Im Namen
des Herrn
Leid und Elend ehemaliger Heimkinder Biografie einer sozialkritischen KĂźnstlergemeinschaft gegen das Vergessen
Eckhardt Kowalke – Gudrun Adrion
Fredi M. Uhlig
Impressum Copyright: © 2011, Fredi M. Uhlig 1.Veröffentlichung: August 2011 Realisation, Titelbild, Covergestaltung, Design, Satz: Fredi M. Uhlig
Texte, Fotos oder Fotos von Gemälden und Computercollagen dürfen nur mit vorheriger Genehmigung des Autors kopiert oder für Fremdzwecke verwendet werden.
Mein Dank geht an die freischaffenden Künstlerkollegen Gudrun Adrion und Eckhardt Kowalke, für die zur Verfügung gestellten Werke und Fotos. Ihnen sei dieses Buch gewidmet.
Der andere K u n s t b a n d
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Fredi M. Uhlig Gesellschaftskritischer Dichter, Poet und Ethiker Schreiber ethisch-philosophischer Dichtung, die nicht konform mit herkömmlichen Ansichten einhergeht Verfasser non konformer Literatur Vorreiter der Demaskierungs-Lyrik ©
Fredi M. Uhlig‘s Schriftgut Gesellschaftskritisch-poetisch Sozialkritisch-ethisch Selbstkritisch Facettenreich Der inneren Entwicklung entgegen schreitend
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Inhaltsverzeichnis Und immer wieder auf’s Neue In den Gemäuern Steh’ selbst Euch sind sie gewidmet Kinder Gottes quälen Gotteskinder Dort wo man Gewalt sät Glückstadt? … Freistatt? Wenn Engel im Himmel weinen Die Himmelswölfe Die Nackte… Wirklichkeit An die Täter Warum? Weshalb? Wieso? Wer will schon der sein… Aus meiner Sicht
Geschätzte Leserinnen, geschätzte Leser, da fast jede Seite mit einem anderen Titel belegt ist, habe ich es Ihnen und mir erspart, ein ellenlanges Inhaltsverzeichnis anzulegen. Daher hielt ich es für angemessen, die Titel der Dichtungen aufzulisten, aus denen die Thematik erkennbar wird.
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Computercollage aus einem Ölgemälde und einer Skizze für die Holzskulptur „Der
Prügelknabe“, von Eckhardt Kowalke
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Im Umgang mit anderen Menschen hinterlassen wir immer unsere Spuren, die als Erinnerung im Innern der betreffenden Person haften bleiben, wie die Spuren im Sand, wenn wir am Strand in Wassernähe spazieren gehen. Und so, wie wir unsere Spuren bei anderen hinterlassen, haften die Spuren derer in uns, denen wir begegnen. Nun kann man sich, wenn man mag, einen Strand vorstellen, der über und über mit fremden Spuren übersät ist. Es handelt sich nicht um irgendeinen Strand. Es ist unser Strand. Es ist der Strand, den wir, bildlich gesehen, in uns tragen. Er ist für uns von enormer Wichtigkeit, dieser Strand. Aber das hat uns bis heute niemand erzählt. Es scheint kaum jemanden zu interessieren, wie bedeutsam es ist, was an diesem unserem inneren Strand passiert und wie sehr jede einzelne fremde Spur uns von uns selbst ablenkt, entfremdet und in die Irre führt. Ich bin ein Spurenleser, der die Spuren, die wir einander in uns hinterlassen, von allen Seiten betrachtet, nachempfindet und den Auswirkungen nachspürt, die sie prägend auf uns ausüben. Mit dem mir zur Verfügung stehendem Instrument der Dichtkunst hebe ich sie auf, forme sie ungeschönt in Reime und halte sie denen vor Augen, die die Spuren im Innern ihrer Mitmenschen zurückließen… einschließlich meiner Person. Gerne würde ich davon berichten, wie sich meine Sinne an der Schönheit dieser Spuren erfreuen, wie jede in ihrer Einzigartigkeit hin zur inneren und äußeren Freiheit strebt und die Ketten der vorherrschenden Denk- und Lebenssysteme sprengt. Ach, wie sehnte ich mich danach Spuren zu entdecken, deren Leuchtkraft einzig unbefleckte Liebe und Wärme ausstrahlen… unantastbar, friedlich ruhend in sich selbst. Doch musste ich angesichts der brutalen Realität, die die Menschheit selbst hervorbringt, das Sehnen, als auch das Hoffen aufgeben. Nun hoffe ich nicht mehr im Außen das zu finden, wonach ich mich innerlich sehnte. Ich begann… es in mir selbst zu entdecken.
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Alles beginnt in uns selbst… und endet auch dort. Warum also, überlassen wir Fremden unser Leben? Warum fragen wir immer wieder Fremde nach dem Wie? Warum fangen wir nicht damit an, unser Innerstes selbst zu erforschen? Die Anderen wissen nur das, was sie wiederum von anderen übernommen haben. Ungeprüft.
Die Autoritäten sind keine Autoritäten… es sei denn, wir machen sie dazu.
Die Gurus sind keine Gurus… es sei denn, wir machen sie dazu.
Ist Gott wirklich ein Gott? Oder machen wir ihn dazu?
