EMIL Nr. 1, Oktober 2011

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Eimsbüttel mit Links. Informationen DIE LINKE. Fraktion in der Bezirksversammlung Eimsbüttel

Oktober 2011 EMIL ist das vierteljährige Informationsblatt der Bezirksfraktion der LINKEN in Eimsbüttel. EMIL, das steht für “Eimsbüttel Mit Links“, informiert aus den Bezirken, der Basis, der Bezirksversammlung und den Ausschüssen. Für Sie und Euch, mit Ihnen und Euch – für eine bessere Politik in unserem Bezirk.

Die Drei von der BV

Seit knapp neun Monaten sind die drei neuen Bezirksabgeordneten der LINKEN dabein Ihre Erfahrungen im Interview: Seite 8

Drei Oscars für Höffner

Harpe Kerkeling und Kurt Krieger sind die Gewinner bei der Ansiedlung von Möbel Höffner. Doch wer im Hintergrund über Jahre noch an diesem Drehbuch mitschrieb, mitmischte und die Strippen zog: Seite 12

Unsere Frau im Rathaus

Kersten Artus ist nicht nur Bürgerschaftsabgeordnete aus Eimsbüttel, sondern auch Vizepräsidentin. Ihre Bilanz: Seite 14

Friede? Freude? Uni-Kuchen? DIE LINKE Eimsbüttel ist für das Konzept zur Umgestaltung und dem Neubau der Uni an der Bundesstraße. Mit Bauchschmerzen, aber dennoch: Seite 2–3

Foto: Zdravko Sisic


Die Entscheidung im Architektenwettbewerb für den Neubau der Universität der Phase I ist gefallen. Es geht um den sogenannten MIN-Campus, also das Ensemble rund um das Geomatikum. Von Hartmut Obens

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wei Wettbewerbe waren ausgelobt. Beim ersten geht es um die städtebauliche Lösung, also der stadtteil- und bürgerfreundlichen Eingliederung des Uni-Komplexes in den Stadtteil. Der zweite Wettbewerb hat die Architekturmodelle der neu zu bauenden Uni-Komplexe zum Gegenstand. Eine Jury aus 15 Sach- und Fachgutachtern, zusammengesetzt aus Politik, Verwaltung und namhaften Architekten hat in einem intensiven zweitägigen Prüf- und Abwägungsverfahren eine Entscheidung getroffen, die auch von den Anwohnervertretern, die freilich kein Stimmrecht hatten, überwiegend positiv aufgenommen wurde. Ein aus Sicht der Schröderstift-Anwohner heikler Punkt war die Frage, ob die neben dem Schröderstift befindliche Wiese bestehen bleibt. Dieser Forderung hat die Juroren-Entscheidung nur zum Teil entsprochen, weshalb auch die Schröderstift-Bewohner Kritik am Siegerentwurf geäußert haben. Für die Bezirkspolitiker, der Autor war der nicht stimmberechtigte Vertreter der LINKEN im Auswahlausschuss, durfte jedoch ein Votum abgeben werden, stellt die prämiierte Lösung dennoch die für den Stadtteil Eimsbüttel beste Lösung dar. Ich bin mir darüber im Klaren, dass meine persönliche Entscheidung für den Siegerentwurf bei den Schröderstift-Bewohnern auf Missfallen und Enttäuschung gestoßen ist, hatte sich doch DIE LINKE Eimsbüttel im zurückliegenden Wahlkampf der Losung �Die Wiese bleibt!� angeschlossen. Aber, wie heißt es doch: Die Wahrheit ist immer konkret: Wenn ich mich für den vom Schröderstift favorisierten Entwurf ausgesprochen hätte, wären wichtige, für den ganzen Stadtteil grundlegende Gesichtspunkte auf der

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Strecke geblieben. Daher galt und gilt in diesem Fall für mich der Grundsatz: Gemeinnutz geht vor Eigennutz! Welche Aspekte haben für mich den Ausschlag gegeben?: Ñ Die Uni und ihr neuer Campus öffnet sich zum Stadtteil hin und bildet keinen eigenen �geschlossenen Raum�, die Uni ist Bestandteil des Stadtteils Ñ Die Durchwegung aus dem Stadtteil auf den UniKomplex ist von den wichtigsten Straßen aus gut und übersichtlich angelegt Ñ Die Anbindung an den U-Bahnhof Schlump ist verkehrstechnisch gut gelungen und berücksichtigt den MIN-Campus als neues �Uni-Zentrum� Ñ Durch die sofortige Unterbringung der Informatik auf das zu bebauende Gelände wird die jetzige Fläche in Stellingen frei, die für eine Wohnbebauung von etwa 600 Wohneinheiten zur Verfügung steht Ñ Der Siegerentwurf berücksichtigt die von der Uni geforderte Zusatzfläche für spätere Bebauungserfordernisse Dennoch sollte sich keiner der Beteiligten ein Denkverbot auferlegen, an einer Lösung weiter zu arbeiten, zumal der Bau von Komplex A, also dem GeomatikumEnsemble erst in einigen Jahren ansteht. Dazu bietet das ab November geplante zweite Beteiligungsverfahren eine gute Möglichkeit, etwa zu der Frage, ob mit den Schröderstift-Anwohnern ein Kompromiss gefunden werden kann, der ihren Bedürfnissen stärker entgegenkommt als der jetzt vorliegende Entwurf. Nach Bekunden aller Beteiligten ist das bisherige Beteiligungsverfahren erfolgreich verlaufen, über 1.200 Bürgervorschläge wurden ausgearbeitet und bei der

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Lastenhefterstellung für den Architektenwettbewerb berücksichtigt. Deshalb ist für DIE LINKE in Eimsbüttel (Partei und Fraktion) die Mitwirkung am Beteiligungsverfahren ein wesentlicher bezirkspolitischer Schwerpunkt in den nächsten Jahren. Dabei sucht DIE LINKE die Zusammenarbeit mit Anwohnerinnen und Anwohnern und unterstützt deren Forderungen und trägt sie in die Bezirksversammlung. 2012 soll der Wettbewerb für den Informatik-Hochbau und den Neubau für die zentrale Lehre, die Bibliothek und die Mensa sowie die Planung für den Neubau des �Klima Campus begonnen werden. 2013 ist dann Baubeginn für den neuen Klima-Campus und Planungsbeginn für Informatik, zentrale Lehre, Bibliothek und Mensa. 2014 dann der Baubeginn für die Informatik, zentrale Lehre, Bibliothek und Mensa. Begonnen wird mit der Planung für die Modernisierung des Geomatikums. 2015 erfolgt die Fertigstellung des Klima-Campus. 2016 soll der Neubau der Zentralgebäude fertiggestellt werden und die Modernisierung des Geomatikums begonnen werden. 2017 ist die Fertigstellung der Informatik gedacht, sodass Stellingen für Wohnungsbauzwecke freigemacht werden kann. 2018 schließlich soll das Geomatikum fertiggestellt werden. Dann können die Gebäude für die Mineralogie und Bodenkunde am VonMelle-Park geräumt werden. Die Anwohnerinnen und Anwohnen haben jetzt erste Anhaltspunkte, worauf sie sich in Punkto Ort, Beginn und Dauer der jeweiligen Baumaßnahmen einzustellen haben, sodass sie ihre �Vorkehrungen� für die Bürgerbeteiligung treffen können. Wir werden dazu in Kürze ausführlicher informieren. Was die Eimsbütteler als Steuerzahler noch interessiert, ist die Frage, auf welche finanziellen Beine das ganze gestellt wird und dass ein solches Finanzierungsdesaster wie bei der Elbphilharmonie vermieden wird. Nach Auskunft von Senatsdirektor Harald Datzer wird eine Öffentlich-öffentliche Partnerschaft (ÖÖP) der Stadt Hamburg mit der SAGA GWG eingegangen, die das Gesamtprojekt finanziert und durchführt. Die SAGA GWG wird dann an die Universität vermieten. Um diese Mehrbelastungen (Mietzahlungen) wird das Universitätsbudget aufgestockt. Nach Auskunft von Datzer gehen damit alle im Lauf der Jahre anfallenden Wartungsarbeiten an den Vermieter über, was den bisher unzumutbaren Zustand beseitigen soll, dass dafür die Universität selbst aufkommen muss, aber kein Geld hat. Nun, am Zustand des Geomatikums kann man das erkennen... Das Investitionsvolumen für den Klima-Campus wird nach ersten Schätzungen ca. 140 Mio. Euro kosten. Wird die SAGA dann noch genügend Spielraum haben, um Wohnungen zu bauen? Wir bleiben am Ball.

