Denkraum Nr 2

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Ausgabe Frühjahr 2016

Denkraum

Thema:

Ist das noch fair? Der Sinn für Gerechtigkeit – Maßstab oder Hindernis? Von kleinen Geschenken und dem großen Miteinander.


Editorial

Bodenlos! Der Streetartkünstler Edgar Müller führt dem Betrachter seiner Werke eindringlich vor Augen, wie wesentlich der Blickwinkel für unsere Wahrnehmung ist. Aus anderen Perspektiven wirkt seine Arbeit „The Crevasse“, 2008 in Dun Laoghaire, Irland realisiert, nur wie ein abstraktes blaues Muster.


Editorial

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Als die Entwicklungshilfeorganisation Oxfam Anfang diesen Jahres meldete, dass gerade einmal 62 Menschen dieser Erde ebenso viel besitzen wie die Hälfte der übrigen Weltbevölkerung, brandete eine Empörungswelle auf.

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prägen. Ganz im Sinne eines Ergebnisses, das beiden Seiten noch Spaß macht. Bestechlichkeit und Korruption sind eben­so Aspekte dieses Themas wie moralische oder gesellschaftliche Werte. Und Fairness hängt

„  Nur eine Illusion?“ Dieses extreme Verhältnis der Vermögensverteilung empfinden viele so unglaublich unfair wie etwa das Lohngefälle zwischen Manager und Mitarbeiter oder das unterschiedliche Mietniveau in Ost und West. Warum regen uns diese Ungerechtigkeiten so auf? Was weckt (Un-)Fairness in uns – und warum sind wir so süchtig danach, fair be­handelt zu werden? Was bedeutet Fairness im Alltag überhaupt? Mit diesen Fragen setzen wir uns in dieser Ausgabe unseres DENKRAUM auseinander. Nicht zuletzt in unserem Geschäft sind wir täglich damit konfrontiert, in Verhandlungen fair miteinander umzugehen und dass Offenheit, Ehrlichkeit und Respekt das Miteinander

wesentlich vom eigenen Blickwinkel ab. Sind faires Verhalten, ein fairer Umgang oder gar faire Verhältnisse für alle vielleicht eine ­Illusion? Ich bin gespannt auf Ihr Feedback zu unserer zweiten Ausgabe des DENKRAUM und freue mich, wenn Sie mir schreiben: a.roessel@hansbeckergmbh.de

Ihre Anja Rössel


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Inhalt

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halt!

In

Editorial 3 Inspiration 6 Porträt 8

Fairness – eine Illusion? Jeans-Kunst von Hannah Sitzer Alles neu bei Hans Becker?

Fokus 10 Faire Verhandlungen? Fairness im Einkauf: nur netter Versuch oder Prinzip? Erfolgsgeschichten 14 „Wunder muss man selber machen!“ Sina Trinkwalder, Gewinnerin Deutscher Fairness Preis 18 Reinhard K. Sprenger: Das anständige Unternehmen Ansichtssache 20 Fair telefonieren: Kupfergewinnung im Kongo 22 Clever & Smart: Das Fairphone Denkraum 24 Alles nicht so einfach mit der Gerechtigkeit! Warum sind wir süchtig nach Fairness? 26 Compliance Regeln – wofür? Wertschätzung oder Bestechung? 28 Gute Reise Reisen mit gutem Gewissen auch das noch! 31 Fundstücke, Neuheiten und Neuigkeiten 32 Von den Zünften bis zu Uber Wie die Digitalisierung Marktbeziehungen verändert 34 Knall ihn rein – bitte! Für ein spielerisches Miteinander im Nachwuchsfußball Genuss 36 Verführung mit gutem Gewissen Außergewöhnliche Schokolade 38 Vorschau, Impressum


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Inspiration


Hose runter! In den USA wandern jährlich 12 Mio. Tonnen Textilien in den Müll. Zusammen mit Levi Strauss & Co. und den San Francisco 49ers bildete die kalifornische Künstlerin Hannah Sitzer ein Jeans-Feld aus 18.850 Hosen, nicht zuletzt, um auf die Möglichkeit der Kleiderspende aufmerksam zu machen.


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Porträt

Anja Rössel, neue Geschäftsführerin der Hans Becker GmbH, im Gespräch mit Herbert Lechner // Zuerst einmal Gratulation Frau Rössel zur Position der Geschäftsführerin der Hans Becker GmbH! Man darf wohl sagen, dass Sie kontinuierlich Karriere im Haus gemacht haben? Ja, ich bin jetzt seit 1999 bei Hans Becker. Erst als Fachberaterin für Marketing, dann Projektleiterin und schließlich Assistentin der Geschäftsleitung. Weitere Etappen waren dann Gesellschafterin, Prokuristin und nun Geschäftsführerin. So eine lange Zusammenarbeit prägt natür­ lich, oder? Mit dem Unternehmen gibt es tatsächlich eine Art Symbiose: Das Unternehmen – und da mit großem Anteil Hans Becker selbst – hat mich geprägt. Umgekehrt habe ich aber, vor allem in den letzten Jahren, auch maßgeblich das Unternehmen geprägt. Viele Dinge sind heute so, wie ich mir dies vorgestellt habe. Diese Veränderungen mitzugestalten macht unheimlich Spaß. Deshalb ist die Übernahme der Geschäftsführung für mich eine spannende Herausforderung und ein Traum, der in Erfüllung geht. Als Frau im Einkauf, noch dazu in Führungs­ position, das ist hierzulande doch immer noch ziemlich selten. Wie läuft das in der Praxis? Für mich macht das keinen entscheidenden Unterschied. Sicher gehen Frauen manche Dinge anders an als Männer. Anders ist dabei jedoch wertfrei zu sehen. Ich bin so aufgewachsen und erzogen, dass es in diesen Dingen keinen Unterschied zwischen Mann und

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„Es gibt jeden Tag neue Aufgaben, das ist das Spannende!“

Frau gibt. Allein das Können und Wollen entscheidet. Das mag in größeren Unternehmen anders sein, aber entgegen der medialen Berichterstattung kann ich für mich auch nicht erkennen, dass ich es als Frau schwerer hätte. War „Einkauf“ eigentlich schon vor Hans Becker das Berufsziel? Ich habe während meines Studiums bei einem mittelständischen Maschinenbauer gearbeitet. Bereits da konnte ich gründliche Erfahrungen im Einkauf sammeln und habe schnell erkannt, dass mir diese Aufgabe gefällt. Ist dieser Reiz nach fast 16 Jahren immer noch da? Unbedingt! Wir lernen so viele verschiedene Unternehmen und Unternehmenskulturen kennen, dass man nie das Gefühl von

„Das Unternehmen hat mich geprägt. Aber auch umgekehrt!“ Monotonie hat. Andere wechseln alle paar Jahre den Job, weil sie das Gefühl haben, dass sie nichts Neues mehr lernen und es für sie nicht weitergeht. Das ist bei uns nie der Fall. Jeder Kunde ist anders, mit ganz unterschiedlichen Aufgaben, Ansprechpartnern und Erwartungshaltungen. Wir kennen so viele Lösungsansätze für ein und dasselbe Problem und doch können wir in unserem Job mit Fug und Recht behaupten: Es gibt immer wieder Neues. Das ist das Spannende bei uns. Wie geht es jetzt nach dem Wechsel in der Geschäftsleitung weiter? Wo wird es Neuerungen und Veränderungen geben? Hans Becker bleibt uns ja als Gesellschafter und Ratgeber erhalten. Seine Erfahrung können wir natürlich weiter nutzen. Damit ist schon eine sichere Fortsetzung gegeben. Aber wir ste-

hen mit der Hans Becker GmbH natürlich vor der Herausforderung, eine Neuausrichtung, hin zu mehr Einkaufsprozessen und individuellen Anforderungen, zu schaffen. Der indirekte Einkauf ist komplexer und internationaler geworden und wurde in die Prozesse der Kunden integriert. Hier die richtigen Beschaffungslösungen anzubieten, das ist unser Thema der kommenden Jahre. Dazu gehört auch, mehr Einzelleistungen – individuell ­zugeschnitten – anbieten zu können. Bleibt denn da noch Zeit fürs Familienleben? Mein Mann und unsere beiden Töchter (10 und 6 Jahre) sorgen schon dafür, dass ich nicht „betriebsblind“ werde. Wir sind wegen des Berufs nach München gezogen und leben nun seit fast 17 Jahren auf dem bayerischen Land. Hinterm Haus beginnt gleich ein Feld und dann kommt der Wald. Der ideale Ausgleich zu allen Anforderungen des Alltags. Und Hobbys? Im Winter müssen immer ein paar Tage fürs Skifahren frei bleiben. Die Kombination aus Sport an der frischen Luft und Spaß mit Freunden ist einfach unübertroffen. //


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Fokus: Fairness

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Faire Verhandlungen – netter Versuch oder Prinzip? Jeder hat es schon erlebt. Der Puls geht hoch, die Hände werden feucht, es kribbelt im Bauch – die Aufregung vor einem Verhandlungstermin ist da. Das Schöne ist, es geht in den meisten Fällen beiden Seiten, Käufer wie Verkäufer, gleich.

„Fair ist, wenn beide Vertragspartner mit dem Ergebnis zufrieden sind.“

von Florian Steinkohl

// In schwierigen Verhandlungen ist gerade der Anfang entscheidend für das spätere Ergebnis. Hier zeigt sich, welches Interesse daran besteht, den Gesprächspartner wirklich kennen zu lernen. Und auch, wie offen und bereit die Gesprächspartner in der Kommunikation sind – verbal und nonverbal. Im Endeffekt sind es die altbekannten Tugenden, wie gegenseitige Wertschätzung und Respekt, die für eine gute, persönliche Gesprächs­ebene gebraucht werden. Gerade hier wird klar, was mit einer fairen Verhandlung auch zum Großteil gemeint ist: die Fairness zum Menschen. Dieser Beziehungsaspekt lässt sich nicht „einsparen“, denn auch in der Kommunikationstheorie gilt nach Paul Watzlawick: „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt“. Ist der Beziehungs­aspekt nicht geklärt, kommt es zu Störungen in der Kommunikation. Eine Verhandlung wird nur unnötig schwer. Für beide Seiten.

Was ist mit den Verhandlungsinhalten? Fair bedeutet nicht, die eigenen Ziele und Erwartungen aufzugeben, um aus falscher Rücksichtnahme für eine angenehme Gesprächssituation zu sorgen. Ganz im Gegenteil. Es ist wichtig, für die eigenen Ziele im positiven Sinne zu streiten. Eine Auseinandersetzung

unter Wahrung der persönlichen Gesprächsebene ist bedeutsam und förderlich für einen erfolgreichen und kreativen Prozess. Fortgeschrittene Verhandlungsprofis gleichen nicht nur Positionen ab, sondern wollen die Interessen – eigene wie fremde – verstehen. So gelingt es, diverse Ergebnismöglichkeiten zu entwickeln und abzuwägen. Diese Art von Fairness schafft eine Offenheit im Gespräch, die das klare Abstecken von Grenzen und Chancen erst möglich macht. So mancher mag vielleicht jetzt sagen: „Ich habe die Marktmacht, den größeren Hebel, den nutze ich auch komplett aus“ oder „Fairness ist schön, kann ich mir aber nicht leisten“. Gegenfrage: Mit welchem Lieferanten wollen Sie zusammenarbeiten? Mit Lieferant 08/15 (= billig und austauschbar) oder lieber mit einem Partnerunternehmen (= gutes Preis-/Leistungsverhältnis und offen für gegenseitige Weiterentwicklung)? Nicht dass wir uns falsch verstehen, die eigene Marktmacht sollte man natürlich im Sinne der bestmöglichen Konditionen nutzen. Die Frage ist nur, wie man eben diese in der Verhandlung einsetzt. Offen und sachlich korrekt oder herablassend. Darin besteht ein Unterschied, den Sie im Ergebnis spüren werden.