Fredi M. Uhlig
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In den Jahren 2009/2010 bildeten wir, von links nach rechts, Eckhardt Kowalke, Gudrun Adrion und ich, f端r eineinhalb Jahre eine Interessengemeinschaft von freischaffenden K端nstlern, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, dem Leid und den Qualen ehemaliger Heimkinder, k端nstlerisch ein Gesicht zu geben. 8
Damit das geschehene Unrecht nicht unsichtbar und anonym blieb, setzen wir unsere kreativen Fähigkeiten dafür ein, Menschenrechtsverletzungen bildhaft und lyrisch sichtbar zu machen. Wir konnten in diesem Fall keine Schönmalerei betreiben, da die Gesichter der Gewalt, des Unrechts und der Perversion keine Schönheit in sich tragen. So mag der Leser für sich selbst entscheiden, ob man gegen Unrecht von Staat und Kirche vorgehen soll oder nicht. Es waren Vertreter dieser Institutionen die von oben herab Gewalt und Missbrauch an Heimkindern verübten, befürworteten und verdeckten… bis heute ungestraft. In diesem Buch geht es um die Missachtung der Menschenwürde, um die Verletzung der Würde des Menschen. Es geht um die Wehrlosesten auf dieser Welt, um die, die sich nicht wehren können… weil sie Kinder sind. Es geht um Gewalt an Kindern, um Kindesmissbrauch, um Misshandlung, Vergewaltigung, bis hin zum töten von Kindern. Ich spreche nicht von einem fernen Land, weit weg von uns, wo solche Grausamkeiten geschehen. Ich spreche von einem Land, in dem die Bewohner einer seltsamen Krankheit anheim gefallen sein müssen, die ich hier provozierend Gleichgültigkeit nennen möchte. Gleichgültigkeit bedeutet: Desinteresse. Mit dieser Haltung zeigt man deutlich, wie nichts von größerer Bedeutung ist als ich, ich selbst und das, was mir von Nutzen ist. Erich Fromm, ein deutsch-amerikanischer Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpädagoge, nannte es das Nützlichkeitsprinzip und erklärte: Zitat: „Wir suchen einander aus, nach Nützlichkeit. Jemand, der für uns keinen persönlichen Nutzen hat, findet nicht unser Interesse. Ja… wir schauen sogar unglaublich überheblich auf sie herab. In extrem anmaßender Arroganz, glauben diejenigen, die Haben, dass sie wertvoller seien, als jene, die vor Elend fast zugrunde gehen.“ Zitat Ende. Und schon sind wir mitten im Thema. Wen kann man besser benutzen, als ein wehrloses naives Kind, das von der Schmutzigkeit, die die Menschheit hervorbringt, nichts wissen kann?
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Tränen nässen meine Augen, ziehen kleine Rinnsale durchs entsetzte Gesicht. Alle schauen sie hin, doch sie sehen nicht.
In dem Zeitraum von 1950 bis in die 70iger-Jahre hinein, wurden schätzungsweise eine Millionen Kinder und Jugendliche in deutschen Kinderheimen untergebracht. Nicht wenige wurden zwangseingewiesen, wie sich nun herausstellte. Ungefähr fünfzig Jahre später, also heute, wurden die ehemaligen Heimkinder von den verdrängten Erlebnissen eingeholt, die sie in den Kinderheimen hatten… obwohl sie dachten, mit der Vergangenheit abgeschlossen zu haben. Einige unter ihnen nutzten die Anonymität des Internets, um über ihre Kindheitserlebnisse zu berichten und mussten feststellen, dass sie nicht allein waren mit ihrem angestauten inneren Elend, das sie geheim gehalten hatten, weil sie sich schämten. Nach und nach öffneten sich einige der Betroffenen und traten aus ihrer Opferrolle heraus, um von ihren Peinigern, die sie damals im Namen Gottes, erbarmungslos ausbeuteten, folterten und vergewaltigten, Rechenschaft zu fordern. Rechenschaft darüber, warum die Luft in den Fürsorgeerziehungslagern von Unterdrückung und Gewalttätigkeit geschwängert und das Atmen von Freiheit, aufs strengste verboten war?
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Initiator des Projekts „Im Namen des Herrn“:
Eckhardt Kowalke
Freischaffender Künstler
Ehemalige Heimkinder Der Aufschrei der ehemaligen Fürsorgezöglinge drang bis zu dem freischaffenden Künstler Eckhardt Kowalke, der ebenfalls einer von ihnen war, jedoch von Natur aus mit einem Potenzial ausgestattet ist, mit dem die Peiniger nicht gerechnet hatten. Dieser Mann besitzt aufgrund seiner künstlerischen Tätigkeit die Befähigung massiv Öffentlichkeit zu schaffen… das genau ist eines seiner großen Talente. Innerhalb kürzester Zeit kreierte er die Holzskulptur -Heiliger Geist-, deren Bild wie ein Lauffeuer durch das Internet fegte und eine ungeahnte positive Resonanz hervorbrachte, die selbst ihn erschreckte. Es folgten die Holzskulptur -Der Prügelknabe-, das Mahnmal -Im Namen des Herrn- und ein Ölgemälde nach dem anderen.
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Maler, Bildhauer und Designer
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Eckhardt Kowalke: Maler, Bildhauer und Designer
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Eckhardt
Kowalke
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Gudrun Adrion: Freischaffende Künstlerin
Enkaustik-Malerei,
Gudrun Adrion Ungefähr zeitgleich, lernte Eckhardt Kowalke Gudrun Adrion kennen, eine Enkaustik-Malerin und Bildhauerin. Gudrun, so schien es, hatte sowieso noch ein Hühnchen mit den katholischen Verkündern der „Frohen Botschaft“ zu rupfen. In einer katholischen Familie aufgewachsen, hinterließen christliche Ansichten und Erziehungspraktiken tiefe Spuren in ihr. Für sie ist die Institution Kirche ein Machtinstrument. Das zu sehende Holzobjekt symbolisiert die Säulen eines Kirchensystems, das ihre Existenz auf den Rücken seelisch verletzter Menschen aufbaute, beibehält und weiterhin verteidigt. „Lasset die Kindlein zu mir kommen- Matthäus 19, 14“… so betitelt Gudrun Adrion ihr in Bronze gegossenes Werk, das in aller Deutlichkeit die inneren Zustände derer wiederspiegelt, die so ihre Erfahrungen mit den selbsternannten Gottesvertretern machten.
