400 Fischarten, darunter Seebarsche, Snapper, Grouper, Barrakuda, Muränen, Papageienfische, Doktorfische, Drückerfische und Pfeilfische, die das Gift Ciguatoxin speichern.
Notruf - an alle Funkstationen - MRCC (Maritime Rescue Coordination Centre) Evakuierung - Hafen anlaufen - Übergabe an Rettungsboot
- Hubschrauber - sonstige Fahrzeuge ( z. B. Küstenwache)
QUALLENVERNESSELUNG Während des Badestopps wird Quentin von einer Qualle am Arm gestreift. Die Haut ist gerötet, bildet Quaddeln und schmerzt. Was tun? Erste Hilfe: Der Ersthelfer sollte zum Eigenschutz (Wegwerf-)Handschuhe anziehen. Noch vorhandene Tentakel vorsichtig mit der Pinzette entfernen. Danach die betroffene Stelle mit Salzwasser spülen. Achtung: Auf keinen Fall mit Süßwasser spülen, da die Nesseln bei Kontakt mit Süßwasser platzen können und damit alles noch verschlimmert wird. Danach mit moderater Hyperthermie behandeln und den verletzten Arm 15 bis 60 Minuten lang in ein 40 bis 45 Grad warmes Wasserbad legen. Abschließend mit einem antiallergischen Gel (Antihistaminikum), Lidocain-Salbe und in weiterer Folge mit Cortison-Creme versorgen. Der oft gehörte Ratschlag auf den Quallenstich zu pinkeln, ist unter Medizinern umstritten, da nicht erwiesen ist, dass Urin bei allen Nesselgiften hilft. Gleiches gilt für Essigwasser: Es ist bei vielen, aber nicht allen Quallen hilfreich. Die Abfolge Salzwasser – Antihistaminikum – Cortison ist hingegen fast immer richtig. Es empfiehlt sich weiters den Verletzten in Schocklagerung zu bringen. Dabei werden die Beine des Patienten durch Hochhalten oder Unterlegen rund 20 bis 30 Grad höher gelagert als der restliche Körper, damit das in den Beinen befindliche Blut (ca. 0,7 Liter) dem zentralen Kreislauf, also den lebenswichtigen Organen Gehirn, Herz, Niere, Leber, Lunge zur Verfügung gestellt wird.
„Erste Hilfe am Schiff, eventuell noch unter Eigengefährdung und bei schlechtem Wetter, ist wie das Eindrehen einer Schraube auf der ISS.“ Holger Ferstl, 40, ist Arzt für Allgemeinmedizin, TCM (traditionelle chinesische Medizin) sowie Notarzt und Taucharzt. Der begeisterte Segler legte mehr als 10.000 Seemeilen offshore zurück, vor allem auf VO60-Racern (Assa Abloy, TokioII, Cuba Libre etc.). 2012 gründete Ferstl, der auch als Arzt des Bundesheeres im Einsatz ist, die Österreichische Gesellschaft für Maritime Medizin und Sicherheit zur See. Einem breiteren Publikum ist Ferstl aus der Fernsehsendung „Mein Hausarzt“ auf ATV bekannt.
KOPFVERLETZUNG Karin ist gerade auf Freiwache in ihrer Koje, als sie eine scharfe Kursänderung wahrnimmt und einen lauten Kracher hört. Als sie an Deck kommt, findet sie ihren Mann im Cockpit liegend vor. Was tun? Erste Hilfe: Der Notfallcheck ergibt, dass der Verunfallte zwar atmet, aber bewusstlos ist. Der Erkrankte muss von der Rücken- in die stabile Seitenlage gedreht werden. Dazu wird jener Arm, der zum Ersthelfer zeigt, im rechten Winkel weg vom Körper des Patienten gelegt. Danach wird das gegenüberliegende Knie hochgezogen und das Handgelenk des anderen Arms daraufgelegt. Den Bewusstlosen zu sich drehen. Kopf vorsichtig überstrecken und Mund öffnen, damit Blut, Speichel oder Erbrochenes abrinnen können. Beobachtung unbedingt notwendig. Bewusstsein, Atmung und Puls müssen ständig kontrolliert werden. Dauert die Bewusstlosigkeit weniger als fünf Minuten ist von einer Gehirnerschütterung mit meist guter Prognose auszugehen; häufig folgt Übelkeit. Ständige Beobachtung notwendig. Ist der Verunfallte länger bewusstlos, kann das auf eine Gehirnprellung oder sogar Gehirnquetschung hinweisen. Ungleich weite Pupillen erhärten den Verdacht auf eine Gehirnverletzung und eine innere Blutung, die den Druck im Gehirn erhöht. Tritt Blut aus Nase oder Ohr aus bzw. bildet sich ein blauer Fleck um ein oder beide Augen, liegt der Verdacht auf ein schweres Schädel-Hirn-Trauma nahe. In diesem Fall muss der Verletzte so rasch wie möglich abgeborgen werden. Eine größere Hirnblutung kann zu Atemstillstand führen, was ein Abbergen extrem erschwert. Als Karin an Deck kommt, findet sie ihren Mann im Cockpit liegend. Auf seiner Stirn klafft eine stark blutende Wunde und er schreit vor Schmerz. Was tun? Erste Hilfe: Nach erfolgreicher Überprüfung der Vitalfunktionen muss zunächst die stark blutende Kopfwunde versorgt werden und die Blutung mit einem Druckverband (sterile Verbandskompresse) gestillt werden. Der Patient sollte bequem, aber aufrecht gelagert werden. Rissquetschwunden sind meist stark infektionsgefährdet und sollten von einem Arzt behandelt werden. Als Ersthelfer sollte man die Wunde reinigen, desinfizieren und mit Kompressen und Fixierbinden versorgen. Bewusstseinszustand (Pupillen) und Vitalparameter sind regelmäßig zu überprüfen. Bei Bewusstseinseintrübung oder Pupillendifferenzen sollte der Patient so schnell wie möglich abgeborgen werden (siehe oben).
FOTO: VERENA DIETHELM
Ausgebildet. Die Kontrolle der Vital-Zeichen gehört zu jedem Erste-Hilfe-Kurs
Erste-Hilfe-Kurse Vorschriften und Inhalte von medizinischen Ausbildungen für die See Die Absolvierung eines 16-stündigen Erste-Hilfe-Kurses ist für die Ausstellung des ICC (International Certificate of Competence) vorgeschrieben. Dabei ist es unerheblich, wie lange der Erste-Hilfe-Kurs zurückliegt. Die für die Ausstellung des ICC zuständige Via Donau akzeptiert u.a. Bescheinigungen des Roten Kreuzes und des Arbeiter Samariterbundes. In diesen Kursen lernt man das richtige Verhalten bei Verkehrsunfällen, wo die Rettung in der Regel innerhalb von 15 Minuten am Unfallort eintrifft. Natürlich ist so ein Kurs besser als gar kein Erste-Hilfe-Kurs, dennoch empfiehlt es sich für Segler eine speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Ausbildung zu absolvieren. Die ÖGMMSS bietet Skipper Medic Kurse für den Fahrtenbereich 2 (küstennahe Fahrt) sowie den Fahrtenbereich 4 (weltweit) an. Termine und nähere Informationen unter www.maritime-medizin.at Empfohlene Inhalte eines Kurses in erweiterter erster Hilfe nach ÖGMMSS (angelehnt an die aktuellen ISAF Offshore Regulations, mit schriftlicher Prüfung):
Skipper Medic Fahrtbereich 2 1. Charakteristik und Umfeld maritimer Medizin 2. Reanimation (Intermediate Life Support) 3. Erweiterte Patientenversorgung (Secondary Assessment) 4. Maritime Krisenintervention/Verhalten in Extremsituationen 5. Trauma 6. Akute Erkrankungen 7. Medikits: Empfehlung und Verwendung von Hardware und Medikamenten 8. SAR – Maritime Such- und Rettungsverfahren Schwerpunkt Medizin 9. Seekrankheit 10. Praktische Übungen Advanced Skipper Medic (Notkompetenzen) Fahrtbereich 4 Theorietest über alle Inhalte des Skipper Medic Kurses als Einstieg • Wiederholung der Reanimation am Phantom – Rapid-sABCDE • Medikit Kategorie 4: Anwendung von Hardware und Medikamenten Praktische Übungen • Hygienemaßnahmen: Steriles Arbeiten in schwierigem Umfeld • Invasive Techniken (Vorbereiten und Setzen von Injektionen und Infusionen mittels Spritzenkanüle und liegendem Venenzugang) • Wundversorgung: korrektes chirurgisches Versorgen von einfachen Wunden (Nähen) • Blutabnahme aus der Vene Zu einem sinnvollen Gesamtpaket im Notfall gehören immer: Kurs: Eine gute Ausbildung, ausgerichtet auf die zu erwartenden Notfälle Medikit: Das richtige Werkzeug, auf dem man auch ausgebildet wurde Assistenz: Die richtige Hilfe von außen (medizinische Unterstützung mit maritimer Expertise): In abgelegenen Gebieten kann es erforderlich sein, Aktionen am Patienten zu setzen, die im klinischen Umfeld nicht durchgeführt werden. Der beratende Arzt muss sich der Situation bewusst sein und über eine entsprechende Ausbildung in Remote Area Medicine verfügen.
