KLASSE DA S M AG A Z I N F Ü R S C H U L E I N S AC H S E N
Pause!
Wie Lehrer die richtige Balance finden.
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NEWS
Fakten gegen Vorurteile Die Kampagne #wtf?! – Wissen, Thesen, Fakten der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung gibt verständliche Antworten auf schwierige Fragen. TEXT: NICOLE KIRCHNER
Die Presse lügt. Die EU ist eine Diktatur. Und der »kleine Mann« hat sowieso nichts zu melden! Einfache »Antworten« dieser Art erfreuen sich in jüngster Zeit nicht nur bei der sächsischen Bevölkerung wachsender Beliebtheit. Auch im Schulalltag sind solche Vorurteile gegenüber dem demokratischen System längst angekommen und werden unter den Schülern eifrig verbreitet. Die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) hat deswegen die Kampagne »#wtf?! –Wissen, Thesen, Fakten« ins Leben gerufen, die das Demokratieverständnis und die konstruktive Diskussion über einen Wertekonsens in der Gesellschaft und insbesondere bei Schülern und Jugendlichen fördern will. »Ziel der #wtf?!-Kampagne ist Bildung. Wir möchten mit diesem neuen Angebot der SLpB Hintergrundwissen zu verschiedenen Themen wie Medien, die EU oder Arbeit von Politikern ver-
mitteln. Ziel ist es ausdrücklich nicht, umerziehend zu wirken oder Kritiker zu unterdrücken«, erklärt Thomas Platz, Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei der SLpB und damit verantwortlich für das neue Projekt. Kern der Kampagne sind fünf Online-Videos sowie begleitende Magazine, Infografiken und Unterrichtsmaterial, all das wird bis Ende 2017 nacheinander erscheinen. Magazin und Video greifen jeweils ein gängiges Klischee auf und behandeln dieses tiefergehend aus unterschiedlichen Perspektiven. Begleitendes Schulmaterial wird Lehrerinnen und Lehrern ermöglichen, die Videos und Magazine im Unterricht einzusetzen. Das Unterrichtsmaterial orientiert sich an den sächsischen Fachlehrplänen für die Unterrichtsfächer Gemeinschaftskunde in Oberschulen und Berufsfachschulen. Es eignet sich aber auch für andere Klassenstufen: wie beispielsweise für den GemeinschaftskundeUnterricht am Gymnasium. Auf der neu eingerichteten Webseite wtf.slpb.de werden die verschiedenen Inhalte ge-
KAMPAGNE #WTF?! Online-Video, Magazin, Infografik, Unterrichtsmaterial zum Download sowie weitere Infos zum ersten Schwerpunkt der #wtf?!-Kampagne gibts auf der Webseite wtf.slpb.de Magazine als Klassensatz oder die Infografik als Poster können auch gern über shop.slpb.de bestellt werden. 2
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bündelt und können einfach als pdf heruntergeladen werden. Der Auftakt der Kampagne widmet sich dem Themenschwerpunkt »Lügenpresse«. Im Online-Video stellt die fiktive Figur Tom sich die Frage »Welchen Medien kann ich trauen?«, das »#wtf?!Magazin« erklärt den tatsächlichen Einfluss der Politik auf die Medien und geht dem Thema Wahrheit und Qualität im Journalismus nach. Die Infografik zeigt, wie aus einer Information eine Nachricht entsteht. »Bei jedem Schwerpunkt möchten wir typische wtf?!-Fragen stellen und darauf eine kurze und leicht verständliche Antwort geben. Wem der Hashtag bekannt vorkommt – ja, das ist Absicht! Aber wir übersetzen wtf ganz bewusst mit Wissen, Thesen, Fakten. Wir wissen aber auch, dass der Kraftausdruck unter Jugendlichen eine andere Bedeutung hat«, schmunzelt Thomas Platz.
E D I TO R I A L /I N H A LT
Liebe Leserinnen und Leser, Lehrerinnen und Lehrer sind zufriedener mit ihrem Beruf als der Bevölkerungsdurchschnitt und leben gesundheitsbewusster. Auf der anderen Seite fallen sie mit erhöhtem Blutdruck und Beschwerden des Herz-Kreislauf-Systems auf. Zu diesen und vielen anderen wichtigen Ergebnissen kommt der neueste Lehrergesundheitsbericht der Sächsischen Bildungsagentur vom September 2016. Im Fokus der Betriebsärzte stehen dabei zunehmend die psychische Belastung und der Stress im Arbeitsalltag. Problematisch scheint zu sein, dass die Grenze zwischen Beruf und Freizeit für viele Lehrer verschwimmt und die Erholungsphasen nicht mehr ausreichen. Die meisten Lehrerinnen und Lehrer arbeiten sehr engagiert. Dadurch steigt das Risiko, sich zu verausgaben und auch für längere Zeit krank zu werden. Damit es jedoch nicht so weit kommt, ist es wichtig, diese Risiken zu erkennen und frühzeitig vorzubeugen. Das Titelthema dieser KLASSE beschäftigt sich deshalb vor allem mit der Stressprävention im Lehrerberuf. Fachleute geben Tipps, wie man sich selbst vor Stress schützt. Außerdem stellt die KLASSE einige Angebote des Freistaates von der arbeitsmedizinischen Vorsorge bis hin zur »Begleiteten Berufseinstiegsphase« vor. Nicht zuletzt verraten Ihnen Lehrerinnen und Lehrer ihre ganz persönlichen und individuellen AntiStress-Rezepte. Und auch mein persönliches Anti-Stress-Programm erfahren Sie in dieser KLASSE.
Ihre Brunhild Kurth Sächsische Staatsministerin für Kultus
Inhalt Meldungen – Seite 4 Aus Lehrersicht – Seite 5
Kathrin Pfitzenreuter über wichtige Lehrereigenschaften
Titelgeschichte – Seite 6
Stress im Lehrerberuf und welche Mittel dagegen helfen
Ein Tag in Bildern – Seite 10
Zu Besuch in einem sächsischen Schülercamp
Aus Schülersicht – Seite 11
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Simon Zienert nimmt am Schulversuch »Gestreckte Fachoberschule für Leistungssportler« teil
Interview: Manuel Slupina – Seite 13
Der Demografie-Forscher über Bildungswanderer und die damit verbundenen Abwanderungseffekte in Sachsen
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Recht und Ordnung – Seite 14 Digitale Kommunikation mit Schülern und Eltern Der KLASSE-Fragebogen – Seite 15 Sophie Scheder, Kunstturnerin
Impressum – Seite 4 KLASSE
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MELDUNGEN
E Jugendmedientage
kommen nach Dresden Das Vertrauen in die Medien ist spürbar gesunken – Veranstaltungen wie Pegida mit ihren Lügenpresse-Rufen haben dazu maßgeblich beigetragen. Insofern gibt es dieses Jahr wohl keinen besseren Austragungsort für die Jugendmedientage (JMT) als Dresden. Und auch das Motto »Medien- oder Märchenland?« der Jugendmedientage 2016 passt perfekt zur aktuellen Medienkrise. Welchen Medien kann ich glauben? Welchen Informationen kann ich trauen? Diesen Fragen möchte die Jugendpresse Deutschland, der Veranstalter der JMT, vom 27. bis zum 30. Oktober in der Messe Dresden in verschiedenen Tagungspunkten näher auf den Grund gehen. Aber an den drei Tagen gibt es auch viel Praktisches zu erleben: In rund 30 Workshops können die Teilnehmer beispielsweise ihr eigenes Video produzieren oder sich in verschiedenen journalistischen Stilformen ausprobieren. Die Workshops werden von namhaften Redaktionen und Institutionen aus ganz Deutschland angeboten, darunter die Deutsche Presseagentur, der MDR und die Bundeszentrale für politische Bildung. Teilnehmen können alle medienbegeisterten Jugendlichen und junge Erwachsene zwischen 16 und 27 Jahren. Tickets für die Veranstaltung gibt es ab 60 Euro. www.jugendmedientage.de
E Jugendredeforum 2016:
Die Jugend ans Mikro Argumente austauschen, sachlich miteinander streiten – dies ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Um Jugendlichen dafür eine Plattform zu bieten, findet am 5. November 2016 wieder das Jugendredeforum im Sächsischen Landtag statt. Die Teilnehmer müssen in verschiedenen Diskussionsrunden ihren Standpunkt unter Zeitdruck klarmachen. Der Clou dabei: Sie bekommen das Thema erst fünf Minuten vor Beginn mitgeteilt, haben also kaum Vorbereitungszeit. Eine Jury bewertet die Wortbeiträge dann nach den Kriterien Rhetorik, Sachlichkeit und engagiertes Miteinander. Die bestplatzierten Redner des Vormittags treten dann am Nachmittag in Einzelreden gegeneinander an, um einen Gesamtsieger zu ermitteln.
