KLASSE DA S M AG A Z I N F Ăœ R S C H U L E I N S AC H S E N
Schule 4.0
Lernen im digitalen Zeitalter
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BILDUNGSNEWS
Lernzieldifferenter Unterricht – aber wie? Ab August 2018 gelten die neuen Regeln für das gemeinsame Lernen von Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf. Aber nicht immer muss für jeden Schüler mit Förderbedarf der Unterricht individuell geplant werden. TEXT: BIANCA SCHULZ
Das gemeinsame Lernen von Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf fordert von den Lehrerinnen und Lehrern besondere Vorbereitung. Aber wie kann lernzieldifferenter Unterricht gestaltet werden? Ab August 2018 bekommt der lernzieldifferente Unterricht eine besondere Bedeutung. Denn dann treten Regelungen des neuen Schulgesetzes in Kraft, mit denen die rechtlichen Möglichkeiten des gemeinsamen Lernens aller Schüler erweitert werden.
elles Lernangebot zu planen. Der erste Schritt sollte sein, eine Lernumgebung zu schaffen, in der alle Schüler gut lernen können. Dabei sollten die allgemeinen und förderspezifischen didaktischen Prinzipien berücksichtigt werden.
BEISPIELE FÜR DEN UNTERRICHT Für die konkrete Unterrichtsgestaltung stellt das LaSuB Planungsbeispiele zur Verfügung, die auf die spezifischen
DER ERSTE SCHRITT: EINE GUTE LERNUMGEBUNG FÜR ALLE SCHÜLER. Um die Lehrerinnen und Lehrer in der Praxis zu unterstützen, hat das Sächsische Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) gemeinsam mit Lehrkräften Materialien erarbeitet, die für die Planung von lernzieldifferentem Unterricht eingesetzt werden können.
Bedürfnisse von Schülern im Förderschwerpunkt Lernen eingehen. Die Materialien bilden exemplarisch ab, wie ein lernzieldifferenter Unterricht aussehen könnte, der Angebote für Schüler mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Lernständen unterbreitet.
Durch einen Vergleich der verschiedenen Lehrpläne (Grund-, Oberschule und Schule zur Lernförderung) kam zutage, dass es nicht immer notwendig sein muss, für jeden Schüler ein individu-
Die Beispiele bieten auch Anregungen für die Auswahl von Lernzielen und Inhalten aus den Lehrplänen sowie für die Planung der Lernwege, Materialien und Aufgaben. Daneben werden konkrete
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Beschreibungen einzelner Unterrichtseinheiten und -stunden angeboten.
LEITFADEN UND LEHRPLANSYNOPSEN VERFÜGBAR Ergänzend wird ein Leitfaden »Binnendifferenzierung und lernzieldifferenter Unterricht« zur Verfügung gestellt. Dieser beinhaltet zum einen theoretische Grundlagen und Begriffe. Weiterhin erhalten die Lehrkräfte Hinweise zur Planung und Organisation des gemeinsamen Unterrichts. Auch zur Leistungsermittlung und -bewertung werden Hinweise gegeben. Um die Unterrichtsplanung einfacher zu gestalten, werden Lehrplansynopsen für ausgewählte Klassenstufen und Fächer für die Grund- bzw. Oberschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen angeboten.
Alle Materialien sind in der Lehrplandatenbank www.schule. sachsen.de/lpdb/ unter der Rubrik „Übergreifende Materialien“ unter dem Stichpunkt „Lernzieldifferenter Unterricht – Förderschwerpunkt Lernen“ abrufbar.
E D I TO R I A L /I N H A LT
Liebe Leserinnen und Leser, oft wird vom »Digitalen Zeitalter« gesprochen, in dem wir heute leben. Ohne Zweifel dringen die Digitalisierung und moderne Medien stetig weiter in unseren Alltag vor. Schule darf nicht am Lebensalltag der Schüler vorbei gehen und sich dieser Entwicklung entziehen. Ende vergangenen Jahres hat das Sächsische Staatsministerium für Kultus die Konzeption »Medienbildung und Digitalisierung in der Schule« vorgelegt und Ziele für die Umsetzung festgelegt. Kultusminister Christian Piwarz sprach im Interview mit Peter Stawowy über »Schule 4.0« in Sachsen, die damit verbundenen Herausforderungen – und über das Vertrauen in Medien. In unserem Titelthema (S. 6) stellen wir vier sächsische Schulen vor, die auf unterschiedliche Weise Vorreiter im Bereich der Medienbildung und Digitalisierung sind. Der Tenor ist dennoch überall derselbe: Es kommt auf ein gesundes Maß der Mediennutzung an. So begibt sich auch die KLASSE in der
Inhalt Meldungen – Seite 4 Aus Lehrersicht – Seite 5
Ulrike Brockhaus, Matthias Claus und Isabella Liebing sind das Klimaschulteam des Gymnasiums Mittweida.
Titelgeschichte – Seite 6
Ein wichtiger Baustein für erfolgreiche digitale Schule: Lehrer, die Lust darauf haben!
Ein Tag in Bildern – Seite 10
Auslandsschuldienst – was steckt dahinter? Drei Kollegen erzählen aus Argentinien, Bulgarien und Georgien.
Rubrik »Recht & Ordnung« auf Seite 14 auf die Suche nach dem richtigen Maß zwischen Handytabu und Smartphones im Dauereinsatz. Die Digitalisierung an den sächsischen Schulen ist auch für den neuen Landesschülersprecher Noah Wehn ein wichtiges Thema. Welche Ziele er außerdem verfolgt, erzählte er der KLASSE – nachzulesen auf Seite 11. Bei allen Möglichkeiten wird die Digitalisierung jedoch nie die Erfahrungen eines persönlichen Austausches ersetzen können – wie etwa bei einem Schulaustausch. Aber nicht nur Schüler können Auslandserfahrungen sammeln. Auch Lehrer nutzen die Möglichkeiten eines Austausches und lehren an Schulen im Ausland. Drei haben uns von ihren Eindrücken erzählt (S.10). Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen Ihre KLASSE-Redaktion
11 Aus Schülersicht – Seite 11
Vorgestellt: der neue Landesschülersprecher Noah Wehn.
Interview: Christian Piwarz – 12
Sachsens neuer Kultusminister über Medienbildung als Schlüsselqualifikation.
Recht und Ordnung – Seite 14 Handyverbot an Schulen – ja oder nein?
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Der KLASSE-Fragebogen – Seite 15
Simone Bohne, Trägerin des Sächsischen Bürgerpreises 2017.