HERZINFARKT Beim gemeinsamen Familientörn in Kroatien klagt Onkel Hans plötzlich über ein starkes Druckgefühl in der Brust sowie Atemnot. „Es fühlt sich an, als ob ein Elefant auf mir sitzen würde“, presst er hervor. Was tun? Erste Hilfe: Da der Verdacht auf einen Herzinfarkt besteht, sollte der Patient mit erhöhtem Oberkörper gelagert werden. Enge Kleidungsstücke wie Gürtel oder Hemdkragen sollten gelockert werden. Beruhigend auf den Patienten einwirken und dafür sorgen, dass ausreichend Frischluft vorhanden ist. Wenn vorhanden, einen Defibrillator bereitstellen. Zur Erweiterung der Herzkrankgefäße können hohe Dosen Aspirin oder Nitro-Spray verabreicht werden (nur nach entsprechender Ausbildung). Der Patient muss innerhalb von sechs Stunden in ein Krankenhaus gebracht werden, damit gefäßerweiternde Maßnahmen ergriffen werden können. Schmerzmittel sind wegen der Symptome ebenfalls sinnvoll. Acetylsalicylsäurehältige Präparate punkten durch ihre zusätzliche blutverdünnende Wirkung. Auf Schiffen gilt als oberstes Gebot die absolute Ruhigstellung des Patienten bis ein Abtransport möglich ist. Das geschädigte Herz darf nicht weiter belastet werden. In einem guten Medikit sollten Blutschnelltests enthalten sein, die eine Unterscheidung zwischen einem gefährlichen Herzinfarkt und harmloseren Beschwerden mit gleicher Symptomatik ermöglichen. Onkel Hans sackt plötzlich in sich zusammen. Eine Überprüfung (hören, sehen, fühlen) ergibt, dass er nicht mehr atmet. Was tun? Erste Hilfe: Bei einem Kreislaufstillstand ist rasches Handeln wichtig! Den Patienten auf eine harte Unterlage legen und mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, also Herzdruckmassage und Atemspende, beginnen. 30 Mal Herzdruckmassage zum Takt von Radetzkymarsch oder Staying Alive (100 mal pro Minute). Der Druckpunkt sollte 3 bis 4 Zentimeter oberhalb des Brustendbeines liegen, dort wo sich die Rippen treffen. Eine Hand flach drauf legen, den Ballen der zweiten Hand darüber. Beim Eindrücken des Brustkorbes (mit gestreckten Armen) etwa vier Zentimeter tief eindrücken. Nach 30 Stößen zwei Mal beatmen: Kopf überstrecken und entweder Mund-zu-Mund (Nase zuhalten) oder Mundzu-Nase beatmen. Nach jeweils fünf Zyklen (ungefähr alle zwei Minuten) sollte der Ersthelfer abgelöst werden. Solange weitermachen, bis der Defibrillator angeschlossen ist, die Atmung wieder einsetzt, Hilfe eintrifft oder ein Krankenhaus erreicht ist. Nach 45 Minuten CPR (cardiopulmonale Reanimation) ist eine erfolgreiche Reanimation mit den gegebenen Mitteln unwahrscheinlich. Bei Unterkühlung z. B. nach MOB ist die Reanimation während des Aufwärmens des Patienten weiterzuführen (unter 30 Grad Kerntemperatur kann es zum Herzstillstand kommen). Tot ist nur, wer warm und tot ist!
KNOWHOW • ERSTE HILFE AUF SEE
SCHÜRFWUNDE
FOTO: LINA FESSLER
Bei einer Regatta über den Atlantik rutscht Birgit, die Bugfrau, am Vorschiff aus und schürft sich den Unterschenkel oberflächlich an einer Schot auf. Was tun?
Aufgeschürft. Was an Land harmlos ist, kann auf See bedrohlich werden
Erste Hilfe: Die Wunde muss von Fremdkörpern gesäubert und steril abgedeckt werden. Da ein Kontakt mit Salzwasser nicht ausgeschlossen werden kann, sollte dem Patienten ein Antibiotikum verabreicht werden. Salzwasser ist entgegen einer weit verbreitenden Annahme nicht reinigend, sondern meistens kontaminiert und damit äußerst infektiös. Gerade in abgelegenen Gegenden muss daher alles unternommen werden, damit die Wunde nicht septisch wird. Achtung: Zuerst sicherstellen, dass keine Allergien gegen das Medikament vorliegen. Das Antibiotikum muss mindestens sieben Tage verabreicht werden, auch wenn der Patient schon früher beschwerdefrei ist. Kommen die Bakterien zurück, kann die Erkrankung besonders schwer verlaufen und lässt sich unter Umständen nicht mehr unter Kontrolle bekommen.
Buchtipp: Medizin auf See, Meinhard Kohfahl, 3. Auflage, Delius Klasing Umfassendes Standardwerk für Erste Hilfe auf See, auch für medizinische Laien leicht verständlich. Viele anschauliche Grafiken und Bilder, dank farbigem Leitsystem sehr übersichtlich 508 Seiten, € 51,30
FAHRBERICHT
NEWS
TEST
682 MOTORBOOTE
von Roland Duller
PEDRAZZINI VIVALE
Länge ü. a.: 8,87 m Breite: 2,72 m Tiefgang: 0,73 m Gewicht: 3,4–3,6 t Motorisierung: Mercruiser 6.2 MPI, 2 x 320 PS Mercruiser 8.2 MPI, 2 x 370 PS Yanmar (Turbo Diesel), 2 x 260 PS PREIS :
ab € 540.774,– (inkl. MwSt.):
EXTRAS (AUSWAHL) Bootsdecke: € 6.672,– Sonnenverdeck: € 5.646,– Cabrioverdeck elektr.: € 8.418,– Landanschluss: € 4.415,– Teakboden Cockpit: € 4.723,– Motorenraumlift: € 2.362,– WC elektr. mit Tank: € 6.980,– VERTRIEB Schmalzl Boote, 9220 Velden, Seecorso 13, Tel.: 04274/22 84, E-Mail: office@boote-schmalzl.at, www.boote-schmalzl.at FAHRLEISTUNG Fahrt in Knoten
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30,5 27,5
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2000 2500 3000 3500 4000 4300 Drehzahl in U/min
FOTOS: ROLAND DULLER
15 16,4
Vollgasdrehzahl
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REIFEZEUGNIS
Mahagoni. Dem Mythos Pedrazzini auf der Spur: Roland Duller verbrachte am Wörthersee einen Tag mit einem Vivale und ließ sich von dessen Einzigartigkeit überzeugen
FAHRBERICHT
NEWS
Zeitlos. Das Design ist über 60 Jahre alt, hat aber nichts von seinem Charme verloren
er Reiz ist vielfältig. Da wären die eindrucksvolle Geschichte des Unternehmens, das seit Jahrzehnten optisch unveränderte Design, die Qualität der Materialien, die unverändert traditionelle Bauweise und die Exklusivität in jeder Hinsicht. Nur fünf bis maximal acht Boote verlassen pro Jahr die Werft. Die Kunden können aus drei beinahe ident aussehenden Modellen zwischen 7,5 und 10,3 Meter Länge wählen. Das kleinste Modell wird in 1.800 Arbeitsstunden, das Flaggschiff in 4.000 Stunden oder neun Monaten fertiggestellt. Die mehr als hundert Jahre alte Werft wird mittlerweile in dritter Generation geführt. Den Grundstein legte Augusto Pedrazzini, der vom Lago di Como an den Zürichsee übersiedelte und dort 1914 einen Betrieb gründete, in dem zunächst Fischerund Ruderboote, später edle Jollen und Segelyachten aus Mahagoni gebaut wurden. Mitte der 1930er Jahre übernahm sein Sohn Ferruccio das Ruder, der in Livorno Nautik und Design studiert hatte. Sein ausnehmend gutes Gefühl für Formen stellte der Junior in den 1950er Jahren mit der Entwicklung des Capri Super Deluxe unter Beweis. Dessen Eleganz und Eigenständigkeit sind so überzeugend, dass es bis heute im Wesentlichen unverändert blieb und man Linien und Formen auf die beiden größeren Modelle Vivale und Special übertrug. Die Ähnlichkeit zwischen den drei Schwestern ist frappierend – selbst Kennern fällt es schwer sie am Wasser zu unterscheiden.
Formenpflege Aktueller Mann an der Spitze der Werft ist Claudio Pedrazzini. Er führt die Werft seit Jahrzehnten in dritter Generation und hält die Prinzipien hoch. Die Form ist ihm heilig, Änderungen geschehen so behutsam, dass es kaum auffällt. Beispiel Unterwasserschiff: Das typische Merkmal eines Pedrazzini-Runabouts ist der V-förmige Bugbereich. Dieser wurde im Lauf der Jahre mehrfach nach hydrodynamischen Vorgaben adaptiert. Um nicht irgendwann altbacken zu wirken wurde vor einigen Jahren ein italienischer Designer engagiert, der das Heck sanft überarbeitete. Bei dieser Gelegenheit erfüllte
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FOTOS: ROLAND DULLER
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man auch den Wunsch vieler Eigner nach einer komfortablen Badeplattform. Seit Jahrzehnten unverändert geblieben sind Materialien und Bauweise. Damals wie heute wird alles von Hand gefertigt, vom Spantgerüst über die Mahagoniverschalung bis hin zu den Einlegearbeiten an Deck. Jede Holzkante wird rund gehobelt und geschliffen – stunden-, in vielen Fällen auch tagelang. Das Spantgerüst wird mit dem Kiel oben liegend montiert und in Doppel-Diagonal-Karvel-Bauweise dreifach formverleimt, das Mahagoni ist von ausgesuchter Qualität und wurde vor der Verarbeitung vier Jahre lang gelagert. Das Ergebnis dieser Fertigungsmethode ist eine dreischichtige, selbsttragende, extrem verwindungssteife Außenhaut, die im Fall des Vivale 14 mm stark ist. Die unverkennbare Haptik und Optik erhält das Run-
about durch raffiniertes Finish, passgenaue Einlegearbeiten und aufwändige Lackierung. Nach acht Anstrichen glänzt das Pedrazzini zwar, ist aber nicht seidig genug. Daher folgen zwölf weitere Klarlackschichten – erst dann erstrahlt es in jener unverkennbaren Brillanz, die selbst bei bescheidener Pflege über Jahre hält. Hier kommt ein weiterer Vorteil der Formverleimung zum Tragen: Das Holz arbeitet so gut wie gar nicht, daher besteht keine Gefahr von Rissen im Lack. Die Schweizer Werft beherrscht neben dem Holzbau auch die Kunst der Metallverarbeitung. Glühende Messingbleche werden verschweißt und mit einer dicken Chromschicht versehen, die so entstandenen Beschläge sehen auch nach 20 Jahren aus wie neu. Ikone in diesem Bereich ist der legendäre Kombinationsbeschlag
Tradition trifft Moderne.
Das Lenkrad kommt seit Jahrzehnten von Nardi, die Schaltung ist elektronisch, verchromte Hebel und Rundinstrumente zeugen von Stilsicherheit
Vollgas in enge Radien, bewahrt aber in jeder Phase Haltung und nimmt Rücksicht auf seine Gäste. Schöner kann Motorbootfahren nicht sein. Offenbar hat die jahrzehntelange, kontinuierliche Optimierung des Unterwasserschiffes zu einem Reifegrad geführt, den man getrost als perfekten Kompromiss zwischen Sport und Komfort bezeichnen kann.
Handarbeit.
