Obdach. Eine Straßenzeitung für Mainz. September 2011

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Wir danken Ihnen! Zitat Uwe

September – 2011

Obdach. Eine Straßenzeitung für Mainz.

Preis: 2 Euro 1,50 Euro erhält der Verkäufer.


Und da liegt der Hase in der Pfeffer– sauce!


Obdach. Eine Straßenzeitung für Mainz.

Wir danken Ihnen für die positiven Reaktionen und die Gespäche beim Verkauf von »Obdach« sowie der großen Schwester, der »strassengazette«. Das hat uns gezeigt, dass sich unsere Arbeit gelohnt hat. Dieser »Lohn« bezieht sich nur in zweiter Hinsicht auf den finanziellen Aspekt, es geht viel mehr darum, eine Aufgabe innerhalb der Gesellschaft zu haben und sich in diese einzubringen.

Franziska Haube hat zugesichert, eine beratende Funktion sowie die Druckvorstufe für mögliche nächste Ausgaben zu übernehmen.

Kathleen beschreibt dieses Gefühl in ihrem Artikel »Freudentanz« in der Augustausgabe sehr passend: »Von dem Gefühl unnütz am Rande der Gesellschaft zu stehen, bin ich heute ein kleines Stückchen näher in die warme Mitte gerückt«.

Während der Arbeit an »Obdach« entstand die Idee einer Ausstellung, die alle Fotografien zeigen soll, die das Team im Laufe der Zeit erstellt hat. Nun ist es Amtlich, am 07. Oktober 2011 wird die Ausstellung »Und da liegt der Hase in der Pfeffersauce« im Atelier Zukunft eröffnet. Wir laden Sie alle recht herzlich dazu ein! Mehr Informationen finden Sie auf der gegenüberliegenden Seite dieser Ausgabe.

Die Septemberausgabe ist die dritte Ausgabe von »Obdach« und somit die letzte, die im Rahmen der Bachelorarbeit von Franziska Haube erscheint. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig das Ende von »Obdach«, vielmehr kann es einen Beginn der selbstständigen und selbstverantwortlichen Arbeit des Obdach-Teams bedeuten. Es liegt nun in ihrer eigenen Hand welchen Verlauf »Obdach« nehmen wird.

Informationen zur Entstehung von »Obdach«, die erste und zweite Ausgabe sowie eine ausführliche Dokumentation können Sie unter www.obdach.net abrufen. 3


15 [Anzahl der Personen]

10

5

Altersstatistik der Personen, die im Juli 2011 im Thaddäusheim in einer der verschiedenen Maßnahmen betreut wurden. 4

95– 99

90– 94

85– 89

80– 84

75– 79

70– 74

65– 69

60– 64

55– 59

50– 54

45– 49

40– 44

35– 39

30– 34

25–29

20 –24

unter 20

Alter


Soziale Einrichtungen in Mainz

Thaddäusheim Das Thaddäusheim ist eine Einrichtung für Männer ohne festen Wohnsitz, zu deren Angebot u.a. Übernachtungen, Langzeitwohnen, Resozialisierung sowie Betreutes Wohnen gehört. Ein Team von fünf Sozialpädagogen/ -innen ist Ansprechpartner und Begleiter für die Probleme und Belange der Bedürftigen. In Einzel- und Gruppengesprächen suchen die Mitarbeiter gemeinsam nach Lösungen für Schwierigkeiten und entwickeln Perspektiven für eine positive Zukunft.

Das Thaddäusheim versteht sich als eine Einrichtung, die ihre Tätigkeit auf christlicher Grundlage sieht. Sie hilft den wohnungslosen Menschen die Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen. Dabei bemühen sie sich in solidarischer Gemeinschaft das Ziel mit dem Bedürftigen zu erreichen. Als Einrichtung des Caritasverbandes gestalten das Thaddäusheim seine Arbeit auf der Basis christlicher Werte, geprägt von gegenseitigem Respekt. Auf dieser Grundlage sind sie um die Integration jedes einzelnen in die Gesellschaft bemüht. Das Heim betrachten es als selbstverständlich, auch in gesellschaftspolitischen Strukturen auf Verbesserung und Weiterentwicklung des Hilfesystems hinzuwirken.