Impressum – Seite 4
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MELDUNGEN
E Informatik wird gestärkt Ab dem Schuljahr 2018/19 wird Informatik in den Klassenstufen 9 und 10 ein eigenständiges Unterrichtsfach an den allgemeinbildenden Gymnasien. Damit wird das Ziel der Konzeption »Medienbildung und Digitalisierung in der Schule« umgesetzt, die informatische Bildung der Sekundarstufe I durchgängig ab der Primarstufe zu vermitteln. Bisher wurden die Inhalte im Rahmen des naturwissenschaftlichen, gesellschaftswissenschaftlichen, sportlichen und künstlerischen Profils in den Klassen 9 und 10 integrativ unterrichtet. Deshalb wird in diesen Klassenstufen der Profilunterricht von bisher drei auf zwei Wochenstunden reduziert und Informatik mit einer Wochenstunde eingerichtet. Auch Schüler, die eine dritte Fremdsprache erlernen, haben demnach künftig Informatikunterricht. Diese Schüler haben deshalb in den Klassenstufen 9 und 10 je eine Wochenstunde mehr. Gymnasiasten, die derzeit in die 7., 8. oder 9. Klasse gehen und das sprachliche Profil bereits gewählt haben, können durch eine Übergangsregelung entscheiden, ob sie Informatik belegen wollen.
SMK
Sächsisches Staatsministerium für Kultus
SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR KULTUR
Seit Anfang Februar 2018 ist das Sächsische Kultusministerium mit einer offiziellen Seite auf Facebook vertreten. Alle Nachrichten und Wissenswertes rund um die Themen Bildung, Kita und Schule, Ausbildung und Lehrer werden nun auch in dem sozialen Netzwerk Facebook veröffentlicht. Gleichzeitig wurde somit eine neue Plattform für Fragen und Dialoge eingerichtet. Noch nicht abonniert? Dann »Sächsisches Staatsministerium für Kultus« auf Facebook suchen und auf „Gefällt mir“ klicken! Der Twitter-Kanal und der Blog des Kultusministeriums werden daneben wie gewohnt weitergeführt. Das Kultusministerium twittert unter @Bildung_Sachsen. Der Blog ist unter www.bildung.sachsen.de/blog/ zu erreichen. Übrigens: Alle Videos gibt es auch auf dem YouTube-Kanal »SMKsachsen«.
An den Oberschulen in Sachsen wird Informatik bereits durchgehend von der 7. bis zur 10. Klasse unterrichtet. Daher wird es hier zum neuen Schuljahr keine Änderungen geben.
E Polizeidino Poldi wird zum Video-Star Seit 24 Jahren ist er im Dienst der sächsischen Polizei: Poldi, der Dinosaurier mit Diensthemd und Schirmmütze. Seither sind mehrere Generationen in Sachsen mit ihm groß geworden. Ursprünglich als Sympathiefigur konzipiert, kam der Dino schnell in der Präventionsarbeit der Polizei bei Vor- und Grundschülern zum Einsatz. Themen wie das sichere Verhalten im Straßenverkehr oder das friedliche Beilegen von Konflikten wurden altersgerecht und mit viel Spaß vermittelt. Nun soll Poldi mit der Zeit gehen: »Unsere Kinder nutzen in den letzten Jahren zunehmend digitale Medien«, erklärt Ralf Richter, Leiter des Sachgebiets Kinder- und jugendorientierte Prävention im Landeskriminalamt. Sein Expertenteam hat daher gemeinsam mit dem Sächsischen Innenministerium die Idee entwickelt, Poldis Präventionsbotschaften künftig verstärkt durch Online-Videos und Hörbücher zu vermitteln. Seit Jahresende 2017 laufen die Dreharbeiten. Zum Schuljahresbeginn 2018/19 sollen Kindertagesstätten und Grundschulen die ersten Arbeitsmaterialien nutzen können.
IMPRESSUM Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium für Kultus (SMK), Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden |
Redaktion: Bianca Schulz (V. i. S. d. P. ) | Telefon: (0351)564 25 16 | E-Mail: klasse @smk.sachsen.de | Twitter: www.twitter.com/bildung_sachsen; STAWOWY, Kommunikation, Medien, Politik | Mitarbeit in dieser Ausgabe: Peter Stawowy, Annett Groh, Beate Diederichs, Ben Kutz, Carolin Wilms, Jonathan Fasel | Fotos: Benjamin Jenak, Anja Jungnickel, Wolfgang Schmidt, SMI, fotolia: contrastwerkstatt, PR | Grafik: Fotolia: Sentavio/ SarawutSt/ nanuvision/ Aurielaki | Gestaltung: STAWOWY: Ali Arab Purian, Basti Tóth | Auflage: 40.000 Exemplare | Druck: Druckerei Vetters GmbH & Co.KG | Verteilerhinweis: Die Informationsschrift wird von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden.
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AUS LEHRERSICHT
Kleine Schritte zum großen Klimaziel Die Lehrer Ulrike Brockhaus und Matthias Claus bilden zusammen mit der Schülerin Isabella Liebing das Klimaschulteam des Gymnasiums Mittweida. Gemeinsam mit der AG »Biologie und Umwelt« koordinieren sie alle Maßnahmen, die das Gymnasium zur Klimaschule machen. TEXT: BEATE DIEDERICHS; FOTO: WOLFGANG SCHMIDT
Ulrike Brockhaus zeigt stolz den »Klimapass«, den jeder Schüler des Gymnasiums Mittweida erhält: Hier wird eingetragen, inwiefern man klimafreundlich aktiv war. Die erhaltenen Punkte werden später an einer Schautafel angezeigt. Der Klimapass-Wettbewerb ist nur eines von zahlreichen Projekten. Das Schulprofil der Klimaschule hat das Gymnasium erst seit einem reichlichen Jahr. Da startete der Modellversuch für insgesamt zehn Klimaschulen in Sachsen. Die AG am Mittweidaer Gymnasium gibt es schon länger. Da war es nur logisch, dass man sich für den Modellversuch bewarb und den vielen Maßnahmen, die hier bereits existierten, einen offiziellen Rahmen gab. Schülerin Isabella Liebing, Leiterin der Umwelt-AG, faltet das braune Papier einer fair gehandelten Schokoladensorte auseinander. »Jede Tafel trägt einen Code«, sagt sie und zeigt auf eine Stelle auf der Rückseite. »Wenn man drei dieser Codes auf der Internetseite des Herstellers eingibt, wird in Südamerika ein Baum gepflanzt. So belohnt die Schokolade ihre Käufer doppelt.« Kein Wunder, dass diese Schokolade bei den Treffen der AG die Teilnehmer regelmäßig motiviert. Die vier Mitglieder der Umwelt-AG, die heute anwesend sind, Maike, Hannes, Kurt und Ken, haben verstanden, wie das funktioniert: Sie fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln, trennen Müll, achten auf die Herkunft ihrer Lebensmittel. »Der Zustand der Umwelt wird noch
schlimmer werden als jetzt, wenn wir Menschen nichts tun«, sagt die Zehntklässlerin Maike Lehmann. Ken Mertens, Klasse elf, kann als Schülersprecher auch über den Schülerrat auch die anderen Mädchen und Jungen motivieren. »Wir gehen hier viele kleine Schritte«, meint der Siebzehnjährige. »Doch sie führen zum großen Ganzen, zum Klimaschutz.« Bei dem Klimapass-Wettbewerb schneiden die jüngeren Klassen meist erfolgreicher ab. »Wir müssen uns überlegen, wie wir die Älteren besser erreichen«, kommentiert Ken Mertens. Möglichkeiten, sich einzubringen, bietet die Schule genug: Bald sollen Beete rund um das Gebäude entstehen. Altpapier wird gesammelt. Aus einseitig bedruckten Kopien werden Notizblöcke gebunden. Plaste-Kaffeebecher werden an der Schule nicht benutzt. Im Profilunterricht kann man lernen, wie der Kohlendioxid-Fußabdruck errechnet wird. Im Sommer ist ein Lauf geplant, der dem Urwald zugute kommen soll – dazu sollen auch Grundschüler eingeladen werden. Bei dem großen Engagement der AG-Mitglieder fällt die Anwesenheit der beiden betreuenden Lehrer, Ulrike Brockhaus und Matthias Claus, kaum noch auf. Stolz beobachten sie, wie die Schüler berichten. Tatsächlich sind sie es, die im Hintergrund immer wieder Wege ebnen. Das Beispiel Mittweida zeigt: Der gemeinsame Einsatz wirkt – nicht nur auf das Klima allgemein, sondern vor allem auf das Schulklima.
Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) Bildung ermutigt Kinder und Erwachsene, sich mit allen Fragen des Zusammenlebens auseinanderzusetzen, befähigt sie zu zukunftsfähigem Denken und weckt ihre Bereitschaft zu nachhaltigem Handeln. Wie beeinflussen meine Entscheidungen Menschen nachfolgender Generationen oder in anderen Erdteilen? Welche Auswirkungen haben beispielsweise das Fortbewegungsmittel, das ich nutze oder die Energie, die ich verbrauche? Welche globalen Mechanismen führen zu Konflikten und Flucht? Um die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Zusammenhänge zu erkennen und so Antworten zu finden, braucht es eine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Diesem Impuls des UNESCO-Weltaktionsprogramms von 2015 hat sich auch der Freistaat verpflichtet. Zahlreiche Bildungsangebote, Veranstaltungen sowie Unterrichtsmaterialien zur BNE in Sachsen gibt es im Portal unter www.bne-sachsen.de. Um eine der BNE verpflichtete Schulentwicklung zu schaffen und zu erproben, initiierten das Sächsische Umweltministerium und das Kultusministerium den Modellversuch „Klimaschulen in Sachsen“. Informationen unter: www.umwelt.sachsen.de/umwelt/ klima/40877.htm
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WLAN, Werte und Verantwortung Tablets, Touchscreens und die Cloud: An Sachsens Schulen werden neue Medien immer wichtiger. Einige Einrichtungen preschen dabei voraus. Ein wichtiger Baustein für erfolgreiche digitale Schule: Lehrer, die Lust darauf haben. TEXT: JONATHAN FASEL; FOTOS:BENJAMIN JENAK, SCULTETUS-OBERSCHULE GÖRLITZ
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»Was macht digitale Schule aus?« GÖRLITZ »Da oben hing mal der Fernseher«, sagt Thomas von Brezinki und zeigt in die Ecke des Klassenraums. Die Wandhalterung ist kaum noch zu sehen, denn davor thront ein Bildschirm von der Dimension einer klassischen Schultafel. Seit Ende 2016 sind ausnahmslos alle Klassenräume der Görlitzer ScultetusOberschule mit berührungsempfindlichen, hochauflösenden Tafeln, WLAN und weiteren medialen Hilfsmitteln ausgestattet. Zudem stehen ein PCRaum mit 28 Plätzen, zwei Räume mit 16 Arbeitsplätzen und 48 Tablets für die tägliche Arbeit zu Verfügung. Die digitale Strategie ist kein Zufall, denn Schulleiter Frank Dörfer ist Informatiker. Die Begeisterung des Rektors fiel auf fruchtbaren Boden. »Das Kollegium hat sich lange mit dem Thema digitale Medien im Unterricht auseinandergesetzt«, sagt Dörfer. »Das, was wir heute aufgebaut haben, ist ein Stück gemeinsamer Entwicklung.« Der Weg dorthin war nicht einfach. Neben den Fragen, welche Anforderungen an Lehrer gestellt werden und welche technischen Voraussetzungen notwendig sind, galt es auch, die technischen Details zu klären, Investitionen im Haushalt der Stadt zu beantragen und eine gemeinsame Fortbildung zu organisieren. Dabei fiel besonders ins Gewicht, dass die Scultetus-Oberschule eine integrative Schule ist. Kinder mit Handicap nehmen gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung am Unterricht teil. Oft sind hierzu spezielle Schülerarbeitsplätze erforderlich – etwa Tische für Rollstuhlfahrer. Deswegen wird nach dem Klassenraumprinzip unterrichtet: Jede Klasse bleibt, bis auf den Unterricht in den Fachkabinetten, im Klassenraum. Alle Unterrichtsräume mussten gleichzeitig mit gleichen Geräten ausgestattet
werden. Lern- und Lehrmethoden müssen flexibel und individuell zugeschnitten sein. Thomas von Brezinski, der seine Lehrerkollegen im Umgang mit der neuen Technik schult, stellt fest: »Ich habe durch die neuen Mittel zwar mehr Vorbereitungsaufwand, dann aber auch mehr Zeit im Unterricht, auf die einzelnen Schüler einzugehen.« Die Stadt Görlitz – seit 20 Jahren Vorreiter in Sachen IT-Infrastruktur – sorgt dabei für Glasfaseranschluss und Datensicherheit. Alle sensiblen Informationen liegen im städtischen Intranet. »Wir sind außerdem dabei, Microsoft Office 365 für Schulen einzuführen«, sagt Frank Dörfer, »denn in der Wirtschaft ist Office Standard.« Der Vorteil für Schüler: Sie dürfen die Software am heimischen PC und anderen Endgeräten kostenlos nutzen. Zudem können sie ihre Daten in der Business-Cloud speichern, die die schulischen Datenschutzanforderungen erfüllt. Aufgaben wie Referate können so auf verschiedenen Geräten erstellt und abgerufen werden.
– gleich mehrere Anbieter drängen auf den Markt. Die staatliche Plattform LernSax ist der Standard in vielen Schulen des Freistaates, um Kommunikation, Lernen, Interaktion mit den Schülern, Klassenchats oder Aufgaben per Internet zu organisieren. Der klare Vorteil: Datenschutzrechtlich sind Schulen abgesichert, da die Plattform vom Kultusministerium geprüft und angeboten wird. Ergänzt wird sie von MeSax, einer Medienplattform, auf der Filme und Arbeitsblätter zur Verfügung stehen – auch hier mit minimalem Aufwand, weil Lizenzfragen geklärt sind. Eigentlich waren Jost und sein Kollegium neugierig geworden, als es mit dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) im Herbst 2016 zu einer ersten Zusammenkunft zu ihren Plänen einer Schulcloud gekommen war. Doch dann stellte sich die Frage: Wo sind die Vorteile gegenüber LernSax?