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Plastiken, Objekte, Objektmalerei, Bildhauerei
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Gudrun Adrion
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Erste Sozialkritische Kunstausstellung in Hannover Nun galt für beide… das Leid, das viele Heimkinder seinerzeit erlitten hatten, in die Öffentlichkeit zu transportieren, damit Politik und Kirche Stellung beziehen müssen. Weiterhin forderte Eckhardt andere Künstler auf, mitzumachen. Sein Konzept ging auf. Zusammen mit Gudrun Adrion fand im Oktober 2009 die erste sozialkritische Kunstausstellung gegen das Vergessen statt… mitten in den Gemäuern einer evangelischen Kirche, der Herrenhäuser Kirche zu Hannover. Im Oktober 2009 hat die evangelische Kirche erstmals ihre Mitschuld an der Misshandlung von Heimkindern öffentlich eingestanden. Auf einer Tagung in der Herrenhäuser Kirche zu Hannover, bat die niedersächsische Landesbischöfin Frau Margot Käßmann, die Betroffenen um Vergebung. Sie erklärte: „Mit Trauer stellen wir fest, dass in unseren Einrichtungen der Jugendfürsorge, in den 50er und 60er Jahren schlimmes Unrecht geschehen ist.“ Damit gestand zum ersten Mal in Deutschland eine geistliche Würdenträgerin ein, das die evangelische Kirche Schuld auf sich geladen hatte. Sie bekannte sich dazu, das in den Heimen der Diakonie, Kindesmisshandlungen stattgefunden haben.
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Zweite Sozialkritische Kunstausstellung in Flensburg Die zweite sozialkritische Kunstausstellung -Im Namen des Herrn- hatte ihren Auftakt in Flensburg, mitten in der Einkaufszone -Große Straße-. Kowalke schaffte es tatsächlich, dass die evangelische Landespastorin Frau Petra Thobaben bei der Vernissage die Laudatio hielt. Die Landespastorin äußerte sich distanzierter von dem Vorwurf der Kindesmisshandlung in den ehemaligen Heimen der Diakonie und räumte ein, das es in kleineren Heimen der Diakonie nicht wissendlich zu Vergewaltigungen und Misshandlungen gekommen sei. Von links nach rechts: Fredi M. Uhlig, Gudrun Adrion, Landespastorin Frau Thobaben, Hund Benno, Eckhardt Kowalke und Jens Drews, der Gastgeber der Ausstellung.
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Fredi M. Uhlig
Nachdem ich mich entschlossen hatte, bei der Flensburger Ausstellung mitzumachen, half ich bei den Vorbereitungen. Es war ein kritischer Moment, da Gudrun und Eckhardt zuvor nichts von dem zu sehen bekommen hatten, was ich lyrisch zu der Ausstellung beitragen wollte. Es war meine erste Teilnahme an einer Kunstausstellung. Wie vermutet, erwarten Besucher von Kunstausstellungen nicht unbedingt einen Lyriker dort vorzufinden. Und dennoch: Die Reaktionen waren durchweg positiv und meine Arbeiten wurden als Bereicherung der Ausstellung wahrgenommen. Als Opfer der zweiten Generation, mein Vater war auch ein Heimkind, habe ich bei den Ausstellungen gegen das Vergessen deshalb den literarischen Part 체bernommen, um an der Seite derjenigen zu stehen, die auf brutale Weise von genau dem Unrecht 체berrollt wurden, das ich seit Jahren anprangere. Denn aus meiner Sicht geht die Misshandlung der ehemaligen Heimkinder heute weiter, wenn man ihnen ihre traumatischen Kindheitserlebnisse abspricht, um wieder einmal mehr, die T채ter zu decken. 24
Die Welt ist im Wandel
Die alten Wertesysteme bröckeln an allen Ecken und Kanten. Eindringlicher als je zuvor zeigt sich, was sich hinter scheinbar ehrenhaften Werten verbirgt. Was einst den Status des Vertrauens besaß, rückt immer stärker in den Fokus der öffentlichen Kritik. Die Fassade christlicher Nächstenliebe wackelt und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendeine neue pervertierte Schweinerei ans Licht drängt. Indem die Heimkinder von gestern, heute über ihre schrecklichen Erlebnisse berichten und sie schonungslos aufdecken, werden den Heimkindern von morgen solche grausamen Erfahrungen hoffentlich erspart bleiben. Denn: Der Missbrauch und die Misshandlung von Kindern ist allgegenwärtig. Überall auf der Welt. Und während wir hier sitzen, das ist keine theoretische Annahme, werden Kinder missbraucht, gequält und misshandelt. Nicht nur in Kinderheimen oder sonstigen Einrichtungen, nein… auch dort, wo man so etwas nicht unbedingt vermutet: In den Familien selbst und… da wohl am häufigsten. Unser Ziel war es, eine breite Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren. 25
Zum Thema Freistatt in Niedersachsen und Glückstadt in Schleswig Holstein waren nur zwei Orte des Grauens in der Nachkriegszeit, in denen in Kinderheimen nach Nazimanier und im Namen Gottes Fürsorgezöglinge gefoltert, geschändet und sogar getötet wurden. Eine Hölle, die die Täter Fürsorge nannten. In der die Zöglinge weder Glück, noch Freiheit kannten. Raffiniert wie die Menschen sind, reichten sie die Schuld an dem Unglück der ehemaligen Heimkinder an ein Schlagwort weiter, an zwei nicht greifbare Worte, hinter denen sie sich verschanzen konnten: Die -Schwarze Pädagogik- war’s. Die Schwarze Pädagogik war schuld an dem ungeheuerlichen Unglück der Kinder. Was bedeutet -Schwarze Pädagogik- eigentlich? Was verbirgt sich hinter diesem Ausdruck? „Schwarze Pädagogik ist ein negativer Sammelbegriff für Erziehungsmethoden, die Gewalt und Einschüchterung als Mittel enthalten.“ So steht’s bei wikipedia. Eine mir nicht bekannte A. Miller erklärt dazu in ihrem Buch -Evas Erwachen-: „Unter der -Schwarzen Pädagogik- verstehe ich eine Erziehung, die darauf ausgerichtet ist, den Willen des Kindes zu brechen, es mit Hilfe der offenen oder verborgenen Machtausübung, Manipulation und Erpressung zum gehorsamen Untertan zu machen.“ Ich sage, es war nicht die so genannte -Schwarze Pädagogik-, die sich brutal an Leib und Seele ihrer Fürsorgezöglinge verging. Es so zu formulieren bedeutet, den Fluchtversuch der Täter zu decken, die sich feige in die Anonymität verkriechen, um für ihre Untaten nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden. Sie waren Handlanger eines Staats- und Kirchensystems, das nicht nur zuließ, dass sich eine Brut geistig pervertierter Asozialer an Heimkindern blutig austobte, es finanzierte sie auch noch. Und genau dasselbe System dient den Mitschuldigen bis heute als Versteck, um ihre menschenverachtende Gesinnung zu verhüllen. Nicht die internierten Kinder waren asozial und kriminell, sondern… die Täter, die Befürworter, die Dulder und die Mitwisser dieser Schandtaten und alle haben sie einen Namen: Menschenverächter.