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Fokus: Fairness

Fairness – die menschliche, angeborene Komponente In der Spieltheorie nach Werner Güth gibt es das bekannte Ultimatumspiel. Danach erhält Spieler 1 einen Betrag, z. B. 50 Euro, den er mit Spieler 2 teilen muss. Das Interessante dabei ist, Spieler 2 kann den von Spieler 1 angebotenen Betrag ab­ lehnen. Dann erhalten beide Spieler kein Geld. Spieler 1 ist somit gezwungen, Spieler 2 ein eini­ germaßen attraktives Angebot zu unterbreiten, sonst gehen beide leer aus. In diesem Spiel hat sich gezeigt, dass sich bei den Versuchspersonen in westlichen Breitengra­ den ein Angebot an Spieler 2 zwischen 30 und 50 Prozent etabliert hat. Liegt ein Angebot darun­ ter, kann es sein, dass Spieler 2 das Angebot als unfair empfindet und somit Spieler 1 bestraft. Der Mensch ist also kein rationales Wesen. Spie­ ler 2 könnte ja sagen, lieber 10 Euro als gar kein Geld. Spieler 2 möchte gerecht behandelt wer­ den. Spieler 1 antizipiert die Interessen von Spie­ ler 2 und unterbreitet ein Angebot, das Spieler 2 möglichst als fair empfindet – er handelt also altruistisch.

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Aus unserer Sicht lohnt sich in den meisten Fällen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Beispiele gibt es dafür genug. So etwa die Einbindung der Kompetenz von Lieferanten bei neuen Entwicklungen, Optimierungsvorschlägen des Lieferanten, kürzere Durchlaufzeiten bei Reklamationen, … Wichtig für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit ist, dass die Regeln der Zusammenarbeit abgestimmt und klar definiert sind. Dies bedeutet beispielsweise auch, dass der Lieferant sich regelmäßig in einer Ausschreibung bewähren muss. Merkmale fairer Verhandlungen: menschlich fair und sachlich gegenüber dem Gesprächspartner bestimmt in der Sache Ziele klar kommunizieren Beachtung gesetzlicher Regularien Kenntnis über den Markt und realistische Zielwerte offene und ehrliche Kommunikation über bekannte Fakten bzw. benötigte Services von Anfang an Information über die Ausschreibungs- bzw. Verhandlungsvorgehensweise (Ist der Last Call tatsächlich die letzte Preisrunde?) Information über die entscheidungsrelevanten Faktoren

Übrigens, in späteren Versuchen unter der For­ schungsgruppe von Keith Jensen mit Schim­ pansen konnte dieses faire Verhalten nicht be­ obachtet werden. Schimpansen sind rationale ­Maximierer. Affenspieler 1 versucht, das Maximum für sich herauszuholen, Affenspieler 2 begnügt sich auch mit einem kleinen Rest. Er hat nicht das Bestre­ ben, den anderen Affen zu bestrafen. Was lernen wir daraus? Wenn Sie also einmal in eine ähnliche Testsituation kommen, erkennen Sie am Angebot, ob Sie es mit einem Menschen oder Affen zu tun haben.

„… erkennen Sie am Angebot, ob Sie es mit einem Menschen oder Affen zu tun haben.“


Eine in der Sache harte aber dennoch faire Verhandlung erreicht die für den Kunden besten Konditionen, zu denen der Lieferant noch bereit ist zu arbeiten. Geht man als Einkäufer unter diese Grenze, besteht die Gefahr, dass der Lieferant nicht dauerhaft dazu stehen kann oder die Qualität leidet.

Unfaire Verhandlungsmethoden Doch wie sieht es in der Realität aus? Gibt es tatsächlich unfaire Verhandlungsmethoden? Jeder Einkäufer und Verkäufer weiß doch schließlich, dass der Gesprächspartner jeweils eigene – gegensätzliche – Ziele für die Verhandlung hat. Reduziert auf die Preiskomponente ist es doch so: Der Einkäufer will den günstigsten Preis für die beste Leistung erzielen. Der Verkäufer will für die beschriebene Leistung nicht zu viel vom Preis nachlassen müssen. Genau dafür werden Verhandlungen geführt. Beide Parteien handeln im Sinne ihres jeweiligen Unternehmenserfolgs. Jedes vorgebrachte Argument – gleichwohl von welcher Seite – hat das Ziel der Manipulation. Dies ist an sich nicht unfair. Unfair sind Forderungen dann, wenn z. B. dem Einkäufer bekannt ist, dass der Lieferant diese Konditionen nicht langfristig sichern kann. Dies ist im ersten Schritt „nur“ unfair; im zweiten Schritt schadet sich der Verhandlungsführer sogar selbst. Denn irgendwann droht schlechte Qualität oder gar ein Lieferausfall. Der Einkäufer hat deshalb im Sinne einer fairen und seriösen Verhandlung die Aufgabe, das Marktpreisniveau und damit die realistischen Zielwerte zu kennen. Darüber hinaus gibt es natürlich menschlich unfaires Verhalten in Verhandlungen. Verkäufer können davon sicher umfangreich berichten. Hier obliegt es jedoch jedem Verhandlungspartner selbst, dies zuzulassen oder nicht.

Imagekorrektur: „Einkaufen ist mehr als Einkaufen“ Getreu dem Grundsatz: „Man kann nicht nicht kommunizieren“ (Watzlawick) könnte es auch bezogen auf den Unternehmenseinkauf heißen: „Mit jedem Einkauf hinterlassen Sie einen persönlichen Eindruck Ihres Unternehmens.“. Wie wollen Sie als Einkauf bei Ihren Lieferanten und Dienstleistern in Erinnerung bleiben? Welches Image erzeugen Sie als Einkauf? Professionell und zielorientiert sind Ausschreibungen und Verhandlungsrunden mit einer transparenten und verbindlichen Vorgehensweise bis zum Abschluss. Sinnvoll ist es, für sich selbst im Vorfeld zu bewerten, wie hoch die Wechsel­ bereitschaft ist und wovon dies abhängig ist. Ein entsprechendes Feedback an bestehende und alternative Dienstleister ist dabei nur fair. So können sich alle Parteien entsprechend positionieren. Ein professioneller Einkauf tritt stets in den Dialog mit seinen Lieferanten und Dienstleistern um weitere Optimierungen erzielen und langfristig umsetzen zu können. Dazu gehört ein sachlicher, kritischer und gleichberechtigter Austausch auf Augenhöhe. Eine offene Kommunikation ermöglicht eine gegenseitige Anpassung der individuellen Prozesse mit dem Ziel, dass der Lieferant den bestmöglichen Service zu optimalen Konditionen anbieten kann. Kurzum: ein wertschätzender Umgang zwischen Einkauf und Lieferant schließt harte Verhandlungen in der Sache nicht aus. //


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Erfolgsgeschichten

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Sina Trinkwalder, Deutsche Fairness-Preisträgerin, im Gespräch mit Anja Rössel

„Wunder muss man selber machen!“ // Frau Trinkwalder, zusammen mit ihrem Mann leiteten Sie 13 Jahre eine erfolgreiche Werbeagentur. Warum konnte es für Sie so die nächsten Jahrzehnte nicht weitergehen? Was hat seinerzeit bei Ihnen Klick gemacht? Diesen künstlichen Konsum anheizen, das macht als Werber keinen Spaß. Dazu hatte ich keine Lust mehr, das war meine Problematik. Es ist Raubbau – am Menschen und an der Natur. Einfach, weil das nicht fair ist. Im Laufe der Zeit wuchs da eine große Unzufriedenheit. Dann hatte ich ein Schlüsselerlebnis, als ich einen Obdachlosen getrof-

fen habe. Der hat aus alten Zeitungen, die ich weggeschmissen hatte, Weihnachtsschmuck gebastelt. Und das war für mich das Signal: „Okay, ich steige aus.“ Ich wollte etwas machen, das für die Gesellschaft relevant ist. Wie kam es zu der Idee, das ausgerechnet in der Mode zu machen? Mode war gar nicht wichtig, sondern ich wollte einfach Menschen wieder Arbeit geben. Und nachdem Augsburg immer eine Textilhauptstadt war, war für mich klar, dass wir halt das machen. Als Verbraucher bekommt man immer sug­ geriert, in Deutschland könne man Textilien nicht günstig produzieren, das müsse in Asien geschehen. Moment, da müssen wir differenzieren. Man kann in Deutschland sehr wohl produzieren, man kann aber nicht monetär günstig produzieren. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Die Frage lautet, was einem wirklich wichtig ist. Ist es wichtig, möglichst vielen Menschen eine Arbeitsstelle zu ermöglichen? Oder ist es einem wichtig, möglichst viel Geld zu machen? Da liegt der Unterschied! Das heißt, in dieser preislichen Range, in wel­ cher Sie mit Ihrer Mode unterwegs sind, geht es dann in Deutschland schon so, dass alle Beteiligten davon leben können? Ja, das funktioniert. Wobei, was heißt eigentlich fair? Das habe ich bei der Preisverleihung auch in meiner Dankesrede gesagt. Die Frage, die wir uns immer stellen müssen, ist: Was ist fair? Es ist auch nicht unbedingt immer fair dem Menschen gegenüber, wenn wir zum Beispiel nur auf die Natur Rücksicht nehmen. Das ist ja schon eine philosophische Frage. Ja, aber so behandle ich diese Frage. Ich finde es ganz schlimm, weil sehr viele Menschen heutzutage blanken Egoismus mit Fairness verwechseln. Da müssen wir ansetzen. Das ist, wie Sie richtig sagen, eine philosophische Frage. Es geht um eine Grundhaltung. Aber


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das habe ich in den fünf Jahren bei Manomama gelernt: Eine Entscheidung, die beispielsweise gerecht für die Gemeinschaft ist, muss noch lange nicht fair für einen Einzelnen sein. Haben Sie da ein Beispiel? Da gibt es tausende Beispiele, etwa in folgendem Stil: „Ich will aber, dass …“ – „Ja, aber wenn wir das machen, müssen alle anderen zurückstecken.“ – „Das ist mir doch egal.“ – So geht das einfach nicht. Ich habe ja nicht unbedingt die einfachsten Mitarbeiter, manche benötigen sehr viel Zeit und Support von mir. Nur irgendwann bin auch ich an dem Punkt, wo ich sage, „Pass auf, jetzt musst Du echt mal laufen lernen. Ich kann Dir nicht jedes Mal die Probleme lösen, das geht nicht. Wenn ich die Zeit, die ich Dir zur Verfügung stelle, jedem anderen auch zur Verfügung stellen müsste, würde es vorne und hinten nicht mehr funktionieren. Denn ich kümmere mich mittlerweile vier Stunden am Tag um Dich.“ Sie bieten Ihren Mitarbeitern – Ungelernten, Langzeitarbeitslosen usw. – eine Chance, die können sie ergreifen. Da bekommen sie auch Unterstützung, mehr als es normalerweise in der Wirtschaft üblich ist. Wenn aber der Ein­ zelne in der Gemeinschaft untragbar ist, hat das Konsequenzen, die man ziehen muss, um der Gemeinschaft nicht zu schaden? Natürlich. Sie können nicht den Egoismus

eines Einzelnen protegieren und dabei die Gruppe hinten runterfallen lassen. Sie arbeiten erfolgreich. Unterm Strich funk­ tioniert Ihr Modell. In der Gruppe und über die Masse gesehen. Ich sage immer: „Zehn Prozent Unfaire hat jede Gesellschaft.“ Das ist einfach so. Und ein Prozent Faule gibt es auch überall. 90 Prozent der Hartz IV-Empfänger würden gerne arbeiten, wenn sie die Chance bekämen. Aber zehn Prozent haben halt tatsächlich keine Lust. Leider Gottes fallen allerdings diese zehn Pro­ zent in einem Unternehmen schwer ins Ge­ wicht. Ja, aber das ist dasselbe wie momentan mit den Schutzsuchenden. Da schreien ein paar aus der rechten Szene und schon glauben neuerdings alle, ganz Deutschland sei braun. Das ist Quatsch. Sie beschreiben, dass Sie durchaus darauf schauen, dass ihre Lieferanten nach ähnli­ chen Grundsätzen handeln. Es gibt bei uns keine Lieferanten. Ich kaufe auch nicht Waren ein, sondern ich entwickle mit den Menschen in der Werkstatt von uns gemeinsam die Produkte, die wir brauchen. Das sind Familienbetriebe, da geschieht alles auf Augenhöhe, da wird nichts verhandelt. „Ihr nehmt bitte den Preis, den ihr braucht und den ich bezahlen kann.“ Fertig. Wir sind bisher exzellent damit gefahren.