LEIPZIG
Denn erst wenige Monate zuvor hatte das Kollegium angefangen, vertieft mit LernSax zu arbeiten. Da wäre ein weiterer Wechsel nur schwer zu vermitteln gewesen. Und tatsächlich nutzen Schüler und Lehrer die Plattform intensiv: etwa zur Ressourcenverwaltung für Räume, die Aula oder den Computerraum. »Auch bereiten wir damit den fächerübergreifenden Unterricht vor und stimmen uns innerhalb der Fachbereiche ab«, sagt Jost. »Das ist vor allem dann hilfreich, wenn ein Kollege mal krank ist, weil die Vertretung auf fertige Materialien zurückgreifen kann.«
Welche Cloud wird’s denn nun? Steffen Jost, Schulleiter des Ostwald-Gymnasiums in Leipzig, hat sich intensiv mit der Frage beschäftigt. Tatsächlich gibt es neben dem Angebot des Sächsischen Kultusministeriums, LernSax und MeSax, eine breite Palette von Alternativen für schulische Institutionen
Die Lösung des HPI, übrigens in Kooperation mit dem Bundesbildungsministerium entwickelt, steht in direkter Konkurrenz zu LernSax. »Bei der Schulcloud des HPI stehen einige weitgreifende Ideen im Raum, die aber bisher noch nicht so weit sind«, erklärt Jost. »Wir beobachten die Entwicklung
Die Technik ist kein Selbstzweck, sondern soll das Lernen an sich verbessern, sagt Frank Dörfer. »Wir müssen uns schon fragen, ob die großen Investitionen gerechtfertigt sind. Wenn es gelingt, Stoff anschaulicher zu vermitteln, die Freude bei der Aneignung von Unterrichtsinhalten und darüber hinaus zu erhalten und Medien kompetent zu nutzen, sollten sich die Leistungen der Schüler positiv entwickeln.«
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Am Gymnasium Pieschen geht es auch um die Frage: Was ist ein gesundes Maß im Umgang mit digitalen Inhalten?
wohlwollend, und wenn es attraktiv erscheint, dann prüfen wir es noch einmal.«
KLINGENTHAL Im Herbst 2016 fiel am Gymnasium Klingenthal der Startschuss ins digitale Unterrichtszeitalter: In den Stufen zehn und elf wurden Tablets für alle Schüler ausgeteilt. Ein Jahr später sind bereits die Stufen neun bis zwölf allesamt mit Geräten ausgestattet. »Eine außergewöhnliche Zusammenarbeit«, nennt Informatiklehrer und Projektkoordinator Steffen Wahl die Kooperation, die der Schule binnen weniger Monate einen Digitalisierungsschub gebracht hat. Urheber ist ein Großunternehmen mit Sitz in der Region und weltweit 1000 Mitarbeitern. Deren Chef kam auf den Schulleiter zu: »Lasst uns gemeinsam etwas tun.« Dann ging alles recht schnell: »Der IT-Leiter der Firma fragte mich: 8
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Was wünschst du dir?«, erzählt Wahl. Er musste daraufhin viele Gedanken wälzen: Was macht digitale Schule aus? Was brauchen Schüler und Lehrer, um digital zu arbeiten? Wie muss ein interaktives Klassenzimmer aussehen? »Die gesamte IT-Infrastruktur einer Schule von Grund auf zu planen und zu durchdenken – das war schon eine Herausforderung.« An dieser Stelle kam das Kollegium ins Spiel. »Wir haben die Lehrkräfte gefragt: Wer möchte denn gerne mitmachen? Welche Inhalte könnt ihr euch vorstellen?«, sagt Wahl. Denn wenn neue Medien im Unterricht ernsthaft eingesetzt werden sollen, dürfen sie dem Kollegium nicht übergestülpt werden. Gemeinsam mit 14 Lehrern erarbeitete Wahl also die Anforderungen und das Konzept zum Einsatz von Multimedia, Tablets und interaktiven Tafeln. »Es waren Lehrer allen Alters mit dabei.
Dass wir es gemeinsam erarbeitet haben, war extrem wichtig.« Auch die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Schule funktionierte hier sehr gut – trotz kultureller Unterschiede. »Unternehmen sind handfester im Umgang und schneller in der Umsetzung. Das war sehr ungewohnt«, berichtet Wahl. »Beide Seiten mussten lernen, dass öffentliche Einrichtungen und Unternehmen anders ticken – Schule ist beständiger und vielleicht auch manchmal etwas behäbiger.«
DRESDEN Dass es manchmal etwas länger dauert, weiß auch Kerstin Ines Müller. »Heute sind unsere WLAN-Access-Points endlich angekommen«, sagt Müller und lässt sich in den Stuhl fallen. Die Schulleiterin des 2017 neu gegründeten Gymnasiums im Dresdner Stadtteil Pieschen freut sich über jeden klei-
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»Jeder Lehrer sollte ein Grundinteresse an neuen Medien haben.« nen Fortschritt. Davon gibt es in ihrer Funktion derzeit viele: Jährlich fangen neue Klassenstufen an, das Kollegium wächst und wächst, zwei Umzüge und schlussendlich ein brandneuer Campus stehen noch bevor. Noch beherbergt die 147. Grundschule die drei fünften Klassen des Gymnasiums. Die Schulleiterin hat jedoch einen klaren Plan für ihre Schule, die in den kommenden Jahren auf rund 1000 Schüler anwachsen soll. »Schule muss gesellschaftliche Entwicklungsprozesse beobachten und darauf reagieren«, sagt sie. »Digitalkompetenz ist extrem wichtig – und deutsche Schüler sind im internationalen Vergleich eher hintendran.« Nicht zuletzt aufgrund der dürftigen IT-Infrastruktur in Schulen: »Es mangelt eher an der Ausstattung als am Willen der Lehrkräfte«, stellt sie fest. Das soll in Dresden anders laufen. Denn im kompletten Neuaufbau eines Gymnasiums liegen großen Chancen. »Wir setzen von Anfang an zwei Schwerpunkte: Medienbildung und Informatik verbunden mit Wertevermittlung«, sagt Müller. »Jeder Lehrer, der hier anfängt, muss deswegen ein Grundinteresse an
den Möglichkeiten der neuen Medien haben.« Neben den Fächern T/C – Technik & Computer – und Informatik finden in den Klassenstufen 5 bis 7 Projekttage und thematische Elternabende mit Unterstützung des Verbandes Bitkom statt. Ab Klasse acht können sich die Schüler für das M-IT-Profil entscheiden, um ein Abitur im Leistungskurs Informatik vorzubereiten. Das Curriculum ist noch im Aufbau. Müller hat eine Kooperation zwischen der Schule und der TU Dresden initiiert, bei dem Dozenten der TU in den Unterricht kommen und Schüler an Kursen der Uni teilnehmen können. Von Verboten bei der Medienerziehung hält Müller – wie auch ihre Kollegen aus Görlitz, Leipzig und Klingenthal – nicht viel: »Wir unterstützen Kinder und Eltern dabei, ein gesundes Maß zu finden.« Schließlich sollen die Kinder nicht nächtelang in Online-Spielen versinken und Schulergebnisse und Gesundheit riskieren. »Wir wollen hier nicht alle zu Nerds erziehen«, sagt Müller. Deswegen sind Werte der zweite große Pfeiler der Schule. Dazu gehört ein Er-
lernen des Verhaltens in sozialen Netzwerken genauso wie ein Bewusstsein für Foto-, Film- und Urheberrechte. »Schule kann das Bewusstsein schärfen für gesellschaftliche Verantwortung und Teilhabe«, sagt Müller. Dazu möchte sie das natürliche Interesse der Kinder für Technik nutzen – auch, um soziale Unterschiede zu verringern. Dafür bräuchte es allerdings weitere Unterstützung. »Die Aufgabe der pädagogischen IT-Koordinatoren (PITKo) ist vorrangig die Auswahl von Hard- und Softwarekomponenten unter pädagogischen Gesichtspunkten für den Unterrichtseinsatz«, sagt Müller. »Tatsächlich sind das meist Kollegen, die sich weit über ihr Stundenmaß hinaus engagieren, um die technische Infrastruktur der Schulen zu pflegen.« Eine Aufgabe, die in der Hand des Schulträgers liegt. »Bei unserer geplanten Größe bräuchten wir einen IT-Hausmeister, der zu festgelegten Zeiten vor Ort ist.« Denn der störungsfreie Unterricht ist vom Funktionieren der Technik abhängig. Kerstin Ines Müller appelliert: »Die Kollegen, die als PITKo arbeiten, gehören in die Klasse und nicht in den Serverraum.«
An der Scultetus-Oberschule in Görlitz sind alle Klassenräume mit digitalen Wandtafeln ausgestattet.