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Es folgen lyrische Beitr채ge zum Thema. Die nachfolgenden Bilder sind Computercollagen, wie ich sie bei meinen Lesungen verwende. Sie wurden, mit freundlicher Genehmigung der K체nstler, von mir zusammengestellt, aus themenbezogenen Werken von Gudrun Adrion und Eckhardt Kowalke.
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Computercollage: Elemente aus Werken von Gudrun Adrion
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Und immer wieder auf‘s Neue, kriecht aus morastigem Dunkel abscheulich hervor, der Unholde düstere Machenschaften empor. Schwerlich kommen sie ans Licht, die Verbrechen geistiger Missgestalten, aus ehemals kirchlichen Fürsorgeerziehungsanstalten. Das Symbol christlicher Nächstenliebe, verteilte an seinen Nächsten mal wieder Hiebe, als wenn ein finsterer Zwang danach bestünde und nagelte sich wiederholt selbst, ans Kreuz der Sünde. Die Täter haben zu wissen, dass sie Täter sind. Gewiss. Eine Aufarbeitung muss stattfinden. Natürlich. Jedoch: Wer von den Tätern Gerechtigkeit erwartet, der erwartet von den Wolken, des Nachts von ihnen zugedeckt zu werden. Fredi M. Uhlig
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Computercollage: Elemente aus Werken von Gudrun Adrion
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Wie viele gute Menschen flüchten hin, zu den Religionen? Ketten sich seelisch ans Kreuz, als würde das Glück in dem Hause wohnen, wo keine Wasser fließen und die Sonne nie scheint. Wo nicht ein Schmetterling fliegt, und nie eine Blume im Boden keimt. In den Gemäuern, in denen weder ein Vogel lieblich sein Liedchen singt, noch das Rauschen eines Baches in die Ohren dringt, ausgerechnet dort soll’s ein Erwachen geben, eine innere Auferstehung, ein erfülltes Leben? Was nutzt der Menschheit die Liebe zu Gott, wenn ihr die Liebe zu den Menschen fehlt? Wem soll Gottesliebe helfen, wenn die Abwesenheit von Menschenliebe ihn quält? In den Gemäuern, in denen Götzen, Altäre und Kreuze zu Hause sind, wo eiskalt der Marmor friert und die Leblosigkeit von den Wänden rinnt, dort wird keiner das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit finden, weil ganz falsche Werte ihn, an die Gemäuer der Illusionen binden. Fredi M. Uhlig
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Computercollage: Elemente aus Werken von Gudrun Adrion
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Erschöpft von dem, was wir tönend -Leben- nennen, ermattet von den Lieblosigkeiten, die uns von unseren Mitmenschen trennen… verliert so mancher den inneren Halt und findet sich alsbald… im Innern eines Kirchenhauses wieder, preist Gott und kniet entkräftet nieder. Schwer wiegt der geschwächte Leib und lehnt die Stirn ans Kreuz der Hoffnung stumm. Die Ketten der frohen Botschaft rasseln scharf und machen das Rückgrat des Leidenden krumm. Wahre Demut ist’s nicht, was sich unverblümt dem Beobachter zeigt, wenn ein Kopf sich zu tief… nach vorne neigt. Mit zittriger Stimme, haucht ein Gebet zum Himmel hin: „Vater unser, was ist des Lebens Sinn? Warum schicktest du mich in die von Menschen geschaffene Dunkelheit, in diesen Morast, dem Chaos, dem ewigen Leid?“
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Computercollage: Elemente aus Werken von Gudrun Adrion
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„Steh‘ selbst“, vernahm er still einen sanften Ton. „Steh‘ allein… na, nun mach‘ schon! Richte dich auf und stell‘ dich auf die eigenen Beine. Erhebe dein Haupt und zerreiße die Leine… an der dich Autoritäten bisher durchs Dasein führten, die selbst noch nie, die Wahrhaftigkeit berührten. Du bist nicht dafür geschaffen, auf einen Gott zu hoffen. Du selbst bist die Kraft und alle Türen bleiben offen, solange du sie nicht verschließt, mit deinem, von Fremden antrainierten Denken. Zu sehr würden dich fremde Gedanken in die Irre lenken. Hör‘ zu: Ich bin niemandes -Vater-, es sei denn, ihr macht mich dazu. Wisse: Ich bin niemandes Gott, es sei denn, ihr macht mich dazu. Sprenge die Fesseln der Gedankenwelt und schaue, was sich dahinter zu dir gesellt. Traue dabei niemandem… am wenigsten dir selbst.“ Fredi M. Uhlig