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Erfolgsgeschichten

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„Wir können die Welt nicht ver­ ändern, aber jeden Tag ein bisschen besser machen.“

Wie bilden Sie ihre Mitarbeiter, die unter an­ derem Quereinsteiger oder Ungelernte sind, aus? Machen Sie das selbst? Ja. On the Job und natürlich innerhalb einer qualifizierten Ausbildung. Wir sind auch ein Ausbildungsbetrieb. Also auch ganz klassische Lehrlinge? Ja, Auszubildende haben wir auch. Für Modenäher, Büromanagement …

Deutscher Fairness Preis Die Fairness-Stiftung verleiht jährlich den re­ nommierten Deutschen Fairness Preis. Der Preis ist nicht dotiert und ehrt die Verdienste von Persönlichkeiten, die an unterschiedlichen Positionen in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Kultur engagiert und glaubwürdig für eine faire Führungs- und Organisationskultur ein­ treten. Dabei soll sichtbar werden, dass Fair­ ness in ökonomischen und politischen Prozes­ sen möglich ist, und dass ethische Orientie­ rung und Erfolg keine Gegensätze sind. Auch in einem schwierigen Umfeld lohnt sich ausgewiesen faires und ethisch qualifiziertes Verhalten. Faires Handeln und faire Struktu­ ren bringen allen Beteiligten einen ausweisba­ ren Mehrwert: in der Kooperation, in der Kon­ fliktlösung, in der Kreativität und Innovation, in der Motivation und Reputation. Es lohnt sich daher, offen und fair Probleme und Situatio­ nen zu meistern. Um den Deutschen Fairness Preis kann man sich nicht bewerben. Das Kura­ torium und die Geschäftsführung der FairnessStiftung wählen den Preisträger. Einen geeig­ neten Kandidaten kann man mit aussagekräf­ tigen Hinweisen vorschlagen. Den Deutschen Fairness Preis 2015 erhielt Sina Trinkwalder für ihre von einem umfassenden Fairness-Verständnis geprägte Führung ihres öko-sozialen Unternehmens.

In den Medien wird sehr viel über Sie ge­ schrieben. Ist es nicht erstaunlich, dass es solch eine Resonanz auslöst, wenn jemand sagt, ich schaue gezielt nach Personen, die normalerweise keine Chance auf dem Arbeits­ markt hätten? Das ist pervers. Eigentlich freue ich mich auch total drüber, dass man es als Innovation sieht. Daher sehe ich es als große Chance, dass diese Art des Wirtschaftens wieder Einzug hält. Das gehört sich so. Irgendwie paradox. Es ist ja nicht nur fair, was die Mitarbeiter betrifft … Es ist auch fair zur Umwelt, sprich total biologisch. Nachhaltigkeit – ich mag das Wort nicht, da es inflationär gebraucht wird – bedeutet für mich, respektvoll gegenüber Mensch, Tier und Umwelt zu agieren. Wir haben beispielsweise auch Ledergürtel im Sortiment. Ich kann die Welt ja schließlich nicht dahingehend verändern, dass kein Fleisch mehr gegessen wird und deshalb Tiere geschlachtet werden müssen. Und ich finde es auch ganz okay, wenn das Tier ein ordentliches Leben hatte. Aber, dann ist es doch respektvoll, wenn quasi die letzte Haut auch noch verarbeitet wird. Und dafür nicht im Golf von Mexico nach Öl gebohrt werden muss. Beim Fleischkonsum ist ein Stück Aufklärungs­ arbeit notwendig. Der Verbraucher muss rea­ lisieren, dass ein Kilo Fleisch nicht für Dum­ pingpreise „herzustellen“ ist. Anfang April erschien mein neues Buch, bei dem ich mich mal ordentlich rauslehne. Das heißt „Fairarscht“ um auch einfach aufzuzeigen, was brauchen wir denn wirklich, damit wir die Wende hinbekommen? Wie wir die ganze


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Zeit eigentlich schon leben, aber wo sich viele auch immer rauswinden. Es ist halt bequem sich da raus zu nehmen. Ja, aber mit „bequem“ fahren wir die Kiste an die Wand. Wie viele Mitarbeiter haben sie denn mittler­ weile? 150. Es macht Freude und Spaß, ist aber auch anstrengend. Viele Unternehmen müssen ihre Rohstoffe im Ausland beschaffen, da sie nicht alles in Deutschland bekommen. Wie ist das bei Ihnen? Wir haben textile Fasern, da weiß ich, wo die herkommen: aus Tansania. Da bin ich jedes Jahr bei meinen Bauern, alles andere passiert in Deutschland. Das heißt, Sie fahren jedes Jahr nach Tansa­ nia und schauen sich die Arbeitsbedingungen vor Ort an? Nein, ich arbeite mit. Ich bin zwei Wochen bei meinen Bauern und esse auch Pansen.

Sina Trinkwalder, Jahrgang 1978, ist eine ungewöhnliche Unter­ nehmerin. Nach Abbruch des Studiums von Politik und Be­ triebswirtschaft gründete sie mit ihrem Mann Stefan Trink­ walder im Alter von 21 Jahren eine Werbeagentur und leitete diese gemeinsam mit ihm. 2010, nach der Geburt ihres Sohnes, gründete sie in Augsburg die öko-soziale Textilfirma mano­ mama, in der sie hauptsächlich auf dem Arbeitsmarkt benach­ teiligte Menschen beschäftigt. Für ihr Engagement als Sozial­ unternehmerin wurde sie mehr­ fach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Deutschen Fairness Preis.

Das muss man mögen. Nach zwei Tagen Baumwollpflücken isst du alles. Das ist eine wahnsinnig anstrengende Arbeit. Deutschland hatte ja eine große Textilindust­ rie, die leider kaputt gegangen ist. Das hätte nicht kaputt gehen dürfen. Es war nie die Not, die die Hersteller nach Asien getrieben hat. Das war immer die Gier. Die Rechnung zahlen letztendlich die zwei, drei Generationen später. Es wird damit gerechtfertigt, dass der Ver­ braucher günstig kaufen möchte, anderer­ seits natürlich im Überfluss lebt. Deshalb mein Buch lesen, da erkläre ich genau das. Der Handel und der Hersteller sagen nämlich, der Kunde will billig und der Kunde wiederum sagt, ich möchte ja gar nicht billig, aber ihr habt es mir ja gegeben. Das ist das Henne-Ei-Prinzip. Was war zuerst da? Das Schöne an dem Henne-Ei-Prinzip ist, dass man es ganz schnell abändern kann. Wenn beide es auf den anderen schieben, dann mach Du es einfach anders! //


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Entscheidungen in einem anständigen Unternehmen

Führung im Dilemma

jein! von Reinhard K. Sprenger

// Warum gibt es Führungskräfte? Weil es Zielkonflikte gibt. Als Führungskraft kennen Sie die Dilemmata, aus denen es keinen gesicherten Ausweg gibt: Zentral oder dezentral organisieren? Global oder lokal? Groß oder klein? Freie Handelsvertreter oder angestellter Außendienst? Langsam und wenig ändern oder rasch und viel? Im Inland oder im Ausland produzieren? Diversifizieren oder konzentrieren? – Wenn man sich nicht einigen kann, wenn die Gefahr der Paralyse droht, dann muss die Führungskraft „einspringen“. Sie muss die Entscheidungsfähigkeit von Konflikten sichern. Eine Entscheidung kommuniziert dabei immer Mehrerlei: 1. dass entschieden ist, 2. wer entschieden hat und 3. wofür entschieden wurde. Sie kommuniziert aber eben auch 4. wogegen entschieden wurde. Gerade diese 4. Botschaft hat häufig mehr Konsequenzen als die anderen drei. Groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass einige Ihrer Mitarbeiter andere Wege favorisieren, andere Werte bevorzugen. Entscheiden heißt also immer auch: sich schuldig machen. Eine Entscheidung erzeugt daher Widerstand. Sonst ist sie keine. Denn so ist es nun einmal: Alle Bejahung ist Verneinung; keine Buchung ohne Gegenbuchung. Einer positiven Behaup-

tung steht immer eine negative zur Seite. Oder anders: Wenn Sie einen Wert vorziehen, setzen Sie einen anderen zurück; wenn Sie etwas einschließen, schließen Sie etwas anderes aus. Das heißt: Führung ist immer Führung im Dilemma. Dilemmata erfordern Entscheidungsstärke – die individuelle Fähigkeit, Unsicherheit und Unklarheit zu akzeptieren, beide Seiten zu sehen, vielleicht sogar als gleich-gültig anzuerkennen – und dennoch zu entscheiden. In dem Wissen, dass nicht alle Folgen vollumfänglich zu überschauen sind. Natürlich wird man sich mit Daten, Zahlen und Fakten versorgen. Jedoch: Zu viele Informationen machen Entscheidungen nicht leichter, sondern schwerer. Wer alle Spät- und Nebenwirkungen seines Handelns überblickt, wäre gelähmt. Deshalb bedarf es eines gewissen Tunnelblicks, um handlungsfähig zu sein, einer aufgeklärten Ignoranz. Man muss auch den Mut zur Lücke haben, man muss wissen, dass sich zu jeder wissenschaftlichen Studie zig Gegenstudien finden lassen. Insofern ist jede Entscheidung eines Konflikts ein Risiko. Viele Führungskräfte scheuen dieses Risiko – und damit Entscheidungen. Sie sind Schönwetterkapitäne, die nie wirklich aktiv führen, nie wirklich bei Gegenwind segeln. Als Bonbononkel sind sie prima, wenn es was zu verteilen gibt. In schwerer See aber sind sie Fehlbesetzungen. Wenn Klarheit und Konsequenz gefragt sind, wenn Entscheidungen gefällt werden müssen, wenn es riskant wird, dann gehen sie in De-


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„Was wir gewinnen, wenn wir vieles im Management einfach nicht tun“ ckung. Oder, um im Bild zu bleiben, gehen „auf Tauchstation“ – was der Selbst-Abschaffung als Führungskraft gleichkommt. Die innere Haltung, die bei Zielkonflikten hilfreich ist, ist die Gelassenheit des Seemanns. Er will, um im Bild zu bleiben, die Welle der Veränderung reiten, statt sich von ihr begraben zu lassen. Er spricht nicht naiv von „richtigen“ oder „falschen“ Entscheidungen. Er spricht nur von „Entscheidungen“. Die zu treffen und für eine gewisse Spanne stabil zu halten ist in enorm turbulenten Zeiten schon schwer genug. Er weiß auch, dass man für Entscheidungen Prügel bekommt – je nach Tribünenplatz von der einen oder von der anderen Seite. Wer als Führungskraft geliebt werden will, entscheidet nicht. Die Folge: Unklare, widersprüchliche Aufgaben, ungelöste Konflikte, Scheinlösungen, Ineffizienzen. Aber er weiß auch: Wer als Führungskraft geliebt werden will, ist ohnehin im Unmöglichen zu Hause. Ein anständiges Unternehmen kann Entscheidungsstärke institutionell unterstützen: Es wird die Führungskräfte nicht nötigen, Entscheidungen zu rechtfertigen. Weil man Entscheidungen nicht rechtfertigen kann. Noch niemandem ist