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E I N TAG I N B I L D E R N
INS AUSLAND? IMMER WIEDER!
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Gerd Kirchhof, 52, Argentinien
Jörg Kassner, 48, Bulgarien
Angela Schmidt, 58, Georgien
Ich unterrichte an der Goetheschule in Buenos Aires Mathematik in der Sekundarstufe II. Daneben bin ich für pädagogisches Qualitätsmanagement zuständig. Es wird von Auslandsdienstlehrkräften erwartet, dass sie neben dem Unterricht eine solche Funktion übernehmen. Dies bringt zusätzliche Arbeit mit sich. Auch den Unterricht vorzubereiten kann aufwendig sein, denn die Schüler beherrschen das Deutsche unterschiedlich gut. Bürokratische Probleme, das schwülwarme Klima, lange Schultage, das kann schon anstrengend sein. Andererseits entschädigt das gute LehrerSchüler-Verhältnis an unserer Schule für vieles. Sich neu einzuleben, sich seine Position zu erarbeiten, Kontakte zu Kollegen zu knüpfen, das ist fordernd und gleichzeitig schön. Grundsätzlich darf man nicht damit rechnen, dass alles so ist wie zu Hause. Eben dieses Andere ist nämlich das, was einen wirklich bereichert.
Mich beeindruckt stets aufs Neue, wie begeistert viele Menschen im Ausland von Deutschland und der deutschen Sprache sind. Derzeit erlebe ich das bei meinen bulgarischen Schülern und Kollegen. Seit 2013 bin ich in Sofia als Auslandsdienstlehrkraft eingesetzt. Ich arbeite als Fachberater und Koordinator für Deutsch als Fremdsprache. Die Arbeit fordert einen sehr. Doch diese Herausforderung ist auch etwas Schönes. Die Schüler sind unglaublich motiviert und leistungsbereit. Ich bereue meine Entscheidung, ins Ausland zu gehen, überhaupt nicht und würde es immer wieder tun. Um dabei zu bestehen, braucht man gutes Zeitmanagement, Organisationstalent, Offenheit, Neugier und Empathie. Außerdem interkulturelle Kompetenz: dass man die Mentalität seines Gastlandes gut kennt und weiß, wie das Gegenüber tickt. So findet man bei einem Konflikt eine Lösung, bei der sich keiner verbiegen muss.
Für den Auslandsschuldienst habe ich mich beworben, weil ich neue Herausforderungen suchte. Ich arbeite als Fachberaterin für Deutsch in Georgien. Von Tiflis aus berate ich die zwölf georgischen Schulen mit vertiefter Deutschausbildung, führe Fortbildungen durch, leite Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom, koordiniere den Einsatz von deutschen Lehrern. Natürlich unterrichte ich auch selbst. Als Fachberaterin habe ich größere Entscheidungsspielräume, aber auch mehr Verantwortung. Ich habe es nie bereut, nach Georgien zu gehen: Die Menschen sind herzlich, es gibt eine reiche Kultur und faszinierende Landschaften. Ich freue mich, hier leben und arbeiten zu dürfen. Wenn man als Auslandslehrkraft erfolgreich sein will, muss man vor allem offen sein für Neues. Man muss seine Arbeit und sein Einsatzland lieben und fähig sein, sich in andere Menschen hineinzuversetzen.
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AUS SCHÜLERSICHT
Soft Skills mit Biss Der
sechzehnjährige
Noah
Wehn
ist
seit
November 2017 der neue Vorsitzende des Landesschülerrates Sachsen. Er hat viel vor und eine Herzensangelegenheit. TEXT: CAROLIN WILMS, FOTO: ANJA JUNGNICKEL
Er spricht von Prinzipien, Effizienz und eigenen Ansprüchen, an denen er sich messen lassen will. Die nächsten zwei Jahre wird er nicht nur die Oberstufe der Friedrich-Schiller-Schule in Leipzig besuchen und ihr stellvertretender Schulsprecher sein, er will auch auf Landesebene schulpolitische Themen mitgestalten. Schulpolitisch hat Noah schon eine kleine Karriere hingelegt: im vergangenen Jahr war er Abgeordneter im Leipziger Jugendparlament und Stadtschülersprecher. »Man kann nörgeln oder sich für seine Ziele einsetzen«,
»MAN KANN NÖRGELN − ODER
Dass er damit Fakten geschaffen hat, brachte ihm Respekt unter den Mitschülern ein. Seine neue Aufgabe bindet ihn bereits zeitlich in Dresden: dreitägige Klausurtagung, Koordinierungsausschuss, Neujahrsempfang der sächsischen Wirtschaft, Gespräch mit dem Ministerpräsidenten, am nächsten Morgen Geschichtstest, in der Hofpause Pressemitteilung freigeben, nachmittags zum »Tag der offenen Tür« in der Universität Leipzig und am Folgetag Klassenarbeit. »Alle haben gleich viel Zeit«, sagt der Einser-Kandidat. »Man muss Prioritäten setzen.« Und Freizeit bliebe ihm dennoch.
ZIELE EINSETZEN.«
Seit drei Jahren lebt Noah in Leipzig. »Mir war früh klar: Von nichts kommt nichts«, sagt er lächelnd. Er möchte gern Unternehmer werden. Deshalb hat er sich in der Uni auch eine Vorlesung zu »Innovationsmanagement« angehört.
beschreibt Noah seine Einstellung. Erste Erfolge kann er schon vorweisen: Die Hausmeisterwohnung in seiner Schule hat er zu Ruhe- und Arbeitsräumen für die Schüler umfunktionieren lassen.
