Klasse 02 2015

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KLASSE DA S M AG A Z I N F Ü R S C H U L E I N S AC H S E N

»Wir gehören dazu!« 10 Antworten zum Thema Migration und Schule

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1. M I G R ATI O N I N Z A H L E N

WER KOMMT NACH SACHSEN? 2,5 %

In Sachsen leben 4,05 Millionen Einwohner, davon haben circa 100.000 Menschen eine ausländische Herkunft. Dies sind etwa 2,5 Prozent der Gesamtbevölkerung des Freistaates.

382.031

Schüler lernen an Sachsens Schulen.

22.900

Schüler im Freistaat haben einen Migrationshintergrund.

Was ist ein Schüler mit Migrationshintergrund? Schüler mit Migrationshintergrund sind in Sachsen jene, die zwei- und mehrsprachig aufwachsen und selbst oder deren Eltern (bzw. ein Elternteil) oder Großeltern nach Deutschland zugewandert sind, ungeachtet ihrer gegenwärtigen Staatsangehörigkeit und ungeachtet ihres Aufenthaltsstatus. In Sachsen besteht für Schüler mit Migrationshintergrund Schulpflicht unabhängig vom Aufenthaltsstatus (gemäß §§26, 28 Schulgesetz) – also auch für Kinder von Asylsuchenden.

6%

aller Schüler in Sachsen haben einen Migrationshintergrund.

3.070

Schüler mit Migrationshintergrund lernen in Vorbereitungsklassen.

161

Vorbereitungsklassen gibt es in Sachsen. Stand: 1. Februar 2015 Land-

2 %

DD

kreise

2%

aller Beschäftigten in Sachsen sind ausländische Arbeitnehmer

C

3,8 %

4,2 %

5,4 %

LE Die meisten ausländischen Mitbürger leben im Freistaat in den Städten Leipzig, Dresden und Chemnitz. In den Landkreisen haben maximal etwa 2 Prozent der Einwohner eine ausländische Herkunft.

15%

35%

49%

35,2

Jahre beträgt das Durchschnittsalter ausländischer Mitbürger. Dies liegt deutlich unter dem sächsischen Durchschnitt von 46,4 Jahren.

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Nationalitäten sind in Sachsen vertreten. Die größte Gruppe sind russische Staatsbürger (8,4 Prozent), Vietnamesen (7,2 Prozent), Ukrainer (5,8 Prozent) und Chinesen (4,3 Prozent).

49 Prozent der Migranten kommen aufgrund ihrer Ausbildung und Erwerbstätigkeit nach Sachsen. 35 Prozent wegen Familiennachzugs und 15 Prozent aus humanitären Beweggründen.


E D I TO R I A L /I N H A LT

Liebe Leserinnen und Leser, was treibt Flüchtlinge dazu, ihre Heimat, Freunde, ihr Hab und Gut aufzugeben? Es gibt unendlich viele Gründe und Schicksale. Doch eines haben sie gemeinsam: Niemand flieht freiwillig. Meist ist es die nackte Existenzangst, die Menschen auf eine Odyssee mit ungewissem Ausgang treibt. Wer sich dieses immer wieder vor Augen führt, wird die Herausforderung besser annehmen können, die mit der Integration von Flüchtlingskindern an unseren Schulen verbunden ist. Diese Aufgabe ist groß, wächst täglich und bringt nicht selten Schulen an organisatorische sowie Lehrerinnen und Lehrer an psychische Grenzen. Schuljahre können auf Grundlage von vorliegenden Anmeldezahlen wochenlang vorbereitet werden. Die Zahl der Asylsuchenden und Migrantenkinder lässt sich dagegen nicht sicher vorhersehen. Für die Aufnahme von Flüchtlingskindern an Schulen bleibt somit meist kaum Vorbereitungszeit. Das macht neben den verschiedenen kulturellen Herkünften und unterschiedlichen Vorkenntnissen der Kinder die Integration an der Schule so herausfordernd. Für Flüchtlingskinder sind oft die Lehrerinnen und Lehrer der erste intensive Kontakt zu einem ihnen unbekannten Land und fremder Kultur. All den Kolleginnen und Kollegen, die diese Aufgabe annehmen und meistern, gelten meine größte Anerkennung und mein Dank.

Aus gutem Grund müssen Kinder mit Migrationshintergrund die Schule besuchen und die deutsche Sprache erlernen. Die Sprache ist der Schlüssel zu einem Land. Niemand kann sich in einem fremden Land zurechtfinden und wohlfühlen, ohne die Landessprache zu beherrschen. Seit nunmehr über 20 Jahren eröffnen Lehrerinnen und Lehrer Kindern von Zuwanderern den Zugang zu einem für sie neuen Land. Diese wertvolle Arbeit lässt sich mit Geld nicht aufwiegen. Mit der Aufnahme der Migrantenkinder in Vorbereitungsklassen allein ist es jedoch nicht getan. Integration an der Schule gelingt nur, wenn sie mit einer gelebten demokratischen Schulkultur einhergeht. Daran wirken alle Lehrer und Schüler mit. Denn ganz gleich, aus welchen Gründen Migrantenkinder zu uns kommen, welchen Aufenthaltsstatus sie haben, wo sie herkommen und welcher Religion sie angehören, sie gehören dazu. Heißen wir sie an unseren Schulen willkommen. Ihre

Brunhild Kurth, Sächsische Staatsministerin für Kultus

Inhalt Wer kommt nach Sachsen? – Seite 2 Warum bist du nach Deutschland gekommen? – Seite 4 Was passiert im DaZ-Unterricht? – Seite 6 Warum haben wir Angst vor dem Fremden? – Seite 8 Wie kann ich das Thema Migration in der Schule einbringen? – Seite 10

»14 Wie kann ich Demokratie in der Schule vermitteln? – Seite 12 Was macht »Schule ohne Rassismus«? –

Seite 13

Wie kann ich Asylbewerbern in Sachsen helfen? – Seite 14

»04

Wie kommen Migranten nach Sachsen? – Seite 15

Was würden Sie mitnehmen? – Seite 16 Impressum – Seite 15

Sie können KLASSE kostenlos abonnieren. Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartner für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge für die kommenden Ausgaben der KLASSE ist das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden, Telefon: (0351) 564 25 11, E-Mail: klasse@smk. sachsen.de (kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte Dokumente).

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G RÜ N D E FÜ R M I G R ATI O N

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Ich bin Trang, 14 Jahre und komme aus Vietnam. Seit über einem Jahr lebe ich in Deutschland. Ich wollte zu meinem Vater ziehen, der schon lange in Leipzig wohnt und eine deutsche Frau hat. Meine Mutter war dagegen. Sie sagte, ich könne die Sprache nicht. Doch ich entschied mich, meinen Plan umzusetzen. Der Anfang in meiner neuen Heimat war schwer für mich. Nicht nur wegen des Heimwehs. Als ich ankam, konnte ich ja nur ein paar Wörter auf Deutsch sprechen. Meine Halbbrüder haben mir aber geholfen, die Sprache zu lernen. Inzwischen habe ich auch viele Freunde gefunden. Obwohl ich nach wie vor Vietnam und meine Mutter vermisse, will ich in Deutschland bleiben. Ich will aufs Gymnasium wechseln und anschließend studieren – aber vermutlich in Großbritannien oder in den USA, weil ich meine Englischkenntnisse verbessern möchte. Danach will ich zurück nach Deutschland kommen.