„Wer als Führungskraft geliebt werden will, der entscheidet nicht.“ es gelungen, in einem Paralleluniversum zu prüfen, wohin eine andere Entscheidung geführt hätte. Ist es nicht die unbestreitbare Leistung der Hierarchie, Entscheidungen nicht rechtfertigen zu müssen? Dennoch wird es ohne individuellen Mut nicht gehen. Nicht ohne die Zuversicht „Es wird schon gut gehen!“ Und wenn nicht, können wir es korrigieren. Sicher nicht auf demselben Niveau wie zuvor, aber doch so, dass es besser wird. Es wird nicht gehen ohne die innere Unabhängigkeit des Selbstvertrauens. Wer everybody’s darling sein will, entscheidet nicht, kann diese Aufgabe nicht erfüllen. Er wird sich absichern. Das Wuchern der Bürokratie ist der präzise Hinweis auf mutlose Führung. Und noch etwas: Das anständige Unternehmen wird bei Entscheidungen immer das Ausgeschlossene benennen. Es wird nicht die Kosten unterschlagen – auch nicht die mentalen, auch nicht die moralischen. Und es wird nicht nur die Gewinner nennen, sondern auch die Verlierer. Vor allem aber wird es niemals etwas als „alternativlos“ bezeichnen. Das wäre gegenüber den Mitarbeitern entwürdigend. //

Menschen erleben Wirtschaft vor al­ lem am Arbeitsplatz. Wie sie täglich in ihren Unternehmen behandelt werden, wie Vorgesetzte, Kollegen und Mitarbeiter mit ihnen umgehen, das nehmen sie mit nach draußen und hinein in ihre Familien, in den Freundeskreis. Kurzum: Was uns am Arbeits­ platz widerfährt, hat direkte gesellschaftliche Aus­ wirkungen – und diese können gewaltig sein. Doch gerade in Unternehmen mangelt es oft am Anstand, wie Deutschlands erfolgreichster Wirt­ schaftsvordenker in seinem neuen Buch zeigt. An­ stand, verstanden als Zurückhaltung und Distanz. Stattdessen erleben wir ein Übermaß an Zudring­ lichkeit, etwa in Form von Befragungen, falsch ver­ standener Fürsorglichkeit, Einforderung von Iden­ tifikation. Frei- und Spielräume gehen verloren, Grenzen werden überschritten, Unterschiede ni­ velliert. Die eigentlichen Unternehmensziele gera­ ten dabei oft aus dem Blick, erfolgreiches Arbeiten bleibt auf der Strecke. Was also muss ein Unternehmen tun, um anstän­ dig zu sein? Und was muss Führung in einem an­ ständigen Unternehmen leisten? Reinhard K. Sprenger verdeutlicht auf ebenso erhellende wie provozierende Weise, was richtige Führung aus­ macht. Wir müssen vieles im Management wieder bleiben lassen, um zu neuen Prinzipien von An­ stand in unserer Arbeitswelt und damit in unserer Gesellschaft zu kommen. Reinhard K. Sprenger Das anständige Unternehmen Was richtige Führung ausmacht – und was sie weglässt München, Deutsche Verlags-Anstalt, 2015, 384 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag, € 24,99 [D] / € 25,70 [A] / CHF 33,90 ISBN 978-3-421-04706-9

Reinhard K. Sprenger, geboren 1953 in Essen, hat in Bochum Geschichte, Philosophie, ­Psychologie, Be­ triebswirtschaft und Sport studiert. Als Deutsch­ lands profiliertester Managementberater und ei­ ner der wichtigsten Vordenker der Wirtschaft berät Reinhard K. Sprenger alle wichtigen Dax-100-Un­ ternehmen. Seine Bücher wurden allesamt zu Best­ sellern, sind in viele Sprachen übersetzt und ha­ ben eine gewaltige Wirkung entfaltet, indem sie die Wirklichkeit in den Unternehmen in fast 25 Jahren von Grund auf und dauerhaft verändert haben.


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Ansichtssache

Fair ­telefonieren Mit dem Mobiltelefon halten wir uns den technischen Fortschritt buch­ stäblich Schritt für Schritt vor Augen. Den rückständigen Produktionsmethoden mit gnadenloser Ausbeutung in Rohstoffgewinnung und Montage stehen wir allerdings ohnmächtig gegenüber. Eine holländische Initiative kontert hier mit dem nachhaltig konstruierten und zumindest transparent erzeugten „Fairphone“. Die Aufnahme zeigt das Waschen von Kupfererz im Bergbau-Unternehmen Gecamines in Kolwezi, Demokratische Republik Kongo.



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„Eines unserer Ziele ist es, Diskussionen über Fairness und ihre Bedeutung anzuregen.“

Clever & Smart: Das Fairphone

von Herbert Lechner

// Das Smartphone ist heute allgegenwärtig und für viele Nutzer unerlässlicher täglicher Begleiter. Doch mal ehrlich, über Rohstoffeinsatz und Produktionsbedingungen macht man sich höchstens Gedanken, wenn es durch die nächste Geräte-Generation ersetzt werden soll. Um es vorwegzunehmen, das Fairphone ist nicht das erste ethisch produzierte Handy. Von „fair“ ist es immer noch weit entfernt. Doch das Ziel hinter dem Projekt ist klar formuliert und reicht über das Produkt hinaus: „Wir wollen die Beziehung, die Menschen mit ihren Produkten haben, verändern und dabei zu einem Wirtschaften beitragen, das auf anderen Werten basiert. Eines der Ergebnisse dieses Prozesses ist unser Telefon“, so die Aktiven um den Initiator Baas van Abel. Gerade das Beispiel des omnipräsenten Smartphones eignet sich gut dafür, mit kommerziellen Strategien soziale Verbesserungen anzustoßen. „Es gibt buchstäblich tausende soziale und ökologische Standards, die man bei der Produktion von Smartphones verbessern kann, und wir haben klare Projekte definiert, mit denen wir allmählich einige dieser Standards

anpacken. Aber man kann nicht alles auf einmal verändern, und einige Ziele können momentan noch nicht erreicht werden. Wir wollen bei allen unseren Ergebnissen transparent sein. Dazu gehören auch Bereiche, in welchen wir noch keine Fortschritte erzielt haben.“ Bekanntlich gerät die Herstellung herkömmlicher Mobiltelefone wegen der Arbeitsbedingungen im Produktionsprozess immer wieder in die Kritik. Problematisch ist zudem die Gewinnung der notwendigen Rohstoffe und das nicht nur wegen der unmenschli-


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chen Abbausituation, samt Kinderarbeit. Einige der zur Herstellung benötigten Metalle, wie Kobalt, Koltan, Zinn oder Gold, stammen aus Minen, die in Konfliktregionen liegen und von Warlords kontrolliert werden, die damit Bürgerkriege und Armeen finanzieren. Dies könnte nur durch eine transparente Lieferkette verhindert werden, doch das ist zurzeit kaum realisierbar. An diesen Kritikpunkten setzt das Konzept des Fairphone an: Smartphones bestehen aus über 30 verschiedenen Mineralien, die alle im Bergbau gewonnen werden – ein in Bezug auf ökologische und soziale Verantwortung ohnehin schwieriger Industriebereich mit Faktoren wie Umweltverschmutzung und -zerstörung sowie gefährliche Arbeitsbedingungen und häufig Kinderarbeit. Fairphone will die Rohstoffe aus verantwortungsvollen Quellen beziehen und damit die lokale Wirtschaft unterstützen – und nicht bewaffnete Milizen. Um dies zu erreichen, arbeitet man mit einer Reihe von Organisationen zusammen, die Abbau und Lieferung aus konfliktfreien Zonen gewährleisten.

Ein anderer Punkt ist „geplante Obsolenz“, die gegenwärtig heftig diskutiert wird. Nicht nur, dass der Verdacht besteht, zahlreiche elektronische Geräte hätten sozusagen ein eingebautes Verfallsdatum, häufig ist auch eine Reparatur bzw. der Einbau eines Ersatzteils gar nicht möglich. Das Fairphone 2 ist dagegen modular aufgebaut, was einfache Reparaturen bzw. Austausch durch den Nutzer ermöglicht, um Elektroschrott zu verringern. In den Niederlanden, der Heimat des Fairphone, steht ein Rücknahmesystem zur Verfügung, außerdem wird Closing the Loop unterstützt, ein Projekt, das Elektro-Schrott aus Afrika nach Europa zurückholt und wiederverwertet. Produziert wird in China, in einem Betrieb, der sich zu fairen Arbeitsbedingungen verpflichtet hat. Zusätzlich wurde für die Mitarbeiter ein Sozialfonds eingerichtet, in den für jedes verkaufte Fairphone eingezahlt wird. Zugegeben, bis zum wirklich fairen Smartphone ist es noch ein weiter Weg. Doch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt! // Mehr Informationen unter: www.fairphone.com

Reusability statt Recycling: Bewusst wurde das Fairphone so modul­ artig konstruiert, dass alle Teile wieder­ verwendet werden können – anders als bei gängigen Smartphones üblich.


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Alles nicht so einfach mit der Gerechtigkeit! „Das ist nicht fair!“. Diesen Satz dürfte wohl die Mehrheit aller Menschen schon einmal ausgesprochen haben. Doch was steckt hinter Fairness, und warum kochen bei unfairem Verhalten unsere Emotionen hoch?

von Franz Tramberger

// In Verbindung mit Fairness tauchen immer wieder die Begriffe Gerechtigkeit, Anständigkeit, Gleichberechtigung, Regeln und Handlung auf. Es geht bei Fairness um Handlungen von Subjekten, die je nach Einschätzung eines bestimmten Betrachters nach bestimmten Regeln und Wertevorstellungen ablaufen sollen. Also um ein unausgesprochenes Bewusstsein eines Betrachters von richtigem und angemessenem Verhalten. Auf Wikipedia ist zu lesen: Fairness geht als Begriff auf das englische Wort „fair“ („anständig“, „ordentlich“) zurück. Fairness drückt eine (nicht gesetzlich geregelte) Vorstellung individueller Gerechtigkeit aus. Fairness lässt sich im Deutschen mit akzeptierter Gerechtigkeit und Angemessenheit oder mit Anständigkeit gleichsetzen. Fairness bedeutet anständiges Verhalten sowie eine gerechte und ehrliche Haltung gegenüber anderen Menschen. In Spiel und Sport bedeutet es, sich an die Spielregeln zu halten und ein anständiges, gerechtes Spiel zu führen. Regeln der Fairness setzen auf einen Konsens unter gleichberechtigten Menschen.

Warum sind wir süchtig nach Fairness? Aber woher kommt unser Streben nach Fairness? Sätze wie „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“ oder „Auge um Auge, Zahn um Zahn, …“ kommen Ihnen sicher bekannt vor. Wahrscheinlich kommt unser Streben nach Fairness von den Anfängen der ersten Zivilisationen und von religiösen Moralvorstellungen. Denn für ein funktionierendes gesellschaftliches System mit vielen Menschen sind gemeinsame Regeln und Werte notwendig. Ein für die Mehrheit unfaires System wäre dauerhaft nicht überlebensfähig, wie die Geschichte mehrfach gezeigt hat. Solche Gesellschaftsmodelle wurden immer wieder zu Fall gebracht. Warum sind wir also süchtig nach Fairness? Unfaires Verhalten ist ein Verstoß gegen die allgemein akzeptierten Regeln und stellt ein bestimmtes Wertesystem in Frage. Werte prägen aber eine Person bzw. Gesellschaft. Vielleicht reagieren wir bei unfairem Verhalten deshalb so emotional, weil damit die Richtigkeit der eigenen Werte angezweifelt wird. Und das

stellt die eigene Einstellung und die eigenen Handlungen in Frage. Steht vielleicht der Erfolg der eigenen Person im Vordergrund? Sind wir nicht süchtig nach Fairness, sondern nach Erfolg? Oder wollen wir zumindest Misserfolg vermeiden? Darüber lässt sich lange philosophieren.