Im Küchen- und Hauspflegebereich sorgt ein Team von Fachkräften täglich für frisch zubereitete Speisen und für ein angenehmes Wohnen. Rund um die Uhr bietet das Team an der Pforte eine Ansprechmöglichkeit und vereinfacht den Aufenthalt durch verschiedene Dienstleistungen. Verwaltung und Heimleitung gewährleisten die wirtschaftlichen Vorfaussetzungen für einen gut funktionierende Einrichtung. 5


Musallam konnte leider in den letzten Wochen, aus persönlichen Gründen, nicht mehr an den Redaktionssitzungen von Obdach teilnehmen. Wir sind ihm sehr dankbar für seine Kreativität und den Humor, mit dem er dieses Projekt bereichert hat. 6


[Musallam] 7


ich kenne meine Kundschaft richtig gut. Heute ist der letzte Montag im July 2011 und ich fahre auf die andere Rheinseite nach Wiesbaden. Obwohl oder auch in Deutschland – auch eine ganz andere Welt in einem anderen Bundesland.

H

a l l o liebe Kundschaft, LeserInnen und auch eine handvoll Leser,

Dort bin ich heute gewesen. Zwölf Stunden später schreibe ich es nieder. Drücke es in die Tastatur. Ich schreibe gerne und ich schreibe viel. Ich möchte auch schreiben um zu gefallen mit schönen Geschichten. Das Vertrauen in mich ist größer als meine Furcht. Vieleicht komme ich sogar zu einem Volontariat. Bei mir spielt es keine besondere Rolle wo ich damit arbeite solange meine Unkosten dabei bezahlt werden können. Gerne auch gegen Honorar. Der Satz liegt bei 27,50 € mindestens für einen halbseitigen Artikel dem 6 bis 8 Stunden saubere Recherchearbeit vorangegangen sind. Ich kenne überhaupt keine andere Lebensexistenz als die gegenwärtig ist. Ich bin über Jahrzehnte Abhängig gewesen von psychoaktiven Substanzen und es spielt keine Rolle inwieweit sie legal gehandelt werden dürfen, ob es sie auf Rezept gibt und wie sie eingenommen werden. Ich kenne mich damit ausgesprochen gut aus. Und habe damit wirklich genügend Erfahrung und meinen Mitmenschen auch – in solchen Zusammenhängen. Rund 10 Liter reinen 100% igen Alkohol nehmen die deutschen Bundesbürge8


rInnen pro Jahr zu sich. Von den Säuglingen bis zu den Greisen – statistisch. Deutschland ist Europaweit bekannt für seine Konsumgewohnheiten. Es gibt keinen »harmlosen« Konsum – sowenig wie es etwas ohne Anstrengungen gibt an Ergebnissen im Leben.

was nicht sein darf…«. Dann ging alles sehr rasch. Mittlerweile habe ich auch eine Interferon-Therapie durchgestanden mit heftigen Nebenwirkungen. Haarausfall, Müdigkeit, Albdruck und so weiter – da Übliche eben. Ich träumte im Schüttelfrost vom Sterben. Von meiner Endlichkeit. Davon das Alle und Alles auf diesem Planeten so kostbar einmalig wie sterblich ist. Ich träumte Verzweiflung und bat den Tod mich zu verschonen. Ich träumte von Verschonung und Vergebung und träume diesen Traum in einem Winkel meines Seins… ständig.

In einem 45 jährigen Körper fehlen mir also gute 15 Jahre an Reife. In Anteilen je nachdem. Ich hatte ja auch nüchterne Zeiten… rund 350 Entzüge in 7000 Tagen in ihrer ganzen Konsequenz. Im September trete ich eine proffesionelle Entgiftung an in der RheinMosel-Fachklinik. Anschliessend gehe ich in eine Therapie für einen angemessenen Zeitraum. Sporttherapie.

Ich will leben – das ist alles und das ist die massgebliche Veränderung. Vor mir stehen gut 50 »endlose« Wochen… und die ersten 21 Tage werden erbarmungslos… aber gemildert. Das weiß ich sehr genau aus der Erfahrung heraus. Und die letzten Erfahrungen dazu sind nur wenige Tage her. Training. Mir keine Illusionen zu züchten. Enttäuschung - ich habe nichts dagegen. Diese Ent - täuschung ist nicht angenehm… aber ehrlich und aufrichtig. Es ist ein Ja oder ein nein… und kein vieleicht. Vieleicht bedeutet Nein mit zuwenig Ja. Damit schliesse ich diesen persönlichen Artikel mit Demut.