2.

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WARUM BIST DU NACH DEUTSCHLAND GEKOMMEN?

»

Mein Name ist Marco, ich bin 15 Jahre und stamme aus Peru. Seit drei Jahren lebe ich in Leipzig. Meine Mutter ist Zahnärztin und wollte in Europa arbeiten – eigentlich in Spanien. Als sie dort keinen Job bekam, ging sie nach Deutschland, lernte einen neuen Mann kennen und holte mich nach zwei Jahren nach. Mein Vater wollte, dass ich in Peru bleibe. Doch ich habe mich für Deutschland entschieden, weil es hier bessere Bildungschancen gibt. Ich lernte mit meinem Stiefvater die Sprache. Auch »Deutsch als Zweitsprache« hat mir dabei sehr geholfen. Nun will ich Abitur machen und später Medizin studieren. Außerdem ist das Leben in Deutschland viel sicherer. Hier gibt es nicht an jeder Straßenecke jemanden, der einen ausrauben will. Ich fühle mich wohl und habe inzwischen viele Freunde, mit denen ich auch meine Freizeit verbringe. Dennoch vermisse ich meine Heimat Peru – vor allem das Essen und meinen Vater. Mit ihm bin ich aber in Kontakt.

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G RÜ N D E FÜ R M I G R ATI O N

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Ich heiße Mohamed, bin 15 Jahre und komme aus Syrien. Als der Krieg begann, bin ich mit meiner Familie sofort nach Deutschland geflohen. Damals ging das noch relativ einfach. Wir mussten nur in ein Flugzeug steigen. In Deutschland haben wir bei null angefangen. Am Anfang dachte ich, dass ich es nicht schaffen werde. Nach einem Jahr lief es aber bereits ganz gut. Ein Kumpel, der Arabisch sprechen kann, hat mir geholfen, Deutsch zu lernen. Inzwischen habe ich auch viele andere Freunde gefunden, die mir helfen. Dennoch vermisse ich Damaskus. Es tut weh, wenn ich Bilder aus meiner Heimat sehe. Alles ist zerstört. Ich bin auch noch im Kontakt mit Bekannten vor Ort. Sie können allerdings kaum etwas über die Situation sagen, weil alle abgehört werden. So schnell werde ich vermutlich nicht zurückkehren können. In Deutschland will ich das Abitur machen und später Chirurg werden. Das ist mein Traum und dafür werde ich alles geben.

»

«

Ich heiße Sadaf und meine Eltern stammen aus Afghanistan. 1996, als die Taliban an die Macht kamen, sind sie geflohen, um sich in Sicherheit zu bringen. Die Flucht war teuer und gefährlich. Niemand durfte Afghanistan verlassen. Über ein Tunnelsystem haben sie es in den Iran geschafft. Von dort ging es über die Niederlande nach Deutschland. Ein Jahr später wurde ich in Pirna geboren. Heute besuche ich die elfte Klasse und werde durch die START-Stiftung mit einem Schülerstipendium unterstützt. Das richtet sich an Zuwandererkinder, die sich auch außerhalb der Schule engagieren. Ich habe beispielsweise bei Projekten des Aktion Zivilcourage e.V. mitgewirkt. Derzeit versuche ich, ein eigenes soziales Projekt auf die Beine zu stellen. Außerdem helfe ich Asylbewerbern bei der Integration. Meine Zukunft sehe ich in Deutschland. Hier sind meine Wurzeln. Ich will studieren, bin mir aber noch unsicher, was. Ich interessiere mich für Politik – vor allem für Migration, Asyl und Entwicklungshilfe. Ich könnte mir gut vorstellen, später Politik zu studieren und anschließend in einer Nichtregierungsorganisation zu arbeiten. Ich will mich für Gerechtigkeit einsetzen.

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3.

WAS PASSIERT IM

UNTERRICHT ?

DEUTSCH ALS Z WEITSPR ACHE

In Sachsen haben 23.000 Schüler einen Migrationshintergrund. Im Fach »Deutsch als Zweitsprache« legen viele von ihnen den Grundstein für den Schulerfolg – auch Obeida, ein 13-jähriger Junge aus Syrien. VON SEBASTIAN MARTIN, KLASSE- REDAKTION, FOTOS: ANJA JUNGNICKEL

In Obeidas Heimat Syrien tobt seit vier Jahren ein blutiger Bürgerkrieg. Im August 2014 schaffte er es mit seiner Familie nach Deutschland, allerdings ohne jegliche deutsche Sprachkenntnisse. Nun sitzt der 13-jährige Obeida in der Apollonia-von Wiedebach-Schule im Leipziger Stadtteil Connewitz. Mit ihm im Klassenraum: Sonam aus Afghanistan, Klaudia aus Polen oder Nur aus Palästina. Sie alle sind neu in Deutschland und damit unabhängig vom Aufenthaltsstatus schulpflichtig. In ihren Regelklassen, in die sie nach Alter und der bisherigen Schullaufbahn zugeordnet wurden, besuchen sie aber höchstens Fächer wie Sport. Die meiste Zeit lernen sie in einer Vorbereitungsklasse, dem Fach »Deutsch als Zweitsprache«, kurz »DaZ« genannt. Selbst Schüler, die sich bereits auf Deutsch in einfachen Sätzen verständigen können, sitzen in den Reihen und lernen Vokabeln und Grammatik. »Alltagssprache reicht für den Schulerfolg nicht aus, sondern es muss Bildungssprache vermittelt werden«, heißt es aus dem Kultusministerium in Dresden. In Sachsen bieten deshalb ausgewählte Grund-, Ober-

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und Berufsschulen das Fach »Deutsch als Zweitsprache« als reguläres Unterrichtsfach an. Allein in Leipzig sind es nach Angaben der Stadtverwaltung derzeit neun Grund- und sieben Oberschulen. Die speziell ausgebildeten Lehrkräfte setzen dabei einen wissenschaftlich erprobten Lehrplan um, der in drei Etappen gegliedert ist. Unterrichten mit Händen und Füßen Obeida befindet sich noch am Anfang der sprachlichen Bildung. Er und die anderen Schüler in der Vorbereitungsklasse erwerben zunächst Grundlagen. Lehrerin Kerstin Zeeh unterrichtet bereits seit 18 Jahren Schüler mit Migrationshintergrund – zur Not mit Händen und Füßen, um sich verständigen zu können, sagt sie. Die 55-Jährige beobachtet und diagnostiziert die individuellen Fortschritte ihrer Schüler genau. Sobald die sprachlichen Grundlagen gelegt sind, wird sie mit jedem Einzelnen, den Eltern und Fachlehrern die weiteren Integrationsschritte vereinbaren. Bei der Entscheidung spielen aber auch andere Faktoren eine Rolle. Neben der sprachlichen Entwicklung soll Kerstin Zeeh beispielsweise auch auf die Persönlichkeit, die

soziale Integration, die fachlichen Kenntnisse sowie die Fähigkeiten, Neigungen und Wünsche jedes Schülers achten, heißt es im sächsischen Lehrplan für das Fach »DaZ«. Fördern mit außerschulischen Netzwerken An der Apollonia-von-Wiedebach-Schule dauert es in der Regel sechs bis acht Wochen, bis der Übergang von der ersten zur zweiten Etappe erfolgt. Manchmal aber auch länger – etwa dann, wenn die Schüler mit Migrationshintergrund erst alphabetisiert werden müssen oder traumatisiert sind. Dann werden die betroffenen Kinder und Jugendlichen durch die Betreuungslehrer und ein außerschulisches Netzwerk besonders gefördert. Zu dem gehören an der Wiedebach-Schule neben Sozialarbeitern und Schulpsychologen auch die »Gesellschaft für Völkerverständigung« oder das »Theater der Jungen Welt«. Sie eröffnen den Schülern durch verschiedene Angebote ganz neue Zugänge zur deutschen Sprache. Obeida wird vermutlich bald den nächsten Integrationsschritt gehen. Dann werden