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Computercollage: Elemente aus Werken von Eckhardt Kowalke
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Euch, ihr geschändeten Kinder, den großen und den kleinen, deren arme Seelen mehr oder minder, in einem fort weinen… zertrümmert, gebrochen und verunstaltet sind, oder sich ganz verloren, im eiskalten Menschenwind. Weder ein Gott, noch eine himmlische Engelschar, bemühten sich hinunter, um euch Hilfe zu gewähren… weshalb es nicht sinnvoll erscheint, diese auch noch zu verehren. Was sind schon Worte, die man nun versucht euch zu sagen, gegen das furchtbare Leid, das ihr habt zu tragen. Mögen euch all die begegnen, die sich nicht scheuen dort hinzusehen, wo man das Leben von Kindern zertrümmert. Mögen euch Menschen begegnen, die das Leid anderer… noch zutiefst bekümmert. Fredi M. Uhlig
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テ僕gemテ、lde: Eckhardt Kowalke
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Kinder Gottes quälen Gotteskinder Kalt ist’s, in der Folterzelle und Liebe haucht spärlich, atmet schwach. Eisig ist’s hier, an der Gewaltenquelle, seelische Verstümmelung, endlose Schmach. Kinder Gottes quälen Gotteskinder und ein Himmel ist nicht in Sicht. Überall Fratzen von Menschenschinder, „Vater unser“, wo ist dein himmlisches Licht? … fragen sich zu viele hier auf Erden, da sie sich weigern gewahr zu werden… das sie selbst es sind, die Gewaltenquelle und die Erde… die selbstgeschaffene Folterzelle. Und obwohl schon längst unter düsterem Himmel die Schmetterlinge weinen, will kein Licht der Wirklichkeit in uns scheinen, um uns zu der klaren Erkenntnis zu bringen… wie unreif es ist, wenn Kinder Gottes mit Gotteskinder ringen.
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テ僕gemテ、lde: Eckhardt Kowalke
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Ja… wenn Schmetterlinge bitterlich weinen, weil kein Hoffnungslicht mehr will scheinen, auf ein Leben voll der Liebe… entgegen pervertierter Triebe… die zur Norm sich weltweit ausbreiten… da will man schon, den Untergang der Menschlichkeit vorbereiten. Wo die Sonne der Liebe ihre Kraft verliert, wo nur das Fieber der Perversion regiert… wo Erwachsene die Seelen ihrer Kinder fressen, da können nur, so will’s mir scheinen, allein die Opfer und die Schmetterlinge noch weinen. Fredi M. Uhlig
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Computercollage: Elemente aus Werken von Eckhardt Kowalke
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Dort wo man Gewalt sät, kann keine Liebe gedeihen. Dort wo die Liebe fehlt, gibt es kein Verzeihen. Dort, wo der Hass entflammt, kann man nicht auf Gnade hoffen. Dort wo Zerstörung herrscht, ist man für jede Schandtat offen… um der Unterjochung zu entfliehen. Dort, wo Heuchler von ihrem Gott berichten und im gleichen Atemzug, ein Leben vernichten, da kann es nichts anderes geben, als Pharisäer, die nach Luzifer streben. Gott hat viele fanatische Gesinnungslumpen. Frömmler, die Rauschgift in die Seele pumpen… das sich dann ungeniert -Glaube- nennt, der wiederum, die eine Religion von der anderen trennt… da die Überheblichkeit glaubt, den richtigen Gott zu kennen, um ihn anmaßend dann, -Meinen Gott- zu nennen. Dort wo Pfingstochsen ihre Kälber schlachten, in Prunkpalästen und goldenen Trachten… dort mag es hier und da, so etwas wie Liebe geben, doch eben… nicht für jeden. Fredi M. Uhlig 45
Computercollage: Elemente aus Werken von Eckhardt Kowalke
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Glückstadt? … welch menschenverachtender Hohn! Nach Weltkrieg und Judenvernichtung, eine weitere pervertierte Station… deutscher Zerstörungsgeschichte. Glück-Stadt? … wie das wohl in den Ohren derer klang, denen man unter kaserniertem Zwang die Menschenwürde nahm und entrechtete, sie zerbrach, misshandelte und knechtete? Leid und Schmerz, statt Glück, ließen sie bei ihren Zöglingen zurück, die Verkünder der „Frohen Botschaft“. Und wieder einmal… waren Vertreter Gottes mit dabei, bei dieser gottverdammten Schweinerei. Freistatt? … welch menschenverachtender Hohn! Nach Ausschwitz und Buchenwald, eine weitere pervertierte Station… deutscher Zerstörungsgeschichte.