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Personalabbau im Bezirksamt Eimsbüttel Bürgermeister Olaf Scholz will bis zum Jahr 2020 jährlich 250 Stellen in der hamburgischen Verwaltung streichen. Von Žaklin Nastić Die Bezirksämter Hamburgs haben bereits jetzt ein Personaldefizit von zusammen 361 Stellen. Im Zusammenhang mit der Umsetzung der „Schuldenbremse“ sollen in den Jahren 2011 bis 2020 jährlich 250 Personalstellen gekürzt werden. Insgesamt sollen 22,3 Stellen allein im Bezirksamt Eimsbüttel eingespart werden. In der Antwort auf die kleine Anfrage der Bezirksfraktion DIE LINKE in Eimsbüttel hat die Bezirksverwaltung mitgeteilt, dass vorwiegend bei altersbedingten Personalabgängen eingespart werden soll. Alle Fachämter sowie Dezernate sind hier betroffen. Bereits der schwarz-grüne Senat wollte einen großangelegten Personalabbau betreiben. Im Herbst 2010 wurde ein gemeinsames Papier der Hamburger Bezirksamtsleiter verfasst, in dem sie ganz entschieden gegen Personalabbau und andere Sparmaßnahmen protestierten. Senioren- und Elternberatung sowie Kinder- und Jugendhilfe, Elternschulen, schulzahnärztlicher Dienst und weiteres sollte gekürzt oder ganz abgeschafft werden. Damals regte sich ein großer Widerstand gegen die geplanten Maßnahmen, auch seitens der SPD. Nun will der SPD Senat nahtlos an die Personal- und Sozialkürzungen von schwarz-grün anknüpfen. Aber was bedeuten die Stellenkürzungen für die Bürgerinnen und Bürger von Eimsbüttel? Den bereits jetzt vorhandenen Personalmangel bekamen im Sommer besonders die Einwohner von Stellingen zu spüren. Das Kundenzentrum Stellingen wurde vom Mai bis September geschlossen. Dies lehnt die Fraktion DIE LINKE ab. Besonders für Seniorinnen und Senioren sind Kundenzentren in Wohnungsnähe wichtig. Wenn bereits jetzt große Personalmängel bestehen, wie wird es künftig aussehen? Schließung von Kundenzentren, Personalkürzungen bei der Seniorenberatung, Wohngeldstelle und anderen Bereichen? Den Bürgerinnen und Bürgern von Eimsbüttel drohen lange Wartezeiten und Fahrtwege! Die Auswirkungen der Kürzungspolitik zeigen sich auch in zunehmender Arbeitshetze für die Beschäftigten sowie weiteren Verschlechterungen im öffentlichen Dienst. DIE LINKE lehnt den konzeptionslosen und verschärften Personalabbau ab. Statt die Großverdiener und Vermögenden zum Wohle des Gemeinwesens heranzuziehen, wird Personalabbau im öffentlichen Dienst betrieben, um dadurch Haushaltskonsolidierung zu betreiben – auf Kosten der Steuerzahler und Bürger.

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mmer besorgter blicken die Eimsbütteler einer Zukunft entgegen, die für sie als Mieterinnen und Mieter nicht viel Gutes erwarten lässt. Die „Wohnungsfrage“ ist so alt wie der Kapitalismus, und schon Friedrich Engels hat sich vor 150 Jahren mit diesem Existenzproblem für die arbeitenden Klassen auseinandergesetzt: „Bei der Wohnungsfrage haben wir zwei Parteien einander gegenüber, den Mieter und den Vermieter oder Hauseigentümer. Der erstere will vom letztern den zeitweiligen Gebrauch einer Wohnung kaufen; er hat Geld oder Kredit - wenn er auch diesen Kredit dem Hauseigentümer selbst wieder zu einem Wucherpreise, einem Mietzuschlag, abkaufen muß“. Das Thema Wohnungsbau und Wohnraumversorgung ist zum beherrschenden sozialen Thema in Hamburg und besonders in Eimsbüttel geworden. Kaum ein anderes Problem erfüllt die Menschen in unserem Bezirk mit größerer Sorge, geht es doch hierbei um existenzielle Fragen des Lebens und der Zukunft eines Jeden. Die Bauplanung und Stadtentwicklung in Hamburg liegt in der Verantwortung der Bezirke, der gewählten Bezirksvertretungen und der Bezirksverwaltung. Das ist der einzige verantwortliche Politikbereich, den das überholte Hamburger Bezirksverwaltungsgesetz den Bezirken „überlässt“, denn die Bezirksversammlung, die von den Bürgerinnen und Bürgern gewählte kommunale Volksvertretung, ist tatsächlich kein souveränes Kommunalparlament, sondern ein, wie es das Gesetz will, Teil der Hamburger Verwaltung. Also: Eine Legislative, die ein Teil der Exekutive ist! Man kann sagen, dass jeder bayrische Dorfbürgermeister mehr Macht hat als unsere von 250.000 Bürgerinnen und Bürgern gewählte Kommunalvertretung. Im Gegensatz zu Politikern der etablierten Parteien sehen wir in der Zunahme von Anwohnerinitiativen gegen eine als

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Foto: Privat

Wie werden sich in diesem Jahrzehnt die Mietpreise in Hamburg entwickeln? Wird sich der Prozess der Verdrängung angestammter Mietergruppen weiter, womöglich verstärkt fortsetzen? Sind Wohnungen in den Eimsbütteler Kernbereichen zukünftig überhaupt noch bezahlbar? Von Helli Laab und Hartmut Obens

Foto: Privat

Wohnungsbau durch Bürgerbeteiligung und Demokratie

unvertretbar empfundene Wohnbebauung im hochverdichteten Eimsbüttel keine „Störenfriede“ gegen eine „zügige“ Wohnungsplanung, sondern wir sehen in diesen Initiativen wichtige PartnerInnen für eine am öffentlichen Wohl ausgerichteten Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaupolitik. Nicht die auf Profite schielenden Investoren, sondern Anwohnerinnen und Anwohner haben das „Gemeinwohl“ im Auge und sind zunehmend bereit, sich dafür auch einzusetzen. Aber dieses Engagement verläuft nicht (mehr) in jenen Bahnen, in die sie die etablierten Parteien lenken möchten. Welche Vorschläge zur „Selbstermächtigung“ Eimsbütteler Bürgerinnen und Bürger und zur Entwicklung einer „Mitmachdemokratie“ in allen Fragen der Bauplanung und Stadtteilentwicklung schlagen wir vor? Ñ Gründung eines „Eimsbütteler Forums für Wohnungsbau und soziale Stadtentwicklung“: Dieses BürgerInnenforum als direktdemokratische und selbstorganisierte Form der Bürgerbeteiligung soll als dauerhafte Organisationsform gegründet werden und sich für die Belange des Wohnungsbau und der Stadtentwicklung in Eimsbüttel stark machen. Es versteht sich, dass die Gründung einer solchen Initiative nicht von der LINKEN „beschlossen“ werden kann, sondern nur durch Eigeninitiative von Bürgerinnen und Bürgern funktioniert. Aber diesen Vorschlag wird DIE LINKE in die Öffentlichkeit tragen. Die Zusammensetzung sollte aus BürgerInnen, Anwohnerinitiativen, zivilgesellschaftlichen Akteuren wie Gewerkschaften, Mietervereinen, Naturschutzverbänden und AktivistInnen der „Recht auf Stadt“-Bewegung in Eimsbüttel bestehen. Das Forum ist zugleich Partner und Kritiker der Stadt- und Bauplanung und muss bei allen wichtigen Angelegenheiten durch die Bezirksbehörde informiert und beteiligt werden.

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Was geht ab mit dem LOGO?

Ñ Durchführung einer (partizipativ organisierten) jährlichen Konferenz „Wohnungsbau in Eimsbüttel“: Die jährlichen Wohnungsbaukonferenzen werden zwar in Hochglanzbroschüren verbreitet, sind aber durch ihre einseitige Zusammensetzung absolut glanzlos, ohne produktiven und spannenden Streit um Zielkonflikte und Abwägungsprozesse. Das muss sich in jedem Fall ändern. DIE LINKE in der Eimsbütteler BV wird die Erweiterung der Podien und TeilnehmerInnen um Vertreter der „Recht auf Stadt“-Bewegung, Mietervereinen und anderen Interessenvertretern der MieterInnen beantragen. Auch bei der Vorbereitung dieser Konferenzen soll deshalb „Bürgerbeteiligung“ stattfinden!

Ñ Verbesserung der personellen Situation der Bauplanung und -verwaltung: Auch mit den personellen Zugeständnissen durch den „Vertrag für Hamburg“ ist die Personalausstattung der Bau- und Stadtplanung in Eimsbüttel absolut unbefriedigend. Damit ist auch die Einhaltung wichtiger Fristsetzungen gefährdet, die der Wohnungsbauvertrag vorsieht und bei deren Nichteinhaltung die Investoren sich vor wichtigen Prüfvorgängen eventuell drücken können. Ñ Einrichtung eines EDV-gestützten Katastersystems in Eimsbüttel: Im Bezirksamt Eimsbüttel ist die Informationsgesellschaft und das „e-government“ noch nicht angekommen, was auch für die anderen Bezirke in Hamburg gilt. Besonders mühevoll und damit zeitaufwändig geht es in der Katasterverwaltung zu. Hier könnten in jedem Fall informations-, Auskunfts- und Entscheidungsprozesse durch digitale Lösungen beschleunigt werden. DIE LINKE wird diese Vorschläge mit möglichst vielen Menschen in Eimsbüttel diskutieren und entsprechende politische Initiativen innerhalb und außerhalb der Bezirksversammlung einbringen. Wir freuen uns auf diese Diskussion und die draus erwachsenden Ideen und Vorschläge.