DEUTSCH ALS Z WEITSPR ACHE

seine bildungssprachlichen Kompetenzen ausgebaut. Dann rücken die sprachlichen Anforderungen des Fachunterrichts in den Fokus. »DaZ« wird dabei schrittweise durch andere Fächer ersetzt. Wie der Stundenplan genau geändert wird, das wird wieder individuell und nach Absprache mit Schüler, Eltern und Fachlehrern entschieden. »Bei den Entscheidungen über die Wahl der Fächer empfiehlt es sich, eine Reihenfolge von weniger sprachbetonten hin zu stärker sprachbetonten Fächern zu planen«, heißt es im Lehrplan. Vermutlich wird Obeida also eher mit seinen Mitschülern in der Regelklasse singen als mit ihnen in Deutsch einen Aufsatz schreiben.

Kompetenzzentrum in der Region Leipzig

Schüler aus 42 Ländern

Wer sich in Bildungskreisen umhört, der erfährt ziemlich schnell, dass die Einrichtung der Stadt Leipzig eine der besten Adressen für die sprachliche Bildung weit und breit ist. Das überrascht kaum. Sie gehört in Sachsen zu den Vorreitern bei der Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Migrationsfamilien. Von 2005 bis 2009 hat die Schule an einem bundesweiten Modellprojekt teilgenommen, das sich unter wissenschaftlicher Leitung der Universität Hamburg mit sprachlicher Bildung in allen Fächern und Mehrsprachigkeit beschäftigte. Seit 2011 ist sie eines von fünf Kompetenzzentren im Freistaat, an denen

An der Apollonia-von-Wiedebach-Schule in Leipzig haben 30 Prozent der derzeit 450 Schüler einen Migrationshintergrund. Die soziale Integration verlaufe problemlos, sagt Schulleiterin Sabine Dietrich. Kulturelle oder religiöse Konflikte gebe es keine. Dafür verantwortlich sei vor allem die Willkommenskultur im Haus. Denn nur so könne eine erfolgreiche Integration gelingen. Auch mögliche Einschränkungen im Unterricht oder Schulalltag sind der Schulleiterin fremd. Muslima würden beispielsweise ein spezielles Kopftuch tragen, damit sie am Sportunterricht teilnehmen können. Und der Essenanbieter achte da-

»MIGRANTEN SCHÄTZEN DIE BILDUNGSCHANCEN IN DEUTSCHLAND UND WOLLEN DIESE NUTZEN.« SABINE DIETRICH, SCHULLEITERIN, APOLLONIA-VON-WIEDEBACH-SCHULE LEIPZIG Noten bekommen die Schüler auch während der zweiten Etappe nicht, lediglich den Leistungsstand erfahren sie regelmäßig. Erst in der dritten Etappe, wenn sie in ihren Regelklassen voll integriert sind, geht es um Zensuren, den Realschulabschluss und für manche um den Weg aufs Gymnasium. »DaZ« findet dann nur noch begleitend statt – als Angebot am Nachmittag. Trotz der vollständigen Integration können die Migranten aber auch weiter am Unterricht in ihrer Herkunftssprache freiwillig teilnehmen. An der Apolloniavon-Wiedebach-Schule wird deshalb Arabisch, Griechisch, Polnisch und Russisch angeboten.

Konzepte für die durchgängige Sprachbildung an Schulen vermittelt werden.

rauf, dass für jede Glaubensgemeinschaft etwas dabei ist, sagt sie.

Die Fortbildungsangebote im Haus werden künftig vermutlich noch stärker nachgefragt werden. Denn mit dem Flüchtlingsstrom aus den Krisengebieten steigt auch die Zahl der Schüler mit Migrationshintergrund. Rund 23.000 Schüler sind es derzeit im Freistaat. Für die Einrichtungen und Lehrer eine Herausforderung. »Das Schwierige ist, dass die Schüler ganz unterschiedliche Vorkenntnisse mitbringen und die Vorbereitungsklassen ständig neu zusammengewürfelt werden«, sagt Betreuungslehrerin Kerstin Zeeh.

Sabine Dietrich freut sich über die kulturelle und sprachliche Vielfalt. »Migranten schätzen die Bildungschancen in Deutschland und wollen diese nutzen«, sagt sie. Diese Schüler seien sehr motiviert und das färbe auf die anderen ab. Auch Obeida will später Karriere machen. Was genau er einmal beruflich werden will, das weiß er zwar noch nicht, doch im Fach »Deutsch als Zweitsprache« legt er gerade den Grundstein dafür.

Infos zu den Kompetenzzentren sprachliche Bildung in Sachsen: www.schule.sachsen.de/1752.htm

Kerstin Zeeh (linkes Bild, mi.) unterrichtet seit 18 Jahren Schüler mit Migrationshintergrund. Obeida aus Syrien (rechtes Bild, 2.v.r.) lernt im »DaZ«-Unterricht die deutsche Sprache.

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4.

R ENPGOSRTT IANG ED E R G E S E L L S C H A F T A

WARUM HABEN WIR ANGST VOR DEM FREMDEN? Prof. Dr. Heinz Bude über die Angst vor dem Fremden und wie man diese Angst überwinden kann. INTERVIEW: NICOLE KIRCHNER,

KLASSE-REDAKTION

FOTO: WOLFGANG WITTCHEN

Herr Bude, warum haben wir Angst vor dem Fremden? Sie sagen zu Recht: Angst vor dem Fremden. Das heißt, dass in dem heftigen Affekt eine Abstraktion steckt. Wir konstruieren uns so etwas wie einen konzeptionellen Fremden, an dem wir das Unheimliche und Bedrohliche festmachen. Wir brauchen offenbar eine Gruppe, der wir einen Namen geben, vor der wir Angst haben. Vor dem einzelnen Moslem oder Juden haben wir keine Angst, die würden wir sogar in unser Haus einladen. Aber die vielen anderen von denen, die sich verbergen oder vor der Tür stehen, die machen uns möglicherweise Angst. Die Angst hat dabei eine doppelte Bedeutung: Sie enthält einen Fluchtreflex, der seine Begründung in einer Feinderklärung sucht. Wie suchen wir uns diese Gruppen aus? Wie legen wir so einen konzeptionellen Fremden überhaupt fest? Das ist ein großes Rätsel. Schauen Sie sich die Ausschläge auf den Antisemitismus-Skalen an. In Gegenden, wo es kaum Juden gibt, beispielsweise in Neuseeland, da ist der Wert sehr hoch. Deswegen muss es einen projektiven Mechanismus geben. Menschen fühlen in diesen konzeptionellen Fremden alles Mögliche hinein. Sie finden für das, was sie nicht zu fassen bekommen, eine Art äußeren Fürsprecher. Und dem gegenüber können sie dann sagen: Der bedroht uns, der ist uns nicht positiv gesonnen, der will uns kaputt machen. Also sind diese diffusen Ängste kein typisch deutsches Phänomen? Nein, das gibt es an allen Orten und zu allen Zeiten und wird es auch immer geben. Aber wie können wir dann diesen Ängsten begegnen? Prof Dr. Heinz Bude referierte bei der Veranstaltungsreihe »Dresdner Reden« im Februar 2015 über die Pegida-Bewegung in Dresden und erklärte, woher die Ängste der Demonstranten kommen.