E Erfolgreiches Mentoren-
Programm für MINT-Berufe In den sogenannten MINT-Berufen, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, arbeiten nach wie vor deutlich mehr Männer als Frauen. Das Mädchenförderprogramm CyberMentor, initiiert von den Universitäten Ulm, Regensburg und Erlangen-Nürnberg, möchte dem entgegenwirken. Für das einjährige Online-Begleitprogramm können sich technikbegeisterte Schülerinnen zwischen der sechsten und zwölften Klasse bewerben. Sie bekommen dann ein Jahr lang über ein sogenanntes E-Mentoring-Programm eine Mentorin, die selbst im MINT-Bereich tätig ist, zur Seite gestellt. Das Mentoring läuft komplett über eine eigens dafür geschaffene Online-Plattform ab – per Chat, E-Mail oder in geschützten Foren. Pro Woche sollten die Schülerinnen circa 30 Minuten einplanen. Seit dem Start im Jahr 2005 haben bereits über 4500 Mädchen daran teilgenommen. Die nächste BewerberRunde dafür startet am 15. Dezember 2016. WEITERE INFOS UND ANMELDUNG ZUM PROGRAMM: www.cybermentor.de
Die Veranstaltung wird gemeinsam vom Sächsischen Landtag und dem Verband der Redenschreiber deutscher Sprache veranstaltet. Als Hauptpreis lobt der Verband einen eintägigen Rhetorikkurs aus. Eine Anmeldung für das Jugendredeforum geht nur direkt über die Schule bzw. den Lehrer. Sie können redebegabte Schüler zum Wettbewerb anmelden. Kontakt: Sächsischer Landtag, Helga Kemper, Tel.: 0351/493 51 31, E-Mail: helga.kemper@slt.sachsen.de IMPRESSUM
Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium für Kultus (SMK), Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden Redaktion: Manja Kelch (V. i. S. d. P. ), Telefon: (0351)564 25 16 E-Mail: klasse @smk.sachsen.de, Twitter: www.twitter.com/bildung_sachsen; Nicole Kirchner, Peter Stawowy, STAWOWY, Kommunikation, Medien, Politik | Mitarbeit in dieser Ausgabe: Beate Diederichs, Sebastian Martin, Thuy Ngyuen, Brigitte Pfüller Fotos: André Forner, Anja Jungnickel, Detlev Müller, Wolfgang Schmidt, PR (S. 4, 13), cirquedesprit/ fotolia (S. 14), Makkuro_GL / fotolia und imago/Annegret Hilse (S. 15) | Gestaltung: STAWOWY | Auflage: 40.000 Exemplare | Druck: SDV Direct World GmbH | Verteilerhinweis: Die Informationsschrift wird von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. 4
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AUS LEHRERSICHT
Ein Herz für Kinder Welche Charaktereigenschaften machen einen guten Lehrer aus? Kathrin Pfitzenreuter bildet Lehramtsanwärter aus und sagt: Das Schüler-Feeling braucht man unbedingt, wenn man Lehrer werden will. TEXT: BEATE DIEDERICHS · FOTO: ANJA JUNGNICKEL
Noch nach dreißig Jahren erinnert sich Kathrin Pfitzenreuter an ihren Musiklehrer. »Er komponierte selbst, spielte uns im Unterricht seine Kompositionen vor und wusste einfach alles über Musik«, sagt die heute 46-Jährige. Ihr Musiklehrer brachte also viel von dem mit, was einen guten Lehrer ausmacht: Er liebte sein Fach, kannte es in- und auswendig, mochte Kinder und unterrichtete sie gern. »Beruflich wollte ich immer etwas mit Menschen machen, tendierte aber zur Psychologie. Dieser Musiklehrer trug aber dazu bei, dass ich Lehrerin wurde.« So lehrt Kathrin Pfitzenreuter heute Deutsch und Geschichte an der GeorgSchumann-Schule, einer Oberschule in Leipzig. Momentan unterrichtet sie aber nur wenige Stunden pro Woche. Denn sie vermittelt seit neun Jahren als Fachausbildungsleiterin für Geschichtsdidaktik Lehramtsanwärtern das fachdidaktische Handwerkszeug: Kathrin Pfitzenreuter besucht sie im Unterricht, berät und bewertet sie. GRUNDVORAUSSETZUNG: KINDER MÖGEN Kathrin Pfitzenreuter musste sich als frischgebackene Lehrerin einer großen Bewährungsprobe stellen: Sie war fürs Gymnasium ausgebildet. Doch man bot ihr nur eine Stelle an einer Oberschule
an, die damals noch Mittelschule hieß. »Ich stellte mich also darauf ein, dass ich dort anders arbeiten musste als am Gymnasium. Die Arbeit macht Spaß. Deshalb blieb ich auch an der Mittelschule, als am Gymnasium Stellen frei wurden. Ich habe es bis heute nicht bereut.« Was sie an der Mittelschule über erfolgreiches Unterrichten lernte, trifft ohnehin auf alle Schularten zu: »Man muss Kinder und Jugendliche grundsätzlich mögen und ihnen gern etwas beibringen, also wirklich Lehrer sein wollen.« Verantwortungsbewusstsein, Toleranz, Geduld und Belastbarkeit gehören für sie ebenso dazu wie Selbstreflexion: »Läuft der Unterricht nicht reibungslos, sollte ich für mich klären: Liegt es wirklich nur an den Schülern oder auch daran, dass ich einen unklaren Arbeitsauftrag gegeben habe? Nur dann kann ich mein Verhalten ändern.« An ihrer Schulart sieht sich Kathrin Pfitzenreuter mit einer zunehmend heterogenen Schülerschaft konfrontiert: Durchschnittsoberschüler, Inklusionsund Integrationsschüler, Schüler mit Migrationshintergrund und Schüler mit Lern- und Verhaltensstörungen, aber auch leistungsstarke Schüler, die später eine weiterführende Schule besuchen wollen. »Wenn ich alle mitnehmen will, muss ich methodisch flexibel sein«, sagt die langjährige Lehrerin.