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as tun mit einem seit Jahrzehnten nahe der Uni ansässigen „Musikschuppen“ („Hamburgs lautester Sauna“), der zur Uni und zum Stadtteil gehört, wie die Elefanten zu Hagenbeck? Torsten Sevecke, Bezirksamtsleiter, der, wie der Autor dieser Zeilen, aus Studentenzeiten zu den Besuchern dieses schwarzen Flachbaus an der Grindelallee gehört haben mag, hat offenkundig auch das Stichwort dafür geliefert: Das LOGO muss in Uni-Nähe bleiben! Um das sicher zu stellen, hat er flugs als „Hausherr“ vom Grindelberg 66 die Idee in die Welt gesetzt, das LOGO auf dem Gelände vor dem Bezirksamt unterzubringen. Erst ein mal denkt man sich: Keine schlechte Idee!

Foto: Gerald Reichert

Ñ Bildung von Bürger-/Anwohnerkomitees auf Regional- und Stadtteilebene: Auf Regional- und Stadtteilebene gründen sich Anwohnerinitiativen, die eigenständig und in Zusammenarbeit mit den Regionalausschüssen der Bezirksversammlung die Belange der AnwohnerInnen beim Gesamtprozess der Bebauungsplanung in ihrem Bereich vertreten. Diese Initiativen werden von den BV-Ausschüssen als Partner verstanden und in vollem Umfang von der BV-Ausschüssen informiert und zu wichtigen Fragen eingeladen. Bei den Beteiligungsveranstaltungen werden sie kooperativ beteiligt, sie stellen „Podienvertreter“, erarbeiten qualifizierte Fragestellungen an die Bauverwaltung und betreiben Öffentlichkeitsarbeit. Sie analysieren eigenständig vorliegende B-Pläne und beauftragen ggf. Expertisen zu deren Bewertung.

Das LOGO muss weichen. Einmal mehr schaffen Investorenentscheidungen Tatsachen, die sich negativ auf das öffentliche und kulturelle Leben Eimsbüttels auswirken. Von Hartmut Obens

Doch da sind ein Sportplatz und eine Skaterbahn, die sich großer Beliebtheit erfreuen, auf denen sich Kinder und Jugendliche tagtäglich tummeln. Sollten die etwa einem Gewerbebetrieb, um den es sich ja beim LOGO handelt, weichen? Das will jedenfalls der Betreiber selbst nicht, wie aus einem Bericht von noa4, einem regionalen Fernsehsender, hervorgeht. Auch ein Herr Bäcker, besorgter Anwohner, der sich mit unserer Fraktion in Verbindung gesetzt hat, beklagt nicht nur die Gefahr einer Vertreibung der Jugendlichen, sondern sieht auch drastische Belastungen auf die Anwohner zukommen: Parkdruck, abendlicher und nächtlicher Lärm in einer bereits tagsüber von Verkehrsdichte und -lärm gebeutelten Gegend. Die Fraktion der LINKEN hat dazu eine Anfrage an das Bezirksamt gerichtet. Antwort: Nichts Genaues weiß man nicht. Wir meinen: Sollte dieses Thema nicht, bevor irgendwelche Entscheidungen oder Planungen getroffen werden, in einem breiten und öffentlichen Bürgerdialog erörtert werden? Wäre das nicht ein Paradefall für Beteiligungsorientierung? Wir meinen ja.

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Stichworte zum Wohnungsbauprogramm 2011

Wie geht’s weiter mit Hoheluft? Die Eimsbütteler Linksfraktion hatte zur Pressekonferenz eingeladen, und die Bude war gerappelt voll: Wochenblatt und TAZ, NDR, Regional-TV noa4 und andere Pressevertreter fanden sich in der Dillstraße 16 ein und hörten gespannt den Ausführungen der Rechtsanwältin Lena Dammann (Rechtsgutachten zum „Hoheluftdomizil“) und des Architekten H. C. Kottmeier (Neugestaltung des Vorplatzes des U-Bahnhofs Hoheluftbrücke) zu. Von Hartmut Obens as „Eimsbütteler Wochenblatt“ berichtete mit Fotos über den Vorplatz-Entwurf und holte sich dazu verschiedene Stellungnahmen ein: Die Eimsbütteler Fraktionen, mit Ausnahme der SPD, konnten sich mit dieser Idee anfreunden, selbst der Investor „Bauplan Nord“ fand den Gedanken erwägenswert. Dem konnte sich auch Torsten Sevecke, der Bezirksamtsleiter anschließen.

Foto: J.C. Kottmeier

Was folgt? Die Fraktion der LINKEN hat einen Antrag in die Bezirksversammlung eingebracht, der dazu auffordert, einen Architektenwettbewerb auszuschreiben. Der Antrag wird auf der BV-Sitzung am 27. Oktober verhandelt. Wir werden sehen, wie es um die Planungen des „Hoheluft-Domizils“ aussieht. Bis jetzt (Ende September) ist noch kein Bauantrag eingereicht worden. Das von der LINKEN monierte fehlende Lärmgutachten für Wohnbebauung an diesem verkehrsund lärmintensiven Ort ist nicht einfach beiseite zu schieben. Damit ist dieser Vorgang überfällig, denn im Oktober sollte nach Aussage des Investors bereits eine öffentliche Informationsveranstaltung stattfinden. Davon ist, Ende September, weit und breit nichts zu hören. Ist dem Investor die Lust an der Sache vergangen? Was passiert, wenn dem so wäre? Würde das Bezirksamt dann die Gelegenheit ergreifen, im Sinne der „Beteiligungsorientierung“ bei Bauprojekten ein neues Bebauungsplan-Verfahren ausschreiben? Das wäre jedenfalls zu hoffen, um die Aushebelung des Isebek-Bürgerentscheids wenigstens „ein bisschen“ wieder gut zu machen.

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Foto: Zdravko Sisic

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Der Fahrplan steht: Für die Hauptausschuss-Sitzung am 18. Oktober hatte sich ein prominenter Gast angekündigt: Michael Sachs, der Wohnungsbaukoordinator des Senats, hilft uns auf die Sprünge, damit die Bezirksversammlung auf ihrer Sitzung am 18.12. das Wohnungsbauprogramm für Eimsbüttel verabschieden kann. Von Hartmut Obens

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o sieht es die Regie des „Vertrags für Hamburg“ vor. Ein weiterer wichtiger Termin ist die Eimsbütteler Wohnungsbaukonferenz, die am 21.11.2011 stattfinden wird. Termine, die man sich vormerken sollte! Auf einer Fraktionsvorsitzenden-Runde am 28. September wurden die Grundzüge des Wohnungsbauprogramms schon einmal vorgestellt. Nach ersten, und wie betont wurde, noch nicht endgültigen Zahlen, sind als „Wohnungsbaupotenzial“ für den Bezirk Eimsbüttel rund 5.300 Wohneinheiten identifiziert worden, wobei allerdings die bereits im Planungsrecht befindlichen Flächen schon inbegriffen sind. Es war nicht zu erfahren, wie viele tatsächlich „neue Wohnungsbaupotenziale“ sich darunter befinden. Es verwundert nicht, dass von den 5.300 „Wohnungspotenzialen“ die wenigsten im Kerngebiet (Eimsbüttel, Hoheluft, Grindel undHarvestehude) und die große Masse in den „Flächenstadtteilen“ Lokstedt, Stellingen und Schnelsen zu finden sind. Die Eimsbütteler Bauplaner sehen diese Potenziale in einem realisierbaren Bebauungszeitraum von etwa zehn Jahren, was bedeuten würde, dass die jährliche Zielsetzung von 700 Wohneinheiten nach maximal acht Jahren „aufgebraucht“ wäre, wenn sich an den „Potenzialen“ nichts mehr ändert.