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Das ist eine schwierige Sache. Zuerst sollte man sich immer fragen, was in diesem Container des konzeptionellen Frem-


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den alles deponiert wird. Wovor wir uns fürchten, sehen wir; was uns aber ängstigt, sehen wir nicht. Furcht ist spezifisch; Angst ist diffus. Deshalb ist Angstanalyse immer Selbstanalyse. Was besorgt uns? Womit sind wir untergründig beschäftigt? Wovor flüchten wir? Was sind denn die Themen, die die Leute beschäftigen, die so offenkundig mit der Angst vor dem Fremden unterwegs sind? Bei der Pegida-Bewegung beispielsweise braucht man meiner Meinung nach gar nicht so viel Sozialforschung zu betreiben. Natürlich fallen da Sprüche wie »Die Islamisten bedrohen das Abendland«, »Wir brauchen Regeln für Zuwanderer« oder »Lügenpresse«. Aber da, wo die Leute auf der Straße wirklich innerlich aufgewühlt sind, ist bei den gemeinsamen Rufen »Wir sind das Volk«. Das ist die entscheidende Emotion. Aber warum rufen sie das? Ich glaube, der Pediga-Gänger meint damit offensichtlich den Ostdeutschen. Das ist der Ruf nach einem »Wir«, das eigentlich nicht mehr existiert. Es ist ein verlorener, ein verängstigter Ruf. Es gibt das Ostdeutschland, das man gemeinsam solidarisch aufrufen kann, nicht mehr. Im Gegenteil: Die ostdeutsche Soziallandschaft hat sich in 20 Jahren enorm fragmentiert. Die junge kreative Klasse aus Dresden-Neustadt hat mit abgewickelten Landarbeitern aus Parchim nicht mehr viel gemein. Diese Menschen leben in völlig verschiedenen Lebenswelten. Selbst innerhalb Parchims finden Sie sehr verschiedene Lebenswelten. Welche sind das? Da gibt es die mit dem netten Eigenheim und dem relativ soliden Auskommen. Dann gibt es die Macher, die eine eigene Firma mit sechs oder elf Beschäftigten aufgebaut haben und denen es richtig gut geht. Und dann gibt es aber auch welche, für die das Fenster der Wende nie auf war. Die sagen: 25 Jahre nach der deutschen Einheit geht es mir schlechter als vorher. Dafür können sie aber eigentlich niemanden verantwortlich machen. Das Schlimme: Diese Menschen haben heute den Eindruck, dass sie als Übergangsphä-

schief: Wenn Sie gegen Ihre eigenen Gefühle und Überzeugungen einen Inhalt darstellen. Das merken Schüler. Sie müssen stattdessen den Mut und die Stärke haben, in einer Unterrichtssituation bei einem schwierigen, kontroversen und vielgestaltigen Thema die Dinge kommen zu lassen. So gewinnen Sie eine gewisse Offenheit, die der Sache selbst dient. Schülerinnen und Schüler sind schließlich heranwachsende Personen, die nicht nur dazu da sind, dass man bestimmte Inhalte über einen Nürnberger Trichter in sie hineingießt. Die haben eigene Ansichten, aber suchen nach schlüssigen Bewertungen. Der Unterricht kann dem dann Raum geben, wenn die Lehrperson nicht die Angst hat, den Überblick zu verlieren. Es gibt trotz belegbarer Fakten unterschiedliche Perspektiven, es gibt natürlich auch einen Rahmen fürs Zusammenleben und eine Idee verallgemeinerbarer Interessen. Diese diffusen Ängste, über die Sie sprechen: Haben die bereits Schüler oder ist das ein Problem der Erwachsenen? Es gibt einen Lebenslauf der Ängste. Ängste haben immer einen Altersindex. Sie sind mit 65 anders ängstlich als mit 15. Die Angst einer 15-Jährigen ist vor dem Hintergrund des »Jugend-irreseins« zu verstehen. Darin steckt die Unklarheit darüber, wohin die Reise mit einem selbst geht. Nicht mehr Kind, noch nicht Erwachsene. In dieser inneren Umbruchsituation schießt natürlich viel mehr an ungebändigten Affekten über. Für den Adoleszenten ist die Lehrperson als eine Figur stellvertretender Deutung sehr wichtig. Sie soll einen Weg zeigen, wie diese umherschießenden Gefühlen und Ideen eine für die Person des Schülers und der Schülerin angemessene Ausdrucksform finden können. Was heißt das im Konkreten: Was sollen Lehrer ihren Schülern mitgeben, damit sie mit diesen von Ihnen beschriebenen Gefühlen besser umgehen können? Es gibt eine ganz einfache Formel: Man muss ein Thema so behandeln, dass es eine Idee von Zukunft beinhaltet. Sie können es sich einfach machen und ein schwieriges Thema so behandeln, dass wir

»WIR BRAUCHEN OFFENBAR EINE GRUPPE, DER WIR EINEN NAMEN GEBEN, VOR DER WIR ANGST HABEN.« PROF. DR. HEINZ BUDE, SOZIOLOGE nomen abgebucht werden und nicht mehr von Belang sind. Stattdessen redet man über eine Empfangs- und Willkommenskultur für Migranten. Wie geht man als Lehrer mit dieser Angstthematik um? Darf man gegenüber seinen Schülern ehrlich sein, dass man auch solche Ängste hat? Das Hauptproblem für Lehrer ist die indirekte Kommunikation. Als Lehrer muss man den Schülern auch etwas von seiner Person zeigen. Sie können ihren Schülern nichts vorgaukeln. Das geht nicht, das merken die sofort. Aber Sie sind in der Position als Lehrer auch dazu gezwungen, sich in Ihren Ängsten und Gefühlen zu disziplinieren. Sie vertreten schließlich ein öffentliches Amt. Darum sollen Sie die Unterrichtssituation auch als eine Situation der Selbstverständigung für sich selbst nutzen. Eins geht meistens

uns in einer ausweglosen Situation befinden. Ein Gefühl kollektiver Ohnmacht hilft allerdings niemandem. Ein Unterricht ist dann gut, wenn trotz unleugbarer Konflikte oder kontradiktorischer Widersprüche eine Vorstellung gemeinsamer Zukunft erarbeitet werden kann.