FACHWISSEN KANN MAN LERNEN Kathrin Pfitzenreuter kann natürlich auch einige Eigenschaften aufzählen, mit denen man als Lehrer wenig Freude haben wird: Ein zu autoritärer oder zu lascher Lehrstil gehören dazu. Auch wenn man unmotiviert wirkt oder sich selbst und den Stoff nicht strukturieren kann, ist man kaum überzeugend. »Sich zu organisieren oder den goldenen Mittelweg zwischen autokratischer Führung und laissez faire zu finden, kann man ebenso lernen wie Fachwissen, Didaktik und Methodik. Doch es gibt ein gewisses Gespür für Kinder und Jugendliche, das man braucht. Das lässt sich nur schwer antrainieren«, sagt die Pädagogin. Wenn einem ihrer Schützlinge dieser Draht zu den Schülern fehlt, rät sie ihm deutlich davon ab, Lehrer zu werden. Aber als Lehrerin gibt Kathrin Pfitzenreuter nicht nur Feedback, sondern fordert es auch ein: »Ich möchte wissen, ob es den Schülern etwas bringt, wie ich unterrichte, und bin für Kritik offen. Wenn meine Schüler dann sagen, dass ich gut erklären und motivieren kann, freut mich das natürlich und spornt mich weiter an.«
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Lehrer am Limit Die psychische Belastung vieler Pädagogen nimmt zu. Nicht wenige zeigen typische Stress-Symptome, wie der jüngste Gesundheitsbericht zeigt. Sachsen steuert deshalb dagegen – mit vielen Angeboten. TEXT: SEBASTIAN MARTIN · FOTO: ANDRÉ FORNER, ANJA JUNGNICKEL, WOLFGANG SCHMIDT
Rüpelhafte Schüler, nervende Eltern oder fehlende Anerkennung – es gibt viele Dinge, die Lehrer an ihre Grenzen bringen. Die Folgen können heftig sein. Drei Prozent der sächsischen Pädagogen leiden an Burn-out. Die gute Nachricht: Der Anteil ist damit zwar nicht größer als in der Gesamtbevölkerung, doch ein Drittel der Lehrer zeigt typische Stress-Symptome. Sie fühlen sich regelmäßig erschöpft, sind überfordert oder agieren gleichgültig gegenüber Schülern und Kollegen. Das geht aus dem jüngsten Gesundheitsbericht hervor, den die Sächsische Bildungsagentur im September vorgelegt hat. Für den Report wurden die Daten von knapp 2.600 Lehrern aus rund 300 Schulen ausgewertet. Sie hatten zwischen 2010 und 2014 an der arbeitsmedizinischen Vorsorge teilgenommen – einem kostenlosen Angebot, das es in dieser Form nur in Sachsen gibt. Die Betriebsärzte nehmen dabei zunehmend die psychische Belastung in den Fokus. Denn die steigt – und damit das Risiko für Langzeiterkrankungen und Unterrichtsausfälle. Ausgebrannte Lehrer sind zudem nicht in der Lage, die erforderliche Qualität vor den Klassen zu gewährleisten. Das frühzeitige Erkennen der Symptome sowie die anschließend von den Betriebsärzten gegebenen Tipps seien deshalb enorm wichtig, heißt es im Gesundheitsbericht der Sächsischen Bildungsagentur. DIE GRENZE ZWISCHEN BERUF UND FREIZEIT Wie aus der Analyse weiter hervorgeht, leidet bei 18 Prozent der sächsischen Lehrer die Psyche. Die Betroffenen berichten von Depressionen, Angstzuständen und anderen Problemen. Neun Prozent der untersuchten Pädagogen erklären zudem, dass sie nachts fast nie Erholung finden. Der berufliche Stress verfolgt sie bis ins Bett. Besonders
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betroffen sind demnach Grund- und Oberschullehrer. Letztere klagen zudem am ehesten darüber, sich im Job zu sehr zu verausgaben. Zeitdruck und Überlastung sind zwei Ursachen dafür. Ein Grund für die chronische Überlastung vieler Lehrer dürfte die verschwimmende Grenze zwischen Beruf und Freizeit sein. Denn nicht wenige von ihnen nehmen die Arbeit mit nach Hause. Sie bereiten abends Unterrichtsstunden vor oder korrigieren Klassenarbeiten. Laut einer Umfrage im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes klagt jeder zweite Lehrer darüber, in der Freizeit nicht abschalten zu können. Körperliche Veränderungen wie ein erhöhter Blutdruck, der dem Gesundheitsbericht zufolge bei der Hälfte der untersuchten Pädagogen auftritt, können die Folge sein. ANGEBOTE FÜR LEHRER Neben der arbeitsmedizinischen Vorsorge schützt der Freistaat Sachsen seine Lehrer auch anderweitig vor Stress. Junge Kollegen können sich zum Beispiel für ein kostenloses Training anmelden, damit sie schwierige Situationen von Anfang an meistern. In dem von der reSource GmbH in Dresden angebotenen Projekt »Begleitete Berufseinstiegsphase« werden daher zum Beispiel persönliche Strategien für typische Belastungssituationen entwickelt – wie für das Durchsetzen von Verboten, den Umgang mit Druck ausübenden Eltern oder überraschende Gruppendynamiken in den Klassen. Aber auch für ältere Kollegen gibt es Hilfe. Denn gerade sie leiden unter Stress. Demnach haben sie meist einen höheren Blutdruck und klagen öfter über Schlafstörungen. Außerdem zeigen sie häufiger Burn-out-Symptome. Mit zunehmendem Alter neigen Lehrer zudem öfter dazu, sich im Beruf zu sehr zu verausgaben – gerade für Frauen ein großes Risiko.
FORTBILDUNGEN UND KURSE GEGEN STRESS Damit Lehrer gesund bleiben, bietet der Freistaat viele Fortbildungen an – wie auch die Unfallkasse Sachsen. In einem regelmäßig stattfindenden Seminar werden Fehlbelastungen analysiert und darauf aufbauend Möglichkeiten herausgearbeitet, das eigene Wohlbefinden zu erhalten oder zu fördern. Auch über das Portal für schulinterne Fortbildungen finden Lehrer viele Angebote. Wer in den Katalog zum Beispiel den Suchbegriff »Stress« eingibt, der erhält mehr als 20 Treffer. Ein Klick führt zu Sozialpädagoge und Coach Matthias Petzold. Ziel seiner Arbeit ist es, Stress gesundheitsbewusst zu managen. Einen anderen Ansatz verfolgt Stefanie Schmidt. Die frühere Pädagogin und heutige Qi-Gong-Lehrerin zeigt alternative Möglichkeiten zum Entspannen. Hella Graube kann solche Kurse ebenso wie die kostenlosen Vorsorge und die Beratungen der Betriebsärzte nur empfehlen. Sie hat selbst viele Jahre an einer Oberschule gearbeitet und kennt die Stressfaktoren im Lehrerberuf. Heute leitet sie bei der Sächsischen Bildungsagentur die Stabsstelle für Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement. »Lehrer sind ehrgeizig«, sagt sie. Statt sich krankzumelden, stehen Lehrer weiterhin vor der Klasse, um Vertretungen zu vermeiden. Dabei besteht die Gefahr, dass sie ihre eigene Gesundheit zusätzlich gefährden. Eine gute Nachricht zum Schluss: Trotz Stressrisiko kommt der Gesundheitsbericht zu einem positiven Fazit: Den sächsischen Lehrern geht es gut. Fast die Hälfte von ihnen ist nahezu immer mit ihrer beruflichen Tätigkeit zufrieden, weitere 43 Prozent sind es überwiegend. Ihr Anteil ist damit etwas höher als in der Gesamtbevölkerung.
