Der HässlichE Eine Komödie von Marius von Mayenburg
Lette,der HäSSlichE
Markus schulz
Fanny, s eine Frau Fanny, eine reiche alte Frau Fanny, eine Arzthelferin
canan Kir
Scheffler, Lettes Chef Scheffler, ein Chirurg
Benjamin Dami
Karlmann,Sohn der reichen Dame Karlmann, Assistent
Felix Berchtold
Regie Regieassistenz Bühne/Kostüm Licht KünstlerischeMitarbeit
Sven Prietz Patrick Borchardt Sven Prietz Kevin Rigby Mario H. Jaillett
Abschlussinszenierung der Theaterakademie Mannheim
Der Autor Marius von Mayenburg
Marius von Mayenburg (geb. 21. Februar 1972 in München) studierte von 1994 bis 1998 an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 1999 ist er der Hausautor der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin und wurde 1997 mit dem Kleist-Förderpreis für junge Dramatik und mit dem Preis der Frankfurter Autorenstiftung ausgezeichnet. Der eigentlich eher für ernstere und tiefgehende, psychologische Stücke (Feuergesicht, Augenlicht, Freie Sicht) bekannte Mayenburg, befasst sich in „Der Hässliche“ auf ungewohnt humorvolle und zuweilen auch derbe Art mit dem Thema des Schönheitswahns unserer Gesellschaft. Für ihn ist das Stück ein Verweis auf die Entindividualisierung vieler Menschen zugunsten gut angepasster und im wahrsten Sinne glatt geschliffener Massenmenschen. So sagt er zum Beispiel: „Ich glaube, dass alle schönen Menschen sich mehr oder weniger ähnlich sehen, aber die hässlichen extrem individuell hässlich sind. Zum Beispiel Sartre: Was man bei dessen ganzer Schieläugigkeit schätzt, ist das Unverwechselbare. So, als hätte sich ein einzigartiges Gehirn auch eine einzigartige Fassade geschaffen.“
Text: Silvana Kraka
„ A b e r dama l s s ah e n s i e a u c h n o c h a u s w i e a lt e s ha c k f l e I s c h “
D ER H ÄSSLIC H E Herr Lette ist hässlich – unsagbar hässlich. Deshalb darf er auch seine große Erfindung, den 2CK-Steckverbinder, bei einem großen Kongress nicht präsentieren und muss seinem Kollegen Karlmann den Vortritt lassen, da er sonst die Kunden vergraulen würde. Auch seine Frau Fanny findet Lette hässlich, weshalb er sich zu einer Schönheitsoperation entschließt, um im privaten und beruflichen Umfeld mehr Erfolgschancen zu haben. Die Operation gelingt Chirurg Scheffler so gut, dass Lette nun bei den Kunden seiner Firma sehr viel besser ankommt – vor allem bei den weiblichen. Die Zahl der Verehrerinnen steigt ebenso schnell wie die Frustration seiner Ehefrau. Euphorisiert durch sein neues Aussehen und Image stellt Lette sowohl seinem Chef als auch seiner Frau hohe finanzielle und persönliche Forderungen. Chirurg Scheffler brüstet sich mit der Schaffung von Lettes neuem Gesicht und bald wollen alle so aussehen wie Lette – und die neuen „Lettes“ sind sowohl im privaten Umgang angenehmer als auch im beruflichen Umfeld besser „verwertbar“, weshalb Lette bald Frau und Job verliert. „Der Hässliche“ ist ein mitreißendes, faszinierendes und witziges Theatererlebnis über den heutigen Schönheitswahn und dessen Folgen.