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Computercollage: Elemente aus Werken von Eckhardt Kowalke
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Frei-statt? … wie sich das wohl für die Kinder anhörte, deren Leben man dort, für immer zerstörte? Wo täglich Tränen aus Kinderaugen flossen. Wo Gewalt und Tyrannei sich ins Bodenlose ergossen. Kinderseelenfresser aus kirchlicher Institution, fressen seit Ewigkeiten schon… immer wieder mal aufs Neue, ohne Scham und Reue, die Seelen ihrer Schäfchen auf. Die Spreu vom Weizen zu trennen, hat in der Kirche bis heute nicht stattgefunden. Zu sehr ist der Weizen… an die Spreu gebunden. Fredi M. Uhlig
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Computercollage: Elemente aus Werken von Gudrun Adrion
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Zuerst unterbrach ein leises Schluchzen die Stille des Himmels, das in der Lautlosigkeit einem donnernden Getöse glich, als einem blondgelockten Engleinkind, jegliche Freude aus dem Herzen wich. Tränen nässten die traurigen Augen, zogen kleine Rinnsale durch‘s entsetzte Gesicht. „Alle schau’n sie hin“, sagte es… „doch sie sehen es nicht, wie die Schmetterlinge auf Erden weinen, weil die Menschen die Welt zertrümmern, einander Vernichten und innerlich verkümmern. Wenn Schmetterlinge auf Erden und die Engel im Himmel weinen, dann will kein Licht der Liebe mehr im Himmel, als auch auf Erden scheinen“, rief es wehgeplagt aus sich heraus! Schlug die Hände vors Gesicht und weinte sich bitterlich aus. Und von überall, aus dem Gestern, dem Heute und aus zukünftigen Jahren, kamen sie herbei, die himmlischen Engelscharen. Versammelten sich um das weinende Engleinkind, an dem Ort, wo noch alle zutiefst betroffen sind, leidet auch nur ein einziger unter ihnen. Stumm richteten sich ungezählte Blicke vom Himmel auf die Erde. Und mit einer Sicht für das Gesamte sahen sie, was sie immer sahen, wenn sie zu den Menschen hinunter blickten: Unerträgliche Ungerechtigkeit. 51
Computercollage: Elemente aus Werken von Gudrun Adrion
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Damit einhergehend… unsägliche Qualen und Leid. „Oh Gott, tun mir die Augen weh, wenn ich den Scherbenhaufen der Religionen seh‘!“ … riefen die ersten nach einer Weile. „Wie sie sich mit dem blutigsten Symbol der Menschheit schmücken, es anbeten, vergöttern, beknie’n und bebücken! Zu Vertretern Gottes haben sie sich selbst ernannt und in seinem Namen unzählige Seelen verbrannt! Seht doch, wie sie unruhig ringen und rangen und einzig um ihr Anseh’n nur bangen, die Selbsternannten… weil sie nicht die Lehre ihrer Götter leben, sondern in Überheblichkeit, sich selbst zu Gott erheben! Opfer hat ihr heuchlerischer Glaube hinterlassen. Opfer, die nicht mehr lieben, die nur noch hassen! Also wird in der hasserfüllten Glut der Wut, die Verteidigung ihres Leumunds, zum höchsten Gut… zuwider den göttlichen Lehren, die sie angeblich verehren! Wenn Schmetterlinge auf Erden und die Engel im Himmel weinen, dann will kein Licht der Liebe mehr, im Himmel, als auch auf Erden scheinen!“, rief es wehgeplagt aus ihnen heraus. Schlugen die Hände vors Gesicht und weinten sich bitterlich aus.
Fredi M. Uhlig
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Computercollage: Elemente aus Werken von Eckhardt Kowalke
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Seit ewigen Zeiten schon, heulen sie es an, das vom Denken erfundene Bildnis eines Allvaters. Stellvertreter Gottes nennen sie sich und mutierten doch nur zu Himmelswölfen, die Gottvaters Gesetze frönend höhnen. Eine Schar von Lämmern versammelten sie um sich, um das in der Welt zu halten, was ihnen selbst zum Vorteil gereichte, ihren Schäfchen hingegen, den Weg in die Glückseligkeit versperrte. Als wenn dieser von ihnen selbst erfundene Gott Hilfe bräuchte, von der Art, wie man sie auf dieser kaputten Erde vorfindet. Verkauft haben sie sich und ihre Lämmer. Immer wieder. Verschleudert für ein bisschen Macht und Anerkennung von diversen Massenmördern. Himmelswölfe sind’s, die Wächter der Lämmer, die seit Urzeiten behaupten, den Schlüssel zum Paradies zu besitzen. Lüge ist’s! Von Irreführern in die Welt gebracht! Vertröster sind’s, die Himmelswölfe, die die Glückseligkeit ins Jenseits verlegten, anstatt sich darum zu bemühen, sie im Diesseits zu finden! Berechnung liegt in allem, wissend oder unwissend. Wie oft soll man ihnen ihre nicht enden wollenden Gräueltaten noch verzeihen, die jene unter ihnen anrichten, deren sadistische Anteile überwiegen?
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Die Opfer sind deshalb ungehalten, weil die Täter sich auch noch für unschuldig halten. Und, wie seit ewiger Zeit, aus falsch verstandener Barmherzigkeit geschützt werden. Die Namen der Befürworter, der Mitwisser, der Dulder und der Täter sind öffentlich zu nennen! Damit sie lernen das unsägliche Leid zu erkennen, das sie durch ihr Handeln über hilflose Kinder brachten, deren ganzes Leben sie erbarmungslos kaputt machten! Unübersehbar… steht der Gerechtigkeit die Zornesröte schon zu lange im Gesicht, da man sie nur auf Papier findet, im Leben jedoch nicht. Zumindest nicht… wenn man in Kinderheimen Zöglinge quälte, weil den Verantwortlichen der Respekt vor dem Leben fehlte. Fredi M. Uhlig
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Wenn ich euer religiöses Getue sehe und ohnmächtig neben euren Opfern stehe, nach denen eure Bosheit willkürlich schnappt, weil man euch einmal mehr, beim vertuschen ertappt… zwingt ihr die Gerechtigkeit erneut ins Todesgewand, weshalb sie bis heute, kein Zugang zu euch fand. Vergebung denen, die sich bekennen. Aber wehe denen, die Heuchelei… Wahrheit nennen. Ich war mitten unter euch. Wollte mit euch singen, mit euch beten. Doch spürte ich alsbald, ihr werdet jeden zertreten, der die Spreu vom Weizen trennen will. Auf einem Feld, wo giftige Stacheln sich für Blumen der Erleuchtung halten und im Namen Gottes auch noch ein Kreuz darüber falten, um den geistigen Morast zu verdecken, in dem sie bis zum Halse stecken… was soll denn da an Gutem gedeihen und wer soll da wem verzeihen?