Professor Dr. Heinz Bude ist einer der einflussreichsten Soziologen

in Deutschland. Er lehrt seit 2000 Makrosoziologie an der Universität in Kassel. Bude, Jahrgang 1954, hat schon mehrere sozialwissenschaftliche Bücher veröffentlicht, sein aktuelles Buch »Gesellschaft der Angst« beschäftigt sich mit der Angst als Ausdruck für einen Gesellschaftszustand.

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5.

IDEEN FÜR DEN UNTERRICHT

WIE KANN ICH DAS THEMA MIGRATION IN DER SCHULE EINBRINGEN?

Radebeul: Verein und Gymnasium arbeiten zusammen

»Es ist schön, wenn sich die Schüler mit dem Thema Asyl auseinandersetzen«, lobte Stephanie Kerkhof von »Buntes Radebeul« nach dem Weihnachtsbasar am Lößnitzgymnasium. Eltern von Schülern des Gymnasiums hatten Kerkhof und zwei Asylbewerber, um die der Verein sich kümmert, zu dem Basar eingeladen. Die drei verkauften dort Postkarten, die bei einem Kunstprojekt entstanden waren, und Stephanie Kerkhof informierte die Besucher über die Vereinsarbeit. »Nach dem Basar übergaben die Schüler 730 Euro, die Hälfte der Einnahmen, an den Verein. Sie spenden immer einen Teil des Geldes an gemeinnützige Einrichtungen«, sagt Schulleiterin Angela Hartmann. Die Aktion auf dem Weihnachtsbasar habe Schülern und Eltern gefallen, berichtet die Schulleiterin. Daraus entstand eine neue

Idee: »Wir laden zwei oder drei der Flüchtlinge zu uns an die Schule ein. Sie erzählen in meinem GRW-Grundkurs über ihr Schicksal«, erzählt Peter Müller, Lehrer für Gemeinschaftskunde, Recht und Wirtschaft. »Der Nahostkonflikt – die betreffenden Flüchtlinge kommen aus Syrien, Pakistan und Afghanistan – steht im Lehrplan der Jahrgangsstufe 11. Auch soziale Schichten in Deutschland gehören zu den Themen dieses Jahrgangs: Wir analysieren, wie Spannungen entstehen, weil Menschen denken, es kämen zu viele Flüchtlinge. Unsere Schüler erleben bei dem Unterrichtsbesuch, dass durch direkten Kontakt Berührungsängste schwinden«, erläutert Müller. Er lobt genau wie Stephanie Kerkhof die Kooperation und betont den Mehrwert für die Schüler: »Sie merken, dass die Asylbewerber Menschen sind wie du und ich, mit denselben Bedürfnissen.«

Projekte im Bereich GTA: Kleine Weltreise gefällig? Eine Handvoll Schüler des Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasiums Chemnitz »reist wöchentlich« nach Indien. Dabei hilft ein Materialkoffer der Daetz-Stiftung: Der enthält DVDs, Kartenmaterial, Vorschläge für Rollenspiele, landestypische Gegenstände und eine Geschichte für eine Fantasiereise in ferne Länder. Die Koffer begleiten ein Ganztagsangebot oder eine Projektwoche in Mittelschulen und Gymnasien, die auch von Nichtpädagogen geleitet werden können, da jede Kursstunde genau vorbereitet ist. www.lichtensteiner-modell.de

Die Schüler des Wiprecht-Gymnasiums Groitzsch können wöchentlich China erleben. Die Schule bietet in Zusammenarbeit mit dem Konfuzius-Institut einen Chinesisch-Kurs an, in dem auch einiges von der fernöstlichen Kultur vermittelt wird. Die Kursleitung wird von einem Muttersprachler übernommen. Höhepunkt des Kooperationsprojektes ist eine Reise nach China. Dank der Unterstützung des Konfuzius-Instituts kostet die Teilnahme pro Schüler etwa 300 Euro.

exemplarisch für eine ganze Reihe außerschulischer Partner für Ganztagsangebote. Der Verein ist kultureller Treffpunkt für russischsprachige Migranten und engagiert sich für den kulturellen Austausch. Bei den Sprachkursen »Spaß am Samowar« und »Russisch spielerisch lernen« sind es Muttersprachler, die die Sprache und gleich auch Eindrücke von der russischen Kultur vermitteln – und so Vorbehalte gegenüber »dem Fremden« abbauen.

Der Verein Kolibri e.V. Dresden steht www.konfuziusinstitut-leipzig.de

Das BNE-Portal Sachsen

www.kolibri-dresden.de

SBI-Reflexionsworkshop

Das Portal »Bildung für nachhaltige Entwicklung« Sachsen bündelt verschiedene Bildungsangebote aus den Bereichen nachhaltige Entwicklung und globales Lernen. Zum Thema Migration finden sich auf der Seite eine Vielzahl von Workshops, Handreichungen, Unterrichtsmaterialien und Fortbildungen, wie beispielsweise den »Antirassismuskoffer« oder die Projekttage »Grenzen überwinden«, ein Angebot des Ausländerrats Dresden.

Auch das Sächsische Bildungsinstitut SBI hat in seinem Fortbildungprogramm immer wieder Angebote im Themenkontext Migration und Zuwanderung. Im Reflexionsworkshop zum Projekt: »Mit Fremdheit umgehen lernen – ein Training für Offenheit gegenüber anderen Kulturen« am 15. April 2015 etwa sind die Lehrkräfte der 250 Schülerinnen und Schüler geladen, die im Herbst 2014 an den Exkursions- und Projekttagen am Daetz-Centrum Lichtenstein teilgenommen haben.

www.bne-sachsen.de

http://bit.ly/1KwfHIX

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IDEEN FÜR DEN UNTERRICHT

Aktion Zivilcourage: Workshop »Menschen auf der Flucht« Im Workshop nähern sich die Schüler dem Thema Flucht und Asyl auf unterschiedlichen methodischen Wegen und lernen, Fluchtbewegungen in einen weltweiten Kontext einzuordnen. Empathie für Menschen, die flüchten müssen, Respekt, Aufgeschlossenheit und friedlicher Umgang stehen im Zentrum des Workshops. Schülern wird gezeigt, wie sie mit Argumenten gegen fremdenfeindliche Äußerungen vorgehen und souverän ihre

Meinung vertreten können. Außerdem werden bestehende Missverständnisse ausgeräumt. Der Workshop eignet sich für die Sekundarstufe I und II. Je nach Vorkenntnissen der Teilnehmenden können nach Vorabsprache unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden, zum Beispiel Flucht und Asyl in der Geschichte oder rechtliche Rahmenbedingungen für Asyl in Deutschland und Europa.

Weitere Informationen und Kontakt: Kristin Heinig, Projektkoordinatorin bei der Aktion Zivilcourage e. V., k.heinig@aktion-zivilcourage.de, Tel. 03501-460882

Ausstellung: »Eingeschlossen – Ausgeschlossen« Der Kern der Ausstellung sind die Porträts von 14 geflüchteten Menschen. Das Porträt jeder Person besteht aus jeweils seiner SchwarzWeiß-Fotografie und einem Text, der die Lebensgeschichte darstellt. Hörtexte sind das zweite Modul der Ausstellung. Die Ausstellung ist als

Wanderausstellung konzipiert und kann gebucht werden beziehungsweise auch in anderen Einrichtungen besucht werden. Zur Ausstellung gibt es außerdem eine Begleitbroschüre. Vom 1. bis 15. März 2015 ist die Ausstellung in der Wir AG in Dresden, danach in Zittau im Infoladen zu sehen.