Sämtliche Beschläge werden in der Werft designt und mit einer massiven Chromschicht versehen. Der Sound klingt so wie die beiden Kraftwerke aussehen, das Heck wurde um die Badefunktion ergänzt
am Bug, der als Klampe und Flaggenhalterung fungiert. Bewegungstherapie Das Pedrazzini Vivale ist einem hochwertigen Möbelstück gefühlt näher als einem Motorboot. Betritt man das gepolsterte Cockpit, zieht man unaufgefordert und wie selbstverständlich die Schuhe aus. Bank und Einzelsitze sind so gemütlich wie sie aussehen, die Sonnenliege mit ihrer perfekten Ergonomie im Kopfbereich entpuppt sich als wahrer Traum. Darunter verbirgt sich das Herzstück des Pedrazzini Vivale. Im Fall des Testbootes versahen zwei 230 PS starke Mercuiser 6,2 MPI ihren Dienst, sie sind auf Gummibacken gelagert, perfekt isoliert und mit zwei potenten Schalldämpfern versehen. Schließt man die
elektrisch klappbare Sonnenliege bei laufendem Motor, dringt nicht das leiseste Geräusch nach außen. Ruhe vor dem Sturm. Denn sobald der Fahrer die Gashebel betätigt, zerreißt die archaische Akustik der Achtzylinder die Stille. Der satte Sound geht mit entsprechender Kraftentfaltung einher; Schluss ist erst bei sechsunddreißig Knoten. Wie eine Limousine gleitet das Runabout über das Wasser, und daran ändert sich auch in Wellen oder engen Kurven nichts. Das Vivale lässt sich niemals aus der Fassung bringen, entschärft radikale Fahrmanöver mit souveräner Gelassenheit und negiert Wellen auf beinahe überhebliche Art. Egal, wie sportlich die Gangart, wie rau die See ist, das Vivale ruht in sich selbst ohne dabei langweilig zu wirken. Es beschleunigt mit Nachdruck und geht mit
Bordleben Das Vivale wird in einer einzigen Ausbauvariante mit Sonnenliege, Bank und zwei Einzelsitzen angeboten. Beim Polsterbezug kann man zwischen Kunst- oder Echtleder wählen, die am häufigsten verkaufte Farbe ist Elfenbein. Die Serienausstattung umfasst ein vollgastaugliches, sehr praktisches Cabrioverdeck, das ein echtes optisches Highlight darstellt. Es sollte unbedingt (gegen Aufpreis) mit Elektromotor geordert werden, denn die Art und Weise, wie es sich entfaltet, ist ein Genuss für sich. Für Sommertage gibt’s ein Bimini, beides lässt sich unsichtbar in einer Garage verstauen. Wohl durchdacht ist der serienmäßige Cockpittisch, der bei Nichtgebrauch in der Seitenwand verschwindet. Einen Kühlschrank findet man im Vorschiff, ebenso eine Doppelkoje, in der Eignerpaare allerdings so gut wie nie übernachten, wie Importeur Wolfgang Schmalzl weiß. Das dominierende Stilelement im Cockpit-Universum ist die Armaturenlandschaft, die sich wie eine Wand aus Mahagoni vor dem Fahrer aufbaut. Stilecht in verchromte Rahmen gebettete Rundinstrumente informieren über Motorbefindlichkeiten, die verchromte, elektronische Zweihebelschaltung in klassischem Design schlägt die Brücke zum hydraulisch unterstützten Nardi-Sportlenkrad, mit dem sich das Pedrazzini butterweich steuern lässt. Resümee Das Vivale ist ein Boot für Individualisten, die das Außergewöhnliche suchen. Es handelt sich um eine sportliche Yacht mit eigenständigem Charakter und kraftvollem Antritt, die alles überstrahlende Maxime heißt aber Komfort. Ob man sich fortbewegt oder vor ■ Anker liegt – bequemer geht es nicht. 11|15 • yachtrevue.at
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Morten Brandt
BadNyt, DEN
Bert Bosman
Waterkampioen, NED
Roland Duller,
FOTO: THORBEN WILL
Yachtrevue, AUT
Vanni Galgani
Fare Vela, ITA
EYOTY-Wahl. Die Testchefs der elf führenden Magazine Europas segelten bei zwei Events 25 Yachten (oben: Hanse 315). Die Siegerinnen werden erst unmittelbar vor der offiziellen Preisverleihung auf der boot in Düsseldorf gekürt
AM LAUFSTEG
Yacht des Jahres. Wer darf sich der Wahl stellen? Alle Kandidatinnen für die Branchen-Oscars auf einen Blick
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Joakim Hermansson
BatNytt, SWE
Toby Hodges,
Yachting World, GBR
Von Roland Duller, Fotos: Bertel Kolthof
ie Wahl zur European Yacht Für die Werften ist bereits die Nominierung ein of the Year (EYOTY), die seit Qualitätsbeweis und hoch geschätztes Marketing2002 von elf europäischen instrument; sie dürfen in Inseraten und auf Messen Yachtzeitschriften alljährlich mit dem Slogan „Nominated EYOTY 2016“ werben. durchgeführt wird, hat in Außerdem berichten alle elf beteiligten Magazine der Branche den Status mehrfach über die Wahl und stellen die einzelnen einer Oscar-Verleihung, dem- Yachten im Detail vor. entsprechend begehrt sind Die 25 Finalistinnen wurden bei unterschiedlidie Auszeichnungen. Das chen Windverhältnissen vor La Rochelle beziehungszeigt sich auch am Engagement der Werften, die ihre weise Santa Margeritha nahe Genua gesegelt, verModelle für die vorgeschriebenen Testfahrten zur Ver- messen und ausführlich diskutiert. In den kommenfügung stellen, zum Teil mit der Führungsriege bis hin den Wochen werden die gewonnenen Eindrücke und zum Werftchef vor Ort präsent sind oder sich von den Daten von den Juroren analysiert, wobei jede Yacht nach den Kriterien Verarbeitung, Innovation, Segelverantwortlichen Konstrukteuren begleiten lassen. Zur Erinnerung: Der Wahlmodus sieht eine Vor- eigenschaften, Komfort, Design sowie Preis-Leisausscheidung vor, die die große Zahl der Neuerschei- tungsverhältnis bewertet wird. Die endgültige Entnungen auf fünf Modelle pro Kategorie (Cruiser, scheidung fällt unmittelbar vor der boot in DüsselPerformance-Cruiser, Luxus-Cruiser, Spezial-Yachten dorf, die Gewinner werden wie gewohnt am ersten und Multihulls) reduziert. Sie fand heuer im Juni in Messetag (23. Jänner) im Rahmen des BranchenAmsterdam statt, wo die elfköpfige Jury in einem zwei- abends des Delius Klasing Verlages bekannt gegetägigen Auswahlverfahren aus den rund 90 Neuer- ben. Eine ausführliche Vorstellung von Europas scheinungen die 25 Finalisten ermittelte. Diese erhiel- Yachten des Jahres folgt in der Februar-Ausgabe der ten im Anschluss eine Einladung zu den Testfahrten. Yachtrevue.
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Loic Madeline
Voile Magazine, FRA
Axel Nissen-Lie
Seilas, NOR
Jochen Rieker
Yacht, GER
Lori Schüpbach
Marina.ch, SUI
Germán de Soler
Nautica & Yates, ESP
EYOT Y 2016 • DIE NOMINIERTEN
Fahrtenyachten Preis & Wert. Segment, in dem die Werften zu kreativer Hochform auflaufen ohne dabei die Kosten aus dem Blick zu verlieren
Dufour 460 Loft-Atmosphäre im Inneren, Pantry vor (!) der Bugkajüte, Freiluftpantry im Heck sowie viele intelligente Detaillösungen, darunter tief ansetzender Großbaum zum einfachen Bergen des Lattengroß und wahlweise Selbstwendefock oder Genua. Daten: Rumpflänge: 13,50 m, Breite: 4,50 m, Tiefgang: 2,20/1,95 m, Verdrängung: 10,7 t, Ballast: 2,8 t, Großsegel: 52,80 m2, Genua: 47 m2, Fock: 37,30 m2, Motor: 55 PS, Konstrukteur: Felci Yacht Design, Preis (exkl. MwSt.): € 220.990,–
www.phoenix-yachting.com Hanse 315 Ansage im Einsteigersegment – sieht gut aus und macht beim Segeln ausgezeichnete Figur. Highlight ist das Cockpit: zwei Räder, gelungene Ergonomie und Platz wie auf einer viel größeren Yacht. Daten: Rumpflänge: 9,10 m, Breite: 3,35 m, Tiefgang: 1,85/1,37 m, Verdrängung: 4,7 t, Ballast: 1,5/1,65 t, Großsegel: 29,50 m2, Selbstwendefock: 17,50 m2, Motor: 12 PS, Konstrukteur: Judel/Vrolijk & Co., Preis (exkl. MwSt.): € 59.900,–
www.hanseyachtsvertrieb.de Jeanneau 54 Trägt nicht umsonst den Titel Sonnenkönigin und hat sich diesen auch redlich verdient – niemand sonst bietet mehr Liegeflächen. Dabei segelt sie erstaunlich agil und vermittelt im Inneren exklusives Flair. Daten: Rumpflänge: 15,75 m, Breite: 4,92 m, Tiefgang: 2,24/1,77 m, Verdrängung: 17,16 t, Ballast: 4,65/4,98 t, Segelfläche (am Wind): 111/123 m2, Motor: 75/110 PS, Konstrukteur: Philippe Briand Yacht Design, Preis (exkl. MwSt.): € 335.600,–
www.trend-travel-yachting.com Maxus 26 Polnischer Kreuzer mit sauberen Linien und erstaunlich viel Platz unter Deck. Wahlweise in Cruising- oder Sportversion erhältlich. Die Segeleigenschaften sind ordentlich, der Preis ist eine Okkasion. Daten: Rumpflänge: 7,62 m, Breite: 2,82 m, Tiefgang: 1,70/0,35–1,43 m, Verdrängung: 2,38 t, Segelfläche (am Wind): 34/37 m2, Motor: 5–14 PS, Konstrukteur: Jacek Daszkiewicz, Preis (exkl. MwSt.): € 27.660,–
www.northman.pl RM 1070 Französische Sperrholzyacht in Knickspantbauweise, die im Inneren freundlich wirkt, an der Kreuz gut balanciert segelt und raumschots schnell ins Rutschen kommt. Viele Kielvarianten, unverkennbares Äußeres. Daten: Rumpflänge: 10,69 m, Breite: 4,0 m, Tiefgang: 2,05/1,72/1,15–2,92 m, Verdrängung: 4,9 t, Großsegel: 36,2 m2, Genua: 39 m2, Gennaker: 125 m2, Motor: 30 PS, Konstrukteur: Marc Lombard Design Group, Preis (exkl. MwSt.): € 186.000,–
www.blue-yachting.de, www.boote-mittendorfer.at
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EYOT Y 2016 • DIE NOMINIERTEN
Performance-Cruiser Multitalente. Exzellent besetzte Nische, in der es auf die wohldosierte Mischung aus Regattatauglichkeit, Wohnlichkeit, Verarbeitung und Styling ankommt
Django 980 Sportlicher Leichtbau, der mit Fix-, Schwenk- oder Twin-Kiel und zwei Pinnen erhältlich ist. Funktionelles Cockpit mit ganz achtern liegendem Traveller. Segelt ausbalanciert an der Kreuz, gleitet raumschots gut an. Daten: Rumpflänge: 9,80 m, Breite: 3,60 m, Tiefgang: 1,95/1,10–2,40/1,55 m, Verdrängung: 3,2–3,4 t, Ballast: 1,15/1,45 t, Großsegel: 36/40 m2, Genua: 32 m2, Motor: 20 PS, Konstrukteur: Pierre Rolland, Preis (exkl. MwSt.): € 115.000,–