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20 Minuten Lehrer-Yoga für die Pause Yogalehrerin Ilka Tätzsch zeigt Grundschullehrerin Marie Wünsche-Bellmann, wie man im Schulalltag entspannen kann. Vorbereitung: Für das kurze Pausen-Yoga braucht man lediglich eine weiche Unterlage. Dafür eignet sich eine Yogamatte, ein kleiner Teppich tut es aber auch. Ganz wichtig: Schuhe und Socken ausziehen! Nur so kann die Energie richtig fließen.
Der Fisch: In der Rückenlage die
Hände unter dem Po verschränken und dabei den Hals überstrecken. Diese Übung öffnet Brustkorb und Herz. Es hilft wieder frei zu atmen und positiv zu denken.
Meditation: Im Schneidersitz die Augen schließen und die Hände locker auf die Knie legen. »Erst einmal muss der Kopf frei sein. Bei der Meditation konzentrieren wir uns ganz stark auf die Atmung – also auf eine Sache. Das hilft, negative Gedanken loszuwerden«, erklärt Yogalehrerin Ilka Tätzsch.
Der Baum: Einen Punkt im Raum fixieren, ein Bein anwinkeln und wenn möglich die Arme über dem Kopf zusammenführen. »Eine wichtige Balance-Übung, die uns erdet und fest im Leben stehen lässt. So schöpfen wir neue Kraft und unser Geist kommt zur Ruhe«, weiß Ilka Tätzsch.
Der herabschauende Hund: Hände und Füße stützen, den Rücken dabei strecken, Steißbein nach oben. Wichtig: Der Kopf muss ganz frei hängen. »Das ist eine aktivierende Übung, um das Mittagstief zu überwinden«, sagt Ilka Tätzsch.
Drehsitz: Aus dem Kniesitz heraus den rechten Fuß vor das linke Knie setzen. Die rechte Hand hinter dem Rücken auf den Boden setzen und den Oberkörper drehen. Wichtig: Nur mit geradem Rücken in Drehung gehen. Diese Übung fördert den Stoffwechsel.
Shavasana: Das ist die älteste und wichtigste Entspannungsübung im Yoga. Auf den Rücken legen und dabei nach und nach alle Muskeln lockerlassen. Eine Klangschale oder eine CD können dabei helfen. Übrigens: Die Übungen kann man auch prima gemeinsam mit den Schülern machen. Mehr Infos: www.air-yoga-dresden.de
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»Ich versuche, den beruflichen Stress in der Schule zu lassen. Im Gegensatz zu anderen Kollegen kontrolliere ich nur selten Klassenarbeiten zu Hause. Auch die Unterrichtsstunden bereite ich möglichst im Lehrerzimmer vor. Der Job verfolgt mich dennoch bis nach Hause. In meiner Freizeit beschäftige ich mich zum Beispiel im Unterbewusstsein mit Kindern, die aus schwierigen Verhältnissen kommen. Manche trifft man auch. Richtig abschalten kann ich eigentlich nur beim Singen im Philharmonischen Chor und beim Gerätturnen im Sportverein. Wichtig finde ich zudem den Austausch mit Kollegen oder die Tipps vom Sächsischen Lehrerverband. Dort rät man mir zum Beispiel, dass ich als Referendar nicht alles neu erfinden müsse und für die Unterrichtsvorbereitung nicht ewig Zeit habe. Denn dann würde ich nie fertig werden.«
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der Ludwig-Richter-Oberschule in Lotzdorf
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Drei Lehrer und die Kultusministerin verraten ihr persönliches n ich nur beim n a k Sin Anti-Stress-Rezept: ge tl en
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SILVIA FEHLBERG, 46, amtierende Direktorin des Georgius-Agricola-Gymnasiums in Chemnitz
»Ich habe es mit Yoga versucht. Mit Lesen, Sporttreiben und Stricken. Doch auf andere Gedanken bin ich nach einem zwölfstündigen Arbeitstag als amtierende Direktorin nicht wirklich gekommen. Unterricht, Termine, Konferenzen – all das schlaucht. Deshalb wurde ich hellhörig, als meine Physiotherapeutin mir von der Kinesiologie erzählte – also von einer Behandlungsmethode, die Blockaden löst, Stresssituationen abbaut und Potenziale fördert. Sechs Monate und etliche Übungen später kann ich die Technik nur empfehlen. Das Wohlergehen, die Gesundheit, die Leistungsfähigkeit und damit die Lebensqualität haben sich bei mir deutlich verbessert. Ich war anfangs sehr skeptisch, aber die Methode zeigt Erfolg. Sie hilft mir selbst im Vorfeld von Stresssituationen.«
»Mein Anti-Stress-Programm findet, wenn ich Zeit dafür habe, in der Natur statt. Ich brauche die aktive Bewegung in der heimatlichen Landschaft oder auch einmal das Umgraben in unserem Garten.« Brunhild Kurth, Kultusministerin Sachsen 8
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TITEL
IMMER COOL BLEIBEN
BIRGIT DRÖSSIGER , 51, stellvertretende Leiterin
der Wolfgang-Mutzeck-Schule für Erziehungshilfe in Leipzig
Lehrer sind vielen Stressfaktoren ausgesetzt. Tobias Pardula vom Zentrum für Arbeit und Gesundheit Sachsen (ZAGS) weiß, wie sie diesen am besten begegnen.