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Welche Flächen wurden in Augenschein genommen? Ñ In der „Urbanisierungszone“ Lokstedt wurden als „neue“ Potenziale unter anderem Kleingartenareale ausgemacht (Achtung: Sprengstoff!) sowie die „park & ride“-Fläche, die aber schon planrechtlich erfasst ist. Ñ In Stellingen war vom Spannskamp und von der „Linse“ die Rede. Dazu seien auch Gutachten vergeben worden. Auch die Kieler Straße wurde angesprochen, und zwar der zur Straße liegende Streifen, hinter dem ein Gewerbegebiet planrechtlich ausgewiesen ist. Ñ In Eidelstedt böten sich kleinere Flächen an, z. B. am Furtweg. Auch in Niendorf sei fast nur noch „rückwärtige Nachverdichtung“ möglich. Ñ Zur möglichen Wohnbebauung des Schnelsener A7Deckels sei ein Gutachten vergeben worden. Hierbei handelt es sich um SAGA-Flächen. Das Baudezernat teilt Eimsbüttel in drei Bebauungsklassen ein und benannte auch die jeweils anstehenden Schwerpunkte: 1. Kerngebiet (Nachverdichtung) 2. „Urbanisierungszonen“ (Erhalt der Wohnqualität und der Identität) 3. Die äußeren Stadtteile (Keine Überlastung der Infrastruktur) Welche Kriterien für die Wohnbebauung in Eimsbüttel sollen gelten? Ñ Infrastruktur: vernünftige Verkehrslenkung, keine Überlastung des Kerngebiets. Ñ Demografie: Förderung der „sozialen Durchmischung“, stärkerer Anteil des öffentlich geförderten Wohnbaus, nachhaltige Wohnqualität und bezahlbare Wohnungen. Aus diesen Stichworten wird deutlich, dass sich an der „Wohnungsbaufront“ in den nächsten Jahren eine Menge tun wird und sich die Konfliktlinien bereits abzeichnen. Es ist völlig klar, dass zwei Aufgabenstellungen, auch für uns als LINKE, noch weiter in den Mittelpunkt rücken werden: Ñ Das Bauplanungsrecht wird immer wichtiger und muss in jedem Fall qualifiziert, frühzeitig und umfassend durch Bürgerbeteiligung wahrgenommen werden. Ñ Der Rahmen für den öffentlich geförderten Wohnungsbau muss politisch und juristisch klarer abgesteckt und durchgesetzt werden. Es ist schon jetzt klar, dass es zwischen diesen Zielsetzungen und der zu erwartenden Marktpreisentwicklungen im Wohnungsbau zu vermehrten Auseinandersetzungen mit großen Investoren kommen wird, und es wird sich zeigen, wie sich der Scholz-Senat und die Eimsbütteler Verwaltung in solchen Konflikten verhalten werden. Abschließend noch ein wichtiger Hinweis: In Eimsbüttel hat sich in Punkto Umwandlung von Büro- in Wohnungsflächen noch nichts getan. Auch hier könnten Informationen aus den Stadtteilen eine wertvolle Hilfe sein.

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Bürgerbeteiligung im Regionalausschuss Stellingen Das Wort „Bürgerbeteiligung“ ist zurzeit in aller Munde. Die Bürger und Bürgerinnen wollen an entscheidenden Planungen beteiligt werden. Von Astrid Dahaba

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tuttgart 21 ist ein Beispiel dafür, wie sich Bürgerproteste formieren, wenn das Ausmaß eines Bauvorhabens deutlich wird. Kritische Stimmen werfen ein, dass die Bürgerinnen an den Bebauungsplanentwürfen ja rechtzeitig durch Anhörungen beteiligt werden und sie ihre Einwendungen schriftlich einbringen können. Meist werden sie erst „munter“, wenn es zu spät ist. Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens des Eidelstedt-Centers gab es nur etwa zwanzig Eingaben. Bei diesem großen Projekt ist dies erschreckend wenig. Da fragt man sich natürlich, wie das kommt.

Ich glaube, dass die Hürden zur Bürgerbeteiligung viel zu groß sind und nicht jeder und jede weiß, wie man eine Einwendung im Behördenjargon formuliert. Da gibt es Hemmungen und auch der Adressat ist weit weg und anonym. Berufstätige Menschen haben oftmals nicht die Zeit, sich mit den örtlichen Belangen auseinanderzusetzen, vor allem, wenn sie auch eine Familie zu versorgen haben. Trotzalledem gibt es politisch Interessierte, die sich einbringen. Oftmals müssen sie aber feststellen, dass ihre Belange kein Gehör finden, wie beispielsweise bei der öffentlichen Plandiskussion zum EidelstedtCenter, wo es massive Proteste gab. Es gibt natürlich noch die Möglichkeit, sich über Bürgerbegehren und Bürgerentscheide für seine Interessen einzusetzen. Doch dies erfordert einen hohen organisatorischen Aufwand für die Initiatoren. In der Sitzung des Regionalausschusses am 20.06.2011 wurde der aktuelle Bebauungsplan-Entwurf des Eidelstedt Centers vorgestellt. Die Ausschussmitglieder gaben den Bürger und Bürgerinnen die Möglichkeit, sich dazu in der Sitzung zu äußern. Dieses Angebot wurde auch angenommen. Doch die Proteste fanden keine Erwähnung im Protokoll. Zu jeder Ausschusssitzung gibt es einen Tagesordnungspunkt „Bürgerfragestunde“. Leider ist es aber nicht „erlaubt“ Statements abzugeben. Dieses Vorgehen zeugt von keinem zeitgemäßen Demokratieverständnis. Die Einführung einer „Bürgersprechstunde“ wäre hier angemessener. DIE LINKE fordert, dass die Regionalausschüsse grundsätzlich über stadtteilrelevante Veränderungen unterrichtet werden und die Bürger und Bürgerinnen die Möglichkeit haben, sich zu jedem Thema öffentlich zu äußern. Dies wäre eine Teillösung, um ansatzweise bürgernäher zu arbeiten.

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Foto: Ulrike Schmidt

Hartmut Obens, Gerald Reichert (Geschäftsführer), Žaklin Nastić, Astrid Dahaba (v.l.n.r.)

Die Drei (und Einer) von der Bezirksversammlung Interview Wulf Beleites EMIL: Die Sommerpause ist vorbei, knapp neun Monate Bezirksfraktionstätigkeit. Welche Bilanz könnt ihr ziehen ? Hartmut Obens: Wir sind auf dem Weg, uns in die Materie einzuarbeiten. Die Regeln und Abläufe haben wir schon zu einem guten Teil gelernt. Wir haben auch schon durch die eine oder andere Aktion in der Öffentlichkeit gepunktet. Insgesamt würde ich sagen: Ganz zufrieden. Žaklin Nastić: Obwohl wir einfach ein komplett neues Team sind, können wir gut miteinander umgehen, der Austausch untereinander ist positiv und wir kommen in der Arbeit miteinander zurecht. EMIL: Astrid, kannst Du mal einen Vergleich ziehen zu vorherigen Fraktion.

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Astrid Dahaba: Naja, ich gehöre ja jetzt als Fraktionsmitglied zum alten Eisen, da ich schon eine Legislaturperiode mitgemacht habe. Damals waren wir zu viert, jetzt sind wir zu dritt. Für die neue Fraktion bringe ich meine parlamentarischen Erfahrungen mit. Trotz der geringeren Fraktionsmitgliederanzahl stemmen wir mehr als vorher: Siehe unsere neue Website und die EMIL-Zeitschrift. Unser politische Einsatz ist sehr arbeits- und zeitintensiv. EMIL: Wo liegen denn die Schwerpunkte der Arbeit? In der Bezirksfraktion oder in den Ausschüssen? Obens: Man bereitet natürlich in den Fraktionssitzungen die Tagesordnung der Bezirksversammlung vor. Wir koordinieren auch die Arbeit in den Ausschüssen, in denen von der Sache her entschieden wird, was dann in der Bezirksversammlung manchmal nur noch

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ohne Diskussion abgestimmt wird. Deshalb ist die Arbeit in den Ausschüssen schon sehr wichtig. Aber letzten Endes versuchen wir auch, die Öffentlichkeit anzusprechen mit der einen oder anderen Frage zu dem, was wir tun und das ist uns auch gelungen. Ich denke, wir arbeiten sehr intensiv hier, wir treffen uns regelmäßig als Fraktion und versuchen auch gewissenhaft unsere Arbeit in den Ausschüssen zu machen. Dahaba: Und die sind alle besetzt, auch mit den zubenannten Bürgern. Das ging relativ fix. Wir haben ja auch die Werbetrommel gerührt und haben Kontakte geknüpft zu den jeweiligen Initiativen. Ich fühle mich als Seismograph, um zu schauen, wo die Probleme liegen, um sie dann entsprechend aufzunehmen und dann in den Regionalausschuss oder die Bezirksversammlung zu bringen. EMIL: Wie läuft die Zusammenarbeit mit den anderen Parteien? Seid ihr immer noch die Schmuddelkinder? Obens: Nein, das will ich nicht sagen. Man hat sich im Laufe der Zeit einen gewissen Respekt erworben. Man muss sich natürlich erst kennen lernen und das läuft ja häufig auch über die Fraktionsvorsitzenden. Und da kann ich sagen, dass ich eigentlich ein gutes Verhältnis zu allen Fraktionsvorsitzenden habe. Das persönliche Verhältnis untereinander ist in Ordnung, aber in der Politik gibt es häufig sachliche Auseinandersetzungen. Aber gut, das ist normal. EMIL: Thema Öffentlichkeit: In den Vorbereitungen zu den Sitzungen wird ja auch festgelegt, welche Punkte unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt werden. Nach welchen Kriterien geht das vor und haltet ihr das für sinnvoll? Obens: Das ist `ne schwierige Frage. Es gibt bestimmte Ausschüsse, die nichtöffentliche Tagesordnungspunkte haben. Da ist man zur Geheimhaltung verpflichtet. Natürlich heißt das nicht, dass wir nicht untereinander über die Dinge dort sprechen, aber man darf diese Dinge nicht in die Öffentlichkeit hineintragen. Das gilt auch für die Parteiöffentlichkeit. Nastić: Wobei natürlich auch ganz interessante Dinge dort besprochen werden, die für die Öffentlichkeit von Relevanz wären. Dahaba: Bestimmte Bauvorhaben von öfftentlichem Interesse, wie beispielsweise Detailfragen bei Möbel Höffner, sollten im Unterausschuss für Bauangelegenheiten auch in der Öffentlichkeit behandelt werden. EMIL: Ein Beispiel für einen nichtöffentlichen Punkt: Es ging um Spenden an den Bezirk. Warum sollen solche Informationen nicht an die Öffentlichkeit?