www.mareehaute.fr Ice 52 Elegante italienische Yacht mit eigenständigem Rumpfdesign, hochwertigem, extrem geradlinigem Interieur und klarem Deckslayout. Hervorragende Leichtwindeigenschaften trotz Selbstwendefock. Daten: Rumpflänge: 18,82 m, Breite: 5,20 m, Tiefgang: 2,5–4 m, Verdrängung: 17 t, Ballast: 5 t, Großsegel: 126 m2, Genua: 90 m2, Motor: 150 PS, Konstrukteur: Felci Yacht Design, Preis (exkl. MwSt.): € 520.000,–
www.iceyachts.it Italia 9,98 Kampfansage der jungen, nördlich von Venedig gelegenen Werft an X-Yachts & Co. Für die Regattabahn konzipiert, sehr gut verarbeitet und zumindest in Ansätzen wohnlich. Daten: Rumpflänge: 9,98 m, Breite: 3,54 m, Tiefgang: 1,90 m, Verdrängung: 4,5 t, Großsegel: 38 m2, Genua: 32 m2, Motor: 20 PS, GPH-Wert: 633, Konstrukteur: Matteo Polli, Preis (exkl. MwSt.): € 119.000,–
www.italiayachts.it J112E Soll in die Fußstapfen der J109 treten. Rumpfdesign mit schmalem Heck, typisch für J-Yachts. Neu sind Rumpffenster sowie außen an der Deckskante liegende Püttings, altbekannt ist die Segelleistung. Daten: Rumpflänge: 11 m, Breite: 3,58 m, Tiefgang: 2,10 m, Verdrängung: 5,12 t, Ballast: 1,9 t, Segelfläche (am Wind): 65 m2, Motor: 30 PS, Konstrukteur: Rod Johnstone , Preis (exkl. MwSt.): € 180.700,–
www.jboats.com Solaris 50 Könnte genauso gut in der Luxuskategorie antreten, denn der Grad der Sportlichkeit hängt vom gewählten Rigg ab. Stärken der Italienerin liegen bei Ästhetik, Verarbeitung und Segeleigenschaften. Daten: Rumpflänge: 15,25 m, Breite: 4,55 m, Tiefgang: 2,80/2,60/2,35 m, Verdrängung: 14,2 t, Ballast: 4,9 t, Großsegel: 85 m2, Genua: 75 m2, Motor: 55–75 PS, Konstrukteur: Javier Soto Acebal, Preis (exkl. MwSt.): € 480.000,–
www.solarisyachts.com, www.mayer-yachten.com
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EYOT Y 2016 • DIE NOMINIERTEN
Luxus-Yachten Vom Feinsten. Anspruchsvolle Gruppe mit klarem Profil. Gefordert sind extravagantes Aussehen, komfortables, aber flottes Cruisen und außergewöhnliche Verarbeitungsqualität
Adventure 55 Blauwasseryacht mit zwei Gesichtern: Der optisch wenig ansprechende, aber ausgezeichnet segelnde Alu-Rumpf steht im krassen Gegensatz zum wertigen, von ehemaligen Najad-Mitarbeitern gefertigten Interieur. Daten: Rumpflänge: 16,75 m, Breite: 4,80 m, Tiefgang: 1,40–3,05 m, Verdrängung: 20 t, Großsegel: 88 m2, Genua: 70 m2, Kuttersegel: 30 m2, Motor: 110 PS, Konstrukteur: Bo Gummeson, Preis (Komplettausstattung, exkl. MwSt.): € 1.800.000,–
www.adventureyachts.se Grand Soleil 46 LC Erste Blauwasseryacht der italienischen Werft, punktet mit elegantem Interieur, sehr guten Segeleigenschaften, eigenständigem Äußeren und einem für kleine Crews maßgeschneiderten Cockpit. Daten: Rumpflänge: 14,0 m, Breite: 4,41 m, Tiefgang: 2,30 m, Verdrängung: 12 t, Ballast: 4,2 t, Großsegel: 55/60 m2, Genua: 48/52 m2, Motor: 75 PS, Konstrukteur: Marco Lostuzzi, Preis (exkl. MwSt.): € 369.000,–
www.navigation4you.at Maxi 1200 Die polnische Delphia-Werft hat die traditionsreiche Edelmarke gekauft und setzt auf bewährte Tugenden: klassisches Design, solide Verarbeitung, geschütztes Cockpit, Seegängigkeit. Daten: Rumpflänge: 11,56 m, Breite: 3,75 m, Tiefgang: 2,0/2,32/1,75 m, Verdrängung: 7,3 t, Ballast: 2,5 t, Großsegel: 46,50 m2, Genua: 37,50 m2, Motor: 28 PS, Konstrukteur: Pelle Pettersen, Preis (exkl. MwSt.): € 178.000,–
www.maxiyachts.com Oyster 475 Basierend auf dem Rumpf der Oyster 46, der Zuwachs an Länge verbessert Segeleigenschaften und Platzangebot. Verarbeitung ist mehr als solide – ein Panzer für extreme Bedingungen. Daten: Rumpflänge: 14,81 m, Breite: 4,41 m, Tiefgang: 2,16/1,75 m, Verdrängung: 16/16,5 t, Segelfläche (am Wind): 120,1 m2, Motor: 75 PS, Konstrukteur: Rob Humphreys, Preis (exkl. MwSt.): € 931.631,–
www.oysteryachts.com Sunbeam 40.1 Österreichs Beitrag überzeugt mit solider Verarbeitung, funktionellem Deckslayout, das auch für die kleine Crew passt, Seegängigkeit, guter Performance und zeitgemäßem Aussehen. Daten: Rumpflänge: 11,99 m, Breite: 3,99 m, Tiefgang: 2,0/1,70 m, Verdrängung: 8,5 t, Ballast: 2,98 t, Großsegel: 46,5/43,5 m2, Genua: 41 m2, Motor: 38 PS, Konstrukteur: J&J-Design, Preis (exkl. MwSt.): € 269.000,–
www.sunbeam.at
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EYOT Y 2016 • DIE NOMINIERTEN
Multihulls Ungleiche Waffen. Titelaspiranten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, genau das macht die Wahl spannend. Entscheidende Frage: Wer trifft die Bedürfnisse der Zielgruppe besser?
Bali 4.3 Fahrtenkat mit maximalem Wohnkomfort auf mehreren Ebenen. Erfüllt alle Anforderungen an einen Zweitwohnsitz, Segeleigenschaften entsprechen den Erwartungen an dieses Genre. Daten: Rumpflänge: 13,10 m, Breite: 7,12 m, Tiefgang: 1,20 m, Verdrängung: 11,3 t, Großsegel: 52 m2, Genua: 37,5 m2, Motor: 2 x 40/50 PS, Konstrukteur: Xavier Fay, Preis (exkl. MwSt.): € 345.500,–
www.bali-catamarans.com Comcat 37 Erster Kat aus dem Hause Comar. Extrem leicht, was fantastische Segeleigenschaften, speziell bei Leichtwind generiert. Lange Rumpfluken sorgen für markantes Äußeres und Helligkeit im Inneren. Daten: Rumpflänge: 11,10 m, Breite: 5,84 m, Tiefgang: 1,30/0,9 –2,24 m, Verdrängung: 5,7 t, Großsegel: 45,3/46 m2, Genua: 32,8 m2, Motor: 2 x 20/37 PS, Konstrukteur: Marc Lombard, Preis (exkl. MwSt.): € 225.000,–
www.comaryachts.it Dazcat 1495 In jeder Hinsicht außergewöhnlich: Leichtbauweise und Layout sind regattaoptimiert, das Innere ist durchaus wohnlich. Besonders gefällt die Anordnung von Pantry und Salon, Kajüten kommen karg daher. Daten: Rumpflänge: 14,95 m, Breite: 7,5 m, Verdrängung: 5,5 t, Großsegel: 75 m2, Genua: 45 m2, Gennaker: 170 m2, Motor: 2 x 29 PS, Konstrukteur: Darren Newton, Preis (exkl. MwSt.): € 696.850,–
www.dazcat.com Dragonfly 25 Wenn er loslegt, bleibt kein Auge trocken. Speedmaschine mit rudimentärer Wohnoption, als Racer oder Cruiser erhältlich. Sehr gut verarbeitet, dank klappbarer Rümpfe trailerbar. Daten: Rumpflänge: 7,56 m, Breite: 5,80/2,30 m, Tiefgang: 0,35–1,50 m, Verdrängung: 1,05 t, Großsegel: 24/29 m2, Genua: 20/12 m2, Gennaker: 46/55 m2, Preis (exkl. MwSt.): € 69.900,–
www.multihull-sailing.net Slyder 47 Fahrtenkat mit außergewöhnlich guten Segeleigenschaften, Wohnkomfort und extravagantem Styling. Hat das Zeug dazu das Image der CruisingKatamarane ordentlich aufzupolieren. Daten: Rumpflänge: 14,30 m, Breite: 7,15 m, Tiefgang: 1,20/0,90–2,30 m, Verdrängung: 8,2 t, Großsegel: 70/76 m2, Genua: 53 m2, Motor: 2 x 38 PS, Konstrukteur: Francois Perus, Preis (exkl. MwSt.): ca. € 549.000,–
www.slyder-yachts.com
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EYOT Y 2016 • DIE NOMINIERTEN
Spezial-Yachten Außer Rand und Band. Sie lassen sich in keine Schublade einordnen, haben eine interessante Geschichte und Zielsetzung, sind innovativ oder fallen in irgendeiner Form aus dem Rahmen
Bente 24 Laut Werft innovativ, bezahlbar und sexy, auf jeden Fall polarisierend. Der Kreuzer mit leerem Innenraum kann modulartig ausgebaut werden und erfreut mit guter Segelleistung. Daten: Rumpflänge: 7,15 m, Breite: 2,75 m, Tiefgang: 1,45/1,80/0,60–1,45 m, Verdrängung: 1,35 kg, Großsegel: 20/24/26 m2, Genua: 12/13,50 m2, Konstrukteur: Judel/Vrolijk & Co., Preis (exkl. MwSt.): € 25.000,–
www.bente24.com Corsair Pulse 600 Günstiges Sportgerät für alle, die mit minimalem Aufwand richtig schnell sein wollen. Boot inklusive Hänger wiegen unter 750 kg, der Tri ist faltbar und kann solo, aber auch zu viert gesegelt werden. Daten: Rumpflänge: 6 m, Breite: 4,5 (2,1 geklappt) m, Tiefgang: max. 1,2 m, Verdrängung: 370 kg, Großsegel: 17,1 m2, Fock: 7,5 m2, Gennaker: 20 m2, Preis (exkl. MwSt.): ca. € 34.500,–
www.corsair-germany.com Fareast 28R Einheitsklasse aus China. Kommt im Gegensatz zur Farr 280 ohne Hydraulik- und Bilgepumpen aus. Funktionelles Regattalayout, unschlagbarer Preis, konventionelles Rumpfdesign. Daten: Rumpflänge: 9,07 m, Breite: 2,75 m, Tiefgang: 1,75 m, Verdrängung: 1,36 t, Großsegel: 27,8 m2, Genua: 20,2 m2, Gennaker: 80 m2, Konstrukteur: Simonis-Voogd, Preis (exkl. MwSt.): € 38.000,–
www.fareast28r.com Farr 280 Als One-Design-Racer konzipiert, extrem breiter Rumpf, der an der Kreuz immer mit viel Lage gesegelt werden muss. Auf der Raumen bei 18 Knoten Wind mit 107 m2 Gennaker genauso schnell wie der Wind. Daten: Rumpflänge: 8,72 m, Breite: 2,87m, Tiefgang: 2,10 m, Verdrängung: 1,6 t, Ballast: 650 kg, Großsegel: 32,2 m2, Genua: 20,4 m2, Gennaker: 107 m2, Konstrukteur: Farr Yacht Design, Preis (exkl. MwSt.): € 101.112,–
www.Farr280.com Quant 23 Erstes foilendes Kielboot der Welt, beginnt bei 9 Knoten Wind zu fliegen, erreicht bei 10 bis 12 Knoten Wind unter Gennaker 14,5 Knoten und hebt sich auch an der Kreuz aus dem Wasser. Wermutstropfen: Noch nicht ganz serienreif. Daten: Rumpflänge: 7,03 m, Breite: 1,80–1,96 m, Tiefgang: 1,75 m, Verdrängung: 270 kg, Ballast: 60 kg, Großsegel: 22 m2, Genua: 10 m2, Konstrukteur: Paul Jennings, Richtpreis (exkl. MwSt.): ca. € 70.000,–
www.quant-boats.com
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SCHICKSALE • GEISTERSCHIFFE