»An manchen Tagen reicht es auch mir. Als Förderpädagogin leite ich stellvertretend die 2015 gegründete Wolfgang-MutzeckSchule, eine evangelische Bildungseinrichtung für Erziehungshilfe in Leipzig. Bei uns lernen Schüler mit herausforderndem Verhalten, mit Förderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung. Den Kontakt mit ihnen empfinde ich nicht als Stress. Ich bin gern Lehrerin. Doch mit dem Unterrichten allein ist es ja nicht getan. Ich habe ich das pädagogische Konzept für unsere Schule geschrieben, das seit dem vergangenen Schuljahr umgesetzt wird. Dazu kommen viele andere Aufgaben wie Elternarbeit, Helferkonferenzen, Hilfepläne, das Organisieren praktischer Tage, Buchhaltung und – ganz wichtig – eine differenzierte praxisnahe Unterrichtsvorbereitung. An manchen Tagen ist der Kopf deshalb einfach voll. Entspannung finde ich dann bei meiner Familie, im Garten, beim Fahrradfahren, im Fitnessstudio oder beim Kochen. Wichtig sind zudem meine Kollegen. Alle Probleme werden gemeinsam besprochen und bearbeitet. An manchen Tagen ist das ein riesiges Geschenk.«
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1. Der Körper schwitzt, das Herz rast, in Gedanken geht alles schief: Stress äußert sich in vielen Facetten. Ihm permanent eine Kippe anzubieten und damit auf ruhigere Zeiten zu hoffen, ist allerdings der falsche Weg. »Wichtig ist es, mit einer Selbstdiagnose zu beginnen«, sagt Tobias Pardula vom ZAGS. Lehrer sollten sich fragen, was bei ihnen Stress auslöst und wann sie sich erschöpft, angespannt oder unruhig fühlen. 2. Häufig sind es die eigenen Einstellungen, die den inneren Druck erzeugen oder verstärken. Denn viele Lehrer wollen permanent allen Stressfaktoren gewachsen sein – der Dauerkonzentration auf das Fachwissen, den Konflikten mit Schülern, Eltern und Kollegen oder den neuen Vorgaben der Behörden. Auch parallel zu bewältigende Aufgaben oder unvorhergesehene Vertretungsstunden wollen einige ständig meistern. Ohne Energiereserven geht dies allerdings schief. 3. »Ausgehend von den eigenen Stressauslösern ist zu prüfen, was sich zur Stresskompensation anbietet«, sagt Tobias Pardula. »Gute Planung und effektive Organisation vermeiden Zeitdruck.« Lehrer sollten sich demnach zum Beispiel fragen: Wird Wichtiges von Unwichtigem unterschieden? Können Aufgaben delegiert werden? Werden Pausen wirklich zur Erholung genutzt?
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4. Selbst Auszeiten von zehn Minuten helfen ihm zufolge schon. Bewährt gegen Stress hätten sich zudem Entspannungsübungen wie autogenes Training oder Yoga. Bewegung sei äußerst wirkungsvoll. Sie hilft, zum Alltag auf Abstand zu gehen. Auch Weiterbildungen empfiehlt Tobias Pardula – vor allem für den Erwerb sozialer Kompetenzen. »Wer weiß, wie man eigene Ansichten und Wünsche darlegt und auch den Kollegen aktiv zuhört, kann Stress in sozialen Situationen beachtlich vorbeugen und begegnen«, sagt er. 5. Als einer der wichtigsten Schutzfaktoren, damit Lehrer gesund bleiben, gilt ihm zufolge die soziale Unterstützung im Kollegium und durch die Schulleitung. Der Austausch, gemeinsame und verbindliche Absprachen sowie ein positives soziales Klima sind entscheidend.
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Anders als Schule KLASSE hat Robin und Henrike in den Sommerferien einen Tag im Schülercamp begleitet. TEXT: BRIGITTE PFÜLLER · FOTO: DETLEV MÜLLER
Rund 225 Schüler besuchten dieses Jahr in den Sommerferien ein Schülercamp in Sachsen, um schulisches Wissen durch praktische Anwendung zu festigen, ihre sozialen Kompetenzen zu fördern und an ihrer Motivation sowie individuellen Strategien fürs Lernen zu arbeiten. Henrike und Robin haben auch Lernprobleme und sich deshalb für eins von den acht Schülercamps in Sachsen angemeldet, die aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert werden. 1. Ein bisschen Angst haben Robin und Henrike schon, als sie mit dem Bus beim Schülercamp ankommen. Doch die Skepsis verfliegt innerhalb von Sekunden: Denn der Tag im Schülercamp beginnt völlig anders als in der Schule – mit einem Spiel, bei dem die Bälle fliegen. Ein Ball-Spiel, das die Konzentration fördert und durch das Rufen der Teilnehmernamen das Ged ächt n is schult. 10
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2. Auch der zweite Programmpunkt erinnert Robin und Henrike so gar nicht an den Schulunterricht. Mit Papier sollen sie Musik machen. Erst danach geht es ans eigentliche Lernen und Arbeiten. Robin und Henrike haben während des Schülercamps eine große Aufgabe zu meistern: Entweder sie fertigen eine Blockflöte selbst an oder erstellen ihr eigenes Hörspiel. Der Sinn dahinter: den Schülern zeigen, wo ihre Stärken liegen. Für die Aufgabe braucht es handwerkliches Geschick, Kreativität und eine gute Portion Ausdauer. Henrike und Robin können sich ausprobieren, erhalten Bestätigung und Selbstvertrauen. Das hilft auch im Schulalltag. 3. Robin zeigt stolz seine halbfertige Flöte. Die Löcher sind schon zu sehen, nur am Mundstück ist noch einiges zu tun. »So was habe ich noch nie gemacht. Da brauchst du eine Menge Geduld und Spucke. Viel mehr als in der Schule. Aber es macht Spaß,« freut sich der 16-Jährige über sein bisheriges Zwischenergebnis. Er bläst in das Instrument – und tatsächlich gibt es Töne von sich. Noch etwas schräg, aber immerhin. Zum Glück sind Fachleute, zwei Instrumentenbauer, mit im Camp. Sie geben Rat und Hilfe. 4. Auch den jungen Hörspielautoren steht ein Spezialist zur Seite. Henrike war am Vormittag mit einer Freundin unterwegs, um Töne und Geräusche zu sammeln. »Wir waren bei den Kühen im Stall und auf der Weide, auf der Straße und auf der Wiese«, erzählt sie. 5./6. Nach dem gemeinsamen Mittagessen setzt sie sich die Kopfhö-
rer auf und schaltet den Computer an. »Beim Schneiden muss man sehr aufpassen. Da brauchen wir Stille«, sagt Henrike selbstbewusst. Das Thema für das Hörspiel hat sich die 14-Jährige selbst gewählt. Es heißt: »Das Dorf ist nicht still.« Dann sitzt sie fast drei Stunden konzentriert vor dem PC. »Das Hörspiel muss doch in der Campwoche fertig werden. Denn wir wollen es am letzten Tag den anderen vorstellen,« sagt sie. Auch Robin wird seine Arbeit zum Abschluss des Schülercamps präsentieren. Der Bus wartet bereits vor der Tür, der am Nachmittag Henrike und Robin wieder nach Hause bringt. »Aber eigentlich will ich noch gar nicht nach Hause«, sagt Henrike und schmunzelt.
AUS SCHÜLERSICHT
Große Sprünge Der Schulversuch »Gestreckte Fachoberschule für Leistungssportler« bietet Nachwuchsspitzenathleten wie Simon Zienert gute Bedingungen, um gleichzeitig schulisch und sportlich Großes zu leisten. TEXT: BEATE DIEDERICHS · FOTO: AMAC GARBE
Zwei Vollzeitjobs: Simon Zienert vereint Schule und Leistungssport.