Mit dem Leipziger Stadtschulrat hat er die Umsetzung der »Schultour« mit begleitet: Noah hat Schulen in Leipzig besucht, sich diese von den Klassensprechern vorstellen lassen und gehört, wo die Probleme liegen. Diese »Arbeit an
SICH FÜR SEINE
der Basis«, wie er sie nennt, liefert ihm Informationen über die Problemfelder. Auf Landesebene hat Noah weitere Ziele. »Ich zähle sie der Reihe nach auf. Das entspricht aber nicht den Prioritäten, die die Themen haben«, schickt er einleitend voraus. Politische Bildung an den Schulen sei ihm ein Anliegen, damit die Schüler nicht nur Schulstoff lernten, sondern auch mündige Staatsbürger würden. Der Landesschülerrat hat dafür an dem Konzept des Staatsministeriums für Kultus mitgewirkt.»Ich bin stolz auf dieses Konzept«, sagt Noah. Er hoffe, es werde schon bald umgesetzt. Auch für Digitalisierung an den Schulen will er sich einsetzen sowie für eine bessere Berufs- und Studienberatung. Sein Herzensthema ist, die neuen Anforderungen an die heutige Wissensgesellschaft im Unterricht umzusetzen, hin zur interaktiven und kompetenzorientierten Vermittlung. Im Deutschunterricht könne man bei Diskussionen nicht nur Deutsch, sondern auch rhetorische Grundfertigkeiten lernen und an seiner Selbstreflexion arbeiten. »Soft skills«, wie Noah sie nennt, die immer wichtiger würden, als Staatsbürger und im Berufsleben. KLASSE
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INTERVIEW
»Schule muss widerspiegeln, was sich in der Gesellschaft abspielt« Kultusminister Christian Piwarz im Gespräch mit der KLASSE-Redaktion zu den Themen Medienbildung, Digitalisierung und Vertrauen in Medien INTERVIEW: PETER STAWOWY, FOTO: BENJAMIN JENAK
E Warum ist Medienbildung im Moment für die sächsische Staatsregierung so ein wichtiges Thema? Minister Christian Piwarz: Wir haben im Bereich Medien und Digitalisierung viele technische Neuerungen, die Einzug in unseren Alltag gefunden haben. Kinder und Jugendliche kommen an vielen Stellen mit digitalen Medien und Inhalten in Berührung. Das muss sich natürlich auch im Schulalltag wiederfinden. Wenn Schule nicht das widerspiegelt, was sich in der Gesellschaft abspielt, dann wird es kaum Akzeptanz bei den Schülerinnen und Schülern geben für das, was in der Schule inhaltlich vermittelt wird. Ergo müssen wir uns darum kümmern, dass wir einerseits digitale Bildungsinhalte an Schule bringen und zum anderen die Schüler befähigen, mit digitalen Inhalten umzugehen.
welchen Fächern es Sinn macht, auf digitale Bildungsinhalte zuzugreifen und diese als Teil des Unterrichts zu verstehen. Auf der anderen Seite müssen wir die Schüler befähigen, mit digitalen Inhalten umzugehen und diese kritisch zu hinterfragen. E In welcher Klassenstufe soll die Medienbildung ansetzen? Natürlich spielt die Medienbildung auch bereits im Bildungsplan für Kitas eine Rolle. Das heißt nicht, dass in den Kitas digitale Medien Einzug halten sollen. Selbst die Anforderungen an die Grundschulen würde ich als moderat bezeichnen. Wir richten wir uns aber in erster Linie an Sekundarstufe I, also ab Klasse 5.
E Die Medienbildung soll in den kommenden Jahren als Schlüsselqualifikation in allen schulischen Bereichen gestärkt werden. Wie?
E Es gibt viele Lehrer, die sich in dem Bereich der neuen Medien sehr engagieren. Anderseits hält sich das Klischee hartnäckig, dass viele Lehrer den Polylux dem Beamer vorziehen. Wie schätzen Sie die Medienkompetenz der sächsischen Lehrerschaft ein?
Das ist aus unserer Sicht eine klassische Querschnittsaufgabe. Deswegen werden wir kein eigenes Schulfach einrichten, sondern fachübergreifend agieren. Da müssen wir schauen, in
Das ist immer die Frage: Müssen wir zuerst die Schüler oder die Lehrer fit machen? Ich glaube, man muss beides tun. Wir haben drei Schritte vor uns: Wir müssen uns über die Inhal-
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INTERVIEW
te verständigen, die wir an der Schule lehren und lernen lassen. Dann müssen wir uns über die technische Ausstattung im Klaren werden, also welche Endgeräte und welche Technik wir benötigen. Und schließlich müssen wir auch den Lehrern Hilfestellungen an die Hand geben. Sprich: Wir brauchen Weiterbildungen, die bei den Lehrern ein generelles Verständnis dafür wecken, was möglich und notwendig ist.
den Bildungsinhalten gar nicht mehr weiterentwickeln könnten. Das darf nicht sein. Also: Wir werden natürlich Entlastungen an anderer Stelle schaffen. Aber: Ich gehe davon aus, dass die Schüler beim Thema Medienbildung eine hohe Akzeptanz aufbringen und das zu einer Offenheit bei den Lehrern führen wird. Insofern kann der Einsatz von digitalen Inhalten und Medien auch eine Entlastung für die Lehrer mit sich bringen.
E Wann geht es los mit der fächerübergreifenden Medienbildung an Schulen?
E Welche Funktion wird die Koordinierungsstelle zur Medienbildung der Staatsregierung übernehmen?
Das Thema ist noch in der politischen Abstimmung. Unser Ziel ist es, zum Schuljahr 2019/20 eine recht umfassende Überarbeitung der Lehrpläne vorzulegen. Dabei geht es vor allem um das Thema Digitale Bildung/Medienbildung, aber auch um die Stärkung der politischen Bildung, ebenfalls ein übergreifendes Thema, das viele Fächer und Schularten betrifft.
Über Aufbau und Struktur der Koordinierungsstelle sind wir derzeit noch in den abstimmenden Beratungen. Sie soll aber relativ schnell ans Netz gehen, damit sie schon in der Vorbereitungsphase Ansprechpartner ist.
E Wenn Medienbildung zukünftig in allen Unterrichtsfächern verankert sein soll, wie muss man sich das vorstellen: Haben dann alle Schüler ein Tablet oder einen Laptop? Über die endgültige Ausbaustufe müssen wir uns noch unterhalten. Ziel soll aber sein, dass Schüler jederzeit, wenn es aus pädagogischer Sicht für den Unterrichtsverlauf erforderlich ist, Zugang zum Internet und einer digitalen Lernumgebung haben. Es geht also darum, digitale Medien und deren Nutzung zu einem unaufgeregten und selbstverständlichen Bestandteil des Lernens zu machen. Das bedeutet nicht zwingend, dass jeder Schüler auch ein Tablet oder sonstiges Endgerät haben muss. Hier haben Schulen viel Spielraum für eigene pädagogische Konzepte. In den kommenden Jahren sollen zudem alle notwendigen Bedingungen geschaffen werden, damit Schüler auch auf ihren privaten Geräten pädagogische Inhalte nutzen können, aber nicht müssen. Aber das ist nichts, was wir jetzt
»ES GIBT IM OSTEN VERUNSICHERUNG UND MISSTRAUEN GEGENÜBER DEN ELITEN.« kurzfristig entscheiden müssen, sondern da müssen wir in die Diskussion gehen mit allen Beteiligten, mit Schulen, Lehrern, Schülern, Eltern und den kommunalen Schulträgern.