Verloren zwischen den Welten
FOTO: ADOC-PHOTOS/CORBIS
Mystisch. Sie treiben führerlos oder mit toter Besatzung über die Meere, zeugen von Unheil und Grauen und entzünden seit Jahrhunderten die Phantasie. Judith Duller-Mayrhofer erzählt über Geisterschiffe aus Vergangenheit und Gegenwart
Grusel-Schocker. Geisterschiffe sind ein beliebtes Thema in Literatur, Filmen und musikalischen Werken. Bekanntestes
Beispiel ist der Fliegende Holländer – Wagner schrieb die Oper unter dem Eindruck einer stürmischen Schiffsreise
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FOTO: WIKIMEDIA COMMONS
uf dem Schreibtisch der Kapitänskajüte ein Feder- gefunden wurde, ein bis heute ungelöstes Rätsel. Das unter amerikanischer Flagge segelnde Schiff war im November 1872 in kiel und ein Logbuch, davor auf einem Stuhl ein Mann in gebeugter Haltung. Steifgefroren, mause- New York aufgebrochen um 1.700 Fässer Industriealkohol nach Italien zu transportieren. An Bord befanden sich Benjamin tot. An der Wand ein Bett, darin eine Frau und ein kleiner Junge, ebenfalls tot. In den 38 Kojen jeweils S. Briggs, ein erfahrener und angesehener Kapitän, seine Frau ein lebloser Seemann unter Decken und Tüchern. Ein Schiff Sarah Elizabeth, deren gemeinsame zweijährige Tochter sowie eine siebenköpfige Crew. Am 4. Dezember 1872 wurde die Bevoller Leichen, von Eiseskälte unbarmherzig konserviert. Eine grausigere Szenerie hätte sich der Crew des Walfängers satzung der Brigg Dei Gratia, die sich gerade auf halbem Weg Herald, die den Zweimaster Octavius am 11. Oktober 1775 west- zwischen den Azoren und Portugal befand, auf die Mary Celeslich von Grönland treibend entdeckt hatte, kaum bieten kön- te aufmerksam: Sie trieb sichtlich führerlos auf offener See, Notsignale waren nicht gesetzt. Also schickte man ein Kommando nen. Nichts wie weg, lautete deren Devise, helfen konnte man ohnehin nicht mehr. Ein Matrose nahm das Logbuch an sich, los, das nach dem Rechten sehen sollte. Die Männer fanden allerdings rutschte der größte Teil bei der Rückkehr zum eige- Verstörendes vor: Das Schiff war menschenleer, zwischen den nen Schiff aus der Bindung und ging unwiederbringlich verlo- Decks schwappte jede Menge Wasser, diverse Luken und Türen ren. Aus den wenigen Seiten, die erhalten blieben, konnte eine standen offen. In der Kombüse herrschte Chaos, KüchenutenTragödie rekonstruiert werden. Die Octavius hatte 1761 in Eng- silien lagen verstreut umher, der Ofen schien aus seinem Platz gerissen worden zu sein. Rettungsboot, Sextant, Chronometer land die Leinen gelöst um nach Indien zu segeln. Nach einem und Schiffspapiere fehlten Jahr war das Ziel erreicht, – offensichtlich war die die Heimreise sollte auf Begesamte Besatzung überfehl des Kapitäns über die stürzt von Bord gegangen. wesentlich kürzere Nordwestpassage führen. Eine faAber warum? Schließlich tale Entscheidung: Ende Okbefand sich die Mary Celestober 1762 wurde der Zweite in zwar derangiertem, master nördlich von Alaska aber durchaus seetüchtivom Eis eingeschlossen, die gem Zustand, auch mangelfür eine Polarfahrt völlig unte es weder an Wasser noch zureichend ausgerüstete Lebensmitteln. Bald machMannschaft saß fest. „Unseten diverse Spekulationen re ungefähre Position ist 160 die Runde. War die Mary Grad westliche Länge, 75 Celeste von Piraten bedroht worden? Einem Seebeben Grad nördliche Breite. Das Feuer ging gestern aus, und ausgesetzt oder Schauplatz der Kapitän versuchte es einer Meuterei gewesen? wieder anzuzünden, doch Auch Horror-Geschichten ohne Erfolg. Des Kapitäns wurden über den ZweimasSohn starb heute morgen, ter erzählt, in denen der und seine Frau sagt, dass sie Teufel und andere finstere Ungelöstes Rätsel. Über die Geschehnisse auf der Mary Celeste, die dazu die schreckliche Kälte gar Gesellen die Hauptrolle führten, dass sie verlassen im Atlantik trieb, kann man heute nur spekulieren nicht mehr fühlt. Für den spielten. Die aus heutiger Rest von uns scheint der Schmerz eine Qual ohne Ende“, lautet Sicht wahrscheinlichste Erklärung fußt auf naturwissenschaftder letzte Eintrag ins Logbuch, datiert auf den 11. November lichen Fakten und bezieht sich auf die Tatsache, dass neun der 1762. 13 Jahre lang trieb die Octavius als schwimmendes Mas- 1.700 Fässer leer gewesen waren; es musste also eine Menge sengrab durch die Arktis, nach ihrer Begegnung mit dem Wal- Alkohol entwichen sein. Diese Dämpfe könnten mit der Luft im Frachtraum ein gefährliches Gemisch gebildet haben, das fänger im Jahr 1775 wurde sie nie wieder gesichtet. Während sich das traurige Schicksal der Octavius recht schlüs- spektakulär verpuffte, als der Smutje in der Kombüse den Herd sig nachvollziehen lässt, rankt sich um die Brigantine Mary anzündete. Die geschockte Besatzung rechnete vielleicht mit Celeste, die etwa hundert Jahre später am Atlantik verlassen auf- einer weiteren, folgenschwereren Explosion, flüchtete in höchs-
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SCHICKSALE • GEISTERSCHIFFE
Letzter Blick. Die vor Irland treibende Troll wurde von den Behörden versenkt, da sie als Gefahr für die Schifffahrt galt
lor zwar das hölzerne Dschunkenrigg, ließ sich ansonsten aber nicht unterkriegen. Sie trieb quer über den Atlantik und tauchte im August 2015 völlig überraschend vor der Südküste Irlands auf. Zum Missfallen der Behörden, die das Geisterschiff, das sich in Richtung stark befahrener Gebiete bewegte, als latente Gefahr einstuften. Deshalb wurde die inzwischen Sprung in die Gegenwart ziemlich heruntergekommene Nur sechseinhalb Meter maß ein Geisterschiff, das unserer Tage Troll am Abend des 19. August in einer gemeinsamen Aktion von durch karibische Gewässer driftete und in der einschlägigen Sze- irischer Marine und britischer Küstenwache in der Keltischen See ne für Gesprächsstoff sorgte. Die Umpa Lumpa, ein Mini 6.50, der versenkt. Besonders bitter: Just zu diesem Zeitpunkt befand sich unter Skipper Andrea Lacopini am Minitransat teilnahm, ramm- Thomas Mallunat in Cornwall um die Möglichkeiten einer te im Dezember 2013 etwa 350 Meilen vor Guadeloupe mit einer Bergung zu sondieren. Man hatte ihn zwar vom Auffinden seiner Geschwindigkeit von 12 Knoten ein Hindernis. Durch die Kolli- Yacht informiert, ihm aber nicht mitgeteilt, dass das Schicksal der sion riss der Rumpf an der Steuerbordseite über eine Länge von Troll bereits beschlossene Sache war. Trauriges Ende einer einst 30 Zentimetern auf, Lacopini sah sich in Lebensgefahr. Er akti- stolzen Yacht, noch traurigere Eigner. vierte ein Notrufsignal, bestieg die RettungsEin unglaubliches Happy End gab es insel und wurde von einem Begleitboot aufhingegen für den US-Amerikaner Phillip genommen. „Umpa Lumpa driftete langsam Johnson und die Quantum Leap. Der 62-jähweg und versank im Ozean“, wusste Lacopirige Profi-Skipper wollte die 49 Fuß lange Aluminiumyacht im Herbst 2011 gemeinsam ni damals zu berichten. Hmmm. Da dürfte der Italiener wohl Geismit seinem Neffen und einem Freund von ter gesehen haben. Tatsächlich hielt sich die San Diego nach Hawaii überstellen, als er in tapfere Umpa Lumpa noch mehr als ein Jahr rauer See unter Deck stürzte und sich schweüber Wasser. Im Dezember 2014 wurde sie von re Verletzungen zuzog. Seine Crew sah sich aufgeregten Gästen eines Kreuzfahrtschiffes nicht imstande das Schiff alleine nach Hagesichtet, im Februar 2015 landete sie waii zu segeln, zudem waren innere Blutunschließlich ramponiert auf einem Felsen vor gen bei dem Verunfallten zu befürchten. den Bahamas. Daher wurde ein Notruf abgesetzt. Die KüsAuch der Deutsche Thomas Mallunat hattenwache in Honolulu fing ihn auf und te sein Schiff schon am Grund des Meeres geschickte nach Abwägung aller Möglichkeisehen. Der Blauwassersegler musste sich und ten die Celebrity Century, ein 815 Fuß langes seine Frau im Oktober 2014 als Notfall von und mit 1.800 Gästen vollbesetztes KreuzBord der Troll abbergen lassen. Die 42 Fuß lanfahrtschiff, zu Hilfe, das die drei Männer am ge Stahlyacht war wegen eines Ruderschadens 7. Oktober an Bord nahm. Die Quantum Leap manövrierunfähig, Susanne Mallunat nach wurde 700 Meilen nordöstlich von Hawaii tagelanger Seekrankheit stark dehydriert und zurückgelassen. Am 29. Oktober lief die geschwächt. Das Paar wurde von einem TanYacht mit zerfetztem Großsegel, ansonsten ker aufgenommen, die Troll blieb 250 Seemeiaber weitgehend unbeschädigt auf einen len nördlich von Bermuda zurück. Da Luken Sandstrand an der Nordküste der Insel Maui auf. Kaum zu glauben aber wahr: Herrenlos und Niedergang geöffnet waren, gingen die hatte sie sich selbständig zu ihrem ursprüngMallunats davon aus, dass ihr Schiff die Herbststürme nicht überstehen würde. Doch lichen Bestimmungsort durchgeschlagen. Es Letzte Reise. Die Umpa Lumpa strandedie beiden Aussteiger irrten sich. Die Troll vergibt eben auch gute Geister. ■ te auf einem Felsen vor den Bahamas FOTOS: CLASSEMINI ITALIA
FOTO: IRISCHE MARINE
ter Eile in das Rettungsboot – und musste hilflos zusehen, wie die voll besegelte Mary Celeste aus ihrer Reichweite verschwand. Letztere wurde übrigens wieder instandgesetzt und weiter genutzt. 1885 sank der 31 Meter lange Zweimaster unter verdächtigen Umständen vor Haiti; der Eigner kam wegen Versicherungsbetruges vor Gericht.