Ist Fairness Ansichtssache? Doch ist Fairness wirklich so klar definiert und allgemein verbindlich? Gerechtigkeit ist häufig eine Frage der Perspektive, also subjektive Ansichtsache. Ein Beispiel mag das illustrieren: Sie sind Einkaufsleiter und stellen fest, dass ein langjähriger Mitarbeiter von Ihnen zu Weihnachten einen höheren Geldbetrag von einem Lieferanten erhalten hat. Beim klärenden Gespräch mit dem Mitarbeiter bricht dieser in Tränen aus und erzählt Ihnen, dass seine Frau sehr krank sei und er sich die Behandlungskosten kaum noch leisten könne. Er versichert Ihnen, dass es das einzige Mal war, dass er Geld von Lieferanten angenommen hat und das auch nicht wieder vorkommen werde. Wie entscheiden Sie? Kündigen Sie dem Mitarbeiter? Was ist in diesem Fall „fair“? Aus Sicht des langjährigen Mitarbeiters handelt es sich um ein einmaliges Vergehen aus einer Notsituation heraus. Außerdem hat er sich viele Jahre nichts zu Schulden kommen lassen und war immer ein fleißiger und loyaler Mitarbeiter. Es wäre nicht fair, wenn ihm in dieser aktuellen Situation gekündigt werden würde. Wie soll das Leben dann für ihn und seine kranke Frau weitergehen? Eine Kündigung wäre aus seiner Sicht unfair und unmenschlich. Aus Sicht des Einkaufsleiters stellt sich die Situation naturgemäß etwas anders dar. Sie denken sich vielleicht: „Wäre er doch einfach vorher zu mir gekommen, dann hätten wir schon eine Lösung gefunden. Welche Folgen hat es, wenn ich ausnahmsweise in dieser Notsituation ein Auge zudrücke? Welche Signale vermittle ich in einem solchen Fall an die anderen Mitarbeiter? Etwa, dass jeder beim ersten Mal ohne ernste Konsequenzen die Firma betrügen darf? Welche Folgen hat es, wenn ich dem Mitarbeiter kündige? Kann ich das mit meinem


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Gewissen vereinbaren, den Mitarbeiter in seiner schwierigen Situation rauszuschmeißen? Wie lässt mich das gegenüber den anderen Mitarbeitern aussehen?“

„Faire“ Entscheidung? Sie könnten das jeweilige Bewusstsein nach Fairness für die aktuelle Situation hinterfragen und einen Blick hinter die Gedanken des Gegenübers werfen. Also mit Empathie vorgehen und versuchen, die andere Seite zu verstehen. Das haben Sie in diesem Fall bereits gemacht und Sie verstehen sehr gut die offensichtlichen Beweggründe des Mitarbeiters. Sie wissen aber nicht, ob es sich tatsächlich um die Wahrheit handelt. Vielleicht hat der Mitarbeiter ja schon öfters Geld angenommen und Sie angelogen. In diesem Fall macht es Sinn, das Problem rational aus systemischer Sicht zu analysieren, denn schließlich sind Sie für das Teilsystem „Einkaufsorganisation“ verantwortlich. Es gibt folgende Möglichkeiten: Der Mitarbeiter sagt die Wahrheit und Sie lassen ihn durchkommen. Gut für den Mitarbeiter, aber schlecht für die Systemintegrität. Sie signalisieren, dass einmalige Vergehen nicht geahndet werden. Der Mitarbeiter lügt und Sie lassen ihn durchkommen. Gut für den Mitarbeiter aber schlecht für die Systemintegrität. Sie signalisieren, dass einmalige Vergehen nicht geahndet werden.

Der Mitarbeiter sagt die Wahrheit und Sie kündigen ihm. Schlecht für den Mitarbeiter, aber gut für die Systemintegrität. Sie senden ein Signal, dass solche Verstöße umgehend geahndet werden. Der Mitarbeiter lügt und Sie kündigen ihm. Schlecht für den Mitarbeiter, aber gut für die Systemintegrität. Sie senden ein Signal, dass solche Verstöße umgehend geahndet werden. Aus rein rationaler und systemischer Sicht müssten Sie dem Mitarbeiter kündigen, um die beste Entscheidung für die Systemintegrität zu treffen. Sicher gibt es hier noch andere Aspekte und Lösungen, zur Veranschaulichung von Fairness aus unterschiedlichen Blickwinkeln soll dieses Beispiel genügen. Das Empfinden von fairem oder unfairem Verhalten ist stets subjektiv und folgt im Wesentlichen dem anerzogenen und gesellschaftlichen Wertekanon. Daraus resultiert, dass letztlich nur Menschen mit gleicher Erziehung und gleichem gesellschaftlichen Hintergrund Fairness im Einzelfall gleich empfinden können. Deshalb ist es auch in einem politischen System für eine heterogene Gesellschaft nicht möglich, ein für alle Menschen faires System zu gestalten. Vielleicht muss das beste politische System für Einzelne unfair sein, um für die Mehrheit fair sein zu können – es bleibt eben alles Ansichtssache des Betroffenen. Gar nicht so einfach mit der Fairness! //


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Compliance Regeln – wofür?

Unternehmen unter Korruptionsverdacht: Mitarbeiter verzehrt ohne zu fragen geschenkte, schokoladenüberzogene Süßigkeit, die Spuren von Milch und Nüssen enthält! von Ines Zorn

// Compliance Richtlinien sind modern, schick und qualifizieren ein Unternehmen vergleichbar mit ISO-Normen. Sie schützen Unternehmen vor Reputationsverlust, Schadensersatzansprüchen, dienst- und arbeitsrechtlichen Sanktionen gegen die Geschäftsleitung bzw. gegen verantwortliche Mitarbeiter und anderem. Doch das Aufstellen von Compliance Richtlinien ist das Eine. Das Umsetzen und die Überwachung das Andere. Bestechlichkeit und Bestechung sind im geschäftlichen Verkehr nach § 299 StGB strafbar

Aus dem Bauchgefühl heraus wissen wir, dass persönliche Beziehungen wichtig sind und den Erfolg einer Zusammenarbeit positiv beeinflussen. Durch das Unterbinden von persönlichen Beziehungen leidet vor allem die Kommunikation, die wiederum entscheidend für den Erfolg ist. Bleibt dieser aus, wird ein passender Schuldiger gefunden.

Persönliche Beziehungen sind wichtig Angenommen, ein Angestellter nimmt zu Weihnachten eine hochwertige Flasche Wein und eine Schachtel Pralinen an. Lässt er sich dadurch für künftige Geschäftsentscheidungen beeinflussen? Schadet er mit dieser Annahme tatsächlich dem Unternehmen? Ist es entscheidend für den Unternehmensgewinn oder das Image? Und wird der Schenkende gleich von der Liste möglicher Geschäftspartner aufgrund von Bestechung gestrichen? Wo bleibt die Motivation für Angestellte oder Geschäftspartner? Freut sich nicht jeder über eine Aufmerksamkeit und darüber, dass jemand an einen gedacht hat? Wie würden Sie sich entscheiden? Das Präsent annehmen? Das Präsent in eine hausinterne Tombola geben? Zurück an den Adressaten in Bezug auf die Compliance Richtlinien senden?

Wo beginnt Bestechung? Viele Großkonzerne haben inzwischen strenge Compliance Richtlinien aufgestellt. Mittelständische und kleinere Unternehmen hingegen verzichten weitestgehend darauf. Zu groß ist der Aufwand für die Einführung und zu hoch sind die Kosten für die Kontrolle. Das mag sogar vernünftiger sein. Durch die Überregulierung stehen sich Unternehmen oft selbst im Weg. Wann und wo beginnt Bestechung oder Korruption? Wenn schon Verbote ausgesprochen werden, sollte man sie auch auf allen Ebenen gerecht und konsequent umsetzen. Unterliegt so der Geschenkekorb zu Weihnachten nicht den gleichen Regeln wie beispielsweise ein Incentive für hervorragende Leistungen eines Mitarbeiters im Vertrieb? Genau genommen müsste dieser das Incentive ausschlagen oder unter allen Mitarbeitern verlosen. Gleiches Recht für alle. Diese Schraube lässt sich bis in die Vorstandsebene drehen. Geschenke ohne schlechtes Gewissen Kleine Aufmerksamkeiten (Streuartikel) unter 10,– Euro, wie Kugelschreiber, Feuerzeuge, Tisch­ kalender usw. dürfen ohne Zweifel angenommen werden. Aufmerksamkeiten bis 35,– Euro müssen vom Beschenkten nicht versteuert werden. Immer öfter enthalten solche Geschenke ein beigefügtes Schreiben, dass diese Aufmerksamkeit vom Schenkenden pauschal versteuert wurde.

Wo fängt die richtige Umsetzung der Richtlinien an? Muss man bis ins kleinste Detail gehen und jedem Mitarbeiter vorschreiben, wie er zu handeln hat? Weiß nicht jeder selbst, wie weit er guten Gewissens gehen kann? Kaum einer setzt wohl freiwillig seinen Job aufs Spiel.


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Compliance Beauftragte müssen qualifiziert sein Wer also legt gerechte und sinnvolle Compliance Regeln fest? Sind es unabhängige Personen, die für alle fair handeln? Mit welchem Ziel – möglichen Schaden vom Unternehmen abzuwenden oder Mitarbeiter kontrollierbar zu machen? Compliance Regeln decken folgende Bereiche ab: Kommunikation Mitarbeiterschulung Datenschutz Einhaltung Code of Conduct Untreue Korruption Wettbewerb Betriebsgeheimnisse Zoll- und Exportbestimmungen Whistleblower-Hotline/Web-Formulare

Einige Unternehmen widmen sich dem Thema Compliance Richtlinien und setzen sie dann mehr oder weniger halbherzig um. „Herzlichen Glückwunsch Herr Huber, Sie sind jetzt unser Compliance Beauftragter.“ Nicht selten kommt ein Mitarbeiter so zu dieser verantwortungsvollen Aufgabe, der bislang mit keinem der notwendigen Themen betraut war. Qualifizierte Compliance Beauftragte müssen jedoch Erfahrungen in diversen Bereichen aufweisen: Fachliche Compliance Kenntnisse Organisatorische und kommunikative Fähigkeiten Kenntnisse im operativen Geschäft Kenntnisse der Unternehmensstruktur

Wie sieht Compliance Regelung in der Praxis aus? In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt hat das Softwareunter­ nehmen Recommind 2015 eine Studie zum Thema Compliance veröffentlicht. Dabei ergab die Be­ fragung von 1.000 Arbeitnehmern zum Risiko­ bewusstsein von Compliance Regeln Folgendes: 17 Prozent der Befragten sagten, es gäbe in ihrem Unternehmen keine Compliance Richtlinien. 23 Prozent können mit dem Begriff Compliance nichts anfangen. 53 Prozent, die mit dem Begriff nichts anfangen konnten, sind in Unternehmen mit über 500 An­ gestellten beschäftigt; 24 Prozent in Unterneh­ men mit mehr als 5.000 Mitarbeitern. Jeder vierte Beschäftigte gab zu, dass es in seinem Unternehmen Compliance Richtlinien gäbe, doch diese aufgrund mangelnder Kontrolle eher halb­ herzig umgesetzt würden. Geschenke werden des­ halb ohne Bedenken angenommen. 20 Prozent sa­ hen immerhin eine Schmerzgrenze des Geschenk­ wertes bei 30 Euro. Gerade einmal 36 Prozent gaben an, die existierenden Compliance Regeln zu kennen und auch umzusetzen. Die Befragung von 169 Compliance Beauftragten in deutschen Unternehmen ergab zum Thema Compliance folgende Ergebnisse: Was sind die Gründe für Compliance Maßnahmen? 83 % Korruptionsprävention 79 % Haftungsvermeidung 75 % Reputationssicherung