Text: Silvana Kraka
P l a s t i s c h e Ch i r u r g i e in Deutschland Nach Angaben der Bundesärztekammer gab es im Jahr 2010 insgesamt 697 Plastische Chirurgen in Deutschland und sie verzeichneten von allen Facharztgruppen den größten Zuwachs. Laut der Deutschen Gesellschaft für ästhetisch-plastische Chirurgie sind 80% aller Personen, die sich einer Schönheitsoperation unterziehen weiblich, wobei sich zunehmend auch Männer einem Eingriff vornehmen lassen. Die meisten davon sind zwischen 40 und 50 Jahre alt, überdurchschnittlich gebildet und arbeiten in einem gehobenen Beruf. Häufig werden dabei Fettabsaugungen, Tränensäcke- bzw. Doppelkinnentfernungen vorgenommen und auch die Implantierung von Brustimplantaten nimmt zu. Bei beiden Geschlechtern ist die lasertechnische Gesichtsoperation (insbesondere die Faltenkorrektur) der beliebteste Eingriff, bei Frauen gefolgt von Fettabsaugungen und Lidplastiken, bei Männern von Lidplastiken und dem Entfernen von Tätowierungen. Erschreckend ist jedoch, dass insbesondere die Patiententinnen einer Schönheitsoperation immer jünger werden. 2008 war bereits ein Viertel der weiblichen Patienten erst zwischen 15 und 25 Jahren alt und die Tendenz ist stark steigend. Warum fühlen sich gerade so viele junge Menschen nicht mehr wohl in ihrer Haut? Ein Grund dafür ist sicherlich der gestiegene Konkurrenzkampf in der Gesellschaft und die generelle Zukunftsangst der deutschen Jugendlichen. Laut einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung hat etwa ein Drittel der 14- bis 20-Jährigen Angst, nach der Schulzeit keine Ausbildung zu bekommen und fast ebenso groß ist die Angst, entlassen zu werden. Sich einen entscheidenden Vorteil durch optische Schönheit zu verschaffen liegt somit sehr nahe. Ein anderer Grund, warum der Wunsch nach einer Schönheitsoperation bei Jugendlichen zugenommen hat, könnte die zunehmende Glorifizierung der Schönheit in den Medien sein. Sendungen im Fernsehen wie „Das perfekte Model“, „Das Model und der Freak“ und „Germanys next Topmodel“ sind nur einige Beispiele, wie jungen Menschen ein perfektes Schönheitsideal vorgesetzt wird, das sie erreichen möchten, um ihren Idolen aus dem Fernsehen zu gleichen. Die Verdrängung der inneren Werte zugunsten äußerlicher Makellosigkeit ist leider ein ebenso verbreitetes wie bedenkliches Thema. Text: Silvana Kraka
Worte auf den Weg „Was bleibt übrig von den inneren Werten, wenn sie nicht durch äußere beglaubigt sind? Ist die Individualität, um die sich alle so bemühen, nicht in Wirklichkeit ein großes Hindernis auf dem Weg zum Erfolg? Mayenburg zeigt Identität als Ware, die aus erfolgsabhängiger Beurteilung durch Andere nach dem Baukastenprinzip entsteht; der Körper als formbarer Rohstoff und Ich- Präsentation zugleich. Erfolgreiche Ich-Werdung verlangt heute absolute Identifikation. Nur mit was?“ Was bewegt die fast fertigen Schauspielstudenten sich mit der Identität und dem Schönheitswahn zu beschäftigen? Wie ist die Gewichtung in der Schauspielkunst zwischen Schönheit und Geist; Inhalt und Form? Wie ist es mit der Identität, wenn sie im Spiel ständig andere Identitäten annehmen? „Erfolgreiche Ich-Werdung verlangt heute absolute Identifikation. Nur mit was? Bin ich noch ich selbst, wenn ich aussehe wie ein anderer? Was bleibt übrig von den inneren Werten, wenn sie nicht durch äußere beglaubigt sind?“ Erfolg ist kurzfristig und an Äußerlichkeiten und auch an Glück und nicht immer an Können gebunden, vor allem in
der darstellenden Kunst. Das werden sie auch auf ihrem Weg merken. Aller guten Dinge sind vier, drei noch aus der ursprünglichen Gruppe vom Beginn an in einem Semester, dazu gesellt sich Felix, der wegen eines Engagements ein Semester freigestellt war. Drei von ihnen sind schon am Nationaltheater Mannheim zu sehen gewesen, andere im Theater Heidelberg und auch im TiG7 und im Chawwarusch nun stellen sie sich mit ihrer Abschlussinszenierung dem Publikum vor. Mut, Entschlossenheit und Neugier bringen sie mit an den Start, Bühnenluft haben Sie alle schon geschnuppert, also los geht’s! Sie sind bereit zum Durchstarten, wir wünschen ihnen dabei alles Gute. Silvana Kraka & Mario Heinemann-Jaillet Schulleitung der Theaterakademie Mannheim