Ich schreibe gerne. Ich danke diesen mir vertrauensvollen Menschen die mir Raum dazu ermöglicht haben. Ich danke meiner Familie. Und den Institutionen mit deren Menschen ich in den jeweiligen Abteilungen zusammen arbeiten konnte und kann.

Für mein Alter bin ich längst überfällig was »Junkys« betrifft und ich kann froh sein wenn ich es schaffe soweit zu kommen - zu einem Ex-Junky. Jeweils einen Tag… für einen weiteren Tag. Nur für heute. Nur für heute sind wir trocken und clean – also sauber. Nur mich Uwe - Christian Kunstreich selber zu sein ist mein Wunsch.

www.wolkenpeterstrassenzeitung.beepworld.de www.1oooooooooo.beepworld.de

2005 lag ich entkräftet in der Quarantäne mit einer offenen Tuberkulose. Früh genug – auch wenn die richtige Diagnostisierung dauerte. »Kann doch nicht sein 9


Garten für alle – die Grünen Brücke über der Mainzer Rheinallee. [Kathleen] 10


Was uns Draußen brlüht [Kathleen] 11


Ein Artikel von Dr. Treznok

Was haben die Tierrechtsbewegung Peta, die atheistisch-fundamentalistische Giordano-Bruno-Stiftung und die Frauenzeitschrift Emma gemeinsam? Alle drei berufen sich auf den australischen Tötungsphilosophen Peter Singer. Das ist erschreckend, zeigt es doch, dass eugenisches¹ Gedankengut in den unterschiedlichsten Bewegungen tief verankert ist, noch dazu in Institutionen, die sich als fortschrittlich oder innovativ präsentieren. [1] Eugenik – Erbgesundheitsforschung und -lehre mit dem Ziel, erbschädigende Einflüsse und die Verbrei- tung von Erbkrankheiten zu verhüten

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In Peter Singers Philosophie geht es um das Lebensrecht von Menschen, die er in lebenswert und lebensunwert unterteilt. Er vergleicht Behinderte mit Schweinen und kommt zu dem Schluss, dass man Behinderte töten darf, während man Schweine schützen muss. Menschenrechte gehören laut Singer abgeschafft, dafür will er ein Personenrecht einführen, in dem er lebenswerte Menschen und Tiere vereint.

mungen ist stark erhöht. Will man also dem Ziel, Behinderte zu verhindern, näher kommen, dann braucht man das Tötungsrecht an Neugeborenen. Das geht natürlich nur mit einer Veränderung der Menschenrechte. Das kann auf verschiedene Arten geschehen, zum Beispiel, indem Tierrechte gesetzlich verankert werden und die Menschenrechte anschließend an die Tierrechte angeglichen werden. Peta, die eine rechtliche Gleichstellung von Tieren und Menschen fordern, befürworten die Euthanasie² bei alten und kranken Tieren und damit natürlich auch bei Menschen. Alte pflegebedürftige Menschen wären damit ebenso zum Abschuss freigegeben wie ein lahmes Pferd oder ein dementer alter Hund. Tierliebhaber fallen scharenweise auf die aggressive Werbung von Peta herein. Dass »lieber nackt als Pelz« in der Singerschen Konsequenz bedeutet, alte, kranke, schwache und behinderte Menschen zu töten, ahnt man natürlich nicht, obwohl in einer anderen Werbekampagne von Peta Juden mit Schweinen verglichen wurden.

Das deutsche Pendant zu Singer, Norbert Hoerster, dozierte bis 1998 an der Mainzer Universität, bis er im Zuge einer stärker werdenden Behindertenlobby vom Campus verjagt wurde. Aktiv ist der deutsche Altmeister der Rassenhygiene immer noch. Vor kurzem erst hat er sich in einer Diskussionsveranstaltung verächtlich über die Menschenwürde geäußert, auf die man seiner Meinung nach gern verzichten kann. Heute sitzt er im wissenschaftlichen Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung und fordert die uneingeschränkte Zulassung der Präimplantationsdiagnostik, kurz PID.