Unternehmen, welche strenge Compliance Richtlinien aufstellen und konsequent verfolgen, sollten die Annahme von Geschenken im Arbeitsvertrag klar regeln. So sollte die Annahme von Geschenken ab einem gewissen Betrag generell verboten sein. Bei Zuwiderhandlung kann gekündigt werden. Liegt eine nachgewiesene Bestechung vor, droht die fristlose Kündigung. Auch freie Mitarbeiter und Subunternehmer haben sich an die Compliance Richtlinien des Unternehmens zu halten. Das richtige Umsetzen von Compliance Richtlinien ist wichtig. Doch sollte jedes Unternehmen nicht blind irgendwelche Regeln kopieren und übernehmen sondern selbst überlegen, ab wann welche Richtlinien in welchem Umfang für das eigene Unternehmen wirklich Sinn machen – dann schmeckt auch die schokoladenüberzogene Süßigkeit wieder. //

72 % Schutz vor Wettbewerbsdelikten 45 % Vertrauensförderung unter Mitarbeitern Wie werden Compliance Regeln festgelegt und umgesetzt? 82 % legen Compliance Regeln fest und doku­ mentieren sie 79 % schulen die Mitarbeiter 69 % überwachen die festgelegten Compliance Regeln 51 % haben Prozesse festgelegt, wie mit nach­ gewiesenen Regelverstößen umzugehen ist Welche Risikobereiche sollen von Compliance ­Regeln abgedeckt werden? 89 % Bestechung 70 % Veruntreuung / Diebstahl 69 % Wettbewerbsdelikte 66 % Datenschutzverletzungen Unter besonderer Beobachtung stehen die Unter­ nehmensbereiche Mittleres Management, Einkauf und Vertrieb. (Quelle: Recommind GmbH, 2015)


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Gute Reise

Reisen mit gutem Gewissen wird zunehmend von den Urlaubern gewünscht. Touristik-Experten wie Christine Plüss, Geschäftsführerin vom arbeitskreis tourismus & entwicklung (akte), sehen ein erhebliches Potenzial für die Trendwende im Tourismus.

von Christian Aigner

// Für die Mitte der Gesellschaft ist der Wunsch, fair zu reisen, bereits angekommen. Laut der Studie „Nachfrage für Nachhaltigen Tourismus im Rahmen der Reiseanalyse“, 2014 im Auftrag des deutschen Bundesumweltministeriums erstellt, legen heute 31 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahre Wert auf eine ökologisch verträgliche, ressourcenschonende Urlaubsgestaltung. Sozialverträglichkeit, faire Arbeitsbedingungen fürs Personal und Respekt der einheimischen Bevölkerung sind sogar für 38 Prozent der Bundesbürger wichtig. Einerseits ist also die Tourismusbranche gefragt, attraktive nachhaltige Angebote bereit zu stellen. Ebenso ist der Reisende selbst gefordert, der durch aktive Nachfrage nach fairen Reiseangeboten ein genussvolles Reise­ erlebnis verwirklichen kann. Der Tourismus wird von internationalen Gremien und Regierungen rund um den Globus als der Hoffnungsträger schlechthin für nachhaltige Entwicklung, neue Einnahmen, Arbeitsplätze und Wertschätzung von Natur und Kultur gepriesen und gefördert. Doch zeigen zahlreiche Studien, dass der boomende Tourismus vielerorts mit gravierenden Menschenrechtsverletzungen einhergeht: Vertreibung von Einheimischen für neue 5-Sterne-Anlagen, Ausbeutung von Angestellten und Kindern. Dazu heizt der rasant wachsende Flugverkehr, der zu über 70 Prozent touristischen Zwecken dient, das Klima weiter auf. Allerdings ist es für den Konsumenten nicht einfach, aus dem Dschungel von ÖkoLabels die wirklich umwelt- und sozialverträglichen Angebote zu erkennen. Eine Übersicht von 20 führenden touristischen Nach-

haltigkeitslabels nach klaren Kriterien haben die NGOs „arbeitskreis tourismus & entwicklung“, Basel, Naturfreunde Internationale, Wien, ECOTRANS/Destinet, Saarbrücken, und EED Tourism Watch, Bonn, zusammengestellt. Die Übersicht hilft, ohne langwierige eigene Recherchen gezielt Urlaubsangebote zu wählen, welche die Menschenrechte respektieren, die Umwelt schonen und den Einheimischen in den besuchten Regionen einen effektiven Nutzen bringen. Wie notwendig ein grundsätzliches Umdenken im Tourismus ist, wird unter anderem im Interview „Kreuzfahrten zu ‚exotischen‘ Orten“ von Nina Sahdeva, fairunterwegs.org, mit Ross A. Klein, einem internationalen Kreuzfahrspezialisten, deutlich: Der internationale Branchenverband der Kreuzschifffahrtsgesellschaften, CLIA, verkündete im Januar 2014 ein gesteigertes Interesse der Reisenden an Kreuzfahrten, die exotische Plätze der Welt anfahren. Doch dass die Kreuzfahrtschiffe die empfindlichen Ökosysteme stark belasten könnten, beunruhigt nicht nur die beiden Interviewpartner. So werden zum Beispiel ganze Korallenriffe abgetragen oder die Dünen mit dem Seegras ausgehoben, um dann den Pier zu teeren, damit die Besucher ungehindert spazieren können. Aber nicht nur die Natur wird erheblich beeinflusst, auch die einheimische Wirtschaft leidet unter den Entscheidungen der Reedereien. In Honolulu zum Beispiel unterhielten erst einheimische hawaiianische Musiker die Schiffspassagiere, doch dann ersetzte sie die Schifffahrtgesellschaft durch billigere philippinische Musiker. Jetzt spielen die philippini-

Die RMS Queen Mary 2, kurz QM2 genannt, ist das Flagg­ schiff der britischen Reederei Cunard Line, einer Tochterge­ sellschaft des US-amerikani­ schen Carnival-Konzerns. Sie bietet in 1.310 Kabinen bis zu 3.090 Passagieren Platz und gehört damit zu den größten Passagierschiffen der Welt. Allein die Besatzung umfasst 1.253 Personen. Als Trans­ atlantikliner in der Tradition der großen Dampfer dieser Art konzipiert, zählt die QM2 zu den berühmtesten Schif­ fen der Gegenwart.



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pekt-Verlässlichkeit-Transparenz-Nachhaltigkeit-Kundenzufriedenheit“. Über 60 Betriebe tragen heute stolz das Fair Trade-Tourism Siegel. Zudem machen sieben Nachbarländer Südafrikas beim Programm zur Fair Trade-Zertifizierung mit, nämlich Botswana, Lesotho, Madagaskar, Mosambik, Namibia, Swasiland und Tansania. Der Faire Handel im Tourismus bietet der Lokalbevölkerung neue Chancen und den Reisenden beeindruckende Erfahrungen.

schen Musiker hawaiianische Musik und tanzen deren Tänze! Der Naturschutzbund (NABU) veröffentlicht seit einigen Jahren eine Umweltbilanz zu den Kreuzfahrtschiffen. Die massive Kritik an den Reedereien scheint nunmehr Früchte zu tragen. AIDA, Branchenprimus in Deutschland, der noch zu Beginn der Studienserie „Kreuzfahrttracking“ stark gescholten wurde, kommt als Klassenbester bei der neuesten Studie von 2015 weg. Wermutstropfen dabei: Die Ergebnisse der 2015-Studie bewerten 28 Schiffe, die erst bis 2019 auf den Markt kommen sollen. Aktuell gibt es immer noch sehr viele „Kreuzfahrtdampfer“ aus deren Schornsteinen besonders viel Ruß und Feinstaub, Schwefeldioxid und Stickoxide entweichen. Wie schon heute fair reisen geht, zeigt zum Beispiel die südafrikanische Organisation „Fair Trade Tourism“ (FFT). Das weltweit erste System zur Überprüfung und Zertifizierung von Unterkünften und Freizeitaktivitäten nach Fair-Handels-Kriterien entlang der Grundwerte „Fairer Anteil-Faire Mitsprache-Res-

Eine nachhaltige und faire Reise zu unternehmen bedarf einiger Planung. Zur Vorbe­ reitung von Reisen, bei denen Sie Menschen mit Respekt ­begegnen und Lebensräume achten, empfiehlt Hans B ­ ecker die NGO arbeitskreis touris­ mus & entwicklung (akte), www.fairunterwegs.org, die bereits 1977 gegründet wurde.

Doch nicht nur im Privatbereich kann Umweltschutz realisiert werden. Im Zuge von Travel Policies, weiterführenden Regularien und dem Termindruck ist es für den Geschäftsreisenden nicht immer möglich, das Optimum zu erzielen. Jedoch kann CO2-Reduktion auch erreicht werden, wenn man zum Beispiel eine Fluggesellschaft wählt, deren Klimaeffizienzindex geringer ausfällt. Die Organisation „atmosfair“ vergleicht und bewertet alljährlich die 190 größten Airlines der Welt nach ihrer Klimaeffizienz. Der atmosfair Airline Index hält so manche Überraschung bereit. So ist beispielsweise TuiFly die umweltfreundlichste (Charter-)Fluglinie in Deutschland. Das bringt dem Carrier immerhin Platz 3 im Klima-Ranking ein. Unter den Top Ten liegt auch der beste Net Carrier Deutschlands, Air Berlin, mit Platz 8. Die großen Gesellschaften der DACHRegion Lufthansa (68.), Austrian Airline (91.) und Swiss (> 125.) liegen im Mittelfeld. Auch die europäischen Liniengesellschaften KLM (31.), Air France (75.) und British Airways (81.) befinden sich im Ranking lediglich im Mittelfeld. Durch entsprechende Auswahl der Fluggesellschaft und der Strecken kann durchaus ein Betrag zur CO2-Reduktion geschaffen werden. Und wenn es der Terminkalender zulässt, ist die Nutzung der Bahn ein wesentlich größerer Beitrag um den ökologischen Footprint klein zu halten. //

akte hat einen 7-Schritte-Plan entwickelt, der faires Reisen durch gezielte Vorbereitung unterstützen kann:

Schritt 1: Welchen Urlaub will ich?

Schritt 3: Schritt 2: Wie kann ich Vorfreude genießen?

Wie komme ich dorthin?

Schritt 5: Schritt 4: Wo über­ nachte ich?

Was gehört sonst noch zu meiner Reisevor­ bereitung?

Schritt 7: Schritt 6: Wie kann ich auch vor Ort fair unter­ wegs sein?

Zurück zu Hause – was nun?


auch das noch!

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Manche Menschen spüren den Regen. Andere werden bloß nass. Bob Marley

fair

Die Letzten werden die Ersten sein 1997 wollte Touchstone Pictures Diane Warrens Ballade „How do I live“ als Schlusslied für den Actionstreifen „Con Air“ verwenden und versprach dem jungen Country­star LeAnn Rimes die Aufnahme. Doch dann erschien den Filmgewaltigen die Sängerin zu jung und sie enga­ gierten stattdessen Trisha Yearwood. Deren Version wurde als Single ein Hit – sie war Nr. 2 der Countrycharts und erreichte Platz 23 in den Popcharts. LeAnn Rimes war über die Entscheidung so wütend, dass sie gleichzeitig ihre Version veröffentlichte. Und ihre Fassung verkaufte sich 3,7 Millionen Mal und stand nahezu sechs Jahre in den Countrycharts!

intern Auf nach Chicago!