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Obens: Ja nun, da gibt es halt gesetzliche Vorschriften. Man kann natürlich versuchen, im konkreten Fall das zu thematisieren. Aber wenn wir zur Geheimhaltung verpflichtet werden und wenn wir gegen diese Verpflichtung verstoßen, dann kann das mit dem Rausschmiss und mit der Enthebung unserer Abgeordnetentätigkeit verbunden sein. Und das ist nicht das Ziel. Dahaba: Dahaba: Diese Frage würde ich gern einmal zum Anlass nehmen, um darüber nachzudenken, ob das Bezirksamt nicht auch seine Spendeneinnahmen veröffentlichen sollte. In der Regel fallen die Spenden sehr gering aus, meist sind es geldwerte Spenden. Doch größere Spenden sollten auch hier, wie bei den Parteien auch, veröffentlicht werden. Nastić: Dazu sind wir als LINKE ja geradezu besonders berufen. Ganz besonders in der Frage der Spendenaffäre. EMIL: Spenden einmal anders. Wie sieht es mit den Spenden an die Partei aus? Obens: Wir spenden nach der Beschlusslage, die für die LINKE in Eimsbüttel gilt. Das gilt für alle Fraktionäre. Und alle Fraktionäre halten sich auch an diesen Beschluss. Da gibt es kein Problem und auch keine Diskussion. EMIL: In der vergangenen Legislaturperiode hat es ja öfters Schwierigkeiten in der Frage zur Zusammenarbeit Fraktion und Partei gegeben. Wie sieht das jetzt aus? Obens: Ich möchte sagen, dass wir in dieser Frage ganz andere Wege gehen. Wir haben eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Fraktion und Partei. Durch regelmäßige Besuche von der Fraktion auf Vorstandssitzung und selbstverständlich auch auf Mitgliederversammlungen und auch umgekehrt. Man zehrt ja auch voneinander. Nastić: Und dann sind ja auch noch die Bürger. Die beteiligen sich ja nicht nur an der Parteiarbeit, sondern auch an der Fraktionsarbeit. Damit hat man ja auch aktives Parteimitglied einen noch besseren Einblick in die Fraktionsarbeit, in die Problematik. Das gilt auch besonders für die Ausschüsse, die ja nicht besonders so öffentliche Aufmerksamkeit genießen, wie die Bezirksversammlung oder die Regionalausschüsse teilweise. EMIL: Sollten am nächsten Sonntag Wahlen sein, würdet ihr wieder kandidieren? (anhaltendes Gelächter aller drei) Obens: So wie es im Moment aussieht: Ja.

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Foto: Privat

Auch das Lenzviertel und das Bürgerhaus sollen von den Sparplänes durch Senator Detlef Scheele, zuständig für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, nicht verschont bleiben. Von Hartmut Obens

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as Lenzviertel, ein „sozialer Brennpunkt“ im Eimsbütteler Kerngebiet, nahe U-Bahnhof Lutterothstraße, ist gut zu erkennen an seinen von weither sichtbaren Hochhäusern, die, inmitten einer eher beschaulich wirkenden, „flachen“ Umgebung, fast trotzig anmuten. Die nahegelegene russisch-orthodoxe Kirche bildet dazu einen seltsamen Kontrast. Gewissermaßen „zur Siedlung“ gehört auch der ortsansässige Fußballverein Grün-Weiß, der, wie man als Vater zweier früher dort spielenden Söhne weiß, seit Jahrzehnten eine gute Kinder- und Jugendarbeit macht und schon so manches „Lenz-Kid“ von der Straße geholt hat. Das dürfte diesen Kindern genauso gut getan haben wie dem Stadtteil. Das Lenzviertel wird bewohnt von Mieterinnen und Mietern, die sich „teureres Wohnen“ nicht leisten können, Geringverdiener, ALG II-EmpfängerInnen, MigrantInnen, jung und alt. Man sieht viele Kinder, die sich auf den Spiel- und Sportplätzen des Viertel vergnügen. Und man hat den Eindruck, dass sich die BewohnerInnen hier wohler fühlen, als mancher, auch wohlmeinende Bürger, es glauben möchte.

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Das kommt nicht von ungefähr: Das Lenzviertel gehört zu den „Förderprojekten“ des Bezirksamts Eimsbüttel, und der Gesamtzustand der Häuser und der Anlagen, die sozialen Angebote, die Möglichkeiten der Selbstorganisation und die vielen Hilfestellungen werden angenommen. Einen Riesenanteil an dieser erfolgreichen Arbeit hat das Bürgerhaus mit Monika Blass und ihrem Team. Das Beratungsangebot ist vielfältig: Sozialberatung, Familienhebamme, Erziehungsberatung, Sprechstunde Lawaetzstiftung, Schuldnerberatung, Mieterberatung, Seniorenberatung, Schwangerenberatung. Auch Kurse werden angeboten: Spanischkurs, Seniorensport, Tango Argentino, Pantomime. Seit Sommer 2007 gibt es ein „Internationales Komitee“ in der Lenzsiedlung mit Vertretern aus sieben Nationen. Es geht um das Entdecken der Kulturen, den Austausch von Erfahrungen bei der „Integration“ und um viele Dinge mehr. Gruppenarbeit findet ebenso statt: wöchentliches Frühstück mit Kindern, Kleiderstube, Nähtreff, Eltern und Kinder. Ein Cafe befindet sich im Bürgerhaus, in dem junge Leute

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ausgebildet werden und das ein gutes und umfangreiches Angebot bereithält. In Anerkennung dieser guten und engagierten Arbeit hat sich vor über einem Jahr die Eimsbütteler Bezirksorganisation der LINKEN entschlossen, ihre monatlichen Mitgliederversammlungen hier im Bürgerhaus durchzuführen. Die Zusammenarbeit mit der Leitung des Hauses ist angenehm und fair. Einen großen Anteil an der erfreulichen Entwicklung hat der Stadtteilbeirat Lenzviertel, der die Geschicke der Siedlung im häufig zähen Clinch mit den Behörden maßgeblich beeinflusst. Auch der verantwortliche Sozialraumdezernent Axel Vogt leistet eine engagierte und von den Bewohnern und Aktiven anerkannte Arbeit. Wie zu erfahren war, haben Axel Vogt und ein Stadtplaner die Planungen eines Verstetigungskonzepts für die Lenzsiedlung vorgestellt, das Grundlage für mögliche Förderbedarfe in den nächsten Jahren sein soll. Wir werden darüber noch berichten. Also alles eitel Sonnenschein? Gewiss nicht, denn auch das Lenzviertel und das Bürgerhaus bleiben von den Streichungen des Senator Detlef Scheele im ALG II-Bereich nicht verschont. So musste sich der Stadtteilbeirat auf seiner 113. Sitzung mit den Kürzungen der Arbeitsgelegenheiten befassen, die zu einer massiven Beeinträchtigung in der sozialen Betreuung der Lenzsiedlung zu führen drohen, etwa bei der Sprachförderung, bei der Hausmeister-Betreuung und bei bestimmten Projekten. Es ist tatsächlich so: Kein Projekt ist erfolgreich genug, um nicht durch staatliche Bürokratie und unsoziale Mittelkürzung in Gefahr gebracht zu werden, mit allen Folgen, die zu befürchten sind. Das gilt besonders für die früher mit der Bezeichnung RISE verbundenen Förderungsmöglichkeiten für bezirkliche Beschäftigungsmöglichkeiten, die offenbar komplett heruntergefahren werden sollen. Da das vom Senat vorgelegte Hamburger Arbeitsmarktprogramm jeden noch so kleinen Ansatz einer eigenständigen Hamburger Arbeitsmarktpolitik vermissen lässt, wird uns dieses Thema noch geraume Zeit beschäftigen. Anzeige

Wie sieht die Zukunft der Kinder und Jugendhilfe aus? Die tragischen Schicksale von Jessica, Lara und anderer Kleinkinder haben seit 2005 zu einem ständigen Steigen der Fallzahlen und Kosten bei der „Hilfe zur Erziehung“ (HzE) in Hamburg geführt. Von Žaklin Nasti ć