[2] Euthanasie – a) Erleichterung des Sterbens, bestimmt durch Schmerzlinderung mit Narkotika; b) absichtliche Herbeiführung des Todes bei unheilbar Kranken durch Medikamente oder durch Abbruch der Behandlung.

Die PID, vordergründig als Schutz für Frauen propagiert, die per künstlicher Befruchtung schwanger werden wollen, entpuppt sich bei genauerer Untersuchung als ideales Mittel zur Schaffung einer gen-optimierten Menschenrasse. Was die Propaganda ebenfalls verschweigt: die PID schafft mehr Behinderte, als sie verhindert. Das Risiko geburtsbedingter Behinderungen wie spastische Läh-

Die Giordano-Bruno-Stiftung, die durch die Verleihung eines hochdotierten Preises an Peter Singer ebenfalls faschistische Flagge gezeigt hat, wirbt auf andere Art für die Abschaffung der Menschenrechte. Unter dem Vorwand der Kirchenkritik stellt sie die 13


Peter Singer beim Veritas Forum im Institut f체r Technologie Massachusetts [MIT] im M채rz 2009. [Foto von Joel Travis Sage]

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christlichen Werte in Frage. Ganz wissenschaftlich kommt sie zu dem Ergebnis, dass es überholt sei, missratene Säuglinge am Leben zu lassen. Fortschrittlich sei es, biogenormte Menschen im Reagenzglas zu züchten, um eine optimierte Gesellschaft zu erhalten. Da es keinen Gott gäbe, könne man ihm ja auch nicht ins Handwerk pfuschen.

durch Werbeauftritte. Und es funktioniert: während zur Tierrechtsdemonstration im März über 500 Teilnehmer nach Frankfurt kamen, haben anfang Juni nur 30 gegen die Preisvergabe an Peter Singer durch die faschistische Giordano-Bruno-Stiftung protestiert. Das zeigt, dass bereits jetzt Tierrechte wesentlich wichtiger scheinen als Menschenrechte. [3] Transhumanismus – Denkrichtung und aktive Bewegung, die eine Veränderung der menschlichen Spezies durch den Einsatz technologischer Verfahren befürwortet

Dass auch die frauenbewegte Emma, allen voran Alice Schwarzer, Peter Singer huldigt, verwundert auf den ersten Blick. Wenn man aber das Recht auf Abtreibung, immer wieder in der Emma thematisiert, mit der PID verbindet, wird deutlich, worum es geht, nämlich um das Recht auf ein optimales Kind. Dafür benötigt die Frau das Recht, Kinder, die unpassend scheinen, ohne weitere Begründung abzutreiben, oder noch besser weil von Männern unabhängig, eine kontrollierte Befruchtung mit optimalem Erbgut.

Dass seit rund 25 Jahren nur zwei relevante Gruppen Widerstand gegen Peter Singer und Norbert Hoerster leisten - die Behindertenverbände und die Kirchen - wirkt erschreckend, wenn man die vielen unterschiedlichen Gruppen dagegen setzt, die Singers Philosophie unterstützen: Tierrechtler, Frauenrechtler, säkulare Humanisten und Freidenker, deren Denken gestützt ist auf Eugenik und Rassenhygiene. Dass nun in jeder größeren Stadt ein PID-Zentrum entstehen soll, obwohl pro Jahr nur eine zweistellige Zahl an Frauen in ganz Deutschland Bedarf und Zulassung zur PID haben, während die Pflegemodule in den Altenpflegeheimen immer weiter ökonomisiert werden oder Behinderte immer unzureichender mit Hilfsmitteln wie zum Beispiel Rollstühle versorgt werden, spricht Bände. Wir sind bereits auf dem Weg, in Sinne Norbert Hoersters die Menschenwürde zu verhöhnen und die Menschenrechte außer Kraft zu setzen.

Die Menschenrechte werden von unterschiedlichen Seiten untergraben. Die einen wollen Tierrechte installieren, die anderen ein Recht auf das maßgeschneiderte Kind. Pflegebedürftige oder Behinderte passen nicht in diese schöne neue Welt der Transhumanisten³. Deshalb versuchen sie, Peter Singers Tötungs-Ethik möglichst geschickt getarnt einer breiten Öffentlichkeit schmackhaft zu machen. Prominente wie Peter Maffay, Janosch, Ralf König oder Bela B von den Ärzten unterstützen die Propaganda 15


[Kathleen] 16


[Kathleen] 17


Pfarrer-Landvogt und die Teestube in Mainz

Franz Adam Landvogt * 3. März 1889 in Rockenberg †5. Oktober 1953

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Der Pfarrer Landvogt ist den Mainzern gut bekannt und gehörte 25 Jahre zum Alltagsbild der damaligen Innenstadt Mainz. Er betreute die Gemeinde St Christoph, deren Kirche im zweiten Weltkrieg im Bombenhagel zerstört worden ist und heute noch als Mahnmal mit intakter Kapelle zu besichtigen ist.

