Resümee | Energieforum Alpenraum

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Res端mee Energieforum Alpenraum: Zukunftspotenziale gemeinsam n端tzen 07.02.2014, Konferenzzentrum M端nchen


Vorwort

„Im Energiesektor werden die Karten neu gemischt. Auf nationaler und internationaler Ebene läuft eine heftige Debatte darüber, wie wir uns künftig mit Strom und Wärme versorgen. Ich bin überzeugt davon, dass die Energiewende einen noch viel breiteren Diskurs braucht. Sie berührt unsere Grundbedürfnisse, unsere Lebensstile und unsere Raumplanung. Und sie ist auch eine Belastungsprobe für unsere demokratischen Beteiligungsverfahren. Mit dem ‚Energieforum Alpenraum’ eröffnen wir einen neuen Diskursraum, um die Diskussion ein Stück nach vorne zu bringen und mit einer Vision zu bereichern. 120 Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft reisen gedanklich ins Jahr 2030 und skizzieren ihr Zukunftsbild. Gleich vorweg: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sich einig, dass der Alpenraum am besten Weg ist, eine Pionierregion in Sachen Energie zu werden. Ich lade Sie herzlich ein, auf den folgenden Seiten die Kernaussagen nachzulesen und einen Einblick ins erste Energieforum Alpenraum zu bekommen.“ Herzliche Grüße, Franz Fischler, Präsident des Europäischen Forums Alpbach


1. Die Energiewende ist nicht mehr aufzuhalten.

Die Energiewende würfelt die Energielandschaft durcheinander. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Die Konsequenzen sind vielen Menschen noch gar nicht bewusst. Europa befindet sich am Beginn eines Umbruchs, der unsere Gesellschaft bis 2030 und darüber hinaus herausfordern wird. Für den Alpenraum ergeben sich mehr Chancen als Risiken: Mehr Jobs entstehen, in F&E wird stärker investiert, neue Industrien werden sich entwickeln. Die günstige Topografie, die kleinteilige Wirtschaft und ausreichend Finanzkraft sind gute Voraussetzungen dafür, den Alpenraum als Role-Model zu etablieren, der 2030 nur mehr erneuerbare Energie produzieren wird. Und so einen nachhaltigen Nettobeitrag zur europaweiten Energiewende leisten wird.


2. Die Dinosaurier sterben aus.

Oder passen sich an. Die Ära der großen Energieproduzenten neigt sich dem Ende zu. Viele kleine Erzeuger drängen auf den Markt und knabbern am Stromkuchen. Günstige Erzeugungskapazitäten fallen weg. Gaskraftwerke sind zwar für die Grundversorgung unverzichtbar, aber derzeit nicht rentabel. Ein neues Selbstverständnis und neue Geschäftsmodelle führen aus dem Dilemma: Vom Produzenten zum Dienstleister lautet für viele Stadtwerke und große Produzenten die Devise. Sie werden Licht, Wärme, Komfort, Sicherheit, Unterhaltung und Mobilität aus einer Hand bieten. Größter Wunsch: Planungssicherheit, Kostenwahrheit und weniger Regulierungen. Dann werden notwendige Investitionen wie der Bau von Pumpspeicherkraftwerken leichter möglich. Denn 2020 ist für die großen Versorger bereits gestern Abend.


3. Groß und klein – gemeinsam schaffen wir das.

Die Expertinnen und Experten sind sich einig: Clever verbunden speisen kleine und große Produzenten das Stromnetz von morgen. Einzelpersonen, kommunale Erzeuger und große Produzenten werden künftig dezentral und intelligent vernetzt für Strom und Wärme sorgen. Der Widerspruch zwischen der dezentralen Struktur und einer zentralen Koordination bildet die größte Herausforderung. Diese Frage ist derzeit noch völlig offen. Wenn die Konsumenten zu Prosumern, also Produzenten werden, dann läuft der Strom in beide Richtungen durchs Netz. Smarte Technologien machen das möglich.