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e älter die Kinder und Jugendlichen werden, desto stärker wachsen die HzE-Fallzahlen. Kinder und Jugendliche zwischen elf und 17 Jahren bilden in Eimsbüttel die größte Gruppe. Ein neues Konzept zur Kosten- und Fallzahlenminderung musste her. Die Kontrakte zur Umsetzung der Neuen Hilfen, liegen bereit. Aber ist es sinnvoll, neue Alternativen zur Hilfe zur Erziehung zu schaffen? Und im Rahmen der Konsolidierungsmaßnahmen gleichzeitig wichtige Infrastrukturen in den Bezirken zu reduzieren? Ein weiterer Ausbau der sozialräumlichen Alternativen ist als Glied einer langen Kette bisheriger Programme und Schritte der Hamburger Weiterentwicklung zu verstehen. Skepsis besteht sehr wohl bezüglich der konkreten Ausgestaltung der „neuen“ sozialräumlichen Angebotsentwicklung. Denn zwischen den Zeilen des Konzepts ist zu lesen, dass aus mehreren Einzellfällen ein Gruppenangebot gemacht werden soll, um somit an teuren HzE- Maßnahmen zu sparen. Eine den Familien auferlegte Gruppenarbeit kann nicht in jedem Fall individuelle Hilfe ersetzen. Somit könnten Hilfen für Familien nicht mehr dort stattfinden, wo sie dringend notwendig sind. Es sollten nicht die politischen und sozialen Aspekte außer Acht gelassen werden. Sie wirken auf die Lebensumstände der Familien und auf die Entwicklung der Jugendhilfe mit ein. Kinderarmut, Jugendarbeitslosigkeit, ein Bildungssystem mit desintegrativen Strukturen sowie ein äußerst schwieriger Wohnungsmarkt in Hamburg sind einige dieser Gegebenheiten. DIE LINKE setzt sich für ein soziales Hamburg ein. Die steigende Kinderarmut ist auch eine Folge der Hartz IV-Gesetze, sowie des Missbrauchs der Arbeitsmarktpolitik zur Ausweitung des Niedriglohnsektors. Eine bedarfsgerechte Neuberechnung der Kinderbeiträge anstelle des Bildungspakets wäre ein Einstieg in die Kindergrundsicherung zur Bekämpfung der Kinderarmut. Junge Menschen haben ein Anrecht auf ein selbständiges Leben und dürfen nicht weiterhin ( unter 25 Jahren ) besonderen Hartz IV-Schikanen ausgesetzt und gezwungen werden, bei ihren Eltern zu wohnen. Die Wohnungspolitik von Bürgermeister Olaf Scholz muss auch auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen.

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Drei Oscars für Eidelstedt Zur Möbel Höffner Eröffnung am 25. August kamen mehrere Hundert geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft, Vereinen und der Bezirksverwaltung. Von Astrid Dahaba

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urt Krieger, Inhaber von Möbel Höffner, verlieh drei „goldene Höffis“ an herausragende Personen, die eine Ansiedlung des Möbelhauses ermöglichten: Dr. Jürgen Mantell (ehemaliger Bezirksamtsleiter), Dr. Torsten Sevecke (jetziger Bezirksamtsleiter) und einem Mitarbeiter der Höffner-Hochbauabteilung. In seiner Dankesrede sprach Krieger davon, dass Mantell eine Wende im Bebauungsverfahren eingeleitet und Sevecke „mit unorthodoxen Entscheidungen zu dem zügigen Bau erheblich beigetragen habe.“ (Eidelstedter Anzeiger v. 31.08.2011). Die Bezirksversammlung hatte seinerzeit mit einer Entscheidung zum Bebauungsplan Eidelstedt 68 (Möbel Höffner) gerungen. Letztendlich hatte eine Mehrheit der Bezirksversammlung aus CDU und FDP dem Bebauungsplan zugestimmt. Die Fraktionen aus SPD und GAL wanden sich, doch letztendlich haben sie aus ihrem Stimmverhalten (Enthaltung und Ablehnung) die Höffner Ansiedlung ermöglicht – zum Teil entgegen ihren Aussagen im Koalitionsvertrag. Im Juni 2010 hat DIE LINKE in der Bezirksversammlung und in einer Presseerklärung dargelegt, dass die sogenannten Argumente der anderen Fraktionen nicht stichhaltig seien, und hat geschlossen gegen den Bebauungsplan gestimmt. An die 500 Arbeitsplätze wollte Krieger schaffen, die er annähernd erreicht habe. Laut seinen Angaben sind 276 Arbeitsplätze von ehemaligen Erwerbslosen besetzt

worden. Es wäre interessant zu erfahren, inwieweit die Arge diese Arbeitsplätze durch Eingliederungszuschüsse fördert und ob die Verträge befristet sind? Schon ein paar Tage nach der Eröffnung suchte das Möbelhaus 400Euro-Kräfte. Die Schnäppchenjäger, die in Scharen das Möbelhaus betraten, sollten wohl mit einem Top-Job-Angebot im Eingang angelockt werden. Da steht natürlich die Frage im Raum, ob Krieger auch einen Mindestlohn zahlt, denn das Unternehmen hat sich bis heute nicht an den Tarifvertrag für den Einzelhandel angeschlossen. DIE LINKE hatte im Vorfeld vor allem Kritik an dem zu erwartenden Verkehrsaufkommen geübt. Zum Zeitpunkt der Höffner-Eröffnung musste das Management zusätzlich zwei Parkplätze anmieten, einmal auf einem brachliegenden Gelände nahe der A-23 und auf dem Praktiker-Parkplatz an der Kreuzung Heidacker/Hörgensweg. Durch den Buspendelverkehr sind zusätzliche Belastungen für die Anwohner und Anwohnerinnen im Quartier entstanden. Anscheinend sollen diese Parkplätze den Verkehr in Stoßzeiten zu Möbel Höffner abfedern. Nun wehrt sich die Interessengemeinschaft Lärmschutz A-23 vehement gegen die Verkehrsbelastung im Quartier. Der große Mäzen Kurt Krieger hat eine Stiftung ins Leben gerufen. DIE LINKE forderte im Mai dieses Jahres die Bezirksversammlung (BV) auf, sich dafür einzusetzen, dass ein Gespräch mit Kurt Krieger gesucht wird, um das Stiftungsvermögen von 250 TSD Euro auf eine Million Euro zu erhöhen. Die Stadtteilbeiräte hätten statt 7.000 Euro ca. 20.000 Euro pro Jahr mehr zur Verfügung gehabt, um nachhaltig Projekte in der Jugend- und Seniorenarbeit in den Quartieren zu fördern. Dieser Antrag wurde unisono abgelehnt. Die Begründungen wurden mit unqualifizierten und diffamierenden Aussagen begleitet. In derselben BV hat DIE LINKE gefordert, dass der Bezirksamtsleiter Sevecke seine Neutralität wahren und das Vorstandsamt in der Stiftung aufgeben sollte. Eine Verquickung von verschiedenen Interessen wäre zu vermeiden. Auch dieser Antrag wurde abgelehnt.

der des Harpe Kerkeling. Nein, nicht der lange und

Was für ein Weg,beschwerliche Weg nach Santiago de Compostella mit der Geißel über der Schulter, auch nicht der letztendlich gescheiterte Versuch ins Schloss Bellevue als Königin Beatrix zu gelangen, ebenso wenig die richtungsweisenden Gänge des journalistischen Kollegen Horst Schlämmer, sondern der lange Weg nach Moskau-Moskau. Zwar liegt Moskau an der Holsteiner Chaussee und heißt Höffner-Höffner (http://www.youtube. com/watch?v=anxnfCBRqsw).

War es ihm, dem kleinen Hans-Peter K. bei Loriot im Sketch „Weihnachten bei Hoppenstedts“ als kleines moppeliges Kind Dicki noch verwehrt, „Zicke Zacke Hühnerkacke“ zu sagen, da die Rolle an Katja Bogdanski ging, so kommen ihm heute als großer moppeliger Harpe K. die weitaus gehaltvollere Lyrik „Sie können alles von mir haben“ über die Lippen. Es ist ein Satz wie ein Orakel, weist er doch hintersinnig in eine heiß diskutierte, aktuelle Richtung, in die der HWerbung. Der eine gibt sich für Höffner her, der andere Haribo hin. Und beide gehören zu den größten Humoristen der gehaltvollen TV-Unterhaltung. Und da wir von Harpe Kerkeling alles haben können, ist die Frage der Nachfolge hiermit wohl endgültig geklärt: Kerkeling wird der Nachfolger von Gottschalk bei „Wetten das..?“. Und auf wessen Sofa sitzt Höffner dann! Wulf Beleites

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Zwei Bürgerbegehren zur Erweiterung des Eidelstedt Centers

Nun wurde der „goldene Höffi“ verliehen. Für den Vorspann dieses Filmdramas hat Mantell für das beste Drehbuch einen Oscar bekommen, für den Hauptspann hat Sevecke für die beste Regie die Auszeichnung und für den Nachspann hat ein Mitarbeiter des Höffner-Imperiums den Preis für das beste Szenenbild erhalten.