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Ich glaube nicht, dass ihr einer Göttlichkeit dienen wollt, wenn ihr euren Opfern nur den Zipfel des Respekts zollt, um mit billigen Almosen eure Sünden zu begleichen, und mehr zum Schein, als zur Demut, ihnen die Hand wollt reichen. Ich glaube nicht, das Lippenbekenntnisse, die heuchlerisch vorgetragen, ernsthaft das meinen, was sie daher geplappert sagen. Wenn man eure Gesinnung ins Licht der Wahrheit rückt, dann ist man keineswegs davon entzückt… wie ihr Gutes tun wollt auf Erden, wenn dadurch eure Führer noch reicher werden. Geschäftssinn sehe ich, Management, das vorrangig nur Gewinnsucht kennt. Fredi M. Uhlig
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Hört doch! was sie sagt, seit ewiger Zeit, die nicht von Menschen gemachte Gerechtigkeit. „Verdroschen habt ihr sie, gepeinigt, misshandelt und gebrochen. Gezüchtigt habt ihr sie und euch hinter Gott verkrochen, ihr, die ihr nach oben betet und dann… furchtbar nach unten tretet. Ja… ihr foltert gern, im Namen des Herrn. Kinder waren sie, hört ihr!? Es waren noch Kinder, ihr verdammten Menschenschinder! Vom Gestank der Besessenheit seid ihr umgeben! Nach des Teufels Gesinnung, ist euer wahres streben… das man bis heute noch beschützt und behütet, heuchlerisch umschmeichelt, ehrt und gut vergütet. Ein Haufen Obrigkeitshöriger seid ihr gewesen! Ein Haufen Irrer, die an Geist und Seele verwesen! Kinderseelenfresser seid ihr, eine Ausgeburt der Schwächlichkeit… die sich ihr armseliges Brot mit dem Leid von Zöglingen verdiente! Eine Schande für diese Welt seid ihr, 63
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schwach und missraten! Einzig dazu geborenen, sich selbst zu verraten! Einzig dazu geboren, um Unglück über die Welt zu bringen! Einzig dazu geboren, um die Lieder derer zu singen, die ihr anhimmelt und zu Kreuze kriecht, weil ihr selbst nicht lebt, sondern zum Dunklen siecht. Stärke ist, dem Unrecht die Stirn zu bieten… ihr Nieten! Ihr seid eines Lebens nicht wert, ihr Unkraut… ihr Fäulnis dieser Erde! Wisst ihr den nicht, was in eurer Bibel geschrieben steht? Wisst ihr den nicht, das man das erntet, was man sät? Ihr ward so dumm… als ihr euch zu Sklaven noch dümmerer Obrigkeiten machtet, deren einziger Daseinszweck nach Macht nur giert und trachtet! So geht dahin, die ihr den Sinn… des Daseins nicht begreifen wollt, bis euch das überrollt… was ihr selbst gesät habt! Fredi M. Uhlig 65
Computercollage: Elemente aus Werken von Eckhardt Kowalke
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Wieso soll’s im Himmel Herrscharen von Engel geben, während hier unten Herrscharen von Menschen in Armut leben? Was nutzt Verhungernden ein Himmel voller Engelscharren, während auf der Erde überwiegend die ausharren, die ihre Mitmenschen ungeniert belügen, miteinander wetteifern, rivalisieren und betrügen? Wieso soll Gottesliebe unser Dasein lenken, während wir nicht einmal an unseren Nächsten denken… den das Konkurrieren in die Armut treibt, weil Gier ungehemmt, sich alles einverleibt? Warum, weshalb und weswegen, brauchen so viele Gottes Segen? … anstatt Brot… für die Not… dieser Welt? Weshalb ist unser Leben ein unbarmherziges Streben nach rivalisierender Eigennützigkeit? Feiert die Selbstsuch etwa ungeniert… ihre Eitelkeit? Fredi M. Uhlig
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Mahnmal: „Im Namen des Herrn“, von Eckhardt Kowalke
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Wer will schon der sein? Wer will schon, dass ihm selbst Unrecht wiederfährt? Wer will schon, dass man ihm mit Schlägen erklärt… nichts wert zu sein, auf dieser Welt, weil er sich nicht an die Regeln hält, die absurden, die von Heuchlern, zum heucheln aufgestellt wurden. Wer will schon der sein, den man schändet, den man quält? Wer will schon der sein, dessen Leben nichts mehr zählt... außer das man es schindet, das man es schändet und einzig, brutale Gewalt an ihm anwendet? ... weil er die Wahrheit spricht, entgegen aller Welt. Karnickelböcke fressen ihre Jungen, wenn’s im Stall zu eng wird und Schweine glaub‘ ich, tun das auch. So ist’s bei Tieren Sitte, so, der tierische Brauch. Real frisst der Mensch die Seelen seiner Kinder auf, für Ruhm, Status, Macht und Geld, erzieht sie hin zum rivalisieren, zum gnadenlosen Wettkampf auf der Welt. Fredi M. Uhlig
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Computercollage: Elemente aus Werken von Kowalke / Adrion / Drews Optik
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Aus meiner Sicht Dadurch, dass die Betroffenen endlich den Mut besaßen, mit ihren Erlebnissen an die Öffentlichkeit zu gehen, haben sie wohl den Ratten der Perversion auf den Schwanz getreten und… bei einigen besonders dummen Exemplaren ein Geschrei hervorgerufen, das genau auf die von den Opfern geschilderte Gesinnung der Täter hinweist. Anstatt nach so langer Zeit Bestürzung zu empfinden, unterliegen sie nach wie vor dem Zwang, die jetzt erwachsenen ehemaligen Heimkinder der Lüge zu bezichtigen oder meinen immer noch: -War doch alles nicht so schlimm-. Es sind dies die ewig Gestrigen, die Unbelehrbaren, denen der Impuls abhanden kam, sich selbst, als auch ihr Handeln zu reflektieren. Wie gesagt: Gefährliche Dumme eben. Um es auf den Punkt zu bringen: Der Abgrund menschlicher Abscheulichkeit ist tiefer und pervertierter, als wir uns das eingestehen wollen, weshalb wir uns energisch weigern, auf die Dinge zu sehen, die sich hinter den lächelnden Fratzen verbergen. Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen: Die ganze Welt ist ein einziger Pfuhl des Missbrauchs… eine riesengroße, klebrige Kloake von Lug und Trug, in der die Selbstsucht zum Regend aller Dinge pervertiert.