Dieses Jahr feiern Franz Tramberger und Ines Zorn ihr „5-Jähriges“ bei Hans Becker. Grund genug, dies gebührend zu feiern. Deshalb ­entführten wir sie nach Chicago – wenn auch nur musikalisch. So verbrachten wir mit der „Windy City“ einen tollen Abend im ­Münchner Deutschen Theater. Das mehrfach preisgekrönte Musical Chicago begeisterte auch uns. Nochmals herzlichen Dank an die beiden für die tolle Zusammenarbeit!

unfair The Winner takes it all

Charles Lindberghs Transatlantikflug mit der „Spirit of St. Louis“ am 20. Mai 1927 ist ein Markstein der Geschichte. Doch haben Sie jemals von Clarence Chamberlin gehört? Der startete 15 Tage später in New York, um nach Berlin zu fliegen. Sein Flugzeug, eine Bellance WB-2, war eine weitaus besser konstruierte Maschine als die „Spirit“, die auch über eine deutlich größere Reichweite verfügte. Mit an Bord war der Besitzer, Charles Levine. Der Flug über den Atlantik verlief problemlos, doch hatte man keine Karten von Mitteleuropa dabei und verflog sich mehrfach, kam aber schließlich mit einem neuen Streckenrekord an. Doch wer in­ teressiert sich schon für die Nummer 2? Bellance WB-2-Maschinen flogen übrigens noch bis in die 1970er-Jahre.

fakt

Frauenanteil in Führungsetagen (2014) Deutschland

29 %

Lettland (EU-Spitzenreiter)

44 %

Ungarn

40 %

Polen

39 %

Litauen

39 %

Zypern (Schlusslicht)

17 %

EU-Durchschnitt

33 %

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

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Wie die Digitalisierung Marktbeziehungen verändert

Von den Zünften bis zu Uber von Christine Klein

// Im Hochmittelalter bildeten sich in vielen Städten Mittelund Westeuropas Vereinigungen von Handwerkern bestimmter Einzelgewerke, die sogenannten Zünfte. Anfangs waren diese Zünfte der einzige Weg, der Macht des regierenden Adels und der Ministranten der Klöster entgegenzutreten, um für die Handwerker mehr Rechte und politischen Einfluss zu erwirken.

Fair für wen? Daraus entstanden zahlreiche Zunftrevolutionen in den Städten des Heiligen Römischen Reichs, mit denen teils sogar politische Macht gewonnen werden konnte. Die Zunftordnungen regelten jeweils Qualität, Arbeitszeiten, Ausbildung, Preise und stellten zudem eine Absicherung der Meisterfamilie her. Bei Tod oder schwerer Krankheit erhielt diese Unterstützung aus der Amtslade. Das Zunftsystem stellte in dieser Zeit eine Fairness her, die zuvor nicht vorhanden war. Durch den Eintritt in die Zunft erkaufte man sich Sicherheit und kontrollierte den Markt durch ein Kartell. Doch diese Begrenzung führte zusehends zu enormen Missständen, denn etwa die Gesellen empfanden diese Ordnung nicht mehr als fair. Ihre Meister entschieden über ihre Entlohnung, Mobilität, Heiraten, und bei nicht Befolgung des Zunftzwangs mussten sie mit Verfolgung rechnen. Auch Innovationen kamen in diesem starren System zum Erliegen. Ganz zu schweigen davon, dass ganze Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen wurden, beispielsweise Juden.

Egalité! Die Französische Revolution 1789 befeuerte neue freiheitliche Gedanken, die auch in der deutschen Gesellschaft Zuspruch bekamen. Die Einführung der Gewerbefreiheit hielt Zug um Zug in den Städten Einzug. 1871 war die Gewerbefreiheit im gesamten deutschen Reich hergestellt. Eine Vielzahl von Innovationen und Erfindungen waren in der Gründerzeit ab 1870 bis 1914 das Resultat. Die Arbeiterbewegung, Gewerkschaften, Krankenkassen und andere Sozialsysteme auf der einen Seite und Arbeitgeberverbände auf der anderen Seite stellten Fairness im Zeitalter der Industrialisierung her. Eine neue zeitgemäße faire Ordnung entstand, die in Industriebetrieben bis heute mit unabhängigen Tarifparteien anzutreffen ist.

Global, digital, fair? Heute gibt es sowohl nationale als auch europäische Reglementierungen für Handwerk, Handel und Industrie, aber auch zunehmend viele neue Beschäftigungszweige, die in keine die-

ser Kategorien passen. Die digitale Wirtschaft, die keine nationalen Grenzen kennt, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Durch die Globalisierung stehen einerseits verschiedene Kulturen mit unterschiedlichem Empfinden von Fairness, als auch unterschiedliche Wirtschaftssysteme und Sozialleistungen in Konkurrenz. Neue Berufe entstehen, die zum Teil im Wettbewerb mit bisherigen Geschäftsfeldern stehen. Die „Shared economy“-Plattform UBER für Fahrdienstleistungen ist nur ein Beispiel unter vielen. Uber ist ein US-amerikanisches Unternehmen, welches die Fahrgäste und Fahrdienstleister über eine Webplattform, mittels mobiler App, zusam­ menbringt. Uber ist derzeit weltweit in 68 Ländern vertreten. In Deutschland ist der Uber-Service in Berlin und München verfügbar – in den USA in zu­ nehmend mehr Städten. Das klassische Taxige­ schäft besteht aus Taxizentralen mit Flottenfahr­ zeugen, angestellten Fahrern, die eine spezielle Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung benötigen. Es existieren Tarifverträge. Seit der Einführung des Mindestlohns wurden die Tarife deutlich angeho­ ben. Damit das Taxigewerbe weiterhin trotz Warte­ zeiten profitabel arbeiten kann, werden in der Pra­ xis Arbeitszeiten oft verlängert. Eine genaue Erfas­ sung ist schwierig. Als UBER-Fahrer kann sich jeder Fahrzeugbesitzer mit normalem Führerschein registrieren. Die Si­ cherheitsanforderungen sowie die Versicherung des Fahrzeugs entsprechen dem eines Privatwa­ gens – Personenschäden sind über einen erwei­ terten Versicherungsschutz durch UBER gedeckt. In der App kann der Fahrer seinen Standort und seine Fahrangebote hinterlegen oder Nachfragen nach Fahrten abrufen und entgegennehmen. Jede Fahrt wird digital aufgezeichnet und bargeldlos abgerechnet, wobei der Fahrer der Plattform Uber einen Anteil abgeben muss.

Fair für den Kunden? Für den Kunden in Metropolen bieten die neuen Plattformen überwiegend Vorteile. Durch Bewertungen des Fahrers wird maximale Transparenz geschaffen, beispielweise Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Hilfsbereitschaft, Fahrweise. Die Bezahlung erfolgt bargeldlos. Durch die App, die zeit- und ortsgenau die


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den müssen durchgeführt werden, was auch zu einem Sicherheitsproblem werden kann. Das Mitführen von Bargeld an sich birgt das Risiko eines Raubs. Auf der anderen Seite steht die Selbstständigkeit mit flexiblen Arbeitszeiten und vollem Risiko von Schäden und Abnutzung am Fahrzeug, allerdings auch der Möglichkeit aus sonst ungenutzten Ressourcen von Zeit und Fahrzeug einen Gewinn zu erzielen. Der selbständige Fahrer muss selbst für Steuern und Sozialversicherungsabgaben aufkommen, Betrug ist aufgrund des digitalen Abrechnungssystems nicht möglich. Kunden können vorausgesucht werden, der Fahrer hat kein Bargeldrisiko.

Neue Regeln für eine neue Zeit Fahrzeuge anzeigt, weiß ein Kunde genau, wann das Fahrzeug kommt. Bei Bestellung über Taxizentralen stehen nicht selten eine Vielzahl von Nummern zur Auswahl. Die Barzahlung kann zu Problemen beim Wechselgeld führen. Schlechte, unfreundliche Fahrer muss man gegebenenfalls in Kauf nehmen. Die genaue Ankunftszeit des Taxis kann nur durch telefonische Absprache erfolgen und nicht mehr aktuell verfolgt werden. Doch kann die gleichzeitige Bewertung der Passagiere durch die Fahrer dazu führen, dass regelmäßig stark alkoholisierte Personen, unter Umständen auch Personen mit Behinderung, Probleme haben, einen Uber-Fahrer zu finden. Fahrten zu nicht rentablen Zielen oder zu ungünstigen Zeiten haben in dem neuen Modell das Nachsehen.

Fair für den Fahrer? Hier steht auf der einen Seite eine Anstellung mit Tarifvertrag und fester Arbeitszeit (egal, ob Fahrten oder Wartezeiten) und ohne eigenes Risiko (z. B. Schaden am Fahrzeug). Sozialversicherungsbeiträge usw. werden vom Unternehmer getragen. Wie genau die Absicherung bei Fahrausfall, z. B. durch Krankheit oder schlichtweg geringes Fahraufkommen gelebt wird, ist nicht einheitlich und nicht immer fair für den Fahrer. Da auch Fahrten ohne Einschalten des Taxameters technisch möglich sind, ist eine genaue Erfassung nicht möglich. Der Fahrer hat die Verpflichtung, jeden Kunden zu transportieren: Auch unrentable Fahrten oder Fahrten mit unmöglichen Kun-

Wie schon in der Geschichte zuvor, als beispielsweise handwerkliche Tätigkeiten durch Manufakturen und später durch industrielle Fertigung ersetzt wurden, steht auch im Beförderungsgewerbe ein riesiger Umbruch an. Es gibt im neuen Modell eine Vielzahl sicherheitsrelevanter und steuerlicher Faktoren zu diskutieren, aber auch der Aspekt der garantierten Verfügbarkeit ist noch nicht zufriedenstellend geklärt. Das klassische Taxigewerbe versucht, mit Gewalt an den alten Strukturen festzuhalten indem staatliche Maßnahmen zur Wettbewerbsbeschränkung eingefordert werden. Die Preise aber auch die „Fairness“ gegenüber Kunden wie Fahrern wird schlussendlich den Kampf zwischen neuem und altem Modell entscheiden. Die Geschichte lehrt uns, nicht an alten Strukturen verhaftet zu bleiben, sondern Innovationen zu fördern und neue Fairness-Regeln zu suchen. Gerade im globalen Rahmen muss Europa mit über Jahrhunderte entwickelten Wertvorstellungen innovativ vorangehen, um auch für die digitale Industrie einen fairen Rahmen für alle Seiten zu schaffen. //



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Für ein spielerisches Miteinander im Nachwuchsfußball

Knall ihn rein – bitte!

von Dirk Seifert, Strategischer Einkäufer Logistik bei Hans Becker und Fußball-Trainer

// Wer kennt nicht diese Szenen? Man steht am Spielfeldrand, und die Zuschauer sind die besseren Trainer bzw. Schiedsrichter. Trainer springen wild gestikulierend wie Pep herum und geben laufend Anweisungen, die Eltern der Nachwuchskicker diskutieren eifrig und rufen bei jeder Gelegenheit den Kindern und Trainern Tipps und Ratschläge zu. Um diesem Dilemma zu entgehen, haben einige Landesfußballverbände, wie z. B. der Bayerische Fußballverband (BFV), das Konzept der Fair-Play-Liga für eine kindgerechte Spielkonzeption im Kinderfußball entwickelt. Ziel ist die Förderung des Spielverständnisses und des Regellernens sowie die Stärkung psychosozialer Kompetenzen der Nachwuchskicker/innen. Dazu dienen drei Regeln:

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Die Fanregel, die einen Abstand aller Zuschauer von ca. 15 m zum Spielfeld anregt, um zu starke Einmischungen, beispielsweise von Eltern, zu unterbinden. ie Trainerregel, die das möglichst sachliche und einD vernehmliche Coaching durch die Trainer in der Coachingzone vorsieht. Die Schiedsrichterregel: das heißt das Spielen der Kinder ohne Schiedsrichter, verbunden mit der Aufgabe, selbst über Foul, Handspiel, Einwurf oder Ecke zu entscheiden.