4. NIMBY

Not in my backyard. Die Energiewende stiftet zentralen Nutzen, aber regionale Betroffenheit. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Energieforums Alpenraum zweifeln, dass die Bevölkerung bei den notwendigen Infrastrukturbauten mitzieht. Umfragen zeigen, dass die Bürgerinnen und Bürger die Energiewende solange unterstützt, solange sie nicht ins eigene Dorf kommt. Bei lokalen Raumordnungsfragen regt sich Widerstand. Gegen den Bau neuer Pumpspeicherkraftwerke oder Stromtrassen formieren sich Proteste. Gleichzeitig erleben Bürgerbeteiligungsprojekte einen Run. Mehr politische Entschlossenheit, mehr Transparenz und gleichzeitig kürzere Verfahren wären wünschenswert. Und mehr politischer Mut, bei der Bevölkerung fürs große Ganze zu werben und Vertrauen zu schaffen. Denn ohne Vertrauen gibt es keine Akzeptanz. Die Energiewende ist nicht zuletzt eine Belastungsprobe für demokratische Beteilungsverfahren auf allen Ebenen.


5. Energiewende ist eine Bewusstseinswende.

Strom entwickelt sich in den nächsten Jahrzehnten zur dominierenden Energieform. Die Elektrifizierung unseres Lebens schreitet munter voran. Ebenso der technische Fortschritt: Die neuen Glühbirnen sind zwar schon gut, aber noch lange nicht perfekt. Smarte Gebäude, Smarte Kühlschränke oder Smart Grids: Egal wohin man blickt, weniger verbrauchen und mehr davon haben lautet die goldene Regel. Wir werden künftig mehr Strom verbrauchen, aber in Summe Energie sparen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eint die Zuversicht auf technische Revolutionen, die wir uns heute noch nicht vorstellen können: neue elektrische Speicher, energieautonome Gebäude oder Fahrräder aus dem 3D-Drucker. Aber die neuen Technologien werden nicht ausreichen. Lebensstile und unser Bewusstsein werden sich weiter ändern müssen. Vor allem in der Art, wie wir uns von A nach B bewegen - elektrisch und intermodal.


6. Ein neuer Fahrplan muss her.

Mit den alten Regeln lässt sich die Energiewende nicht bewältigen. Der Alpenraum benötigt eine konsensorientierte Strategie, auf die sich Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft einigen: Ziel ist, dass der Alpenraum 2030 zu 100% erneuerbare Energien produziert. Und exportiert. Ein „Kompetenzzentrum Alpenraum“ könnte den Lead übernehmen. Darüber hinaus ist ein paneuropäischer Energieplan notwendig. Dieser soll auf regionale Stärken und die Subsidiarität Wert legen. Die neuen Spielregeln im Energiesektor müssen auf europäischer Ebene verhandelt und festgezurrt werden.


Über das Energieforum Alpenraum Das Europäische Forum Alpbach gastierte am 7. Februar 2014 mit der Innovationskonferenz „Energieforum Alpenraum“ in München. Relevante Entscheidungsträger aus dem gesamten Alpenraum entwickelten einen Tag lang neue Ideen und Strategien für eine nachhaltige Energieversorgung. Im Mittelpunkt steht der Alpenraum, da er das Potenzial besitzt, einer der größten Energiespeicher Europas zu werden. Bei der öffentlichen Abschlussdiskussion „Erneuerbare Energie im Reality Check“ standen die Ergebnisse des Tages und Publikumsfragen im Mittelpunkt.

Impressum/Disclaimer Dieser redaktionelle Bericht fasst die zentralen Diskussionspunkte zusammen. Der Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es steht das Bemühen im Vordergrund, einen Überblick über die Debatte zu geben. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich in dieser kurzen Darstellung nicht alle Aussagen wiederfinden. Dafür bitten wir um Verständnis. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Konferenz steht eine ausführlichere Dokumentation inkl. Flipchartfotos zur Verfügung. Redaktion, Gestaltung: Europäisches Forum Alpbach (Stefan Kranewitter, Franz Mailer) Fotos: Luiza Puiu Europäisches Forum Alpbach, Franz-Josefs-Kai 13/10, 1010 Wien T +43 (1) 718 17 11-0 F +43 (1) 718 17 01 E forum@alpbach.org www.alpbach.org


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