Park. Aber nicht mehr lange. Die Teestube muß umziehen. Wohin ist noch nicht so sicher. Es sind zwar Räumlichkeiten in der Zitadelle im Gespräch, aber dagegen regt sich Widerstand.

Die Armut stört. Obdachlosigkeit und Mittelosigkeit vereinzelt neben den Schwierigkeiten und setzt der Demütigung und Erniedrigung aus. Das Die Mainzer kannten ihren kathowird nicht gerne wahrgenommen. lischen Pfarrer und liebten ihn sehr durch Um eben Wahrnehmung bequem genüge seine besonderes dem katholischzu tun wird versucht zu verdrängenchristlichen Glauben tief verbundene noch weiter an die Ränder der WohlanLebensweise. Sein handeln war ständigen gut genährten und nicht seine missionarische Botschaft. In weniger isoliert Vereinsamten die sich kurzen Worten. Weiteres lässt sich durch insbesondere um Besitz sorgen die Pfarrer-Landvogt-Hilfe in Erfahrung solange es einen ökonomischen Wert bringen oder durch Recherche im hat. Internet. Desweiteren gibt es etwas biographische Literatur über das einPfarrer-Landvogt, dessen barmfache Lebenswerk dieses bemerkensherziges Wirken auch 58 Jahre nach seiwerten Mannes. nem Tode beispielhaft weiter wirkt und lebt, hat 2 Weltkriege erlebt und Die Pfarrer-Landvogt-Hilfe ist 1981 ins eine Politik die den Krieg als »FortLeben gerufen worden durch einen setzung politischer Mittel« beschönigt Gebets - und Medidationskreises junger bis Heute. Und dabei verleugnet, Menschen. Angeregt nach einem genicht wahrnehmen will – das es hierbei meinsamen Aufenthalt in Taize - erwuchs nur um eine Verlängerung und Ver1979 eine Aktion zur Unterstützung herrlichung von Raubmord, Mordlust, von Hilfebedürftigen in Mainz. Es entgrenzlose Gier, Selbstverherrlichung und stand ein Möbel- und Kleiderlager. tiefer Bosheit handelt... die nichts weiter als der Bestie im Menschen NahAls Reaktion auf den Kältetod zweier rung aus Hass verschaft. Und ich bin obdachloser Menschen enstand im sicher...für diese Worte könnte ich Winter 79/80 eine Notübernachtung in schon rasch an vielen Orten dieses Plader Werkskapelle von St. Bonifatz neten Besuch der verlängerten als Erweiterung. Bis heute gibt es die Ordnungsmacht durch ihre Büttel beTeestube - nun mehr neben dem kommen. Um mich zu greifen und KUZ und gegenüber dem Fort Malakoff unter aller Aufwartung der verlogen19


Pfarrer-Landvogt-Hilfe e.V.

heit den Prozess zu machen - ein weiteres mal.

und schliesse diesen Artikel in einer tiefen Anerkennung. Mittlerweile habe ich so einiges und Einige kommen, aufsteigen, fallen und vergehen gesehen – sein Tun ist geblieben.

Pfarrer-Landvogt lebte nicht ungefährlich unter der nazionalisozialistischen Diktatur und liess sich weder beeindrucken von Aufschwüngen, Eroberungserfolgen..noch den Folgen des zweiten Weltenbrandes. Zuwendungen die ihm zukamen...gab er für gewöhnlich weiter und unterhielt verschiedene kleine Fonds für Mittelose und ihre Familien. Ich bin davon überzeugt - über alle Konfessionen hinweg

Pfarrer-Landvogt-Hilfe e.V. Teestube, Kleiderkammer Dagobertstrasse 20 [9–11 h und 17–19 h] www.plh.de [Uwe - Christian Kunstreich] Quelle: Publikation des Bistum Mainz 20


Schachfiguren unterwegs – Der Turm – [Kathleen] 21


Das Bedürfnis nach einer offenen Begegnungsstätte in der Mainzer Innenstadt ernst nehmen und handeln!