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Eckhardt Kowalke. Initiator des Projekts „Im Namen des Herrn“. Freischaffender Künstler. Maler, Bildhauer, Designer
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Eckhardt Kowalke
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Eckhardt Kowalke
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Gudrun Adrion. Enkaustik-Malerei, Plastiken, Objekte, Objektmalerei, Bildhauerin. Freischaffende K端nstlerin
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Gudrun Adrion
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Gudrun Adrion
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Fredi M. Uhlig Dichter Poet Ethiker Autor Vorreiter der Demaskierungs-Lyrik
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Stationen
Eckhard Kowalke übereicht der Landesbischöfin Frau Käßmann ein Ölgemälde von sich. 80
Foto unten links. Von links nach rechts: Eckhardt Kowalke, Frau Thobaben von der evangelischen Kirche und Gudrun Adrion. Foto unten rechts. Von links nach recht: Fredi M. Uhlig, Gudrun Adrion, Frau Thobaben, Hund Benno, Eckhardt Kowalke, Gastgeber Jens Drews.
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Auf der Wanderausstellung des Herrn Prof. Dr. Christian Schrapper in Kiel.
Von links nach rechts: Fredi M. Uhlig, Frau Trauernicht, Eckhardt Kowalke.
Sobald ein Professor oder Doktor die politische Bühne betritt, bewegen sich Hochmut und Dekadenz rasend schnell in die Nähe dieser Bühne, um im Schein, eben dieser Titelträger, sich zur Schau zu stellen. Leere Floskeln und Hohlheit sind‘s, mit denen sie sich schmücken, so, als wäre Heuchelei das Großartigste auf der Welt. Ich denke dabei insbesondre an einen Sozialminister. Es dauerte nicht lange, bis drei von uns den Saal der Leeren Reden angeekelt verließen. Wir sprachen auch mit Frau Dr. Gitta Trauernicht, Mdl… Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages . Sie machte einen ehrlichen Eindruck auf mich und war generell zugänglich für unsere Anliegen. Rolf Breitfeld, ein ehemaliges Heimkind, hielt dagegen eine Rede, die durch ihre Einfachheit beeindruckte. Dieser Mann sprach aus seiner Seele. Und wenn Sie einmal Menschen gehört haben, die aus ihrer Seele heraus sprechen, dann werden Sie den Unterschied zwischen Wahr und Unwahr geradezu in den Eingeweiden spüren. 82
Im Landeshaus, in Kiel
Foto oben. Von links nach rechts: Eckhardt Kowalke, Fredi M. Uhlig, Rolf Breitfeld.
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Eckernfรถrde Lesung -Im Namen des Herrn-
PHILIA -Raum der Philosophie-, bei Fredi M. Uhlig im Arbeitszimmer.
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Zwischen den Lesungen und Ausstellungen‌ schnell mal nach Berlin, zur Demo.
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Eckernfรถrde: Lesung im -Atelier Jungfernstieg 85bei Eckhardt Kowalke und Gudrun Adrion.
Nach der Lesung heftige Diskussion. Ehemalige Heimkinder berichten von ihren Erlebnissen.
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Marathon. Drei Tage dauerte die Veranstaltung. Uns begegneten 체berwiegend verst채ndnisvolle Leute.
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Weiterhin trafen wir uns mit Frau Thobaben von der evangelischen Kirche in Rendsburg und Eckernförde. Führten Gespräche mit Politikern im Landtag Schleswig Holsten, in Kiel und brachten so , Bewegung in die Diskussion um die ehemaligen Fürsorgezöglinge. Zeitgleich entstand die Webseite MALYIKA, der Künstlergemeinschaft gegen das Vergessen. http://malyrika.jimdo.com Auf der Seite appellieren wir an die Betroffenen, aus ihrer Opferrolle herauszutreten und ihre furchtbaren Kindheitserlebnisse ungeschönt öffentlich zu machen, damit nachfolgende Heimkindergenerationen nicht das gleiche Schicksal erleiden.
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William Morris (Wie wir leben und wie wir leben könnten.) „Ich verstehe unter Sozialismus einen Zustand der Gesellschafft, in dem es weder Arme noch Reiche, weder Herrschende noch Beherrschte gibt, weder Müßiggänger noch Überarbeitete, weder Hirnkranke Kopfarbeiter, noch herzkranke Handarbeiter, mit einem Wort: eine Gesellschaft in der alle Menschen unter den gleichen Bedingungen leben, in der es zu keiner Verschwendung kommt, und volle Klarheit darüber herrscht, dass die Beeinträchtigung der Rechte eines Einzelnen die Beeinträchtigung der Rechte aller bedeutet. Damit wäre dann verwirklicht, was sich in dem Wort Commonwealth ausdrückt, nämlich eben: gemeinsame Teilhabe am Reichtum.“
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