Weitere Informationen: www.eingeschlossen-ausgeschlossen.de

Filmprojekt: »Can‘t be silent« Der Film »Can‘t be silent« dokumentiert das engagierte Projekt von Heinz Ratz. Er hat 80 Asylbewerberheime in Deutschland besucht und dort Musiker gefunden: Sänger, Musiker, Rapper, die gemeinsam Musik machen. Ihre Bewegungsfreiheit als Asylsuchende ist eingeschränkt. Der Film zeigt die Situation

»Du kommst hier nicht rein!« – Ausgrenzung und Integration auf der Spur Mithilfe von Befragungen, Diskussionen und anderen Methoden werden die Teilnehmer auf den Weg geschickt, Ausgrenzung und Integration an der eigenen Schule zu untersuchen. Neben der empirischen Auswertung werden die Schüler in den sechs Bausteinen dazu angehalten, Wege zu finden, bestimmte Werte und Verhaltensweisen zu beeinflussen und ausgegrenzte Schüler so besser zu integrieren. Geeignet sind die Bausteine für Klassenstufe 9/10. Alle Informationen finden Sie unter: http://bit.ly/17XuVoA

Handreichung: »Flucht und Migration« für Lehrer In drei Unterrichtseinheiten à 90 Minuten bietet das Material detaillierte Ablaufpläne, um das Thema Flucht und Migration aufzugreifen. Thematisch orientieren sich die Bausteine an den Lehrplänen für Geografie und Politik beziehungsweise Sozialkunde, aber auch dem Deutschunterricht, Ethik und dem Religionsunterricht.

Flucht und Migration Wenn der Weg mal nicht das Ziel ist Eine Handreichung für Lehrer

Fächerübergreifend für die Klassen 7 bis 10

Die Handreichung finden Sie unter: http://bit.ly/1wLgaAZ

Unterrichtsset: »Nicht bloß Zahlen« Nicht bloß Zahlen

»Nicht bloß Zahlen« ist ein Unterrichtsset über Migration und Asyl in der Europäischen Union für Schüler zwischen 12 und 18 Jahren. Mit Videosequenzen, einem Lehrheft und Fotokarten werden sachliche Informationen über Migration und Flucht und persönliche Lebensgeschichten vermittelt. Das vollständige Material steht kostenfrei zur Verfügung. LEHRHEFT ‘NICHT BLOß ZAHLEN' UNTERRICHTSSET ZU MIGRATION UND ASYL IN EUROPA

Das Unterrichtsset finden Sie unter: http://bit.ly/1H4pzUR

von Asylsuchenden und deren Versuch, ein glückliches Leben zu führen. Der Film kann ausgeliehen werden. Dazu gibt es detailliertes Unterrichtsmaterial zur Vor- und Nachbereitung. Weitere Informationen unter: www.cant-be-silent.de

Weitere Filme, die im Unterricht eingesetzt werden können, finden Sie auf folgender Filmliste: http://bit.ly/18nsjAr KLASSE

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D E MO K R ATI E A N D E R S C H U L E

Thomas Lorenz ist Sprecher von insgesamt sechs Beratern für Demokratiepädagogik in Sachsen. Im Gespräch mit KLASSE beantwortet er Fragen zu seiner Tätigkeit. VON CAROLINE VOGT,

KLASSE-REDAKTION,

FOTO: ANDRÉ FORNER

Warum brauchen wir Berater für Demokratiepädagogik an sächsischen Schulen? Demokratie ist kein Selbstläufer – sie muss erlernt und gelernt werden. Leider haben wir diese Erkenntnis in den letzten 25 Jahren etwas vernachlässigt und nun einige Baustellen, die wir bearbeiten müssen. Teilweise herrscht bei Schülern das Verständnis vor, in einer Demokratie kann jeder machen, was er will. Wir Berater für Demokratiepädagogik arbeiten in erster Linie präventiv. Wir sensibilisieren Schüler und Lehrer für das Thema. Dabei geht es sowohl um Demokratie als Staats- wie auch als Lebensform. Was die Schule an sich betrifft, unterstützen wir bei der Entwicklung von Schulprogrammen, erarbeiten gemeinsam Ganztagskonzepte oder entwickeln demokratische Schulkulturen wie den Klassenrat. Die Jugendlichen erleben dadurch Demokratie und merken, dass sie ernst genommen werden, dass Demokratie ein Prozess ist, an dem sie mitwirken dürfen und sollen. Sie lernen auch, dass Ein- und Unterordnung dazugehören, dass sie Rechte, aber auch Pflichten haben. Wie sieht Ihre Arbeit in der Praxis aus? Die Schulen wenden sich mit ihren Belangen an die Sächsische Bildungsagentur, von der wir Berater dann die Anforderung erhalten. Wir kommen aus den unterschiedlichsten Gründen an eine Schule – die Schülervertretung funktioniert nicht oder das Klima in der Klasse hat sich verschlechtert. Je nach Fall sind wir Initiatoren oder Begleiter. Wir entwi-

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Thomas Lorenz ist Schulleiter der 128. Oberschule in Dresden. Als Demokratiepädagoge möchte er Lehrer und Schüler für diese Thematik sensiblisieren.

ckeln Strategien zur Konfliktlösung, führen Streitschlichter ein oder veranstalten Workshops oder Projekttage. Welche demokratischen Werte sind besonders wichtig und wie lassen sie sich vermitteln? Toleranz und Weltoffenheit! Toleranz gegenüber allen Menschen und Religionen und Weltoffenheit im Sinne von Horizonterweiterung. Es gibt mehr als Dresden oder Sachsen. Meinungsbildung und -austausch gehören ebenfalls zur Demokratieerziehung. Gemeckert wird immer schnell – die Schüler sollen lernen, dass sie kritisieren dürfen, aber auch Schlussfolgerungen ziehen müssen. Dafür brauchen wir eine Diskussionskultur, und zwar so früh wie möglich. Wir Berater decken, bis auf die Berufsschule, jede Schulart ab. Bereits in der Grundschule setzen wir an. Die Schüler sollen möglichst früh erfahren, dass sich ihre Belange und Wünsche im Schulalltag widerspiegeln. Das gelingt, wenn sie einbezogen werden: Schülerrat, Klassensprecherschulung, oder das Erstellen einer Hausordnung –all das ist Demokratieerziehung.

Warum ist diese Form der Demokratieerziehung Auftrag der Schule? Lehrer sind mehr als Wissensvermittler, sie sind auch Vorbilder. Entscheidend ist, was die Schüler für ihr Leben mitnehmen – soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit und Kommunikationsbereitschaft. Wenn Lehrer rassistische Tendenzen in der Klasse bemerken, sollten sie darüber reden. Es ist wichtig, mit offenen Augen und Ohren durch die Schule zu gehen und sich nicht zu verschließen. Fragen stellen, Kritik angemessen äußern und Verantwortung übernehmen - all das gehört dazu. Demokratie lässt sich nicht verordnen, sie muss gelebt werden. Es ist eine Entwicklung, eine Stetigkeit und das ist das Schwierige daran. Eine Gefährdung der Demokratie ist vor allem Gleichgültigkeit.