Am 3.11.2009 fand eine öffentliche Plandiskussion im Gymnasium Dörpsweg zum Bebauungsplan-Entwurf Eidelstedt 71 (Erweiterung des Eidelstedt-Centers) statt. Zu dem Anhörungstermin kamen ca. 160 Personen und bis auf einen einzigen Bürger hat sich niemand positiv zum B-Plan-Entwurf geäußert. Von Astrid Dahaba

Die Hauptdarsteller im Film sind die Anwohner und Anwohnerinnen. Doch die kriegen keinen Preis, im Gegenteil: Sie tragen die Belastungen. Den Nebendarstellerinnen wurden die Fenster geputzt oder sie können bei einem Preisausschreiben ein Eigenheim gewinnen. Und wer erhielt den geheimen Oscar für das beste Originaldrehbuch? Kurt Krieger.

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m Juni dieses Jahres wurde ein Bürgerbegehren „Grünes Zentrum Eidelstedt“ bei der Bezirksabstimmungsleitung Eimsbüttel angezeigt. Die Initiative fordert den Erhalt des Baumbestandes, der Grünund Wochenmarktfläche, des Spielplatzes und der Wegeverbindungen am Eidelstedter Platz. Knapp 6000 gültige Unterschriften muss die Initiative zusammensammeln und spätestens am 10. Dezember 2011 bei der Bezirksabstimmungsleitung einreichen. Innerhalb von zwei Monaten muss das Bezirksamt über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens entschieden haben. Sollte die Bezirksversammlung bis spätestens 10. April 2012 dem Bürgerbegehren nicht zustimmen, erfolgt ein Bürgerentscheid bis zum 10. Juni 2012.

Es weht ein Hauch von Hollywood über Eidelstedt.

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Foto: Promo

Im Juli dieses Jahres wurde ein weiteres Bürgerbegehren „Eidelstedt soll leben“ angezeigt. Die Initiative fordert die Aufwertung und Erweiterung des Eidelstedt Centers, um das gewachsene Zentrum Eidelstedt samt Wochenmarkt zu erhalten und zu stärken. Somit stehen sich Pro und Kontra zur Erweiterung des Eidelstedt Centers gegenüber. Theoretisch wäre es denkbar, dass ein gemeinsamer Bürgerentscheid durchgeführt wird. Allerdings dürfe die Einreichung der beiden Bürgerbegehren nicht mehr als vier Wochen auseinanderliegen. In der Begründung zum Bebauungsplan Eidelstedt 71 wird ein Konzept zur Attraktivitätssteigerung des Zentrums Eidelstedter Platz von 2007 herangezogen. In dem Gutachten werden allerdings sechs Handlungsfelder in den Blick genommen, wie die Orientierung zum Ekenknick, Belebung und Aufwertung des Platzes mit Bürgerhaus, Freianlagen und Wochenmarkt sowie die Beseitigung von Leerständen in der Pinneberger Chaussee und Lohkampstraße. Die Fokussierung auf nur ein Handlungsfeld wie die Center-Erweiterung konterkariert zum Teil die anderen Maßnahmen. Die Aufenthalts- und Lebensqualität der Menschen im Quartier wird erheblich verringert. Ob tatsächlich durch die Center-Erweiterung der Branchenmix erweitert, die Kaufkraft gesteigert, der Leerstand von Geschäften beseitigt und dadurch ein attraktives Nahversorgungszentrum geschaffen wird, wird von vielen Menschen und der LINKEN mit guten Gegenargumenten bezweifelt.

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Sechs Monate Bürgerschaft – eine persönliche Bilanz

Foto: Patrick Sun

Die ersten sechs Monate unter einem SPD-geführten Senat in Hamburg sind um. Zeit für eine persönliche Zwischenbilanz – die gleichermaßen auch Rechenschaft darüber ablegen soll denen gegenüber, die mich begleitet und unterstützt haben. Von Kersten Artus Bürgerschaftsabgeordnete aus Eimsbüttel

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ch habe mit der neuen Wahlperiode zusätzliche Aufgaben übernommen: Ich bin Obfrau des Eingabenausschusses geworden und verantworte neu die SeniorInnenpolitik. Zudem wählte mich die Bürgerschaft zur Vizepräsidentin. Nach wie vor spreche ich für die Frauenpolitik der Fraktion, die Gewerkschaftspolitik, die Gesundheits-, Pflege- sowie für die Medienpolitik, den Verbraucherschutz und für Tierrechte. Durch das Vize-Amt erhalte ich nun doppelte Bezüge. Daher hat sich auch die Mandatsträgerinnen-Abgabe an die Partei verdoppelt sowie meine Spende an den Solifonds der Partei. Da ich aufgrund der Aufgabenfülle nur noch wenige Tage im Betrieb bin und entsprechend mehr Gehaltsabzüge bekomme, muss ich mit der Entschädigung meine Gehaltsausfälle noch mehr kompensieren. Weiterhin spende ich auf Anfrage für politische Projekte und Organisationen, wie die Junglesben oder für meinen Bezirk. Zudem unterstütze ich durch Mitgliedschaften Vereine wie Pro Familia und Ragazza. Ich habe in den letzten Monaten bereits sieben Anträge für die Linksfraktion in die Bürgerschaft initiiert, mit denen wir gezielt Position als Linke bezogen haben: Ñ Zur Finanzierung und den Ausbau von Frauenhäusern Ñ zur Novellierung des Antidiskriminierungsgesetzes, um die Entgeltgleichheit herzustellen Ñ gegen Leiharbeit Ñ zur Medienkompetenzförderung Ñ zur tariflichen Bezahlung von Zuwendungsempfängern Ñ zum Tierschutz Ñ für ein Seniorenmitwirkungsgesetz. Ich habe bereits 45 Kleine Anfragen über alle meine Fachgebiete hinweg an den Senat gestellt und zwei Große Anfragen initiiert und eingereicht: Zu gleichgeschlechtlichen Lebensweisen in Hamburg und zur Gesundheit älterer Menschen. Eine dritte steht kurz

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vor Einreichung: Die Lebenssituation von Trans-Personen. Meine bislang sieben Reden in der Bürgerschaft seit Mai hielt ich zu den Themen Medienkompetenz, Tierschutz, EHEC, Glücksspielsucht, elterliche Drogensucht, Seniorenmitwirkungsgesetz, FrauenhausFinanzierung. Ich gab zudem 28 Presseerklärungen heraus. Alle diese Dokumente sind auf meiner Website http://kerstenartus.de nachzulesen. In jeder Bürgerschaftssitzung bin ich einmal mit der Sitzungsleitung dran – die teilt sich das gesamte Präsidium im Stundenturnus auf. Anfangs hatte ich schweißnasse Füße vor Aufregung, jetzt geht das schon ganz routiniert vonstatten: Die Zeit stoppen, die Redenden in der richtigen Reihenfolge aufrufen, klingeln, wenn es Störungen gibt, abstimmen lassen und ein möglichst gleichgültiges Gesicht machen – das sind die Aufgaben, die ich zu erfüllen habe. Außerhalb der Sitzungen nehme ich als Vizepräsidentin repräsentative Termine für die Bürgerschaft wahr: Das reicht von der Vereidigung von Feuerwehrleuten über die Einbürgerungsfeier bis hin zu Empfängen für ehemalige durch die Nazis verfolgte und vertriebene Hamburger und Hamburgerinnen. Meine Tätigkeit im Eingabenausschuss ist die intensivste und für mich schwierigste neue Aufgabe: Das Ausländerrecht ist weder logisch noch sinnvoll. Es ist rassistisch und diskriminierend, daher sträubt sich in mir alles, es zu verstehen. Immerhin konnte ich aktiv und maßgeblich daran mitwirken, dass einige Abschiebungen verhindert werden konnten, zum Beispiel die des 18-Jährige Gambiers Saikou Cesesay. Es geht aber nicht nur um Abschiebungen, es sind auch viele andere Anliegen im Eingabenausschuss zu beraten: Menschen beschweren sich über Behördenwillkür oder auch über Kürzungen von staatlichen Leistungen – vor allem im SGB-II-Bereich.