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Wien
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08., 29.
20.[1], 22.[1], 27.
03., 05., 10., 17., 19.
24., 26.
01., 03.
21.[1], 28.
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ling-center.at KONTAKT Redaktion Yachtrevue Postanschrift: 1020 Wien, Taborstraße 1–3 Telefon: +43/1/863 31-5501 e-mail: redaktion@yachtrevue.at Bei Wortanzeigen in der Yachtrevue beträgt der Preis pro Druckzeile (einmaliges Erscheinen) € 7,- (inkl. 20 % MwSt.). Die Veröffentlichung auf unserer Webseite ist kostenlos und erfolgt automatisch mit Erscheinen der jeweiligen YR-Ausgabe! Das erste Wort (bzw. der erste zusammenhängende Begriff) wird fett gedruckt; Sonder- oder Stylingwünsche (z. B. Blockbuchstaben) können nicht berücksichtigt werden. Der Umfang einer Wortanzeige darf 10 Zeilen nicht überschreiten. Für Wortanzeigen werden keine Belegexemplare verschickt. Annahmeschluss für Wortanzeigen in der nächsten Yachtrevue ist immer der 20. des Vormonats; Ausnahme März-Ausgabe: Anzeigenschluss ist der 10. Februar!
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kW,
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OESV • OFFIZIELLE NACHRICHTEN
OESV Österreichischer Segel-Verband
Bitte wiederholen! Die 1. Intergrative Behinderten
Segelregatta am Neusiedler See war so erfolgreich, dass eine Neuauflage für 2016 geplant ist
GEMEINSAME SACHE
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Behindertensport. Der Österreichische Akademische Segel-Verein organiserte vor Jois eine integrative Regatta
ie 1. Integrative Behinderten Segelregatta des OeSV, die am 26. September 2015 in Jois am Neusiedler See stattfand und vom Österreichischen Akademischen Segel-Verein (AASC) hervorragend organisiert wurde, war ein voller Erfolg. Bei Windstärken zwischen 15 und 28 Knoten und stabiler Wetterlage wurde im Hafenbecken von Jois gesegelt. Insgesamt waren sechs Boote der One-Design Klasse Sportkreuzer (Jollenkreuzer) am Start, die Mannschaften bestanden aus zwei bis drei Personen (one sailability/one no sailability). Das Team um Steuerfrau Marina Perterer (Mitglied des Austrian Disabled Sailingteams) holte nach sechs ausgetragenen Wettfahrten den Sieg, punktegleich auf Rang zwei platzierte sich das Team Ivan Taborsky. Den dritten Platz belegte das Team Heiner Paulik. Der wunderbare Regattatag wurde mit einer Preisverleihung – herzlichen Dank an dieser Stelle an unsere Sponsoren, allen voran Sektkellerei Szigeti und das ÖPC! – und einem gemütlichen Grillabend beendet. Auf Grund des großen Erfolges und auf allgemeinen Wunsch wird bereits an der Planung von zwei Regatten im Jahre 2016 gearbeitet. Alfred Sulek, Behindertenreferat des OeSV
Dazu ein persönlicher, sehr animierenund so konnten sechs Boote bei Wind um der Bericht einer Teilnehmerin: 15 bis 28 Knoten um 13:00 mit gerefften Eines war klar am Samstag, den 26. Septem- Segeln starten. Ich hatte das große Glück ber, als mein Wecker in Wien läutete: Es wird mit einer echten Seglerin an Bord zu sein, kein „In den Sonnenuntergang Segeln“ wer- Marina Perterer. Sie war in der Endauswahl den, kein „Bikini-Sommerurlaubsfeeling“ am für das erste österreichische paralympische Neusiedler See bei leichter Brise, nein. Heu- Segelteam in der Sonar-Klasse für die Parate geht Wind, und der stark, und hoffentlich lympics in China 2008. hört der Regen auf. Marina schaffte es tatsächlich, uns NewEigentlich perfekt, denn schließlich haben bies in sechs Wettfahrten soweit zu bringen, wir uns für eine Regatta angemeldet. Und für dass wir vom Frühstart in den ersten beiden einige von uns soll es die erste sein, auch für Wettfahrten zum schnellsten Boot in den mich. Es handelt sich um die 1. Integrative letzten drei Wettfahrten aufstiegen. Von Behinderten Regatta Österreichs, die der „Zero to Hero“ für mich. Während der Regatta ließ der Wind etwas AASC am Neusiedler See veranstaltet, eine kleine, feine Regatta, die von Jois aus auf an- nach und es wurde schließlich ausgerefft. gemieteten Jollenkreuzern stattfindet. Mit der Nach dreieinhalb Stunden, sechs WettfahrAuflage, dass pro Boot je one sailability und ten und einigen Blasen auf den Händen one non sailability segeln. Als stolze Neo-A- freuten wir uns alle auf ein wohlverdientes Schein Besitzerin wäre mir die Kategorie „ein Grillwürstel und die Siegerehrung. bisschen Sailability“ sehr gelegen gekommen, Es war eine aufregende und vor allem aber da war nichts zu machen. sehr lustige Regatta. Ehrgeiz war sicherlich Ölzeug war mit dabei. Vor Ort gab es erst- im Spiel, aber hauptsächlich zählte der mal für uns die Registrierung. Der Regen olympische Gedanke. Dabei sein ist alles hatte morgens aufgehört. Die Jollenkreuzer und dabei waren wir alle mit Freude bei eiwurden vom Wettfahrtleiter erklärt. Ein Glas ner Veranstaltung, die unbedingt wiederholt Szigeti-Frizzante von einem der Haupt- werden sollte. sponsoren nach der Steuermannsbesprechung und die unmissverständlich münd- Christina, 37 Jahre alt und Apothekerin in Wien, hat heuer den „A-Schein“ (FS FB Binnen des OeSV) am lich erläuterten Segelanweisungen der vereinfachten ISAF-Regeln durch den Wett- Neusiedler See in Weiden gemacht. Sie segelt vor allem einen 20m2 Jollenkreuzer des AASC, dessen fahrtleiter Harald Weidlich verteilt. Nutzung im Mitgliedsbeitrag inkludiert ist. Die Windgötter waren uns sehr gnädig
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OESV • OFFIZIELLE NACHRICHTEN
OESV
„KÖNNEN SCHAFFT SICHERHEIT UND SELBSTVERTRAUEN!“ Prüfungswesen Hochsee. Gedanken des Referenten Fritz Pohle zum „Sturmlauf“ gegen die neue Prüfungsordnung ProJacht
Österreichischer Segel-Verband
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enn man mit einer Segelyacht unterwegs ist, ergeben sich zwangsläufig Situationen, die es notwendig machen darüber nachzudenken und allenfalls auch Schlüsse daraus zu ziehen. Diese bemerkenswerten Ereignisse können sowohl positive als auch negative Eindrücke hinterlassen – einseitige Betrachtungsweise ist nicht hilfreich, ausgenommen es stehen persönliche mehr oder weniger vordergründige Interessen dahinter. Eine möglichst objektive Sichtweise ist allerdings nur möglich, wenn der Betrachtende möglichst viel an hilfreichem, breitbandigem Wissen besitzt, das untrennbar mit reichlich praktischer Erfahrung aus den verschiedensten Bereichen und schwierigen Situationen verbunden ist. Wissen ist Macht, Können schafft Sicherheit und Selbstvertrauen und es macht frei! Wissen allein aus Medien, Werbung und sogenannten „wissenden Kreisen“ zu beziehen ist nicht zielführend, es kann im Gegenteil zu Schaden und Frust führen. Aus meiner Sicht ist daher jede Prüfungsordnung, die den Wassersport betrifft, aus dem Blickwinkel der Sicherheit zu betrachten, das heißt, die Spezifika der mit dem Wassersport verbundenen Sportgeräte sind eingehend auf das vorhandene Gefahrenpotenzial zu untersuchen und daraus die für die Ausbildung und Prüfung wichtigen Punkte abzuleiten. Die Sicherheit ist zweifelsfrei das Um und Auf einer soliden und zielorientierten Seefahrtausbildung. Meiner Ansicht nach entzündet sich der Disput über die neue ProJacht vor allem an der Tatsache, dass es jetzt – wie in anderen Ländern auch – eine strikte Trennung in die Bereiche Motoryacht und Segelyacht gibt. Ein Tretboot, ein „Achter mit Steuermann“ und ein Wildwasserkajak sind alles muskelbetriebene Fahrzeuge – aber da hört sich die Ähnlichkeit auch auf. Ein kleines Detail am Rande: Am 7. Mai 2004 hat es ein Schreiben des BMVIT zur Seeschifffahrts-Verordnung-Novelle 2004-Begutachtung gegeben (an MSVÖ und OeSV), in dem folgendes steht: „Die zusätzliche Spezifizierung im letzten Halbsatz des §202 Abs.6 („Art der Jacht(Segeloder Motorjacht) soll klarstellen, dass der Praxisnachweis jeweils auf der Jachtart zu
