Re:think Austria 2017 Demokratie & Beteiligung neu denken 01.-03.06.2017, Linz
Innovationslabor „Re:think Austria“ Das Europäische Forum Alpbach startete 2013 gemeinsam mit Kovar & Partners und freims:contemporary consulting unter dem Titel „Re:think Austria“ eine Serie an Innovationslabors, um den politischen Reformdialog in Österreich zu fördern. Stakeholder aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Zivilgesellschaft entwickeln dabei in einem partizipativen Prozess neue Ideen und Reformprojekte zu politischen Kernthemen. Inputs von ImpulsgeberInnen aus dem deutschsprachigen Raum und das innovative Kommunikationskonzept spielen eine zentrale Rolle. „Re:think Austria“ hat sich mittlerweile zu einer Plattform für junge politische Führungskräfte und VerantwortungsträgerInnen aus allen Bereichen der Gesellschaft entwickelt. Als Inkubator für politische Innovation will „Re:think Austria“ Österreichs Demokratie verbessern. Ziel ist es, engagierte Menschen aus allen politischen Lagern zu vernetzen, Wissen zu strukturellen Problemen zu vermitteln und neue Projekte anzustoßen. Im Juni 2017 arbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der fünften Ausgabe auf Basis der Thesenpapiere von Kovar & Partners zum Thema „Demokratie & Partizipation“: www.alpbach.org/rethink
Warum Beteiligung? Eine liberale Demokratie braucht Menschen, die vertrauensvoll kooperieren und langfristig denken. Je stärker Bürgerinnen und Bürger in politische Entscheidungsprozesse eingebunden sind, desto größer die Akzeptanz demokratischer Entscheidungen. Beteiligung ist ein Weg, Menschen einzubinden, sie zu begeistern und mit Eigenverantwortung Politik gestalten zu lassen. Sie ist die beste Versicherung gegen autoritäre Strömungen und Politikverdruss. Wie also Beteiligung erfolgreich umsetzen? Diese Frage führte 70 politische Akteure zwei Tage lang in Linz zusammen.
ImpulsgeberInnen regen die Debatte an Impulsreferate mit ExpertInnen zu den Themen Führungskultur, Kommunikation & Sprache, Konflikt & Kompromiss und Macht eröffnen die Diskussionen. Als einer von acht Impulsgebern brachte Martin Kocher (Direktor des Instituts für Höhere Studien, Wien) neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Verhaltensökomie ein. Wie rational entscheiden Bürgerinnen und Bürger? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, um die Bevölkerung für partizipative Prozesse gewinnen zu können? Wie erreicht man jene 20%, die Kooperation verweigern? Weitere ImpulsgeberInnen: Emilio Galli-Zugaro, Rudolf Hundstorfer, Barbara Inmann, Thomas Kratky und Verena Nowotny und Ruth Wodak.
Ideen beginnen zu zirkulieren Der offene Charakter des Innovationslabors bringt immer eine besondere Dynamik mit sich, die sich schwer vorhersehen, aber bewusst fÜrdern lässt. Das Setting ist darauf ausgelegt, Erfahrungen, Wissen und Ideen aller TeilnehmerInnen sichtbar zu machen. Schon nach wenigen Stunden formen sie kleine Teams, um in Gesprächen tief in das Thema einzutauchen. Wie kann jede und jeder in seinem Bereich politische Teilhabe weiterentwickeln?
Partizipation hoch zwei: Willkommen in Demokratopia Partizipation selbst erleben, um sie weiterentwickeln zu können: Gewohnte Konferenzrituale bleiben bei Re:think Austria außen vor. Das Konzept setzt auf verschiedene kollaborative Methoden wie beispielsweise ein Simulationsspiel, das die TeilnehmerInnen für mehrere Stunden in seinen Bann zieht. Parteipolitische oder fachliche Barrieren rücken zur Seite und machen den Weg frei, gemeinsam ein fiktives DemokratieSzenario zu entwickeln.
Von Erfolgsbeispielen lernen I - Pioniere teilen ihr Wissen
Wichtiger Bestandteil des Innovationslabors sind die Erfahrungen aus der Praxis. Daher nehmen bei jeder Ausgabe auch jene Menschen teil, die bereits erfolgreich Projekte und Initiativen umsetzen. Sechs von ihnen möchten wir hier kurz vorstellen: Martina Handler setzt partizipative Modelle sowohl auf der strategischen Ebene des Bundes als auch dort um, wo Politik konkret wird in den Gemeinden. So konzipierte sie fünf Bürgermeistertreffen für das Europäische Forum Alpbach und den Österreichischen Gemeindebund. Sie brachte 300 Ortschefs dazu, ihre Erfahrungen bei der Integration von Geflüchteten auszutauschen. Ergebnis ist ein Handbuch, auf das Gemeinden zugreifen können. Daniel Boese entwickelt für die weltweite Bürgerbewegung Avaaz Kommunikationsstrategien für sozialen und ökologischen Aktivismus im Netz. Er und seine MitstreiterInnen bündeln die Anliegen und Interessen von Millionen Menschen aus aller Welt. Sein Engagement mündet in politischen Kampagnen und Initiativen, die digitale Tools einsetzen, um auf die analog tickende Politik einzuwirken.