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Derzeit sind wir in den Haushaltsberatungen. Wir erleben, dass CDU und Grüne kaum Kritik äußern. Kein Wunder, weil es bis auf wenige Modifizierungen ihr eigener Haushalt ist, den der SPD-Senat vorgelegt hat. Die FDP verfolgt nur das Ziel, den Staat zu schwächen und Personal im öffentlichen Dienst abzubauen. Und wir? Die veralteten Zahlen sind kaum zu bewerten, das macht viele Beratungsstunden sinnlos. Aber wir werden Anfang Oktober in einer Klausur unsere Anträge erarbeiten. Hierzu gehören gezielte Vorschläge für die Sicherung und den Ausbau der sozialen Systeme. Den geplanten Personalabbau im öffentlichen Dienst werden wir bekämpfen, ebenso werden wir unnötige Geldausgaben skandalisieren. Man muss sich beispielsweise schon fragen, warum Krankenhauskonzerne aus den Steuereinnahmen Investitionszuschüsse in Millionenhöhe erhalten, wenn sie gleichzeitig fette Dividenden an die Aktionäre ausspucken. Ich nutze aktiv die sozialen Netze, um meine Arbeit darzustellen und für linke Positionen zu werben: Ich gehöre zu den zehn Abgeordneten der Bürgerschaft, die Twitter am intensivsten nutzen. Auf meinem Blog http://blog.kerstenartus.info beziehe ich mehrmals in der Woche Position, Facebook und Google+ sind selbstverständliche Plattformen, auf denen ich mich bewege. Derzeit schreibe ich zudem an einer Broschüre, die Mitte Januar 2012 für die Fraktion veröffentlicht werden soll. Das erfordert intensive Recherchen und Gespräche – aber auch viel Schreibarbeit. Lasst euch überraschen! In September und Oktober stehen wichtige Kongresse an: Der ver.di-Bundeskongress und der Programmparteitag. Zu beiden bin ich delegiert. Beide erfordern Vorbereitung, denn die dort zur Abstimmung stehenden Anträge bestimmen die Politik von ver.di und der Linken. Ich habe mich kritisch und öffentlich mit dem Arbeitsbegriff auseinandergesetzt, denn ich bin davon überzeugt, dass die Bewertungsmaßstäbe für Arbeit vor dem Hintergrund zunehmender Verarmung der Bevölkerung in die falsche Richtung zu gehen drohen. Wir schließen die Ungerechtigkeitsschere nicht, indem wir Hausarbeit bezahlen oder ein Bedingungsloses Grundeinkommen fordern. Wir schließen sie nur, wenn wir die Kapitalisten entmachten und das Recht auf Arbeit für alle einfordern und durchsetzen. Unsere Hauptgegner sitzen nicht bei team.arbeit.hamburg, sondern in den Konzernzentralen. Ich möchte, das alle Menschen Zeit haben, um zu leben, zu lieben, zu lachen und zu kämpfen – das ist die alte Losung der Gewerkschaftsfrauen. Das ist die Maxime, mit der ich Politik mache.

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A-7 Deckel in Stellingen Das Großprojekt „Hamburger Deckel“, der Ausbau der Autobahn 7, geht einher mit Lärmschutzmaßnahmen, die bitter nötig sind. Von Astrid Dahaba

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n den Anschlussstellen in Bahrenfeld/Othmarschen, Stellingen und Schnelsen werden Autobahndeckel gebaut, um die Anwohner und Anwohnerinnen vor dem Verkehrslärm zu schützen, der beispielsweise in Stellingen trotz einer vier Meter hohen Lärmschutzmauer streckenweise bei ca. 70 dB liegt. Darüber hinaus werden die Fahrspuren in Stellingen auf acht erweitert, um den stark fließenden Verkehr aufzunehmen. Die Autobahnschneise, die sich mitten durch Stellingen zieht, wird durch den Deckel geschlossen und eine neue Stellinger Mitte kann entstehen. Seit 2008 ist DIE LINKE in der Bürgerschaft und in den Bezirksversammlungen vertreten. Aufgrund meiner außerparlamentarischen Arbeit in meinem Wahlkreis kam ich schnell in Kontakt mit der Initiative „Stellinger Deckel“. 2009 wurde das „Bürgerkomitee Stellingen“ von politischen Parteien, Vereinen und betroffenen Bürger und Bürgerinnen gegründet. Ich habe an vielen Sitzungen, Podiumsdiskussionen, öffentlichen Plandiskussionen sowie an Erörterungsterminen teilgenommen. Über unseren Bürgerschaftsabgeordneten Joachim Bischoff stelle ich eine Schriftliche Kleine Anfrage zum Thema: Verlagerung des Verkehrs – Kieler Straße. Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens für den Deckelabschnitt in Stellingen reichte ich eine Einwendung an die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) ein. Diese wurde von 56 Personen, die nahe an der BAB-Auffahrt Stellingen wohnen, unterschrieben. Im Grundsatz geht es darum, dass die Autobahnauffahrt geschlossen werden soll. Die PKWKolonnen, die sich tagtäglich in den Berufszeiten auf der Kieler Straße entlang schieben, sollen am Eimsbüttler Marktplatz in Richtung Holstenkamp durch das Gewerbegebiet zur BAB-Auffahrt Volkspark dauerhaft umgeleitet werden – bei gleichzeitiger Schließung der BAB-Auffahrt in Stellingen in Richtung Norden. Die BSU lehnte die Einwendung ab. Sie begründete ihre Ablehnung damit, dass aufgrund der Kapazitäten im Hauptverkehrsstraßennetz eine Schließung der Auffahrt an der AS HH-Stellingen ausgeschlossen sei und andere Verkehrsknotenpunkte dadurch erheblich belastet wären. Bei einem Wahlkampfhearing zur Bürgerschaftswahl im Februar 2011 stellte ich unsere Forderung der Öffentlichkeit vor, die von der CDU und GAL im Prinzip unterstützt wurde. DIE LINKE wird dieses Thema weiter verfolgen.

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Foto: Gerald Reichert

Die Arbeit in den Ausschüssen der Bezirksversammlung Von Gerald Reichert

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ie Bezirksversammlung tagt außerhalb der Ferienzeiten in der Regel einmal im Monat. Die hauptsächliche Arbeit der Abgeordneten findet daher in fach- und gebietsbezogenen Ausschüssen statt. Die Eimsbüttler Bezirksversammlung hat 17 Ausschüsse und Unterausschüsse. In jedem ist ein/e Abgeordnete/r der Fraktion DIE LINKE Mitglied. Da das sehr viel Arbeit ist, können sich die Fraktionen sogenannte „Ständige Vertreter/innen“, auch „Zubenannte Bürger/innen“ genannt, als Unterstützung dazuholen. Die Eimsbüttler Fraktion DIE LINKE hat neben ihren drei Abgeordneten zur Zeit neun Ständige Vertreter/innen. Die politische Arbeit der Fraktion DIE LINKE wird also von vielen kompetenten Köpfen bestritten. Die einzelnen Ausschussmitglieder bringen viel Zeit und Nervenkraft ein, aber das, was in den Ausschüssen passiert, wird von der Öffentlichkeit fast nicht bemerkt. Dabei werden wichtige Angelegenheiten behandelt. Neben drei Regionalausschüssen (Kerngebiet, Stellingen, Lokstedt), in denen alle wichtigen Angelegenheiten in den

entsprechenden Stadtteilen behandelt werden, gibt es eine Vielzahl von Fachausschüssen. So zum Beispiel den wichtigen Stadtplanungsausschuss, der sich um die Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk kümmert. Er befasst sich mit den Bauplanungen, die oft sehr strittig sind, wie etwa der Bau des „Hoheluft-Kontors“. Oder der Universitätsausschuss, der die Sanierung und bauliche Erweiterung der Universität unter die Lupe nimmt. Ebenso der Haushaltsausschuss, in dem sogenannte „Sondermittelanträge“ behandelt werden: Die im Bezirk Eimsbüttel tätigen Vereine, Einrichtungen und religiösen Gemeinden bitten den Bezirk um Zuschüsse für anstehende Anschaffungen. Beispielsweise die Jugendfeuerwehr und Sportvereine könnten viele Angebote für ihre Mitglieder und die Allgemeinheit ohne die Beschlussfassungen im Haushaltsausschuss nicht aufrechterhalten. Oder auch der Jugendhilfeausschuss, der sich um die Jugendarbeit und Sozialarbeit kümmert. Daneben gibt es noch viele weitere wichtige Ausschüsse, in denen alle Politikbereiche auf Bezirksebene diskutiert werden. Die Sitzungen der Ausschüsse sind in der Regel öffentlich, jeder kann also zu den Sitzungen kommen.

Herzlich willkommen in der Geschäftsstelle der Fraktion DIE LINKE. in der Bezirksversammlung Eimsbüttel! Sie finden uns in der Dillstrasse 16 (Souterrain). Unseren Geschäftsführer Gerald Reichert treffen Sie zu den Öffnungszeiten dienstags 15 bis 18 Uhr und donnerstags 9 bis 12 Uhr sowie nach Absprache. Auch unsere Bezirksabgeordneten freuen sich, nach Terminabsprache, auf ein Gespräch mit Ihnen. Rufen Sie uns an: (01 76) 88 05 25 74 oder (0 40) 53 26 26 76. Mailen sie uns: info@linksfraktion-eimsbuettel.de. Mehr über uns auf unserer Website: www.linksfraktion-eimsbuettel.de. Impressum. Herausgeber: Eimsbüttler Bezirksfraktion DIE LINKE, Hartmut Obens (V.i.S.d.P.); Dillstr. 16, 21146 Hamburg Redaktion: Wulf Beleites · Layout: Zdravko Sisic · Druck: Idee, Satz und Druck, Hamburg · Mails: emil@linksfraktion-eimsbuettel.de


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