Markus Schultz | geboren am 15.08.1985 in Speyer | 2002 mittlere Reife | 2005 Abitur | 2006-2008 Studium Illustration und DTP-Computergraphik in Bochum | seit November 2008 Schüler der Theaterakademie | dort war er in den Produktionen „Birds“ (Regie: F. Burkhard), „Eine heiße Geschichte, Fr. Rötter“ (R: S. Kraka, G. Marrer; Choreogr.: M. H. Jaillet) zu sehen. | Mitwirkung in: „Konstantins merkwürdige Reise nach Korona“ (Theater „Der Petunientopf“ Neustadt Weinstraße, R: P. Bohrmann), „Freie Sicht“ (Nationaltheater Mannheim, R: B. C. Kosminski), sowie „Freie Sicht“ (Stadttheater Heidelberg, R: S. Amini), Mitwirkung bei dem Projekt „Ich-Schiller 2009- Heimat gesucht“ (Internationale Schillertage 2009) |
Canan Kir | geboren am 20.07.1987 in Lünen | 2005 mittlere Reife / Ausbildung zur Stylistin | 2002-2007 Mitwirkung in der freien Theatergruppe der Wirtschaftsschule Sinsheim | seit November 2008 Schülerin der Theaterakademie Mannheim | dort war sie in den Produktionen „Ich – Schiller 2009 – Heimat gesucht“ (Internationale Schillertage 2009), „Götterspeise“ (Regie: J. Flügge) und „Eine lange Geschichte Frau Rötter“ (R: S. Kraka,G. Marrer) zu sehen. | Mitwirkung in „Abend in Cape Cod“ (TiG 7, R: I.Neubert) und „Don`t believe the Hype“ (Spielzeiteröffnung des Theater Heidelberg, R: V.Güssov)
Felix Berchtold | geboren am 25.12.1990 in Singen | 2007 mittlere Reife | seit Mai 2008 Schüler der Theaterakademie | dort war er in den Produktionen „Die Schneekönigin“ (Regie: S. Kraka) „Eine lange Geschichte Fr. Rötter“ (R: S. Kraka, G. Marrer) „Preparadise Sorry Now“ (R: A. Manz, M. H. Jaillet) und „Fräulein Braun“(R.: S. Kraka, Choreogr.: M. H. Jaillet) zu sehen. | Mitwirkung in den Produktionen : „Freie Sicht“ (Nationaltheater Mannheim, R: B. Kosminski), „Laubenkolonie Zaunkönige e.V“ (Chawwerusch Theater Herxheim, R: W. Menzlaw), „Wahr+Schön=Gut! (R: H. Habig) und „Don`t believe the Hype“ (Spielzeiteröffnung des Theater Heidelberg, R: V. Güssow). Mitwirkung bei dem Projekt „Ich-Schiller 2009- Heimat gesucht“ (Internationale Schillertage 2009). |
Benjamin Dami | geboren am 04.07.1983 in Frankfurt a. Main | 2004 Abitur | 2004 Grundwehrdienst | 2006-2008 Studium d. Rechtswissenschaften Würzburg | seit November 2008 Schüler der Theaterakademie Mannheim. | dort war er in den Produktionen „Birds“ (Regie: F. Burkhard), „Eine heiße Geschichte, Fr. Rötter“ (R: S. Kraka, G. Marrer, Choreogr.: M. H. Jaillet), „Ich – Schiller – Heimat gesucht“ (Internationale Schillertage 2009) und „Götterspeise“ (R: J.Flügge) zu sehen. | Mitwirkung in „Freie Sicht“ (Nationaltheater Mannheim, R: B. C. Kosminski), „Carmen“ (Nationaltheater Mannheim, R.: G. Rech), „Mephisto“ (R: J. Flügge, F. Dragon), „X-Wohnungen“ (Internationale Schillertage 2011, R: U. Aminde) und „Zappen“(R: P. Wieandt) |
Regie und AssisteNz
Sven Prietz, geboren in Leipzig, studierte an der Bayerischen Theaterakademie/Hochschule für Musik und Theater München und war von 2001-2006 festes Ensemblemitglied am Schauspiel Frankfurt. Seit 2006 ist er Ensemblemitglied des Nationaltheater Mannheim, wo er mit dem Arnold Petersen Preis ausgezeichnet wurde.
Patrick Borchardt | geboren am 03.03.1987 in Neustadt an der Weinstraße | 2006 Abitur | seit Mai 2011 Schüler der Theaterakademie | dort führte er Regie beim Weihnachtsmärchen „Urmel aus dem Eis“ | Außerdem war er von 2006 bis 2010 Regieassistent bei „Theater Szenario“, dem Jugendtheater des Chawwerusch Theaters Herxheim (Stücke u.a. „Der gute Mensch von Sezuan“, „Die neuen Leiden des jungen W.“. R: B. Hergl), 2008 bis 2010 Regisseur der Theatergruppe“ Cuccagna“ in Landau (Pfalz) (Stücke: „Kaspar Hauser“, „Alice im Wunderland“), 2011 Regieassistent „Freie Sicht“ (Spielzeiteröffnung des Theater Heidelberg, R: S. Amini).
Die Abschlussklasse 1/2012 bedankt sich herzlich bei:
Sven für die tolle Arbeit mit und an uns. Patrick für unermüdliches Helfen und Unterstützen. Silvana und Mario für ihre ständige Unterstützung. Allen Schülern für das Ertragen unserer Launen. Sascha Koal für die Spielmöglichkeit im Theater-Felina Areal. Justine Kreutzer für Arbeit am Kostümbild Dem Verein der ThaM für den Erhalt unserer Schule. Der Firma Ralph Vespermann für die Stellung des Bühnenbilds. Der Osteria Limoni für gestellte Getränke. Dennis für die Technik. Simone für ihre Kreativität. Unseren Familien für Kraft, Energie und Rückhalt.
Impressum: Veranstalter: Theaterakademie Mannheim I Holzbauerstr.6-8 I 68167 Mannheim I www.theaterakademie-mannheim.de I 0621 12 47 127 I Leitung Silvana Kraka I Mario Heinemann Jaillet I Foto und Gestaltung : Simone Cihlar I Papier: Igepa I Druck : Imprint Mannheim