2

1 Seit 2005 fehlt zahlreichen Bürgern das über lange Jahre hinweg segenreiche alte Konzept der »Kirche am Markt Nr. 10«, zu dem Dekan Schmitz anläßlich des 10-jährigen Bestehens im Jahre 2002 noch geäußert hatte: »Auf weitere segensreiche Jahre zum Wohle der Menschen in der Stadt Mainz!« 22


Das zentral gelegene Begegnungscafé war im urchristlichen Sinne integrativ, hatte seine Türe an 5 Tagen der Woche geöffnet für Junge und Alte, für Gesunde und Kranke. Man bekam dort günstige Getränke, fand zwanglos Kontakt, erhielt unbürokratische Unterstützung, zeitnah, z.B. in Krisensituationen. Früher fanden dort auch interessante Diskussionsforen statt, die Mitsprache der Bürger und Bürgerinnen war erwünscht!

Dach, etc. Noch auf dem Prospekt des Fördervereins von Ende 1997 steht: »Senfkorn, die alkoholfreie Begegnungsstätte in der Gaustraße 38, Mainz, soll dauerhaft weiterbestehen! – Immer wieder haben wir im Grunde gebettelt, das Anliegen so vieler Menschen ernst zu nehmen und entsprechend zu reagieren!, zuletzt mit einem Artikel in der Mainzer AZ vom 6.4. 2010³ [ff.]. Sehr zu bedenken und ernst zu nehmen ist doch auch die Tatsache, dass die soziale Situation sich keineswegs verbessert hat, sondern noch mehr Menschen auf derartige Unterstützung angewiesen sind. Auch von mehreren Personen, die mit Menschen arbeiten, ist uns bekannt, dass auch in diesen Kreisen der Verlust von der alten »Kirche am Markt« und vom »Senfkorn« mehr als bedauert wird – wegen der Menschen!

Nicht zuletzt die bestens besuchten Weihnachts- und Ostercafès wirkten der kritische Vereinsamung entgegen. Leider würden unsere inständigen, mit guten Argumenten unterlegten Bitten, diese Einrichtung so zum wohle der Menschen zu erhalten, nicht erhört. Und der Widerstand gegen die Schließung der alten »Kirche am Markt²« war vielschichtig und deutlich genug. Aus der Tatsache, dass dort zahlreiche ehrenamtliche Kräfte tätig waren, ergibt sich, dass es keine kostenfressende Luxussituation war.

Wir bitten die Verantwortlichen guten Willen zu zeigen und uns aktiv entgegenzukommen. Eine Möglichkeit wäre auch einen RUNDEN TISCH einzurichten, an dem sich Vertreter der Stadt, »die Politik«, Vertreter der Kirchen, Bürger und Bürgerinnen zusammensetzen könnten, um sich gemeinsam für die Realisierung der Widerbelebung einer offenen Begegnungsstätte in der Mainzer Innenstadt einzusetzen. Initiativen und Unterstützung von Menschen mit Ideen und/oder tatkräftigen Möglichkeiten sind jedenfalls herzlich erwünscht!

Es kam noch härter: die alkoholfreie Begegnungsstätte »Senfkorn¹«, auf die bei der Schließung der alten »Kirche am Markt« als »Alternative« verwiesen wurde, wurde inzwischen [2008] ebenfalls dicht gemacht! Auch das »Senfkorn« war über Jahre eine wertvolle Einrichtung mit preiswerten Verzehrangeboten, Treffpunkt mit häufiger Öffnung, Gesprächs- und auch kreativen [Gruppen-]Angeboten, viele Selbsthilfegruppen unter einem

Sigrid [06131/371721] 23


3

[Artikel aus der Mainzer Allgemeinen Zeitung vom 06.04.2011] 24


[Musallam] 25


26


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28


Zusammen sind wir schรถn [Kathleen] 29


Liebe Leserinnen und auch liebe Leserminderheit!