Auf dem Platz macht Leichtathlet Simon Zienert große Sprünge. Sieben Meter einundfünfzig ist seine Bestweite: »Damit bin ich deutschlandweit einer der Besten in meiner Altersklasse.« Seine schulischen Sprünge wurden allerdings bis vor einem Jahr kürzer. Am Sportgymnasium Dresden merkte er in Klasse zehn: Trainiert er weiterhin intensiv Leistungssport, wird er die Oberstufe nicht schaffen. »Damit stand ich vor zwei für mich unbefriedigenden Alternativen: Schwerpunkt auf die Schule legen – also Abi am Sportgymnasium anpeilen und den Sport auf Freizeitniveau herunterfahren. Oder die Schule verlassen und eine Ausbildung beginnen, was mir auch kaum Zeit für den Sport gelassen hätte«, erklärt der Zwölftklässler. SCHULVERSUCH FÜR JUNGE LEISTUNGSSPORTLER Doch zum Glück gab es für Simon doch noch eine dritte Möglichkeit: Zu Beginn des Schuljahres 2015/16 startete am Beruflichen Schulzentrum (BSZ) für Technik in Dresden ein Schulversuch, der eigens für Schüler wie Simon entwickelt worden ist: Bei »Gestreckte Fachoberschule für Leistungssportler« können junge Athleten ihre Fachhochschulreife in drei statt zwei Jahren erwerben.
»Dabei dehnen wir die Klasse zwölf auf zwei Jahre«, sagt Schulleiter Dr. HansGeorg Clemens. »So haben die Sportler pro Jahr nur die halbierte Stundenzahl eines normalen Zwölftklässlers und mehr Zeit fürs Training. Damit können sie schulisch und sportlich Bestleistungen erringen.« Außerdem wird der Schulversuch durch die Sportwissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig begleitet. Die Wissenschaftler analysieren die Situation der Schüler, Lehrer und Trainer, berichten über schulische und sportliche Erfolge und erarbeiten daraus Optimierungsansätze. Simon bewarb sich und bekam einen Platz: Denn er brachte eine Empfehlung vom Olympiastützpunkt mit, die wichtigste Bedingung, um an dem Modell teilnehmen zu können. Simons Klasse 12 D – D steht für »Dehnung« – ist die erste, die den sachsenweit einzigartigen Schulversuch durchläuft. Seine Mitschüler betreiben unterschiedliche Sportarten: Leichtathletik, Rudern, Eisschnelllauf, Kanu – und natürlich Fußball. »Wir kooperieren sehr gut mit Dynamo Dresden«, sagt der Schulleiter. Die Idee für den Schulversuch kam von Trainern des Olympiastützpunktes Leichtathletik. Sie wünschten sich ein Modell, mit dem Schüler über die
zehnte Klasse hinaus Sport und Schule gut verbinden können, auch wenn sie beispielsweise nicht das Abitur am Sportgymnasium machen. So wie Simon. SCHULE UND SPORT AUFEINANDER ABGESTIMMT Der Weitspringer und seine Mitschüler haben in Klasse 12 an den meisten Tagen nur drei Stunden Unterricht. »Da trainiere ich ab acht Uhr für zwei, drei Stunden im Stadion oder in der Halle, fahre dann zur Schule und sitze bis etwa halb drei im Unterricht. Danach fahre ich oft noch mal für ein paar Stunden zum Training. Für Hausaufgaben und um Tests vorzubereiten gibt es die Individualarbeitsstunden an der Schule. So muss ich in der Regel abends nichts mehr für den Unterricht tun«, erzählt Simon. In diesen Arbeitsstunden helfen auch Lehrer denjenigen Schülern, die Stoff verpasst haben, weil sie im Trainingslager waren. Schulisch ist Simon Zienert nun ebenso erfolgreich wie sportlich: Als Jahrgangsbester der D-Klasse mit besonders guten Leistungen in Mathe hat er ein klares Berufsziel: Physiotherapeut. Und bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio will er einen Sprung hinlegen, der seine jetzige Bestweite noch übertreffen soll. KLASSE
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INTERVIEW
»Ein ziemlich hilfloses Unterfangen« Wer Abitur hat, den zieht es in die Stadt und der bleibt dort auch nach dem Studium. Demografieforscher Manuel Slupina spricht deshalb von einem Abwanderungs-Effekt, den man quasi nicht aufhalten kann. INTERVIEW: NICOLE KIRCHNER
E Warum zieht es Menschen mit einem höheren Bildungsabschluss in die Ballungsräume? Manuel Slupina: Mit dem steigendem Anteil der jungen Menschen, die Abitur machen, wächst auch die Zahl jener, die nach der Schule studieren möchten. Da gibt es natürlich nur bestimmte Orte, wo man das kann: Städte, in denen es eine Hochschule oder eine Universität gibt. Deswegen sind gerade die Großstädte für junge Leute besonders attraktiv. Wir sehen aber auch, dass mittelgroße Städte einen bestimmten Reiz auf die 18- bis 24-Jährigen haben können, wenn sie über eine Hochschule verfügen. So weisen Städte wie Mittweida oder Freiberg in Sachsen positive Wanderungssalden unter den jungen Erwachsenen auf.
umliegenden Unternehmen verknüpfen kann. Ebenfalls eine die Idee: Junge Absolventen bei der Gründung eigener Unternehmen zu unterstützen. Durchschnittlicher jährlicher Wanderungssaldo je 1.000 Einwohner zw. 18 und 24 Jahre, zw. 2008 und 2013 Datengrundlage: Statistische Ämter des Bundes und der Länder; eigene Berechnung
E Welche Ballungsräume sind in Sachsen bei Abiturienten besonders beliebt? Ganz vorn ist momentan Leipzig. Leipzig hat es geschafft, bei allen Altersgruppen positive Wanderungssalden zu haben – besonders stark aber bei den Bildungswanderern. Das ist ein stückweit überraschend: Leipzig war eine Stadt, die in den 1990erJahren noch als eine schrumpfende Großstadt galt und wo man sich Gedanken gemacht hat, wie man Rückbau organisieren kann. Jetzt aber ist Leipzig sehr attraktiv geworden. Ähnlich ist es in Dresden. Ebenfalls beliebt bei den jungen Leuten sind noch Chemnitz und Zwickau, wenn auch nicht ganz so stark ausgeprägt. E Wie sieht es nach dem Studium aus? Bei den Berufswanderern zwischen 25 und 30 Jahren sehen wir, dass viele dieser kleineren Hochschulstandorte wie etwa Mittweida Schwierigkeiten haben, die jungen Leute zu halten. Das heißt, oft bleiben diese mittelgroßen Städte dann eine Durchgangsstation und die Leute gehen nach dem Studium wieder weg. Sie zieht es zum Jobeinstieg in eine andere Region. E Was können mittelgroße Städte tun, um nicht eine Durchgangsstation zu bleiben? Einige Städte schauen, wie man das Bildungsangebot an den Hochschulen mit dem Bedarf an Arbeitskräften bei den 12
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Wenn es Abiturienten aus den ländlichen Regionen in die BalE lungsgebiete zieht, was hat das für Konsequenzen für den ländlichen Raum? Bei dem ländlichen Raum, der an Leipzig oder an Dresden grenzt, müssen wir uns keine großen Gedanken machen. In entlegenen Regionen sieht es da schon anders aus. Die verlieren besonders bei den jüngeren Altersgruppen, also bei den 18- bis 30-Jährigen, durch Abwanderung – mit langfristigen Folgen: Denn diese jungen Leute kehren später häufig nicht in ihre dörfliche Heimat zurück. Sie bleiben in den Großstädten und gründen dort ihre Familien. Die ländlichen Regionen verlieren damit nicht nur durch Abwanderung, ihnen fehlen auch Menschen im potenziellen Familiengründungsalter. Die Einwoh-
INTERVIEW
nerzahlen gehen dort also deutlich zurück. Das wirkt sich negativ auf die Daseinsvorsorge vor Ort aus. Der Dorfladen schließt. Der Bus fährt nur noch selten. Der Arzt, der in Rente geht, findet keinen Nachfolger. Somit nimmt die Versorgungsqualität in diesen Regionen ab. Daraus kann im schlimmsten Falle eine Abwärtsspirale entstehen: Die Region wird noch unattraktiver und noch mehr Leute entscheiden sich wegzuziehen.