Von Erfolgsbeispielen lernen II - Pioniere teilen ihr Wissen
Dominik Wörner leitet das Deutschlandbüro von Insights.US, einer digitalen Plattform, die Stakeholder in politische Entscheidungsprozesse integriert und so deren Qualität und Akzeptanz erhöht. Das Angebot schöpft das kollaborative Potential des Internets aus und schafft es, Bürgerinnen und Bürger sowie weitere Stakeholder konstruktiv, schnell und sinnstiftend in Meinungsbildungsprozesse einzubeziehen. Harriet Ellwein gestaltet in Dortmund „Nordwärts“ (mit), eines der erfolgreichsten Beteiligungsprojekte Deutschlands. Sie koordiniert ein kommunales Generationenprojekt mit dem Ziel, die Lebensbedingungen in einigen Stadtteilen Dortmunds zu harmonisieren und die Stadt zu einem Innovationslabor für neue Konzepte und kreative Ideen zu verwandeln.
Von Erfolgsbeispielen lernen III - Pioniere teilen ihr Wissen
Josef Hörndler setzt im Mostviertel die Idee partizipativer Schulen nach dem Vorbild der deutschen Schulreformerin Margret Rasfeld um. „Schule im Aufbruch“ heißt die Bewegung, die immer mehr an Boden gewinnt. Knapp 50% aller Pflichtschulen des Mostviertels setzen bereits auf partizipative und kooperative Methoden im Unterricht und stärken das demokratische Bewusstsein der WählerInnen von morgen. Michael Lederer bindet die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger aktiv in die Politik ein. Dank seiner Arbeit und der seiner KollegInnen vom Büro für Zukunftsfragen in der Vorarlberger Landesregierung zählt Vorarlberg heute zum Vorreiter in Sachen Bürgerbeteiligung in Österreich.
„Re:think Austria 2017 war inspirierend, offen und innovativ. Das Konzept ist aufgegangen, vor allem das Demokratie-Experiment Demokratopia. Die flexibel-auslegbaren Anweisungen der Facilitator haben den Teilnehmern viel Spielraum für Kreativität gelassen und die bestmöglichste Basis eines demokratischen Experiments geboten. Danke!“ Patrick
Re:think Austria ermöglicht die Herausforderungen unserer Zeit zu reflektieren und Lösungen völlig neu zu denken. Diesen Luxus haben die meisten TeilnehmerInnen in ihrem Arbeitsalltag nicht. Das Setting ist extrem entspannt und ermöglicht so einen erstaunliche Outcome. Danke dafür“ Anita
„Ich habe die Teilnahme an Re:think sehr genossen – vor allem die Diversität der TeilnehmerInnen.“ Verena
„Was diese Veranstaltung auszeichnet ist die Außerachtlassung politischer Parteigrenzen - es wird vielmehr versucht, über bestehende Strukturen hinaus darüber nachzudenken, wie man die österreichische Demokratie letztlich zu ihrem Besten verändern kann. Positiv stimmt das Grundgefühl, das sich während dieser Tage einstellte: grundsätzlich waren alle Teilnehmer davon überzeugt, dass mehr Bürgerbeteiligung notwendig und für eine Weiterentwicklung des Landes essentiell ist.“ Anna
„Erfrischende, dynamische Runde. Mit viel Engagement auf das Thema eingelassen. Das Format hat ihr übriges zu einem intensiven Austausch der Teilnehmer beigetragen. Fand es gut so ein „Experiment“ auszuprobieren.“ Eugen
Re:think Austria 2017 | Demokratie & Beteiligung neu denken | 1. bis 3. Juni 2017, Linz www.alpbach.org/rethink Wir danken den ImpulsgeberInnen: Emilio Galli-Zugaro, Rudolf Hundstorfer, Martin Kocher, Thomas Kratky, Barbara Inmann, Verena Nowotny, Wolfgang Ruttenstorfer, Ruth Wodak Inhaltliche Gestaltung: Caspar Einem, Franz Fischler, Andreas Kovar, Philippe Narval, Milo Tesselaar Moderation (freims:): Toni Chung, Alexis Eremia, Hannah Lux, Moriz Piffl-Percevic, Anna Wohlesser Organisation: Christiane Schwaiger (Europäisches Forum Alpbach)
In Partnerschaft mit
Mit freundlicher Unterstützung von
Impressum/Medieninhaber: Europäisches Forum Alpbach, Franz-Josefs-Kai 13/10, 1010 Wien | www.alpbach.org Redaktion, Gestaltung: Stefan Kranewitter (Europäisches Forum Alpbach) Fotos: Peter Mayr| Dieser Bericht gibt Einblick in das Innovationslabor und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.