Eine ganz klare Minderheit stellt die Leser da. Diese 50 % der menschheit tut sich das schwerer in der Fürsorge ganz klar. Sie sind mit ihren Köpfen ganz woanders im Schwanz der natürlichen Evolutionen. Ganz sicher - ich weiß genau wie das so ist und es sich anfühlt. Aber Hallo… Erwartet nichts von mir - ich tue es genausowenig - außer von mir selber. Heute war ich gerade bei und auch im Arztmobil bei der vertretenden ehren-

amtlich arbeitenden Frau Dr. Hoffmann und habe mir eine Salbe geben lassen im Zusammenhang mit Bindegewebsschwäche. Alles kommt an, an Zuwendungen und Spenden. In der Regel und überwiegend werden Obdachlose erstbehandelt und auch weiter versorgt. Auch in Mainz teuen sich eine ganze menge von Praxen ausgesprochen schwer in der medizinischen Behandlung, wenn der Rubel da nicht rollen will. 30


Die gesetzlichen Krankenkassenstrafen sofort bei Budgetverletzungen - und das empfindlichst mit Abzügen.

Franken. Den die ungarische Landeswährung Forint ist in den letzten 3 Jahren gegenüber dem Schweizer Franken um volle 70 % abgewertet worden. Ganz genau - nach Lischen Müller von Beruf Milchmädchen im Lila Kuhkonzern - steigt damit auch die rate zur Rückzahlung um volle 70 %. Die ungarische Regierung reagiert zögernd und baut billige Obdachlosenunterkünfte auf dem Lande… Die Seite ist voll und den Rest reimen wir uns selber zusammen zum: Gelduntergang.

Ich wünschte Sie könnten überhaupt auch nur annähernd mit den internationalen Pharmagiganten sich so auseinandersetzten - aber da ist keine Chance. Es ist allerdings auch nicht unmöglich sich zu versichern in einer Kranenkasse und dann klappt das auch. Für das medizinische Personal ist es teilweise wahre echte »Sysiephusarbeit« - in Anspielung irgenwelcher Helden antiker Mythologie der es sich mal wieder mit irgendwelchen gigantösen Göttern verdorben hatte und sich deren kleinlichen kindischen Zorn sich zugezogen hatte.

http://www.armutgesundheit.de/ Quelle: Arztmobil [Mainzer Modell] [Uwe - Christian Kunstreich]

Fast am Ziel…geht's wieder von vorne los. Aber wer kennt das nicht ? Ich bin müde und ich habe noch mehr zu tun…mich am Leben zu erhalten und für meinen Profit zu sorgen und um nicht unterzugehen und weggedrückt zu werden an die Ränder der Wahrnehmung. Ganz nach der Prämisse - »Es kann doch nicht sein was nicht sein darf«. Es kann! Und das kann es gleich sofort und hier. Und nicht dort bei den anderen… um die Ecke. Wer in Ungarn zum Mittelstand gehört und im Internet und Preiswert und sowieso Kredite miteinander verglichen hatte vor 3 Jahren - zahlt heute exorbitante Raten zurück - in schweizer 31


Impressum

Herausgeber & Projektleitung Franziska Haube

Besonderer Dank gilt: Heinz, Kathleen, Musallam, Uwe, Prof. Johannes Bergerhausen, Redaktion Alica Jörg, Start-Hilfe Mainz, Heinz – Kathleen G. – Musallam A. – Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, Uwe-Christian Kunstreich – Dr. Treznok – Mission Leben – Evangelische Franziska Haube [V.i.S.d.P.] Wohnungslosenhilfe Mainz Konzeptentwicklung & Gestaltung Franziska Haube www.franziskah.de

Finanzielle Unterstützung erhält »Obdach« vom Caritasverband für die Diözese Mainz e. V.

Typografie Replica Bold www.lineto.com

»Obdach« entstand im Rahmen einer Bachelorarbeit im Fachbereich Kommunikationsdesign an der FH Mainz und wird in den Monaten Juli, August und September erscheinen.

Druck Mit freundlicher Unterstützung der WB-Druckerei GmbH Dr.-Ruben-Rausing-Straße 10 65239 Hochheim am Main www.wb-druckerei.de Kontakt www.obdach.net hallo@obdach.net www.facebook.com/obdach

Alle in »Obdach« enthaltenen Texte wurden originalgetreu übernommen, d.h. es wurden keine Korrekturen in Bezug auf Ausdruck oder Rechtschreibung vorgenommen. Heft / 250


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