E Aber haben die Lehrer derzeit – insbesondere mit den aktuellen Herausforderungen wie Quereinsteiger einzuarbeiten, Unterrichtsausfall abzudecken und die Herausforderung der Inklusion – nicht schon genug zu tun? Lehrer stehen ohne Zweifel vor großen Herausforderungen. Dazu gehören auch eine Menge Dinge, die abseits vom klassischen Unterricht stattfinden. Deswegen führen wir auch die Diskussionen, wie wir Entlastungen an die Schulen bringen können, die auch tatsächlich vom Lehrer als solche wahrgenommen werden. Aber wenn man den Gedanken weiterführen würde und sagen würde, die Arbeitsbelastung ist zu hoch, da geht nichts mehr, würde das im Umkehrschluss doch bedeuten, dass wir uns in
E Aktuelle Zahlen sagen, dass das Vertrauen in die Medien wieder steigt. Wie erklären Sie sich den vorangegangenen deutlichen Vertrauensverlust? Es gibt momentan gerade im Osten Deutschlands eine große Unsicherheit und Verunsicherung, aber auch Misstrauen gegenüber den Eliten in diesem Land. Das bezieht sich nicht nur auf politische Eliten, sondern auch auf die Medien. Da haben die Medien sicherlich auch einen Teil beigetragen, indem sie allzu deutlich ihre Position als unverrückbar hingestellt haben. Gute Medienhäuser haben aber mittlerweile erkannt, wenn etwas in der Berichterstattung nicht gut gelaufen ist oder – und das kann jedem passieren – Recherchefehler aufgetreten sind, dass man das richtigstellt und so glaubwürdig bleibt. E Ist das Misstrauen aus Ihrer Sicht ein ostdeutsches Problem? Ich nehme es ganz stark als ostdeutsches Problem wahr. Weil die Ostdeutschen mit den Brüchen in der Biografie dort einen schwierigeren Zugang haben und sehr schnell misstrauisch werden, wenn sie das Gefühl haben, dass ihnen Dinge vorgegeben werden. Das sehe ich auch bei dem Thema politische Bildung und Demokratiebildung. Dort müssen wir aufpassen, dass wir nicht zu viel machen und dadurch das Gefühl entsteht, wir wollten den Leuten etwas überstülpen. Entsteht dieses Gefühl, droht sofort eine Gegenreaktion. E Sie sind Spitzenpolitiker: Was war bislang Ihre schlechteste Erfahrung mit Medien oder einem Medium? Ich habe jetzt nicht die eine ganz schlechte Erfahrung. Ich habe mich oft genug geärgert, wenn in medialen Berichterstattungen nicht der komplette Sachverhalt dargestellt wird, sondern wenn in einem redaktionellen Bericht eine Tendenz des Autors erkennbar ist, sich Kommentar und Bericht vermischen. Es gibt durchaus auch Beiträge, die sehr kritisch mit mir umgehen, wo ich aber sage: Da war alles drin, die Schilderung der Sachverhalte stimmt und die kritische Berichterstattung muss ich aushalten. Aber mich ärgert es, wenn andere Dinge, die nicht ins Meinungsbild passen, bewusst von Journalisten weggelassen werden. Oder wenn es eine überhöhende Darstellung einzelner Aspekte eines Sachverhalts gibt. Anderseits: Für mich sind das Kleinigkeiten, wo ich selbst weiß, wir haben es immer nur mit Menschen zu tun. Und ich weiß: Politiker neigen auch dazu, zu vereinfachen. Das lässt sich auch nicht immer vermeiden – weder auf der einen noch der anderen Seite. KLASSE
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RECHT UND ORDNUNG
Ist ein Handyverbot an Schulen noch zeitgemäß? TEXT: BIANCA SCHULZ
Es klingelt, vibriert und piept an allen Ecken – in der Bahn, beim Essen und auch in der Schule. Smartphones sind ständige kleine Helfer und das mobile Tor zur Welt geworden, die oftmals gleichzeitig Distanz zur nahen Umgebung schaffen. Handyfreien Raum gibt es kaum noch – sollte Schule (deswegen) einer werden?
Das Internet in der Hosentasche hat unser Zusammenleben zweifelsohne verändert. Auch die Vermittlung und das Abrufen von Wissen funktioniert anders. Wer schlägt schon später in einem Lexikon nach, wenn man sich im Bus fragt, wie eigentlich die Eisblumen auf der Fensterscheibe entstehen? Und wer bemüht schon ein Buch, wenn sich auf dem Rückweg vom Café die marternde Frage stellt, was es eigentlich mit den Löchern im Hefekuchen auf sich hatte? Die sofort verfügbaren Antworten sind Teil der Gesellschaft geworden.
»Die Schulkonferenz sollte gemeinsam die pädagogischen Aspekte der Nutzung sowie den räumlichen und zeitlichen Verzicht auf Handys klar bestimmen. Im Essensraum und in der Frühstückspause etwa sollten sie in der Tasche bleiben. Im Unterricht könnte beispielsweise das Benutzen der Smartphones durch die Lehrkraft für bestimmte Zwecke freigegeben werden, während sie in der Regel tabu sind«, empfiehlt Kultusminister Christian Piwarz.
Schwer durchsetzbar und realitätsfern erscheint etwa ein Handyverbot auf dem Pausenhof. Zwar sollte der Schulhof Alternativen für die körperliche Beschäftigung bereithalten, aber insbesondere an weiterführenden Schulen besitzen fast alle Schüler ein Smartphone und fühlen sich eng mit dem Gerät verbunden: als Kommunikationsmittel, als Spielzeug, als Nachrichtenquelle. Smartphones gehören heute zu jungen Menschen, wie zu anderen Zeiten Gameboy, Tamagotchi, Jo-Jo oder Hüpfgummi.