Die Schulen können die Berater für Demokratiepädagogik über die regionalen Koordinatorinnen des Unterstützungssystems in der Sächsischen Bildungsagentur anfordern. (Kontaktformular rechte Spalte) www.bildung.sachsen.de/13360.htm

WIE KANN ICH DEMOKRATIE IN DER SCHULE VERMITTELN?

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D E MO K R ATI E A N D E R S C H U L E

WAS MACHT »SCHULE OHNE RASSISMUS«?

Im Juli 2014 wurde das Förderzentrum »Clemens Winkler« in Brand-Erbisdorf »Schule ohne Rassismus«. Dieser Titel verpflichtet die Schule, jeden Tag aufs Neue gegen Diskriminierung im Schulumfeld vorzugehen, sagt Schulleiterin Ute Schnabel. PROTOKOLL: BEATE DIEDERICHS,

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»Vor zwei Jahren gab es bei uns einen unschönen Vorfall: Die Eltern eines Schülers drohten einer Lehrerin, ihre Kontakte aus der rechten Szene spielen zu lassen, wenn ihr Kind keine besseren Noten bekäme. Solche Ideen wollten wir unterbinden und uns als Schule gegen Rassismus, rechtes Gedankengut und Ausgrenzung positionieren. Bei einer Weiterbildung für unsere Lehrer stießen wir auf »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage«, ein deutschlandweites Schulnetzwerk gegen Diskriminierung und für Zivilcourage. Eine Schule kann ihm beitreten, wenn 70 Prozent der Schüler und Lehrer mit ihrer Unterschrift bezeugen, dass sie gegen jede Form von Diskriminierung an der Schule vorgehen werden. Bei uns unterschrieben fast 90 Prozent. Nun mussten wir überlegen, wie wir das Vorhaben praktisch umsetzen.

nem schwerer, ein Land abzulehnen, dessen leckere Gerichte man gekostet und dessen Musik man gelauscht hat. Am 17. Juli wurde uns der Titel übergeben. Auch die Kultusministerin Brunhild Kurth war dazu an unsere Schule gekommen. Um den Titel zu feiern, hatten wir ein Hoffest organisiert, bei dem am Ende alle Sirtaki tanzten. Denn an diesem Tag war Griechenland Thema bei unserer Ländervorstellung. Das ist nicht alles, was wir als »Schule ohne Rassismus« tun. Wir beteiligen uns an dem Klimaprojekt »Journey North« einer US-amerikanischen Universität und schicken Messdaten aus Brand-Erbisdorf dorthin. Mitarbeiter des Schulnetzwerkes führen regelmäßig Projekttage bei uns durch. Sich dabei mit Themen wie »Mittendrin anders« zu beschäftigen, hilft unseren Schülern,

»UM DEN TITEL ZU FEIERN, HATTEN WIR EIN HOFFEST ORGANISIERT, BEI DEM AM ENDE ALLE SIRTAKI TANZTEN.« UTE SCHNABEL, SCHULLEITERIN FÖRDERZENTRUM »CLEMENS WINKLER« Über 90 Prozent unserer Schüler sind Jungen. Da lag es nahe, die Fußballweltmeisterschaft im Sommer als ersten Aufhänger zu benutzen: Die Schüler bildeten Mannschaften und bekamen je ein Land zugelost, das an der Weltmeisterschaft teilnahm. Dessen Geschichte und Kultur stellten sie vor – als Wandzeitung, Kochshow oder Vortrag. Dahinter stand der Gedanke, dass sich die Schüler spielerisch der entsprechenden Kultur nähern sollten. Es fällt ei-

Selbstbewusstsein und Toleranz zu entwickeln. Denn manche Förderschüler nehmen sich als »schwach« wahr und grenzen vermeintlich noch Schwächere aus, wie Asylbewerber, um sich selbst aufzuwerten. Unser Engagement und das »Schule-ohneRassismus«-Schild am Eingang sind als Signal auch bei den Eltern angekommen. Vorfälle wie den beim Elterngespräch hat es nicht mehr gegeben.«

Alle Infos zu »Schule ohne Rassismus« und die Ansprechpartner für die Landeskoordination Sachsen unter: www.schule-ohne-rassismus.org.

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8. WEGE ZUR HILFE

WIE KANN ICH ASYLBEWERBERN IN SACHSEN HELFEN?

Am Evangelischen Gymnasium Tharandt bringen Schüler Asylbewerbern Deutsch bei – wie aus einer privaten Initiative ein Schulprojekt wurde. VON CAROLINE VOGT, KLASSE- REDAKTION, FOTO: ARVID MÜLLER

Es riecht nach frischem Kaffee und Tee im Islamischen Zentrum in Dresden, denn an diesem Mittwoch sind Besucher da. Die Achtklässler des Evangelischen Gymnasiums in Tharandt sind mit ihrem Lehrer Albrecht Kaltofen im Rahmen ihrer Projektwoche zu Gast und möchten sich ein Bild machen. Ein Bild von den Räumen des Islamischen Zen-trums und der Moschee im unteren Stockwerk. Die Schüler des Evangelischen Gymnasiums Tharandt beschäftigen sich bereits seit vergangenem November vermehrt mit fremden Kulturen und der Asylthematik. Ausschlaggebend dafür war die Unterbringung von 25 Flüchtlingen in einer Jugendherberge vor den Toren der Stadt. Die Schülerin Franziska Froelich nahm Kontakt zur Heimleiterin auf und besuchte die zwölf Familien und 13 Einzelpersonen in ihrer Unterkunft – eine Begegnung, die die 16-Jährige nachhaltig geprägt hat. Fran-

ziska suchte Unterstützung und fand sie bei ihren Mitschülern, ihren Lehrerinnen Steffi Baldow und Anett Bauer sowie dem Schulleiter Volker Gaitzsch, der Schule und Turnhalle für die Asylbewerber geöffnet hat. Aus der privaten Idee der Schülerin entwickelte sich rasch eine schulische Initiative. Mittlerweile hat sich eine feste Gruppe von Helfern etabliert, die Deutschkurse anbietet, mit den Kindern Fußball spielt oder einfach Zeit und ein offenes Ohr mitbringt. Fiona, Kaya, Sarah, und Josephine gehören zum festen Kern der Helfer-Gruppe. Sie haben natürlich auch Sachspenden gesammelt, auch wenn es ihnen weniger auf materielle Hilfe ankommt. »Wir wollen die Menschen einfach beim Ankommen unterstützen und Gastfreundschaft zeigen«, erklärt Kaya . »Einige fühlen sich hier fremd, spüren, dass sie nicht willkommen sind, haben Ängste und sind traurig – da wollen

wir Ansprechpartner sein.« Die Truppe um Franziska Froelich möchte nicht nur zuhören, sondern auch andere für das Thema Asyl sensibilisieren. Sie haben bereits Kontakt zur Tharandter Kirchgemeinde gesucht und wollen diesen auf die Bürger ausweiten. »Viele Menschen in Tharandt sind skeptisch, was aber auch daran liegt, dass sie noch nie vor Ort waren und sich die Geschichten der Flüchtlinge angehört haben. Es ist viel Unwissenheit im Spiel – die Leute müssen aufgeklärt werden.« meint Fiona. Passenderweise ruft in diesem Moment Katja Pohling vom Islamischen Zentrum zum Essen. Es gibt Couscoussalat für alle – Annäherung kann manchmal ganz einfach sein.