Wanderungssalden je 1.000 Einwohner der jeweiligen Altersgruppe ausgewählter ostdeutscher Uni- oder Hochschulstädte, 2013 Datengrundlage: Statische Ämter des Bundes und der Länder; eigene Berechnung
zu werben und aufzuzeigen, dass sie auch bei ihnen einen guten Job bekommen können. Denn es gibt im Osten auch ländliche Regionen, die händeringend nach Fachkräften suchen. E Ist das Thema Bildungswanderer ein ostdeutsches Problem oder ein gesamtdeutsches Problem? Wir haben das in dieser Studie nur für die ostdeutschen Bundesländer untersucht. Problem würde ich es auch nicht nennen. Es ist aber ein Trend, den man natürlich auch in westdeutschen Regionen sieht. Was man jedoch für den Osten sagen muss, ist, dass es in den 1990er-Jahren noch eine zusätzliche Entwicklung gab. Mit der Abwanderung gen Westen und den niedrigen Kinderzahlen in den 1990er-Jahren rückt jetzt eine halbierte Generation ins Familienalter vor. Deshalb zeigt sich der demografische Wandel in einigen ostdeutschen Regionen besonders deutlich. Kann man diesen negativen Wanderungstrend aus den 1990erE Jahren wieder stoppen und vielleicht sogar umkehren? Da hat sich grundlegend etwas verändert. Es war lange so, dass die ostdeutschen Bundesländer im Saldo Abwanderungen verzeichnet haben. Der ist jedoch heute wieder weitestgehend ausgeglichen. Wenn man Berlin zu den fünf Flächenländern noch dazu nimmt, ziehen seit 2013 sogar mehr Menschen vom Westen in den Osten als in umgekehrte Richtung. Das liegt vor allem an der Attraktivität der Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Die haben den neuen Bundesländern zur lang ersehnten Trendwende verholfen.
E Was müsste der ländliche Raum tun, um seine Bildungswanderer doch zum Bleiben zu animieren? Das ist ein ziemlich hilfloses Unterfangen. Ich glaube, es ist auch gar nicht sinnvoll, so an die Sache ranzugehen. Es hat natürlich für die Gesellschaft einen gewissen Vorteil, dass mehr Leute Abitur machen und dann zum Studieren in die großen Städte gehen. Das sollte man auch nicht verhindern. Was man jedoch probieren kann: Bei den Altersgruppen zu
»Es ist also wichtig, ein familienfreundliches Umfeld auch in kleineren Dörfern zu erhalten.« schauen, bei denen man eine Chance hat, sie für den ländlichen Raum zu begeistern. Dazu zählen vor allem die Familienwanderer. Auch wenn sie, wie bereits erwähnt, häufig in den Städten bleiben, im Vergleich zu anderen Altersgruppen sind sie noch am ehesten bereit, aufs Land zu ziehen. Einige ländliche Regionen können bei ihnen einen leicht positiven Wanderungssaldo verbuchen. Es ist also wichtig, ein familienfreundliches Umfeld auch in kleineren Dörfern zu erhalten. Grundschulen sind in diesem Zusammenhang entscheidend. Sie sollten möglichst nicht geschlossen werden, sondern in kleineren Einheiten erhalten bleiben, zum Beispiel durch jahrgangsübergreifenden Unterricht. Das Gleiche gilt auch bei Kitas. Denn auch Betreuungsmöglichkeiten müssen in ländlichen Regionen vorhanden sein. Nur so schafft man ein Umfeld, das es jungen Familien ermöglicht, sich für ein kleineres Dorf zu entscheiden. E Sollte man in den ländlichen Regionen auch die Oberschulen stärken? Und die Schüler animieren, einen guten Oberschulabschluss zu machen, statt aufs Gymnasium zu gehen? Ob jemand Abitur macht oder nicht, sollte nicht davon abhängen, ob er auf einem Dorf oder in der Stadt groß wird. Was die Regionen jedoch tun können, ist, um die jungen Menschen
E Kann man dieses Defizit aus den 1990er-Jahren ausgleichen? Oder wird das noch mehrere Generationen beschäftigen? Das ist etwas, womit man leben muss. Man kann rückwirkend nicht diese halbe Generation, die fehlt, irgendwie auffüllen. Das ist ein sehr langfristiger und ein sehr träger Prozess. Positiv ist aber, dass nicht noch weitere Abwanderungsverluste dazu kommen. Und ebenfalls positiv ist, dass zunehmend mehr Menschen aus Europa oder aus Ländern außerhalb von Europa nach Deutschland kommen. Das mildert den Bevölkerungsrückgang vielerorts ab. Einige Gemeinden konnten durch die Zuwanderung sogar wieder auf den Wachstumspfad zurückfinden.
MANUEL SLUPINA
arbeitet seit 2011 als wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Er veröffentlichte 2016 gemeinsam mit Dr. Reiner Klingholz und Theresa Damm die Studie »Im Osten auf Wanderschaft – wie Umzüge die demografische Landkarte zwischen Rügen und Erzgebirge verändern«. In einem Kapitel widmet sich die Studie den sogenannten Bildungswanderern, die nach dem Abitur oftmals in die großen Ballungsräume ziehen, dort studieren und auch nach dem Studium da bleiben. Diese Entwicklung hat demografische Folgen für die ländlichen Räume. DIE STUDIE ZUM DOWNLOAD UNTER: www.berlin-institut.org/ publikationen/studien/im-osten-auf-wanderschaft.html
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RECHT UND ORDNUNG
Immer erreichbar E-Mails, Smartphones und die sozialen Netzwerke haben die Kommunikation zwischen Lehrern, Eltern und Schülern in den letzten Jahren stark verändert. KLASS E erklärt, was Lehrer beim Einsatz der neuen Medien wissen müssen.