Als Mobiltelefone zum Lernen noch ungeeignet waren, entstand der Begriff »Handyverbot«. Heute impli»Die Schule als zentraler Leziert das Wort eine bensbestandteil junger MenVerteufelung per se schen kann sich der Entwicklung nicht verschließen. oder zumindest eine Vielmehr muss sie Nutzungsgroße Gefahr, die der regeln finden, Chancen pädaRealität nicht mehr gogisch aufgreifen, Risiken gerecht wird. Smartphones können sinn- CHRISTIAN PIWARZ, SÄCHSISCHER KULTUSMINISTER aufzeigen und Schüler fit für volle Funktionen im den kompetenten Umgang machen. Das geht nur in der Auseinandersetzung mit dem MeLernprozess einnehmen, wenngleich mit deutlichen Grenzen. dium. Das bedeutet aber auch, konzentriertes Arbeiten ohne Eine pädagogisch wertvolle und geregelte Nutzung auszugeHandy und bewusstes Abschalten zu lernen. Letztlich ist eine stalten, ist anspruchsvoll. In vielen Fächern wurden jedoch Art gemeinsam erarbeiteter Handyknigge ein guter Weg, der bereits ansprechende Anwendungen erprobt und zur Verfüdie schulischen Gegebenheiten vor Ort einbezieht, wie zum gung gestellt. Dennoch beruht die schulische Verwendung von Beispiel pädagogische Konzepte, Selbstlernzeiten, die Raumprivaten Smartphones auf der Freiwilligkeit der Schüler, wie und IT-Infrastruktur«, fasst Staatsminister Piwarz zusammen. überhaupt auf dem Besitz eines Gerätes, einem hinreichenden Datenvolumen oder Schul-WLAN. Darüber hinaus spielen Aspekte des Datenschutzes und der IT-Sicherheit eine wichtige Rolle. Die Beantwortung all dieser Fragen ist Ziel der MediInfo Medienkonzeption: medienbildung.sachsen.de enkonzeption des Kultusministeriums – jedoch nicht die Nutzungsregelung von Smartphones an Schulen generell.
»EIN PAUSCHALES TOTALVERBOT HALTE ICH FÜR NICHT ZEITGEMÄSS UND KONTRAPRODUKTIV.«
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KLASSE 1 / 2018
FR AGEBOGEN
»Heute würde ich einen sozialen Beruf wählen« Was macht einen guten Lehrer aus? Und einen guten Schüler? Mit dem KLASSE-Fragebogen bitten wir interessante Personen, uns einen Einblick in ihre persönlichen Lernerfahrungen zu geben. ANTWORTEN: SIMONE BOHNE, BÜRGERPREISTRÄGERIN
Als ich klein war, wollte ich Krankenschwester werden. Meine Eltern wollten, dass ich im Leben gut zurechtkomme. Als Schülerin war ich gut in Biologie. Heute bin ich gut im Organisieren. Meine liebsten Schulfächer waren Biologie und Astronomie. Das Schulfach, das ich überhaupt nicht mochte, war Sport. Das hat mich in der Schule am meisten genervt: Prüfungen
und Arbeiten
schreiben. Das hat mir an der Schule am besten gefallen: Sachen zu organisieren und
SIMONE BOHNE
Projekte zu gestalten.
ist Trägerin des Sächsischen Bürgerprei-
Ein guter Lehrer kann
seinen Schülern den Lernstoff interessant
vermitteln. Ein guter Schüler lernt für seine Zukunft. In meinem Leben will ich noch lange Kindern helfen. Am besten kann ich mich konzentrieren, wenn ich etwas ohne Zeitdruck er-
ledigen kann. Mein Lieblingsbildungsort ist der Garten. Wenn ich meinen Beruf noch einmal wechseln würde, würde ich einen Beruf im
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ses 2017. Sie ist Pflegemutter in Colditz und nimmt im Auftrag des Jugendamtes Kinder in Not auf, bis sie in andere Familien oder zu den Eltern zurückgehen können. Seit 1986 hat sie 45 Kinder begleitet, zwei Kinder sind als Dauerpflegekinder bei ihr geblieben. Nach der Wende verlor die gelernte Restaurantfacharbeiterin ihre Arbeit und suchte nach neuen Perspektiven. Da sie trotz Weiterbildungen arbeitslos blieb, entschloss sie sich, dem Jugendamt ihre Hilfe als Bereitschaftspflegemutter anzu-
sozialen Bereich erlernen.
bieten. Das bedeutet, dass sie dem Ju-
Als Ausgleich zu meiner Arbeit lese ich gern oder entspanne mich bei einer
genommener Kinder auch in den späten
Tasse Kaffee.
gendamt für die Unterbringung in Obhut Abendstunden, feiertags oder am Wochenende zur Verfügung steht.
Ich liebe an meinem Job, dass ich Kindern in Not Geborgenheit und Hilfe
geben kann. Ich verlasse das Haus nie ohne mein Handy.
KLASSE
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Fakt oder Fake? Was kann ich noch glauben? Durch Fake News herrscht eine große Unsicherheit beim Nachrichtenkonsum. Mal greifen Zeitungen aus Versehen Falschmeldungen auf, mal werden sogar ganz bewusst Fehlinformationen ins Netz gestellt, um die politische Stimmung zu beeinflussen. KLASSE stellt sechs Schritte vor, um Fake News zu entlarven. 2. Wie seriös ist das Medium?
1. Gesunder Menschenverstand Halte ich die Meldung wirklich für realistisch? Ist sie mit den bisherigen Erkenntnissen der Wissenschaft vereinbar? Wenn man diese Fragen nicht mit einem klaren Ja beantworten kann, sollte man misstrauisch werden.
Steht hinter der Meldung eine Redaktion mit mehreren Menschen, die sich gegenseitig kontrollieren, oder nur eine Person? Kenne ich das Medium und weiß aus eigener Erfahrung, dass es in der Vergangenheit seriöse Meldungen gebracht hat, oder ist mir das Medium unbekannt?
3. Ist die Quelle transparent? Eine seriöse Quellenangabe beantwortet alle W-Fragen. Also: Wer hat was wann wo wie gesagt? Fehlt diese Angabe komplett, sollte die Meldung mit Vorsicht genossen werden. Wer seriöse Quellen verwendet, braucht diese nicht zu verstecken.
4. Qualität der Quelle
6. Wer berichtet noch?
Quelle ist nicht gleich Quelle. Bezieht sich eine Meldung auf staatliche Institutionen, Ministerien oder Behörden, ist die Glaubwürdigkeit generell höher, denn diese Institutionen dürfen – im Gegensatz zu Privatpersonen – nicht lügen. Manchmal werden als Quelle auch andere »Nachrichenportale« im Netz genannt. Aber Achtung: Ein zweiter Blick auf diese Seiten stellt sicher, ob es sich wirklich um seriöse Quellen handelt.
Herrscht immer noch keine Klarheit, hilft eine kurze Recherche im Internet. Gibt es noch andere Nachrichtenseiten, die die Meldung aufgreifen? Wenn ja: Beziehen sich alle Meldungen auf die gleiche Quelle? Auf diesem Wege sind auch schon große Nachrichtenseiten einer Falschmeldung aufgesessen, weil sie keine zweite Quelle gesucht haben.
5. Ziel des Absenders? Welche Intention hat der Artikel? Tendiert er in eine bestimmte Richtung oder werden Meinung und Nachricht stark vermischt? Allein dies ist noch kein Indikator für Fake News. Schwieriger wird es, wenn eine Seite viele Beiträge mit einer starken Tendenz bietet. Auch ein Warnsignal: Die Seite behauptet, die »echte Wahrheit« zu verbreiten, während alle anderen Medien »vom Staat gesteuert« sind.