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erbringen ist, auf der und für die die Prüfung von der ankernden Yacht auf direktem Wege abgelegt wird.“ Die Trennung gab es also zum Ufer zu führen (selbstverständlich auch in Kroatien). Nicht erlaubt sind z. B. Versinnvollerweise schon länger. gnügungsfahrten in der Ankerbucht – aus Die Begriffe Motoryacht und Segelyacht dem Aspekt der Sicherheit eine wohl laut Zulassungsschein der Yacht beziehen verständliche Tatsache. sich auf die Hauptantriebsart: bei einer Segelyacht ist dies die Segelgarderobe, bei Panikmacherei und Falschinformation der Motoryacht der Motor. Eine Segelyacht sind leider derzeit wieder einmal en vogue: hat als Hilfsantrieb einen Motor, dessen Leis- „Inhaber einer Fb2 Befähigung haben noch tung auch entsprechend gering ist. Dieser bis 31. 12. 2015 die Möglichkeit eine UpHilfsmotor ist durchaus als Sicherheits- gradeprüfung auf FB3 zu absolvieren. Eine Praxisprüfung Upgrade FB2 auf FB3 ist nach einrichtung zu sehen – bei Flaute wird die alter Prüfungsordnung nicht vorgesehen. … Segelyacht dadurch manövrierbar; eine Motoryacht mit einer Maschine dagegen hat Achtung wichtig: Nach der „alten“ PRO sind bei Maschinenschaden keine weitere Mög- Segel,- und Motorbootschein auf einem Dokument vermerkt, danach ist dies nicht mehr lichkeit. Befasst man sich mit der Leistung der Segelyachthilfsmotoren eingehender, möglich.“ (wortwörtliches Zitat einer Website aus dem Dunstkreis ARGE PRO). Es ist offenwird man feststellen, dass es Faustregeln dafür gibt, die im Wesentlichen auf alle Se- sichtlich immer wieder das gleiche Spiel, die gelyachten zutreffen; die Grundregel besagt, Unwissenheit der Segelinteressierten auszudass pro Segelyachttonne zwischen 2,2 und nützen und für egoistische und pekuniäre 3 KW (3 bis 5 PS) ausreichend sind – Moto- Zwecke Kapital daraus zu schlagen. Tatsache ist, dass es im Bereich des BFA FB2 kaum ren von Eigneryachten liegen oft an der Unterschiede zur alten PRO gibt – erfreuliunteren Grenze, die von Charteryachten eher bei Mittelwerten bis obere Grenze. Bei cherweise wird bei der Praxisprüfung zwinMotoryachten sieht dies hingegen völlig an- gend pro Kandidat eine Nachtansteuerung ders aus: pro Motoryachttonne (Gleiter, verlangt; bei Praxisprüfungen des OeSV war Halbgleiter) sind 50 bis 80 PS vorgesehen, bei dies bisher immer Standard, eine Selbstveroffenen Booten ist die PS-Zahl zwei- bis drei- ständlichkeit. Was nicht geprüft wird, mal so hoch. Sicherheitstechnisch betrach- braucht man ja nicht können … Für das tet ist daher die Trennung in Segelyacht und „Wassercampen“ wird es wohl auch ohne geMotoryacht eine sinnvolle und notwendige prüfte Nachtansteuerung reichen. Es wunLösung. Dass eine gediegene sicherheits- dert mich nicht, dass bei Anlegemanövern orientierte Ausbildung auch für Mobo-Fah- in der Adria zu bemerken ist, dass der Großrer erstrebens- und wünschenswert ist, kann teil diese nicht beherrscht – bei der großen z. B. durch einen am 26. Juni 2015 erschie- Anzahl ausgestellter „Fahrerlaubnisse“ ohne nenen BSU-Bericht 138/14 zu einem Perso- jegliche Praxisprüfung oder mit Pseudopranenunfall vom 21. 5. 2014 untermauert wer- xisprüfungen ist nichts anderes zu erwarten; den, in dem sehr kritisch und unzureichend ein bis zwei Wochen im Jahr auf See unterdie derzeitige deutsche Ausbildung betrach- wegs zu sein und dazwischen die Seefahrt in tet wird. Eine hingegen nicht sicherheits- der Mottenkiste schlummern zu lassen ist aus relevante Sache ist, wenn ein Verband durch sicherheitstechnischer Sicht wohl auch nicht eine Theorieprüfung „Zusatz Technik“ der optimale Umgang mit diesem Metier. jahrelang ohne Gegenleistung kassiert hat: Ein Blick auf die Homepage von SeaHelp für einen Zusatzschein wurde noch ein An- zeigt eindrucksvolle Bilder von Einsätzen dieerkennungsbeitrag für einen von der Repu- ser Organisation, die Einsatzzahlen nehmen jedenfalls zu – ein sicheres Zeichen für die blik schon anerkannten Schein verlangt! Eine internationale Gepflogenheit ist, leider abnehmende gute und vor allem sidass Schiffsführer einer Yacht berechtigt sind, cherheitsrelevante Ausbildung der Schiffsdas zur Yacht gehörende Beiboot (Tender) für führer. Da in der Adria kaum SicherheitswesCrewtransporte, Verpflegungsfahrten etc. ten getragen werden – ist wahrscheinlich
Ausverkauf. Das Jugend- und
nicht cool – ist verständlich, dass kaum jemand segelt: bis 1,9 Bft. ist zu wenig Wind, darüber zu viel Wind (ein Phänomen, das auch auf manch österreichischem See zu beobachten ist). Dadurch kann sicher die Gefahr einer Patenthalse vermieden werden, die die Möglichkeit einer Todesfolge eines Crewmitglieds beinhalten kann – siehe 4. 8. 2015 Segeln-Forum.de „Tod durch Patenthalse“. Andererseits ist es bemerkenswert, dass hin und wieder stolz Urlaubsvideos im Web präsentiert werden, die bei 5–6 Beaufort Wind und entsprechender Welle im Mittelmeer Segelyachtcrews ohne Schwimmweste und Lifeline am Vorschiff etc. hantierend zeigen – wahrscheinlich auch in Ermangelung von Strecktauen, die wie Automatikwesten zum Standard von guten Charteryachten gehören sollten. Dazu ein Link zu einem aktuellen Bericht vom 22. 9. 2015 http://www. yacht.de/panorama/news/segler-vor-warnemuende-verunglueckt/a101567.html Es ist eigentlich verwunderlich, dass nicht mehr passiert. Über Seenotfälle wird aber auch selten diskutiert, dies passt nicht in das Bild der Werbung für den Yachtsport. Wer will schon hören, dass heuer in einer nordseitigen Balearenbucht bei angesagtem Mistral trotz zusätzlicher Warnung durch Fischer eine Yacht mit 6 Crewmitgliedern geankert hat; die Yacht landete dann auf den Buchtfelsen und drei der sechs Segler waren tot. Jene, deren Horizont nicht auf die Adria oder das Mittelmeer begrenzt ist, erleben die Segelszene völlig anders: Es wird gesegelt und nur dann der Hilfsmotor verwendet, wenn es nötig ist (beim Auslaufen oder Einlaufen in einen Hafen oder eine Marina etc.). Ankern in einer Bucht und Anker auf unter Segel ist normal, Festmachen an einer Muringboje und Ablegen von dieser unter Segel ist ebenfalls üblich. Liegen im Päckchen zu fünft oder sechst ist auch nicht selten. Geschrei und Discosound bis in die Morgenstunden sind nicht anzutreffen. Automatikwesten tragen ist selbstverständlich, selbst auf Schwimmstegen und Molen ist dies häufig zu sehen. In der Bildungspolitik wird immer wieder Finnland als Musterstaat präsentiert, im Yachtsportbereich will man dies wohl nicht haben: Dort gilt – wie in Norwegen – Schwimmwestenpflicht … Es wäre schön, wenn alle an der für die Auszubildenden besten und nachhaltigen Seefahrtausbildung und nicht primär am Gewinn orientiert wären. Die Sicherheit von Crew und Yacht sollte an erster Stelle stehen. Minimalistische Ausbildung und Prüfung kann nicht der Weg sein, sie führt letztendlich zu Frust, Unbehagen und Abhängigkeit – das Gegenteil von Freiheit!
FOTO: WERFT
Ausbildungsboot RS Feva kann um € 4.300,– erworben werden
WINTERSCHLUSS
Schnäppchen. Die seit dem Frühjahr im BLZ des OeSV eingesetzten RS Feva-Vorführboote sind ab sofort für den Verkauf verfügbar
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as unter der Schirmherrschaft des Weltsegelverbandes (ISAF) in den letzten Jahren im Ausbildungs- und Jugendregattabereich etablierte Zweihandboot für Einsteiger wurde am Neusiedler See zum Testen für Interessenten sowie für heimische Clubs für ihre Sommer-Jugendcamps eingesetzt.
Die Boote werden in absolut neuwertigem Zustand und komplett inklusive Slipwagen, Ober- und Unterpersenning um € 4.300,– abgegeben. Bei Interesse steht Roland Regnemer (roland.regnemer@segelverband.at, Tel.: 0660/8 7100 247) gerne mit Details zur Verfügung.
RACE OFFICIALS SYMPOSIUM
AKTUELLES VOM WETTFAHRTREFERAT
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m 16. und 17. Jänner 2016 findet zum sechsten Mal das traditionelle OeSV Race Officials Symposium am Attersee statt, das dem Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen Seglern, Wettfahrtleitern und Schiedsrichtern aus ganz Österreich dienen soll. Es richtet sich nicht nur an erfahrene Officials, sondern auch ganz speziell an Neueinsteiger in die Welt der Wettfahrtleitung und des Schiedsrichterwesens, da Einblicke, Tipps und Tricks abseits der üblichen Seminarinhalte vermittelt werden. Schwerpunktthemen für 2016 sind Start, Bahnmanagement, Proteste und Regeldiskussionen. Geleitet wird das Symposium von den bewährten Spezialisten Helmut Czasny und Gert „Blondl“ Schmidleitner.
RACE OFFICIALS SYMPOSIUM Samstag, 16. 1. ab 10 Uhr bis Sonntag, 17. 1., 14:30 Uhr Nußdorf am Attersee, Hotel Haberl, Tel.: 0800 400 171604, E-Mail: info@haberl-attersee.at Die Teilnahmegebühr beträgt € 60,–, die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sind selbst zu tragen. Anmeldungen bis 8. 1. 2016 an office@segelverband.at
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ehr geehrte Clubs, wie schon in den früheren Mitteilungen bitten wir vom Referat und vom Office, alle eure Österreichischen Meisterschaften – also sowohl Meister- als auch Staatsmeisterschaften – rechtzeitig zu melden und uns die Ausschreibungen zu übermitteln, damit es mit der Freigabenummer zum Eintrag in den Regatta-Kalender klappt. Wir sind auf die rechtzeitige Anmeldung angewiesen, damit wir die Einteilung der Vermesser genauso gut erledigen können wie die Zuteilung der Jury-Vorsitze. Bitte vergesst nicht, dass alle Officials ihre Arbeit ehrenamtlich durchführen und ihre Freizeit dafür zur Verfügung stellen. Deshalb wollen wir ihnen alle gemeinsam die Möglichkeit einer rechtzeitigen Planung bieten!