Als Trainer einer F-Jugend-Mannschaft des TSV Moosach-Hartmannshofen habe ich den Eindruck, dass ein Großteil der Eltern und Trainer den Sinn hinter dieser Neuerung durchaus verstehen. Auch die bisherigen Spiele haben gezeigt, dass die Kinder bei einem Foulspiel auf eine Anweisung der Betreuer warten, ob das Spiel weiterläuft oder etwa mit einem Freistoß fortgesetzt werden soll. Die Grundidee dieser Neuerung finden viele positiv und sie funktioniert besser als erwartet. Jedoch stößt solch ein Vorhaben auch an seine Grenzen, wenn sich Gegner gegenüberstehen, die um den (inoffiziellen) Meistertitel kämpfen. Es wird zwar bei der Fair-Play-Liga kein offizieller Meister gekürt und

keine Tabelle veröffentlicht, nichtsdestotrotz haben die Kinder den Ansporn, am Ende der Runde auf Platz 1 zu stehen. Standardfragen der Kinder wie z. B. „Auf welchem Platz stehen wir?“ oder „Können wir noch Erster werden?“ werden uns Trainern regelmäßig gestellt. Wenn man den Kindern antwortet: „Ihr sollt doch Spaß haben! Spielt doch einfach Fußball!“ lautet die Antwort: „Ja schon, aber wo stehen wir denn jetzt?“ Gedacht ist nach BFV-Vorstellung eine Einigung allein unter den Spielern. Meiner Erfahrung nach ist es allerdings die Ausnahme, dass ein Kind von sich aus ein Foulspiel zugibt. Und wenn, dann nur, wenn eine Mannschaft klar führt; dies haben die bisherigen Partien gezeigt. Bei knappen Spielen von zwei guten Mannschaften sind sich dann häufig nicht mal die Trainer einig. Hier wäre dann doch ein neutraler Schiedsrichter sinnvoll, damit das Spiel nicht zur Diskussionsrunde wird. Positiv und sehr angenehm empfinden es Trainer und Spieler, dass die Zuschauer die Spiele jetzt aus einer ,,gesunden Distanz“ verfolgen und durch fehlende Zurufe weniger Einfluss aufs Spielgeschehen nehmen. Dies funktioniert noch nicht immer, da Vereine das Regelwerk in Turnieren selbst mitbestimmen können. Hier bleibt zu hoffen, dass die Entwicklung weiter gehen wird. Ein Vergleich zwischen Fair-Play-Regeln im Kinderfußball und in der Arbeitswelt mag vielleicht etwas abstrakt anmuten. Eine neue Studie zeigt indes, dass Menschen bereits im Kindesalter einen Sinn für Objektivität und Fairness entwickeln. „Das ist ungerecht“, rufen sie, wenn sie oder andere benachteiligt werden. Durch äußere Einflüsse, auch im Verein, bekommt die Fairness bei Jugendlichen einen anderen Stellenwert. Fair Play wird immer auch durch die Persönlichkeit jedes Einzelnen geprägt und gelebt. Also auf faires Miteinander im Sport, Beruf und Alltag – auch bei uns Großen, die ja Vorbilder sein sollen. //


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Genuss

DENKRAUM Frühjahr 2016

Pralinen, Trüffel, Cremes…? Am liebsten ein Stück Schokolade! von Anja Rössel

// Eigentlich mache ich mir gar nicht viel aus Süßem. All die Desserts, Cremes und Pralinen dieser Welt sind mir herzlich egal, und die Fachsimpelei über den angeblich besten Gang ­eines Menüs vermochte ich nie so recht nachzuvollziehen. Meine Familie konnte die Schokoladenreserven nach Weihnachten und Ostern immer in Ruhe ohne mich vertilgen, sie waren ihnen ohne Entsagung gegönnt. Doch seit dem letzten Weihnachtsfest habe nun auch ich Gefallen an Schokolade und Kakao gefunden. Denn unterm Christbaum fand ich ein Päckchen mit einer feinen Auswahl handgemachter Schokoladen und Kakaobohnen von Choco del Sol, einer kleinen Schokoladenmanufaktur aus Sachsen. Allgemein glaubt man ja, dass die Geschmäcker verschieden sind. Dem will ich überhaupt nicht widersprechen. Aber diese Schokolade sollten Sie einfach einmal probieren. Nicht nur, dass Sie ganz sicher mindestens eine der verschiedenen Sorten mögen werden – nein, Sie unterstützen damit auch noch eine faire Herstellung. Denn was für die beiden Gründer mit einer Radtour um die Welt begann, endete in einem gemeinsamen Projekt mit den Kakaobauern in Belize, mitten im Maya-Land auf der Halbinsel Yucatan. Denn dort machten die Globetrotter eine wunderbare Entdeckung: Eine verführerische leuchtende Frucht, die die Welt komplett verändert hat – Cocoa. Seitdem wird mitten in Sachsen Kakao aus Belize verarbeitet und zu leckeren Schokoladensorten verfeinert. Das Augenmerk liegt dabei immer darauf, dass die Erträge aus dem Anbau direkt den Kakaobauern zugutekommen. Dabei werden die Biobauern im südlichen Belize bei der gesamten Kakaoproduktion unterstützt, um ihnen eine langfristige Zukunft zu ermöglichen. Dies bedeutet auch eine bessere medizinische Versorgung sowie Schulbildung für die Bauern und deren Familien. Der Vertrieb der Choco del Sol-Schokolade erfolgt über einen kleinen Laden, ausgesuchte Händler und natürlich über den Webshop unter www.chocodelsol.com. Und sollten Sie tatsächlich überhaupt keine Schoko‑ lade mögen, dann wären doch die Kakaobohnensplit­ter etwas für Sie – das Superfood der Maya. Ich habe immer eine kleine Ration davon im Schreibtisch – als Nervennahrung der besonderen Art! //

Schokolade: Von der Götterspeise zur süßen Sünde Xocolatl nannten die Azteken ein mit kaltem Was­ ser vermischtes Kakaogetränk. Es galt als berau­ schendes Lebensmittel und war damit für Frauen und Kinder ungeeignet. Für die Maya war die Ka­ kaopflanze göttlichen Ursprungs. Der Kakaogott Ek Chuah wurde alljährlich mit einem großen Fest gefeiert. Die Maya-Herrscher wurden häufig mit Töpfen voller Schokolade beerdigt. Christoph Kolumbus brachte die ersten Kakaobohnen nach Europa, doch erst mit Hernan Cortez wurde der Kakao in der alten Welt heimisch. Am spanischen Hof wurde 1544 erstmals Schokolade getrunken, erst gut hundert Jahre später öffnete das erste Schokoladencafé in London. Kakao und Schoko­ lade wurden als Lebensmittel, aber auch als Me­ dizin erkannt. Sie galten als kräftigend, leicht ver­ daulich und als Aphrodisiakum. In der Dresdener Schokoladenfabrik von Jordan & Timaeus wurde 1839 die erste Milchschokolade produziert. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden in der Schweiz eine Reihe namhafter Schokoladenfabriken gegrün­ det, darunter Cailler, Suchard, Lindt, Tobler und Sprüngli. Heute werden in Deutschland jährlich pro Person 8,69 Kilo Schokolade verzehrt.


Was mit dem Abenteuer einer Rad­ tour rund um die Welt begann, wurde zu ­einem transatlantischen Bündnis, um mehr Gerechtigkeit für die Kakao­ bauern in Mexiko zu schaffen. Wichtigste Zutat für die Hersteller der verführerischen Schokoladen­genüsse: Fairness geht vor!


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DENKRAUM Frühjahr 2016

Vorschau

Impressum

In der nächsten DENKRAUM Ausgabe lesen Sie:

Herausgeber: Hans Becker GmbH Keltenring 11 82041 Oberhaching Tel. +49 (0)89 / 66 65 83-0 info@hansbeckergmbh.de www.hansbeckergmbh.de

Zeitue–Luxus? der ne

Chefredaktion: Anja Rössel Tel. +49 (0)89 / 66 65 83-26 a.roessel@hansbeckergmbh.de Autoren dieser Ausgabe: Christian Aigner, Christine Klein, Herbert Lechner, Anja Rössel, Dirk Seifert, Reinhard K. Sprenger, Florian Steinkohl, Franz Tram­berger, Ines Zorn

Wenn das Unendliche plötzlich knapp wird: Gewinn und Gefahr: Zeitmanagement Wie gehen verschiedene Kulturen mit der Zeit um? Warum haben wir im Berufsleben immer weniger Zeit zum Arbeiten? Warum eine Auszeit des Arbeitnehmers ein Gewinn für das Unternehmen sein kann … Vergeht die Zeit heute wirklich schneller als früher? Ausgabe 3 des UM ga Ma zins DENKRA im t erschein Oktober 2016

Porträt Die Hans Becker GmbH Als inhabergeführtes Unternehmen hat sich Hans Becker seit über 20 Jahren auf die Op­ timierung des strategischen indirekten Einkaufs sowie aller damit verbundenen Prozesse spezialisiert. Seit 1992 beobachtet Hans Becker die rele­ vanten Märkte und verfügt über fundierte Erfahrungen in Industrie, Handel, Banken, Versicherungen und vielen anderen Branchen. Über 400 Klienten konnten bereits von dem Spezialwissen der Hans Becker-Experten ­profitieren und dadurch ihre Kosteneffizienz steigern. Methoden- und Umsetzungskompetenz sind bis heute ein Markenzeichen von Hans Becker.

Neben der Durchführung von reinen Kostensenkungsprojekten bzw. strategischen Optimierungsprojekten in einem klar definierten Zeitrahmen übernimmt Hans Becker für die Auftraggeber den kompletten oder auch teilweisen strategischen Einkauf von Gütern und Dienstleistungen. Hierzu gehören auch das Coaching von Einkaufs-Mitarbeitern sowie die nachhaltige und langfristige Qualitätskon­ trolle in den untersuchten Bereichen. Verschiedene Online-Angebote runden das Portfolio ab und unterstützen die Klienten punktuell.

HANS BECKER Effizient Einkaufen

Gestaltung: Freie Kreatur, Ebersberg Petra Winkelmeier, Andreas Mitterer www.freiekreatur.de Druck: Kessler Druck + Medien GmbH & Co. KG, Bobingen

Bildnachweis: Titel: ©Romolo Tavani/Fotolia.de; ­­ S. 2: ©Edgar Müller; S. 3: ©Hans Becker GmbH; S. 4: ©ffly/Fotolia.de, ©Michael Schrenk, ©fairphone, ©aleutie/Fotolia.de, ©Choco del Sol; S. 6/7: ©Getty Images; S. 8: ©Hans Becker GmbH; S. 11–13: ©aleutie/Fotolia.de (3); S. 14–17: ©Manomama/Sina Trinkwalder (2), ©Michael Schrenk, ©Fidels/Fotolia.de (2); S. 18/19: ©Freie Kreatur, ©Reinhard Sprenger; S. 20–23: ©fairphone (6); S. 24/25: ©Freie Kreatur, ©Arcady/ Fotolia.de; S. 26/27: ©indogolotos/ Fotolia.de (2); S. 29: ©fotografhamburg.de; S. 30: ©Africa Studio/ Fotolia.de, ©snyGGG/Fotolia.de; S. 31: ©timy/Fotolia.de, ©Thorsten Schmitt/Fotolia.de; S. 33: ©chalabala/Fotolia.de; S. 34: ©Robert Hainer/Fotolia.de; S. 36/37: ©spline_x/Fotolia.de, ©Grafvision/Fotolia.de; ©Choco del Sol (2); S. 39: ©mirexon/Fotolia.de; S. 40: ©Freie Kreatur Erscheinungsweise: halbjährlich Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit nicht gehaftet werden. Nachdruck und Verwendung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion.


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