Fiona, Kaya, Sarah und Josephine (v.l.n.r.) besuchten im Rahmen ihres Schulprojekts das Islamische Zentrum in Dresden. 14

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FA K TE N ZU M I G R ATI O N

Kann jeder nach Deutschland einwandern, der will?

Wie läuft ein Einwanderungsverfahren in Deutschland?

Grundsätzlich ja – allerdings gibt es dafür verschiedene Regelungen. Grundlage dafür ist das deutsche Zuwanderungsgesetz, das sogenannte Aufenthaltsgesetz. Ebenso spielen unter bestimmten Voraussetzungen das Asylverfahrensgesetz und das Freizügigkeitsgesetz der EU eine Rolle. Gründe für die Zuwanderung sind zum Beispiel die Aufnahme einer Ausbildung, eines Studiums oder einer Erwerbstätigkeit, Familiennachzug, Staatsangehörigkeitsrecht, zum Beispiel bei Spätaussiedlern, oder humanitäre und politische Gründe wie Flucht oder politische Verfolgung. Der Anteil derjenigen, die aus humanitären Gründen nach Deutschland kommen, macht bei den Zuwanderungsgründen nur 15 Prozent aus (siehe Seite 2).

Das kommt ganz darauf an, aus welchen Grund man nach Deutschland kommt. Am einfachsten haben es Bürger der EU. Durch das sogenannte Freizügigkeitsgesetz der Europäischen Union können sie sich innerhalb der EU frei bewegen und, wenn sie möchten, nach Deutschland umziehen. Für Bürger aus sogenannten Drittstaaten gilt grundsätzlich die Visumspflicht. Je nach Zuwanderungsgrund bekommen sie einen gesetzlich festgelegten Aufenthaltstitel. Der ist meist befristet, zum Beispiel für die Dauer einer Ausbildung. Unter bestimmten Voraussetzungen kann dieser auch in einen unbefristeten Aufenthaltstitel umgewandelt werden. Arbeitnehmer mit einem Einkommen von circa 45.000 Euro im Jahr können eine Blaue Karte EU erhalten. Diese führt schneller zu einem dauerhaften Aufenthaltstitel in Deutschland. Für Asylsuchende gibt es das sogenannte Asylverfahren.

Informationen zur Zuwanderung in Deutschland finden Sie hier: http://bit.ly/1BVzm16 und Informationen zur Zuwanderung

Informationen zum Einwanderungsverfahren finden Sie unter:

in Sachsen finden Sie hier: www.zuwanderung.sachsen.de

http://bit.ly/1tz6Cp8

9.

WIE KOMMEN MIGRANTEN NACH SACHSEN?

Worin unterscheidet sich Asyl von anderen Zuwanderungsformen?

Gelten für Zuwanderer die gleichen Gesetze wie für deutsche Staatsbürger?

Um als Asylsuchender in Deutschland anerkannt zu werden, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Grundsätzlich können nur politisch Verfolgte Asyl beantragen. Eine Anerkennung ist nur nach dem Artikel 16a des Grundgesetzes sowie nach der Genfer Flüchtlingskonvention möglich. Wer aus einem sicheren Drittstaat oder Herkunftsland kommt, kann sich nicht auf dieses Recht berufen. Um dies genau prüfen zu können, gibt es in Deutschland das Asylverfahren.

Für jeden Menschen, der sich in Deutschland aufhält, gilt die deutsche Rechtsprechung. Auch ausländische Arbeitnehmer müssen ihr Einkommen versteuern und Sozialleistungen zahlen. Sie haben aber auch genau wie jeder deutsche Staatsbürger Rechte, zum Beispiel wenn sie arbeitslos werden. Auch Asylbewerber erhalten Leistungen im Wert von 352 Euro. Länder und Kommunen können selbst entscheiden, in welcher Form diese Leistungen ausgegeben werden. Statt Geld erhalten Asylbewerber vor allem Sachleistungen wie Verpflegung und Unterkunft.

Ein Video, das ein Asylverfahren in Deutschland einfach und verständlich beschreibt, finden Sie hier. Außerdem gibt es dazu

Weitere Informationen: http://bit.ly/1wZMZoy

eine ausführliche Begleitbroschüre: http://bit.ly/1wZMSJB

IMPRESSUM Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium für Kultus (SMK), Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden |

Redaktion: Anja Niemke (V. i. S. d. P. ), Telefon: (0351) 564 25 11, E-Mail: klasse @ smk.sachsen.de; Nicole Kirchner, Peter Stawowy, stawowy media | Mitarbeit in dieser Ausgabe: Anja Niemke, Beate Diederichs, Henrike Marlow, Sebastian Martin, Anikó Popella, Caroline Vogt | Fotos: André Forner, Anja Jungnickel, Arvid Müller, Detlev Müller, Wolfgang Wittchen, RA Studio/Fotolia.com | Gestaltung: stawowy media | Auflage: 40.000 Exemplare | Druck: Druckerei Vetters | Verteilerhinweis: Die Informationsschrift wird von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden.

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WAS WÜRDEN SIE MITNEHMEN?

Wir haben die Kinder der DaZ-Klasse der 19. Grundschule Dresden gefragt, welchen Gegenstand sie von zu Hause mitgebracht haben.

FOTO: ARVID MÜLLER

Leontia · 7 Jahre Das Pferd mit Namen Greta hat Leonita von der Oma zum 1. Geburtstag geschenkt bekommen. Leonita ist in der Ukraine geboren, ihr Papa ist gebürtiger Deutscher und selbstständig – und hat seine Familie hierher mitgebracht.

Gursarab · 10 Jahre Den kleinen Teddy hat Gursarab zu ihrem ersten Geburtstag geschenkt bekommen. Den hat sie noch in Indien gefeiert. Seit Oktober ist sie mit ihrer Familie in Deutschland. Vorher haben die Eltern in Italien gearbeitet, bevor sie nach Dresden zu den Verwandten gezogen sind.

Sif Eddine · 10 Jahre Das Auto hat Sif Eddine zum vierten Geburtstag von seinem großen Bruder geschenkt bekommen. Der gebürtige Italiener ist seit Oktober in der 19. Grundschule. Sein Vater arbeitet als Koch, seine Mutter als Englischlehrerin.

Frances · 11 Jahre Frances‘ Eltern stammen von den Philippinen und arbeiten in Dresden in der Chipfabrik. Frances‘ wichtigstes Spielzeug ist der kleine Wüstenfuchs – den hat ihr die Mama von einer Reise aus Afrika mitgebracht. Nach einigen Wochen im Hotel in Dresden hat die Familie nun endlich eine eigene Wohnung gefunden.

Abdhul · 7 Jahre Abdhul kommt aus Tschetschenien. Das Auto hat er von dort mitgebracht, es erinnert ihn an die Zeit zu Hause. Jetzt besucht der die Klasse 1b in Dresden. Seine Mutter ist schwer krank und wird medizinisch betreut – deswegen haben die Eltern den Duldungsstatus.


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