Gutes Gelingen wünschen Werner Willimek und das Referatsteam 11|15 • yachtrevue.at
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OESV • OFFIZIELLE NACHRICHTEN
OESV
KOOPERATIONSPARTNER Partner und Sponsoren des OeSV
P R O M OT I O N
Österreichischer Segel-Verband
YACHTCHARTER
CharterCheck. Einfach und sicher online chartern. Aber wie?
er Yachtcharter-Markt war in der Vergangenheit recht unübersichtlich – in Anbetracht von über 400 unterschiedlichen Direktanbietern allein im Mittelmeer. Mit starken Kooperationspartnern, wie Deutschlands größtem Automobilclub ADAC, dem Pendant aus Österreich ÖAMTC, Yacht-Pool Versicherungen sowie seit diesem Jahr dem OeSV ist es CharterCheck gelungen, bereits über 9.000 geprüfte Kundenbewertungen über Charteryachten und Anbieter weltweit einzusammeln und auf dem Portal anzuzeigen. Gerade dies ist im unübersichtlichen Markt mit seinen vielen unterschiedlichen Anbietern ein entscheidender Mehrwert, welcher den Charterern geboten wird. So wurden bereits viele Anbieter offline geschaltet, weil sie den Qualitätsanforderungen und/ oder finanziellen Anforderungen von CharterCheck nicht entsprachen. Das Gesamtkonzept von CharterCheck aus vollem Service, besten Onlineverfügbarkeiten und Preisen sowie den Kundenbewertungen bestätigt CharterCheck bereits als reichweitenstärkstes Yachtcharter-Portal im deutschsprachigen Raum. Informationen und Yachtcharterangebote für über 8.000 Charteryachten weltweit finden sich unter www.chartercheck.at oder www.chartercheck.com. Kontakt: CharterCheck GmbH, Würmstraße 4, 82319 Starnberg bei München, Tel: +43 720 303897-0, +49 (0)89 8099 0788 0, E-Mail: info@chartercheck.com
P R O M OT I O N
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KOLUMNE
ABDRIFT Jürgen Preusser • j.preusser@gmx.at
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Fassungslos durch den Tag
ber Jahrzehnte klang Musik im CockSoundcheck. pit einer Yacht wie die Lustschreie Bei der Auswahl eines andalusischen Esels. Doch mit der Zeit wurden die Sound-Boxen immer der Crew kann besser – ein Umstand, der Crewmites sich lohnen, glieder zum musikalischen Striptease verleiten kann. Die mit Abstand beeindruckendste Performance musikalische dieser Art lieferte einst das Duo „Blader Franz“ und DNA-Proben zu „Dürrer Hans“ ab (um die beiden Niederösterreicher entnehmen und nicht öffentlich bloßzustellen, habe ich ihre Namen sprich Hans und Franz ausgetauscht). zu analysieren geändert, Irgendwie waren die beiden zufällig in meine Crew
JÜRGEN PREUSSER ist einer der renommiertesten Sportjournalisten Österreichs, war Sportchef sowie Chef vom Dienst der Tageszeitung Kurier und hat über zehn Olympische Spiele vor Ort berichtet. Der leidenschaftliche Segler hat 19.000 Seemeilen im Kielwasser, nimmt ab und zu an diversen Fahrtensegelregatten teil und hat 2012 den Ecker Cup in seiner Gruppe gewonnen.
gerutscht. „Shit happens“, sagt der Angelsachse in so einem Fall. Jenem Ex-Freund, der die beiden vermittelt hatte, habe ich inzwischen das Du-Wort entzogen. Kurz nach dem Auslaufen fragte der Blade, ob er das Steuer übernehmen dürfe. Noch sprach nichts dagegen, also räumte ich den Platz am Rad. Ohne meine Kurseinweisung abzuwarten, brüllte der Blade dem Dürren im Salon zu: „Dirra! Und jetz’ die Ansa-Numma! Oba heit’ no und volles Rohr!“ Von Vorahnung befallen, versteinerten alle an ihren Arbeitspositionen, während der Blade zu stampfen begann. Dabei war das Worst-Case-Szenario akustisch noch nicht erkennbar. Das Steuerrad mutierte zu einem optischen Booster, der Blade hielt konsequent seinen Kurs zwischen 25 und 85 Grad am Wind. Als die Boxen schließlich schwer übersteuert zu brodeln und spratzeln anfingen, ploppte auch noch der Dürre wie der Korken einer Sektflasche aus dem Niedergang. Bewaffnet mit Kochtopf und Schneebesen, schlug er einen Takt, der mit dem Lautsprecher-Krawall nicht das Geringste zu tun hatte. Dem Mann an der Genuaschot fiel die Winschkurbel aus den Fingern auf die Zehen. Das Mädel am Traveller starrte mit schreckgeweiteten Augen ins Leere. Ein Bursch an der Kante band reflexartig einen französischen Henkersknoten in den Tampen der Reffleine, ein zweiter bewegte die trockenen Lippen stimmlos zu den Worten „Mamma mia!“ Schon nach sieben Minuten einer verheißungsvollen Segelwoche hatte ich die Kontrolle über mein
Schiff restlos verloren. Die beiden Wahnwitzigen brüllten im Duett asynchron zu den Lautsprechern etwa folgenden Text in den noch jungen Tag: „Atemlos durch die Nacht, bis ein neuer Tag erwacht! Atemlos einfach raus, deine Augen ziehen mich aus! Atemlos durch die Nacht, spür’ was Liebe mit uns macht! Atemlos, schwindelfrei, großes Kino für uns zwei!“ Atemnot überkam mich. Meine Kindheit begann als Schwarz-weiß-Film an meinem geistigen Auge vorbeizuziehen. Nach und nach wurde mir klar, dass es sich um ein Nahtoderlebnis handeln musste. Dieser Verdacht erhärtete sich viel schneller als befürchtet. „Wende! Wende! Wende!“ brüllte Stefan aus dem Niedergang. Die Todesangst verlieh seiner Stimme die Kraft, selbst dieses unheilige Spektakel zu übertönen. Er stolperte zurück zum Kartentisch, drückte die Off-Taste des VHF-Empfängers fast durch die Bordwand und schoss die Best-of-Helene-Fischer-CD wie eine Frisbee-Scheibe ins Vorschiff. Der Blade war in Schlangenlinien auf den vorgelagerten Wellenbrecher zugerast. Alle anderen hatten (ich muss es leider sagen) atemlos auf des Teufels Steuermann und daher nicht in Fahrtrichtung gestarrt. Die folgende (eher stümperhafte) Wende drehte uns direkt in den Schoß der Guardia Finanza, die sich offensichtlich wegen der ungewöhnlichen Lärmbelästigung unauffällig angepirscht hatte. Die Wasserpolizisten machten ihr Patrouillenboot in der Sekunde an unserer Backbordseite fest, enterten die Yacht und verlangten nach unseren Papieren. Mein Stoßgebet, dass die Pässe des Bladen und des Dürren rein zufällig abgelaufen sein könnten, verpuffte leider auf seinem Weg gen Himmel. Zum Schluss fragte einer der Beamten höhnisch, wer denn der Skipper dieses Narrenschiffes sei. „Helene Fischer!“, rief Stefan aus dem Salon. Mit einem keineswegs stimmlosen „Mamma mia!“ schwang sich der Uniformierte zurück ins Patrouillenboot. Seither findet bei mir an Bord die Ausgabe von Rettungswesten nur noch im Gegenzug zur Beschlagnahme aller persönlichen CDs statt. 11|15 • yachtrevue.at
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ACHTER AUS • VORSCHAU
ACHTER AUS
39. Jahrgang
von Roland Duller
FOTO: MARTIN MOXTER/IMAGEBROKER/CORBIS
Persönliche Monatsbilanz, diesmal
Österreichs Magazin für Wassersport, vereinigt mit Surfrevue
Gemeine gelbe Gummiente: Zumindest im UYCNs nicht so beliebt
Schlussstrich 1. Preisverteilung zur letzten offiziellen Regatta im UYC Neusiedlersee. Überreicht werden nicht nur Gläser, Blumen und Trophäen, sondern auch kleine gelbe Gummienten. Diese zweifelhafte Auszeichnung ergeht traditionell an jene, die beim Absegeln ein unfreiwilliges Bad genommen haben. Selber knapp dem Quietschtier entkommen. Bei eisigem, böigem Nordwest Höllenritt mit der Lago 26 eines Clubkollegen, der Gennaker drohte mehrmals außer Kontrolle zu geraten. Doch das Wissen um die Wassertemperatur von 13 Grad holte alles aus dem gesamten Team. Rauschten als Erste über die Ziellinie – so schmecken Spanferkel und Freibier noch mal so gut. Schlussstrich 2. Eine Woche später das inoffizielle Saisonfinale im Club, Battle ums Wurstwasser genannt. Gekämpft wird um eine Palette Dosenbier und auf Optimisten, die Teilnehmer müssen mindestens 18 Jahre alt sein. 19 vermummte Gestalten finden sich bei fast winterlichen Verhältnissen ein und segeln in zwei Gruppen jeweils sieben Sprint-Wettfahrten. Gummienten gibt es nicht, dafür zwei sehenswerte Abgänge ins eisige Nass. Brrr. Sohnemann hingegen gibt sich souverän und sackt mit lauter ersten Plätzen den Sieg ein; Mama und Papa müssen sich geschlagen geben. Haben sich die zigtausend Euro, die wir in seine Segelkarriere gesteckt haben, doch bezahlt gemacht, sage ich. Die teuerste Palette Bier der Welt, sagt JDM.
Die Yachtrevue Natur, und sonst gar nix. Das bieten jene Segelreviere, die wir in einem großen CharterExtra vorstellen. Im Mittelpunkt steht der zauberhafte Mergui-Archipel im Süden von Myanmar, in dem es bis vor wenigen Jahren keinerlei nautischen Tourismus gab.
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erscheint am 1. Dezember
Das Minitransat, das 6,5 Meter lange Yachten alle zwei Jahre über den Atlantik führt, findet heuer zum 20. Mal statt; Grund genug für eine ausführliche Story. Premiere feiert hingegen das von Pitter Yachtcharter veranstaltete Langstreckenrennen The Race. 1.000 Meilen
gilt es auf der Strecke BiogradLefkas-Biograd zu bewältigen – Verena Diethelm war auf einer Salona 44 live dabei! Außerdem: Alle Yachten, die als European Powerboat of the Year nominiert sind und Fahrbericht der Nautitech Open 40.
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*CAWI-Print 2011, LPA