E Muss ich als Lehrer rund um die Uhr für Schüler und Eltern erreichbar sein? Lehrer sein ist zwar sicher auch Berufung, muss deswegen aber noch lange nicht zur 24-Stunden-Bereitschaft führen. Auch für Lehrer gelten die üblichen arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen für den öffentlichen Dienst mit 40 Wochenstunden als Arbeitszeit – außer man ist teilzeitbeschäftigt. Es muss deshalb grundsätzlich genügen, wenn Schüler und Eltern die Lehrer während der schulüblichen Zeiten erreichen können. Im Einzelfall und gegebenenfalls nach Absprache stehen Lehrer auch zu anderen Zeiten zur Verfügung, zum Beispiel bei einem besonderen Interesse von Eltern oder am Elternabend. Dies sind jedoch Ausnahmen, nicht die Regel. Sollte es deswegen zum Beispiel von Seiten der Eltern Beschwerden geben, kann in solchen Fällen auch die Schulleitung vermitteln. E Muss ich als Lehrer meine private Mailadresse Schülern und Eltern bekannt geben? Nein. Bedienstete sind nicht verpflichtet, ein privates E-MailPostfach zu führen und diese private Mailadresse an Schüler und Eltern zu kommunizieren. Allerdings: Wenn ein dienstliches E-Mail-Postfach zur Verfügung steht, ist dieses natürlich zu nutzen. Ebenfalls besteht keine E-Mail-Pflicht für Schüler bzw. Eltern. Das heißt, Eltern können schulrechtlich nicht verpflichtet werden, für sich oder ihre Kinder ein E-Mail-Postfach anzuschaffen. Die Kommunikation zwischen Schülern, Eltern und Lehrern muss deshalb grundsätzlich ohne E-Mails an Eltern und Schüler funktionieren können. Wenn alle in einer Klasse ein E-Mail-Postfach haben und bereit sind, es für schulische Zwecke kontinuierlich zu sichten, darf es gern als Kommunikationsmittel genutzt werden. Hier kommt es auf die Eigenverantwortung der schulischen Gemeinschaft vor Ort an. Schüler, Eltern, Lehrer und Schulleitung sollten sich dazu abstimmen, aber auch eine Ablehnung durch einzelne Eltern oder Schüler akzeptieren. E Dürfen Lehrer mit Schülern über WhatsApp kommunizeren? Ja, Schüler und Lehrer dürfen per WhatsApp miteinander kommunizieren. Für die dienstliche Nutzung ist allerdings zu beachten, dass Nachrichten, die alle Schüler angehen (zum Beispiel Termine für Elternabende, Hausaufgaben, Infos für Klassenfahrten etc.) nicht ausschließlich über WhatsApp 14
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kommuniziert werden dürfen. Dies würde dazu führen, dass alle Schüler einer Klasse verpflichtet sind, WhatsApp zu haben und zu nutzen. Die Durchsetzung einer solchen Verpflichtung ist aber rechtlich nicht möglich. Außerdem ist Vorsicht geboten bei der Übermittlung schulbezogener sensibler Daten. Dazu gehören zum Beispiel Zensuren und Leistungsbewertungen, Krankmeldungen oder Klassenfotos. Solche personenbezogenen Daten sollten nicht auf internetbasierten Dialogplattformen übermittelt werden, weil ein wirksamer Schutz gegen den unbefugten Zugriff Dritter nur schwer sicherzustellen ist – das gilt für WhatsApp aber auch für andere soziale Netzwerke wie beispielsweise Facebook. E Wie stelle ich am besten Unterrichtsmaterial im Netz zur Verfügung? Arbeitsblätter, Zusatzmaterial, Lesestoffe – es gibt für Lehrer viele Gründe, ihren Schülern Material zur Verfügung zu stellen. Nicht nur als Kopie, sondern digital. Deshalb empfiehlt das SMK seit 2014 die eigenen Plattformen »LernSax« (www.lernsax.de) beziehungsweise »OPAL-Schule« (schule. olat.de). LernSax bietet eine Umgebung, die sowohl Schulorganisation als auch das schulische Lernen unterstützt. Lehrer, Schüler, Eltern und weitere Bildungspartner nutzen Kommunikationsund Datenaustausch-Strukturen, koordinieren Arbeits- und Lernprozesse in schulbezogenen und schulübergreifenden Gruppen oder nutzen die Möglichkeiten zur Ressourcen- und Terminverwaltung. Derzeit besitzen rund 41.000 Lehrer, Schüler und deren Eltern (Sept. 2016) einen Zugang zu LernSax, darunter auch schulübergreifende Projekte. OPAL-Schule ist ein Lernmanagementsystem, das verschiedene Formen von webbasiertem Lernen und Lehren unterstützt. Ein wesentliches Element ist die Arbeit in Kursen, in denen Lernenden Inhalte in Form von Kursbausteinen zur Verfügung gestellt werden.Daneben wird auch die Arbeit in kursunabhängigen Arbeitsgruppen unterstützt. Bewertbare Kursbausteine ermöglichen den Erwerb von Leistungsnachweisen und die Generierung der dazu gehörigen Zertifikate. WEITERE INFORMATIONEN »Hinweise zur dienstlichen Nutzung von sozialen Netzwerken an Schulen« unter www.schule.sachsen.de/download/download_bildung/14_07_verhaltenshinweise_smk.pdf
FR AGEBOGEN
»Ich wäre gerne Profi in einer besser bezahlten Sportart« Was macht einen guten Lehrer aus? Und einen guten Schüler? Mit dem KLASSE-Fragebogen bitten wir Bildungsträger und Prominente aus Sachsen, uns einen Einblick in ihre persönlichen Lernerfahrungen zu geben.
Als ich klein war, wollte ich Ballerina werden (steht so im Freundebuch
meiner Schwester).
Meine Eltern wollten dass ich glücklich und erfolgreich werde,
wenn ich groß bin.
Als Schüler war ich gut in Englisch, Sport, Musik und Bio. Heute bin ich gut in meiner Sportart, dem Kunstturnen, besonders
am Barren.
Mein liebsten Schulfächer waren: Sport und Bio. Das Schulfach, das ich überhaupt nicht mochte, war: Geschichte. Das hat mich in der Schule am meisten genervt: Hausaufgaben. Das hat mir an der Schule am besten gefallen: In der Sportoberschule fand
ich die Kooperation zwischen Lehrern und Trainer optimal.
Ein guter Lehrer: gestaltet seinen Unterricht interessant und
nimmt sich auch danach Zeit für seine Schüler.
Ein guter Schüler: ist aufmerksam, respektvoll und interessiert am Unterricht. In meinem Leben will ich noch: Sprachen lernen. Am besten kann ich mich konzentrieren, wenn: ich meine Ruhe habe. Mein Lieblingsbildungsort ist: auf dem Balkon meiner Wohnung bei schönem
Wetter.
Wenn ich meinen Beruf noch einmal wechseln würde, dann würde ich Profi in einer
besser bezahlten Sportart werden.
Als Ausgleich zu meiner Arbeit: Musik hören und entspannen.
SOPHIE SCHEDER
gewann bei den Olympischen Spielen 2016 Bronze am Stufenbarren. Es war die erste deutsche Medaille an diesem Gerät seit 28 Jahren. Sophie Scheder wurde 1997 in Wolfsburg geboren und wechselte mit elf Jahren an den Bundesstützpunkt Kunstturnen nach Chemnitz, um dort beim TuS Altendorf 1861 e.V. unter besseren Bedingungen trainieren zu können. 2011 gewann sie als Deutsche Jugendmeisterin im Mehrkampf und im Sprung ihren ersten großen Titel. Zu ihrem Paradegerät zählt der Stufenbarren. Die Kunstturnerin mischt an diesem Gerät bei Europa- und Weltmeisterschaften immer ganz vorn mit. Sophie Scheder besuchte in Chemnitz die Sportoberschule und gehört als Sportsoldatin zur Sportfördergruppe der Bundeswehr.
Ich liebe an meinem Job, dass ich viel Abwechslung habe und viele Leute
kennenlerne, wenn ich auf Wettkämpfen bin.
Ich verlasse nie das Haus ohne: mich auf den Tag vorzubereiten. Meine Kollegen/Freunde sagen von mir, dass ich: freundlich und hilfsbereit bin. KLASSE
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